Happy Endings von Honey_Summer ================================================================================ Kapitel 1: None --------------- Happy Endings Er saß alleine in seinem Büro. Es war später Nachmittag und um ihn herum versank alles allmählich in Dunkelheit. Seine vielen alchimistischen Gerätschaften brummten und blubberten vor sich hin, wie immer. Doch ihr sonst so heiterer Klang, die Melodie, die er so mochte, konnte ihn heute nicht fröhlich stimmen. Überall, im ganzen Land, auf der ganzen Welt, feierten heute Nacht die Leute. Hexen und Zauberer, allesamt befreit von der Last, die seit Jahren immer drückender auf ihren Schultern und Gemütern ruhte. Heute, endlich, war der große Tag, auf den sie alle so sehnlich gewartet und gehofft hatten. Heute war der Tag, an dem der dunkle Lord besiegt worden war. Voldemort war tot. Nun, besser gesagt: verschwunden. Er selbst zweifelte daran, dass Voldemort wirklich und endlich tot war. Für viel wahrscheinlicher hielt er es, dass er besiegt war. Fürs erste. Doch lebendig, in irgendeinem Winkel der Welt, versteckt und entkräftet. Voldemort hatte ganz sicher immer irgendein Ass im Ärmel. Er war nicht umsonst der gefürchtetste schwarze Magier gewesen. Doch all die vielen Menschen wollten, dass er tot war. Alle sprachen sie von dem Ende der dunklen Zeit, einem Happy End. Dumbledore schüttelte den traurig den Kopf. Was auch immer die Hexen und Zauberer sich heute einredeten, es war kein Happy End. Mit dem Zauberstab rührte er vorsichtig in seinem Denkarium herum, dass milchig glühend vor ihm auf dem Schreibtisch stand. Aufgeweckt durch die Berührung seines Zauberstabes stieg eine durchscheinende Gestalt daraus empor. Marlene McKinnon. Ihr langes Haar fiel ihr in Locken auf den Rücken, durchscheinend wie ihr ganzer zierlicher Körper. Nur wenige Tage vor ihrem Tod hatte er sie noch gesehen. „Stürmische Zeiten“, hatte sie gesagt und ihn dabei wildentschlossen angelächelt. Weil sie fest auf eine bessere Zukunft gehofft hatte. Sie war so jung, wie viele von den Hexen und Zauberern, die sich um ihn zusammengeschlossen hatten. Wildentschlossen sich, ihre Familien und ihrer aller Zukunft zu verteidigen. Verzweifelt, aber mit der tiefen Hoffnung auf eine bessere Zeit. Kurz darauf war sie tot. Und ihre ganze Familie mit ihr. Dumbledore erinnerte sich daran wie sie sie begraben hatten… Er ließ ihre Erinnerung langsam wieder im Denkarium versinken. Eine neue stieg daraus empor. Benjy Fenwick. Von ihm war nicht mehr viel übrig, was sie hätten begraben können. Ein unscheinbarer Mann, arbeitete im Ministerium, damals. Hatte einen Schreibtischjob und wurde von den meisten Leuten, die ihm begegneten als etwas langweilig beschrieben. Arthur Weasley hatte ihn bei der Arbeit kennengelernt und ihn nach einiger Zeit mit in den Orden gebracht. Die Leute mochten sagen, was sie wollten, Fenwick war ein außerordentlich anständiger Mann. Mutig, sehr mutig, und ehrenvoll. Ein guter Zauberer. Er hatte sich nie für Kämpfe interessiert, er war eher von friedliebender Natur. Doch in dieser finsteren Zeit… Als Arthur ihn mit in den Orden gebracht hatte, hatte Fenwick sich uns angeschlossen. Er machte nie viele Worte, doch er wusste, für was er kämpfte. Hatte eine Frau und eine kleine Tochter. Einmal erzählte er Dumbledore, dass er beim Orden wäre, weil es richtig sei. Das er kämpfe, weil seine Tochter in einer besseren Welt aufwachsen solle. Seine Witwe und sein Kind waren nach seinem Tod geflohen. Edgar Bones war der nächste. Blond, groß, immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Er gehörte zu den herausragendsten Magiern seiner Zeit und war ein unverbesserlicher Optimist. Glaubte fest an einen Sieg… Sieg. Verheiratet und Vater von drei Kindern. Gideon Prewett wollte ihn besuchen, apparierte vor seinem Haus und sah sofort das dunkle Mal. Kam dann direkt zu ihm… Was sollte man in so einem Fall tun? Prewett wollte Verstärkung vom Orden holen und die Todesser verfolgen, doch natürlich waren sie bereits verschwunden. Er war vollkommen außer sich, natürlich. Ein weiterer Freund und Mitstreiter tot. Was sollte er ihm sagen? Du konntest nichts für ihn tun? Alles wird gut? Wie sollte alles gut werden? Gideon hatte das Haus gesehen. Beschrieb es später als Schlachtfeld. Edgar lag im Flur, seine Frau Marge im Kinderzimmer. Die Bones-Kinder waren noch sehr klein gewesen, das Älteste keine fünf Jahre alt. Avada Kedavera. Edgar Bones verschwand im Denkarium. Gideon Prewett hatte danach noch verzweifelter gekämpft. Die Prewett Brüder waren ein ungleiches Gespann, Gideon laut, auffallend, manchmal launisch, sein Bruder Fabian still und zurückhaltend. Die Prewett-Brüder stiegen aus dem Denkarium hervor, wie Dumbledore sie in Erinnerung hatte, Karten spielend am Küchentisch des Grimmauldplatzes 15, lachend. Natürlich würden auch sie nie wieder dort sitzen und lachen. Sie fielen ein halbes Jahr später in einem der Scharmützel, die der Orden gegen die Todesser führte. Die Ordensmitglieder waren hoffnungslos in der Unterzahl, doch die Prewett-Brüder kämpften wie Löwen. Vielleicht hatten sie schon zu viele Freunde, zu viele Verwandte verloren. Das Wort „todesmutig“, beschrieb ihren letzten Kampf. Fünf Todesser waren nötig um sie zu bezwingen, zwei weitere gefallene Helden in einem aussichtslos erscheinenden Krieg. Die geisterhaften Gestalten sanken zurück in den Nebel seiner Erinnerungen und ließen ein weiteres Bild vor ihm aufsteigen. Dorcas Meadows. Kräftig gebaut, energisch und sehr willensstark. Sie wollte Lehrerin in Hogwarths werden. Sie war eine wichtige Stütze für den Orden. Dumbledore hatte sie selbst unterrichtet, sie war eine bemerkenswerte Hexe, eine der besten. Doch es war ihr Talent, ihre große Begabung, die sie zu einer direkten Gefahr für Voldemort machte. Voldemort hatte anfangs versucht sie auf seine Seite zu ziehen. Doch Dorcas war anständig. Für sie war es keine Frage gewesen. Sie hatte sich ohne ein Wort dem Orden angeschlossen und in ihrer ersten Schlacht zwei Todesser getötet. Er tötete sie persönlich. Diesmal war es Dumbledore selbst, der sie fand. Dorcas lag in ihrem verwüsteten Wohnzimmer. Es war nichts mehr zu sehen, von der starken, energischen jungen Frau. Ihre Glieder waren zerschmettert und das dunkle Mal hatte sich blutig in ihren Körper gefressen. Ein besonderer Hohn. Eine Träne lief Dumbledore über die Wange, als Dorcas Meadows sich langsam drehte und wieder im Denkarium verschwand. So viele waren tot. So viele hatten ihr Leben gegeben für eine bessere Zeit. Für sie alle, Marlene, Edgar, Gideon, Fabian, Dorcas, ihre Familien und so viele andere gab es kein Happy End. Und schließlich war da noch Harry. Das Kind, der Junge, der lebt. Der, der den dunklen Lord bezwungen hatte. Schon heute besangen ihn die Hexen und Zauberer auf den Straßen, schon heute wurde er zu einer Legende für die Zaubererwelt. Doch Harry selbst wusste nicht um seine Tat. Er war zu jung, nur ein kleines Kind, das auf die Hilfe und den Schutz anderer angewiesen war. Wenn er einmal älter wäre, würde er auf eine Welt treffen, in der er gefeiert wurde. Doch würde er diesen Tag aus seiner Vergangenheit als ein Happy End ansehen? Wohl kaum. Dieser Tag, der für die anderen Erleichterung war, würde für ihn immer der Tag sein, an dem seine beiden Eltern gestorben waren. Lily und James. Auch sie starke Kämpfer, gute Zauberer. Verraten von einem Freund, jemandem, dem sie bedingungslos vertraut hatten. Und gestorben für ihn, für Harry. Auch für den Jungen gab es kein Happy End. Und was konnte er, Dumbledore, tun? Er konnte diese Menschen, diese Freunde, nicht wieder lebendig machen. Konnte ihre Familien nicht trösten. Er konnte kein Happy End bieten. Das einzige was er tun konnte, war für ein Ende zu sorgen. Er konnte gegen Voldemort arbeiten, sollte er sich je wieder erheben. Und er konnte Harry darauf vorbereiten, seine Bestimmung zu erfüllen. Denn bei einem war sich Dumbledore ganz sicher: es war noch nicht vorbei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)