Reich mir deine Hand, Püppchen. von Yuciel ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Es war noch früh am Morgen, aber Wochenende, also tummelten sich einige Menschen draußen auf den Straßen. Langsam ging ich einfach weiter, bis ich die Straße erreichte, in der sich das Haus befand und hoffte wirklich, dass niemand dort war, aber leider sah ich schon bald den Jeep meiner Mutter in der Einfahrt stehen. Sie war also noch dort. Schnell schloss ich auf, zog meine Schuhe aus und ging auf die Treppe zu um auf mein Zimmer zu gehen, aber da hörte ich ihre Stimme. „Lucien, könntest du bitte kurz in die Küche kommen.“ Ich musste ihrer Bitte einfach nachgehen, denn sonst würde ich sie den ganzen Tag ertragen müssen. Lustlos ging ich also in die Küche und senkte meinen Blick, als ich Mutter vor mir stehen sah. „Maximilian hat nichts falsches gemacht, du solltest nur endlich-“ „Halt den Mund!“, ich unterbrach sie einfach, weil ich mir gerade nicht anhören wollte, was ich alles falsch gemacht hatte. Das musste ich nämlich jedes Mal, obwohl ich weiterhin nicht verstand was so falsch daran war, Maximilian zu sagen, dass er sich sein Bier bitte selbst holen sollte. Mutter blieb still und sogleich flossen Tränen meine Wangen hinab, obwohl ich mit aller Kraft versuchte sie zu unterdrücken. Es ging einfach nicht. Die Gedanken und Gefühle kamen hoch, die ich jedes Mal empfand, wenn er mich vergewaltigte. „Mutter.. ich ertrage all das nicht..“, begann ich mit leiser Stimme, „Mag sein, dass er aus deiner Sicht alles richtig macht, aber aus meiner Sicht fühlt sich das alles ganz anders an. Weißt du überhaupt was er macht?“, langsam hob ich meinen Blick, versuchte ihr in die Augen zu sehen, aber ich bemerkte, dass sie dabei beschämt ihren Blick senkte, „Wenn er mich nur schlagen würde, so wäre das kein Problem. Das verkrafte ich durchaus, aber .. aber..“, meine Stimme brach entgültig und man konnte nur noch ein leises Schluchzen vernehmen, welches von mir kam. Schnell strich ich mir mit dem Handrücken über mein Gesicht um die Tränen wegzuwischen und wenig später drehte ich mich um, um erneut auf mein Zimmer zu gehen. Maximilian schien nicht hier zu sein, denn sonst hätte mich meine Mutter niemals zu einem Gespräch aufgefordert. Sie weiß von allem, dachte ich und ging schluchzend zur Treppe. Wie sollte es denn auch anders sein? Warum sonst hätte sie mit einem solchen Gesichtsausdruck ihren Blick gesenkt? Sie musste es einfach wissen, aber warum tat sie dann nichts? Ich erreichte mein Zimmer und setzte mich erst auf das Bett und stützte meinen Kopf auf die Arme, bis das Schluchzen und Zittern aufhörte und ich ruhig meinen Blick erneut heben konnte. Nichts wollte ich mehr, als dieses Haus zu verlassen, schließlich hielt mich nichts mehr dort. Einen Moment später erhob ich mich und ging zu meinem Schrank, entnahm diesem einen großen Rucksack und packte etwas Kleidung ein. Sie sollte hoffentlich für ein paar Tage reichen, in denen ich mir überlegen würde, was ich tun wollte. Aus einer kleinen Schatulle in meinem Schreibtisch, nahm ich Geld, auch dieses würde nicht lange reichen, also brauchte ich einfach mehr. Seufzend nahm ich den Rucksack auf und begab mich erneut nach unten. Das Haus war mittlerweile leer. Niemand war mehr hier. Leise schlich ich durch die Zimmer und sah in allen möglichen Kästchen und Schubladen nach noch mehr Geld, fand ein wenig und lief dann in die Küche um zu frühstücken. Mein Magen knurrte und schmerzte schrecklich, also konnte ich einfach nicht anders, was wohl sowieso ziemlich positiv war, dass ich was zu essen zu mir nahm. In aller Ruhe aß ich und ging dann nach draußen. Die Sonne schien tatsächlich und es war ziemlich warm. Die ersten Frühlingstage diesen Jahres. Nachts würde es wohl erneut kälter werden, auch diese hatte ich ziemlich gefrohren, dennoch brauchte ich den erholsamen Schlaf. Mittlerweile war es Vormittag, weswegen noch viel mehr Menschen zu sehen waren. Ich seufzte lautlos auf und lief dann los, wohin wusste ich bisher nicht. Irgendwie musste ich den Tag verbringen und mir dann nachts irgendwo eine Bleibe suchen, was ohne Geld wohl irgendeine Parkbank sein würde. Genug Nächte hatte ich bisher im Freien verbracht, also störte mich das herzlich wenig.Meinen Weg setzte ich fort und ging direkt in die Stadt, was sollte ich anderes schon tun? Mir würde sowieso den ganzen Tag langweilig sein, weil ich einfach absolut nichts zu tun hatte, aber da musste ich durch. Ich wollte von zu Hause weg und gerade war ich es auch, das war das einzige was wirklich zählte. Hatte ich meinen Ipod eingepackt? Langsam zog ich meinen Rucksack nach vorne und sah in den kleinen Nebenfächern nach, bis ich ihn tatsächlich irgendwann fand. Wenigstens hatte ich also Musik bei mir. Schnell steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und zog den Rucksack wieder auf meinen Rücken. Die Klänge der Band Media Lab dröhnten mir leicht in den Ohren und so regelte ich die Lautstärke weiter nach unten, bis die Musik angenehm klang. Am liebsten hätte ich geschrien, aber ich ließ es einfach, fraß den Frust in mich hinein und dachte einfach über nichts nach. Nicht über Maximilian, nicht über meine nächste Schlafmöglichkeit und schon gar nicht darüber, was ich überhaupt vor hatte. Ich entschied mich spontan in die Bücherei zu gehen, aber wollte nicht weiter von den Menschen umgeben sein, die sehr beängstigend auf mich wirkten, und so begab ich mich in eine der vielen Nebenstraßen der Stadt. Durch die folgenden Straßen würde es zwar länger zur Bücherei dauern, aber dafür hatte ich meine Ruhe und wurde nicht andauernd angerempelt. Plötzlich klingelte mein Handy, ich spürte es in meiner Hosentasche vibrieren. Als ich auf den Display sah, konnte ich ablesen, dass es Emily, eine Klassenkameradin war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)