Verräterische Fotos von Yurii-chan (Daiken - Taito - Takari - und die beiden anderen...) ================================================================================ Kapitel 1: Ladenschluss ----------------------- ++++Kapitel 1++++ Ladenschluss Genervt lehnte sich Ken im Flur an die Wand an. Er wartete schon seit gut zehn Minuten darauf, dass sein Freund, Daisuke, endlich fertig werden würde, damit sie endlich zum örtlichen Einkaufszentrum gehen konnten. „Was machst du denn so lange Dai-chan? Die Läden schließen in zwei Stunden!“ rief er nach einem wiederholten Blick auf seine Handyuhr. Gerade in diesem Moment trat der brünette Junge zu ihm in den Flur und lächelte ihn entschuldigend an. „Sorry, ich musste noch nach dem Zettel für die Fotos suchen.“ „Ich habe dir schon mal gesagt, dass du endlich aufräumen solltest. Dann würdest du solche Dinge schneller finden.“ mit diesen Worten stieß Ken sich von der Wand ab. „Und können wir los?“ Kaum, dass Daisuke die Wohnungstür hinter ihnen schloss, griff er lächelnd nach der Hand Kens, der ihn dafür mit leicht geröteten Wangen ansah. Doch statt etwas zu sagen, gab er dem Blauäugigen ein Küsschen auf die Stirn. Diese winzige, kurze Berührung ließ Kens Herz schneller schlagen und eine Spur roter werden. Es war für ihn irgendwie noch immer so, wie am ersten Tag. Inzwischen waren sie seit über zwei Monaten zusammen und dieses wunderschöne Kribbeln war noch immer genauso stark wie am Anfang. Verlegen lächelte er den nun grinsenden Daisuke an und ging dann mit ihm – händchenhaltend – weiter. Im Wirrwarr des Einkaufszentrums schlängelten sich die beiden etwas später durch die Massen, um zur vergleichsweise kleinen Drogerie dieses Gebäudes zu gelangen. Um sicher zu gehen, dass sie sich in der Menge nicht verlieren konnten, zog der Brünette seinen Freund am Handgelenk gepackt hinter sich her. Warum Daisuke ausgerechnet hier seine Bilder entwickeln lassen hatte, war Ken ein Rätsel, aber er wusste ja schon seit geraumer Zeit, dass hinter solchen Ideen seines Freundes selten mehr steckte. Meistens waren es nur spontane Eingebungen, denen der Brünette folgte und nur in den seltensten Fällen steckte eine große Überlegung dahinter. Aber er konnte sich auch irren, denn schließlich kannte er sich in Odaiba kaum aus, was daran lag, dass er in Tamachi wohnte. Vielleicht war diese Drogerie hier angesagt, aber ob dem so war, wollte Ken nicht fragen. „Ah, hier ist sie ja!“ verkündete Daisuke freudig und zog seinen schwarzhaarigen Freund mit hinein. Sich interessiert umschauend steuerte er auf die Ecke des Ladens zu, in welcher die Entwickelten Fotos auf ihre Abholung warteten. Davor stehend überflog er die ganzen Namen der kleinen briefähnlichen Pakete, während Ken ihm über die Schulter linste. Die Nähe des Jungen löste eine kleine Gänsehaut bei ihm aus, sodass es ihm schwer fiel sich weiter darauf zu konzentrieren, seinen Namen unter den gefühlten 300 zu finden. „Schau, da in der Mitte!“ raunte Ken nahe Daisukes Ohr und zeigte auf das vorderste Paket der Reihe. Diese Stimmenlage jagte einen kräftigen Schauer über den Rücken des Brünetten. Auf ihn wirkte sie so … erotisch, dass er befürchtete, ein kleines Problem in der Hose deswegen zu bekommen. „Ist irgendwas?“ fragte Ken verwundert nach, weil sein Freund sich nicht weiter bewegte, sogar das Atmen anscheinend eingestellt hatte. Doch auch dieses Mal reagierte der Brünette nicht, sodass Ken nach dem Umschlag griff und damit vor Daisukes Nase rum wedelte. So langsam kehrte der Junge wieder mit seinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück und blinzelte irritiert den Umschlag an. Zögernd nahm er diesen an sich und stolperte dabei einen Schritt zurück. „Öhm, komm, lass uns zur Kasse gehen.“ sagte er schnell, als ihm die fragenden Blicke Kens eindeutig zu unangenehm wurden. Schnell bezahlte er und versuchte krampfhaft seine Gedanken jugendfrei zu bekommen, doch so einfach war es leider nicht. Ken hingegen wunderte sich über dieses Verhalten. Normaler Weise würde ihm sein Freund spätestens jetzt in den Ohren hängen, dass er Hunger hatte oder in die Computer- oder Sportwarenabteilung wollte, doch wider erwartend blieb Daisuke stumm und schaute gen Boden beim Gehen. „Und wo gehen wir jetzt hin?“ fragte er um die Stille zwischen ihnen zu brechen und blickte Daisuke erwartungsfreudig an. Dieser blieb stehen, hob seinen Kopf und fuhr sich durch die Haare. „Wo möchtest du denn hin?“ Entsetzt über diese Frage zog Ken eine Augenbraue hoch. „Bist du krank? Hast du etwa Fieber?“ Gespielt besorgt legte er eine Hand auf Daisukes Stirn. „Nein. – Nun nimm deine Hand wieder weg.“ War es denn so ungewöhnlich, wenn er Ken die Entscheidung überließ? Er seufzte. „Wolltest du dir nicht dieses eine Buch kaufen? Auf dieser Etage ist eine Buchhandlung.“ schlug er vor und hoffte, dass sich dieses Thema erst einmal erledigt hatte. „Hmm, ok.“ Zur gleichen Zeit, in dem gleichen Einkaufszentrum, stand eine junge brünette Frau vor demselben Regal mit den Fotopaketen wie Daisuke es noch bis vor wenigen Minuten getan hatte. „Wo sind sie denn… entwickelt sollten sie ja schon sein…“ murmelte sie und durchsuchte die dicken Umschläge nach ihrem. Beim durchforsten der massigen Umschläge fielen ihr ständig immer wieder aufs Neue einzelne Haarsträhnen ins Gesicht. Sie verfluchte förmlich sie Tatsache, dass sie heute ihre Haarspange vergessen hatte rein zu machen, was sie besonders störte, weil ihr so ihre inzwischen Schulterlangen Haare ständig ins Gesicht fielen. Gerade, als sie „Yagami“ auf einem gelesen hatte und danach greifen wollte rief jemand nach ihr. ‚Takeru?‘ dachte sie sofort und drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Hey Hikari-chan!“ eiligen Schrittes lief besagter auf sie zu. „Schau mal! Ich habe wirklich ein Autogramm bekommen!“ verkündete der Blonde erfreut und präsentierte dem Mädchen die ergatterte Autogrammkarte. „Schön.“ Schwach lächelte sie ihn an. Er sollte ja nicht gleich mitbekommen, dass sie nun wirklich gar kein Interesse an Autogrammkarten von Basketballspielern hatte. Aber er liebte diesen Sport nun mal und so lange es ihm auch Spaß machte, würde sie nichts dagegen sagen. Oder besser gesagt, solange er ihr nicht all zu sehr damit auf die Nerven ging. „Kommst du? – Ich will mir noch von Sakuma Akihiko ein Autogramm holen, bevor Ladenschluss ist.“ Bevor Hikari etwas erwidern konnte, griff er nach ihrer Hand und wollte sie gleich mit sich ziehen. Gerade so schaffte sie es noch unter Protest nach dem Umschlag mit der Aufschrift „Yagami“ zu greifen und ließ sich mit schleifen. Wenn sie gewusst hätte, dass hinter dem von ihr gezogenen Umschlag ein weiterer mit dem Namen „Yagami“ war, hätte sie ihn sich genauer angesehen, bevor sie sich hätte von Takeru mit schleifen lassen. Kaum, dass die Beiden den Laden nach dem Bezahlen verlassen hatten und in der Menge untergingen, betrat ein weiterer der auf den Namen „Yagami“ hörte mit seinem Freund die Drogerie. „Und du bist dir dieses Mal wirklich absolut sicher, dass du deine Fotos hier entwickeln lassen hast?“ fragte der Blonde mit hängenden Schultern. Das viele Laufen missfiel ihm eindeutig, denn sein brünetter Wuschelkopf hatte ihn innerhalb der letzten 3 Stunden durch fast ganz Odaiba geschleift, nur weil dieser nicht mehr wusste, in welchem Laden er seine Bilder entwickeln lassen hatte. „Eigentlich schon. Der Name stimmt schon mal.“ meinte der Brünette und schlenderte gemütlich durch die schmalen Gänge des Ladens. „Das hast du heute schon drei Mal gesagt.“ grummelte er und schlürfte ihm hinterher. Er beneidete ihn um seine Ausdauer. Bereits nach der ersten Stunde rum laufen taten ihm schon die Beine weh während der Brünette noch munter neben ihm umher gehopst war. „Ah, hier sind sie ja… mal schauen, wo sind meine?“ ungewöhnlich schnell fand der brünette Jugendliche seine Fotos auch, denn der Umschlag mit der Beschriftung „Yagami“ war ihm ungewöhnlicher Weise gleich als erstes ins Auge gefallen. Total glücklich hob er den Umschlag empor. „Ähm, Taichi? Da steht Yagami Hikari. Das sind vielleicht eher die deiner Schwester.“ kommentierte der Blonde seinen Freund. „Meinst du?“ interessiert betrachtete Taichi den Umschlag von allen Seiten. „Na dann kann ich sie ja gleich mitnehmen.“ grinste er und wollte gerade den dicken Umschlag öffnen, doch Yamato nahm ihm den gleich wieder ab. Verwundert sah Tai den Blonden an. „Aber Yama! Was soll das?“ „Geh lieber und such dir deine dämlichen Batterien, damit du mir nachher nicht wieder damit auf die Nerven gehst.“ Schultern zuckend zog Tai von dannen und ließ Yamato stehen. Dieser öffnete den Umschlag als Taichi weit genug weg war, zog die Fotos heraus und so bestätigte sich sein Verdacht. „Zum Glück hat er die noch nicht gesehen.“ murmelte er und steckte sie wieder zurück. Hoffend, dass er Tai davon abhalten können würde, einen Blick auf diese Fotos zu werfen, machte Yamato sich auf den Weg zur Kasse. Unentwegt lag der Blick Daisukes auf Ken, der das Bücherregal nach dem Buch absuchte, welches er kaufen wollte. Es war dem Brünetten unklar, warum Ken lieber selbst danach suchte, statt einfach einen Angestellten hier zu fragen, aber Ken war es schon immer unangenehm gewesen, andere um Hilfe zu bitten. Am liebsten wäre Daisuke jetzt ganz wo anders mit dem Schwarzhaarigen Jungen, aber sie konnten ja nicht den ganzen Tag nur im Bett verbringen oder auf der Couch kuscheln und Fernsehen gucken, während ihre jeweiligen Eltern außer Haus waren. Inzwischen wussten zwar Kens Eltern von ihrer Beziehung, aber sie zogen es doch vor, ungestört zu bleiben und verkrochen sich lieber in Kens Zimmer statt sich zu seinen Eltern zu setzten. Insgesamt betrachtet, hatten es Kens Eltern wirklich locker aufgenommen. Nach dem kleinen Schock, hatte Kens Mutter Daisuke als „Schwiegersohn“ betitelt und ihn herzlich umarmt. Allein der Gedanke an das Wort „Schwiegersohn“ ließ Daisuke rot werden. Ihre Beziehung wäre wohl nicht so schnell raus gekommen, wenn die Ichijoujis nicht unerwartet früher von einem Kinobesuch nach Hause gekommen wären und Kens Mutter sie auf diese Weise nicht beim Knutschen erwischt hätte. In diesem Moment hatten sie in Kens Bett gelegen, Ken auf Daisuke, und wäre sie nur zwei bis drei Minuten später rein gekommen, wären Daisukes Hände sicher nicht nur unter dem Shirt des anderen gewesen. Endlich fand Ken sein gesuchtes Buch, worauf ein Lächeln sein Gesicht zierte. Er hätte zwar mit dem Kauf durchaus noch warten können, aber wenn Daisuke schon mal vorschlug, nach dem Buch zu gucken, konnte er es doch nicht ablehnen. Dieses Lächeln entging Daisuke nicht im Geringsten. Es war so zuckersüß, sodass er am liebsten sofort über Ken hergefallen wäre. „Ist es das?“ fragte er nachdem er seine perversen Gedanken nach einer mentalen Ohrfeige beiseite geschoben hatte. Bejahend nickte er noch immer lächelnd. „Brauchst du noch was? Die Läden schließen hier bald.“ fragte Ken während sie zur Kasse gingen. „Ich weiß nicht. – Wollen wir uns noch etwas zum Essen holen? Ich hab gehört, dass die Okonomiyakies hier sehr gut sein sollen.“ meinte Daisuke darauf die Arme lässig hinter dem Kopf Verschränkt. „Warum nicht?“ antwortete der Blauäugige lächelnd. Nach dem Bezahlen machten sich die beiden gleich auf, um Daisukes Vorschlag umzusetzen. Während sie mit der Rolltreppe zum Erdgeschoss des Gebäudes gingen, erblickte Ken einem ihm gut bekannten blonden Jungen, der stolz auf eine Karte in seinen Händen sehend ein Sportgeschäft verließ. Auch Daisuke entging dies nicht, doch riet ihm sein Unterbewusstsein, aus ihm völlig unbekannten Gründen, schleunigst das Weite zu suchen. Doch noch ehe er seinen Freund dazu bringen konnte, seinem unguten Gefühl Folge zu leisten, noch ehe der Blonde sie erblickte, geschah genau das. Erstaunt blickte der blonde Junge die Beiden an. „Hey! Was macht ihr denn hier?“ rief er Daisuke und Ken winkend zu. Genervt stöhnte der Brünette. ‚Mist. Das kann noch was werden…‘ Unsicher sah er zu Ken, der ihn ebenfalls fragend anblickte. „Da müssen wir wohl durch.“ flüsterte er Ken zu. Widerwillig ging der Brünette mit Ken auf Takeru zu. „Das könnten wir dich auch fragen.“ meinte er schroff. Doch statt zu antworten präsentierte Takeru stolz seine ergatterte Autogrammkarte. „Und deswegen bist du her gekommen?“ fragte Daisuke verwundert und glotzte das Stückpapier mit gehobener Augenbraue an. „Äh, nicht ganz. Hikari-chan wollte ihre Fotos abholen. Da habe ich zufällig von der Autogrammstunde erfahren.“ „Wo ist sie denn?“ fragte Ken sich umsehend. „Gute Frage.“ murmelte der Gefragte und drehte sich zum Eingang des Sportgeschäfts. „Eben war sie noch hinter mir…“ Gerade in diesem Augenblick stampfte eine äußerst wütende Hikari aus besagtem Laden direkt auf den Blonden zu. „Da bist du ja.“ gab er von sich, bemerkte dummer Weise ihre Wut nicht. Aufgebracht über diese Aussage schlug sie ihm ihre pinke Handtasche einmal kräftig um die Ohren, sodass es ihm deftig in ihnen klingelte. Bei diesem Schlag fielen die ganzen Autogrammkarten, die sie für Takeru einstecken sollte, sowie ihre Fotos, aus der Handtasche heraus und flatterten zu Boden. „Da bist du ja?! – DA BIST DU JA?! – Spinnst du? Du Idiot hast mich einfach unter diesen Irren zurückgelassen!“ donnerte sie auf ihn ein, ignorierte Daisuke und Ken, die bereits als die Handtasche zum Einsatz kam einen Respektsabstand eingenommen hatten. Schmerzend hielt sich Takeru sein Ohr, erwiderte nichts, versuchte es noch nicht einmal. „Du bist ja so ein Idiot!“ fauchte Hikari weiter. „Ich glaub, wir sollten die Beiden das lieber unter sich klären lassen…“ flüsterte der Braunäugige seinem Freund ins Ohr, während das Mädchen weiter Takeru anbrüllte. Eingeschüchtert von der sich ihm bietenden Szene stimmte Ken ihm nickend zu. Er war heilfroh, dass er mit einem Jungen in einer Beziehung war, der glücklicher Weise keine Handtasche besaß, die er jemandem um die Ohren knallen konnte. Wobei diese Vorstellung bei Daisuke ziemlich lächerlich wirkte und dieser sicher zu anderen Mitteln greifen würde, um seinem Zorn Luft zu machen. Ein solches Verhalten konnte Ken sich aber durchaus bei einer gewissen anderen Person vorstellen. Leicht verängstigt drängte sich Daisuke an Kens Schulter. „Denkst auch gerade an Miyako-kun?“ fragte er. Darauf musste Ken schmunzeln. Wieder einmal dachten sie an das Gleiche. Wenn sich der Schwarzhaarige diese Szene vor sich weiter betrachtete, konnte er nun wirklich nicht leugnen, dass sich Hikari in den letzten Jahren doch ganz schön verändert hatte. Sie wurde irgendwie immer mehr wie Miyako. Von dem einst unschuldigen, schüchternen Mädchen war nun kaum noch etwas übrig geblieben. „Was ist denn hier los?“ Erschrocken fuhren die beiden zusammen, drehten sich um und sahen nun Taichi und Yamato an. Sichtlich erleichtert atmete Daisuke aus. Er hatte ernsthaft schon gedacht, dass es Miyako war, die so plötzlich hinter ihm stand. „Äh na ja, Takeru hatte Hikari-chan im Laden hier zurückgelassen, oder so, und deswegen ist sie nun sauer und hat ihm ihre Handtasche sogar um die Ohren gehauen.“ erklärte er kurz das Geschehen, zumindest soweit er es verstanden hatte. Die beiden Älteren nickten verstehend. „Dein kleiner Bruder lebt ja noch. So schlimm wird es ja nicht gewesen sein…“ kommentierte Tai das Ganze und grinste Yamato frech an. „Du freust dich wohl auch noch drüber, was?“ brummte Yamato zurück. „Ein bisschen.“ Die Schadensfreude war nur schwer zu übersehen. Es freute Taichi immer, wenn seine kleine Schwester Takeru die Leviten las und das ganz besonders dann, wenn er selbst in erster Reihe zuschauen konnte. Am liebsten hätte Yamato mit Tai jetzt einen Streit vom Zaun gebrochen, aber dazu war er irgendwie zu kaputt. Stattdessen schnaufte er geräuschvoll und sah hinüber zu Takeru und Hikari. So langsam begann er sich zu fragen, weshalb die beiden überhaupt hier waren, denn am Vortag hatte es noch Seitens Takeru geheißen, dass er mit ihr nur ins Kino wolle. Doch das Thema „Kino“ konnte er nicht im Beisein Tais ansprechen, denn dieser reagierte äußerst allergisch auf Dinge, die mit seiner Schwester in Verbindung mit einem Jungen – in diesem Fall mit Takeru - und dunklen Räumen zu tun hatten. Doch anscheinend ging Tai davon aus, dass seine Schwester auch mit Daisuke und Ken hier unterwegs war. „Ich wusste ja nicht, dass sie sich mit euch dreien verabredet hatte.“ meinte der ältere Brünette und blinzelte die beiden jüngeren vor sich an. Diese sahen sich wiederum darauf verwundert an. Gerade als Daisuke zu einer Antwort ansetzten wollte, ging Yamato dazwischen. „Hat sie es dir nicht erzählt? Das – äh – Eiscafé hier ist zurzeit voll im Trend. Und da, ähm, wollten die Jüngeren alle dahin.“ stotterte der Blonde zusammen. „Wirklich? Aber wo ist dann der Rest?“ „Der Rest…?“ Hilfe suchend blickte Yamato Ken und Daisuke an. Dabei fiel ihm der Umschlag unter den massigen Autogrammkarten auf dem Boden hinter den beiden Jungs auf. ‚Shit! Da sind ja Tais Fotos! Ich muss schnell die gegen Hikaris tauschen, bevor Taichi die die ich hab zu Gesicht bekommt.‘ Glücklicher Weise verstand Ken, was der Blonde von ihnen wollte und mischte sich nun auch ein. „Die sind schon nach Hause gegangen. Wir sind nur noch wegen der Autogrammstunde hier, zu der Takeru-kun noch wollte.“ Daisuke stutzte und formte ein lautloses „hä?“. Fragend sah er den Schwarzhaarigen neben sich an. Doch dank einem Ellenbogenstoß von diesem in seine Seite versuchte Daisuke das Spiel, dessen Regeln er nicht mal ansatzweise kannte, mit zu spielen. ‚Ich lasse am besten nur Ken reden…‘ dachte er sich und nickte eifrig zur Bestätigung auf den fragenden Blick seines Vorbildes. Dieser gab sich mit dieser Antwort zufrieden, doch, als er unweit von ihnen, noch hinter den beiden Jungs vor sich und auch noch hinter Takeru und seiner Schwester, die noch immer wütend auf den Blonden mit ihrem Finger ein stocherte, erspähte er den jüngsten der zwölf Digiritter zusammen mit dem ältesten, die eine Zoohandlung verließen. Tais Blick folgend erkannte Yamato nun auch die undichte Stelle seines Planes und schluckte schwer. ‚Das wird ja immer toller hier… Warum müssen ausgerechnet Hida-kun und Jou hier rum latschen? – Was jetzt?‘ unsicher sah er wieder Taichi an, der auf ihn den Eindruck machte, als würde dieser Überlegen. ‚Genau, ablenken und Fotos schnappen!‘ So baute sich Yamato vor Taichi auf und versperrte diesem teilweise die Sicht dabei. Er zog kleine Kreise mit dem linken Zeigefinger auf der Brust des Brünetten, die andere Hand auf seiner rechten Wange gelegt und lächelte ihn mit einer leichten Röte auf den Wangen wie ein schüchternes Schulmädchen an. „Aber warum interessiert dich das überhaupt? – Komm lass uns zu mir gehen und da weitermachen, wo wir heute Morgen aufgehört haben.“ hauchte er mit betörender Stimme. In diese äußerst peinliche Aktion steckte Yamato all seine Hoffnungen, seinem Bruder zumindest für den heutigen Tag das Leben retten zu können. Verdutzt starrte Tai seinen Freund an. Jetzt verstand Daisuke absolut gar nichts mehr. ‚Seit wann ist Ishida-kun so… so …‘ ihm fiel einfach kein passendes Wort für das sich ihm bietende Bild ein. Doch auch Ken stieg nicht so ganz dahinter, was DAS jetzt sollte. Sichtlich Peinlich berührt wandte er seinen Blick ab. Da sah er lieber zu, wie Hikari Takeru zu Hackfleisch verarbeitete. Diesem Beispiel folgte schnell auch Daisuke, doch statt dass er sich das Massaker besah, blieb sein Blick auf die massigen Autogrammkarten auf dem Boden heften. ‚Da liegen ja die Fotos von denen Takeru gesprochen hatte.‘ interessiert hockte er sich hin und sammelte die Karten, wie auch die Fotos im Umschlag ein. ‚Soll ich mal rein gucken? Hikari fotografiert ja häufiger Takeru und Taichi-kun in den peinlichsten Momenten…‘ damit stand sein Entschluss fest. Mit einem diabolischen Grinsen öffnete Daisuke den Umschlag und zog die Fotos heraus. Stirnrunzelnd hatte Ken seinen Freund dabei beobachtet. Dieses Grinsen bereitete ihm ein wenig Sorgen, doch wusste er nicht, wie er ihn davon abhalten konnte ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Ein teuflisches Kichern lenkte Yamatos Aufmerksamkeit auf Daisuke. Entsetzt musste er feststellen, dass dieser gerade im Begriff war sich die Bilder anzuschauen. „SEHT MAL!“ rief Yamato aus Verzweiflung und zeigte auf Jou und Iori die sie von weitem verunsichert ansahen, überlegen zu schienen, ob sie vielleicht doch besser so tun sollten, als würden sie niemanden der sechs köpfigen Gruppe kennen. Alle, inklusive Daisuke, sahen auf und suchten mit den Augen die Umgebung nach dem ab, was der Blonde wohl meinte. Diese Gelegenheit nutzte Yamato und tauschte schnell Die Fotos in Daisukes Hand, die eigentlich Taichis waren, mit denen aus seiner Jackentasche aus, sodass Daisuke nun die richtigen Hikaris in den Händen hielt. Er war der festern Überzeugung, dass die von Hikari harmloser sein würden und den jüngeren schnell langweilen würden. Nicht auszumalen, wie Daisuke reagieren würde, wenn er die von Tai zugesicht bekommen würde. ‚Lieber Gott, bitte mach dass das niemals passiert!’ – Was Yamato aber nicht wusste, war dass Tais Schwester ganz ähnliche, verwerfliche Fotos geschossen hatte. Daisuke entdeckte die Beiden und senkte anschließend wieder seinen Blick, denn so sehr war er ja nun auch nicht an denen interessiert, die Fotos reizten ihn da viel mehr. Es fiel ihm nicht im Entferntesten auf, dass er nun andere Fotos in der Hand hatte, als es bis noch vor wenigen Sekunden der Fall war. Auf dem Ausruf Yamatos hin wurde das einzige Mädchen der Gruppe still und folgte der Aufforderung etwas später als die anderen. Blitzartig veränderte sich ihre Stimmung und sie rief den anderen beiden Jungs freudig zu. „Hey! Was treibt euch denn hierher?“ So ließ sie von Takeru ab. Ertappt zuckten die beiden kurz zusammen, gaben sich aber dennoch geschlagen und traten auf die Truppe um Hikari zu. Takeru hingegen atmete erleichtert auf. „Wie siehst du denn aus Iori-kun?“ fragte Hikari den Jungen und musterte ihn. „Das waren die Kaninchen aus der Zoohandlung.“ antwortete er und blickte beschämt zur Seite. Seine Mutter hatte ihm nun endlich erlaubt, sich ein Haustier kaufen zu dürfen, worauf er sehnlichst gewartet hatte, doch irgendwie schienen ihn die Tiere nicht besonders gut leiden zu können. Kaum, dass er sich einem nährte, wurde er an geknurrt, an gequiekt oder ein wild gewordener Fellknäul sprang ihn an, um ihn zu beißen und zu kratzen. – Dementsprechend sah er nun auch aus. Allein sein Gesicht, wie auch seine Hände waren mit Kratzwunden übersät. Das konnte sich Hikari zwar schwer vorstellen, aber wie sollte der jüngere vor ihr denn auch sonst zu den ganzen Kratz- und Bisswunden gekommen sein? Aufmunternd legte Jou eine Hand auf die Schulter Ioris. „Das war bestimmt nur Zufall. – Wir gehen einfach in eine andere Zoohandlung und werden dort bestimmt ein nettes Haustier für dich finden.“ Schwach nickte Iori darauf. „Warum seid ihr denn eigentlich hier?“ Bei der Frage drehte sie sich um und bemerkte erst jetzt, dass gleich vier der anderen hier standen, die sie bis eben nicht mal bemerkt hatte. ‚Auch noch mein Bruder…‘ Leicht den Kopf schieflegend beäugte sie Taichi und Yamato. Es war ihr ein Rätsel, warum der Blonde krampfhaft versuchte, ihren Bruder in aller Öffentlichkeit dermaßen an zu machen - was sie nicht wusste, zum wiederholtem Male geschah - aber ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, bemerkte sie, dass Daisuke sich einen Stapel Fotos ansah. Aufgrund der ganzen Autogrammkarten in dessen Händen, kombinierte sie richtig, dass der Brünette gerade IHRE Fotos in der Hand hatte. Entsetzt riss sie ihre Augen auf. ‚Nii-chan darf sie nicht sehen!‘ hallte es in ihrem Kopf. Eilig machte sie sich ran, ihre Fotos zurück zu holen. Gerade, als Daisuke sich das zehnte Bild ansehen wollte, wurden ihm alle, inklusive der Autogrammkarten, aus der Hand gerissen. Irritiert sah er auf und konnte gerade so noch sehen, wie Hikari sich ihr Eigentum in ihre Handtasche stopfte. „Daisuke-kun, du hättest wenigstens fragen können.“ Ertappt zog er eine Grimasse. „Sorry.“ Eigentlich war er gerade ziemlich enttäuscht, denn nach den ganzen Bildern irgendeiner Wohnung hatte er gerade so erkennen können, dass das letzte Bild vom letzten Campingausflug gewesen war. Es brannte ihm förmlich zu erfahren, was das brünette Mädchen so alles fotografiert hatte. „Aber sag mal, warum hast du so viele Bilder von einer Wohnung gemacht?“ „Äh, da musst du dich irren, ich habe keine Wohnungen fotografiert.“ Da horchte Taichi auf und schob seinen blonden Freund etwas zur Seite. „Wohnungen fotografiert?“ „Nein, ich sagte doch, dass ich es nicht getan habe, Nii-chan.“ verteidigte sich Hikari, langsam nervös werdend. „Aber ich habe die Bilder doch selbst gesehen!“ bestand Daisuke auf seinem Standpunkt und richtete sich nun auch noch an Ken. „Du hast sie doch auch gesehen, ne?“ „Ah, so genau habe ich nicht hingesehen, Dai-chan.“ Yamato räusperte sich. Er musste etwas tun, bevor die Situation entgleisen konnte. Wenn Taichi die Bilder zu Gesicht bekommen sollte, wäre sein kleiner Bruder Takeru Geschichte. „Dann zeig uns die Bilder einfach.“ schlug Tai schlicht vor, völlig vergessend, dass das eigentlich nach seinem aktuellem Wissenstand seine sein mussten. „Aber Tai, das ist doch egal. Komm, lass uns Heim gehen, ja?“ versuchte Yamato es erneut, doch der Brünette wollte ihm wohl nicht zuhören. „Das ist doch ein guter Vorschlag! – Zeig uns die Fotos und schon ist das Ganze geklärt.“ stimmte Daisuke seinem brünetten Vorbild zu. „Alle die dafür sind heben jetzt die Hand!“ forderte er die anderen euphorisch auf. Sofort gingen seine und Taichis Hand nach oben. In diesem Moment glaubte Hikari noch, dass sie gewinnen würde, doch als sie bemerkte, dass Daisuke auffordernde Blicke Ken schenkte und sich dessen Hand darauf zögernd erhob, war sie sich nicht mehr so sicher. „Hey, Iori-kun, willst du die Fotos etwa nicht sehen?“ fragte Daisuke den Jungen schamlos mit der offensichtlichen Absicht, ihn für seine Zwecke zu missbrauchen. Eigentlich wollte sich Iori da raus halten, aber irgendwas an Daisukes Tonlage machte ihm ein wenig Angst. Also hob auch er seufzend die Hand, in der Befürchtung, sonst vom Älteren Ärger zu bekommen. „Das ist nicht fair!“ empörte sich Hikari. Frech grinste Daisuke sie an. „Wieso? Ich habe ihn ja nicht gezwungen.“ Damit stand es unentschieden. Doch damit wollte sich auch Taichi nicht zufrieden geben. „Komm schon, Yama! – Ich will die Fotos sehen!“ Bettelnd zog er einen Schmollmund und blinzelte den Blonden lieb an, in der Hoffnung dass ihm das Gleiche glücken würde wie es Daisuke bei Ken geglückt war. „Vergiss es. – Lass uns endlich gehen.“ brummte dieser nur und wandte seinen Blick ab. ‚Hätte ich die bloß nicht ausgetauscht…‘ Jou, der das Ganze bislang schweigend beobachtet hatte, stöhnte genervt. „Hikari-chan, zeig ihnen einfach die Bilder. – Dann wirst du wieder deine Ruhe haben.“ Entsetzt starrte sie Jou dafür an. – Gerade wenn sie die Bilder zeigen würde, wäre ihre geliebte Ruhe dahin. Ihres Entsetzens wegen bemerkte sie nicht, wie Taichi einfach an ihre Handtasche ging und sich die Fotos selbst raus nahm. Kichernd entfernte sich der Brünette wieder und wurde prompt von Daisuke belagert, der interessiert auf die Fotos sah. Über diese hinterlistige Aktion konnte Ken nur den Kopf schütteln. Ohne auch nur daran zu denken, sich zu den Beiden zu stellen, ging er auf die nahestehende Bank zu und ließ sich mit den Nerven am Ende auf diese nieder. Yamato leistete ihm wenige Sekunden später auch Gesellschaft. ‚Jetzt kann ich auch nichts mehr machen…‘ dachte er sich und hoffte, dass das bald folgende Blutbad nicht allzu schlimm ausfallen würde. „Du hast Recht, es sind wirklich Bilder von einer Wohnung.“ meinte Taichi zu den ersten Bildern. Bis hierhin war es für ihn ziemlich belanglos, doch als er ein Foto sah, auf dem seine unschuldige kleine Schwester zusammen mit Takeru war und ein Schild lächelnd präsentierten, auf welchem „Das ist unsere!“ stand mit einem Herz nach dem Ausrufezeichen, stockte er. „Waren die beiden auf Wohnungssuche?“ fragte Daisuke verwundert. „Äh, Hikari? Ich fürchte, Taichi-san hat die Bilder gesehen.“ berichtete Takeru besorgt nachdem er der Brünetten auf die Schulter getippt hatte. Böses ahnend sah sie ihren Bruder an, der gerade zu implodieren schien. Gerade in dem Augenblick, als sie „Lauf Takeru!“ rief, sprang Taichi auf den Jungen zu und begann ihn zu würgen. „Was hast du Schwein mit meiner Schwester gemacht?“ knirschte Taichi. Darauf konnte der Gefragte natürlich nicht antworten, er bekam ja noch nicht einmal richtig Luft. Lediglich ein Röcheln verließ Takerus Kehle. „Taichi! Lass ihn bitte los!“ flehte Hikari und versuchte den Griff ihres Bruders zu lösen. Anstatt jemand ihr half, standen, beziehungsweise saßen, sie alle unberührt rum und hielten es nicht für nötig einzugreifen. Nicht einmal Jou oder Iori griffen ein, stattdessen hielten sie es besser für ihre Gesundheit, sich zu Ken und Yamato zu setzen. Nur Daisuke stand noch am selben Fleck und zuckte nur die Schultern. Er wollte schließlich die anderen Bilder sehen, also ignorierte er die Möglichkeit, dass Taichi Takeru umbringen könnte. So richtete er seinen Blick auf die Fotos in seinen Händen, welche Taichi ihm eben noch in die Hand gedrückt hatte, bevor dieser auf Takeru losgegangen war. ‚Ah, da sind sie ja.' dachte er sich, als er das erste Bild vom Campingausflug der letzten Sommerferien entdeckt hatte. Unter diesen waren zunächst nur Gruppenbilder zusehen, ein paar Landschaftsbilder und dann noch einige Nachtaufnahmen. Nachdem er die letzte Nachtaufnahme der Landschaft nach dem Lagerfeuer des ersten Abends hinter die anderen steckte, um sich das nächste anschauen zu können, riss er seine Augen auf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Hikari dieses Bild gemacht hatte, wie auch die sechs folgenden, dafür hielt er das Mädchen für zu schüchtern. So kam Daisuke zu dem Schluss, dass es hundertprozentig Takeru gewesen sein musste, der diese geschossen hatte. Fuchsteufels wild schmiss er die Fotos zu Boden und ging nun auch auf den Blonden los und würgte diesen gewisser maßen von hinten. „Was soll das? Wieso musstest du DAS fotografieren?!“ kreischte er ihn histerisch an. „Was hat denn Daisuke-kun?“ fragte Jou mit gehobener Augenbraue. Das wurde nun Yamato zu bunt, sodass er sich erhob und sich ran machte, seinen Freund von seinem Bruder wegzubekommen, ehe dieser erstickte. „Willst du nicht Daisuke davon abhalten, Takeru-kun zu erwürgen?“ fragte Jou den Schwarzhaarigen neben sich. „Das bringt doch eh nichts.“ antwortete Ken ohne ihn anzusehen und besah sich weiter die Show. Bei den ganzen Brüllen seitens Hikari, Taichi, Yamato und Daisuke hörte niemand der acht die Durchsage, welche ankündigte, dass das Einkaufszentrum nun schließen würde. Inzwischen war auch niemand anderes mehr um sie herum. Keine Menschenseele war auf den Gängen und in den Läden zu sehen. Erst als das Licht ausging wurden sie still. Alle sahen um sich. „Warum ist das Licht aus?“ fragte Daisuke und ließ vom Blonden ab. Geräuschvoll atmete Yamato wütend aus. „Das liegt vielleicht daran, dass sie dicht gemacht haben?!“ „Könnte sein.“ kommentierte Taichi seinen Freund, würgte Takeru dennoch weiter. Dieser röchelte und wäre es gerade nicht so dunkel, könnte man einen deutlichen blauen Farbton auf seinem Gesicht sehen. „Könntest du Takeru jetzt bitte endlich loslassen? Wir haben jetzt andere Probleme.“ forderte Hikari ihren Bruder auf. Erstaunlicher Weise folgte Tai der Bitte und blickte noch immer erstaunt um sich. Erleichtert nahm Takeru einen kräftigen Luftzug. Länger hätte er es nicht mehr ausgehalten. „Und was jetzt?“ fragte Iori den Rest. Kapitel 2: Nachts im Kaufhaus ----------------------------- ++++Kapitel 2++++ Nachts im Kaufhaus „Klasse, wirklich klasse.“ gab Yamato zynisch von sich und schlug Tai zur Untermalung seiner Worte auf den Hinterkopf. „Hey! Wofür war das denn?“ jammerte dieser. „Weil wir wegen dir hier festsitzen.“ Und das wortwörtlich. Nie im Leben hätte Yamato gedacht, dass er mal über Nacht in einem Einkaufszentrum eingesperrt sein würde, aber anscheinend musste er in Begleitung von Taichi mit allem rechnen. Seufzend stellte sich Ken unweit von den beiden neben Daisuke. „Sorry.“ sagte dieser zu seinem Freund mit gesenktem Haupt. „Schon gut. Wir sollten uns besser überlegen, wie wir hier wieder raus kommen.“ aufmunternd lächelte der Schwarzhaarige Daisuke an. Selbst wenn er wollte, könnte er seinem brünetten Wirbelwind nicht böse sein, zumal zumindest dieses Mal Daisuke nicht die alleinige Schuld trug. ‚Wie sollen wir nur hier raus kommen?‘ Sie waren schließlich zu acht, da musste es doch auch möglich sein, einen Weg zu finden, um hier wieder raus zu kommen. Erleichtert lächelte der junge Goggleboy zurück. Das blieb von Taichi natürlich nicht unbemerkt. „Wieso kannst du nicht so lieb zu mir sein wie Ken-kun es zu Daisuke ist?“ fragte er seinen Yama während er sich den Hinterkopf hielt. „Weil du das eben nicht verdient hast. Und nun hör endlich auf rum zu jammern, denn sonst zwingst du mich dazu dir noch mal eine zu knallen.“ „Sei doch ehrlich, du hast gerade Bock gehabt, aber weil wir nun nicht so einfach Heim können, bist du frustriert, ne?“ feixte Taichi, doch schnell bekam er erneut eins auf den Hinterkopf. „Heeey! Ich habe nicht gejammert!“ Stirnrunzelnd beobachtete Iori die beiden – hatte er eben richtig gehört? „Bock gehabt?“ hakte er nach. „Weißt du, wovon Taichi-san spricht?“ Er stand zusammen mit dem älteren Brillenträger noch bei der Bank und das Ganze hier leuchtete ihm noch nicht so richtig ein. Was war denn jetzt schon wieder zwischen Taichi und Yamato los? Jou hatte da durchaus eine Ahnung, doch solange er sich nicht sicher war, behielt er diese Vermutung für sich und lächelte den jüngeren an. „Nein, aber du weißt ja wie die beiden sind. Das ist sicher nur wieder einer ihrer Scherze.“ Nachdem sich Hikari derweil davon überzeugt hatte, dass es Takeru wieder gut ging richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Bruder. „Das hätte wirklich nicht sein müssen, Nii-chan.“ mahnte sie ihn. „Mhhh, das sagst du. Aber sag mal, warum habt ihr Wohnungen fotografiert, hm?“ „Ok, da du es jetzt eh schon weißt… Takeru und ich wollen nach der Schule zusammenziehen und deswegen haben wir uns schon auf Wohnungssuche begeben.“ erklärte sie. Sie ahnte bereits, dass sich ihr großer Bruder mit dieser Antwort nicht beruhigen lassen würde, dass dieser viel eher kurz davor stand erneut die Beherrschung zu verlieren. An Tagen wie diesen musste sie Takeru zustimmen, dass Tai definitiv einen Schwesternkomplex hat. „Aber bis zu deinem Abschluss sind es noch ganze vier Monate!“ erwiderte der Brünette ihr mit einem jammernden Unterton in der Stimme. „NUR noch vier! – Du glaubst ja nicht, wie schnell die guten vergriffen sind.“ Während die beiden Geschwister weiter über die Zeit diskutierten, gingen Daisuke und Ken zu Jou und Iori, um zumindest mit ihnen über ihre Möglichkeiten zu reden, wie sie hier wieder raus kommen könnten. „Hat jemand eine Idee?“ fragte Daisuke. „Gewöhnlicher Weise sind doch Nachtwächter in solchen Einkaufszentren beschäftigt, oder?“ schlug Ken vor, doch schon schüttelte Jou verneinend den Kopf. „Gewöhnlicher Weise aber auch nur. Dieses hier ist übersät mit Überwachungskameras und Alarmanlagen.“ erklärte Jou. „Es ist eines der modernsten in ganz Japan. – Da ist es nicht mehr notwendig Nachtwächter zu beschäftigen.“ „Das heißt dann wohl, wenn wir den Alarm auslösen, dass dann die Polizei kommt.“ sagte Ken nachdenklich. „Was ist daran so schlimm?“ wollte Daisuke wissen. „Dann würden wir hier wieder raus kommen.“ „Und auf direktem Wege ins Gefängnis wandern. – Willst du etwa von deiner Mutter von dort abgeholt werden?“ erwiderte Ken und sah seinen Freund zweifeln an. „Nee, gewiss nicht.“ Niedergeschlagen ließ er sich auf der Bank nieder. „Aber was sollen wir denn dann machen? Bis morgen Früh warten?“ „Sieht so aus.“ Beim Anblick Daisukes hätte Ken ihn am liebsten in die Arme genommen, aber es gab hier ja noch Leute, die nicht wussten, dass sie ein Paar sind. Nur Taichi und Yamato wussten darüber Bescheid und das sollte vorerst auch so bleiben. Selbst diese beiden waren zwei zu viel für seinen Geschmack. „Sag mal, Daisuke-kun, warum bist du eigentlich auf Takeru losgegangen?“ fragte Iori und sah den Brünetten erwartend an. „Äh, weil…“ so recht wollte er das jetzt nicht laut aussprechen, denn er ahnte, dass der Grund seinen Freund möglicherweise bis absolut gar nicht gefallen könnte. Immerhin waren diese Fotos sehr… explizit. „Ach weißt du, an manchen Tagen würde ich ihm eben liebend gern seinen hübschen Hals umdrehen.“ Nichts verstehend blinzelte der jüngere ihn an. Dagegen stand Daisuke lachend auf und ging weiter lachend hinüber um die Fotos wieder einzusammeln, bevor noch jemand sie sehen konnte. Um dies zu gewährleisten stopfte er sie zu seinen in die Innentasche seiner Jacke, dort würde es niemand wagen ran zu gehen, mit Ausnahme Kens. Aber diesen wusste er von einem solchen Vorhaben abzubringen, vorausgesetzt natürlich, dass er sein Spiel nicht durchschauen würde und den Spieß umdreht. Besagter musterte Daisuke skeptisch. ‚Ihm ist wohl nicht klar, dass Hikari-chan sie wieder haben will.‘ Er seufzte. Warum passierte ihm immer in Daisukes Gesellschaft so etwas? Wenn er alleine irgendwo unterwegs war, passierte nie etwas erwähnenswertes, doch kaum, dass er mit dem brünetten Wuschelkopf irgendwo hin ging, passieren die kuriosesten Dinge. Allein das letzte Wochenende war Beweis genug gewesen. »Flashback« Eigentlich hatten sie nur Fußballspielen wollen, doch als Daisuke und Ken am Platz angekommen waren, war dieser abgesperrt. Ein großes Schild war kurz zuvor dort aufgestellt worden mit der Aufschrift „BETRETEN VERBOTEN“ – Nicht unbedingt schlimm, aber dennoch hatten sie nun ein Problem. „Und jetzt?“ fragte Ken, worauf Daisuke mit den Schultern zuckte. Woanders spielen wollte der Blauäugige nicht und wenn er sich so den Himmel besah, der sich mehr und mehr zuzog, verging ihm die Lust noch mehr. „Lass uns ein bisschen Bummeln gehen.“ schlug Daisuke vor. Gesagt getan. Und so schlenderten sie durch die belebten Straßen der Innenstadt und entdeckten nach einiger Zeit ein Werbeplakat eines Films, der derzeitig im Kino laufen sollte. Daisuke war hell auf begeistert und wollte gleich zum nächsten Kino, denn es war nun schon früher Abend geworden und er wollte sich den Film unbedingt sofort ansehen. Ken war durchaus auch interessiert und ließ sich dementsprechend nach einer kurzen Diskussion breitschlagen. Als sie dann an der Kasse standen, wurde ihnen erklärt, dass der Film bereits für die nächsten drei Tage restlos ausverkauft sei. – Das war auch nicht grad toll, aber das nächste noch weniger… Gerade, als Ken sich umdrehte, sah er Taichi und Yamato, die in genau diesen Film gingen. Daisuke, der dies auch bemerkt hatte, regte sich schrecklich darüber auf und ging dann grummelnd mit Ken zu sich nach Hause – es war immer noch besser, als weiter sinnlos durch die Gegend zu laufen. Im Hausflur kam ihnen gerade Jun, Daisukes große Schwester, entgegen. „Hey, ich geh zu Yumi. Mama und Papa sind nicht da. – Weißt doch, sie wollten auf diese komische Party der Nakamuras. – Jedenfalls gehe ich jetzt. – Mach bloß nichts kaputt!! Und sag ihnen ja nicht, dass ich überhaupt weg war, kapiert?“ Grinsend und total aufgetakelt lief sie an den beiden vorbei. „Ich wusste eigentlich gar nicht, dass meine Eltern überhaupt weg wollten.“ bemerkte der Brünette verwundert. Doch im nächsten Moment war Daisukes Laune wieder auf ihren Höhepunkt angelangt, denn das Ganze hieß ja, dass er mit Ken sturmfrei hatte. Kaum, dass die Wohnungstür wenig später ins Schloss gefallen war, hatte Daisuke nichts Besseres zu tun, als sich an Ken ran zumachen und ihn zu verführen. „Dai-chaaan! Was ist denn mit dir los?“ protestierte Ken während er von dem anderen gegen die Wand hinter sich gedrückt und zeitgleich von diesem am Ohrläppchen geknabbert wurde. „Ist das nicht offensichtlich?“ raunte er verführerisch in Kens Ohr. „Schon, aber können wir uns nicht wenigstens vorher die Schuhe ausziehen?“ „Also, ich glaube nicht, dass das nötig ist.“ lachte Daisuke und fuhr mit seiner Hand Kens Seite entlang und schob sie schnell unter den schwarzen Pullover, um über die zarte blasse Haut zu streicheln. Inzwischen knallrot keuchte Ken, als er die warme Hand auf seiner Haut spürte. ‚Warum nutzt er das immer wieder aus?‘ Dank diesen Berührungen schwand sein letzter Protest und er ließ sich in einen innigen Kuss fangen. Verlangend schlang er seine Arme um den Hals des Braunäugigen und öffnete bereitwillig seine Lippen einen Spalt, damit die flinke Zunge des anderen hinein huschen konnte. In dem Moment, als Daisuke sich an den Gürtel Kens zu schaffen machen wollte, stoppte er abrupt sein Tun und starrte entsetzt auf die Wohnungstür. Deutlich hörte er, wie die Tür aufgeschlossen wurde. So schnell es ging, löste er sich von seinem Freund. Dieser richtete berauscht und völlig neben sich stehend seine Kleidung und folgte dem Blick Daisukes. Seine Sinne waren noch wie vernebelt, sodass es etwas dauerte, bis die Geschehnisse in sein Bewusstsein drangen. Mit Schwung wurde die Tür aufgestoßen und zwei betrunkene Erwachsene standen nun vor den verdatterten Daisuke und benebelten Ken. „Hallöchen, mein Schaaatz!“ lallte Daisukes Mutter und schritt auf ihn zu und gab ihm einen dicken feuchten Schmatzer auf die Wange. „Was macht ihr denn so früh schon hier? Ich dachte, ich seid auf der Party.“ fragte Daisuke und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis über die Wange. „Die wurde vorzeitig abgebrochen.“ erklärte Daisukes Vater etwas nüchterner als seine Frau und ließ seinen Sohn gleich seine Fahne riechen. Schlampig ließ er seine Schuhe im Flur liegen und schnappte sich seine Frau, die vor Schwanken kaum geradeaus gehen konnte. „Diese blöden Bullen!“ beschwerte sich diese gleich. „Wären die nicht, könnten wir jetzt noch … hicks … weiter feiern.“ „Toll. Geht lieber ins Bett.“ befahl Daisuke ihnen und wie durch ein Wunder gehorchten die beiden und schwankten in ihr Schlafzimmer, lachten dabei wie kleine Kinder. Ken, der das stumm verfolgt hatte, erlebte gewissermaßen ein Déjà-vu. Vor ein paar Monaten hatte er seine Mutter auch mal betrunken erlebt – was bei ihr schon an ein Wunder grenzte – und sie hatte sich sehr ähnlich wie Daisukes Mutter verhalten gehabt. – Nur bestand da ein kleiner Unterschied, denn seine Mutter hatte sich von ihm nichts sagen lassen. Genervt stöhnend schloss Daisuke die bis eben offen stehende Wohnungstür und schob mit dem Fuß die Schuhe seiner Eltern zur Seite. „Komm, lass uns in die Küche gehen und was essen.“ Damit war ihr Sturmfrei zwar dahin, aber das hatte Daisuke trotzdem nicht davon abgehalten, mit Ken in seinem Zimmer etwa zwei Stunden später, da weiter zu machen, wo sie kurz zuvor aufgehört hatten. »Flashback End« Das war für Ken wirklich eine seltsame Begegnung gewesen. Er war sich sicher, dass wenn Daisukes Eltern nur halbwegs nüchtern gewesen wären, hätten sie bemerkt, was nur wenige Sekunden vor ihrem Eintreffen zwischen ihm und ihren Sohn abgelaufen war. ‚Wie sie wohl reagiert hätten?‘ Er wusste nicht warum, aber es lastete doch sehr auf ihm, dass er mit Daisuke ein Geheimnis aus ihrer Beziehung machte. Dabei war er selbst es gewesen, der es so wollte. Mit diesen Gedanken beobachtete er Taichi und Yamato. Die beiden blafften sich aus Herzenslust gegenseitig an. Es war zugegebener Maßen schon eine seltsame Beziehung, die Taichi und Yamato miteinander hatten, aber irgendwie schienen sie glücklich miteinander zu sein, obwohl sie nach ganzen drei Jahren es noch immer geheim hielten. ‚So lange könnte ich nie durchhalten.‘ dachte sich Ken traurig. „Alles ok mit dir?“ fragte Daisuke besorgt und legte seine Hand auf Kens Schulter. „Ja, mach dir keine Sorgen.“ Leicht lächelte er ihn an. Nach etlichen weiteren Minuten, in denen sich Taichi mit Yamato und auch mit seiner kleinen Schwester gezankt hatte, hatten sie sich einiger Maßen wieder beruhigt und sich entschlossen, sich aufzuteilen um nach einen nutzbaren Ausgang zu suchen. So ging Jou mit Iori, Daisuke mit Ken, Hikari mit Yamato und Tai mit Takeru. Es war vielleicht nicht grade die beste Idee gewesen, den armen Takeru mit Taichi suchen zu schicken, aber nach einer Runde Schere-Stein-Papier war es eben beschlossen und Taichi hatte seinen Willen bekommen. Schelmisch grinste Tai vor sich hin und ergötzte sich förmlich an den Angstzuständen Takerus. Zudem war er derjenige, der die Taschenlampe hatte. Der Blonde dagegen hielt immer mindestens einen Meter Sicherheitsabstand zum Brünetten und behielt ihn genau im Auge. In seinem Kopf hallte immerzu derselbe Gedanke ‚Ich will nicht Sterben. Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben.‘ Sie waren gerade in ein Treppenhaus gegangen, als plötzlich hinter ihnen geräuschvoll ein Mülleimer um fiel. Vor Schreck hatte Taichi seine Taschenlampe fallen lassen und ist Takeru auf die Arme gesprungen. Er hatte bei dieser Stille nicht damit gerechnet, dass ein so lautes Geräusch ertönen könnte und seine Fantasie hatte ihm einen Streich gespielt, sodass er dachte, dass es nicht ein umfallender Mülleimer war, sondern dass absurder Weise ein Mörder hinter ihnen stand. Takeru hingegen ist völlig ruhig geblieben, was hauptsächlich daran lag, dass er gesehen hatte wie der Mülleimer umgefallen war. „Hast du etwa Angst?“ „Nein, ich doch nicht!!“ stritt Taichi ab und stand wieder auf eigenen Beinen. So ganz stimmte das aber nicht, denn da nun die Taschenlampe dank der Bekanntschaft mit dem Boden ausgegangen war und es so dunkel um sie herum war, war ihm ganz schön unwohl. Takeru sammelte die Taschenlampe wieder ein und schaffte es sie wieder an zu schalten. „Wollen wir weiter?“ deutlich konnte er die Erleichterung in Tais Gesicht sehen. ‚Er hat wohl Angst im Dunkeln.‘ dachte er sich schelmisch. Zur gleichen Zeit, am anderen Ende des Einkaufszentrums, suchten Yamato und Hikari ebenfalls nach einem Ausgang. Beiden war äußerst unwohl beim Gedanken, dass Takeru in diesem Moment womöglich von Taichi umgebracht werden könnte. „Wir hätten das niemals zulassen dürfen.“ Verwundert sah der Blonde darauf Hikari an. „Wir können eben nicht immer auf Takeru aufpassen.“ antwortete er und blieb stehen. „Was suchst du denn da eigentlich die ganze Zeit in deiner Handtasche?“ „Eigentlich meine Wasserflasche, aber mir ist aufgefallen, dass die Fotos gar nicht drin sind.“ „Ich dachte, die hast du wieder eingepackt.“ „Und ich dachte, weil sie nirgends zu sehen waren, dass Takeru sie wieder in meine Handtasche getan hatte.“ Ratlos sah sie den älteren an. „Aber wer hat sie denn dann?“ „Wieder abgeschlossen.“ Enttäuscht seufzte Daisuke. Das war hier nun schon die achte Tür und immer das gleiche Ergebnis. „Vielleicht haben wir im Untergeschoss mehr Glück.“ „Hmm, vielleicht.“ Er setzte sich in Bewegung und folgte Ken, der den Weg mit einer Taschenlampe beleuchtete, die er von Hikari bekommen hatte. Es war dem Brünetten ein Rätsel, wie viel sie in ihre Handtasche hinein stopfen konnte – dabei war die pinke heute verhältnismäßig klein. „Sag mal, hast du eigentlich vor Hikari-chan ihre Fotos wieder zu geben?“ fragte Ken, als sein Freund ihn eingeholt hatte. „Irgendwann.“ erwiderte der Goggleboy und kratzte sich verlegen an der Schläfe. „Du weißt, dass sie sauer sein wird, wenn sie bemerkt, dass du ihre Fotos hast? – Überhaupt, warum bist du eigentlich auch auf Takeru-kun los gegangen?“ wollte der Schwarzhaarige wissen. Einmal leuchtete er die Weggabelung im Untergeschoss aus ehe er sich zu Daisuke umdrehte. Dieser stand noch auf der letzten Treppenstufe und zog eine Grimasse. „Na ja… wegen den Fotos eben.“ Ungläubig sah Ken ihn an. „Und was genau waren es für Fotos?“ „Das ist doch jetzt egal!“ Entschlossen, den wahren Grund für sich zu behalten, stampfte er an Ken vorbei. „Wenn du meinst.“ meinte Ken leicht säuerlich und folgte Daisuke gemächlich. Er wollte jetzt nicht streiten und ließ deswegen die Sache auf sich beruhen. Er seufzte kaum hörbar. Am liebsten wäre er jetzt nicht mehr hier, sondern wie noch vor ein paar Stunden gedacht bei Daisuke zu Hause. Normalerweise würden sie jetzt zusammen in seinem Zimmer sein und ihre Zweisamkeit genießen. Ok, hier waren sie momentan auch allein miteinander, aber es war nicht ganz dasselbe. „Du Taichi-san? Hast du eben auch den Schatten gesehen?“ fragte Takeru den älteren neben sich mit einer gespielten Angst in der Stimme. „Was für einen Schatten?“ fragte dieser unsicher nach. „Na da drüben!“ Takeru zeigte gerade aus. Taichi folgte mit den Augen der Richtung, konnte aber nichts Ungewöhnliches sehen. Sie standen hier nur im großen Hauptgang des Einkaufszentrums, weit und breit gab es nichts Besonderes zu sehen. An den Seiten waren die Geschäfte und in der Mitte des Ganges befanden sich hin und wieder ein paar Bänke und Zimmerpflanzen. – Was sollte er da auch sehen? „Wo da?“ hakte er ungeduldig nach, doch seine Frage wurde ihm unlieb schnell beantwortet, denn nun sah auch er einen Schatten. Der Angstschweiß stand ihm im Gesicht und seine Augen hatten sich ungesund stark geweitet. – Hatte er da eben etwas blitzen sehen – eine Messerklinge etwa? „Alles ok mit dir?“ fragte der Blonde ihn. Gerade in diesem Moment ging die Taschenlampe in seinen Händen aus. „Was ist denn jetzt schon wieder? Die hat wohl doch einen Sprung wegbekommen, als du sie fallen lassen hast. – Toll, die geht nicht mehr an!“ Erneut sah Tai den Schatten und schrie, als würde er gerade abgestochen werden, auf. Voller Panik rannte er los, weiter schreiend. Takeru blickte auf und sah den älteren gerade noch so in weiter Ferne weg rennen. Ein freches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Völlig mit seiner Arbeit zufrieden machte er die Taschenlampe wieder an. „Rache ist doch etwas herrliches.“ sagte er selbst zufrieden und ging in die Richtung, in der der Brünette eben gerannt ist. Verwundert sahen Yamato und Hikari um sich. „Hast du den Schrei eben auch gehört?“ fragte der Blonde das Mädchen. Sie nickte. „Ja. Das klang irgendwie nach… Nii-chan.“ „Ich glaube auch. – Wir sollten vielleicht mal gucken gehen, was dahinten los ist.“ Wie die beiden, haben auch Jou und Iori den Schrei bemerkt. Auch sie sahen im großen Hauptgang um sich, konnten aber durch den Schall nicht so leicht ausmachen, aus welcher Richtung er gekommen war. Der Grund dafür war, dass sie für die Mitte eingeteilt wurden um nach einem Ausgang zu suchen. Sie waren zwar so wesentlich näher an dem Ursprung des Schreies, wussten ihn aber nicht so recht einzuordnen. „Hörst du das auch, Sempai?“ fragte Iori Jou nach einem Moment der Stille. Darauf hörte der blauhaarige genauer hin. Es hörte sich für ihn so an, als würde da ein Schrei immer lauter werden. „Ja…“ gab er wage von sich. Besagter Schrei erreichte binnen weniger Sekunden sein Maximum an Lautstärke und sauste mit Höchstgeschwindigkeit an ihnen vorbei – in Gestalt Taichis. Den beiden standen die Haare zu Berge und Jou ist seine Brille sogar verrutscht. Nun konnte auch Yamato den stetig lauter werdenden Schrei hören. ‚Er kommt wohl direkt auf uns zu.‘ dachte er sich. „Warte du hier, ja? Ich gehe schon mal voraus. – Wer weiß, was mit ihm los ist.“ „Ist gut.“ Eilig rannte er seinem Freund entgegen und hoffte, dass es nicht so schlimm war, wie es sich anhörte. ‚Oh man, meine Beine bringen mich bald um! – Ich hoffe für ihn, dass er einen triftigen Grund hat, dass er so am Schreien ist.‘ Mit großen Augen erspähte er seinen braunhaarigen Wuschelkopf, der mit rasantem Tempo ihm entgegen rannte. „Taichi!“ rief er. Doch der gerufene hatte seine Augen geschlossen und rannte blind weiter. „TAICHI! BLEIB STEHEN!“ brüllte Yamato panisch, weil er nicht mehr die Möglichkeit sah, auszuweichen. Dieses Mal hatte Taichi ihn wirklich gehört, doch statt sein Tempo zu drosseln und zum gewünschten Stehen zu kommen, sprang er dem Blonden in die Arme und beide fielen darauf um. Atemlos lagen sie aufeinander. Erst, als der erste Schock seitens Yamato überwunden war, verpasste dieser seinem Freund einen Schlag auf den Kopf. „Was ist denn mit dir los?“ fragte er ihn außer Atem. „Da… da war ein Schatten und, und da hat plötzlich eine Klinge geblitzt und die Taschenlampe… – Ich wollte nicht sterben und bin weg gerannt.“ erklärte Taichi mit weinerlicher Stimme und sah Yamato dementsprechend an. „Die Taschenlampe hat geblitzt?“ fragte Yamato ungläubig nach. „Nein. Die Klinge!“ korrigierte Tai und setzte sich auf Yamatos Beine. Wie ein kleines Kind wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln mit dem Handrücken. „Und was ist denn dann mit der Taschenlampe gewesen?“ „Die ist ausgegangen und dein Bruder meinte, die ginge nicht mehr an.“ Nun war dem Blonden klar, was vorgefallen war. ‚Er wollte ihn nur verarschen… Aber er ist selbst schuld dran.‘, „Komm, wir gehen zu den Toiletten. Da kannst du dir deine Nase putzen.“ schlug Yamato vor und schupste den schniefenden Taichi von sich runter. Gefügig nickte der Brünette, stand auf und ging mit Yamato mit. Nach wenigen Minuten waren sie bereits bei den Toiletten und Taichi schnaubte sich kräftig die Nase mit einigen Blättern Toilettenpapier, die er zu einem großen Knäuel geformt hatte. „Geht’s wieder?“ Der gefragte nickte und warf das zweckentfremdete Toilettenpapier in den Mülleimer. Der sich ihm bietende Anblick gefiel Yamato deutlich. Sein Freund stand hier direkt vor ihm und sah ihn noch leicht weinerlich an. Dieser Blick wirkte so dermaßen sexy auf den Blonden, sodass er sich beim besten Willen nicht mehr beherrschen konnte. „Was hast du, Yama?“ wollte Tai wissen, als er das leichte Grinsen auf den Lippen Yamatos bemerkte. Doch statt zu antworten ging er auf Taichi zu, legte seine Arme um dessen Taille und küsste ihn zärtlich. Aus diesem doch recht zaghaften Kuss entflammte schnell ein heißes Duell ihrer Zungen und ihre Hände begaben sich auf Wanderschaft, um den Körper des anderen zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt standen Daisuke und Ken vor einer großen Tür im Untergeschoss des Gebäudes. Direkt auf ihrer Augenhöhe war ein großes Schild an diese Tür angebracht. „Kontrollzentrum.“ las Daisuke laut vor. „Was meinst du, was da wohl drin ist?“ „Sicher keine Bäckerei.“ antwortete Ken sarkastisch. „Was glaubst du denn, was in einem Kontrollzentrum ist?“ „Äh, keine Ahnung.“ erwiderte er wahrheitsgetreu. Woher sollte er das auch wissen? Alles was ihn nicht interessierte, merkte er sich eh nicht, also wozu sollte er sich merken, was so in einem Kontrollzentrum war? „Du solltest wirklich mal einen Intelligenztest machen. – Hier befinden sich unter anderem Computer und sonstige Monitore drin. Die zeigen das an, was die Überwachungskameras gerade aufnehmen.“ „Cool. – Lass uns mal reingucken!“ sagte er grinsend und drückte die Türklinke runter. „Du glaubst doch nicht, dass die die Tür nicht abschließen…?“ doch nicht nur dass Daisuke das offensichtlich glaubte, wieder erwartend war die Tür wirklich nicht abgeschlossen und Ken sah entgeistert auf die offene Tür. ‚Nee jetzt.‘ Da Daisuke nun schon im Raum war, folgte er ihm nach ein paar Sekunden. „Du hast recht, Ken-chan.“ sagte Daisuke mit großen Augen. „Das ist ja so was von cool! – Guck mal! Da sind Jou-sempai und Iori-kun!“ hibbelig deutete er auf einen der schwarzweißen Bildschirmen hinter einem großen Schaltpult mit unzähligen Knöpfen und Schaltern, die unten, wie auch oben angebracht waren. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Ken aus. Er sollte eigentlich nicht hier drin sein. Es war so falsch! Er hätte sich auf das Ganze hier niemals einlassen dürfen! „Und da ist Takeru und da ist Hikari-chan.“ verkündete Daisuke aufgeregt. „Lass uns gehen, Dai-chan.“ bat Ken ihn. „Und da sind Taichi und Yamato! – Hä? Wieso das denn?“ fragend drehte er sich zum Schwarzhaarigen um. „Bitte, mir ist ganz unwohl hier.“ Dass dem so war, konnte man ihm leicht ansehen. Verunsichert sah er stetig um sich, als würde er erwarten, dass gleich jemand ihn aus einer dunklen Ecke anfallen könnte. „Quatsch! Das bildest du dir nur ein.“ Langsam ging er auf Ken zu. „Hier ist niemand außer uns und in diesem Raum dürfte ja wohl kaum noch eine Kamera sein.“ Vorsichtig legte er seine Arme um seinen Freund. „Meinst du?“ fragte Ken noch verunsichert, erwiderte jedoch die Umarmung. „Ja.“ raunte Daisuke und küsste den Schwarzhaarigen Jungen, der darauf langsam die Augen schloss und den Kuss erwiderte. Kapitel 3: Versteckte Kamera ---------------------------- ++++Kapitel 3++++ Versteckte Kamera Es durchflutete ein wunderbares Kribbeln seinen gesamten Körper. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, er hielt seine Augen geschlossen und seine Wangen wurden von einem zarten Rosa geziert. – Ja es war wirklich noch genauso, wie am ersten Tag. – Bereitwillig öffnete er seine Lippen eine Spalt auf das Stupsen hin und ließ seinen Gast in seine Mundhöhle gleiten. Verlangend drückte er sich näher an seinen Freund und genoss, wie dieser sanft mit seinen Händen seinen Rücken auf und ab fuhr. Da aber seinem Freund so langsam die Luft ausging, löste dieser sich von ihm, worauf er ihn verträumt ansah. „Siehst du? – Du hast es dir nur eingebildet.“ raunte der brünette Fußballer und grinste Ken frech an. Aus dem verträumten Blick wurde schnell ein empörter. Ken musste sich stark zusammenreißen, damit er Daisuke nicht versehentlich in seiner Rage erschlug. „Duuuu!“ zischte er und krallte sich in den Stoff von Daisukes roten Stoffjacke. „Hehe… war nur ein Scherz! Wirklich!“ versuchte Daisuke sich das Leben zu retten, als er merkte, dass Ken ihn in seiner Umarmung fast zerquetschte. „Wir können gerne weiter machen. Die anderen sind ja beschäftigt.“ schlug er vor und deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich auf die Monitore. Es war auch immer das Gleiche mit Daisuke, kaum dass Ken mal in Stimmung kam, musste der Brünette unbedingt einen unpassenden Scherz loslassen. „Jetzt habe ich aber keine Lust mehr.“ sagte Ken eingeschnappt und wandte sich aus der Umarmung. Mit verschränkten Armen schritt er auf die Monitore zu und hielt über diese Ausschau nach einem Ausgang. Dafür waren sie schließlich erst losgegangen. Außerdem hatte Daisuke Kens Meinung nach eine Abfuhr mal bitter nötig gehabt. Enttäuscht stellte sich besagter neben Ken und richtete ebenfalls seinen Blick auf die Monitore. Auf dem einen konnte er sehen, dass Hikari und Takeru sich inzwischen gefunden hatten und Jou und Iori ebenfalls bei ihnen waren. ‚Sie sind also beim Hi-Fi-Laden.‘ schlussfolgerte Daisuke, als er Fernseher im Schaufenster hinter den vieren entdeckte. ‚Hm, was wohl Taichi und Yamato machen?‘ Mit großen Augen glotzte er den Bildschirm an, der die beiden zeigte. Eine Zeitlang herrschte vollständiger Stillstand in Daisukes Kopf, er war erstaunt und doch gleichzeitig recht entzückt von dem was er sah. Doch nicht nur Daisuke hatte die beiden erblickt, auch Kens Blick klebte förmlich an diesem Monitor. ‚Wie können die es einfach so… miteinander auf dem Klo… treiben?‘ Ungewollt wurde er rot. Es war ihm äußerst peinlich den beiden dabei zu zusehen, aber irgendwie schaffte Ken es nicht seinen Blick abzuwenden. Noch nie hatte er gesehen wie ein Pärchen es miteinander tat – weder in einem Film, noch live – und nie hätte er gedacht, dass es ihm womöglich gefallen könnte, doch ausgerechnet zwei seiner Freunde mussten ihm gerade das Gegenteil beweisen. Er verfluchte sich selbst dafür, aber es gefiel ihm wirklich! Daisuke gefiel es ebenfalls, aber ihn machte es nicht so an wie Ken. Es gefiel ihm in der Hinsicht, dass er nun seinen Beweis hatte, dass Taichi der Uke in der Beziehung war. Ein fieses Grinsen zierte sein Gesicht. Eigentlich wollte er seinen Freund fragen, ob man das irgendwie aufnehmen könnte, aber als er ihn ansah, musste er erstaunt feststellen, dass Ken jetzt ganz bestimmt keinen Nerv dafür hatte. Ein kurzer Blick weiter unten beim Schwarzhaarigen genügte und er fand seine Bestätigung. „Und du sagst auch noch, dass du keine Lust mehr hast.“ Ertappt zuckte der Schwarzhaarige zusammen und wurde prompt eine Spur roter. „Mein Angebot gilt noch.“ sagte Daisuke lässig und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Ergeben seufzte Ken. Was blieb ihm auch für eine andere Wahl? – Wegdenken war längst nicht mehr drin und würde er jetzt nicht auf das Angebot eingehen, würde Daisuke sich sicher darüber lustig machen. „Ok. – Aber das bleibt unter uns.“ „Hä?“ „Dass wir Taichi-san und Yamato-san dabei gesehen haben.“ „Aber, aber das ist gemein! Er macht sich ständig über uns lustig und treibt seine Scherze mit uns und da darf ich ihm nicht mal sagen, dass ich ihn und Yamato dabei gesehen habe?“ protestierte Daisuke aufgebracht. „Können wir das nicht später diskutieren?“ bat Ken ihn, denn allmählig wurde es ihm zu unangenehm. „Ok, aber das tun wir dann aber wirklich!“ bestand der Brünette. „Ja und nun halt die Klappe.“ befahl Ken und schlang seine Arme um den Hals seines Freundes. Einen kurzen Moment lang sahen sie sich in die Augen, ehe sie sich küssten. Mit ihren Zungen liebkosten sie sich gegenseitig und pressten sich eng aneinander. Schnell übernahm Daisuke die Führung und dirigierte seinen Geliebten an die große Schaltfläche der Monitore. Verführerisch fuhr er mit seiner einen Hand Kens Seite entlang, während er ihn mit der anderen Hand hielt, damit er nicht nach hinten fallen konnte. Im Rausch zog Ken sich an Daisuke hoch, schlang seine Beine um dessen Hüfte und wurde zugleich auch von ihm auf die Schaltfläche gesetzt. Kurz hatte Ken sich dabei mit einer Hand abstützen müssen, wobei er unbemerkt einen Knopf betätigte. „Wir wollten uns vor zehn Minuten hier treffen, aber Yamato und Taichi fehlen, wie auch Daisuke und Ken. – Wo bleiben die denn?“ fragte Takeru die anderen drei die bei ihm standen. „Nach ihnen zu suchen würde nichts bringen. Am besten warten wir hier – irgendwann müssen sie ja vorbeikommen.“ schlug Jou nüchtern vor und richtete seine Brille. Der Anblick von all den ganzen Dingen, die sich hier in Reih und Glied vor ihm auftaten, überstiegen seinen Verstand. Unter den ganzen Sachen war unter anderem eine Wasserflasche, diverse Schminkutensilien, Taschentücher, ein rosa zusammen schiebbarer Regenschirm, ein Schlüsselbund, eine dicke Brieftasche – in rosa – und eine rosa Haarbürste. Es war ihm ein Rätsel, wie Hikari so viele Sachen in eine einzige Handtasche verstauen konnte. Besagte saß auf einer Bank und holte nun wieder etwas aus ihrer Handtasche heraus und legte es, ein Buch, zu den anderen Sachen. „Arg, ich geb’s auf! Hat einer von euch meine Fotos gesehen?“ fragte Hikari frustriert, nachdem sie ihre ganze Handtasche entleert hatte und diese dennoch nicht finden konnte. „Die hat Daisuke-kun eingepackt.“ antwortete Iori ihr. „WAS? Warum hast du ihn nicht davon abgehalten?“ fuhr das Mädchen den Jungen an und packte ihn unsanft an den Schultern. „Äh…“ verängstigt sah er zu ihr auf. „Weißt du eigentlich was das bedeutet? – Sie dürfen die Fotos niemals sehen! Nicht auszumalen was passiert wenn sie sie sehen!“ theatralisch ließ sie von ihm ab und ließ sich wieder auf der Bank nieder. Fest entschlossen, sie sich wieder zu holen, begann sie ihre Handtasche wieder einzuräumen und anschließend nach dem jüngeren Goggleboy zu suchen. Kopfschüttelnd drehte sich die drei Jungs von ihr weg. Ratlos sah Takeru Jou an. Gerade, als er etwas sagen wollte, schalteten sich wie aus Zauberhand die Fernseher hinter dem älteren an. Entsetzt starrte der Blonde auf die Bildschirme, unfähig etwas zu sagen, geschweige denn sich wegzudrehen. „Ist etwas?“ wollte Jou wissen, doch da er keine Antwort erhielt, sah er hinter sich, wo der Blonde offensichtlich hinsah und auch ihn entsetzte dieser Anblick. „Was habt ihr denn?“ Noch ehe Iori mitbekommen konnte, was auf den Bildschirmen zu sehen war, hielt der älteste ihm die Augen gerade noch rechtzeitig zu. „Hey! Was soll das?“ ‚Ich will erblinden! – Wieso nur, wieso muss ich MEINEN BRUDER und Taichi-san dabei zusehen müssen?!‘ jammerte Takeru innerlich vor sich hin, noch immer unfähig sich zu bewegen. Irgendjemand da oben musste wirklich etwas gegen ihn haben. – Wieso zwang man ihn denn sonst dazu, seinem Bruder Yamato und Taichi per Live-Übertragung beim Sex zu zugucken? Am liebsten würde Taichi jetzt vor Schmerzen aufschreien, denn man hatte eben schon wieder sein Becken gegen die Türklinke gestoßen, aber er verkniff es sich, weil sein Yama bereits beim letzten Mal kein Mitleid für ihn übrig gehabt hatte. Verzweifelt versuchte er sich irgendwie so ab zu stützen, dass es sich nicht noch einmal wiederholen konnte, doch so einfach war es leider nicht. Das einzige, woran er sich abstützen könnte, wäre die Klinke selbst, doch das würde zur Folge haben, dass die Tür sich hinter ihm öffnen könnte. Yamato umfasste derweil Tais Hüfte und leckte keuchend dessen Hals hinauf zu seinem Ohr. Es störte ihn nicht im Geringsten dass sein Freund, dessen Gewicht er zu tragen hatte, sich schmerzend in seinen Rücken krallte. Grinsend knabberte er kurz an Taichis Ohr, ehe er sich küssend den bereits geschwollenen Lippen des Brünetten nährte. Gierig erwiderte Tai den Kuss und klammerte sich stärker mit den Beinen um den schmalen Körper des blonden Schönlings. Aber irgendwie konnte er das hier nicht so richtig genießen wie sonst. Er fühlte sich so schrecklich beobachtet… Genüsslich stöhnte Ken erneut als Daisuke einen weiteren Knopf seines Hemdes mit den Zähnen öffnete und dessen heißer Atem seine Haut streifte. Eigentlich brauchte er nun längst kein Vorspiel mehr, aber offensichtlich gefiel es seinem brünetten Liebhaber ihn zu quälen. Mit geschlossenen Augen genoss er jede noch so winzige Berührung, jede Regung, die Daisuke in ihm auslöste. Erfreut stellte Ken fest, dass Daisuke sich nun an seinen Gürtel zu schaffen machte. Erregt legte er den Kopf in den Nacken und ließ den Brünetten gewähren. Erneut nach Halt suchend drückte er wieder unbemerkt ein paar Knöpfe, die dieses Mal zur Folge hatten, dass unter anderem unter einem Surren sich ein CD-Laufwerk einschaltete. Verwundert horchte Daisuke auf. Bildete er es sich gerade nur ein, oder hörte er ein Surren? – Schultern zuckend fuhr er aber schnell wieder fort, weil die Hand seines Geliebten in seinem Haarschopf ihm einen leichten Druck nach unten gab. ‚Er kann es mal wieder nicht erwarten.‘ Leise kichernd öffnete er den Reißverschluss von Kens Hose. Auf den Bildschirmen war gerade zu sehen, wie Tai seinen Kopf unter einem Lustaufschrei, der zur Erleichterung aller Zuschauer des Kaufhauses nicht zu hören war, in den Nacken warf. Unfähig weg zusehen musste sich Takeru das nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit ansehen, doch als er glaubte dass es nun noch schlimmer werden würde, switschte die Aufnahme der Überwachungskamera zu einer Tierdokumentation. Erleichtert atmete der Blonde auf. „Ist es vorbei?“ fragte er Jou neben sich hoffnungsvoll. „Ich bin mir nicht sicher. – Wieso können wir nur überhaupt diese Aufnahmen sehen?“ „Was für Aufnahmen? Könntet ihr mich mal bitte aufklären?“ so langsam ging es Iori gegen den Strich. Er verstand einfach nicht, warum man ihm seit einigen Minuten die Augen zu hielt. „Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich dich darum beneide, dass du das nicht sehen musstest, Iori-kun…“ erwiderte Takeru wehleidig. Doch nicht nur Iori wusste nicht was eben noch auf den Bildschirmen zu sehen war, auch Hikari ahnte nichts davon, weil sie voll und ganz mit dem Einräumen ihrer Handtasche beschäftigt war. Sie hatte gerade etwa die Hälfte wieder verstaut und überlegte kurz, wo sie den Kugelschreiber heraus geholt hatte, damit dieser wieder an seinen alten Platz konnte. Kopfschüttelnd sah Takeru sie an. ‚Andere Probleme hat sie wohl nicht. – Wie konnte es ihr nur entgehen, dass man eben noch unseren Brüdern beim Sex live zusehen konnte?!‘ kaum, dass er das gedachte hatte, wechselte erneut das Programm auf den Fernsehern, sodass man wieder die beiden dabei beobachten konnte. Eben hatte Iori noch gehofft, dass er wieder etwas sehen durfte, da sich Jous Hand wieder gesenkt hatte, doch blitzschnell schoss diese wieder vor seine Augen ehe er etwas sehen konnte und versperrte ihm erneut die Sicht. „Menno! Was soll das?“ Des Protestes des jüngeren wegen drehte sich Takeru unglücklicher Weise wieder zu ihnen und war erneut vom Anblick des Fernsehprogramms gefangen. ‚Nicht schon wieder.‘ Allmählich beschlich Yamato das Gefühl, als wäre sein Tai nicht ganz bei der Sache. Nicht nur, dass sein Freund ständig um sich sah, nein, er drückte ihn schon wieder etwas von sich weg. Und wenn Yamato mal ehrlich zu sich war, gewöhnlicher Weise hätte er innerhalb dieser Zeitspanne, in der sie bereits miteinander beschäftigt waren, Taichi längst zum Höhepunkt getrieben, aber heute schien da der Wurm drin zu sein. ‚Dann muss eben die Geheimwaffe ran.‘ Fest entschlossen änderte er seine bisherige Vorgehensweise schlagartig indem er aufhörte sich gegen den Brünetten zu bewegen und stattdessen langsame, minimale Kreise mit dem Daumen auf der Spitze von Taichis besten Stück zu ziehen. Dieses Tun zeigte schnell Wirkung, sodass Tai verzweifelt nach Erlösung suchend sich selbstständig gegen Yamato bewegte, was in seiner Position gar nicht so einfach war. ‚Verdammt! Warum muss er immer so gemein sein?‘ Heftig keuchend versuchte er sein Bestes um zu seiner heiß ersehnten Erlösung zu kommen, doch wusste er, dass es ohne das Zutun seines Yamas schwierig werden würde. Schelmisch Grinsend beobachtete er jede Regung in Tais Gesicht. Es war wirklich jedes Mal aufs Neue faszinierend, wie sehr sich Tai abrackern konnte, wenn man ihn nur ein Wenig reizte. Sich erbarmend beteiligte Yamato sich wieder aktiver und erhöhte rapide das Tempo, was zur Folge hatte, dass der Braunäugige unter einem heiseren Aufschrei binnen weniger Sekunden kam. Fast schon erleichtert sah Takeru auf den Bildschirm. ‚Es ist vorbei! Sie sind fertig!‘ „He! Hey Takeru!“ ungeduldig boxte Hikari dem Blonden gegen den Oberarm. „Warum guckst du die ganze Zeit auf die Fernseher? Stehst du etwa darauf, Löwen bei der Jagt zu zusehen?“ fragte sie gereizt, da Takeru sie bisweilen ignoriert hatte. „Ha? Was ist los?“ irritiert glotzte er seiner Freundin in die braunen Augen, die ihn böse ansahen. „Wie – Wie kommst du auf Löwen?“ „Weil du die ganze Zeit schon diese Dokumentation ansiehst?“ „Was? Aber - !“ mit großen Augen starrte er zu den Fernsehern, die gerade zeigten, wie eine Gazelle von einem Löwen zerfleischt wurde. „Das kann doch nicht wahr sein…!“ quietschte er. ‚Das ist ein Traum! Ja genau!! Das ist nur ein Albtraum! Und gleich wache ich auf! Ganz bestimmt!‘ anders konnte er es sich nicht erklären, dass Hikari von all dem nichts mitbekommen hatte. Sicher, zwischendurch hatte für wenige Sekunden der Sender gewechselt, aber die meiste Zeit über waren doch zum Leidwesen Takerus ihre beiden Brüder zu sehen gewesen. Grummelnd griff Hikari den Blonden am Arm. „Komm, wir müssen Motomiya unbedingt finden!“ mit diesen Worten zog sie ihn einfach mit sich. Kichernd ließ Daisuke von Kens Hüftknochen ab und küsste sich wieder aufwärts um sich an der Halsbeuge seines Freundes zu vergreifen. Ungeduldig drängte Ken sich ihm entgegen. Es war ja schön und gut dass Daisuke an das Vorspiel dachte, aber man konnte es auch übertreiben. Er selbst war fast völlig entblößt, aber sein Freund hatte dagegen nur seine Jacke beiseitegelegt. So langsam zweifelte er ob sein Dai-chan überhaupt vorhatte zum Punkt zu kommen. Quälend langsam leckte Daisuke Kens Hals entlang. Gerade als er sich an der anderen Seite vergreifen wollte packte der Schwarzhaarige sein Shirt und zog es ihm über den Kopf. ‚Ok, schon gut…‘ dachte er ergeben auf den Wink mit dem Zaunpfahl und schaltete einen Gang höher. Gierig küsste er seinen Freund und ließ diesen seine Hose öffnen. „Und woher willst du wissen wo die beiden gerade sind?“ fragte Takeru und hoffte, dass Hikari nicht vor hatte ihm den Arm auszureißen an dem sie ihn hinter sich herzog. „Du hast doch eben selbst gesagt, dass man auf den Fernsehern unsere Brüder sehen konnte. Demnach müssten sie sich an einem Ort aufhalten, von wo aus man die Übertragungen steuern kann.“ Sie wusste zwar nicht genau wo das war, aber sie hatte durchaus eine Ahnung und brauchte jetzt nur noch einen Plan, der kennzeichnete wo sich was in diesem Einkaufszentrum befand. „Aber was macht dich so sicher, dass sie dafür verantwortlich sind?“ „Glaubst du etwa, dass die Fernseher sich von alleine eingeschaltet haben und ausgerechnet die Bilder der Überwachungskamera gezeigt haben, die unsere Brüder gefilmt hat?“ „Nein, aber könnte es nicht jemand anderes gewesen sein? – Daisuke ist das zwar zuzutrauen, aber er hat doch gar keine Ahnung von Technik und Ken-kun wird ihm das garantiert nicht gezeigt haben.“ „Wer weiß?“ antwortete das Mädchen und schritt auf einen Lageplan zu. Auf diesen suchte sie nach etwas, dass sich nach „Zentrale“ anhörte. ‚Es müsste jedenfalls in dem Bereich sein, wo die beiden suchen sollten… Auf dieser Etage schon mal nicht.. Hm? Im Untergeschoss?‘ erstaunt stellte sie fest, dass sich ein „Kontrollzentrum“ tatsächlich im Untergeschoss befand und dieses war praktischer Weise auch in der Nähe wo die beiden hatten suchen sollen. ‚Interessant…‘ Eher per Zufall entdeckte sie ein weiteres Kontrollzentrum. Von einem Geistesblitz getroffen grinste sie und ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren machte sie sich auf den Weg zu eben diesem. Sie hatte es zwar nach wenigen Minuten gefunden, aber dabei war ihr ihr Freund abhanden gekommen, der nun mutterseelenallein umher irrte, aber darum konnte sie sich auch noch später kümmern, denn jetzt galt es erst einmal Motomiya eine kleine Lektion zu erteilen. Es tat ihr zwar leid, dass womöglich auch Ken darunter zu leiden haben würde, aber das würde sich ja noch zeigen. Selbst zufrieden öffnete sie die große Tür vor sich und trat in den mäßig beleuchteten Raum ein. Zu ihrem Erstaunen war das Schaltpult, welches sich hier vor ihr erstreckte, recht simpel aufgebaut, sodass sie mit dem betätigen eines Knopfes die Monitore anschalten konnte. Auf dem ersten erblickte sie ihren Bruder, der halbtot an einer Wand gelehnt neben Yamato saß. Die Aufnahmen der anderen waren vergleichsweise langweilig, bis sie den letzten Monitor unter die Lupe nahm. Auf diesem sah sie, wie Daisuke sehr beschäftigt vor Ken kniete. „Sie sind also wirklich ein Paar. – Hah, dann war das letztens beim Campen wirklich keine einmalige Sache.“ Noch vor ein paar Monaten wäre sie bei einem solchem Anblick knallrot geworden, doch inzwischen hatten solche Sachen ihren Schrecken für sie verloren. Daran war ein gewisser blonder Junge nicht ganz unschuldig. Und spätestens seit eben dieser Nacht, in der sie Daisuke und Ken das erste Mal bei ähnlichen Aktivitäten zufällig beobachtet hatte, war ihre einstige Unschuld dahin. Warum sie damals ausgerechnet Fotos davon hatte knipsen müssen, wusste sie nicht. Aber in dem Moment war sie hin und weg von der Idee gewesen und hatte es einfach tun müssen! Und wer weiß, vielleicht wären diese Fotos eines Tages eine nette Überraschung für die beiden. – Vorausgesetzt, Hikari würde sie wiederbekommen. „So, genug der Sentimentalitäten!“ Erstaunlich schnell verschaffte sie sich einen genaueren Überblick und begann mit ihrem kleinen Streich. Völlig in seinem Tun versunken streichelte der Brünette über die blasse Haut seines Freundes und ließ diesen lustvoll stöhnen. Dies hier war vielleicht nicht der beste Ort für das, was sie gerade taten, aber wann bot sich einem schon die Gelegenheit es an einem Ort wie diesen hier zu tun? Zumal es so schon eine schwierige Angelegenheit war Ken rum zu kriegen, besonders wenn dieser wusste, dass sie nicht allein waren und einer von ihren Familien nur wenige Meter entfernt war. Also wollte Daisuke es heute auch nutzen es an diesem ungewöhnlichen Ort mit Ken zu tun. Gerade der Kick war es, der ihn veranlasste es so aufregend wie möglich gestalten zu wollen. Er wollte sich noch im hohen Alter hieran erinnern können. Der ihm wohl bekannte Geschmack breitete sich in seiner Mundhöhle aus und ließ ihn schlucken. Völlig außer Atem keuchte der Schwarzhaarige vor sich hin und fühlte sich nun ungemein erleichtert. Er spürte wie sich sein Freund ein Wenig an ihn schmiegte und über seinen Oberschenkel mit der Hand fuhr und dessen wuschelige Haare ihn am Bauch kitzelten. Zärtlich strich er das widerspenstige Haar glatt und blickte dabei verträumt herab auf ihn. Mit sich selbst zufrieden bewunderte sie ihr Werk. Wozu man die Technik heutzutage alles benutzen konnte, war wirklich erstaunlich. Jetzt musste Hikari nur noch einen günstigen Moment abwarten und dann konnte sie die Vorbereitungen – die gerade wortwörtlich am Laufen waren – in die Tat umsetzen. In wenigen Minuten würde sie ein bewährtes Druckmittel in der Hand haben und sie war sich sicher, dass sie es auch ohne Scharm benützen würde. – Es musste ja niemand sonst zu Gesicht bekommen, nur ein kleiner Vorgeschmack sollte für die vier anderen, die sich gleich bei der Hi-Fi-Abteilung finden würden, drin sein. Dadurch würden zwar zwei weitere Personen von der Beziehung der Beiden erfahren, aber sie war der Meinung, dass wo diese nun nach drei Jahren von der Beziehung von ihrem Bruder und Ishida wussten, sie auch ein Recht drauf hatten von der von Motomiya und Ichijouji zu erfahren. Wer weiß, wie lange die schon zusammen sind? Und außerdem musste sie ja irgendwie ihren Bruder rächen. Und Takeru würde dieses Mal verschont bleiben können, da dieser noch ziellos umher irrte. – Soweit lief alles perfekt. Erledigt schlürfte Tai neben Yamato her. Ihm war momentan mehr nach schlafen als nach rum latschen, aber wenn er sich einfach hinlegen würde, so war er sich sicher, würde er ärger mit seinem Freund bekommen. „Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?“ „Das fragt ausgerechnet der, der hier seine halbe Freizeit verbringt.“ „Im Dunkeln sieht eben alles anders aus… – Sind wir bald da?“ „Frag das noch einmal, dann bekommst du wieder eine Kopfnuss.“ „Warum das denn?“ „Weil du mich das vor nicht einmal drei Minuten schon mal gefragt hast.“ antwortete Yamato recht pissig, ohne seinen Freund auch nur einen Blick zu würdigen. ‚Der hat wohl schon wieder seine Tage… Dabei ist er sonst danach immer ruhiger oder will mich zumindest noch einmal ran nehmen… oder ich soll ihn mal…‘ In der Ferne erspähte Taichi zwei Silhouetten, die sich beim genaueren hingucken als die von Kido und Hida herausstellten. Minimal erleichtert wenigstens zwei von sechs wiedergefunden zu haben, schritt Tai munterer auf sie zu. „Da seid ihr ja endlich!“ fuhr Jou sie gleich aufgebracht an. Warum hielt sich hier auch niemand an Vereinbarungen? Iori, der sich gerade vom älteren ignoriert fühlte, verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. „Jetzt sag schon Sempai, was war nun auf den Bildschirmen zu sehen gewesen?“ „Hmm?“ kam es synchron von Tai und dessen Yama, die den Brillenträger vor sich fragend musterten. Beschämt rot werdend kratzte Jou sich an der Schläfe. Was sollte er jetzt antworten, wo der Grund gerade vor ihm stand? Er konnte ja schlecht jetzt damit raus platzen und sich den Groll der beiden zuziehen. Insbesondere wegen dem Blondem hatte er Bedenken. Obwohl es bei Taichi unberechenbar war, wie dieser reagieren würde und unter Umständen konnte seine Reaktion wesentlich schlimmer ausfallen als die des Bonden. „Ähm, das ist doch völlig unwichtig! – Habt ihr die anderen gesehen?“ Jou verließ sich auf sein minimales Glück und hoffte, dass die beiden vor ihm nicht weiter auf die Frage Ioris eingingen und das Thema auf sich beruhen ließen, doch da kannte er Tai wohl schlecht. Äußerst interessiert beäugte dieser nämlich inzwischen den jüngsten der Truppe und überlegte sich, ob es ihm was nutzen könnte diesen aus zu quetschen. Zu seinem Pech wiederum konnte Yamato seine Gedanken lesen und verpasste ihm ohne Vorwarnung einen Schlag auf dem Hinterkopf. „Maaah! Yama! Was sollte das denn schon wieder?“ „Frag nicht so blöd. Das weißt du ganz genau.“ Mit diesen Worten verschränkte er die Arme vor der Brust. Manchmal – oder eher fast immer – konnte sein Freund wirklich anstrengend sein. Dabei wusste dieser, dass er ihm damit auf die Nerven ging und dennoch schien Tai es immer wieder unbedingt tun zu müssen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen, wie sich etwas bewegte. Verwundert linste er unauffällig hinüber und tatsächlich, da war jemand hinter einer der Säulen. ‚Oh man, was hat er denn jetzt schon wieder. Tai wird ihn schon nicht umbringen…’ „Und habt ihr nun die anderen angetroffen?“ wiederholte Jou seine Frage in seinem kläglichen Versuch vom Thema abzulenken. „Nö. Wieso fragst du?“ sich noch den Hinterkopf haltend blinzelte Tai den älteren unschuldig an. Wann hätte er einen von denen auch antreffen sollen? Selbst wenn sich einer in ihre Nähe verirrt gehabt hätte, hätte sich doch eh keiner gezeigt. Er hätte zumindest so gehandelt und hätte das Weite gesucht. Gesehen hatte er jedenfalls keinen. ‚Nicht auszumalen, was wäre, wenn man uns vorhin erwischt hätte!’ lachte Tai innerlich. Tief atmete Jou durch. ‚Was ist nur so schwer daran, sich an Abmachungen zu halten? – Ich hätte Hikari-chan und Takeru-kun nicht gehen lassen dürfen… Alles nur wegen Motomiya.’ Grummelnd drehte er sich um. ‚Hoffentlich kommen sie bald zurück.’ „Seit wann sind eigentlich die Fernseher an?“ fragte Tai mit schief gelegtem Kopf. „Seit dem da irgendwas gelaufen ist, dass ich nicht sehen durfte.“ grummelte Iori. Erbost verschränkte er seine Arme vor der Brust und bedachte den Brillenträger mit ebenso bösen Blicken. Ok, er war zwar der jüngste von allen, aber das hieß noch lange nicht, dass die anderen ihm verbieten durften, was er sehen darf und was nicht. Ander Orts, im Keller des Gebäudes, hatte sich Daisuke wieder erholt, beziehungsweise bekam er wieder normal Luft. Er wusste, dass er jetzt genauso gut schluss machen könnte, dass er sich seinen schwarzhaarigen Freund schnappen könnte und wieder zu den anderen gehen könnte, aber dazu hatte er jetzt absolut keine Lust. Also startete er die zweite Runde indem er seine Hand, die bis eben noch auf Kens Oberschenkel geruht hatte, wieder in Bewegung setzte. Langsam fuhr er mit ihr hoch zu den Hüften seines Freundes und von dort aus weiter zur Taille. Gezwungener Maßen richtete er sich dabei auf und bewegte sich Kens Oberkörper küssend Stück für Stück ebenfalls höher. Als er dann frech über Kens Halsbeuge leckte, entlockte er diesem ein leises Keuchen. Mit etwas derartiges hatte Ken ehrlich gesagt schon gerechnet. Es kam nur selten vor, dass sich Daisuke mit so wenig zufrieden gab und so ließ er diesen – gewohnheits gemäß – einfach tun. Bislang hatte er schließlich auch seinen Spaß gehabt, wenn Daisuke nicht genug hatte und noch weiter auftrumpfte. – Warum sollte es heute auch anders sein? Wer sollte sie ausgerechnet hier hören oder sehen können? Kapitel 4: Jungs sind wirklich komisch -------------------------------------- ++++Kapitel 4++++ Jungs sind wirklich komisch Geduldig wartete Hikari ab. Alles schien soweit nach Plan zu laufen. Ihr Bruder und Yamato waren seit ein paar Minuten bei Jou und Iori und ihr Erpressungsmittel war gerade in Arbeit. Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal solch gutes Bildmaterial in den Händen würde halten können. ‚Selbst schuld,’ dachte sie. ‚Niemand hatte die beiden dazu gezwungen miteinander im Keller rum zu machen.’ Und das, obwohl die beiden doch von den Überwachungskameras wussten. – Wie gesagt: selbst schuld. Nach ein paar weiteren Minuten, in denen sie recht gut beobachten konnte, wie sich ihre beiden Freunde miteinander vergnügten, suchte sie über die Monitore zum Wiederholten Male Takeru. Bereits seit einer Weile hatte sie ihn nämlich nicht mehr auf diesen gesehen, sodass sie sich doch langsam ein wenig Sorgen machte, ob er sich womöglich verlaufen haben könnte. Sie konnte aber nur die anderen sechs sehen. Zwei – Daisuke und Ken – im Kontrollzentrum im Untergeschoss und die anderen vier noch vor dem HiFi-Laden. Letztere schienen lauthals miteinander zu diskutieren. Hikari konnte sich denken worüber. ‚Sicher wieder wegen der Live-Übertragung von vorhin, die Iori nicht sehen durfte… und mein Bruder und Yamato-kun, die nicht ahnen, dass sie der Grund dafür sind.’ Um nichts auf der Welt würde sie jetzt mit Jou tauschen wollen. „Da muss ich wohl selbst los und hoffen, dass ich ihn unterwegs finde. – Aber vorher muss ich abwarten, bis die beiden da endlich fertig werden…“ Etwas entnervt richtete sie ihren Blick wieder auf den Monitor, der die beiden Jungs und ihr Liebesspiel zeigte. „Man, Daisuke hat ja eine Ausdauer… Beeindruckend.“ Bereits jetzt dauerte das ganze zwischen den beiden länger, als es wohl bei ihrem Bruder gedauert hatte. Auch ohne dass sie es gesehen hatte, wusste sie es. Immerhin haben die Wände zu Hause dünne Wände. Wer welche rolle spielte, wollte sie niemals erfahren und dementsprechend war sie glücklich, dass sie die Liveshow nicht gesehen hatte. Und dass sie Takeru davon hatte abhalten können es ihr zu sagen. Aber bei Ken und Daisuke hatte sie es sich schon gedacht, dass wenn Daisuke der dominante Part sein würde. Schon vor ein paar Monaten hatte sie das Gefühl gehabt, dass da mehr zwischen den beiden war und den Beweis hatte sie letztlich in den letzten Sommerferien gleich am ersten Abend ihres Campingausfluges zu gesicht bekommen. ‚Zum Glück hatte ich meine Cam bei.’ »Flashback« Es war bereits dunkel geworden und alle zwölf Digiritter hatten sich um das wärmende Lagerfeuer gesetzt. Die Hauptunterhaltung kam von Yamato, der auf Mimis und Tais Wunsch hin seine Gitarre hervorgeholt hatte und nun ein Lied nach dem anderen spielte und gelegentlich dazu sang. Selbst die Digimon, die seit ihrem alljährlichen Treffen vom 1.August bei ihnen waren, saßen ruhig bei ihnen und lauschten dem blonden Sänger. Zufrieden rückte Hikari etwas näher an Takeru, stets darauf bedacht, dass insbesondere ihr Bruder das nicht sah. Die ruhigen Klänge der Gitarre machten sie etwas schläfrig, aber noch wollte sie sich nicht geschlagen geben und blickte so unauffällig in die Runde, auf der Suche nach einer Ablenkung. Alle hatten ihren Blick auf Yamato gerichtet, alle bis auf zwei. Interessiert beobachtete sie sie und sah, wie Daisuke Ken, der neben ihm saß, etwas ins Ohr flüsterte. Darauf sah sich der Schwarzhaarige unsicher um und nickte dann zur Antwort auf die ihm zugeflüsterte Frage. Leise schlichen sich die beiden im Anschluss davon, wohl in dem Glauben dass das niemand bemerkt hatte. Kurz sah Hikari ihnen noch nach, überlegte was die beiden wohl vor hatten. Ein paar Minuten noch hatte Yamato auf seiner Gitarre gespielt, bis Taichi ihm gewisse Blicke zugeworfen hatte. Hikari hatte sie zwar bemerkt, konnte sich aber keinen Reim aus ihrer Bedeutung machen. Sie wusste durchaus, dass die beiden was am Laufen hatten und das seit über drei Jahren, aber was diese Blicke eben bedeuten sollten verstand sie nicht. Langsam ließ der Blonde das Lied ausklingen und stellte die Gitarre neben sich. „So, das war’s für heute.“ sagte er während er sich ausgiebig streckte. Wie aus einer Trance erwachten nun auch die anderen um ihn herum und taten es ihm gleich. „He, wollen wir uns die Beine vertreten?“ fragte Tai an Yamato gerichtet und bekam ein Nicken zur Antwort. Recht eilig packte der Blonde darauf seine Gitarre in sein Zelt und verschwand mit dem Brünetten in den Wald. Ähnlich eilig hatten es auch Mimi, Koushiro, Sora und Jou gehabt, die allerdings in die entgegengesetzte Richtung los gingen. Dem Drängen der Digimon nachgebend ging auch bald Iori eine Runde mit ihnen spazieren und so saßen letztlich nur noch Hikari, Takeru und Miyako am Lagerfeuer. Selbst der dümmste hätte die negativen Schwingungen Miyakos bemerkt, die diese nicht gerade sparsam versprühte. Stark gereizt knirschte sie mit den Zähnen und starrte das Lagerfeuer an, als würde sie es für seine Existenz verfluchen wollen. Hikari war es klar, dass ihre Freundin nur so schlecht drauf war, weil „ihr“ Ken nicht da war. ‚Zum Glück hat sie es nicht bemerkt, als er mit Daisuke weggegangen ist.’ „Hikari-chan?“ fragte Takeru vorsichtig, um nicht den Groll Miyakos auf sich zu zuziehen. „Wolltest du nicht Fotos von diesem See hier in der Gegend machen?“ Das hätte sie beinahe vergessen. Dabei hatte sie sich darauf fast schon am meisten gefreut gehabt. „Schon, aber was ist mit…“ unsicher sah sie hinüber zu ihrer Freundin. Eigentlich wollte sie das Mädchen besonders jetzt nicht alleine lassen. Wer wusste schon, auf was für dumme Ideen sie kommen konnte, wenn niemand da war um ihr Gewissen zu spielen. „Die kommt schon alleine klar.“ „Meinst du?“ „Nun komm schon.“ Lächelnd griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie mit sich. Unwohl war Hikari zwar noch wegen Miyako, aber sie konnte ja schlecht jedes Mal da sein, wenn diese wegen Ken Frust schob. ‚Hoffentlich wird sie bald einsehen, dass er ihre Gefühle wohl nie erwidern wird.’ Händchenhaltend spazierte sie mit Takeru los, nachdem sie sich bei der frustrierten Miyako abgemeldet hatten. Das langhaarige Mädchen schien nun noch um einiges schlechter drauf zu sein als zuvor, doch davon wollte sich Hikari nicht runter ziehen lassen. Hier und da schoss Hikari ein paar Fotos von der Landschaft auf ihren Weg, bis sie endlich ihr Ziel, den See, erreicht hatten. Zwei Glühwürmchen umkreisten die beiden Jugendlichen und zauberten ein Lächeln auf ihre Gesichter. Glücklich sahen sie sich an, bis Takeru seine Freundin an sich zog um ihr ein Küsschen auf die Stirn zu geben. „Es ist wirklich schön hier.“ „Mhhm, zum Glück haben wir uns für diesen Ort hier entschieden.“ „Zum Glück wurde Tais Idee von allen abgelehnt, ins Disneyland zu gehen.“ Leicht kicherte sie über ihre eigenen Worte. Takerus Arme hielten sie fest umschlungen und sie schmiegte sich nur zu gerne an seine Brust, genoss das wohlige Gefühl noch eine kleine Weile. Mit ihren Fingern begann sie kleine Kreise auf seinem Rücken zu zeichnen, was ihm wiederum schmunzeln ließ. Der Blonde streichelte ihr duch die braunen Haare und fuhr anschließend mit den Fingerspitzen über ihre Wange, so dass sie ihn ansehen musste, als er unter ihr Kinn fasste und einen leichten Druck ausübte. Lanagsam nährte er sich ihr mit seinen Lippen und auch sie tat es ihm gleich, schloss ihre Augen als sie nur noch wenige Milimeter voneinander trennten. Es war einfach atemberaubend. Egal wie oft sie seine Lippen auf ihren spürte, es war jedes Mal wunderschön und unzählige Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch umher zu schwirren. Ihr kam es immer so vor, als wäre es bei wirklich jedem Kuss so wie beim ersten. Doch etwas widerwillig löste sich Hikari von dem Blonden. Schließlich war sie hergekommen um Fotos zu schießen. Und so schaltete sie ihre Digitalkamera wieder ein und richtete diese auf den See vor sich. Die Spiegelung des Mondes auf dem Wasser ließ es schimmern und ein paar weitere Glühwürmchen schwirrten über den See. Dieses Szenario fotografierte Hikari. Als sie sich jedoch genauer ihre Aufnahme besah, runzelte sie skeptisch die Stirn. „Ist was?“ fragte Takeru und richtete seinen Blick nun auch auf den Display der Kamera. Auf diesem konnte er sehen, wie seine Freundin in das Bild hineinzoomte und offensichtlich etwas zu suchen schien. „Da! Siehst du das auch?“ Jetzt genauer hinsehend erkannte auch der Blonde dass da etwas auf dem Foto war, was wohl besser nicht drauf wäre. Interessiert blickten die beiden auf und suchten den See ab, um zu überprüfen, ob ‚es’ noch zu sehen war. Und tatsächlich, man konnte es noch immer sehen. Leise schlichen sie näher, umkreisten den See dabei etwas und konnten nun die dazugehörigen Laute deutlicher hören zu dem, was sie beobachteten. Sicher, dass man sie nicht bemerkt hatte, versteckten sie sich hinter einem Gebüsch. „Oh man. Was meinst du, wie lange die beiden schon zusammen sind?“ wollte Takeru von Hikari wissen, die nun wieder ihre Kamera zückte. Fast schon schockiert wandte Takeru seinen Blick von Hikari wieder ab, als er einen Lustschrei Kens hörte. Dass dieser so laut sein konnte, hatte er ihm gar nicht zu getraut. „Anscheinend schon etwas länger…“ Unter einem Lächeln knipste sie nun ein Bild nach dem anderen, während sie leise etwas um den See schlich um möglichst viele Perspektiven ablichten zu können. Das Hier war wirklich unbezahlbar! – Warum sie das hier fotografierte wusste sie eigentlich nicht, aber irgendwann würde es sich sicher bezahlt machen. Dass Takeru ihr Tun missbilligte hat sie zwar bemerkt, aber dennoch hat sie sich nicht weiter daran gestört… »Flaschback end« ‚Und am nächsten Morgen haben die beiden so süß aneinander gekuschelt geschlafen! Da konnte ich nicht widerstehen und hab glatt noch ein paar Fotos gemacht.’ Heimlich hatte sich Hikari in den frühen Morgenstunden zu den beiden ins Zelt geschlichen und Ken an Daisuke gekuschelt vorgefunden. Der Anblick hätte sie beinahe vor Entzückung aufquieken lassen, doch glücklicher Weise hatte sie sich noch zusammenreißen können und stattdessen die beiden Turteltäubchen zugedeckt. Sie war sich sicher, dass sie niemals zu solchen entzückenden Bildern gekommen wäre, wenn sich Miyako in der Nacht zuvor nicht dermaßen an Daisuke abreagiert gehabt hätte, sodass dieser nicht mal mehr aufrecht hatte sitzen können, ohne Ohnmächtig zu werden. – Aber gutheißen konnte sie die Überreaktion ihrer Freundin nicht. Sie hätte den Brünetten beinahe erwürgt und zudem hatte sie ihn dabei durchgeschüttelt gehabt und bis heute hatte sich diese nicht bei ihm dafür entschuldigt gehabt. Und das alles nur, weil es Daisuke gewagt hatte ‚ihren’ Ken einfach so zu entführen und das auch noch ohne ihre Erlaubnis. Zu Daisukes Glück hatte Miyako nicht erfahren, was er mit ‚ihrem’ Ken im See so getrieben hatte… wer weiß, ob der brünette Chaot sonst noch leben würde. Die Augen verdrehend über diese Erinnerung richtete sie ihren Blick wieder auf den Monitor vom Kontrollzentrum. Offenbar waren die beiden inzwischen so gut wie fertig, denn ihre Bewegungen waren fast gleich null. „Ok, dann kann ich ja jetzt loslegen.“ In der Zeit, während Hikari in Erinnerung schwelgte, war Iori noch immer dabei Jou böse an zu gucken. Es missfiel ihm, wie der ältere mit ihm umging. Warum hatte er ihm die Augen zugehalten? Er verstand es einfach nicht, schließlich hatte er dank Daisuke schon die schlimmsten Abartigkeiten gesehen, worauf er eigentlich alles andere als Stolz war. Die Filmsammlung des Brünetten war aber echt erstaunlich und es war Iori ein Rätsel, wie dieser an die ganzen DVDs und Videos ran gekommen war, obwohl selbst er noch minderjährig war. Da selbst Iori nun bemerkte, dass er von den anderen dreien ignoriert wurde und demnach seine bösen Blicke unbemerkt blieben ließ er es seufzend sein. Die drei diskutierten zwar über sein Thema, warum und was er nicht hatte sehen dürfen, aber offensichtlich war er momentan wieder einmal Luft. – Warum musste er sich auch ständig mit ihnen treffen, wo er doch genau wusste, dass er der jüngste war und besser dran wäre, wenn er sich mit Altersgenossen anfreunden würde. Die Antwort war genauso simpel wie überflüssig: er war alles andere als beliebt. Für einen kleinen Plausch war er gerade gut genug um die Zeit zu überbrücken, doch sowie sich ein zweiter dazu stellte, war er wieder uninteressant und wurde links liegen gelassen. – Hier unter den anderen Digirittern bekam er wesentlich häufiger Aufmerksamkeit und hin und wieder war seine Meinung sogar von Bedeutung. Das war einer der Gründe, warum er unbedingt ein Haustier haben wollte. Der Fakt, dass diese ihn ebenfalls nicht wirklich leiden konnten, machte ihm da allerdings einen Strich durch die Rechnung. Zu gern hätte er sich dieses eine weiße Kaninchen vorhin gekauft, aber gerade dieses war am agressivsten auf ihn losgegangen. Erneut seufzend ließ er sich auf der Bank nieder. Warum nur mochte ihn niemand so richtig? Den Kopf auf die Arme gestützt richtete er seinen Blick auf die anderen drei. ‚Sie verstehen sich blendent und respektieren sich gegenseitig. Aber bei mir sieht es wieder anders aus. Vielleicht sollte ich mir doch von Motomiya-san Tips geben lassen.’ Besagter hatte ihm schon mehrfach angeboten, einen Coolness-Kurs bei ihm zu absolvieren, welcher ihm dabei helfen sollte beliebter zu werden. Allerdings nahm Iori an, dass es eher scherzhaft gemeint gewesen war. Seit wann wollte ausgerechnet Daisuke ihm helfen? Da musste doch ein Haken dran sein. Geräuschvoll ausatmend sah er auf den Boden vor seinen Füßen und erblickte gänzlich unerwartet eine junge Katze, die ihn lieb anmaunzte. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und ließ sie an ihr schnuppern. Die weichen Barthaare des Tieres kitzelten ihn leicht an der Hand, weswegen er leise kichern musste. Nachdem sie mit dem Kopf gegen seine Hand gestupst hatte, nahm er sie vorsichtig auf den Arm. So lieb, wie diese kleine schwarze Katze war bislang weder Mensch noch Tier auf Anhieb zu ihm gewesen. Deswegen freute es ihn um so mehr. Glücklich mit sich und der Welt streichelte er die Katze auf seinem Schoß und lauschte ihrem Schnurren. Diese liebliche Idylle wurde allerdings jä gestört. Lauter als gewollt brüllte Tai seinen blonden Freund an. „Was soll das heißen? Gibst du mir jetzt die Schuld daran?!“ worauf die Katze sich erschrak und davon lief. Entsetzte sprang Iori auf. „Danke, Taichi-san, jetzt läuft sie wegen dir weg!“ Verwundert drehten sich die drei älteren zu ihm und konnten gerade noch sehen, wie der jüngere davon lief. „Was hat der denn?“ fragte Tai ganz unschuldig. „Gute Frage…“ Keiner der drei hatte etwas von der Katze mitbekommen und hielten Iori dementsprechend für verrückt, sprachen dies allerdings nicht aus. Gerade, als Yamato wieder auf das Thema zu sprechen kommen wollte, sah er, wie hinter Jou der Kanal der Fernseher wechselte. Doch recht verwundert verzog er das Gesicht und glaubte eine Halluzination zu haben. ‚Spinn ich? Oder warum seh ich grad die zwei beim Vögeln?’ Selbst beim genauerem Hingucken konnte er seine Vermutung nicht widerlegen. Schleunigst wollte er diese Bilder aus seinen Kopf bekommen und rieb sich seine Augen, sah wieder zu den Bildschirmen und selbst jetzt hatte sich nichts verändert. ‚Mist! Warum musste ich auch hingucken?! Geht weg! Geht weg! Geht weheeeeeg!’ Da diese Bilder aber nicht aus seinem Kopf verschwanden und die Fernseher noch immer das gleiche zeigten, selbst nach eifrigem Kopfschütteln und Augen zukneifen, blieb ihm nicht viel anderes übrig, als seine Gesprächspartner darauf aufmerksam zu machen. „Ähm, Jou? – Kann es sein, dass ihr vorhin so was da gesehen habt?“ Mit dem Zeigefinger deutete er mit geröteten Wangen hinter dem älteren, worauf dieser sich umdrehte. Unglücklich über das sehende gab er nur ein „Ja, sowas in der Art war es.“ von sich. Tai jedoch war hell auf begeistert. „Boah! Ist das Geil!! Was glaubst du, was die hier noch so für Sender empfangen, Yama?“ „Tai?“ „Ja?“ „Ist dir klar, dass das da unter Garantie kein Fernsehsender ist?“ „Meinst du?“ „Ja. Mir wäre es zumindest etwas neues, dass gleich zwei unserer minderjährigen Freunde solche Filmstars sind.“ „Freun…de?“ den Kopf schief legend sah Taichi noch mal genauer hin und tatsächlich, sein Yama hatte Recht, das waren tatsächlich Daisuke und Ken, die da gezeigt wurden. Für ihn war es ja nicht unbedingt etwas neues die beiden in einer solchen Situation zu sehen, zumindest seit ihrem Campingausflug, aber er konnte sich keinen Reim drauß machen, wieso das gerade gezeigt wurde. „Hast du es endlich begriffen?“ wollte der Blonde wissen. „Mhm, schon, aber warum?“ „Wie, warum?“ „Naja, warum das grad gezeigt wird.“ „Bin ich Gott?“ Einem Nervenzusammenbruch nahe drehte sich Jou wieder zu ihnen. „Andere Probleme habt ihr wohl nicht, oder?“ „Nö, wieso fragst du?“ „Weil die gerade miteinander… ahhh! Ich kann es noch nicht mal aussprechen!! Wie könnt ihr nur so locker reagieren?! Sie sind doch noch Kinder!!“ Theatralisch hielt sich Jou dabei den Kopf und ein gigantischer Bach an Tränen floss vor Empörung aus seinen Augen. „Wusstest du das etwa noch nicht? Und außerdem sind sie siebzehn und wenn überhaupt noch Teenager und längst keine Kinder mehr.“ „Genau. Sag bloß du hast mit siebzehn noch nicht mit jemandem geschlafen?“ Die Antwort konnte sich Yamato zwar denken, aber jetzt war nicht unbedingt die Zeit, sich über Jou lustig zu machen. Aber jetzt, wo er so darüber nachdachte und das Geschehen auf den Bildschirmen mit den Aussagen von Jou und Iori in Verbindung brachte, bekam er so eine dumpfe Ahnung, was, oder besser gesagt wen man vorhin eben hier, auf genau den gleichen Bildschirmen, hatte sehen können. Er bezweifelte es allerdings, dass sein Freund von allein auf das gleiche Ergebnis kommen würde – zumindest so schnell. Besagter erfreute sich wieder an der Live-Übertragung und kicherte sich ins Fäustchen. Yamato war sich sicher, dass wenn Tai jetzt erfahren würde, dass man vor nicht all zu vielen Minuten sie ebenfalls in einer sehr ähnlichen Situation hier hatte beobachten können, würde er nicht mehr so happy sein. Und diesen Spaß wollte sich der Blonde nicht nehmen lassen. „Hey Tai, soll ich dir was verraten?“ „Was denn?“ interessiert sah der Brünette seinen Freund an. Allein die Tonlage hatte sein Interesse geweckt. „Willst du’s wissen?“ „Ja.“ „Ganz sicher?“ „Ja, verdammt! Jetzt sag schon!“ Ungeduldig sah er Yamato in die blauen Augen, platzte schon fast vor Neugier, während er von einem Bein auf das andere hopste. „Hehe, wir hatten vorhin auch Zuschauer, wie die beiden.“ Teuflisch grinste Yamato Tai an, wartete auf eine Reaktion, die erst mit ein paar Sekunden Verzögerung eintraf. „Mist… Ich hätt mich doch nicht von dir flach legen lassen dürfen.“ murmelte der brünette Wuschelkopf knallrot im Gesicht und blieb mit gesenktem Kopf still stehen. ‚Oh Gott! Wer hat das denn alles gesehen?! Wenn Motomiya das auch gesehen hat, war es das mit meiner Überlegenheit. Und ich hatte schon so ein komisches Gefühl bei gehabt – warum nur hab ich nicht drauf gehört?!’ So langsam aggressiv werdend vergrub er seine Hände in seine Haarpracht und ging ruhig auf einen Stützpfeiler zu. ‚Verdammt! – Verdammt, verdammt, verdammt, VERDAMMT!’ Mit jedem ‚Verdammt’ in seinem Kopf knallte er eben diesen gegen den Stützpfeiler, sodass sich allmählich Rizze in diesem bildeten. „Willst du ihn nicht aufhalten?“ „Nö. Der kriegt sich schon wieder ein.“ meinte Yamato Schultern zuckend. Derweil hatte sich Hikari ran gemacht aus dem Kontrollzentrum zu verschwinden und möglichst wenige Spuren zu hinterlassen. Schnell entnahm sie eine CD aus dem Laufwerk, verstaute diese in ihrer Handtasche und warf noch einen letzten Blick auf die Monitore. In ihrer Eile jedoch bemerkte sie nicht, dass Iori nun nicht mehr bei den anderen war und sich dank der Katze – die selbst sie nicht bemerkt hatte – in ihre Richtung lief. ‚Ok, die beiden scheinen ja fertig zu sein. Jetzt nur noch den Timer aktivieren und weg hier!’ Gedacht, getan. Und schon eilte sie aus den Raum, schloss die Tür und machte sich auf den Rückweg während sie ihre CD in ihrer Handtasche doch noch mal schnell in ein anderes Fach stopfte und den dazugehörenden Reißverschluss zu zog. „Jetzt muss ich nur noch Takeru finden.“ Auf etwa der Hälfte des Weges, auf Erdgeschossebene, kam ihr eine schwarze Katze entgegen gelaufen. Verwundert sah sie das Tier an, ließ es ungestört an sich vorbei sausen. „Von wo kommt die denn?“ Eigentlich wollte sie wieder weitergehen, doch da sah sie schon Iori auf sich zu laufen. „Hikari-chan! Hast du die Katze gesehen?“ fragte er außer Atem und blieb kurz stehen um etwas zu verschnaufen. „Ja. Die ist nach da gelaufen, aber wieso fragst du?“ „Danke!“ und schon lief er weiter und ließ das Mädchen allein zurück. „Jungs sind wirklich komisch in diesem Alter.“ Sich nichts weiter dabei denkend ging sie weiter. Iori hingegen lief wie ein Irrer weiter. Er musste unbedingt diese Katze einfangen! Er konnte sich doch nicht das erste Tier entwischen lassen, das ihn auf Anhieb mochte. Nach einigen hundert Metern erspähte er sie wieder und konnte so gerade noch sehen, wie sie die Treppenstufen zum Untergeschoss hinunter lief. Keuchend lösten sich Daisuke und Ken voneinander. Während Daisuke erledigt seinen Kopf auf Kens Schulter legte und geradezu durch die Monitore hindurch sah, ließ Ken seinen Blick durch den Raum schweifen. Eben noch hatte er eine rote LED-Leuchte gesehen, doch wo genau sich diese befand wusste er nicht mehr, geschweige denn, dass er wusste, warum er sich ausgerechnet dafür interessierte. Er hatte schließlich eben verdammt guten Sex mit Daisuke gehabt, also warum war er so an einer dämlichen, unbedeutenden LED-Lampe interessiert? „Hah, Tai und Yamato sind wieder bei den anderen…“ murmelte Daisuke. „Moment. Jetzt ist nur noch Jou da.“ korrigierte er sich skeptisch. „Tai, Yama und Jou…“ Ken hatte zwar gehört das der andere etwas gesagt hatte, aber er hatte eben nicht zugehört, da das Gebrabbel ‚danach’ von Daisuke gewöhnlich die selben Inhalte hatte, meistens waren es Liebesbekundigungen oder etwas in der Richtung wie „Wow, das war geil“ und so oft, wie der Schwarzhaarige so was schon gehört hatte, schaltete er meistens in letzter Zeit auf Durchzug. Die Lampe war derzeitig wichtiger für ihn. ‚Wo ist das Ding denn… Oder habe ich mir das nur eingebildet? – Man, andere Probleme hab ich wohl nicht. – Vielleicht weiter oben?’ Nun endlich die Deckengegend absuchend erspähte er seine rote Minilampe. Doch war es zu dunkel, um genauer erkennen zu können, wozu diese gehörte. Nur ganz schwach konnte Ken Umrisse eines Gerätes erahnen, die ein zunehmend ungutes Gefühl in ihm auslösten. Sich genauer den Monitor ansehend, beobachtete der Brünette, wie Jou wegen irgendetwas auszutickte, wovon die beiden anderen unbeeindruckt zu sein schienen. Es dauerte nicht lange, bis Taichi, wegen etwas das der Blonde ihm wohl gesagt hatte, seinen Schädel gegen einen Pfeiler schlug. Erst als Tai nach etwa dem zehnten Kopf-Pfeiler-Kontakt zu Boden ging und sich nicht weiter regte, wandte Daisuke seinen Blick ab. ‚Wo sind denn die anderen drei?’ Auf einem anderen Bildschirm sah er Hikari, zu seinem Erstaunen ganz allein. Doch die letzten zwei konnte er nicht sehen, auf keinem einzigen der gut dreißig Bildschirmen. ‚Ach, ist ja auch egal.’ dachte er sich und hakte das Thema für sich ab. Wieder halbwegs erholt hob er seinen Kopf von der Schulter seines Freundes und küsste diesen im Anschluss zärtlich auf die Lippen, dieser jedoch regte sich nicht. Stutzig werdend über die ungewohnte Reaktion des Schwarzhaarigen sah er ihn stirnrunzelnd an. „Ist was?“ „Ähm… nein… glaub ich.“ Ihm war unwohl. Was hing da oben nur? Doch noch ehe Ken sich weiter Gedanken darüber machen konnte, wurde er erneut von Daisuke geküsst. Zärtlich ließ der Brünette seine Hände an Kens Seiten auf und ab wandern während er ihm mit der Zunge über seine Lippen fuhr. Die Gänsehaut, die er bei dem Blauäugigen durch sein Tun auslöste, ließ ihn schmunzeln. ‚Mal sehen, ob ich ihn zu ein weiteres Mal rum krieg.’ Einen Arm um die Taillie schlingend und mit der noch freien Hand über den Brustkorb streichelnd entlockte Daisuke seinem Geliebten ein wohliges Stöhnen. Verführerisch wurde nun an Kens Ohrläppchen geknabbert, weshalb sich inzwischen ein zart rosa Farbton auf seine Wangen geschlichen hatte. Ursprünglich hatte Ken vorgehabt binnen der nächsten Minuten wieder mit seinem Dai-chan zurück zu den anderen zu gehen, aber dazu fehlte ihm plötzlich jede Lust. Aber wo er es gerade so noch schaffte nachzudenken, fiel ihm wieder ein, wie lange sie doch so schon weg waren und auch die LED-Lampe wurde ihm in Erinnerung gerufen. Fast schon geschockt blickte er wieder zu dieser hoch und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen und das kleine Gespräch von vorhin spielte sich erneut in seinem Kopf ab. „Gewöhnlicher Weise sind doch Nachtwächter in solchen Einkaufszentren beschäftigt, oder?“ hatte er vorgeschlagen, worauf Jou nur kopfschüttelnd „Gewöhnlicher Weise aber auch nur. Dieses hier ist übersät mit Überwachungskameras und Alarmanlagen. Es ist eines der modernsten in ganz Japan. – Da ist es nicht mehr notwendig Nachtwächter zu beschäftigen.“ erwidert hatte. Schockiert weiteten sich seine Augen. ‚Dann ist das da oben… eine Überwachungskamera?!’ Im gleichen Augenblick, wie er das dachte, hörte er ein Mauzen. Panisch sah er zur Tür, die einen Spalt breit offen stand. Sein Herz raste wie lange nicht mehr. ‚Wer ist das? Da ist doch nicht nur eine Katze!’ Deutlich konnte er fragende Blicke auf sich spüren, die ihn schlucken ließen. Der Schatten hinter der Tür bewegte sich leicht, blieb aber trotz der minimalen Regung nicht unbemerkt vom Schwarzhaarigen. Anscheinend bemerkte nun auch die Person hinter der Tür, dass man auch ihn entdeckt hatte. Kapitel 5: Aufgeflogen ---------------------- ++++Kapitel 5++++ Aufgeflogen Vom stummen Geschehen gänzlich uninformiert fuhr Daisuke in seinem Tun fort, küsste sich seinen Weg von Kens Halsbeuge aus wieder zurück zu dessen weichen Lippen, doch als er ihn auch dort küssen wollte, wich Ken ihm aus. „Dreh dich jetzt bloß nicht um.“ wies Ken ihn mit zusammengebissenen Zähnen an. „Hä? Was hast du denn?“ Verwirrt beobachtete er, wie Ken nach seinem Pulli neben sich griff. ‚Warum soll ich mich nicht umdrehen? So war Ken ja noch nie nach dem Sex gewesen. Normalerweise würde er jetzt in seine Kuschelphase fallen und schlafen wollen… oder hin und wieder auf meine weiteren Anmachen eingehen.’ Daisuke verstand nun wirklich nicht was sein Freund jetzt schon wieder für ein Problem hatte, immerhin schien es diesem ja eben noch gefallen zu haben und jetzt…? Jetzt war er so gereizt und verbot ihm sich um zu drehen, wo Daisuke es so wie so nicht vor hatte? „Anziehen.“ befahl Ken seinem Freund und hielt ihm den Pulli hin. Die LED-Lampe war nun definitiv nicht sein einziges Problem. In dem Moment, als Ken bewusst wurde, dass diese Lampe zu einer weiteren Überwachungskamera gehörte, hatte er bemerkt dass er mit Daisuke nun nicht mehr allein war. Jetzt galt es Schadensbegrenzung zu betreiben und Schritt eins lauertete sich anzuziehen. ‚Mist. Was soll ich ihm nur erzählen? – Ah, verdammt! Jetzt ist alles aus! Mir fällt nichts ein! Absolut gar nichts!’ Seine Psyche war zwar einem Zusammenbruch nahe, aber von außen konnte man davon nichts erkennen. Wie die Ruhe in Person richtete er sein Hemd, welches bis eben noch auf halb neun über seine Schultern gehangen hatte und knöpfte es Stück für Stück zu. Nichts verstehend guckte Daisuke den Pulli in seinen Händen an. Was war nur jetzt wieder in seinen Freund gefahren, dass er es plötzlich so eilig hatte mit dem Anziehen? Es kam zwar häufiger vor dass er nicht so schnell mit den Gedankengängen des Schwarzhaarigen mitkam, aber so schlimm wie jetzt gerade hatte er es eigentlich noch nie empfunden. Bei dem ganzen Schulkram war es ja für Daisuke inzwischen etwas völlig Normales dass Ken da alles in Rekordzeit schaffte, wo er es gerade mal so hin bekam die Aufgabenstellung halbwegs zu kapieren. Damit hatte Daisuke sich bereits nach den ersten Monaten ihrer Freundschaft abfinden können, aber das hier überstieg sein Verständnis. Es wirkte mal wieder so, als ob Ken glaubte ihm etwas völlig nachvollziehbares klar zu machen, etwas was nach eins plus eins ergibt zwei klang, aber definitiv für Daisuke nicht im entferntesten nachvollziehbar war. Es überstieg seinen Horizont, woher dieser rapide Sinneswandel kam. ‚Also irgendwas ist hinter mir und ich darf mich nicht umdrehen. – Soweit, so gut. – Aber warum?’ Mit hochgezogener Augenbraue hob der Brünette seinen Blick wieder und sah, wie Ken sich den obersten Knopf seines Hemdes zuknöpfte. ‚Ok, Jetzt müsste ich nur noch an meine Hosen kommen.’ Besagte lagen allerdings auf dem Boden und er saß noch immer auf der Schaltfläche. Das andere kleine Problem war dass Daisuke selbst jetzt noch nicht angefangen hatte sich anzuziehen. Das hätte sich Ken allerdings schon denken können. „Würdest du dich endlich mal anziehen?“ „Warum?“ „Weil ich es dir sage.“ „Haha, sehr witzig. Was ist hier plötzlich los, dass du es so eilig hast?“ „Zieh dir wenigstens deine Hose hoch, dann erkläre ich es dir.“ Ken war sich sicher, dass er eine solche Diskussion mit Gewissheit nicht noch länger hätte aushalten können. Er hoffte nur, dass Daisuke es verstehen würde und ihr kleiner Zuschauer kein Drama aus allem machen würde. Das wäre zumindest sein Idealfall. Damit gab sich der Brünette für das Erste zufrieden und gehorchte. Wo er sich schon nach seiner eigenen Hose bücken musste, griff er freundlicher Weise auch gleich nach der Kens und hielt ihm diese hin. Dankend wurde sie ihm abgenommen. Kaum, dass Ken die Hose an sich genommen hatte, ertönte ein Tierschrei, der beide zusammen zucken ließ. Noch ehe sie in die Richtung sehen konnten, von wo aus der Schrei kam, zischte schon eine Katze zwischen Daisukes Beinen hindurch und schoss geradezu hoch zu Ken, der es im letzten Moment noch schaffte das Tier zu fangen, ehe es ihm ins Gesicht springen konnte. Ken, der eher zufällig das schwarze Fellknäul gefangen hatte, öffnete seine Augen wieder und atmete erleichtert auf. ‚Puh. Noch mal Schwein gehabt.’ Daisuke hingegen glotzte das Fellknäul perplex an, da er erst jetzt so langsam begann zu verstehen, dass es die Katze gewesen war, die diesen Schrei von sich gegeben hatte. „Sag jetzt nicht, dass das Vieh der Grund ist.“ „Mhm? Nein, und jetzt zieh dir endlich deine Hose hoch! Wie oft muss ich es dir denn noch sagen?“ fuhr Ken seinen Freund aufgebracht an. Was war auch so schwer daran zu verstehen? „Schon gut, schon gut.“ Und kaum, dass er der Aufforderung endlich nachgekommen war, drückte Ken ihm die Katze in die Arme und beide, Daisuke wie auch die Katze, sahen irritiert zum Schwarzhaarigen, der sich nun ebenfalls eilig die Hose anzog. „So, und könntest du mir nun endlich sagen, warum du es so eilig hast?“ Brummend sah Ken den Brünetten an. „Wie blöd bist du eigentlich? Was glaubst du, woher die Katze kommt?“ „Äh, von draußen?“ antwortete der Gefragte unsicher. Das mit dem ‚Blöd’ überhörte er mal schnell. ‚Was erwarte ich auch von ihm…’ mit gesenktem Kopf wies er Daisuke mit einer Handbewegung an sich umzudrehen. ‚Kann der sich mal entscheiden?’ dachte sich Daisuke augenrollend. Mit dem Fellknäul auf dem Arm drehte er sich dann doch noch um und sah zunächst emotionslos zur Tür, in der ein knallroter Iori stand. Wie lange dieser schon da stand, wusste er nicht und ehrlich gesagt, wollte er es auch nicht so genau wissen. Immerhin verstand er nun, warum Ken dieses Theater veranstaltete. Die aufgekommene Stille gefiel ihm nicht und so entschloss er sich diese einfach mal zu brechen, auch wenn er sich dabei selbst zum Idioten machen musste. „Hey, Iori-kun! Was treibt dich denn hierher?“ fragte er belustigt. Darauf konnte dieser nur eine Spur roter werden. „Gehört die hier zu dir?“ fragte Daisuke weiter und präsentierte das schwarze Tier grinsend. Als sei nichts ungewöhnliches geschehen, spazierte er ohne eine Antwort abzuwarten zum jüngeren und drückte ihm die Katze in die Arme. „Danke.“ Brachte Iori gerade so noch hervor und sah beschämt zu Boden. „Och komm schon. Hast du noch nie einen anderen Jungen oben ohne gesehen?“ scherzte Daisuke erneut und schlug sich zur Untermalung seiner Worte auf sein Brustbein. Er hatte wirklich nur seine Hose an und das wars, nicht mehr und auch nicht weniger und gerade das und die Reaktion Ioris darauf belustigten ihn. Damit hatte Daisuke es auf den Punkt gebracht. Nicht dass er wirklich noch nie einen anderen Jungen oben ohne gesehen hätte, aber es war ihm eben peinlich, denn Iori wusste nicht genau wobei er die beiden älteren eben gestört hatte und irgendwie wollte er es auch nicht wissen. „Lass ihn in Ruhe, Dai-chan. Siehst du nicht, wie peinlich ihm das ist?“ mischte sich Ken ein und drückte erneut Daisuke den Pulli an die Brust. „Wieso sollte es ihm peinlich sein? Es ist schließlich etwas völlig normales, dass man in unserem Alter Sex hat.“ „Er ist fünfzehn. Da ist das eigentlich nicht so normal.“ „Und? Also das, was er wenn bei uns eben gesehen hat, ist doch noch harmlos.“ „Gegenüber was?“ fragte Ken skeptisch nach. Er ahnte böses. „Sag jetzt bitte nicht, dass du ihm deine Filmsammlung gezeigt hast.“ „Du sagst das so, als ob das was schlimmes wäre.“ „Bist du noch ganz dicht? Selbst du dürftest das meiste davon noch nicht mal selbst angucken! – Ahhh, ich werd Taichi-san noch mal erdrosseln! Wie konnte der dir den ganzen Mist nur geben?“ Sich die Haare raufend wandte sich Ken von den beiden ab und suchte nach etwas, woran er sich abreagieren konnte. „Äh, ja...“ kommentierte der Fußballer das Verhalten seines Freundes kopfschüttelnd. „Habt ihr beide eben wirklich miteinander geschlafen?“ Leicht interessiert sah Iori Daisuke an. „Schon, wieso fragst du?“ „Ihr seid doch beide… Jungs.“ begab der kleinere zu bedenken. „Und? Es ist doch egal, welches Geschlecht derjenige hat, in den man sich verliebt hat, oder?“ Während Daisuke das mit einer imponierenden Sicherheit in der Stimme sagte, war sein Blick auf Ken gerichtet, der sich inzwischen abreagiert zu haben schien und seufzend auf dem Boden einige Meter von ihnen entfernt saß. Iori wusste nicht genau was es war, aber in dem Blick des älteren lag etwas, dass ihm sagte, dass Daisuke alles tun würde, um Ken zu beschützen und ihn glücklich zu machen. Wenn er das bedachte, fand er es plötzlich gar nicht mehr so schlimm. „Ja, da hast du wohl recht.“ stimmte er ihm zu. „Aber sag mal, wie funktioniert das eigentlich?“ Verwundert drehte sich Daisuke wieder zum jüngeren. „Was?“ „Naja, zwischen einem Jungen und einem Mädchen ist das ja klar, aber wie geht das zwischen zwei Jungs?“ „Weißt du das wirklich nicht?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte Daisuke den kleineren. Er wusste nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Sollte er nun rotanlaufen oder anfangen ihn aus zu lachen? „Nein.“ „Eigentlich ist das ähnlich wie beim Sex zwischen Mädchen und Jungs… also, na ja, nur der ‚Ort’ ist ein anderer…“ Warum musste er das auch ausgerechnet ihn fragen? Ken war schließlich der von ihnen, der besser im Erklären war. Aber Daisuke bezweifelte es, dass er ohne dabei zu stottern und knallrot zu werden Iori das erklären konnte. ‚Hoffentlich versteht der das.’ „Und was für ein ‚Ort’ ist das?“ „Öhm, ja, im allgemeinen nennt man das Analverkehr. Ach, wie soll ich dir das jetzt erklären…?“ Bei dem Wort ‚Analverkehr’ weiteten sich Kens Augen. Hatte er da eben richtig gehört? Noch immer entsetzt sah er zu seinem Freund, der sich ratlos an der Schläfe kratzte und nach Worten suchte. ‚Was, um Gottes Willen, besprechen die da?’ Andernorts kam Taichi langsam wieder zu sich. Sein Schädel hämmerte zwar, aber mal abgesehen davon ging es ihm wieder bestens. Dieses erbärmliche Gefühl der drohenden Unterlegenheit gegenüber Daisuke – ausgerechnet Daisuke! – war nun verflogen und schien jetzt im Nachhinein betrachtet albern gewesen zu sein. Wie er bereits geahnt hatte, hatte sich sein ach so toller Freund keine Platte gemacht wie es ihm ging, denn besagter saß – die Beine übereinander geschlagen – auf einer Bank gute zehn Meter von ihm entfernt. Der gelangweilte Mine zufolge, hatte sich Yamato wohl wirklich keine Sorgen gemacht. Stattdessen sah er sich bereits seit einigen Minuten schon die ‚Show’ auf den Fernsehern an und war nebenbei damit beschäftigt Jous Vorwürfe zu ignorieren, die er ihm an den Kopf schmiss. Doch sehr erleichtert über Taichis Aufwachen atmete Jou auf. „Mensch Tai-kun, warum musst du immer so übertreiben?“ Erst bei diesen Worten bemerkte Taichi überhaupt, dass der ältere neben ihm hockte und ihn noch etwas besorgt musterte. ‚Immerhin einer macht sich Sorgen.’ Sich den Kopf haltend setzte er sich wieder auf. „Kennst mich doch.“ grinste er. „Mensch, jetzt bin ich schon fast da und von Takeru fehlt jede Spur.“ Hikari war nun nahe dran es aufzugeben und einfach zu behaupten zu wollen, dass er noch zur Toilette musste und sich wohl verlaufen hatte. Letzteres war wohl auch gar nicht so weit hergeholt. Da sie nun inzwischen nicht mehr genug Zeit hatte, musste sie sich auf diese kleine Lüge berufen müssen, wenn man sie nach ihm fragen würde. Wenn sie sich jetzt noch mehr Zeit nehmen würde, um Takeru zu suchen, würde ihr genialer Plan nicht so perfekt aufgehen, wie sie es gerne hätte, also musste sie ihren Freund zurücklassen, wo auch immer sich dieser befand. Inzwischen war sie nicht einmal mehr eine Minute Fußmarsch von ihrem Zielort entfernt und konnte Taichi gut hören. Ihr großer Bruder stritt sich wieder mit Yamato, doch plötzlich, wo sie sie sehen konnte, waren ihr die beiden egal, denn sie sah Takeru, der sich hinter einer Werbetafel versteckte. Erleichtert schlich sie sich zu ihm, darauf bedacht von keinem der anderen dreien bemerkt zu werden. „Takeru!“ flüsterte sie als sie sich neben ihn hockte. Der angesprochene erschrak sich. „Gott, mach das nicht noch mal.“ zischte er halblaut. „Seit wann bist du hier?“ „Eine Weile. Als ich dich aus den Augen verloren hatte, bin ich lieber zurückgegangen, doch dein Bruder war leider vor mir da gewesen und besonders jetzt will ich ihm nicht über den Weg laufen.“ erklärte er. „Wo warst du eigentlich?“ „Das erzähl ich dir wenn wir wieder draußen sind.“ Mit fragenden Blicken musterte Takeru seine Freundin. ‚Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt? – Hoffentlich ist sie nicht für die zweite Show da verantwortlich.’ Wie oft musste er denn noch anderen Leuten dabei zusehen müssen, wie sie es miteinander trieben? War er denn nicht schon genug für heute bestraft worden? Erst bekommt er die Handtasche Hikaris um die Ohren gedonnert, dann wird er von ihrem Bruder gewürgt wo dann auch noch Daisuke mitmachen musste und dann war er dazu verdammt gewesen erst Taichi und seinem eigenen Bruder beim Sex auf dem Männerklo per Live-Übertragung zugucken zu müssen und jetzt bot Daisuke mit Ken eine recht ähnliche Show irgendwo anders hier in diesem Gebäude. Also noch sehr viel schlimmer konnte es ja nun auch nicht mehr werden. Aber derzeitig wusste er nicht so recht, was genau seine Freundin in den vergangenen Minuten getrieben hatte, dafür aber stieg in ihm die Gewissheit hoch, dass sie etwas mit der aktuellen Live-Übertragung zu tun hatte, die Frage war nur, in wie weit sie mitschuldig war. „Können wir?“ „Hm?“ er hatte ganz verpeilt, dass sie etwas zuvor gesagt hatte. ‚Mist, hoffentlich wird sie nicht wieder böse.’ „Ich fragte, ob wir jetzt zu den anderen gehen können.“ wiederholte sie geduldig ihre Worte. Das folgende Nicken ihres Freundes abwartend blickte sie ihn an. Als er letztlich mit leichtem Widerwillen zustimmte, machten sie sich auf und hofften, dass man nicht bemerken würde, dass sie sich eben noch versteckt hatten. Doch so tief, wie Tai und Yamato in ihrer Diskussion vertieft waren und dabei alles übertönten, bemerkten sie ihre Geschwister nicht einmal ansatzweise. Jou dagegen hatte es aufgegeben schlichten zu wollen und saß wie ein Trauerkloß auf der Bank. Zielstrebig ging Hikari auf Jou zu, mimte die unwissende. „Was ist denn hier los?“ „Sieh einfach zu den Fernsehern, Hikari-chan.“ seufzte der ältere am Rande seiner Nerven. „Sieh einfach zu den Fernsehern…“ „Wie? Was ist denn da?“ fragte sie unschuldig und tat wie ihr geheißen. Da sie bereits mehrere Male diese Situation in ihrem Kopf durchgegangen war, wusste sie, wie sie zu reagieren hatte. „Oh, Gott. Sind das … Daisuke und … und Ken?“ Takeru, der neben ihr stand, sah sie kopfschüttelnd an. Also so schlecht hatte er sie noch nie schauspielern sehen. Da waren ihre kleinen Lügereien wenn er sie fragte, wie sie zum Bespiel seine neusten Lieblingsschuhe fand, oder ob sie auch so begeistert war, wenn sein Favoritenteam gewann, überzeugender. Aber gut. So wusste er, dass sie auf jeden Fall etwas mit der Übertragung zu tun hatte. Mit hängenden Schultern schlürfte Ken neben seinen Freund her. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass er sich zu einem dazu hat hinreißen lassen, ausgerechnet hier, in einem Einkaufszentrum, mit ihm eine Nummer zu schieben und zum anderen konnte er es nicht fassen, dass sie dabei erwischt und möglicher Weise zu allem Überfluss auch noch gefilmt worden waren. Letzteres hatte er allerdings bislang für sich behalten. In der Gegenwart von Iori wollte er nicht so recht darüber reden, es reichte ihm völlig, dass Daisuke ihm persönlichen Aufklärungsunterricht und Liebestipps gab. Immerhin waren sie auf dem Rückweg und wenn er ein bisschen Glück hatte, würde er hier bald wieder raus sein und konnte damit anfangen das Geschehen der Vergangenen Stunden zu verdrängen. „Ach so ist das. Also ist das Vorspiel sehr wichtig.“ „Genau.“ grinste Daisuke. Er war stolz auf sich. Endlich hatte er seinen treuen Untergebenen gefunden, der ihm wirklich alles glaubte und es nicht weiter wagte zu hinterfragen. Jetzt war für ihn nur noch die Frage offen, ob Iori auch alles tun würde, was er von ihm verlangte. Doch das konnte er derzeitig nicht austesten. Aber er nahm es sich fest vor, es bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit auszuprobieren. Schnurrend stupste die Katze auf Ioris Arm ihn an und wollte weiter gestreichelt werden. Geistesabwesend kraulte er ihren Kopf und blickte weiter auf zu Daisuke, als sei er sein neuer Gott. Dieser besondere Blick ist Ken nicht entgangen und er ahnte bereits, dass die nächsten Wochen sehr anstrengend werden würden und er wieder einmal Daisukes Gewissen spielen muss. Vorausgesetzt er hatte die nötigen Nerven dafür. Bereits jetzt fehlten ihm diese, sodass er befürchtete bei dem kleinsten Anlass durchdrehen zu können. Ken hoffte inständig, dass nichts Schwerwiegendes in den nächsten Stunden passieren würde, aber er kannte sein Glück. Besonders wenn er das hoffte, geschah etwas. Nach einigen weiteren Minuten, in denen Daisuke seinen Unterricht gab, erreichten sie endlich den Treffpunkt, an dem sie vor über einer Stunde spätestens alle hätten sein sollen. Mehr oder weniger erleichtert atmete Ken tief durch, denn selbst jetzt plapperte sein Freund ohne Punkt und Komma weiter und er wünschte sich etwas zu haben, dass er ihm in den Mund stopfen konnte. ‚Wie kann er nur über unser Sexleben ausgerechnet mit Iori-kun sprechen? Das geht niemandem etwas an. Erstrecht nicht ihn!’ Immer gereizter werdend ballte er seine Hände zu Fäusten, wohingegen sich seine Gesichtszüge nicht im Geringsten änderten. Takeru und Hikari waren die ersten, die die drei entdeckten, was wohl hauptsächlich daran lag, dass sie kein Problem mit jemandem oder etwas hier hatten, wie ihre beiden Brüder und Jou. Argwöhnisch beäugte Takeru Hikari, die den dreien ein paar Metern entgegen lief. Er ahnte bereits, dass sie wieder einem Plan folgte und die Unschuldige spielen würde. Wie immer. Besonders in letzter Zeit. Und wer bekam den Ärger dann immer ab? – Ja genau, er. – Dem entsprechend begeistert sah er hinüber zu ihnen. Er konnte zwar dank der Lautstärke Taichis und Yamatos nicht hören, was genau Hikari erzählte, aber er konnte sich anhand der Reaktionen denken, dass sie sie auf die Fernseher aufmerksam machte. Ken, der eigentlich recht ruhig bis eben war, sah mit geweiteten Augen zu dem HiFi-Geschäft. Völlig regungslos, selbst als Daisuke ihn mit dem Ellenbogen angestoßen hatte, starrte er weiter dahin. In Daisukes Gesicht war zwar eine leichte Röte zu erkennen, aber sonst benahm er sich für seine Verhältnisse normal. Doch weiter konnte Takeru die Situation nicht beobachten, denn der Streit zwischen seinem Bruder und Taichi wurde einfach beendet und der Brünette ging recht zielstrebig auf ihn zu. Das Schlimmste erwartend wich Takeru einen Schritt zurück. Er wusste nicht, was in dem Kopf Tais vor sich ging, denn das hier war wieder einer dieser Momente, in denen Tai kurz davor war wütend zu werden. Und für seinen Geschmack hatte er diese Wut viel zu oft abbekommen. Schwer schluckte er, als der ältere vor ihm zum stehen kam. Einen Moment sah Taichi stumm in Takerus Augen, schloss seine und holte tief Luft. „Es tut mir leid.“ Verdattert über Tais Worte glotzte der Blonde sein Gegenüber an. Das gab es doch nicht. Das war das erste Mal, dass er gehört hatte, dass sich Yagami Taichi bei jemandem entschuldigt hatte und das auch noch bei ihm! ‚Aber Moment! Wofür? Und vor allem warum so plötzlich?’ Kurz schüttelte Takeru einmal kräftig seinen Kopf, wobei sein blondes Haar wie ein Wischmopp mit flog. Er wollte und konnte es nicht glauben, dass er das nur getan hatte, weil er ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, welches Tai wohl noch nie in seinem Leben bislang gehabt hatte. – Mal abgesehen von diversen Angelegenheiten die mit Hikari in Kontakt standen. „Was?“ hakte Taichi skeptisch des Kopfschüttelns wegen nach. Da ließ er sich schon dazu zwingen sich zu entschuldigen und dann so was. „Was tut dir leid?“ „Was bildest du dir ein? Da bin ich mal ausnahmsweise so freundlich zu dir und entschuldige mich und du hast nichts Besseres zu tun, als mir ans Bein zu pinkeln und daran rum zu mosern!“ Sauer packte er den jüngeren am Kragen und durchbohrte ihn mit seinen tödlichen Blicken. Am liebsten würde er dem Blonden ordentlich eine rein hauen, doch da gab es ein Problem: Yamato. Besagter stand etwa drei Meter von ihnen entfernt und bedachte Taichi mit warnenden Blicken. Ein eisig kalter Schauer jagte über Tais Rücken, als ihm diese Blick bewusst wurde. So ließ er lieber von Takeru ab. „Ok, das war das einzige und letzte Mal, dass du von mir eine Entschuldigung bekommen hast, kapiert?“ zickte Tai, ehe er sich abwandte und zu Jou ging. Der war ihm derzeitig lieber als alle anderen. Sein Freund würde ihn sicher sonst noch einige Minuten lang mit seiner bösen Aura quälen und mit Takeru wollte er nicht reden. Seiner Schwester, die er jetzt erst erblickte, wollte er nicht unbedingt über den Weg laufen, so komisch wie sie sich den drei Jungs gegenüber verhielt… ‚Also zu Jou.’ Während Iori fast schon begeisternd gaffend auf die Fernsehbildschirme glotzte und so kaum was von der Unterhaltung der älteren mitbekam, waren diese dabei sich zu einem Drittel knallrot den Boden vor den Füßen zu betrachten und zu zwei Drittel zu verhandeln. Was das erste Drittel betraf, war es Ken, der am liebsten im Erdboden versinken würde. Dabei hatte er doch gewusst, dass sie höchstwahrscheinlich gefilmt wurden. Aber das allein war es nicht, weswegen er so rot im Gesicht war. Denn so eben hatte er erfahren, was das für Fotos waren, wegen denen sein Freund Takeru vorhin mit gewürgt hatte. Wie es soweit hatte kommen können, konnte er sich nicht erklären. War er denn so ein böser Mensch gewesen, dass ihn sein Karma nun mal wieder dafür bestrafte? „Ich sagte dir doch bereits, dass ich euch nur die CD-Rom geben werde, wenn ich meine Fotos wiederbekomme.“ „Aber wer garantiert mir, dass es nicht noch eine weitere CD-Rom gibt?“ hakte Daisuke nach und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Doch etwas erstaunt, dass Daisuke so weit denken konnte, verstummte Hikari kurz. Dabei waren seine Bedenken nicht mal berechtigt, denn sie hatte wirklich nicht daran gedacht eine Kopie zu erstellen. Jetzt war es jedenfalls zu spät dafür. Takeru, der das Gespräch zum Teil mit angehört hatte, ging zu seiner Freundin und überlegte, ob er sie unterstützen sollte, oder ob er sie das allein ausbaden lassen sollte, denn schließlich hatte sie sich das selbst eingebrockt. Aber irgendwie beschlich ihn das ungute Gefühl, dass es womöglich wieder einmal auf ihn zurückfallen würde, wenn er nichts unternahm. Also blieb ihm ja nicht viel anderes übrig. Doch bevor er einen Plan ausarbeiten konnte, bei dem er so wenig Schaden wie möglich erlitt, musste er erst mal herausfinden was genau Hikari da angerichtet hatte. So unauffällig wie möglich stellte er sich neben seine Freundin und belauschte die kleine Auseinandersetzung zwischen ihr und Daisuke. „Och komm schon, du weißt doch, dass ich so was nicht machen würde. Es existiert wirklich nur eine.“ erwiderte Hikari. Gereizt verschränkte Daisuke darauf die Arme vor der Brust. „Warum erpresst du uns denn dann überhaupt?“ „Ich erpresse euch nicht. Ich will nur meine Fotos wieder zurück und biete euch einen fairen Tausch an.“ „Und was ist daran fair? So oder so hast du was gegen uns in der Hand.“ ‚Ach es geht um die Fotos.’ leuchtete es Takeru ein. Nachdenklich sah er von seiner Freundin zu dem verärgerten Brünetten und dann weiter zu Ken, der mit geröteten Wangen den Boden zu seinen Füßen ansah. „Wie wäre es, wenn du ihr die Fotos wieder gibst und eben die, die euch beide zeigen behältst?“ schlug der Blonde vor und glaubte einen kleinen Hoffnungsschimmer durch Kens Körper jagen gesehen zu haben. Doch etwas überrascht sah Hikari ihn an. Darauf wäre sie so schnell nicht gekommen, aber sie wollte doch gerne diese speziellen Bilder auch haben. „Das wäre doch fair, oder?“ Misstrauisch beäugte Daisuke den Blonden. So ganz falsch dachte dieser zwar sicher nicht, aber Daisuke war sich noch immer sehr sicher, dass es Takeru gewesen war, der die Fotos geknipst hatte und wollte ihm dementsprechend nicht so leicht glauben. Der musste sich einfach einen hinterhältigen Plan ausgedacht haben! „Oder nicht?“ ergänzte Takeru unsicher, als ihm die misstrauischen Blicke auffielen. „Und was nützt uns das, wenn ihr die noch irgendwo abgespeichert habt?“ Ein Geistesblitz erfasste Hikari, sodass sie sich wieder aktiv einmischte und schamlos zu lügen begann. „Die haben wir aber nirgends gespeichert. Ich hatte sie gleich gelöscht, nachdem ich sie zum entwickeln gebracht hab.“ „Nun hör endlich auf ihn in Schutz zu nehmen. Der ist doch an allem schuld!“ „Hä?“ kam es zeitgleich aus Takerus und Hikaris Mündern. „Na, der hat die doch erst gemacht!“ erklärte Daisuke seine Aussage auf die fragenden Gesichter hin. „Ich hab… was?“ „Das weißt du doch ganz genau. Also red dich hier nicht raus und schieb es auf Hikari-chan.“ Für Hikari lief es zwar besser als gedacht, aber dafür bestätigte sich Takerus Vermutung und er wurde wieder zum Sündenbock gemacht. „Also, wenn hier jemand daran schuld ist, dann seid es doch ihr beide – oder genauer: du!“ Doch recht aufgebracht zeigte Takeru auf den Brünetten, der ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte. Ein kurzer Blick zu Ken genügte, und Daisuke bemerkte, dass er von ihm wohl keine weitere Unterstützung mehr zu erwarten hatte. – So abwesend wie er auf ihn wirkte. – Aber was sollte er nur tun? Er war doch wohl kaum dafür verantwortlich, dass Takeru sie dabei fotografieren musste! Genau! Sauer ballte Daisuke seine Hände zu Fäusten. „Ach bin ich das?! Woher sollte ich denn bitte schön wissen sollen, dass du Depp uns folgst und ausgerechnet Fotos mach musstest?! – Oder bin ich etwa euch hinterher gestalkt, und hab euch bei eurem ersten Mal fotografiert? – Hab ich das?! – Nein. Also wo ist dein Problem?“ Stille. Überrascht starrten Hikari und Takeru den Brünetten vor sich an. „Was?“ fragte dieser nach ein paar Sekunden, in denen man ihn weiter wortlos anglotzte. „Das… Das war echt euer erstes … Mal?“ formulierte Takeru seine Frage, die man ihm genauso gut vom Gesicht hätte ablesen können. Nichts verstehend war es nun an Daisuke ihn an zu glotzen. Gegen einen nun aufkommenden Lachkrampf ankämpfend versuchte Takeru weiter zu sprechen. „Das… ihr… oh Gott! Wie peinlich ist das denn? – Ihr habt echt … – ich glaub das nicht! – Wie blöd kann man denn sein?!“ lauthals fing nun der Blonde doch an zu lachen und hielt sich den Bauch dabei. Hikari musste leicht kichern, aber so witzig wie ihr Freund fand sie das eigentlich nicht. „Aber Takeru, beruhige dich. Das ist nicht witzig.“ kicherte sie, versuchte sich und ihren blonden Freund dabei zu beruhigen. Während Daisuke stock sauer mit hochrotem Kopf voller Wut zu knurren begann, lachte Takeru aus Herzenslust weiter. Plötzlich schien sich ein Schalter in seinem Kopf umzulegen. So riss er sich förmlich seine Jacke vom Leib, schmiss sie auf den Boden und mit einem Sprung war Daisuke schon bei Takeru und begann diesen vor Wut zu würgen und so ungeahnt das kam fielen die beiden dabei zu Boden. Zur gleichen Zeit sah Hikari noch wie Ken zu schwanken begann und schaffte es noch gerade rechtzeitig ihn abzufangen, ehe er harte Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte. „Ken!“ rief sie, doch er reagierte nicht. Dicht hinter sich konnte sie Daisuke noch ein „Ich bring dich um!“ schreien hören. Kapitel 6: Und noch mehr Fotos ------------------------------ ++++Kapitel 6 ++++ Und noch mehr Fotos „Ken! He, Ken! Wach doch auf!“ Bildete er sich das nur ein, oder rief da gerade ein Mädchen seinen Namen? – Ach, das bildete er sich doch ganz bestimmt nur ein. Schließlich lag er zu Hause in seinem Bett. Wie konnte er denn da auch ein Mädchen rufen hören? „Komm schon Ken, wach endlich auf.“ Obwohl, wenn er das tat, wer rüttelte ihn denn da? Unter einem Stöhnen versuchte er seine Augen zu öffnen und erkannte nach einigem Blinzeln das Gesicht Hikaris über sich. „Was … was ist denn passiert?“ fragte Ken, während er sich den Kopf haltend aufsetzte. Doch auch ohne, dass sie ihm die momentane Lage erklärte, verstand er schnell was los war. – Was auch nicht sonderlich schwer war bei dem Gekreische seines Freundes, der Takeru noch immer Morddrohungen an den Kopf schmiss und diesen dabei weiter würgte. Von eben diesem Gekreische auf das Ganze aufmerksam geworden waren auch Yamato und Taichi nach kurzem Bedenken zu den Streithähnen geeilt um Jou dabei zu helfen den jüngeren Goggleboy von Yamatos kleinem Bruder weg zu bekommen. Bei dem Anblick konnte der Schwarzhaarige nur die Augen verdrehen. „Alles ok mit dir?“ fragte Hikari besorgt nach und legte dabei ihre Hand auf Kens Schulter, der sie darauf ansah und nach kurzem Zögern leicht lächelte. „Mach dir keine Sorgen. Aber…“ unsicher sah er wieder zu seinen Freund und Takeru. „… bei Takeru sieht das nicht so aus.“ Seufzend folgte die Brünette Kens Blick. „Er hätte eben nicht lachen dürfen. Er weiß doch wie schnell sich Daisuke aufregen kann.“ Während sie zu ihnen sah, griff er nach den Umschlägen – den mit Daisukes Bildern und den mit Hikaris – die aus Daisukes Jacke neben sich hervorlugten und verstaute sie schnell in seine eigene. Sicher war immerhin sicher. „Du warst es, nicht wahr?“ fragte er nachdem alles unbemerkt verstaut war. „Hm?“ Verwundert sah Hikari den Jungen wieder an, der weiter zu den Streithähnen sah. „Du hast die Fotos gemacht, oder?“ Ertappt zog sie eine Grimasse. „Sorry. Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat.“ gestand sie. Sie wusste, dass Ken sie deswegen nicht gleich umbringen wollen wird, aber unwohl war ihr dennoch. Sie kannte ihn nun schon einige Jahre – sechs um genauer zu sein – und sie fühlte sich irgendwie mit ihm verbunden, glaubte ihn sehr gut verstehen zu können, aber manchmal kam es ihr so vor, als hätte er viele Geheimnisse, viele von denen sicher nicht einmal Daisuke etwas wusste – obwohl die beiden ja schon lange beste Freunde gewesen waren und nun auch noch ein Paar. Und wegen eben diesen Geheimnissen die sich um Ken sammelten, fühlte sie sich öfter unwohl in seiner Nähe. Sie konnte sein Verhalten deswegen manchmal gar nicht erahnen. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass er Ohnmächtig geworden ist. Sie würde schon gerne mehr über ihn wissen. Aber ihn nach so was zu fragen traute sie sich auch wieder nicht. „Schon gut. Was geschehen ist, ist geschehen.“ Mit diesen Worten stand Ken wieder auf. „Wir sollten uns lieber erst mal darum kümmern, dass Dai Takeru nicht umbringt.“ Aufmunternd lächelte er sie an, worauf sie zustimmend nickte. „Lass ihn los verdammt!“ fauchte Tai Daisuke an, doch dieser hörte nicht darauf. Stattdessen drückte er noch etwas fester zu. Selbst mit vereinter Kraft konnte man ihn nicht von Takeru lösen und das fand er auch gut so. Sollte dieser kleine widerliche Perversling ruhig noch etwas leiden! Alle drei Jungs – beziehungsweise jungen Männer – schafften es nicht den jüngeren von Takeru los zu bekommen. „Motomiya-kun! Du bringst ihn noch wirklich um, wenn du so weiter machst!“ warnte Jou, der versuchte den Brünetten von hinten von Takeru runter zu ziehen. Yamato und Tai waren derweil damit beschäftigt die Hände Daisukes vom Hals seines Opfers zu lösen. „Woher nimmt der verdammt noch mal seine Kraft?“ knirschte Yamato mit zusammengebissenen Zähnen. Ok, er war selbst nicht grad der Stärkste, aber Daisuke konnte doch schlecht allein stärker sein, als sie drei zusammen es waren. Derweil umkreiste Ken die Fünfergruppe seelenruhig und stellte sich genau vor Daisuke, sodass dieser ihn ansehen musste, wenn er nur auf sah. Kurz räusperte er sich, ehe er jegliche Wärme aus seinem Blick weichen ließ und nun eiskalt seinen Freund mit den Augen fixierte. „Lass ihn sofort los.“ befahl Ken mit einer Blutgefrierenden Stimme, wodurch Daisuke erstarrte und ganz langsam den Kopf hob um ihn anzusehen. Mit geweiteten Augen gehorchte der Brünette und ließ Takeru los. „Aufstehen.“ Ohne den Blick abzuwenden gehorchte Daisuke auch dieses Mal. Verwundert beobachteten die anderen das Geschehen und konnten es nicht fassen, was da gerade geschah. Schon sehr lange hatten sie diese Tonlage von Ken nicht mehr gehört, glaubten, dass diese mit dem Ende des einstigen Digimonkaisers verschwunden war. Doch offensichtlich war sie es nicht. Wirklich sehr erleichtert schnappte Takeru nach Luft und so war ihm der Auftritt Kens so gelegen er auch kam derzeitig ehr zweitrangig. „Herkommen.“ Schwer schluckte Daisuke und ging nun zu Ken. Er befürchtete schon das schlimmste. Kurz vor ihm blieb er dann stehen und schluckte erneut. „War das jetzt so schwer?“ fragte Ken nun wesentlich freundlicher und tätschelte seinem Freund grinsend den Kopf. In der Zeit, in der Ken zu den anderen gegangen war und diese Show inszenierte, hatte Hikari ein Piepen gehört. Verwundert sah sie sich um. Erneut piepte etwas. Beim dritten Piepen dann bemerkte sie, dass es aus der Umhängetasche Yamatos kam, die nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Boden stand. Neugierig, ob es womöglich das Piepen eines Handys war, hockte sie sich unbemerkt von den anderen neben die Tasche und kramte nach der Ursache darin. Doch statt eines Handys, fand sie nur die PSP ihres Bruders, die nach neuen Batterien schrie. – Schon dumm, wenn man nur auf Pause drückt. Gerade, als sie das Gerät wieder etwas enttäuscht zurücklegen wollte, fiel ihr ein Umschlag in der Tasche auf. ‚Das sind doch…’ Ein Geistesblitz erfasste Hikari, sodass sie eilig nach dem Umschlag griff, wieder zu ihrem Platz von eben zurück schlich und sich Daisukes Jacke unter die Lupe nahm, in der sie ihre Fotos vermutete. Doch sie fand den Umschlag nicht. „Was zum? Wo sind die denn?“ zischte sie und schüttelte die Jacke inzwischen. Stirnrunzelnd sah nun Ken zu dem Mädchen. Verwundert über diese ganzen Stimmungsschwankungen seines Freundes sah auch Daisuke zögernd hinter sich und sah wie Hikari seine Jacke durch schüttelte. „Hey! Was machst du da!“ fuhr er sie aufgebracht an und hechtete zu ihr hinüber, um sich sein Eigentum schleunigst zurück zu holen. „Oh, ähm, ich wollte nur den Dreck abschütteln.“ verteidigte Hikari sich während man ihr die Jacke aus den Händen riss. Damit war nun ihr genialer Plan dahin. Ohne auch nur das Geringste zu bemerken zog Daisuke sich seine Jacke wieder an. Noch leicht verwundert beäugte Tai die beiden, bis nun auch ihm dieses Piepen an die Ohren drang. Wie von der Tarantel gestochen stürmte er auf die Tasche Yamatos zu und holte eilig seine PSP heraus, die wie bereits befürchtet anzeigte, dass die Batterien gleich den Geist aufgeben würden. Unruhig durch kramte Taichi das Innenleben der Tasche nach den Leben spendenden Batterien, doch so auf die Schnelle wollten sich keine finden lassen. „Hö? Yama? Wo hast du eigentlich unsere Fotos?“ „In der Tasche. Wieso fragst du?“ „Weil die eben nicht da drin sind… Ahhhh! Nein! Bitte nicht!!“ panisch sah Tai auf den Display seiner PSP und musst hilflos mit ansehen, wie dieser aufgrund der zu schwachen Batterien schwarz wurde. Er hätte wohl erst speichern sollen und dann nach den Batterien suchen. „Erzähl keinen Quatsch.“ Kommentierte Yamato seinen Freund und hockte sich nun auch neben seine Tasche und sah selbst nach. „Mein… Mein Spielstand… Gelöscht.“ jammerte Taichi mit hängenden Schultern. Hikari, die nervös zu den beiden eben noch gesehen hatte, war nun eifrig damit beschäftigt, den Umschlag, den sie eben noch den beiden gemopst hatte, in ihre Handtasche verschwinden zu lassen. Möglichst unauffällig versteht sich. Doch da hatte sie ihre Rechnung ohne Daisuke gemacht, der genau das bemerkte und panisch das Innenleben seiner Jacke nach seinen beiden Umschlägen durchforstete. Als er wie befürchtet nichts fand, sah er böse zur Brünetten. „Gib die wieder her!“ fuhr er sie an und packte sie grob am Handgelenk. „Was? Wovon sprichst du?“ erwiderte sie unschuldig. „Die Fotos! Du hast sie mir geklaut!“ „A-aber das sind doch…“ wollte sie sich rechtfertigen, doch da hatte der Brünette sie schon an sich genommen. Stutzig geworden blickte Yamato zu den beiden hinüber. ‚Könnte es sein? Bestimmt hat sie die. Verdammt, wenn Motomiya die sich jetzt ansieht gibt es noch mehr Ärger!’ Die Frage war nur, wie sollte er das verhindern? Und überhaupt fragte er sich, wo denn dann die hin sind, die Daisuke eingesteckt hatte. Die konnten sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben. Aus dem Blickwinkel heraus sah er dass Ken ungewöhnlich unruhig Daisuke beobachtete. ‚Dann hat er sie wohl und fragt sich, von wo die neuen herkommen…’ schlussfolgerte Yamato. Aber das war unwichtig… oder etwa doch nicht? Konnte er den Schwarzhaarigen benutzen um die nächste Katastrophe zu verhindern? Dieser hatte es eben immerhin geschafft Takerus Leben zu retten, was ihm, Jou und Taichi gemeinsam nicht mal gelungen ist. Noch einmal versicherte der Blonde sich, dass Tai mit seiner PSP beschäftigt war, dass Jou mit seinem kleinen Bruder noch zu tun hatte und dass Iori, der von allem absolut gar nichts mitbekam, noch die Fernseher angaffte. ‚Dann mal los.’ Unruhig verlagerte Ken sein Gewicht wieder auf sein rechtes Bein. ‚Was sind das jetzt wieder für Fotos? Ich hab doch beide eingesteckt, also woher hat Hikari die jetzt schon wieder? – Verdammt. Ich werde hier noch mal wahnsinnig.’ Leicht zuckte er zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. „Diese Fotos da sind von Tai und glaube mir, die sollte Daisuke besser nicht sehen, wenn du verstehst.“ erklärte Yamato dem jüngeren flüsternd. Verstehend nickte Ken doch recht geschockt vom eben gehörtem. ‚Wer hat uns denn noch alles dabei Fotografieren müssen?! Warum haben die das nicht gleich gefilmt? Davon hätten sie doch mehr gehabt!’ brodelte es in ihm, doch noch konnte er sich beherrschen und ließ seine Wut nicht nach außen dringen. „Am besten, du lenkst Daisuke ab, schnappst dir den Umschlag, während ich Hikari fernhalte.“ Einverstanden nickte der jüngere. „Und besser du siehst dir die Fotos nicht an. Tais sind noch um einiges schärfer als die von Hikari und etwas, na ja, expliziter.“ Sich fragend, woher der ältere denn jetzt schon wieder wusste, was auf Hikaris Bildern zu sehen war, sah er ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und einer Briese Erleichterung an, denn immerhin wollte der Blonde ihm ja helfen. „Aber Daisuke-kun, lass mich doch mal ausreden. Das da sind nicht-“ versuchte es Hikari erneut, doch der Junge ließ nicht mit sich reden. „Daaaas funktioniiiiiiert niiiicht bei miiiiiiir.“ sang Daisuke schräg und hielt sich selbst die Ohren dabei zu. Noch einmal wollte er sich nicht rein legen lassen. Auch wenn er so was von dem Mädchen gar nicht kannte. ‚Wie sagt Ken immer? – Vorsicht ist besser als… wie hieß das noch mal? – Ach, ist ja auch egal!’ Es war echt zum Haare raufen! Nie hörte einem jemand zu. Allmählich hatte das Mädchen keine Nerven mehr. Was sollte sie denn noch tun, damit man ihr zuhörte? Ok, sie war ja selbst schuld daran, aber das hieß noch lange nicht dass sie nur Böses im Sinn hatte. Gerade als sie sich ernsthaft Gedanken darüber machte, ob sie ihren Gegenüber mit Gewalt zum Zuhören zwingen sollte, sah sie Yamato auf sich zu kommen. Schwer schluckte sie. ‚Hat er etwa was bemerkt? Bitte nicht.’ Entgegen ihrer Erwartungen lächelte er sie mit seinem Aufreißerlächeln an. „Hey, du hast doch sicher was bei, das meinem Bruder helfen könnte, oder? Ein Aspirin oder so?“ Erleichtert nickte sie und ließ sich vom älteren zu ihren Freund und gleichzeitig seinem Bruder geleiten. Sich weiter mit Daisuke rum zu schlagen brachte sie ja auch nicht weiter. Den Moment nutzend schlich sich Ken – wie abgesprochen – zu Daisuke, der immer noch nicht aufgehört hatte schräg vor sich hin zu trällern. Hoffend, dass er ihn trotzdem auf sich aufmerksam machen konnte, griff er nach den Handgelenken seines Freundes und betete nebenbei dafür, dass dieser endlich aufhören würde so widerwärtig zu singen, wenn man das noch so nennen konnte. Das grenzte nun schon an Vergewaltigung, weswegen sich Ken vornahm ihn mal bei Gelegenheit vorsichtig darauf aufmerksam zu machen, das Singen gänzlich sein zu lassen. Verwundert blinzelte Daisuke, als er bemerkte, dass man ihn festhielt. Als er Ken unmittelbar vor sich stehend erblickte, stellte er sein Krächzen ein. Sichtlich erleichtert, dass sein brünetter Freund diese zweifelhaften Laute verstummen ließ, übte der Blauäugige leichten Druck mit seinen Händen aus, sodass Daisuke seine Arme senken musste. „Wo…?“ wollte der Goggleboy anfangen nach Hikari zu fragen, als er sie ein paar Meter hinter Ken erspähte und sah, wie sie half Takeru auf eine Bank zu legen. So ganz wusste er nicht, warum sein Freund zu ihm gekommen war, aber irgendwie wollte er es nicht wissen. ‚Er ist sicher noch sauer auf mich. Ganz bestimmt ist er das.’ Unsicher wegen das ihm bevorstehende verzog Daisuke sein Gesicht, bis er letztlich seine Unterlippe vorschob und den Schwarzhaarigen schmollend ansah. „Tut mir leid…“ Irritiert blinzelte Ken zurück. „Was genau tut dir leid?“ „Na ja, alles eben…“ „Aha. – Ähm, der Umschlag, hast du den?“ Ken wusste durchaus, dass es Daisuke unter Garantie nicht leid tat, Takeru gewürgt zu haben, aber das spielte jetzt keine Rolle und so schnell konnte er ihm nun auch kein schlechtes Gewissen einreden. Jetzt galt es erst mal den Umschlag zu bekommen. „Ja, wieso fragst du?“ wollte der Wuschelkopf wissen und legte leicht den Kopf schief. ‚Das ist schon mal gut.’ dachte sich Ken. „Weißt du, der, den du hast, ist der von Ishida-san. Hikari-chan hatte wohl vorgehabt ihn gegen ihren auszutauschen.“ Ganz bewusst verheimlichte er die Tatsache, dass der Umschlag und insbesondere der Inhalt eigentlich Taichi gehörte, weil er wusste, dass wenn Daisuke das erfahren würde, niemand den je widerstehen würde. – Was in Anbetracht der Existenz gewisser Fotos gar nicht mal so schlecht wäre… „Echt?“ Darauf nickte Ken nur. „Aber wo sind dann unsere…?“ „Die habe ich mir vorhin eingesteckt. Offensichtlich war das auch gar nicht mal so schlecht.“ „Wann hast du die denn eingesteckt?“ fragte Daisuke verwirrt. „Na als du noch mit Takeru beschäftigt gewesen warst und zwar kurz nachdem ich wieder zu mir gekommen war.“ „Wie? – Du warst bewusstlos?“ Am liebsten hätte Ken ihm allein für die Frage eine Rein gehauen. So langsam konnte er Yamatos Gewalttätigkeit gegenüber Taichi verstehen. „Ja, war ich.“ brummte er dann und atmete danach tief ein und aus. „Jedenfalls sollten wir ihn ihm schnell wiedergeben.“ Einverstanden holte er ihn raus und wollte ihn schon Ken geben, als ihm die Beschriftung ins Auge fiel. ‚Yagami?!’ Die undichte Stelle bemerkend sah nun auch Ken die Beschriftung. „Ganz ruhig, Dai-chan. Gib ihnen den Umschlag samt Inhalt einfach wieder. Wir haben doch noch die von Hikari-chan.“ „Oh vergiss das mal. Er hatte uns doch selbst gesagt, als das Campen vorbei war, dass er Fotos gemacht haben will wie wir miteinander Sex hatten. Und das hier könnten die doch sein.“ Damals hatte er das nur für einen Scherz gehalten, aber so langsam glaubte Daisuke, dass es ernst gemeint gewesen war. Um das zu überprüfen, musste er nur einen Blick auf den Inhalt werfen. „Nein, so was gehört sich nicht! Lass das und gib ihn her!“ versuchte Ken es verzweifelt und versuchte den Umschlag zu fassen zu kriegen. ‚Das gibt’s doch nicht! Hätte Yagami-san nicht einmal den Mund halten können? Dann hätte das hier glatt über die Bühne gehen können.’ Mehr oder weniger geschickt wich Daisuke den Versuchen Kens aus, wo durch es inzwischen fast den Anschein erregte, als wären sie sehr kurz davor sich miteinander zu prügeln. „Lass mich die wenigstens angucken!“ verlangte er und wand Ken den Rücken zu, was zur Folge hatte, dass dieser ihn von hinten an sprang und sich mit den Beinen um seine Hüfte klammerte, um so besser an den Umschlag zu kommen. „Das wirst du mal schön bleiben lassen!“ fauchte der Schwarzhaarige aufgebracht. Durch das zusätzliche Gewicht hatte der Brünette ernsthafte Schwierigkeiten damit, sich auf den Beinen zu halten und das stetige Zappeln des anderen half nicht gerade zur Besserung bei. So stolperte Daisuke immer näher rückwärts auf den jammernden Taichi zu, ohne dass dieser auch nur das Geringste davon mitbekam. Binnen weniger Sekunden kam das, was kommen musste: Daisuke stolperte über ihn und so fielen alle drei zu Boden. Dabei flogen die Fotos aus dem Umschlag, flatterten über sie hinweg und verteilten sich schön um sie herum. Durch das erschrockene Kreischen der drei wurden auch die anderen fünf auf sie aufmerksam. Eilig liefen Yamato, Jou und Hikari zu ihnen, wohingegen Takeru noch zu schwindlig war um aufzustehen und Iori sich nicht entscheiden konnte, was ihn nun mehr interessierte: Die Aufnahmen der Überwachungskamera oder der kleine Unfall. Taichi war der einzige der drei Jungs, der eine äußerst ungünstige Position abbekommen hatte, denn so ungünstig der jüngere über ihn gestolpert war, befand sich sein Kopf nun zwischen dessen Beinen. Doch etwas angewidert über die Aussicht versuchte er rückwärts ins Freie zu kriechen. Er war vielleicht schwul, aber derzeitig war ihm nicht danach mit einem anderem als seinem Freund solche Stellungen zu praktizieren. „Alles ok mit dir?“ fragte Yamato seinen brünetten Freund, der nun mit schiefgelegten Kopf die beiden vor sich betrachtete. „Mit mir schon… aber ich glaub Ichijouji-kun bracht vielleicht einen Arzt.“ Mit verzerrtem Gesicht setzte sich Daisuke nun wieder auf. ‚Man, was war das denn schon wieder?’ Ein kurzer Blick nach vorne genügte um zu verstehen, dass er wohl über sein Vorbild gestolpert war. ‚Moment!’ wie vom Blitz getroffen drehte er sich um und sah den Schwarzhaarigen noch recht regungslos hinter sich liegen. Das Schlimmste befürchtend krabbelte er über ihn und sah ihm ins Gesicht. „Ken? He Ken! Komm schon Ken-chan, mach die Augen auf!“ Als ob dieser darauf gewartet hätte riss er diese auf und im nächsten Moment spürte Daisuke schon dessen schallende Hand an seiner rechten Wange. Sich diese schmerzend haltend setze er sich auf Kens Beine. Böse knurrte Ken seinen Freund an während er sich halbwegs aufrichtete. „Ich habe dir doch gesagt, dass du es lassen sollst. Warum hörst du nie auf mich?“ „Deswegen musst du mich doch nicht gleich schlagen… Weißt du eigentlich wie weh das tut?“ beschwerte sich Daisuke und wünschte sich sofort das nie gesagt zu haben. „Was glaubst du Depp denn, wie weh es tut mit dem Hinterkopf auf diesen scheiß Boden zu knallen?! Wenn du einen direkten Vergleich haben willst, musst du es nur sagen!“ Entsetzt starrten die umstehenden Ken an. Sie haben ihn eben tatsächlich fluchen gehört. Besorgt kniete sich Jou neben ihn. „Lass mich mal sehen, nicht dass es am Ende noch was Schlimmes ist.“ Doch Ken dachte nicht mal daran auf die Worte des Brillenträgers zu hören. Lieber knurrte er Daisuke weiter an. Er wusste ja auch nicht, was in ihn gefahren war. Er wusste ja, dass er selbst schuld war, er hätte ja nicht den anderen anspringen müssen. Doch als er dann vom Blauhaarigen am Hinterkopf angefasst wurde, verließ ein Quietschen seine Kehle und er zuckte unter der Berührung, die nur minimal gewesen war, zusammen. Sein Knurren konnte er nun beim besten Willen nicht weiter fortsetzen. „Eine offene Wunde scheint es nicht zu sein.“ kommentierte Jou während er weiter die vermutete Stelle an Kens Hinterkopf absuchte, was diesen nur weiter Quietschen und zusammen zucken ließ. Wehleidig beobachte Daisuke die Regungen Kens im Stillen. Er wollte diesen nicht noch weiter reizen. Ein Schlag reichte ihm voll und ganz für die nächsten hundert Jahre. Unsicher bevorzugte Daisuke es dann doch seinen Blick abzuwenden und schon fielen ihm die ganzen Fotos um ihn herum auf dem Boden auf. Gleich zu seiner linken lag eines, das ihn und Ken zeigte und zwar wie sie sich küssen. Es war eindeutig beim letzten Campingausflug gemacht worden, also hatte Taichi anscheinend doch nicht geflunkert, denn nun sah er unweit vom ersten ein weiteres Bild. Auf diesem waren wieder sie beide zu sehen und zwar küssend im See. ‚Oh man… warum mussten denn alle davon Fotos machen? War unser erstes Mal denn so besonders gewesen, dass man es unbedingt knipsen musste?’ „Öhm, alles ok, Daisuke?“ fragte Taichi verunsichert den Jüngeren, da dieser auf ihn den Eindruck machte, als sei er erstarrt. Ihm war bislang nicht in den Sinn gekommen, sich umzusehen, denn dann hätte er sich diese Frage wohl klemmen können. All die Fotos, die allesamt auf seine Kappe gingen, lagen noch immer verstreut um sie herum und wurden zum Teil von Daisuke angeguckt. Erst als dem älteren der beiden Goggleboys es in den Sinn kam, mal eben dem Blick des jüngeren zu folgen, bemerkte auch er, was los war, weshalb diese Situation überhaupt zustande gekommen war. „Shit…“ ‚Was für ein Blitzmerker.’ dachte sich Yamato, der nur darauf gewartet hatte, dass es bei Tai Klick machte. Er war schon gespannt darauf zu sehen, wie sich sein ach so kluger Freund aus der Affäre ziehen wollte. Auf seine Hilfe musste Tai schon mal verzichten. Auch Hikari war das letzte Wort ihres Bruders nicht entgangen, doch inzwischen konnte sie nichts mehr tun. Daisuke wusste nun von allen Fotos und wenn selbst er es wusste, müsste Ken es schon lange wissen. Es war zwar schade um ihre schönen Bilder, aber nun brauchte sie sich auch nicht mehr anstrengen die wieder zu bekommen und konnte genauso gut die CD-Rom als Druckmittel behalten und wieder zu Takeru gehen. Kaum dass Hikari weg war, machte sich Tai schleunigst daran die Fotos wieder einzusammeln, als ob das jetzt noch was nützen würde. Gerade als er nach dem letzten greifen wollte hielt er inne, denn dieses wurde unentwegt von Daisuke angestarrt. Allein dieses eine Bild weckte so viele Erinnerungen dem jüngeren Goggleboy, obwohl man darauf nur ihn und Ken lachen sah. Es war anders als die anderen die er von Tais Sammlung bislang gesehen hatte. Dieses Lächeln Kens, das darauf zu sehen war, war dieses ganz bestimmte, dass der Schwarzhaarige nur sehr selten zeigte, es war hundertprozentig echt. Es war aufrichtig und nicht im Geringsten gespielt. Nicht dieses ‚mir geht es gut, also frag nicht’ Lächeln, das er sonst immer auflegte. Aufmerksam beobachtete Tai wie sich ein melancholisches Lächeln auf die Lippen seines kleinen Fans schlich. Ohne groß über sein Tun nachzudenken nahm er das Foto und hielt es Daisuke hin. „Hm?“ „Nimm es, wenn du willst.“ meinte Taichi grinsend. „Meinst du das ernst?“ „Ja, nun nimm schon.“ Das dankbare Grinsen Daisukes als er es in die Hand nahm, machte Taichi irgendwie auch glücklich. Immerhin hatte er dieses Mal anscheinend ohne große Inszenierung alles wieder grade gebogen. Manchmal sind es eben doch die kleinen Dinge, die alles wieder gut werden ließen. Erstaunt sah Yamto Taichi an. Nie hätte er gedacht, dass es so einfach werden würde. Jetzt blieb nur noch ein Problem: Kens derzeitige schlechte Laune. Dieser war zum wiederholtem Male dabei ein Quietschen von sich zu geben. Am liebsten würde er den älteren eigenhändig erwürgen. Wie lange brauchte denn ein Medizinstudent dafür, um zu checken, ob eine Wunde blutet oder nicht? Als dieser Ken ein weiteres Mal an seiner schlimmen Stelle am Hinterkopf anfasste reichte es ihm. „Nimm verdammt noch mal deine Pfoten da weg!“ fauchte er den Brillenträger an. Doch Jou hörte nicht auf den jüngeren und wollte seine Untersuchungen fortsetzen. Bei der nächsten Berührung Jous war das Maß voll und Ken rammte ihm seinen Ellenbogen in die Seite. „Ich habe gesagt, Pfoten weg!“ Wenn Daisuke nicht immer noch auf seinen Beinen gesessen hätte, wäre Ken nun aufgesprungen und hätte sich auf Jou gestürzt. Doch da Daisuke nun mal auf seinen Beinen hockte ging das nicht. – Glück für Jou, Pech für Ken. Sich schmerzend die Stelle haltend, wo er eben getroffen wurde, bevorzugte Jou es lieber zu tun, was Ken von ihm verlangte und ließ sich von Yamato in Sicherheit bringen. Brummend richtete Ken seinen Blick wieder auf Daisuke, wo er nun sicher war, dass Jou es so schnell nicht mehr wagen würde ihm zu nahe zu kommen. Mit hochgezogener Augenbraue musterte er ihn. Ersthaft fragte Ken sich gerade, wieso der immer noch auf seinen Beinen saß, wo er ihm vor nicht einmal fünf Minuten eine geknallt hatte. Er war sich jedenfalls sicher, dass er an Daisukes Stelle längst das Weite gesucht hätte. Aber wenn er sich seinen Freund weiter ansah, fiel ihm auf, dass dieser wohl ganz woanders mit den Gedanken sein musste. Dieses komische Grinsen, dass Daisuke ihm gerade zeigte kam ihm irgendwie bekannt vor… Dass er beobachtet wurde, bemerkte der Brünette nicht mal. Er hatte es gerade mal so mitbekommen, dass Taichi weggegangen war kurz nachdem er ihm das Foto geschenkt bekommen hatte. Und genau das sah er sich die ganze Zeit über an. Er könnte Tai vor Freude abknutschen, dass er das Foto gemacht hatte und es ihm auch noch geschenkt hatte. Irritiert sah Ken nun auch das Foto an, das Daisuke in den Händen hielt und blöd angrinste. ‚Das ist wohl eins von Taichi… Hm. Ich hab wohl was verpasst.’ schlussfolgerte der Blauäugige. Zugegeben, das Foto war wirklich gut, aber warum überließ ausgerechnet Taichi das einem anderem? Da musste doch was hinter stecken. „Ken?“ Verwundert blickte der angesprochene auf. „Tut mir leid…“ „Mir auch.“ Nach dieser gegenseitigen Einsicht sahen sie sich einen Moment lang an und mussten anfangen zu kichern. Erleichtert lächelte Daisuke seinen Freund an nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Tut es doll weh?“ fragte er während er wieder aufstand und im Anschluss sein Foto in seine Jackentasche steckte. „Höllisch.“ gestand der Schwarzhaarige und ließ sich aufhelfen. ‚Das dürften interessante Nächte werden…’ Dabei hasste Ken es auf dem Bauch schlafen zu müssen, denn auf der Seite bestand die Gefahr, dass er im Schlaf sich auf den Rücken rollen könnte und das konnte er für die nächste Zeit gar nicht gebrauchen. „Hikari-chan hat sicher noch eine Kopfschmerztablette oder so dabei.“ meinte der Brünette der beiden, legte seine Arme um die Taille seines Freundes. Sich sicher, dass sich sein Freund wieder beruhigt hatte, küsste er diesen zärtlich auf die Lippen. Noch während sie das taten, drang ein Kichern an seine Ohren. Dieses Kichern kannte er, es war das von Taichi. Interessiert, worüber der jetzt schon wieder kichern konnte, linste er zu ihm hinüber während er sich noch mit Ken küsste. Der ehemalige Anführer begutachtete gerade seine Fotos, auf die er – um es milde auszudrücken – äußerst stolz war. Welch ein Glück, dass er schnell genug gewesen war und sie hatte einsammeln können, bevor Daisuke sie ihm wegnehmen konnte. Es war zwar schade um das eine Foto, aber er hatte ja alle noch auf seinem Computer, also was soll’s? Außerdem hatte er die besten gerade in seinen Händen. Bei diesem Anblick fiel Daisuke wieder ein, was er eigentlich vorgehabt hatte, bevor dieser kleine Unfall hier geschehen ist. Langsam löste er sich wieder von Ken. „Ähm, was ist mit den Fotos?“ Nichts verstehend blinzelte der Blauäugige den anderen an. Zur Antwort deutete der Goggleboy mit einer Kopfbewegung zu Taichi. Genervt blies Ken darauf die Luft aus. „Reicht es dir nicht, die von Hikari zu haben? Und außerdem, was glaubst du, was er machen wird, wenn er erfährt, dass du kein Gramm besser bist und ihn auch fotografiert hast? Wenn du klug bist, solltest du es sein lassen, ehe er sich noch an dir rächen will. Und Ishida-san dürfte das ebenfalls missfallen.“ „Och komm schon, du hast die ja, wie wollen die davon was erfahren?“ bettelte Daisuke und setzte seinen Hundeblick dabei auf. Böse funkelte Ken ihn dafür an. „Mach was du willst, aber halte mich da raus. Und komm ja nicht heulend zu mir angelaufen, wenn er dich vermöbelt hat.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten ging er an seinem Freund vorbei und machte sich auf den Weg zum derzeitig einzigen Mädchen der Gruppe, in der Hoffnung ein Aspirin oder ähnliches von ihr bekommen zu können. ‚Oh man, ist der wieder stinkig… Hoffentlich hält das nicht lange an.’ Doch von Kens schlechter Laune ließ er sich nicht von seinen Plan abbringen. Schließlich wäre er nicht Motomiya Daisuke, wenn er sich von so was abhalten ließe, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ken würde sich schon wieder ein kriegen, da war er sich sicher. Ohne weiteres abzuwarten ging er zielstrebig auf Taichi zu, rempelte dabei sogar Iori an, der deswegen beinahe hingefallen wäre. Bei diesem Anrempeln ist die Katze, die die ganze Zeit über friedlich auf den Armen des jüngeren geschlafen hatte, wach geworden, sprang nun hinunter und rannte erneut weg. Eilig versuchte Iori nun sie wieder einzufangen und wandte sich sogar von den Fernsehbildschirmen ab, die selbst jetzt noch Daisuke und Ken zeigten, wie sie noch vor einer kleinen Weile miteinander im Kontrollzentrum im Untergeschoss beschäftigt gewesen waren. Vor dem älteren angekommen, räusperte sich Daisuke kurz ehe er Haltung annahm um sich größer wirken zu lassen als er es eigentlich war. „Taichi-sempai.“ Verwundert schaute der angesprochene auf. ‚Seit wann ist der denn so förmlich?’ „Gib mir die Fotos!“ Noch verwunderter sah Tai auf die Fotos in seinen Händen. „Die hier?“ Bejahend nickte der jüngere. Wieder den jüngeren ansehend, sagte er „Vergiss es.“ Ein paar Meter entfernt musste sich Ken seufzend an den Kopf fassen. ‚Was bildet sich Daisuke nur ein? Er kennt ihn doch schon seit Jahren… Niemals würde Tai sich so leicht überreden lassen. Da hätte Ishida-san mehr Chancen, und selbst auf ihn hört er nicht immer.’ „Geht’s dir nicht gut, Ichijouji-kun?“ fragte Yamato und musterte den jüngeren eingängig. ‚Vielleicht hat er den Sturz doch nicht ohne weiteres überstanden. So gereizt wie er vorhin noch war…’ „War schon mal besser. Aber…“ begann Ken und linste zu Takeru hinüber. „…was ist eigentlich mit Takeru-kun?“ „Ach den haut nichts so leicht um!“ lachte der Blonde zur Antwort. Immerhin hatte sein kleiner Bruder sogar Taichis Sticheleien und Anschläge überlebt, da konnte das kleine Bisschen von Motomiya wohl kaum mehr Schaden anrichten. „Komm, Hikari-chan hat sicher noch ’ne Tablette für dich.“ Freundschaftlich legte er dem Schwarzhaarigen einen Arm um die Schultern und zwang ihn ihm zu folgen. Während die beiden zu Takeru und Hikari weiter gingen, war Daisuke derweil damit beschäftigt sich mit Taichi anzulegen. „Gib sie her, verdammt! Weißt du eigentlich wie peinlich das ist? Denk doch wenigstens an Ken, wenn ich dir schon egal bin.“ „Die Masche zieht bei mir nicht, Kleiner.“ grinste Tai frech. Es machte ihm sichtlich Spaß Daisuke zu ärgern. Er wusste durchaus, dass die Fotos Ken mehr ausmachten als Daisuke, aber den Spaß wollte er sich eben von niemandem nehmen lassen. „Gib sie her!!“ „Dann versuch sie mir doch abzunehmen.“ Und so begann ein wohl endloses Umhertanzen Daisukes um Tai, da dieser immer im letzten Moment die Fotos außer Reichweite brachte, ehe der jüngere sie zu fassen kriegen konnte. Den beiden fiel nicht auf, dass sie gerade genau das gleiche veranstalteten, wie Daisuke es noch vor wenigen Minuten noch mit Ken getan hatte. Wütend sprang nun auch der jüngere Taichi auf den Rücken, worauf dieser sich weiter im Kreis drehte und ihn so von sich los zu bekommen. Bei einer weiteren Drehung um die eigene Achse bemerkte Tai, wie etwas hinter einer der baumartigen Pflanzen hier im Gang aufblitzte und bei der nächsten Drehung meinte er genau dasselbe zu sehen, was er im Beisein Takerus vorhin gesehen hatte: eine Messerklinge eines Mörders. Darauf blieb er abrupt stehen und starrte die Pflanze an. „Hö? Was…“ wollte der jüngere Goggleboy wissen und folgte dem Blick seines Vorbildes. Doch wie erwartet wurde er daraus auch nicht schlauer und stieg vom Rücken des älteren ab, nur um im nächsten Moment diesen kreischend auf seinen Armen zu haben. „He-hey! Was soll das?! Geh runter!“ „Yamaaaaaaaaaaa!!! Er ist wieder daaaaaaaaaaa!!!“ Mit hochgezogener Augenbraue sah der gerufene zu seinem Freund hinüber. Eigentlich hatte er gerade vorgehabt, sich hinzusetzen und sich ein wenig mit Ken zu unterhalten, aber das war wohl gerade dabei ins Wasser zu fallen. Bei diesem ungewöhnlichen Geheule des einstigen Anführers sahen alle irritiert zu ihm. „Wovon spricht er?“ fragte Ken mit schief gelegtem Kopf. „Wenn ich das wüsste…“ erwiderte Yamato und überlegte, ob er es tatsächlich wagen sollte das herauszufinden. Kapitel 7: Gerettet und wieder frei? ------------------------------------ ++++Kapitel 7++++ Gerettet und wieder frei? Zweifenld, ob das hier richtig war, ging Yamato zu dem hysterischen Nervenbündel, auch bekannt als Yagami Taichi. Eigentlich rieten ihm alle seine Instinkte wieder umzukehren, aber er war hier wohl der einzige der den Irren da beruhigen konnte. Diese Tatsache verfluchend blieb er unmittelbar vor den beiden Goggleboys stehen, wo der eine versuchte den anderen los zu werden. Ohne jegliche Gnade hob er seine Hand und kniff kräftig in Tais Wange, worauf dieser das Kreischen einstellen musste. „Reiß dich zusammen.“ zichte er. ‚Und ausgerechnet DER soll der Träger des Wappens des Mutes sein? Meine Fresse, ich hätte ihn nie diese Horror- und Thrillerfilme meines Vaters angucken lassen dürfen…’ Eingeschüchtert nickte Tai und stieg von Daisuke runter, der darauf nur erleichtert aufatmete und seine schmerzenden Arme vorsichtig streichelte, denn so leicht war Tai nicht, dass er diesen lange auf diese Art tragen konnte. „Was ist es jetzt schon wieder?“ fragte der Blonde genervt und hielt seinen Freund immer noch in die Wange gekniffen fest. „Der Mördaaa ist wiedaa daaaa.“ nuschelte der gekniffene und erntete nur ein Stirnrunzeln seines Freundes. „Und wo ist dein Mörder?“ fragte dieser schließlich zweifelnd. „Na daaaaa!“ nuschelte Tai weiter und zeigte auf seine Zimmerpflanze. „Ja klar… Hast du neuerdings eine Pflanzenphobie oder bist du allergisch gegen den Baum da?“ Verständnislos schüttelte er seine blonde Haarpracht. Warum nur hatte er sich ausgerechnet in diesen Trottel verlieben müssen? Nicht nur, dass er sich damit als schwul abgestempelt hatte, er musste sich ausgerechnet eine ängstliche Dumpfbacke angeln. Bestraft für’s Leben. Gerade, als er ihn wieder loslassen wollte, begann Tai zu quietschen und hätte Yamato nicht zufällig zur selben Zeit zu der Zimmerpflanze geguckt, dann hätte er alle nötigen Papiere unterschrieben, die nötige wären um den Brünetten in die Irrenanstalt zu stecken. Völlig entgeistert klappte ihm sein Kinn runter. ‚Spinn ich? Da war doch eben… Da! Schon wieder!’ Nun sah auch er etwas ‚blitzen’, wie es Taichi genannt hatte. Aber er würde es ehr als funkeln bezeichnen. Doch recht verwundert, was mit den beiden los war, ging Ken zu ihnen. Kurz musterte er sie aus nächster Nähe, kam allerdings zu keinem brauchbaren Ergebnis und erhoffte sich, dass vielleicht Daisuke doch etwas mitbekommen hatte. Fragend sah er seinen Freund an, der nur die Schultern zuckte. Sich am Kopf kratzend sah sich Ken um. Ihm fiel nichts ungewöhnliches auf, was die Ursache für das Erstarren Tais und Yamatos sein könnte. Das einzige, was ihm auffiel, war dass Iori nirgends zu sehen war, doch das Fehlen des Jungen konnte er sich nicht als Grund vorstellen. Nachdenklich betrachtete er die beiden älteren wieder. Dass mit denen was nicht stimmte war offensichtlich, aber was war es nur? Leicht fuhr Ken erschrocken zusammen. „Sorry, aber hörst du das auch?“ Daisuke hatte Ken auf die Schulter getippt und sah wieder zu den Zimmerpflanzen, auf die Taichi gezeigt hatte. Einen Moment lauschte der Schwarzhaarige. Es war still. Was wollte sein Freund da nur gehört haben? Abgesehen von dem Gequietsche des ehemaligen Anführers war doch nichts zu hören, oder? Doch nach ein paar weiteren Sekunden konnte auch er etwas hören. Ungläubig zog er seine Augenbrauen zusammen. ‚Schritte?’ Kaum dass Ken die Schritte gehört hatte, begannen Yamato und Taichi synchron laut zu kreischen und klammerten sich verzweifelt am jeweils anderen fest. Wenige Meter von den vier Jungs entfernt sahen Jou, Takeru und Hikari sich skeptisch an. „Was ist denn mit denen los?“ fragte Takeru während er sich aufsetzte. „Keine Ahnung…“ murmelte Hikari zur Antwort. Sie wusste, dass ihr Bruder des Öfteren nicht alle Latten am Zaun hatte, geschweige denn alle Tassen im Schrank, aber dass sich selbst Yamato in seine Hysterie mitreißen lassen würde, hätte sie nicht gedacht. „Vielleicht sollte jemand mal nachfragen?“ schlug der ältere der drei vor. Prompt wurde er von Hikari und Takeru angesehen. „Schön dass du dich bereit erklärst.“ Grinste der Blonde. „Hä?“ „Na hop!“ Einen bestimmenden Schups gebend sorgte das brünette Mädchen dafür, dass der Brillenträger ein paar Meter auf die vier Jungs zu stolperte. „A-aber…“ wollte er sich verteidigen, doch das falsche Lächeln Hikaris und Takerus ließ ihn wieder verstummen. Seufzend gab er sich geschlagen. ‚Warum immer ich?’ Mit ihrem Werk zufrieden setzte sich Hikari neben ihren blonden Freund auf die Bank. Endlich war sie wieder – so zu sagen – allein mit ihm. Über diese Tatsache glücklich kuschelte sie sich an ihn. Ihr Bruder würde jetzt bestimmt keinen Ärger machen, so beschäftigt dieser doch gerade damit war wie ein Kind rum zu kreischen. Schmunzelnd legte Takeru einen Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. „Tut es noch sehr weh?“ fragte die Brünette ihren Liebsten und schloss glücklich die Augen. „Hm? Ach du meinst die Blauenflecken und so… ach, geht schon.“ Wieder in seiner heilen Welt angekommen blendete er seine Umgebung aus und streichelte über den Rücken seiner Freundin. Die beiden waren derzeitig so ziemlich die einzigen der Truppe, die die Ruhe weg hatten. Die restlichen fünf wurden zunehmend unruhiger, die einen mehr, die anderen weniger. Allmählich bekam auch Daisuke Bammel und bevorzugte es so sich an seinen blauäugigen Freund zu klammern, der doch mehr den kühleren Kopf bewahrte und angestrengt darüber nachdachte, was hier los war. ‚Vielleicht werden die Aufnahmen der Kameras noch woanders hin gesendet und nun ist doch ein Wachmann hier um die Sache zu überprüfen. Aber vielleicht ist auch ein Einbrecher hier und wir stören ihn bei seinem Raubzug.’ In seinem Kopf begannen sich verschiedene Möglichkeiten abzuspielen, die er für am wahrscheinlichsten hielt, doch von den meisten hoffte er, dass sie nicht wahr werden würden. „Ähm, was ist mit den beiden da los?“ wollte Jou von dem Schwarzhaarigen wissen und tippte ihm dabei auf die Schulter, die nicht von Daisuke in Beschlag genommen wurde. Er konnte dem Jüngeren ansehen, dass dieser tief in seine Gedanken versunken war und er wohl ewig auf eine Antwort warten konnte. Also richtete der Brillenträger derweil seinen Blick abwartend zu den beiden inzwischen wimmernden Chaoten und seine einstigen Gefährten der Digiwelt. ‚Jetzt drehen die wohl völlig durch.’ Einige Meter hinter ihnen sah er kurz etwas aufleuchten. Ungläubig kniff er seine Augen zusammen und sah noch mal genauer hin, wartete ein bisschen, ob es wieder aufleuchtete oder nicht. Er wollte es schon als Einbildung abhaken und vergessen, doch da leuchtete es erneut auf, doch dieses Mal schien es ihm näher und etwas heller zu sein als das vorige Mal. Dieses Leuchten haben auch Yamato und Taichi gesehen, weshalb sie anfingen in Tränen auszubrechen und synchron „Ich will noch nicht sterben!“ zu jammern. Zugegebener Maßen doch leicht verängstigt krallte sich auch Jou an Kens Ärmel fest und schluckte schwer. Es war zu dunkel um genau sagen zu können, was dahinten war, aber irgendwie wollte er das nicht so genau wissen. Wenn es nach ihm momentan gehen würde, würde dieses „Etwas“ schön brav wieder dahin verschwinden wo es hergekommen war. Doch das tat es nicht. Stattdessen kam es den sieben Jugendlichen immer näher, denen das Fehlen Ioris nicht aufgefallen bis egal war, ließ insbesondere Tai und Yamato um die Wette jammern. Sich auf die Unterlippe beißend entschied sich Ken für die Variante mit dem Wachmann und hoffte, dass er richtig lag. Ihm war inzwischen durchaus aufgefallen, dass sich nun sogar schon Jou an ihn festhielt, aber er wollte sich nicht die Arbeit machen den Älteren von sich los zu bekommen. Schließlich hatte dieser vor ein paar Minuten einen unschönen Schlag von ihm abbekommen und deswegen wollte er ihn nicht weiter unnötig vergraulen. Doch dafür entschuldigen wollte er sich auch nicht. Er hatte ja nicht auf ihn hören wollen… ‚Wie heißt es so schön? Wer nicht hören will, muss fühlen.’ In aller Ruhe miteinander rum turtelnd kuschelten Hikari und Takeru auf ihrer Bank, als wäre nichts und sie allein miteinander. Sie waren sich sicher, dass sie eh keiner der anderen beobachten oder gar belästigen würde, also nutzten sie es auch gleich aus. Wer wusste schon, wann sie dazu das nächste Mal die Gelegenheit haben würden? Besonders wo Tai nun von ihren Umzugsplänen wusste. Doch ihr Geturtel hatte einen Haken, denn so bemerkten sie als einziges nicht, dass sie definitiv nicht allein waren und noch eine weitere Person bislang unbehelligt hier herum lungerte. „Habe ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich dich liebe, Ken-chan?“ brabbelte Daisuke und war nahe dran sich in die Jacke seines Freundes fest zu beißen. Klasse, jetzt hatte er sich nun auch noch von der Panikmacherei seines Vorbildes anstecken lassen und das obwohl er doch das Digimental des Mutes besaß, welches er nur ganz am Rande erwähnt von eben diesem Vorbild vererbt bekommen hatte, aber das ignorierte der jüngere Goggleboy mal schnell. „Fang du jetzt nicht auch noch an, Dai.“ Die Augen verdrehend sah sich Ken um. War er denn der einzige hier, der nicht übertrieb? Was sollte dahinten denn schon sein? Wenn es jemand sein würde, der ihnen schaden wollte, wäre dieser schon längst dabei gewesen sie zum schweigen zu bringen. Davon war er mehr als nur überzeugt. „Eigentlich solltest du in einem solchen Moment so was sagen wie ‚ich liebe dich auch’, jetzt, wo wir sterben müssen.“ Jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten und biss schniefend in den Stoff von Kens Jacke. „Die wirst du nachher schön sauber machen, kapiert? – Wir werden nicht sterben, verdammt! Und nun hör auf meine Jacke voll zu sabbern!! Das ist ja widerlich!“ Wenn er nur eine Hand frei gehabt hätte, hätte er schon selbst dafür gesorgt, dass sein Freund damit aufhörte in seine Jacke zu beißen und diese überflüssiger Weise nass zu sabbern, doch seine linke wie auch seine rechte Seite wurde belagert und sein Handlungsspielraum dementsprechend sehr eingeschränkt. Entfernt kam eine Stimme näher, welche nach ihnen zu rufen schienen. „Ich hoffe wir sehen uns im Jenseits wieder, Yama!“ heulte Tai der Stimme wegen und schluchzte theatralisch dem Blonden ins Ohr. Das Schluchzen großzügig ignorierend schniefte Yamato kurz. „Das hoffe ich auch, Tai.“ Als würden sie gerade vor dem jüngsten Gericht stehen, klammerten sie sich aneinander fest. „Ich liebe dich du Dummkopf.“ „Ich dich auch… Hey!“ entrüstet über das Dummkopf wollte der Brünette schon protestieren und Kontra geben, als die Stimmen nun deutlich zu hören waren. So brach er in ohrenbetäubendes Geheule aus und heulte ganze Bäche zusammen, während er seinen blonden Freund fest umklammert hielt. Und auch Jou und Daisuke gaben schräge Töne von sich und klammerten sich verängstigt an Ken fest, der nun schon glaubte im falschen Film zu sein. „Jungs! Reißt euch doch mal zusammen!“ versuchte er gegen ihre Lautstärke anzukommen, denn er hatte, wie er bereits vermutet hatte, erkannt dass einer der Nachtwächter nach ihnen rief. Besagter war sich nun nicht mehr so sicher, ob er näher zu den Jugendlichen gehen sollte. „Wie alt sind die denn?“ murmelte der Mann zweifelnd und überwand sich schließlich doch die letzten Meter hinter sich zu bringen. „Beruhigt euch doch, Kinder.“ Bei dem Wort „Kinder“ verstummten alle und sahen den Erwachsenen erwartungsvoll an. Erleichtert, dass es doch so leicht gewesen war, atmete der Mann auf. „Was macht ihr denn hier? Wir haben bereits seit Stunden geschlossen.“ Einen Schuldigen suchend sahen sich die meisten der fünf Jungs um. Das Pärchen auf der Bank blendete das Geschehen derweil gänzlich aus und tat noch immer so als seien sie allein miteinander. „Wir, ähm, haben die Durchsagen wohl überhört.“ erklärte Tai kurz gefasst. Wieder ernster stand er auf und klopfte sich den Staub von der Hose, was ihm Yamato schnell gleich tat. Allgemeine Erleichterung machte sich breit, bis es Jou nun auch endlich auffiel, dass einer von ihnen fehlte. „Wo ist Hida-kun?“ „Der ist wieder seiner Katze hinterher gerannt.“ antwortete Daisuke wieder cool und tat natürlich so, als sei er es die ganze Zeit über gewesen. „Dann sollten wir ihn besser suchen gehen.“ Schlug der Brillenträger vor, wurde aber schnell vom Nachtwächter abgehalten. „Ihr meint doch bestimmt diesen brünetten Jungen, oder? Der ist bereits bei meinem Kollegen.“ „Wenn das so ist, dann können wir ja endlich abhauen.“ kommentierte Yamato und gähnte einmal herzhaft. Einig stimmten die anderen ihm zu und so mussten auch die Turteltäubchen sich von ihrer Bank trennen und mitkommen. Skeptisch musterte Ken den Nachtwächter. Irgendwas an ihm störte ihn, doch er wusste nicht was es war. Sie liefen nun schon ein paar Minuten mit dem Mann durch das Einkaufszentrum und auch ohne sich hier aus zu kennen glaubte der Schwarzhaarige nicht, dass sie zu einem Ausgang gingen. „Was hast du?“ Besorgt sah Daisuke seinen Freund neben sich an, der schon die ganze Zeit über am Grübeln war und seine Schritte weiter verlangsamte. „Mit dem stimmt was nicht.“ antwortete der blauäugige der beiden schließlich nach ein paar Sekunden mit gesenkter Stimme. „Was soll mit ihm nicht stimmen?“ Nicht verstehend richtete der Brünette seinen Blick nach vorne. Sie beide bildeten das definitive Schlusslicht der Gruppe. Etwa drei Meter vor ihnen gingen Takeru und Hikari – händchenhaltend – und vor ihnen Tai und Yamato, die sich gegenseitig an schwiegen und ganz vorne Jou, der fröhlich am Plappern war mit dem Nachtwächter. Daran war doch nichts ungewöhnliches. „Seine Uniform stimmt nicht. Sie hat an der Außenseite der Hose einen roten Streifen zu viel.“ „Und? Woher willst du das überhaupt wissen?“ „Das Wachpersonal hier hatte vorhin eine ähnliche Uniform an und da waren es genau zwei rote Streifen und nicht drei an der Hose. Und ihm scheint sie auch noch etwas zu groß zu sein…“ „Sag jetzt nicht, dass er kein Namensschild trägt…“ kommentierte Daisuke die Augen verdrehend. Worüber sich sein Freund schon wieder Gedanken machte… das waren doch nur Belanglosigkeiten. Und wenn schon, dann hatte er eben nicht die richtige Hose an, wen interessiert das schon? „Verarschen kann ich mich auch alleine.“ erwiderte Ken eingeschnappt und wandte seinen Blick von Daisuke ab. Die Sache ließ ihn keine Ruhe. Es war nicht nur die fehlerhafte Uniform, viel mehr war es die Art, wie der Mann mit ihnen umging, die ihn störte. Eine kleine Weile später standen sie alle in einem dunklen Gang, der nur von der Taschenlampe des Mannes erhellt wurde. Sie befanden sich inzwischen bei den Büros des Einkaufzentrums und genau vor einer Tür eines dieser Büros blieb der Wachmann stehen. So langsam begann auch Yamato an der Sache zu zweifeln. Er war hier schon zig Mal gewesen und so weit er wusste gab es hier wirklich keinen Ausgang. Also warum hatte man sie hierher geführt? Er wollte schon zu einer Frage ansetzten, da wurde schon die Tür neben Jou geöffnet und dieser mit Kraft hinein getreten. Geschockt erstarrte der Blonde über das gesehene. „So und nun zu euch. Ab rein da!“ befahl der Mann. „Was soll das!“ fuhr Taichi ihn an, doch verstummte er gleich wieder, als man ihm kaltes Metall in Form einer Pistole an den Kopf hielt. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er Iori sehen, der gefesselt und geknebelt nahe bei Jou auf dem Boden hockte und ängstlich in seine Richtung schaute. Bei diesem Anblick musste der Brünette schlucken. Kein Risiko eingehen wollend ging er schließlich mit Yamato freiwillig in den Raum, dicht gefolgt von Hikari, die sich an Takeru klammerte. Zögernd folgte schließlich auch Daisuke den anderen und glaubte, dass es sein Freund ihm gleich tun würde, doch dieser blieb trotzig stehen. „Und du auch.“ Mit seiner Waffe schwenkend deutete der ältere Ken in den Raum zu gehen, doch auch weiter blieb er stehen. „Wird’s bald? Oder willst du ’n zusätzliches Loch in deinem hübschen Gesicht haben, Kleiner?“ Ohne den Blick zu heben blieb Ken auch weiter stehen. „Hör auf ihn, Ken!“ flehte Daisuke, konnte sich nicht erklären, was in ihn gefahren war. Er hatte seinen Freund noch nie so lebensmüde erlebt. Sonst hörte der doch auch darauf was andere ihm sagten und ging nie auch nur das kleinste Risiko ein. Warum tat er es denn jetzt nicht auch? Als würde er darauf hören ging der Schwarzhaarige ein paar Schritte weiter, konnte den Typen vor sich dreckig kichern hören. Als er nur noch einen Meter von dem Mann entfernt war, blieb Ken erneut stehen. „Wie oft muss man dich denn noch auffordern?“ blaffte der Kerl arrogant, doch ehe er sich versah spürte er einen stechenden Schmerz in der Magengegend. Der Grund dafür war, das Ken den Moment genutzt und ihm einen kräftigen Faustschlag verpasste hatte. Leicht taumelte der Mann zurück. „Na warte, dafür wirst du zahlen.“ Sich den Speichel vom Mundwinkel abwischend wollte er wieder die Pistole heben, doch leider war er zu langsam. Mit einem gezielten und blitzschnellen Tritt beförderte der Schwarzhaarige die Waffe einige Meter weit weg. Sein Gegner schaffte es gerade noch sich die schmerzende Hand zu halten, ehe er einen weiteren Treffer kassierte, dieses Mal direkt ins Gesicht und so Meter weit flog. Erstaunt sahen seine Freunde Ken an. Sie konnten es nicht glauben, was sie da gerade sahen. Sie wussten zwar alle noch, dass der Schwarzhaarige vor ein paar Jahren Kampfsport trainiert hatte, aber sie hätten niemals gedacht, dass ausgerechnet er, der ruhigste und schüchternste unter ihnen zu etwas derartigen Handeln fähig war. Unheilvoll knurrend stand der falsche Nachtwächter wieder auf, sah wütend den schwarzhaarigen Jugendlichen an, der ihm diese Schmerzen zugefügt hatte. Mit einem Kampfschrei stürmte er letztlich los um sich zu rächen, doch elegant wich der Junge ihm aus. Einen weiteren Versuch startend rannte er wieder auf ihn los und wurde dieses Mal gepackt und über die Schulter des Jungen geworfen und kam hart auf dem Boden auf. „Geben Sie auf. Sie sollten doch inzwischen gemerkt haben, dass Sie unterliegen.“ Mit eiskalten Augen sah er auf den Mann unter sich. Alles drehte sich vor den Augen des älteren. Der Aufprall mit dem Kopf auf den Boden war doch schmerzhafter geworden, als er gedacht hatte. Nur unscharf konnte er die Umrisse des Jungen über sich ausmachen, der ihn so zugerichtet hatte. Als ihm diese kalten blauen Augen auffielen durch fuhr ihn ein eisiger Schauer. Es wunderte ihn schon ein Wenig, dass er ausgerechnet die Augen des Jungen klar und deutlich sehen konnte, aber er hatte andere Probleme als sich damit weiter zu beschäftigen. Denn noch wollte er nicht aufgeben, doch als er versuche aufzustehen, wurde ihm schwarz vor Augen. Sich sicher, dass es vorbei war, sah Ken zu, dass die Pistole nicht in die falschen Hände geraten konnte und sammelte sie vom Boden. Kurz sah er sich das Modell an, öffnete das Kugellager und entfernte sämtliche Patronen. Unsicher tat Daisuke einen großen Schritt über den Bewusstlosen und ging weiter zu seinen schwarzhaarigen Freund (und Retter). „Äh, wow. Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist.“ Dieser sah ihn verwundert an, lächelte dann aber wieder freundlich als könne er keiner Fliege was zu leide tun. „Und jetzt?“ fragte Tai und begutachtete das Werk des Schwarzhaarigen. „Vielleicht hat der einen Schlüssel bei sich.“ schlug Yamato vor und schon begann er mit Tai zusammen die Taschen des Mannes zu filzen. „Seid ihr wahnsinnig? Was ist, wenn er wieder zu sich kommt?“ gab Jou panisch zu bedenken, traute sich aber nicht, die beiden von dem Mann weg zuholen. Viel lieber blieb er in sicherer Entfernung und befreite Iori von den Fesseln. „So schnell dürfte der nicht wieder aufwachen, so wie Ichijouji-kun den vermöbelt hat.“ lachte Taichi und besah sich dabei den Inhalt der Brieftasche des Mannes. Stöhnend ging Hikari an ihrem Bruder vorbei. Immer das Gleiche mit ihm. Eben hat er sich noch ins Hemd gemacht und jetzt spielt er wieder den Coolen. „Wir sollten lieber die Polizei anrufen.“ „Och, verdirb uns doch nicht den Spaß, Nee-chan. – Hey, der heißt echt Shimamoto Shotaro. Seine Eltern müssen ihn echt nicht leiden können. Uhh, der ist auch noch Organspender, das arme Schwein und Mitglied im „Ein Herz für Bäume“-Verein – was für ein Looser.“ Dreckig grinsend zog Taichi einen Ausweis nach dem anderem heraus, bis er ein zusammengefaltetes Foto entdeckte. Gegen einen Würgereiz ankämpfend gab er es weiter an Yamato, der ihn fragend musterte. „Was hast du denn?“ Kopfschüttelnd richtete der Blonde seinen Blick auf das Foto. „Meine Fresse, soll das seine Freundin sein, oder was? Die ist ja extrem fe-…“ Eines Räuspern von Hikari wegen riss er sich noch mal zusammen und korrigierte sich schnell, ehe er die Handtasche von ihr zu spüren bekam. „… vollschlank, Genau. Vollschlank ist die. – Äh, sie.“ Einigermaßen zufrieden mit der Korrektur nahm sie Takeru bei der Hand und ging mit ihm weiter um wie sie es vorgeschlagen hatte die Polizei zu verständigen. ‚Puh, noch mal Schwein gehabt.’ Erleichtert atmete Yamato auf. Nicht all zu lang später traf die Polizei ein und führte Shimamoto Shotaro, den falschen Nachtwächter, ab, der bereits seit vier Jahren als Räuber unterwegs gewesen war und an diesen Jugendlichen letztlich gescheitert war. Er hätte sich wohl doch einen Komplizen zulegen sollen. Unter diesen Umständen war man auf die acht Jugendlichen nicht böse und sah über das kleine Mallör, dass sie mitten in der Nacht sich im Einkaufzentrum befanden, großzügig hinweg. Sie nahmen die Erklärungen einfach so hin und dass ausgerechnet Ken, der wohl zierlichste der Truppe, den Einbrecher K.O. geschlagen hat belächelten sie nur. Das allerdings nur so lange, bis ihnen aufgefallen war, dass sie das ehemalige Wunderkind vor sich zu stehen hatten. Aber eines ließ dem Einsatzleitenden Inspektor keine Ruhe. „Warum hast du so viele blaue Flecke?“ skeptisch musterte er Takeru vor sich, der ihn zunächst dumm anglotzte. „Sollen wir dich nicht doch besser ins Krankenhaus bringen?“ fragte der Mann als ihm auffiel wie blass der blonde Junge vor ihm auf einmal wurde. Schlimmes witternd mischte sich schnell Taichi ein und hielt Takeru die Hand vor dem Mund ehe er antworten konnte. „Äh, er ist heute morgen nur die Treppe runter gefallen. Ihm geht’s gut.“ Mit sehr ähnlichen Befürchtungen stimmte Daisuke zu. „Genau. Er ist nur noch etwas aufgeregt wegen diesem Einbrecher, wissen Sie?“ den älteren unschuldig angrinsend hielt auch er eine Hand vor Takerus Mund. Er hatte wirklich keine Lust darauf Ärger mit der Polizei zu bekommen, denn schließlich hatte er vorhin versucht Takeru zu erwürgen. Misstrauisch begutachtete er die drei. „Takeshi-san? Wir haben eben mit den Inhabern des Einkaufzentrums gesprochen und man sagte uns, dass die Überwachungskameras komische Sachen aufgenommen haben.“ Stutzig drehte der Inspektor sich zu seinen Kollegen um. „Komische Sachen? Was meinen die damit?“ „Das wollten sie uns nicht sagen. Die Ehefrau soll ohnmächtig geworden sein, als sie sie gesehen hatte. Ich denke da haben sie andere Probleme gehabt.“ erklärte der jüngere der beiden und blätterte in seinem kleinen Notizblock. Ertappt sahen sich die Jugendlichen an. Insbesondere Daisuke und Taichi schluckten schwer und hofften, dass die Inhaber das „Was“ für sich behalten würden. „Wie dem auch sei…“ mit diesen Worten richtete Takeshi seine Aufmerksamkeit wieder auf die acht Jugendlichen. „…Es ist bereits spät. Geht nach Hause, bevor sich eure Eltern noch mehr Sorgen machen.“ Gefügig nickten sie und sahen zu, dass sie schnell von hier weg kamen. Endlich wieder an der frischen Stadtluft ging Takeru grummelnd an den beiden Goggleboys vorbei. „Das war nicht nötig gewesen, verdammt.“ „Sei froh, dass wir wieder frei sind.“ nörgelte Tai zur Antwort. „Das alles konnte doch nur passieren, weil du die Fotos machen musstest.“ ergänzte Daisuke mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Ken, der neben ihm stand musste sich stöhnend an den Kopf fassen. „Was?“ „Du hast es immer noch nicht gecheckt?“ „Was denn?“ nichts verstehend blinzelte Daisuke seinen Freund an. „Erklär ich dir später. Lass uns lieber abhauen, bevor die doch noch erfahren, was das für Aufnahmen sind.“ Entschlossen ergriff der Blauäugige die Hand des Brünetten und zog ihn mit sich. Hier wollte er sich jedenfalls nicht anhören müssen, wie Daisuke den Zusammenbruch seiner Traumwelt bejammerte. Es war schon schlimm genug, dass dieser es immer noch nicht gerafft hatte, dass Hikari und nicht Takeru die Fotos gemacht hatte. „Da hat er recht. – Komm.“ Grob packte Hikari sich Takeru, ehe dieser noch zu viel sagte. Noch mehr Aufregung konnte sie heute Nacht nicht mehr gebrauchen. Kurz sah Tai seiner Schwester noch nach, ehe ihm einfiel, dass sie das gleiche Ziel hatten. „He, wartet!“ Eilig schnappte er sich Yamatos Handgelenk und zog ihn mit sich. Dieser war derzeitig zu müde um sich zu wehren. Außerdem wollte er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die ans Tageslicht bringen könnte, dass er der Schuldige dafür war, dass sie bis eben noch fest gesessen hatten. ‚Ich hätte die Fotos einfach nicht austauschen dürfen.’ Nun standen nur noch zwei vor dem Eingang des Einkaufzentrums und sahen perplex den anderen hinterher. Nicht einmal verabschiedet haben sie sich… „Komm Iori-kun, ich bring dich besser nach Hause.“ sagte Jou schließlich. „Ok.“ Wieder glücklich mit seiner Katze vereint ging der Junge mit Jou mit und streichelte das Fellknäul auf seinen Armen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)