Choose your Life.. von Hikaru_Hyuga (between Hatred and Death) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Day after: Just Wanna Make it Easier for You ---------------------------------------------------------- 1.Day after: Just Wanna Make it Easier for You To Kill Us Mein Zustand war irgendwo zwischen extrem genervt und halb verhungert. Es war bereits nach Mittag und ich hatte immer noch nichts gegessen, auch nichts zum Frühstück. Eigentlich würde mir das ja nichts ausmachen, aber da ich schon seit Stunden warte, weshalb ich auch so verstimmt bin, merke ich das doppelt und dreifach mehr als sonst. Zwischendurch war ich irgendwo spazieren gegangen, zuerst etwas außerhalb, dann zurück, in die Stadt, dann zurück, wieder außerhalb und wieder zurück hier her zu diesem verdammten Gebäude, in dessen Mauern Itachi schon vor- ich schaute auf die Uhr- über fünf Stunden verschwunden war. Ich beherrschte mich, nicht laut aufzustöhnen, als die Tür aufging und nicht die Person heraustrat, auf die ich schon so lange wartete. Mein Magen knurrte. Schon wieder. Ich wäre ja längst etwas essen gegangen, aber da ich wusste, dass mein Hunger nur so groß war, weil ich derzeit so schlechtgelaunt war, ließ ich es sein. Durch diverse Speisen käme Itachi auch nicht schneller. Und außerdem hoffte ich, mit ihm gemeinsam dann etwas essen gehen zu können. Ich würde gern wissen, worüber sie solange sprachen und davon erzählen, konnte er mir bei einer schönen Schüssel Ramen. Andererseits hatte ich keine Lust auf Ramen. Und Itachi bestimmt nicht aufs Erzählen. Außer er hatte seine redseligen Tage, aber darauf konnte ich nicht hoffen. Vielleicht würde er es tun, wenn ich ihm Omusubi spendierte. Ich musste lächeln. Falls Itachi so großen Hunger hatte, wie ich, dann würde er es vielleicht wirklich für sein Lieblingsessen tun. Die Vorstellung amüsierte mich und ich gab mich ihrer hin, als erneut die Tür zu dem Hauptgebäude Konohas aufgerissen wurde und endlich Itachi herauskam. „Da bist du ja.“, sagte ich zu ihm. Gleichgültig schaute er mich an. Mir kam es vor, als wäre noch mehr Leben aus seinen Augen verschwunden seit ich ihn heute morgen hier her begleitet hatte, aber andererseits war er auch davor nicht sehr lebhaft gewesen. Eigentlich nie, wenn man es genau nahm. „Und? Worüber habt ihr so lange gesprochen?“, fragte ich, während ich gleichzeitig überlegte, ob es schlau von mir war, ihn hier so offen auf der Straße in der Nähe von den Oberältesten zu fragen. Es war mir in meiner schlechten Laune einfach so herausgerutscht. Schließlich konnte ich ja wenigstens einen Gruß von ihm erwarten nach dem ich ganze fünfeinhalb Stunden damit verbracht hatte auf ihn zu warten, obwohl ich nun wirklich besseres hätte tun können. „Über eine neue Mission. Ich soll den Uchiha- Clan auslöschen.“ Und nun überlegte ich, ob es gut von ihm war, mir so offen zu antworten. Ihm schien es ziemlich gleich zu sein, ich erkannte keine Gefühlsregung in seinem Gesicht. Vielleicht war er erschöpft und ich dachte wirklich daran, ihn zu Onigiri einzuladen, weniger aus Eigennutzen, mehr deshalb, um ihn etwas aufzuheitern. Obwohl er eigentlich mir einen Gefallen tun sollte, um mich besser gelaunt zu stimmen. Schließlich durfte er ja die ganze Zeit da drinnen auf einen Stuhl sitzen und musste lediglich zuhören, während ich hier vor Langeweile fast gestorben wäre. Aber wenn ich genau darüber nachdachte, beneidete ich ihn nicht darum. Itachi setzte seinen Weg schweigend fort. Ich stellte mich neben ihm, während ich mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Er soll den Uchiha- Clan auslöschen. Das heißt, er musste Vater, Mutter, Tante, Onkel und auch mich umbringen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich jetzt Panik haben müsste, Angstzustände, Schweißausbrüche oder so etwas ähnliches. Aber stattdessen spürte ich nur, wie mein Hunger verschwand. Ich hörte ein melodisches „Ding Dong“, das von der Akademie kam. Die Anwärter hatten jetzt Schulschluss. Sofort spülte eine Welle Erinnerungen meine restlichen Gedanken weg, die bis eben noch in meinem Kopf herum gegeistert hatten. Gäbe es Itachi nicht, dann wäre ich damals Jahrgangsbester gewesen, ich wäre der Stolz der Uchihas gewesen, ich hätte im Rampenlicht gestanden, nicht er. Aber ich beneidete ihn nicht um den Ruhm. Man stellte große Anforderungen an ihn, so groß, dass es beinahe unmenschlich war. Wäre Itachi nur durch Fleiß so gut gewesen und nicht durch Begabung, dann wäre er, dessen war ich mir ganz sicher, bald an den Erwartungen des ganzen Clans zugrunde gegangen. „Die Anwärter haben jetzt Schluss.“, teilte ich ihm mit, obwohl ich mir denken konnte, dass er das wusste. „Wollen wir nicht deinen kleinen Bruder abholen?“ Statt mir zu antworten, schlug er Richtung Akademie ein. Als wir dort ankamen, sahen wir bereits viele Kinder, die sich auf den Weg nach Hause machten. Mit meinen Augen suchte ich die Menge weniger nach Sasuke ab, als bloß meinen Blick darüber schweifen zu lassen. Irgendwie witzig. Die Jüngsten hier, wie Itachis Bruder auch, waren acht oder ganz Junge sieben. In diesem Alter hatten wir Beide schon mehr Tode gesehen, mehr Kämpfe und Grausamkeiten erlebt, als es gut für uns war, während einige hier noch Ninja spielten. Ein blauer Schopf, der sich durch plötzliches Stehenbleiben von der Menge abhob, identifizierte ich als Sasuke. Ich grinste ihm zu, als er mit einem breiten Lächeln auf uns, mehr auf seinen Bruder, zugerannt kam. Ich erkannte so viel Lebensfreude in dem kleinen Jungen, so viel mehr, als Itachi und ich in seinem Alter noch in uns besaßen. Er war keinen Deut besser, als die anderen hier. Sie hatten alle keine Ahnung von der wirklichen Welt da draußen. „Nii- san ist da! Du holst mich heute ab?“ In seiner Frage, die er nicht als solche formuliert hatte, steckte noch so viel kindliche Naivität, die ich auch Itachi gewünscht hatte und immer noch wünsche. Es täte ihm gut, auch mal die Hand vor den Augen halten zu können, um die Realität nicht sehen zu müssen. „Nicht ich, wir.“, verbesserte mein bester Freund ihn. Sasuke sah mich skeptisch an, doch ich tat so, als würde ich gar nichts bemerken. „Guten Tag, kleiner Sasuke.“, lächelte ich ihn an. „Wie war die Schule?“ „Ganz gut.“, antwortete er mir monoton, ohne die Freude in seinem Gruß vorhin oder in seinen Worten danach, die er an seinen großen Bruder richtete. „Gehen wir jetzt nach Hause?“ Er nickte, Sasuke war anscheinend etwas enttäuscht darüber, aber dennoch froh, dass sein Vorbild ihn abholte. Es war mir ein Rätsel, wie der Zwerg ihn so lieben konnte, obwohl er ihn nie mit der gleichen Freude begrüßte, wie umgekehrt. Auf dem halben Weg hielt Itachi plötzlich an. Ich sah ihn fragend an, doch er ignorierte mich, ging vor Sasuke in die Hocke und hielt seine Arme an seine Seite, als wolle er ihn Huckepack nehmen. „Ich bin doch schon zu alt dafür!“, sprach der Kleine, stieg aber gleichzeitig auf seinen Rücken. Der ältere Uchiha stand wieder auf und ging weiter seinen Weg, während ich ihn angrinste, was er entweder gar nicht bemerkte oder ignorierte. Als wir im Uchiha- Viertel ankamen, verabschiedete ich mich von ihnen, hielt aber inne, als ich den verwunderten Blick Itachis bemerkte. „Wohin gehst du?“, fragte er mich. Diese Frage überraschte mich. Ich hatte zufällig auch ein Zuhause, zu dem ich zurückkehren konnte? Mit demselben erstaunten Blick antwortete ich ihm: „Nach Hause?“ „Willst du nicht mit zu uns, um zu Essen?“ Ich sah wie Sasuke auf seinem Rücken das Gesicht verzog. Er war anscheinend nicht so angetan von der Idee. Bevor ich antworten konnte, redete Itachi weiter. „Deine Eltern sind zur Zeit nicht da, oder? Als ich heute Morgen gegangen bin, habe ich meiner Mutter noch gesagt, dass sie heute für einen mehr kochen soll. Für dich wird es auf jeden Fall noch reichen.“ Ich mochte ihre Mutter, meine Tante. Ich mochte ihre Kochkünste. Ich mochte es, Sasuke mit meiner Anwesenheit zu ärgern. Also nahm ich die Einladung an. Ich ging mit ihnen zu dem größten Anwesen im Uchiha- Viertel, einem Anwesen, wie es nur dem Oberhaupt würdig war. Inklusive Familie natürlich. Wir zogen vor dem Eingang unsere Sandalen aus, die wir ordentlich in den dafür gedachten Schuhschrank stellten. Itachi ließ Sasuke herunter. Zu dritt gingen wir schnurstracks in die Küche, wo es bereits herrlich duftete. Ich atmete den Geruch von frisch gekochtem Gemüse ein, gebratenes Fleisch, das immer noch in der Pfanne lag und Reis. „Guten Tag Oba- san.“, grüßte ich die Mutter, die immer noch in der Schürze stand. „Hallo Shisui.“ Sie drehte sich lächelnd zu mir um, während Sasuke zu dem Tisch stürmte. „Das sieht ja lecker aus!“, rief er. Fast hätte er sich schon die ersten Tomatenstückchen gekrallt, wenn er nicht den tadelnden Blick seines großen Bruders begegnet wäre. Leicht beschämt ließ er die Stäbchen wieder sinken. Lachend nahm ich gegenüber von Itachi Platz. Mikoto stellte uns einen Teller Fleisch hin, bevor sie ihre Schürze abband. „Und wie war das Treffen?“, fragte sie ihren Sohn. Bei der Frage schaute auch Sasuke neugierig seinen großen Bruder an. Ich überlegte, wie die Beiden wohl reagieren würden, wenn er ihnen das gleiche erzählte, wie mir. Bestimmt würden sie es nicht so gelassen aufnehmen, wie ich. „Produktiv.“, sagte er nur und schob sich Reis in den Mund. Das Lächeln meiner Tante wurde sanfter. Im Gegensatz zum Onkel akzeptierte sie die Schweigepflicht der ANBUs ohne zu Murren. „Mein Sohn..“, sagte sie etwas gedankenverloren. „.. ist schon so schnell erwachsen geworden.“ Ich musste innerlich vor Ironie lachen. Dreizehn. Wir waren dreizehn! Und bei Itachi war es gerade erst einen Monat her, seit dem er dreizehn geworden ist. Das klang so jung und das war auch jung. Wir waren jung. Und doch erwachsen. Der Krieg hat uns altern gelassen, zwar nicht äußerlich, aber dafür innerlich umso mehr. Wir waren nie so, wie Sasuke es jetzt war. Und irgendwie bedauerte ich das. Ich konnte mir denken, dass Mikoto alles mit ihrem jüngeren Sohn nachholte, was sie bei ihrem älteren durch den Krieg nicht mehr konnte. Gute Nacht Geschichten erzählen, Küsschen auf die Wange geben und so etwas halt. Ich hatte keine Ahnung von den Dingen. Meine Mutter hatte es ja auch nie mit mir gemacht. Nach dem Essen blieb ich noch eine Weile. Eine ganze Weile, sehr zur Missgunst Sasukes. Itachi und ich gingen gemeinsam auf sein Zimmer. „Dein kleiner Bruder scheint mich immer noch nicht zu mögen.“, lachte ich, während ich mich auf sein Bett niederließ. Er antwortete nicht, aber ich hatte auch keine Antwort erwartet. Wir waren Beide eher von der ruhigen Sorte, die nie etwas sagten, wenn es nicht notwendig war, aber ich war da nicht so extrem wie er. Irgendwie ließ seine schweigende Art mich sogar redseliger werden. Komisch. Eine Weile schaute ich ihm dabei zu, wie er einige Schriftrollen wieder in seinen Regal einsortierte. Danach legte ich mich auf sein Bett, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte gen weiße Decke. „Das Essen war sehr lecker.“, warf ich irgendwann in die Stille hinein. „Das hast du schon ein paar Mal gesagt.“, antwortete er mir, der mittlerweile auf seinem Stuhl saß und etwas in ein blaues Heft schrieb. „Du hast aber nie geantwortet.“ „Hast du eine Antwort erwartet?“ „Nein, aber mir eine gewünscht.“ „Dann hättest du es sagen sollen.“ „Und du hättest es nur wieder schweigend zur Kenntnis genommen.“ Er sagte nichts mehr. Ich musste lachen. An unserer Konversation war nichts witziges, aber nichtsdestotrotz fand ich sie ganz amüsant. Ich hing meinen eigenen Gedanken nach, war bereits leicht eingedöst, als Itachi sich wieder zu Wort meldete. „Wann gedenkst du zu gehen?“ Ich öffnete meine Augen, die ich bis gerade eben noch geschlossen hatte. „Möchtest du mich loswerden?“, neckte ich ihn. „Es ist schon spät.“ „Ich gehe, wenn ich mehr über deine Mission weiß.“ Bei diesen Worten richtete ich mich wieder auf und tat meine Beine auf den Boden. „Ich würde dir dabei helfen.“ Er hörte mit seiner Tätigkeit auf, drehte seinen Kopf zu mir und ich sah ihm ernst in die Augen. Ich meinte meine Worte wirklich so, wie ich es gesagt hatte. Ich würde ihm dabei helfen, unsere Familie auszulöschen, wenn es dann für ihn leichter war. Minutenlang sahen wir uns in die Augen, ich erkannte keinen Sinn darin, brach den Augenkontakt aber auch nicht ab. Stattdessen machte er es mit den folgenden Worten: „Sei nicht töricht.“ Ich lachte wieder. Freudlos. Vor Ironie. Er packte sein Heft mitsamt Schreibutensilien weg, als er wieder zu mir sprach: „Ich erzähle dir davon, aber woanders. Hier gibt es zu viele, die zuhören.“ Ich lachte wieder, dieses mal wirklich. Ich hatte den Lauscher an der Wand schon lange bemerkt. „Sasuke, wie lange willst du noch da stehen bleiben?“ Die Tür ging langsam auf, im Spalt tauchte ein kleiner, beschämt aussehender Junge auf. Es war offensichtlich, dass es ihm peinlich war, ertappt worden zu sein. Dachte er wirklich, dass seine Anwesenheit vor zwei ANBUs unbemerkt blieb? „Was machst du da?“ „Ich..“, langsam schob er sich ins Zimmer. „.. wollte dir gute Nacht sagen.“ „Gute Nacht.“ Sasuke biss sich auf die Lippe. Wenn ich er wäre, wäre ich auch sehr verärgert darüber, wie Itachi ihn abspeiste. Wie gesagt, ich konnte es nicht fassen, wie gern der Kleine ihn hatte. „Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, kleiner Sasuke. Und angenehme Träume.“, sagte ich lachend zu ihm, obwohl er mich keines Blickes würdigte. „Worüber habt ihr geredet?“ Itachi wollte antworten, doch ich kam ihm zuvor. „Das müsstest du doch wissen. Du standest die ganze Zeit vor der Tür.“ Sasuke errötete noch mehr, während Itachi seufzte. „Geh jetzt schlafen.“ Er stand auf, ich ebenfalls. Anhand dem Blick des Jüngsten Uchihas hier konnte ich sehen, dass er dachte, wir würden ihn noch zu Bett bringen, doch seine Hoffnung wurde zerstört, als Itachi an seinem Zimmer vorbei ging, das direkt neben seinem eigenem lag. Ich sah, wie Sasuke uns traurig hinterher sah. Ich dachte, dass mein Kumpel das bestimmt auch sehen konnte, doch er drehte sich nicht zu ihm um. Zu zweit gingen wir ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief, vor dem Mikoto auf der Couch einen Pullover strickte. Sie sah auf, als wir das Zimmer betraten. „Ich bringe Shisui nach Hause.“, kam Itachi gleich zur Sache. Verwundert schaute sie mich an. „Du gehst schon?“ Schon war gut. Ein Blick auf die Uhr über dem Kamin sagte mir, dass es bereits nach halb zehn war. Wieso war Sasuke immer noch wach? Ich lächelte sie an. „Ja. Danke, dass ich bei euch essen durfte.“ „Du bist immer willkommen. Grüß meine Schwester von mir.“ Ich nickte. Itachi wollte schon wieder aus dem Zimmer verschwinden, doch seine Mutter ließ ihn noch nicht so schnell gehen. Sie rief seinen Namen, worauf er sich wieder zu ihr wandte. Mit einer Geste gab sie ihm zu verstehen, dass er herkommen solle. Ohne zu Murren tat er, was von ihm verlangt wurde. Sie hielt ihm den halbfertigen Pullover vor die Brust, um zu sehen, ob er ihm passte. „Ich denke, die Ärmel müssen länger sein. Was sagst du dazu?“ „Ich sage, dass du dich nicht so um mich kümmern solltest. Sasuke war bis gerade eben immer noch nicht im Bett.“ Innerlich hätte ich Itachi ohrfeigen können. Ich kannte meinen besten Freund, aber deswegen musste er seiner Mutter doch nicht so vor die Stirn stoßen. Sein kleiner Bruder schlief noch nicht, anscheinend hatte Oba- san es leicht verpasst, ihn zu Bett zu bringen, weil sie so vertieft in ihrer Tätigkeit war, ihrem ältesten Sohn einen Pullover zu stricken. Meine Güte, was für ein Verbrechen. „Aber jetzt liegt er sicher im Bett.“, lächelte seine Mutter ihn an. Auch sie kannte das bereits von ihm. „Ich denke, dass du es auf deiner nächsten Mission warm haben solltest. Der Sommer neigt sich dem Ende zu.“ Die Auslöschung des Uchiha- Clans. Genau das fiel mir bei ihren Worten ein. Sie strickte ihm einen Pullover, damit er nicht fror, wenn er seine eigenen Eltern tötete. Ich war mir nicht sicher, ob ein Kleidungsstück gegen seelische Kälte half. Minuten später sprangen wir über die Mauer, die das Uchiha- Viertel umrang. Wir gingen durch den dichten Wald in der Nähe, auf der Suche nach unserem Lieblingsplatz. Eigentlich war es eher ein Lieblingsbaum, eine alte Eiche, in dessen Krone wir uns damals im dritten Ninja- Weltkrieg versteckt hatten. Wir ließen uns auf einen der breiten Äste nieder. Ich wartete bis es auch Itachi gemütlich hatte, als ich schließlich weitersprach. „Das mit deiner Mutter hätte echt nicht sein müssen.“, tadelte ich ihn. Er lehnte sich an den Stamm, während er die Augen schloss. „Möchtest du über meine Verhaltensweise gegenüber meinen Eltern reden oder etwas über die Mission erfahren?“ Itachis Erziehung musste warten. Er erzählte mir ausführlich, was es nun mit seiner Mission auf sich hatte, was die drei Dorfältesten und der Hokage dazu gesagt hatten und was er sich bei welchen Worten gedacht hatte. Ich unterbrach ihn nicht. Als er fertig war, schwieg ich noch immer. „Schockt es dich?“ Ich dachte an heute Nachmittag, als er mir davon mitteilte und an jetzt. „Eigentlich nicht.“ „Eigentlich?“ Meine Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück. „Ich denke, dass es schon schockierend sein muss, den eigenen Clan auszurotten.“ „Du weißt, dass mir die Familie nicht allzu sehr etwas bedeutet.“ „Doch, das tut sie. Du bist gerade nur zu sauer, um es zuzugeben.“ Itachis leicht säuerlicher Blick bestätigte meine Worte. Seit er in die ANBU eingetreten ist, benahm er sich komisch, verändert. Ich hatte die Aufgabe, als sein bester Freund ihn zu überwachen. Davon wusste er. Und erzählte mir auch, was die drei Alten von ihm immer wollten oder, dass er ein Doppelspion war. Ich musste lachen. Diese törichten Leute dachten doch nicht, dass sie mit irgendwelchen Sonderpositionen und Aufgaben sich zwischen uns stellen könnten. Wir waren beste Freunde, Cousins, Blutsbrüder. Niemand außer mir konnte ihn verstehen und niemand außer ihn konnte mich verstehen. Wir haben Beide dasselbe durchlebt, es gab keinen Lebensabschnitt von mir, in denen er nicht auftauchte, keine Erinnerung ohne ihn. Niemand konnte besser nachfühlen, wie es war, als Vierjährige einen Krieg mitansehen zu müssen, wie die eigenen Leute vor unsren Kinderaugen starben, wie Konflikte unsere Kindheit nahmen, wie hohe Anforderungen an uns zwei Wunderkinder gestellt wurden, wie schwer es war, den eigenen Freund verraten zu sollen, als wir Beide. Deswegen verstand uns keiner und nur wir konnten uns verstehen. Er war sauer, weil man seine Begabung dem Blut der Uchiha zuschrieb und nicht als seine eigene betrachtete. Dass seine herausragenden Fähigkeiten dem Clan gehörten, dass es immer hieß, wir waren talentiert, nicht Itachi. Und ich konnte ihn verstehen. Er war meine Mauer, ein Maßstab, nach dem ich mich richten sollte, wenn es nach meinen Eltern ging, wenn es nach jeden Eltern ging. Wir „Nichtbegabten“ beziehungsweise „Gutdurchschnittliche“ sollen nicht stärker werden, um irgendwann besser als unser Lehrmeister zu sein, sondern um Itachi zu übertreffen, der Maß aller Dinge war. Gut, das war vielleicht übertrieben, aber übertrieben sie nicht? „Willst du mich nicht fragen?“ Ich hob meinen Kopf, um ihn besser sehen zu können. „Was fragen?“ Er grinste mich an. „Du weißt schon. Ob ich es wirklich mache.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will.“ „Ich soll dich töten.“ „Ich weiß.“ Wir schwiegen wieder. Der Wind strich mein Gesicht, die Blätter kitzelten mich und Itachi schien seltsam frei zu sein. Wir saßen lange so da, während ich den Mond betrachtete, sprach ich irgendwann: „Sollst du wirklich ganz allein den Uchiha- Clan auslöschen?“ Er atmete aus. „Ja. Sie sind der Meinung, dass nur ein Sharigan- Nutzer einen anderen töten kann.“ Ich lachte. „Wenn das wirklich stimmen würde, dann hätten wir jetzt nicht ein paar Verwandte und Freunde weniger.“ Meine Anspielung auf den Ninja- Weltkrieg verstimmte ihn ein wenig. Er hasste Krieg. Ich auch. Aber bei weitem nicht so sehr, wie er. Er liebte unser Dorf, aber ich denke, das lag eher daran, weil er sowie ich in der Zeit des Krieges geboren wurde und deswegen keine andere Form des Friedens kannte. Ich seufzte. „Was soll ich jetzt eigentlich deinem Vater und den anderen erzählen? Ich denke, eine abgewandelte Form der Wahrheit kann ich vergessen.“, versuchte ich zu scherzen. Erfolglos. „Sag ihnen einfach, dass ich dicht gehalten habe.“ Irgendetwas wollte ich erwidern, irgendetwas, ohne zu wissen, wieso. „Klar.“ Wir schwiegen wieder, aber nicht so lange wie vorhin. Er wurde spät, dazu auch noch kalt. Ich wünschte mir Oba- sans Pullover, den sie für ihren Sohn strickte, in fertiger Form hier her. Den könnte ich jetzt gut gebrauchen. „Wenn es einfacher für dich ist, dann würde ich dir helfen bei der Mission. Also bei der Ermordung unserer Familie.“, wiederholte ich meine Worte von vorhin. Er sah mir in die Augen. „Warum glaubst du, dass ich euch umbringen werde?“ Ich zuckte mit den Schultern. Ich nahm es einfach an. „Wenn du es nicht tust, dann planen unsere Mitglieder weiter den Putsch bis sie ihn wahrmachen. Das wird nicht mehr allzu lange dauern. Sobald es so weit ist, werden viele unschuldige Menschen verletzt, nicht nur die Zielpersonen. Die anderen Dörfer würden die kritische Lage Konohas ausnutzen. Diese Kettenreaktion würde schlussendlich zu einem vierten Ninja- Weltkrieg führen. Und genau das willst du doch verhindern, oder? Du, ich, wir arbeiten für den Frieden.“ „Glaubst du nicht, dass sie es sich anders überlegen könnten?“ Missbilligend sah ich ihn an. „Denkst du, ich bin genauso naiv, wie dein kleiner Bruder und glaube an Wunschträume?“ Angesäuert sah er mich an. Er mochte es nicht, wenn ich schlecht über Sasuke sprach, aber so war es doch. Ich nahm nichts zurück. „Und wie gedenkst du mir da zu helfen? Willst du mit mir den Clan ausrotten und dich dann selbst umbringen?“ „Du kennst die Mangekyou Sharigan und du weißt doch, wie man sie bekommt.“ Ich habe meine Erklärung leicht als Frage formuliert. Ich war mir nicht sicher, ob Itachi meine Idee gefallen würde, aber ehrlich gesagt hatte ich wenig Lust darauf, meine eigenen Eltern umzubringen. Nun sah er mich missbilligend an. Der Ausdruck stand ihm. „Natürlich. Zuerst töte ich meinen besten Freund, damit ich die ultimative Waffe habe, um die restlichen Menschen zu erledigen, die mir etwas bedeuten. Für wie herzlos hältst du mich?“ Dass ich ihn für rein gar nicht herzlos hielt, sagte ich ihm nicht. Diese eiskalte Maske der Ninja, diese Regel, man dürfe keine Gefühle besitzen, ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Aber trotzdem, wenn wir zwei alleine sind, wenn uns keiner sehen konnte, legten wir unsere zweite Hülle ab, von dem einige dachten, dass sie uns angewachsen war. Töricht. Naiv. Verachtenswert. Niemand kann all seine Emotionen vollständig abtöten, nur besser verstecken. „Ich denke einfach nur, dass es dir lieber wäre, wenn du jeden von uns tötest, außer Sasuke natürlich, und dann einfach mit ein paar Worten an ihn, wie „Werde stärker, um deine Familie zu rächen“, um ihn zu stärken, verschwindest, als dass du schon wieder einen Krieg mit ansehen musst, an dem du auch noch selber Schuld bist. Außerdem wirst du dieses Mal aktiv daran teilnehmen müssen, du wirst wahrscheinlich den Hokage töten müssen, wenn es darauf ankommt, oder einen unserer früheren Meister. Und du wirst nicht wissen können, ob Sasuke in Sicherheit ist oder schon längst sein Ableben angetreten hat.“ Fragend sah er mich an. Was gab es da nicht zu verstehen? „Wieso natürlich?“ Verständnislos sah ich ihn jetzt an. „Du hast vorhin gesagt, dass ich natürlich meinen Bruder nicht umbringen werde.“, erklärte er mir. Ich lächelte spöttisch. Glaubte er, dass das keiner sah? Okay, das war falsch formuliert. Glaubte er, dass ich es nicht sah? „Du liebst deinen Bruder. Du zeigst es zwar nicht, speist ihn auch oft mit kalten Antworten ab, aber das dient doch alles nur dazu, um seinen Hass auf dich zu erwecken, damit er in den richtigen Momenten stark genug ist. Ich meine, er liebt seine Familie. Wir würde er es da finden, wenn plötzlich herauskäme, dass du ein Doppelagent bist? Du hast doch alles auf einen solchen Moment vorbereitet, für den Fall, dass du wirklich unseren Clan auslöschen musst.“ „Ich mag es nicht, wenn du mich durchschaust.“ Ich lachte. „Ach was. Du bist es nur nicht gewohnt.“ Jetzt musste auch er grinsen. Hin und wieder soll das vorkommen. „Aber willst du wissen,wie ich wirklich denke?“ Ich wartete nicht seine Antwort ab, sein Blick genügte mir. „Ich denke, du solltest deine Familie nicht auslöschen. Du hast schon genug für das Dorf getan oder besser gesagt, für die drei Alten. Sie sind doch irgendwie auch selbst Schuld an der ganzen Sache. Hätten sie unsere Familie nicht so eingeengt, würden sie uns nicht so ausspionieren, würden sie uns den Überfall des Kyubi nicht in die Schuhe schieben, dann würde dein Vater und auch meiner nicht so einen Hass auf die Senju verspüren, oder? Ich denke, sie sollten langsam selbst Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen. Dafür sind sie ja alt genug.“ „Oder zu alt.“, warf Itachi ein, worauf wir Beide lachten. Unser Lachen klang komisch in der friedlichen Stille des Waldes, wo man nur das leise Rascheln der Blätter vernahm. Als wir uns wieder beruhigt hatten, fuhr ich fort, wo ich aufgehört hatte. „Ich denke, es ist wichtiger, dass du jetzt viel Zeit mit der Familie verbringst. Sie sind zwar auch nicht fehlerfrei, aber wären sie nicht, dann würden wir vielleicht gar nicht mehr leben. Sie haben uns aufgezogen, uns im Krieg beschützt, uns den Rücken gestärkt und auch jetzt stehen sie noch hinter uns, auch .. wenn wir vielleicht schon lange nicht mehr so fühlen. Ich weiß, dass du sie lange auf Distanz gehalten hast, um in einer solchen Situation sie leichter umbringen zu können, aber.. je mehr ich über unser bisheriges Leben nachdenke, dann verspüre ich mehr Hass auf Danzou und die anderen zwei, als auf unsere Eltern.“ „Mir würde es für den Hokage Leid tun.“ Ich wusste, dass Itachi Meister Sarutobi verehrte. Tat ich ja auch irgendwie. Es tat mir Leid für ihn. Er war zwar kein Nachfahre des ersten Hokage, aber trotzdem. Opfer mussten sein. Entweder waren es die Uchihas oder die Senjus. So war es schon immer gewesen und dieser Frieden zwischen den Familien war nur vorübergehend, das wussten selbst wir, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollten. „Und egal für was du dich entscheidest, ich werde dir so oder so helfen.“ „Mit den Mangekyou Sharigan?“ Ich nickte. „Damit könntest du besser auf Sasuke Acht geben.“ „Du verachtest ihn und die anderen Kinder.“ „Verachten ist ein hartes Wort. Ich verachte ihn nicht. Ich denke nur, dass sie alle keine Ahnung haben vom Ninja- Dasein. Sie sind doppelt so alt, wie wir früher, als wir die ersten Toten gesehen haben. Sie bekommen alles Schritt für Schritt beigebracht, aber die Situation damals haben uns gezwungen, es selbst auf Anhieb zu können. Ich finde das nicht sehr fair.“ Itachi sah auf. Eine Krähe hatte irgendwo ihr Nest über uns. „Ich mag diese Naivität. Sie macht ihn liebenswert.“ Ich sprach nicht aus, dass ich das Gefühl hatte, dass sich Sasuke langsam zwischen uns drängte, obwohl es nicht den Anschein hatte. Noch immer verbrachte er mehr Zeit mit mir, als mit ihm, aber gedanklich war immer bei seinem Otouto. Ich seufzte. „Wenn du meinst.“ Noch eine Weile saßen wir so da, doch dann wurde es wirklich zu kalt für diese nächtliche Plauderstunde. Itachi stand auf, ich ebenfalls. Gemeinsam liefen wir zurück ins Uchiha- Viertel. Zum Abschied hob ich den Arm. „Sehen wir uns morgen früh hier wieder?“, fragte er mich. Ich grinste. „Wenn deine Mutter wieder so lecker kocht.“ Nun musste auch er grinsen. Lachen. Glücklich sein. Leben. Alles könnte so einfach sein, irgendwo in einer anderen Familie, in einem anderem Dorf, in einer anderen Zeit. Aber das war nun mal nicht so. Unsere Welt war das hier. Darüber nachzudenken, wie schön alles hätte sein können, brachte nichts, außer noch mehr Bedauern. Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen, es wäre auch nicht fair von uns zu jammern. „Ich werde es ihr ausrichten.“, antwortete er mir. Ich hatte mich längst wieder umgedreht, als ich wieder Itachis Stimme vernahm. „Ich habe außerdem meinen Plan geändert. Falls ich wirklich den Clan umbringe und Konoha verlassen muss, dann werde ich Sasuke und dich mitnehmen.“ Ruckartig drehte ich mich überrascht um, doch er war längst nicht mehr da. Nur ein leichter Windhauch verriet, dass er bis gerade eben hier gewesen war. Langsam trat ich den Heimweg an, während ich über den heutigen Tag nachdachte. Ich wünschte Itachi Sasukes Lebhaftigkeit, aber irgendwie bin ich gerade zu dem Schluss gekommen, dass ich sie doch dringender brauchte, als er. Die Naivität seines Bruders färbte sich auf ihn ab. Wie sonst konnte er glauben, dass Danzou es zulassen würde, dass er uns zwei am Leben ließe? Der kleine Sasuke füllte Itachis Dasein bereits mit Freude. Und ich auch. Der Gedanke freute mich, dass er auch an mich dachte. Ich werde ihm helfen, egal wie. Selbst, wenn es mein Leben bedeutete, ich werde ihn nicht in Stich lassen. Ich meinte es damit ernst. Todernst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)