Die Tücken der Pubertät von Hime-chan (Rikkai und ihre privaten Probleme) ================================================================================ Kapitel 8: Der Weg des Kriegers ------------------------------- Tradition wurde in der Familie Sanada hoch geschrieben. Sein älterer Bruder würde das Dojo der Familie übernehmen und somit blieb für ihn kein Platz mehr. Tennis war seine Leidenschaft, doch nichts stärkte seinen Willen so sehr wie die Stunden hier im Dojo. Disziplin, Stärke, Willenskraft. Er bekam seit Jahren die Leitsätze des Bushido übermittelt und er baute darauf auf. Nioh gegen seinen Willen mit sich zu ziehen war für den stärkeren Teenager kein Problem. Die Tränen, die erneut vergossen wurden, würden Yukimura das Herz brechen und es war Sanadas Pflicht, seinem Mitschüler beizustehen, auch wenn es hiess, dass er ihm dafür den Kopf waschen musste. Er zerrte ihn direkt in die Halle und liess ihn in der Mitte los, blickte ihn ungnädig an. „Seiza!“ Der Befehl hallte in dem sonst leeren Raum kurz wieder, ehe es wieder Still wurde. Etwas zögerlich setzte sich Nioh auf den blanken Boden. Bisher war er nur ein Mal hier gewesen, und da waren sie alle zusammen hier gewesen. „Und jetzt?“, fragte er verunsichert. Alleine mit Sanada zu sein war sehr merkwürdig. „Wir Meditieren. Du bist nicht mit dir im Einklang. Solange du das nicht bist, wirst du nicht in Ruhe über dich und deine Situation nachdenken können“, erklärte ihm Sanada und liess sich ihm gegenüber nieder. „Ich bin darin nicht so gut, Sanada, Ich habe keine Ahnung, wie ich das machen soll“, beklagte sich Nioh, der sich über die Augen strich. „Schliess die Augen und lass dich in die Stille fallen. Wenn du reden willst, höre ich dir zu“, bot ihm Sanada an, auch wenn es ihm persönlich lieber wäre, wenn er dazu schwieg. Zu Nioh Überraschung funktionierte diese Methode sogar. Er liess sich Zeit und versuchte seine wirren Gedanken einigermassen zu ordnen. „Sanada, darf ich dich etwas fragen?“ Nioh war sich nicht sicher, ob er die Meditation unterbrechen durfte. „Natürlich“, antwortete Sanada augenblicklich, er hatte seine Harmonie gefunden, er war im Reinen mit sich. „Warum eigentlich Yukimura? Ich meine, es hätte auch irgendein hübsches Mädchen sein können“, fragte Nioh leise, es war wichtig für ihn und auch für Yagyuu. „Seiichi…Er ist stark, doch dabei so sanft und liebevoll. Ich finde diesen Kontrast sehr anziehend. Gefühle keimen auf, doch sie öffnen ihre Knospe erst, wenn man es zulässt. Seiichi ist wie eine wunderbare Blume für mich. Er gibt mir Halt, auch wenn es für dich anders aussieht“, gestand er dem Trickser, auch wenn das bedeutete, viel zwischen Yukimura und sich preis zu geben. „Er ist so freundlich…herzensgut und naiv. Ich habe das Gefühl, ihn schützen zu müssen, so viel Freundlichkeit und Intelligenz bekommt einem Menschen nicht gut.“ Sanada öffnete die Augen, er hatte nicht von Nioh erwartet, ein solches Geständnis zu hören. Er machte es bisher also richtig. „Du musst lernen, ihn auch vor dir zu schützen. Du tust viele unüberlegte Dinge, Taten die Konsequenzen nach sich ziehen, die du im Voraus bedenken musst. Habt ihr je über eure Gefühle gesprochen?“, stellte nun Sanada eine Gegenfrage. Es war fast schon ein Witz, wenn man sich von Aussen ansah, was für ein Gespräch er mit dem Trickser führte, doch Nioh schien es gerade zu brauchen, darum nahm er sich die Zeit, die er eigentlich bei Seiichi verbracht hätte. „Wie…? Nein, haben wir nicht wirklich. Hab nicht so das Händchen dafür“, gestand Nioh und es klang geknickt. Er musste es also zumindest versucht haben, und war offensichtlich daran gescheitert. „Im Moment bist du sehr ehrlich, Nioh. Es ist in einer Beziehung wichtig, dass beide Parteien ihre Gefühle, Unsicherheiten und Ängste miteinander austauschen. Erst gestern ist mir zum Beispiel ein Missgeschick passiert und ich habe Seiichi damit aufgeregt.“ Wenn Nioh so offen war, wollte er ihn dazu ermutigen, es auch weiterhin zu sein. Vielleicht half es ja dem Trickser, wenn er sah, dass auch ihre Beziehung den Grad Perfekt noch lange nicht verdient hatte. „Naja, erst einmal muss man eine Beziehung haben…und ich habe nichts davon, hab es mir anscheinend eingebildet“, murmelte Nioh und nun war Sanada versucht, sich dieser Verantwortung die er an sich gerissen hatte doch aus dem Weg zu gehen. Es war so schwierig wie er sich gedacht hatte und er bewunderte Yukimura dafür, dass er sich mit Akaya auseinander gesetzt hatte. „Die Frage ist, warum Yagyuu es nicht so sieht wie du“, versuchte Sanada ihm die Sicht zu verdrehen. Es war unmöglich einen Menschen voll und ganz zu kennen, nicht in ihrem Alter. Er war sich sicher, dass Liebe sich im Laufe der Jahre erst verstärkte, oder aber verblasste, dann war sie nicht richtig gepflegt worden, um bei Seiichis Blumen zu bleiben. Er vermisste ihn, jeden Tag wenn er alleine auf dem Platz stand und Befehle brüllte, versuchte die Mannschaft zu rüsten. Doch für seinen Geliebten musste es sich noch viel schlimmer anfühlen. „Man kann mir nicht trauen, das weisst du doch selbst“, zischte Nioh leise, schlug mit der Faust auf den Boden. „Dann sag ihm was du fühlst. Direkt, gerade. Wir von der Rikkai geben immer hundert Prozent, auch in einer solchen Lage“, riet ihm Sanada, da er es wirklich so sah. Wenn Nioh deswegen zwei Mal zu weinen hatte, dann war Yagyuu für ihn an erster Stelle. „Man kann das doch nicht mit Tennis vergleichen. Und ich bin kein Feigling, glaub das nicht, aber es ist schwer, die Gefühle in Worte zu fassen“, entgegnete ihm Nioh, nun wieder kess, wie er es gewohnt war zu hören. Doch diese Fassade würde er heute zerschlagen. „Du bist schwach Nioh. Du wirst es nicht tun, wenn ich dich jetzt gehen lasse. Zieh deinen Blazer und deine Krawatte aus“, wies er ihn an und stand auf, tat es seinerseits. „Bitte was? Ich bin nicht schwach!“, protestierte Nioh, folgte jedoch seiner Anweisung und legte die Kleider neben sich auf den Boden. „Was hast du vor? Vizecaptain?“ Die Worte klangen fast schon so rebellisch wie es zu dem Trickser passte, doch er würdigte ihn keines Blickes sondern nahm zwei der Bambusschwerter, die sie für die Turnierkämpfe benutzten. Sie waren recht schwer und er wusste, dass Nioh damit handicapiert war, doch damit musste er leben. Nioh war jemand, der gerne kopierte, doch wenn man einer geliebten Person gegenüber steht und ihr seine Gefühle offenbart, gab es keine vernünftige Vorlage. Er wollte Nioh zeigen, dass er sich durch eine unbekannte Situation kämpfen musste. „Wir kämpfen. Es reinigt den Geist und stärkt den Körper, ich werde dich nicht ernsthaft verletzen“, kündigte er Nioh an und reichte ihm sein Schwert, das er zögerlich annahm. „Ahja. Nur so ein bisschen verletzen, oder wie? Ich habe keine Ahnung, wie das geht, Sanada.“ „Nimm das Schwert in beide Hände und sorge immer für einen festen Stand“, wies ihn sanada an und stellte sich selbst in Grundposition. Nioh machte es ihm einwandfrei nach und er nickte zufrieden. „Und jetzt, greif mich an“, verlangte er, bereitete sich mental auf diverse Regelbrüche vor. Nioh konnte sich schlecht daran halten, wenn er sie nicht kannte. „Ich dich? Bin ich wahnsinnig? Na, gut darüber kann man streiten aber-“ „Das ist eine Herausforderung, Nioh“, unterbrach Sanada das stete Geplapper, das Nioh auch auf dem Platz nicht immer lassen konnte, jedenfalls nicht wenn sie beide gegeneinander spielten. Nach einem unsicheren Nicken tat Nioh wie ihm geheissen, doch der Angriff war roh, lückenhaft und nicht wirklich überzeugt. Ohne Probleme schlug er gegen seine Rippen noch ehe Nioh richtig ausgeholt hatte, um ihn zu treffen. Man musste sich erst an das Gewicht gewöhnen. Er war nicht umsonst in der Lage, Rin zu spielen. Der Trickser wich zurück, ihm war nicht ganz klar, was das sollte, doch Sanada liess ihm keine Zeit, darüber nachzudenken. Er griff an, in einem Tempo das Nioh gut hätte abwehren können, doch der Trickser wich ihm aus und stolperte zwei Schritte zurück. „Du läufst also davon? Das habe ich mir schon gedacht“, griff er ihn nun auch auf dieser Ebene an. Der nächste Tag traf Niohs Schulter, der daraufhin das Gesicht verzog. Natürlich tat es weh, doch mehr als ein blauer Fleck würde nicht bleiben. „Ich laufe garantiert nicht davon“, antwortete Nioh patzig und führte eine Reihe von Schlägen aus, was Sanada geduldig zuliess. Doch auch er musste aufpassen, denn Nioh tat das, was ihm gerade in den Kram passte und hätte ihn, wäre Sanada nicht vorsichtig, vermutlich ernsthaft verletzt. Als er genug gesehen hatte wischte er ihm die Füsse weg, natürlich hatte Nioh vergessen darauf zu achten, dass er sicher stand. Er landete unsanft auf dem Boden und das Schwert rollte davon. Nioh hatte den Kampf verloren, wie es von Anfang an klar gewesen war, doch nun hatte er zumindest etwas an Biss gewonnen. „Verdammt Sanada, egal was du tust, du schaffst es wohl nicht ohne Gewaltanwendung! Egal ob das ich, Akaya oder sogar Renji ist!“, warf ihm Nioh boshaft an den Kopf und natürlich traf er damit gezielt in einen Bereich, der Sanada noch gar nicht bewusst gewesen war. „Der Weg des Kriegers ist nicht immer einfach. Wenn du erwartest, dass ich perfekt bin, muss ich dich enttäuschen. Wenn du wirklich sehen willst, wie stark du bist, dann geh zu Yagyuu und gesteh ihm deine Gefühle. Direkt, schonungslos, wie mein Angriff, der dich zu Boden reisst“, meinte er und tippte ihn mit dem Schwert auf den Kopf. „Diese Lektion ist beendet“, entschloss er und hielt ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. „Das war jetzt unnötig Sanada…“, beklagte sich Nioh und rieb sich die Schulter. „Ich werde darüber nachdenken. Ich verstehe Yukimura, du bist wirklich….“, begann er, und grinste dann schelmisch. Nein, sie waren nicht füreinander geschaffen, in keiner Ebene, doch die Stärke, die er Nioh gezeigt hatte, war für ihn jetzt wohl das Richtige gewesen. „Schönen Abend noch, und grüss mir Yukimura“, meinte Nioh noch, ehe er sich davon machte, den Blazer und die Krawatte unter dem Arm. Sanada atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe. Dieses Gespräch hatte auch ihn aufgewühlt. Er wollte Seiichi sehen, auch wenn es bereits dunkel geworden war. Sich an seine Schulter lehnen, seine Arme um seinen Hals spüren und ein paar zärtliche Worte austauschen. Er musste ihm erzählen, was vorgefallen war und ihn um Rat bitten, wenn Nioh nicht tat, was nötig wäre um das Doppel zu retten. Yukimura würde ihn schimpfen, dabei ans Tennis zu denken, da für ihn das persönliche Dilemma der Beiden mehr zählen würde und danach würde er Yukimura sanft auf die Stirn küssen, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Jetzt war es jedoch zu spät, sich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen und er seufzte tief, er hasste es, Mails zu schreiben. Dafür würde Nioh Runden rennen, aber erst nachdem die Sache mit Yagyuu geregelt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)