einmal Muggelschule und zurück von XdramaX (1. alles kommt anders und 2. als man denkt) ================================================================================ Kapitel 5: verfänglicher Reitunterricht --------------------------------------- Es war Amy, die am nächsten Tag nicht zum Vormittagskurs erschien. In spezieller Schulkleidung, die extra fürs Reiten war, trat der Jahrgang vor die Ställe und unterhielt sich aufgeregt, als die neunundzwanzig Tiere bereit zum Ausritt rausgeführt wurden. „Wo ist denn Turner?“, fragte Draco einfach und sah sich um. „Amy kann nicht reiten.“, erklärte Melodie ihm, die sich die ganze Zeit unauffällig an seiner Seite hielt. „Sie kann nicht reiten?“, das konnte er jetzt aber nicht glauben. Sogar er konnte es und sie war in dieser Welt aufgewachsen. „Ja, sie kann zwar tanzen, aber was reiten angeht ist sie motorisch einfach unfähig. Oder eher psychisch. Darum muss sie immer noch auf eines der Anfängerpferde und hat auch kein Eigenes hier zu stehen. Siehst du das Braun-Weiße da? Das ist für sie, aber vermutlich wird sie sich eh wieder davor drücken. Ist wahrscheinlich zu ihrer Mutter gegangen und labert sie ein wenig zu oder so. Das macht sie immer. Und wenn sie merken, dass eigentlich Unterricht ist, sind wir schon lange weg.“ „Und mir eine Standpauke halten, dass ich zum Unterricht gehen soll.“, meinte Draco mürrisch und schwang sich auf ein schwarzes Tier, das ihm einer der Bediensteten brachte. Als er sich nach links wandte, sah er Direktor Alfons Turner auf die Gruppe zukommen. Vor ihm her lief seine Tochter. Die kurzärmlige Bluse war nicht ganz richtig zugeknöpft und ihn ihrem Blick lag etwas Gequältes. „Er ist ein guter und fairer Schulleiter, aber als Vater will ich ihn nicht haben…“, flüsterte Melodie Draco zu und stellte ihr Tier neben seinem in Position. „Nicht nur, dass sie nicht reiten kann, sie hat auch eine absolute Pferdephobie.“ „So? Aber das sind doch ganz liebe Tiere.“, stellte er fest und konnte selber nicht glaube, dass die Worte von ihm kamen. Aber es war tatsächlich er, der liebevoll den Hals des schwarzen Hengstes unter ihm tätschelte. „Als sie in der ersten Klasse der Primarstufe war, gleich bei ihrem ersten Reitunterricht, hat die Lehrerin einen Moment nicht aufgepasst, das Pferd hat sich erschreckt, als einer der jüngeren Hengste, der eingeritten werden sollte, verrückt spielte, hat sich zusammen mit ihm aufgebäumt und ist davon galoppiert. Die Longe wurde der Frau aus der Hand gerissen und Amy flog rücklings von dem Tier herunter. Mehrere Wochen lang lag sie im Koma. Man dachte sogar schon, dass sie schwerwiegende Schäden davon tragen würde, oder gar nicht mehr aufwachen, aber dann ist sie aufgewacht und alles war wieder in Ordnung. Außer dass sie die erste Zeit kreischend weggerannt ist, wenn sie ein Pferd gesehen hat. Sowas kann einen ganz schön prägen, wenn man erst sechs Jahre alt ist.“ War das der Grund, dass sie niemals zaubern gelernt hatte? Dieser Unfall? Hatte der irgendwas verschoben? So was sollte es ja geben, das Unfälle die Stärken und Schwächen verändern konnten. Das man plötzlich eine Sprache fließend sprach oder irgendwas anderes besser konnte als jeder andere. Er sah Amy dabei zu, wie sie zögernd auf die Stute zuging, die man für sie bereitgestellt hatte. Ihre Augenbrauen zogen sich in der Mitte zusammen und ihr Unterkiefer zuckte unkoordiniert. „Steig auf.“, befahl ihr Vater. Das Lächeln war nur aufgesetzt. Das sah Draco sofort. Auch das „Es wird dir schon nichts tun“, mag andere von seiner Fürsorglichkeit überzeugen, aber es war genauso fürsorglich wie einen Cruciatus. Amy schluckte schwer und zog sich dann an dem Tier hoch auf den Sattel. Als sie drauf saß, machte die Stute einen Schritt vorwärts und sie kniff die Augen zusammen. Es kostete sie starke Überwindung nicht einfach los zu schreien. Der Direktor nickte und drehte sich herum. Draco hatte gestern mit ihm und seiner Frau alleine gegessen. Amy war nicht dabei gewesen. Er redete allgemein nicht von ihr und wenn ihre Mutter von ihr zu sprechen begann, wurde sie einfach abgewirkt. Ihr Vater mochte sie nicht sonderlich, so schien es. Oder er war einfach nur zu streng mit ihr. Irgendsowas musste es sein, doch Draco hatte das Gefühl, das es so oder so mit ihren nicht vorhandenen Zauberkräften zu tun hatte. „Also Kinder, dann mal los.“, rief ihr Reitlehrer freudig und setzte sein Tier in Bewegung. Amys aber blieb stehen, direkt neben ihr hielt die zweite Lehrerin, die sie ebenfalls in diesem Fach unterrichtete. Als sich alle in Bewegung gesetzt hatten, tätschelte die Frau Amy an der Hand und setze ihr Pferd in Bewegung. Ruckartig ging auch die braun-weiße Stute los. Ein erschrockenes Aufstöhnen von der Vertrauensschülerin, dann verkrampfte sie sich und krallte sich auf dem Rücken des Pferdes fest. „Arme Amy…“, murmelte Oliver, auf der anderen Seite von Melodie. „Mir tut eher das Pferd leid.“, gestand Malik und kassierte böse Blicke der Klassenkammeraden um sie herum. Draco kümmerte sich nicht weiter darum. Er hätte auch nicht gewusst, was er tun sollte, also lies er die Gespräche der anderen einfach an sich vorüber ziehen. „Draco, übrigens, komm bitte morgen Abend nicht zu früh zurück zum Haus, okay? Es seih denn du bist in Partylaune.“ Er zog die Stirn kraus. „Was soll das schon wieder heißen?“ „Amy hat morgen Geburtstag. Wir feiern immer.“ „Warum nehmt ihr nicht den großen Festsaal?“ „Weil wir dazu die Erlaubnis vom Direktor brauchen. Nachdem er uns in dieser Hinsicht schon in unserem ersten Jahr hier einen Korb gegeben hat, haben wir es aufgegeben, ihn danach zu fragen.“ Nun war es amtlich: Diese Familie war eigenartig. Und aus irgendeinem Grund tat ihm Amy leid. Ihm persönlich war die Zuneigung seines Vaters sehr wichtig. Wenn er sie nicht hätte, würde er vermutlich sterben. Er zog seinen Gaul herum. „Hey, Draco, wo willst du hin?“, fragten die anderen, aber er reagierte nicht darauf. „Na klasse, jetzt geht gleich wieder Gezanke los.“, grummelten die Zwillinge im Chor. „Hey, Draco, lass sie in Ruhe!“ Sie klangen in dem Moment genau wie die Weasleys, die jetzt diesen Scherzartikelladen hatten, und für einen Moment vergaß Draco, dass er nicht unter den Gryffindors gelandet war. „Bitte, Weasley, lasst mich einfach in Ruhe.“, knurrte er. „Wiesel? Wer ist Wiesel?“, fragte Malik verwirrt. Sein Bruder zuckte nur die Schultern, doch sie taten was er gesagt hatte, da es scheinbar an sie gerichtet war und folgten einfach weiterhin den Anderen. „Hey, Turner.“, Draco nahm den Platz auf ihrer anderen Seite ein und blieb auf der gleichen Höhe. „Was willst du?“, fragte sie und versuchte hart zu klingen. „Steig ab, ich bring dir jetzt reiten bei.“, erklärte er und fügte noch schnell, bevor Bescheuerten Ideen kamen, hinten ran: „Das ist Tierquälerei, was du da machst.“ „Danke, aber ich brauche keine Hilfe von eingebildeten Affen wie dir.“ „Man jetzt stell dich nicht so an.“, stöhnte er. „Immerhin hast du noch was gut bei mir. Also steig ab.“ Sie sah ihn an. „Ich denke nicht, dass ich das ohne Weiteres schaffe…“, murmelte sie. „Lassen Sie es gut sein. Ich bringe es ihr schon bei.“ „So lernt man das nicht.“, entgegnete Malfoy der Frau neben Amy kühl. Die Abneigung war beinahe greifbar. „Um reiten zu lernen, sollte sie erstmal die Angst vor dem Tier verlieren.“, meinte die Frau. „Und DAS“, er wies auf Amy. „Soll dabei helfen? Sicher nicht.“ „Du meinst, dass du es besser kannst?“, fragte sie entrüstet. „Ich habe Ihnen das Du nicht angeboten.“, entgegnete er und wandte sich wieder an Amy. „Komm, vertrau mir.“ „Ich dir vertrauen? Du würdest mit einem Beil kommen, wenn ich nicht aufpasse.“ „Nicht ganz, aber fast. Nur gerade habe ich keine Waffen bei mir, also mach es einfach.“ Natürlich war Amy nicht abgeneigt das zu tun. Immerhin würde sie dann von diesem Schiff runter kommen, das sich "Pferd" nannte. „Okay.“, murmelte sie und versuchte das Tier zum Anhalten zu bringen. Die Stute war ein gut trainiertes Tier für Anfänger und blieb sofort stehen. Zittrig stieg Amy von ihr hinunter und reichte dann der interessiert, aber spöttisch dreinschauenden Reitlehrerin die Zügel. Draco rutschte auf seinem Sattel ein Stück nach hinten und hielt ihr die Hand hin. „Komm hier rauf.“ „Was?“, schrieen die beiden gleichzeitig. „Ich glaube, du kannst am besten die Angst überwinden, wenn jemand bei dir ist, wenn du auf dem Pferd sitzt.“ „Und dieser jemand sollst du sein, ja?“ „Genau. Nun komm schon, so hab ich das auch gelernt. Das ist am Leichtesten.“ Sie sah den schwarzen Hengst unter ihm an, dann nickte sie. „Miss Turner.“, protestierte die Reitlehrerin, doch Amy hatte schon einen Fuß in dem Steigbügel und stieß sich von der Erde ab. Damit sie Draco nicht trat zog sie das andere Bein an und legte es über den Rücken des Pferdes, dann saßen beide in dem Sattel. Es war etwas unbequem, aber nicht unangenehm, dachte sich Draco und griff unter ihren Armen hindurch nach den Zügeln. „Ich weiß, intimer Kontakt ist verboten, aber wenn du so weit weg rutschst, dann wird das erst recht nichts.“, meinte er und drückte sie mit einem Arm an sich heran. Erschrocken griff sie nach seinem Handgelenk und krallte sich daran fest, als das Pferd auf einmal los lief. „Entspann dich, es passiert dir nichts. Ich bin ein hervorragender Reiter.“, prahlte Draco rum. „Angeber.“, schimpfte sie ihn, nahm aber seine Bewegungen an. Langsam entkrampften sich ihre Muskeln und der Druck an seinem Handgelenk ließ nach. „Wir müssen die anderen wieder einholen, also nicht erschrecken. Ich werde nur kurz antraben. Halt dich vorn am Sattel fest.“ Sie nickte leicht und biss die Zähne zusammen. Malfoy zog sie so stark an sich wie er konnte und trieb das Tier an. Langsam trabte es los. „Ich muss mich doch sehr wundern!“, meckerte die Lehrerin neben ihnen. „Das werde ich dem Direktor melden. Das fällt unter die Kategorie unsittliche Annäherungen.“, beschloss sie, doch Draco tauchte einfach mitten in der Gruppe der anderen Pferde unter, sodass sie abgeschnitten wurde. Das sie schnaubte, konnte er allerdings noch hören. „Na sieh mal einer an.“, begrüßten die Zwillinge sie. „Keine Angst wegen dem Gaul, Amy?“ „Ich habe mehr Angst vor Malfoy.“, gestand sie grinsend. „Das ist aber nicht gerade eine Berührung der sittlichen Art.“ „Aber du, Malik. Du bist doch der, der so gerne mit ihr Tanz. Wer spürt denn hier ständig ihr Hinterteil?“ „Apropos Hinterteil, warum kannst du eigentlich reiten, aber nicht Tanzen, Oliver?“ „Hups.“, er kratzte sich am Hinterkopf. „Erwischt.“ Die Gruppe lachte los. Amy, die versucht vollkommen unbeirrt zu klingen tat es ihnen nach, doch was sie wirklich außer Fassung brachte, war nicht mehr das Pferd unter ihr. Es war der Junge hinter ihr, der sie wieder losgelassen hatte und seine Arme locker auf ihren Beinen ablegte und über ihre Schulter spähte. Eigentlich sollte sie verlegen sein oder Angst haben, so wie sonst auch, aber die körperliche Nähe und das regelmäßige Atmen hinter ihr beruhigte sie und gab ihr ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Sie konnte sich voll und ganz auf den Rhythmus des Tieres einlassen. Und es machte ihr Spaß. Das letzte Mal, dass sie sich freute auf einem Pferd zu sitzen, war an dem Tag, als sie den Unfall hatte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite um den Jungen hinter sich anzusehen. „Was?“, fragte er sofort bei ihrer Bewegung und sah zu ihr runter. „Danke.“, flüsterte sie nur, drückte seine Hand und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Hauchen war der richtige Ausdruck. Er war so kurz und zart, dass Malfoy ihn nicht mal spürte. Trotzdem johlten die Umstehenden los und klatschten in die Hände. Amy stimmte ein und knuffte ihn. „Nun guck nicht so.“ Dieses Vertrauen und die Freundschaft, die Draco in dem Moment spürte, die Dankbarkeit und all diese Gefühle, die die anderen ihm entgegen brachten, brachten ihn nun doch zum lächeln. Na gut, vielleicht hatte er diesen chaotischen Haufen doch lieb gewonnen. Und nachdem er jetzt bemerkt hatte, dass hier niemand, nicht mal die kleine Queen vor ihm, unfehlbar war, fühlte er sich doch plötzlich wohl. Sie waren kein Ersatz für seine Freunde zu Hause, nicht mal annähernd, und das Gefühl hier war ein klein wenig anders, aber in diesem Moment fühlte er sich wohl. Oliver klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt musst du aber auch Nachhilfe bei Amy im tanzen nehmen.“, bemerkte er. „Sonst noch irgendwelche Extrawünsche?“, fragte Malfoy entsetzt. „Ja, drei doppelte Chili-Cheeseburger mit Gurke und Zwiebeln.“, bemerkte Malik. „Ohne Käse, aber mit viel Mayo.“, machte Oliver weiter. „Und eine Apfeltasche!“, die Beiden grinsten sich breit an. „Juressicpark 2!“, bestimmte ein anderer Junge das Filmzitat. „Richtig.“ Sie kamen auf eine gepflasterte Straße und weiter vorne trabte das Pferd ihres Lehrers los. Malfoy stöhnte innerlich auf. Nein, nicht schon wieder traben. „Fertig?“, fragte er Amy. Sie nickte und umklammerte den Knauf vorn am Sattel. Dass er ihr den Arm um den Bauch legte lag nur daran, dass er kein Riskio eingehen wollte. Er musste unbedingt aufpassen, dass sie einen Takt hatten. Er wollte nicht wissen, was passieren würde, wenn sich ihr Körper an seinem rieb. Und diese Reaktion hätte nichts mit Gefühlen oder Lust zu tun - nicht, dass er so was empfand, um Himmelswillen nein - aber es wäre rein biologischer Natur, was dann passieren würde. Es war schon so kaum auszuhalten, als er das Tier antrieb. Verbissen konzentrierte er sich auf den Takt, den der Hengst vorgab. Vor sich hörte er Amy lachen. Es war ein glückliches Lachen, kein ängstliches, und er wusste es hatte sich gelohnt. Wenn sie das hier irgendwann alleine konnte, dann würde ihr Vater sie vielleicht wenigstens etwas respektieren. Er wusste noch nicht genau wieso, aber er hatte Mitleid mit ihr, weil es offenkundig nicht so war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)