May this be a dream von Jinki ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Als ein Noah war er ihr Bruder. Die Person die sie am meisten liebte und der sie zugleich am meisten vertraute. In der Menschenwelt des 19. Jahrhunderts war er ihr geachteter Onkel. Tyki Mikk, nach ihr der Älteste und wohl einer der mächtigsten Noahs. Sie wusste wohin er sah. Es war, als ob sie sehen konnte was er sah, ohne in die selbe Richtung zu blicken. Sie waren sich so nah, so ähnlich, so anziehend auf einander und doch so fremd wie sie sich nur hätten sein können. War er doch ihr Bruder, ihr Onkel, die einzige Person die sie wirklich schätzte und der sie wahrlich bis ins innerste vertraute. Rhode langweilte sich oft und nicht selten musste Tyki dafür herhalten, sie zu beschäftigen. Befand der Milleniums Earl doch, dass das eine gute Aufgabe für ihn war. Und so auch jetzt. Sie beobachtete ihn, seinen Rücken. Wie sich seine zarte und doch maskuline Gestalt bei jedem Atemzug leicht rührte. Rhode wand ihren Blick wieder von ihm ab, starrte weiter in die Schwärze des Zimmers, die sie so unaufhörlich umgab. Nur Tyki war in fahles Mondlicht gebettet, lag im Lichtspalt des offenen Vorhangs. Umso länger sie in die Dunkelheit starrte, umso bewusster konnte sie einen vermeintlichen Stich in ihrem Herzen spüren. War das etwa das Anzeichen für ein Gefühl das versuchte, durch die kalte Schicht zu dringen mit der sie unweigerlich ihr Herz umgab? Wie grausam, dachte sie sich. War sie doch immer bemüht gewesen, jegliche Gefühle auf Abstand zu halten, oder in ihrem Herz für immer zu verschließen. Rhode´s Blick wanderte aus der tiefen Dunkelheit zurück auf Tyki´s fahle Gestalt. Immer wieder waren da seine Worte in ihrem Kopf. Wie er doch immer und immer wieder sagte wie kindisch sie doch war. Sie mochte ihn, wirklich, doch Tyki schien immer wieder deutlich zu zeigen wie wenig er an Rhode und ihrem kindlichen Verhalten fand. Befand er selbst doch, dass sie als älteste der Noahs mit einem guten Beispiel voran gehen müsse. Doch Rhode, mit ihrer sehr kindlichen Manier fand das doof. Sie wollte spielen, sie wollte Spaß haben. All das machen was ihr sonst verwehrt blieb. Und doch konnte Tyki nicht abstreiten das er sie liebte. Auf seine eigene Art und Weiße. Das sie ihm wichtig war und er sie in jeder Lage beschützte. Sie war sein Augapfel, auch wenn er das vor niemandem zugab. Und in gewisser Weiße zeichnete genau diese tiefe Zuneigung ihr Verhältnis. Das sie sich verstanden, auch wenn sie den Anschein machten, sich eigentlich komplett fremd zu sein. Sheryl wusste um Rhode´s Gefühle für Tyki. Und wenn es auch nur in der Menschenwelt einen Zweck hatte, nämlich den Schein zu wahren, hatte er doch schon oft genug Tyki angeboten er könnte Rhode heiraten. Er könnte, doch Tyki wollte nie. Sie war ihm zu jung, zu kindisch. War ihm mehr Schwester als Geliebte. Und doch konnte er niemals ganz leugnen das er ihren Blick liebte. Den träumerischen, den verlorenen, den den sie dann hatte wenn sie von ihm sprach. Allen Walker. In gewisser Weiße respektierte er Allen und zugleich hasste er ihn bis aufs Blut. Und das nicht nur weil er den 14th verkörperte. Nein, weil er der einzige war der Rhode dieses warme Lächeln auf die Lippen zaubern konnte. Es war fast schrecklich schmerzhaft. Doch er wusste seine Gefühle gut zu verbergen. Er wusste das es nichts brachte, würde er Rhode offen seine Zuneigung bekunden. Es wäre einfach nur ein sehr großer Fehler. Und dabei war Liebe doch nie ein Fehler? Sondern mehr etwas schönes. Etwas unaufhörlich schönes. Rhode lies sich langsam von dem Stuhl gleiten auf dem sie gesessen hatte um Tyki zu beobachten. Ihre Schritte waren langsam, fast schon wohl bedacht. Sie spürte den weichen Teppich unter ihren nackten Füßen. Spürte wie weich er war. Wie gerne hätte sie ihn mit ihren Händen berührt, die Weichheit einen Moment länger genossen. Doch ihre sicheren Schritte, hatten sie fast schon eilig an Tyki´s Bett geführt. Ihr Herz klopfte. Schmerzte furchtbar in dem Brustkorb, der ihr schier zu klein erschien. Es dauerte einen kurzen Moment, der sich für Rhode anfühlte wie eine Ewigkeit, bis sie sich langsam hinter Tyki auf das Bett gleiten lies. Sich Zuerst auf den Rücken legte. Sie lies eine Hand neben sich gleiten, tastete ab, wie viel Platz sie noch hatte bis ihre Fingerkuppen den Bettrand erreichten. Auf der anderen Seite spürte sie Tyki´s Wärme. Hörte das kaum vorhandene Rascheln der Decke, die immer und immer wieder gegen Tyki´s Hemd rieb. Sie wusste das er nicht schlief, sondern nur still ihre Anwesenheit duldete. Wie immer. Rhode konnte oft nicht schlafen. Das sie nun immer öfter in der Menschenwelt lebte, machte dieses Problem nicht gerade kleiner. Doch umso öfter sie alleine in ihrem Bett schlief, umso öfter war sie ohne Tyki oder den Earl. Ohne Lero oder ihre vielen Kuscheltiere. Sie fühlte sich alleine, manchmal fast erdrückt von der Einsamkeit. Da war nur Sheryl, oder Tricia, oder eine Dienerin. Aber er war nicht da. Wenn sie nicht schlafen konnte, zu wem sollte sie gehen? Sie hatte niemanden. Und wenn er da war, dann konnte sie erst recht nicht schlafen. Wie sollte sie auch, wenn er nur eine dünne Wand entfernt war? Früher war sie oft in der Nacht, wenn sie nicht schlafen konnte, in sein Bett gekrochen. Hatte ihn geweckt, oder einfach still neben ihm gelegen und war irgendwann eingeschlafen. Seine Nähe beruhigte. Beruhigte ihre Träume. Wie lachhaft das doch schon fast war. Immerhin war sie der Noah der Träume beherrschte und dann brauchte sie jemand anderen um ihre eigenen Träume zu beherrschen. Rhode drehte sich langsam in Tyki´s Richtung. Lies eine Hand über seine Hüfte und Seiten zu seinem Arm gleiten. Ihr Körper kam ihm dabei nur langsam näher. Sie spürte seine Wärme, hatte das Gefühl das sie immer stärker wurde, umso näher sie ihm kam, bis es fast unerträglich wurde. Sie presste ihre schmale Gestalt gerade zu gegen Tyki´s Rücken. Rhode konnte genau spüren wie sich seine Muskeln anspannten, wie er versuchte hart zu bleiben, gegen die verführerische Wärme und Weichheit ihres Körpers anzukämpfen. Doch letztlich würde auch er ihr nicht widerstehen können. Dem war sie sich sicher. So viele Männer hätten ihr zu Füßen gelegen, doch sie wollte keinen. Wollte nur Tyki, der nun so nah war wie selten. Rhode´s Finger krallten sich nur langsam, fast zaghaft in den weichen, dünnen Stoff von Tyki´s Hemd. Sie spürte den Stoff, spürte Tyki´s harte Muskeln darunter. Es war mehr als sie ertragen konnte. „Wieso sprichst du nicht mit mir?“, fragte sie fast heißer während sie sich weiter an ihn schmiegte. Ihr Gesicht in Tyki´s Nacken vergrub. Ihn durchfuhren Schauer die er nicht zu definieren vermochte. Es war seltsam. Er wusste um ihre Beziehung, um ihre Gefühle füreinander und doch konnte er nicht nachgeben. Er konnte sich selbst nicht eingestehen das er sie liebte. Sie wollte. Das es Rhode war die er wollte. Seine.. Schwester? Seine Vertraute. Letztlich seine Geliebte. Was war Rhode zu ihm, für ihn, was würde sie für ihn werden? Tyki fand keine Antwort, nicht auf eine einzige Frage. Und es war grausam. Ihm war unendlich heiß und er hatte das Gefühl die Luft um sie herum war so dick das man sie in Scheiben schneiden konnte. Nur langsam konnte er seine Hand auf ihre angespannten Finger legen. Er wusste nichts zu sagen, doch seine Berührung genügte als dass Rhode ihre Finger augenblicklich entspannte. Diese magische Wirkung, wann hatte er das schon einmal erlebt? Damals vielleicht, als in ihm der Noah erwacht war? Als jemand auf seine Blutende Stirn eine beruhigende, warme Hand gelegt hatte? Als jemand mit einer kindlichen Stimme ihm sagte, alles sei nun gut? Er sei wieder bei seiner Familie? „Du bist wieder da.. Bruder.“, dass waren die Worte gewesen die ihm nun so schmerzlich auf den Lippen lagen. Es waren Rhode´s Worte gewesen. Hatte sie von Anfang an ihre Beziehung gelenkt? Hatte sie alles beeinflusst? Aber wieso lies sie es dann so grausam werden? Hatte sie ihre Zukunft zu einem grausamen Traum gesponnen, aus dem man mit Herzrasen und Erleichterung erwachte? Und wieder fand er keine Antworten auf seine Fragen. „Ist das ein Traum den du für mich erschaffen hast?“ Dass war die einzige Frage die er kaum hörbar stellen konnte. Sie hörte ihn Luft holen und mit einem mal fürchtete sie sich. So wie damals, als Allen den Noah in Tyki verletzt hatte. Sie hatte fast panisch Angst vor seinen Worten. Wusste sie doch nicht, ob sie nicht in ihrem eigenen Traum gefangen war, oder die Realität ein grausames Spiel mit ihr trieb. Sie richtete sich etwas auf, doch Tyki´s Gesicht konnte sie trotz allem nicht sehen. Seine Haare verdeckten ihr die Sicht, es war ein fast grausames Spiel. Seine Frage war wie Honig der ihr warm und seidig die Kehle hinab rannte. Es war eine leichte, eine angenehme Frage. „Der Traum ist das, was du als Traum siehst.“, sagte sie leise und schmiegte ihren Körper erneut an ihn. „Aber du bist real Rhode, du bist hier und doch erscheinst du mir wie ein Traum. Wie ein Traum den ich mir nie erfüllen kann.“ Sie lachte sanft, erleichtert. Sie lachte leicht wie eine Feder. „Vielleicht bin ich nicht dein Traum. Vielleicht war es dein Traum zu träumen. Vielleicht bin ich nur das Mittel zum Zweck gewesen.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Ein sanftes Flüstern im Wind. Vielleicht sogar der Wind selbst. Denn die Vorhänge bewegten sich sanft als eine noch leicht warme Brise ins Zimmer wehte. „Dann will ich jetzt aufwachen Rhode. Aus diesem Alptraum. Dann will ich jetzt wach werden und meinen Traum leben.“ Rhode lächelte nur sanft. Lies ihr Gesicht wieder in seinen Nacken gleiten. „Dann will ich mit dir deinen Traum leben. Weil dein Traum, auch mein Traum ist. Tyki.“ Er lies seine Finger sanft zwischen ihre gleiten. Hielt ihre Hand somit auf seinem Arm. Rhode schloss ihre Augen. Ihr Atem wurde ruhiger, gleichmäßiger. Sie schlief ein, umgeben von der angenehmen Wärme die Tyki ausstrahlte. „Ich liebe dich, du wunderschönster aller schönen Träume.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)