Black von Lunatik (Die Wirkung von Schwarz (Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 6: Im Restaurant ------------------------ Sie saßen sich gegenüber an einem kleinen runden Tisch. Die Tischdecke hatte einen leichten blauen Schimmer und passte hervorragend in das Interieur des Restaurants, welches in einer Mischung aus Pastelltönen und Schwarz gehalten wurde. Katsuya schmunzelte während er sich umsah. Vielleicht sollte er hier und da seinem Kleiderschrank auch Pastelltöne hinzufügen? Seto gefiel es hier offensichtlich. Sie befanden sich im zehnten Stockwerk, was eine hübsche Aussicht auf die Lichter der Stadt bot. Doch den Blonden interessierte sie wenig, sein Blick ruhte auf Seto. „Hast du gewählt?“, fragte ihn dieser kühl, ohne von der Karte aufzusehen. Katsuya nickte, was Seto vermutlich aus den Augenwinkel gesehen hatte, denn der Firmenchef rief über das Tablet, welches am Tisch angebracht war, sogleich den Kellner zu ihnen. Der Brünette legte die Karte auf dem Tisch ab und straffte die Schultern. Katsuya sah, wie sich Seto leicht zurücklehnte, doch dessen Rücken blieb gerade. Ein Bein wurde elegant über das andere gelegt. Die professionelle Haltung des Firmenchefs, entschied Katsuya. Gab es mal eine Zeit, wo sich dieser entspannte? Der Blonde erlaubte sich ein leichtes Lächeln bei dem Gedanken. Zumindest nach dem Sex wirkte Seto entspannt. Und ein Tick offener? Außerdem bemerkte Katsuya gerade den Finger, mit dem der Brünette auf dem Tisch tippte. Zumindest Ungeduld schien durch seine Maske zu dringen. Katsuya ließ seinen Blick über den Raum wandern, während Seto das Essen bestellte. Es war ein abgetrennter Raum nur mit ihrem Tisch in der Mitte. Nicht überwältigend groß, doch geräumig. Insgesamt an die fünf Quadratmeter, schätze Katsuya. Mehr wären ja auch Verschwendung, schnaubte er innerlich. „Schmeckt dir der Wein?“, riss Setos Stimme den Blonden aus seinen Gedanken. Ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen. Der Wein war lieblich und süßer, als die meisten anderen, die er soweit probiert hatte. Wein gehörte nicht zu seinen bevorzugten Getränken. „Ja“, erwiderte er. „Süßlich, was mir gefällt. Ich bin normalerweise Wein eher abgeneigt.“ Seto nahm sein Glas und führte es an seinen Mund. Kats beobachtete die Lippen, die sich so delikat an den Rand legten. Er ließ seinen Blick über Setos Hals wandern, sah wie der Kehlkopf sich hob und senkte bei dem Schluck. Danach strich er mit seinen Augen allein über Setos angespannte Schultern und wieder nach oben. Durch das matte Haar. Schließlich fand Katsuyas Blick zurück zu Setos Augen und kurz nahm es ihm den Atem. Diese Saphire starrten ihn intensiv an. Leicht gesenkte Lider, doch nicht zu Schlitzen verengt wie sonst. Stattdessen leuchtete das Blau, was vermutlich am Licht lag, gab Katsuya nach einigen Momenten zumindest sich selbst zu. Trotzdem beschleunigte sich sein Herz. Diese Augen sahen aus, als wollten sie ihn verschlingen. „Freut mich, dass es dir schmeckt.“ Sie warteten schweigend auf das Essen und ebenso schweigend widmeten sie sich diesem. Hier und da fiel ein lobendes Wort bezüglich des Geschmacks. Zum Ende des Hauptganges schlich sich Unmut in Katsuyas Gedanken. Was sollte dieses – zugegeben vorzügliche – Essen, wenn sie sich eh nur anschwiegen?! Er hatte irgendwo gedacht, dass das Setos Versöhnungsangebot war. Doch langsam kam ihm der Gedanke, es könnte auch ein Dankes- und Abschiedsessen nach dem guten Fick sein. Missmutig verengte er seine Augen zu Schlitzen und legte sein Besteck ab. Sein Chef sah nicht mal vom Essen auf. Ach, verdiente der Teller eher Aufmerksamkeit als Katsuya? Der Blonde zog Luft ein, sich für den Kampf wappnend. Er würde ganz gewiss nicht aufgeben. Er brauchte etwas Provokatives. „Hast du den Fall Yamashita verfolgt?“, fragte er in einer bewusst ruhig gehaltenen Stimme. Es ging dabei um einen Gerichtsfall, der durch die Medien ging. Ein junger Mann hatte einen Anruf von seiner Schwester erhalten, dass ihr Mann sie physisch angegriffen hatte und mit mehr Gewalt drohte. Yamashita fuhr daraufhin zum Haus und als er den Ehemann aus dem Haus gehen sah, hatte er ihn kurzerhand angefahren. Führte zum Tod des Ehemanns. Yamashita stand nun vor Gericht und wurde des Totschlags angeklagt. Die Geschichte verursachte seit einigen Tagen einen ganzen Aufruhr in den Medien. Seto blickte nach einigen Momenten auf und fixierte Katsuya mit seinem Blick. Endlich! Dann legte auch er das Besteck ab und lehnte sich zurück. Ein Schnauben. „Natürlich. Ich informiere mich über aktuelle Geschehnisse schließlich. Im Gegensatz zu anderen verdummten Teilen der Bevölkerung. Nicht, dass man die Geschichte sogar mit einem verminderten Intellekt hätte übersehen können, bei dem wie sie in den Medien gepuscht wird.“ Katsuya überhörte die indirekte Beleidigung und fuhr fort. „Auf wessen Seite stehst du? Verurteilung oder Freilassung?“ „Freilassung natürlich“, entgegnete der Brünette ohne Zögern, was Katsuya blinzeln ließ. Er hatte eher erwartet, dass Seto die persönlichen Umstände egal waren und dass er auf das geltende Gesetz plädiert hätte. Nun, dann musste wohl Katsuya diesen Standpunkt einnehmen. Seto schien die Verwunderung des Blonden nicht bemerkt zu haben, denn er sprach selbstbewusst weiter. „Ich muss dem Mann meine Achtung entgegenbringen. Er hat das einzig Richtige getan.“ Zum ersten Mal hörte Katsuya keine Herablassung in der Stimme des Firmenchefs, während dieser von einem anderen Mensch – Mokuba ausgeschlossen – sprach. Doch der Blonde schluckte seine Gefühle herunter. Zeit für eine Debatte! „Er hat trotzdem einen Menschen umgebracht und es war keine Notwehr. Der Ehemann hatte das Haus verlassen. Er stellte also keine akute Gefahr weder für Yamashita noch seine Schwester dar.“ Setos Oberkörper lehnte nach vorne und er legte seine Ellbogen auf dem Tisch ab, während seine Finger sich ineinander verhakten. „Dieser Mann“ – das Wort kam wie ein Zischen – „hatte Hand gegen eine Frau erhoben. Nicht nur ein Mal. Die neusten Artikel berichten von schlecht verheilten Rippen bei der Frau und einigen Brandflecken an verschiedensten Stellen. Er hat sie misshandelt. Damit hat er sein Recht auf Leben verloren.“ Katsuya unterdrückte das Verlangen eine Augenbraue zu heben. Seit wann gestand Seto Kaiba irgendjemanden ein Recht auf Leben zu und kümmerte sich um misshandelte Frauen? „Aber dafür ist das Rechtssystem dar. Der Mann hätte die Polizei informieren sollen und diese hätte ihn verhaftet. Was er gemacht hat, nennt sich Selbstjustiz“, hielt er dagegen. „Als ob die Polizei oder das Gericht da effektiv gewesen wären“ – da kam die Abfälligkeit, deren Abwesenheit Katsuya schon den Abend lang gewundert hatte – „Du weißt wie korrupt und träge das System ist. Im besten Fall wäre der Mann nach drei Jahren wieder draußen, im schlimmsten gäbe es frei auf Bewehrung oder Geldstrafe.“ Seto schüttelte den Kopf. „Unser Land macht zu selten Gebrauch von der Todesstrafe. Warum haben wir sie überhaupt noch?“ „Wir sollen also alle Gewaltverbrecher umbringen und dann hat sich das Problem erledigt?“ Der Blonde wusste nicht genau warum, doch langsam brodelte es in ihm. Er hatte das Gespräch angezettelt, um sich wie gewohnt mit seinem Chef zu zanken. Ein Funken zu entfachen. Doch nun… „Natürlich. Das ist doch selbstverständlich. Alle Gewaltverbrecher und Sexualstraftäter. Dann laufen keine mehr frei herum und alle können beruhigt schlafen.“ „Alle umbringen?“, hackte er nach. „Alle, die dem Gesetz nach als solche identifiziert werden. Dafür ist schließlich das Gesetz dar.“ Katsuya schüttelte ungläubig den Kopf. Als ob der Tod dieser Menschen viel ändern würde! Er holte tief Luft, eher er loslegte: „Erstens stoppt das nicht diese Art von Verbrechen. Es wird die wenigen Wiederverbrechen, die in Japan gar nicht so häufig sind wie beispielsweise in Amerika, verhindern. Doch es würden immer noch neue aufkommen. Es ist also viel wichtiger an der Prävention zu arbeiten. Das Ziel sollte nicht nur sein, Täter zu bestrafen, sondern die Taten zu verhindern. Viele schlagen zu, weil sie es nicht anders gelernt haben. Weil unsere Gesellschaft dem Mann nach dem ungeschriebenen Regeln aus alten Zeiten die absolute Familiengewalt überlässt. Weil Schulen sich nicht an Behörden wenden, wenn sie ein misshandeltes Kind sehen, sondern mit den Eltern – den Tätern! – darüber reden.“ Seto bedachte ihn mit einem undurchdringlichen Blick. Dachte er über die Worte nach? „Gesellschaft ändern geht nicht. Bring sie alle um und der Rest kriegt Angst Gewalt anzuwenden“, sprach Seto in einem ruhigen Ton. „Außerdem haben sie ihr Recht auf Leben aufgegeben bei solchen Taten. Sie verdienen den Tod.“ In Katsuya kochte es. Genau wegen solchen Meinung veränderte sich ihre Gesellschaft nur sehr langsam. Nur deswegen waren Kindesmisshandlung und sogar Homosexualität immer noch riesige Probleme. Weil die Menschen der Meinung waren man kann die Gesellschaft eh nicht ändern. Da würde es nichts bringen an die Öffentlichkeit zu gehen… Der Blonde holte tief Luft. Das Gespräch lief aus dem Ruder. Er war nicht hier, um sich mit Seto ernsthaft über ihre Ansichten zu streiten. Er wollte Seto nur haben. „Fall Yamashita war trotzdem Selbstjustiz. Denkst du, es ist legitim Menschen zu töten außerhalb des Gesetzes, weil man es für richtig hält?“ Seto nickte nur schlicht. „Würdest du also auch töten, wenn du eine Misshandlung mitbekommst?“ „Ich habe Zugang zu besseren Mittel als persönlicher Mord.“ Die Stimme des Brünetten war kälter als Eis. Doch sie war ruhig. „Aber prinzipiell ja.“ Katsuya konnte für eine Sekunde seinen Ohren nicht glauben. In seinem Kopf meldete sich leise die Moral, dass diese Einstellung falsch sei. Doch er brauchte nur einige Sekunden, um sie wieder irgendwo in den Abgrund abzuschieben. Es ging um Seto Kaiba. Zukünftig seinen Seto Kaiba. Und so war Seto Kaiba nun mal, es passte perfekt ins Bild. So nickte er schließlich. „Solange du keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz kriegst“, seufzte er. Ein fast spitzbübisches Lächeln zauberte sich auf das Gesicht des Firmenchefs. „Willst du austrinken oder sollen wir gleich gehen?“ Katsuyas Blick glitt zu seinem immer noch ersten Glas Wein, das halb voll war, eher er diesen wieder auf die blauen Saphire Setos lenkte.   „Gehen.“ „Gut.“ Eine ganze Flamme loderte in diesem Blau. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Katsuya förmlich, wie er in der Vorstellung eines anderen ausgezogen und auf ein Bett geworfen wurde. „Ich kenne da ein gutes Hotel in der Nähe.“ Ein alle Zweifel und Gedanken verbrennendes Feuer breitete sich in Katsuyas Körper aus. Er spürte wie seine Hose langsam zu eng für ihn wurde und es zuckte. Er leckte sich über die Lippen und folgte Seto aus dem Raum, während der Kellner ihre Teller und die leere Weinflasche abräumte. Der Plan war perfekt aufgegangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)