Grazie a dio. von Lissa_ ================================================================================ Kapitel 1: Grazie a dio ----------------------- Italiens lautes Atmen war neben dem Rauschen der Wellen gegen den Strand und dem Knistern des Lagerfeuers das einzige Geräusch. Deutschland und Japan saßen am Feuer und starrten in die Flammen, beide in ihre eigenen Gedanken versunken. Links von ihnen war ein großes “SOS” in den Sand geschrieben. Doch auf einmal hörte Ludwig ein Geräusch von den Klippen, die sich nicht allzu hoch hinter dem Strand erstreckten. Er riss den Kopf herum und sprang blitzschnell auf, die Waffe schon in der Hand. Kiku kam ebenso schnell auf die Beine und holte sein Schwert langsam aus der Scheide. Feliciano dagegen blinzelte kurz und schien mal wieder nichts von der Situation mitzukriegen. Der gar nicht guten Situation... Auf der Klippe standen die Alliierten nebeneinander und sahen auf die drei Achsenmächte hinunter. Dann gab Amerika, der sich als Boss ansah, China ein kurzes Zeichen, woraufhin dieser hinuntersprang und sofort auf Japan losging. Bevor dieser sein Schwert ganz zücken konnte, fegte China es mit einem Tritt beiseite sodass es durch die Luft flog und im Sand stecken blieb. Dann griff er ihn mit Tritten und Schlägen an, deren Geschwindigkeit die anderen kaum folgen konnten. Doch Japan parierte die Angriffe mit ebenso schnellen Attacken und griff seinerseits an. Bevor Ludwig seinem Achsenpartner zu Hilfe kommen konnte, wurde er von Frankreich angegriffen, der zusammen mit den anderen China gefolgt war. “Naaa, alle gut, mon ami?”, fragte er den Deutschen hämisch und betonte besonders die letzten beiden Wörter. Schließlich hatte er mit ihm nicht nur eine Rechnung offen. Durch den Lärm wachte nun auch Italien auf und sofort war die weiße Flagge in seiner Hand. Bevor er sie jedoch schwenken konnte oder überhaupt von den Alliierten bemerkt wurde, traf China Japan mit einem harten Schlag an den Kopf, woraufhin dieser besinnungslos in den Sand fiel. “Neiiin!!!”, schrie Feliciano auf. “Neiin!!” NEIN! NEIN! Doch da traf ihn ein Schlag Englands von hinten. Er fiel auf die Knie, die weiße Fahne, die er noch in der Hand gehalten hatte, landete neben ihm im Sand. Etwas schummrig im Kopf blickte er bloß auf den Sand vor sich. “Kiku!! Fe- Feliciano!!”, rief Ludwig, nachdem er Francis einen Schlag an den Kopf vepassen konnte und sich zu Italien umgedreht hatte. “FELICIANO!!! Ihr Schweine von Alliierten!!!” Im nächsten Moment war er von Frankreich, der sich wieder aufgerappelt hatte, Amerika, Russland, England und China umzingelt. Wie ein Rudel Löwen blickten sie auf ihre gefangene Antilope. Die gefangene Antilope Deutschland. Doch dieser weigerte sich, sein Los als gefangene Antilope anzunehmen. Mit einem wütenden Schrei ging er erneut auf Frankreich los. “FELICIANOOO!!! KIKUUU!!!” Russland hinter sich bemerkte er erst, als ihn der Schlag des Stahlrohres mit voller Wucht am Hinterkopf traf. Mit dem Gesicht voran fiel der Blonde in den Sand. Er sah noch kurz Italien, der sich halb wieder erhoben hatte und entsetzt in seine Richtung blickte ... dann wurde ihm alles schwarz vor Augen. Italiens Blick verschwamm, als er sah, wie Deutschlands Augen zufielen. Zum letzen Mal? Da war so viel Blut an Deutschlands Hinterkopf, so viel Blut. Blut, das ebenfalls an Ivans Stahlrohr klebte, das dieser zufrieden in der Hand hielt. Ein Wimmern entwich Felicianos Kehle. Nein, nein, nein. NEIN! Das konnte nicht sein! “LUUUUUDWIIIIIG!!!!”, schrie er laut auf. “LUUUUDWIIIIG!!! Komm zu dir!!! Bitteeee!! Lass mich nicht alleiiiin!!” Tränen strömten ihm über das Gesicht Auf die Hände gestützt nach vorne gebeugt übergab er sich. Die Alliierten grinsten zu Italien, gespannt auf seine weiteren Aktionen “Na los, heul doch!”, rief ihm sogar England zu. “Heul um deine Freunde, was anderes kannst du doch eh nicht!” Felicianos Tränen fielen auf den Sand und bildeteten kleine Rinnsale zu seinen Händen, die Kuhlen in den Sand geformt hatten. Doch da brandete eine neue Empfindung durch seinen Körper. Eine Empfindung, die er bis dahin noch nicht gefühlt hatte. Wut. Wut auf die alliierten Mächte, die seine beiden besten Freunde niedergeschlagen hatten. Vielleicht für immer. Wut, die er noch nie so gefühlt hatte wie jetzt. Pure Wut. Und dazu eine nie da gewesene Entschlossenheit. Schwankend stand er auf, hielt den Blick gesenkt und hob langsam die weiße Fahne auf. “Ja, genau, gib auf!”, stichelte Frankreich weiter. Doch Feliciano dachte gar nicht dran. Statt sie hin und her zu schwenken streifte er langsam den weißen Stoff von der Holzstange. Nur einmal. Nur einmal wollte er zu etwas nützlich sein. Nur einmal wollte er seine Freunde beschützen können. NUR EINMAL! Mit einem Ruck hob er den Kopf an und ein Schrei entwich seiner Kehle. Die Alliiertensahen die Wut in seinen Augen und hörten den Schrei, der nicht ängstlich wie sonst klang, sondern wütend. Schreiend schwang Feliciano die Holzstange um sich. Um sich einen Weg zu Ludwig zu verschaffen. Um ihn zu beschützen. Um ihn zu beschützen vor den Alliierten. Diese, erstaunt vor seiner Reaktion, die sie nicht von ihm kannten, wichen den wilden, unkoordinierten Schlägen aus und drehten sich um. Da stand Italien und er sah nicht klein und schwach aus wie sonst, sondern aufrecht stark. Wie jemand, der seine Freunde beschützen wollte. Wie jemand, der seine Freunde beschützen konnte. “Hey, was soll das werden?”, fragte Amerika. Doch er klang nicht ganz so selbstbewusst wie sonst. “Ich...”, begann Feliciano. “ICH BESCHÜTZE MEINE FREUNDE!!” Doch durch Amerikas Worte abgelenkt, konnte Russland sich ihm von hinten nähern Als Feliciano die schweren Schritte im Sand kurz hinter sich hörte, was es bereits zu spät. Die leichte Holzstange, die er noch schnell nach oben gerissen hatte, zersplitterte in tausend Einzelteile, bevor das Stahlrohr, am dem noch Ludwigs Blut klebte, auch auf seinen Kopf niedersauste. Dann brach er nebenDeutschlands Körper zusammen. Das letzte, dass er sah war, wie kurz dessen Augen zuckten. “Gott sein Dank...”, flüsterte Feliciano. “Grazie a dio...” Dann Schwärze und ein stetiges Hämmern in seinem Kopf. Kapitel 2: Wach auf! -------------------- “Feliciano! Feliciano! Wach auf, verdammt noch mal!” Wieder schüttelte Deutschland an den Gitterstäben zwischen seiner und der Zelle Italiens. Schließlich ließ er von ihnen ab und setzte sich an den Rand seiner Pritsche. Rechts, links und vorne waren Gitterstäbe, hinter ihm eine düstere Steinwand mit einem kleinen Fenste. Zu klein, um sich durchzuquetschen und außerdem vergittert, das hatte er sofort überprüft, als er wieder zu sich gekommen war. Seine Hand wanderte zu seinem Hinterkopf. Die Finger strichen über den Fetzen aus dem Oberteil, mit dem er sich notdürftig die blutige Stelle, die Russlands Stahlrohr dort hinterlassen hatte, verbunden hatte. “Verdammt!”, murmelte Ludwig vor sich hin und blickte in die von ihm aus links liegende Zelle. Dort lag Japan, wie Italien noch immer bewusstlos. Dann stand der große Deutsche auf und lief wieder in der Zelle herum. Als er eine leichte Bewegung im linken Augenwinkel mitbekam, ging er schnell an die Gitterwand zu Japans Zelle. Dieser regte sich nämlich gerade. “He, Kiku!” Schließlich setze Japan sich auf und schüttelte ein paar Mal den Kopf, um ihn wieder klarzubekommen. “Deutschland!” Vorsichtig stand er auf und ging zu Ludwig hinüber. “Alles klar?”, fragte dieser Japan und streckte ihm durch die Gitterstäbe hindurch die Hand entgegen. “Geht schon ...”, antwortete Kiku und ergriff die Hand. An Deutschland vorbei blickend sah er Italiens roten Haarschopf auf der Pritsche liegen. “Wie geht es ihm?”, fragte er seinen Achsenpartner ernst. “Ich weiß es nicht ... ich weiß es nicht ...”, murmelte Ludwig und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. “Wenn er nicht aufwacht ... wenn er nicht aufwacht ...!” “ ... er wird aufwachen, ganz sicher.”, meinte Japan etwas zögerlich. Aber auch er flehte in Gedanken: Wach auf! Wach auf! Nach einer Weile lösten die zwei ihre Hände. Kiku setze sich auf seine Pritsche und besah sich genau die Wände und Gitter. Ludwig ging wieder hinüber an Italiens Seite. “Wach auf ... du musst aufwachen, Kleiner ...” Plötzlich hörten Deutschland und Japan das Knarzen einer Tür und das Geräusch mehrerer schwerer Stiefel auf der Treppe, die zu den Gefängniszellen hinunterführte. Und es gab keinerlei Zweifel, wem diese Stiefel gehörten. “Was soll das werden?”, fragte Ludwig zornig, als sie in Sicht kamen. Die Alliierten. Amerika, England, Frankreich, Russland und China. Alle fünf musterten Ludwig und Kiku, die ihrerseits wütend zurück starrten. “Ich nehme nicht an, dass ihr freiwillig reden werdet?”, fragte Amerika schließlich ruhig. “Richtig gedacht.”, antwortete Deutschland ohne Zögern. Frankreich seufzte. “Dann geht es wohl nicht anders, non?” Daraufhin gab Amerika Russland ein Zeichen in Richtung Japan. “NEIN!”, schrie Deutschland, der sofort begriff. “Nehmt mich, verdammt noch mal! “Hör auf!”, sagte Japan, während er von Russland aus der Zelle bugsiert wurde. “Hör auf, es nützt eh nichts und ... jemand muss sich um den Kleinen kümmern.” “Nein!”, schrie Ludwig noch einmal, bevor die Alliierten mit Japan die Treppe hochgingen. England drehte sich noch einmal um. “Überlege es dir gut. Es wäre besser für dich und deine Freunde.” Dann waren sie verschwunden. Und Japan mit ihnen, wenn auch unfreiwillig. “Verdammt!” Er drehte sich um und schlug mit der Faust gegen die Wand. “Verdammt!” Noch einmal schlug er zu. Doch außer dass er sich die Fingeknöchel aufriss, passierte nichts. Er wusste, dass er nicht den Kopf verlieren durfte. Er musste sich etwas überlegen. Die Alliierten würden nun erst einmal mit Japan beschäftigt sein. Ludwig mochte sich gar nicht vorstellen, was sie mit seinem Freund anstellen würden, sollte er nichts sagen. Und er vertraute darauf, dass er nichts sagte. Kiku war nicht der Typ, der einfach etwas an seine Feinde verriet. Er musste versuchen, einen Fluchtweg zu finden. Er stieg auf das Bett und überprüfte noch einmal das Fenster. Probeweise rüttelte er noch einmal kräftig an den Gitterstäben. Doch es rieselte nicht einmal etwas Mörtel herab, was bedeutet hätte, dass die Gitterstäbe etwas locker saßen. Seufzend stieg Ludwig wieder hinunter. Während er mit dem Fenster beschäftigt gewesen war, war Italien langsam wieder zu sich gekommen. “Urgh ...” “Kleiner!”, rief Deutschland und ging zum Gitter. “Hey, Feliciano!” “Lu- Ludwig?”, meinte dieser etwas träge. “Was ... ?” “Komm her! Na los, komm!”, meinte der Blonde besorgt. Italien versuchte, aufzustehen, war aber anscheinend zu schwach. “Wieso ...?”, fing er an. “Der Blutverlust.”, beantwortete Deutschland die unausgesprochene Frage. “Du hast zu viel Blut verloren. Jetzt versuche herzukommen, damit ich es mir ansehen kann!” Daraufhin versuchte Italien noch einmal, hochzukommen und indem er sich an der Wand abstütze, gelangte er tatsächlich zu Deutschland. Entkräftet sank er an der Gitterwand zusammen. “Ich fühl mich so schlapp ...” “Alles ist gut, Kleiner, alles ist gut ...”, murmelte Ludwig, erleichtert, dass sein “Kleiner” noch lebte. Durch die Stäbe hindurch drückte er den kleinen Italiener an sich. Schließlich tastete er nach Felicianos Hinterkopf. Die Haare dort waren vom Blut verfärbt. Rasch riss er sich einen weiteren Streifen von seinem Oberteil ab und band es Feliciano um den Kopf, für den Fall, dass die Wunde wieder aufplatze. Eine Träne fiel auf den olivgrünen Stoff. “Ludwig ...”, murmelte Feliciano erneut. “Ich hab versucht ... versucht, zu helfen ... hat nicht geklappt ...” Er sah Ludwig mit leicht verschwommenen Blick an. “Ich hab´s gehört ... ich bin wieder zu mir gekommen ... und da lagst du neben mit im Sand. Und sie haben gesagt, dass du auf sie losgestürmt seist ...” Eine weitere Träne fiel auf die dunklen Steine auf dem Boden. “Ich bin ... stolz auf dich.” Er verzog den Mund zu einem Lächeln. Feliciano versuchte ebenfalls, zu lächeln. “Ich fühl mich so müde ...”, seufzte er. “Nein! Du darfst nicht einschlafen, verstanden? Nicht schlafen! Du kannst später schlafen, aber bitte bleib wach!”, rief Ludwig. “Verstanden? Sei stark, sei stark, ich weiß, du kannst das!” “Ich ... werd´s versuchen ...” Durch die Gitterstäbe hindurch spürte Italien Deutschlands Zittern. Auch er zitterte. Vor Kälte und Angst. Angst. Angst, die selbst Deutschland verspürte, der sonst nie Angst hatte. “Wo ist Kiku?”, fragte Italien Deutschland schließlich. “Er ...”, begann Ludwig. “Es geht im gut.”, versuchte er Italien zu beruhigen. “Ihm wird nichts passieren.” “... also habe sie ihn?” Ein paar Tränen rannten Italien über das Gesicht. Ludwig schwieg. Mit einem Seufzen sah er seinen Freund an. “Er wird nichts sagen. Und du auch nicht, oder?” “Nein ...” Er kuschelte sich noch etwas mehr an Ludwig heran, die Gitterstäbe, die sich in seinen Rücken bohrten, nicht beachtend. Auch Ludwig zog den Italiener noch etwas weiter an sich. “Wir schaffen es ... wir kommen hier raus.” Kapitel 3: Du oder der kleine? ------------------------------ Noch einmal fuhr Deutschland Italien über die rot-braunen Haare. “Geht´s dir besser?”, fragte er ihn. “Ich denke schon.”, antwortete Feliciano. Ludwig zog seine Arme zurück und stand auf. “Versuche, aufzustehen.” Also zog sich Feliciano an den Gitterstäben, die die beiden Zellen trennten, hoch. Immerhin konnte er stehen und ein paar Schritte laufen. “Gut.”, meinte Deutschland. Doch den besorgten Ausdruck konnte er sich nicht aus dem Gesicht wischen. Das war in Anbetracht der Lage auch gar nicht notwendig. Schlimmer ging es eigentlich kaum: Alle drei waren Gefangene der Alliierten, Japan war im Verhör und musste wahrscheinlich Schlimmes erleiden, Italien war verletzt und schwach auf den Beinen und ihm selber ging es auch nicht gerade blendend. Was tun? “Hast du irgendetwas bei dir? Irgendetwas, das uns helfen könnte?”, fragte er Italien. Dieser durchsuchte kurz die Taschen seiner Jacke. Nein. Nichts. Während vorhin noch Tageslicht durch das Fenster geschienen hatte, war es nun dunkel in den Gefängniszellen. Ludwig erhaschte einen Blick auf ein paar Sterne. Plötzlich knarrte die Tür wieder, wieder begleitet von dem Geräusch, schwerer Stiefel. Die Alliierten kamen erneut, den fast bewusstlosen Japan zwischen sich. “KIKU!”, rief Ludwig. “Was habt ihr mit ihm gemacht, ihr ...” “Keine Sorge, er lebt noch.”, sagte China, während Russland Kiku wieder auf dessen Pritsche warf. “Und wenn es dich beruhigt: Er hat nichts gesagt.” “Oui, mais früher oder später wird einer von euch reden, ganz bestimmt.”, meinte Frankreich. “Darauf könnt ihr lange warten!”, zischte Ludwig. “Oh, wir haben Zeit”, grinste Amerika. “Ganz im Gegensatz zu euch, nicht?” Wütend starrte Deutschland seine Feinde an. “Und, wer soll der nächste sein?”, fragte Amerika gehässig. “Du oder der Kleine?” “Lasst Feliciano in Ruhe!”, schrie Deutschland. “Wagt es nicht ...!” “Also gut, wie du willst.” Damit holte Frankreich einen Schlüsselbund hervor und schloss damit die Tür zu Ludwigs Zelle auf. Einer nach dem anderen traten die Alliierten ein und stellten sich um Deutschland herum auf. “Redest du freiwillig, oder sollen wir wirklich nachhelfen?”, fragte Amerika den eingeschlossenen Deutschen noch einmal, was diesem ein freudloses Lachen entlockte. “Niemals.”, meinte er, ein leichtes Grinsen auf den Lippen. Als ihm von Russland die Arme nach hinten verdreht wurden, folgte sofort der Schlag in die Magengrube. Auf den nächsten Schlag war er besser vorbereitet. Nach sechs Schlägen gegen Magen, Brustkorb, Rücken und Seite ging er schließlich unfreiwillig in die Knie. “Na?”, fragte Amerika noch einmal und hockte sich hin, um auf Augenhöhe mit Deutschland zu sein. Doch dieser schüttelte bloß mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. Ein weiterer Tritt in die Seite, ein Schlag gegen den Nacken. “LUDWIIIIG!!”, schrie Italien durch die Gitterstäbe und verfolgte entsetzt, wie sein Freund immer weiter verprügelt wurde. “LUDWIIIG!! LASST IHN IN RUHEEE! HÖRT AUUUF!!” Doch die Alliierten achteten gar nicht auf Italien. Als sie schließlich von ihrem Gefangenen abließen, krümmte sich dieser atemlos auf dem Boden. Doch während der ganzen Prozedur war nicht ein einziger Laut seinen Lippen entwichen. “Hach ...”, seufzte Frankreich. “Weißt du, es tut mir wirklich Leid, solche Flecke auf deinem stolzen Körper hinterlassen zu müssen ... aber du willst es ja nicht anders, mon ami.” Deutschlands Antwort war nur ein Knurren. “Überleg es dir noch einmal. Wie lange kannst du das durchhalten, hm? Auch du bist nicht unzerstörbar, auch wenn du immer so tust, Deutschland. Und ihr beiden auch”, sagte Amerika, bevor sie wieder gingen und zeigte auf Japan, der, kaum bei Bewusstsein, dalag und Italien, der zitternd und tränenüberströmt an der Mauer stand. Das Zuknallen der schweren Tür und das Klicken eines Schlosses vervollständigte das Gefühl der Hilflosigkeit noch. “Ludwig ... Ludwig ... nein ...”, wimmerte Feliciano und ließ sich auf die Knie sinken. Er starrte auf Deutschlands Körper, der noch immer auf dem Boden lag. Übersät mit blauen Flecken, Blutergüssen und Platzwunden. “Urgh ...” “Ludwig!” “Uhm ...” “Ludwig!” Langsam öffnete Deutschland die Augen. Sein Blick war verschwommen und sein Kopf schmerzte, als ob Hunderte Krieger mit Lanzen auf ihn einstechen würden. Es war ihm, als ob jeder einzelne seiner Kochen schmerze. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. “Feli ...”, murmelte er. “Ludwig ...” Völlig kraftlos robbte er langsam zu Feliciano hinüber. “He ... Kleiner ... alles ... okay.”, stieß er hervor. “Gar nichts ... ist okay.”, wimmerte Italien. Weinend umarmte er Ludwig durch die Gitterstäbe hindurch. Eine Weile saßen sie so da, bis Deutschland sich wieder etwas erholt hatte und sich vorsichtig seine Arme und seinen Oberkörper besah. Ein paar Rippen waren gebrochen, aber sonst war anscheinend nichts. Also zog Ludwig sein Oberteil ganz aus und zog es straff um seine Rippen. “Autsch ...” “Soll ich dir helfen?”, erbot sich Feliciano, sich die Tränen aus dem Gesicht wischend. Er musste stark sein. Er konnte vielleicht nicht helfen, sie hier raus zu bringen aber er durfte nicht die ganze Zeit nur heulend in der Ecke sitzen, das wiederholte er sich immer wieder im Kopf. “Schon erledigt.”, beantwortete Ludwig Felicianos Frage. Mit einem Stöhnen richtete er sich auf und ging zu Kiku hinüber. Auch er hatte Blutergüsse und blaue Flecken vorzuweisen, hielt sich aber recht gut, nachdem er sich ebenfalls wieder etwas hatte erholen können. “Was sollen wir tun?”, fragte er Ludwig. “... ihr sollet schlafen ihr beide. Ich bleibe auf und ... überlege mir was. Aber ihr braucht Ruhe.” “Ludwig, du und Kiku solltet schlafen und ich bleibe auf!”, rief Italien tapfer hinüber. “Nein. Ihr legt euch jetzt hin.”, bestimmte der Deutsche. “Ich könnte jetzt eh nicht schlafen.” “Bist du sicher?”, meinte Japan. “Ja. Nun los, wir müssen fit sein, wenn wir was unternehmen wollen. Mir fällt schon was ein.” Kiku seufzte “Also schön.” und legte sich auf die Pritsche, das Gesicht zur Wand. Feliciano legte sich nach kurzem Zögern ebenfalls hin und schlief sofort ein, so erschöpft war er. Auch Ludwig war erschöpft aber er schob seine Müdigkeit beseite. “Mir fällt doch immer was ein.”, versuchte er sich Mut zu machen. Im Geiste ging er noch einmal alle Fluchtmöglichkeiten durch, überprüfte noch einmal Schlösser, Türen, Gitter und Fenster, besah sich die Pritsche, suchte nach irgendetwas, was ihnen helfen könnte. Doch ohne Erfolg. “Verdammt.”, murmelte er. Das Bedürfnis nach Schlaf legte sich über ihn wie eine weiche Decke, doch er wiederstand der Versuchung. Es musste einen Weg geben. Es musste! Sie mussten hier raus ... Kapitel 4: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Während Deutschland auf seiner Pritsche saß und nachdachte und Italien und Japan schliefen, schritt die Nacht weiter voran. Genau wusste Ludwig nicht, wie spät es war, aber es war ihm auch gleich. Was nütze es, die genau Zeit zu wissen, wenn man nicht einmal wusste, wie man hier rauskommen sollte? Als Ludwig sich gerade wieder auf die Pritsche gesetzt hatte, hörte er das bekannte Geräusch der Tür. Doch statt der schweren Schritte mehrerer Personen nahm er bloß eine Person wahr. Es war Frankreich. Alleine. Er würdigte Italien und Japan keines Blickes, sondern schaute nur zu Ludwig hinüber, der ihn ebenso taxierte. Schließlich grinste er und holte etwas aus seiner Tasche. Eine Waffe. Ludwigs Augen verengten sich zu Schlitzen. Wollten sie ihn jetzt doch gleich umlegen? Doch statt abzudrücken zog Francis einen zweiten Gegenstand heraus. Den Schlüssel. “Schön ruhig bleiben.”, sagte er und schloss die Tür auf. Die Waffe auf den Deutschen gerichtet trat er ein und verschloss die Tür sogleich wieder. “Sitzen bleiben.”, befahl er in einem Ton, den Ludwig nicht ganz einzuordnen wusste. Was wollte er? “Braaav.”, meinte Francis lächelnd, als ob er einen Hund loben würde. Er kam näher, die Waffe weiter auf Deutschland gerichtet, bis er schließlich direkt vor ihm stand. “Was soll das werden?”, zischte Ludwig. “Nicht so lauut. Oder willst du deine Freunde wecken? Gönn ihnen doch ihren Schlaf ...”, meinte Frankreich. “Weißt du, es ist wirklich zu schade ...” - er strich leicht über Ludwigs freie Schulter - “... dass wir Feinde sind.” Er legte den Kopf etwas schief und lächelte. Ein Lächeln, dass Ludwig ganz und gar nicht gefiel. Es verhieß nichts gutes. “Und es ist zu schade, dass wir zu solchen Mitteln greifen müssen. Solch hässliche Spuren auf solch schönem Körper ...” Mit diesen Worten fuhr er mit den Fingerspitzen über Ludwigs Brust. Doch dieser ergriff blitzschnell Francis Handgelenk und hielt es eisern fest. “Na na na.”, sagte Frankreich. Bedeutungsschwer führte er den Lauf der Waffe direkt an Ludwigs Kopf. “Ich möchte es nicht unbedingt, aber wenn du mir keine Wahl lässt ...” Er bewegte die Waffe leicht nach oben. “Hm?” Zögernd ließ Ludwig Francis Hand los. “Was willst du?”, fragte er noch einmal. Francis lächelte bloß weiter. “Du hast solch einen schönen Körper ... und ein sehr interessantes Gesicht, weißt du das, Ludwig?” Deutschland verkniff sich eine Bemerkung und blickte weiter starr geradeaus. Was hätte es auch schon genützt? “Hach ...”, seufzte Frankreich. “Wirklich ...” Er ließ sich neben Ludwig auf der Pritsche nieder, die Waffe seitlich am Kopf seines Feindes. Langsam legte er seinen Kopf etwas aus Ludwigs Schulter. Dieser war nun wirklich froh, eine gute Selbstbeherrschung zu besitzen, aber lange hielt er das nicht mehr aus. “Uh, du bist ja ganz verspannt ... mon ami.” Schweigen. Dann massierte Frankreich kurz Deutschlands Schultern. “Wenn du dich so verspannst wird das nichts, Ludwig ...” Plötzlich spürte Deutschland, wie Francis den Knoten löste, mit dem er sein Oberteil um seine Rippen gebunden hatte. “Was soll das werden?”, fragte er mit bedrohlich-ruhigem Ton. Frankreichs Antwort war bloß ein Lachen. Als nächstes merkte er, wie der blonde Franzose seinen Oberkörper mit einem Arm umschlang. Die andere Hand hielt noch immer die Waffe am seinen Kopf. Statt etwas zu sagen spannte Ludwig seine Muskeln nur noch etwas mehr an, was den Schmerz der gebrochenen Rippen noch stärker werden ließ. Doch er dufte keine Schwäche gegenüber seinem Feind zeigen. Francis Finger glitten langsam von Ludwigs Hals über seinen Brustkorb zu seiner Bauchmuskulatur. “Du musst ja echt jeden Tag stundenlang trainieren für solch schöne Muskeln ...”, flüsterte ihm Frankreich ins Ohr. Als seine Finger noch tiefer gingen, reichte es Ludwig wirklich: Mit einer schnellen Bewegung schlossen sich seine Finger erneut um Francis Handgelenk. “Nimm. Deine. Finger. Da. Weg.”, sagte er. “Oder ich breche dir das Handgelenk!” “Ah ...” Doch Francis lächelte nur weiter und führte seine Waffe erneut etwas nach oben. “Dann müsste ich wohl leider ... Wenn du nicht mehr bist, wer soll sich denn dann um den kleinen Italien kümmern? Und wer soll Japan unterstützen? Überlege dir gut, was du machst, Ludwig.” “Mistkerl!”, fluchte Deutschland. Er hatte keine Wahl. Er konnte die zwei nicht einfach im Stich lassen. Sie brauchten ihn. Widerwillig ließ er Frankreichs Hand los. “Gute Entscheidung ...”, schnurrte Francis. Und bevor sich Ludwig versah, war Frankreichs Gesicht direkt vor ihm und Francis presste seinen Mund auf seinen. Vor Überraschung konnte Ludwig nicht schnell genug reagieren und Francis Zunge konnte eindringen. Doch es dauerte nur einen kurzen Moment, dann hatte sich Frankreich wieder gelöst und lehnte sich lächelnd zurück. Ludwig hingegen starrte ungläubig drein und würgte. Lachend stand Frankreich auf und ging Richtung Zellentür. “Bis Morgen, mon ami!”, sagte er noch, bevor er austrat, die Tür wieder verschloss und die Treppe hochging. Ludwig blieb würgend und hustend zurück. Immer wieder wischte er sich mit der Hand über den Mund. Schließlich überfiel ihn die Müdigkeit und er ließ sich rücklings auf die Pritsche fallen. Kapitel 5: Fluchtversuch ------------------------ Doch Deutschland konnte nicht sehr lange schlafen. Bald wachte er auf und sah, dass die Zellen immer noch von tiefer Finsternis eingehüllt waren. Als sich aufsetzen wollte, musste er die Zähne fest zusammenbeißen, so sehr schmerzten seine Rippen. Stöhnend langte er nach seinem Oberteil und band es sich wieder um den Oberkörper. Eine Weile saß er so da und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. Er musste wieder an seinen “Besuch” denken. Was sollte das? Wollte dieser Frankreich sich an seiner Hilflosigkeit erfreuen? Oder hatte er das, was er gesagt hatte tatsächlich ernst gemeint? Schließlich stieg er auf die Matratze, um noch einmal aus dem kleinen Fenster zu blicken. Er konnte die Schemen eines Gartens erkennen. Direkt unter dem Fenster waren Rosenbüsche. Moment - er sah etwas, das seiner Aufmerksamkeit bisher entgangen war: Die Rosenbüsche waren mit Draht zurückgebunden. Draht. Ludwig blickte sich noch einmal nach eventuellen Wachen um, dann versuchte er, an den nächsten Draht zu kommen. Doch er war zu weit unten. Also griff er nach einem der Rosenzweige und zog ihn etwas zu sich nach oben. Die Dornen, die sich dabei in seine Finger bohrten, bemerkte er gar nicht. Indem er sich selber noch etwas weiter hochzog und mit den Füßen an der Mauer etwas Halt fand, konnte er auch seinen zweiten Arm durch die Gitterstäbe hindurch quetschen. Schließlich gelang es ihm, den Draht von dem Rosenzweig zu streifen. “Ja!” Vorsichtig ließ er sich wieder runter, den Draht fest umklammert. Frankreich hatte seinen Gefangenen quasi einen Weg zur Flucht direkt vor ihrem Fenster geboten. “Ludwig?” Japan war wieder aufgewacht. “Ich hole uns hier raus.”, sagte Deutschland entschlossen und ging direkt zur Tür. Er bog sich den Draht zurecht und steckte ihn ins Schlüsselloch. Nach zwei Minuten konzentrierten Arbeitens, während denen Kiku angespannt auf der Pritsche saß und zusah, gab die Tür endlich das langersehnte Geräusch von sich: Ein Klicken. Triumphierend drehte sich Deutschland zu Japan um und versuchte, zu lächeln. Doch die Anspannung konnte seinem Gesicht nicht entweichen. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und öffnete die Tür. Dann ging er zu Japans Zelle und wiederholte das Kunststück. Klick. “So weit so gut ...”, meinte er. “Komm, Kiku.” Doch dieser zögerte. “Ich glaube, es geht nicht ...”, meinte er schließlich. Ludwig machte ein verdutztes Gesicht. “Was ist los?” Als Antwort bewegte Japan kurz das linke Bein, was sein Gesicht ganz weiß werden ließ. “Nein ...!” Schnell ging der Deutsche zu seinem Freund hinüber und besah sich dessen Bein. Das Ergebnis gefiel im gar nicht. Gebrochen. “Verdammt, was kommt den noch?!”, fluchte er. “Wer von ihnen war es?” Es gab keinen Zweifel, woher die Verletzung stammte. “Ich weiß nicht. Ich denke auch nicht, dass sie es überhaupt mitgekriegt haben ...”, erwiederte Kiku. Ludwig biss sich auf die Unterlippe Nach kurzem Überlegen ging er zurück in seine Zelle, um sich erneut an das Fenster zu stellen. Mit Mühe erreichte er einen der Stäbe, an denen die Rosenbüsche zurückgebunden waren und zog ihn aus der Erde. Seinen gebrochenen Rippen tat diese Aktion jedoch überhaupt nicht gut. Mit dem Pflanzstab ging er zurück zu Kiku und löste die Reste Oberteils von seinen Rippen. Mit Stock und Oberteil schiente er Kikus Bein behelfsmäßig. “Aber deine Rippen ...”, begann dieser. “Du hast es nötiger ...” , erwiderte Ludwig ernst. “Hilft bei mir eh nicht sehr viel ...” Dann half er Kiku hoch. “Stütz dich auf mich.” Gemeinsam gingen sie zu Italiens Zelle. Während Japan sich an der Wand abstütze, um sein Bein nicht zu belasten, öffnete Ludwig auch dieses Schloss. Dann ging er zu Feliciano hinüber, der noch immer schlief. Er weckte ihn, indem er sanft an seiner Schulter rüttelte. “He, Feliciano, komm. Wach auf.” “Hm ...? Lu- Ludwig ...”, fing der kleine Italiener an. “Moment ... Ludwig?! Wie-?” Erschrocken blickte er sich um. Ludwig saß tatsächlich an seinem Bett, aber die Umgebung war die gleiche. Also träumte er nicht. “Erkläre ich dir später. Und jetzt komm, wir müssen fliehen!” Sofort sprang Feliciano auf. “Ludwig, deine Hand ...” “Hm?” Erst jetzt bemerkte Deutschland, dass seine Finger ganz blutig waren. Eine kleine Dorne steckte noch darin. Eine Rosendorne. “Ist nicht so schlimm.”, meinte er etwas nachdenklich. Zusammen ginge sie zu Kiku. “Was ... was ist los?”, flüsterte Italien. Deutschland und Japan sahen sich kurz an. “Geht schon.”, versuchte letzterer, Feliciano zu beruhigen. “Okay, dann los ...”, meinte Ludwig. “Komm, Kiku ...” Doch als er versuchte, Japan die Treppe hoch zu helfen, keuchte er auf. “Verdammt, meine Rippen ...” “Ich stütze Kiku und du gehst vor.”, schlug Italien tapfer vor. Etwas widerwillig nickte Deutschland und ging langsam die Treppe hoch, gefolgt von Italien, der nun Japan stützte. An der Tür angekommen, blieb er stehen um kurz zu verschnaufen und zu lauschen. Doch er hörte kein Geräusch jenseits der Tür. Also stocherte er erneut mit dem Draht im Türschloss herum und tatsächlich gelang der Trick auch hier. Ludwig blickte sich noch einmal zu Feliciano und Kiku um, die ihm ernst zunickten. Dann holte er tief Luft und öffnete vorsichtig die Tür. Wie durch ein Wunder war niemand zu sehen. Keine Wachen, nichts. Es war leicht ... etwas zu leicht, dachte sich Deutschland. Leise trat er auf den schwach beleuchteten Korridor und sah sich noch einmal um. Dann winkte er Italien und Japan hinaus. Zu dritt gingen sie den Korridor entlang. Bei jedem Verändern der Schatten durch die Fackeln an der Wand zuckte Ludwig zusammen. Bei jeder Nische rechnete er damit, dass sich dort jemand versteckt hält. Jeden Moment rechnete er damit, dass ihre Flucht bemerkt werden würde. Sie mussten es schaffen! Schließlich erreichten sie die Tür am Ende des Korridors. Erneut lauschte Deutschland auf Geräusche. Nichts. Also legte seine Hand auf die Klinke und drückte die vorsichtig hinunter. Es ging in einen kleinen Raum, in dem noch mehr Türen abzweigten. Doch einer der Türen führte nach draußen. Deutschland schlich zu dieser hinüber und spähte durch das Fenster. Einen Weg, Büsche, Bäume und einen Stall konnte er erkennen. Wachen fielen ihm wiederum nicht auf. Inzwischen waren Italien und Japan zu ihm hinüber gekommen. “Was machen wir jetzt?”, fragte Feliciano Ludwig flüsternd. Dieser überlegte kurz. “Ich denke, wir versuchen, zum Stall zu kommen ...” Nachdenklich schaute er Kiku und Feliciano an. “Ja. Ich gehe vor und wenn ich euch ein Zeichen gebe, kommt ihr schnell nach, alles klar?” “Gut.”, meinte Japan. “Ja.”, stimmte auch Italien zu. Beide etwas zögerlich aber mit fester Stimme. Bis zu diesem Punkt war ihre Flucht geglückt. Doch jetzt kam der wohl schwierigste Teil. Im freien Gelände zwischen Gebäude und Stall konnten sie nämlich leicht gesehen werden. Kapitel 6: Flucht oder nicht Flucht? ------------------------------------ Geduckt lief Ludwig zu den Büschen. Wieder nichts zu sehen. Seltsam ... aber gut. “Also weiter ...”, murmelte er und ging schnell zu den Ställen. Mit aller Kraft betete er, dass in diesem Moment niemand aus dem Fenster schaute. Aber schließlich kam er am Stall an und stellte sich schnell in den Schatten des Gebäudes. Dann blickte er zurück. Doch keine Wachen waren zu sehen, kein Laut zu hören, der bedeutet hätte, dass sie entdeckt worden seien. Nichts. Er schlich sich zum nächsten Fenster und schaute hindurch. Wiederum keine Wachen. Wer ließ denn den Stall unbewacht? Selbst das Fenster ließ sich problemlos öffnen. Ludwig blickte zurück zur Tür, wo er schemenhaft Italien und Japan ausmachen konnte. Er hielt die Hand ins Licht und winkte ihnen zu. Er hoffte, dass sie die Aufforderung verstanden. Sie taten es und wenig später standen die beiden neben ihm, Kiku noch immer auf Feliciano gestützt, der so erschöpft aussah, dass es Ludwig Leid tat. Wenn das hier vorbei war, würde er ihm Ruhe gönnen. Sie würden vorerst das Training ausfallen lassen und er würde seinem Kleinen einen Kuchen backen ... Aber erst mussten sie hier weg, nach Hause! “Wir gehen durch´s Fenster rein.”, flüsterte er seinen Freunden zu. Er griff nach dem Fensterrahmen und zog sich hoch. Auf der anderen Seite waren Strohballen aufgestellt, wie für sie gemacht. Dann bedeutete er Feliciano, Kiku hinaufzuhelfen, während er ihn von oben hochzog. Als letztes half er noch Feliciano, dann schloss er das Fenster wieder und sprang den anderen beiden nach. “Müssen wir wirklich reiten?”, fragte Italien etwas klamm. “Ja.”, antwortete Deutschland kurz und knapp und ging zur nächsten Box. “Kannst du eigentlich reiten?”, fragte er dann den kleinen Italiener. “Nein ...”, gestand dieser. Dass er sich auch etwas vor den großen Tieren fürchtete, sagte er lieber nicht. Ludwig dachte scharf nach. “ ... dann nehmen ich Kiku mit auf das Pferd und führe deine mit am Zügel, okay?” Eine andere Möglichkeit gab es nicht. “Hmhm ...” Der Deutsche suchte ihnen einen großen Rappen und eine kleinere Fuchsstute aus und zäumte sie schnell auf. Sättel gab es allerdings nicht. Also legte er ihnen eine Decke auf und schnürte sie mit einem Riemen fest. Die Tiere ließen es sich ruhig gefallen und schauten ihn mit klugen Augen an, als ob sie verstehen würden, dass die drei Freunde in Not waren. Schließlich war Ludwig fertig und führte die Pferde zum Tor. Dort bedeutete er Feliciano, auf die Fuchsstute aufzusteigen, während er sie festhielt. Na einigen etwas verunglückten Versuchen saß Italien auch endlich im behelfmäßigen Sattel. Ganz wohl war im dort oben aber nicht und mit weißem Gesicht klammerte er sich am Riemen fest. Als nächstes verfrachtete Ludwig Kiku auf den Rücken des Rappen, darauf bedacht, ihn in eine schonende Lage zu bringen. Zu Hause würde er sich um dessen Bein kümmern. Zu Hause. Dann öffnete er das leise quietschende Tor und stieg selber auf. Er hangelte nach den Zügeln von Felicianos Pferd und ließ das Pferd lostraben. Nach ein paar Metern ließ er die Pferde galoppieren, sehr zum Leidwesen Kikus. Aber es wra notwendig, dass wusste dieser selber. So preschten sie durch die Dunkelheit, die langsam von ein paar rot-rosanen Streifen am Horizont erhellt wurde. Und hinter ihnen gab es keine Tumulte, keine Schreie, keine Schüsse. Ihre Flucht blieb unbemerkt. Sie ritten nach Hause. Nach Hause. Der Mann blickte den zwei Pferden nach, die die drei Achsenmächte von hier wegbrachten, seufzte einmal kurz und lächelte dann. Wie geplant war ihnen die Flucht gelungen. Er strich sich noch das lange blonde Haar aus dem Gesicht und ging dann zum Hauptgebäude zurück, ohne sich noch einmal umzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)