einmal Muggelschule und zurück von XdramaX (1. alles kommt anders und 2. als man denkt) ================================================================================ Kapitel 10: alles wieder auf Anfang ----------------------------------- Am Samstagvormittag Unterricht zu haben, war einfach nichts für ihn. Das hatte Draco nach dem Mittagessen beschlossen und ausnahmslos alle hatten ihm zugestimmt. Besonders deshalb, weil ihre Aufgabe darin bestannt, in einem völlig vom nächtlichen Regen aufgeweichtem Blumenbeet herum buddeln. Nach dieser Tortur hatten sie sich alle einen sonnigen, warmen Nachmittag am Strand verdient. Nicht das Draco eine Badehose hatte, Himmel nein, so was besaß er nicht mal ansatzweise. Er und baden gehen? Badewanne vielleicht, oder Dusche, Whirpool ging ja auch noch, aber eine Badehose? Und selbst wenn er so was besessen hätte, hatte er eigentlich nicht vorgehabt, sie mit hierher zu nehmen. Doch es half nicht, sich etwas vorzumachen. Es war definitiv zu heiß um in langen Hosen und Ärmeln herum zu laufen, das musste auch er zugeben. Also hatten die Zwillinge in kurzer Hand in eine ihrer Badehosen gesteckt - eine dunkelgrüne mit schwarzen streifen - und ihn dazu überredet ein kurzärmliges Hemd zu tragen. Was das dunkle Mal anging: Natürlich wollte er dämlichen Fragen der Anderen zuvor kommen und hatte sich einen Verband darum gewickelt. Ins Wasser gehen wollte er dennoch nicht. Vergangenen Abend hatte er gewartet bis alle Jungs aus den Duschen verschwunden waren und seinen Rücken so gut es ging im Spiegel betrachtet. Die Striemen waren leuchtend rot, wie die Farbe einer Ampel, und die aufgeplatzte Haut konnte man als leichte Erhebungen unter den Fingern spüren. Schlimm genug, dass Amy sie doch noch am Abend per Zufall entdeckt hatte. Er hatte um Aufmerksamkeit gebettelt und gemeint, dass sein Rücken schmerzen würde. Er hatte nich daran Gedacht, dass sie sich sofort um ihn kümern wollte und ihn massierte. Dabei hatte sie schlussendlich auch noch diese Schläge begutachten können. Sie wollte ihn zu einer Krankenschwester schicken, weil sie der Meinung war, dass sie sich vielleicht entzünden könnten. Darüber hinaus verlangte sie alles über ihren Ursprung zu erfahren, doch zum Glück hielt er dicht. Sie war aber auch zu leicht abzulenken. Er hatte ein wenig Süßholz geraspelt, ein paar kleine Streicheleinheiten wallten lassen und schon nahm sie ihm, zahm wie ein Lämmchen, jede Erklärung ab. Na ja, zumindest hatte sie sich dann mit einem „mein Geheimnis“ zufrieden gegeben. Nun saß er hier, mitten im Sand, die Beine angezogen und sah den anderen dabei zu, wie sie sich gegenseitig mit Wasser bespritzten. Die Zwillinge waren die Könige im Meer. Vor ihnen nahm jeder reiß aus und wehe dem, den sie in die Fänge bekamen. Einmal bis drei gezählt und er lag im Wasser. Weiter hinten bauten einige Kinder Sandburgen. Wie konnte man wertvolle Zeit seines Lebens für etwas verschwenden, dass nur so kurz bestand hatte? Er sah auf, als Amy aus dem Wasser gesprungen kam und sich direkt vor ihm in den Sand plumpsen lies. „Ach komm schon, Draco.“, begann sie wieder zu betteln und erneut schüttelte er nur den Kopf. Sie seufzte. „Na ja, vielleicht hast du ja auch recht. Salz währe sicher nicht so gut für deine Wunden.“ Draco begann zu grinsen. „Was ist?“, fragte sie und begann noch beinahe im selben Moment zu schreien. Malik hatte sich einen Eimer bei den Kleinen geborgt, ihn voll Wasser gemacht und direkt über ihrem Kopf ausgeschüttet. „Danke, Alter!“, er hob den Daumen, warf den Eimer über die Schulter und rannte los. Amy stolperte ungelenk hinterher, mit kräftigem Durst nach Rache. „Mr. Malfoy, Sir?“, fragte einen Stimme hinter ihm und als er sich umsah, stand der alte Butler hinter ihm, der in Alfons Begleitung war, als er ihn vom Bahnhof abgeholt hatte. „Sie und Fräulein Amy sollen sich im Büro des Direktors melden.“, erklärte er. Na klasse, was der wohl wieder wollte…? „Ist gut, wir kommen gleich.“, meinte er nur und kam auf die Füße. Der Mann nickte und verschwand. „Amy?“, rief er und brachte das Mädchen zum stoppen, als sie ihrem Gießer gerade einen Eimer Sand über den Kopf schütten wollte. „Was ist?“ „Wir werden bei deinem Vater erwartet.“ Amy nickte und wollte in ihrer Bewegung weiter machen, als sie merkte, dass der Zwilling aufgesprungen war und schon einige Meter entfernt ins Wasser hopste. Sie seufzte, goss den Sand aus dem Eimer und gab ihn einer Erstklässlerinnen zurück, dann stakste sie zu Draco hinüber. Er hob gerade ihr Handtuch vom Sand auf und reichte es ihr. Mit einer großen Geste schüttelte sie es aus und trocknete sich schnell ab. Mit dem Handtuch über den Schultern und gebückt versuchte sie ihren Badeanzug anzuziehen und den zweiten dafür an, schaffte es schließlich und wickelte sich noch einen Rock darum. Die Haare abrubbelnd gingen sie hinunter von dem Sand. „Weißt du, was er will?“, fragte Draco und Amy schüttelte den Kopf. Natürlich wusste sie es. Vermutlich ging es um die Überraschung für Draco. Zusammen gingen sie zu dem Hauptgebäude. Als erstes viel ihr auf, dass keine Autos davor auf dem Parkplatz standen, zumindest keine fremden. Na ja, vielleicht hatte sie sich ja auch geirrt. Sie erklommen die Marmortreppe und öffneten die Tür zum Vorzimmer. Nach einer kurzen Begrüßung an Elenor klopfte Draco an der Tür. „Herein.“ Er öffnete sie und lies Amy durch… Dann war Schluss. Er sah schwarz. Sieben Personen standen und saßen in dem Raum, zusammen mit Alfons hinter seinem Monstrum von Schreibtisch. Er lächelte ihnen entgegen, doch Draco war absolut nicht nach lachen zumute. „Was hast du denn da an?“, fragte eine belustigte Mädchenstimme und riss die Augen auf. Was sie sah gefiel ihr. Das Hemd war offen, die Hose hatte etwas Verwegenes und sein Haar war leicht zerzaust von dem Wind, der schon den ganzen Tag vom Meer her herüber wehte. Pansy stand zwischen Blaise und ihrem Vater. Sie war es, die gesprochen hatte. Er sah zu seinem Vater, der ihn nicht gerade sonderlich belustigt von oben bis unten musterte. „Woher hast du das?“, fragte er ohne Umschweife. „Geliehen. Es wurde mir hier allmählich zu heiß.“, erklärte er und warf einen Hilfe suchenden Blick auf Amy. Scheinbar zogen einige Anwesende falsche Schlüsse daraus, denn sofort heimste sie sich einen zornigen Blick ihres Vater ein. „Amy, hast du uns was zu sagen?“, fragte er barsch. „Was? Nein!“, meinte sie sofort. „Er hat sich das Zeug freiwillig angezogen!" Empört stemmte sie die Hände in die Hüfte. Jegliche gute Erziehung schien sich zu verflüchtigen. Wut, das war ihre Art und Wiese das zu überspielen, was gerade in ihr hoch kroch. Angst und Panik breiteten sich bei dem Anblick der beiden Schränke und ihrer Väter, dem großen dunklen Typen und selbstverständlich Lucius - in dessen Blick nichts als pure Verachtung lag - aus. Was das Mädchen anging, so wusste sie noch nicht, was sie von ihr halten sollte. „Malik und Oliver waren der Meinung, dass Draco etwas überhitzt aussah nach unserer Schulgartenaktion heute Morgen und haben seinen Kleiderschrank durchforstet. Da er keine Badehose hat, haben sie ihm einen von ihnen aufgequatscht, zusammen mit dem Hemd.“, sie zottelte daran herum, was jedoch vor allem bei Lucius und Alfons die Blicke nur noch weiter verfinsterte. „Finger weg von meinem Sohn.“, entfuhr es Lucius und sie hob abwehrend und geschockt die Arme. Alfons atmete einmal tief durch. „Also, Draco, du kennst diese vier Herrschaften ja. Amy, nun für dich“, ein gewisser Unterton in der Art von und-nun-für-ganz-Dumme war herauszuhören. „Das hier sind Freunde von Draco, aus seiner Schule. Blaise Zabini, Gregory Goyle, Vincent Crabbe und Pansy Parkinson.“ „Aha“, war alles was sie darauf antworten konnte. Parkinson, was war das denn bitte für ein Name? „Was ist, Draco, freust du dich gar nicht uns zu sehen?“, fragte das Mädchen und lachte als hätte sie einen unglaublich guten Witz gemacht. Doch Amy fand das ganz und gar nicht lustig. Und das nicht nur, weil die Antwort offen auf der Hand lag: NEIN! Genau die gleiche Antwort ging auch durch Dracos Kopf. Natürlich, es war schön seine Leute zu sehen, aber im Endeffekt war es doch so: Er freute sich jeden Tag aufs neue, Amy zu sehen. Er mochte sie und zwar sehr. Vielleicht war sie nur eine kleine Sache über die Ferien, aber ein falsches Wort der anderen und Pansy kam dahinter, dass er sie betrogen hatte. Denn so war es, wie ihm nun klar wurde. Währe er normal gewesen, dann hätte er jetzt die Qual der Wahl zwischen zwei der wunderbarsten Frauen, die man sich nur anlachen konnte. Gut, Amy war zwar die bessere Wahl, ganz ohne Zweifel, aber er hatte so das dumme Gefühl, dass Pansy ihm einen Seitensprung noch eher verzieh, als Amy es ihm jemals verzeihen würde, nicht ehrlich gewesen zu sein, in Bezug anderer Beziehungen. Aber nicht nur wegen seinen Herzensdamen war er nun so verwirrt, sondern auch, weil er sich hier eine eigene, kleine Welt geschaffen hatte. Eine Welt ohne Verpflichtungen und ohne Potter. Sich einfach mal treiben lassen, umgeben von Leuten, die ihn mochten, auch ohne, dass er über jeden Schritt nachdenken musste. Sie nahmen ihn einfach hin wie er war und nahmen das ganze als Spaß. Doch diese vier waren ein Stück Realität, die ihn nun wieder einholte. Seine Vorahnung über den Ausgang dieser Geschichte schien sich zu bewahrheiten. Tränen, Wut und Chaos, das würde das alles hier hinterlassen, nicht mehr und nicht weniger. „Was hast du mit deinem Arm gemacht?“, fragte Lucius und zog ihn damit von der gedanklichen Klippe zurück, von der er gerade zu fallen drohte. „Nichts, ich wollte nur lästige Fragen umgehen.“, erklärte er und sah auf seinen linken Arm, als hätte dieser eine Antwort von ihm verlangt. „Schämst du dich etwa?“ „Nein!“, beeilte Draco sich zu sagen, doch der Blick seines Vaters war bohrend. „Geht jetzt.“, meinte Alfons um sich und Lucius noch einen gewaltigen Krach zu ersparen. „Ich will mitkommen.“, meinte Lucius und machte sich aufbruchsbereit. Amy atmete einmal tief durch und drehte sich herum, um das Büro zu verlassen. Als sie das Büro ihrer Mutter durchquert hatte, sah sie noch einmal zurück. Die Frage, wo Draco bleibe, blieb ihr im Hals stecken. Er stand noch immer in der Tür und begrüßte seine Freunde. Natürlich, was hatte sie auch anderes erwarten können. Sicher wollte er ihnen erstmal "Hallo" sagen. Sie seufzte leise und öffnete die Tür, um alleine hindurch zu gehen. Unten, am Fuß der Treppe, setzte sie sich hin und starrte auf die Bodenfliesen. Sie hatte so das dumme Gefühl, dass nun endgültig alles vorbei war. Die unbeschwerte Zeit, die sie sich alle hart zurück erkämpft hatten, als Draco auf der Matte stand, würde nicht länger andauern. Nicht jetzt, wo diese Leute aufgetaucht waren. Was würden nur die anderen sagen? Sie wollte Frieden in ihrem Haus, da sie sich in Gegenwart ihrer Eltern, vor allem in der ihres Vaters, immer so unwahrscheinlich dumm und naiv vorkam, doch all das würde jetzt verschwinden und egal wie sehr sie sich Mühe geben sollten, nichts könnte es wieder zurück bringen. Am liebsten währe sie einfach zu dem Haus gegangen und hätte die Anderen überredet, sich ganz schnell ein Neues zu suchen, bevor der Besuch eintreffen würde, aber das konnte sie schlecht machen. Es gab kein anderes Haus in dem sie sich verstecken konnten. Als sie die Tür hörte und Draco am Treppenabsatz sah, dicht gefolgt von diesem schwarzhaarigen Mädchen und dem dunkelhäutigen Jungen, stand sie auf und verließ das Haus. Draußen hatte es mittlerweile wieder zu Regnen begonnen. Gott, wie gut dieses Wetter doch passte. Sie hatte diese Typen gesehen und wusste sofort, dass vermutlich nicht nur die Ruhe in ihrem Haus gefährdet war. Sie nahm die Beine in die Hand und rannte los. Unsinnig, nass war sie jetzt schon, so oder so, aber sie bekam auf einmal diesen Fluchtinstinkt, der sie immer überfiel, wenn etwas völlig aus dem Ruder lief. Sie rannte lieber vor Problemen davon, als sie zu bewältigen. Die Tür ging auf, noch ehe sie angekommen war und Malik half ihr rein. „Was ist? Wo ist Draco?“ „Kommt gleich. Zusammen mit vier Neuen.“ „Schon wieder?“, fragte Melodie. „Ja. Einer muss hier unten in das Zimmer, die anderen drei nehmen die freien Zimmer auf den oberen drei Etagen.“ Die anderen nickten. „Freunde von Draco?“ Amy nickte. „Na klasse, damit hätten wir vermutlich unseren alten Zombie zurück.“ „Hey, ich ziehe mir erstmal was anderes an, ja? Oli, zeig du ihnen bitte wo ihre Zimmer sind.“, der Angesprochene salutierte und Amy sprang die Treppe hinauf. Als die Tür erneut aufging, blickte sich der Jahrgang um. Alle hatten sich auf einem Fleck versammelt, die Arme verschränkt und sahen der Kolonne, aus Regenschirmen entgegen, die hereinkam. „Wenn die welche haben, hätten sie ja Amy auch mitnehmen können.“, wisperte Malik seinem Bruder zu. Der nickte nur. Der erste der hereinkam war Draco. Er sah auf, blickte in jedes einzelne Gesicht, sah wieder weg, als müsse er sich zur Ordnung rufen, und trat beiseite. Sein Vater folgte, dann der Direktor, zwei bullige Jungs, ein Mädchen und ein dunkelhäutiger, gut aussehender Typ. Einige der Mädchen zogen scharf die Luft ein, als sie ihn sahen und manche begannen sogar zu kichern. Die vierzehn Jungs warfen ihrer weiblichen Jahrgangshälfte böse Blicke zu, doch die ließen sich gar nicht beirren. „Amy zieht sich um. Sie ist triefend nass geworden.“, erklärte Malik mit einem Seitenblick auf Draco. Dieser sah ihn gar nicht an, sondern lies ich von dem Mädchen neben ihm berieseln. Es schien, als nehme keiner wirklich Notiz von ihnen, trotzdem sprach er weiter: „Die Zimmer für unsere Gäste befinden sich in der zweiten, dritten und vierten Etage, sowie hier unten.“ „Das Mädchen geht nach ganz oben. Ihr anderen drei könnt entscheiden.“, erklärte Oliver und stellte sich neben seinen Bruder. Es gab abfällige Blicke von Seiten Lucius und arrogante der Neuankömmlinge. Die Zwillinge mussten sich zusammen reißen um nicht sofort auszurasten. „Wo ist dein Zimmer, Draco?“, fragte der Mann mit den langen blonden Haaren. „Erste Etage.“, erklärte der Angesprochene. „Dürfte ich es vielleicht sehen?“ Sein Sohn nickte und ging einfach an den Jungen und Mädchen vorbei, gefolgt von seinen Gästen. Amy suchte gerade nach einer eleganten Bluse, als auf einmal ihre Tür aufschwang und diese Pansy herein marschierte. Sie sahen sich an. „Sag mal was fällt dir eigentlich ein? Hast du gar keine Manieren?“, schrie Amy und hielt sich etwas vor die bloße Brust. Draco stand hinter ihr, genauso wie ihr Vater, Lucius und all die anderen. Sie kam sich vor, wie mitten in einer Piepshow. Und sie war das Objekt, das alle begafften. „Raus hier, verflixt noch mal!“, schrie sie, doch keiner ging auf sie ein. Die drei Jungen sahen sie mit großen Stielaugen an, Lucius reckte das Kinn empor, zeigte aber auch nicht das geringste bisschen Scham, musterte sie stattdessen wie ein Stück Vieh. Ihr Vater sagte rein gar nichts, sah sie nur teilnahmslos an und Draco, tja, der hatte sich demonstrativ umgedreht. Wut, Angst und Verzweiflung verschleierten ihren Blick. „Warum kann ich nicht dieses Zimmer haben?“, fragte Pansy und wandte sich an den Direktor, der nun ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, genau wie Lucius. „Soll das ehrlich eine Frage sein?“, entgegnete Amy und zog sich schnell die Bluse über. „Das hier ist mein Zimmer!“, damit stapfte sie auf sie zu. „So was Ungehobeltes wie dir bin ich ja noch nie begegnet. Sogar unsere Erstklässler haben mehr Disziplin!“ „Amy!“, tadelte ihr Vater. „Ach, jetzt bin ich wieder schuld, oder was? Wer platzt denn hier bitte einfach rein, wie so ein Berserker und wer glotzt hier rum als würde er vor einem Fenster in Amsterdam stehen?“, sie wies auf die Jungs und schlussendlich auf Malfoy Senior. „Amy, du vergisst dich.“ „Ich vergesse mich? Ich vergesse mich?“, schrie sie aufgebracht. Irgendetwas in der Nähe knackte bedrohlich. Draco zuckte kurz zusammen, blieb aber ansonsten still. Allmählich war ihr wirklich alles egal. Ihre Familie, ihre Freunde, die Umgebung, in der sie war. Da war nichts, außer reinem Hass und der konzentrierte sich voll und ganz auf die sieben Leute, die hier in ihrer Tür und im Zimmer standen und ihr mehr als deutlich zeigen wollten, dass sie weniger Wert war, als eine Kakerlake. Aber das würde sie sich nicht mehr gefallen lassen. Allmählich reichte es nun doch. Sie wollte ja alles tun, um ihrem Vater zu gefallen, sofern es sich im Rahmen bewegte. Eine Strippshow hinlegen, gehörte allerdings definitiv nicht zu diesem Repertoire. Draco hatte Recht gehabt: Dieser Mann war es einfach nicht wert. Sie sah kurz zu Malfoy Junior, doch der stand immer noch nur da, starrte die Tür gegenüber an und redete gleichzeitig leise mit dem Typen namens Blaise. „Amy, du wirst deine Sachen packen und in das Zimmer im Erdgeschoss ziehen.“, erklärte ihr Vater mit zusammengebissenen Zähnen. „Wie bitte? Das ist ja wohl die Höhe!“, schrie sie und ballte die Hände zu Fäuste. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut. Noch ein Wort und sie hätte sich nicht mehr unter Kontrolle, soviel stand fest. „Nein, dein Verhalten ist die Höhe.“, erklärte Alfons und in dem Moment geschah es. Das Bett, der Schrank, der Schreibtisch, einfach alles flog in die Luft. Schreiend duckte sich Amy. Die Wut wich der Angst, als sie die Arme über den Kopf warf und Verwirrung sich breit machte. Die anderen taten es ihr nach. Staub wirbelte um sie herum als sie sich langsam wieder erhoben und einige Federn der Matratze und der Kissen zu Boden segeln sahen. „Was war das?“, fragte Amy schockiert. „Nimm deine Sachen und geh runter.“, befahl ihr Vater nur noch einmal, als sie sich nicht sofort rührte, wurde er ungehalten: „SOFORT!“, schrie er und so schnell sie konnte klaubte sie die Kleidungsstücke zusammen, die nicht auch zerrissen worden waren und rannte hinaus. Unsanft stieß sie an Draco. Nicht ohne die Hoffnung, dass er endlich aufwachen würde. Was war mit ihm los? Warum behandelte er sie auf einmal wie Luft? Draco schluckte schwer. Das war eine Träne gewesen, in Amys Augen. Und er konnte ihr nicht mal sagen, was los war. Zum Glück war keiner des Jahrgangs hoch gekommen, als es geknallt hatte. Diese anklagenden Blicke hätte er jetzt nicht noch mal ertragen. Abgesehen davon zog Alfons gerade seinen Zauberstab und reparierte alles mit einem einzigen Schwung. Nur die Kleidung, die verbrannte er. „Das Zimmer gehört dir, Pansy.“, beschloss er anschließend. „Wir wollen auch hier unten bei Draco bleiben.“, erklärten die Jungen. „Sucht euch ein Zimmer.“, gestattete Alfons, ohne ihnen weiter Beachtung zu schenken. Wer hatte gerade dieses Zimmer zu Kleinholz verarbeitet? Niemand hatte seinen Zauberstab gezogen. Irgendjemand musste solche Wut in sich gehabt haben, dass sie sich einfach entladen hatte. Aber wer? Er vielleicht? Nein, dazu hatte es nicht gereicht. Abgesehen davon hatte er sich vollends unter Kontrolle. Lucius? Nein, der auch nicht. Er war zu sehr tief gefroren, als dass er sich wegen einer kleinen Muggel so aufregen könnte. Zugegeben, er sah sich genau wie Alfons mit einer Spur Verblüffung um, im Angesicht dieser Kraft, die Auslauf gefunden hatte, doch er würde niemals die Beherrschung verlieren, so dachte Alfons zumindest. Eher dafür in Frage kamen die Jungs und Pansy. Wobei er sich nicht vorstellen konnte, weshalb Crabbe, Goyle oder Zabini sich hätten so aufregen sollen. Doch auch Pansy und Draco fielen aus der Sache raus. Beide hatten Amy einfach ignoriert. Draco in dem er sich mit Blaise unterhalten hatte und Pansy hatte sich eher auf ihn und Lucius konzentriert. Blieb eigentlich nur eine Person übrig, aber die konnte erstrecht nicht der Grund sein. Amy und eine solche Explosion von Gefühlen? Nein, niemals. Er hatte sie von einem Bekannten aus dem St.-Mungo-Hospital untersuchen lassen, der ihm mitteilte, dass Amy eine schwere Blockade im Nacken habe, die ihre Zauberkräfte für immer unter Verschluss halten würde. Als er die Untersuchung hatte machen lassen war der Unfall schon zwei Jahre her gewesen und sie stand kurz vor ihrem neunten Geburtstag. Er hatte sich Sorgen gemacht, weil sie immer noch keine magischen Anzeichen zeigte und nun gab er sich die Schuld daran, dass sie so verkrüppelt war, obwohl sie keine äußerlichen Schäden hatte. Hätte er sie gleich auf diese Möglichkeit hin untersuchen lassen, dann, so sein Bekannter, hätte sie ihre Kräfte erhalten. Doch nach zwei Jahren war das Hexenerbe in ihr so verkümmert, dass sie bei dem Versuch hätte sterben können, es wieder zu erwecken. Also wieso sollte es jetzt anders sein? Er hatte sich nie mit diesem Umstand abfinden können und sich nach und nach von ihr entfernt. Es war also nicht verwunderlich, dass sie ihn hasste und solch eine Wut für ihn hegte. Doch so viel sich auch angestaut haben mag, solch ein Ausmaß konnte es einfach nicht erreichen. Das war biologisch unmöglich. Oder war es vielleicht doch Draco? Rein von seinen Beobachtungen her hatten er und Amy sich sehr eng angefreundet. Vielleicht brachte es ihn doch in Rage, dass man sie so behandelte, doch auch seine Kräfte waren durch einen Trank unterdrückt. Er folgte dem entsetzten Blick von Lucius Sohn, der sich auf einige Zimmer, nahe seinem Eigenen, häftete. Draco war sprachlos, als er es mit ansah, wie die Jungs sich die Zimmer von Oliver, Malik und Bastian nahmen. Ausgerechnet die Zimmer der Zwillinge! Schlimmer konnte es doch nicht mehr kommen. Malfoy hörte schon ihre frechen Zungen und sah glasklar vor sich, wie sein Vater den Zauberstab zücken würde, um sie kurzer Hand ins Land der Träume zu verbannen. Oder auch nicht, das würde wohl auf den Fluch ankommen. Moment, diese Stimmen bildete er sich nicht nur ein. Wie lange stand er hier schon in Amys, pardon, Pansys Tür? Den Jungs wurden gerade ihre Klamotten zugeworfen. Schnaubend packten sie die Sachen zusammen und beschimpften Crabbe und Goyle als fette, verfressene Warzenscheine. Bastian, der das gleiche mit Blaise tat, stand den Zwillingen dabei in nichts nach. Auch er war stink wütend über die Situation, doch letztendlich knallten die Türen vor ihren Nasen zu, beinahe synchron, und sie wandten sich schnaubend der Treppe zu. Als sie an Draco vorüber marschierten, wünschte er sich, im Erdboden zu versinken. Bastian und Oliver bedachten ihn nur mit hasserfüllten Blicken, doch Malik blieb stehen. „Du bist eine echte Ratte, Malfoy. Und wir dachten du währst einer von uns! Ein FREUND.“, zischelte er ihn an. „Du bist nichts, einfach nur ein Lacher.“ „Falsch. Draco ist eine Schlange!“, säuselte Pansy und schmiegte sich leicht an ihn. Der Zwilling sah sie an, wie es sonst nur ein Malfoy konnte. „Und was bist du dann? Es müsste ein Tier sein, das potthässlich und dazu noch struns dumm ist.", er wandte sich wieder Draco zu. „Und für so was verrätst du uns, ja? Man bist du widerlich.“, er drehte sich herum und stapfte die Treppe hinunter. Pansy wollte gerade ihren Zauberstab zücken, doch er hielt sie noch auf. Stattdessen nickte sie nur, dachte wohl lediglich an die Tarnung, doch die war Draco gelinde gesagt egal. Er wusste, er hatte diese Wut auf sich gelenkt und er hatte sie auch verdient. So murmelte sie nur irgendwas unverständliches und ging wieder in ihr neues Zimmer. Das nächste Donnerwetter erreichte seine Ohren und er sprang zur Treppe. Vor der Tür des Zimmers, wo nie einer geschlafen hatte, stand Amy, flankiert von den anderen drei Jungen, die aus ihrem Zimmer vertrieben wurden. Sie sah abfällig ihrem Vater ins Gesicht. „Du wirst nicht mit drei Jungen in einem Zimmer schlafen!“, donnerte er. „Ach ja? Dann hole ich mir eben die Erlaubnis von Mutter.“, zischte sie barsch. „DU hast mir gar nichts zu sagen.“ „Wie redest du mit mir?“ „So wie du es verdient hast.“ Nun versammelten sich auch all die anderen männlichen Klassenmitglieder um sie herum und begannen, sie vor ihrem Vater abzuschirmen. Das war die beste Taktik. Vier konnte er vielleicht der Schule verweisen, aber nicht einen halben Jahrgang. Er wirbelte herum und verließ schnaubend das Haus, gefolgt von Lucius. Amy legte das Gesicht in eine Hand und fuhr sich durch das Haar. Hinter sich hörte Draco Pansy und Blaise schadenfroh lachen. Crabbe und Goyle drängten sie gerade zu ihnen und die Treppe hinunter. Mit einem Schlag wurde er nach Hogwarts zurückversetzt. Er und seine eigentlichen Freunde waren die Könige. Niemand konnte sich ihnen in den Weg stellen. Nichts da mit den nervigen, chaotischen Zwillingen, die ihm den Rücken stärkten und angenehmer waren als Crabbe und Goyle. Keine Amy, die ihn zum lachen bringen konnte und genau das tat, was für ihn am Besten war, was auch immer er gerade brauchte. Das musste jetzt wieder Pansy übernehmen. „Bist du jetzt zufrieden, ja, Malfoy?“, keiften die Zwillinge im Chor. Amy sah auf und schüttelte sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, das plötzlich hart und abfällig wurde, wie zu ihrer ersten gemeinsamen Zeit. Fünfzehn Leute standen mit verschränkten Armen vor ihm. Die anderen dreizehn Mädchen hielten sich abseits und beobachteten das Ganze abwartend. Pansy lachte. „Was wollt ihr schon tun, gegen uns fünf?“, fragte sie lachend. „Oh, komm nur her und wir zeigen es dir.“, knurrte Leonard, der zugegebener maßen ein wirklich furchteinflößender Gegner war, da er mehrere Kampfsportarten trainierte. Doch trotzdem lachte die Schwarzhaarige nur und trat direkt neben Draco. Sie lehnte sich lässig an ihn, mit einer Hand auf seiner Schulter. „Haltet euch lieber zurück und tut, was wir euch sagen, dann passiert euch nichts.“, meinte sie fies grinsend und gleich drei Jungs mussten Leo davon abhalten, nicht auf sie los zu gehen. Parkinson sah das alles als ein Spiel und lachte weiter. Die anderen drei Jungs nahmen Flankenposition ein und grinsten ebenfalls warnend. Nun konnte man Amys spöttische Stimme hören. „Parkinson, dieser Name passt absolut klasse zu dir, oder nicht? Du bist genauso abartig wie diese Krankheit.“ Nein, dieser Satz war nicht gerade schlagfertig, aber es half, damit die Zwillinge anfingen zu lachen und mit den Fingern auf die nun vor Wut kochende Pansy zu zeigten. Sie rissen Witze der übelsten Art über sie und taten sogar, als hätten sie selbst einen Anfall dieser Krankheit. Das brachte nun auch die anderen Jungen zum lachen. Die richtigen Slytherin von Hogwarts schnaubten verächtlich. „Komm, Draco, diese komischen Kinder sind es einfach nicht wert.“, erklärte Pansy schnurrend zu ihrem Freund und griff nach seinen beiden Händen. Er folgte ihr ohne Umschweife. Amy zog angewidert einen Mundwinkel hoch, als sie ihn auch noch küsste. „Wow, du vögelst aber auch alles, oder? Wie erbärmlich.“ Die Übrigen um sie herum klatschten begeistert und einige pfiffen zustimmend. „Hoffen wir mal, dass diese Mistkuh was Ansteckendes hat. Ein imposanter Abgang von der Welt, wenn er dann so einfach abnippelt, oder nicht?“ Ohne eindeutige Gefühlslage sah Draco zu Amy. Sie hob das Kinn noch weiter und setzte das abwertenste Gesicht auf, das sie hatte. Und somit geht alles wieder auf Anfang…, sprach eine traurige Stimme in ihm, die ihn gleichzeitig dazu zwingen wollte Pansy los zu lassen und sich vor Amy auf den Boden zu werfen, doch er konnte es natürlich nicht tun. Diese Blöße konnte er sich einer Muggel gegenüber nicht geben. Stattdessen verfinsterte sich sein Blick nur noch mehr und er beschloss seine Gefühle einfach abzustellen, die er für diese Leute entwickelt hatte. Denn sie waren genau das: Nichts als einfach, dreckige, kleine Muggel. Er gehört nicht hier her. Er gehört zu seinen Leuten nach Hogwarts, nach Slytherin. Doch als er sich herum drehte, seine Freunde ihm Platz machten und er hinaufstapfte wurde ihm schmerzlich bewusst, welche der beiden Mädchen er lieber hatte. Welche von ihnen er wirklich wollte, doch dieses Mädchen war nun ein für alle Mal unerreichbar. Ade Amy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)