Lebenslicht von Yun-Harla (Für Kisa-) ================================================================================ Kapitel 1: Du warst mein Lebenslicht ------------------------------------ b]Lebenslicht Die dunkle Ahnung, sie erfüllte sich und der Gedankenkreis schließt sich um mich. Ich kann uns sehen, im Abendlicht, kein Gott hielt seine Hände über dich! Ich hätte nie gedacht, dass mir dieser Weg jemals so schwer fallen würde. Ich schaffe es kaum einen Fuß vor den anderen zu setzen, um zu deiner Wohnung zu gehen. Die Tage scheinen eine Ewigkeit her zu sein, als ich diesen Weg mit leichten federnden Schritten gegangen bin. Heute fühlt es sich an, als würde ich durch einen Sumpf schreiten, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Nie war es mir so schwer gefallen zu der Wohnung meines besten Freundes zu gehen. Ich habe Angst vor dem, was ich dort finden werde. Ich habe Angst, denn ich weiß, dass dort alles nach dir riecht. An allen Stücken, die sich in der kleinen Wohnung befinden, haften Erinnerungen an dein Leben, dein ganzes Selbst. Ich weiß genau, dass auf deinem Nachttisch ein Foto von uns steht, als wir gemeinsam im Skiurlaub waren und beide eine Bruchlandung nach der anderen hingelegt haben. Diese Erinnerungen bereiten mir einen tauben Schmerz, der in meiner Brust seinen Ursprung hat und sich immer weiter durch meinen ganzen Körper zieht und ihn betäubt. Das letzte Mal mit dir, ein aufgelöstes wir. Die Zukunft endet jetzt und hier! Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich vor deiner Wohnung und stecke langsam den Schlüssel ins Schloss. Du hast ihn mir schon vor Jahren gegeben, schließlich hattest du auch einen Schlüssel zu meiner Wohnung, auch wenn ich deswegen lange Diskussionen mit meiner Freundin hatte führen müssen. Im Endeffekt hat sie dich auch in ihr Herz geschlossen… Du selbst hast dich als unser Haustier bezeichnet. Eine neue Welle von Schmerz betäubt meine Sinne, als das Schloss endlich mit einem Knacken aufspringt. Langsam schiebe ich dir Tür auf und trete in das Dämmerlicht deiner Wohnung. Die Jalousien sind halb heruntergelassen. Du hattest nur ein Wochenende wegfahren wollen. Ein Wochenende Party machen. Dieses Wochenende endete in einem Blutbad. Midgar ist so eine abgefuckte Millionenmetropole, in der ständig irgendwer mit einer Knarre rumfuchtelte. Die Kugeln haben deine Motorradkleidung durchdrungen und deine Lunge zerfetzt. Es hat quälend lange gedauert, bis du an dem Blut erstickt bist. Hinter mir fällt dir Tür ins Schloss. Ich lehne mich mit dem Rücken dagegen und schluchze leise, während mir Tränen über das Gesicht laufen. Das hattest du nicht verdient, jeder außer dir. Du warst mein Lebenslicht, was soll ich ohne dich? mehr Liebe gibt es nicht! Auf dieser Welt! Es dauert lange, bis ich wieder aufstehen kann. Ich vertraue meinen Beinen nicht. Die ganze Wohnung ist mir so schmerzlich vertraut. Viele Stunden haben wir gemeinsam hier gegessen und noch vor vier Tagen haben wir gemeinsam auf dem Sofa gesessen und schmutzige Witze gerissen, wie es Männer untereinander nun einmal tun. Ich bin hergekommen, um die Wohnung auf- und auszuräumen. Doch ich kann es einfach nicht. Diese Sachen gehören dir, ich kann sie dir nicht wegnehmen. Niemand kann das und niemand darf das. Doch ich bin machtlos. Dein Vermieter – oh, wie ich diesen Mann in den letzten Tagen zu hassen gelernt hatte – denkt nur an sein Geld und will die Wohnung geräumt sehen. Meine Freundin ist mit Worten besser als ich, sodass sie mit ihm gesprochen hat. Sie hat mir Zeit erkauft. Nach der Beerdigung soll die Wohnung spätestens ausgeräumt werden. Verdammt, du bist noch nicht einmal unter der Erde und schon soll man dir alles nehmen, was du besessen hast. Mit tauben Gliedern stehe ich im Wohnzimmer, sehe zum gefühlten tausendsten Mal die Bilder an den Wänden. Ich sehe dein lachendes Gesicht darauf, dass mir vertrauter ist als mein eigenes Spiegelbild. Seit wir gemeinsam in die Grundschule gegangen sind, waren wir immer unzertrennlich. Der Tag vergeht für mich, wie ein Gebet an dich! Denk irgendwann an mich, wo du jetzt bist. Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare, während ich die andere über all die Dinge wandern lasse, die mich an dich erinnern. Es ist so schwer zu begreifen, dass du tot bist und wir niemals mehr gemeinsam lachen werden. Wir werden keine dämlichen Sprüche mehr reißen und du wirst nie mehr zum gemeinsamen Abendessen mit meiner Freundin und mir am Samstagabend vorbeikommen. Ich frage mich, ob es ein Leben nach dem Tod gibt und ob wir uns dann wieder sehen werden. Du sagtest, ich sei dein lebendes Vermächtnis, der Beweis, dass du wirklich gelebt hast. Und wer ist mein Beweis? Mein Vermächtnis? Unsere Welten trennt ein Augenblick, das Rad der Zeit dreht sich nicht mehr zurück. der letzte Schwur, auf ewig dein! Wird meine Seele mit dir sein? Es vergehen Stunden, bis ich deine Wohnung wieder verlasse. Ich habe nichts angerührt. Ich stand bloß da und habe deine Wohnung ein letztes Mal so gesehen, wie du sie verlassen hast. Deine eigenen vier Wände. Ich weiß, wie viel dir diese Freiheit bedeutet hat, als du damals mit achtzehn von zu Hause ausgezogen bist. Du hast mir die Familie ersetzt, nachdem ich meinen Vater nie kennen gelernt habe und meine Mutter gestorben war, als ich sechzehn war. Ein Verlust über den ich nach einigen Monaten hinweg gekommen bin. Ich glaube nicht, dass ich über den Verlust von dir jemals hinweg kommen werde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das Leben einfach so weitergeht, obwohl du fehlst. Du warst immer mein Dreh- und Angelpunkt. Egal wie turbulent mein Leben verlief, ob ich Streit mit meiner Freundin hatte, ob ich meinen Arbeitsplatz verloren hatte. Du warst immer da. Hinter mir und hast mir den Rücken freigehalten, so wie ich dir deinen frei gehalten habe. Das letzte Mal mit dir. Ich seh ins Licht und frier. Die Zukunft endet jetzt und hier! Gemeinsam hatten wir noch so viel vor. Wir hatten so viel tun und sehen wollen. Heute wäre der Tag gewesen, an dem wir eigentlich hatten ins Kino gehen wollen. Einfach ohne Grund. Wie immer hätten wir erst an der Kasse entschieden, welchen Film wir sehen wollen. Danach wären wir in die Bar von Tifa gegangen und hätten noch etwas getrunken. Du hättest mich nach Hause gebracht, wo meine Freundin schon sauer wartet, weil wir wieder einmal viel zu spät sind. Wusstest du, dass sie deine Unpünktlichkeit wirklich gehasst hat? Was kommt am Ende? Fließt dieser Fluss ins Nichts? Sende ein Zeichen, von dort wo du jetzt bist! Auch heute komme ich zu spät nach Hause, doch dieses Mal ohne dich. Meine Freundin ist auch nicht sauer. Sie gibt mir die Zeit, die ich brauche. Sie selbst braucht sie auch. Als zu Hause – gibt es ohne dich ein zu Hause? – die Tür hinter mir ins Schloss fällt, fühlt es sich an, als wäre die Kerze ausgegangen, die den Raum erhellt hat. Es fühlt sich an wie ein Abschied, wie ein Ende. Ähnlich, doch lange nicht so stark, fühlte es sich an, als man sein Abschlusszeugnis in den Händen hielt und die Klassenkameraden zum letzten Mal sah, mit denen man über Jahre hinweg gemeinsam die Schulbank gedrückt hatte. Und es ist ein Abschied, ein Ende. Es ist das Ende von Zack Fair, meinem besten Freund. Du hattest immer diesen Traum, einmal bekannt zu werden. Mit deinem Charme hättest du es sicher geschafft. Jetzt liegt es in meiner Verantwortung, den Menschen zu erzählen, dass es dich gegeben hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)