The last Joker von LandMermaid (Vermächtnis einer Seele) ================================================================================ Kapitel 1: Der Fremde und seine sterbende Welt. ----------------------------------------------- Kalt war es selten in New Paris. Doch die Luft war seit einiger Zeit immer feucht und modrig. Eight musste würgen, ob des ekligen Gestanks der in der Luft lag. Die Stadt hatte schon vor einiger Zeit angefangen zu sterben. Doch niemand hatte es war haben wollen. Eight hatte sie gewarnt. Doch für die Bandenführer war er nichts weiter als ein stinkender Fremder gewesen. Er hatte sich keiner Bande anschließen wollen und hatte sich bis zum Ende geweigert zu glauben dass diese Stadt gerettet würde. Schlussendlich hatte er recht behalten. Auch wenn er sich wünschte das es nicht so wäre. Jetzt musste er wieder zurück. Zurück nachhause. Mit leeren Händen. Seufzend schloss er die Tür der kleinen, heruntergekommenen Wohnung, die ihm nicht einmal gehörte, ein allerletztes Mal ab. Hier hatte er die letzten 15 Monate gelebt. Obwohl man es besser ein bloßes Überleben nennen sollte. Die Wohnung hatte einem alten, hoffnungslosen Mann gehört, der sich zwei Tage nachdem Eight in die Stadt gekommen war, die Kehle aufgeschlitzt hatte. Durch Zufall war Eigth gerade an diesem Tag, in diesen Teil der Stadt gekommen. Und sein guter Geruchsinn hatte ihn auf den Toten Mann hingewiesen. Eight wusste Garnichts über ihn. Nicht wo er geboren war, ob er Familie hatte, wie alt er war oder geschweigenden den Namen des Mannes. Aber war das überhaupt wichtig? In einer Zeit wie dieser war kein Leben etwas Wert. Auch nicht das Leben der Bandenführer. Eight war dem Geruch von Blut bis hoch zur Wohnung gefolgt hatte die Tür eingebrochen und den bereits ausgekühlten Körper am Boden entdeckt. Schnell war ihm klar geworden dass dies ein seltener Glücksfall war. Innerhalb eines halben Tages hatte er den Leichnam versorgt, all sein Hab und Gut, das er bei sich trug in der Wohnung verstaut und so gut es ging das Blut, das sich schon tief in den alten Holzboden gefressen hatte, verschwinden lassen. Doch das wurde jetzt zu seiner Vergangenheit. Nicht das er es schade gefunden hätte. Nichts was ihm hätte weiter helfen können hatte er gefunden. Und um niemanden in New Paris würde er eine Träne weinen. Sie waren alle nur selbstsüchtig. Seelen ohne Mutter und Heimat. Genau wie Eight. Doch in Eights Augen gab es einen großen Unterschied zwischen ihm und diesen Menschen. Er hatte den Glauben an diese Welt schon lange verloren. Eight wollte sich nicht sinnlos an dieses Leben klammern. Schon von Anfang an hatte er sich geweigert zu glauben das alle gut werden würde, so lang es die Obrigkeit gab. Alles würde er geben, auch sein Leben, um diese Welt zu heilen. So hatte er es versprochen. Dieses Kapitel seines Lebens war Abgeschlossen. Nun begann ein neues. Eigth wusste nicht warum, aber er hatte ein gutes Gefühl. „Dieses Kapitel wird besser.“ Sagte Eight ganz leise zu sich selbst. Er sprach oft leise mit sich. Auch wenn er versuchte es sich ab zu gewöhnen. Es war ein Zeichen von Einsamkeit wenn man mit sich selbst sprach. Man konnte oft hören wie heimatlose Kinder, die in den Gossen lebten, mit sich selbst sprachen. Eight wollte sich nie wieder zu ihnen zählen. Unbedingt musste er diese Angewohnheit loswerden. In einer anderen Zeit und unter anderen Umständen hätte es ihm gewiss nichts ausgemacht. Doch es war keine andere Zeit. In dieser Zeit, in dieser Welt, war es so. Wer einsam war, verlor den Verstand und wer den Verstand verlor, verlor seine Seele. Mit einem Kopfschütteln verwarf Eight seine schlechten Gedanken für einen Moment. „Es geht nach Hause. Freu dich… nur ein bisschen.“ Mit diesen Worten ließ er von der Tür ab und wand sich um zur Straße. Der Anblick war der Selbe wie immer. Alte baufällige Gebäude, herumlungernde Bandenmitglieder, alte Leute die Kopfschüttelnd durch die völlig zerstörten Straßen gingen. Kleine Marktstände die mit fast verdorbenem Essen, alten Lupen und Kleidern oder nichtsnutzigen Sachen beladen waren. Der Teer auf der Straße war voller Schlaglöcher und Risse, die es den wenigen Autos, die es noch gab, schwer machten überhaupt noch voran zu kommen. Von weitem konnte Eight auch den Eifelturm sehen. Jedoch hatte dieser schon seit Paris, zu New Paris geworden war seine Bedeutung verloren. Jetzt diente das Ehemalige Wahrzeichen der ‚Stadt der toten Liebe‘ nur noch als Treffpunkt für Banden. Manchmal stieg auch der selbst ernannte Herrscher der Stadt, und somit zugehörige der Obrigkeit, Georg Temt hinauf um eine neue, selbst gedichtete Regel zu verkünden, die meist eh nur dazu dienten ihm sein restliches, verdorbenes Leben zu verbessern. Wieder schüttelte Eight den Kopf bei diesem Anblick. Nun schulterte er seine Vollgestopfte Tasche und verließ den verwahrlosten Vorgarten seiner alten Unterkunft. Wie nach getaner Arbeit lief er die Straße runter, stets darauf achtend das sein Revolver gut zu sehen war. Jeder der klug war, würde ihm auch nicht zu nahe kommen. Schusswaffen waren sehr selten geworden und eine zu bekommen war fast unmöglich. Wenn man Eight gefragt hätte woher er Revolver hatte, hätte man genauso gut versuchen können den Sinn des Lebens zu ergründen. Darüber hatte Eight noch nicht einmal mit seinen engsten Freunden geredet. Zumal er nur eine Person kante der er voll und ganz vertrauen konnte. „Autsch!“ Conner zuckt leicht zusammen als Viviene laut zu jammern begann. Etwas genervt wand er sich dann zu ihr um. „Was hast du nun schon wieder?“ Sein Blick viel auf das kleine Mädchen das auf dem Teppich saß und ihn mit großen, braunen Augen ansah. In ihren Augen waren mit Tränen gefüllt und ihre Unterlippe begann zu zittern als Conner sie ansah. Fordernd hielt sie ihm ihren Zeigefinger hin. „Ich wollte den Blumen für Mama Wasser geben. Da hab ich mich gestochen.“ Ein kleiner Tropfen Rot quoll aus dem Schnitt an ihrem Finger. Es war ein schönes Rot, hell und rein. Nur wiederwillig unterbrach der junge Sklave seine Arbeit. Es geschah einfach zu oft das er alles stehen und liegen lassen musste weil Viviene jammerte. //Eight, wann kommst du endlich wieder?// Er ging vor ihr in die Hocke und zog ihren Finger nah zu sich. „Na zeig mal her.“ Der schnitt war nicht groß aber Tief. Sanft leckte Conner über die kleine Verletzung. Nur wenn Eight nicht da war durfte Conner der kleinen Schwester seines Meisters so nah kommen. Gewöhnlich schrie Eight ihn dann an. An ganz schlechten Tagen schlug er auch mal zu. Doch das machte Conner nichts. Obwohl Eight, als sein Meister, auch mal sehr hart sein konnte, hatte Conner eine sehr friedliche und fast freundschaftliche Beziehung zu ihm. Conner durfte alles was ein Mensch auch durfte, da Eight eigentlich dagegen war Soulless so menschenunwürdig zu behandeln doch niemals, wirklich niemals, durfte er Viviene so nahe kommen wie er es gerade tat. „Besser?“ Nickend rieb sich die acht jährige den Finger. Dankbar lächelte sie ihn an. Mit diesem unschuldigen Lächeln, wie nur Kinder es konnten. „Ja…Pflaster?“ Fest drückt sie die Wunde zu. Währen Conner sich aufrappelte um den Verbandskasten zu holen. Bevor er im kleinen Badezimmer verschwand wand er sich nochmal zu ihr um und sah sie an. Wie oft er sie schon angestarrt hatte wenn sie es nicht bemerkte. Und jedes Mal fühlte er sich gleichzeitig so schmutzig wie er sich wohl fühlte. Dabei dachte er nicht einmal an etwas Unanständiges. Es war die Tatsache, dass er nie diese Unschuld besessen hatte. Für einen Soulless, waren Kinder wie Viviene, die schönsten Geschöpfe auf der Welt. Schnell ging Conner ins Badezimmer bevor er völlig in Gedanken versank. Obwohl in dem winzigen und völlig chaotischen Bad nichts seinen Platz hatte fand er schnell was er Gesucht hatte. Den Verbandskasten hatte Eight vor langer Zeit selbst gemacht. Genauso wie viele andere Dinge im Haus. Es war zu teuer sich all dies selbst zu kaufen auch wenn Geld nur noch eine kleine Rolle spielte. Als Conner zurück in den großen Wohnraum des Lofts kam saß Vivien mit dem Finger im Mund auf dem Sofa und baumelte fröhlich mit den Beinen. Ihr Blick war starr auf die Rosen gerichtet die auf dem kleinen Kaffeetisch standen. Sie schien in Gedanken versunken zu sein. Als Conner den kleinen Verbandskasten auf den Tisch stellte sah sie auf. Sofort streckte sie ihm wieder den Finger entgegen. Ein paar kleine Bluttröpfen landeten auf dem Mottenzerfressenen Teppich und hinterließen kleine dunkle Flecken. Aus dem Verbandskasten kramte Conner eine rostige kleine Schere. Um die Pflaster zu finden musste er erst einige Sachen ausräumen. „Wir müssen uns wohl bald neue kaufen.“ Er schnitt ein Stück ab und klebte es vorsichtig auf die kleine Wunde. „Du machst das ganz toll Conner.“ Lob Viviene ihn, die den Vorgang genau beobachtete. „Ach was das kannst du bestimmt auch bald ganz allein. Das ist ganz einfach. Wenn ich mal Zeit hab zeig ich dir das.“ „Oh toll!“ Während Conner alles wieder verräumte betrachtete Viviene die Konstruktion auf ihrem Finger ganz genau. Dann blickte sie rüber zum älteren, der gerade wieder an seine Arbeit wollte. „Conner!“ „Huch…“ Er lief ihr ein Stück entgegen und sah sie aufmerksam an. „Ja?“ Statt Conner an zu sehen wanderte ihr Blick rüber zu den Rosen. „Mein Bruder…also Eight. Er kommt doch immer zurück. Oder?“ Ihre Stimme klang kühl und ruhig aber in ihrem Blick lag, wie immer wenn sie von ihrem Bruder sprach, etwas Magisches. „Ja, natürlich. Er würde niemals für immer fort gehen. Du gehörst in seine Geschichte. In seine Welt. Nein. Du bist seine Welt.“ Während Conner gesprochen hatte war er zu ihr gekommen und hatte sich neben sie gesetzt. Jetzt starrten sie zusammen die Rosen an. „Aber du doch auch. Du bist auch ein Teil seiner Welt: Schließlich hat er uns beide gerettet.“ Unwillkürlich griff Vivien mit ihrer kleinen zierlichen Hand nach Conners Hand. Und während sie die Rosen so anstarrten viel von einer der Dornen ein kleiner roter Tropfen in die Vase und löste sich ganz langsam auf. Genauso als wäre es giftiger, roter Nebel. „Er kommt zurück.“ Flüsterte Vivien ganz leise. Doch sie sprach nicht zu Conner. „Er kommt zurück.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)