DämonenBlut von Hikaru-Chan (Coreys Geschichte) ================================================================================ Kapitel 12: Besser für dich und am Besten für mich -------------------------------------------------- Da stand ich dann. Im Krankenhaus vor dem Bett, indem mein Vater lag. Er sah ruhig und zufrieden aus, wenn er schlief. Ich fragte mich, was er wohl dachte. Jemand wie Vater. Eine Weile stand ich vor ihm und betrachtete sein Gesicht. Wie oft hatte ich mir gewünscht, er würde einfach so liegen. Mir nichts ins Ohr flüstern, mich nicht ständig anfassen... Dass er in einem Bett lag, angeschlossen an viele Schläuche, war... Schön. Ich konnte mir dieses Gefühl von Freude nicht erklären. Richtige Schadenfreude. Lag es daran, dass ich zur Hälfte ein Dämon war? Vielleicht dachte das auch nur mein Unterbewusstsein, denn andererseits war ich beunruhigt. Was wäre gewesen, wenn er gestorben wäre, an diesem Schlaganfall? Irgendwie wollte ich Trauer fühlen. Ich wollte Mitleid haben. Mitleid mit ihm, meinem Vater. Der, der mich all die Jahre missbraucht hatte. Wenn ich so daran dachte... und es war das erste mal, dass ich diese Gedanken hegte, dann wurde mir richtig schlecht. Mutter und ich wussten als einzige davon, dass Vater Herzprobleme hatte. Wir hatten so getan als ob wir es ignorieren würden. Ich zumindest hatte es ignoriert. Mutter hatte wirklich ein ausgezeichnetes Timing. Hätte sie sich keinen anderen Zeitpunkt aussuchen können? Genau dann, als ich dabei war Sven meine Gefühle zu gestehen. Er sah ziemlich verärgert aus, als ich sagte, dass ich schnell weg musste. Sven hatte gemeint, dass wir das fortsetzen würden.. Ich lächelte bei dem Gedanken an seine weichen Lippen vor mich hin. Da spürte ich die Gegenwart einer Person und drehte mich um. Eine tolle Fähigkeit war das, nur schade, dass sie nicht immer funktionierte. „Du bist also gekommen, Corey.“ Doris lächelte schwach. Ich nickte kurz und nahm sie in den Arm. „Schön dich zu sehen.“ Sie drückte mich kurz und warf dann einen Blick zum Bett. „Deinen Vater hat es schlimm erwischt. Du solltest mit Elena reden.“ Sie sah mich an. Ihr Gesicht hatte das Strahlen verloren. So wirkte sie gleich viel älter als sonst. Svens verärgerter Gesichtsausdruck huschte über meine Gedanken. Wie ein Zeichen. Ich beschloss mich diesem Zeichen anzuschließen. Eher einem Instinkt folgend. Ich atmete tief ein und sagte mit fester Stimme:“ Nein. Ich werde nicht mit ihr reden.“ Doris runzelte die Stirn. „Wie?“ Ein Lachen kam aus meinem Mund. Und es war nicht gespielt. Es war ein echtes Lachen. Mit leuchtenden Augen blickte ich sie dann an. „Nie wieder. Nie mehr. Niemals mehr...“ Ich wusste nicht warum, aber ich lachte weiter. Ich brach in schallendes Gelächter aus. Eigentlich gab es keinen Grund dazu. Aber in diesem Moment lachte ich einfach. So wie ich noch nie gelacht hatte. So wie ich es schon immer gewollt hatte. Solange bis mir sogar die Tränen kamen. Während Doris Gesicht sich immer mehr verdüsterte wurde meines immer heller und strahlender. „Was ist mit dir los, Corey?“ Ihre Stimme war leise und ihre Augen sprachen genau das wieder, was ich erwartete. „Ich... ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung!“ Für einen Außenstehenden mag das absurd ausgesehen haben, aber am Merkwürdigsten war es wahrscheinlich für mich selbst. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen. „Ich weiß nur, dass ich heute etwas begriffen habe. Danke, Doris.“ Mit diesen Worten verließ ich dann den Raum. Ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich musste raus aus diesem Raum. Raus aus diesem Gebäude. Raus aus dieser Welt! Als ich in meiner Wohnung ankam war alles unglaublich still. Ein extremer Unterschied zum Krankenhaus, wo sich so verdammt viele Menschen befanden. Und das jeden Tag. Ich blieb im Flur stehen, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Kraftlos lehnte ich mich nach hinten und ließ mich von der Schwerkraft nach unten ziehen. Von der Energie, die vorher von mir Besitz ergriffen hatte war nichts mehr da. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Wieso weinst du denn? Ich dachte du hast dich sogar etwas gefreut, als du ihn gesehen hast. So... verwundbar.“ In mir rührte sich nichts. Ich erschrak gar nicht erst, als ich langsam aufblickte und einen bildhübschen Jungen vor mir knien sah. Svens Augen nahmen meine wieder einmal gefangen. „Huch...“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich unterwegs geweint hatte. „Du hast mich beobachtet...?“ Er ließ die Frage unbeantwortet. Die Tränen kamen wirklich spät und genau dann als er vor mir stand. Immer wenn wir uns begegneten war ich verletzt, durcheinander und kraftlos. Das fing an mich zu nerven. So sahen mich nicht vielen, aber bei ihm störte es mich irgendwie nicht wirlich. „Wegen vorhin...“ fing ich an. Dieses Thema wollte aus meinen Gedanken dringen und sich in Worte verwandeln. Ich spürte Svens Fingerspitzen, die vorsichtig und sogar etwas zögerlich meine feuchte Wange streichelten. Wir sahen uns tief in die Augen. „Wenn dich das alles nicht verändert, dann hast du eine wirklich starke Seele, Corey Dáhlen. Das ist beneidenswert und...wunderschön.“ Seine Stimme hatte einen so wunderbaren Klang. Schon das allein erwärmte mein Herz. „Du irrst dich. Alles verändert mich. Alles... Jeder.. und vor allem du..“ Ich schluckte. „Ich zeige normalerweise keine Veränderungen. Aber jetzt kann ich nichts dagegen tun. Das ist eine Ausnahme... Du bist eine Ausnahme.“ Sven lächelte mich an. Ich seufzte. „Also wegen vorhin... tut mir leid, dass ich so plötzlich weg musste.“ „Es sei dir vergeben.“ Ein leises Kichern. „Du wolltest mir übrigens irgendetwas sagen, wenn ich mich Recht erinnere.“ Sven schiefes Lächeln war wieder da. Mein Herz fing augenblicklich an schneller zu schlagen. Wie konnte das sein, nur wegen eines einzigen Satzes? „Das hab ich leider vergessen.“ Ich räusperte mich leicht. Themenwechsel bitte. Auf einmal wollte ich doch nicht mehr darüber reden. Sven kam mir immer näher. „Ich erinnere dich gern daran, wenn du erlaubst.“ Er beugte sich leicht nach vor und da legten sich unsere Lippen auseinander. Ich genoss es sie ein weiteres mal spüren zu dürfen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Sein Mund löste sich von meinem. „He Sven...“ „Ja?“ Wir flüsterten, als ob uns irgendjemand hören konnte. Aber das sollten nur wir beide hören. Diese Worte waren nur für uns. „Ich bin nicht gut in solchen Sachen. Du darfst nicht zu viel von mir erwarten, das sag ich dir gleich.“ Seine Stirn lehnte an meine. „Hm... Wer keine Liebe bekommt,der kann sie auch nicht geben.“ Sven sprach tatsächlich von Liebe. Er sprach von Liebe... „Also....“ Er ließ mich nicht ausreden und stand auf. Sven hielt mir die Hände hin und zog mich zu sich hoch in seine Arme. Grüne Edelsteine vergruben sich in meine Augen. Sein Gesicht ganz nah an meinem. „Corey. Lass mich dich verändern... So wie du es wolltest.“ Was hätte ich da sagen sollen? Mir fiel nichts ein und ich starrte ihn mit geröteten Wangen an. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt mir den Impuls zu verkneifen, mich ihm noch mehr zu nähern. Das war ,wie sich nach ein paar Augenblicken herausstellte, ziemlich unnötig, denn ich tat es trotzdem. Der Kuss war feucht und klebrig. Was für eine seltsame Wirkung diese Lippen auf mich hatten. Wirklich seltsam und.. erregend. Ich wollte mehr. Mehr von ihm spüren. Mehr von ihm wissen.... Einfach mehr von ihm haben. Sven kicherte leise in den Kuss. Unsere Zungen fanden sich wieder und begannen miteinander reizvolle Tänze zu tanzen. In mir sammelte sich eine riesige Hitze, die unbedingt heraus wollte. Ich drängte mich näher an ihn und schlang meine Arme um seinen Rücken. Schloss hingebungsvoll die Augen, als unsere Küsse immer leidenschaftlicher wurden. Ich konnte mich gar nicht mehr kontrollieren und so wanderten meine Lippen unbewusst langsam seinen blassen Hals entlang. „Hhh..Corey... das...solltest du...hahh...“ Anscheinend war Sven am Hals unglaublich empfindlich. Das war unheimlich erotisch von ihm, wie er so seinen Hals etwas schief legte und seine Augen schloss. Meine Augen hatte ich halb geöffnet, ich wollte natürlich nichts verpassen. Diese Situation war überhaupt nicht mit den anderen Malen mit einem gewissem Jemanden zu vergleichen. Da wurde mir immer nur schlecht und ich verkrampfte mich total. Aber das hier...war einzigartig und ist sehr schwer zu beschreiben. Svens Atem ging schwer, genau wie meiner. „Was machst du bloß mit mir? Ich will nicht aufhören...“ flüsterte ich in sein Ohr. Unsere Körper drängten sich gierig aneinander als unsere Münder wieder den Weg zueinander fanden. Es lief alles ziemlich gut bis...wieder der Dämon die Oberhand über mich gewann. Ganz plötzlich wollte ich nicht nur Svens Körper.. sondern auch sein Blut. Verdammt. Ausgerechnet in so einem Moment! „Nhhh...“ Ich umarmte ihn. Mist...Verfluchter Mist! Ich öffnete meine Augen und da sah Svens Hals ganz anders aus. Die Venen zeichneten sich auf seiner blassen Haut ab. Oh nein.. In diesem Moment konnte ich Svens Stimme hören. „Ich glaube, wir sollten langsam aufhören... Ich kann sonst für nichts garantieren.“ Sven lachte etwas heißer. Ich ließ von ihm ab. „Tut mir leid... ich...kann das irgendwie nicht... nicht so...“ Er strich mir ein paar Haarsträhnen vom Gesicht und suchte meinen Blick. Wir sahen uns an. Seine Edelsteine waren dunkler geworden. Aber das bildete ich mir sicher nur ein. „Du entschuldigst dich?“ Er kicherte wieder. „Wie kannst du jetzt lachen?“ Mir war überhaupt nicht danach zu Mute. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen. Wieso hatte er das so einfach geschafft? Das fand ich unfair. Sven gab mir einen Wangenkuss. „Armer Halbdämon. Du bekommst mich wohl nicht so leicht als Mahlzeit.“ Da lachten wir beide. „Das ist gar nicht lustig! Haha... Das ist...“ Ich verstummte als sich unsere Blicke wieder trafen. „Das ist was..?“ hackte er nach. „Nichts...“ Ich blinzelte. Das eben konnte nicht gewesen sein. Hatten seine Augen gerade wirklich einen roten Ton angenommen? Ich kicherte. Mein Verlangen nach Blut war wahrscheinlich so stark, dass ich mir sogar schon Sachen einbildete. Ja... das musste es sein. Aber wieso raste mein Herz dann so schnell? Es sollte aufhören, das war nur Einbildung gewesen! „Corey...?“ Ich versuchte zu lächeln. Ich schaffte es, als ich daran dachte, was ich eben eigentlich mit ihm vorhatte. Doch ich spürte auch einen schmerzvollen Stich in meiner Magengegend. „Hey, ist alles in Ordnung? Du zitterst...“ Svens Stimme klang besorgt. „Ach wirklich?“ Der Gedanke eben brachte auch hässliche Erinnerungen zurück. Ich runzelte die Stirn und wandte meinen Blick ab. „Jetzt ist mein Stolz verletzt, weil du daran denkst während du mit mir zusammen bist.“ Ich lächelte. „Entschuldige. Das will ich gar nicht.“ Ich zwang mich ihm in die Augen zu sehen. Das waren die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte. „Kann ich etwas tun, damit dein Stolz wieder zufrieden ist?“ Langsam näherte ich mich seinem Gesicht. Es war irgendwie ungewohnt, aber gleichzeitig verdammt vertraut, so mit ihm umgehen zu dürfen. Noch vor wenigen Tagen konnte ich nur davon träumen und ganz plötzlich legten sich unsere Münder wie selbstverständlich auf einander. „Kommt darauf an, ob du mich nicht gleich wieder aussaugen möchtest, wenn ich dich küsse.“ Sven grinste. „Du bist dir deiner Wirkung also bewusst? Wieso hast du dann keine Angst?“ Unsere Nasenspitzen berührten sich leicht. Kurze leichte Küsse verteilten sich während wir miteinander sprachen. „Sollte ich denn Angst haben?“ Svens Stimme konnte wirklich extrem erotisch sein. So sehr, dass ich mich stark zusammenreißen musste. „Ja. Ich bin doch zur Hälfte ein Wesen der Unterwelt, das hast du selbst gesagt. Müsstest du da nicht um Gnade winseln, wenn du schon weißt was ich eigentlich von dir will?“ Küsse über Küsse. Allesamt nur kurz. Seine Lippen erkundeten mein Gesicht. Einen Kuss auf die Stirn, einen auf die Nase, dann die Wangen und schließlich kam der Hals dran. Das tat gut. Sehr gut sogar. „Ich hab keine Angst vor dir, Corey. Die werde ich niemals haben.“ Ich runzelte die Stirn. „Du solltest aufpassen, was du sagst, Sven.“ Ich knurrte leise. „Wieso? Das ist die Wahrheit.“ Er grinste. Aus irgendeinem Grund wurde ich langsam wütend. Oder war das wieder das Verlangen nach seinem Blut? Ich konnte diese Gefühl nicht einordnen. Ich weiß nur, dass ich in diesem Moment Svens Körper unter meinem auf den Boden drückte und ihn von oben herab betrachtete. Meine Augen mussten eine andere Farbe angenommen habe, ich konnte spüren wie zwei Eckzähne länger wurden. Ich atmete wieder schwer. Was wollte ich denn tun? „Und? Willst du jetzt mein Blut trinken? Willst du das?“ Ich spürte einen Stich in meiner Brust als mich wieder diese Augen in ihren Bann zogen. Ja. Ich wollte sein verdammtes Blut trinken. Aber.... Irgendetwas hinderte mich daran. Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Du kannst es nicht, Corey.“ Sven richtete sich wieder auf, wir saßen uns gegenüber. „Warum kann ich es nicht? Wieso nicht?“ Meine Gefühle machten einen unglaublich schnellen Wandel. Zuerst hatte mich eine gewaltige Wut ergriffen, weil Sven mir das nicht zutraute. Dann war es schmerzvoll, zu sehen wie er mich mit einem festen Blick musterte. Und dann war ich traurig darüber, dass ich nicht bekam, was ich wollte. Sven legte seine Hände um meinen Nacken. „Irgendwann wirst du es können. Aber nicht jetzt.“ „Aber ich will es. Ich will... dich..“ unbewusst kamen diese Worte über meine Lippen. Ich blickte auf und errötete als ich seinen Blick bemerkte. Dieser war voller Verlangen. Dieser Blick war unbeschreiblich sexy. Sein Mund öffnete sich einen Spalt. „...“ doch er blieb stumm. Svens Lippen legte sich kurz auf meine, dann stand er erneut auf. Diesmal waren seine Hände aber vor seinem Gesicht. „Arg... verdammt....“ flüsterte er. „Was?“ Sven wandte seinen Blick ab. „Hab ich was falsches gesagt?“ Verunsichert stand ich ebenfalls auf. Er schritt etwas von mir weg. „Was hast du denn auf einmal?“ fragend schritt ich näher zu ihm aber er entfernte sich immer etwas mehr. „Komm nicht näher!“ Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. Sven atmete tief ein und aus. Da sah er mich wieder an. „Tut mir leid..“ Ich verstand überhaupt nichts mehr. „Hat dich das vielleicht überfordert? Ich wollt nicht...“ Sven unterbrach mich. „Nein! Es geht gerade nicht darum... verzeih mir, aber es ist besser für dich und am besten für mich.......wenn ich jetzt gehe.“ „Aber...“ ich wollte widersprechen aber er unterbrach mich wieder. „Ich komme wieder. Keine Sorge, aber ich muss unbedingt etwas lästiges loswerden.“ Diese Situation kam mir bekannt vor. Das hatte ich schon einmal gehört. Ich blinzelte nur kurz und da war er schon verschwunden. Mit gerunzelter Stirn setzte ich mich wieder auf den Boden. Verwirrt und beunruhigt saß ich dann da. Ganz allein.. Wie ich das hasste. ------ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)