Soufflé von YouKnowNothing (Ich kann es doch!) ================================================================================ Kapitel 1: Schokoladensoufflé ----------------------------- Leise, aber zufrieden seufzend legte der Schwarzhaarige endlich alle Löffel, Schüsseln, Zutaten und sonstiges vor sich auf die Küchenablage und war sich sicher, dass er das alles heute nicht mehr brauchen würde. Denn: Er war fertig. Endlich. Nach so vielen Versuchen, die er immer heimlich gestartet hatte, wenn sein blonder Mitbewohner mal wieder unterwegs oder gar im Urlaub gewesen war, hatte er es endlich geschafft. Er konnte so was eben doch, wenn er denn wollte, ganz egal, was Andere sagten! Und sie hatten immer gesagt, er könnte es nicht... Was „es“ war? „Es“ war nichts spektakuläres, nichts aufregendes. Es war nicht groß und nicht sonderlich von Bedeutung für die meisten, aber für Bela war es im Moment das Wichtigste hier in der Küche, nach ihm vielleicht. „Es“, das war: Schokoladensoufflé. Sein Schokoladensoufflé. Er wusste nicht mehr, wie sie auf die Idee gekommen waren, aber Fakt war: Im betrunkenen Zustand hatte er doch glatt gegenüber von Farin und anderen Augenzeugen behauptet, er könne kochen. Was eine Lüge gewesen war. Und, das schlimmste war: Er hatte behauptet, er könne alles kochen, wenn er denn nur wollte. Tja... und alle hatten gelacht und gesagt, er würde nicht mal ein paar Nudeln kochen können, ohne das die Küche dabei in die Luft flog. Nach einer darauffolgenden hitzigen Diskussion hatte er zwar niemanden überzeugt, dass er sehr wohl kochen könne, aber er hatte die dumme Wette angeboten bekommen, man könne ja mal jeweils ein Soufflé machen und sehen, welches besser wäre, aber darauf hatte er sich – zum Glück! - nicht eingelassen. Aber, geblieben war der Ehrgeiz in ihm, den er ja nicht mehr ausschalten konnte, wenn er mal geweckt war. Und der Ehrgeiz sagte immer wieder: Mach ein Soufflé, los! Beweis es denen! Aber, er hatte sich nicht getraut, das Farin gegenüber zuzugeben, weil es ihm fast schon peinlich war, deshalb hatte er das immer gemacht, wenn der Blonde nicht da gewesen war. Und hatte danach ganz penibel die Küche geputzt, die übrigen Zutaten versteckt oder vernichtet und ausgelüftet, damit man ja nichts roch, denn: Es waren am Anfang wirklich katastrophale Versuche gewesen, die nie gut geendet waren. Mit der Zeit war er aber langsam besser geworden, es hatte immer besser ausgesehen und geschmeckt und heute, heute endlich war es so weit: Sein perfektes Schokoladensoufflé war endlich fertig! Es war groß und luftig, hatte eine wunderschöne Farbe und fühlte sich auch sehr gut an, wenn man es vorsichtig berührte. Und, da er alle Zutaten so benutzt hatte, wie es vorgeschrieben war, schmeckte es auch, da war er sich eigentlich sicher. Glücklich mit dem Ergebnis – das er aber wohl nie jemandem zeigen würde – wischte er sich die Hände an der Jeans ab und nickte der Küche zufrieden zu. Das Soufflé stand hinter ihm auf dem Küchentisch, aber bevor er es probieren wollte und damit sich selbst beweisen konnte, dass er wirklich alles konnte, was er wollte, räumte er noch auf. Spülte ausnahmsweise wirklich alles ordentlich ab und verstaute es wieder, vernichtete seine Spuren, die er hinterlassen hatte und räumte die Vorräte wieder weg. Erst, nachdem das erledigt war, klopfte er sich noch die Hose ab, drehte sich um, um sein wunderschönes Soufflé endlich zu verspeisen – und erstarrte. Denn: das Soufflé war nicht mehr auf dem Tisch. Er wurde bleich und fühlte sich furchtbar dämlich, denn: Das Soufflé war nicht etwa einfach verschwunden, es war in Farins Hand. Der Blonde saß auf einmal ganz entspannt am Küchentisch, die Süßspeise in der einen und einen Löffel in der anderen Hand. Und aß das Soufflé. Das Soufflé. Belas Soufflé. Das Soufflé, mit dem er sich beweisen wollte, dass er das doch konnte und das jetzt gerade dazu führte, dass er sich nicht sicher war, ob er am liebsten vor Scham im Boden versinken wollte oder dem Blonden eine reinhauen sollte, weil der sich hier rein schlich und gerade drauf und dran war, sein Ergebnis der mühsamen Stunden hier in der Küche zu essen! Und das ganz entspannt! Er entschied sich für ein Mittelding, indem er die Hände in die schmalen Hüften stemmte und den Blonden böse ansah. „WAS tust du da, Jan?? Das ist meins!“, stellte er klar, aber davon ließ der andere sich wenig beeindrucken. Er sah nur kurz zu Bela hoch und zuckte die Schultern. „Ich weiß...“, kam es gelassen zurück und er steckte sich noch einen Löffel voll in den Mund. „Äh... gut. Dann gib es zurück!“, forderte der Schwarzhaarige jetzt etwas überfordert und streckte die Hand nach der Schüssel aus, die mittlerweile leider schon fast leer war. Es lohnte sich also fast nicht mehr, darum zu kämpfen, aber es ging ums Prinzip! „Nein.“, kam es wieder so gelassen und Farin schenkte ihm ein Lächeln, aß noch einen Löffel voll. Und stieß Bela damit irgendwie vor den Kopf, da er seinen Freund so einfach nicht kannte. „Es ist sehr gut, ehrlich. Hast du das echt nur gemacht, weil wir sagten, du könntest nicht kochen?“, fragte der Blonde jetzt weiter, während er den letzten Löffel voll aus der Schale kratzte und Bela leise darüber wimmerte. Bela sah Farin ganz genau, wie der die Schüssel leerte zu und sah den letzten Löffel jetzt fast schon flehentlich an. „Ja... hab ich, ja... Bitte, lass mich auch probieren! Bitte!“, bat der jetzt echt unsicher klingend. Er war sich aber auch nicht sicher, ob Farin den jetzt nicht auch noch aß. Schließlich war der Blonde heute so anders als sonst, dass es ihn nicht einmal sonderlich wundern würde. Aber... er wusste nicht warum, aber er wollte nicht. Er wusste jetzt zwar, dass es schmeckte, das sah man Farin ja an und der hatte das auch gesagt, aber er wollte das Ergebnis seiner Arbeit gern kosten. Der Gitarrist sah den letzten Löffel kurz an, sah dann zu Bela hoch, der auf ihn zu getreten war und ihn flehentlich ansah, ehe er sich die letzte Portion ganz lässig in den Mund steckte. Und Bela damit ein Geräusch irgendwo zwischen traurigem Wimmern und vorwurfsvollen Jammern entlockte. Aber der Schlagzeuger bekam nicht die Möglichkeit, wütend, verletzt oder sauer auf den Blonden zu sein, denn der zog ihn jetzt am T-Shirt-Kragen zu sich runter, immer noch so unnatürlich gelassen und routiniert. Er steckte ihm einen Daumen in den Mund und brachte ihn so dazu, selbigen zu öffnen, ehe er ihm erschreckend nahe kam und den Löffel voll Soufflé, den er gerade im Mund hatte, in Belas laufen ließ, der das mit großen Augen über sich ergehen ließ. Und trotzdem nicht umhin kam, wenigstens ganz kurz zufrieden festzustellen, dass das Soufflé wirklich gut schmeckte. Aber, nicht das es reichen würde, von seinem besten Freund gerade auf diese doch untypische Art und Weise gefüttert zu werden, der Blonde setzte noch einen drauf. Denn kaum, dass die süße, braune Flüssigkeit den Besitzer gewechselt hatte und Bela sich gerade zurück ziehen wollte, zog er noch ein bisschen fester an dessen Kragen, hielt ihn so unten und küsste den Kleineren. Presste die Lippen auf die schmalen seines Gegenüber und drang mit der Zunge ohne viel Federlesen in dessen Mundhöhle ein. Und was dann als nächstes passierte, verwunderte nicht Bela, sondern Farin: der Kleinere legte mit einem Mal die Arme um seinen Nacken, drückte sich irgendwie... unsicher gegen ihn und erwiderte den Kuss so sehnsuchts- und hingebungsvoll, dass der Blonde erschauerte. Und zum ersten Mal an diesem Tag seine Mauern fallen ließ, alle seine Gefühle in den Kuss legte und sich fast sicher war, dass Bela verstand... … verstand, was er sagen wollte, ohne es zu sagen... //Ich liebe dich...// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)