service? von Youriko (Walker x Erika) ================================================================================ Kapitel 1: OneShot ------------------ service? Sie sah abermals über ihre Schulter; wurde sie auch nicht verfolgt? Hatte man sie auch nicht gesehen? Nein – sie war alleine, so alleine wie man in Ikebukuro um diese Uhrzeit eben sein konnte – die Leute kannten sie nicht, sie kannte die Leute nicht. Sie gingen einfach an ihr vorbei, warfen ihr nicht einmal Blicke zu, als wäre sie bloße Luft – sie fühlte sich auch nicht viel anders als Luft. Ihr Atem ging schwer und unregelmäßig, sie war weggerannt, wie ein kleines, dummes Kind, sie war einfach losgelaufen, ohne großartig darüber nachzudenken. Die ganze Situation, in der sie sich nun befand, war so dermaßen Klischee, dass es eigentlich zum Lachen war – wie ein billiger Manga – ihr Leben war ein billiger Romance, Shoujo Manga und sie konnte es nicht ändern, ihr treuer Gefährte war nicht mehr an ihrer Seite. Dabei war eigentlich doch genau das passiert, was sie sich so oft herbei gesehnt hatte, wovon sie immer so geschwärmt hatte. Wollte sie denn nicht immer ein schwules Pärchen als Freunde haben? Doch. Wollte sie es denn jetzt nicht mehr? Doch, sie wollte es schon noch, aber... nicht so, nicht diese beiden. Wobei, auch das hatte sie gewollt, sie hatte es sich vorgestellt und bestimmt auch gesagt, sie erinnerte sich nicht mehr daran, sie hatte so viel gesagt und getan – im Nachhinein erschien es ihr so dumm. Ihr Atem beruhigte sich wieder, die Leute gingen immer noch an ihr vorbei, als wäre sie nichts, als würde sie nicht einmal existieren. Die junge Frau atmete einmal tief durch, versuchte ihre innere Ruhe wieder zu finden, es gelang ihr nicht, aber sie konnte ihren Weg fortsetzen, unbemerkt. Eine einfache Frage verfolgte sie, zusammen mit den Bildern, die ihren Kopf nicht mehr verlassen konnten – warum? Warum ausgerechnet diese beiden? Von allen, die es hätten sein können, warum nur diese... warum er? Erika rückte ihre Mütze zurecht, doch irgendwie erschien es ihr nicht mehr richtig, sie fühlte sich, als fehlte ein entscheidender Teil von ihr, als wäre sie nicht mehr ganz. Noch einmal rief sie die Gedanken in sich wach, die sie dazu brachten, dass ihre Augen brannten und sie schon verraten wollten. Sie war ein wenig zu spät dran gewesen an diesem Abend, hatte jedoch Yumacchi eine SMS geschrieben, damit er wusste, dass sie sich verspäten würde, damit er sich nicht sorgte. Schließlich hatte sie das kleine Sushi-Restaurant dann doch erreicht und war hinein gegangen, hatte gleich nach ihren Freunden Ausschau gehalten – und das war der Fehler gewesen, sie hätte es nicht tun sollen, sie hätte daheim bleiben müssen, als an diesem Morgen ihre geliebte Chobits-Tasse zerbrochen war. Doch sie hatte die Zeichen nicht beachtet, sie war trotzdem gegangen und das, was sie gesehen hatte, hätte ihr Herz eigentlich nicht so beunruhigend schlagen lassen sollen. Es war ein perfekter Fan-Service-Fangirl-Herz-höher-schlagen-lass-Moment gewesen, das wovon man nachts träumte und tagsüber non-stop redete... zumindest wovon sie nachts träumte und tagsüber redete. Yumacchi und Dotachin waren an ihrem üblichen Tisch etwas abseits gesessen, dort, wo es so schön ruhig und ungestört war... Erika schloss kurz die Augen und unterdrückte den Drang vor eines der Autos zu springen; nein, wenn sie ging, dann würde sie einen richtigen Abgang machen, etwas, das in Erinnerung blieb, vielleicht etwas Elfen Lied mäßiges? Sie musste in ihre Wohnung, sie war sich nicht sicher, ob man sie nicht vielleicht doch gesehen hatte – und sie würde es nicht über‘s Herz bringen mit ihren Freunden jetzt zu reden. Nicht nach dem, was sie gesehen hatte, nicht, wenn sie vermutlich erwarteten, dass sie es gut fand, was sie auch irgendwie tat, aber dann fand sie es auch einfach nur schrecklich. Tief in ihrem Inneren spürte sie die glühende Eifersucht, die Zweifel, den Selbsthass, dafür, dass sie es immer propagiert hatte und den Schmerz. Diesen stechenden Schmerz, der sie daran erinnerte, dass sie Yumacchi mehr mochte, als sie es sagte. Erikas Wohnung war nicht mehr weit weg, sie war weiter gerannt, als sie gedacht hätte, sie hatte Seitenstraßen und Abkürzungen vollkommen unterbewusst genommen und so ihr Ziel erreicht. Mit dumpfen Schmerzen in der Brust und höllischem Seitenstechen schloss sie schließlich ihre Wohnungstür hinter sich und nahm ihre Mütze ab, krallte sich in den weichen Stoff und legte das Kleidungsstück dann geistesabwesend auf die Kommode. Hast du schon einmal versucht zu sterben? Sie schreckte zusammen und sah sich panisch um, ehe sie realisierte, dass ihr Handy ihr nur mitgeteilt hatte, dass sie eine SMS bekommen hatte. Für einen Moment hatte sie doch tatsächlich gedacht, dass Enma Ai persönlich in ihrer Wohnung stand. Hey, wo bist du? … bist du vorhin weg gelaufen? ( ´ ___ ` );; Mit zittrigen Fingern tippte sie ihre Antwort und schickte sie an ihren besten Freund, ihre Augen brannten nun fürchterlich und sie kämpfte gar nicht mehr gegen die Tränen an, die sich nun ihren Weg unaufhaltsam über ihre Wangen bahnten. Erschöpft und sich von der Welt verlassen fühlend sank Erika an ihrer Zimmertür entlang zu Boden und umklammerte ihr Handy mit beiden Händen, wieder bekam sie eine SMS. Ich bring dir was mit, wenn es dir nicht gut geht, kommt das Sushi eben zu dir ~ ( ^ ___ ^ ) Sie antwortete gar nicht mehr darauf, stattdessen befand sie es als wesentlich besser, sich auf ihr Bett zu werfen und die Decke über den Kopf zu ziehen, bis es an ihrer Wohnungstür klickte und ihr bester Freund zu ihr kam. Sie hatte vergessen, dass er genauso einen Schlüssel besaß, sie kümmerte sich auch nicht mehr wirklich darum, versteckte ihr Gesicht lieber hinter einem Gundam Seed NC-17 Doujinshi, den sie wunderbarerweise verkehrt herum hielt. „Hast du geweint?“, fragte der Junge wissend und setzte sich zu ihr, sie schüttelte nur den Kopf und weigerte sich ihm auf seine Frage zu antworten. Sie wollte das Sushi nicht, sie wollte seine Gegenwart nicht, sie wollte alleine sein und in einem Sumpf aus Selbstmitleid versinken, oder sich in der Badewanne ertränken, was sich halt einfacher gestalten ließ. „Dotachin hat gemeint, wenn es dir nicht gut geht, sollte ich nach dir sehen, du warst doch vorhin schon im Restaurant...“, sagte er sehr behutsam und nahm ihr den Doujinshi aus den Händen, bevor sie ihn völlig zerknitterte, ihre Finger waren verkrampft. „Was ist passiert... Erika?“ Doch die Angesprochene schüttelte nur den Kopf und wischte sich über die Augen. Sie weinte doch nicht, sie war doch stark, sie war kein Moe-Charakter, den man trösten musste, sie war die gute, aufgedrehte Freundin, die mit ihrer lauten Art alle immer aufmunterte. Wie Konata aus Lucky Star, laut, aber nett und beliebt. Erika fühlte die warme Hand ihres Freundes an ihrer Schulter, er versuchte sie zu trösten, obwohl sie ihm Antworten schuldig blieb und sich abweisend verhielt, er war immer für sie da gewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte. Da ihre Hände nun kein Papier mehr hatten, an das sie sich klammern konnten, musste die Bettdecke herhalten, doch dazu kam es nicht einmal, denn Yumacchi war mehr mitfühlende Seele, als man denken konnte und stellte seine andere Hand zur Verfügung. „Kannst du mir nicht sagen, was dir fehlt? Ich mache mir doch Sorgen...“ Sie kam sich noch schäbiger vor, als sie es bisher getan hatte – jetzt bereitete sie ihrem besten Freund auch noch Sorgen, wobei sie sich doch für ihn freuen sollte. „E-es...“, ihre Stimme klang fürchterlich und sie schluckte erst einmal den schrecklichen Kloß in ihrem Hals hinunter, bevor sie wieder sprach. „Gratuliere...“, flüsterte sie und entzog ihre Hände der seinen, wischte ihre Tränen weg. Einen Moment wirkte er verwundert, dann kehrte sein übliches Lächeln an den Platz zurück. „Danke, du weißt, ich habe mich so lange gescheut... aber jetzt habe ich mich doch getraut.“ Seine Worte waren wie Gift für die verletzte Seele, doch sie riss sich zusammen, er war zufrieden, das war alles, was zählte. „Können wir morgen zu der Autogrammstunde...?“, fragte sie vorsichtig und er lachte, sie mochte sein Lachen sehr, es erinnerte sie an endlose Nachmittage voller neuer Bände und an Abende mit Videospielen. „Natürlich, ich hab‘ mich schon daran gewöhnt, also ist es kein Problem.“ Erika nickte leicht und wischte sich fahrig über die Augen, blinzelte dann verwundert, als ihr ihr Freund die kleine Box vor die Nase hielt. „Simon hat uns Rabatt gegeben, er wünscht dir gute Besserung, ja?“ Ihre Finger zitterten, als sie die Stäbchen auseinander brach, das Sushi schmeckte, auch, wenn sie gar nicht erst wissen wollte, was der Russe da alles darauf gepackt hatte, sie hatte Ablenkung, sie brauchte mehr Ablenkung, oder diese Bilder würden wieder kommen. „Yumacchi... kannst du mir den 3. Band von Bleach geben, der liegt hier irgendwo und ich wollte noch etwas nachsehen und...“ Der Junge kannte sich in ihrem Zimmer zu gut aus, der Manga lag schon auf ihrem Schoß und sie konnte sich nicht weiter mit Reden ablenken. „Erzähl...“, bat sie leise. Auch, wenn sie das Ganze innerlich zerriss, sie wollte wissen, wie es ihm jetzt ging, wie das alles weitergehen sollte. „Hum~? Stört es dich nicht, wenn du etwas lesen wolltest?“ „Nein, erzähl, bitte... was... sagt Dotachin dazu...?“ „Er findet es gut, er meint, dass er sich nicht getraut hätte.“ Der Manga entglitt ihren Fingern, genauso die Stäbchen, Reis und Fisch lagen auf der Decke und machten Flecken, es war ihr egal, dass nun ein großer Fleck Lelouchs Gesicht verunstaltete. „Aber ich muss dir danken, wenn du mir keinen Mut gemacht hättest, hätte ich es nie gemacht“, meinte der Braunhaarige und strich sich eine haselnussfarbene Strähne hinter sein Ohr. Etwas in ihr zerbrach, etwas, das noch intakt gewesen war, war zerbrochen und sie fühlte die Splitter, die sich in ihr Innerstes bohrten und sie seelisch verbluten ließen. Sie hatte ihn ermutigt. Fahrig sammelte sie Reis und Fisch und alles andere ein und lief in die Küche, Yumacchi folgte ihr mit besorgtem Blick und sah zu, wie sich die Hände wusch und ihre Haare aus dem Knoten löste. Vorsichtig schritt der Otaku hinter seine Freundin und legte einen Arm um ihre Taille, das Kinn bettete er auf ihre Schulter. „Du wirkst gar nicht gut, was ist passiert? Hat man dich blöd angemacht...? Du hättest gleich zu uns sollen, wir hätten-!!“ „Uns?! Ich wollte aber nicht zu dir und Dotachin, ich wollte weg, ich... warum Yumacchi?! Immer hast du gesagt, du magst es nicht, immer hast du gemeint, dass es anderes gäbe... und... und jetzt... ich bin ja selbst schuld, das ist ja das Schlimme daran, es ist alles meine Schuld...“ „Ich verstehe nicht...“, begann der Junge vorsichtig, doch sie drehte sich aus seiner Umarmung und umklammerte ihren Oberkörper, suchte Halt an ihren eigenen, schmalen Schultern. „Erika...“ „Ich dachte immer, dass du mich magst!“, fuhr sie ihn an und rote Flecken zierten ihre blassen Wangen, ihre Augen glänzten, doch keine Träne bahnte sich ihren Weg, sie schien mehr wütend, aufgelöst vielleicht. Die Wangen des Jungen färbten sich leicht rot, als sie ihn so ansah. „Ich-“ Doch sie schüttelte den Kopf, ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Es war ein perfekter Moment, so sollte ich das ganze sehen! Perfekter Moment!“ Ungestellte Fragen zeigten sich deutlich auf dem Gesicht ihres Gegenübers, doch sie wollte sie ihm nicht beantworten, sie wollte schon wieder weglaufen, das alles einfach hinter sich bringen, vielleicht doch mehr ein Ende wie bei Selbstmord-Club? Doch es kam nie soweit, denn zwei dünne, aber doch kräftige Arme schlossen sich um ihre zitternde Gestalt und drückten sie fest in den weichen, türkisen Hoodie. „Erika, wenn du mich einmal zu Wort kommen ließest... Ich kann dir nämlich gerade gar nicht folgen; kannst du mich aufklären, was dich so schrecklich außer Tritt gebracht hat, dass du aus dem Restaurant gerannt bist, als hättest du einen leibhaftigen US-Comic gesehen?“ Sie schlug ihm gegen die Brust, dass ihm kurz die Luft weg blieb, sie war doch kräftiger, als man es ihr zutrauen würde. „Dich und Dotachin!“ „Sehen wir so schrecklich aus? Ich weiß, diese Mütze sieht hin und wieder schrecklich aus, aber du weißt, wie sehr er an dem Ding hängt und... ja, ich könnte mal einen anderen Pulli tragen, aber-“ „Idiot! Yumacchi-Idiot! Davon rede ich nicht! Ich meine, euch beide, zusammen, das... Fan Service... und vor allen Leuten... mich magst du gar nicht... warum nur... ich dachte immer... BL-Hasser...?“, faselte sie wirr durcheinander und der Junge zog eine Augenbraue hoch, schob das Mädchen etwas von sich und betrachtete die ganze Situation aus einem anderen Winkel. „Fan Service?“, fragte er verwirrt. „Ja! Du und Dotachin!“ „Ich sagte doch, ich will nicht...“ Seine Wangen waren rosa und er sah sie peinlich berührt an. „E-eh...?“ „Jetzt klingst du, wie aus einem typischen High School Drama.“ Die Braunhaarige blinzelte verwirrt und dann fiel ihr auf, wo ihre Erinnerung eindeutige Lücken aufwies. Sie hatte es nicht wirklich gesehen, sie hatte die beiden nur so nahe beisammen gesehen... „Ihr habt euch nicht... geküsst?“ „Irgh, Erika, ich sagte doch, was ich von BL halte! Bitte zwing mich nicht dazu, du weißt, dir zu Liebe tue ich fast alles...“ „Yumacchi... was habt ihr gemacht?“ „Huh? Ich sagte es doch heute in der Früh? Ich wollte dir ja mit deiner Tasse helfen, aber ich musste doch zum Augenarzt wegen meiner Kontaktlinsen. Ich hab sie Dotachin gezeigt.“ „Kontaktlinsen...“ „Hast du mir nicht zugehört?“ Sie hatte ihm nicht richtig zugehört, ihre Tasse hatte sie mehr beschäftigt und das hatte zu diesem schrecklichen Drama geführt. Wirklich zu viel Klischee, doch das reichte noch nicht, denn sie fühlte plötzlich Lippen an ihrem Ohr. „Yu-Yumacchi!“, fiepte sie erschrocken und drückte ihre Finger leicht in seine Schultern. „Was machst du...?“ „Service...“, nuschelte der Junge nur leise und knabberte leicht an ihrem Ohrkäppchen, zog daran, biss sanft hinein. Ihr wurde ganz schwindelig, ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen, er schien das zu bemerken und zog sie mit sich, setzte sich auf einen der Küchenstühle und zog sie auf seinen Schoß, legte eine Hand in ihr Kreuz. „Yumacchi... ich... warum machst du sowas...?“ „Ich mag dich, Erika, wirklich. Auch, wenn du oft überdreht bist und mich mit unseren – wohlgemerkt männlichen – Freunden verkuppeln willst, ich mag dich trotzdem...“, antwortete er ruhig und zog eine nasse Spur ihren Hals entlang, zog ihren Kragen dabei etwas aus dem Weg. „Ich mag dich auch, Yumacchi... ich hatte Angst, dass du und Dotachin etwas miteinander hättet...“, gestand sie ihm schüchtern und wünschte sich ein Loch, in dem sie versinken könnte. „Dummerchen... es gibt nur dich für mich“, war die schlichte Antwort, die folgte und sie konnte nicht anders, als ihn zu umarmen und ihre Lippen an seine zu drücken, richtig, es gab nur sie beide, auch, wenn sie ihre Freunde mochte, aber ihr Herz gehörte diesem Jungen – es blieben ja immerhin noch Izaya und Shizuo, die sie verkuppeln könnte – doch nur bei Yumacchi ging ihr Herz doki doki. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)