Blond, Braunäugig und völlig aufgedreht von kalealath ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Die Nacht war ruhig und angenehm lauwarm. Also eine typische Sommernacht, Mitte Juli. Die normalen Sterblichen lagen ruhig in ihren Betten um den stressigen Freitag, dem immer herbeigesehnten letzten Arbeitstag, in ihren Träumen zu verarbeiten. Nur in einem Teil der Stadt war laute Musik zu hören und eine Menge Jugendliche sprangen von einem Pakurhindernis zum anderen. Manche packten sich auch auf ihr Hinterteil, da sie einen Stunt nicht richtig hin bekommen hatten oder einfach nur so stark lachen mussten und die Schanze nicht mehr hoch kamen. Unter ihnen saß ein junger Mann mit blonden, strubbligen Haaren und braunen Augen und lachte mit den Anderen. Er hatte ein schwarzes ärmelloses T-shirt und eine lange schwarze Hose an. Er sprang auf, lief eine Runde um den Pakur und sprang dann auf eine Schanze, balancierte einige Sekunden lang und wollte gerade runter rollen und auf der gegenüberliegenden Schanze einen Stunt hinlegen, den ihm keiner so leicht nachmachen würde, als er plötzlich, ruckartig den Kopf hob und die Luft scharf einzog. Er merkte wie seine Eckzähne zu Fangzähnen ausfuhren. Er machte einen Schritt vorwärts um noch einmal einen tiefen Atemzug zu nehmen, vergaß aber in dem Moment, dass er auf der Schanze stand, rollte prompt weg und landete mit einem Rums auf seinem Hinterteil. Sein Lachen über seine Ungeschicklichkeit erfüllte den ganzen Pakurpark. Er rappelte sich auf und rollte zum Eingang des Parks. „Hey, Alter, willst du echt jetzt schon gehen?“ Er drehte sich zu der Stimme um und grinste ihn an. „Ich bin spät dran. Du kennst doch die Eltern.“ Eine Lüge, aber das musste niemand wissen und schon gar nicht die ganzen Jugendlichen, die ihn als einen von ihnen betrachten. Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und fuhr los. Er hatte immer noch den Geruch des frischen Blutes in der Nase und brannte jetzt darauf diese blutende Person kennen zu lernen. Er kicherte wie, als wär er verrückt, als er um die Ecke bog und auf die am Boden liegende Person zu fuhr. Seine Sicht war schon seit dem Moment geschärft, als er den Blutgeruch wahrgenommen hatte, somit hatte er kein Problem, die Person am Boden als eine Frau zu identifizieren. Er ging näher ran und nun bemerkte er nicht nur den typischen Kupfergeruch, sondern auch noch einen Hauch von Rosenduft. Er bückte sich zu ihr her runter und verdankte es seinem guten Gleichgewicht, dass er nicht wieder auf dem Boden landete. Das sie noch am Leben war, war nur noch durch die flachen Atemzüge erkennbar. Lange würde sie nicht mehr leben, aber dann interessierte sie ihn auch nicht mehr. Er brauchte sie lebend. So sanft wie er konnte und wie sein Hunger es ihm erlaubte, hob er sie in eine sitzende Position und legte ihren schlanken Hals frei. Dieses Bild reichte aus um alle Vorsicht und Ruhe weg zuwehen. Er senkte seine Lippen auf den Hals und bohrte seine Fangzähne in ihren Hals. Der erste Schluck war für ihn wie ein Schluck aus einer Oase in der Wüste. Er hatte seit ca. 20 Tagen nichts mehr getrunken und könnte sich noch so darüber aufregen, dass er so faul war um sich von seinem Computerstuhl zu erheben und auf die Nahrungssuche zu gehen. Er nahm noch ein paar Schlucke und merkte, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Um nicht noch schlechtes, totes Blut abzubekommen, nahm er seine Lippen von ihrem Hals und versiegelte noch vorsichtshalber die Bisswunden und legte sie zurück auf den Boden. Es dauerte nicht lange, da tat sie auch schon ihren letzten Atemzug. In dem Moment drehte er sich auch um und fuhr die Straße entlang bis zum anderen Ende der Stadt. Dort machte er erst an einer großen Villa, die mit einem Elektrozaun umrundet ist, halt. Er gab einen Code in eine Schaltfläche ein und rollte zur Eingangstür hoch. In der Villa ging er sofort auf den Fahrstuhl zu und fuhr in das unterirdische Labyrinth, welches sein eigentliches zu Hause war. Er pfiff, während er durch die Gänge auf sein Schlafgemach zu fuhr, eine Melodie. Den nächsten Tag würde er in seinem großem Bett verbringen. Er war auch nur ein Vampir. Er war in seiner Wohnung, die er mit seiner Frau teilte. Er machte sich schon mal bettfertig, da seine Frau noch bei einer Freundin war. Er vermutete, dass sie schon unterwegs war, weil sie eigentlich früh zu Hause sein wollte, da in letzter Zeit so viele Frauen ermordet wurden. Das plötzliche Stechen in seiner Brust signalisierte ihm sofort, dass etwas nicht stimmen konnte. Er stützte sich auf einen Sessel, in dem er dann auch einige Sekunden später tot zusammenbrach und sofort in Flammen aufging um nur ein Häufchen Asche übrig zu lassen. Seine Verbindung zu seiner Frau wurde ihm zum Verhängnis. Eine viertel Stunde später kam sein Sohn nach Hause. Er hatte versprochen noch mit seiner Mutter etwas zu besprechen. Zu seiner Überraschung saß weder sein Vater noch seine Mutter irgendwo in der Wohnung. Als er das Aschehäufchen in dem Sessel seines Vaters fand, wusste er, dass er weder seine Mutter noch seinen Vater lebendig wiedersehen würde. Sofort machte er auf dem Absatz kehrt und verließ eilig das Haus, um die lebendigen Überreste seiner Mutter zu bergen. Kapitel 2: ----------- Sie wollte eigentlich nur mit ihren Freundinnen einen trinken gehen, aber daraus ist ein ziemliches Desaster geworden. Denn die Freunde ihrer Freundinnen hatten die gleiche Idee und gesellten sich zu ihnen. Diese ganze Atmosphäre, wie ihre Freundinnen verliebt in die Augen ihrer Freunde schauten und sie so viel beachteten als wär sie Luft, hatte ihr den Abend gründlich verdorben. Sie wusste selbst, das es mit 23 endlich mal Zeit wurde, dass sie einen Freund ab bekam, aber irgendwie hatte sich noch keiner gefunden, der ihr wirklich gefiel. Sie seufzte. Sie würde noch einmal als alte Jungfer enden. Sie bog in die Gasse ein, die eine Abkürzung zu ihrer kleinen Wohnung darstellte, als sie auf einmal wie angewurzelt stehen blieb. In der Gasse vor ihr beugte sich gerade ein Junge über eine leblose Frau. Dem Blut nach zu urteilen musste sie Tot sein. Sie konnte einen Schreckenslaut nicht zurückhalten und sofort wurde der Junge auf sie aufmerksam. Nackte Panik ergriff sie und wollte nur noch weg. Die gleiche Idee schien der Junge auch zu haben, denn er ließ alles stehen und liegen und verschwand von einer Sekunde auf die andere. Sie blinzelte einmal und noch ein zweites mal. Er war nicht mehr da. Sie versuchte das Gesehene zu verstehen, aber sie kam zu keiner plausiblen Erklärung. Es dauerte eine Weile bis sie fähig war sich wieder in Bewegung zu setzten und auf die Frau am Boden zuzugehen. „Hallo. Sie sind doch nicht wirklich tot?“ Ein kleines bisschen Hoffnung hatte sie ja auch wenn sie tief in ihrem Innerem wusste, dass das vollkommener Blödsinn war. Sie verfluchte sich, dass sie kein Handy hatte, das wäre nicht das erste mal in ihrem Leben. Aber dummerweise lag es nicht daran, dass sie zu faul war um sich eins zu holen oder das Geld nicht hatte, sondern sie hatte ein Problem mit allen elektrischen Geräten, womit sie, ihrer Meinung nach, wohl auch alleine auf der Welt war. Jedes elektrische Gerät, was sie berührt, bekommt einen elektrischen Schlag und funktioniert dann nicht mehr. Sie sah sich um, aber sah Niemanden, der ihr hätte helfen können. Die Polizeistation liegt am anderen Ende der Stadt in der Nähe der ganzen Villen. Sie wusste das es falsch war die Frau einfach liegen zu lassen und einfach zu gehen, aber sie hatte nicht unbedingt Lust dem Mörder über den Weg zu laufen, der die ganzen Frauen in letzter Zeit umgebracht hatte, so wie vermutlich auch diese hier. Sie straffte die Schultern und versuchte so zielstrebig wie möglich an der Leiche vorbei zu gehen, als ob da nichts wäre. Irgendjemand würde sie schon finden. Höchst wahrscheinlich jemand mit einem Mobiltelefon, um die Polizei zu verständigen. Aber egal wie oft sie sich das einzureden versuchte, lindern tat es ihr schlechtes Gewissen nicht wirklich. Sie nahm sich vor, wenn bis morgen Mittag niemand die Leiche gemeldet hatte und es somit nicht in den Medien kam, würde sie zur Polizeistation gehen und den Mord melden. Für die Frage, warum sie erst dann gekommen ist, würde sie sich noch eine Ausrede einfallen lassen. In ihrem Wohnblock angekommen schlüpfte sie schnell in ihre Wohnung, zog ihre Sachen aus und begab sich unter die Dusche, um wenigstens das Gefühl zu haben, die Erinnerungen an das viele Blut in der Gasse, wegspühlen zu können. Er wachte mitten am Tag auf, was eigentlich ungewöhnlich für ihn war. Lieber schlief er bis spät in die Nacht hinein. Er streckte sich ausgiebig und versuchte sich zu erinnern warum er heute keinen Muskelkater hatte. Da fiel ihm die Frau mit dem Rosenduft in der Gasse wieder ein. Also hat er seinen Blutdurst fürs erste gestillt, aber jetzt hatte er Heißhunger auf Schokolade. Er stand auf und schlürfte durch die Gänge in die Küche. Das er nur ein paar Boxershorts an hatte störte ihn wenig. Er wohnte ja allein. Die Schokolade war schnell gefunden, aber er begab sich nicht wieder in sein Schlafgemach, sondern steuerte das Zimmer mit seinen ganzen Computern an. Er fuhr zwei davon hoch und schaltete zusätzlich noch den Fernseher ein. „... eine Frau gefunden. Der oder die Täter sind laut Polizei immer noch unbekannt und auf freiem Fuß. Jeder, der Informationen über die Fälle verfügt, soll bitte unter der unten eingeblendeten Nummer anrufen. Die Polizei ist für jeden Hinweis dankbar.“ Es wurde auch ein Bild der Gasse eingeblendet, in der Minore letzte Nacht seinen Blutdurst an der Frau gestillt hat. „Es ist sicher, dass es sich bei dem Täter oder den Tätern um Serienmörder handelt, da alle Opfer ein eigenartiges Muttermal tragen. Diese Information wurde uns gerade von dem Polizeipressesprecher zugespielt...“ Das war eine Information die Minores Kopf sofort zum Fernseher rucken ließ. Das war gar nicht gut. Die Situation, die grad in seinem Kopf Form an nahm, ließ seine Nackenhaare aufstellen. Wenn das wahr ist, dann waren nicht nur die Frauen vor dem Mörder in Gefahr, sondern auch ihre Vampirgefährten, ob sie nun von ihnen wussten oder nicht, war dabei völlig irrelevant. Sofort drehte er sich zu seinem Computer herum und rief die Seite der örtlichen Polizeidienststelle auf. Er wollte nun genauer wissen, was da los war. Wenn sich seine Vermutung bestätigte, dass jemand absichtlich die Frauen umbringt, die mit Vampiren verbunden sind, müssten sofort seine Artgenossen informiert werden. Einzelgänger oder nicht, in dem Punkt wären sie sich alle einig. Das muss aufhören, zum Schutz ihrer Art. Er musste sich in die Akten hacken, aber das war nicht so schwer, wie es sich anhört. Die Akte fand er auch auf Anhieb und klickte sich durch die einzelnen Autopsieberichte und suchte die Fotos, die das Muttermahl abbildeten. Und tatsächlich, es waren die Verbundenheitszeichen, die bewiesen, dass diese Frau zu einem Vampir gehört. Seine Vermutung schien sich zu bewahrheiten. Er konnte sich erinnern, dass ein Vampir auch bei der Polizei arbeitet, suchte seine Daten und fand eine Nummer. Das Telefon war schon eine praktische Erfindung um selbst die Einzelgänger unter den Einzelgängern zu erreichen. Also tippte er die Nummer. Das Telefon klingelte zu einer für ihn unchristlichen Zeit. Er lag in seinem Bett und schielte unter seinen halb geschlossenen Augenlidern zu seinem Wecker und stöhnte. Welcher Trottel rief ihn um halb eins am Nachmittag an? Er war versucht es einfach klingeln zu lassen, allerdings war der Anrufer verdammt hartnäckig, also klappte er doch sein Handy auf und nahm den Anruf mit einem wütendem „Ja“ an. Zuerst Stille und als er das Telefon schon wieder zuklappen wollte, kam eine weiche, dunkle Stimme durchs Telefon. „Rain Voltere? Kommissar Voltere?“ „Ja. Und wer ist da?“ Innerlich verfluchte er den Anrufer jetzt schon.“Hier ist Minore Mare und um gleich zur Sache zu kommen, die Morde, die zur Zeit an den Frauen verübt werden, finde ich als Vampir ziemlich beunruhigend, vor allem wenn es sich um Gefährtinnen handelt.“ Jetzt war er neugierig. Diese Informationen hatte er selbst noch nicht bekommen. „Woher hast du diese Informationen?“ „Kommt grad im Fernsehen, die Menschen sagen zu den Verbundenheitszeichen Muttermale, aber für einen Vampir ist natürlich leicht zu erkennen, was es wirklich ist.“ „Und was willst du jetzt von mir?“ Durch die neue Situation kam Schlafen nicht mehr in frage, also stand er auf und ging unruhig im Raum hin und her. „Ich will nichts von dir, ich will dir Hilfe anbieten.“ Stille. „Du willst WAS?“ „Dir helfen. Hör zu. Du bist bei der Kriminalpolizei und ich wette, dass du es schaffst diesen Fall zu übernehmen. Aber du als Cop hast keinen guten Draht zu den Jugendlichen und du weißt, dass diese ein besseres Informationsnetz besitzen als manch anderer. Ich kenne ein paar und sie vertrauen mir. Also, Deal?“ Er überlegte einen Moment und musste zugeben, durch die Situation war das keine so schlechte Idee. „Einverstanden. Da ich aber nicht offiziell mit Zivilisten zusammenarbeiten darf, muss das diskret ablaufen. Wo wollen wir uns also treffen?“ „Ich hab ein hübsches, unterirdisches Labyrinth. Wenn wir das als Zentrale nehmen, geht das doch in Ordnung.“ „Einverstanden. Kannst du mir die Adresse sagen oder ist die Leitung ungesichert?“ Ein Lachen von der anderen Seite. „Ich rufe nie auf ungesicherten Leitungen an.“ Er gab noch die Adresse durch und verabschiedete sich, mit der Gewissheit heute Abend Besuch von Rain zu bekommen. Rain zog sich noch eine Hose an und suchte sich etwas zu essen, als er sich erneut das Telefon schnappte und die Dienststelle anrief um, wie mit Minore abgemacht, den Fall der Mordserie an den Gefährtinnen zu übernehmen. Kapitel 3: 3 ------------ Er war zufrieden mit sich. Er hatte nun Rain Voltere auf seiner Seite. Gut, nicht unbedingt verwunderlich. Vermutlich hätte jeder Vampir seine Hilfe angeboten und mit Minore zusammengearbeitet, wenn es um solch ein Problem geht. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Er hatte nun einem Artgenossen seinen Unterschlupf verraten. Diese Verstecke sind nicht mehr von Nöten, da die Menschen schon seit dem Mittelalter aufgehört haben an Vampire zu glauben und sie zu jagen, aber bei seinen Artgenossen ist er trotzdem nicht gerade beliebt und nur in seinem Labyrinth konnte er wirklich Ruhe finden. Nun ließ er jemanden in seine heiligen Hallen. Aber noch ist er im Vorteil. Nur weil er gerne Unsinn trieb, heißt das nicht, dass er unvorsichtig ist. Er hat immerhin nicht 532 Jahre überlebt indem er einfach durch die Gegend gerannt ist und dumme Dinge getan hat, die ihm den Tod bringen könnten. Gut, so was hat er wirklich gemacht, aber immer in einem für ihn vernünftigen Maße. Er grinste. Ja, dass waren wirklich witzige und interessante Zeiten. Aber nun zum eigentlichen Problem. Jemand sucht gezielt Frauen, die mit einem Vampir verbunden sind. Also muss er Kenntnis davon haben, wie man diese Frauen erkennt und muss sie ausspionieren, wann sie alleine sind. Denn der mit ihnen verbundene Vampir würde nie zulassen, dass sie getötet werden. Er gähnte. Also hatte jemand viel Zeit und eine menge Wut im Bauch um die Frauen zu töten. Er würde bis Abend warten müssen um die Jugendlichen zu fragen was sie wissen und natürlich würde er abwarten, wie das Gespräch mit Rain läuft. Er wollte gerade aufstehen und sich noch eine Mütze voll Schlaf holen, um für dieses Gespräch gewappnet zu sein, als sich seine Nackenhaare aufstellten und sein Muttermal fing an zu kribbeln. Das war nicht gut, gar nicht gut. Er kannte dieses Gefühl zwar nicht, hatte aber schon viel davon gehört. Dieses angenehme Gefühl bedeutete, dass eine Gefährtin in der Nähe war. Aber nicht irgendeine, sondern seine. Die Angelegenheit wurde schlimmer als gedacht. Und er konnte nicht mal raus gehen um zu sehen wer es war. Sie war in der Nähe, zwar nicht unmittelbar aber nach der Intensität des Gefühls ca. in einem Radius von 100 m. Was gab es hier in der Nähe? Soweit er weiß nur die anderen Villen und die Polizeidienststelle. „Die Polizeidienststelle.“ flüsterte er. Woanders konnte sie grad nicht sein. Da er sie noch nie zuvor gespürt hatte, konnte sie nicht hier wohnen, also blieb nichts anderes übrig. Er beugte sich sofort über seine Tastatur und rief die Bilder der Überwachungskameras auf. Gut, dass er die Seite der Polizei noch nicht geschlossen hatte. Er suchte die vom Eingangsbereich und sah sich die Personen auf seinem Bildschirm an. Selbst durch die schlechte Qualität des Bildes konnte man eine wunderschöne Frau mit braunen, langen Haaren erkennen, die sich gerade mit einem Beamten unterhielt. Das sie die einzige Zivilistin im Raum war, tippte er, dass sie dieses Gefühl bei ihm hervorrief. Er fluchte und raufte sich die Haare um sie noch mehr in Unordnung zu bringen, als sie ohnehin vom Schlafen waren. Er beobachtete sie aufmerksam und folgte jede ihrer Bewegungen auf dem Bildschirm. Sie war also sein. Wenn sie das wollte natürlich, aber erst mal waren sie verbunden. Sollte sie das nicht wollen, müssten sie ein Ritual durchführen, dass sie voneinander trennt. Das wär allerdings sehr schade. Sie war hübsch. Die langen, braunen Haare, die bei jedem Schritt leicht wippten, die langen, grazilen Beine, welche sie unter einer blauen Jeans verbarg und ihr Oberkörper war auch nicht zu verachten. Die Konturen ihres Gesichtes waren weich und es wurde durch ihre Haare umschmeichelt. Exquisit würde man sie nennen. Er drückte auf den „Druck S-Abf“ Knopf, als sie grad das Gesicht zur Kamera drehte um ein Bild von ihr zu bekommen. Ein bisschen fühlte er sich als ein Stalker. Wenn er die Jugendlichen nach Informationen befragte, was den Fall betrifft, wird gleich mal fragen, ob einer sie kennt und wenn ja würde er ihr vielleicht auch einen kleinen Besuch abstatten. Sie über ihre Rolle in der Vampirwelt müsste er sie auf alle fälle informieren. Sie redete schon seit einer Ewigkeit auf den Beamten ein, aber er schien sie nicht ernst zu nehmen. Die Beschreibung, die sie ihm von dem Jungen gegeben hatte, den sie in der Gasse gesehen hatte, hatte er sich zwar aufgeschrieben, aber es war offensichtlich, dass er ihr nicht glaubte. „Warum haben sie nicht schon gestern Nacht die Polizei gerufen, Miss Kore?“ „Das hab ich doch schon gesagt, ich besitze kein Handy und ich befand es als zu gefährlich, allein bis zum anderen Ende der Stadt zu laufen, um den Mord zu melden. Ich wollte ihn heute früh melden, aber da war die Polizei schon vor Ort.“ Sie war sichtlich genervt und seit geraumer Zeit kribbelte ihr Muttermal so angenehm. Sie wurde noch verrückt. „Sie besitzen also kein Handy. Okay. Warum sind sie nicht wenigstens zur nächsten Telefonzelle gegangen, die wohlgemerkt nur 20 m entfernt ist?“ Sie seufzte. „Tut mir Leid, dass ich nicht rational gehandelt habe, aber zuvor habe ich auch noch nie einen Mord oder so etwas beobachtet. Ich stand etwas neben mir.“ Der Polizist zog die Augenbraue in die Höhe. „Aha. Meinetwegen. Wenn wir noch weitere Einzelheiten brauchen rufen wir sie an. Auf wiedersehen.“ Und damit ließ er sie stehen. Nur weil sie sich nicht ganz zur Idiotin machen wollte, sah sie davon ab, vor Wut mit dem Bein auf den Boden zu stampfen. Das war ja wohl eine Frechheit. So viel Selbstgefälligkeit und Arroganz hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt. Da er keine Zeit verlieren wollte, schnappte er sich sein Telefon und rief einen „Freund“ an. Als dieser abnahm, hörte er sich, wie grad aus dem Bett gefallen an. „Was ist denn? Nur weil du gestern so für gegangen bist musste ich deine Portion Bier mit trinken und jetzt lässt du mich nicht mal meinen Rausch ausschlafen. Ich hoffe es ist wichtig.“ Ups, da klang jemand ziemlich wütend. „Hör zu Luc, ich mach es wieder gut, aber es ist wichtig. Ich hab dir ne Mail geschickt mit nem Foto einer Frau. Kannst du mal bitte einen Blick drauf werfen und sagen ob du sie kennst?“ Stille am anderen Ende. „DU WÄCHST MICH WEGEN EINER FRAU?“ Minore musste sich den Hörer sofort vom Ohr weg halten, sonst wär er, auch ohne seinem ausgezeichnetem Gehör, sofort taub geworden. „Schrei nicht so. Das ist verdammt wichtig für mich. Tu mir den Gefallen und guck dir das Bild an.“ „Gott, du musst ja echt verzweifelt sein. Moment.“ Minore hörte wie am anderen Ende ein Computer hochgefahren wurde und dann mindestens 4 Anläufe gebraucht wurden, um das Passwort einzugeben. Nach guten 15 Minuten Warten, kam endlich eine Reaktion. Ein Pfiff und ein „O ha“. „Und?“ Minore wurde ungeduldig. „Mensch du musst echt verrückt nach ihr sein, ich meine sie ist nicht von schlechten Eltern, aber sonst brauchst du doch auch keine Hilfe.“ Der Kerl treibt ihn noch mal in den Wahnsinn. „Muss ich erst auf den Knien gehen, oder hilfst du mir jetzt und sagst ob du sie kennst?“ „Ruhig Blut, Mino.“ Ein Kichern. „Du hast Glück, dass du so ein guter Kumpel bist. Ich kenne sie. Du hast wirklich Geschmack. Sie ist ne Wissenschaftlerin, aber frag mich nicht was für eine, da bin ich überfragt. Sie heißt, ämm....“ Kurze Pause. „Ah, Mia Kore. Wie konnte ich das nur vergessen. Aber Vorsicht. Die gute ist unnahbar.“ „Lass das mal meine Sorge sein. Du weißt nicht zufällig noch ihre Adresse?“ Ein Schuss ins Blaue, nur weil er sie kennt, heißt es nicht, ob er auch die Adresse kennt. „Du hast mehr Glück als Verstand Junge. Ja ich kenne die Adresse.“ Er gab sie ihm durch. „Luc, ich schulde dir was.“ „Nee, Mino, lass mal stecken. Du hast mir letztens erst aus der Patsche geholfen. Sagen wir, wir sind Quit, dann ist alles ok?“ „Du weißt gar nicht wie sehr du mir geholfen hast, wir sind Quit.“ Er hatte ihm vielleicht das Leben gerettet. „Mino. Sehen wir uns heute Abend?“ „Nee, ich bekomme Besuch und dann wollte ich Mia auch noch einen Besuch abstatten.“ „Gott du musst ja schwer verknallt sein.“ „Ich bin nicht verknallt.“ „Was dann? Liebe auf den ersten Blick?“ Er knurrte. „Versprich mir einfach, dass das unser kleines Geheimnis bleibt, mit der Frau, ok?“ „Oh man, einverstanden. Ich will aber wissen ob es geklappt hat und wenn nicht, wie sie dich hat abblitzen lassen ok?“ Er überlegte. Unwillig meinte er: „Meinetwegen.“ „Nicht vergessen ja!“ Und damit war die Verbindung unterbrochen. Er hatte zwar den ganzen Tag herum telefonieren müssen, aber er hatte den Fall übertragen bekommen. Er hielt also die Abmachung mit Minore. Schon ein schräger Typ. Ruft hier an und will mit ihm zusammenarbeiten. Die Situation war zwar wirklich beschissen, aber noch lange kein Grund jemanden in sein Versteck einzuladen. Und das hatte Minore zweifellos getan. Für Vampire war ihr Versteck oder Heim so was wie ein Zufluchtsort. Er fühlte sich gegen seinen Willen geehrt. Um auf alles vorbereitet zu sein, legte er auf dem Weg zu Minore noch einen Zwischenstop im Polizeirevier ein um die Unterlagen zum Fall zu holen. Kurze Zeit später stand er auch schon vor den Toren von Minores zu Hause. Da sich die Tore für ihn scheinbar Automatisch öffneten, nahm er an das Minore ihn, seit er vor dem Tor angekommen war, beobachtet hatte. Er ging die lange Auffahrt hinauf und wurde an der Tür von einem jungen, ein bisschen verrückt aussehenden, Mann erwartet. „Rain Voltere?“ „Ja, ich nehme an du bist Minore Mare.“ Der Junge grinste. „Richtig angenommen. Komm rein.“ Er trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn ein. Sie schwiegen bis sie in der Computerzentrale im unterirdischen Labyrinth waren. Minore warf sich in seinen Computerstuhl und bot Rain mit einer Handbewegung einen Stuhl an dem Tisch an, auf dem schon einige Unterlagen von den Verbrechen lagen. Rain zog eine Augenbraue nach oben, als er fragte: „Will ich wissen woher du die hast?“ „Ich glaube nicht. Und was hast du da hübsches mitgebracht?“ „Die offiziellen Unterlagen zum Fall.“ Er breitete auch diese auf dem Tisch aus und ordnete sie zu den Vorhandenen. Erst danach setzte er sich. „Also, damit unsere Zusammenarbeit funktioniert sollten wir vielleicht erst mal Informationen austauschen. Wie viel weißt du schon?“ Das grinsen, welches die ganze Zeit Minores Gesicht geziert hatte verschwand sofort. „Um ehrlich zu sein nicht viel. Das meiste stammt von den Autopsieberichten und aus dem Fernsehen. Aber für mich ist im laufe des Tages, die ganze Sache sehr persönlich geworden.“ „Inwiefern?“ „Meine Gefährtin hat den letzten Mord bei der Polizei gemeldet. Aber anscheinend ist sie nicht wirklich ernst genommen worden.“ „Verstehe. Wo ist deine Gefährtin jetzt? Da du über die Situation bescheid weißt, wirst du sie doch sicher nicht der Gefahr aussetzen, aber ich habe sie noch nicht gesehen.“ Die Gefährtinnen lebten immer, wenn sie sich für eine Beziehung mit dem Vampir entschlossen, bei ihm und in solch einer Situation würde der Beschützerinstinkt des Vampirs anschlagen, denn seine Gefährtin hat immer Vorrang. Auch vor dem eigenem Leben. Minore kicherte verlegen. „Na ja, da fängt mein Problem schon an. Ich habe sie heute Mittag das erste Mal gespürt. Bis dahin wusste ich nichts von ihr.“ Er legte das Bild der Überwachungskamera auf den Tisch. „Ich habe sie live noch nie gesehen. Das ist alles was ich habe. Ich weiß außerdem das sie Mia Kore heißt.“ „Das ist allerdings ein Problem. Du solltest sie schnellstmöglich kontaktieren, sonst könnte es passieren, dass du bald in Rauch aufgehst, weil sie eins der Opfer wird.“ Minore knurrte. „Das wird nie passieren.“ Rain überging die Aggressivität Minores und lenkte das Thema wieder auf die bereits vorhandenen Opfer. „Wie auch immer. Da es alles Gefährtinnen von Vampiren waren, können wir diese nicht mehr fragen, wo sich die Opfer vor der Tat aufhielten oder ob sie erwähnt haben, dass sie das Gefühl haben beobachtet zu werden. Was die Aussage deiner Gefährtin angeht,...“ Er blätterte durch die Akten. „... kann ich ihre Aussage nicht finden. Als ob sie nie bei der Polizei gewesen wäre.“ „Sie war aber da. Woher sollte ich denn sonst das Foto haben?“ Rain nahm das Foto noch mal zur Hand. „Das ist ohne Zweifel die Polizeistation und die Uhrzeit und das Datum weisen auf heute Mittag hin.“ Er überlegte einen Augenblick. „Ich werde den Polizisten fragen, der sie vernommen hat.“ Er tippte mit dem Finger auf die Person neben Mia. „Ich kenne ihn.Tüchtig, aber sehr von sich überzeugt. Ein typischer Neuling bei der Polizei.“ Damit erhob er sich. „Ich werde die Unterlagen hier lassen.“ Minore erhob sich ebenfalls. „Meinetwegen. Ruf an wenn du etwas in Erfahrung bringst.“ Er zog sich die Jacke über und rollte neben Rain her, während sie nach draußen gingen. „Was wirst du jetzt machen?“ fragte Rain als sie vor der Tür ankamen. „Nicht das es dich was angeht, aber ich werde Mia einen Besuch abstatten. Wenn ich da keinen Erfolg habe, werde ich ein paar Informationen bei meinen Freunden sammeln.“ Mit diesen Worten drehte sich Minore um und verschwand in der Nacht. Kapitel 4: 4 ------------ Den Weg zum Wohnblock von Mia war nicht schwer zu finden. Und mit seinen Skatern war er in ca. einer viertel Stunde da. Die Eingangstür war natürlich verschlossen, aber als Vampir war das kein Hindernis. Er öffnete diese und rollte zum Fahrstuhl. Da er ihren Namen an den Briefkästen gesehen hat, wusste er, dass sie im 6. Stock wohnte. Dort angekommen, sah er das zwei Gänge, einmal nach rechts und einmal nach links, abgingen. Wo lang nun? Er probierte es mit der linken Seite und er hatte Glück. Die hintere rechte Tür war es. Als er allerdings davor stand, hatte er keine Ahnung, wie er ihr gegenüber treten sollte. Er konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus platzen. Vor allem würde sie ihn höchst wahrscheinlich für Verrückt halten, wenn er ihr die Wahrheit über seine Rasse und ihre Rolle in seinem Leben erzählte. Wie also vorgehen? Die Entscheidung wurde ihm auch prompt abgenommen, als er einen verführerischen Lavendelduft wahrnahm. Der Kupfergeruch war unterschwellig, aber das war bei einer Vampirgefährtin nicht ungewöhnlich. Sofort brach er die Wohnungstür auf und stolperte ins Wohnzimmer. Grade noch rechtzeitig. Die Person, die sich über die Frau gebeugt stand, bemerkte ihn sofort und verschwand durch das Fenster. Das war für Minore allerdings gerade nebensächlich. Er rollte zu der Frau, die er noch sein Eigen nennen konnte und kniete sich zu ihr. „Ist alles in Ordnung?“ Er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, konnte aber nur zwei kleine Schnitte an den Armen feststellen. „Sie sehen sogar noch hübscher aus als auf dem Video.“ Sofort als ihm die Worte raus gerutscht waren, schlug er sich die Hand vor den Mund. Ihr hübsches Gesicht zierte nun einen geschockten Ausdruck. „Wie bitte?“ Minore hob beschwichtigend die Hände. „Nichts. Ist abgesehen von den Schnitten alles in Ordnung?“ Sie sah ihn misstrauisch an. „Mir geht es gut. Sagen sie mir lieber wie sie in meine Wohnung gekommen sind!“ Ups, da hat sich jemand ja schnell wieder zusammengerissen. Der erste Schock war schon überwunden und nun ging sie gleich auf Konfrontationskurs mit ihm. Na das kann ja heiter werden. Er ließ sich allerdings nichts anmerken und setzte ein lässiges Grinsen auf. „War zufällig in der Nähe und hab mitbekommen das etwas nicht in Ordnung ist. Also bin ich hier rein.“ Sie runzelte die Stirn. „Warum glaub ich ihnen nicht?“ Sein lächeln verrutschte etwas. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und sagte: „Na gut. Sie haben mich erwischt. Ich bin hier weil ich mit ihnen Reden wollte.“ „Und warum bitteschön?“ Sie strich sich über ihre linke Hüfte. Minore nahm die Geste zur Kenntnis. Sie spürte ihn also auch. Auch sein Verbundenheitszeichen kribbelte seit einer ganzen Weile schon angenehm. „Ich wollte mit ihnen über die Morde reden, die hier in letzter Zeit passieren. Sie waren heute Mittag bei der Polizeidienststelle und haben eine Aussage gemacht.“ Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich etwas. „Sie sind Polizist?“ Sie sah ihn sich von oben bis unten an. „Sie sehen aber nicht unbedingt aus wie einer.“ Minore blieb nichts anderes übrig als mit zuspielen, ansonsten würde sie ihn sofort vor die Tür setzen. „Ich bin in Zivil unterwegs, mein Name ist übrigens Minore Mare. Ich wollte sie nicht erschrecken. Entschuldigen sie.“ Hoffentlich fragt sie nicht nach seinem Dienstausweis, sonst kam er ziemlich in Erklärungsnot. „Nicht schlimm, aber sie hätten das ruhig gleich sagen können.“ Noch mal Glück gehabt. „Ich sollte meine Kollegen anrufen und bescheid sagen.“ Er wollte sein Handy hervor ziehen und wollte die Nummer von Rain wählen als sein Handy den Geist aufgab. „Huch.“ Mia schaute schuldbewusst zu Boden. „Sie sollten lieber ein Telefon weit weg von mir benutzen.“ „Und warum?“ Er sah sie interessiert an. Er wusste natürlich das die Frauen ähnliche Gaben hatten, wie ihre Vampirgefährten, aber das Spiel war gerade sehr interessant. Mal sehen wie sie sich dort wieder raus redet. „Ich, na ja, ich...“ „Ja?“ Er legte den Kopf leicht schräg und lächelte sie an. Der wissende Blick schien sie verlegen zu machen. „In meiner Gegenwart funktioniert weder ein Handy noch ein anderes elektrisches Gerät.“ Sie machte sich hier doch zum Affen. Sie erzählte ihm, dem blonden Polizisten, zwar die Wahrheit aber das kauft ihr doch niemand ab. Das hörte sich auch für ihre Ohren reichlich schräg an. Er denkt bestimmt, dass sie eine Verrückte sei und das man sie sowieso nicht mehr ernst nehmen konnte. Zu ihrer Überraschung sagte er: „Ah, verstehe. Ich bin kurz draußen um zu telefonieren. Fassen sie bitte nichts weiter an. Vielleicht hat der Mann vorhin Spuren hinterlassen, die zu ihm führen.“ Mit diesen Worten stand er auf und rollte auf seinen Inlinern nach draußen. Sie sah ihm nach. Hübsch war er ja. Ein bisschen verrückt sah er schon aus, mit seinen blonden, nach allen Richtungen abstehenden Harren und mit seinen Inlinern, aber irgendwie faszinierte er sie. Er war auch eigentlich überhaupt nicht ihr Typ. Sie schätzte ihn auf ca. 1,70 m und auf vielleicht 62 kg. Und aus einem ihr völlig unerfindlichen Grund wusste sie das er unter seinem T-shirt ein paar ausgeprägte Muskeln hatte. Sie seufzte. Gerade wurde sie noch angegriffen und nun sabbert sie einem Polizisten hinterher. Sie rappelte sich hoch und wollte Minore hinterher gehen um zu sehen ob er ein Telefon gefunden hat, blieb in de Tür aber wie angewurzelt stehen. Er hatte sein Handy aufgeschraubt und betrachte es. Nicht weiter verwunderlich. Als er allerdings ohne irgendein Wegzeug dem Ding einen Stromstoß versetzte, war sie verwirrt aber nicht mehr verwundert, dass er zu ihrem Fluch nichts gesagt hat. Sie beobachte, wie er das Handy wieder zusammenbaut und wieder in betrieb nahm. Dann telefonierte er ein paar Minuten mit jemanden und legte dann auf. Sie drehte sich sofort um und setzte sich wieder an die gleiche Stelle, wo sie angegriffen wurde. Er sollte bloß nicht auf den Gedanken kommen, sie hätte ihn belauscht. Er kam zu ihr und meinte: „Ein Kollege kommt gleich. Würden sie mir solange wir warten verraten, wie der Mann in die Wohnung gekommen ist?“ Während er sich wieder vor ihr hinsetzte musterte sie ihn nochmal. Nichts ließ darauf schließen, dass er grad etwas unglaubliches, wie durch seinen Körper Strom erzeugt hat, getan hat. „Wie haben sie das gerade gemacht?“ Bevor sie es verhindern konnte, war ihr die Frage entschlüpft. Sie war schon immer viel zu neugierig gewesen, was in ihrem Beruf sehr wichtig und gut ist, aber in diesem Fall war es absolut nicht angebracht. Aber es half alles nichts. Sie hatte bereits gefragt. Er legte den Kopf schräg und sah sie verwirrt an. „Was soll ich den grad gemacht haben?“ Er weiß genau was er grad gemacht hat. Sie saß ihn finster an. „Hören sie auf damit. Sie wissen genau was ich meine.“ „Wenn ich das wüsste hätte ich nicht gefragt.“ „Ich meine das, was sie grad im Flur mit ihrem Handy gemacht haben.“ „Ich habe telefoniert. Das habe ich doch gesagt.“ „Reden sie keinen Müll. Sie haben dem verdammten Handy einen Stromstoß verpasst.“ Sie war wütend. Er spielte mit ihr Katz und Maus. Interessant. Sie hatte ihn beobachtet und nun war sie mehr als wütend, weil er ihr keine Antwort geben wollte. Er spielte gern und mit ihr machte es gerade viel Spaß. „Sie haben mich also beobachtet. Neugierde ist schon immer der Grund gewesen, warum man früher den Kopf verloren hat.“ „Und Arroganz war zusammen mit Lügen damals ein Grund, demjenigen die Zunge raus zu schneiden.“ Ups. Wütend ist jetzt ja gar kein Ausdruck mehr. Er lächelte sie entschuldigend an. „Sie sind ziemlich leicht auf die Palme zu bringen. Aber wenn ich ihnen eine Antwort geben soll, müssen sie mir sagen, warum sie das gleiche Mal auf der linken Hüfte habe wie ich.“ So einfach gab er sich nicht geschlagen. Sie sah ihn verwirrt an. „Ich soll bitte was haben?“ Er zog sein T-shirt etwas hoch und da seine Jeans sowieso etwas weiter unten saß konnte man gut die drei kleinen Blitze sehen, die seine Hüfte zierten. Sie konnte anscheinend nicht fassen, was sie da sieht. „Das ist unmöglich.“ „Doch möglich. Also, irgendeine Idee, warum das so ist?“ Sie sah ihn trotzig an. „Das sie von den Malen wissen, wissen sie auch warum wir sie beide haben.“ „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ „Sie sind mit ihm verbunden und zwar so stark, das wenn sie sterben er in Flammen aufgeht. Sie sind Vampirgefährte und Gefährtin.“ Sie sahen beide zur Tür. Sie fassungslos er verärgert. „Musstest du mir den Spaß verderben? Mit so etwas platzt man doch nicht ins Haus.“ Sie sah von einem zum anderen. „Und das soll ich glauben?“ Minore wandte sich wieder ihr zu und meinte: „So rüde Rain auch grad damit ins Haus gefallen ist. Es ist die Wahrheit. Ich bin ein Vampir, wodurch sich auch meine Kräfte erklären, Strom zu erzeugen.“ Jetzt sah sie Minore an als ob er verrückt wär. „Guck nicht so. So ist das nun mal. Guck!“ Er öffnete den Mund und fuhr seine Fangzähne aus. Jetzt starrte sie ihn mit offenen Mund an. „Was... wo... wie zum Teufel hast du das gemacht?“ „Hab ich doch gesagt. Ich bin ein Vampir und der Typ da hinter mir ist ebenfalls einer. Er heißt übrigens Rain Voltere.“ „Und das mit dem Verbunden sein, ist auch kein Witz gewesen oder?“ fragte sie hoffnungsvoll. Er sah sie traurig an. „Wenn du dich entschließt nicht mit mir verbunden sein zu wollen, können wir diese Verbindung durch ein Ritual lösen. Für dich würde das bedeuten, dass du keine Probleme mehr mit elektrischen Geräten hast und normal weiter leben könntest.“ Sie sah ihn stirnrunzelnd an. „Und was bedeutet es für dich?“ Er sah weg. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen und zulassen das sie nur aus Mitleid mit ihm Verbunden blieb. „Er würde zwar so weiter leben können, aber die Chance auf eine Verbindung bekommt jeder Vampir nur einmal in seinem Leben. Er kann sich niemals paaren, geschweige denn Kinder haben.“ Wütend fuhr Minore herum und fauchte Rain an. „Sag mal kannst du nicht einfach die Klappe halten. Ich mische mich ja auch nicht in dein Privatleben ein.“ „Du würdest nie mit jemanden zusammen sein?“ fragte Mia ungläubig. Sie war immer noch skeptisch, aber auf irgendeine verdrehte weise schien das ganze logisch zu sein. Minore wandte sich wieder Mia zu. „Ignoriere ihn einfach. Dein Mitleid kannst du dir auch sparen. Es ist deine Entscheidung, ich habe da gar nichts zu sagen.“ „Ich weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll.“ Rain wollte grad den Mund auf machen als Minore ihm das Wort abschnitt. „Gar nichts. Denk darüber nach und wenn es nicht sein soll, dann ist es eben so. Allerdings wäre ich froh wenn du eine Zeit lang bei mir wohnst. Zumindest bis de Mörder gefasst ist. Oder das Ritual vollendet, wenn es das ist was du willst.“ Sie überlegte und zuckte mit den Schultern. „Erklärt mir erst mal einer was diese ganze Sache mit den Morden zu tun hat.“ Minore war zwar immer noch nicht glücklich, antwortete aber trotzdem. „Der Mörder scheint es auf Frauen abgesehen zu haben, die mit Vampiren verbunden sind. Deswegen versuchen wir, also der Idiot hier hinter mir und ich den Mörder zu kriegen.“ Ihr Gesicht nahm einen zweifelnden Ausdruck an. „Das ihr zur Polizei gehörst war garantiert auch gelogen, oder?“ „Zum teil. Die ganze Sache war ja so auch gar nicht geplant. Ich wollte dir die Geschichte Stück für Stück erklären und nicht so ins Haus platzen. Aber mal ehrlich, hättest du mir auch nur eine Minute zugehört, wenn ich gesagt hätte, wer ich bin?“ Sie sah ihn ertappt an. „Vermutlich nicht.“ „Siehst du. Außerdem Rain gehört wirklich zur Polizei. Nur wissen die natürlich nicht was er ist. Würde einen ziemlichen Aufstand geben.“ Sie sah von einem zum anderen und seufzte. „Das ergibt Sinn, glaub ich zumindest. Ich komm mit. Aber wage es dir mich bei dir zu Hause einzusperren, nur weil du um dein Leben fürchtest.“ Sie sah ihn trotzig an. Darüber musste es Grinsen. „Keine Angst. Das würde ich nie wagen.“ Er erhob sich. „Du solltest dir ein paar Klamotten einpacken. Wir suchen in der Zwischenzeit nach Spuren.“ Er machte sich daran das Fensterbrett mit seinem Handy zu fotografieren, während sie im Schlafzimmer verschwand. Einmal drehte sie sich noch um, während Rain schon den Fußboden gründlich unter die Lupe nahm. Neugierde sprach aus ihrem Blick. „Wie alt seit ihr eigentlich?“ „Wie alt denkst du sind wir?“ „Ich hab euch gefragt. Ihr seit doch hundert pro älter als ihr ausseht.“ Minore musste grinsen. „Stimmt. Ich bin 523 Jahre und Rain ist....“ „865.“ Rain antwortet, während er zu Minore ging und das Fensterbrett untersuchte. Sie riss ungläubig die Augen auf. „Ihr veräppelt mich doch grad. Das ist ein unglaubliches Alter. Ich meine so viel Wissen, wie ihr sammeln konntet.“ „Das ist schon richtig aber auf der anderen Seite wird es mit der Zeit ziemlich schnell langweilig, wenn man keine Beschäftigung findet.“ Sie dachte über Minores Worte nach. „Wie du meinst.“ Damit verschwand sie im Schlafzimmer. Eine viertel Stunde später, war sie fertig mit packen und anscheinend auch die beiden Vampire, die so plötzlich in ihr Leben getreten waren. Das war eine Untertreibung des Jahres, sie sind in ihr Leben spaziert mit einer Heftigkeit eines Güterzuges. Sie standen in der Wohnungstür und unterhielten sich angeregt über die Situation. Sie hörte wie Rain noch sagte: „Sie ist dein Problem, aber sie sollte dich nicht von der eigentlichen Arbeit ablenken. Also behalte deine Gefühle unter Kontrolle.“ Als sie sie bemerkten, verstummten die beiden sofort, aber Minore war anzusehen, dass er gerne noch etwas erwidern würde. Stattdessen setzte er ein Lächeln auf und gab ihr mit einer Geste zu verstehen ihr zu folgen. Er nahm ihr sogar ihre Reisetasche ab um sie zu tragen. Gemeinsam verließen sie die Wohnung und legten die Strecke zu Minores Anwesen schweigend zurück. Als sie davor standen, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das gehört euch?“ Minore lächelte gequält. „Mir, Mia. Rain ist genauso Gast wie du zurzeit.“ Sie sah ihn verwirrt an. „Aber ihr arbeitet zusammen. Und bei so einem großen Haus hätte ich gedacht...“ Minore schüttelte den Kopf. „Nein, wir Vampire sind absolute Einzelgänger. Wir arbeiten nur zusammen wenn es nicht zu vermeiden ist und unter gar keinen Umständen leben wir gemeinsam unter einem Dach. Eher gefriert die Hölle zu, oder ein Werwolf paart sich mit einem Vampir.“ Er schüttelte sich bei der Vorstellung und verzog das Gesicht. Sie versuchte das gesagte zu verstehen und riss ungläubig die Augen auf. „Du willst mir nicht jetzt auch noch weiß machen, dass es nicht nur Vampire, sondern auch noch Werwölfe gibt?“ Er zuckte wage mit den Schultern, als ob das nichts besonderes sei. Als Minore einen Zahlencode eingetippt hatte, öffneten sich die Flügeltüren des Toren geräuschlos und gaben die Auffahrt zum Anwesen frei. Das gab ihr zu denken und ihre Neugierde machte sich bemerkbar. Sie wollte noch mehr über die Geheimnisse der Wesen wissen, die anscheinend auf der Erde existieren, die Menschen aber nur aus ihren Träumen, oder eher Albträumen, oder aus dem Fernseh und aus Büchern kannten. Aber sie musste sich zügeln, denn sie wusste nur zu genau, dass diese Männer nicht lieb und nett waren, wie Minore zwar den Anschein hatte, sondern sehr mächtig waren und tödlich. Die Aura der Macht die die beiden umgab, war nicht zu übersehen. Sie sah sich um. Auch in der Nacht konnte man sehr gut erkennen, dass das Grundstück sehr weitläufig war und man bestimmt die eine oder andere Ecke fand, wo man sich ausstrecken und sich ausruhen konnte. Sie zog die Stirn kraus. Als ob sich Minore in die Sonne legen würde um sich zu entspannen. Als sie vor der Eingangstür standen, wirkte das Haus etwas bedrohlich. Im Inneren sah es so aus als wohne hier jemand, aber bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf, das die Möbel zu neu aussahen um öfters benutzt zu werden. Allerdings konnte sie nicht behaupten Minore hätte keinen Geschmack. Das Haus, oder besser die Zimmer die sie zu sehen bekam, waren stilvoll eingerichtet, aber es fehlte unverkennbar die weibliche Note. Kein wunder, nach seiner Aussage, wohnte er hier auch alleine. Minore führte Rain und sie zu einem Fahrstuhl, der sie weit unter die Erde brachte. Die Gänge, die sich vor ihr erstreckten, waren anscheinend weit verzweigt und unendlich lang. Minore rollte voran und brachte sie, nach einigen Abzweigungen, bei dem sie fast die Orientierung verlor, zu einem Raum voller Computer. Sie sah sich staunend um. Das sah hier fast so aus, wie in ihrem Labor in der Stadt nur hier waren die Geräte definitiv genauer und garantiert auch kostspieliger. Wie gern würde sie hier eine Runde forschen. Ihr juckte es quasi schon in den Fingern. Rain setzte sich an den Tisch, auf dem einige Polizeiakten lagen. Vermutlich über die Morde an den Frauen. „Wartet mal kurz hier. Bin gleich wieder da.“ Damit verließ Minore den Raum und ließ sie und Rain allein. Sie bemerkte, wie er sie musterte und die Stirn kraus zog. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. „Was?“ Ihre Stimme klang schroffer als beabsichtigt, aber sie fühlte sich in der Umgebung von ihm nicht wohl. Da war ihr Minore mit seiner lockeren, offenen Art lieber. Da wusste sie wenigstens woran sie war. Zu ihrer Überraschung antwortete er ihr sogar. „Nichts.“ Er dachte doch nicht wirklich, dass sie ihm das abkaufte. „Wenn nichts ist, können sie ja aufhören mich so anzustarren oder sie erzählen mir was sie denken.“ Er legte den Kopf leicht schräg. „Sie passen nicht zu ihm.“ „Wie?“ „Sie scheinen eine gebildete aber skeptische Frau zu sein, die lieber dem Ärger aus dem Weg geht, anstatt ihn zu suchen und es drauf anzulegen in dumme Situationen hineingezogen zu werden.“ „Und? Was ist daran falsch?“ „Nichts, nur sind sie das genaue Gegenteil von Minore. Er sucht gerade zu den Ärger und lebt gern gefährlich. Das kann nicht funktionieren. Da hat sich das Schicksal ja einen hübschen Scherz erlaubt.“ Sie sah ihn verärgert an. „Wer sagt denn, dass es nicht funktionieren kann? Gegensätze ziehen sich in den meisten Fällen an und an das Schicksal glaub ich im übrigen auch nicht.“ Er hob neugierig die Augenbraue. „Sie ziehen es in Erwägung mit ihm verbunden zu bleiben?“ Er schien überrascht. Auf ihrer Nase bildete sich ein leichter Rotschimmer und sie senkte den Blick. Sie konnte doch nicht sagen, dass sie nicht unbedingt abgeneigt war bei Minore zu bleiben. Sie war selbst überrascht, als sie merkte, wie leicht es ihr fiel sich vorzustellen bei Minore zu bleiben und ihn besser kennen zu lernen, vielleicht sogar lieben zu lernen. Sie schüttelte bei ihren Gedanken den Kopf. So was sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Sie kannte ihn doch gar nicht. Er faszinierte sie keine Frage, aber sie redete sich ein, dass es nur Wissenschaftliches Interesse war, das sie anzog, immerhin bekam sie vielleicht nie wieder die Möglichkeit etwas über Vampire oder Werwölfe herauszubekommen. Zum Glück kam grad Minore wieder in den Raum, wo sie Rain eine Antwort schuldig bleiben konnte. Irgendwas war geschehen, als er weg war um sich normale Schuhe anzuziehen. Rains interessierter und neugieriger Blick und das sanfte rot auf den Wangen seiner Gefährtin sprach deutlich dafür. Er schaute von einem zum anderen. „Ok, was hab ich verpasst?“ Als Rain den Mund aufmachen wollte um etwas zu sagen, warf Mia ihm einen wütenden Blick zu. Oh ha, da hatte jemand ein Geheimnis und Rain hatte es vermutlich herausgefunden. Kein wunder warum sie so wütend war. Er hob fragend die Augenbraue und sah Rain an. Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf und machte eine Geste in Richtung „später“. Er würde hundertprozentig darauf zurück kommen. Damit wandte er sich an Mia. „Setz dich doch.“ Sie schien zu überlegen, wo sie platz nehmen sollte, entschied sich dann aber für einen Stuhl in der Nähe von Minore, der mittlerweile in seinem Computerstuhl platz genommen hatte. Das war ja interessant. Sie vertraute ihm anscheinend mehr als sie Rain vertraute, sonst hätte sie sich so hingesetzt, dass sie den gleichen Abstand zu beiden hielt. Er behielt das allerdings für sich, denn im inneren freute er sich ungemein über die kleine Vertrauensgeste. Es machte Spaß sich mit ihr zu unterhalten und konnte sich gut vorstellen sie noch einige Zeit bei sich zu behalten. Dieses Gefühl hatte allerdings nichts damit zu tun, dass sie seine Gefährtin war, sondern mit dem Reiz sie zu necken und sie zu verführen, was sich durchaus schwierig erweisen könnte, solange bis sie... ja was? Sich in ihn verliebt oder sie ihn genervt für immer verlässt. Das erste war ihm zwar lieber, aber auch mit seinen Fähigkeiten als Vampir, konnte er keine Gefühle erzwingen. Um das Schweigen zu brechen lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Fall. Mia erzählte ausführlich, was sie in der Nacht in der Gasse gesehen hatte und als sie geendet hatte erhob sich Rain auch sofort. „Da ich durch deinen Anruf vorhin etwas unterbrochen wurde, werde ich jetzt noch mal zur Polizeistation gehen um den Polizisten zu befragen, warum er einen Bericht einer Zeugin nicht in die Akte gelegt hatte.“ Er sah ziemlich grimmig drein und Minore tat der Polizist schon fast ein bisschen Leid, aber eben nur fast. Er würde eine mächtige Standpauke bekommen. Sobald Rain den Raum verlassen und sich auf den Weg zum Fahrstuhl begab, erhob sich Minore ebenfalls. „Wenn es in Ordnung ist, zeige ich dir jetzt ein Zimmer wo du, in der Zeit wo du hier bist, wohnen kannst.“ Sie nickte und folgte ihm durch die Gänge. Am liebsten hätte er sie aus einem Impuls heraus am liebsten in seinem Quartier untergebracht, aber er hielt sich gerade noch zurück. Stattdessen begnügte er sich, sie in einem Quartier zwei Türen weiter unterzubringen. Er öffnete die Tür und ließ sie ein. „Das Schlafgemach ist, genau wie das Bad in den angrenzenden Zimmern. „Es ist eigentlich alles da, was du brauchst. Die Küche ist, wenn du hier den Gang zurück gehst und die erste Biegung rechts nimmst die 5. Tür gleich neben dem Salon und der Bibliothek. Wenn du noch etwas brauchst, mein Quartier ist zwei Türen weiter. Wenn ich da nicht bin, bin ich im Technikraum, wo wir gerade her kommen.“ Sie hatte sich in den Zimmern umgesehen und kam anscheinend aus dem Staunen nicht mehr heraus, hörte aber anscheinend aufmerksam zu. Bei Erwähnung der Bibliothek fuhr sie mit offenem Mund herum. „Hier gibt es eine Bibliothek?“ In ihren Augen blitzten ihm Neugierde und Interesse entgegen. Er musste leicht lachen. „Ja so was gibt es bei mir hier unten. Tu dir keinen Zwang an und ließ soviel du möchtest. Ich habe nichts dagegen.“ Die Freude, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, ließ ihn nicht anders handeln, als sie am Handgelenk zu nehmen und sie sanft den Gang hinunter zu ziehen und ihr die Türen der Bibliothek zu öffnen. Sie ging mit staunen in den riesigen Raum, in dem es vor Büchern nur so wimmelte. In der Mitte stand eine Sitzgruppe und ein kleiner Tisch, um sich gemütlich hin zu setzen und zu lesen. Sie drehte sich zu Minore um und fragte: „Und ich darf die wirklich alle lesen, wenn ich will? Ich meine, einige sind bestimmt antike Stücke, so alt wie die aussehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Einige sind noch vor meiner Zeit geschrieben worden und vermutlich so alt wie Rain, aber Bücher sind zum lesen da, nicht nur zum angucken. Also bedien dich.“ Er sah sich verschmilzt an. „Aber ich warne dich, man brauch mehr als ein Menschenleben, um die alle zu lesen.“ Sie lächelte zurück und meinte: „Vielleicht hab ich ja länger als ein Leben zeit.“ Sie schien instinktiv zu wissen, dass es heißt ewig zu leben, wenn der Vampirgefährte regelmäßig von seiner Gefährtin trinkt. Aber was ihn noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass sie gerade zugegeben hatte, dass sie nicht abgeneigt war, mit ihm verbunden zu bleiben. Herr im Himmel, er wagte gar nicht die Hoffnung zu hegen, die sich unnachgiebig in sein Herz stehlen wollte. Sie schien zu registrieren, was sie da gerade gesagt hatte und senkte zum zweiten Mal in dieser Nacht schon den Blick um ihre Röte zu verbergen. Minore kam bei dem Anblick bloß ein Wort in den Sinn: niedlich. Er konnte nicht anders und trat an sie heran um ihr leicht die Hand unter das Kinn zu legen und um sie mit sanfter Gewalt dazu zu bringen ihn anzusehen. Sie entzog sich ihm nicht und er war viel zu sehr in dem Bann ihrer himmelblauen Augen gefangen um widerstehen zu können. Er überbrückte die paar Zentimeter und drückte seine Lippen ganz leicht auf ihre. Er konnte sein Glück kaum fassen als sie nicht zurück zuckte, sondern den Kuss auch noch erwiderte. Als der sinnliche Kuss vorbei war, wurde sie sogar noch eine Spur röter, als könne sie es nicht fassen, was gerade passiert war und dass sie es auch noch zugelassen hatte. Sein Grinsen war mehr als männlich als er bemerkte: „Du magst mich.“ Sie wand sich aus seinem leichten Griff. „Und wovon träumst du nachts?“ Damit verschwand sie aus der Bibliothek und zog sich in ihr neues Zimmer zurück. Er selbst sah ihr nach und sein Grinsen wurde noch breiter. Wenn er es nicht besser wüsste würde er sagen, dass sie schmollte. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Er konnte sie immer noch schmecken. Der Kuss war seiner Meinung nach etwas zu sanft gewesen, aber definitiv das, was er gewollt hatte und immer noch wollte. Er hoffte er bekam nochmal die Gelegenheit ihr einen solchen abzunehmen. Sehr zufrieden begab auch er sich zu seinem Gemach, nahm noch schnell eine Dusche und streckte sich dann, nur in Boxershorts bekleidet, auf seinem Bett aus. Ihm entfuhr ein Gähnen als er langsam in den Schlaf glitt. Und dann begannen auch schon seine Alpträume. Kapitel 5: 5 ------------ Sie konnte nicht fassen, dass sie das zugelassen hatte. Was hatte sie sich denn dabei gedacht? So wie es aussieht, hat sie gar nicht gedacht. Dass sie es zugelassen hatte, war schon schlimm genug, aber das sie den Kuss auch noch erwidert hatte, egal ob er sich gut an gefühlt hatte und das hatte er, dass kann sie nicht bestreiten, war eine Katastrophe. Wer weiß was er sich darauf einbildet. Sie stapfte frustriert ins Bad, welches genau, wie der Rest des Quartiers, wunderschön und sehr gemütlich eingerichtet war. Sie wollte nur noch schnell duschen und unter die weichen Laken schlüpfen, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Sie war schon dabei sich auszuziehen, als sie bemerkte, dass sie keine Handtücher hatte. Egal wo sie suchte, sie fand einfach keine. Sie verdrehte die Augen. Auch das noch. Jetzt musste sie sich doch noch mal mit ihm auseinander setzen. Sie zog sich wieder richtig an und begab sich zu seinem Quartier. Als sie bereits zum zweiten Mal geklopft hatte und immer noch keine Antwort kam, straffte sie die Schultern und ging hinein. „Minore?“ Keine Antwort. Vielleicht war er im Technikraum, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er hier war. „Minore? Wo bist du?“ Sie schlich zum Schlafzimmer und konnte in der Dunkelheit tatsächlich einen Körper unter den Laken sehen. Sie trat ein und sah, dass sich Minore wie ein Embryo zusammengerollt hatte und leicht zitterte. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. In dem Moment sah er, so wie er da lag, ziemlich verletzlich aus. „Minore?“ fragte sie sanft in die Dunkelheit und berührte ihn leicht an der Schulter. Sofort schlug er die Augen auf und packte sie so schnell am Handgelenk, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Seine Fangzähne waren, von einem Moment zum anderen, voll ausgefahren. Sie zuckte bei seinem Anblick zusammen. Langsam schien er seine Umgebung wieder bewusst war zu nehmen und ließ sie sofort los. „Verdammt, was machst du hier drin?“ Ihre Stimme zitterte leicht als sie antwortete. „Ich wollte Sie eigentlich fragen, ob ich Handtücher bekommen könnte, weil ich keine gefunden habe, aber ich denke ich habe einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Entschuldigt die Störung.“ Damit drehte sie sich um und wollte aus dem Zimmer verschwinden, aber seine Stimme hielt sie auf. „Warte. Ich habe dir doch nicht weh getan, oder?“ Sie schüttelte den Kopf und verließ fluchtartig den Raum. Himmel, er hatte sie ganz schön erschreckt. Kein Wunder, er wusste das seine Fänge ausgefahren waren und so schnell wie er sie plötzlich gepackt hatte, konnte er nur zu gut verstehen, dass sie das Weite gesucht hatte. Er fuhr sich mit der Hand durch seine Haare, während er merkte, wie seine Fänge wieder normale Größe annahmen. Sie hatte ihn wirklich in einem verdammt schlechten Moment erwischt. Seine Albträume basierten auf seinen Erinnerungen und die waren nicht unbedingt rosig verlaufen. Er schüttelte den Kopf, als die Erinnerungen wieder vor seinem inneren Auge auftauchten, um sie abzuschütteln. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass er nicht mal eine halbe Stunde geschlafen hatte. Mist, und da es schon kurz vor Sonnenaufgang war, konnte er auch nicht raus. Aber da er auch nicht schlafen konnte, schwang er seine Beine über den Bettrand und stand auf. Erst wollte er, so wie er war, in den Technikraum, entschied sich aber, da Mia schon genug Schocks erlitten hatte, sich doch etwas über zu ziehen. Er musste ja nicht halb nackt durch die Gänge spazieren. Er zog sich seine graue Trainingshose drüber und begab sich in den Technikraum. Er fuhr einen Computer hoch und hoffte inständig, dass jemand um diese unchristliche Zeit on war. Er hatte Glück, Luc wurde als online angezeigt. Er musste gesehen haben, dass Minore on kam, denn er schrieb ihn gleich an. „Hey, na war der Besuch bei deiner Angebeteten etwa nicht so verlaufen, wie du es dir vorgestellt hast?“ Stimmt ja, Luc hatte Mia auf dem Foto erkannt und ihm ja die Adresse gegeben. Er antwortete: „Nicht ganz, wie geplant, aber dennoch bin ich nicht abgeblitzt.“ Noch nicht, dachte er zerknirscht. Nach dem plötzlichen Angriff seinerseits, war das bestimmt nur noch eine Frage der Zeit. Sie hatte in das Gesicht eines Raubtiers gesehen, was er zweifelsfrei auch war, und war, wie jeder andere Mensch, weggelaufen. „Cool, erzähl.“ „Na ja, wir haben uns eine Weile unterhalten und irgendwann haben wir uns auch, geküsst.“ Seine Stimmung hob sich merklich, als er an den Kuss zurück dachte. „Du hast die Unnahbare geküsst? Das soll vor dir noch keiner geschafft haben.“ Minore runzelte die Stirn. „Willst du damit sagen, das war ihr erster Kuss? Das kann ich mir nicht vorstellen. So hübsch wie sie ist, muss sie doch reihenweise Verabredungen und Verehrer haben.“ „Verehrer vielleicht, Verabredungen weniger. Ich hab sie noch nie mit einem Mann zusammen gesehen.“ „Nur weil du sie noch nie gesehen hast, wie sie ein Date hatte, muss das doch nicht heißen, dass sie noch nie eins hatte.“ „Vergiss es, auch die anderen haben sie nie gesehen. Sie ist, wenn sie weg war, nur mit ihren Freundinnen unterwegs, aber das war es auch.“ „Hatten wir nicht gesagt, wir behalten es für uns? Ich wollte nicht, dass die ganze Stadt weiß, dass ich hinter ihr her bin.“ „Sorry Alter, ich wollte nur wissen, ob die Gerüchte, dass sie noch nie jemanden hatte, war sind.“ „-.-“ Na toll, da konnte er sich auf Fragen gefasst machen, wenn er das nächste Mal zur Skaterbahn ging. „Sei nicht sauer. Hab auch Neuigkeiten für dich.“ Minore seufzte. Rückgängig konnte er es sowieso nicht machen, also was soll´s. „Schieß los.“ Luc tippte eine Weile, aber auf das, was kurze Zeit in seinem Fenster erschien, war er nicht vorbereitet gewesen. „In der Nacht ist noch eine Frau ermordet aufgefunden worden. Sie soll laut einer Zeugin, mit ihrem Mann spazieren gewesen sein. Der Rest ging ziemlich schnell. Der andere Mann kam wie aus dem Nichts und tötete zuerst die Frau. Und nun kommt es. Der Mann ging fast im gleichen Moment in Flammen auf. Die Zeugin wird zurzeit auf ihre geistige Gesundheit überprüft, aber anscheinend ist sie der festen Überzeugung gewesen, das gesehen zu haben.“ Minore starrte lange auf den Bildschirm. Himmel noch eins. Die Frau war mit ihrem Gefährten unterwegs und selbst er mit seinen Kräften, hatte sie nicht retten können. Eins war klar, er würde Mia auf keinen Fall mehr nach oben gehen lassen. Versprechen, dass er sie nicht einsperrt, hin oder her, genau das würde er trotzdem machen. Die Neuigkeiten waren viel zu beunruhigend. Er brauchte einige Zeit, um die Antwort zu tippen. „Danke für die Informationen. Hast deinen Fehler grad wieder gut gemacht.“ „Freud mich zu hören, du, muss off. Muss mit meiner Mutter heute in die Stadt. Sie will unbedingt einkaufen gehen.“ „Na dann viel Spaß.“ „Jaja.“ Damit war er weg. Minore wollte nach seinem Handy greifen, als ihm auffiel, dass er es im Schlafzimmer liegen gelassen hatte. Er sprang auf und lief mit zügigen Schritten den Gang entlang und stieß an einer Biegung mit Mia zusammen. Er konnte gerade noch verhindern, dass sie stürzte. „Ups. Vorsicht.“ Sie war verdammt leicht, als er sie etwas hoch hob, um sie wieder auf die Füße zu setzen. „Entschuldige Minore, ich hab dich nicht gesehen.“ Er winkte ab. „Kein Problem. Wolltest du was von mir?“ Ihm entging nicht, dass sie mit dem Rand ihres T-shirts herumspielte, als sie antwortete: „Ja, ich wollte mich für vorhin entschuldigen. Ich hätte nicht einfach in deine Räume spazieren sollen.“ Sie entschuldigte sich bei ihm? Er hatte doch sie angegriffen, nicht umgekehrt. Er schüttelte den Kopf. „Quatsch, ich müsste mich bei dir entschuldigen. Immerhin hab ich dir weh getan.“ „Das wäre aber nicht passiert, wenn ich nicht einfach rein gekommen wär.“ Sie sah ihn trotzig an. „Du willst unbedingt die Schuldige sein, stimmts? Dann mach es wieder gut.“ Sie sah ihn fragend an. „Und wie?“ Jetzt musste er grinsen. „Küss mich.“ Sie riss ungläubig die Augen auf. „Das kannst du nicht verlangen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du hast Angst vor einem Kuss. Hätte ich nicht gedacht.“ Er provozierte sie absichtlich. Entweder sie ließ ihn einfach stehen oder sie küsste ihn, wenn auch nur, um ihm zu beweisen, dass sie keine Angst hatte. Sie schien zu überlegen, aber er schien sie in ihrem Stolz getroffen zu haben, als er sie als ängstlich bezeichnet hatte, also küsste sie ihn. Er konnte den Drang, sie an sich zu ziehen und den Kuss zu vertiefen, nicht widerstehen. Er schlang einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich. Die andere Hand legte er ihr auf den Hinterkopf, um zu verhindern, dass sie den Kuss unterbrach. Sie wurde erst ganz starr in seinen Armen, entspannte sich aber schnell wieder und schlag die Arme um seinen Hals. In ihm machte sich ein Glücksgefühl breit, als sie sogar auf das leichte necken seiner Zunge an ihren Mundwinkel einging und den Mund öffnete, um ihn einzulassen. Er küsste sie tief und lange und als sie den Kuss beendeten, sah er in ein ziemlich rotes Gesicht seiner Gefährtin. Sie konnte schon wieder nicht begreifen, was sie da grad getan hatte, aber selbst auf die Gefahr hin, sich nachher zu hassen, legte sie ihren Kopf an seine Brust. Es fühlte sich einfach zu gut an, von ihm gehalten zu werden. Sie merkte wie er sie noch etwas näher zog und sich etwas zu ihr runter beugte, um sie noch fester in den Arm nehmen zu können. Ihre Hände wanderten vom Hals unter seinen Armen durch auf seinen Rücken, um ihm zu zeigen, dass sie gerade nichts dagegen hatte so gehalten zu werden. Sie hörte ein leises Seufzten und musste lächeln. Ein Summen unterbrach die angenehme Atmosphäre. Er hob den Kopf und sah sich nach dem Ursprung um, ohne aber die Umarmung zu lösen. Er entdeckte sein Handy auf dem Boden liegen und sah sie dann fragend an. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte mich entschuldigen und bin zu dir gegangen, aber du warst nicht da. Dann hat dein Handy angefangen zu Summen, also habe ich beschlossen es dir zu bringen. Ich hab es mit einem Stäbchen auf ein Taschentuch geschoben, um es transportieren zu können. Ich wollte nicht, dass es wieder kaputt geht, nur weil ich es berühre.“ Auf seine Lippen schlich sich ein Lächeln. „Danke dir.“ Und küsste sie einfach auf die Nase. Gott war das einfach, seine kleinen Zärtlichkeiten anzunehmen. Normalerweise fühlte sie sich schon unwohl, wenn sie ein Mann auch nur berührte. Es war zwar ungewohnt, aber so angenehm. Er hob das Handy auf und nahm das Gespräch entgegen, legte aber einen Arm um ihre Hüfte, dass er sie immer noch umarmte. Auch sie schlag ihre Arme um seine Hüften und ließ sich bereitwillig umarmen. Warum hatte sie sich nochmal so gegen die Verbindung zu diesem Mann gesträubt? Kaum eine Nacht war vorbei und schon war sie kurz davor ihn zu bitten, ob sie nicht an seiner Seite bleiben könnte. Minore hörte eine Weile zu und meinte dann: „Ich hoffe du hast ihm ordentlich in den Arsch getreten, weil er es gewagt hat meine Gefährtin als verrückt abzustempeln.“ Die Antwort schien ihn zufrieden zu stellen. Was er als nächstes sagte ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Er schilderte ausführlich, was er vorhin über einen Freund heraus bekommen hatte. Ihr entging auch nicht, dass er sie, während er sprach, näher an sich zog. Er sah ziemlich grimmig aus und als er kurz zu ihr runter sah, sah sie auch Sorge in seinen Augen. Sorge um sie. Ihr wurde warm ums Herz. Es hatte sich noch nie jemand um sie gesorgt. Um zu zeigen, wie dankbar sie ihm war, küsste sie ihn kurz auf das Kinn. Tatsächlich wurden seine Gesichtszüge weicher. Er hörte noch eine Weile zu und legte dann auf. Sie sah ihn fragend an. „Das war Rain. Er hat dem Idioten auf der Wache in den Hintern getreten, weil er dich nicht ernst genommen hatte.“ Sie musste lächeln. Dann sah sie ihn verschmilzt an. „Du hast mich am Telefon als deine Gefährtin bezeichnet. Woher nimmst du dir die Sicherheit, dass ich dir gehöre?“ Sie hörte ein leises knurren, dass sie zum Lachen brachte. Da hatte sie jemand schon als die seine markiert. „Ist es so schlimm, dass ich dich so bezeichne?“ Die Stimme war direkt neben ihrem Ohr. Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Wir kennen uns doch gar nicht, trotzdem fühle ich mich bei dir wohl.“ Sie runzelte die Stirn. „Du manipulierst doch nicht etwa meine Gefühle, damit ich bei dir bleibe?“ Er kicherte. „Nein, selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht machen. Du sollst alleine entscheiden, ob du bleiben willst oder nicht.“ Sie sah ihn zweifelnd an. „Na gut, aber ein bisschen verführen darf man ja wohl.“ Sie verdrehte die Augen. „Muss wohl sein.“ „Beschwere dich nicht. Gib ruhig zu, dass es dir gefällt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es hat schon was für sich, so im Arm gehalten zu werden.“ Er sah sie herausfordernd an. „Na gut. Die Küsse sind auch nicht schlecht.“ Die Untertreibung des Jahres, sie liebte seine Küsse jetzt schon. „Nicht schlecht? Warum hab ich das Gefühl, dass du mich ärgerst?“ „Weiß nicht. Vielleicht weil ich will, dass du mich vom Gegenteil überzeugst?“ Er ließ sich nicht zwei Mal bitten und schon spürte sie wieder seine Lippen auf ihren. Sie bezweifelte nicht, dass sie danach süchtig werden würde. Als sie sich lösten fragte er: „Und?“ Sie runzelte die Stirn, als müsste sie angestrengt darüber nachdenken. Sie würde nicht so einfach nachgeben. Ihr gefiel das Spiel, das sie gerade spielte viel zu gut, weswegen sie antwortete: „Besser, aber ich habe keine Vergleichsmöglichkeit dafür. Ich werde Rain küssen müssen, um eine richtige Beurteilung treffen zu können.“ Er sah sie entsetzt an. „Das würdest du nicht wagen?“ „Warum nicht. Ich meine ich hab noch nie einen Vampir geküsst, da kommt er als Vergleichsperson in Vampirküssen doch recht gelegen.“ So schnell konnte sie gar nicht gucken, da hatte er schon wieder seine Lippen auf ihre gedrückt. Er flüsterte an ihren Lippen. „Denk nicht mal dran. Ich müsste ihn töten, wenn er auch nur in die Nähe deiner Lippen kommt, und das wäre zurzeit nicht unbedingt vorteilhaft. Immerhin müssen wir einen Mörder schnappen. Außerdem ist das was wir hier machen kein Vampirkuss.“ Sie brachte etwas Abstand zwischen sich und Minore und sah ihn fragend an. „Nicht? Aber ich küsse doch einen Vampir.“ „Das ist richtig, aber zwischen einem Kuss und einem Vampirkuss gibt es einen großen Unterschied.“ „Und der wäre?“ „Der normale Kuss, also das was wir grad gemacht haben, funktioniert nicht nur zwischen Vampiren und der Gefährtin, sondern wie du weist auch zwischen Menschen oder anderen Lebewesen. Der Vampirkuss funktioniert nur zwischen Vampir und Gefährtin.“ „Und was ist nun ein Vampirkuss?“ „Das ist, wenn ich dein Blut trinken würde und du gleichzeitig meins. Das passiert auch zwischen Gefährten sehr selten, da Vampirblut zwar eine heilende Wirkung hat, trotzdem mit großem Vertrauen zusammenhängt, denn solange die Frau trinkt, ist der Vampir so gut wie wehrlos.“ Sie sah ihn erstaunt an. „Ich müsste also dein Blut trinken?“ Sie verzog das Gesicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schmeckt.“ Er musste lachen. „Vampirblut schmeckt nicht wie das Blut von Menschen. Vampirblut ist für alle Gift, außer für die Gefährtin und die sollen sich noch nie beschwert haben, wenn ihr Gefährte sie trinken ließen.“ Sie dachte über die Worte nach. Sie kam aber zu keinem Ergebnis. Sie müsste kosten müssen, um zu sagen, ob es ihr schmecken würde oder nicht. Sie sah Minore fragend an. Ob er es ihr geben würde, wenn sie ihn gefragt hätte? Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, schüttelte er seinen Kopf. „Tut mir leid, aber so weit sind wir noch nicht. Und du hast recht, wir kennen uns erst seit einem Tag. Vertrauen braucht Zeit, vor allem dafür.“ Sie war enttäuscht, aber sie verstand auch sein Zögern. Sie hatte sich noch nicht mal entschieden, ob sie wirklich bei ihm bliebe oder in ihr altes Leben zurückkehren würde. Gott, sie hatte darauf ja selbst noch keine Antwort. Sie konnte sich einfach nicht zwischen ihrem Job, der ihr sehr viel bedeutete, denn sie liebt das Finden von Antworten, die sich in den kleinsten Teilchens des Körpers versteckten, und dem Mann, der gerade vor ihr stand und ihre Gefühlswelt allein durch seine Anwesenheit durcheinander brachte. Das Klingeln ihres eigenen Handys, welches sie schon immer besessen hatte, es aber nie benutzt hatte, da es sowieso kaputt gehen würde, riss sie aus ihren Gedanken. Sie zog es mit einem Taschentuch aus ihrer Hosentasche und nahm das Gespräch entgegen. „Ja?“ „Mia wo steckst du? Hast du etwa verschlafen? Du wolltest doch schon längst hier im Labor sein.“ „Oh verdammter Mist. Wie spät ist es?“ „Kurz nach 8.“ „Mist.“ Minore sah sie fragend an. Sie bat ihn mit einer Geste kurz zu warten. „Hör zu, ich bin unterwegs.“ Minore protestierte sofort. „Du gehst nicht raus. Da oben läuft einen Mörder frei rum und der hat es auf dich abgesehen, du gehst da nicht hin.“ Sie sah ihn sauer an. „Warte mal kurz Megi.“ Sie hielt die Hand vor den Hörer und sagte zu Minore: „Du kannst mir nicht verbieten, zur Arbeit zu gehen. Außerdem greift er nur nachts an und bis es dunkel ist bin ich wieder hier.“ Er nahm sie wieder in den Arm. „Zwing mich nicht, dich mit Gewalt hier zu behalten. Ich will nicht das du auch nur möglicher weise in Gefahr bist und ich kann nicht mitkommen, um dich zu beschützen.“ Sie sah die Sorge in seinen Augen und konnte einfach nicht anders. „Megi. Tut mir Leid. Ich komme heute nicht. Ich hab schon verdammt viele Überstunden und ich brauch ganz dringend mal eine Pause.“ Am anderen Ende seufzte Megi. „Die Einsicht kommt ziemlich spät. Aber ok. Du machst jetzt erst mal Urlaub und zwar mindestens 2 Wochen.“ Mia wollte schon widersprechen, als Megi einfach weiter sprach: „Du brauchst mir nicht zu widersprechen, wenn ich dich in den nächsten 2 Wochen hier sehe, dann Gnade dir Gott.“ Damit legte sie auf. Sie starrte auf ihr Handy. „Was ist los?“ Minore sah sie fragend an. „Ich wurde gerade, von Megi, für 2 Wochen aus dem Labor verbannt.“ „Was bedeutet, du musst nirgends hin.“ Er grinste über beide Ohren. Sie boxte ihn leicht gegen die Schulter. „Nein ich muss nicht weg. Und ja du hast gewonnen. Ich bleibe hier unten. Aber eins sag ich dir, das machst du wieder gut.“ Er küsste sie kurz und sagte: „Ja. Was immer du wünscht, Süße.“ „Ich bin nicht süß.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“ In seinen Augen konnte sie aber sehr gut erkennen, dass er, egal wie oft sie widersprechen würde, nicht von seiner Meinung abweichen würde. Er führte sie in die Computerzentrale, wo er sich selbst aus dem Computerstuhl plumpsen ließ und sie auf seinen Schoß zog. Auf dem Computer blinkte ein Fenster. „Mit wem schreibst du?“ fragte Mia neugierig. „Luc. Er ist ein Freund von mir.“ „Ist er auch ein Vampir.“ „Nein. Er ist ein ganz gewöhnlicher Mensch.“ Die Nachricht war nicht sehr lang: „Mino, muss dem Himmel sei Dank doch nicht mit. Mein Bruder hat sich erbarmt und geht an meiner Stelle. Bist du noch da?“ Minore tippte schnell eine Antwort, während Mia sich an Minores Brust lehnte, damit er um sie herum leichter die Tastatur erreichen konnte. „Ja, bin noch da. Bin aber nicht mehr allein.“ Es entstand eine kurze Pause am anderen Ende. Dann tippte er seine Frage: „Wer ist denn bei dir?“ Minore grinste und Mia sah ihn fragend an. Er antwortete ihr auf ihre unausgesprochene Frage. „Ich hab ihn gefragt, ob er dich kennt, da ich nur dein Foto hatte, aber keinen Namen. Er war so freundlich und hat mir deinen Namen, sowie Adresse verraten. Er denkt allerdings, dass ich dich herumkriegen will und ich soll ihn als Gegenleistung für die Adresse auf dem Laufenden halten, ob ich es geschafft hab.“ Ihr klappte die Kinnlade herunter. „Ich bin doch keine Trophäe, die man gewinnen kann.“ Er sah sie gequält an und legte die Arme um sie, damit sie nicht aufstehen kann. „Sei bitte nicht böse. Ich wollte deine Adresse, um dich kennen zu lernen und er war neugierig. Du hast nämlich den Ruf unnahbar zu sein. Also ließ ich ihn in dem Glauben, dass ich einfach nur mal ausprobieren will, ob du wirklich so unnahbar bist. Ich meine die Wahrheit kann ich ihm ja schlecht sagen. Ich bezweifle sehr stark, dass er mir geglaubt hätte, wenn ich gesagt hätte ich bin ein Vampir und du meine Gefährtin und das es lebenswichtig ist, dass ich dich finde.“ Sie dachte über seine Worte nach und seufzte schließlich. „Hast irgendwie recht. Das hättest du wirklich nicht sagen können. Und so unnahbar, wie ihr glaubt bin ich gar nicht.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Nase. „Und warum hattest du dann noch nie einen Freund?“ Darauf hatte sie keine Antwort. Da ihr nichts Besseres einfiel, verschränkte sie die Arme vor der Brust und fing an zu schmollen. Darüber musste er kichern und küsste sie auf den Scheitel. Dann tippte er eine Antwort an Luc. „Mia ist bei mir und schmollt gerade auf meinem Schoß.“ Die Nachricht von Luc kam schnell. „Lass sehen.“ Er wollte grad auf Videokonferenz klicken, als sie böse knurrte: „Wage es ja nicht.“ Minore grinste sie an. „Und was wenn doch?“ „Dann kannst du dir eine andere Auserwählte suchen.“ Minore hob belustigt eine Augenbraue. „Du warst dir doch gar nicht sicher, ob du überhaupt bei mir bleibst oder hab ich da was missverstanden?“ Mist, da hatte er natürlich recht. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie benahm sich kindisch, das wusste sie auch, also verdrehte sie die Augen und setzte sich zwischen seine Beine und ließ ihre Beine über eins seiner Beine baumeln, damit sie ihr Gesicht besser an seiner Halsbeuge vergraben konnte. „Mach doch was du willst.“ Er zog sie mit einem Arm an sich und startete mit der anderen die Videokonferenz. Sofort sah man einen jungen Mann, mit knall blauen Haaren, in einem kleinen Fenster, der nicht schlecht guckte. „Mino, hätte ich nicht gedacht, aber alle Achtung“, sagte dieser. „Da kann man ja glatt neidisch werden. Darf ich auch mal?“ Mia sah geschockt von dem Jungen zu Minore, der sich sichtlich das Lachen verkneifen musste. Minore zuckte mit den Schultern. „Mal nachdenken.“ Er setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Minore!“ Das konnte doch nicht wahr sein. Er dachte darüber doch nicht ernsthaft nach. Minore küsste sie kurz auf den Mund und meinte mit ernsten Gesichtsausdruck zu Luc: „Vergiss es. Ich teile nicht gern und bei ihr erst recht nicht.“ Sie boxte ihn gegen die Schulter. „Darüber denkt man nicht erst nach, sondern sagt gleich nein.“ Minore lächelte sie liebevoll an. „Ich hab auch nicht darüber nachgedacht, ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.“ Sie fand das überhaupt nicht witzig und das schien er zu merken, denn er fragte: „Wie mache ich es wieder gut?“ Sie lächelte ihn verführerisch an. „Das weißt du doch.“ Er musste leise lachen und küsste sie dann tief und lang. Sie vergaß Luc vollkommen und schlang ihre Arme um seinen Hals. Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Als sie sich kurz lösten, um Luft zu holen, hörten sie wie Luc meinte: „Bekomme ich jetzt hier eine gratis Peepshow geboten, oder sieht das bloß so aus?“ Minore tastete nach der Maus und unterbrach die Videokonferenz. Mia sah ihn verschmilzt an. „Ich glaube der denkt jetzt wir treiben es hier gleich.“ „Soll er doch. Mich interessiert es eher, was du denkst, was wir jetzt machen.“ Sie wurde rot. Kuscheln und Küssen gut und schön, aber das ging ihr, dafür dass sie ihn grad mal einen Tag kannte, dann doch etwas zu weit. Er schien ihren Gedankengang zu kennen, denn er gab ihr nur noch einen kurzen Kuss und bettete dann ihren Kopf an seiner Halsbeuge. Er unterbrach die Stille erst nach einer Weile. „Wir sollten ins Bett gehen. Es war eine lange Nacht und wir beide haben noch nicht geschlafen. Die halbe Stunde bei mir zählt nicht, ruhig geschlafen hab ich da nämlich nicht. Heute Abend geht die Verbrecherjagd weiter, da sollten wir ausgeruht sein.“ Sie nickte kurz. Und protestierte auch nicht als er sie hoch hob und in sein Schlafgemach trug und sie auf´s Bett setzte. Sie streifte ihre Hose ab und kuschelte sich unter die Decke, während er es sich auf der anderen Seite des Bettes bequem machte. Kurz lagen sie so da, aber dann kuschelte sich Mia einfach an Minore und wurde sofort in den Arm genommen. Sie schob dieses ganze Benehmen, das sie heute schon den ganzen Morgen an den Tag gelegt hat, auf ihren Schlafmangel, lauschte noch kurz Minores Herzschlag und schlief dann auch ein. Auch Minore war nach wenigen Minuten im Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)