Leben für den einen Augenblick von shironeko4869 (ein OS der schon von mir in einer anderen FF existiert...) ================================================================================ Kapitel 1: Leben für den einen Augenblick ----------------------------------------- Bald habe ich dich. Noch wenige Meter muss ich gehen. Dann stehe ich vor dem Ende meiner langen Suche. Meiner Suche nach dir, Sherry. Ich habe dich so sehr vermisst. Denkst du nicht manchmal auch an die guten, alten Zeiten zurück? Ich jedenfalls, tu es. Und zwar Tag für Tag. In jeder Stunde. Jeder Minute. In jeder einzelnen, verdammten Sekunde, jedes einzelnen verdammten Tages, drehen sich meine Gedanken nur um dich. Ich muss daran denken, wie sehr mein Körper nach dir verlangt. Seit so langer Zeit schon brenne ich vor durst. Doch weiß ich, dass diese Gier durch nichts anderes, als durch dich, liebste Sherry, gestillt werden kann. Aber du bist nicht da. Du bist weggelaufen. Hast alles mit einem unüberlegtem, dummen Gedanken beendet. Das war ein Fehler. Der größte in deinem Leben. Das hättest du nicht tun sollen. Ich muss zugeben, ich war sehr erstaunt, als ich die Tür zu deinem Verlies öffnete. Denn du warst nicht mehr da. Nur langsam habe ich begriffen, dass du tatsächlich so dumm bist und die Organisation verrätst. Ich hatte dich sonst immer für ein sehr kluges Mädchen gehalten. Aber ich habe wohl geirrt. Leider. Und dennoch bist so intelligent, dass du dich so lange verstecken konntest. Doch nun muss ich nur noch Sekunden zählen und ich kann dich sehen. Ich werde hinter der nächsten Ecke auftauchen und in dein verschrecktes, vor Angst verzerrtes Gesicht blicken. Ich werde mich daran erfreuen, Sherry. Ich werde nicht anders können. Wie sehr es mir auch leid tut dich so zu demütigen. Aber ich schätze das muss sein. Anders scheinst du es nicht verstehen zu wollen. Man legt sich nicht mit jemandem an, der größer und stärker ist. Man legt sich nicht mit jemandem an, wenn du weißt, dass du chancenlos bist. Das tut man einfach nicht! Ich kann das Ende des Weges schon sehen. Gleich bin ich da... Aber ist dir eines aufgefallen? Es ist Winter. Der Schnee liegt hoch und bedeckt diese große Stadt unter seinem wunderschönem Mantel aus weißen Flocken. Damals hatte es im Winter begonnen, weißt du noch? Sicher tust du das. So etwas vergißt man nicht einfach so. Aber eines solltest du noch wissen: An dem Tag deines Verschwinden, habe ich mir geschworen es auch im Winter zu beenden. Ich freue mich so auf die nächsten Sekunden. Ich frage mich, was du jetzt und in diesem Moment denkst. Wie fühlst du dich? Hast du Angst? Fürchtest du deine Bestrafung? Oder fürchtest du mich? Das alles werde ich dich gleich fragen können. Ich ziehe meine Barette, trete um die Ecke und sehe dich. Doch scheinst mich nicht zu sehen. Denn du liegst auf dem Boden. Du atmest schwer und hastig. Erschöpft siehst du zum dunklem Himmel. Was erhoffst du dir zu sehen? Ich trete näher an dich heran und sehe auf deinen kraftlosen Körper. Dein hübsches Gesicht ist besudelt von Blut und Schweiß. Doch was ist das? Was mischt sich mit deinem Blut? Sind es Tränen? Erst jetzt siehst du auch mich an. Dein Blick verrät mir nichts. Meine Mordlust schwindet bei deinem Anblick. So soll ich dich töten? Du bist zu schwach um dich zu erheben und um mir in die Augen zu sehen. Ich lasse meine Waffe sinken. Stumm sehen wir uns an. Dein Brustkorb hebt sich jetzt regelmäßiger. Ich reiche dir meine Hand um dir auf zu helfen. Natürlich bist du zu stolz um meine Hilfe anzunehmen. Stattdessen kriechst du in eine Ecke und kauerst dich schutzsuchend in sie. Dir ist alles lieber als meine Gegenwart. Das spüre ich deutlich. Vorsichtig setze ich mich in die Ecke, die deiner gegenüber liegt. Von hier aus kann ich dich am besten sehen. Ich warte einige Zeit auf eine Reaktion von dir. "Was willst du noch von mir?", bringst du dann doch mühevoll hervor. War unsere kleine Jagt wirklich so anstrengend für dich? Auch ich lasse mir diesmal Zeit mit meiner Antwort. Ich will dich warten lassen. Du sollst wie ich damals im Ungewissen verrotten. Zumindest für einige Zeit. Meine Lust nach einer Zigarette steigt und ich steck mir eine an. Genüsslich ziehe ich an ihr. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und puste den bläulichen Rauch gen Himmel. "Bekomm ich auch mal eine Antwort?", höre ich plötzlich aus deiner Ecke. In Geduld warst du noch nie geübt. Ich kann mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. "Du fragst was ich von dir will? Denk mal nach, Sherry.", fordere ich dich lachend auf. Ich beobachte wie du deinen Kopf zur Seite drehst und nachdenkst. "Du willst meinen Tod.", antwortest du mir fest entschlossen. Ich werfe die Zigarette weg und stehe auf. Langsam gehe ich auf dich zu und hocke mich vor dich. Ich senke meinen Kopf ein wenig um mit dir auf einer Höhe zu sein. Ist dir das so unangenehm wie mir? Ich denke schon. "Ich will nicht deinen Tod...", flüstere ich leise. Ich stutze. Das wollte ich nicht sagen! Genau das will ich doch. Deinen Tod, Sherry! Wieso schreien meine Gedanken so? Genauso verwundert wie ich selbst es bin, siehst du mich an. "Nicht?", fragt du mich ungläubig. Verwirrt stehe ich auf und drehe dir den Rücken zu. Moment. Was tue ich hier? Seinem Feind dreht man nicht den Rücken zu. Doch, bist du mein Feind, Sherry? Ich weiß es nicht... Wieso tu ich nicht, was ich tun will? Ich darf mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen. Das ist mein Prinzip! Doch wieso tue ich dann das? Wieso lebst du noch? Schon vor Minuten hätte dein Körper leblos am Boden liegen sollen. Ich verstehe nicht. Hinter mir ertönen schleppende Geräusche. Bist das du, Sherry? Ich drehe mich wieder zu dir. Ja. Du warst die Quelle dieser Töne. Du hast dich an der Wand hoch gezogen. Du willst auf mich zu kommen. Doch deine Beine versagen ihren Dienst. Kaum hast du einen Schritt getan fällst du zurück auf den Boden. "Wieso?", keuchst du wütend. Ja. Deine Wut. Sie verbreitet sich um uns herum und nimmt den Platz deiner Hoffnungslosigkeit ein. Ich antworte dir nicht. Denn ich finde keine passenden Worte... "Wieso. Tust. Du. Das?", energisch sein steht dir gut, kleine Sherry. Langsam und wie ein Lauffeuer erreicht deine Wut auch mich. Kann man diese Empfindung überhaupt Wut nennen? Auch dies weiß ich nicht... "Wieso!!!", drängst du mich. Deine Worte sind schon lange keine Fragen mehr. Ich fühle mich unter Druck gesetzt. Von dir Sherry. Gerade willst du noch etwas sagen, als ich zu dir auf den Boden falle und dich fest an mich drücke. Deine Wut weicht Verwunderung. Habe ich dich überrascht? Mach dir nichts daraus. Ich bin es auch. Ich kann mein Verlangen nicht mehr halten. Ich gehe mit mir durch. Ich will dich küssen. Jetzt. Soll ich das tun? Darf ich das tun? Gib mir ein Zeichen. Kurz noch halte ich inne. Noch immer warte ich auf deine Erlaubnis. Du legst deine Arme um meinen Hals. Mein Denken setzt aus. Meine Welt wird still. Ich vergesse alles wenn meine Lippen die deinen berühren. Ich küsse dich. Bist du mit der Situation genauso überfordert wie ich? Ist dir das egal? Wieso habe ich so viele Fragen? Du erwiderst meinen Kuss. Nein. Es ist nicht mehr mein Kuss. Es ist unsere Wiedervereinigung... Sacht drückst du mich von dir weg. "Wieso?", hauchst du in mein Ohr und lässt deinen Kopf auf meine Schulter fallen. Ich genieße es... Du wartest noch immer auf eine Antwort, oder? Ich will dich nicht warten lassen. Doch ich bin sprachlos. Wie im Rausch verberge ich mein Gesicht in deinem Haar. "Wieso? Bitte sag es mir...", du stellst diese Frage wirklich immer und immer wieder. Ich muss lächeln. Du bist so stur... Langsam kehrt mein Verstand zurück. Ich kann dir bald antworten, Sherry. Ich lasse deinen warmen Körper nicht los. "Wieso, willst du wissen?", meine Worte sind sinnlos. Dennoch muss ich sie aussprechen. Du nickst langsam. "Ich tat es nicht, weil mir ein Leben ohne dich so schrecklich schwer fällt...", hauche ich dir zu. Du regst dich nicht. Nur deine Wärme und dein Atem lassen mich nicht an deiner Anwesenheit zweifeln. Ich bin so unglaublich gespannt auf deine nächste Reaktion. "Ich will kein Leben was auf einer Lüge aufgebaut ist.", flüsterst du. Ich bin geschockt. Ich habe es nicht anders verdient. Ich bin unfähig etwas zu erwidern. Auch bringe ich es nicht übers Herz dich los zu lassen. Ich sitze stumm wie eine Puppe da. Wieder setzt du an: "Ich will kein Leben, wo ich nicht die sein kann wie die bin. Ich kann nicht unter einer Lüge leben. Ich will kein Leben ohne dich...". Diese wenigen Worte werden mich mein Leben lang verfolgen. Ich liebe diese Worte. Ich liebe diese Worte, die aus deinem Munde stammen. Dennoch verstehe ich sie nicht. "Ich verstehe nicht...", beichte ich dir wie ein kleines Kind. "Nur du kannst mich nehmen wie ich bin...", antwortest du mir mit zarter Stimme. Ich verstehe deine Worte jetzt. Ich liebe dich. Verstecken sich diese Worte nicht dahinter? Habe ich Recht damit? Du siehst von meiner Schulter auf und küsst mich. Ich schätze ich hatte Recht. Wieder dürfen meine Lippen sich nach deinen süßem, blutrotem Mund verzehren. In diesem Augenblick lebe ich. Ich lebe mit dem Schnee um uns herum. Lebe mit der Stille die sich über uns gelegt hat. Lebe mit dir, die du in meinen Armen liegst. Ich bete, dass dieser Moment nie ein Ende findet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)