Breathing - Ich spüre deinen Atem von -kingdom_hearts-4eva ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Ich höre dein Herz schlagen…und deinen Atem. Schon mein ganzes Leben lang. Die Gedanken in meinem Kopf…handeln nur von dir.“ Völlig erstarrt drehte er sich wieder um, sah in ihre aufrichtigen, ehrlichen Augen, die nichts als die Wahrheit preisgaben. „Du hattest mich nie eines Blickes gewürdigt und jetzt das?!“ „Es tut mir Leid…“ Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck wandte sich dem Fenster hinter ihr zu. „Du hast mich schon immer geliebt, nicht wahr?“ Leichter Hass funkelte in seinen blauen Augen, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Es war dunkel in dem kleinen Zimmer und schwarzer Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. „All die Jahre hast du mich zum Narren gemacht und du glaubst jetzt im allen Ernstes…?!“ Verwirrt und wütend hielt er inne, kniff die Augen zusammen und holte tief Luft. „…Dass ich mich noch auf dich einlasse?“ „Es tut mir Leid…“, wiederholte sie nun mit einer zittrigen und leicht wimmernden Stimme. „Ich habe das alles doch nur für dich getan!“ Leichte Tränen fielen ihr vor die Füße, während sie jene Worte hinaus rief. Ihre Brust senkte und hob sich in einem unruhigen Rhythmus und ihre Hände zitterten. „Was?! Diese ganzen Spielchen? Und dieses Hin und Her?! Wir waren gute Freunde und es hätte so bleiben müssen! So wie es war!“ Auch von seinem Gesicht lösten sich kleine Tränen. „Das, was du empfindest, ist keine ehrliche Liebe.“ Unter Schluchzen sank sie langsam auf den Boden, ihr Herz brannte, ein Stechen verbreitete sich in ihrem Kopf und sie hoffte nur, dass diese Worte gelogen waren. Ungeduldig wartete der Braunhaarige auf eine Antwort, wobei es eigentlich gar keine Frage gab. „Wie erbärmlich.“ Der Junge sah verachtungsvoll auf den jämmerlich schwachen Körper, der sich in seinen Augen die Seele aus dem Leibe „heulte“. Dann ergriff ihn abermals die Wut und er ging mit unbedachten Schritten auf sie zu, packte ihren Arm und zog ihren Körper unachtsam hoch. Schluchzend versuchte sie immer wieder seinen zornigen Blicken auszuweichen. Jedoch machte ihn dies nur noch wütender und er zerrte sie zu der Wand neben dem Fenster. Vor Schreck wollte sie sich wehren, doch sie war ihm hilflos ausgeliefert und einfach zu verängstigt von seiner Reaktion. Ihr Körper presste sich eng an die harte Zimmerwand, als sich sein gesamtes Gewicht gegen sie stemmte. Er ergriff ohne jegliches Zögern in seinen Bewegungen ihre Handgelenke, drückte sie ebenfalls an die Wand und ließ seine hasserfüllte Stimme in ihren Ohren vibrieren. „Hör mir gut zu und merk es dir“, begann er mit einem bedrohlichen Flüstern. „Ich…hasse…dich.“ Jedes dieser Worte sprach er so elendig lang wie er nur konnte und sie verharrten gefühlte Ewigkeiten in ihrem Gedächtnis. Sein nahezu brennender Atem biss sich durch ihre Adern und hinterließ eine bleibende Spur von Verzweiflung in ihrem Herzen. Die dunkelgrünen Augen glänzten in der Dunkelheit und offenbarten Tränen, die schon seit Jahren darauf warteten, geweint zu werden. „Wie sehr hast du dich nur verändert...“ „Es ist deinetwegen so!“ „Ich habe immer zu dir aufgesehen…“ „Lüg nicht!“ „Ich hatte einfach nur Angst…Angst vor diesen Gef--“ „Halt’s Maul!“ Ein dumpfer Schlag hallte durch den geschlossenen Raum und sie starrte entsetzt auf den Parkettboden. Eine dunkle Rötung bildete sich auf ihrer Wange und erneut blitzten blaue Augen in der Schwärze auf. „Und jetzt lass dieses erniedrigende Geweine! Das macht mich krank.“ Der Schmerz stach in der Wange und brannte wie Feuer, angefacht von Wut und Hass. Ihr Herzschlag schwankte immer mehr und der Puls sank ab, die Atmung verringerte sich. „Du kennst die Wahrheit nicht und du kennst meine Gefühle nicht, insbesondere meine Ängste…Du fühlst dich ungerecht behandelt? Dann tu doch was! Schlag zu oder verlässt dich dein Mut endgültig?“ Ein heller Blitz grellte in der tiefschwarzen Nacht auf und ermöglichte einen kurzen Blick in die verletzten und zugleich wütenden Augen des Mädchens. Der nachfolgende Donner übertönte das schnelle Herzschlagen des Jungen, der innerlich aufgewühlt und zerrissen war. In Wirklichkeit war es einfach nur Verwirrung, Verängstigung und Enttäuschung, die ihn heimsuchten. Mehr nicht. „Ich soll zuschlagen? Oh nein, es ist es nicht wert, sich auch nur eine weitere Sekunde lang mit dir abzugeben! Ich werde jetzt verschwinden und komm ja nicht auf die Idee mir zu folgen. Es ist zu spät dafür…“ „Zu spät wofür?“ „Um die Liebe wieder aufflammen zu lassen, die ich einst für dich empfand.“ Dieser Satz ließ nun endgültig ihre Hoffnung zerbersten, wie eine Sternschnuppe, die in der Atmosphäre verglühte. Daraufhin löste er seinen Griff und wendete sich zum Ausgang. Dunkelheit überkam sie, Angst und Eiseskälte. Sie wäre womöglich für immer stumm und zusammengekauert hier sitzen geblieben, wenn sie sich nicht doch noch zu einigen Worten durchgerungen hätte. „Warum…warum hast du es aufgegeben?“ Weitere Tränen flossen und die salzige Flüssigkeit rang ihre Wangen hinunter bis zu den Lippen, and denen sie den Geschmack ungewollt auffing. „Es hatte keinen Sinn mehr…Es hat einfach zu sehr wehgetan…“ Deutliche Angespanntheit vernahm sie in seiner Stimme und wandte ihren Kopf erstaunt in seine Richtung. Ein Zucken hing in der Luft, unangenehme Spannungen, die die heiße feuchte Luft durch den Raum wirbelte. „Würdest du…könntest du nicht…?“ „Sei still!“, ein weiteres Mal zerschnitt sein Schrei die lodernde Atmosphäre und übertönte selbst den Donner, den das Gewitter auf diese traurige Nacht hetzte. Eiskalt war seine Stimme, eiskalt…und von Hass durchtränkt. „Es kann doch keine Ignoranz allein so etwas angerichtet haben?! Ich bin nicht daran Schuld.“ Selbst wenn dies wahr gewesen wäre, so machte sie sich ununterbrochen Vorwürfe. Wie gerne hätte sie die Zeit zurückgedreht und diese langsam herannahende Veränderung verhindert. Wie sehr hätte sie sich gewünscht ihre Angst zu überwinden. „Noch eine Frage, bevor ich gehe!“ Es klang mehr nach einer Aufforderung als nach etwas anderem, so wie er durch die benebelte Luft zischte. „Welche?“ Ihr Gesicht war nicht mehr zu erkennen, sie neigte es ins Dunkle und ein unbekannter Schatten legte sich über ihre vernässten Augen. „Du sagtest was von Ängsten, welche Ängste?“ Sein scharfer Tonfall ließ sie zusammenzucken, jedoch nicht so sehr, wie die Bedeutung dieser Frage. Schon seit Jahren rannte sie davor weg, in der Zeit hin und her, vor und zurück. Stets die Angst vor Augen und mit der Befürchtung für immer auf der Flucht zu sein. „Es ist schwer, es in Worte zu fassen…“ Sein Atem ging schneller, unbewusst. Er fasste sich ans Herz und drängte diese unbändige zerstörerische Wut zurück, so gut wie er konnte. Aber auch nur wie er konnte. „Vielleicht war es die Angst davor, dasselbe wie du zu fühlen oder einfach diese Gefühle zu verstehen.“ Der ihrige Herzschlag nahm immer mehr an Kraft ab, ihre Lungen zerrten sich nach Luft und ihr Kopf fühlte sich so schwer an. „Eine Wand, die sich zwischen dich und mich stellte…“, keuchte sie zuletzt, ehe ihr schwacher Körper zur Seite fiel und sich ihre Lider senkten. „Eine Wand…“, flüsterte er benommen und…verständnisvoll. Ja, verständnisvoll. Sein Blick glitt langsam über den Boden, hinüber zu dem schwer atmenden Mädchen einige Schritte entfernt zu seinen Füßen. Eine gewisse Art von Erleichterung legte sich über ihn, der Regen schien nachzulassen, der Sturm verzog sich und sein Atem verlangsamte sich wieder. „War es dessen Schuld? Oder doch unsere Unachtsamkeit?“ Eine zitternde Hand strich über ihre Haut, berührte die zärtlichen Wangen, den sanften Hals, die schönen Arme und ein warmer Hauch schwebte über ihr Gesicht. Er strich Haarsträhnen zur Seite und spürte zugleich diese nahe Sehnsucht nach etwas, was er die letztem Monate immer wieder verdrängt und die seinen Hass genährt hatte. Ihr schwerer, schon keuchender Atem beunruhigte, drang in sein Gedächtnis ein und entlockte ihm ein sorgenvolles Seufzen. Plötzlich zuckten ihre Augenlider und Momente später sah sie ihn vor sich knien. Sein ebenso unruhiger Atem setzte sich auf ihrer Haut fest, sein Blick ließ nicht von dem ihrigen ab. „Es tut mir leid“, sagte er so rücksichtsvoll, wie sie es noch nie gehört hatte und war erstaunt über seine nachfolgende Geste. Er streckte seine Hand nach ihrer Wange aus, die immer noch leicht gerötet war von dem Schlag und streichelte sie sorgsam. „Ich höre deinen Herzschlag und dein Atem.“ „Ja…ich weiß, meine Liebe. Ich auch…“ Ihre Augen schlossen sich abermals und etwas Eigenartiges und Sanftes legte sich über sie. Ein warmer Kuss traf auf ihre Lippen, drückte sie näher dem Boden zu. Die Sinne schwanden immer weiter, es erklang nur noch ein Rauschen in ihren Ohren, ihr Puls war so schwach…Zärtliche Hände bewegten sich durch ihre braunen Haare, verharrten dort, während ihre Lippen sich noch immer nicht voneinander lösten und manchmal ein erleichtertes Keuchen freiließen. Der Raum füllte sich mit der leidenschaftlichen Hitze, schien die Dunkelheit zu vertreiben und erhellte die Nacht. Augenblicke später ging ihnen die Luft aus und sie trennten sich voneinander, um durch schnelles Atmen an Sauerstoff zu gelangen. Nur sie atmete immer noch langsam… „Sag…brauche ich Angst zu haben?“ „Nein…“, flüsterte er ganz sanft, „Nicht bei mir und nicht hier.“ Ein friedliches Lächeln zog sich über ihre geröteten Lippen und eine kleine Träne entwich ihrem Gesicht. „Ich…ich liebe dich.“ Auch er lächelte sie so liebevoll an, dass sie förmlich spürte, wie endlos viele Jahre von ihm abfielen. Ein weiterer Regenschauer erklang auf den Straßen hinter dem Fenster und wiegte sie sanft in den Schlaf, Arm in Arm. Sie waren glücklich, denn nach fünf Jahren Leiden hatten sie es geschafft und waren befreit. Kurz bevor er die Welt der Träume erreichte, lauschte er noch ihrem ruhigen gleichmäßigem Atem und grinste…die halbe Nacht lang. „Ich liebe dich auch“, flüsterte er zärtlich in ihr rechtes Ohr, doch sie war bereits eingeschlafen und bekam von alledem nichts mehr mit. Er spürte warme Freude in seinem Bauch, die Freude, die man verspürte, wenn man am nächsten Morgen drei wichtige Worte aussprechen würde. Doch so weit sollte es nicht kommen…Nicht umsonst geschah es aus gerechnet in dieser Nacht, nach fünf langen Jahren und nicht umsonst hielt sie ihn auf, als er den Raum verlassen wollte. Nicht umsonst überwindete sie heute ihre Angst… Denn sonst hätte sie nicht friedlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht in seinen Armen in den ewigen Schlaf verfallen können… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)