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Choose your Life..

between Hatred and Death
von

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1. Day after: Just Wanna Make it Easier for You

1.Day after: Just Wanna Make it Easier for You

To Kill Us
 

Mein Zustand war irgendwo zwischen extrem genervt und halb verhungert.

Es war bereits nach Mittag und ich hatte immer noch nichts gegessen, auch nichts zum Frühstück.

Eigentlich würde mir das ja nichts ausmachen, aber da ich schon seit Stunden warte, weshalb ich auch so verstimmt bin, merke ich das doppelt und dreifach mehr als sonst.

Zwischendurch war ich irgendwo spazieren gegangen, zuerst etwas außerhalb, dann zurück, in die Stadt, dann zurück, wieder außerhalb und wieder zurück hier her zu diesem verdammten Gebäude, in dessen Mauern Itachi schon vor- ich schaute auf die Uhr- über fünf Stunden verschwunden war.

Ich beherrschte mich, nicht laut aufzustöhnen, als die Tür aufging und nicht die Person heraustrat, auf die ich schon so lange wartete.

Mein Magen knurrte. Schon wieder. Ich wäre ja längst etwas essen gegangen, aber da ich wusste, dass mein Hunger nur so groß war, weil ich derzeit so schlechtgelaunt war, ließ ich es sein.

Durch diverse Speisen käme Itachi auch nicht schneller. Und außerdem hoffte ich, mit ihm gemeinsam dann etwas essen gehen zu können.

Ich würde gern wissen, worüber sie solange sprachen und davon erzählen, konnte er mir bei einer schönen Schüssel Ramen.

Andererseits hatte ich keine Lust auf Ramen. Und Itachi bestimmt nicht aufs Erzählen. Außer er hatte seine redseligen Tage, aber darauf konnte ich nicht hoffen.

Vielleicht würde er es tun, wenn ich ihm Omusubi spendierte. Ich musste lächeln. Falls Itachi so großen Hunger hatte, wie ich, dann würde er es vielleicht wirklich für sein Lieblingsessen tun.

Die Vorstellung amüsierte mich und ich gab mich ihrer hin, als erneut die Tür zu dem Hauptgebäude Konohas aufgerissen wurde und endlich Itachi herauskam.

„Da bist du ja.“, sagte ich zu ihm.

Gleichgültig schaute er mich an. Mir kam es vor, als wäre noch mehr Leben aus seinen Augen verschwunden seit ich ihn heute morgen hier her begleitet hatte, aber andererseits war er auch davor nicht sehr lebhaft gewesen.

Eigentlich nie, wenn man es genau nahm.

„Und? Worüber habt ihr so lange gesprochen?“, fragte ich, während ich gleichzeitig überlegte, ob es schlau von mir war, ihn hier so offen auf der Straße in der Nähe von den Oberältesten zu fragen. Es war mir in meiner schlechten Laune einfach so herausgerutscht. Schließlich konnte ich ja wenigstens einen Gruß von ihm erwarten nach dem ich ganze fünfeinhalb Stunden damit verbracht hatte auf ihn zu warten, obwohl ich nun wirklich besseres hätte tun können.

„Über eine neue Mission. Ich soll den Uchiha- Clan auslöschen.“

Und nun überlegte ich, ob es gut von ihm war, mir so offen zu antworten. Ihm schien es ziemlich gleich zu sein, ich erkannte keine Gefühlsregung in seinem Gesicht.

Vielleicht war er erschöpft und ich dachte wirklich daran, ihn zu Onigiri einzuladen, weniger aus Eigennutzen, mehr deshalb, um ihn etwas aufzuheitern.

Obwohl er eigentlich mir einen Gefallen tun sollte, um mich besser gelaunt zu stimmen. Schließlich durfte er ja die ganze Zeit da drinnen auf einen Stuhl sitzen und musste lediglich zuhören, während ich hier vor Langeweile fast gestorben wäre.

Aber wenn ich genau darüber nachdachte, beneidete ich ihn nicht darum.

Itachi setzte seinen Weg schweigend fort. Ich stellte mich neben ihm, während ich mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ.

Er soll den Uchiha- Clan auslöschen. Das heißt, er musste Vater, Mutter, Tante, Onkel und auch mich umbringen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich jetzt Panik haben müsste, Angstzustände, Schweißausbrüche oder so etwas ähnliches.

Aber stattdessen spürte ich nur, wie mein Hunger verschwand.

Ich hörte ein melodisches „Ding Dong“, das von der Akademie kam. Die Anwärter hatten jetzt Schulschluss. Sofort spülte eine Welle Erinnerungen meine restlichen Gedanken weg, die bis eben noch in meinem Kopf herum gegeistert hatten.

Gäbe es Itachi nicht, dann wäre ich damals Jahrgangsbester gewesen, ich wäre der Stolz der Uchihas gewesen, ich hätte im Rampenlicht gestanden, nicht er.

Aber ich beneidete ihn nicht um den Ruhm.

Man stellte große Anforderungen an ihn, so groß, dass es beinahe unmenschlich war.

Wäre Itachi nur durch Fleiß so gut gewesen und nicht durch Begabung, dann wäre er, dessen war ich mir ganz sicher, bald an den Erwartungen des ganzen Clans zugrunde gegangen.

„Die Anwärter haben jetzt Schluss.“, teilte ich ihm mit, obwohl ich mir denken konnte, dass er das wusste. „Wollen wir nicht deinen kleinen Bruder abholen?“

Statt mir zu antworten, schlug er Richtung Akademie ein.

Als wir dort ankamen, sahen wir bereits viele Kinder, die sich auf den Weg nach Hause machten.

Mit meinen Augen suchte ich die Menge weniger nach Sasuke ab, als bloß meinen Blick darüber schweifen zu lassen.

Irgendwie witzig. Die Jüngsten hier, wie Itachis Bruder auch, waren acht oder ganz Junge sieben.

In diesem Alter hatten wir Beide schon mehr Tode gesehen, mehr Kämpfe und Grausamkeiten erlebt, als es gut für uns war, während einige hier noch Ninja spielten.

Ein blauer Schopf, der sich durch plötzliches Stehenbleiben von der Menge abhob, identifizierte ich als Sasuke.

Ich grinste ihm zu, als er mit einem breiten Lächeln auf uns, mehr auf seinen Bruder, zugerannt kam.

Ich erkannte so viel Lebensfreude in dem kleinen Jungen, so viel mehr, als Itachi und ich in seinem Alter noch in uns besaßen.

Er war keinen Deut besser, als die anderen hier. Sie hatten alle keine Ahnung von der wirklichen Welt da draußen.

„Nii- san ist da! Du holst mich heute ab?“

In seiner Frage, die er nicht als solche formuliert hatte, steckte noch so viel kindliche Naivität, die ich auch Itachi gewünscht hatte und immer noch wünsche.

Es täte ihm gut, auch mal die Hand vor den Augen halten zu können, um die Realität nicht sehen zu müssen.

„Nicht ich, wir.“, verbesserte mein bester Freund ihn.

Sasuke sah mich skeptisch an, doch ich tat so, als würde ich gar nichts bemerken.

„Guten Tag, kleiner Sasuke.“, lächelte ich ihn an. „Wie war die Schule?“

„Ganz gut.“, antwortete er mir monoton, ohne die Freude in seinem Gruß vorhin oder in seinen Worten danach, die er an seinen großen Bruder richtete.

„Gehen wir jetzt nach Hause?“

Er nickte, Sasuke war anscheinend etwas enttäuscht darüber, aber dennoch froh, dass sein Vorbild ihn abholte.

Es war mir ein Rätsel, wie der Zwerg ihn so lieben konnte, obwohl er ihn nie mit der gleichen Freude begrüßte, wie umgekehrt.

Auf dem halben Weg hielt Itachi plötzlich an.

Ich sah ihn fragend an, doch er ignorierte mich, ging vor Sasuke in die Hocke und hielt seine Arme an seine Seite, als wolle er ihn Huckepack nehmen.

„Ich bin doch schon zu alt dafür!“, sprach der Kleine, stieg aber gleichzeitig auf seinen Rücken.

Der ältere Uchiha stand wieder auf und ging weiter seinen Weg, während ich ihn angrinste, was er entweder gar nicht bemerkte oder ignorierte.

Als wir im Uchiha- Viertel ankamen, verabschiedete ich mich von ihnen, hielt aber inne, als ich den verwunderten Blick Itachis bemerkte.

„Wohin gehst du?“, fragte er mich.

Diese Frage überraschte mich. Ich hatte zufällig auch ein Zuhause, zu dem ich zurückkehren konnte?

Mit demselben erstaunten Blick antwortete ich ihm:

„Nach Hause?“

„Willst du nicht mit zu uns, um zu Essen?“

Ich sah wie Sasuke auf seinem Rücken das Gesicht verzog. Er war anscheinend nicht so angetan von der Idee.

Bevor ich antworten konnte, redete Itachi weiter.

„Deine Eltern sind zur Zeit nicht da, oder? Als ich heute Morgen gegangen bin, habe ich meiner Mutter noch gesagt, dass sie heute für einen mehr kochen soll. Für dich wird es auf jeden Fall noch reichen.“

Ich mochte ihre Mutter, meine Tante. Ich mochte ihre Kochkünste. Ich mochte es, Sasuke mit meiner Anwesenheit zu ärgern.

Also nahm ich die Einladung an. Ich ging mit ihnen zu dem größten Anwesen im Uchiha- Viertel, einem Anwesen, wie es nur dem Oberhaupt würdig war. Inklusive Familie natürlich.

Wir zogen vor dem Eingang unsere Sandalen aus, die wir ordentlich in den dafür gedachten Schuhschrank stellten.

Itachi ließ Sasuke herunter. Zu dritt gingen wir schnurstracks in die Küche, wo es bereits herrlich duftete.

Ich atmete den Geruch von frisch gekochtem Gemüse ein, gebratenes Fleisch, das immer noch in der Pfanne lag und Reis.

„Guten Tag Oba- san.“, grüßte ich die Mutter, die immer noch in der Schürze stand.

„Hallo Shisui.“

Sie drehte sich lächelnd zu mir um, während Sasuke zu dem Tisch stürmte.

„Das sieht ja lecker aus!“, rief er.

Fast hätte er sich schon die ersten Tomatenstückchen gekrallt, wenn er nicht den tadelnden Blick seines großen Bruders begegnet wäre.

Leicht beschämt ließ er die Stäbchen wieder sinken.

Lachend nahm ich gegenüber von Itachi Platz.

Mikoto stellte uns einen Teller Fleisch hin, bevor sie ihre Schürze abband.

„Und wie war das Treffen?“, fragte sie ihren Sohn.

Bei der Frage schaute auch Sasuke neugierig seinen großen Bruder an. Ich überlegte, wie die Beiden wohl reagieren würden, wenn er ihnen das gleiche erzählte, wie mir. Bestimmt würden sie es nicht so gelassen aufnehmen, wie ich.

„Produktiv.“, sagte er nur und schob sich Reis in den Mund.

Das Lächeln meiner Tante wurde sanfter. Im Gegensatz zum Onkel akzeptierte sie die Schweigepflicht der ANBUs ohne zu Murren.

„Mein Sohn..“, sagte sie etwas gedankenverloren. „.. ist schon so schnell erwachsen geworden.“

Ich musste innerlich vor Ironie lachen. Dreizehn. Wir waren dreizehn! Und bei Itachi war es gerade erst einen Monat her, seit dem er dreizehn geworden ist.

Das klang so jung und das war auch jung. Wir waren jung. Und doch erwachsen.

Der Krieg hat uns altern gelassen, zwar nicht äußerlich, aber dafür innerlich umso mehr.

Wir waren nie so, wie Sasuke es jetzt war. Und irgendwie bedauerte ich das.

Ich konnte mir denken, dass Mikoto alles mit ihrem jüngeren Sohn nachholte, was sie bei ihrem älteren durch den Krieg nicht mehr konnte. Gute Nacht Geschichten erzählen, Küsschen auf die Wange geben und so etwas halt.

Ich hatte keine Ahnung von den Dingen. Meine Mutter hatte es ja auch nie mit mir gemacht.

Nach dem Essen blieb ich noch eine Weile. Eine ganze Weile, sehr zur Missgunst Sasukes.

Itachi und ich gingen gemeinsam auf sein Zimmer.

„Dein kleiner Bruder scheint mich immer noch nicht zu mögen.“, lachte ich, während ich mich auf sein Bett niederließ.

Er antwortete nicht, aber ich hatte auch keine Antwort erwartet.

Wir waren Beide eher von der ruhigen Sorte, die nie etwas sagten, wenn es nicht notwendig war, aber ich war da nicht so extrem wie er.

Irgendwie ließ seine schweigende Art mich sogar redseliger werden. Komisch.

Eine Weile schaute ich ihm dabei zu, wie er einige Schriftrollen wieder in seinen Regal einsortierte.

Danach legte ich mich auf sein Bett, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte gen weiße Decke.

„Das Essen war sehr lecker.“, warf ich irgendwann in die Stille hinein.

„Das hast du schon ein paar Mal gesagt.“, antwortete er mir, der mittlerweile auf seinem Stuhl saß und etwas in ein blaues Heft schrieb.

„Du hast aber nie geantwortet.“

„Hast du eine Antwort erwartet?“

„Nein, aber mir eine gewünscht.“

„Dann hättest du es sagen sollen.“

„Und du hättest es nur wieder schweigend zur Kenntnis genommen.“

Er sagte nichts mehr. Ich musste lachen. An unserer Konversation war nichts witziges, aber nichtsdestotrotz fand ich sie ganz amüsant.

Ich hing meinen eigenen Gedanken nach, war bereits leicht eingedöst, als Itachi sich wieder zu Wort meldete.

„Wann gedenkst du zu gehen?“

Ich öffnete meine Augen, die ich bis gerade eben noch geschlossen hatte.

„Möchtest du mich loswerden?“, neckte ich ihn.

„Es ist schon spät.“

„Ich gehe, wenn ich mehr über deine Mission weiß.“

Bei diesen Worten richtete ich mich wieder auf und tat meine Beine auf den Boden.

„Ich würde dir dabei helfen.“

Er hörte mit seiner Tätigkeit auf, drehte seinen Kopf zu mir und ich sah ihm ernst in die Augen.

Ich meinte meine Worte wirklich so, wie ich es gesagt hatte.

Ich würde ihm dabei helfen, unsere Familie auszulöschen, wenn es dann für ihn leichter war.

Minutenlang sahen wir uns in die Augen, ich erkannte keinen Sinn darin, brach den Augenkontakt aber auch nicht ab.

Stattdessen machte er es mit den folgenden Worten:

„Sei nicht töricht.“

Ich lachte wieder. Freudlos. Vor Ironie.

Er packte sein Heft mitsamt Schreibutensilien weg, als er wieder zu mir sprach:

„Ich erzähle dir davon, aber woanders. Hier gibt es zu viele, die zuhören.“

Ich lachte wieder, dieses mal wirklich. Ich hatte den Lauscher an der Wand schon lange bemerkt.

„Sasuke, wie lange willst du noch da stehen bleiben?“

Die Tür ging langsam auf, im Spalt tauchte ein kleiner, beschämt aussehender Junge auf. Es war offensichtlich, dass es ihm peinlich war, ertappt worden zu sein. Dachte er wirklich, dass seine Anwesenheit vor zwei ANBUs unbemerkt blieb?

„Was machst du da?“

„Ich..“, langsam schob er sich ins Zimmer. „.. wollte dir gute Nacht sagen.“

„Gute Nacht.“

Sasuke biss sich auf die Lippe. Wenn ich er wäre, wäre ich auch sehr verärgert darüber, wie Itachi ihn abspeiste. Wie gesagt, ich konnte es nicht fassen, wie gern der Kleine ihn hatte.

„Ich wünsche dir auch eine gute Nacht, kleiner Sasuke. Und angenehme Träume.“, sagte ich lachend zu ihm, obwohl er mich keines Blickes würdigte.

„Worüber habt ihr geredet?“

Itachi wollte antworten, doch ich kam ihm zuvor.

„Das müsstest du doch wissen. Du standest die ganze Zeit vor der Tür.“

Sasuke errötete noch mehr, während Itachi seufzte.

„Geh jetzt schlafen.“

Er stand auf, ich ebenfalls. Anhand dem Blick des Jüngsten Uchihas hier konnte ich sehen, dass er dachte, wir würden ihn noch zu Bett bringen, doch seine Hoffnung wurde zerstört, als Itachi an seinem Zimmer vorbei ging, das direkt neben seinem eigenem lag.

Ich sah, wie Sasuke uns traurig hinterher sah. Ich dachte, dass mein Kumpel das bestimmt auch sehen konnte, doch er drehte sich nicht zu ihm um.

Zu zweit gingen wir ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief, vor dem Mikoto auf der Couch einen Pullover strickte.

Sie sah auf, als wir das Zimmer betraten.

„Ich bringe Shisui nach Hause.“, kam Itachi gleich zur Sache. Verwundert schaute sie mich an.

„Du gehst schon?“

Schon war gut. Ein Blick auf die Uhr über dem Kamin sagte mir, dass es bereits nach halb zehn war. Wieso war Sasuke immer noch wach?

Ich lächelte sie an.

„Ja. Danke, dass ich bei euch essen durfte.“

„Du bist immer willkommen. Grüß meine Schwester von mir.“

Ich nickte. Itachi wollte schon wieder aus dem Zimmer verschwinden, doch seine Mutter ließ ihn noch nicht so schnell gehen.

Sie rief seinen Namen, worauf er sich wieder zu ihr wandte. Mit einer Geste gab sie ihm zu verstehen, dass er herkommen solle. Ohne zu Murren tat er, was von ihm verlangt wurde.

Sie hielt ihm den halbfertigen Pullover vor die Brust, um zu sehen, ob er ihm passte.

„Ich denke, die Ärmel müssen länger sein. Was sagst du dazu?“

„Ich sage, dass du dich nicht so um mich kümmern solltest. Sasuke war bis gerade eben immer noch nicht im Bett.“

Innerlich hätte ich Itachi ohrfeigen können. Ich kannte meinen besten Freund, aber deswegen musste er seiner Mutter doch nicht so vor die Stirn stoßen. Sein kleiner Bruder schlief noch nicht, anscheinend hatte Oba- san es leicht verpasst, ihn zu Bett zu bringen, weil sie so vertieft in ihrer Tätigkeit war, ihrem ältesten Sohn einen Pullover zu stricken. Meine Güte, was für ein Verbrechen.

„Aber jetzt liegt er sicher im Bett.“, lächelte seine Mutter ihn an. Auch sie kannte das bereits von ihm. „Ich denke, dass du es auf deiner nächsten Mission warm haben solltest. Der Sommer neigt sich dem Ende zu.“

Die Auslöschung des Uchiha- Clans. Genau das fiel mir bei ihren Worten ein. Sie strickte ihm einen Pullover, damit er nicht fror, wenn er seine eigenen Eltern tötete.

Ich war mir nicht sicher, ob ein Kleidungsstück gegen seelische Kälte half.

Minuten später sprangen wir über die Mauer, die das Uchiha- Viertel umrang.

Wir gingen durch den dichten Wald in der Nähe, auf der Suche nach unserem Lieblingsplatz. Eigentlich war es eher ein Lieblingsbaum, eine alte Eiche, in dessen Krone wir uns damals im dritten Ninja- Weltkrieg versteckt hatten.

Wir ließen uns auf einen der breiten Äste nieder. Ich wartete bis es auch Itachi gemütlich hatte, als ich schließlich weitersprach.

„Das mit deiner Mutter hätte echt nicht sein müssen.“, tadelte ich ihn.

Er lehnte sich an den Stamm, während er die Augen schloss.

„Möchtest du über meine Verhaltensweise gegenüber meinen Eltern reden oder etwas über die Mission erfahren?“

Itachis Erziehung musste warten.

Er erzählte mir ausführlich, was es nun mit seiner Mission auf sich hatte, was die drei Dorfältesten und der Hokage dazu gesagt hatten und was er sich bei welchen Worten gedacht hatte.

Ich unterbrach ihn nicht. Als er fertig war, schwieg ich noch immer.

„Schockt es dich?“

Ich dachte an heute Nachmittag, als er mir davon mitteilte und an jetzt.

„Eigentlich nicht.“

„Eigentlich?“

Meine Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück.

„Ich denke, dass es schon schockierend sein muss, den eigenen Clan auszurotten.“

„Du weißt, dass mir die Familie nicht allzu sehr etwas bedeutet.“

„Doch, das tut sie. Du bist gerade nur zu sauer, um es zuzugeben.“

Itachis leicht säuerlicher Blick bestätigte meine Worte.

Seit er in die ANBU eingetreten ist, benahm er sich komisch, verändert. Ich hatte die Aufgabe, als sein bester Freund ihn zu überwachen. Davon wusste er. Und erzählte mir auch, was die drei Alten von ihm immer wollten oder, dass er ein Doppelspion war.

Ich musste lachen. Diese törichten Leute dachten doch nicht, dass sie mit irgendwelchen Sonderpositionen und Aufgaben sich zwischen uns stellen könnten.

Wir waren beste Freunde, Cousins, Blutsbrüder.

Niemand außer mir konnte ihn verstehen und niemand außer ihn konnte mich verstehen.

Wir haben Beide dasselbe durchlebt, es gab keinen Lebensabschnitt von mir, in denen er nicht auftauchte, keine Erinnerung ohne ihn.

Niemand konnte besser nachfühlen, wie es war, als Vierjährige einen Krieg mitansehen zu müssen, wie die eigenen Leute vor unsren Kinderaugen starben, wie Konflikte unsere Kindheit nahmen, wie hohe Anforderungen an uns zwei Wunderkinder gestellt wurden, wie schwer es war, den eigenen Freund verraten zu sollen, als wir Beide.

Deswegen verstand uns keiner und nur wir konnten uns verstehen.

Er war sauer, weil man seine Begabung dem Blut der Uchiha zuschrieb und nicht als seine eigene betrachtete.

Dass seine herausragenden Fähigkeiten dem Clan gehörten, dass es immer hieß, wir waren talentiert, nicht Itachi.

Und ich konnte ihn verstehen. Er war meine Mauer, ein Maßstab, nach dem ich mich richten sollte, wenn es nach meinen Eltern ging, wenn es nach jeden Eltern ging.

Wir „Nichtbegabten“ beziehungsweise „Gutdurchschnittliche“ sollen nicht stärker werden, um irgendwann besser als unser Lehrmeister zu sein, sondern um Itachi zu übertreffen, der Maß aller Dinge war. Gut, das war vielleicht übertrieben, aber übertrieben sie nicht?

„Willst du mich nicht fragen?“

Ich hob meinen Kopf, um ihn besser sehen zu können.

„Was fragen?“

Er grinste mich an.

„Du weißt schon. Ob ich es wirklich mache.“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will.“

„Ich soll dich töten.“

„Ich weiß.“

Wir schwiegen wieder. Der Wind strich mein Gesicht, die Blätter kitzelten mich und Itachi schien seltsam frei zu sein.

Wir saßen lange so da, während ich den Mond betrachtete, sprach ich irgendwann:

„Sollst du wirklich ganz allein den Uchiha- Clan auslöschen?“

Er atmete aus.

„Ja. Sie sind der Meinung, dass nur ein Sharigan- Nutzer einen anderen töten kann.“

Ich lachte.

„Wenn das wirklich stimmen würde, dann hätten wir jetzt nicht ein paar Verwandte und Freunde weniger.“

Meine Anspielung auf den Ninja- Weltkrieg verstimmte ihn ein wenig. Er hasste Krieg. Ich auch. Aber bei weitem nicht so sehr, wie er.

Er liebte unser Dorf, aber ich denke, das lag eher daran, weil er sowie ich in der Zeit des Krieges geboren wurde und deswegen keine andere Form des Friedens kannte.

Ich seufzte.

„Was soll ich jetzt eigentlich deinem Vater und den anderen erzählen? Ich denke, eine abgewandelte Form der Wahrheit kann ich vergessen.“, versuchte ich zu scherzen. Erfolglos.

„Sag ihnen einfach, dass ich dicht gehalten habe.“

Irgendetwas wollte ich erwidern, irgendetwas, ohne zu wissen, wieso.

„Klar.“

Wir schwiegen wieder, aber nicht so lange wie vorhin. Er wurde spät, dazu auch noch kalt. Ich wünschte mir Oba- sans Pullover, den sie für ihren Sohn strickte, in fertiger Form hier her. Den könnte ich jetzt gut gebrauchen.

„Wenn es einfacher für dich ist, dann würde ich dir helfen bei der Mission. Also bei der Ermordung unserer Familie.“, wiederholte ich meine Worte von vorhin.

Er sah mir in die Augen.

„Warum glaubst du, dass ich euch umbringen werde?“

Ich zuckte mit den Schultern. Ich nahm es einfach an.

„Wenn du es nicht tust, dann planen unsere Mitglieder weiter den Putsch bis sie ihn wahrmachen. Das wird nicht mehr allzu lange dauern. Sobald es so weit ist, werden viele unschuldige Menschen verletzt, nicht nur die Zielpersonen. Die anderen Dörfer würden die kritische Lage Konohas ausnutzen. Diese Kettenreaktion würde schlussendlich zu einem vierten Ninja- Weltkrieg führen. Und genau das willst du doch verhindern, oder? Du, ich, wir arbeiten für den Frieden.“

„Glaubst du nicht, dass sie es sich anders überlegen könnten?“

Missbilligend sah ich ihn an.

„Denkst du, ich bin genauso naiv, wie dein kleiner Bruder und glaube an Wunschträume?“

Angesäuert sah er mich an. Er mochte es nicht, wenn ich schlecht über Sasuke sprach, aber so war es doch. Ich nahm nichts zurück.

„Und wie gedenkst du mir da zu helfen? Willst du mit mir den Clan ausrotten und dich dann selbst umbringen?“

„Du kennst die Mangekyou Sharigan und du weißt doch, wie man sie bekommt.“

Ich habe meine Erklärung leicht als Frage formuliert. Ich war mir nicht sicher, ob Itachi meine Idee gefallen würde, aber ehrlich gesagt hatte ich wenig Lust darauf, meine eigenen Eltern umzubringen.

Nun sah er mich missbilligend an. Der Ausdruck stand ihm.

„Natürlich. Zuerst töte ich meinen besten Freund, damit ich die ultimative Waffe habe, um die restlichen Menschen zu erledigen, die mir etwas bedeuten. Für wie herzlos hältst du mich?“

Dass ich ihn für rein gar nicht herzlos hielt, sagte ich ihm nicht.

Diese eiskalte Maske der Ninja, diese Regel, man dürfe keine Gefühle besitzen, ist uns in Fleisch und Blut übergegangen.

Aber trotzdem, wenn wir zwei alleine sind, wenn uns keiner sehen konnte, legten wir unsere zweite Hülle ab, von dem einige dachten, dass sie uns angewachsen war.

Töricht. Naiv. Verachtenswert.

Niemand kann all seine Emotionen vollständig abtöten, nur besser verstecken.

„Ich denke einfach nur, dass es dir lieber wäre, wenn du jeden von uns tötest, außer Sasuke natürlich, und dann einfach mit ein paar Worten an ihn, wie „Werde stärker, um deine Familie zu rächen“, um ihn zu stärken, verschwindest, als dass du schon wieder einen Krieg mit ansehen musst, an dem du auch noch selber Schuld bist. Außerdem wirst du dieses Mal aktiv daran teilnehmen müssen, du wirst wahrscheinlich den Hokage töten müssen, wenn es darauf ankommt, oder einen unserer früheren Meister. Und du wirst nicht wissen können, ob Sasuke in Sicherheit ist oder schon längst sein Ableben angetreten hat.“

Fragend sah er mich an. Was gab es da nicht zu verstehen?

„Wieso natürlich?“

Verständnislos sah ich ihn jetzt an.

„Du hast vorhin gesagt, dass ich natürlich meinen Bruder nicht umbringen werde.“, erklärte er mir.

Ich lächelte spöttisch. Glaubte er, dass das keiner sah? Okay, das war falsch formuliert. Glaubte er, dass ich es nicht sah?

„Du liebst deinen Bruder. Du zeigst es zwar nicht, speist ihn auch oft mit kalten Antworten ab, aber das dient doch alles nur dazu, um seinen Hass auf dich zu erwecken, damit er in den richtigen Momenten stark genug ist. Ich meine, er liebt seine Familie. Wir würde er es da finden, wenn plötzlich herauskäme, dass du ein Doppelagent bist? Du hast doch alles auf einen solchen Moment vorbereitet, für den Fall, dass du wirklich unseren Clan auslöschen musst.“

„Ich mag es nicht, wenn du mich durchschaust.“

Ich lachte.

„Ach was. Du bist es nur nicht gewohnt.“

Jetzt musste auch er grinsen. Hin und wieder soll das vorkommen.

„Aber willst du wissen,wie ich wirklich denke?“

Ich wartete nicht seine Antwort ab, sein Blick genügte mir.

„Ich denke, du solltest deine Familie nicht auslöschen. Du hast schon genug für das Dorf getan oder besser gesagt, für die drei Alten. Sie sind doch irgendwie auch selbst Schuld an der ganzen Sache. Hätten sie unsere Familie nicht so eingeengt, würden sie uns nicht so ausspionieren, würden sie uns den Überfall des Kyubi nicht in die Schuhe schieben, dann würde dein Vater und auch meiner nicht so einen Hass auf die Senju verspüren, oder? Ich denke, sie sollten langsam selbst Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen. Dafür sind sie ja alt genug.“

„Oder zu alt.“, warf Itachi ein, worauf wir Beide lachten.

Unser Lachen klang komisch in der friedlichen Stille des Waldes, wo man nur das leise Rascheln der Blätter vernahm.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, fuhr ich fort, wo ich aufgehört hatte.

„Ich denke, es ist wichtiger, dass du jetzt viel Zeit mit der Familie verbringst. Sie sind zwar auch nicht fehlerfrei, aber wären sie nicht, dann würden wir vielleicht gar nicht mehr leben. Sie haben uns aufgezogen, uns im Krieg beschützt, uns den Rücken gestärkt und auch jetzt stehen sie noch hinter uns, auch .. wenn wir vielleicht schon lange nicht mehr so fühlen. Ich weiß, dass du sie lange auf Distanz gehalten hast, um in einer solchen Situation sie leichter umbringen zu können, aber.. je mehr ich über unser bisheriges Leben nachdenke, dann verspüre ich mehr Hass auf Danzou und die anderen zwei, als auf unsere Eltern.“

„Mir würde es für den Hokage Leid tun.“

Ich wusste, dass Itachi Meister Sarutobi verehrte. Tat ich ja auch irgendwie. Es tat mir Leid für ihn. Er war zwar kein Nachfahre des ersten Hokage, aber trotzdem. Opfer mussten sein. Entweder waren es die Uchihas oder die Senjus. So war es schon immer gewesen und dieser Frieden zwischen den Familien war nur vorübergehend, das wussten selbst wir, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollten.

„Und egal für was du dich entscheidest, ich werde dir so oder so helfen.“

„Mit den Mangekyou Sharigan?“

Ich nickte. „Damit könntest du besser auf Sasuke Acht geben.“

„Du verachtest ihn und die anderen Kinder.“

„Verachten ist ein hartes Wort. Ich verachte ihn nicht. Ich denke nur, dass sie alle keine Ahnung haben vom Ninja- Dasein. Sie sind doppelt so alt, wie wir früher, als wir die ersten Toten gesehen haben. Sie bekommen alles Schritt für Schritt beigebracht, aber die Situation damals haben uns gezwungen, es selbst auf Anhieb zu können. Ich finde das nicht sehr fair.“

Itachi sah auf. Eine Krähe hatte irgendwo ihr Nest über uns.

„Ich mag diese Naivität. Sie macht ihn liebenswert.“

Ich sprach nicht aus, dass ich das Gefühl hatte, dass sich Sasuke langsam zwischen uns drängte, obwohl es nicht den Anschein hatte. Noch immer verbrachte er mehr Zeit mit mir, als mit ihm, aber gedanklich war immer bei seinem Otouto.

Ich seufzte.

„Wenn du meinst.“

Noch eine Weile saßen wir so da, doch dann wurde es wirklich zu kalt für diese nächtliche Plauderstunde.

Itachi stand auf, ich ebenfalls. Gemeinsam liefen wir zurück ins Uchiha- Viertel.

Zum Abschied hob ich den Arm.

„Sehen wir uns morgen früh hier wieder?“, fragte er mich.

Ich grinste. „Wenn deine Mutter wieder so lecker kocht.“

Nun musste auch er grinsen. Lachen. Glücklich sein. Leben. Alles könnte so einfach sein, irgendwo in einer anderen Familie, in einem anderem Dorf, in einer anderen Zeit.

Aber das war nun mal nicht so. Unsere Welt war das hier. Darüber nachzudenken, wie schön alles hätte sein können, brachte nichts, außer noch mehr Bedauern.

Jeder hat im Leben sein Päckchen zu tragen, es wäre auch nicht fair von uns zu jammern.

„Ich werde es ihr ausrichten.“, antwortete er mir.

Ich hatte mich längst wieder umgedreht, als ich wieder Itachis Stimme vernahm.

„Ich habe außerdem meinen Plan geändert. Falls ich wirklich den Clan umbringe und Konoha verlassen muss, dann werde ich Sasuke und dich mitnehmen.“

Ruckartig drehte ich mich überrascht um, doch er war längst nicht mehr da. Nur ein leichter Windhauch verriet, dass er bis gerade eben hier gewesen war.

Langsam trat ich den Heimweg an, während ich über den heutigen Tag nachdachte. Ich wünschte Itachi Sasukes Lebhaftigkeit, aber irgendwie bin ich gerade zu dem Schluss gekommen, dass ich sie doch dringender brauchte, als er.

Die Naivität seines Bruders färbte sich auf ihn ab. Wie sonst konnte er glauben, dass Danzou es zulassen würde, dass er uns zwei am Leben ließe?

Der kleine Sasuke füllte Itachis Dasein bereits mit Freude. Und ich auch.

Der Gedanke freute mich, dass er auch an mich dachte.

Ich werde ihm helfen, egal wie.

Selbst, wenn es mein Leben bedeutete, ich werde ihn nicht in Stich lassen.

Ich meinte es damit ernst.

Todernst.

2. Day after: Where you are, is my paradise

II. Day after: Where You are, is My Paradise

Even in Times Like These
 

Jemand rief mich, ich hörte es ganz genau. Mein Name wurde immer wieder von der Person ausgesprochen, doch ich konnte mich nicht bewegen.

Nii- san, dachte ich. Nii- san. Selbst jetzt in meinen Träumen konnte ich ihn hören.

Ich streckte meinen Arm nach ihm aus. Ich wusste nicht, wie ich es finden sollte, als meine Finger wirklich auf ein Hindernis stießen. Normalweise fühlte es sich nicht so echt an, wenn ich meinen Bruder im Traum berührte, aber auf der anderen Seite freute ich mich irgendwie.

Plötzlich war die Stimme präsenter, als vorher.

„Sasuke, könntest du bitte deine Hand aus meinem Gesicht nehmen?“

Vor Schreck riss ich die Augen auf, kniff sie im gleichen Atemzug aber wieder zusammen.

Blöde Sonne. Sie blendete mich.

Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Verschwommen erkannte ich die Umrisse meines großen Bruders, der bereits fertig angezogen vor mir hockte.

„Nii- san..“, murmelte ich verschlafen.

„Wenn du jetzt nicht aufstehst, dann verpasst du die Schule.“

Müde rieb ich meine Augen. Was redete er da?

„Mein Wecker hat noch nicht mal geklingelt..“, sagte ich ihm. Wenn er noch nicht „Ring Ring“ gemacht hat, dann war es noch nicht Zeit zum Aufstehen. Und wenn es noch nicht Zeit zum Aufstehen war, dann konnte ich die Schule auch nicht verpassen.

„Ich würde eher sagen, du hast gestern Abend vergessen ihn zu stellen.“

Nii- sans tadelnder Blick zeigte mir, dass er sich an mein Vergehen erinnerte. Ich war peinlich berührt, aber irgendwie auch zu müde, um seine Worte wirklich zu realisieren.

Als ich nach ein paar gefühlten Sekunden immer noch keine Anstalten machte, mich aus meinem Bett zu erheben, seufzte Nii- san.

Er streckte seinem Arm nach irgendetwas aus, das sich außerhalb meines Blickwinkels befand.

Im nächsten Moment tauchte der Wecker in seiner Hand vor mir auf. Etwas zu spät bekam ich mit, dass er Recht gehabt hatte.

In einer halben Stunde begann der Unterricht. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und bereute es zugleich wieder, als ich spürte, wie unangenehmes Schwindelgefühl meinen Kopf heimsuchte.

Ich hielt kurz meinen Kopf, während ich beobachtete, wie Nii- san neben mir grinste. Das war nicht witzig.

„Doch, das war es. Du bist selbst Schuld.“

Das war auch nicht witzig. Ich mochte es nicht, wenn er meine Gedanken las. Manchmal war es sehr hilfreich, aber im Moment brauchte ich das wirklich nicht.

Ich schleppte mich ins Bad, wo ich mir die Zähne putzte und das Gesicht wusch.

Danach trabte ich etwas wacher als vorher zurück ins Zimmer, wo mein großer Bruder mir T- Shirt und Hose bereits heraus gelegt hatte.

„Beeile dich, ich warte vorm Eingang. Frühstück hab ich dir schon eingepackt.“

„Okay.“

Ehrlich gesagt, hätte ich lieber ein „Guten Morgen Sasuke“ von ihm, als Frühstück.

Während ich mich umzog, überlegte ich, dass ich mich eigentlich freuen sollte. Nii- san hat mich geweckt. Das hat er seit dem Eintritt in die ANBU schon nicht mehr gemacht. Er hätte mich ja auch Zuspätkommen lassen können.

Während ich meine Hose anzog, stellte ich mir vor, wie ein Tadel auf dem Zeugnis bei Vater angekommen wäre.

Plötzlich verspürte ich große Dankbarkeit für ihn. Schnell ging ich aus dem Zimmer, rannte den kurzen Weg zum Eingang, wo wie abgemacht, Nii- san auf mich wartete.

„Können wir?“, fragte er mich.

Ungläubig sah ich ihn an.

„Bringst du mich zur Schule?“

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Wohin denn sonst?“

Das war ein sonderbarer Morgen. Ich freute mich unheimlich, das alles so schien, wie damals, als wäre ich in der Vergangenheit aufgewacht, doch irgendwie war ich gegen meinen Willen auch irgendwie misstrauisch.

Ich glaubte nicht an plötzliche Zeitreisen, auch nicht, dass etwas wahr wurde, wenn man es sich sehr, sehr wünschte.

Irgendetwas war wahrscheinlich passiert.

Ich wollte ihn gerade deswegen fragen, als wir am Eingang des Uchiha- Viertels plötzlich stehen blieben.

„Was ist?“, fragte ich ihn.

„Wir warten.“

Ich wollte wissen auf wen, aber meine unausgesprochene Frage wurde beantwortet, als ich in dieselbe Richtung, wie er sah

Shisui. Augenblicklich spürte ich, wie meine gute Laune, die ich selbst noch nicht so ganz realisiert hatte, verschwand.

Ich hätte ihn nicht stehenbleiben lassen dürfen, wobei ich mir nicht sicher war, ob das etwas an der Tatsache geändert hätte, dass ich meinen Bruder für den Rest des Weges zur Akademie doch nicht ganz für mich gehabt hätte, wie ich es mir wünschte.

Shisui hätte uns sicher gesehen und uns dann eingeholt.

Ich seufzte. Dabei fing der Tag doch so gut an. Wenn es jeden Morgen dann so lief, könnte ich mir vorstellen, demnächst wieder zu vergessen, meinen Wecker zu stellen.

„Guten Morgen Itachi. Einen wunderschönen guten Morgen, kleiner Sasuke.“

„Morgen.“, sagte mein Bruder und ich ebenfalls, nur nicht so laut und weniger begeistert, auch wenn man den Tonfall von ihm nicht unbedingt als „begeistert“ bezeichnen konnte, so konnte ich deuten, dass er sich freute, unseren Cousin zu sehen.

„Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nacht.“

Er lächelte mich an, als wüsste er ganz genau, dass ich etwas verbotenes gemacht habe. Fast hätte ich ihm die Zunge herausgestreckt. Aber nur fast.

Zu dritt setzten wir unser Weg fort, ich war nun nicht mehr so euphorisch, aber immer noch ziemlich gut gelaunt. Es kam nicht alle Tage vor, dass Nii- san beim Gehen noch meine Hand hielt.

Die meiste Zeit schwiegen wir. Mir war nichts eingefallen, was ich hätte sagen können und die beiden Großen waren sowieso nicht sehr gesprächig. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie aneinander so interessant fanden.

Vor dem Eingangstor ließ Nii- san meine Hand wieder los. Schade, aber ich hätte ihn ja auch schlecht mit hineinziehen können.

„Holst du mich heute wieder ab?“, fragte ich hoffnungsvoll.

Vielleicht war der Tag doch noch nicht ganz so gelaufen. Selbst wenn unser Cousin dieses Mal wieder dabei wäre; ich fand das besser, als alleine nach Hause zu gehen.

Nii- san ließ sich Zeit mit der Antwort. Er wollte etwas sagen, begegnete dann aber den Blick seines Freundes und schloss den Mund wieder.

Irgendwie hatte ich das komische Gefühl, dass Shisui die Entscheidung meines Bruders stark beeinflusst hat, doch ich fragte nicht nach, als er mir mit einem Kopfnicken antwortete. Ich freute mich. Aber irgendwie auch nicht.

„Tschüssi.“, sagte ich noch zu ihm, bevor ich ihm den Rücken zuwandte.

„Ich wünsche dir einen angenehmen Schultag, kleiner Sasuke.“

Shisui machte das mit Absicht, ich spürte das ganz genau. Er wollte mich ärgern, keine Ahnung, wieso. Es machte ihm sicherlich Spaß, mich mit seiner Anwesenheit, mit seiner Art, mit seiner Angewohnheit mich „kleiner Sasuke“ zu nennen, auf die Palme zu bringen.

Keine zwei Sekunden später seit ich mich auf mein Platz gesetzt hatte, klingelte es zur Stunde. Meister Iruka trat pünktlich ins Klassenzimmer und ich war heilfroh, den ganzen Weg in den zweiten Stock hoch gestürmt zu sein- was man von Naruto nicht sagen konnte.

Gerade als unser Lehrer uns begrüßt hatte, öffnete sich die Tür. Sein grinsendes Gesicht sagte vieles, aber nicht, dass er sein Zuspätkommen bedauerte.

Meister Iruka lief rot an, hielt seine übliche Standpauke, die bei dem Blondschopf immer weit seine Wirkung verfehlten.

Irgendwie konnte für mich der Tag nicht schnell genug vergehen. Im Unterricht schaute ich immer ganz hibbelig auf die Uhr, die mich anscheinend auch ärgern wollte.

Ein Mal habe ich mich sogar gemeldet, um Meister Iruka zu sagen, dass sie wahrscheinlich kaputt war, weil sie sich so langsam bewegte, doch er hatte beteuert, dass sie geht, weil seine Armbanduhr die gleiche Zeit anzeigte. Und weil sie neu war, weil Naruto und Kiba die letzte mehr oder weniger „zerstört“ hatten.

Vorfreude ist die schönste Freude, sagte man, aber das konnte ich nicht bestätigen. Es machte mich nervös. Je länger der Schultag sich hinzog, desto mehr Angst hatte ich, dass mein großer Bruder es sich wieder anders überlegte.

Ich war ja gewohnt, dass er seine Versprechen nicht immer hielt, aber irgendwie hoffte ich immer darauf, dass er es doch tat.

In der Theorie, als es darum ging, wie man ein Shuriken richtig warf, schweifte ich mit meinen Gedanken endgültig ab.

Ich kannte das schon, mein Bruder hatte mir letztens deswegen beim Training geholfen. Wenn man den Kniff raus hatte, war es gar nicht so schwer.

Ich stellte mir vor, wie ich die Treppe nach der letzten Stunden hinunter stürmte, um schneller bei Nii- san zu sein, wie es wäre, wieder seine Hand zu halten und wie ich ihm von meinem Tag erzählte. Gut, dazu würde ich wahrscheinlich nicht sehr viel sagen können, aber mir würde sicher etwas einfallen, worüber wir plaudern könnten, wenn Shisui nicht dabei war.

Es wäre schön, beinahe unrealistisch, wenn ich ihn dazu überreden könnte, mit mir den neuen Eisladen zu besuchen. Er wusste, ich mochte keine Süßigkeiten, aber ich habe von den Mädels hier gehört, die mich dahin einladen wollten, dass es dort ganz neue außergewöhnliche Eissorten gab, die teilweise gar nicht süß waren.

Mich würde Tomateneis interessieren. Ich mag Tomaten.

Ich versuchte dennoch, mich nicht so zu freuen. Alles konnte anders kommen, ich versuchte mir stets einzureden, dass er seine Versprechen brechen wird, wie er es so oft tat, doch egal, wie ich mich auch anstrengte, ich war am Ende immer enttäuscht. Genau wie dieses Mal.

Ich sah Shisui, doch von meinem Bruder weit und breit keine Spur. Kurz dachte ich über die Idee nach, einen Umweg zu gehen, damit ich nicht an meinem Cousin vorbei gehen musste, doch ich verwarf sie schnell wieder.

Es würde mich nur wieder in Verlegenheit bringen, wenn er mich binnen weniger Sekunden mit seinen Sharigan wiederfand.

Enttäuscht ging ich zu ihm.

„Guten Tag kleiner Sasuke.“

Ich versuchte so gleichgültig, wie möglich zu klingen, so distanziert, wie sich mein großer Bruder mit anderen unterhielt.

„Guten Tag Shisui.“

Er lachte. Ob über meine gestellte Redensweise oder weil er wieder seine fünf Minuten hatte, wusste ich nicht. Es war mir gleich.

„Itachi konnte nicht kommen.“, erklärte er mir sofort. Wie sonst auch. „Er wurde zum Hokage gerufen, ganz überraschend.“

Schön. Überraschend spontan. Ich konnte nicht verhindern, dass ich eine Schnute zog. Wenn ich ihn rief, ließ er nicht alles stehen, um zu mir zu eilen. Blöder Hokage. Blöder, Versprechen brechender Bruder.

„Aber er hat gemeint, dass ich dich abholen könnte. Damit du Bescheid weißt.“

„Aha.“

Jetzt wusste ich Bescheid. Könnte er mich bitte wieder in Ruhe lassen?

„Und weißt du was?“

Jetzt kam wohl die große Überraschung.

„Ich dachte mir, dass ich dich zum Eis einlade. Ich kenne da einen neuen Laden, den ich sowieso mal ausprobieren wollte und da dieses Treffen sowieso noch dauern könnte..“

Verwundert schaute ich ihn an.

„Holst du Nii- san ab?“

„Sicher. Genau, wie gestern.“

Aha. Das ist natürlich schön zu wissen.

Ich wusste nicht, ob ich unbedingt mit ihm Eis essen gehen wollte, aber da ich hoffte, dass ich danach auch mit Itachi- nii- san abholen gehen könnte, willigte ich ein.

Auf dem Weg dahin hing ich meinen eigenen Gedanken nach.

Ich wusste nicht, wie ich die Information finden sollte, dass Shisui meinen großen Bruder abholte. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass er sich genauso sehr auf unseren Cousin freuen könnte, wie ich mich normalerweise auf ihn. Und Shisui schien zuverlässiger zu sein, als er selbst. Ich versuchte mein schlechtes Gefühl zu vertreiben, in dem ich mir einredete, dass Nii- san gar nicht abgeholt werden wollte. Der blöde Kerl ist einfach nur aufdringlich, das war alles.

Mir gefiel der Gedanke und ich gab mich ihrer hin, dass mein Bruder seinen angeblichen Freund eigentlich gar nicht mochte, bis dieser mich fragte, welche Sorte Eis ich gerne hätte.

„Tomate.“, sagte ich und er konnte anscheinend nicht glauben, dass ich das wirklich ausgesprochen hatte. Was war denn an Tomaten so falsch? Er selbst bestellte sich Schokoladeneis, während ich eine Waffel in der Hand hielt, in der sich eine große, schöne, runde, rote Kugel befand.

Ich leckte daran und ich musste sagen, ja, es schmeckte wirklich nach Tomaten. Aber trotzdem aß ich nicht gerne Eis. Die Frucht war mir doch lieber.

„Tomate..“, murmelte Shisui plötzlich, „du isst gerade Gemüseeis.“

„Tomate ist eine Frucht.“, gab ich bockig von mir, worauf er lachte. Was war denn nun jetzt wieder so witzig?

Während wir uns auf eine Bank setzten, nutzte ich die Chance, um ihn etwas über meinen Bruder auszufragen.

„Du, Shisui..“, fing ich an und merkte sofort, wie schwer es mir fiel, mich mit ihm zu unterhalten. Vielleicht war das das erste Mal,

„Mhm?“

„wohin seid ihr gestern Abend hingegangen?“

Verwundert schaute er mich an. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass all diese Emotionen, die ich in seinem Gesicht lesen konnte, gespielt waren. Er war ein ANBU. Genau wie mein großer Bruder. Er war einer der Stärksten in unserem Clan, wie ich von Vater gehört hatte.

„Lagst du da noch nicht im Bett?“

Ich lag nicht im Bett, aber ich saß da. Mein Fenster war genau daneben, deswegen konnte ich alles sehen, was sich in der Nähe des Eingangs abspielte.

„Doch, aber ich habe noch nicht geschlafen.“

„Ah.“ Er sprach das kleine Wörtchen so aus, als hätte er sich bis gerade eben nicht vorstellen können, dass man nicht unbedingt schlafen musste, wenn man im Bett lag.

Ich wartete eine Weile seine Antwort ab, aber als er sein Eis samt Waffel aufgegessen hatte und immer noch nichts kam, hakte ich noch mal nach.

„Also, wo seid ihr hingegangen?“

„Du bist aber ganz schön hartnäckig.“, lächelte er mich an.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ich will es halt wissen.“

„Er hat mich nach Hause gebracht.“

Ich schob die restliche Waffel in mein Mund, kaute ausgiebig und schluckte, bevor ich weitersprach:

„Du weißt, wo du wohnst.“

Shisui lachte, als er aufstand. Ich tat es ihm gleich, schaute ihn dabei aber skeptisch an. Ich verstand den Kerl einfach nicht.

„Das macht man so unter Freunden. Ich werde dich jetzt auch nach Hause bringen.“

Mal abgesehen davon, dass sein Plan, mir überhaupt nicht gefiel, war es mir neu, dass wir Freunde waren.

Er ging in Richtung Uchiha- Viertel, ich folgte ihm. Ich würde auf dem Weg immer noch die Chance haben, ihn von dieser Idee abzubringen.

„Ich möchte aber nicht nach Hause.“, teilte ich ihm mit.

„Wieso nicht?“

„Ich möchte mit dir mitgehen, um meinen Bruder abzuholen.“

Ich sah etwas in Shisuis Augen aufblitzen. Ich konnte es nicht deuten, ich wusste noch nicht mal, ob ich mich nicht vielleicht versehen hatte. Oder ob ich diese Gefühlsregung nur deswegen gesehen hatte, weil er wollte, dass ich es sah.

„Warum?“, fragte er mich und die Frage traf mich ganz überraschend. Wieso warum? War es für ihn so unnormal, seinen älteren Bruder abholen zu wollen?

„Ich möchte es einfach.“, sagte ich.

Er schien über meine Antwort nachzudenken, als ob sie ihm gut genug gefiel, dass er auf meine Bitte einging.

Plötzlich machte er halt. Überrascht sah ich ihm zu, wie er sich umdrehte und mir zulächelte.

„Gut, gehen wir zusammen Itachi abholen. Ich denke, er wird sich freuen.“

Das hoffte ich auch. Und in meiner Vorstellung wird er zum allerallerersten Mal froh sein, dass Shisui ihn abholte. Nämlich, weil ich dabei war.

Auf dem Weg zu dem für mich unbekanntem Ziel löcherte Shisui mich mit Fragen über Fragen. Manche von denen waren leicht zu beantworten, andere gaben mir ein komisches Gefühl, wiederum andere machten mich skeptisch oder ließen mich rot anlaufen.

Ich gewann den Eindruck, dass dieser Kerl neben mir keinen Anstand, Rückgrat oder was man sonst in solchen Situationen sagte, besaß.

Die Fragen brachten das auf den Punkt, was er wissen wollte und manchmal hatte ich das Gefühl, das ihm meine Antworten nicht gefielen, weshalb er Gegenfragen stellte, warum es so sein musste und nicht andersherum.

Ich achtete peinlichst darauf, mich nicht zu verplappern. Ich merkte schon, dass er den Wahrheitsgehalt meiner Aussagen testen wollte und ich konnte ja nicht wissen, wie viel mein Bruder dann nachher von diesem Gespräch erfahren würde, wenn er ihn wieder „nach Hause brachte“.

Je direkter seine Fragen wurden, desto realistischer wurde die Vorstellung, dass er meinem Bruder wirklich auf die Nerven ging.

Doch wie so oft wurde auch dieser Wunschtraum bezüglich Nii- san zerstört. Nur war ich dieses Mal nicht so traurig darüber.

Die Tür ging auf und heraus trat das Genie des Uchiha- Clans, das mich verwundert anschaute. Verwundert, nicht angenehm überrascht.

„Hallo Itachi.“, begrüßte Shisui ihn, doch er schwieg.

Stattdessen antwortete er mit einem seltsamen Blick:

„Du hast Sasuke mitgebracht..?“

Unser Cousin lächelte.

„Ja, er wollte dich mit abholen kommen. Nett, oder?“

Ich hatte das seltsame Gefühl, dass Nii- san erst überlegen musste, ob er das nun „nett“ finden sollte oder nicht.

Ich hatte irgendwie Angst, für einen Augenblick wünschte ich mir sogar, mit Shisui nach Hause gegangen zu sein, doch ich war tief erleichtert, als mein Vorbild mich dann doch sanft anlächelte.

„Ja, nett.“, sagte er und nahm mich an die Hand.

Auf dem Heimweg schwiegen wieder. Ich denke, dass Shisui in der Gegenwart seines besten Freundes mich genauso wenig mit Fragen löchern wollte, wie ich meinem Bruder in seiner Gegenwart von meinem Tag erzählen möchte.

Alles nahm eine sehr überraschende Wendung, als wir bereits mit unserem Dauergast vor unserer Tür stand, als Nii- san verkündete, er habe Lust auf Onigiri.

Also machten wir eine 18o°- Wendung, um ihn den Gefallen zu tun. Von Shisui erfuhren wir, oder besser gesagt ich, denn anscheinend wusste Bruderherz schon davon, dass unsere Großtante bekannt für ihre superleckere Onigiris war.

Sie wohnte dort, wo alle alten Herrschaften wohnten. Mama mochte es nicht, wenn ich so darüber sprach, aber es stimmte doch.

In dem Winkel des Uchiha- Viertels lebten Opa, Oma, Uroma, Uropa und halt auch Großtante.

Die meisten von ihnen hatten zwar Kinder, aber sie waren bereits ausgezogen.

Der Witz an der Sache war, sie wohnten keine fünfzig Meter weiter entfernt.

Auf dem Weg begegneten wir bereits die ersten Greise, die uns allesamt freundlich anlächelten.

Sogar Oma sahen wir, die sofort auf uns zugestürmt kam. „Zugestürmt“ für ihre Verhältnisse und den Rest der Bevölkerung, die zwischen 6o und 8o Jahre waren.

Ich mochte Mamas Mutter.

Sie roch immer nach Zitrone und erzählte gerne spannende Geschichten.

Als sie meinen großen Bruder umarmte, fiel mir wieder ein, wie oft ich sie früher besucht hatte. Wann hatte sich das geändert?

Sogar Pochi erinnerte sich an uns. Mit einem lauten Bellen sprang der Hund mich an. Ich ließ mir das Gesicht abschlecken, während ich beschämt daran dachte, dass ihn auch schon wieder längst vergessen hatte.

Ich nahm mir vor, hier öfter vorbeizuschauen.

Oma wollte uns gar nicht mehr gehen lassen, doch als Opa sagte, er bräuchte jemanden, um sein Tai- Jutsu aufzupeppen, verabschiedete sie sich lächelnd von uns.

Ich hatte Angst um meine Großeltern. Wollten sie wirklich in ihrem Alter noch kämpfen?

„Keine Angst, kleiner Sasuke.“, lächelte mir Shisui zu, der anscheinend meine Sorge bemerkt hatte.

„Für ihr Alter sind sie noch verdammt fit. Ich weiß ja nicht, wie gut du mittlerweile als Ninja bist, aber wenn du Fragen hast, dann kannst du dich immer an sie wenden. Im Gegensatz zu uns und deinen Eltern nehmen sie keine Missionen mehr an. Sie sind in Rente, weshalb sie immer Zeit für dich haben werden.“

„Aber gehe trotzdem nicht zu hart mit ihnen um.“, warnte mich Nii- san mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich glaube eher, dass sie das noch machen, weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie alt sind.“

Gleichzeitig tadelten Shisui und ich ihn mit unseren Blicken. Wie konnte er nur so von Opa und Oma reden?

„Stimmt.. Itachi, deine Erziehung hab ich seit gestern ja komplett vergessen. Wie kommt es, dass ein so großartiges Genie, wie du, so ein loses Mundwerk hat?“

Der Gefragte grinste ihn herausfordernd an.

Gerade solche Genies, weil sie mit Worten jonglieren können und jedes Wortgefecht gewinnen.“

Ich kam nicht mehr mit. Ich kam schlicht und einfach nicht mehr mit.

Plötzlich redeten die Beiden wie ein kleiner Fluss; für ein Wasserfall reichte das noch nicht. Ich hörte ihnen zwar zu, aber trug selbst gar nicht mehr zum Gespräch bei. Ich wüsste auch nicht, wie.

Meine Augen klebten an den Häusern, an die Greise, die auf der Veranda Tee tranken oder Übungen machten. Ich stellte mir zu jedem seine Lebensgeschichte vor bis ich irgendwann nicht mehr meine Ahnen dort sah, sondern meine Eltern inklusive Bruder und Shisui.

Ruckartig wandte ich meinen Blick von ihnen ab zu Nii- san, der sich immer noch amüsiert unterhielt.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er in ein paar Jahrzehnten ebenfalls in diese Generation gehören wird. In meiner Vorstellung war er immer noch als 8o- jähriger Opa jung, schnell, stark und gutaussehend.

Plötzlich hielten die Beiden vor einem kleinem Anwesen an. Erst hatte ich mich gewundert, doch schnell wurde mir klar, weshalb wir hier waren.

Nii- san hatte Lust auf Onigiris.

Statt anzuklopfen, rief er laut:

„Obaa- chan!“

Ich kannte dieses Verhalten von ihm gar nicht, weshalb ich auch erst zusammenzuckte.

Shisui lachte bei meiner Reaktion, aber vielleicht wurde ich nur paranoid und er lachte eigentlich über meinen Bruder, weshalb auch immer.

Ein Fenster im zweiten Stock wurde aufgerissen und von dort aus sah uns eine grauhaarige Dame mit Lachfalten in Schürze und Handschuhe an.

„Itachi! Shisui ist auch da! Kommt rein!“

Dass sie mich übersehen hatte, war anscheinend niemand außer mir aufgefallen. Ich wollte zur Tür gehen, doch ich hielt inne, als ich sah, wie Shisui zu dem geöffneten Fenster sprang. Er verschwand in dem Raum, aus dem uns gerade eben unsere Großtante begrüßt hatte.

Leichte Panik überkam mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon so hoch springen konnte.

Doch Nii- san lächelte mich an, als ich hilfesuchend zu ihm hoch schaute.

Er ging wieder in die Hocke. Dankbar kletterte ich ihm auf den Rücken, bevor er mit einem Ruck absprang.

Ich fühlte mich so schwerelos, als wir für eine kurze Zeit in der Luft schwebten. Viel zu schnell landeten wir auf festem Boden. Das Fenster war doch nicht hoch genug, dachte ich nur, obwohl ich bis gerade eben noch Panik deswegen hatte.

Nii- san ließ mich herunter, während ich meinen Blick über die neue Gegend hier schweifen ließ. Alles deutete darauf hin, dass Großtante bis gerade eben geputzt hatte. In dem Zimmer roch es nach Waschmittel, zu ihren Füßen lag ein Wassereimer, an der Wand angelehnt stand ein Wischmopp, die Möbel waren alle ein klein wenig verrückt und der Teppich lag verdreht auf dem Schrank.

„Gut, dass ihr vorbei gekommen seid!“, sagte unsere Großtante, die mein Bruder so liebevoll Obaa- chan genannt hatte. Man sah ihr an, dass sie eine zupackende Frau war, die nichts nur so „halb“ wollte und nahm.

„Da könnt ihr mir gleich helfen, das Haus zu säubern!“

Anhand der Blicke der angesprochenen Jungen konnte ich sehen, dass sie eher an gemütliches Teetrinken beim Onigiri gedacht hatten statt ans Putzen.

Leise flüsterte Shisui zu meinem Bruder:

„Wenn du das nächste Mal Onigiri willst, kauf ich dir welche an dem Stand außerhalb des Uchiha- Viertels.“

Itachi grinste.

„Ich dachte, du wolltest meine Manieren bessern? Dann geh mit gutem Beispiel voran und helfe der alten, gebrechlichen Frau.“

Obaa- chans- ich denke, so kann ich sie nennen, wenn mein Bruder das auch tat, auch wenn sie mich bisher ignoriert hat- Ohren waren noch nicht so eingerostet, wie die Beiden dachten. Anscheinend nahm sie es gar nicht gut auf, wenn man sie „alt“ und „gebrechlich“ nannte.

Sie kommandierte die Beiden herum, wie es noch nicht mal Mama mit Nii- san machte, der mir zwischendurch zuzwinkerte.

Er sagte, ich würde hier nur im Weg stehen und ich solle schon mal hinunter ins Wohnzimmer gehen. Nur scheint er etwas vergessen zu haben, dass ich hier zum ersten Mal war, glaubte ich.

Aber trotzdem verließ ich den Raum durch die einzige Tür, die hier her führte.

Ich sah einen Gang mit vielen verschlossenen Türen, an denen ich alle vorbei ging, zur Treppe, da die Wohnzimmer meines Wissens nach meistens unten waren.

Die Treppe führte direkt zu dem Eingang dieses Hauses, den wir wahrscheinlich genommen hätten, wenn die sich da oben nicht so gut kennen würden.

Irgendwie hat das gerade eben mich geschockt. Es lag nicht daran, weil Nii- san sich so urplötzlich anders verhielt, als sonst. Er schien nicht mehr so kühl, wie für gewöhnlich, aber ich wusste nicht, ob ich das gut heißen sollte. Mir ist gerade irgendwo in meinem Kopf klar geworden, dass mein großer Bruder ein Leben vor mir hatte.

Fünf Jahre. Unser Altersunterschied betrug fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen er so viel erlebt hat, von dem ich nichts wusste. Vielleicht ein ganz anderes Leben, als das er jetzt führte.

Ein Geräusch, das wahrscheinlich eine Toilettenspülung war, riss mich aus meinen Gedanken.

Ich sah hoch, hörte, wie eine Tür sich öffnete, sich wieder schloss und wie ein alter Mann nach einigen trägen Schritten neben mir auftauchte.

Überrascht sah er mich an. Es war dieser typischer Blick, den alte Leute kleinen Kinder, wie ich es einer war, schenkten.

„Was machst du denn hier, Kleiner?“

Bei dem „Kleiner“ musste ich unweigerlich an Shisui denken, aber ich fand es irgendwie nicht so schlimm. Er sprach es liebevoll aus, voller Wärme.

„Ich bin mit meinem Bruder und meinem Cousin hier. Aber .. Obaa- chan hat gesagt, sie sollen ihr beim Putzen helfen. Deswegen soll ich schon mal alleine ins Wohnzimmer gehen.“

„Ah ja..? Und wer bist du..?“

Mit seinen rauen Finger packte er mich am Kinn, drehte meinen Kopf hin und her, um mein Gesicht besser sehen zu können.

„Sasuke.. Uchiha..“, nuschelte ich.

Seine Augen weiteten sich vor Verwunderung.

„Itachis kleiner Bruder?“

Ich versuchte zu nicken, doch es gestaltete sich als sehr schwierig, da er mein Gesicht immer noch festhielt. Er bemerkte meinen Versuch, worauf er mich los ließ.

„Dann sind.. Itachi und Shisui hier, nicht wahr.“

Obwohl es eine Frage war, klang es nicht so. Er sagte es so sicher, als wäre es schon immer so gewesen, dass sie vorbeikamen, wann immer es ihnen gefiel, eine alte Gewohnheit, die er sehr mochte. Schon wieder hatte ich das Gefühl, ein totaler Außenseiter zu sein, jemand, der als Einziger nicht diesen spannenden Film gesehen hat, von dem alle sprachen, der sich „Nii- sans und Shisuis Kindheit“ nannte, doch dieser Mann, den ich vielleicht Ojii- san nennen sollte, ignorierte mich nicht so einfach.

Er führte mich ins Wohnzimmer, wo so ein niedriger Tisch, wie bei uns, stand mit acht Sitzmatten drum herum.

Statt sich zu setzen, ging er schnurstracks weiter zu einem Schrank, in dem er eine Weile herum kramte, auf der Suche nach etwas.

Ich sah ihm dabei verlegen zu. Eigentlich sollte ich ja helfen, so hat es Mama mir beigebracht, aber ich war hier neu. Ich fühlte mich einfach nicht wohl. Ich hatte keine Ahnung von nichts, weder was Bruder damals für ein Leben geführt hatte, noch nach was der alte Mann suchte.

Nach ein paar gefühlten Minuten schloss er den Schrank und drehte sich wieder zu mir um.

In seinen Händen trug er ein Tablett mit vier Tassen darauf, die alle das gleiche Muster aufzeigten.

Verwundert sah er mich an.

„Wieso stehst du da? Komm, Junge, setzt dich. Fühle dich, wie zu Hause. Schließlich ist das auch das zweite Zuhause von deinem Bruder. Ich geh nur schnell neuen Tee aufkochen.“

Ich suchte mir ein Platz, vor dem auf dem Tisch, wo noch keine Tasse stand. Es gab recht viel Auswahl, anscheinend hat er allein Tee getrunken, während Großtante oben putzte.

Ich hörte, wie er in der Küche, die sich anscheinend nebenan befand, den Wasserkocher aufsetzte.

„Sasuke, willst du irgendeinen besonderen Tee? Wir haben auch Hagebutte und so.“

Es wunderte mich, dass er sich meinen Namen gemerkt hatte. Verlegen rief ich:

„Nein, ich trinke, was du trinkst.“

Ich wollte keine Sonderwünsche äußern. Es fiel mir auch so schon seltsam schwer, einen nahezu fremden Mann zu duzen, wo meine Eltern mir immer beigebracht haben, alten Menschen Respekt gegenüber zu bringen

Paar Minuten später saß ich mit Opa am Tisch, während er mir Tee einschenkte. Ich nippte etwas an der heißen Flüssigkeit, während er alles in einem Zug hinunter kippte.

Ich konnte nicht anders, als ihn fassungslos anzustarren. War sein Tee etwa nicht heiß?

Er stellte seine leere Tasse auf den Tisch ab, goss sich erneut das doch nicht so warme Zeugs ein, während er mich fragte, was die Akademie so machte.

„Ich bin Klassenbester.“, teilte ich ihm mit, dabei versuchend nicht zu stolz zu klingen. Er weitete die Augen vor Anerkennung, was mich freute. Endlich mal etwas anderes, als das ewige „Das habe ich von dir erwartet, denn schließlich bist du Itachis Bruder“- Gequatsche.

„Dein Vater muss ja unendlich stolz sein. Gleich zwei so begabte Söhne..“

„Naja.“, murmelte ich verlegen, „Otou- san ist meistens eher auf Nii- san fixiert, weil er der Stolz der Uchihas ist oder so.“

Er nickte zustimmend.

„Itachi war schon immer ein helles Köpfchen. Shisui zwar auch, aber er war überdurchschnittlich begabt. Ich kann mir schon vorstellen, wie man sich da als Vater fühlt..“

Vergangenheitsform. Der alte Mann kennt Nii- san schon viel länger, als ich, schoss es mir durch den Kopf.

Diese Gegend, diese Situation, diese Menschen brachten mich dazu, mehr von seiner Vergangenheit erfahren zu wollen.

Ich war neugierig, wollte wissen, was er als Kind gerne gespielt hatte, was er gerne tat, ob ich ihm in seinem Alter ähnlich sähe. Und diese Menschen hier waren die Antwort darauf.

„Du Opa.“, sagte ich, hoffend, dass er mir dieses „Opa“ nicht böse nahm, auch wenn ich selbst nicht so genau wusste, wieso. Er war doch mein Opa, aber es gab auch Tanten, die es nicht mochten, Tante genannt zu werden. Doch er schien sich nicht daran zu stören.

„Kannst du mir etwas über Nii- san erzählen? Er redet nicht gerne über sich selbst und ..“

Ich brauchte gar nicht zu Ende zu reden, Ojii- san schmunzelte.

„Und du als sein kleiner Bruder möchtest natürlich unbedingt etwas über ihn erfahren. Verständlich. Ich denke, er hat sich auch etwas verändert seit damals. Du musst wissen, Sasuke, dass Itachis Vergangenheit keine ist, um die man ihn beneiden kann.“

Ich hatte auch gar nicht vor, ihn um seine Vergangenheit zu beneiden, aber diese Wortwahl machte mich noch neugieriger. Ganz klar, nicht nur Oma konnte Geschichten erzählen, auch Opa.

Ich tat ihm den Gefallen und fragte nach dem warum, auf die er sogleich antwortete.

„Nun, weißt du, wann der dritte Ninja- Weltkrieg war?“

Ich hatte schon mal darüber gelesen. Ich dachte darüber nach, darüber, wann er anfing und endete und was das nun mit Nii- san zu tun hatte, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Wieso war es mir nicht schon vorher aufgefallen?

Anscheinend konnte man mir meine Fassungslosigkeit ansehen, denn Opa nickte wissend.

„Genau.“, sagte er, „Itachi wurde genau in dieser Zeit geboren. Deine Oma und ich kamen gerade aus dem Ausland zurück, als wir deinen Vater trafen, der mit ein paar anderen Konoha verteidigten. Er teilte mir mit, dass wir Zuhause mehr gebraucht wurden, als auf dem Kampffeld. Wir eilten schnell hier her, ins Uchiha- Viertel. Wir dachten, hier würde alles in Schutt und Asche liegen, dass hier überall Gegner wären, doch zu unserer Erleichterung stand noch alles. Mit „mehr gebraucht wurden“ meinte er deine Mutter, die gerade in den Wehen lag. Das ganze Viertel war eine Geisterstadt, da sich zu Kriegszeiten alle Ninjas an der Front befanden und die, die keine waren, Zuhause, in trügerischer Sicherheit. Wobei es bei uns etwas sicherer war, als woanders im Dorf. Schließlich befanden wir uns sehr am Rand, und die meisten griffen das Zentrum an.

Nur deine Tante war bei deiner Mutter, obwohl sie gerade selbst erst ein Kind bekommen hatte.“

Shisui. Bei diesen Worten fiel mir Shisui ein. Er war dieses Kind. Itachi und er waren von Anfang an zusammen gewesen. Eifersucht durchfuhr mich, doch ich versuchte es zu unterdrücken. Erfolglos.

„In den ersten Jahren kannten die Beiden nichts anderes, als das Anwesen, in dem Itachi geboren wurde. Auch wenn das Uchiha- Viertel etwas sicherer erschien, so gingen wir kein Risiko deswegen ein.

Die Beiden wuchsen ganz normal heran, sie waren aufgeweckt und fingen eher an, durch die Gegen zu krabbeln, zu sprechen, zu laufen, als andere Kinder.“

Genies. Genies erkannte man schon in den jungen Jahren. Ich nahm mir vor, Mama zu fragen, wann ich krabbeln, sprechen und laufen konnte.

„Doch als sie vier waren, passierte das, worauf wir alle gewartet hatten. Wir worden bombardiert. Wir verloren uns aus den Augen. Was Itachi danach erlebt hat, das musst du Shisui oder ihn selbst fragen, wir haben die Beiden erst Tage später im Wald wiedergefunden. Es war schon ein Glück, dass sie noch nicht entdeckt oder getötet wurden.“

Ich konnte es mir nicht vorstellen, ich konnte es nicht. Während Krieg herrschte, das Große Töten, ganz allein, wenn auch mit Freund, irgendwo in einem Wald Tage auszuharren. Ich wollte gar nicht wissen, welche traumatische Bilder sie gesehen hatten.

Und irgendwo wurde mir bewusst, dass genau diese Bilder, diese Vergangenheit die Beiden zusammengeschweißt haben. Ich denke, egal, wie viel Ojii- san oder mein Bruder mir davon erzählen würden, ich würde und könnte nicht nachempfinden, was sie damals gefühlt haben. Das ist wahrscheinlich das, was mich die ganze Zeit von ihm, beziehungsweise ihnen, trennte.

„Natürlich konnten wir nicht zurück“, fuhr Opa fort, „das ganze Anwesen lag ja in Trümmern und auch der Rest. Wir schlugen überall unsere Zelte auf, rannten um unser Leben, jeden Tag waren wir woanders bis wir irgendwann in einem der Bunker in Konoha ankamen.“

Von denen hatte ich schon gehört. Meister Iruka hatte uns erzählt, wenn irgendetwas passieren sollte, sollen wir so schnell wie möglich, diese aufsuchen, da es dort sicher wäre. Um unsere Familie wurde sich später gekümmert, aber da die meisten aus Ninja- Clans stammten, wurde die Frage auch schon damit geklärt, dass sie ja mithelfen mussten, das Dorf zu verteidigen.

„Auch wenn wir dort in Sicherheit blieben bis der Krieg vorbei war, möchte ich nicht wissen, was für eine Auswirkung diese Tage zwischen dem Angriff auf unser Zuhause und der Ankunft im Bunker auf die Beiden hatten. So viel Kampf und Tote zu sehen, muss ein ganz schönes Trauma für vierjährige Kinder gewesen sein, die bisher nichts anderes kannten, als die eigenen vier Wände.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass sie dann Probleme dabei hatten, die Außenwelt zu betreten, noch mehr das eigene Haus. Für Itachi war es am schlimmsten, denn schließlich wohnte Shisui ja eigentlich woanders. In dieser Zeit kam dein Bruder sehr oft zu uns, um zu spielen, weil er nicht dort sein wollte. Und seit Shisui davon wusste, dass sein Cousin uns sehr oft besuchte, kam auch er .. Sie waren die einzigen Kinder in diesem Alter. Mero, deine Großtante, und ich bauten ein kleines Klettergerüst für die Beiden, doch nach dem sie Ge- nins wurden, wurden die Besuche seltener, doch von ihren Eltern wussten wir, dass sie sich trotzdem sehr oft sahen. Es beruhigte uns.

Doch nach dem die Beiden ein halbes Jahr später Chu- nin wurden, hatten die Besuche endgültig aufgehört.

Wir sahen sie nicht oft, nur ab und zu, wenn wir einkaufen gingen. Wir erkundigten uns nach ihnen. Mikoto sagte, Itachi sei nicht immer zu Hause, wegen Training und Missionen. Das letzte Mal, als wir uns gesehen hatten, war ein halbes Jahr nach deiner Geburt, als deine Mutter dich uns vorstellen wollte.“

Die Erzählung hörte sich traurig an. Opa hatte mir das alles mit einem sanften Blick und einem Lächeln erzählt, aber ich fragte mich, wie sein Inneres in Wirklichkeit aussah.

Nach einer Weile ging ich nach draußen in den Garten, da ich sonst nichts zu tun hatte. Opa sagte, ich könnte zwar auf den Spielplatz gehen, solle aber aufpassen, da das Holz schon sehr morsch sei. Schließlich war da keiner über sechs Jahre dort.

Auf dem Hof sah ich, was er gemeint hatte. Das Holz war dunkel, überall wuchs Unkraut, das sich sogar an den Pfählen hoch schlängelte.

Ohne nachzudenken, setzte ich mich auf die Schaukel. Ich fing an, mich leicht abzuschieben, lustlos streckte ich meine Beine ein Stück, winkelte sie an, streckte sie wieder. Durch mein unrhythmisches, langsames Schaukeln erreichte ich keine große Höhe, aber das war gerade so egal.

Ich musste über das, was mir gerade erzählt wurde, nachdenken. Ich war wie benebelt. Ich kam mir so vor, als wäre mein Leben zu perfekt, als hätte ich alles nicht verdient, als wäre meine Zukunft dazu verdammt, in Chaos zu enden, um Nii- sans schwere Kindheit wenigstens etwas auszugleichen.

Ich fragte mich, wie Nii- san es schaffte, ein so guter Ninja zu sein, wo er doch in so frühen Jahren hatte lernen müssen, dass der Kampf nichts brachte, außer den Tod. Oder war genau das sein Antrieb? Ein guter Shinobi zu werden, um Konoha vor Angriffen schützen zu können? Damit er nie wieder das durchleben musste, was seine jungen Kinderaugen gesehen haben?

Und ich? Was war mein Antrieb? Ich wollte besser werden, um Vater zu beeindrucken, aber es war eine Sache, ob ich meine Künste beherrschte, ob ich meine Missionen zu ihrer Zufriedenheit ausführen konnte, aber eine andere, wenn ich Menschen töten musste.

Genies. Nii- san und Shisui waren kleine begabte Kinder, die schon damals zu kleinen Genies geformt wurden. Es lag nicht nur an den Genen, es lag auch an der Erziehung.

Ich wusste, es war irrsinnig so zu denken, aber ich konnte mir vorstellen, dass die Beiden ihre ersten Künste nicht an der Akademie gelernt hatten, sondern in diesen Tagen, abseits von der Familie. Ich wollte gar nicht wissen, was sie dazu gezwungen hatte, so etwas zu können.

„Kleiner Sasuke, so kommst du nicht weit.. Komm, ich schiebe dich ab.“

Bevor ich reagieren konnte, bevor mir klar wurde, dass da jemand zu mir sprach, spürte ich zwei starke Hände in meinem Rücken, die einen Druck auf mich ausübten. Sofort schaukelte ich höher als bisher, hatte so viel mehr Schwung, dass ich Angst hatte, herunter zu fallen.

„Aber, aber, kleiner Sasuke, du musst dich doch nicht so festkrallen.. du wirst schon nicht herunterfallen.“

Ich hätte Shisui gerne erklärt, dass ich mich nur an dem Seil so festhielt, weil er mich erschrocken hatte, dass der plötzliche Schwung sehr unerwartet kam, doch ich hielt meinen Mund.

Nur am Rande nahm ich wahr, dass er mich schon wieder Kleiner Sasuke genannt hatte, aber das Gefühl, Mitleid empfinden zu müssen, war stärker.

Ich wusste, dass die Beiden diese Emotion als überflüssig beschrieben hätten. Was passiert war, ist nun mal passiert. Jetzt, wo sie wussten, wie alles ausgegangen war, dass Vater überlebt hatte, dass Mutter da war, gab es für sie nichts, was sie hinterher trauern müssen.

„Ich will runter.“, krächzte ich, doch Shisui lachte nur.

„Lass ihn.“

Ich wurde so ruckartig angehalten, dass ich mich noch mehr erschrak als vorher. Ich hatte meinen Bruder noch gar nicht bemerkt. Er stand neben mir und sah Shisui wider Erwarten leicht lächelnd an.

„Der Ort erweckt viele Erinnerungen, nicht wahr?“

Auch unser Cousin musste grinsen, als er seine Frage beantwortete:

„Wieso waren wir eigentlich so lange nicht mehr hier?“

Nii- san zuckte die Schultern. „Zu wenig Zeit. Lasst uns gehen, Großmutter und Großvater warten schon auf uns.“

Während wir zu dritt zurück zum Haus gingen, fiel mir wieder ein, warum wir eigentlich hier waren:

Nii- san wollte Onigiri. Onigiri, die er immer noch nicht hatte.

Im Wohnzimmer nahm ich wieder den gleichen Platz, wie vorhin ein; neben Opa. Oma hockte neben ihm, Shisui neben ihr und mein Bruder neben mir.

„Haut rein, ich hab bestimmt nicht so viele gemacht, damit etwas übrig bleibt!“, verkündete Großtante.

Ich nahm mir einen und biss hinein. Ja, sie machte ihren Ruf allen Ehre.

Während ich so vor mich hin kaute, besah sie mich lächelnd. Ich aß augenblicklich langsamer und schluckte. War etwas?

„Mhm.. du hast heute ja noch nicht viel Aufmerksamkeit bekommen, oder..“

Ich erwähnte mal nicht, dass sie mich gerade eben komplett ignoriert hatte und nickte, während ich noch mal in den Klebreis hinein biss.

Opa sagte lächelnd:

„Wir haben uns vorher schon unterhalten. Er ist Klassenbester.“

Ich freute mich, dass er sich an so eine Nichtigkeit, die für mir so viel bedeutete, erinnerte. An meinem Spiegelbild in der Tasse konnte ich sehen, dass ich errötete. Es machte mir nichts aus.

„Klassenbester.. Itachi, du musst ja unheimlich stolz auf deinen Bruder sein..“, murmelte sie.

Es überraschte mich irgendwie. Es ging immer darum, den Ansprüchen meines Vaters zu entsprechen, dass Nii- san auch welche an mich haben könnte, war mir nie in den Sinn gekommen.

„Bin ich. Aber ich finde es sowieso nicht wichtig, ob man nun gut oder schlecht ist.“

Ich drehte meinen Kopf zu ihm um. Diese Worte überraschte mich. Ihm war es egal? Wäre ich Klassenschlechtester, würde er mich auch mögen?

Ich sah ihm in die Augen und sein Blick war unergründlicher, wie nie zuvor.

Nii- san hatte, wenn überhaupt, ganz andere Ansprüche an mich, andere Erwartungen.

Wir verbrachten noch ein, zwei Stunden bei unseren Großeltern, als wir uns endlich auf den Weg machten.

Schließlich hatte ich morgen noch Schule. Wie es bei den Beiden aussah, wusste ich nicht. Ich fand es schon ziemlich merkwürdig, wenn auch sehr schön, dass Nii- san so viele Tage am Stück zu Hause bleiben konnte.

Auf dem Nachhause weg hielt ich ihn wie immer an der Hand.

Und Shisui an der anderen.
 

Mama war nicht sehr glücklich darüber, dass wir erst so spät nach Hause kamen, Papa noch weniger, aber als Nii- san ihnen erzählte, wo wir waren, waren sie schon wesentlich positiver gestimmt. Papa ließ sogar seine übliche Standpauke sein, als Shisui ihm lächelnd ein paar Onigiri unter die Nase hielt, die wir mitgenommen hatten.

Es fuchste mich, nach dem gemütlichen Duschen noch Hausaufgaben machen zu müssen. Aber trotzdem bereute ich es nicht, nicht eher gegangen zu sein.

Ich löste gerade die letzte Aufgabe, als ich lautes Gelächter hörte.

Nii- san und Shisui. Die Beiden waren es. Obwohl ich ihre Stimmen kannte, mit denen im Ohr quasi aufgewachsen bin, so klang es irgendwie anders als sonst. Das Lachen wollte nicht zu ihnen passen, ich kannte sie nur mit höchstens einem Grinsen und zu Shisui konnte ich erst mal gar nichts sagen.

Ich wusste, wie es klang, wenn sein Lachen unecht war, aber das gerade eben war noch mal eine ganze Steigerung zum Gewöhnlichen.

„Ich würde mal sagen, der Ausflug hatte sich heute gelohnt. Auch wenn der arme, kleine Sasuke jetzt wahrscheinlich noch an seinen Hausaufgaben sitzen muss.“

Plötzlich wusste ich wieder, warum ich ihn anfangs nicht gemocht hatte, wieso ich es abgrundtief hasste, dass er mich „klein“ nannte. Ich schluckte meinen Ärger hinunter, während ich versuchte nicht so etwas zu schreien, wie: „Hey, ich hab das gehört!“

„Ich denke, er sollte langsam fertig werden. Seit unserer Ankunft ist ja auch Zeit vergangen und wir kennen beide die Aufgaben der Akademie gut genug, um zu wissen, dass man dafür nun wirklich nicht lange braucht.“

„Es sei denn, man ist beschränkt.“

Ich wusste nicht, ob das auf mich bezogen war, aber etwas ähnliches hatte ich gerade eben auch gedacht. Nii- san konnte uns nicht mit sich selbst vergleichen, denn wir waren keine kleine Genies.

Eine lange Pause entstand, in denen ich auch die letzten Aufgaben löste. Ich wollte gerade mein Fenster wieder schließen, als ich wieder die Stimme meines Bruder vernahm.

„Ich habe mich entschieden.“

Shisui schien im ersten Moment genauso wenig zu wissen, was er meinte, wie ich.

Doch dann meinte er mit ernster Stimme, so ernst, wie ich sie bisher noch nie gehört hatte:

„Ich bin bereit.“

Bereit für was? Eine böse Vorahnung beschlich mich, dass ich morgen aufwachen werde und Nii- san nicht mehr da sein wird. Aber ginge es nur um eine gewöhnliche Mission würden die beiden doch nicht so plötzlich gedämpft sprechen?!

„Bereit für was?“ Es wunderte mich, dass mein Bruder ebenso wenig wie ich wusste, worüber unser Cousin sprach, auch wenn er nicht allzu überrascht klang.

„Bereit für was auch immer du dich entscheidest.“

„Wohl eher, was ich schon entschieden habe. Die Dorfältesten und der Hokage wollten heute meine Antwort hören.“

„Heute schon?“ Entsetzen schwang in Shisuis Stimme mit, Entsetzen, das ich nicht nachvollziehen konnte. „Ich dachte, erst in einer Woche?!“

Eine kleine Pause entstand, in der mein Bruder wahrscheinlich die Schultern zuckte.

„Dachte ich ja auch. Tatsache ist, dass meine Entscheidungen ihnen nicht gefallen hat. Das war mehr als offensichtlich.“

Shisui antwortete nicht. Ich wollte nicht lauschen, aber die Neugier hatte mich gepackt. Ich konnte erfahren, worüber die Beiden redeten, wieso sie so leise miteinander sprachen, warum nun auch unser Cousin so komisch ernst wurde. Wenn sie mich jetzt erwischen würden, dann hätten sie mich dieses Mal wenigstens bei etwas wirklich, wirklich verbotenem ertappt, das Folgen haben würde. Ich spürte, dass das Gespräch an sich bereits gefährlich verboten war.

Ein kalter Luftzug blies unangenehm herein, ich fror selbst unter meiner Decke, in die ich mich gewickelt hatte, aber nichtsdestotrotz wollte ich das Fenster nicht schließen.

Das Warten lohnte sich.

„Was .. was wirst du jetzt tun?“

Nii- san brauchte nicht so viel Zeit, wie er, zum Antworten, aber dennoch mehr als genug.

„Das habe ich dir doch schon erzählt.“

Wieder Pause. Anscheinend kam Shisui nicht auf die Antwort, denn mein Bruder sprach wieder:

„Ich hab das damals wirklich ernst gemeint. Ich werde das Dorf verlassen. Und dich und Sasuke werde ich mitnehmen.“

Irgendwo in meinem Kopf fand eine Explosion statt, mein Herz zog sich schmerzhaft vor Glück zusammen. Eigenartigerweise fing ich an zu zittern.

„Ich hoffe“, sagte Shisui, „dass du deine Entscheidung nicht bereuen wirst.“

War das eine Anspielung auf mich? Ich wusste nicht, wohin die Beiden gehen wollten, doch ich war mir sicher, dass es gefährlich werden würde. Ich war ein Anwärter, zwar der Beste in unserer Jahrgangsstufe, doch gegen die Gegner da draußen kam ich nicht an.

Läge Nii- san etwas an meinem Leben, würde er mich immer beschützen müssen. Und Shisui auch. Ich war nutzlos. Und wieder sah ich die Bilder, die Opas Geschichte in mir hervorgerufen hatte.

Die Beiden. Noch jünger als ich es jetzt war. Auf dem Kampffeld. Siegreich.

„Ich denke, dass egal, wie ich mich entscheide, welchen Weg ich auch gehe, ich meine Entscheidung nur bereuen kann. Sobald etwas schief läuft, werde ich auf den heutigen Tag zurückblicken und denken, wieso ich nicht anders gewählt habe. Ich werde mit dem Gewissen leben müssen, dass alles anders beziehungsweise besser gekommen wäre, wenn ich mich für die andere Möglichkeit entschieden hätte, aber keiner kann mir sagen, ob das wirklich stimmt.“

Die Worte waren nicht die Antwort, die ich mir gerade vorgestellt hatte, doch sie klangen bedeutsam und wichtig. Und bestimmt waren sie das auch.

„Ich denke, die Reue wird relativ schnell kommen, spätestens, wenn es schneit. Oder hast du uns schon etwa ein Dach über den Kopf im Winter organisiert?“

„Möchtest du mich gerade davon überzeugen, dass meine Entscheidung falsch ist?“

„Ich möchte nur nicht, dass du etwas bereuen musst.“

„Das werde ich aber so oder so. Es ändert sich nur, was ich bereuen werde. Und dazu möchte ich Sasuke nicht zählen. Ich weiß, dass er unsere Eltern braucht, aber trotzdem werde ich ihn fragen, ob er mitkommen möchte.“

Stimmt. An Mama und Papa habe ich noch gar nicht gedacht. Und jetzt kommen noch Oma, Opa und Pochi hinzu. Sehnsucht suchte mich heim.

Innerlich hatte ich mich schon längst von ihnen verabschiedet.

„Ich bin mir ehrlich gesagt, ziemlich sicher, dass er mitkommen wird. Mach dir lieber um andere Gedanken Sorgen.“, sagte Shisui gerade.

„Warum?“ Mein Bruder klang verwundert.

„Habe ich heute in einem kleinen Gespräch mit ihm nur so herausgefunden, als wir auf dem Weg zu dir waren. Nichts wichtiges.“

Mir fielen diese tausend Fragen wieder ein, die er mir heute Nachmittag gestellt hatte, doch sie waren allesamt belanglos, egal was Shisui aus ihnen interpretiert hatte.

Irgendetwas in mir wollte meinem Bruder vertrauen, dass er wenigstens dieses Versprechen halten würde, obwohl ich schon so oft von ihm enttäuscht worden war. Ich wollte nicht, dass er eines Morgen ohne jegliche Worte des Abschieds verschwand, er sollte mich fragen.

Ich schloss das Fenster und legte mich ins Bett, ohne den Zweien Gute Nacht gesagt zu haben.

Ich drückte mein Gesicht ins Kissen. Bestimmt würde ich heute noch lange nicht einschlafen können. Zu sehr würde mich die Frage beschäftigen, wohin es dann ginge, aber eigentlich war es doch egal.

Ich würde ihnen überall mit hin folgen. Ich konnte ihre Vergangenheit nicht nachempfinden, aber ich freute mich darüber, dass ich an ihrer Zukunft teilhaben durfte.

Ich schloss meine Augen mit dem Gewissen, es wert zu sein, mitgenommen zu werden.

Obwohl ich ein Klotz am Bein war.

3. Last Day: The World is Perfect

III.Last Day: The World is Perfect

When I close my Eyes
 

„Itachi, komm mal her.“

Langsam ging ich auf meine Mutter zu, die immer noch erschöpft im Bett saß. Noch vor wenigen Stunden hatte sie ihr Gesicht vor Schmerz verzerrt, jetzt strahlte sie so sehr, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Ich stellte mich neben ihr. Sie hielt das Kind in ihren Armen so, als wolle sie es mir zeigen, obwohl ich es doch schon gesehen hatte.

„Das ist Sasuke, dein kleiner Bruder.“
 

Schritt für Schritt bewegte ich mich langsam auf mein Ziel zu.

Jeder Atemzug schmerzte, doch bis zum Lager war es nicht mehr weit. Ich musste durchhalten. Ich schaute runter auf den Körper in meinen Armen.

Sasuke. Ich hoffte, er hatte es warm.
 

„Weißt du, was mir eingefallen ist, als ich Sasuke gesehen habe?“

Ich gesellte mich zu Shisui, der alleine auf der Veranda saß und bis eben die Sterne beobachtet hatte. Es war eine wunderschöne Nacht.

Er schien kurz darüber nachzudenken; dann drehte er seinen Kopf lächelnd zu mir und antwortete:

„Vielleicht, ob du jetzt Mutters Liebe mit ihm teilen musst?“

Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber noch mehr überraschte es mich, wie er auf so etwas kam.

„Rede keinen Unsinn.“, murmelte ich, „ich habe mich gefragt, wie wir uns kennen gelernt haben.“

Nun schaute er mich überrascht an. Mit einem skeptischen Blick fragte er mich:

„Wie kommst du darauf..?“

Ich zuckte die Schultern und sah zu den Sternen hoch. Ich mochte die Nacht. Wenn es dunkel war, konnte niemand die teilweise immer noch zerstörten Bereiche des Uchiha- Viertels sehen.

„Als ich heute Mittag zu Mutter gegangen bin, hatte sie mir lächelnd gesagt, dass das Neugeborene Sasuke heißt und mein kleiner Bruder sei. Und ich frage mich, ob auch jemand zu mir gesagt hat: Hallo, das ist Shisui, dein Cousin.“

Ich schaute ihn wieder an.

Shisui sah wirklich so aus, als wäre er ernsthaft am Überlegen. Ich hoffte, er könnte mir diese Frage beantworten, doch er konnte nichts sagen, was ich mir nicht schon denken konnte.

„Weiß ich nicht mehr. Wir waren ja schon immer zusammen. Schon während deiner Geburt!“

Seine Stimme, die bei den letzten Worten lauter geworden ist, verriet mir, wie begeistert er davon war. Doch ich konnte es auch nicht leugnen. Ich freute mich eben so sehr, wie er darüber, dass unsere Schicksale, unser Leben so sehr miteinander verwoben waren, dass sie unlöslich erschienen.

Shisui war ein Teil meines Lebens.

Der beste Teil.
 

Ich sah Feuer hinter ein paar Bäumen brennen, spürte bekanntes Chakra und war mit einem Male so erleichtert.

Da. Endlich da.

Bei den letzten Schritten ließ ich mir Zeit. Ich musste nun nicht mehr so sehr hetzen, jetzt, wo ich wusste, wie nah das Ziel war.

Shisui kam zu mir gerannt, doch ich bemerkte ihn kaum. Mit einem sorgenvollen Blick betrachtete er meine Wunden, die sich zahlreich auf meinem Körper befanden.

Dabei versuchend sanft zu sein, legte ich Sasuke neben dem Feuer, damit er es warm hatte. Obwohl er eine Decke um seinen kleinen Körper geschlungen hatte, obwohl ich ihn die ganze Zeit an mich gedrückt hatte, war er eiskalt, was mir Sorgen bereitete.

Shisui fragte mich, wie es mir ginge, während ich mich schleppend zu unseren Rucksäcken bewegte.

Ich war einfach nur noch müde.
 

„Tut mir Leid, dass ich so spät erst da bin.“

Entschuldigend sah ich meinen besten Freund an, der alles mit einem Lächeln quittierte.

„Macht nichts, jetzt bist du ja da.“

Zusammen machten wir unseren täglichen Nachtspaziergang. Ich mochte die Ruhe, die sich abends auf den Häusern,wie ein Schleier legte, die jedes Geräusch verschluckte.

Shisui normalerweise auch, aber heute redete er ungewöhnlich viel.

„Macht er viel Arbeit?“

„Wer?“ Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, wen er meinte, als es mir wieder einfiel. „Sasuke?“

Er nickte. Keine Ahnung, wieso, aber Shisui hatte seine Probleme Wörter, wie „Sasuke“ oder „dein Bruder“ auszusprechen.

„Nein, gar nicht, es macht sogar Spaß.“, antwortete ich ihm. „Es ist irgendwie komisch, ein Kind in den Armen zu halten, aber auch seltsam vertraut. Ich kann schon verstehen, wieso die Erwachsenen sich immer so anders benehmen, wenn sie Sasuke sehen.“

Wir sind gerade im Konohaer Wald angekommen und gingen schnurstraks zu unserem Baum, auf dem wir uns wieder niederließen.

„Na, dann hoffe ich, dass du diese Zeit mit mir nicht bereust, die du eigentlich mit ihm hättest verbringen können.“

Shisui sagte das mit diesem Lächeln, das andere immer so seltsam fanden, aber ich mochte das. Es war mir vertraut, sowie alles andere an ihm.

Ich schaute zu den Baumkronen hoch. Hab ich irgendwo ein Vogel gehört?

„Rede keinen Unsinn.“, sagte ich. Auch wenn ich gern bei Sasuke war, ich fühlte mich wohler, sicherer, wenn ich bei ihm war. „Vielleicht kannst du mich verstehen, wenn du auch einen kleinen Bruder hast.“

„Habe ich doch schon.“, antwortete er mir und grinste.
 

Ich ließ mich an einem Baum sinken und kramte meine Flasche hervor, aus der ich gierig trank.

Meine Lunge brannte, doch der Durst war stärker.

Ich atmete aus und schloss die Augen, den Kopf an dem Stamm angelehnt. Endlich Pause.

Shisui hatte sich gerade neben Sasuke hingehockt. Ich fand es gut, dass er sich um ihn kümmern konnte. Ich hatte wenig Ahnung, wenn es um Wunden verbinden ging oder jemanden zu verarzten.

Shisui deckte Sasuke wieder mit meiner Jacke zu. Anscheinend war er fertig.
 

„Du bist ein Träumer, Itachi.“

Entsetzt, entgeistert, oder doch einfach nur überrascht drehte ich meinen Kopf zu Shisui um, der augenblicklich anfing zu kichern.

Ich konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Er fand, ich war ein Träumer?

„Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen. Du kommst sehr erwachsen herüber, aber eigentlich bist du doch nur ein kleines, naives Kind, das immer noch vom Frieden in dieser kalten Ninja- Welt träumt.“

Ich hatte schon den Mund aufgemacht, um ihn zu widersprechen, doch wortlos klappte ich ihn wieder zu. Irgendwo hatte er schon Recht.

Ich wünschte mir immer noch Frieden. Jetzt, wo ich einen kleinen Bruder habe, sogar noch mehr.

Müde sah ich meinen Cousin an. „Du bist auch ein Träumer.“

Jetzt schaute er mich verwundert an und ich lachte leise vor mich hin.

In dieser Welt sind wir doch alle Träumer, die von Erfolg, Stärke und Macht träumen.
 

Ich spürte, wie Shisui meinen Arm verarztete. Es brannte, als er mir irgendeine Salbe auf die Wunde schmierte, doch ich ließ mir außer ein Zucken und tiefes Einatmen nichts anmerken.

Danach verband er den Arm und machte sich an meinen anderen Wunden.

Irgendwann, ich wusste nicht, wieso oder warum, öffnete ich meine Augen.

„Kümmere dich lieber um Sasuke.“, sagte ich leise zu ihm. Es hörte sich vielleicht schroff an, aber eigentlich dachte ich nur, dass mein kleiner Bruder seine geschickten Hände mehr brauchte, als ich. Ich konnte die Schmerzen aushalten, ich war daran gewöhnt.

Doch Shisui hielt nur kurz in seine Bewegung inne, schaute wehleidig zu Sasuke und verband dann weiter mein Bein.

Als er fertig war, sah er mich nur an und meinte:

„Sasuke wird keine Behandlung brauchen. Er spürt keine Schmerzen mehr.“
 

„Wieso tun wir das?“

Ich hatte wieder einer dieser Phasen, wo ich es nicht mehr aushielt, die Dinge immer so nehmen zu müssen, wie sie kamen, keinen Ausweg finden zu können und nervte Shisui mit meinen Fragen nach dem warum.

Von „nerven“ konnte allerdings nie die Rede sein. Er sah mich an, lächelte und antwortete mir geduldig, wie oft ich die gleichen Worte auch wiederholte.

„Vielleicht sind wir auf der Suche nach etwas.“, antwortete er mir. Ich war schon daran gewöhnt, dass er manchmal Antworten gab, die anscheinend keiner, außer er selbst, verstehen konnte. Trotzdem beruhigten seine Aussagen mich. Ich hatte das Gefühl verstanden zu werden, aber heute war etwas anders. Ich wollte Fakten, Tatsachen, die ich auch nachvollziehen konnte. Ich sah ihn mit einem skeptisch- fragenden Blick an.

„Hast du schon mal daran gedacht, dass es neben der Auslöschung deiner Familie und dem Putsch auch noch eine dritte Möglichkeit gibt?“

Nein, man hatte mich von Anfang an nur zwischen diesen entscheiden lassen.

„Du könntest dich ihr auch stellen. Versuchen, sie umzustimmen.“

Shisui kannte unsere Familie, dachte ich. Vater würde sich nicht umstimmen lassen, genauso wenig wie der Rest unseres Clans. Sie waren viel zu fest davon überzeugt, dass die Senjus uns unterdrückten, der Hass saß bereits viel zu tief, man hatte ihn uns praktisch vererbt. Mir fielen auf Anhieb wenige Namen ein, die unsere Pläne vielleicht besser gefunden hätten, doch sie konnten nichts ausrichten. Sie waren schwach, konnten nicht kämpfen, doch ich hatte dazu gar nichts zu sagen.

Ich war angeblich das Genie des Uchiha- Clans und konnte auch nichts tun.
 

„Rede keinen Unsinn.“, sagte ich zu ihm.

Mir war schon klar, dass man im Schlaf keine Schmerzen spürte, aber er würde welche empfinden, sobald er aufwachte. Ich denke, es war leichter, einen kleinen Jungen, der Angst vor Spritzen hatte, zu behandeln, wenn er nicht bei Bewusstsein war. Das erklärte ich ihm auch, doch Shisui lächelte mich nur traurig an.

Ich mochte dieses Lächeln nicht. Es schien immer so etwas zu sagen, wie „Itachi, wach auf“ oder „Sieh der Wahrheit ins Gesicht.“, aber ich war kein Träumer. Ich habe der Realität schon immer ins Auge gesehen. Vielleicht nicht immer ertragen, aber ich denke, dass ich sagen kann, dass ich es schaffe durchs Leben gehen zu können ohne meine Hände vor den Augen halten zu müssen. Obwohl ich es gerne würde.
 

„Vielleicht bist du einfach nur auf der Suche nach etwas, das sich Freiheit nennt. Nach den zwei Möglichkeiten, zwischen denen du wählen konntest, hätte dich entweder die Schuld an dem Tod der Uchihas oder die der Dorfbewohner gefangen genommen. Aber wenn wir jetzt gehen, bist du frei.

Du bist frei von dem Schicksal der Uchihas, du bist frei von den Pflichten eines ANBUs, du bist einfach frei von alles.“

„Aber nicht von euch. Ich werde auf uns aufpassen. Das ist jetzt meine Pflicht.“
 

„Hör auf, mich so anzusehen.“, fauchte ich ihn schärfer, als beabsichtigt an. Verdammt. Ich war wohl wirklich erschöpft und ausgelaugt.

Shisui setzte sich neben mich.

„Tut mir ja Leid.“, sagte er, doch ich hatte das Gefühl, dass ich mich entschuldigen sollte.

„Ich bin müde.“, warf ich einfach mal so rein. Ich hörte Shisui neben mir leise ausatmen, bevor er schließlich lossprach:

„Du wusstest, es würde hart werden.“

Ja, ich wusste es. Aber ich beschwerte mich auch nicht.

Auch wenn ich versucht habe, die Zweifel so gut, wie möglich zu verdrängen, ist doch etwas durch meine Mauer hindurch gesickert. Mir war schon klar, dass es hier draußen nicht sicher sein würde.

Feinde würden kommen, um uns anzugreifen, sie würden in uns unser Bluterbe sehen, unser Sharigan stehlen wollen oder wenn der Krieg dann schon angefangen hat, in uns den Feind sehen. Shisui und ich konnten uns verteidigen, doch durch Sasuke sah die ganze Sache etwas anders aus.

Mir war klar, dass es besser gewesen wäre, wenn ich ihn nicht mitgenommen hätte, aber ich wollte ihn einfach nicht zurück lassen.

Schließlich war er mein Bruder.
 

„Bist du dir wirklich ganz, ganz sicher?“

Mit einem skeptischen Blick auf der Suche nach irgendwelchen Zweifel schaute Shisui mich an. Ich seufzte. Wie oft haben wir dieses Gespräch schon geführt?

„Ja, ich bin mir ganz sicher.“

„Willst du dir es nicht noch mal durchdenken?“

Jetzt ließ ich endgültig von meiner Arbeit ab und sah ihm direkt in die Augen. Hoffentlich war das jetzt das letzte Gespräch dieser Art. Ich hatte langsam wirklich genug.

„Nein, ich will es mir nicht noch mal durchdenken.“, sagte ich laut, „wenn ich es tue, werde ich viel zu viele Gründe finden, mein Vorhaben nicht umzusetzen. Ich werde auf immer mehr Hindernisse stoßen, die mich umstimmen werden. Und das will ich nicht. Ich will nicht meine eigenen Eltern umbringen müssen. Und Sasuke. Und dich.“
 

„Itachi.“

Ich nickte. „Ich weiß.“

Ich wusste, was Shisui mir damit sagen wollte. Ich hatte sie auch schon bemerkt. Zwei Gegner befanden sich in der Nähe von uns. Ihr Chakra war angriffslustig, mordlustig, wir konnten also mit einem Überfall rechnen.

Ich kniff die Augen zusammen und zwang mich aufzustehen. Verdammt. Ich war noch immer erschöpft und müde.

Shisui stand ebenfalls auf. Ich ging in die Richtung, wo sich die Gegner befanden, er ebenfalls.

„Shisui.“, sagte ich zu ihm, „du bleibst hier.“

Er schüttelte den Kopf. „da sind zwei Gegner.“

Trottel. Glaubte er, ich würde nicht allein damit fertig werden?

„Jemand sollte aber auf Sasuke aufpassen.“

„Itachi..“

„Ich werde schon allein damit fertig kommen.“, schnitt ich ihm das Wort ab, bevor er noch etwas sagen konnte.
 

Ich stand vor Sasukes Tür, unschlüssig ob ich reingehen sollte oder nicht.

Ich wusste noch nicht mal, ob er schon schlief. Normalerweise würde er ja schon im Bett liegen, aber in letzter Zeit ging er erstaunlich spät schlafen.

Ich atmete tief durch und drückte die Klinke herunter.

Ich dachte, ich würde ein schlafendes Kind vorfinden, oder wenigstens eines, das bereits im Bett lag, aber Sasuke saß an seinem Schreibtisch und sah mich ertappt an.

Er lief rot an, versuchte so schnell, wie möglich, ein Heft unterm Tisch verschwinden zu lassen, doch ich ignorierte das.

Ich bin nicht hergekommen, um eine Standpauke zu halten.

„Sasuke, wir müssen uns unterhalten.“, sagte ich deswegen ganz direkt.

Beschämt sah er mich an. „Ja?“

Ich setzte mich auf seinem Bett, bevor ich zu reden anfing:

„Ich.. ich werde das Dorf verlassen.“

Ich hatte erwartet, dass Sasuke mich geschockt ansehen würde, wie er es immer tat, wenn ich eine Mission hatte, doch er schaute mich überraschend gefasst an, als wusste er das bereits schon. Ich fuhr fort:

„Und deswegen wollte ich dich fragen, ob du mitkommen willst.“

Ich sah, wie er versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, wie er mit aller Kraft versuchte, seine Begeisterung zu verstecken, doch er war ein Kind, das noch nicht den Ernst des Lebens kennen gelernt hatte. Er trug seine Gefühle noch immer für alle sichtbar auf dem Gesicht.

„Ja.“, sagte er und ich hörte die Freude in seiner Stimme.

„Bist du dir auch wirklich sicher? Du wirst deine Freunde und Familie zurücklassen müssen.“, erklärte ich ihm misstrauisch. Mir schien, als hätte er den Ernst der Frage und die Folgen dessen nicht verstanden. Durfte man ein achtjähriges Kind vor so einer Entscheidung stellen?
 

Obwohl die Gegner in der Überzahl waren, waren sie leichte Beute für mich.

Talent hatten sie, keine Frage, doch wie so oft, war ich besser, selbst im erschöpften Zustand.

Doch Stärke allein machte nicht glücklich und irgendwie hatte ich das dringende Bedürfnis, es auch meinen Angreifern zu sagen, die anscheinend trotz des offensichtlichen Kräfteunterschiedes immer noch versuchten, irgendwie an meine Sharigan zu kommen.

Bei ihrem letzten, verzweifelten Angriff verschwanden sie aus meiner Sicht, aus dieser Zeit, aus diesem Raum.

Ich starrte noch eine Weile auf den Platz, auf dem sie sich aufgelöst haben, wo ich sie in eine andere Dimension gebracht habe und drehte mich um.

Gegen das Mangekyou Sharigan kam nun mal keiner an.
 

Vielleicht war wirklich alles so, wie Shisui sagte.

Ich versuchte mich so sehr an meinen Traum zu klammern, der Traum von bedingungslosen Frieden, dass ich anfing in meiner eigenen Welt zu leben.
 

__________________________________________________________________________
 

So, erst mal hallo und danke an alle, die bis hier her gekommen sind.

Ich habe mir ziemlich viel Zeit zum Hochladen gelassen, obwohl dieses Kapitel schon lange, wenn auch ohne Korrekturlesen, fertig war.

Ich hatte einfach dieses komische Gefühl, als würde man viel mehr von diesem Kapitel erwarten und auf keinen Fall, dass es damit zu Ende ist, dass es auf diese Art und Weise zu ende ist.

Deswegen hatte ich da so meine Zweifel, aber letztlich habe ich alles so gelassen, wie es war.

Genauso habe ich mir von Anfang an das Ende dieser Geschichte vorgestellt, nicht mehr und nicht weniger.

Es stellt mich zufrieden, auch wenn es nicht ganz so perfekt und ergreifend ist.

Na dann, man ließt sich!

Liebe Grüße Hikaru



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aktrice
2011-10-05T23:45:39+00:00 06.10.2011 01:45
oO toll geschrieben!
aber das ende ist irgendwie traurig :/
ist sasuke tot? oO iwie lese ich das raus, "er spürt keine schmerzen mehr"
Von:  mimiru
2010-11-29T16:55:56+00:00 29.11.2010 17:55
Hey,
Da konstruktive Kritik im Allgemeinen nicht mein Fall ist, kann ich nicht versichern, das das was ich hier schreibe wirklich was bringt. Aber da diese Fanfic an meinem Wettbewerb teilnimmt, strenge ich mich mal an.

Das Gute:
Die Art, in der die Geschichte geschrieben ist, ist mir so noch nie untergekommen. Jedes Kapitel aus der Sicht von einer anderen Hauptperson zu schreiben – die Idee ist gut. Auch kannst du mit deinem Schreibstiel unheimlich gut die Gefühle und Gedanken wiedergeben und ich konnte mich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen. Die Geschichte ist gut durchdacht und die Charaktere sehr gut dargestellt.

Das Schlechte:
Ja, eh… Da gab’s eigentlich nichts Wirkliches. Ich habe weder Rechtschreib- noch Logikfehler gesehen… Einzig am Anfang des ersten Kapitels brauchte ich erst eine Gewisse Zeit, zu begreifen, wer erzählt. Ich hatte eine Gewisse Ahnung, aber ich war mir nicht wirklich sicher.

Das Fazit:
Deine Fanfic ist super. Ich habe selten solch gute Geschichten gelesen. Das Problem daran ist nur, das auch die Anderen Geschichten sehr gut waren und die Auswertung dieses Wettbewerbs dementsprechend schwer war. Ich darf dir nun Mitteilen, das du es auf Platz Zwei geschafft hast^^.

LG, mimiru


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