I Belong To You von PartyPoison ================================================================================ Kapitel 2: Do we need this? --------------------------- Bibbernd waren die beiden Musiker eine knappe halbe Stunde später am Hotel angekommen. Die Zeit hatte gerade mal gereicht, um die nassen Klamotten gegen ein paar trockene auszutauschen, ehe es für sie weiter ging, zur Halle, in welcher sie am Abend ihr nächstes Konzert geben würden. Ab da folgte das übliche Procedere. Soundcheck, die letzte Besprechung der Setlist, schnell etwas essen, Umziehen und Stylen, Einsingen für Matthew und schließlich das gewohnte Ritual, das sie immer vollzogen, bevor sie ins Scheinwerferlicht traten. Die anschließende Show verlief reibungslos, zog sich mehr und mehr in die Länge, bis sie irgendwann am Ende der zweiten Zugabe angekommen waren und beschlossen es damit auch gut sein zu lassen. Vollkommen ausgepowert aber in bester Laune ging die Band von der Bühne ab, hielt sich- bis auf eine kurze Pause zum Kräftesammeln- auch nicht sonderlich lang im Backstagebereich auf. Stattdessen packten sie ihre Sachen zusammen und sahen zu, dass sie zurück zu ihrer Unterbringung fuhren. * * * „Na, mach schon~“, drängelte der Sänger ungeduldig, während Dom, auf der Suche nach dem Schlüssel, in seiner Tasche herumkramte. „Immer mit der Ruhe, der- ah! Da ist er ja.“ Er sperrte auf und sogleich schob Matt sich an ihm vorbei ins Zimmer, ließ dabei seinen Rucksack an der Gaderobe fallen. "Oh, mein Gott! Dom, ein Bett!" stöhnte er erleichtert, als er eben dieses erblickte, stürmte los und schmiss sich, samt Jacke, darauf. Der Blonde schloss lachend die Tür, zog seinen Parker aus und hängte ihn über einen der rumstehenden Stühle. „Stell dir vor, hier gibt es sogar zwei.“, gab er belustigt zurück. Matt seufzte zufrieden und drehte sich auf den Rücken. „Hm~ fantastisch...“ „Schön, wenn du da rumliegst, kann ich ja duschen gehen.“ „Nein! Ich geh zuerst!“ Der Sänger sprang eilig auf, um ins Bad zu hechten. „Hey!“, beschwerte Dom sich, der gerade im Begriff war sich sein verschwitztes T-Shirt über den Kopf zu ziehen und hielt in der Bewegung Inne. „Da hab ich vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden!?“ „Hast du nicht. Du brauchst zu lange.“ Die Badtüre wurde zugeschlagen und Dominic verschränkte empört die Arme. Frechheit. Aber damit musste man rechnen, wenn man sich mit Matthew ein Zimmer teilte. Und das taten die beiden so gut wie immer. Der Gitarrist wollte nicht alleine sein und die Zeit am liebsten mit seinem besten Freund verbringen, was diesem nur zu recht war. Sie kannten sich nun schon so lange, kaum zu glauben, dass sie immer noch derart gut miteinander auskamen. Vermutlich lag es daran, dass sie während der Zeit gelernt hatten, wie sie mit dem jeweils anderen umzugehen hatten, wobei das noch untertrieben ausgedrückt war. Er kannte den Kleineren vielmehr in und auswendig. Er wusste was Matt mochte, wusste was er nicht ausstehen konnte, er wusste wie er ihn aufheiterte und wie er ihn zum Lachen brachte, allerdings wusste er auch, wann er ihn am besten in Ruhe ließ, worauf er empfindlich reagierte und wie er ihn verletzen konnte. Alles in allem besaß er soetwas wie eine selbst erstellte, imaginäre Bedienungsanleitung für einen Matthew Bellamy. Die in den meisten Fällen auch ganz gut funktionierte. In den letzten Wochen allerdings...hatte er erkannt, dass eine solche Anleitung vollkommen überbewertet hatte. Das was er suchte fand er darin nichteinmal ansatzweise... Dom war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie Matt aus dem Bad kam und ihm mitteilte, dass er unter die Dusche konnte. Erst als ihn ein klammes Handtuch im Gesicht traf, schreckte er auf und blickte sich um, blieb bei einem frech grinsenden Sänger hängen. „Was?“ „Du kannst duschen. Wolltest du doch, oder?“ Eilig nickte der Blonde, zwang sich den anderen nicht länger als nötig anzusehen- was gerade alles andere als einfach war, so wie er vor ihm stand, in Shorts und nassen, zerwuschelten Haaren- und ging eilig ins Badezimmer. Er musste sich sputen, schließlich wartete noch eine Aftershowparty auf sie. Und die war fast schon Pflicht, wenn man am nächsten Tag frei hatte. * * * Die Party war bereits in vollem Gange, als die kleine Gruppe die Location erreichte. Laut dröhnte die Musik aus den Boxen, während die Leute sich auf der Tanzfläche tummelten oder an der hell erleuchteten Bar saßen. Alle drei Meter wurden sie von Fans gegrüßt, bekamen lobende Worte zugerufen, die sie aber nur knapp mit einem freundlich Lächeln erwiderten. Stress gab es zum Glück nur in den seltensten Fällen und sie wurden meist auch wirklich in Ruhe gelassen, ein Grund weshalb es sich immer anbot Aftershowpartys zu besuchen. Man ließ sie genauso entspannt feiern wie alle anderen auch. „Ihr geht was zu Trinken holen, wir besetzen eine Couch!“, meinte Matt noch zu Chris und Tom, schnappte sich dann den Arm des Drummers und zog diesen mit sich in Richtung des hinteren Bereichs des Clubs, in welchem etliche große Sofa-Ecken standen. Als sie etwas freies gefunden hatten, ließen sie sich nebeneinander nieder und machten es sich bequem. Allzu lange dauerte es auch gar nicht, bis die anderen beiden sie gefunden hatten und jedem eine Flasche Bier in die Hand drückten. „Also...Auf die Tour!“, fing der Bassist an und hob seine Flasche in die Luft. Die anderen taten es ihm gleich und sie prosteten sich gegenseitig zu. „Und auf den morgigen Off-Tag!“ „Hat irgendwer schon Pläne?“, warf Dom die Frage in die Runde, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. „Keine konkreten. Erstmal ausschlafen, frühstücken...vielleicht später ein bisschen die Stadt angucken...“. Thomas zuckte mit den Schultern. „Mit Kelly telefonieren...“, fügte der Blonde grinsend hinzu und bekam einen bösen Blick seitens Christopher zugeworfen- Er würde ja wohl noch mit seiner Frau reden dürfen!-, sodass Matt sich prompt an seinem Bier verschluckte und anfing zu husten. Vorsichtig klopfte Chris ihm auf den Rücken, grummelte ein „Du bist doch nur neidisch.“ „Hm, auf Kelly.“, kicherte der Sänger atemlos und nun war Tom derjenige war, der sich kaputtlachte- über die dümmlichen Gesichter der anderen zwei. Wie aufs Zeichen klingelte das Handy des Bassisten. Mit einem amüsierten Grinsen und einem „Kelly.“ verschwand er nach draußen. Dom sah ihm hinterher, widmete sich dann resignierend seinem Bier. Wenn Matt wüsste..., dachte er innerlich seufzend, spürte im selben Moment ein Pieken in der Seite. Unbeeindruckt sah er seinen Nebenmann an, welcher entschuldigend schmunzelte. „War nicht so gemeint.“ Dominic rollte mit den Augen, schob rachsüchtig seinen Arm hinter Matt durch, damit er nicht wegrutschen konnte, und begann nun selbst ihn zu kneifen. Der Schwarzhaarige zuckte, hielt schnell Doms Hand fest und drückte sie mahnend, ließ sie erst nach einer Weile- als er sich sicher war, dass er nicht weiter gepiesackt wurde- langsam sinken. Allerdings setzte er sich weder auf, noch nahm er seine eigene Finger von denen des Größeren. Dessen Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er es bemerkte. So ruhig wie nur möglich- um Matt keinen Grund zu geben, sich wegzubewegen- versuchte er sitzen zu bleiben und sich auf die Flasche in seiner Hand zu konzentrieren, anstatt auf den warmen Körper an seiner Seite, den er viel zu gerne dichter in seine Arme gezogen hätte. Dom konzentrierte sich. Er konzentrierte sich auf die erste Flasche, dann konzentrierte er sich auf die zweite und ebenso auf die dritte. Naja, er versuchte es zumindest. Denn sein Blick wanderte fast schon automatisch immer wieder zu dem Gitarristen, der inzwischen heftig dabei war mit Thomas über irgendetwas zu diskutieren. Über was genau wusste der Blonde nicht einmal so recht. Dafür hätte haargenau sagen können, wie oft Matt sich bisher dabei an den Kopf gelangt, geräuspert, die Stirn gerunzelt, oder gekichert hatte. Schon seltsam. Dominic ermahnte sich selbst- schließlich war er kein pubertierender Teenager mehr-, bevor er ans Thema seiner Bandkameraden anschloss und mit Tom weiterquatschte, bis dieser sich irgendwann ebenfalls aus dem Staub machte. Er wollte nach Chris sehen, der mittlerweile schon fast zwei Stunden- neue Rekordzeit!- verschwunden war. „Bis nachher!“, rief der Drummer ihm hinterher und sah dann zu Matt. Der starrte geistig abwesend in die Luft und fasste sich dabei an den Hals. „Alles ok?“, fragte Dom den Dunkelhaarigen skeptisch. Der sah auf und nickte als Antwort kurz. „Nur einen rauen Hals.“, erwiderte er verunglückt schmunzelnd und ließ seine Hand sinken. „Ich glaub, ich hol mir noch was zu trinken. Dann geht das bestimmt weg. Willst du auch was?“ Matthew machte Anstalten aufzustehen, aber Dom hielt ihn fest und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück auf die Polster. „Bleib sitzen, ich geh schon. Was magst du?“ „Wasser wär gut...“ Dominic nickte, stand auf und lächelte Matt zu. Dann kämpfte er sich zur Bar durch, an welcher der Andrang nicht gerade klein war. Es dauerte gefühlte Jahrzehnte, bis er endlich die bestellten Getränke bekam. Auf dem Rückweg wurde Dom von einem ziemlich angeheiterten Bassisten abgefangen. Wo auch immer dieser gewesen ist... „Na, schon was hübsches gefunden?“, hakte Chris breit grinsend nach und der Blonde schüttelte wortlos den Kopf. Dass ihm aber der in der Tat etwas 'hübsches' Gesellschaft leistete und dass es sich hierbei genau um das selbe 'Hübsche' handelte, das noch noch vor knappen zwei Stunden, mit einer Gitarre in der Hand, neben ihm auf der Bühne stand, ließ Dom dabei mal bewusst außer acht. „Ach, das wird schon noch.“ Freundschaftlich tätschelte ihm der Größere Schulter, blickte sich dann suchend im Raum um. „Ich hab vorhin einen alten Kumpel getroffen. Wir gehen nachher noch um die Ecke, was Trinken, denke ich. Tom kommt auch mit. Wartet also nicht auf uns, ok? Sag Matt Bescheid, wenn du ihn findest. Wir sehen uns morgen früh. Bis dann!“ Und schon war Chris wieder im Getümmel verschwunden. Dominic schmunzelte nur. Wenn der am nächsten Morgen keinen Kater haben würde... Gemächlich schlenderte der Drummer zurück zu ihrer Sitzecke, musste jedoch schon bald feststellen, dass Matt mittlerweile nicht mehr alleine war. Und was er sah gefiel ihm ganz und gar nicht. Der Gitarrist saß neben einem Typen, den der Blonde noch nie gesehen hatte- vielleicht ein Fan, wohl eher aber ein anderer Musiker, dafür war sein Bandkollege empfänglicher. Er war tief mit ihm in einem Gespräch verstrickt, gestikulierte dabei wild mit den Händen umeinander, ehe er anfing zu lachen. Sein Nebenmann tat es ihm gleich. Der Kerl legte ihm eine Hand auf die Schulter. Matt schmunzelte. Er strich seinen Oberarm entlang.Und Dominic sah rot. Was fiel dem überhaupt ein?! Niemand durfte Matt so anfassen. Niemand! Jedenfalls niemand außer ihm. Ohne groß darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, bahnte Dom sich seinen Weg durch die Leute, bis er schließlich vor Matthew zum Stehen kam. „Ich muss mit dir reden.“, unterbrach er ihn knapp, nachdem er die Getränke abgestellt hatte, wartete dann nicht mal mehr eine Antwort ab, sondern zog den Sänger einfach vom Sofa und am Arm mit sich. Dieser warf seinem Gesprächspartner einen entschuldigenden Blick zu und ließ sich von Dominic- wenn auch ein wenig widerwillig- nach draußen bugsieren. „Hätte das nicht warten können?“ „Nein.“ Der Blonde ließ ihn los und lief in forschem Tempo ein Stück weit die Straße entlang, die um das Gebäude herum führte. Irritiert folgte Matt ihm. „Dom! Hey! Jetzt warte mal! Wo gehst du hin?“ Eine Antwort bekam er nicht, stattdessen ging der Ältere weiterhin stur gerade aus. Was war denn in den gefahren? „Ich dachte du willst reden?“ Mit einem Mal blieb der Drummer stehen, sodass Matthew beinahe in ihn reingelaufen wäre, hätte er es nicht noch in der letzten Sekunde geschafft abzubremsen. Dom drehte sich zu ihm um, sah ihn jedoch nur schweigend an, mit einem Blick, den der Frontmann nicht genau deuten konnte. Ein wenig wütend, aber irgendwie auch...traurig...? „Dommy...? Alles ok...?“, fragte er leise und musterte ihn besorgt. Währenddessen kämpfte Dominic mit sich selbst. Er wusste nicht, weshalb er Matt aufgescheucht hatte. Na gut, doch...wusste er. Er hatte es nicht ertragen ihn mit diesem Typen zu sehen. Was er allerdings wirklich nicht wusste war, was er ihm jetzt sagen sollte. Oh, man...peinliche Aktion...aber... Wie Matt ihn ansah...so... „Ach, scheiß drauf.“, flüsterte er und zog den Schwarzhaarigen an sich. Sehnsüchtig drückte er seine Lippen auf die des Kleineren, hörte noch, wie dieser einen erschrockenen Laut von sich gab, legte jedoch schnell eine Hand in Matts Nacken und hielt ihn fest. Sein Herz schien förmlich Amok zu laufen, während sich langsam ein warmes, angenehmes Kribbeln in ihm ausbreitete, das bis in seine Fingerspitzen zu gehen schien. Es war...unbeschreiblich. Tausendmal besser, als er es sich vorgestellt hatte. Doch ebenso plötzlich wie der Kuss begonnen hatte, hörte er auch wieder auf. Dom ließ den Sänger los und dieser stolperte leicht zurück, starrte ihn verstört an. „Sorry...“, keuchte Dom, erwiderte den Blick ängstlich. Shit. Was hatte er getan? Er hatte seinen besten Freund geküsst. Einfach so, aus heiterem Himmel heraus. Matthew stand da, vollkommen erstarrt, wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich ein wenig gefangen hatte und unsicher die Augen niederschlug. „..ich...ich denke, ich geh zurück zum Hotel...“, haspelte er eilig, wandte sich dann fluchtartig um und rannte davon. Dominic sah ihm schweigend nach. Super... Super! Klasse gemacht, Howard. Wirklich brilliant! Was würde Matt jetzt wohl von ihm denken? So überrumpelt und verwirrt wie er ihn eben angesehen hatte... Scheiße... Seufzend fuhr er sich übers Gesicht. Er war müde. Müde und angetrunken. - tbc - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)