Sharp Sword - Blunt Sword von Hyoura ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Das schwarze Trapezoid hob sich fast gar nicht von der nächtlichen Kulisse des dichten Waldes ab, in dem es erschien. Eine Gestalt trat aus den wirbelnden Schatten hervor, welche wie eigenständige lebende Wesen in der Dunkelheit hinter der Öffnung mitten in der Luft zu lauern schienen. Langsam zog sich der kreiselnde Riss in den Dimensionen zusammen, wie ein Wasserstrudel in der gefüllten Badewanne, der der Stöpsel gezogen worden war. Dampf stieg von der klaffenden Wunde in seiner Schulter auf, welche langsam verschwand, ebenso wie die bröckelnde Hollowmaske, welche sein Gesicht bedeckt hatte. In einer fließenden Bewegung brachte er das blutbefleckte Schwert in seiner Hand auf die Haltevorrichtung auf seinem Rücken. Die zuerst leicht schwankenden, dann sicherer werdenden Schritte trugen ihn durch den nächtlichen Wald. Menschen kamen bereits seit Jahrzehnten nicht mehr her. Sicher bahnte er sich seinen Weg entlang den Wildwechseln, welche die einzige Möglichkeit boten, den Wald zu durchqueren, ohne sich in einem der dichten Dornengestrüppe zu verfangen. Je weiter er voranschritt, desto mehr lichteten sich die vorher so dicht stehenden Bäume und gaben schliesslich die Sicht frei auf sein Ziel. Das alte Haus war früher vielleicht einmal eine prächtige Villa gewesen. Mindestens drei Stockwerke hoch, konnte man trotz der fortschreitenden Verwitterung den ehemaligen stolzen Bau erkennen. Selbst jetzt waren noch Reste der mit kunstvollen Mustern verzierten Fassade übrig, an der nur noch klägliche Überbleibsel einst sicher leuchtender Farbe klebten. Doch nun war es nur noch eine Ruine. Das Dach eingefallen, Mauern in sich zusammengestürzt, Türen und Fenster zerbrochen. Die Natur begann bereits, sich das einst von Menschenhand geschaffene Gebäude einzuleiben. Wilder Wein kletterte die noch stehenden Wände hinauf und Unkraut wucherte auf den früher ordentlich gepflasterten Flächen. Inmitten des zerstörten Daches ragte stolz die Krone eines Baumes auf. Überall befanden sich die Pflanzen auf dem Vormarsch und zerstörten die Villa Stück für Stück. Schon längst hing keine Tür mehr in dem gähnenden Loch in der Mauer, das in vergangenen Zeiten den Eingang gebildet hatte. Er betrat den Raum dahinter, welcher wohl eine Art Vorraum gewesen sein musste. Über Schutt und hinuntergefallenen Deckenresten setzte er seinen Weg fort, bis er nach der Durchquerung mehrerer mehr oder weniger beschädigten Räumen die Treppen zum Keller hinunterstieg. Staub ruhte auf dem Boden, nur ein schmaler Pfad zur Mitte des Raumes war frei von der grauen Schicht, welche sich im Laufe der Jahre auf alles andere gelegt hatte. Auch hier hatte sich Unkraut bereits breit gemacht. In absehbarer Zukunft würde sicher auch dieser Raum in sich zusammenfallen und wie der Rest des Hauses restlos vom Grün verschlungen werden. Aber dann würde er nicht mehr hier sein. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Nein, dann würde er frei sein, ungebunden, und müsste nicht mehr die Befehle des Geistes befolgen, welcher hier tief vergraben unter der Erde gebunden war. Doch nun hieß es erst einmal warten und neue Schritte zu überdenken. Die letzte Seele hatte sich als widerspenstiger erwiesen, als er erwartet hatte. Welch eine Ironie des Schicksals. Aber er hatte Zeit. Dass es jemand schaffte, ihn hier aufzuspüren war mehr als unwahrscheinlich. Und wenn doch, hier hatte war er im Vorteil. Er folgte dem Pfad, welcher zu einer unscheinbaren Luke im Boden führte. Ein schrilles Quietschen ertönte, als das Metall in den ungeschmierten Angeln aufeinander rieb. Darunter gähnte ein schwarzes Loch, an dessen Anfang sich lediglich eine steinerne Treppe befand. Seine Silhouette wurde von der Dunkelheit verschlugt, als er hinabstieg. Über ihm fiel die Luke wieder krachend in ihre Fassung zurück. Die Flügel des Höllenfalters verursachten keinerlei Geräusch, als er mitten in der Luft aus dem Nichts erschien. Mit wenigen Flügelschlägen gewann er an Höhe und schwebte dem Mond entgegen, der in seinem Zyklus bereits zu drei Vierteln sichtbar war und dessen Schein durch das Dach des Waldes den Boden in schwachem, fast kaltem Licht beleuchtete. Lautlos flog das unnatürliche Wesen dem Himmel entgegen und verschmolz mit dem dunklen Firmament, dass leuchtende Senkaimon auf der Erde unter sich zurücklassend, dessen Schiebetüren sich nun wieder schlossen und die beiden Gestalten, die aus ihm hinausgetreten waren, in der Dunkelheit zurückließ. Die zuvor vom grellen Schein des Tores scharf gezeichneten Lichtflächen auf den Bäumen verblassten mit seinem Schwinden und ließen nur noch bunte, zuckende Nachbilder vor Zangetsus Augen tanzten, während er blinzelte, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, welche das Bild des immer taghellen Gang zwischen den Dimensionen abgelöst hatte. Er blickte sich um. Die ob des mangelnden Lichtes fast schwarz-weiß erscheinenden Bäume wiegten sich in dem leichten, kalten Wind, welcher ihn frösteln ließ. Laute von nachtaktiven Tieren waren das einzige, was neben ihrem Rauschen die Geräuschkulisse bildete. Von den Tieren sah er keines, sicher waren sie durch ihre Ankunft aufgescheucht in ihre Verstecke zurück gelaufen. Ansonsten konnte er keine lebenden Wesen mit Ausnahme Ukitakes neben ihm ausmachen. Dieser zog aus den Tiefen seines Haoris nun den modifizierten Pager hervor, den Urahara ihnen mitgegeben hatte. „Wenn ich das richtig ablese...“, murmelte er. „Müssen wir... da lang!“ Er deutete mit dem Finger auf ein Waldgebiet rechts von sich, welches sich in keinerlei Hinsicht von irgendeinem anderen Stücken Wald zu unterscheiden schien. Zangetsu spähte in die Dunkelheit hinein, konnte aber nichts durch die dicht stehenden Bäume sehen. Resigniert seufzte er. „Dann mal los.“ Die letzten weg versperrenden Dornranken fielen Zangetsus Schwert zum Opfer und gaben die Sicht auf die riesige Waldlichtung frei, in deren Mitte eine Ruine stand. Stirnrunzelnd wandte er sich zu Ukitake, welcher, den Blick auf den Pager in seiner Hand neben ihm aus den Überresten des Dorngestrüppes trat. „Ist es das hier?“ Der Taicho blickte auf und nickte. Zangetsus Griff um sein Schwert verfestigte sich. Mit einem Shunpo stand er neben der Tür. Vorsichtig lugte er um die Ecke, doch da war nur ein leerer Raum. Jushiro tauchte auf der anderen Seite auf, und er nickte ihm zu. Darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen, betraten sie die Eingangshalle. Überall lagen Staub und Schutt, niemand war zu sehen. Inmitten der Trümmer war ein Pfad freigeräumt, der so aussah, als wäre er erst kürzlich benutzt worden. Sich immer wieder nach etwaigen Angreifern umschauend, folgten sie dem Weg durch mehrere Räume und schliesslich einer Treppe hinunter in den Keller. Helles Licht erhellte den nur dämmrig beleuchteten Raum ohne Fenster, als Ukitake mit einem Kidospruch eine kleine künstliche Sonne in seiner Hand schuf. Fast schon zu offensichtlich wies der Pfad auf eine im steinernen Boden eingelassen Luke. „Eine Falle?“, flüsterte Zangetsu fragend. Ukitake zuckte mit den Schultern. „Das Risiko werden wir eingehen müssen.“ Er schritt vor und legte seine Finger um den verrosteten Griff, der an der Luke befestigt war. Beide zuckten zusammen, als ein lautes Knarren ertönte. Weit unter ihnen horchte auch der von ihnen Gesuchte im unterirdischen Labyrinth auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)