Caput mortuum von LadyAllan (Tendershipping) ================================================================================ Kapitel 1: What's gone is forever lost?? ---------------------------------------- Caput mortuum Nun hatte ich es also wirklich geschafft. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass dieser Tag wirklich einmal kommen würde. Aber nun war er da, der Tag, an dem mein bester, mein einziger Freund gegangen war und es war meine Schuld. Wer hätte auch ahnen können wie sehr ihn meine Aktion verletzen würde? Natürlich wollte ich ihm damit weh tun, immerhin war ich blind vor Eifersucht und wollte ihm den Schmerz, den er mir zugefügt hatte, zurückzahlen. Wieder und wieder besah ich mir den mehrfach zerknüllten und anschließend wieder geglätteten Zettel mit dem ich den einzigen Menschen, dem ich jemals etwas bedeutete, vergrault hatte. Seufzend legte ich den Papierfetzen neben mich auf mein Bett und starrte zum bestimmt hundertsten mal aus dem Fenster. Noch immer brannte mir dieses Bild vor den Augen als hätte es sich für die Ewigkeit in meine Netzhaut hineingefressen. Das Foto selbst hatte nicht die beste Qualität, da ich es mit dem Handy aufgenommen hatte und doch zeigte es deutlich wie mein ehemals bester Freund seine Zähne in den Hals eines jungen Mädchens mit schulterlangen braunen Haaren gebohrt hatte. Allein bei dem Gedanken an ihr seliges Lächeln kochte die nur allzu bekannte Eifersucht in mir hoch. Vampir hin oder her, was fiel ihm ein mit diesen ganzen Mädchen auszugehen um anschließend ihr Blut zu trinken? Nun könnte man meinen ich hätte auch mein letztes bisschen Verstand eingebüßt, da ich meinen Freund als Vampir bezeichnete. Dem war aber nicht so. Er war ein Vampir. Schon bei unserer ersten Begegnung wusste ich es. Was genau mich zu dieser Annahme veranlasste wusste ich bis heute nicht. Vielleicht waren es die langen weißen Haare oder die dunklen Augen, welche die Farbe geronnenen Blutes hatten. Ich habe lange nach einer Farbbezeichnung gesucht, die dem Ton seiner Iriden entsprechen würde. Caput mortuum. Caput mortuum war ein Farbton irgendwo zwischen Dunkelrot Violett und Braun. Direkt übersetzt bedeutete es Totenkopf und angeblich war es der Farbton, den das geronnene Blut an den Schnittstellen abgeschlagener Schädel annahm. Als ich den Namen dieser Farbe und die Herkunft der Bezeichnung las wusste ich, dass es genau dieser Farbton war, der mich jedesmal faszinierte, wenn ich ihm in die Augen sah. Allerdings glaubte ich nicht, dass es sein auffälliges Äußeres war, welches mich darauf brachte was er war. Immerhin hatte ich dieselbe ungewöhnliche Haarfarbe und dunkelbraune Augen und ich war kein Vampir. Viel mehr nahm ich an, dass es seine Ausstrahlung war, die mir vom ersten Augenblick an entgegen schrie wer er wirklich war. Das erste mal hatten wir uns vor drei Jahren getroffen, als wir in die selbe Klasse kamen. Ich hatte nie wirkliche Freunde und es interessierte sich auch nie jemand für mich. Doch ausgerechnet er suchte immer wieder meine Nähe. Anfangs überforderte mich die Situation maßlos. Ich hatte Angst, war aber gleichzeitig auch unglaublich von diesem Wesen fasziniert. Es war unheimlich wie er mich mit diesem intensiven Blick ansah und doch konnte ich nicht umhin mich geschmeichelt zu fühlen, dass so ein schöner Mann ausgerechnet mir seine Aufmerksamkeit schenkte. In meinen Augen war alles an ihm einfach nur schön. Nun ja, alles bis auf seinen Namen, der war ein bisschen arg seltsam. Mal im Ernst, wer hieß schon Nero Faust? Aber das war eigentlich gar nicht wichtig. Es zählte nur, dass er mich aus welchen Gründen auch immer erwählt hatte sein Freund zu werden. Das Schöne daran war nicht nur, dass ich jemanden gefunden hatte, der mir vertraute und gerne bei mir war. Nein, das wirklich wundervolle an unserer Beziehung war, dass er sich nur mir gegenüber öffnete. Die Nähe eines anderen Menschen suchte er nur wenn er seinen Durst stillen wollte. So hatte er auch seine auffallend vielen Dates begründet, als ich mich darüber beschwerte, dass er jeden Tag mit einer anderen Frau ausging. Bis auf diese kleine verstörende Tatsache war es als würde er nur mir gehören. Mittlerweile glaube ich, dass ich trotz meiner Angst vom ersten Moment in ihn verliebt war, auch wenn ich mir dies erst viel später eingestand. Leider hatte ich bis heute nicht den Mut mich ihm zu erklären. Hätte ich ihm früher gesagt, was ich für ihn empfinde, dann hätte er vielleicht Rücksicht auf meine Gefühle genommen und ich wäre nicht durchgedreht und hätte überall in der Schule diese verdammten Zettel verteilt. Aber was half mir ein Leben im Konjunktiv? Nun stellt sich noch die Frage was mich letztendlich dazu gebracht hatte in einen derartigen Rausch der Eifersucht zu verfallen. Immerhin hatte ich mich beinahe drei Jahre lang damit abgefunden, dass Nero sich jede Nacht mit irgendwelchen Frauen traf. Der Anlass hierfür hatte unter anderem mit der zusammengeknüllten Farbkopie, welche neben mir auf dem Bett lag, zu tun. Das braunhaarige Mädchen auf dem Bild war unsere Klassensprecherin und sie schien in letzter Zeit wie besessen darauf mit meinem Freund auszugehen. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass mich diese Tatsache ziemlich nervte. Somit hatte ich beschlossen dem ganzen einmal auf den Grund zu gehen. Nero behandelte sie nicht wirklich freundlich und schien sich auch sonst einen Dreck um sie zu scheren. Wieso wollte sie also immer wieder Zeit mit ihm verbringen? Ich schlich ihnen bei ihrer nächsten Verabredung nach um herauszufinden, was zwischen den beiden war. Zu meinem Erstaunen passierte nichts und mit nichts meine ich auch nichts. Kein Kuss, kein Händchenhalten, ja nicht einmal eine kleine Berührung. Erst als er sie nach Hause brachte und sich verabschiedete berührte er sie. Zunächst hauchte er ihr einen sanften Kuss auf den Hals und biss anschließend hinein. Das war nun nicht wirklich überraschend, da ich ja wusste, dass dieser Augenblick für ihn der einzige Grund für die Verabredung gewesen war. Viel mehr überraschte mich der Gesichtsausdruck des Mädchens. Noch nie hatte ich einen derart befreiten Gesichtsausdruck gesehen. Ich war so fasziniert, dass ich ein Foto von der Szene schoss. Seit jener Nacht ging mir die Frage nicht aus dem Kopf wie sich ein Biss von einem Vampir wohl anfühlte. Ich wusste, dass ein Vampir keine gefährliche Menge an Blut trank, gerade soviel wie bei einer Blutspende abgezapft wurde. Seit dem bearbeitete ich meinen Freund jeden Tag, damit er nur ein einziges mal von meinem Blut trank. Es war nicht einfach ihn zu überzeugen. Ständig redete er sich damit heraus, dass ich ihm zu wichtig wäre und er mich nicht wie ein Futtertier behandeln wollte. Aber irgendwann gab er dann doch nach und so kam ich letztendlich doch noch in den Genuss dieses unbeschreiblichen Gefühls. Ja, einfach nicht zu beschreiben, so war das Gefühl als sich die kleinen spitzen Zähne in die Vene bohrten. Es tat nicht weh im Gegenteil, es fühlte sich verdammt gut an. Wäre ich keine Jungfrau hätte ich das Gefühl eventuell mit Sex verglichen. Aber auf dem Gebiet hielt ich mich lieber zurück. Nun war mir auch klar, wieso sich nie eine der Frauen darüber beschwerte von Nero gebissen zu werden. Wahrscheinlich hielten sie es am Ende für einen sanften Kuss. Mein Verlangen nach dieser Erfahrung war damit zwar gestillt allerdings wuchs die Eifersucht mit jedem weiteren Tag. Allein die Vorstellung, dass mein Freund diesen Frauen jede Nacht so ein wundervolles Gefühl schenkte lies mich rasen. Ich wollte nicht, dass er mit ihnen ausging, auch wenn es nur einem Zweck diente und was noch viel wichtiger war, ich wollte nicht, dass es einer dieser Frauen mit ihm gefiel, nicht eine Sekunde. Er sollte mir gehören. Niemand sollte je wieder mit ihm ausgehen dürfen. Dieser Gedanke war es, der mich dazu veranlasste allen die Augen über meinen Freund zu öffnen. Hatte ich bis jetzt erwähnt, dass er ein Vampir war, so hatten sie mich für verrückt gehalten. Aber jetzt hatte ich einen Beweis, das Foto, welches ich von Nero und dem Mädchen geschossen hatte. Ich sah noch genau die zunächst ungläubigen und dann verletzten rotbraunen Augen vor mir als er mir einen der von mir angefertigten Flyer übergab. In dem Moment spürte ich, dass ich ihn verletzt hatte. Er hatte immer versucht zu verbergen was er war auch mir gegenüber hatte er nur ein einziges mal eingeräumt, dass ich mit meinem Vampirquatsch, wie er es nannte, recht hatte. Er hatte nichts gesagt und mir einfach den Papierfetzen in die Hand gedrückt. Ich selbst brachte keinen Ton heraus. Viel zu viele Gefühle brachen über mich herein. Da waren Scham, Unsicherheit und Wut auf mich selbst. Ich hatte meinen besten Freund und gleichzeitig meine erste Liebe betrogen, indem ich der ganzen Schule sein Geheimnis preisgab. Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich im hintersten Winkel meines Herzens etwas wie Freude empfand. Freude darüber, dass sich nun niemand mehr mit Nero treffen würde und auch Freude darüber, dass ich ihm weh getan hatte. So seltsam es klingen mag, ich war froh darüber, dass er Schmerz empfand, denn es zeigte doch, dass ich ihm etwas bedeutet hatte. Machte mich das nun zu einem schlechten Menschen? Und wieder starrte ich auf den Flyer, der neben mir auf dem Bett lag. Langsam verschwamm das Bild von Nero und diesem Mädchen vor meinen Augen. Den schwarzen Schriftzug darunter konnte ich kaum noch erkennen. „Nero Faust = Nosferatu“ Er hatte es immer gehasst, wenn ich ihn mit den Vampirfiguren aus Film und Literatur verglich und mir stets vorgehalten, dass mir Twilight das Gehirn verstopft hätte. Das sein Name ein Anagramm des Namens eines der Berühmtesten Filmvampire war fiel mir erst auf als ich den Flyer gestaltete. Was ich mir dabei gedacht hatte ihm diesen Tatbestand auch noch unter die Nase zu reiben weiß ich eigentlich gar nicht mehr. Es war ohnehin der größte Fehler meines Lebens Nero derart vor den Kopf zu stoßen. Liebe raubte einem anscheinend wirklich das letze bisschen Verstand. Seid dem Zwischenfall hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Das ganze war jetzt beinahe zwei Wochen her und jeden Tag hoffte ich, dass er einfach wieder neben mir auftauchen würde, so als wäre nichts passiert. Was wenn ich ihn suchen würde? Was wenn ich mich bei ihm entschuldigen würde? Was würde er sagen wenn ich ihm meine Beweggründe schilderte? Ist unsere Beziehung wirklich für immer zerstört? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)