Rainy Days von Tei ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Unruhig tigerte Heath auf dem überdachten Flur auf und ab, während er auf sein Handy starrte und sein Daumen von der grünen Hörertaste zur Roten und wieder zurück zur Grünen wanderte. Er bekam nicht wirklich mit, wie auf einem nahen Hochgleis ein Zug vorbeiratterte und Menschen in den nahegelegenen Geschäften ihre Einkäufe tätigten, während sie ameisengleich umher wuselten. Es regnete sanft vor sich hin, doch das war dem Bassisten von X JAPAN bis jetzt noch gar nicht aufgefallen. In seinem Kopf herrschte nur ein Gedanke: Anrufen oder nicht anrufen – das war hier die Frage! Ihrem Sänger Toshi hatte er eigentlich versprochen nichts zu sagen, aber so wie sich die Lage immer weiter entwickelte, war er sich nicht sicher, ob das wirklich noch die richtige Entscheidung war. Er würde sich bedeutend wohler in seiner Haut fühlen, wenn ihr Leader, YOSHIKI, Bescheid wusste. Dieser kannte schließlich Gott und die Welt und würde die momentane Situation sicherlich besser meistern als er. Überdies müsste er dann nicht jedes Mal höllisch aufpassen, dass er nicht ausversehen doch etwas ausplapperte. Er war einfach nicht für Heimlichtuereien geschaffen – für die Musik und die Bühne, ja, aber nicht für irgendwelche hochbrisanten Geheimnisse, die niemand erfahren durfte! „Sorry, Toshi, aber es ist besser so…“ Damit hatte er auf „Wählen“ gedrückt und wartete, dass sein Anruf entgegen genommen wurde. Die einzige Person, die ihm jedoch antwortete, war Yoshikis Mobilbox. Genervt legte er auf und suchte die Nummer vom Studio in LA heraus. Was nützte es ihm, die private Handynummer von dem Schlagzeuger zu haben, wenn der sein Mobiltelefon nicht an hatte, beziehungsweise mal wieder vergessen hatte, es aufzuladen. Seufzend wartete er darauf, dass bei Extasy Records in Los Angeles jemand ans Telefon ging und wurde nach wenigen Freizeichen auch direkt von einer weiblichen Stimme auf Englisch begrüßt: „Extacy Records, Tracy speaking. How may I help you?“ „Englisch… Yoshiki, warum kannst du dir keine verfluchte Sekretärin zulegen, die Japanisch spricht?!“ „Eeh… Heath here… from X JAPAN. Eeh… I want to speak to Yoshiki”, kratzte der Bassist sein Englisch zusammen und hoffte, dass jene Tracy ihn einfach direkt durchstellen würde und er wieder Japanisch reden konnte. „One moment please!“ Es ertönte die Standartwarteschleifenmusik und Heath ging weiter auf und ab. „Ja?“, erklang es schließlich auf Japanisch, gefolgt von einem Englischen „No, you fucking are making it wrong!“ „Stör ich?“ Selbst mit seinen geringen Englischkenntnissen konnte der Bassist sagen, dass Yoshiki die englische Sprache gerade durch den Reißwolf gedreht hatte – etwas, dass er nur dann tat, wenn er sich in Rage redete und die Dinge nicht so liefen, wie sie sollten. „Ach, ich ärger mich nur mit den Technikern rum, die nichts – aber auch wirklich gar nichts – auf die Reihe kriegen! Was gibt’s?“ Sein Gesprächspartner klang hektisch und nicht wirklich bei der Sache. „Du musst sofort nach Japan zurückkommen!“ „Heath, ich steck bis zum Hals in Deadlines, weil ich wegen der ständigen Pendelei zwischen Klinik und Reha kaum zu was komme. Ihr seid alle erwachsen und habt notfalls das Management noch da – ich hab echt keine Zeit zum Babysitten!“ Jener wollte gerade etwas darauf erwidern, als Yoshiki wieder jemanden auf Englisch anblaffte: „What the fucking hell?? Are you trying to piss me off?!“ Im nächsten Moment hörte er nur noch ein gleichmäßiges Tuten und starrte auf sein Display. Aufgelegt… er hatte einfach aufgelegt! Augenblicklich ging Heath auf Wahlwiederholung und hatte direkt wieder Tracy am Apparat, die auswendig die Begrüßung herunter ratterte. Diesmal ließ er sie jedoch gar nicht bis zum Ende ausreden, sondern fiel ihr direkt ins Wort. „Heath again. Yoshiki please!“ Der Ältere würde ihm zuhören, ob er nun wollte oder nicht. „One moment please!“ Es dauerte nicht lange und er hatte erneut den Drummer am Hörer, doch bevor dieser nur die Möglichkeit hatte, sich zu melden, hatte der Bassist schon angefangen zu reden: „Mir ist es ehrlich gesagt gerade scheißegal, in wie viel Arbeit du versinkst! Du bewegst gefälligst augenblicklich deinen Arsch hierher und kümmerst dich um deinen besten Freund und sorgst dafür, dass es ihm wieder besser geht, bevor hier alles den Bach runtergeht und wir X an den Nagel hängen können!!“ „Toshi?“ Zum ersten Mal schien es als hätte Heath seine volle Aufmerksamkeit, sodass er den Grund seines Anrufes in Kurzfassung erklärte. Dies reichte aus, dass der andere alles stehen und liegen ließ, um seinen Privatjet startklar zu machen und so schnell wie möglich nach Japan zurückzukehren. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folg… Ich hoffe, der Prolog hat euch gefallen und neugierig auf das nächste Kapitel gemacht ;) Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. würde ich mich natürlich freuen! Revelation ---------- @ Terra-gamy: Danke! :) Ehrlich gesagt… die richtigen Bilder zu finden ist irgendwie immer am schwierigsten… @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Wusstest du noch nicht, dass ich Gedanken lesen kann?? ;) Die Bilder von Yoshiki und Toshi sind aus Zeitungsartikeln – das von Yoshiki ist von 2009 oder so und das von Toshi ist ziemlich aktuell. Soll ich sie dir per ENS in Originalgröße schicken? @ Asmodina: Schnell genug? ;) @ JaeKang: Wär ja langweilig, wenn ich im Prolog schon alles verraten würde! ;) Außerdem hatte ich mal wieder Lust auf „Leser quälen“ – konnte ich schon so lange nicht mehr machen :) @ green-psyche: Na dann hab ich mir die Messlatte ja schön hoch gelegt… ;) Tracy? Ist die nicht stets am anderen Ende des Hörers, wenn man irgendwo anruft und es eigentlich schnell gehen soll? @ Kaoru: Naja, irgendwer muss ihm ja den Kopf zurechtrücken… und wenn hide nun mal gerade tot und Toshi verhindert ist… dann muss eben der gute Heath herhalten (notgedrungen) ;) @ all: Wow, ich bin ja ganz überwältigt von eurem Feedback (nicht dass ich mich beklage)! Okay, lange Rede, kurzer Sinn: hier ist das erste Kapitel: •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Heath stand vor der Fensterfront des Wohnraumes von Yoshikis Apartment in Tokyo. Eigentlich war es ein Penthouse, das zum selben Gebäudekomplex gehörte wie die Räumlichkeiten von Extasy Records und der Japan Music Agency, doch der Pianist benutzte es nur sehr selten – meist dann, wenn er keine Zeit hatte, zu seiner Villa am Stadtrand hinauszufahren. Weitaus häufiger wurde es jedoch von engen Freunden des Schlagzeugers verwendet, wenn diese in Tokyo waren. Noch immer regnete es und der Bassist fuhr einen Regentropfen nach, der die Scheibe herunter rann. Bei ihrem Telefonat hatte Yoshiki vorgeschlagen, ein paar seiner Bodyguards zu Toshis Wohnung zu schicken, wo sich Heath mit dem Sänger aufgehalten hatte, um sie zu seinem Penthouse zu eskortieren, damit sie in Sicherheit wären, da dieses einem Hochsicherheitstrakt glich. Es hatte nicht lange gedauert und acht Mitarbeiter von der Security waren erschienen, um sie abzuholen. Dass er sein Versprechen gebrochen hatte, hatte er Toshi nicht gesagt, aber er ging davon aus, dass dieser es ahnte. Weshalb sonst sollten sie wohl von YOSHIKIs Bodyguards beschützt und in YOSHIKIs Wohnung gebracht werden? Direkt nach ihrer Ankunft hatte sich der Sänger in eines der Schlafzimmer verzogen und seither hatte Heath ihn nicht mehr gesehen. Er vermutete, dass er schlief – etwas, dass er in letzter Zeit extrem häufig tat. Patas Rekord hatte er schon locker geschlagen! Seufzend wandte er sich vom Fenster ab und setzte sich auf die weiße Ledercouch. Auch wenn der Besitzer des Apartments nur selten viel Zeit hier verbrachte, spiegelte es doch seinen bevorzugten Einrichtungsstil wieder: klare Linien ohne viel Schnick Schnack, hauptsächlich Schwarz und Weiß, gelegentlich von einzelnen Farbakzenten unterbrochen. Vom Glastisch angelte sich Heath die Fernbedienung für den Flatscreenfernseher, welchen er einschaltete, und zappte durch die Programme. Er streifte die Hausschuhe, die er trug, von seinen Füßen und legte seine Beine auf das Sofa, auf dem er es sich bequem machte. In den letzten Wochen war so viel passiert, dass es gut tat, einfach ausspannen zu können und zu wissen, dass nichts passieren würde, weil es eine ganze Armada von Bodyguards gab, die auf ihn, aber vor allem auf Toshi, aufpassten und sicher stellten, das niemand Unbefugtes Zutritt erhalten würde. Und so wie er Yoshiki einschätzte, bedeutete „unbefugt“ im Moment, solange der Drummer nicht mehr wusste, alle außer ihm selbst. Nur am Rande bekam der Bassist mit, wie seine Augen immer schwerer wurden und die Anstrengungen der letzten beiden Monate immer mehr ihren Tribut zollten. Das nächste, das er wusste, war, dass ihn jemand wachschüttelte und ungeduldig seinen Namen nannte. Er hatte keine Ahnung, weshalb er seine Lider wieder öffnen sollte und eigentlich hatte er auch gar keine Lust darauf, schließlich war es gerade so schön bequem. „Hiroshi!“ Jener ignorierte seinen Namen, quietschte dafür aber im nächsten Augenblick erschrocken auf und fuhr hoch, als etwas Eiskaltes und Feuchtes zunächst seinen Nacken und schließlich seinen Rücken herunterrutschte. „Yoshiki!“ Nun hellwach blickte er den anderen vorwurfsvoll an, der einen leeren Eiswürfelbehälter in der Hand hielt, während er selbst den ehemaligen Inhalt, zum Teil schon geschmolzen, aus seinem Hemd fischte. „Das ist arschkalt!“ „Dafür bist du endlich wach!“, konterte der Ältere und stellte den Behälter auf den Tisch. „Wie spät ist es eigentlich?“, wollte dieser wissen und streckte sich, während er herzhaft gähnte – als Nebeneffekt traten noch ein paar weitere Eiswürfel zu Tage. „Zwei oder drei Uhr in der Früh…“ „Und da weckst du mich??“ „Du hast gesagt, ich soll asap herkommen – außerdem will ich endlich die ganze Geschichte hören! Wo steckt eigentlich Toshi??“ Yoshikis Geduldsfaden war momentan nicht wirklich dick und stabil, da er eigentlich im Studio sein und arbeiten müsste, weil er verschiedene Deadlines einzuhalten hatte. Normalerweise würde er sich darum keine Sorgen machen, aber durch seinen Krankenhausaufenthalt im Sommer, sowie den ständigen Kontroll- und Physiotherapieterminen, hinkte er deutlich im Zeitplan hinterher. Hinzu kam, dass er durch die anhaltende Taubheit seiner linken Hand nicht voll einsatzfähig war und nicht so arbeiten konnte, wie er es gewohnt war und es wollte. Hätte Heath ihm nicht gesagt, dass es um Leben oder Tod ginge, hätte er sich wohl kaum die Mühe gemacht, nach Japan zu fliegen. „Wahrscheinlich im ersten Schlafzimmer – hat sich dorthin verkrümelt, kaum, dass wir hier waren…“ „Also? Was genau ist passiert?“ „Lange Geschichte. Sehr lange Geschichte.“ „Das sagtest du am Telefon schon…“ Yoshiki entledigte sich seiner Lederjacke, welche er über die Lehne legte und setzte sich dann im Schneidersitz auf einen Sessel, der der Couch, auf der Heath saß, gegenüber stand. „Inwieweit bist du über Toshis Soloaktivitäten auf dem Laufenden?“, wollte der Bassist wissen und fischte den hoffentlich letzten Eiswürfel aus seinem Hemd. Anstatt ihn jedoch zu den anderen in den Behälter zu legen, nahm er ihn in den Mund und lutschte darauf herum. „Nicht wirklich…“, entgegnete der Pianist und fand plötzlich großes Interesse an dem weißen Flokatiteppich, der in der gesamten Sitzecke den schwarzen Marmorboden bedeckte. Alles was in irgendeiner Art und Weise mit Masaya und Home of Heart zu tun hatte, war zwischen den beiden mehr oder weniger ein Tabuthema. Als sie sich einander wieder angenähert hatten, hatten sie versucht, auch darüber zu sprechen, doch es hatte stets im Streit geendet, sodass sie es schließlich einfach ignorierten und übergingen, da keiner von beiden gewillt gewesen war, deswegen ihre wieder aufkeimende und noch sehr fragile Freundschaft zu gefährden. „Was meintest du eigentlich damit, dass die Sektentypen hinter euch her wären?“ „Eins nach dem anderen, okay? Es ist so schon kompliziert genug…“ „Okay, dann erzähl der Reihe nach“, gab sich Yoshiki geschlagen und spielte mit den Klettverschlüssen der Handgelenksbandage, die er an der linken Hand trug. „Gut…! Also, es ist so, dass Toshi mit T-Earth, Solo oder zusammen mit Wanku eine Single nach der anderen veröffentlich hat, ständig von einem Fanmeeting oder Konzert zum nächsten gehetzt ist, etc. blabla. Im Grunde eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was wir momentan mit X machen… vor etwa zwei Monaten hat Toshi plötzlich angefangen über Schmerzen in den Seiten im Bereich des Brustkorbes zu klagen…“ „Davon hat er nie was gesagt, wenn wir telefoniert haben…“, sagte Yoshiki mehr zu sich selbst. „Die ersten Wochen hat er es abgetan und ignoriert, weil er mit den ganzen Soloprojekten so viel zu tun hatte… aber irgendwann ist es immer schlimmer geworden, doch der Arzt zu dem ihn Masaya gebracht hat, wusste auch nicht, woran es lag. Er hat Toshi Schmerztabletten verschrieben und danach hat er weitergearbeitet…“ „Ist er zu einem anderen Arzt gegangen?“ Gedanklich ging der Drummer schon einmal die Liste seiner eigenen Ärzte durch und überlegte, ob da einer dabei war, der dem Sänger helfen könnte. „Wann hast du das letzte Mal mit Toshi telefoniert?“, überging Heath die Frage. „Telefoniert… er hat mir vor zwei Wochen eine kurze Mail geschrieben, wollte wissen, wie es mir geht… aber telefoniert? Ist sicherlich schon wieder einen Monat her… ich hab ein- zweimal versucht, ihn anzurufen, hatte aber nur die Mailbox…“ „Toshi hat vor etwa einen Monat seine Stimme verloren…“ „WAS?!“ Der Schock darüber stand ihm selbst mit Sonnenbrille ins Gesicht geschrieben. „Sie war einfach plötzlich weg und als sie nach mehreren Tagen auch noch nicht wieder zurückgekommen war, bin ich mit ihm ins Krankenhaus gefahren, weil die Schmerzen in seiner Brust auch immer schlimmer wurden. Die Ärzte dort haben alle nur möglichen Tests und Untersuchungen gemacht und ihn stationär dortbehalten. Das hat allerdings HOH nicht wirklich gefallen, denn einen Tag später sind Masaya und Kaori dort aufgekreuzt und wollten Toshi wieder mitnehmen, obwohl die Ursache noch immer ungeklärt war. Seine Ärzte haben sie dorthin geschickt, wo der Pfeffer wächst…“ „Was ist rausgekommen? Was ist mit Toshis Stimme??“ „Er leidet unter Interkostalneuralgie, aber das ist eigentlich keine Krankheit, sondern nur ein Symptom, kann aber auf Stress zurückgeführt werden. Dasselbe gilt für den Stimmverlust – es gibt keinerlei körperliche Ursachen dafür.“ „Also ist es psychisch…“ Yoshiki war aufgestanden und lief auf und ab, während er irgendwelche Dinge in seinen nichtvorhandenen Bart murmelte und die Hände zu Fäusten geballt hat „Das ist alles deren schuld! Warum hat Tosh nie auf mich gehört?? Die machen ihn kaputt!!“ „Setz dich hin, Yoshiki, das ist nämlich erst die halbe Geschichte.“ „Was ist mit Toshis Stimme? Ist sie inzwischen wieder zurückgekommen?“ „Nein, stumm wie ein Fisch“, antwortete Heath und schüttelte den Kopf, „und ich glaube auch nicht, dass sie zurückkommen wird, solange er hier ist. Weißt du, er war für knapp drei Wochen im Krankenhaus und immer wieder wollten die von HOH ihn rausholen, aber seine Ärzte haben das verboten und ihnen jeglichen Umgang mit ihm untersagt. Ich schätze, in diesen drei Wochen stand er das erste Mal seit langem nicht unter ihren Einfluss und mit der Zeit hat er realisiert, dass sie ihn eigentlich die ganze Zeit über nur als Marionette und kostengünstiges Maskottchen benutzt haben.“ Hinter seiner Sonnenbrille sah Yoshiki den Bassisten aus großen Augen an und versuchte die gerade erhaltenen Informationen zu verarbeiten. So wie Heath das sagte, klang es fast, als wäre sein bester Freund doch endlich zur Vernunft gekommen… „Tosh hat sich von HOH getrennt?!“ „Er will, aber die wollen ihn natürlich nicht gehen lassen. Seit er aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, ist Kaori mehrmals aufgetaucht, genauso Masaya und noch ein paar andere Typen. Einmal bin ich mit Toshi zum Einkaufen gegangen und als wir zurück in seine Wohnung gekommen sind, standen die auf einmal im Wohnbereich! Das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen… keine Ahnung, wie lange es gedauert hat, bis ich die endlich wieder draußen hatte, aber danach hab ich erst einmal das Schloss austauschen lassen.“ Heath beobachtete den Älteren, dem man nur zu deutlich ansehen konnte, dass er vor Wut zitterte. Einen Teil dessen, hatte er ihm schon am Telefon erzählt gehabt, weshalb Yoshiki dann auch gemeint hatte, dass es besser wäre, wenn seine Bodyguards sie in sein Apartment brächten. „Was noch?“ „Willst du alles hören, was mir Toshi so erzählt hat, beziehungsweise, was ich mir so zusammengereimt habe?“ „Alles!“ Es tat weh, dass Heath so viel wusste, von dem er selbst heute zum ersten Mal hörte. Warum hatte ihn niemand informiert? Gut, Heath hatte am Telefon gesagt, dass Toshi eigentlich nicht wollte, das er etwas sagte, aber trotzdem…! Sie waren doch Freunde, sie kannten sich beinahe ihr ganzes Leben lang… Auch wenn er alles was mit Home of Heart zu tun hatte, nicht guthieß, so hätte ihn das doch nicht daran gehindert, dem anderen zu helfen, wenn dieser Probleme hatte – dafür waren Freunde schließlich da! „Toshis Ehe ist mehr oder weniger eine Farce – Kaori lebt schon jahrelang bei Masaya. Alles was sie in ihrem Blog geschrieben hat, ist totaler Quatsch. Die Duette mit ihr waren gegen seinen Willen… außerdem hat sie seit Jahren dafür gesorgt, dass sie und Masaya in Saus und Braus leben können, indem sie so gut wie jegliches Geld abgezapft hat – die Tantiemen von X Japan, einfach alles. Von den ganzen Veröffentlichungen unter HOH sieht er eigentlich auch nichts. Oftmals kommt er kaum über die Runden… ehrlich gesagt, ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen, wie oft mich Toshi um Geld gebeten hat, mir versicherte, er würde es so schnell wie möglich zurückzahlen, nur um dann Wochen später völlig am Boden zerstört zu mir zu kommen und mich zu fragen, ob ich ihm noch etwas Zeit geben könnte, weil er momentan knapp bei Kasse wäre…“ Er hatte den Satz noch gar nicht wirklich beendet gehabt, da war Yoshiki auch schon aufgesprungen, hatte sich seine Jacke geschnappt und war in den Eingangsbereich gestürmt, wo er den Aufzug rief, indem er mit dem Zeigefinger auf den Knopf einhämmerte und sich dann die Schuhe anzog. „Yoshiki!“ Heath war ihm hinterher geeilt und bekam ihn noch an der Hand zu packen, als er in den Fahrstuhl steigen wollte. „Lass mich los, Heath! Ich bring diese Arschlöcher um! Ich bring sie um!!“, tobte er und versuchte sich loszureißen. Da der Bassist günstiger Weise seine linke Hand erwischt hatte, brachte das nicht allzu viel, weil ihm in jener die Kraft und das Gefühl fehlten. „Yoshiki!“ „Ich bring sie um!!“ Der Pianist war noch nie wirklich gut auf Masaya, dessen Kult und auf Toshis Ehefrau zu sprechen gewesen, doch bis jetzt hatte er um ihrer Freundschaft Willen seinen Unmut so gut es ging zurück gehalten. Aber was er heute Nacht erfahren hatte, reichte aus, dass der Hass, den er auf diese Menschen verspürte, ins Unermessliche anstieg. „Yoshiki, beruhig dich, verdammt noch mal!“ Heath drückte ihn mit aller Kraft gegen die mahagoniverkleidete Wand des Aufzuges und hoffte, dass der andere sich wieder einkriegte. Er hatte selten mit einem wütenden Yoshiki zu tun, weil es eigentlich immer Toshi war, der sich dann darum kümmerte, dass er wieder herunterkam – beziehungsweise, früher hatte es auch oft hide getan. „Glaub mir, ich würde das auch nur zu gerne tun, aber das bringt doch nichts.“ „Dann soll die Yakuza das erledigen. Ist mir scheißegal, ob das 1 000 000 oder 1 000 000 000 Yen kostet!“ Der Drummer versuchte Heath irgendwie abzuschütteln, doch dieser hatte definitiv die Oberhand. „So oder so, sobald das rauskommt, richtet dich die Justiz wegen Mordes hin und damit ist keinem und erst recht nicht Toshi geholfen. Gottverdammt, weißt du, weshalb ich mein Versprechen ihm gegenüber gebrochen und darauf bestanden habe, dass du so schnell wie möglich her kommst?“ Heath erhielt zwar keine verbale Antwort, doch Yoshiki hörte auf, sich gegen ihn zu wehren, was man wohl auch als eine annehmen konnte. „Toshi ist ein emotionales Wrack – das Leben, das er 12 Jahre lang geführt hat, hat sich als eine einzige Lüge herausgestellt. Hinzu kommen die Schuldgefühle darüber, dass er weiß Gott wie viele Menschen zu HOH gebracht hat, weil sie ihm gefolgt sind sowie der Psychoterror, den sie nun auf ihn ausüben. Sei es, dass sie ihm ständig auflauern, ihn verfolgen, ihn anrufen, etc. Ich hab getan, was ich konnte, um ihn irgendwie vor diesen Typen zu schützen, aber wen er im Moment wirklich am meisten braucht, bist du. Du bist derjenige, der ihm am nächsten steht!“ Da der Pianist keine weiteren Anstalten mehr gemacht hatte, sofort loszustürmen hatte Heath ihn losgelassen, sodass er nun an der Wand nach unten rutsche und auf dem Boden mit angezogenen Knien saß. „Wenn ich ihm angeblich so nahe stehe, warum weißt du dann all das und nicht ich? Warum warst du dann die ganze Zeit über an seiner Seite und nicht ich?“, fragte Yoshiki leise und nahm die Sonnenbrille ab. Man konnte deutlich sehen, wie sehr ihn dies schmerzte. „Seit ihr euch wieder vertragen habt, seid ihr doch beide immer auf Eierschalen umeinander herumgetanzt und seid jeder noch so kleinen Auseinandersetzung, wenn irgend möglich, aus dem Weg gegangen. Wenn ich ihn danach gefragt habe, weshalb er nicht will, dass ich dir etwas sage, dann hat er immer gemeint, dass du schon genug Stress hast und er dich nicht auch noch belasten will. In Wirklichkeit, denke ich, hatte er Angst vor deiner Reaktion, weil er weiß, was du von HOH und dem ganzen Drumherum hältst…“, entgegnete Heath und setzte sich neben ihn. „Wird er meine Hilfe denn überhaupt wollen?“ „Hast du dich je groß darum geschert, ob Leute das wollen, was du machst?“, konterte der Bassist, lächelte ihn an und verpasste ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „……. Nicht wirklich…“, äußerte Yoshiki schief grinsend und stand auf, um den Aufzug wieder zu verlassen. Dabei zog er sein Handy aus der Hosentasche, klappte es auf und tippte auswendig eine Nummer ein. „Wenn rufst du an?“, wollte Heath wissen, der ihm gefolgt war. „Management“, antwortete der Pianist und kickte die soeben angezogenen Schuhe wieder von seinen Füßen. „Es ist mitten in der Nacht!“ „Und?“, entgegnete der Drummer mit einem Schulterzucken, während er ungeduldig darauf wartete, dass der Manager von X Japan abhob. „Weshalb?“ Statt einer Antwort wurde dem Bassisten nur zu verstehen zu geben, ruhig zu sein, weil sich endlich ein sehr verschlafen klingender Manager von X Japan meldete und von Yoshiki wissen wollte, ob dieser wisse, wie spät es ist. „Irgendwas gegen drei Uhr rum, ist jetzt aber auch egal. Ich will, dass Sie augenblicklich dafür sorgen, dass sämtliche Zahlungen an Toshi eingestellt werden und auf eines meiner leer stehenden Konten umgeleitet wird. ……… Was? Nein, wir haben uns nicht zerstritten und das ist jetzt nicht mein persönlicher Rachefeldzug! Es gibt massive Probleme mit Toshis Management, das ihm Zahlungen vorenthält. Sobald ich weiß, auf welches meiner Konten sein Geld eingeht, verschaffe ich ihm Zugang dazu. ………. Ja, ich habe alles unter Kontrolle. ……… Ach ja, mir wäre es Recht, wenn Toshis Management fortan von allem ausgeschlossen wird, was X Japan betrifft! …….. Was? Nein, keine Sorge, es wird kein Heath reloaded geben, dafür sorge ich schon. ……….. Gut, vielen Dank. Auf Wiederhören!“ „Heath reloaded?“ „Gefällt dir Heath Version 2.0 besser?“, erwiderte Yoshiki und steckte das Handy wieder weg. Der Bassist lachte daraufhin nur, wobei dieses in ein Gähnen überging, und meinte, er würde wohl besser schlafen gehen. Sie wünschten sich eine gute Nacht, wobei der Pianist versprechen musste, sich nicht doch noch heimlich davonzuschleichen, um gewisse Menschen umzubringen, und während Heath unter die kuschelige Bettdecke krabbelte, räumte Yoshiki noch den Eiswürfelbehälter auf und trocknete den Glastisch ab, auf dem sich ein paar Wasserlachen gebildet hatten, weil der Jüngere von ihnen nicht alle Eiswürfel wieder zurück in das Behältnis getan hatte. Nachdem er fertig war, löschte der Drummer die Lichter und schlich dann leise in das Schlafzimmer, in dem Toshi schlief. Zwar schaltete er die Beleuchtung ein, dimmte sie aber augenblicklich herunter, um den anderen nicht zu wecken, der zusammengerollt in der Mitte des Bettes auf der Decke lag. Geräuschlos ging Yoshiki zum Tisch, auf welchen er seine Sonnenbrille und seinen Schmuck legte. Rasch hatte er seine Lederjacke sowie die Handgelenksbandage ausgezogen und tat sie ebenfalls dazu. Danach ging er zum Bett, setzte sich vorsichtig auf den Rand und musterte den Freund aus Kindheitstagen: er sah blass und abgemagert aus und hatte Augenringe, die scheinbar bis in die Kniekehlen reichten. Zögernd streckte er die Hand nach ihm aus und strich erst eine Haarsträhne aus dem Gesicht des anderen, ehe er sanft über dessen Wange fuhr. „Was haben sie nur mit dir getan, Tosh?“, flüsterte er leise und griff mit der anderen Hand nach einer von Toshis. „Ich hätte bei dir sein, dich beschützen müssen… doch stattdessen bin ich ständig in LA… wenn Heath nicht wäre…“ Bedacht, ihn nicht aufzuwecken, legte sich Yoshiki neben ihn und zog ihn zu sich. „Ich verspreche dir, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit sie für all das, was sie getan haben, doppelt und dreifach zurückzahlen müssen!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Ich hoffe, euch hat’s gefallen und ihr tappt nach dem kurzen Prolog nicht mehr ganz so im Dunkeln. Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. würde ich mich natürlich freuen! :) Morning Excitement ------------------ @ Asmodina: Da bist du, glaube ich, nicht die Einzige ;) @ Terra-gamy: *lach* Gebastelt ist der richtige Ausdruck! Oh, und keine Sorge, Scientology kommt auch noch drin vor :) @ green-psyche: Danke für die Lorbeeren, aber dass Toshi seine Stimme verloren hat, ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern entspricht der Wahrheit. Ich liebe es, Fakten mit Fiction zu vermischen und nichts anderes habe ich bei „Rainy Days“ mal wieder gemacht ;) „Heath reloaded“ ist eine Anspielung auf die Probleme mit Heaths Management Anfang 2009, die u.a. zur Absage des Konzertes in Korea geführt haben. @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Das mit „Heath reloaded“ ist eine Anspielung auf die Probleme mit Heaths Management Anfang 2009, die u.a. zur Absage des Konzertes in Korea geführt haben. @ JaeKang: Ich versuch mich, so gut es geht, an Fakten zu halten, aber es gibt auch genügend Zeugs in „Rainy Days“, das auf meinen Mist gewachsen ist, bzw. auf Spekulationen von japanischen Fans beruht^^; @ Kaoru: Grusliger ist es, wenn ich was schreib und Tage später passiert es dann! Hab ich dir schon mal die Asthmastory erzählt? Wenn nicht, stubs mich diesbezüglich nochmal an :) Und nein, ich war nicht dabei *lach*ich recherchier nur gut, bzw. hab gute Quellen ;) @ Yoshiki_Deyama: Ich versuche es so realistisch wie möglich zu halten :) @ all: Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und bevor ich euch hier noch länger ein Ohr abkaue, wünsch ich euch viel Spaß beim nächsten Kapitel! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war früher Morgen, als Yoshiki nach vielleicht drei Stunden Schlaf die Augen aufschlug und direkt in Toshis blickte, der ihm gegenüber lag und ihn anstarrte. „Morgen“, gähnte der Jüngere und rieb sich den Sand aus den Augen, während der andere nicht darauf zu reagieren schien. Gut, ohne Stimme konnte er auch schlecht etwas darauf erwidern. Die Frage war nur, wie sollte er sich mit Toshi verständigen, wenn dieser stumm wie ein Goldfisch war und auch noch Anwandlungen zeigte, ihn wie eben einer anzusehen. Er setzte sich auf, streckte sich und ruckte dann ein wenig an der Halskrause herum, die er seit der OP trug, da es seiner Meinung nach angenehmere Dinge gab, mit denen man schlafen konnte. „Heath hat mir heute Nacht alles erzählt“, erklärte er und ließ sich neben den Sänger zurück in die Kissen fallen. Er drehte sich so, dass er ihn direkt anblicken konnte, in der Hoffnung, wenigstens etwas in seinem Gesicht zu lesen, doch dieses wirkte wie eine Maske. „Ihm tut es wirklich leid, sein Versprechen dir gegenüber gebrochen zu haben, aber er sah keine andere Lösung…“ Es gab Momente, da gefiel es Yoshiki, wenn er reden konnte, ohne dass ihm ständig jemand ins Wort fiel – bei Meetings zum Beispiel – aber im Augenblick würde er sich bedeutend wohler fühlen, wenn Toshi sich auch nur in irgendeiner Art äußern würde. „… und mir tut es leid, dass ich nicht da war… ich hätte bei dir sein müssen, anstatt in LA zu rotieren…“, fügte er leise hinzu und richtete sich wieder auf. „Ich habe heute Nacht noch mit Mashimo-san gesprochen und veranlasst, dass alle Zahlungen auf dein Konto unterbunden werden, damit HOH sich nicht noch weiter unrechtmäßig an deinem Geld bereichert. Es wird auf eines meiner leer stehenden Konten umgeleitet und sobald ich weiß auf welches, werde ich dir uneingeschränkte Zugangsrechte dazu einrichten. Außerdem wird dein Management vom Managementkomitee ausgeschlossen werden, damit sie keine Kontrolle mehr über deine X JAPAN Aktivitäten haben“, erklärte der Pianist und fing dabei an, ohne Punkt und Komma zu reden. Wenn er dies sonst tat, fiel ihm irgendwann stets Toshi ins Wort, um ihn zu unterbrechen, aber nichts dergleichen war der Fall. „Gott Tosh, ich weiß, dass du nichts sagen kannst, aber mach irgendwas, damit ich weiß, dass du mir wenigstens zuhörst und folgst und ich nicht Selbstgespräche führe. Und hör auf, mich wie ein Goldfisch anzustarren! Du weißt, dass die Viecher bei mir keine hohe Überlebensrate haben! Erinnerst du dich noch an den, den ich als Kind hatte? Kouki hat das Glas heruntergeschmissen und aus Angst der Fisch könnte sterben, hat er ihn dann ins Klo getan und aus Versehen herunter gespült. Das arme Kerlchen wurde entweder von einem Haifisch aufgefressen oder hat sich eine Goldfischdame mit ähnlichem Schicksal angelacht!“ Er hatte sich wieder aufgesetzt und gestikulierte wild mit den Händen, während er ohne Luft zu holen sprach. Als er jedoch endlich stoppte, drehte sich Toshi zum Nachttisch und holte sich sein Mobiltelefon, welches dort lag. Das er Yoshiki durch das E-Mailprogramm eigentlich etwas mitteilen wollte, interpretierte dieser jedoch zunächst einmal völlig falsch. „Schön, dann ignorier mich doch! Hab ich Heath doch gleich gesagt… spiel stattdessen halt mit deinem Handy rum!“, schmollte der Schlagzeuger vor sich hin und stand auf, um ins angerenzende Bad zu gehen. Er fühlte sich gelinde gesagt ausgeschlossen – ihrem Bassisten erzählte er alles, aber ihm wurde ein Telefon vorgezogen. Doch er war noch gar nicht an der Tür angekommen, als ihn ein Kissen direkt am Kopf traf. „Hey, was soll -!“, fing er an den Sänger anzublaffen, unterbrach sich aber selbst, als er sah, dass jener ihm das Mobiltelefon hinhielt. Langsam dämmerte ihm, dass Toshi ihm dadurch vielleicht etwas sagen wollte… Folglich ging er wieder zu ihm hin, nahm ihm das Handy aus der Hand und begann die Nachricht zu lesen, die dort stand: „Idiot! Der Fisch wird in der Kläranlage gelandet und dort verendet sein. Und wenn er doch irgendwie ins Meer gekommen sein sollte, dann wird er schon tot gewesen sein, ehe ein Hai auch nur auf den Gedanken hätte kommen können, dass da sein Dessert herumschwimmt. Goldfisch = Süßwasserfisch; Meer = Salzwasser => Goldfisch + Meer = toter Goldfisch“ „Bin kein ‚Idiot‘“, grummelte Yoshiki und gab ihm das Handy zurück, wobei ein Grinsen bereits wieder sein Gesicht zierte, „außerdem weiß ich das! Das hab ich nur gesagt, in der Hoffnung, dass Oberstreber Toshi darauf reagiert – schließlich bin ich ja nicht von Natur aus blond!“ Erneut fing der Sänger an, etwas einzugeben und hielt gleich darauf dem anderen das Display wieder hin: „Da bin ich mir manchmal nicht so ganz sicher… (^.~)“ Mehrere Augenblicke blinzelte Yoshiki nur, ehe er sich mit einem Kampfschrei auf den Freund aus Kindheitstagen stürzte und anfing, diesen aus Rache durchzukitzeln. Lautlos lachend und keuchend versuchte dieser den flinken Fingern zu entkommen, doch da der Jüngere halb auf ihm lag, war daran nicht wirklich zu denken. Somit ging er ebenfalls zur Attacke über und reizte Yoshikis empfindliche Seiten, sodass dieser quietschend und nach Luft schnappend versuchte, Toshis Hände zu fassen zu kriegen. Plötzlich hielt der Sänger jedoch inne, verzog schmerzerfüllt das Gesicht und atmete zischend die Luft ein. „Tosh?“ Augenblicklich ließ der Drummer von ihm ab und rutschte von ihm herunter. Der Angesprochene reagierte jedoch nicht auf ihn, sondern setzte sich nur auf, beugte sich vorne über und presste seinen rechten Unterarm gegen seinen Brustkorb. „Toshi, was ist?“ Besorgt setzte sich Yoshiki vor ihn und versuchte seinen Blick einzufangen, in der Hoffnung, etwas in seinen Augen lesen zu können, doch diese waren vor Schmerz zugekniffen. Es gefiel ihm gar nicht, wie sein bester Freund da vor Schmerzen gekrümmt dasaß und die Luft durch die aufeinander gepressten Zähne einsog und wieder ausstieß. War das diese Inter-irgendwas von der Heath gesprochen hatte? Er hatte gesagt, das würde sich als Schmerz im Brustkorb äußern… doch in der Nacht war so vieles an Informationen auf ihn eingestürzt, dass er gar nicht gefragt hatte, wie genau sich dies äußerte und was man tun konnte. „Ich bin gleich wieder da, okay?!“, versicherte er Toshi, strich kurz beruhigend über dessen Arm und sprang dann auf, um aus dem Schlafzimmer zu rennen. Da er nur Socken trug, schlitterte er eher über den glatten Marmor in Richtung des Raumes in dem ihr Bassist schlief. Hastig öffnete er ohne anzuklopfen die Tür, schaltete das Licht ein und entriss dem noch friedlich vor sich hin schlummernden die Bettdecke. „Heath, wach auf! Mit Toshi stimmt was nicht!!“ „Noch fünf Minuten“, murmelte dieser und vergrub seinen Kopf unter einem der Kissen, welche im nächsten Moment auch schon aus dem Bett flogen und er links und rechts einen deutlichen Klaps auf die Wange erhielt. „Was?“, murrte er und öffnete halb ein Auge. So wie er Yoshiki kannte, war es noch mitten in der Nacht. „Toshi krümmt sich vor Schmerzen und ich weiß nicht, was ich tun soll!“ Gemessen an der Panik in der Stimme ihres Leaders musste es stimmen und sich nicht um einen seiner Scherze handeln, sodass er sich aufsetzte und streckte, um wach zu werden. „Das wird die Interkostalneuralgie sein – aber da kannst du nicht wirklich was machen. Es geht von alleine weg… meistens nach ein paar Minuten, manchmal kann es aber auch eine Stunde oder so anhalten…“ „Eine Stunde?!“ „Man muss abwarten, bis sich die Nerven wieder beruhigt haben“, erklärte der Bassist gähnend, der anfänglich genauso wie Yoshiki reagiert hatte und diesem nun ins andere Schlafzimmer folgte, wo sich Toshi keinen Millimeter bewegt hatte. Es schien ihm noch immer nicht besser zu gehen, was den Pianisten zu tiefst beunruhigte, während der Jüngste im Raum es völlig gelassen nahm, da mit der Situation bereits mehr als vertraut war. „Bleib bei ihm, Yoshiki, ich mach derweil Frühstück“, kommandierte ausnahmsweise einmal Heath und nicht ihr Leader herum und war schon halb wieder aus der Tür. „Wie kannst du an Frühstück denken, wenn Toshi hier halb krepiert!!“ „Toshi gibt schon nicht den Löffel ab – die Nerven müssen nur wieder zur Ruhe kommen und das dauert… und es ist sinnlos, wenn wir hier beide herumstehen. Folglich mache ich Frühstück, außer du hast neuerdings deine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt und Lust mir ein original japanisches Frühstück zuzubereiten“, entgegnete der Bassist und verließ den Raum, um sich rasch anzuziehen und dann in die Küche zu begeben. Seine Kochkünste waren zwar auch nicht die besten, aber immerhin schaffte er es auch ohne eigenen Koch nicht zu verhungern. Unterdessen war Yoshiki vor dem Sänger in die Hocke gegangen, schlang seine Arme um dessen Taille und legte seinen Kopf auf die Oberschenkel des anderen. Es dauerte nicht lange und eine Hand legte sich auf seine Schulter, welche diese leicht drückte, sodass der Pianist aufblickte. „Wie geht es dir Tosh?“ Als Antwort schüttelte jener nur den Kopf und griff nach seinem Handy, welches neben ihm lag. „Du machst dir zu viele Sorgen…!“ „Dann weißt du ja, wie es mir mit dir immer geht“, entgegnete der Drummer grinsend und legte seinen Kopf wieder auf die Beine seines besten Freundes. „Außerdem… was anderes kann ich ja, nach allem, was ich heute Nacht erfahren habe, kaum machen!“ Er schloss die Augen und atmete tief ein, wobei er den so vertrauten Geruch des anderen wahrnahm. „Weißt du, einiges der letzten Stunden hat mich daran erinnert, wie es damals bei hide war, als… der plötzliche Anruf, dass ich mich in LA völlig abgeschottet und nichts mitgekriegt hatte… wenn ich damals nicht aus Japan fortgegangen wäre, dann würde hide vielleicht noch… ich hätte hier sein und dich beschützen müssen… ich hätte nie zulassen dürfen, dass es überhaupt so weit kommt!“, flüsterte er leise und kuschelte sich an den anderen. Die Nähe und Wärme tat ihm gut und erinnerte ihn daran, dass nicht alles so war, wie im Mai 1998. Seufzend verdrängte er die aufkommenden Gedanken an den verstorbenen Gitarristen und schreckte leicht auf, als Toshi ihn an der Schulter antippte. Er öffnete die Augen und sah sich direkt einem leuchtenden Handydisplay gegenüber. „Hör auf, solchen Schwachsinn zu reden! … es hätte keinen Unterschied gemacht, ob du hier gewesen wärst oder nicht…“ „Doch! Ich hätte verhindern können, dass du deine Stimme verlierst… und dass du diesem Psychoterror so lange ausgesetzt bist – Heath hat erzählt, dass sie dir überall auflauern, sogar in deine Wohnung eingedrungen sind!“ „Es hätte nichts geändert, Yosh… wahrscheinlich musste ich erst das wichtigste in meinem Leben verlieren, um mir bewusst zu werden, dass ich 12 Jahre lang eine Lüge gelebt habe…“ „Ich hätte schon eine Möglichkeit gefunden, um zu verhindern, dass mein Goldkehlchen erst zu einem Goldfisch werden musste, um sich der Realität bewusst zu werden!“, entgegnete Yoshiki trotzig und sah Toshi mit vorgeschobener Unterlippe an. „Und wie? Wir haben beide das Thema gemieden, wo es nur ging…!“ „Hör endlich auf, mir ständig zu widersprechen!“, äußerte der Pianist und schnappte sich das Handy, ehe der Sänger eine weitere Antwort schreiben konnte. Dieser schüttelte über das leicht kindische Verhalten des jüngeren Freundes nur den Kopf, löste diesen von sich und stand auf, um Richtung Tür zu gehen. Das Stechen in seiner Brust war soweit abgeklungen, er war hungrig und Heath durfte eigentlich langsam fertig sein mit dem Frühstück. „Wo willst du hin, Tosh? Geht es dir überhaupt schon wieder so gut, dass du aufstehen kannst? Vielleicht solltest du lieber im Bett bleiben…!“ Angesichts der übertriebenen Besorgnis rollte er nur die Augen und imitierte mit Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand Stäbchen, die er zum Mund führte, um zu verdeutlichen, dass er zum Frühstück wollte. Leider missinterpretierte Yoshiki dies einmal wieder völlig. „Du willst eine rauchen gehen? Seit wann qualmst du? Das ist doch nie im Leben gut für deine Stimmbänder!“ Der Drummer war aufgestanden und zu ihm gekommen, um ihn von dieser Schnapsidee abzubringen, als Toshi einen weiteren Versuch startete, ihm klar zu machen, was er wollte, indem er so tat, als würde er auf seinen Fingern herum kauen. Allerdings schien Yoshiki auch diesmal nicht zu verstehen, was er sagen wollte, da er ihn nur extrem verwirrt anschaute. Die ganze Situation wäre natürlich deutlich einfacher, wenn dieser einfach das Handy rausrücken würde, anstatt es in seine Hosentasche zu stopfen. „Entweder willst du dich selbst aufessen oder aber… … an einem Schwanz knabbern?!?!“ Alles in dem Sänger wollte mit dem Kopf gegen die nächste Wand schlagen, aber es wäre wohl einfacher, wenn er sein Mobiltelefon wieder hätte, sodass er sich für letzteres entschied und zum Frontalangriff überging. Natürlich deutete Yoshiki dies erneut falsch und war von der Aussicht gar nicht begeistert – erst recht nicht, als Toshi ihn mit einer Hand am Hosenbund festhielt und mit der anderen versuchte, in die Hosentasche zu kommen. Da seine Jeans jedoch sehr enganliegend war und er extrem herum zappelte, war dies nicht so einfach. „Tosh, lass das! Auch wenn wir uns als Kinder mal ‚geküsst‘ haben, heißt das nicht, dass…“, setzte der Pianist an, während er auf die Schultern des anderen einschlug, wurde jedoch von Heath unterbrochen, der den Kopf zur Tür hereinstreckte und verkündete, dass das Essen fertig sei. „Ähm… stör ich euch gerade bei was?“ „Toshi will mich vergewaltigen“, erklärte der Drummer, nur um im nächsten Moment von dem Genannten das Handy unter die Nase gehalten zu bekommen und dann zusehen zu können, wie dieser lediglich zwei Kanjis eintippte und es ihm erneut zeigte. „Frühstück“, las Yoshiki die beiden Kanjis laut vor und sah ihn dann wieder an, „du wolltest die ganze Zeit frühstücken gehen??“ Statt irgendeiner Antwort erhielt er nur ein scharfes Nicken und im nächsten Augenblick war der Sänger auch schon aus dem Schlafzimmer verschwunden, während Heath hinter vorgehaltener Hand vor sich hin kicherte. „Was?“, wollte Yoshiki leicht gereizt von ihm wissen, da es ihn anfing zu nerven, nicht genau zu wissen, was Toshi von ihm wollte. „Wenn du ihm auch das Handy wegnimmst…“ „Er sollte endlich aufhören, mir zu widersprechen!“ „Und was dachtest du, das er dir sagen wollte?“ „Entweder, dass er eine Rauchen wollte, dass er sich selbst aufessen will oder aber, dass er an einem Schwanz rumknabbern will und als er mir dann plötzlich an die Wäsche wollte…!!“ Anstatt für seine Verständigungsprobleme jedoch in irgendeiner Art Mitleid zu erhalten, wurde er von seinem Bassisten nur ausgelacht, der sich über seine Fehlinterpretationen köstlich amüsierte. „Nimm ihm das Handy nicht weg oder hast du ihn früher geknebelt, wenn dir seine Meinung nicht gefallen hat?“ „Natürlich nicht, aber du bringst mich da auf eine Idee, wie ich dich zum Schweigen bringen könnte!“, erwiderte Yoshiki, funkelte ihn an und folgte dann seinem besten Freund, während sich Heath ihm, noch immer glucksend, anschloss. „Ich hätte dich schon viel früher holen sollen – ihr beide seid besser als Downtown!“ (1) „Und du nerviger als Hamada!“ Wenig später saßen alle drei schweigend am Tisch und schlürften genüsslich die Misosuppe, die Heath gekocht hat. Nachdem Yoshiki seinen Staff tags zuvor darüber informiert gehabt hatte, dass das Apartment wieder bewohnt werden würde, waren sie zum Glück einkaufen gegangen und hatten sämtliche Vorräte aufgefüllt, sodass es ein leichtes war, ein typisch japanisches Frühstück mit Umeboshi, Misosuppe, Reis, eingelegtem Gemüse und geräucherten Fisch zuzubereiten. Die Idylle hielt jedoch nicht lange, da eine von Yoshikis persönlichen Assistentinnen in das Penthouse kam und darum bat, mit ihm unter vier Augen sprechen zu können. Er entschuldigte sich und ging mit ihr ins Arbeitszimmer, nur um zu erfahren, dass gestern Abend, sowie heute Morgen schon mehrmals Leute von HOH angerufen und verlangt hatten, mit Toshi zu sprechen. „Lassen Sie keine Anrufe durchkommen und wenn das so weiter geht, dann informieren Sie die Anwälte, um rechtliche Schritte gegen sie zu unternehmen.“ Er gab ihr noch ein paar weitere Anweisungen und wurde dann von ihr wieder alleine gelassen, während er es sich in seinem Bürostuhl bequem machte, aus einem versteckten Geheimfach einen kleinen Schlüssel herausholte und damit eine Tür vom Tisch aufschloss. Dahinter verbarg sich ein Safe, den er mit einer Zahlenkombination öffnete und ein kleines Adressbuch daraus zu Tage förderte. Rasch blätterte er es durch und hatte schnell die Nummer gefunden, die er gesucht hatte. Er gab sie ins Telefon ein und wartete, dass sich jemand meldete. „Yoshiki hier – könnten Sie bitte so schnell wie möglich zu Extasy Records kommen? Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.… Ja, das geht in Ordnung…. Wie üblich…. Ja? Gut, bis später.“ Kaum dass er aufgelegt hatte, klopfte es an der Tür, die gleich darauf von Heath geöffnet wurde. „Was machst du?“, wollte dieser interessiert wissen, während der Drummer rasch das kleine Büchlein zuschlug und wieder im Safe wegsperrte. Es ging niemanden etwas an, was für ein Treffen er da vereinbart hatte. „Nichts wichtiges, nur etwas geschäftliches“, antwortete er und stand auf. „Hörst du jemals auf, dir den Kopf über das Zeugs zu zerbrechen?“ „Das ‚Zeugs‘ ist zum Teil unser aller Einkommen“, entgegnete Yoshiki und ging wieder zum Esstisch, doch dieser war leer. „Wo ist Tosh?“ „Hat sich wieder ins Schlafzimmer verkrümelt – seit sie bei ihm in die Wohnung eingedrungen waren und diesen ganzen Psychoterror gestartet haben, hat er sich völlig zurückgezogen…“, erklärte Heath und begann den Tisch abzuräumen, während Yoshiki sich über den übriggebliebenen Fisch hermachte. „Wie kommt es, dass sie nicht auf seinem Handy anrufen?“ „Versuchen sie garantiert, aber nach und nach habe ich einfach alle Nummern blockiert“, antwortete der Bassist grinsend, „und ohne Stimme kann Toshi eh nicht telefonieren, weshalb er jegliche Anrufe inzwischen sowieso ignoriert.“ Rasch hatte er das Geschirr im Geschirrspüler verstaut, während der Pianist sich gegen den Tresen lehnte und aus dem Fenster starrte. Die Situation war vertrackt – so viel stand fest. Doch wie genau er da ins Bilde passte, konnte er nicht sagen, schließlich wusste Heath viel besser über alles Bescheid und schien auch deutlich weniger Kommunikationsprobleme mit Toshi zu haben, während er nur darauf los raten konnte und dabei nicht unbedingt eine hohe Trefferquote aufwies. Früher, bevor alles den Bach hinuntergegangen war, wäre dies anders gewesen – da hatten sie sich ohne Worte verstanden, doch dies schien durch ihren Streit verloren gegangen zu sein. „Was erwartest du, das ich tue?“, wollte Yoshiki leise wissen und blickte auf seine Socken. „Hol ihn raus aus dem Ganzen, sei für ihn da…“ „Rausholen? Du meinst, ihn mit nach LA nehmen?“ „Dort wäre er sicher vor ihnen, vor allem, wenn wir es so tricksen, dass sie es nicht unbedingt mitbekommen…“ Gemeinsam fingen sie an Pläne zu schmieden, wie sie HOH am besten an der Nase herumführen könnten, und was man machen konnte, um Toshi fortan von ihrem Einfluss abzuschirmen. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… (1) Downtown ist ein japanisches Comedy-Duo bestehend aus Masatoshi Hamada und Hitoshi Matsumoto. Wer „Hey! Hey! Hey! Music Champ“ kennt, kennt auch die beiden ;) Was genau es dann mit Yoshikis ominösem Anruf auf sich hat und welchen Plan er und ihr Bassist aushecken, erfahrt ihr dann in den nächsten Kapiteln. Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich freuen! :) Doubts ------ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Du glaubst, du weißt, wen Yoshiki angerufen hat? Wen denn?? ;) @ Asmodina: Naja, nicht alles ist wahr – ein guter Teil beruht auch auf Spekulationen von japanischen Fans und der ganze übrige Rest ist auf meinen Mist gewachsen… Kannst ja mal raten, was wahr ist, was geraten ist und was meiner Fantasie entspringt :) @ Terra-gamy: Die Goldfischtheorie ist eigentlich von einer wahren Geschichte zwischen Yoshiki und Toshi inspiriert – nur ging es da um Schafe und Kühe^^; @ JaeKang: So arm ist er augenblicklich eigentlich noch gar nicht dran… ich quäl ihn noch mehr – versprochen! @ Yoshiki_Deyama: *lach* Yoshiki ist auch nur ein Kerl, dessen Gehirn bei Zeiten eine Etage tiefer sitzt ;) @ green-psyche: Keine Sorge, die werden sie noch öfters haben! :) @ all: Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Ich habe gestern offiziell „Rainy Days“ abgeschlossen und die Story hat insgesamt eine Länge von 31 Kapiteln + Prolog + Epilog – ich hoffe, ihr haltet so lange durch ;) Aber nun erst einmal viel Spaß beim Lesen!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war später Vormittag, als sich Heath und Yoshiki im Ferrari des Pianisten auf den Weg zur Wohnung ihres Sängers machten. Der Privatjet würde noch am selben Abend zurück in die USA fliegen, um Toshi vor jeglichen weiteren Übergriffen von HOH zu schützen. Gemeinsam mit der Security, sowie den restlichen Bandmitgliedern, die eingeweiht worden waren, hatten sie einen Ablenkungsplan ausgearbeitet, um zu verhindern, dass die Sekte augenblicklich wusste, dass Toshi außer Lande gebracht werden würde. Jener hatte von all dem noch keine Ahnung, da er vor sich hin gedöst hatte, als sie ihn darüber informieren wollten. Während der Bassist und der Drummer aus seinem Apartment nun den Reisepass sowie andere wichtige Sachen holten, waren zwei von Yoshikis Bodyguards im Penthouse und hielten dort die Stellung. „Muss ich an der Ampel jetzt abbiegen oder die nächste?“ „Die nächste. Ich dachte, du kennst den Weg?“ „Ich hab es mir nur kurz auf der Karte angeschaut“, erklärte der Musiker und fuhr über die grüne Ampel. „Warst du etwa noch nie bei Toshi??“ Die Erkenntnis schockierte Heath gelinde gesagt, schließlich waren die beiden beste Freunde. „Er ist umgezogen, als wir uns noch ignorierten und seitdem wir uns wieder vertragen ist es irgendwie noch nie dazu gekommen… wir haben uns entweder bei mir oder bei Extasy getroffen, aber nie bei ihm“, erklärte Yoshiki und blinkte, als er in Nähe der Abfahrt kam. „Klingt, als hättet ihr bei weitem noch nicht alle Probleme zwischen euch abgearbeitet…“, äußerte der Bassist und warf ab und an einen Blick in den Seitenspiegel, um zu sehen, ob ihnen nicht vielleicht ein Auto folgte. „Ist nichts“, entgegnete der Ältere, der ebenfalls immer wieder einen prüfenden Blick in den Rückspiegel warf. „Hätten wir vielleicht nicht doch Security mitnehmen sollen?“ „Dann kannst du gleich eine Pressemitteilung rausgeben, dass wir auf dem Weg zu Toshis Wohnung sind“, äußerte Yoshiki und folgte dem Straßenverlauf. „Dann sollten wir vielleicht auch nicht unbedingt mit einem Ferrari durch die Gegend gurken!“ „Ist ja nicht so, als wäre das der einzige in ganz Tokyo“, verteidigte der Pianist sein geliebtes Baby und bog in eine schmale Seitenstraße ein, die etwas breiter war, als das Auto selbst, „bist du dir sicher, dass das der richtige Weg ist?“ Das letzte, was er wollte, waren irgendwelche Kratzer im schwarzen Lack. „Ja, wir stoßen gleich wieder auf die große Hauptstraße, dann noch einmal links und wir sind da. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag das Navi“, antwortete Heath, der sehr genau wusste, dass Yoshiki auf seinen Vorschlag garantiert nicht eingehen würde, da er selbst nach all den Jahren noch immer mit dieser Technik auf dem Kriegsfuß stand. Wahrscheinlich war er der einzige Japaner im ganzen Lande, der weiterhin eine Landkarte konsultierte, wenn er nicht einfach aufs gerade Wohl drauf los fuhr… Keine zehn Minuten später stand der Ferrari in einer Parklücke und Yoshiki folgte Heath eine Eisentreppe hoch in den dritten Stock. Immer wieder sah er sich um und mehr als einmal fragte er sich gedanklich, ob sie hier überhaupt richtig waren. Es erinnerte ihn doch sehr an ihre Anfänge in den 80ern, als das Geld oftmals vorne und hinten nicht gelangt hatte, da sie es in Instrumente, Probenräume und Studios gesteckt hatten. „Gibt es hier keinen Pförtner oder so, bei dem man sich anmelden muss?“, wollte der Pianist wissen, als sie vor einer Tür zum Stoppen gekommen waren, Heath einen Schlüssel aus seiner Tasche fischte und aufsperrte. „Das ist nicht unbedingt eines der Poshviertel“, erklärte der Bassist, stieß die Tür auf und trat ein. Er schlüpfte aus seinen Sneakers und ging in die kleine Wohnung hinein, während Yoshiki nur wie erstarrt im Türrahmen stehen blieb. Vor ihm erstreckte sich ein kleiner Eingangsbereich, von dem links weg eine kleine, schmale Küchenzeile war. Rechts schien man ins Badezimmer zu kommen und wenn man gerade aus weiterging, kam man in den Wohn-, Ess- und Schlafbereich. Alles in allem konnten es nicht mehr als 25m2 sein. „Das ist unmöglich! Die Einnahmen von X JAPAN alleine würden es ihm ermöglichen, sich etwas deutlich Besseres zu leisten!“ „Was ist? Willst du Wurzeln schlagen?“, fragte Heath und begann bereits, sich auf die Suche nach dem Reisepass zu machen, welcher momentan das wichtigste war, denn ohne diesen würde Toshi nicht in die Staaten einreisen können. „Toshi… lebt hier?“ wollte Yoshiki zögernd wissen und zog sich schließlich die Schuhe aus, um das kleine Apartment ebenfalls zu betreten. Das Licht war dämmrig, weil die Vorhänge zum Teil zugezogen waren, sodass er die Sonnenbrille, die er trug, auf seinen Kopf schob. „Ich hab dir doch gesagt, dass Kaori das meiste Geld an sich reißt und HOH ihm auch nicht wirklich viel lässt“, entgegnete Heath schulterzuckend und wühlte durch den Inhalt einer Schublade. Dem Pianisten war deutlich das Entsetzen anzusehen, als er sich langsam seinen Weg durch die kleine Bleibe bahnte und er sich wieder daran erinnerte, was der Bassist in der Nacht erzählt hatte. „Du hast Toshi Geld geliehen… Wie viel?“ „Keine Ahnung… 400 000… 500 000 im letzten Viertel Jahr…“ „Von anderen auch?“, fragte der Drummer und kniete sich neben dem Futon nieder, bei dem ein Bild stand, das seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. „Ich mach nicht unbedingt die Runde und frag nach Toshis Finanzen“, erklärte Heath und suchte noch immer erfolglos nach dem Reisepass. Unterdessen nahm Yoshiki den Rahmen in die Hand und fuhr mit dem Finger über die beiden Bilder, die sich darin befanden: das eine war schon mehrere Jahrzehnte alt, hatte einen deutlichen Sepiastich und zeigte ihn und Toshi, als sie noch im Kindergarten gewesen waren. Beide grinsten sie in die Kamera, während er selbst sich an den Älteren gelehnt hatte, der einen Arm um ihn geschlungen hatte. Das andere schien aus einer Zeitung ausgeschnitten worden zu sein und zeigte sie beide bei einem der Reunionkonzerte, wo er auf der Klavierbank saß und spielte, während Toshi singend hinter ihm stand und er sich mit geschlossenen Augen gegen ihn lehnte. Zitternd fuhr er die Umrisse ihrer Körper nach und je länger er auf die Bilder starrte, umso mehr wurde ihm bewusst, wie sehr er als Freund und als Bandleader versagt hatte. Er hätte ihn nie einfach gehen lassen dürfen – spätestens als er ihn bei hides Beerdigung wiedergesehen hatte, hätte er seinen Stolz hinunterschlucken und mit ihm reden müssen. Nie im Leben hätte er zulassen dürfen, dass dies geschah. Er hätte nicht einfach nur in LA sitzen dürfen, als ihm die Anschuldigungen auf Kindesmissbrauch zu Ohren gekommen waren. Das hatte nie im Leben nach Toshi geklungen – dieser konnte schließlich keiner Fliege etwas zu leide tun… Spätestens dann hätte er nach Tokyo zurückkomme und ihn von dieser Sekte losreißen müssen – er hätte ihm die Augen öffnen müssen, anstatt nur von seiner eigenen Welt aus zuzusehen. Anstatt wie Toshi jegliche Gespräche über Masaya, Kaori und HOH zu meiden, hätte er ihn zu eben jenem zwingen müssen, nachdem sie sich einander wieder angenähert hatten. Er hätte besser auf ihn aufpassen müssen, er hätte die Anzeichen sehen müssen, doch wie sollte er das tun, wenn er die meiste Zeit in Los Angeles und nicht an der Seite seines besten Freundes war. Tränen rannen über seine von der kalifornischen Sonne gebräunten Wangen und er drückte das Bild an sich. Wie lange hatte Toshi es schon dort stehen? Wie tief musste die Kluft zwischen ihnen nur sein, dass er all das vor ihm verschwiegen und sich nie an ihn gewandt hatte? „Yoshiki, was ist?“, wollte Heath besorgt wissen, der in seiner Tätigkeit innegehalten hatte, da ihm ein Schniefen zu Ohren gekommen war. Als er nicht reagierte, ging er zu ihm und setzte sich neben ihn. Vorsichtig löste er das Bild, das er festhielt, aus den Händen des anderen und warf einen kurzen Blick darauf. „Er hat es schon ewig lange dort stehen“, erklärte der Bassist und stellte es zurück auf seinen Platz, während er beruhigend über den Oberarm ihres sensiblen Leaders strich. „Ich hab versagt, Hiroshi… auf ganzer Linie“, flüsterte Yoshiki schließlich kaum hörbar und wischte sich die Tränen weg. „Unsinn! Hinter euch liegen 10 Jahre, in denen ihr euch ignoriert und in verschiedene Richtungen entwickelt habt. Das kann man nicht einfach mal eben so wieder kitten, das braucht Zeit – vor allem Zeit, die ihr zusammen verbringt, so wie früher, um euch wieder anzunähern, und nicht nur eine E-Mail hier, ein Anruf da“, hielt Heath dagegen und kam sich allmählich wie ein Seelenklempner vor, „du wirst sehen, die Zeit, die Toshi bei dir in LA verbringen wird, wird euch beiden und eurer Freundschaft letztendlich gut tun!“ „Meinst du?“ Deutlich war die Unsicherheit in der Stimme herauszuhören. „Ja, meine ich und jetzt hör auf die Wohnung zu fluten und hilf mir lieber, diesen dämlichen Reisepass zu finden, oder pack wenigstens ein paar von Toshis Sachen zusammen“, entgegnete Heath aufmunternd lächelnd und stand auf. Er hielt dem anderen die Hand hin, welche er auch annahm, nachdem er sich die Tränen weggewischt hatte, und zog ihn hoch. Während der Bassist sich wieder auf die Suche nach dem wichtigen Dokument machte, fand Yoshiki im ersten Einbauschrank, den er geöffnet hatte, eine Reisetasche und begann seinem besten Freund Klamotten und andere Dinge einzupacken. Gepolstert zwischen zwei T-Shirts tat er auch das Bild hinzu und strich noch einmal kurz darüber. Als er eine weitere Schranktür öffnete, stieß er unter anderem auf Hosen, die er ebenfalls in die Tasche räumte, sowie auf drei Gitarrenkoffer und mehrere Aktenordner. Einen der Koffer erkannte er als jenen, in dem Toshi stets seine allererste, selbstgekaufte Gitarre aufbewahrte. Er hatte damals die ganzen Sommerferien über gejobbt, um sie sich leisten zu können. „Die kommt mit! Und die beiden andere… ich hoffe, die passen alle ins Auto…“ Als nächstes fiel Yoshikis Blick auf einen der Ordner, der am Rücken die vier Kanjis trug, die darauf hinwiesen, dass sich darin Kontoauszüge befanden. Er wusste, dass es ihn eigentlich nichts anging, aber nachdem was Heath erzählt hatte, musste er es einfach mit eigenen Augen sehen. Nachdem er sich hingekniet hatte, zog er ihn heraus, öffnete ihn und fing an, ihn durchzublättern – die Zahlen, die dabei seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, unterstrichen nur das, was der Bassist ihm erzählt hatte. Yoshiki konnte nichts anderes tun, als verständnislos den Kopf zu schütteln. Inzwischen war er im Jahr 2008 angekommen, doch in jedem Monat zeichnete sich dasselbe Bild ab: Toshi bekam die Gelder von X JAPAN und noch von ein paar anderen Sachen überwiesen, aber kaum dass sie gutgeschrieben waren, wurde über 90% des Betrages auch schon wieder abgebucht. Von dem was übrig blieb, konnte man dann wieder Fixkosten wie Miete und Versicherung abziehen. Mehr als einmal stand am Monatsende ein dickes, fettes Minus. „Heureka!“, riss Heath ihn aus seiner Tätigkeit, der offensichtlich endlich den Reisepass gefunden hatte. „Was hast du da?“, wollte er interessiert wissen und trat hinter den Drummer, um ihm über die Schulter blicken zu können. Der andere antwortete zwar nicht, aber er sah dafür, worin er herum blätterte. „Yoshiki!“ „Was?“, entgegnete dieser und schloss den Ordner wieder, um ihn zurückzustellen. „Es gibt ein Wort, das sich ‚Privatsphäre‘ nennt…“ „Und?“, wollte er wissen und stand ächzend auf. „Vergiss es. Hast du alles zusammen gepackt?“ „Zahnbürste und so was fehlt noch und ich hab noch keine Socken gefunden…“ „Socken sind in der obersten, linken Schublade der Kommode. Ich hol die Sachen aus dem Bad.“ Eine halbe Stunde später hatten die beiden alles und während sich die Reisetasche auch schon im Kofferraum befand, standen sie vor dem Problem wohin sie mit den drei Gitarrenkoffern sollten. „Warum musstest du auch den Ferrari nehmen?“ „Weil alle anderen Autos bei der Villa sind“, entgegnete Yoshiki genervt und versuchte zumindest eine Gitarre noch irgendwie mit zur Tasche zu packen. Mit viel Gequetschte und Gedrücke funktionierte es schließlich, sodass es nur noch zwei waren. „Hey, schau mal!“, wies Heath ihn an, stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen und deutete dezent zu einem Toyota, der vielleicht 50 Meter entfernt stand und neben dem sich ein kleiner Mann befand, der sie beobachtete. „Ist das…?“, fragte Yoshiki leise und erhielt nur ein Nicken als Antwort, was bei ihm den Schalk in den Augen aufblitzen ließ. Da er jedoch wieder seine Sonnenbrille trug, sah man dies nicht. „Weißt du Heath, nun da Toshi zu mir in die Villa zieht, wird sich alles zum Guten wenden!!“, sagte er extrem laut zu seinem Bassisten, sodass er sich sicher sein konnte, dass ihr Beobachter es auch gehört haben musste. Für einen Augenblick war sich Heath nicht ganz sicher, was Yoshiki damit bezwecken wollte, doch dann verstand er, dass dieser lediglich eine falsche Fährte für HOH legte. „Wie wahr – und dann können wir endlich so richtig mit X JAPAN durchstarten, wenn ihn deine Scientologenfreunde wieder hingebogen haben!“, spielte der Jüngere mit, stieg ein und versuchte noch irgendwie die anderen beiden Gitarrenkoffer bei sich im Fußraum unterzubringen. „Was sollte das mit Scientology?“, wollte Yoshiki augenblicklich wissen, nachdem er eingestiegen und die Tür geschlossen hatte. Er war froh, dass Toshi endlich erkannte, was für ein Humbug Home of Heart war, da brauchte er ihn nicht gleich bei der nächsten Sekte. „Ich bitte dich, halb Hollywood ist doch da irgendwie mit drinnen. Du kennst doch wahrscheinlich auch mindestens 10 Leute, die da mitmachen. Ist es dann so abwegig, dass du da vielleicht auch mitmischst und Toshi mit reinziehst?“, äußerte Heath und schnallte sich an. „Wenn demnächst irgendwelche Gerüchte mit mir und Scientology auftauchen, weiß ich ja, wer dafür verantwortlich ist“, entgegnete Yoshiki nur trocken und startete den Motor, um auszuparken. „Immer zu Diensten!“ Die Rückfahrt verlief schweigsam und ereignislos. Gedanklich waren beide Musiker schon bei der Ausführung und Vollendung des Planes. Immer wieder warfen sie einen Blick in den Spiegel, um zu sehen, ob ihnen der Toyota folgte, doch dem war nicht so. So wie es aussah, hatte der andere angebissen und ging ihrer Fährte nach. Bei Extasy Records angekommen, stellte Yoshiki den Ferrari auf seinem privaten Stellplatz ab und er und Heath luden Toshis Sachen aus, um sie in den Aufzug zu bringen und hochzufahren. Automatisch hielt der Bassist eine Chipkarte, die er aus seiner Hosentasche gefischt hatte, vor ein Lasergerät, welches ihm ermöglichte, das Penthouse anzuwählen, während der Drummer noch den Knopf für das Stockwerk für die Lobby seines Plattenlabels betätigte, nachdem er einen kurzen Blick auf die Uhr an seinem rechten Handgelenk geworfen hatte. „Was willst du da?“ „Hab noch was zu erledigen“, erklärte Yoshiki ausweichend und starrte die rote Digitalziffer an, die immer weiter in die Höhe wanderte und schließlich stehen blieb, als sie die entsprechende Etage erreicht hatten. Die Tür war noch gar nicht ganz geöffnet, da konnte er auch schon das dezent bekannte Gekeife einer Frau hören, die von zwei Leuten seiner Security in Schach gehalten wurde. Yoshiki warf ihr einen kurzen Blick zu, doch da er sich selbst nicht sicher war, ob er die Kontrolle behalten würde, würdigte er sie nicht weiter und wollte eigentlich in die Lobby gehen, als sie anfing nach ihm zu schreien. Eigentlich hatte Heath vorgehabt, weiter nach oben zu fahren, doch als er Kaori erkannt hatte, war er mit dem Fuß in den Sensorbereich getreten, sodass die Türen nicht schlossen, und beobachtete, was sich abspielte. Wie sie es geschafft hatte, entgegen aller Sicherheitsvorkehrungen bis hierher zu kommen, war ihm ein Rätsel. Um in die Tiefgarage zu kommen, musste man eine eigene Sicherheitskarte besitzen oder aber sich beim Pförtner eine holen, wenn man nur zu Besuch da war. Dieselbe Karte benötigte man auch, wenn man den normalen Eingang benutzte. „Yoshiki, ich verlange sofort meinen Ehemann zu sehen!!“ „Verlogene, heuchlerische…“ „Du hast kein Recht, mich so behandeln zu lassen! Ich will zu meinem Mann und zwar jetzt sofort!! Er ist krank und braucht mich und niemanden sonst an seiner Seite!!“ „… niederträchtige Hure!“ „Das bezweifle ich“, entgegnete Yoshiki und ging entgegen seines anfänglichen Vorsatzes zu ihr. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und nur zu gerne würde er ihr eine verpassen, doch Frauen schlug man bekanntlich nicht. „Was weißt du schon?!“, fauchte sie ihn an und wehrte sich ziemlich erfolglos gegen den festen Griff der Bodyguards. „Nun, ich weiß, dass du hochkant aus diesem Gebäude fliegen wirst, weil dies ein Plattenlabel und kein Bordell für billige Nutten wie dich ist“, entgegnete Yoshiki zischend dicht an Kaoris Ohr, die darauf sofort etwas erwidern wollte, doch er war schneller, „ich werde dafür sorgen, dass du, dein Fuckbuddy Masaya und jedes andere Schwein, das sich an Toshi vergangen und bereichert hat, keine ruhige Nacht mehr haben werdet.“ Er schob die Sonnenbrille hoch auf seinen Kopf und packte ihr Kinn mit einer Hand, sodass sie gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu blicken, in denen nichts als blanker Hass auf jene Menschen war, die seinen besten Freund zugrunde gerichtet hatten. „Ich werde euer Leben in die reinste Hölle verwandeln, dass das Fegefeuer noch wie der Himmel aussieht und kein Gesinge wird euch da jemals wieder herausbringen. Ich werde dafür sorgen, dass ihr für das, was ihr Toshi angetan habt, zehnfach und noch mehr zahlen müsst. Ich werde euch so fertig machen, dass ihr nicht mehr wisst, wo oben und unten ist und freiwillig von einer Brücke in den Tod springt.“ Während Kaori ihn scheinbar unfähig etwas zu sagen anstarrte, wanderte seine rechte Hand, die ihr Gesicht festgehalten hatte, an ihrem Hals entlang nach unten und für einen Moment wollte alles in ihm nur noch zudrücken und sie den physischen Schmerz fühlen lassen, der Toshi psychisch blockieren musste. Vor zwanzig Jahren hätte er es vielleicht sogar getan, doch er war inzwischen älter und reifer – zudem hatte Heath recht mit dem, was er in der Nacht gesagt hatte: es brachte nichts, wenn er jetzt die Kontrolle verlor. Seine durchtrainierten Finger blieben stattdessen schließlich an der teuren, feingliedrigen Weißgoldkette hängen, die sie trug, und rissen sie mit einem Ruck herunter, sodass mehrere Glieder brachen. Für einen Augenblick betrachtete er die kaputte Kette, die in seiner Hand lag, dann warf er sie achtlos zu Boden, drehte sich um und ging erneut, wie ursprünglich geplant, zur Lobby. „Werft sie raus, deckt auf, wie sie hier überhaupt reinkommen konnte und stellt sicher, dass das nicht noch einmal passiert!“, wies er seine Bodyguards noch an und steuerte eine Sitzecke an, in der eine wartende Frau saß. Diese war zierlich, hatte lange schwarze Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und trug neben Jeans und Lederjacke mindestens 10cm hohe High Heels. Heath hatte die gesamte Szene beobachtet und konnte sich nur gratulieren, dass er es in der Nacht geschafft hatte, Yoshiki davon abzuhalten, Kaori, Masaya oder sonst wen von HOH direkt aufzusuchen. Nur die Götter wussten, wie das ausgegangen wäre. Interessiert beobachtete er nun, wie der Pianist eine wartende Person mit einer Umarmung begrüßte und sich sofort angeregt mit ihr zu unterhalten schien, während die Security in der Zwischenzeit den zweiten Aufzug gerufen hatte und Kaori hinunter eskortierte. „Kira, schön Sie wieder zu sehen“, hieß er sie lächelnd willkommen, schüttelte ihr die Hand und zog sie in eine kurze Umarmung. „Gleichfalls, auch wenn ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht war, Ihren Anruf zu erhalten. Wie geht es Ihnen?“, fragte die Frau und schob die Sonnenbrille, die sie trug hoch, sodass man ihre braunen Augen sehen konnte. Was auffällig war, war, dass ihr linkes Lid, sowie ein Teil ihrer linken Wange von einer Narbe geziert wurden. „Reden wir besser nicht darüber“, antwortete Yoshiki lachend und alle Gedanken an Kaori waren bereits wieder passé, „darf ich Ihre Jacke nehmen?“ Mit einem Nicken gab sie ihr Einverständnis und ließ sich aus der Lederjacke helfen, welche der Drummer an jemanden von seinen Staff weiterreichte, während sie ihr Top zurechtrückte. „Die Presse kann schreiben, was sie will, Sie sind immer noch ganz der Gentleman“, erwiderte sie lächelnd und folgte Yoshiki in seine Geschäftsräume. Heath war unterdessen aus dem Sensor der Aufzugstür getreten und diese war gerade wieder am Schließen, als er noch einen Blick auf den großflächig tätowierten Rücken der Frau erhaschen konnte. Die Narbe, die er auch aus der Ferne in ihrem Gesicht hatte sehen können, die Tattoos… „Dann soll die Yakuza das erledigen. Ist mir scheißegal, ob das 1 000 000 oder 1 000 000 000 Yen kostet!“, hörte er Yoshikis Worte aus der Nacht nachhallen. „Der Idiot wird doch am Ende nicht doch…?!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Tja, wird der Idiot oder wird er nicht? Das erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel! Über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare sowie konstruktive Kritik würde ich mich natürlich jederzeit freuen. PS: Hier ist übrigens das Foto von Klein-Toshi und Klein-Yoshiki (stammt aus YOSHIKI/佳樹): http://tinyurl.com/2vfdshb PPS: Kiras Steckbrief ist in der entsprechenden Sektion bei den anderen oben. Spirit of Optimism ------------------ @ green-psyche: Keine Sorge, es wird noch ein paar körperliche Auseinandersetzungen in späteren Kapiteln geben – brauch nur erst ein wenig einen Spannungsbogen :) @ Yoshiki_Deyama: Ich verrat mal so viel: Kira wird noch das ein oder andere Mal auftauchen ;) @ JaeKang: *lach* Du kannst es ja Kaoru schicken, damit sie es auf Französisch übersetzt – dann kann ich beim Kommi lesen gleich noch was für die Schule tun und dir gehen die Synonyme nicht aus! @ Terra-gamy: *lach* Hast du meinen Hochladerhythmus schon durchschaut? Bei mir ging das bei dem Bild nach dem Ausschlussverfahren, wobei es äußert hilfreich ist, dass Toshi praktisch noch immer aussieht wie zu Kindergartenzeiten ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Du hast Kira jetzt schon lieb? Gut, sie wird nämlich noch öfters aufkreuzen! :) @ Asmodina: Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn fester zudrücken zu lassen, aber nachdem wir uns ja noch am Anfang der Story befinden, wollte ich mit meinem Spannungsbogen nicht gleich sofort in die Höhe schießen ;) @ Kaoru: Ja, das Gefühl kenn ich ;) *lach* Dir gefällt mein Heath? Kann dir bei Gelegenheit ja mal ein paar Auszüge von den FC-Sachen übersetzen, da wirst du relativ schnell merken, dass er auf der Bühne zwar von der ruhigen Sorte ist, es aber trotz allem genauso faustdick hinter den Ohren hat, wie diverse andere Chaoten der Truppe ;) @ all: Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren - ich freu mich immer eure Meinungen und Gedanken zu lesen :) Bevor ich euch jetzt aber noch ewig lang ein Ohr abkaue, wünsch ich euch viel Spaß beim nächsten Kapitel!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Wer war das?“ Yoshiki war noch halb im Aufzug, als Heath sich auch schon vor ihm aufgebaut hatte und ihn abwartend ansah. „Ich weiß nicht, was du meinst“, antwortete dieser und trat in das Penthouse, nachdem er die letzte Stunde mit Kira in seinem Büro verbracht und diverse Dinge beredet hatte. „Die Frau vorhin“, zischte der Bassist, schnappte sich die Hand ihres Leaders und zog ihn hinter sich her in Richtung Arbeitszimmer. In der Zwischenzeit waren nebst mehreren Bodyguards auch Pata und Sugizo da, die mit Toshi im Wohnbereich saßen und sich angeregt unterhielten – mit Ausnahme des Sängers, der inzwischen in den Plan eingeweiht worden war und nicht so Recht wusste, was er davon halten sollte. Einerseits rührte es ihn, dass sich seine Freunde so sehr um ihn sorgten und dies alles für ihn taten, andererseits fühlte er sich nicht sonderlich wohl dabei, dass so viele bereits über die Fehler seines Lebens Bescheid wussten, da dies etwas war, wofür er sich schämte und am liebsten für immer totschweigen würde. „Heath, was soll der Scheiß?“, fuhr Yoshiki ihn an, als die Tür des Arbeitszimmers hinter ihnen geschlossen war. „Was haben die beiden?“, wollte Sugizo wissen, der überrascht zugesehen hatte, wie ihr Bassist ihren Drummer hinter sich her geschleift und völlig ignoriert hatte, dass das jenem deutlich gegen den Strich ging. „Keine Ahnung“, entgegnete Pata und gönnte sich einen Schluck Bier aus der Flasche, die vor ihm stand, „aber Yoshiki im Arbeitszimmer bedeutet wenigstens, dass der Alk sicher ist!“ „Ihr seid beide zwei alte Schluckspechte…!“, erwiderte Sugizo nur augenrollend und lauschte angestrengt, in der Hoffnung, etwas von der Unterhaltung im Arbeitszimmer mitzubekommen. „Also?“ „Was also? Erklär mir lieber erst einmal, was der Schwachsinn soll?!“ „Die Frau!“ „Du meinst die Schlampe?“ „Nein, die danach!“ „Das war geschäftlich“, erklärte der Drummer und setzte sich in seinen ledernen Chefsessel, während er Heath fixierte – er hatte auf ein Verhör in etwa so viel Lust wie auf einen Topf voll von Gackts extrascharfen Curry. „Ich bitte dich! Die Narbe, die Tattoos, … Sie ist eine Yakuza!“ „Miyavi ist ebenfalls tätowiert, heißt das, er ist auch von der Yakuza? Oder hide? Er hatte schließlich auch ein Tattoo! … oder Sugizo!“ „Hör auf mit dem Scheiß, du weißt ganz genau, was ich meine, Yoshiki! Heute Nacht noch wolltest du die Yakuza auf HOH ansetzen und heute Mittag steht plötzlich eine in der Lobby…!“ „Wie schon gesagt, es war geschäftlich“, entgegnete Yoshiki ohne jegliche Regung auf seinem Gesicht. „Ich versteh, dass du sauer bist und denen das Handwerk legen willst, aber auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: das ist die Angelegenheit der Polizei und die des Staates – nicht die der Yakuza. Wenn die irgendetwas Gesetzloses machen und heraus kommt, dass du dahinter steckst…!“ Die Augen schließend zählte der Pianist bis 21, ehe er sie wieder öffnete und mit ruhiger Stimme antwortete: „Wenn es dich beruhigt, niemand wird gekillt werden – sie werden sie lediglich beschatten und ihnen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, einen kleinen Vorgeschmack auf die Hölle geben.“ „Also hast du mit der Yakuza zu tun?“ „Soll ich eine Pressemitteilung veröffentlichen?“ Es war nichts Ungewöhnliches, dass Geschäftsmänner den Kontakt zur japanischen Mafia pflegten, welche in so ziemlich alle Bereiche des öffentlichen Lebens irgendwie involviert war. Auch wenn dies Gang und Gebe war, so wurde darüber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, denn ein Bekanntwerden konnte den guten Rufen schädigen. Im Grunde war es ein doppeltes Spiel, das gespielt wurde und dessen Regeln alle kannten. „Ich will lediglich sicher stellen, dass du keinen Mist baust!“, entgegnete Heath mit verschränkten Armen. Das letzte, was er wollte, war, dass Yoshiki in seinem Beschützerinstinkt gegenüber Toshi etwas tat, das seinen oder ihren Ruf schädigen konnte. Immerhin kannte er den anderen lange genug, um zu wissen, dass es nicht unbedingt zu Erfolg führen musste, wenn ihr Leader seinen Verstand ausschaltete und rein nach Gefühl agierte – meistens ging dabei immer irgendetwas zu Bruch, sei es nun die Einrichtung oder das Image. „Heath, es reicht schon, dass ich Toshi als Glucke habe und nur weil er kurzfristig in die Goldfischfraktion übergewechselt ist, musst du seinen Job nicht übernehmen!“ „Goldfischfraktion?“ „Vergiss es!“ „Also, was genau hat es jetzt mit der Yakuza auf sich?“, kam der Bassist wieder auf sein eigentliches Anliegen zurück und setzte sich auf einen der Stühle, die dem Tisch gegenüber standen. Irgendwie bezweifelte Yoshiki, dass Heath das Thema so schnell fallen lassen würde… „Die Kurzfassung? Ja, ich habe Kontakte zu einem Klan, schon seit etwa 20 Jahren, und ich habe nicht vor daran in Zukunft irgendetwas zu ändern. Und wie ich es eben schon einmal gesagt habe, ich habe sie auf HOH angesetzt, aber keinen Mordauftrag gegeben.“ „Ich wusste nicht, dass die Emanzipation inzwischen auch schon die Yakuza erreicht hat…“ „Kira? Sie ist nur die Tochter des Oyabun (1), aber ich treffe mich lieber mit ihr, weil sich diese Verabredungen leichter vertuschen lassen, wenn die Presse Wind bekommen sollte.“ „Sie wäre dann lediglich eine deiner zahllosen Affären“, sprach Heath aus, was Yoshiki nur angedeutet hatte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sich der Ältere nicht mit einer Frau in der Öffentlichkeit blicken lassen konnte, ohne dass die Klatschpresse über eine neue Liebschaft mit eventueller Hochzeit spekulierte. „Genau. Ist das Verhör nun beendet?“ „Ich stell nur sicher, dass du nichts tust, was du hinterher bereuen würdest“, entgegnete der Bassist und gesellte sich kurz darauf mit Yoshiki wieder zu den anderen. Gut eine Stunde lang redeten sie noch über Belanglosigkeiten und den Gesundheitszustandes ihres Drummers, der nebenbei eine Tafel Schokolade vernichtete, ehe sich langsam Aufbruchsstimmung breit machte. „Also, um das nochmal klarzustellen: Yoshikis Bodyguards fahren mit Toshi los, während Heath mit Yoshikis Ferrari zu seiner Villa fährt. Pata und ich fahren derweil zum vereinbarten Treffpunkt und ich übernehm dort dann Toshi, der mit Pata Platz tauscht, und fahre mit ihm zum Flughafen, während Yoshiki mit dem Auto seiner Sekretärin gesondert dorthin fährt“, rekapitulierte Sugizo noch einmal den Plan. „Das klingt fast wie eine Entführung, wenn ihr mich fragt“, äußerte Pata und strich sich eine gelockte Haarsträhne hinters Ohr. „Warum muss Heath eigentlich mein Baby fahren?“, wollte Yoshiki noch einmal wissen, der den Schlüssel seines Ferraris nur ungern aus der Hand gab und gegen den eines kleinen Smarts eintauschte. „Weil HOH garantiert wissen, dass du damit unterwegs bist und nach dem Bluff vorhin werden sie sich nun garantiert an dich heften“, erklärte der Bassist und hielt die rechte Hand vor ihren Leader hin, um von diesem die Schlüssel zu bekommen. Nur widerwillig gab dieser sie ihm und setzte noch die Drohung hinterher, ihn zwei Köpfe kürzer zu machen, sollte das Auto auch nur einen Kratzer abbekommen. „Hier sind Narumis Autoschlüssel.“ Einer der Bodyguards gab Yoshiki den Schlüssel seiner Sekretärin, die eingewilligt hatte, dem Chef ihr Auto zu leihen. „Yoshiki in einem Smart, das wär doch mal ein Bild für die Presse“, grinste Sugizo. „Warum wollen mich plötzlich alle ausliefern?“ „Warum sollten wir dich ausliefern?“, fragte Pata, der nicht so recht wusste, auf was ihr Leader da hinaus wollte – allerdings war das nicht wirklich etwas neues, da dieser die Angewohnheit hatte, Gedankensprünge zu machen, bei denen die anderen Mühe hatten, ihm zu folgen und es manchmal wirklich einfacher war, so zu tun als würde man es tun und in Wirklichkeit gedanklich ganz wo anders war. „Was weiß ich! Frag Heath und Sugizo“, grummelte Yoshiki vor sich hin und rutschte seine Halskrause hin und her, weil es darunter juckte, er aber nicht zum Kratzen hinkam. Er würde drei Kreuze machen, wenn er sie endlich wieder los war! „Ehe wir hier noch Wurzeln schlagen, schlage ich vor, dass Heath jetzt abhaut und Pata und Sugizo sich auch allmählich auf den Weg machen“, mischte sich einer der Bodyguards ein. „Gut, dann werd ich mal den Ferrari schrotten“, grinste der Bassist und wich geschickt der Hand des Pianisten aus, der ihm eine Kopfnuss verpassen wollte. Er ging zu ihrem Sänger, der etwas abseits gestanden und sich gegen das Sofa gelehnt hatte. „Pass auf dich auf, okay“, bat er ihn und umarmte ihn, „und wenn was ist, dann melde dich!“ Toshi erwiderte die Geste und nickte, ehe er sich wieder von ihm löste. „Wird schon schief gehen“, äußerte Heath und lächelte ihn aufmunternd an, da er nicht wirklich sagen konnte, wie dieser zu ihrem Plan stand – er hatte sich nicht dagegen ausgesprochen, aber die personifizierte Euphorie war er auch nicht wirklich. „Genieß LA und nerv Yoshiki schön, der kann das sicherlich gebrauchen.“ „Und ich glaube, wir brauchen gleich einen neuen Bassisten, weil unser alter eine ungewollte Flugstunde nehmen wird!“ „Bau keinen Scheiß und kümmer dich lieber um Toshi, anstatt dich wieder tagelang im Studio zu verkriechen“, entgegnete Heath ungerührt, drückte kurz Yoshikis Schulter, als er an diesem vorbei in den Aufzug ging. Früher hätte er sich nicht zu einem solchen Schlagabtausch hinreißen lassen, doch inzwischen war er schon so lange mit den ganzen Chaoten zusammen, dass er wusste, dass solche Drohungen nicht ernst gemeint waren. Sugizo und Pata verabschiedeten sich ebenfalls von Toshi und Yoshiki und folgten dann Heath in den Lift, welcher sich gleich darauf schloss und sie in die Tiefgarage brachte. „In spätestens einer viertel Stunde sollten wir uns auch auf den Weg machen“, äußerte der Pianist, nachdem die anderen Bandmitglieder weg waren, verließ seinen Platz und setzte sich neben seinen besten Freund auf die Sofalehne, während sich die Bodyguards dezent zurückzogen. „Du ziehst doch mit, oder?“, wollte er von Toshi wissen, da dieser an der bisherigen Planung nicht allzu viel Anteilnahme gezeigt hatte. Heath hatte zwar erzählt gehabt, dass er die meiste Zeit sehr apathisch war, aber irgendwie hatte er sich doch etwas mehr Beteiligung gewünscht. „So bist du erst mal vor denen sicher“, fuhr Yoshiki fort, als er keine Antwort erhielt. Er konnte nur hoffen, dass der andere spätesten im Flieger etwas aufblühte oder es würde ein sehr, sehr langer Flug werden. Notfalls hatte er ja noch immer seinen Laptop im Jet, ebenso Unmengen an DVDs… aber eigentlich wartete Arbeit auf ihn. Wie genau er das mit Toshi, seiner Therapie und den ganzen Verträgen und Fristen unter einen Hut bringen sollte, wusste er noch nicht. Dass er selbst in Arbeit versank, hatte Heath natürlich nicht berücksichtig, als er gemeint hatte, dass es das Beste sei, wenn ihr Sänger mit ihm mitkäme. „Und wenn wir in LA sind, dann besorge ich dir die besten Anwälte, die es gibt, um dich aus deinen Verträgen mit HOH herauszuholen“, erläuterte der Drummer seinen Plan, was ihm jedoch ein Kopfschütteln von Seiten Toshis einbrachte, der scheinbar großes Interesse am Fußboden gefunden hatte. „Warum nicht?“ Als keine Antwort kam, seufzte er genervt auf, kramte sein Handy aus der Tasche, öffnete das E-Mailprogramm und hielt das Telefon dann Toshi hin, nachdem dieser keine Anstalten gezeigt hatte, sein eigenes hervorzuholen. Kurz zögerte dieser, ehe er es entgegen nahm und etwas eintippte. „Ich will keine Almosen von dir – die Suppe habe ich mir selbst eingebrockt, also löffel ich sie selbst auch wieder aus!“, las Yoshiki laut vor, was der andere geschrieben hatte. „Aber von Heath und wer weiß von wem noch alles kannst du dir Geld pumpen, doch wenn ich dir helfen will…!“, brauste der Pianist auf, stand auf, ging um die Couch herum und ließ sich mit verschränkten Armen auf eben jene fallen. „Wir sollten uns langsam auch auf den Weg machen…“, meldete sich einer der Bodyguards zu Wort und wandte sich an Toshi, der nur kurz nickte, seine Schuhe anzog und den Aufzug rief, während Yoshikis Wachhunde, wie er sie gerne betitelte, direkt hinter ihm waren und seine Tasche sowie die Gitarren trugen. Sein langjähriger Freund erhob sich ebenfalls und schlüpfte in seine Schuhe, doch behielt er seine schmollende Schnute bei. Gemeinsam fuhren sie in die Tiefgarage, wo sich ihre Wege vorerst trennten. Während Yoshiki direkt den Flughafen ansteuerte, traf sich Toshi mit Pata und Sugizo an dem vorher vereinbarten Treffpunkt, wo er in ihr Auto umstieg. Einer der Bodyguards lud sein Gepäck um und tauschte dann mit Pata Plätze, welcher mit dem anderen zurück zu Extasy Records fuhr. Knapp drei Stunden und diverse Umwege später erreichten sie schließlich Narita, wo der Privatjet ihres Leaders aufgetankt und startbereit war. Der Co-Pilot half mit die Tasche und die drei Gitarrenkoffer zu verstauen, während sich Toshi kurz von Sugizo verabschiedete und dann in den Flieger einstieg, in dem Yoshiki bereits in einem der Sessel saß, die Beine übereinandergeschlagen hatte und gelangweilt aus dem Fenster starrte, während über den eingebauten Plasmafernseher gerade die Nachrichten flimmerten. Der Sänger ließ sich in den Sitz neben den Pianisten fallen, schnallte sich an und schloss die Augen, während er sich mit jeder weiteren Minute, die verging, von einem Leben, dass er über ein Jahrzehnt lang geführt hatte, verabschiedete und in ein neues, altes startete. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Yoshiki und Toshi haben noch nicht einmal abgehoben und schon kriselt es. Ob es wirklich eine gute Idee von Heath war, den Sänger bei ihrem Drummer einzuquartieren? A/N: (1) Oyabun: entspricht in etwa dem Paten bei der Mafia Über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare sowie konstruktive Kritik würde ich mich natürlich jederzeit freuen. Ready for take off ------------------ @ Terra-gamy: Meinst du die „Goldfischfraktion“? Yoshiki wird im Laufe der FF noch mit ein paar Fraktionsnamen ankommen – in wie weit die dann natürlich Toshi gefallen, ist dann eine andere Frage ;) @ Asmodina: Kleinkrieg? Hm… Zickenkrieg dürfte da, glaube ich, besser passen ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Naja, aus Männersicht ist Japan definitiv noch Männerland, was z.T. auch wirklich noch stimmt, wenn man sich ansieht, wer in den oberen Etagen sitzt – im Gegensatz dazu sind die deutschen Führungsetagen eindeutig emanzipiert. @ JaeKang: Abgesehen von Koreanisch, kannst du das gerne machen :) @ Yoshiki_Deyama: Nicht nur du, ich auch – aber bisweilen muss ich mich mit dem Bild in meinem Kopf begnügen ;) @ all: Nachdem das letzte Kapitel kürzer war und ich ausnahmsweise mal eine liebe Autorin bin (^.~), gibt es heute schon das nächste Kapitel. Viel Spaß dabei und ein schönes Adventswochenende an euch alle! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war ein langer Flug nach Los Angeles und Yoshiki fuhr seit dem Start vor etlichen Stunden noch immer damit fort, Toshi zu ignorieren. Dieser hatte sich abgeschnallt, nachdem sie ihre Reisehöhe erreicht hatten, war in seinem Sessel ein wenig nach unten gerutscht und schien zu schlafen. Er wusste ja von Heath, dass ihr Sänger in letzter Zeit fiel schlief, doch auf den Pianisten machte es langsam den Eindruck, als wäre dies zu Toshis einziger Lebensaufgabe geworden. Wie sollte man denn eine Welt erobern, wenn der Sänger 90% des Tages verschlief? Selbst Pata war da aktiver! Gut, an Welteroberung war momentan sowieso nicht wirklich zu denken… er konnte schließlich nicht drummen und Toshi war nun Anhänger der Goldfischfraktion. Konnte man überhaupt noch von einer Band sprechen, wenn 16,6% tot und 33,3% gesundheitlich außer Gefecht gesetzt waren? Seufzend angelte er nach der Fernbedienung für den Fernseher, schaltete auf DVD um und begann dann zu grübeln, welche Filme überhaupt alle im Wechsler waren. Nachdem er sich nicht mehr wirklich erinnern konnte, zappte er einmal durch alle durch und stieß dabei auf Filme wie „Fluch der Karibik“, „Garfield“ sowie die noch unveröffentlichte Neuverfilmung von „Lady Oscar“. Doch trotz geschätzter 50 Filme zur Auswahl, konnte er sich für keinen wirklich entscheiden, da seine Gedanken immer wieder zu Toshis augenblicklicher Situation zurückwanderten. Hinzu kam, dass dieser sich nie wirklich für die „Entführung“ nach Los Angeles ausgesprochen hatte. Aber gut, er hatte natürlich auch nie direkt widersprochen! Überdies nagte es an ihm, dass er Heath so sehr vertraute, während er ihn selbst scheinbar völlig ausschloss. Sicherlich, zwischen ihnen hatte es seit der Wiedervereinigung immer diese unsichtbare Mauer gegeben, aber er hatte nicht gedacht, dass sie so dick und hoch war. Verglichen mit früher waren sie trotz all der Dinge, die sie verband, wie zwei Fremde. Vor 20 Jahren hätten sie es auch geschafft, ohne Worte zu kommunizieren und sich trotzdem zu verstehen. Da wäre kein Handy und dergleichen nötig gewesen… Vor 20 Jahren hätten sie einfach auf ihre Freundschaft vertraut und sich davon in einer solchen Situation leiten lassen. Doch heute schienen sie dies nicht mehr zu können. Seufzend schaltete Yoshiki den Fernseher aus und angelte sich seinen Laptop. Wenn er nicht entspannen konnte, dann würde er eben arbeiten – das konnte er zum Glück immer! Rasch hatte er ihn hochgefahren, öffnete seinen E-Mailaccount und überflog die Betreffe der unzähligen Mails, die sich dort schon wieder gesammelt hatten. Er wollte gerade eine Nachricht von seiner langjährigen Freundin öffnen, als sich Toshi im Schlaf plötzlich gegen ihn lehnte und kurz leise schmatzte. Für einen Moment versuchte Yoshiki den anderen einfach zu ignorieren, doch dann drehte er sich doch kurz zur Seite, um einen Blick auf ihn zu werfen. Wenn ihn die Halskrause nicht daran hindern würde, würde er einfach den Kopf drehen, aber da dies noch immer nicht möglich war, musste es eben anders funktionieren… Dabei rutschte der Sänger jedoch von ihm und wäre die Armlehne nicht zwischen ihnen gewesen, wäre er wohl auf den muskulösen Oberschenkeln des Drummers zum Liegen gekommen. So hing er in einer nicht wirklich bequem aussehenden Position und Yoshiki musterte ihn kurz. Abgesehen von der blassen Haut, den dunklen Augenringen und dem von den letzten Wochen und Monaten gezeichnetem Gesicht, war es noch immer derselbe Toshi mit dem er aufgewachsen war, Japan erobert hatte, mit dem er sich gestritten und wieder versöhnt hatte. „Wie schmeckt dein Eis?“, wollte ein fünfjähriger Yoshiki von einem genauso alten Toshimitsu wissen, der wie er an einer Kugel Eis löffelte. „Lecker!“ „Lass mich probieren!“, forderte der kleinere von den beiden Kindern bestimmt. „Nein!“, entgegnete Toshimitsu stur und verfrachtete die komplette Eiskugel dank seines Löffels in seinen Mund, als er sah, dass sein bester Freund Anstalten machte, sich an seiner Leckerei zu vergreifen. Empört blickte Yoshiki den anderen an, der nun aussah wie ein Hamster, da die Kugel eigentlich viel zu groß für seinen Mund war. Dies hielt den Kleineren jedoch nicht ab, trotz allem zu versuchen an das Eis zu kommen. Er drückte einfach seine Lippen auf Toshis und probierte dann diese mit Hilfe seiner Zunge aufzuhebeln. „Was für eine Platte hast du da, Yocchan?“, fragte ein zehnjähriger Toshimitsu und deutete auf die LP in der Hand seines besten Freundes. „Von so einer amerikanischen Band namens KISS – die sind SO cool!!“ „KISS?! Ich liebe die!! Ist das das neue Album?!“ „Glaub schon!“ „Los, lass sie uns anhören!“ „Du willst was?“ Völlig überrascht blickte Yoshiki, der kurz vor den Abschlussprüfungen für seinen Schulabschluss stand, von seinen Büchern auf und sah seinen besten Freund an, als würde ihm gerade ein zweiter Kopf wachsen. „Lass uns mit X nach Tokyo gehen“, wiederholte Toshi seine Worte. „Was ist mit der Medizinschule?“ „Ich hab‘s mir anders überlegt. Lass es uns durchziehen, Yocchan! Lass uns die Welt beherrschen! Wir beide zusammen - gemeinsam als X sind wir unschlagbar!“ „Ich kann nicht mehr, Yoshiki… ich hör auf. Ich steig aus!“ Kurz blickte der Sänger ihn an, ehe er dann auf den Boden starrte. „… ok…“ Er hatte keine Ahnung was seinen besten Freund dazu bewegte, doch er hatte es schon seit einiger Zeit gespürt und kommen gesehen. Am liebsten würde er ihn aufhalten, doch in seinem Blick hatte er gesehen, dass alles, was er sagen könnte, sinnlos wäre. „… Yoshiki?“, kam es zögerlich aus dem Telefonhörer. „… Toshi… bist du das?“ Es war das erste Mal seit langem, dass der Produzent wieder die Stimme seines besten Freundes aus Kindheitstagen hörte. „Hey…“ „Hey…“ Vorsichtig richtete er den schlafenden Körper soweit auf, dass er die Armlehne zurückklappen konnte, und ließ ihn dann langsam auf seinem Schoß nieder. Er rückte die Beine noch ein wenig zurecht und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder seinem Laptop zu, während eine Hand in einer beschützenden Geste auf Toshis Schulter ruhte. Anstatt wie geplant zunächst die E-Mail seiner Freundin zu öffnen, wählte er nun eine aus, die gerade erst hereingekommen war und von einem seiner Techniker in Los Angeles stammte. Rasch ging er sie durch und musste feststellen, dass ihm deren Inhalt gar nicht gefiel. Anscheinend konnte man nicht mal für ein paar Tage weg sein, ohne dass etwas schief lief. Seufzend schrieb er zurück und teilte mit, dass er bereits auf dem Rückflug war und so schnell wie möglich ins Studio kommen würde. „Unfähige, gehirnamputierte Nichtsnutze“, fluchte Yoshiki vor sich hin und schickte die Mail ab. Die Lust am Arbeiten war ihm deutlich vergangen, sodass er eine seiner Stewardessen rief und sie bat, ihm zwei Decken zu bringen. Diese kam der Aufforderung augenblicklich nach und während er eine über Toshi ausbreitete, schlang er die andere um sich, stellte per Knopfdruck die Rückenlehne nach hinten und klappte eine Beinablage aus. Mit dem Sänger, der auf seinen Oberschenkeln lag, kuschelte er sich in seinen Sitz und schloss die Augen, in der Hoffnung ein wenig Schlaf abzubekommen. So wie das Problem im Studio klang, würde er die nächsten Tage sein Bett wohl kaum zu Gesicht bekommen. Etliche Stunden später, nachdem der Drummer weggedöst war, wachte er auf, weil eine der Stewardessen behutsam an seiner Schulter rüttelte und ihn darauf hinwies, dass sie sich bereits im Landeanflug befanden, als er schließlich schwerfällig die Augen aufschlug. Gähnend richtete er seinen Sessel auf, befreite sich von der flauschigen Decke und stieß dann Toshi an, der noch immer in derselben Position auf ihm lag. Dieser öffnete augenblicklich die Augen und sah ihn fragend an. So schnell wie er wach war, fragte sich Yoshiki, ob er überhaupt noch geschlafen hatte oder sich vielleicht einfach nur so gestellt hatte. „Wir landen in kürze“, teilte er ihm mit, woraufhin sich der Sänger aufrichtete, kurz streckte und sich dann, wie der andere, anschnallte. Es dauerte nicht lange und sie waren am LAX angekommen. Nachdem sie alle Einreiseformalitäten – vor allem die für Toshi – geklärt hatten, wurden sie von einem von Yoshikis Assistenten zur Villa des Musikers gefahren. Die einstündige Fahrt verlief mehr oder weniger schweigend, bis auf die Tatsache, dass der Drummer dem anderen mitteilte, dass er direkt ins Studio weiterfahren würde, weil es dort Probleme gäbe. Als sie schließlich vor der Haustür geparkt hatten, stieg der Mitarbeiter aus, lud das Gepäck aus und brachte es hinein, während die beiden anderen Insassen ausstiegen und Yoshiki seinen besten Freund ins Haus führte. „Du kennst dich ja noch aus, nicht? Mach es dir einfach bequem und fühl dich wie zuhause!“ Toshi nickte nur und stand etwas verloren in der großen Halle, während der Jüngere auch schon wieder halb aus der Tür war. „Ich hab keinen Plan, wie lang das im Studio dauert, aber wie schon gesagt ‚mi casa es tu casa‘. Meine Nummer hast du ja – wenn also irgendwas ist, dann ruf an, okay?!“ Dass die ganze Anrufgeschichte nur einen kleinen Haken hatte, bemerkte Yoshiki gar nicht und eilte mit einem flüchtigen Winken aus der Villa und setzte sich wieder ins Auto, um sich von seinem Mitarbeiter in die Plattenfirma fahren zu lassen. Seufzend starrte der Sänger auf die Haustür, die ins Schloss fiel, und ging dann langsam schlurfend durch das weitläufige Haus. Er war es gewohnt, dass für Yoshiki die Arbeit immer zuerst kam… es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war dem nicht so gewesen, aber das war schon lange, lange her – damals waren sie noch Teenager und keine Superstars gewesen. Obwohl er schon etliche Monate nicht mehr hier gewesen war, musste er feststellen, dass sich nichts verändert hatte: die Villa war kühl wie eh und je – genauso wie ihr Besitzer. Klare Linien und kalte Farben bestimmten die Inneneinrichtung. Es gab kein Schnickschnack, keine privaten Bilder, absolut rein gar nichts. Toshi schlang die Arme um sich und rieb über seine Oberarme, da er glaubte, die Kälte beinahe körperlich zu fühlen, und fragte sich unweigerlich, ob diese auch seine Freundschaft mit Yoshiki für immer bestimmen würde. Natürlich wusste er, dass er den anderen damit verletzt hatte, dass er ihm nichts von seiner Situation erzählt hatte und keine Almosen von ihm annehmen wollte. Ihm war bekannt, dass der Blonde nie verstanden hatte, weshalb er sich HOH zugewandt hatte, dass er es nie wirklich gutgeheißen hatte und aus Angst, ihre noch zarte Freundschaft erneut zu belasten - aber auch aus Scham - hatte er geschwiegen. Vielleicht war es idiotisch, aber immer wieder hatte er das Gefühl, gegenüber dem Drummer bestehen zu müssen und dabei kläglich zu scheitern. Er war nie die Nummer eins gewesen, weder bei seinen Brüdern noch in der Band – gegen Yoshiki und hide hatte er nie ankommen können und würde es auch nie. Er würde immer nur dritte Wahl sein, doch gerade deswegen wollte er jetzt auch keine Hilfe von dem Pianisten. Es war, wie er es ihm schon gesagt hatte: er würde die Suppe selbst auslöffeln, die er sich da eingebrockt hatte! Er war vielleicht nicht die Nummer eins, aber das hieß nicht, dass er sich nicht selbst um sich kümmern konnte. Außerdem war auf Yoshiki in der Hinsicht sowieso kein Verlass – für ihn kam die Arbeit immer an erster Stelle, hatte man eben ja auch gesehen! Das Heath ihn mit seinem Plan, ihn nach Los Angeles zu bringen, nicht nur vor HOH schützen wollte, sondern gleichzeitig dafür sorgen wollte, dass er und ihr Leader sich weiter annäherten, war ihm durchaus bewusst. Schließlich hatte der Bassist seit Wochen kein anderes Thema gehabt… „Warum sagst du Yoshiki nichts? Ihr seid schließlich die besten Freunde!“ „Wenn du nicht so ein sturer Esel wärst und Yoshiki etwas sagen würdest, würde die Lage sicherlich ganz anders aussehen!“ „Schön, vielleicht habt ihr beide den Streit noch nicht ganz überwunden, aber deswegen seid ihr immer noch Freunde, die sich seit Kindheitstagen kennen!“ „Ich bin mir sicher, ein Wort würde genügen und Yoshiki würde sofort kommen!“ Vielleicht hatte Heath Recht, vielleicht auch nicht… immerhin kannte er ihren Leader am längsten. Ja, früher hätte ein Wort von ihm genügt und der andere hätte alles für ihn getan. Doch nun? Sicherlich, sie hatten sich vertragen, sie redeten und lachten miteinander, aber trotz allem konnte er nur zu deutlich die Mauer zwischen ihnen spüren, die ihm unüberwindbar erschien. Früher hätten sie sich auch ohne Worte verstanden, doch heute schienen sie selbst damit nicht immer zu verstehen, was in dem jeweils anderen vorging. Erschöpft ließ sich Toshi im Wohnbereich auf eines der Ledersofas fallen und strich kurz über die Seiten seines Brustkorbes, welcher leicht stach. Inzwischen hatte er sich mehr oder weniger daran gewöhnt und unweigerlich fragte er sich, ob es Yoshiki mit seinen Bandscheiben und seiner Sehnenscheidenentzündung genauso ging. Mit einem Kopfschütteln, so als wolle er den Gedanken verdrängen, stand er wieder auf und ging hoch ins Obergeschoss, wo der Mitarbeiter sein Gepäck hingestellt hatte. Er dachte daran auszupacken, doch stattdessen fing er an, durch die einzelnen Räume zu gehen. Der erste, in dem er landete, war Yoshikis Schlafzimmer und ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als er den Katzenwecker, den hide ihm einmal geschenkt hatte, auf dem Nachttisch entdeckte. Ansonsten war auch dieses Zimmer ohne jeglichen Schmuck, sodass er weiterging und im Arbeitszimmer landete. Auch dort herrschte penible Ordnung und aus einer Laune heraus setzte er sich in Yoshikis Schreibtischsessel und warf einen kurzen Blick auf den Block, der auf dem Glastisch lag – sein Freund hatte mit Kuli einen Termin darauf gekritzelt, der bereits veraltet war. Eine nicht ganz geschlossene Schublade des Containers, der unter dem Tisch stand, zog Toshis Aufmerksamkeit auf sich, doch anstatt nachzusehen, was sich darin befand, ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen, welches auch noch genauso war, wie er es in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich verändert – rein gar nichts! … bis auf die halb geöffnete Schublade, deren Anziehungskraft sich der Sänger nicht länger verweigern konnte und schließlich dem Drang nachgab, sie zu öffnen. Darin befand sich scheinbar lediglich ein schmaler DIN A4 Ordner, welchen er herausnahm und auf den Tisch legte. Er wollte ihn aufklappen, doch er zögerte. Was tat er hier? Er wühlte praktisch in Yoshikis Sachen herum und drang in seine Privatsphäre ein… Einem Impuls folgend schlug er die Mappe auf und starrte auf ausgeschnittene Ausschnitte aus japanischen Zeitungen. Seine Neugierde nicht mehr länger unter Kontrolle habend, blätterte er darin herum und überflog die Artikel und Bilder. Doch je mehr er sah und las, desto schneller hämmerte sein Herz gegen seine Brust und desto mehr zitterten seine Hände. Das waren nicht irgendwelche Zeitungsausschnitte, sondern drehten sich immer um HOH und ihn selbst. Sie fingen 1997 an und schienen wirklich alles abzudecken – selbst die Berichte über den angeblichen Kindesmissbrauch waren feinsäuberlich abgeheftet. Ein Artikel folgte dem nächsten, ein Bild kam auf das andere – unter ihnen entdeckte er auch Ausdrucke aus dem Internet von diversen Seiten, u.a. auch von Kaoris Blog, von der Website, einfach alles. Sein gesamtes Versagen hatte Yoshiki feinsäuberlich in einem simplen, schwarzen Ordner sortiert und aufbewahrt. Warum? Jede Seite verdeutlichte ihm einmal mehr, dass er nur eine Marionette gewesen war – willenlos, beeinflussbar. Unzählige Menschen, Fans, waren ihm gefolgt, hatten seinen Worten geglaubt – er hatte sie mit sich ins Verderben gezogen. Er sprang auf und stürmte aus dem Arbeits- ins Gästezimmer, wo er die Tür zuknallte, sich aufs Bett warf und den Kopf unter dem Kissen verbarg. Nichts sehen und nichts hören! Doch vor seinem inneren Auge sah er all die Schlagzeilen nur deutlich vor sich und eine Frage ließ ihn nicht los: Warum hatte Yoshiki all das gesammelt? •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Manche Leute sammeln Briefmarken, andere dokumentieren haarklein das Versagen ihres besten Freundes. Die Antwort auf das große „Warum“ gibt es dann demnächst! ;) A/N: Was YOSHIKIs Rechnung zu Beginn des Kapitels anbelangt, so erfolgt diese mit dem Teiler 6 und nicht mit 5, da die Band seit SUGIZOs Beitritt sechs Mitglieder zählt (zwar nicht auf den Tourshirts, aber YOSHIKI redet immer von sechs Bandmitgliedern, genauso wie SUGIZO). Über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare sowie konstruktive Kritik würde ich mich natürlich jederzeit freuen. Voiceless Screaming ------------------- @ Terra-gamy: Rechne mit Teiler 6, dann geht es auf ;) Nachdem YOSHIKI immer von sechs Bandmitgliedern spricht und SUGIZO sich auch immer als sechstes Mitgliede bezeichnet, habe ich damit gerechnet. @ Asmodina: Ob Yoshiki sich selbst schützen wollte, kann ich dir noch nicht verraten, aber du wirst es bald erfahren ;) @ Yoshiki_Deyama: Stur trifft es gut, aber keine Sorge, es gibt immer noch Heath, der ihnen notfalls auch von Japan aus einen Tritt in den Allerwertesten verpasst ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Ehrlich gesagt, ich kenn zwei Version von der Kussstory aber bestätigt gesehen habe ich bisher noch keine. Aber so verfressen wie Yoshiki ist und war, halte ich die Eisstory für wahrscheinlicher, sollte es denn überhaupt stimmen ;) @ JaeKang: Wieso keine Antwort? Sie befindet sich ja praktisch vor seiner Nase, Toshi muss nur fragen :) @ Kaoru: Du weißt, wie ich zu Mathe stehe! Glaubst du allen Ernstes, ich würde (100/6)*x = y im Kopf rechnen, wenn ich meinen PC hab, der mir die Lösung ausspuckt? ;) @ green-psyche: Ehrlich gesagt, war das Kapitel erst ohne Rückblicke vorgesehen gewesen, aber irgendwie hat es nicht richtig geklungen, sodass ich sie letztendlich mit rein hab. Erschien mir irgendwie plausibel, dass sich Yoshiki an Schlüsselpunkte in seiner Freundschaft mit Toshi erinnert, wenn er ihn so mustert… @ all: Nachdem ich eingeschneit bin und nichts machen kann, dürft ihr von meiner Langeweile in Form eines neuen Kapitels profitieren ;) Viel Spaß dabei!! *eine Runde Kinderpunsch/Glühwein ausschenk* •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Hochkonzentriert saß Yoshiki im Studio A und arbeitete an einem Song, der eigentlich schon fertig sein sollte, dank eines Technikfehlers aber wieder in seiner Rohfassung vorlag. Als wäre dies noch nicht genug, war morgen Früh Abgabetermin. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und alle Gedanken an Toshi aus seinem Kopf verbannt. Alles was jetzt zählte, war dieses eine Lied – die einzelnen Noten, die einzelnen Takte, die einzelnen Sequenzen. Erst als eine seiner Assistentinnen hereinkam und ihn direkt ansprach, schreckte er aus seiner eigenen kleinen Welt auf und fragte relativ barsch, weshalb sie ihn störte, wenn er doch ausdrücklich darum gebeten hatte, in Ruhe gelassen zu werden. Gutes Personal war heutzutage sowas von schwer zu finden! „We’ve been receiving numerous calls from your house, but whenever we answered them, the person calling didn’t say a single word. All we could hear was breathing… it’s really strange! Maybe we should let the security know that something’s going on there!“ Zu allem Überfluss hatte er auch erst neulich eine neue PA eingestellt, die zwar gut arbeitete, aber ununterbrochen redete. „Anrufe aus der Villa? Der Anrufer antwortet nicht……… nur Atmen zu hören……..“ „Wenn also irgendwas ist, dann ruf an, okay?!“, hörte Yoshiki jene Worte gedanklich nachhallen, die er zu Toshi gesagt hatte, bevor er ins Studio gefahren war. Er brauchte einen Moment, doch dann hatte er eins und eins zusammengezählt und sprang auf, um in sein Büro zu eilen, während er eine deutlich verwirrte Assistentin sowie mehrere Techniker, die unbeirrt weiterarbeiteten, zurückließ. Von seinem Arbeitstisch nahm er sein Handy, welches ihm zahllose verpasste Anrufe und E-Mails mitteilte. „Zwischen euch liegen 10 Jahre, in denen ihr euch ignoriert und in verschiedene Richtungen entwickelt habt. Das kann man nicht einfach mal eben so wieder kitten, das braucht Zeit – vor allem Zeit, die ihr zusammen verbringt, so wie früher, um euch wieder anzunähern, und nicht nur eine E-Mail hier, ein Anruf da. Du wirst sehen, die Zeit, die Toshi bei dir in LA verbringen wird, wird euch beiden und eurer Freundschaft letztendlich gut tun!“, erinnerte er sich an Heaths Worte und realisierte, dass er wohl ziemliche Scheiße gebaut hatte. Andererseits… Toshi war Musiker, wie er. Er verstand, dass Deadlines Vorrang vor allem anderen hatten… oder? Im Adressbuch suchte Yoshiki nach der Festnetznummer von zuhause und wählte diese, als er sie schließlich gefunden hatte. Es klingelte nur zweimal, dann wurde auch schon abgehoben, doch es meldete sich niemand. Alles was er hören konnte, waren Atemgeräusche. „Toshi, ich bin es, Yoshiki! Ist alles in Ordnung? Hast du hier immer wieder angerufen? Ist irgendwas passiert?“ Erst nachdem er all die Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, gestellt hatte, wurde ihm bewusst, dass Telefonieren ein wenig schwierig war, wenn ein Gesprächspartner stumm wie ein Fisch war. „Ähm…“ Wie konnte er sich mit dem anderen verständigen, wenn dieser keinen Ton sagte? Ton, das war es!! „Okay, Tosh, Planänderung: wo immer du im Haus auch gerade bist, geh zum Flügel! Einmal Taste anschlagen ist ja, zweimal Taste anschlagen ist nein, okay?“ Leise Schritte im Hintergrund verrieten ihm, dass der Ältere seiner Aufforderung wohl nachkommen musste. Als er keine mehr hörte, vermutete er, dass er nun beim Flügel sein musste. „Bist du da?“ Zur Antwort erhielt er ein einmal kurz angeschlagenes A1. „Okay, was ist los? Weshalb hast du angerufen??“ Kaum hatte er die Fragen ausgesprochen, kam Yoshiki, dass er nur Ja- oder Nein-Fragen stellen konnte. „Vergiss es, Tosh! Ist etwas passiert?“ Nach kurzem Zögern erklang leise derselbe Ton. Doch als der Pianist schon zur nächsten Frage ansetzen wollte, ertönte er erneut – diesmal jedoch zweimal hintereinander. „Ja und nein? Heißt das, du bist dir nicht sicher, ob etwas passiert ist?“ Einmal A1. „Ist alles in Ordnung?“ Ein Triller. „Heißt Triller ‚vielleicht‘ oder ‚ich weiß nicht‘?“ Einmal A1. „Ist deine Inter-irgendwas wieder schlimmer geworden?“ Toshi musste ihm mal den genauen Namen aufschreiben, damit er sich den endlich merken konnte! Zweimal A1. „Körperlich geht es dir also gut?“ Yoshiki wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. „Tosh, bist du noch da??“ Einmal A1. „Soll ich einen Arzt rufen?“ Zweimal A1. „Toshi, was ist verdammt noch mal los? Ich steh unter Termindruck und hab keine Zeit für irgendwelche Spielchen!“ Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, fühlte er sich unwillkürlich an das Telefonat mit Heath vor kurzem erinnert, mit welchem alles angefangen hatte. „Mir ist es ehrlich gesagt gerade scheiß egal, in wie viel Arbeit du versinkst! Du bewegst gefälligst augenblicklich deinen Arsch hierher und kümmerst dich um deinen besten Freund und sorgst dafür, dass es ihm wieder besser geht, bevor hier alles den Bach runtergeht und wir X an den Nagel hängen können!!“ Ein leises, kaum hörbares Schniefen, das durch den Lautsprecher drang, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Tosh?“ Er lehnte den Kopf gegen die Lehne, starrte für einen Augenblick an die Decke und schloss dann die Augen, während er tief durchatmete. Deadline oder Toshi? Deadline oder Toshi? Deadline oder Toshi? Die Antwort darauf war eigentlich nicht schwer… er brauchte nur unter die Klarsichtschutzhülle seiner Schreibtischunterlage zu greifen und er hatte sie, denn dort bewahrte er seit langer Zeit jenes Foto aus Kindheitstagen auf, welches er in Toshis Wohnung neben dessen Futon gefunden hatte. Wenn er vor 11 Jahren nicht in Los Angeles gewesen wäre und sich zu Tode gearbeitet hätte, sondern in Tokyo bei hide gewesen wäre, dann wäre jener vielleicht noch am Leben. Wenn sein Stolz ihm nicht immer wieder im Weg gestanden hätte und er einfach über seinen Schatten gesprungen wäre, dann hätte er Toshi vor all dem bewahren können. Wenn er jetzt im Studio bliebe und den Song abschlösse, um dann wie eigentlich beabsichtigt morgen oder so nach Hause zurückzukehren, während es offensichtlich war, dass sein bester Freund aus Kindheitstagen ihn brauchte, dann… „Tosh, bleib wo du bist, ich mach mich sofort auf den Weg!!“ Damit hatte er die Augen wieder aufgeschlagen, legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten, und eilte ins Studio zurück. “Finish the damn song asap and mail it to me once you’re finished. I’m at home, taking care of more important things!” Die Techniker hatten keine Chance darauf zu reagieren, da er bereits wieder weg war. Auf dem Weg zum Auto lief ihm noch eine seiner Assistentinnen über den Weg, die ihn überrascht ansah, von ihm aber nur ein “I’m at home. Don’t fucking bother me, unless it’s life threatening!“ zu hören bekam, ehe er die schwere Eingangstür öffnete, durch sie hindurchtrat und hinter sich ins Schloss fallen ließ. Rasch war er bei seinem Maserati angelangt, mit dem einer seiner Mitarbeiter ihn und Toshi vom Flughafen abgeholt hatte, schloss ihn auf, setzte sich hinein und fuhr mit aufheulendem Motor vom Parkplatz. In der fortschreitenden Dämmerung fuhr er nach Hause und parkte den Wagen eine halbe Stunde später schließlich direkt vor der Tür. Wäre der Feierabendverkehr nicht so furchtbar gewesen und hätte er keine solch lahme Ente vor sich gehabt, wäre er deutlich schneller da gewesen. Ohne abzuschließen ging er zur Haustür, sperrte sie auf und trat ein, ohne sich die Schuhe auszuziehen – schließlich war er hier ja in Amerika und als Ausländer sollte man sich die typischen Landessitten doch zu eigen machen. In Japan musste er nur daran denken, sie wieder auszuziehen, ansonsten konnte er sich erneut was von irgendwelchen besserwisserischen Journalisten anhören, dass er schon zulange in den Staaten gelebt hätte und seine eigene Kultur vergessen würde. „Toshi, wo bist du? Ich bin da!“ Da er keine Antwort erhielt, führte ihn sein erster Weg zum Flügel, in der Hoffnung seinen besten Freund vielleicht dort vorzufinden, da er ihm ja eigentlich gesagt hatte, er solle bleiben, wo er war. Natürlich saß kein Toshi auf der Klavierbank, sodass er weiter nach ihm suchte. Als er ihn im Erdgeschoß nicht ausfindig machen konnte, ging er die Treppe nach oben und ins erstbeste Gästezimmer. Dort fand er zwar den Sänger vor, aber dennoch traf ihn der Schlag – etwas, dass weniger damit zu tun hatte, dass Toshis Gitarren und sein Gepäck kreuz und quer im Raum lagen, sondern mehr damit, dass sich der andere als Innenarchitekt betätigt hatte, während er für ein paar Stunden im Studio gewesen war… mehr oder weniger, zumindest! Allem Anschein nach hatte Toshi Yoshikis gesamte Vorräte an Haftnotizzetteln gefunden, denn beschriebene Post Its in neongelb, neonpink, neonorange, neongrün und neonblau klebten an den weißgestrichenen Wänden, sowie am schwarzen Schrank. „hide würde dein Farbkonzept sicherlich gefallen“, wandte der Drummer sich an den anderen, der mit angezogenen Knien in der Mitte des Bettes saß und vor sich hinstarrte, ohne eine wirkliche Reaktion auf die Anwesenheit des Jüngeren zu zeigen. Wie genau er mit der Situation umgehen sollte, wusste Yoshiki nicht, da sie ihm zwar vertraut vorkam, aber normalerweise waren da die Rollen immer vertauscht. Vor allem die offensichtlichen Tränenspuren auf Toshis blasser Haut verstörten ihn. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf seinen Instinkt zu hören. Während er zu seinem besten Freund ging, pflückte der Pianist ein paar Zettel von der Wand und überflog kurz, was Toshi darauf geschrieben hatte. Er las Dinge wie „Alles meine Schuld!“, „Versagen“, „Loser“ und „Alleine“… Am Bett angekommen, legte er die Notizzettel darauf ab, strich dem anderen kurz über den Kopf und wandte sich dann wieder um, um zur Reisetasche zu gehen, die er selbst gepackt hatte. Er ging daneben in die Hocke, öffnete sie und gepolstert zwischen den Klamotten zog er den Bilderrahmen hervor, welchen er gegen seine Brust presste, ehe er wieder aufstand und die paar Schritte zu dem Älteren zurücklegte. Neben ihn setzte er sich auf die weiße Überdecke, griff nach der Hand, die ihm am nächsten war und gab ihm den Rahmen mit den beiden Fotos. Überrascht schloss Toshi seine Finger darum und betrachtete es einen Moment, bevor er den Kopf hob und Yoshiki ansah, der ihn aufmunternd anlächelte und die abgenommenen Post Its wieder in die Hand nahm. „Alleine“, las er laut vor, was auf einem neongrünen geschrieben war, und zerriss ihn gleich darauf. „Ich weiß, ich schweb immer mehr in meiner eigenen kleinen Welt, als in dieser hier, aber ich bin da, wenn du mich lässt und will dir helfen! Und wenn ich mir einen Bass umhängen, die Haare schwarz färben und mir Federn in die Frisur stecken muss, damit du mir das glaubst, dann mach ich auch das!“ Zwar meinte Yoshiki dies durchaus ernst, konnte aber nicht verhindern, dass sich trotz allem der Schalk in seine Augen schlich, was letztendlich sogar Toshi ein kleines Grinsen entlockte. „Loser“, sprach Yoshiki die Katakanazeichen aus, die der Sänger auf einem anderen Zettel geschrieben hatte, ehe auch dieser zerrissen wurde, der Drummer plötzlich aufsprang und aus dem Zimmer rannte, nur um keine Minute später mit einer E-Gitarre zurückzukommen. Samt Straßenschuhe sprang er auf das Bett, riss sich die Handgelenksschienen, die er trug, von den Händen und fing dann an die ersten Akkorde des Refrains von „Joker“ zu spielen, während er die Matratze als Trampolin missbrauchte und dunkle Schuhabdrücke auf dem hellen Überwurf hinterließ. Da die Gitarre an keinen Verstärker angeschlossen war, war sie recht leise und klang ziemlich blechern. Überdies erschwerten die anhaltenden Taubheitserscheinungen in Yoshikis linker Hand das Greifen, aber man konnte auch so den Song erahnen – und wenn es nur an den lauthals schief gesungenen Lyrics war. „JOKER IS A JOKER, LOSER IS A LOSER!“ Im ersten Moment hatte Toshi ihn angesehen, als wären bei ihm nun vollends alle Sicherungen durchgebrannt, doch im nächsten Moment hatte er lautlos zu lachen angefangen, war nach kurzem Zögern dann ebenfalls aufgestanden und sprang dann gemeinsam mit dem Jüngeren ausgelassen auf der Matratze herum, während dieser immer wieder dieselbe Songzeile wiederholte, bis er schon anfing, heißer zu werden. Erst nach etwa einer viertel Stunde wurde Yoshiki der Aktion überdrüssig und er ließ sich einfach lachend aufs Bett fallen, während Toshi neben ihm zum Liegen kam. „Damit wäre das ‚Loser‘ ja dann auch geklärt“, äußerte der Drummer außer Atem, setzte sich auf und legte die Gitarre ab. Während sich der Sänger auch wieder aufrichtete, angelte der Jüngere nach den anderen Notizzetteln, die heruntergefallen waren und las den nächsten vor: „Versagen!“ Kurz betrachtete er ihn, dann wurde auch er zweigeteilt. „Dazu kann ich nur jene Worte wiederholen, die mir einmal ein sehr, sehr guter Freund gesagt hat, als ich im Krankenhaus eingekerkert war und wegen meines Gesundheitszustandes eine ganze Tournee in Gefahr war: ‚Auch wenn uns die Fans als Götter anbeten und wir schon anfangen, uns als solche zu sehen, so sind wir auch nur Menschen, die nicht perfekt sind und die Fehler machen.‘“ Ein Lächeln schlich sich auf Yoshikis Lippen, als er Toshis überraschten Blick sah. „Ja, deine Worte! Ich weiß, damals wollte ich sie nicht hören und wahrhaben, aber du hattest Recht damit.“ Damit nahm er den letzten Post It, überflog ihn und zerriss ihn dann gleichfalls. „Ich weiß zwar nicht, worauf du dich genau beziehst…“ Kaum hatte er angefangen zu reden, unterbrach er sich auch schon wieder, als der andere aufstand und aus dem Raum eilte. „Hey, wo willst du hin?“, rief Yoshiki ihm hinterher, sprang auf und folgte ihm. „Ich weiß, ich bin in dem ganzen Aufmunterungsgerede nicht so geübt wie du, weil es sonst immer anders herum ist, aber ich geb mir hier schließlich Mühe und stell meine Arbeit hinten an – da musst du nicht gleich abhauen, nur weil ich nicht so toll darin bin wie du!!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Ob Yoshiki die nächsten Stunden wieder einen seiner Divamomente hat und mit Schmollschnute durch die Gegend rennt, erfahrt ihr dann im nächsten Kapitel – genauso, ob Toshi wirklich vor Yoshikis Aufmunterungsversuchen geflüchtet ist ;) Über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare sowie konstruktive Kritik würde ich mich natürlich jederzeit freuen. Appreciation ------------ @ Asmodina: Ob sich das klärt? Das könnte bei den beiden noch ein wenig dauern^^; @ Yoshiki_Deyama: Sag mal, kannst du Gedanken lesen?? @ JaeKang: Solange sie nicht zu hoch springen, dürfte da keine Gefahr bestehen!^^ Ah~ aber du bringst mich da auf Ideen für Outtakes… @ Terra-gamy: Findest du? Dann bin ich ja beruhigt, weil ich persönlich schreib solche Szenen lieber mit vertauschten Rollen – geht mir irgendwie einfacher von den Fingern^^; @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Glaub mir, ich bin die letzte, die Yoshiki als Gott ansieht. Tollpatsch, Schussel, Chaot und jeglichen Synonyme die in dieselbe Richtung gehen, sind da schon wesentlich zutreffender ^.~ @ Kaoru: Yoshiki und Toshi als Abahachi und Ranger?? *prust* Obwohl… Yoshiki könnte einen guten Winnetouch abgeben ^.~ Gott, du bringst mich schon wieder auf Ideen!! @ all: Frohe Weihnachten und sollten wir uns nicht mehr vor dem neuen Jahr lesen, dann auch einen guten Rutsch!! *eine Runde Lebkuchen ausgeb* •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Die letzten Worte hatte er noch gar nicht richtig zu Ende gesprochen, als er in seinem Arbeitszimmer ankam und irritiert eine Augenbraue hochzog, als Toshi ihm einen mehr als nur bekannten Ordner hinhielt. „Wo hast du den her?“, wollte er sofort wissen, erhielt aber keine Antwort. Stattdessen wurde er ihm nur weiterhin hingehalten, während er glaubte, einerseits etwas Fragendes, aber gleichzeitig etwas Anklagendes in den Augen des anderen zu sehen. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte Toshi ihn an der Hand gepackt und zerrte ihn nun hinter sich her zurück ins Gästezimmer, während er noch immer den Ordner festhielt. Wieder dort, ließ er den anderen los, sah sich kurz suchend um und steuerte dann auf den Schrank zu, von welchem er einen Post It riss und ihn auf den Deckel des schmalen Aktenordners klebte. Gleich darauf kam noch ein weiterer dazu, ehe er zur Außenwand ging und von dort weitere nahm. Skeptisch verfolgte Yoshiki das Ganze, wusste nicht so recht, was er davon halten sollte und setzte sich auf die Kante des Bettes, als Toshi scheinbar fertig war und zu ihm kann. Fordernd hielt er ihm den Ordner hin und zog es vor zu stehen, anstatt neben dem anderen Platz zunehmen. Der Drummer nahm ihn und las die Zettel durch, die dort in zwei Reihen klebten. „Warum?“ „Mein ganzes Versagen feinsäuberlich sortiert.“ „Ich habe alle ins Verderben gestürzt!“ „Genugtuung?“ „Sorge?“ „Weshalb?“ „Warum?... Du willst wissen, warum ich all diese Artikel und so gesammelt habe?“ Ein kurzes Nicken. „Genugtuung war nie ein Grund, wenn du das meinst“, begann Yoshiki zögerlich zu erklären und klopfte auf die Decke neben sich, damit sich der andere zu ihm setzte, doch dieser zog es weiterhin vor zu stehen. „Ich hab dich nicht mehr verstanden, Toshi, deswegen… Du hast all diese Dinge gesagt und getan, die ich nicht nachvollziehen konnte. Ich habe jeden Artikel, den ich finden konnte, gelesen und aufgehoben, in der Hoffnung, dein Handeln wieder verstehen zu können… aber ich konnte es nicht… kann es bis heute nicht.“ Der Drummer schlug den Ordner auf, blätterte in den Klarsichtfolien herum, ehe er aus einer eine ausgeschnittene Todesanzeige herausnahm und sie Toshi gab. „Ich war da, bin extra aus LA eingeflogen… ich hatte gedacht, ich würde dich auf der Beerdigung deines Vaters sehen… aber du warst nicht da! Alle waren anwesend… nur du nicht. Ich hab versucht zu verstehen, wie man auf der Beerdigung seines eigenen Vaters fehlen kann, aber ich konnte es nicht… kann es bis heute nicht…“ Yoshikis Stimme war leise und brüchig geworden, da er an seinen eigenen, viel zu früh verstorbenen Vater, denken musste, während Toshi auf seiner Unterlippe herum biss und sich dann doch neben den anderen setzte. Er zog den Ordner rüber auf seinen eigenen Schoß, tat die Totenanzeige zurück und blätterte zu aktuelleren Artikeln, die geschrieben und veröffentlicht wurden, als er und der Pianist sich schon längst wieder vertragen hatten. Nachdem er sie hatte, schob er den Hefter wieder zu Yoshiki, deutete erst darauf und dann auf den Blonden, ehe er ein Fragezeichen in die Luft malte. „Warum ich mit dem Sammeln nicht aufgehört habe, nachdem wir wieder zusammen gekommen sind?“ Ein kurzes Nicken. „Keine Ahnung… wahrscheinlich, weil ich dich noch immer nicht verstanden habe“, erklärte der Drummer schulterzuckend und sah Toshi direkt an, der den Blick erwiderte. „Ich meine, wir haben versucht darüber zu sprechen, ich hab versucht, deine Beweggründe nachzuvollziehen, aber am Ende hat es immer im Streit geendet. Wir hatten uns gerade erst wieder, da wollte ich nicht gleich schon wieder die ganze Zeit nur mit dir im Clinch liegen… also hab ich aufgehört zu fragen und weiter Artikel und Blogeinträge gelesen und gesammelt… allerdings war ich die letzten Monate so mit mir selbst beschäftigt, dass ich es ganz vergessen hatte, ansonsten hätte ich vielleicht schon viel früher mitgekriegt, was bei dir schief läuft und Heath hätte mir nicht erst einen gehörigen Tritt in den Arsch geben müssen.“ Einen Augenblick lang hielt Toshi den Blickkontakt noch aufrecht, dann brach er ihn ab, stand auf und ging zum Nachttisch, von wo er sein Handy holte. Damit in der Hand setzte er sich wieder neben Yoshiki und fing an, etwas zu tippen, während der andere geduldig wartete, bis ihm das Display gezeigt wurde. „Wir haben uns beide nicht mehr verstanden. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum du in HOH nicht dasselbe gesehen hast, wie ich… und die Jahre der Trennung haben ihr Übriges dazu beigetragen, dass wir uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben und uns fremd geworden sind.“ „Auf die Gefahr hin, dass wir uns wieder streiten, aber…“, fing er an, als er die Nachricht zu Ende gelesen hatte, zögerte dann jedoch. Toshi hingegen sah ihn aufmunternd an und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass er fortfahren sollte. „… siehst du in HOH noch immer dasselbe?“ Kurz sah der Sänger zu ihm, ehe er sich auf die Unterlippe biss und den Kopf senkte. Doch gleich darauf stand er auf, ging zu jener Wand, in der sich auch die Tür befand und schien dort nach einem bestimmten Notizzettel zu suchen. Als er ihn gefunden hatte, riss er ihn ab, ging damit zurück zu Yoshiki und reichte ihm diesen. „Ein Leben in Farce“, las dieser laut vor und suchte dann wieder den Blick des Älteren, der erneut neben ihm saß. „Also ‚nein‘?“ Ein kurzes Nicken. „Was hast du nun vor? Ich meine, dass sie dich nicht so einfach gehen lassen wollen, ist ja offensichtlich, ansonsten wärst du jetzt nicht hier, aber das kann schließlich nicht ewig so weiter gehen…“ Ein Schulterzucken sowie ein hilfloser Blick. Seufzend lehnte sich Yoshiki gegen Toshis Schulter und starrte an die Decke, ehe er fortfuhr: „Und das mit deinen Finanzen muss auch wieder irgendwie in den Griff kommen… dir ständig von Heath Geld zu leihen, um irgendwie halbwegs über die Runden zu kommen, wenn du eigentlich ein kleines Vermögen auf dem Konto haben solltest…“ Er nahm wahr, wie sich der andere unter ihm versteifte, sodass er zu Reden aufhörte und sich so setzte, dass er ihn wieder ansehen konnte. „Was?“, wollte der Drummer wissen, als er anklagend angesehen wurde. „Woher weißt du über meine Finanzen Bescheid?!?!“, tippte Toshi ins Handy und zeigte es Yoshiki. „Heath hat davon erzählt… und es kann sein, dass mir, wie wir deine Sachen gepackt haben, ein paar Kontoauszüge zufällig in die Hand gefallen sind.“ „Zufällig? Die sind alle abgeheftet!!“ „Jetzt tu nicht so scheinheilig, Tosh! Du hast schließlich auch in meinem Arbeitszimmer geschnüffelt – anders hättest du doch nie den Ordner gefunden!!“, brauste Yoshiki auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Das ist etwas völlig anderes!!!“ „Ach, ist es das?!“, entgegnete der Pianist schnippisch, verschränkte die Arme und stand auf, um das Zimmer zu verlassen und hinter sich die Tür zuzuknallen. Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein? Ja schön, er hatte vielleicht ein wenig geschnüffelt, aber wie soll er ihm denn helfen, wenn er nicht alle Fakten auf dem Tisch hatte und Toshi nicht unbedingt der Gesprächigste im Moment war? Wutschnaubend stapfte er ins Erdgeschoss hinunter, ging zielstrebig zur Bar, wo er eine Whiskeyflasche hervorholte und sich einen großen Schluck daraus gönnte. Die Flasche ließ er stehen, setzte sich auf die Theke, zog sein Handy aus der Hosentasche und rief im Studio an, um in Erfahrung zu bringen, wie es mit dem Song lief. Die Techniker teilten ihm mit, dass sie bereits fertig waren und ihm die fertig abgemischte Fassung gemailt hätten und er sie nur noch abzusegnen bräuchte. „Na wenigstens etwas Positives!“ Nachdem dies geklärt worden war, trieb ihn der Hunger in die Küche zum Kühlschrank, doch dort herrschte so ziemlich gähnende Leere. Im Tiefkühlschrank sah es auch nicht wirklich besser aus, aber zumindest fand er dort noch eine Pizza, die noch von Miyavis letztem Besuch übrig geblieben sein musste. Er packte sie aus und schob sie in den Backofen, welchen er auf die angegebene Temperatur stellte. Tiefkühlkost hatte noch nie zu seinen Leibspeisen gezählt – vor allem als er sich von Tiefkühlsushi eine nette Lebensmittelvergiftung zugezogen hatte -, aber wie hieß es so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen! Natürlich könnte er seinen Koch anrufen, aber das würde ewig dauern und auf Lieferservice hatte er nicht wirklich Lust. Wäre seine Freundin da, würde die ihm sicherlich etwas zaubern, aber da sie beruflich unterwegs war, blieb ihm nur noch sein Freund aus Kindheitstagen und den würde er sicherlich nicht darum bitten, etwas zum Essen zu kochen. Dafür war er viel zu stolz… und zu angepisst! Und nun? Wie sollte er die Zeit totschlagen, bis die Pizza endlich essbar und nicht mehr in einem lutschbaren Zustand war? ‚Zurück zu Toshi‘ stand ganz unten auf der Liste der Dinge, die er tun könnte, während er auf sein Essen wartete. Immerhin war er sich keiner Schuld bewusst und viel mehr der Ansicht, dass der Sänger einen Schritt auf ihn zugehen müsste. Schließlich hatte er für ihn seine Arbeit stehen und liegen gelassen, war erst nach Tokyo geflogen und hatte dann ein wichtiges Projekt nur für ihn hinten angestellt. Und der Dank dafür? Man wurde blöd angemacht, weil man ein wenig in den Kontoauszügen des anderen gelesen, während der aber selbst bei ihm auch geschnüffelt hatte. Während die Pizza langsam auftaute, ging er hoch ins Arbeitszimmer, ignorierte das Gästezimmer dabei völlig und startete seinen Rechner, um die E-Mail aus dem Studio zu checken. Als erstes fiel ihm jedoch die Benachrichtigung des Managers ins Auge, dass sämtliche Zahlungen an Toshi auf eines seiner leer stehenden Konten umgeleitet werden würden. Darunter waren noch die Daten des entsprechenden Bankkontos, doch anstatt augenblicklich den Sänger darüber zu informieren und dafür zu sorgen, dass er Zugang dazu erhielt, legte er die E-Mail erst einmal ab. Was war scheinbar das Lebensmotto der unzähligen Hispanoamerikaner in LA? Was du heute kannst besorgen, das kannst du auch morgen tun! Nachdem diese Bevölkerungsgruppe zahlenmäßig sowieso bald die Größte in der Stadt der Engel sein würde, war es nur angebracht, wenn er sich diese Einstellung schon einmal aneignete. Der ganzen Planung machte jedoch die Technik einen Strich – in Form von Heath – durch die Rechnung. Vor einiger Zeit hatten die Bandküken, d.h. ihr Bassist und ihr Violinist, die glorreiche Idee gehabt, dass die Kommunikation via Skype doch viel praktischer wäre. Als Sugizo dann das letzte Mal in LA gewesen war, um seine Tochter zu besuchen, hatte er Yoshikis Rechner so ausgerüstet, dass er für Videotelefonie ausgelegt war. Das Dumme war nur, dass sich das Programm bei jedem Hochfahren von selbst startete und anmeldete und er bisher noch nicht herausgefunden hatte, wie er das ändern konnte, beziehungsweise, wie er zumindest seinen Status auf offline stellen konnte. So ließ er den Bassisten mehrmals anklingeln, in der Hoffnung, ihn zu ignorieren würde etwas bringen, doch dies schien ein aussichtslose Unterfangen zu sein, sodass er letztendlich den Anruf doch entgegennahm. „Was?“ „Du klingst mies gelaunt! Wollte eigentlich nur wissen, ob ihr gut angekommen seid und wie es so läuft…!“ „Beschissen!“ „Was ist los?“ „Toshi ist ein Arschloch!“ „Kann es sein, dass du mal wieder einen deiner Divamomente hast?“, wollte der Bassist wissen und blickte skeptisch drein. Keine 48 Stunden mit ihrem Sänger alleine und ihr Drummer spielte sich schon wieder auf… Das konnte ja heiter werden! „Hab ich gar nicht!“ „Du hast aber deinen Divaton drauf!“ „Ich hab keinen ‚Divaton‘!“ „Hast du!“ „Hab ich nicht!!“ „Hast du!“ „Hab ich nicht!!!“ „Hättest du keinen deiner Divamomente, würdest du jetzt nicht so kindisch herum zicken.“ „Ich zick nicht rum!“ „Tust du wohl!“ „Tu ich nicht!!“ „Yoshiki, was ist passiert?“, wollte Heath wissen und fragte sich insgeheim, wie ihr Sänger das nur auf Dauer aushielt. Er würde drei Kreuze machen, wenn wieder der Status Quo herrschte und Toshi sich mit ihrem Leader herumschlug. Warum machten sich eigentlich Pata oder Sugizo so rar und ließen alles an ihm hängen? „………..“ „Yoshiki!“ „Toshi ist ein undankbarer, dickköpfiger, hirnverbrannter…“ „Ihr habt euch gestritten?“ „Er hat angefangen!“ Allmähliche begann der Bassist daran zu zweifeln, dass es eine so gute Idee gewesen war, den Sänger alleine zu Yoshiki zu schicken. Im Moment klang das mehr nach zwei Vierjährigen, die ohne Aufsichtsperson alleine zuhause waren und nicht nach zwei langjährigen Freunden, die füreinander da und sich gegenseitig eine Stütze waren. Während er seine Bandkollegen gedanklich einen Kopf kürzer machte, versuchte er, etwas Vernunft in den Dickschädel des Pianisten zu hämmern, um die momentane Situation in der Villa zu entschärfen. Zur selben Zeit saß Toshi noch immer im Gästezimmer und starrte auf den Rahmen, den der Pianist vorhin aus der Reisetasche befördert hatte. Innerlich hin und her gerissen, nahm er ihn in die Hand und fuhr ihre Konturen nach… Ein Teil von ihm wollte dem anderen folgen, seine Nähe und seinen Schutz suchen, so wie vorhin, als er ihn nach langem Ringen schließlich im Studio angerufen hatte, obwohl Telefonieren wohl so ziemlich mit das Schwachsinnigste war, das man tun konnte, wenn man stumm war. Warum er vorhin mit den Tränen hatte kämpfen müssen, wusste er nicht? Er schob es einfach auf die augenblickliche psychische Belastung… Andererseits war er auch wütend auf Yoshiki, dass dieser einfach so in seine Privatsphäre eindrang. Hinzu kam, dass er sich nicht wirklich willkommen fühlte, sondern mehr wie ein Fremdkörper, der nur störte und lediglich geduldet wurde. Und wieder ein anderer Teil von ihm wollte sich einfach in eine dunkle Ecke verkriechen, um in Scham zu versinken und für immer unsichtbar für alle zu werden. Wie lange hatte sich Heath überhaupt vorgestellt, dass er in LA bleiben sollte? In der augenblicklichen Situation würde das doch nie lange gut gehen… •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Was glaubt ihr? Wer wird eurer Meinung nach den ersten Schritt wagen oder muss etwa Heath noch einfliegen, um wieder Ordnung in den Kindergarten zu bringen? Über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare sowie konstruktive Kritik würde ich mich natürlich jederzeit freuen. メリクリ~!! (= meri kuri = Merry Christmas) Peace Pizza ----------- @ Asmodina: *lach* Ja, er ist eine kleine Diva… aber Diva-Yoshiki zu schreiben macht unheimlichen Spaß^^ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Ein gewisser jemand erbarmt sich in einem der späteren Kapitel noch und erklärt ihm Skype ^.~ @ JaeKang: Warum du dir das so gut vorstellen kannst? Weil Yoshiki mit Technik nicht immer klar kommt? Ich sag nur… Bull Run und Navi ^.~ @ Yoshiki_Deyama: Möchtest du dich mit dazu setzen, wenn Yoshiki Skype erklärt bekommt? Ein Plätzchen ist sicherlich noch frei ^.~ @ all: Auf die Gefahr hin, dass mir meine Betaleserin auf den Deckel steigt, weil ich ihren Vorsprung dezimiere, gibt es jetzt offiziell das letzte Kapitel in diesem Jahr. Ich danke euch für all die Kommentare, die mich nur zu oft zum Lachen und Schmunzeln gebracht haben und hoffe, dass wir uns 2011 wieder lesen! Einen guten Rutsch und viel Spaß beim nächsten Kapitel!!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Im Dunkeln saß Toshi auf dem Bett im Gästezimmer und betrachtete den Rahmen, den Yoshiki ihm vorher gegeben hatte. Eine gute Stunde war inzwischen vergangen, seit sie aneinander geraten waren und keiner hatte bisher nachgegeben – und der Sänger war sich sicher: er würde nicht klein beigeben – diesmal nicht! Er hatte es sooft in der Vergangenheit getan… hatte sich von hide und seinem langjährigen Freund wie Knetmasse formen lassen, später dann von Masaya und Kaori. Yoshiki hatte gesagt, er wollte ihm helfen… so recht glaubte er nicht daran! Der andere war viel zu sehr mit sich selbst und zig anderen Dingen beschäftigt. Es schmerzte, aber mit der Zeit stumpfte man dagegen ab. Wenn es dem anderen wirklich ernst mit seinen Worten war, dann musste er den ersten Schritt machen und seine Regeln und Wünsche respektieren. Zulange hatte er sein Leben von anderen bestimmen lassen. Sich von HOH loszusagen, stellte einen kompletten Neuanfang dar und da wollte er noch einmal bei null anfangen, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. Wie er dies jedoch machen würde, war ihm ein Rätsel… HOH hatte deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt waren, ihn gehen zu lassen. Verübeln konnte er es ihnen nicht wirklich, da ihn schließlich Verträge an Masaya banden – Verträge von denen er keine Ahnung hatte, wie er da wieder herauskommen sollte. Hinzu kamen die Schulden und das er keine Kontrolle über sein Geld hatte… Ein leises Klopfen an der Tür schreckte den Sänger aus seinen Gedankengängen auf, sodass er den Kopf hob und sah, wie ein blonder Schopf hineingesteckt wurde. „Gott ist das Dunkel bei dir, Tosh!“, äußerte Yoshiki und öffnete die weiße Holztür ein Stück weiter. „Darf ich rein kommen?“, wollte er wissen und war unter dem Türrahmen stehen geblieben. Ein Schulterzucken, das er dank mangelndem Lichts kaum wahrnehmen konnte, war seine einzige Antwort auf die Frage, sodass er herein kam, die Deckenbeleuchtung anschaltete und dem Sänger einen Teller mit einer dampfenden Pizza hinhielt, die schon etliche verbrannte Stellen aufwies. „Friedenspizza?“ Angesichts dieses Angebotes hob der Sänger irritiert die Augenbrauen hoch. Er hatte nicht gedacht, dass der Drummer so schnell über seinen Schatten springen würde. „Jetzt guck mich nicht an, als hätte ich einen zweiten Kopf“, entgegnete Yoshiki und setzte sich zu dem anderen aufs Bett, wo er auch den Teller abstellte. Ein leichtes Lächeln gepaart mit etwas Wehmut schlichen sich in die Züge des Pianisten, als der den Bilderrahmen entdeckte, den Toshi festhielt. Unwillkürlich musste er an das Skypegespräch mit Heath denken, das er erst vor wenigen Minuten beendet hatte. Einmal mehr hatte er feststellen müssen, dass das „kleine Küken“, wie sie ihn früher immer genannt hatten, dem „großen Taishou“ gehörig den Kopf zu waschen wusste. Zu seinen Anfangszeiten hätte Heath die Band fast wieder hingeschmissen, weil er mit den zum Teil derben Scherzen, die ihm vor allem hide und Yoshiki gerne gespielt hatten, nicht klargekommen war, aber davon war nichts mehr zu sehen. Ihr Bassist hatte sich in den Jahren der Trennung genauso verändert wie er selbst und Toshi – lediglich Pata war derselbe wie eh und je. „Wenn dir wirklich etwas an der Freundschaft mit Toshi liegt, dann schluck deinen verdammten Stolz hinunter und beweg deinen Arsch zu ihm! Du wolltest ihn doch immer wieder, jetzt hast du ihn – also nutz gefälligst die Chance!“ Einem Instinkt folgend, den er nicht erklären konnte, von woher er kam, beugte er sich nach vorne, schloss die Arme um den Oberkörper des Kleineren und drückte ihn an sich. Überrascht zuckte Toshi angesichts der plötzlichen Umarmung zusammen, erwiderte die Geste jedoch keine zwei Sekunden später und vergrub sein Gesicht in Yoshikis Nackenbeuge, wobei er nur zu deutlich die Textur der Halskrause, die der andere wie üblich trug, spüren konnte. „Tut mir Leid, dass ich vorhin so aufgebraust bin…“, äußerte der Drummer und versuchte seinen Kopf gegen Toshis zu lehnen - so gut es mit Stifnek eben ging. „Als ich deine Sachen zusammengepackt hab, bin ich zufällig auf die Ordner gestoßen… ich war neugierig… also hab ich reingeschaut… Heath hatte gemeint, ich solle es nicht tun, weil es deine Privatsphäre verletzt, aber…“ Yoshiki unterbrach sich, da er nach den richtigen Worten suchte, sie jedoch nicht fand. Klar, der Sänger wusste, dass er furchtbar neugierig sein konnte und in alles seine Nase steckte, aber war das eine Entschuldigung? „Tosh?“ Irritiert drückte der Pianist ihn etwas von sich, um ihn direkt ansehen zu können, als seine feinen Ohren ein leises Schniefen wahrnahmen. Der Kleinere lächelte als Antwort nur schief und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Er kannte den anderen lange genug, um zu wissen, dass er nicht bei jedem seinen Stolz herunterschluckte – dass er es für ihn tat und sich sogar entschuldigte, bedeutete ihm viel. „Alles okay?“, wollte Yoshiki besorgt wissen, der die Tränen seines besten Freundes, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten, nicht recht nachvollziehen konnte. Ein Nicken auf die Frage war Toshis Antwort, bevor er die Umarmung des anderen suchte, die dieser auch willig gewährte und ihn fest an sich drückte, so als wolle er ihn nie mehr loslassen. Es tat gut, die Wärme und Nähe des Jüngeren zu spüren und zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wirklich sicher. Heath hatte sich zwar aufopfernd um ihn gekümmert und alles Menschenmögliche getan, um ihn vor HOH zu schützen, aber ihr Bassist war eben nicht sein Sandkastenfreund. „Irgendwie kriegen wir das schon wieder hin, okay?“, flüsterte Yoshiki und strich durch Toshis Haare, während er dessen Geruch einatmete. „Ich werde dafür sorgen, dass HOH dir nichts mehr anhaben können…“ Unwillkürlich fühlte sich der Sänger bei dieser Aussage an ein Ereignis erinnert, das während der Oberschule stattgefunden hatte. Aus irgendeinem Grund hatte einer der Rowdies ihn auf dem Kieker gehabt, doch da er noch nie der Schlägertyp gewesen war, hatte er einfach versucht, ihn so gut es ging zu ignorieren, in der Hoffnung, ihn so wieder loszuwerden. Yoshiki gegenüber hatte er darüber nie ein Wort verloren, da er wusste, dass der andere nur eine Schlägerei anzetteln würde, was lediglich zu einem weiteren Schulverweise führen würde. Irgendwie musste er es aber doch spitz bekommen haben, da eines Tages der Rowdy plötzlich mit gebrochener Nase und Veilchen in die Schule gekommen war und ihn fortan immer in Ruhe gelassen hatte. Am selben Tag war auch sein bester Freund mit geschwollenem Kiefer und aufgeplatzter Lippe in der Schule erschienen, sodass Toshi nur eins und eins hatte zusammenzählen müssen, um zu wissen, was vorgefallen war. „Wir zwei gegen den Rest der Welt… so wie früher, okay?“, wisperte der Pianist und fuhr über Toshis bebende Schultern, während er ihn so fest wie nur irgend möglich an ihn presste. Vielleicht war es ganz gut gewesen, dass Heath ihm noch einmal einen Dämpfer verpasst hatte… Er konnte fühlen, wie der andere leicht nickte und lächelte, während er ihn einfach festhielt, so als wolle er ihn vor allem Unheil abschirmen. Erst Minuten später lösten sich die beiden Freunde wieder und wandten sich schließlich der Pizza zu, wobei Toshi zur Seite griff und sein Handy holte. „Friedenspizza?? (o.Ô)“ „Hab keine Zigaretten, Zigarren und der Gleichen mehr im Haus seit ich mit Rauchen aufgehört habe…“, entgegnete Yoshiki und angelte sich ein Stück von der verbrannten Pizza. Kaum hatte er lautstark hineingebissen, spuckte er den Bissen auch schon wieder aus. „Das kann ja keiner essen!“ Der Sänger nahm sich ebenfalls ein kleines Stück und biss hinein, nur um es mühevoll und mit verzogenem Gesicht herunterzuschlucken. „Dein Werk?“ „Normalerweise gelingt mir Tiefkühlpizza“, verteidigte der Drummer seine Kochkünste, „wenn Heath mich nicht ewig über Skype genervt hätte, dann wäre sie auch gelungen!“ „Soll ich kochen oder wollen wir uns weiter mit deiner Kreation vergiften?“ Der Pianist zog zwar schmollend eine Schnute, gab dann aber seine Zustimmung und folgte Toshi hinunter in die Küche, wobei er den Teller wieder mitnahm und dessen Inhalt in den Mülleimer wanderte. Als der ältere der beiden jedoch den großen Kühlschrank öffnete, musste er feststellen, dass es bei Yoshikis eigenwilligem Vorrat schwer werden würde, etwas Vernünftiges zu kochen. Es gab Pudding in rauen Mengen, gefolgt von Naturjogurt, Gemüse und Erdnussbuttercreme. Auf der Theke stand eine Schale mit Äpfeln und Bananen und in den Hängeschränken fand er noch ein paar Reste an Nudeln, Reis und Toastbrot. Die Vorratskammer war bis auf Unmengen an Schokoladentafeln und Pralinen gähnend leer und ein Blick in den Tiefkühlschrank verriet, dass es außer verschiedenen Eissorten auch nicht wirklich was zu holen gab. „Wie kannst du dich so ernähren??“ „Essen gehen?“ „Irgendetwas Essbares werde ich daraus schon noch hinkriegen…“ Seufzend drückte Toshi Yoshiki das Handy in die Hand und deutete dann auf einen der beiden Stühle, die um den kleinen, runden Glastisch standen, der sich in der Küche befand. „Ich soll mich hinsetzen und dir nicht beim Kochen helfen?“, riet der Schlagzeuger und erhielt ein Nicken, woraufhin er lediglich den Flatscreen in der Küche einschaltete und sich dann setzte, um die Nachrichten auf CNN zu verfolgen, während der Kleinere alle möglichen Dinge in der großen Küche zu Tage beförderte. Als dieser gerade dabei war eine Gurke zu schälen – wusste der Teufel, was er damit tun wollte – fiel Yoshiki etwas Entscheidendes ein, sodass er aufsprang und auf Strümpfen – die Schuhe hatte er während der Videotelefonie mit Heath ausgezogen – aus der Küche lief. „Bin gleich wieder da!“ Verwundert blickte Toshi ihm kurz nach, widmete sich dann aber wieder dem Gemüse in seiner Hand und hobelte es anschließend mit einer Küchenreibe in eine Schüssel. Gute zehn Minuten waren vergangen, als der Drummer wieder zurückkam, während der Sänger bereits Reis im Reiskocher gekocht und aus Naturjogurt, Gurke und einem Rest Knoblauch, den er noch gefunden hatte, ein Tsatsiki gezaubert hatte – kein Fünfsternemenü, aber bedeutend genießbarer als Yoshikis verbrannte „Friedenspizza“. „Hier!“ Eigentlich hatte Toshi gerade den Reis aus dem Reiskocher herausholen und auf die Teller verteilen wollen, als der andere ihm eine Kreditkarte unter die Nase hielt. Mit einem mehr als fragenden Blick drehte er sich zu ihm um. Was sollte er damit? „Für dich!“ Anscheinend waren die imaginären Fragezeichen, die um seinen Kopf herum schwirrten, nur für ihn selbst sichtbar, sodass er Yoshikis Hand mit dem Unterarm wegdrückte, sich umdrehte, um den Reis zu verteilen. Doch kaum hatte er den Löffel im Kocher, hatte er wieder die Karte unter der Nase. „Jetzt nimm schon!“ Geduld hatte wirklich noch nie zu den Stärken des Jüngeren gehört. Er war zwar ein Meister darin, die aller anderen zu strapazieren, aber seine eigene war praktisch nicht vorhanden. So drehte sich Toshi erneut um und hielt dem Blonden Reiskocher und Löffel hin, um zu verdeutlichen, dass er die Hände gerade voll hatte. Hinzu kam die insgeheime Frage, was er mit Yoshikis Kreditkarte sollte? Er hatte doch klar und deutlich gesagt – oder eher geschrieben – dass er keine Almosen wollte! „Okay, mach erst das Essen fertig“, schien der Drummer endlich zu verstehen und machte sich stattdessen daran, Besteck herauszuholen und sich um Getränke, in Form von Wein, zu kümmern. Das Entkorken der Flasche mit seinen lädierten Händen stellte sich jedoch als ziemliches Problem heraus, sodass er Toshi schließlich den Wein samt Korkenzieher hinhielt, als dieser die Teller auf den Tisch stellte und sich hinsetzte. „Mach mal auf! Was gibt es eigentlich??“ Der Sänger nahm ihm die Flasche ab, öffnete sie mühelos und schenkte ihnen beiden etwas von dem Weißwein ein. Eigentlich hatten die Ärzte Yoshiki ja angeraten, wegen der Schmerzmittel auf Alkohol zu verzichten, aber eine kleine Ausnahme war sicherlich drinnen. „Ist das Tsatsiki?“, fragte Jüngere, der eine kleine Gabelspitze von dem soßenartigen Etwas probiert hatte, das da neben dem Reis angehäuft war. „Friedensreis à la Toshi“, schrieb der Ältere und hielt dem anderen das Display hin. „Reis und Tsatsiki??“ Das klang nicht unbedingt nach etwas, das ganz oben auf seiner Essenswunschliste gestanden hätte – Ramen wären da schon viel besser gewesen. „Du kannst gerne die Pizza aus dem Müll fischen oder dich selbst hinter den Herd stellen! :P“ „Friedensreis à la Toshi klingt wunderbar!“, entgegnete Yoshiki und machte sich daran, den Reis mit dem Tsatsiki zu vermischen und zu essen. Warum brachten Köche immer denselben Spruch, wenn man sich auch nur geringfügig skeptisch gegenüber dem Essen zeigte? Seine Mutter war so, all seine bisherigen Freundinnen waren ihm damit gekommen und Toshi nun auch… das war so unfair, wenn sie ganz genau wussten, dass man nicht kochen konnte! Zu seiner eigenen Überraschung schmeckte die Kreation seines besten Freundes jedoch erstaunlich gut. „Was sollte das gerade eben mit der Kreditkarte?“, schrieb Toshi zwischen zwei Bissen und schob dem anderen das Handy hin, der ihm daraufhin erneut die Karte reichte, die er auf den Tisch gelegt hatte. „Du wirst sie brauchen, ansonsten stehst du echt ohne einen Cent da“, fügte Yoshiki hinzu und gönnte sich einen Schluck Wein, während Toshi ihn einmal wieder nur fragend ansah. Manchmal war es wirklich zum Haare raufen, dass man dem anderen immer jegliche Informationen aus der Nase ziehen musste. „Nachdem Heath mir erzählt hatte, dass Kaori und Masaya sich mit deinem Geld ein schönes Leben machen, während du kaum über die Runden kommst, habe ich dafür gesorgt, dass sämtliche Zahlungen an dich von Seiten X JAPANs eingestellt werden, damit zumindest der Teil deines Vermögens vor diesen rachgierigen Nutznießern sicher ist!“, erklärte der Pianist und beobachtete, wie Toshi ihn geschockt anblickte, „alles was mit X zu tun hat, fließt im Augenblick auf eines meiner leerstehenden Konten bei einer amerikanischen Bank. Ich werde Morgen veranlassen, dass du uneingeschränkten Zugang darauf erhältst und sämtliche Lastschriften darauf umstellen kannst, aber das wird mindestens ein paar Tage dauern… Bis dahin kommst du zumindest mit der Kreditkarte an dein Geld…“ Als der andere nicht reagierte, geriet Yoshiki ins Zögern, da er eigentlich keine Lust hatte, dasselbe Drama von vorhin noch einmal durchzumachen. „Tosh, sag was!“ „… ich bin sprachlos…“ „Das bist du so auch schon! Hör mal, das war unter keinen Umständen böse oder als Eingriff in deine Privatsphäre gemeint. Vielleicht ist es bis zu einem gewissen Teil meine Rache an Kaori und Masaya, wenn sie demnächst feststellen, dass plötzlich eine Stange Geld fehlt, aber in aller erster Linie war es, um dir zu helfen…“, versuchte er sein Handeln zu erklären und gestikulierte mit Messer und Gabel herum, „… du meintest mal in einem Interview kurz nach unserem Zerwürfnis, dass X nicht nur mein Lebenswerk sondern auch deines gewesen sei… X wirft genug ab, um davon alleine gut leben zu können… zu hören, dass sich andere an unserem Baby bereichern… du deswegen Schulden machst… das hat mich so furchtbar wütend gemacht…!“ Nachdem er geendet hatte, entstand eine scheinbar minutenlange Stille zwischen ihnen, ehe Toshi aufstand und Yoshiki schon damit rechnete, dass er kommentarlos nach oben ins Gästezimmer verschwinden würde und sich wahrscheinlich einmal wieder seinem neuen Lieblingshobby – Schlafen - widmete. Stattdessen trat der Sänger jedoch zu ihm und umarmte ihn völlig überraschend. Es war ungewohnt, jemanden zu haben, der sich in seine Angelegenheiten einmischte und Dinge für ihn in die Hand nahm, aber in der momentanen Situation war es vielleicht sogar das Beste, auch wenn er eigentlich keine Almosen haben wollte. Aber war Yoshikis Hilfe und Unterstützung überhaupt das? Im Augenblick fiel es ihm schwer, klar zu sehen, weil er das Gefühl hatte, in der Dunkelheit kein Licht mehr zu haben, mit dessen Hilfe er seinen Weg hätte finden können. Vielleicht war es das Beste, die ausgestreckte Hand seines Freundes aus Kindheitstagen zu ergreifen und sich von ihm ein Stück führen zu lassen, auch wenn es bedeutete, dass er einmal hinterher gezerrt wurde, nur um im nächsten Moment gemütlich nebeneinander herzugehen? Konnte er dem Jüngeren so vertrauen, wie er es früher getan hatte? Er wollte es, er wollte es wirklich, denn Yoshiki war für ihn trotz aller Unterschiede immer wie ein dritter Bruder gewesen. Die Jahre, die sie getrennt verbracht hatten, hatten ihm immer mehr verdeutlicht, wie sehr er den anderen vermisste, weshalb er ihn letztendlich einfach angerufen hatte. Aber er hatte auch Dinge getan, die den anderen verletzt hatten, und auch wenn alles wieder wie früher schien, so war es dies bei weitem nicht. Zwischen ihnen existierte eine Mauer, die es früher nicht gegeben hatte, die ihn unter anderem davon abgehalten hatte, von Anfang an Yoshikis Hilfe zu suchen. Doch wollte er diese? Konnte er dem anderen voll und ganz vertrauen? Schließlich hatte er in den letzten Stunden immer wieder deutlich gemacht, dass er keine Zeit hatte, andererseits schien er auch über seinen Schatten gesprungen zu sein und überdies hatte er seine Arbeit hinten angestellt, obwohl ihm ein wichtiges Projekt im Nacken zu sitzen schien… War es möglich, noch einmal auf Anfang zurückzuspulen und von vorne anzufangen. Sie beide zusammen gegen den Rest der Welt? Er wusste es nicht, aber er war gewillt, es zu probieren… •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Ich finde es interessant, dass viele glaubten, Toshi würde den ersten Schritt machen (bin ja schon mal auf eure Kommentare gespannt, dass dem nun nicht so war^^;) und um ehrlich zu sein… als ich angefangen habe, die Story zu planen, war es auch so vorgesehen gewesen, doch als ich dann an der eigentlichen Szene angekommen war, habe ich ihre Freundschaft noch einmal Revue passieren lassen… auf den ersten Blick hat definitiv Yoshiki die Hosen an, doch wenn man die Informationen aus seiner Biografie mit in Betracht zieht, dann fängt man an, dies zu hinterfragen (oder zumindest ich). Die allgemeine Annahme ist die, dass Toshi studieren wollte, von Yoshiki aber überredet wurde, dies bleiben zu lassen und stattdessen mit ihm und X nach Tokyo zu kommen. In Wahrheit war es jedoch Yoshiki, der studieren wollte und der von Toshi überzeugt wurde, es mit der Band in Tokyo zu versuchen. Genauso war es Toshis Idee gewesen, X JAPAN noch einmal zu vereinen, während Yoshiki zunächst gezögert hatte. Ein weiterer, ausschlaggebender Punkt war die Körpersprache der beiden, v.a. in „Stresssituation“: Toshi wirkt gelassen und relaxt, während Yoshiki häufig zu Übersprungshandlungen neigt, die einen Konflikt ausdrücken, und er sich in solchen Momenten oft zu Toshi hin wendet. Meine persönliche Einschätzung ist die, dass es eigentlich Toshi ist, der in der Freundschaft die Hosen anhat, dies aber nicht an die große Glocke hängt (Yoshikis Ego zuliebe, weil er nach eigener Aussage nie an erster Stelle gewesen war, sondern immer nur an dritter (in der Familie sowie in der Band) etc. – sucht euch einen Grund aus). Warum habe ich Yoshiki also den ersten Schritt machen lassen? Nun, die Antwort dazu findet ihr weiter oben in Heaths Aussage ^.~ Und nun genug der Einsicht in meine verwirrenden Gedanken der Charakterdarstellung! Ich wünsch euch einen guten Rutsch in ein erfolgreiches neues Jahr (nur nehmt das mit dem Rutschen nicht ganz so wörtlich!)^^ A Question of Trust ------------------- @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Was Yoshiki studieren wollte? Wenn ich mich recht entsinne, war es Musik mit Schwerpunkt Klavier gewesen, um hinterher entweder in einem Orchester zu spielen oder als Klavierlehrer zu arbeiten. PS: Hast du noch den Link zu dem Video, wo Toshi aufgeregt war? Würd ja zu gerne mal einen hibbeligen Toshi sehen^^; @ JaeKang: *lach* Aber ist so ein kindlicher Yoshiki nicht niedlich? Mir zumindest macht es Spaß, ihn zur Abwechslung mal so zu schreiben – er kann ja nicht immer nur die kleine, bockige Diva sein ;) @ Asmodina: Dann bin ich mal gespannt, was du vom nächsten Kapitel hälst, das war nämlich eines dieser „Löschen oder nicht löschen, das ist hier die Frage“ Kapitel. @ Terra-gamy: Bei Toshi ging der Studierwille wohl mehr von den lieben Eltern aus und sowas geht ja häufig nach hinten los… @ Yoshiki_Deyama: Gut, dann mach ich dir und Yoshiki einen Termin bei Toshi-sensai aus ;) Keine Sorge, da wird noch einiges geschehen, ehe es bei den beiden zum Mauerfall kommt, sonst hätte ich ja auch nicht über 30 Kapitel oder so voll gekriegt und 20 Kapitel nur über Friede-Freude-Eierkuchen zu schreiben wär ja auch langweilig. @ Kaoru: Ja, ich hatte dich gefragt, ob Toshis Essenskreation essbar ist. Weißt doch, ich bin beim Essen immer furchtbar wählerisch, während du alles munter zusammenmischt ;) Wegen Pata… ich finde jetzt nicht, dass er irgendeine Traurigkeit ausstrahlt… er ist halt einfach Pata. Keine Ahnung… Pata kann man schwer beschreiben, weil er so schwer einzuschätzen ist. Ich hab echt kein Problem damit, die anderen Chaoten zu lesen, aber der Kerl ist mir bis heute ein Buch mit 7 Siegeln… @ Lusica: Herzlich willkommen in der kleinen Runde!! :) Ist ein 2-Wochen-Rhythmus schnell genug (ab und an auch mal wöchentlich)? Länger dauert es eigentlich nie ;) @ all: Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gerutscht und begrüße euch hiermit ganz offiziell zum ersten Kapitel im neuen Jahre! Viel Spaß beim Lesen und Kekse an alle, die den Vorverweis im Kapitel entdecken :P •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Während Toshi am nächsten Morgen seinen Jetlag ausschlief, war Yoshiki schon um fünf Uhr wieder wach, obwohl sie erst gegen zwei Uhr morgens ins Bett gegangen waren. Bevor er keine zwei Stunden später das Haus verließ, um erst ins Studio zu fahren, ehe er weiter zu einem Meeting eilen würde, um den Song abzugeben, hatte er Toshi noch eine kurze Notiz in der Küche hinterlassen, die der Sänger fand, als er am späten Vormittag endlich wach wurde und zum Frühstücken hinunterging. „Morgen, du Schlafmütze! Bin auf dem Weg ins Studio und hab um 10a.m. einen Geschäftstermin in Hollywood. Wenn was ist, schick mir eine SMS/E-Mail und klingel mich kurz an, damit ich es auch mitbekomme. Fühl dich wie zu Hause und nimm eines der Autos, wenn du an den Strand oder so willst, bzw. nimm jemanden von meinem Staff. Hab um 12.15 noch einen Check-up Termin im Cedars-Sinai, bin aber spätestens um 2p.m. zurück, weil dann mein Physiotherapeut vorbeikommt. CU l8er! Yoshiki“ Nach einer Stärkung, bestehend aus Tee und Toast, entschied er sich, einkaufen zu gehen, da der Kühlschrankinhalt des Pianisten wirklich zum Davonlaufen war. Vor dem Schlüsselbrett stellte sich jedoch die Frage, welches von den Unzähligen Autos er nehmen sollte. Er war niemand, der einen Ferrari oder Maserati brauchte, um durch die Gegend zu fahren, doch Yoshiki war ein Fan teurer und schneller Wagen. Am Ende blieb Toshi beim Honda mit Hybridantrieb hängen und fuhr damit zum nächsten Supermarkt, wo er diverse Sachen einkaufte, um halbwegs anständig kochen zu können. Als er schließlich wieder die Einfahrt hochkam, war es zwei Uhr, doch als er mit Tüten beladen über die Garage die Villa betrat, war von dem Jüngeren keine Spur zu sehen. Wirklich verwunderlich war es ja nicht – Pünktlichkeit und Yoshiki passten einfach nicht zusammen und widersprachen sich meistens. Doch kaum war er in der Küche angelangt und hatte angefangen die Lebensmittel zu verstauen, da klingelte es an der Tür und während er hinging, um sie zu öffnen, fragte er sich, weshalb der Drummer nicht einfach aufschloss. Als er die hohe Haustür aufmachte, war da jedoch nicht der Freund aus Kindheitstagen, sondern ein durchtrainierter Riese von über zwei Metern, neben dem sich Toshi gleich noch kleiner fühlte, als er es sowieso schon war. „Hi, I’m Mike. Is Yoshiki here?“ Das musste also der Physiotherapeut sein… der Sänger schüttelte bedauernd den Kopf und machte eine einladende Bewegung nach innen, die der Amerikaner zum Glück verstand. Aus seiner Hosentasche kramte der Sänger rasch sein Handy und tippte, dass der andere noch unterwegs war, aber sicherlich bald kommen würde, ehe er es dem anderen hinhielt. „You’re mute?“, fragte Mike interessiert, während er Toshi in den Wohnbereich folgte und sich zu ihm auf das schwarze Ledersofa setzte. Der Sänger nickte und fragte, ob der andere etwas zu trinken wolle, aber dieser verneinte dankend. Eine seltsame Stille entstand zwischen den beiden, die nur hin und wieder von dem Amerikaner unterbrochen wurde, der Ja- und Nein-Fragen stellte, doch zum Glück kam keine 15 Minuten später der Pianist hereingestürmt. „Toshi, bist du da? Sorry, im Krankenhaus hat es länger gedauert!“ Kurz sah er sich um und entdeckte dann den anderen. „Hey, Yoshiki“, begrüßte sein Therapeut ihn mit einem Händeschütteln, während Toshi ihm nur kurz zunickte. „Sorry, I’m late Mike. It took longer than expected at the hospital.“ “No problem. Is everything alright?” “Yeah, yeah… ehm, what are we gonna do today?” Der Schlagzeuger trug noch immer einen Anzug - damit konnte man nicht wirklich Krankengymnastik und dergleichen machen. „We’re gonna go into the pool again.“ “Okay, I’ll just change and be right back!” Damit eilte er auch schon ins Obergeschoss, um sich umzuziehen. „You’re gonna be here for a longer period?“, wandte sich Mike an Toshi, der zögernd nickte, da er schließlich selbst nicht wusste, wie lange er bleiben würde. „If you like, I can show you how you can help Yoshiki with his training. He isn’t exactly an easy patient – frankly, he’s quite an impatient one. All he wants to do is work and drum… he does what he has to do but that’s it, because he doesn’t find the time to do any more. Some extra training in mild doses wouldn’t hurt him, though, as his road to recovery is tougher and bumpier than usual…” Mike wusste von seinem Patienten durchaus, wer der kleine Japaner war, sodass er kein Problem darin sah, ihn in die Therapie mit zu integrieren. Nachdem Yoshiki nicht unbedingt der Gesprächigste war, wenn es um seinen aktuellen Gesundheitszustand ging, brauchte der Sänger einen Augenblick, um die Informationen zu verarbeiten, doch dann nickte er. Er ahnte, dass sein bester Freund am liebsten sofort wieder hinter seine Drums und auf die Bühne wollte, aber er wusste, dass es Zeit brauchte und auch dann nicht gewiss war. Warum genau es bei dem Pianisten länger dauerte, bis er sich erholte, wusste er nicht, aber wenn er etwas tun konnte, um den Heilungsprozess zu beschleunigen, dann wollte er dies tun. Das Ganze stellte ihn jedoch vor ein Problem – er hatte keine Ahnung, ob er überhaupt eine Badehose dabei hatte. „Okay, let’s go!“ Yoshiki kam die Treppe herunter gesprintet und löste vorsichtig die Halskrause, um sie beiseite zu legen. Er wollte schon hinausgehen, als Toshi ihn am Arm festhielt, erst auf seine schwarze Hotpants deutete und dann auf sich. „Hä?“ Wie so häufig verstand er nicht, was der andere ihm sagen wollte. „He’s going into the pool with us“, bot Mike etwas Erklärungshilfe an, sodass der Drummer schließlich dahinter kam, was der Sänger ihm mitteilen wollte. „Du willst Badesachen?... Ich glaub, in der Eile hab ich keine eingepackt… aber du kannst welche von mir nehmen.“ Stellte sich nur die Frage, warum Toshi mit in den Pool kommen sollte? Soweit er wusste, hatte dieser schließlich keine Bandscheibenvorfälle, wegen denen er Krankengymnastik brauchte. Der Kleinere nickte kurz und verschwand dann nach oben, während Mike noch hinterher rief, dass sie schon einmal rausgehen würden. „What’s Toshi gonna do in the pool?”, wollte Yoshiki wissen, als er mit seinem Therapeuten nach draußen ging, dieser die Sporttasche, die er bei sich hatte, auf eine Liege stellte und das Achselshirt, das er trug, ablegte. „I’ll show him how to train with you when the two of us don’t have an appointment.” “I’m to be training with Tosh?” “You can use any training you can get and the water is still the best for you as it doesn’t put any strain on your discs.” Statt einer Antwort ging Yoshiki kommentarlos ins Wasser und tauchte kurz komplett unter. Toshi beim Training dabei zu haben, bedeutete, dass er seinen wahren gesundheitlichen Zustand nicht mehr vollständig vor ihm verbergen können würde. Natürlich könnte er seinem besten Freund einfach sagen, was los war, dass er immer noch Schmerzen hatte, er seinen Kopf nur schwer bewegen konnte und in seiner linken Hand mehrere Finger taub waren, doch er wollte niemandem unnötig Sorgen bereiten… Hinzu käme, dass er vielleicht von einer weitere Sache erfahren würde, von der er selbst erst seit kurzem wusste und die er bisher noch vor jedem verschwiegen hatte… Als er wieder auftauchte, rief Mike ihm vom Beckenrand aus zu, dass er zunächst einmal mehrere Bahnen kraulend zurücklegen sollte, um die Muskeln zu lockern. Er strich sich die gebleichten Haare aus dem Gesicht und wischte sich kurz über die Augen, um das Chlorwasser loszuwerden, ehe er losschwamm und bereits bei den ersten Zügen einmal wieder daran erinnert wurde, dass seine linke Hand deutlichen Schaden genommen hatte. Noch Tage nach der OP vor vier Monaten hatte er den Arm nicht richtig anheben und zum Mund führen können, weil weiterhin eine Restlähmung bestanden hatte, die inzwischen jedoch abgeklungen war. Nichtsdestotrotz war sein linker Arm noch immer deutlich schwächer, als sein rechter. Im Wasser merkte er deutlich, dass er sich mit jenem eindeutig besser nach vorne schieben konnte, als mit dem linken. Yoshiki war gerade bei seiner dritten Bahn, als Toshi nach draußen kam und ein paar Handtücher auf einer der Liegen ablegte, ehe er sich zu Mike gesellte und seinem besten Freund beim Schwimmen zusah. Selbst sein ungeübtes Auge konnte sehen, dass der andere im Wasser mit seiner linken Hand nicht so viel Kraft ausüben konnte, wie mit der rechten. „The paralyzation in his right hand was gone right after the surgery; his left hand took a bit longer. And now with his damaged sensory nerves, he tends to rely more on his right hand than on his left one… There’s a certain uncertainty whether the sensory nerves in his left hand will ever recover, but at least we can train it so that it’s pretty much equal to his right one once again“, erklärte Mike, der Toshis beobachtenden Blick bemerkt hatte. Diesem war zwar bekannt, dass Yoshikis Heilungsprozess nicht so ablief, wie es sich dieser vorstellte, aber der Drummer zog es meist vor, nicht ins Detail zu gehen, sodass der Sänger nicht alle Einzelheiten wusste. „Compared to breaststroke, doing the crawl or backstroke is better for his discs. Nothing speaks against swimming breaststroke for a short time, but he shouldn’t overdo it”, fuhr Mike fort und beobachtete aufmerksam, wie sein Patient seine Bahnen zog. “If you feel up to it, you can do some breaststroke, Yoshiki, if not, just continue with doing the crawl!” Als der Drummer wieder am Beckenrand anschlug, stieß er sich ab, glitt unter Wasser mehrere Meter und tauchte schließlich wieder auf, um Luft zu holen und die restliche Strecke brustschwimmend zurückzulegen. Zwar kam er voran, doch er spürte nur zu deutlich seine Lendenwirbel bei jedem Zug. Er war gerade am anderen Beckenrand angekommen und hatte sich wieder abgestoßen, als er merkte, wie sein linker Arm immer schwerer und jeder Zug anstrengender wurde. Anstatt geradeaus bis zur anderen Seite zu schwimmen, änderte er die Richtung und steuerte die Treppe an, die unter Wasser war. „What’s up, Yoshiki? Is everything alright?“, fragte der Therapeut, als der Pianist aus dem Pool watete und sich auf die oberste Treppenstufe setzte. „Yeah, everything’s alright – I just need a short break!”, tat er es ab und drückte seinen linken Arm gegen die Brust. „What about your back?" „Hurts, but I can live with it.“ “If it hurts it’s better to stop immediately than going through with it til you can’t bear it anymore!” “Yeah, yeah, I know”, entgegnete er nicht wirklich einsichtig klingend und ließ sich die Stufen hinunter zurück ins Wasser gleiten, wo er ein paar Meter weit kraulte, ehe er anhielt, weil Mike gerufen hatte, dass sie mit den Rückenübungen weitermachen würden. Der Therapeut bedeutete dem anderen ihm zu folgen und watete dann ins Wasser. Dank seiner guten zwei Meter Körpergröße konnte er mühelos zu Yoshiki gehen. Toshi hatte kurz gezögert, folgte ihm dann aber doch. Er und der Jüngere hatten nie darüber gesprochen, ob es überhaupt in Ordnung wäre, wenn er ins Training mit einbezogen werden würde. Würde der Drummer das überhaupt zulassen? Er schob den Gedanken jedoch rasch beiseite und schwamm zu dem anderen, der auf der Stelle paddelte. Wenn Yoshiki schon nicht im Pool stehen konnte, weil er zu tief war, konnte er es recht nicht. Als alle zusammen waren, erklärte Mike kurz, wie sie vorgehen würden und zeigte Toshi, wie die Theorie aussah, ehe sie zur Praxis übergingen. Skeptisch ließ sich der Pianist auf den Rücken gleiten und spürte, wie das Wasser seine nackte, gebräunte Haut umspielte und ihn bis zu einem gewissen Maße trug. Relativ schnell nahm er jedoch wahr, wie seine Beine wieder nach unten, Richtung Beckenboden, sanken – er war es bereits gewohnt und wusste von seinem Therapeuten, dass es bei Patienten mit Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule nichts Ungewöhnliches war. Wie sonst auch, waren jedoch Mikes Unterarme ganz schnell da, die sich unter seinem Körper befanden, und seine Beine langsam wieder an die Wasseroberfläche dirigierten, sodass er gerade dalag und keinerlei Belastung auf seiner in Mitleidenschaft gezogenen Wirbelsäule lag. „Okay, Toshi, now it’s your turn. Just put your arms under him and keep him afloat”, wies Mike den Sänger an und tauschte mit ihm die Plätze. Yoshiki bekam dies nicht mit, da seine Ohren unter Wasser waren, sodass alle Geräusche stark gedämpft waren, und er hatte die Augen geschlossen, um sich vollständig zu entspannen. Als er jedoch stärkere Wasserbewegungen um sich herum wahrnahm, spannte er sich automatisch an und schlug die Lider auf. Doch die Sonne blendete ihn, sodass er nicht wirklich etwas sah. Daher versuchte er den Kopf zu heben und zur Seite zu drehen, doch mit seinem relativ frisch operierten Nacken, war dies keine gute Idee und wie Blitze breitete sich der Schmerz vom Hals bis in die Schultern und Arme aus. Zischend fasste er sich mit einer Hand an die Narbe, kam dadurch aus dem Gleichgewicht und wollte instinktiv zurück in die Senkrechte gehen, doch auf halben Weg stieß er dabei auf Hände, die ihn scheinbar über Wasser halten wollten. Dies brachte ihn allerdings völlig aus dem Konzept, sodass er versuchte sich von ihnen zu befreien und ihren Besitzer dabei unter Wasser drückte. Für eine Sekunde hatte er eine dunkle Haarsträhne gesehen und er vermutete, dass er Toshi untergetaucht hatte. Die Vermutung bestätigte sich, als ein schwarzer Haarschopf neben ihm auftauchte, Wasser spukte und sich über die Augen rieb. „What the hell was that?“, wollte er augenblicklich wissen. Bisher hatten die Schwimmstunden immer zu seinen Lieblingstherapiestunden gezählt, weil sie am angenehmsten für seinen Rücken waren. Doch er hatte wirklich keine Lust darauf, dabei neuerdings um sein Leben fürchten zu müssen, weil Toshi seine Konzentration störte. „Okay, that was a bit of a rough start, but we’ll get to it, don’t worry. You two really have to listen more to each other or else you drown each other!” “How am I supposed to listen to Toshi, when he’s as talkative as a fucking goldfish?!” “By trusting him. You two trust each other, right?”, entgegnete Mike, “and you Toshi need to keep a better eye on Yoshiki’s body language. If he shows any signs of stopping the therapy, don’t try to keep him over water against his will. Now that that’s clear, let’s do it again!” Murrend legte sich der Pianist wieder auf seinen Rücken und spürte erneut, die Wellen, die der Sänger mit seinen Schwimmbewegungen auslöste. „Yoshiki, relax!“, konnte er seinen Therapeuten hören, da er mit den Ohren diesmal nicht ganz unter Wasser war. „You’re so tense…! Just trust Toshi.“ Toshi vertrauen… was dachte Mike denn, was er tat? Sie kannten sich seit fast vier Jahrzehnten, natürlich vertraute er ihm. Was sollte der Mist? Gut, diese ganze Vertrauenssache hatte in den Jahren ihrer Trennung einen ziemlichen Knacks abbekommen und es nagte noch immer an ihm, dass der andere mehr auf Heath als ihn zählte, aber er vertraute ihm – vielleicht nicht ganz, aber er vertraute ihm! Es war nur so… Toshi war gegangen, hatte ihn alleine gelassen, hatte ihr Baby mit Füßen getreten und war dann aber wieder zu ihm zurückgekehrt. Wie lange würde er diesmal bleiben, bis er ihn wieder verließ? „Yoshiki, you’re all tensed up!“ Was für ein Problem hatte er eigentlich, dem anderen nicht voll zu vertrauen. Es war schließlich nicht so, dass er wirklich dessen Arme brauchte, um über Wasser zu bleiben. Er konnte auch so auf dem Rücken dahinschweben – es war eben nur, dass seine Beine nach kurzer Zeit nach unten sanken. Aber er konnte ja jederzeit mit dem Rückenschwimmen aufhören… Erneut nahm der Pianist war, wie seine Füße immer tiefer sanken, doch sehr schnell kamen sie mit Toshis linkem Unterarm in Kontakt, der sie nach oben dirigierte, damit Yoshiki wieder gerade im Wasser lag. Dabei meinte er es allerdings ein wenig zu gut, sodass er die Beine zu weit anhob, der andere am Kopf Übergewicht bekam und untertauchte. Im Gegensatz zum letzten Mal ließ der Sänger ihn diesmal sofort los, als er panisch zu paddeln anfing, sodass er innerhalb weniger Sekunden wieder auftauchte und einem Wasserspeier Konkurrenz machte. „Are you fucking trying to fucking drown me?”, fuhr der Pianist ihn an und wischte sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht. Toshi blickte entschuldigend drein und Mike, der sich bisher zurückgehalten hatte, da er eigentlich davon ausging, dass die beiden den Dreh relativ schnell heraushätten – schließlich hatte sein Patient von Toshi immer als seinen besten Freund, fast schon Bruder erzählt - , mischte sich mit ein. „Yoshiki, calm down!“ „I’m fucking fed up with this fucking shit! I don’t fucking pay you so that I’m fucking drowned!”, kam das Temperament des anderen durch, der sich abwandte und in Richtung der Treppen schwamm, um den Pool zu verlassen. „We aren’t finished, yet!“, rief Mike ihm hinterher, der in den Monaten ihrer Zusammenarbeit inzwischen schon öfters Yoshikis Launen ausgesetzt gewesen war. Doch er erhielt keine Antwort, da der Patient einfach aus dem Wasser stapfte, sich eines der Handtücher schnappte, die Toshi mitgebracht hatte, sich abtrocknete und auf eine der Liegen setzte. Demonstrativ drehte er den Kopf soweit zur Seite, wie er es konnte. Es war nicht so, dass er wirklich wütend auf seinen besten Freund oder auf seinen Therapeuten war. Vielmehr waren diese negativen Gefühle eigentlich auf ihn selbst gerichtet. Allerdings war es bedeutend einfacher andere anzublaffen, als sich selbst… Warum konnte er Toshi nicht einfach vertrauen? „Weil volles Vertrauen auch bedeutet, ihm völlig ausgeliefert zu sein und erneut verletzt zu werden…“ Mike machte sich auf den Weg zum Beckenrand, um noch einmal mit dem schwierigen Patienten zu sprechen, als der Sänger an ihm vorbeischwamm, den Pool verließ und tropfend zu Yoshiki ging, welchen er an der Schulter anstupste, da er sich ihm abgewandt hatte. Kurz wandte der Drummer den Kopf, drehte ihn dann aber wieder weg, sodass Toshi mit den Augen rollte und dieselbe Aktion wiederholte. „Was?!“ Der Ältere versuchte so entschuldigend zu blicken wie irgend möglich – schließlich war es nie seine Absicht gewesen, den anderen unterzutauchen – aber wieder einmal hatte der Pianist Schwierigkeiten dies zu verstehen. So nahm er einen Arm von ihm und schrieb mit dem Zeigefinger „Sorry“ darauf, wodurch Yoshiki klar wurde, was er hatte sagen wollen. „…………………..“ Eigentlich hatte er vor, darauf etwas zu erwidern, doch die entsprechenden Worte wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. „………..Muss es nicht……….“, flüsterte er schließlich ziemlich leise, doch Toshi, der sich neben ihn gesetzt hatte, hörte ihn trotzdem. „……….. ich bin nur wütend auf mich selbst…. Weil ich es nicht schaffe…….. dir zu vertrauen……“ Er starrte auf seine gefalteten Hände, die auf seinen Knien ruhten und blickte überrascht auf, als der andere ihn plötzlich umarmte und breit anlächelte, nachdem er sich wieder von ihm gelöst hatte. Mit einem Finger deutete er auf Yoshiki und ahmte die Armhaltung nach, die er vorhin gemacht hatte, um ihn über Wasser zu halten, ehe er auf sich selbst zeigte und so tat, als wolle er auf dem Rücken „toter Mann“ spielen. „Du willst Rollen tauschen?“ riet der Drummer wild darauf los und war froh, als er ein Nicken erhielt. Scharade war noch nie seine große Stärke gewesen. Gleich darauf sprang Toshi auf, packte ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her. „Ich komm ja schon!“, lachte der Jüngere auf und folgte ihm, während er sich fragte, was er damit eigentlich bezwecken wollte. Zusammen schwammen sie in die Mitte des Pools und nur am Rande nahm er wahr, wie sich Mike auf den Beckenrand setzte und sie beobachtete, während er sich sonst nicht einmischte. Seine Menschenkenntnis war so gut geschult, um zu wissen, dass es besser war, sich im Augenblick im Hintergrund zu halten. Schließlich stoppten die beiden, Yoshiki fragte, ob der andere dies wirklich machen wollte, doch dieser nickte nur und legte sich auf den Rücken. Entspannt glitt er auf dem Wasser und schloss die Augen, sodass er nicht mitbekam, wie sich ein schelmisches Grinsen auf die Züge des anderen schlich, dessen Unterarme nur wenige Millimeter unter seinem Körper waren und ihn hielten, sollte er untergehen. Einen Augenblick überlegte der Pianist, ob er den Plan wirklich durchführen sollte, doch nachdem Rache bekanntlich süß und ein Gericht war, das man am besten warm servierte, setzte er ihn schließlich in die Tat um und hob Toshis Füße außer Wasser, sodass dieser, wie er selbst vorhin, mit dem Kopf unter Wasser tauchte. Er hielt ihn nicht lange dort, sondern ließ gleich wieder los, sodass der andere nun prustend wieder auftauchte und ihn einerseits fragend, andererseits auch anklagend ansah. „Jetzt sind wir quitt“, entgegnete Yoshiki grinsend und sah im letzten Moment, wie sich der Ältere lautlos lachend auf ihn stürzte und versuchte, ihn unterzutauchen. Die beiden rangelten ein wenig miteinander, doch keiner schaffte es wirklich, den anderen unter Wasser zu drücken, ohne selbst unter zu gehen. Letztendlich artete das Ganze in eine Wasserschlacht aus, bei der sie wohl beide klatschnass geworden wären, wären sie es nicht sowieso schon. Erst nach endlosen Minuten hörten sie schließlich auf und grinsten sich gegenseitig an. „Lass es uns nochmal probieren“, schlug der Jüngere vor und legte sich erneut auf den Rücken. Augenblicklich spürte er die Wasserbewegungen, die Toshi auslöste und wie seine Beine auf dessen Unterarm zu ruhen kamen. Er versuchte so entspannt wie nur möglich zu sein, doch die kleinen Wellen, die gegen seinen Körper schlugen, waren einfach zu irritierend. Erneut glitt er zurück in die Senkrechte, während der andere ihn fragend ansah. „Du machst das Wasser mit deinen Schwimmbewegungen zu unruhig“, erklärte Yoshiki und paddelte selbst auf der Stelle, „aber ich hab da eine Idee. Wart mal kurz!!“ Damit kraulte er zurück zur Treppe, stieg aus dem Pool und rannte klatschnass wie er war einmal quer über die Terrasse und hinein in die Villa – war schließlich nur Wasser und das würde wieder trocknen. Was er jedoch nicht bedacht hatte, war, dass glatter Marmorfußboden und nasse Fußsohlen keine gute Idee waren. Er war noch gar nicht weit drinnen, da rutschte er auch schon aus und fiel hin. In dem Moment, als Toshi ein Poltern und einen schmerzhaften Aufschrei gehört hatte, war er auch schon zum Beckenrand geschwommen und auch Mike war direkt aufgesprungen und in die Villa gelaufen. „Yoshiki, are you okay?“ Beide hatten sich neben ihn niedergekniet und sahen ihn besorgt an, als er sich ächzend und stöhnend in eine sitzende Position aufrappelte. „I think, I remember why mom always told me not to run with wet feet when I was a kid… Ouch!“ Toshi grinste nur, als er diese Worte hörte, weil es selten war, dass der andere Einsicht zeigte und auf etwas hörte, was man ihm sagte. Er wuschelte ihm kurz durch die Haare und besah sich dann die Hände des anderen. „Alles okay, Tosh!“ Dieser formte mit seinen Lippen ein lautloses „wirklich?“, was Yoshiki – ohne wirklich zu wissen wie – sogar verstand, sodass er nickte und aufstand, wobei sämtliche Knochen lautstark knacksten. „Take it easy“, mahnte Mike ihn und betrachtete ihn kritisch, konnte aber keine Verletzungen und dergleichen feststellen. „Why on earth were you even running like a madman?“ “I wanted to get fins for Toshi!”, erklärte der Pianist und ging zur Treppe, diesmal jedoch langsam und vorsichtig. Kurz darauf kam er mit Schwimmflossen zurück und hielt sie dem Sänger hin. „Zieh die mal an. Ich glaub, damit müsstest du im Pool stehen können!“ Der Ältere setzte sich an den Beckenrand, schlüpfte in die schwarzen Flossen und ließ sich ins 1,8 Meter tiefe Wasser gleiten. Sich am Überlauf festhaltend, versuchte er sich auf die Flossenspitzen zu stellen. Diese knickten zwar etwas ein, doch dadurch erhielt er einen recht sicheren Stand, sodass er losließ und versuchte ein paar Schritte auf den Flossen zu gehen, was sogar ganz gut klappte. „Jetzt bringst du mich wenigstens mit deiner Paddelei nicht mehr aus dem Konzept“, äußerte Yoshiki und kam ebenfalls in den Pool. Erneut drehte er sich auf den Rücken und spürte augenblicklich Toshis Unterarme unter seinem Körper – diesmal jedoch ohne die Wellen, die er zuvor immer verursacht hatte. Er schloss die Augen und versuchte sich so gut es ging zu entspannen. Als seine Beine wieder absackten, nahm er war, wie der andere sie vorsichtig nach oben hob. Ab und an machte er leichte Schwimmbewegungen mit den Händen, da er das Gefühl hatte unterzugehen, doch augenblicklich spürte er die Arme seines besten Freundes, die ihn hielten, sodass er wieder ruhig dalag. Von da an fühlte er immer wieder flüchtig, wie Toshi mit der Rechten von Zeit zu Zeit über seinen Rücken strich, so als wolle er ihm sagen, dass er noch da war und ihn jederzeit auffangen würde. Vertraute er seinem besten Freund voll und ganz? Er konnte es nicht sagen, aber zumindest in der jetzigen Situation konnte er die Kontrolle an ihn abgeben, weil er sich sicher sein konnte, dass er ihn halten würde. So war er in der Lage völlig relaxt auf dem Wasser zu liegen und zu spüren, wie gut es seiner Wirbelsäule tat, einmal nicht das ganze Gewicht tragen zu müssen. Was bei ihm einen Schalter umgelegt hatte, dass er es zuließ, dass Toshi dort an seiner Seite war, konnte er nicht genau sagen, aber vielleicht war es die Tatsache gewesen, dass dieser bereit gewesen war, sich ihm in genau derselben Lage auszuliefern, während er wohl damit rechnen konnte, dass er sich zumindest in gewissem Maße revanchieren würde. Vielleicht hatte Heath Recht und sie brauchten tatsächlich Zeit zusammen, um einander wieder so nahe zu kommen, wie sie es früher einmal waren. Vielleicht mussten sie wirklich noch einmal von neuem lernen, sich auf den anderen zu verlassen. Wenn dem so war, dann war dies wohl der erste Schritt um die Mauer, die sich noch immer zwischen ihnen befand, zu überwinden. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht allzu übel, dass ein Großteil der Dialoge in Englisch war^^; Nun gut, dann bin ich mal auf eure Meinungen zu dem Kapitel gespannt und ob jemand den entsprechenden Vorverweis gefunden hat!^^ Taking a Step Forward --------------------- @ JaeKang: Et voilà, hier kommt der nächste Gang, äh das nächste Kapitel. Ich hoffe, es mundet dir! ;) @ Asmodina: *grins* Wird auch nicht die letzte Wasserschlacht zwischen den beiden sein ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Bei mir ist es genau anders herum: alles was kleiner ist als ich, seh ich als klein an. Wobei ich es ja immer wieder amüsant finde, dass Toshi als Kind und Teenie größer war als Yoshiki, weil der erst relativ spät einen Wachstumsschub hatte ;) @ Terra-gamy: Heißt ich sollte vielleicht langsam David Haselhoff buchen, damit er dann „I’ve been looking for freedom“ singen kann und somit die Mauer zum Einstürzen bringt (oder zumindest bildet er sich das ein) ;) @ Lusica: Genau, Handy einfach dazu denken :) Nachdem es nach so vielen Kapiteln inzwischen offensichtlich sein sollte, dass Toshi keinen Pieps von sich gibt, schreib ich es nicht mehr immer dazu ;) @ Kaoru: Wenn es die 10 Jahre nicht gegeben hätte? Um die auszulöschen, müsstest du, meiner Meinung nach, schon bis 94 oder 95 zurückgehen und die komplette Geschichte verändern, ansonsten ist es mehr oder weniger unumgänglich, dass es irgendwann mal zum großen Knall zwischen den beiden kommt… @ all: Nachdem scheinbar niemand über einen klitzekleinen Vorverweis im letzten Kapitel gestoßen ist, wird er vielleicht jetzt klar?! :) In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!! PS: Ich hab vor ein Tagen mal alle Kommentare zu den schon etwas älteren Kapiteln durchgelesen und kann nur zwei Dinge dazu sagen: 1. Ich liebe es einfach, eure Meinungen zu hören und ihr bringt mich damit sehr oft zum Schmunzeln und Lachen (positiv gemeint)! 2. DANKE!!!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Den nächsten Morgen verbrachten Yoshiki und Toshi damit, sich beim Frühstück gegenseitig zu bemitleiden, da ersterem die Knie durch den gestrigen Sturz wehtaten und er sich völlig steif bewegte, während letzterem einmal wieder seine Intercostalneuralgie etwas stärker zu schaffen machte. Die nächsten Tage und Wochen schienen wie im Flug zu vergehen und auch wenn der Pianist immer wieder wichtige Geschäftstermine einzuhalten hatte, hielt er sich aus dem Studio weitestgehend fern, um so viel Zeit wie möglich mit seinem besten Freund zu verbringen. Wenn er doch einmal hinfuhr, kam Toshi meistens mit und leistete ihm Gesellschaft. Nur wenige Tage nach dessen Ankunft in LA hatte Yoshiki ihm einen fähigen Arzt verschafft, über welchen er zudem auch noch einen Psychologen erhalten hatte. Zwar nahmen die Schmerzen in seiner Brust ab und die wirklich schweren Anfälle reduzierten sich drastisch, doch seine Stimme blieb weiterhin weg. Je länger es dauerte, desto verzweifelter wurde er. Wie sollte es denn mit X Japan weitergehen, wenn er keinen Ton herausbrachte? Es dauerte auch nicht lange und der Drummer hatte in Japan eine anerkannte Kanzlei aufgetrieben, die sich seines Falles annahm. Immerhin gab es Verträge, aus denen er irgendwie hinaus musste sowie Schulden, von denen er keine Ahnung hatte, wie hoch sie eigentlich waren, und eine Scheidung. Als dieses Thema aufgekommen war, hatte er lange gezögert, doch am Ende hatte er sich entschieden, es durchzuziehen. Um sich vollends von HOH zu lösen, musste er sämtliche Stricke durchtrennen – und dazu gehörte nun auch einmal seine Ehe. Eine Ehe, die seit Jahren nur noch auf dem Papier bestand. Die bisherigen Gespräche mit den Anwälten waren alle im Beisein von Yoshiki über das Telefon abgelaufen, doch Toshi wusste, um größere Fortschritte zu erzielen, musste er früher oder später zurück nach Japan und sich seiner Vergangenheit stellen. Er musste ihr ein letztes Mal ins Auge blicken, um sich für immer von ihr loszusagen. Was die Bezahlung der Anwälte anbelangte, so hatte der Sänger zwar darum gebeten, die Kosten selbst zu tragen, aber eine Rechnung hatte er nie erhalten. Seine Vermutung, dass Yoshiki zahlte, wurde bestätigt, als er eines Morgens einen Brief der Kanzlei, adressiert an Hayashi Yoshiki, aus dessen Post zog. „Ich weiß, dass du keine Almosen willst und das sind auch keine! Das Geld ist geliehen und sobald deine Stimme wieder da ist, kannst du es mir zurückzahlen“, war die Antwort des anderen gewesen, als er ihm das Schreiben unter die Nase gehalten hatte. Was er nicht wusste, war, dass der andere nie vor hatte, eine Rückzahlung zu akzeptieren. Es ging um Toshi und da war es egal, um wieviel Dollar oder Yen es ging – er würde das Geld nicht missen und so war es wenigstens gut angelegt. Der Sänger hatte es sich nach einiger Zeit angewöhnt, Yoshiki zu Arztterminen zu begleiten, weil er so immer noch am meisten über den gesundheitlichen Zustand seines besten Freundes erfuhr. Dieser hatte sich anfangs zwar geziert, ihn mitzunehmen, hatte sich letztendlich aber geschlagen gegeben, da er so zumindest verhindern konnte, dass Toshi wieder in seinen alten Rhythmus verfiel und die meiste Zeit schlafend in seinem Bett verbrachte. Aus diesem Grund hatte er es sich sowieso zur Gewohnheit gemacht, ihn so ziemlich überall mit hinzunehmen und auch der andere sah es als willkommene Abwechslung an. Denn solange Yoshiki ihn mitriss, hatte er keine Zeit, über die Fehler der letzten zehn Jahre nachzudenken. Dies tat er dann nur abends, wenn er im Bett lag und eigentlich schlafen wollte. Als sich nach einiger Zeit noch immer keine Besserung seiner Stimme abzeichnete, schlug sein behandelnder Arzt vor, dass er die Gebärdensprache erlernen sollte, um sich besser verständigen zu können, doch dies lehnte er ab, denn für ihn war dies gleichbedeutend mit der Akzeptanz, nie mehr sprechen zu können. Zum Glück hatten sich die Kommunikationsprobleme mit Yoshiki ein wenig gebessert, da sich nach dessen kleinen Badeunfall herausgestellt hatte, dass er ein gewisses Talent zum Lippenlesen hatte. Nachdem sie tagelang angestrengt trainiert hatten, konnten sie sich relativ gut verständigen, wenn Toshi langsam und deutlich die Worte mit seinen Lippen formte und nicht allzu lange Sätze bildete. Es gab zwar eine gewisse Fehlerquote, doch mit dem Handy oder dem Notizblock als Hilfsmittel sowie dem aufmerksamen Lesen der Mimik, war diese ausgemerzt. Und je länger sie beinander waren, desto leichter fiel es ihnen, den jeweils anderen wie ein offenes Buch zu lesen. Einige Wochen später, an einem warmen Novembersamstag war Yoshiki einmal wieder als erster wach und bereitete in der Küche das Frühstück vor. Zum Glück war der Toaster sein Freund, sodass es kein verbranntes Brot gab. Der Tisch auf der Terrasse war schon gedeckt, als er hörte, wie Toshi die Treppe herunterkam. „Morgen Schlafmütze! Kommst gerade recht! Willst du Kaffee, Tee, Milch – hab nur Mandelmilch da – oder Saft?“ „Tee.“ Nachdem er die Antwort abgelesen hatte, kochte er Wasser im Wasserkocher auf und brühte den Tee. Geschäftig wetzte er immer wieder zwischen Küche und Esstisch hin und her, bis Toshi ihn schließlich am Arm packte und ihn auf einen Stuhl setzte. „Komm mal wieder runter, ich kümmer mich um den Rest!“, wies er ihn an, warf einen kurzen Blick auf den Tisch und stellte fest, dass nur noch Butter und sein Tee fehlten, welche er holte. „Aber Tosh, ich darf heut endlich wieder drummen!! Verstehst du das?? Ich darf spielen!!“ Seitdem Yoshiki bei einer Routineuntersuchung am Vortag gesagt wurde, dass er unter Aufsicht endlich wieder hinters Schlagzeug durfte, hatte er sich wie ein kleines Kind kurz vorm Heilig Abend benommen. In gewisser Weise war es für ihn schließlich wie Weihnachten. Zwar war es nur ein kurzer Test unter kontinuierlicher ärztlicher Überwachung, aber nachdem er sich monatelang hatte anhören dürfen, dass er geduldig sein müsse, war dies ein beträchtlicher Fortschritt. „Ja, aber deswegen musst du noch lange nicht so tun, als wärst auf Speed!“, entgegnete der Sänger augenrollend, als er zurückkam. „Ich möchte dich mal erleben, wenn man dir sagen würde, morgen dürftest du wieder singen“, erwiderte Yoshiki und nippte an seiner Tasse Kaffee. Er war viel zu aufgeregt, als das er irgendetwas herunter gebracht hätte. Dies merkte natürlich Toshi augenblicklich und versuchte ihn dazu zu bringen etwas zu essen, da er die Energie bräuchte, um zu drummen. Nach langem hin und her nagte er schließlich an einer trockenen Schreibe Toast herum und war froh, als er endlich erlöst war und sie wenig später zum Studio aufbrachen. Zwei Stunden später, nachdem alle Voruntersuchungen positiv ausgefallen waren, saß der Schlagzeuger in seinem Studio hinter seinem Drumset. Außer einer Trainingshose und den Schuhen, die er auch auf der Bühne immer trug, hatte er nur noch die weiße Halskrause an, um seinen Nacken zu stützen. Aufgewärmt hatte er sich schon, sodass er nun nur noch auf das grüne Licht wartete. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er seinen besten Freund wahrnehmen, der ein paar Meter entfernt auf einer Klavierbank saß. Seine Ärzte standen hinter der Glasscheibe im Mischraum und hatten ihn genauestens im Auge. Bei ihnen waren auch zahlreiche seiner Mitarbeiter, denn keiner wollte verpassen, wie der Chef sein internes Comeback feierte. „Denken Sie daran, was wir vorhin abgesprochen haben, Yoshiki!“, erinnerte ihn einer der Ärzte, der japanischer Herkunft war, und gab ihm dann mit einem kurzen Nicken das Okay, zu beginnen. Seine Finger umfassten fest die Drumsticks, die zuvor locker in seiner Hand gelegen hatten und er begann nach einem Augenblick des Innehaltens einen einfachen, langsamen Rhythmus. Obwohl er so gerade und so still wie möglich saß, spürte er die bereits altbekannten Schmerzen, die sich vom Nacken aus in Kopf, Schultern und Arme ausbreiteten. Dank der Operation waren sie deutlich weniger, aber sie waren noch immer da. Hinzu kam, dass sich seine linke Hand anfühlte, als würde er sie immer wieder Eis tauchen. Irgendwo im Hinterkopf hatte er auch noch ein eher unschönes Untersuchungsergebnis, das bei der Voruntersuchung zur OP zu Tage getreten war, doch all dies war nebensächlich, wenn er daran dachte, dass er endlich wieder spielen konnte. Ein Glücksgefühl, das alles andere übertönte, durchströmte ihn und zufrieden schloss er die Augen – er würde die Drums auch so treffen. In Gedanken rief er sich das Gesicht seines Vaters vor Augen und er dachte daran, als seine Mutter ihm erzählt hatte, dass sein eigentlicher Traum es gewesen war Schlagzeuger zu werden, obwohl er eigentlich Klavier gespielt hatte. „Ich werde wieder spielen, ich werde zurückkehren – für mich und die Fans, vor allem aber für ihn!“ Allmählich steigerte er das Tempo immer weiter, bis er bei 120bpm angelangt war und variierte die Rhythmen. Eigentlich war abgemacht gewesen, dass er nicht schneller als dies spielen sollte, sowie dass seine Spielzeit auf fünf Minuten reduziert sei, aber in diesem Moment war dies alles vergessen: Vor seinem inneren Auge blickte er auf die Bühne unter sich hinab und sah Toshi in der Mitte stehen, der leidenschaftlich sang. Links von ihm stand Sugizo, rechts von ihm waren Pata und Heath und von irgendwoher blickte hide auf sie herab. Als er seinen Blick weiterschweifen ließ, erblickte er die tobende Menge im Tokyo Dome. 55 000 Fans sprangen gleichzeitig in die Luft, kreuzten ihre Arme und schrien aus vollem Hals „X!“. Selbst dort oben auf der Bühne, auf seinem Podest konnte er spüren wie sie die Halle zum Beben brachten und er lächelte angesichts dessen, dass sie es wohl wieder einmal schaffen würden, bei den zahllosen Seismographen einen Ausschlag zu erzeugen. Heiß brannten die Scheinwerfer auf ihn herab, dass er nur so schwitzte, aber dies stachelte ihn nur noch an, intensiver zu spielen. Er steckte alles, was er hatte, in diese zwei dünnen, schwarzen Sticks und ließ sie auf die Felle und Becken niedersausen. Es war egal, ob es das letzte war, was er tat, solange sein Herz schlug, würde er aus vollem Leibe drummen… Ohne es zu realisieren hatte er aufgehört, den einfachen Rhythmus zu spielen und war zu dem Song „X“ übergegangen, den er bei vollem Tempo spielte. Anstatt wie abgemacht still zu sitzen, bewegte er sich wie sonst auch immer – lediglich die Halskrause hielt ihn davon ab, wirklich heftig headzubangen. Alles was man ihm vorhin noch gesagt hatte, war vergessen. Er war in seine eigene Welt eingetaucht, in der all dies nicht mehr zählte. „Yoshiki, hören Sie augenblicklich auf!“, drang die Stimme von einem der Ärzte durch die Lautsprecher ins Studio, doch der Drummer war so sehr in die Musik vertieft, dass er dies gar nicht hörte. „Yoshiki, komm gefälligst wieder zu dir!“ Nur zu deutlich erkannte Toshi die Anzeichen dafür, dass der andere schon lange nicht mehr aus eigener Energie spielte und es reine Willenskraft, gepaart mit Dickköpfigkeit, waren, die ihn weiterdrummen ließen. Immer wieder konnte er die Ärzte über die Lautsprecher hören, die dem Schlagzeuger auf Japanisch und Englisch befahlen aufzuhören, doch dieser zeigte keine Reaktion. Er wirkte auf ihn wie weggetreten und so wie er spielte, war das schon lange kein Üben mehr, sondern glich vielmehr einem Konzert. Normalerweise spielte Yoshiki einen Song immer um 10 bis 15 bpm langsamer und erst bei einem Gig bei vollem Tempo. Doch mit der Geschwindigkeit, mit der er auf die Trommeln schlug, hatte er die Proben schon lange hinter sich gelassen. Ein kurzer Blick zur Glasscheibe zeigte Toshi, dass die anwesenden Staffmitglieder nur kopfschüttelnd dastanden – entweder weil sie nicht fassen konnten, was sie sahen, oder weil sie es als völlig verantwortungslos erachteten, was ihr Chef da abzog – und sich die beiden Ärzte immer wieder besorgte Blicke zuwarfen. Keiner machte jedoch Anstalten hereinzukommen, um Yoshiki zum Aufhören zu bringen. In gewisser Weise konnte er es auch nachvollziehen, dass sich keiner traute, einfach die Arme des Blonden festzuhalten und ihn so zum Stoppen zu bringen. So schnell wie er sich bewegte, riskierte man eher, selbst eine mit den Drumsticks übergezogen zu bekommen, als ihn aufzuhalten. Doch im Gegensatz zu den anderen wusste Toshi dank unzähliger Konzerte, wie er sich nähern musste, um nicht in die Quere zu kommen. Er stand auf und ging mühelos zu dem Jüngeren, hinter den er sich stellte. Nur zu deutlich war dessen keuchende, unregelmäßige Atmung zu hören und als seine eigenen Arme um den nackten Oberkörper des anderen schlang, um ihn so bewegungsunfähig zu machen, spürte er augenblicklich, wie sich die langen Ärmel seines Shirts mit Schweiß vollsogen, der dem Schlagzeuger wasserfallgleich hinab rann. „Yosh, bitte!!“ In den ersten Sekunden kostete es viel Mühe, ihn festzuhalten, da er sich dagegen wehrte, doch im nächsten Augenblick sackte er einfach bewusstlos zusammen. Hätte Toshi ihn nicht festgehalten, wäre er ins Schlagzeug gefallen und hätte sich, wie so oft, darin verkeilt. So drehte der Sänger ihn lediglich ein wenig, damit er an die Beine kam und hob ihn dann im Brautstil hoch, um ihn zu den Ärzten zu tragen. Die Hitze, die der leblose Körper ausstrahlte war immens und sein Oberteil sog das ausgeschwitzte Wasser wie ein feuchter Schwamm auf. Jemand vom Staff öffnete ihm die Tür und die Ärzte wiesen ihn an, ihn direkt ins Büro zu bringen, wo auf dem Boden eine Art Futon, der mit Handtüchern bedeckt war, ausgebreitet war. Eigentlich war es nur eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen und Toshi hatte gehofft, dass es sich als überflüssig erweisen würde, doch wie sich nun herausgestellt hatte, war es die richtige Entscheidung gewesen. Er eilte dorthin und legte den Jüngeren vorsichtig hin, stets bedacht, seinen Kopf trotz Stifnek zu stützen und griff augenblicklich zu einem bereitliegenden Frottiertuch, um den anderen trockenzureiben, da der Raum gut klimatisiert war und er unter allen Umständen vermeiden wollte, dass sich Yoshiki auch noch einen Zug holte. Routiniert begannen die Ärzte damit den Bewusstlosen zu untersuchen, konnten auf den ersten Blick jedoch nichts feststellen, außer geweiteten Pupillen und einem deutlich erhöhten Puls. Da es in der Vergangenheit nicht nur einmal vorgekommen war, dass der Musiker sich beim Drummen dermaßen verausgabt hatte, dass er in einen hypoglykämischen Schock gefallen war, wurde auch sein Blutzucker kontrolliert und als Toshi einen Blick auf das kleine Messgerät erhaschte, wusste er, dass es zwei Gründe gab, weshalb ein einfach auf-die-Wange-Klatschen seinen besten Freund nicht wieder wach werden ließ. Ohne Zweifel hatte sich Yoshiki völlig verausgabt und wenn man dann bedachte, dass er zuvor kaum Kohlenhydrate zu sich genommen hatte, war es wohl nicht verwunderlich, dass die Ärzte nur einen Blutzucker von 21 mg/dl feststellten. Als der Sänger vor vielen, vielen Jahren, das erste Mal gehört hatte, dass ihr Bandleader unterzuckert war, hatte er dies für einen schlechten Scherz gehalten, schließlich war er ja kein Diabetiker, doch die Ärzte hatten ihm rasch erklärt gehabt, dass auch gesunde Menschen unter bestimmten Umständen eine Hypo erleiden konnten – einer davon war große, körperliche Anstrengung, unter die man Yoshikis Drumstil getrost zählen konnte. Dies war auch einer der Hauptgründe, weshalb er vor Konzerten immer große Mengen an Kohlenhydraten zu sich nahm – sie waren die Bausteine, aus denen der menschliche Körper am Leichtesten und am Liebsten Energie herstellte. Energie, die der Musiker für die Shows brauchte. Nachdem Toshi den anderen so gut es ging abgetrocknet hatte, kniete er neben dessen Kopf und fuhr durch die nassgeschwitzten Haare, während er beobachtete, wie ihm ein Zugang gelegt wurde und er zuerst intravenös Glukose erhielt, um den Blutzucker wieder ansteigen zu lassen, und dann ein Beutel Elektrolytlösung angeschlossen wurde, um den Wasserhaushalt auszugleichen. Zusätzlich wurde ihm noch irgendetwas anderes gespritzt, was Toshi jedoch nicht kannte. Es half auch nicht wirklich weiter, dass die Ärzte sich leise auf Englisch im Medizienerjargon unterhielten und der Sänger nur Bahnhof verstand. Yoshikis langjährige Assistentin Amy brachte noch eine Decke, die über ihm ausgebreitet wurde und es dauerte nicht lange, da fing er an, unruhig den Kopf hin und her zubewegen und leise zu stöhnen. „Yoshiki, can you hear me?“, sprach einer der Ärzte ihn an und klopfte leicht gegen dessen Wange. Zunächst erhielt keine Antwort, doch dann brummte der andere und öffnete schwerfällig die Augen einen Spalt. „You lost consciousness due to hypoglycemia and exhaustion.” “Are you in pain?”, fragte der andere Mediziner und blickte ihn abwartend an, doch der Blonde reagierte schon nicht mehr. Seine Augenlider hatten sich schon wieder gesenkt und es half auch nicht mehr, dass Toshi ihm über die Wange strich, um ihn so wachzuhalten. Mehrmals versuchte man noch, ihn wieder aufzuwecken, doch sein Körper war so erschöpft, dass es ein Ding des Unmöglichen war. So verließen die Ärzte das Studio, nachdem die Infusion komplett durchgelaufen war und sie den Zugang wieder entfernt hatten. Eine erneute Messung des Blutzuckers hatte ergeben, dass dieser sich auch wieder normalisiert hatte, sodass es für sie nicht mehr wirklich etwas zu tun gab. Toshi hatte versprochen den anderen nicht aus den Augen zu lassen und sich zu melden, wenn er das Bewusstsein wieder erlangte. Je nachdem, wie es ihm dann ginge, würde man entscheiden, wie man weiterverfahren würde. Die ganze Zeit über saß der Sänger an Yoshikis Seite auf dem Boden und hielt dessen linke Hand fest, während er immer wieder über den Handrücken strich. Sollte er es wahrnehmen, wusste er zumindest, dass er nicht alleine war. „Idiot! Warum musstest du es auch gleich so übertreiben?“ Wirklich wütend konnte Toshi ihm jedoch nicht sein, da er nachvollziehen konnte, wie sich der andere gefühlt haben musste, nach so langer Zeit endlich wieder spielen zu dürfen. Er selbst brannte auch darauf, wieder zu singen, doch wenn er etwas sagen wollte, kam kein Ton über seine Lippen. Wie lange würde das wohl noch so gehen? Hier in LA war er bei allen möglichen Spezialisten, doch bisher hatte einfach nichts geholfen. Es war frustrierend! Was sollte er denn machen, wenn er nie wieder sprechen würde könne? Er hatte nie etwas anderes getan, als auf der Bühne zu stehen und zu singen! Sein Psychologe hatte gemeint, dass es vielleicht helfen könne, wenn er nach Japan zurückkehre und mit seinem alten Leben ein für alle Mal abschlösse. Dass er irgendwann wieder nach Hause musste, wusste er, aber er fürchtete sich vor diesem Schritt. Wieder in Tokyo wäre er erneut HOH, Masaya und Kaori und ihrem Psychoterror ausgesetzt. Er wusste nicht, ob er stark genug war, sich gegen sie aufzubäumen. Hier in LA war es ein Leichtes, aber in Japan? Bevor er zu Yoshiki gekommen war, hatte er es schließlich auch schon nicht geschafft und hatte sich deshalb aus Selbstschutz immer mehr abgeschottet und die meiste Zeit schlafend im Bett verbracht. Hinzu kam, dass er seinen besten Freund nicht alleine lassen wollte… in den letzten Wochen waren sie sich wieder deutlich näher gekommen – fast war es wieder wie früher, als sie nur zwei Jungen aus Tateyama waren, die davon träumten, eines Tages die Welt mit ihrer Musik zu erobern. „Toshi, ich habe Ihnen etwas zu essen geholt“, schreckte ihn die Stimme von Amy aus seinen Gedanken auf. Sie war eine der wenigen amerikanischen Angestellten, die auch Japanisch sprach und er war jedes Mal froh, wenn er in all dem Englisch auch einmal wieder seine Muttersprache hörte. Er blickte zu ihr auf und sah, wie sie einen Teller auf dem Schreibtisch abstellte, weshalb er aufstand und zu ihr ging. Dankend deutete er eine leichte Verbeugung an, was sie jedoch lächelnd abtat, da sie es als Selbstverständlichkeit ansah. „Ist Yoshiki noch immer nicht wieder wach geworden?“ Toshi schüttelte den Kopf und betrachtete das dampfende Lachssteak, den Reis und das Gemüse, das sie wohl vom Japaner geholt hatte, der nur ein paar Häuser weiter sein Restaurant hatte und bei dem der Pianist praktisch Stammkunde war. Neben dem weißen Teller stach dem Sänger ein altes Foto ins Auge, das sich unter der Schutzhülle der Schreibtischunterlage befand. Es zeigte vier kleine Jungen, die auf einer Mauer saßen. Rechts außen erkannte Toshi sich selbst und neben ihm saß Yoshiki, um den er einen Arm gelegt hatte. Das Bild war kein anderes als jenes, das er selbst schon so lange neben seinem Futon stehen hatte. Wann immer er sich alleine gefühlt hatte, hatte er es in die Hand genommen und sich daran erinnert, wie eng befreundet sie doch einmal gewesen waren. Zwar war dies lange Zeit nicht mehr der Fall gewesen, doch das Band zwischen ihnen war in den letzten Wochen wieder deutlich stärker geworden. Amy bemerkte seinen Blick und ein Lächeln schlich sich auf ihre vollen Lippen. „Yoshiki hat das Foto schon Ewigkeiten dort – sicherlich schon sechs Jahre oder so. Vor ein paar Jahren ist es beim groß Reinemachen abhanden gekommen… er ist völlig ausgeflippt und hat sich erst wieder beruhigt, als das Bild wieder aufgetaucht war…“ Überrascht sah Toshi zu dem Pianisten, der unverändert dalag und etwas Sanftes legte sich in seinen Blick. Das hieß, Yoshiki hatte es bereits dort am Schreibtisch gehabt, wo er sehr viel Zeit verbrachte und es jederzeit sehen konnte, als sie noch zerstritten gewesen waren… „Na gut, dann werd ich mich mal wieder an die Arbeit machen – muss ein paar Leuten erklären, weshalb sich die Deadlines nach hinten schieben“, entschuldigte sie sich, „wenn Sie irgendetwas brauchen, Toshi, lassen Sie es mich bitte wissen, okay?“ Er nickte und setzte sich dann auf den Chefsessel, als die Tür sich schloss und er wieder alleine war. „Deadlines, die nicht eingehalten werden können, weil er ständig bei mir ist und sich um mich kümmert…“ Der Anruf des Sängers im Studio kurz nach seiner Ankunft in Los Angeles hatte offensichtlich für einen Wandel bei Yoshiki gesorgt. Er wusste nicht weshalb, aber von da an hatte er alles andere immer hinten angestellt. Nicht nur ließ er Arbeit liegen, nein, er ließ sogar seine Freundin und andere Bekannte abblitzen, um Zeit mit ihm zu verbringen… Ab und an ging er abends auf eine der zahllosen Partys, zu denen er ständig eingeladen wurde, doch anstatt mit seiner Freundin dort aufzutauchen, wenn sie in der Stadt war, zog er es vor ihn selbst mitzunehmen. Erneut in Gedanken verloren aß er sein Mittagessen und setzte sich dann wieder zu seinem besten Freund. Doch egal wie viele Minuten auch verstrichen, er kam nicht zu Bewusstsein und auch wenn es ihn ängstigte, so war Toshi doch auch froh darum, bekam er so wenigstens die Ruhe, die er brauchte, um sich von dem Test zu erholen. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Die große, große Frage: Wann wird sich Toshi durchringen, sich seiner Vergangenheit zu stellen und was wird dann passieren? – Die Antwort darauf gibt es dann in den folgenden Kapiteln :) … denke ich :P Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich freuen! :) Awakening --------- @ Terra-gamy: Wenn Yoshiki ja auch nicht übertreiben würde, dann wär der arme Toshi doch völlig arbeitslos… nichts mehr mit Singen, nichts mehr zum Beglucken ;) Das kann ich dem Armen doch beim besten Willen nicht antun! @ Asmodina: Aber dann wär’s doch nicht mehr Yoshiki, oder? @ Yoshiki_Deyama: Naja, Yoshiki ist eine Drama Queen, laut meiner Betaleserin bin ich es auch und wenn eine Drama Queen eine Drama Queen schreibt, dann kann wohl nur Drama bei rauskommen^^; @ JaeKang: Ohne bewusstlosen Yoshiki wäre es doch nicht authentisch – außerdem braucht Toshi doch was zum Beglucken ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Ich bin selbst Diabetikerin, von daher seh ich das alles von dem Standpunkt her. Ob’s stimmt? Keine Ahnung, aber es macht Sinn und wenn man dann noch bedenkt, was für ein Theater Yoshiki wegen ein Bananen anstellt… Ich bin von der Kariesverursacherin zur Killerin geworden? Das nenn ich mal eine steile Karriere! ;) @ Kaoru: Der Vorverweis war an der Stelle, an der Yoshiki den Boden geknutscht hat, Toshi ihn fragte, ob alles in Ordnung sei und Yoshiki unwissentlich von dessen Lippen abgelesen und es verstanden hat. Wie alt er noch mal war? Ich glaub, du liegst mit deinen Schätzungen ganz richtig. Aber wie war das? Männer bleiben ihr Leben lang kleine Kinder! @ all: Vielen Dank für’s Lesen und Kommentieren und ich will euch jetzt auch gar nicht weiter zutexten und wünsch euch daher einfach viel Spaß beim nächsten Kapitel! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Am frühen Abend hatte einer von Yoshikis Mitarbeitern ihn und Toshi nach Hause gefahren, wobei der Drummer noch immer nicht ansprechbar gewesen war. Kaum hatte der Sänger ihn nach ihrer Ankunft in die Villa getragen, hatte es angefangen zu regnen. „Passt ja irgendwie“, dachte er und legte den Größeren auf dem Bett ab. Vorsichtig zog er ihm die Schuhe und die Trainingshose aus, ehe er die Decke unter ihm hervorzog und ihn damit zudeckte. Der Pianist atmete ruhig und gleichmäßig und seine Gesichtszüge waren völlig entspannt, sodass sich der Ältere entschied hinunter in die Küche zu gehen, um etwas zum Essen zu zubereiten. Wenn der andere aufwachte, war er sicherlich hungrig! Eine gute Stunde später hatte der Regen deutlich zugenommen und der Wind hatte aufgefrischt. Mit einem Teller, auf dem sich drei Onigiri befanden, und zwei Wasserflaschen, die er sich unter den Arm geklemmt hatte, kam Toshi schließlich wieder die Treppe hoch, stellte die Sachen auf dem Nachttisch ab und setzte sich auf das Bett neben Yoshiki. Im Halbdunkel machte er sich über die frisch zubereiteten Reisbällchen her und blickte immer wieder zwischen dem Drummer und dem Fenster hin und her, gegen das der Regen peitschte. Unten in der Küche hatte er die Nachrichten laufen gehabt und laut Wetterbericht zog eine Gewitterfront über Kalifornien, von der allem Anschein nach auch Los Angeles betroffen war. Nachdem er aufgegessen hatte, streichelte er durch die gebleichten und gefärbten Haare des anderen, um ihm zu signalisieren, dass er nicht alleine war, und musste an die unzähligen anderen Male denken, in denen er stundenlang neben ihm gesessen hatte, während er darauf gewartet hatte, dass er wieder zu Bewusstsein kam. Egal ob es bei „Rose & Blood“, „Violence in Jealousy“ oder bei den Reunionkonzerten gewesen war, er war immer an seiner Seite gewesen – das einzige Mal, dass er es nicht gewesen war, war bei „Dahlia“ gewesen, weil sie sich da bereits zu weit voneinander entfernt gehabt hatten. Er wusste, dass es unmöglich war, den anderen von seinem Trip in Richtung Zerstörung aufzuhalten, aber er konnte zumindest bei ihm sein und ihn begleiten. „Hametsu ni mukatte“ - in Richtung Zerstörung – war schon so oft der Titel ihrer Shows gewesen, aber eigentlich war es auch die passende Überschrift für Yoshikis Leben… Toshi hatte keine Ahnung, wie lange er neben dem anderen saß, aber schließlich merkte er, wie er sich neben ihm zu rühren begann. Er klopfte leicht auf seine Wange, um ihn aus dem Dämmerzustand zu holen und lächelte, als dieser schließlich erschöpft die Augen öffnete, die erst ziellos umherwanderten, ehe sie an ihm hängenblieben. „Tosh?“, fragte er leise und versuchte den Kopf in dessen Richtung zu drehen, stöhnte jedoch unterdrückt vor Schmerzen auf, sodass er es ließ. Der Sänger schaltete rasch die Beleuchtung an und drehte sich dann so, dass der andere seine Lippen sehen konnte. „Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“ „Wir haben wieder gespielt, Tosh… im Dome… es war ein unglaubliches Gefühl…“ Statt zu antworten, griff der andere zum Handy und begann zu tippen: „Das war nicht real Yosh. Du solltest heute zum ersten Mal wieder drummen. Erinnerst du dich? Du warst wie weggetreten, als du gespielt und alle ärztlichen Auflagen missachtet hast. Letztendlich bist du zusammengebrochen und warst unterzuckert. Du hast Glukose und eine Infusion bekommen und warst fast acht Stunden nicht ansprechbar.“ Zwar war Yoshikis Blick auf das Display gerichtet, doch Toshi war sich nicht ganz sicher, ob er auch wirklich verstand, was er geschrieben hatte, da seine Augen immer wieder wegwanderten und er erneut wie weggetreten aussah. Erst als er ihn am Arm anstupste, fixierte er ihn wieder. „Ich fühl mich hundemüde, Tosh…“, murmelte er und schloss dabei halb die Lider, öffnete sie aber wieder, als der andere gegen seine Wange klopfte. „Du musst erst mal etwas trinken und essen – dann wirst du auch wieder zu Kräften kommen!“, formten seine Lippen. Auch wenn Yoshiki eigentlich nur schlafen wollte, wusste er, dass der andere recht hatte und so versuchte er sich aufzusetzen, doch seine Arme gaben augenblicklich nach, sodass er keuchend wieder zum Liegen kam. Zum Glück war Toshi sofort zur Stelle, um ihm zu helfen und stopfte ihm zwei Kissen in den Rücken, gegen die er sich lehnen konnte. Dieser reichte ihm eine Wasserflasche, die er ihm zuvor geöffnet hatte und die er nun mit zwei Händen festhaltend zum Mund führte, um daraus zu trinken. „Hast du Schmerzen, Yosh? Tut dir irgendetwas weh?“, wollte der Sänger wissen, der schließlich noch den Ärzten Bescheid geben musste. „Geht schon“, antwortete er und setzte die Plastikflasche auf seinem rechten Oberschenkel ab, „mir brummt der Schädel… und ich bin hundemüde… aber geht schon, du musst dir keine Sorgen machen. Wirklich…“ „Ich hol dir rasch was zum Essen, ok?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Toshi auf, nahm den Teller mit und ging nach unten. Während er die restlichen Onigiri aus dem Kühlschrank nahm und darauf tat, informierte er Yoshikis Ärzte per SMS, dass der andere wach war und nach eigener Aussage zwar KO wäre, sich aber ansonsten in Ordnung fühlte. Er war noch gar nicht wieder an der Treppe angekommen, da erhielt er auch schon die Antwort, dass Yoshiki dann wie ursprünglich vereinbart am Montag zur Nachuntersuchung kommen sollte – außer sein Zustand sollte sich plötzlich verschlechtern. Als er oben ankam, ertönte in der Ferne ein Donner und beim Betreten des Schlafzimmers, konnte man draußen einen Blitz erkennen, in dessen Licht sowie in dem der Lampe man Yoshiki sah, der nicht mehr länger auf dem Bett saß, sondern auf allen Vieren scheinbar in Richtung Bad kroch. Rasch hatte der Sänger den Teller bei Seite gestellt und war zu dem anderen geeilt. „Was wird das?“, fragte er und kniete sich direkt vor ihn. „Baden… ich muffel wie eine alte Sportsocke!“, erklärte der Drummer und wollte seinen Weg fortsetzen. Eigentlich hatte er ja gehen wollen, doch kaum dass er sich aus dem Bett gequält hatte, hatten seine Beine auch schon ihren Dienst versagt gehabt. Kommentarlos stand Toshi auf, schnappte sich Yoshikis Arme und zog ihn hoch. Relativ schnell merkte er jedoch, dass der andere zu geschwächt war, um sich auf den Beinen halten zu können, sodass er ihn schlicht und einfach hochhob und zurück zum Bett trug, wo er ihn absetzte. „Falsche Richtung…!“ „Erst mal isst du was, dann kannst du baden!“ Resignierend kam der Drummer der Aufforderung nach und knabberte ein wenig am ersten Reisbällchen herum, während Toshi ihn nicht aus den Augen ließ. Er ahnte, dass es noch ein langer, steiniger Weg sein würde, wenn selbst dieses kurze Intermezzo von heute Morgen den anderen so sehr schaffte. Während Yoshiki das Onigiri scheinbar Körnchen für Körnchen verzehrte, gewann das Gewitter weiter an Stärke, doch beide ignorierten den Donner und die Blitze. „Kann nicht mehr, Tosh…“ äußerte der Schlagzeuger schließlich nach dem ersten und schob den Teller weg. „Du musst aber essen, wenn du wieder zu Kräften kommen willst!“, entgegnete er, nahm ein wenig Reis von dem nächsten Reisbällchen und hielt es dem anderen vor den Mund. „Willst du mich jetzt füttern??“ „Wenn man dich nur so zum Essen kriegt!“ „Ich hab aber echt keinen Hunger mehr, Tosh! Wenn du mich hier mästest wie einen Thanksgiving-Truthahn, dann kotz ich nur!“ „Du isst dieses eine Onigiri noch und dann lass ich dir ein schönes, warmes Bad ein. Und wenn du dann nicht mehr muffelst, dann isst du die restlichen zwei noch!“ „Das ist Erpressung!“, schmollte Yoshiki und drehte den Kopf soweit es ging zur Seite, um nicht mehr länger den Sänger samt Reis im Blickfeld zu haben, der sich zumindest für den Augenblick geschlagen gab und das Essen, dass er auf dem Finger hatte, selbst vernichtete. Zwar sah er es nicht, aber anhand der Matratzenbewegung konnte er spüren, wie der andere aufstand und hörte anschließend, wie er zur Tür ging und den Raum verließ. Kaum dass er draußen war, robbte der Pianist an die Bettkante und rutschte auf den Boden, um erneut auf allen Vieren in Richtung Bad zu krabbeln. Dank Toshi durfte er jetzt noch einmal von vorne anfangen, obwohl er vorhin schon fast die Hälfte der Strecke hinter sich gehabt hatte. Es war anstrengend und er verfluchte seinen Körper für seine Schwäche, doch schließlich war er am Ziel angekommen, schaltete das Licht ein und schloss die Tür. An den Stufen der Badewanne zog er sich hoch, drehte das Wasser auf und kippte etwas Badeschaum hinein. Irgendwie schaffte er es, sich seiner schwarzen Briefs zu entledigen und kletterte dann umständlich in die Wanne. „Heiß“, zischte er, als seine nackte Haut in Berührung mit dem heißen Nass kam, und drehte schnell das Kaltwasser mit auf. Leider dauerte es eine Zeit, bis die Temperatur angenehmer wurde, sodass er in der Zwischenzeit anfing, sich wie ein gekochter Masttruthahn zu fühlen. Konnte man Federvieh überhaupt kochen? Die Augen schließend lehnte er sich zurück, schaltete blind die Whirldüsen ein und genoss das angenehm wohlige Gefühl, das sich in seinem Körper ausbreitete. Alles fühlte sich ein wenig steif an, doch mit jeder Minute wurden die Muskeln wieder lockerer und er spürte, wie alles schwer wurde und er erneut von einer nur allzu vertrauten Schwärze eingehüllt wurde. Nur noch entfernt hörte er das Gewitter und das Wasserrauschen… Als er schließlich wieder die Augen öffnete, fand er sich erneut in seinem Bett wieder und blickte direkt in Toshis dunkelbraune Iriden, die ihn zweifelnd ansahen. Er musste ihn wohl aus der Badewanne geholt, abgetrocknet und wieder unter die Decke gesteckt haben. Dem Blick konnte er entnehmen, dass der andere es ihm bis zu einem gewissen Maße ankreidete, dass er nicht auf ihn gehört hatte, doch anstatt etwas zu sagen, rutschte er einfach zu ihm rüber und kuschelte sich an. Normalerweise würde Toshi nun einfach einen Arm um ihn legen und ihn festhalten, doch diesmal entfernte er sich von ihm und stand auf. „Tosh?“ Er reagierte nicht, sodass Yoshiki an den Bettrand robbte und an dessen Hand zog, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese bekam er auch, aber nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. „Was ist verdammt noch mal so scheiß schwierig dabei, sich einmal an etwas zu halten und Rücksicht auf sich zu nehmen?!“ Der Sänger redete so schnell, dass der Drummer Mühe hatte, den Lippen zu folgen und zu verstehen, was er sagte. „Ich sag ja nichts, wenn es um Konzerte geht, aber hier geht es um eine einzige, kurze, verdammte Probe, bei der du erst sämtliche ärztlichen Anweisungen missachtest, dann zusammenbrichst, fast den ganzen Tag ohne Bewusstsein bist, nur um dann wieder die gottverdammte Diva zu spielen, wenn es darum geht, es langsam anzugehen und etwas zu essen, um wieder zu Kräften zu kommen! Auch wenn es dir nicht in den Kram passt, aber…“ Er brach abrupt ab, als plötzlich ein stechender Schmerz durch seine Brust fuhr, der ihm fast die Luft zum Atmen wegnahm. Wie lange war er von solchen Attacken verschont gewesen? Mehr oder weniger, seit er in Los Angeles war, aber kaum regte man sich wegen Yoshiki auf, kam es auch schon wieder. „Tosh? Toshi, was ist los??“, fragte der Pianist und beobachtete besorgt, wie sich der Sänger neben ihn setzte und die Lippen schmerzerfüllt aufeinander presste. Nachdem er eigentlich nie so starke Anfälle gehabt hatte, seit er bei ihm war, fühlte sich der Drummer ziemlich hilflos. Dafür erinnerte er sich wieder an Heaths Worte, dass die Intercostalneuralgie bei Toshi psychologisch bedingt war. Auch in seinem erschöpften Zustand konnte er eins und eins zusammenzählen… Dass sein bester Freund momentan unter solchen Schmerzen litt, war seine Schuld, weil er ihn mit seinem Verhalten so aufgeregt hatte. Sich auf die Unterlippe beißend lehnte er sich leicht gegen ihn und strich beruhigend über den Rücken des anderen. Seine Mutter hatte das früher immer gemacht, wenn er unter einer Asthmaattacke gelitten hatte. Zwar war Toshi davon nicht betroffen, aber vielleicht half es ja trotzdem, denn etwas anderes fiel Yoshiki nicht ein, was er machen könnte und nur hilflos daneben sitzen wollte er auch nicht. „… Sorry………. Das wollte ich nicht!“, flüsterte er und starrte auf seine nackten Füße, „Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen, das musst du mir glauben… und auch, dass du immer an meiner Seite bist… nicht nur jetzt, sonder auch früher, bevor wir…“ Er brach ab, als der andere seinen Kopf gegen seinen eigenen lehnte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Züge des Jüngeren und er schlang beide Arme um Toshi, welchen er fest drückte. „Wie geht es dir? Wieder besser?“ Der Sänger deutete mit einer kurzen Handbewegung an, dass es allmählich wieder besser wurde und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen, wobei er Yoshiki mitzog, dem dies aber nichts ausmachte und der ihn einfach weiter festhielt und sich an ihn kuschelte. „Wir sind schon eine komische Band, Tosh“, äußerte der Blonde schließlich kichernd, nachdem für ein paar Minuten Stille geherrscht hatte, „ein Drummer, der nicht drummen kann und ein Sänger, der nicht singen kann! Na wenigstens sind Heath, Pata und Sugizo gesund.“ Toshi schmunzelnde und zog den einen Arm des anderen unter sich hervor, da er unbequem wurde und drehte sich so, dass Yoshiki seine Lippen lesen konnte. „Kann ich unseren invaliden Drummer denn eigentlich alleine lassen, ohne zu fürchten, dass er sich sein eigenes Grab schaufelt?“ „Hä? … Willst du etwa gehen??“ Augenblicklich richtete er sich auf. Hatte er ihn mit seinem uneinsichtigen Verhalten vorhin etwa vertrieben? „Ich muss früher oder später zurück, Yosh… ob ich will oder nicht…“ „Willst du denn? Du weißt, du kannst hier bleiben solange du willst – das mit dem Visa für dich krieg ich schon irgendwie geregelt!“ „Von wollen ist nicht unbedingt die Rede… die Anwälte können nur weiter arbeiten, wenn ich wieder in Tokyo bin und ihnen direkt zur Verfügung stehe…“ „… wann willst du gehen?“ „Ich weiß nicht… ich überleg schon seit über einer Woche herum…“ „Mi Privatjet es tu Privatjet… keine Ahnung was Privatjet auf Spanisch heißt…!“ „Idiot!“ „Selber!“, konterte Yoshiki und kuschelte sich wieder an ihn, „ohne dich wird das Haus ganz schön leer sein…“ Es war seine Art zu sagen, dass er ihn vermissen würde. Toshi antwortete darauf, indem er einen Arm um ihn legte, um ihn an sich zu drücken. Er genoss die Nähe, solange sie sie noch hatten und bereitete sich gedanklich schon einmal darauf vor, bald wieder auf eigenen Füßen stehen und sich seiner Vergangenheit stellen zu müssen. Es war nicht nur die Angst vor dem Ungewissen, die ihn zögern ließ, sondern auch die Sorge um seinen besten Freund. In welchem Maße würden künftige Trainingseinheiten am Schlagzeug ablaufen? Würde es jemanden geben, der ihn aufhielt, wenn er zu weit ging? •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… Ab dem nächsten Kapitel taucht auch Yoshiki Yakuzafreundin Kira wieder auf, denn natürlich herrscht noch lange nicht Friede-Freude-Eierkuchen! Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen! :) Something is Rotten in the State of Japan ----------------------------------------- @ Asmodina: Yoshiki ans Bett zu fesseln, seinen Schnabel aufzusperren und ihn dann zwangsfüttern, erschien mir nicht unbedingt nach Toshis Art ;) @ Terra-gamy: Ab und an werde ich die beiden leider trennen müssen, aber das ist sowieso nie von langer Dauer, weil mindestens einer der beiden den anderen relativ schnell vermisst. Wirst du in diesem Kapitel auch feststellen :) @ JaeKang: Man sollte für Toshi eine neue Karriere erfinden – Yoshikisitting! @ Yoshiki_Deyama: Eben, wäre ja langweilig, wenn Toshi ein paar freie Tage genießen und in LA herumbummeln könnte ;) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Yoshiki macht vor Konzerten eine Kohlenhydratediät, um für die Show möglichst viel Energie zur Verfügung zu haben. Als X in Hongkong spielte, gab es mit dem Hotel sowieso schon Schwierigkeiten und die Bananen haben das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Für seine Spezialdiät brauchte Yoshiki nämlich Bananen, nur das Hotel hatte keine und hat anscheinend nicht mal einen Versuch unternommen, welche zu beschaffen. Angesichts all dieser Probleme und der Tatsache, dass das Zimmer über 5000USD kostete, hatte Yoshiki dann die Schnauze voll und ist in ein anderes Hotel gezogen. @ Nachdem das letzte Kapitel eher kurz war, gibt es das nächste nun schon etwas früher – ich geh mal davon aus, dass keiner etwas dagegen hat ;) Viel Spaß dabei!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Toshi war noch acht weitere Tage in Los Angeles geblieben, ehe er mit Yoshikis Privatjet schließlich zurück nach Tokyo geflogen war. Der Abschied war keinem der beiden leicht gefallen, waren sie sich doch in den letzten Wochen so nahe wie schon lange nicht mehr gekommen. Zusammen hatten sie vieles aufgearbeitet, hatten gelacht, geweint und gestritten. Im Nachhinein musste der Drummer Heath recht geben, dass es das Beste gewesen war, was ihrer Freundschaft hatte passieren können, dass sie beide solange hatten unter sich sein können. Wieder in Tokyo kündigte Toshi sein altes Apartment und zog in Yoshikis Penthouse ein, welches dieser ihm mietfrei zur Verfügung stellte. Heath und Pata halfen tatkräftig beim Umzug und auch Sugizo packte mit an, sofern er in der Stadt war. Lange hatte es nicht gedauert, da der Sänger nicht allzu viele Sachen besaß. Abgesehen davon, dass seine neue Bleibe kostenlos war, war er dort auch vor irgendwelchen Übergriffen von HOH sicher. Eigentlich hatte er ja fast damit gerechnet gehabt, dass sein bester Freund darauf bestehen würde, ihm Bodyguards zur Seite zu stellen, doch anstatt irgendwelcher wuchtigen Securitytypen hatte er plötzlich eine Assistentin namens Kira. Würde eine Narbe nicht ihre linke Gesichtshälfte entstellen, wäre sie sicherlich eine Schönheit gewesen, doch so strahlte sie stets eine Aura aus, die Toshi nicht ganz zuordnen konnte – irgendetwas zwischen Gefahr und Zerbrechlichkeit. Am Anfang war sie ihm ein wenig suspekt gewesen und hinzu kam, dass er nicht wirklich wusste, was er mit ihr machen sollte, doch es stellte sich relativ schnell heraus, dass sie eine angenehme Zeitgenossin war, die es verstand, ihn zum Lachen zu bringen und die ihm außerdem jeden Wunsch von den Augen ablas. Egal ob er zu einem Treffen mit den Anwälten musste oder einen der zahllosen Arzttermine hatte, sie fuhr und begleitete ihn stets. In gewisser Weise war sie sein Schatten geworden, der ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Was ihn etwas verwundert hatte, war Heaths Reaktion gewesen, als er sie das erste Mal getroffen hatte, aber vielleicht war er auch nur überrascht gewesen, dass er nun eine Assistentin und keine Horde Bodyguards hatte… Drei bis viermal dir Woche telefonierten Yoshiki und Toshi via Skype, mit welchem ersterer auch endlich problemlos zurechtkam, da letzterer während seiner Zeit in LA Erbarmen mit ihm gehabt hatte und ihm geduldig alles gezeigt und erklärt hatte. Ihre Videotelefonate sahen so aus, dass der Pianist ganz normal redete, während er dem Sänger entweder von den Lippen ablas oder dieser aber einfach die Messengerfunktion benutzte und kurze Nachrichten schrieb. Sie erzählten sich von den jüngsten Ereignissen oder redeten über Gott und die Welt. Eines hatte Toshi bis jetzt jedoch verschwiegen: er hatte angefangen, sich nach einem Job umzusehen. Bis dato war seine Stimme noch immer nicht zurück und es schien immer wahrscheinlicher zu werden, dass er sie so schnell auch nicht wieder finden würde. Im Augenblick finanzierte Yoshiki ihm sein Leben, obwohl er anfangs heftig dagegen protestiert hatte. Zwar erhielt er endlich wieder das volle Geld von X JAPAN, doch dieses rührte er nur dann an, um Gläubigern Geld zurückzuzahlen. Je tiefer seine Anwälte jedoch in das ganze Chaos, das sein Leben in den letzten Jahren gewesen war, eintauchten, desto wahrscheinlicher wurde es, dass er Privatinsolvenz anmelden musste. Allem Anschein nach liefen zahllose Kredite auf seinen Namen, von denen er noch nie etwas gehört hatte. Auch wenn Yoshiki ihm immer wieder versicherte, dass es ihm nichts ausmachte, ihn finanziell zu unterstützen, wollte er ihm nicht ewig auf der Tasche liegen. In Anbetracht der momentanen Situation würde er jedoch so schnell als Sänger kein Geld mehr verdienen, weshalb er angefangen hatte, täglich die Stellenausschreibungen zu durchforsten. Zu seinem Leidwesen suchte keiner einen stummen Sänger, Mitte 40, der außer einem Schulabschluss nicht wirklich etwas an Zeugnissen vorzuweisen hatte – wenn man davon absah, dass er zu X‘ Anfangszeiten noch ein Jahr lang eine Schule für Klavierstimmer besucht hatte. Wie schon zuvor verbrachte Heath viel Zeit bei Toshi, um diesem ein wenig Gesellschaft zu leisten – insbesondere, da es von Tag zu Tag offensichtlicher wurde, dass ihm jemand ganz bestimmtes abging. Hinzu kam, dass er ein Auge auf diese Kira haben wollte, was ihn auch nicht davon abhielt einmal wieder bei ihrem Leader anzurufen. „Mhm……“ „Yoshiki, bist du das?“ „Wenn du die Nummer gewählt hast, dann geh ich davon aus, dass ich es bin“, antwortete dieser, klang dabei aber nicht gerade so, als würde er sich wirklich auf das Gespräch konzentrieren. „Kannst du mir mal für einen Augenblick zuhören und nicht arbeiten?!“ „Ich arbeite nicht, ich denke!“ „Klingt gefährlich“, spaßte der Bassist. „Hiroshi!!“ „Okay, okay!“ „Kennst du zufällig ein Wort, dass sich auf ‚life‘ reimt? Mir fällt grad nur ‚mice‘ ein, aber Mäuse passen thematisch nicht in die Lyrics…“ „Du kennst mein Englisch und fragst mich dann sowas?!“ „Stimmt auch wieder! Also, was ist? Weshalb rufst du an? Ist irgendwas mit Toshi??“ „Würdest du sowas nicht augenblicklich von deiner Yakuzafreundin erfahren?!“ „Rufst du deswegen an?“ Yoshiki hatte nicht vergessen, wie Heath darauf reagiert hatte, ihn mit Kira zu sehen. „Hätte es nicht eine Horde Bodyguards sein können?!“ „Kira erschien mir angebrachter.“ „Weiß Tosh, woher sie kommt?“ „Natürlich nicht! Es ist lediglich zu seinem eigenen Schutz oder hast du in letzter Zeit schon mal wieder unsere lieben Freunde von HOH bei ihm gesehen?“ „Nicht, dass ich wüsste…“ „Wie geht es eigentlich Toshi?“, wechselte Yoshiki das Thema, für den die Sache damit geklärt war. „Ich dachte, ihr skypet regelmäßig?“ „Das ist was anderes, als wenn man sich direkt gegenüber sitzt!“ „So schwer vorstellbar es auch sein mag, dass man dich Sklaventreiber vermissen kann, aber er zumindest tut es…“ „… ich ihn auch… während er da war, hatte ich wenigstens anständiges, japanisches Essen!“ „… Du hast einen Koch!“ „Toshis Sachen schmecken aber besser!“ „Ist das das Einzige, das dir fehlt?“ „…….. mir fehlt selbst sein nervtötendes Geglucke… das dürfte doch wohl alles sagen, oder?“, antwortete der Drummer seufzend, „du hattest Recht, Heath, dass wir Zeit zusammen brauchten, um unsere Freundschaft ein für alle Mal zu kitten…“ „Schön, dass du mir endlich mal zustimmst! War ja auch nicht mehr mitanzusehen, wie ihr euch gegenseitig wie rohe Eier behandelt habt…!“ „Gewöhn dich nicht zu sehr daran!“ „Haha!!“ „Hey, kannst du Pata und Sugizo Bescheid geben, dass wir uns nächsten Montag bei Extasy treffen. Hab was Wichtiges mit euch allen wegen X zu besprechen!“ „LA oder hier?“ Der Bassist hatte eigentlich keine große Lust in die USA zu fliegen und einmal wieder vor dem Problem zu stehen, dass sein Schulenglisch einfach nicht ausreichte. Pata war erst recht keine große Hilfe und ständig auf Sugizo oder Yoshiki als Übersetzer angewiesen zu sein, war auf die Dauer auch nervig, vor allem wenn sie sich einen Spaß aus ihrer Unwissenheit machten und absichtlich etwas falsch übersetzten. „Tokyo natürlich.“ „Das heißt, du kommst?“ „Ja, übermorgen – aber halt Toshi gegenüber die Klappe. Das soll eine Überraschung werden. Ich will mit ihm für ein paar Tage nach Tateyama…“ „Meine Lippen sind versiegelt!“ „Gut, ansonsten kann dich Kira ja zum Schweigen bringen.“ Auch wenn Heath es durch das Handy hindurch nicht sehen konnte, das schelmische Grinsen, das die Lippen des Älteren zierte, war auch so zu hören. Die beiden telefonierten noch ein wenig, ehe Yoshiki Schluss machte, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Wirklich darauf konzentrieren konnte er sich zwar nicht, da er gedanklich bereits in Japan war, aber was sein musste, musste eben sein. Er war sowieso schon fürchterlich im Verzug und sein spontaner Trip in die Heimat würde nicht unbedingt dazu beitragen, dass er schneller fertig würde. Musste er eben ein paar Nachtschichten einlegen, um zumindest einen Teil abzuarbeiten, ehe er in Tokyo war, denn dort würde er auch nicht wirklich Zeit haben, sich darum zu kümmern. X JAPAN war nur ein Beweggrund, weshalb er sich entschlossen hatte zurückzukommen. Der andere war Toshi, den er einerseits vermisste und mit dem er andererseits etwas vorhatte. Was, das war sein kleines Geheimnis, aber er hoffte, dass es dem anderen gefallen würde! Alle Gedanken an die bevorstehende Heimreise verbannend, stürzte er sich in die Arbeit und wie im Nu war auch schon die Zeit verstrichen, sodass er im Flieger saß, wo er weitermachte. Erst kurz vor der Landung in Narita schloss er seinen Laptop und packte ihn weg. Auf dem Rollfeld warteten bereits zwei seiner Bodyguards, um ihn abzuholen und so kam er ohne große Umwege direkt in Shibuya bei jenem Hochhaus an, in dem einerseits Extasy Records untergebracht war und wo im Augenblick auch Toshi wohnte. Von seinen Mitarbeitern wusste er, dass dieser im Penthouse war, sodass er unangemeldet hochfuhr und aus dem Aufzug trat. Aus dem Wohnbereich konnte er den Flügel hören, den er dort stehen hatte und auf dem der andere gerade einen ihm unbekannten Song spielte. Leise zog er seine Schuhe aus, schob sich die Sonnenbrille auf den Kopf und schlich auf Zehenspitzen hinein. Auf dem Sofa saß Kira, die ihn überrascht ansah, als sie ihn erblickte, doch ein Zeigefinger auf den Lippen bedeutete ihr zu schweigen, was sie auch tat. Da Toshi die Augen geschlossen hatte und ganz in die Musik vertieft war, hatte er ihn noch nicht registriert, sodass er lautlos zu ihm ging und sich hinter ihn stellte. Kurz mustert er ihn und stellte erfreut fest, dass er deutlich besser aussah, als vor einigen Wochen. Wie so oft ließ die Klamottenwahl seines besten Freundes den Pianisten schmunzeln: obwohl er ein Rockstar war, schaffte er es trotz allem wie der liebe, nette Nachbar von nebenan auszusehen. Schlichte, ausgewaschene Jeans und ein roter Pullover, der sicherlich eine Nummer zu groß war, waren das genaue Gegenteil der Designerklamotten, die er sonst bei Konzerten trug. Hinzu kam noch eine große Brille mit dickem, schwarzen Rahmen, wegen der der Blonde angefangen hatte, ihn spaßeshalber „Nerd“ zu nennen. „Neuer Song?“ Augenblicklich hörte das Klavierspiel auf und der Sänger fuhr erschrocken herum, um Yoshiki aus großen Augen und mit geöffnetem Mund wie das achte Weltwunder anzusehen. „Was ist? Hab ich Spinat zwischen den Zähnen?“ Er genoss es Toshi aufzuziehen, das hatte ihm seit dessen Abreise definitiv gefehlt – und auch wenn er eigentlich total KO war, dafür war er immer noch fit genug. Der Sänger schüttelte als Antwort nur den Kopf und blickte ihn noch immer völlig fassungslos an. „Auch wenn Nerdbrillen ihren Trägern etwas Streberhaftes verleihen sollen, so wie du gerade schaust, siehst du eher aus wie der Idiot der Nation. Und mach mal den Mund zu, ansonsten wird deine Zunge noch die Landebahn von irgendwelchen Fliegen!“, fuhr der Drummer grinsend fort und drückte Toshis Unterkiefer nach oben. Im nächsten Augenblick war dieser aufgesprungen und umarmte den anderen stürmisch, der dies augenblicklich erwiderte. „Dürfte ich mehr als fünf Kilo heben, beziehungsweise wärst du leichter als fünf Kilo, würde ich dich jetzt ja hochheben…“ Kaum hatte er geendet, da spürte er auch schon, wie er die Bodenhaftung verlor. „Oder du hebst mich hoch“, lachte er und schlang Arme und Beine um den Kleineren, ließ gleich darauf aber auch schon wieder los, um wieder zu stehen. „Ich nehme an, das heißt, du freust dich mich zu sehen und ich brauch mich nicht gleich wieder in den Flieger zurück nach LA zu setzen?“ Ein heftiges Nicken und eine weitere Umarmung waren die Antwort, die er erhielt. „Gut, ich hab nämlich Pläne für uns!“, äußerte Yoshiki vielsagend grinsend und ignorierte den fragenden Blick, den er erhielt. Stattdessen löste er sich nun von ihm und ging zu Kira, um diese mit Handschütteln und einem Kuss auf die Wange zu begrüßen. „Es ist schön, Sie einmal wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen?“ „Gut, danke. Aber die Frage sollte ich lieber Ihnen stellen, Yoshiki!“ „Besser nicht“, entgegnete er lachend, „Und wie läuft es? Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist…?“ „Aber ja, machen Sie sich keine Sorgen, alles Bestens!“ „Gut, das freut mich zu hören.“ Toshi verfolgte die Unterhaltung und kam nicht umhin, sich zu wundern, ob sie wirklich nur so oberflächlich war, wie sie auf den ersten Blick schien. Zumindest Yoshiki kannte er lange genug, um dessen Tonfall und Blicke zu deuten, sodass er wusste, dass irgendetwas im Busch war. „Ihr plötzlicher Besuch ist eine wahre Überraschung…“ „Das sollte es auch sein, auch wenn ich fürchte, dass meine Band das bald anders sehen könnte… hören Sie, Toshi und ich werden bis Sonntagabend oder Montagmorgen nicht in der Stadt sein, Sie können sich also ein schönes, langes Wochenende machen.“ „Das klingt doch verlockend! Dann will ich auch gar nicht länger stören – sie beide haben sich sicherlich viel zu erzählen“, äußerte sie lächelnd und verabschiedete sich höflich. Rasch hatte sie ihre Sachen zusammengepackt und wurde von Yoshiki zum Aufzug begleitet. „Vielen Dank für Ihre Mühen. Kommen Sie bei Gelegenheit doch einmal in meinem Büro vorbei, damit wir uns etwas unterhalten können. Es ist schon ewig her, dass wir Gelegenheit dazu hatten.“ „Das wäre sehr nett“, entgegnete Kira, verbeugte sich, wie es sich für eine Angestellte gehörte, relativ tief und stieg dann in den Lift. Als Yoshiki wieder zu Toshi kam, erwartete dieser ihn bereits und stand mit hochgezogener Augenbraue und verschränkten Armen da. „Was?“ Der Drummer kannte den Blick, er bedeutete meist, dass Ärger auf ihn zukam. „Was ist faul?“ „Was sollte faul sein?“, wiederholte er die Frage und setzte sich auf die Lehne der Couch, während er ein herzhaftes Gähnen unterdrückte. Er hatte seit mindestens 36 Stunden nicht mehr geschlafen und merkte, wie dies langsam seinen Tribut zollte. „Kira!“ „Was ist mir ihr? Macht sie etwa keinen guten Job?“ „Eure Unterhaltung, die Blicke… dass du mir eine Assistentin aber keine Security zur Seite stellst!“ „Du warst nie ein Fan davon, Unmengen an Bodyguards mit dir herumzuschleppen. Aber wenn du dir Sorgen um deine Sicherheit machst, so kann ich dich beruhigen, dass es stets Leute gibt, die sicher stellen, dass mit dir alles okay ist!“ Als der andere nicht reagierte, fuhr Yoshiki fort: „Hör mal, es ist wirklich alles in bester Ordnung! Ich kenne Kira noch von früher, sie ist ein netter Mensch und ich dachte, sie wäre die Richtige, um dir helfend zur Seite zu stehen. Dass ich sie eingeladen habe, mal so bei mir vorbeizuschauen ist rein freundschaftlicher Natur, weil wir schon lange nicht mehr miteinander gequatscht haben.“ Dies schien Toshi zu überzeugen, da er die Arme hängen ließ und sich auf die Couch setzte. „Mach es dir nicht zu bequem und geh lieber packen – wir beide machen einen Ausflug und bleiben für ein paar Tage weg!“ „Wohin?“ „Ist vorerst noch ein Geheimnis! Glaubst du, eine Stunde reicht dir? Ich würde gerne noch kurz runter ins Büro, weil ich ein paar Faxe erwarte. Sobald ich die habe, ist alles geschäftliche vorerst passé und ich gehöre ganz und gar dir!“ „Klar, kein Problem“, entgegnete der Sänger und stand auf, um im Schlafzimmer zu verschwinden. Kaum dass er weg war, stand Yoshiki auf, schlüpfte in seine Schuhe, rief den Aufzug und fuhr ein paar Stockwerke tiefer. Was er nicht wusste, war, dass Toshi unterdessen nicht am Packen war, sondern ihm über das Treppenhaus gefolgt war, gleich nachdem sich die Türen des Lifts geschlossen hatten. Auch wenn er so getan hatte, als würde er dem anderen seine Erklärung abkaufen, so tat er es in Wirklichkeit nicht. Irgendetwas war im Busch, dessen war er sich ziemlich sicher und diese Kira hatte etwas damit zu tun. Als er bei Extasy Records ankam herrschte dort der übliche Betrieb. Er sah gerade noch, wie sein bester Freund in seinem Büro verschwand, sodass er sich entschied, in den angrenzenden Konferenzraum zu gehen. Leise schloss er die Tür hinter sich und wandte seine Aufmerksamkeit dann der Verbindungstür zu Yoshikis Büro zu. Diese war geschlossen, doch da er leise Stimmen hörte, wagte er es, sie vorsichtig einen kleinen Spalt zu öffnen. Durch diesen konnte er zwar den anderen nicht sehen, dafür hatte er jedoch den Rücken seiner Assistentin im Blickfeld und zum ersten Mal sah er sie in einem Top, da er sie bisher immer nur mit langärmlichen Blusen oder Blazern kannte. Als er die zahllosen Tattoos auf ihrer blassen Haut ausmachte, ahnte er auch weshalb. Diese Körperbilder wurden auch im 21. Jahrhundert noch immer mit der Yakuza in Verbindung gebracht und diverse öffentliche Schwimmbäder behielten es sich sogar vor, tätowierten Menschen den Zutritt zu verwehren. „Ist alles unter Kontrolle?“, konnte er Yoshiki fragen hören. „Machen Sie sich keine Sorge, die Männer meines Vaters haben alles im Griff. Zu Beginn von Toshis Abwesenheit haben sie ein paar Mal aufgemuckt, aber nachdem sie realisiert haben, mit wem sie sich da anlegen, haben sie schnell wieder Ruhe gegeben. Nach Toshis Rückkehr ist ihm anfänglich immer jemand von HOH gefolgt, aber darum haben wir uns gekümmert und er hat, glaube ich, auch nichts davon mitbekommen.“ „Gut, ich möchte auch, dass das so bleibt. Toshi hat so schon genug Sorgen…“ „Sie können sich darauf verlassen, Yoshiki!“ „Schöpft er Ihnen gegenüber irgendeinen Verdacht? Er hat gerade eben ein paar seltsame Fragen gestellt…“ „Ich denke nicht. Er hat natürlich wegen meines Auges gefragt und sich gewundert, dass Sie ihm plötzlich eine Assistentin zur Seite gestellt haben…“ „Das habe ich auch schon gemerkt… hören Sie Kira, ich habe eine Bitte an Sie…“ „Worum geht es?“ „Ich werde mit Toshi für ein paar Tage nach Tateyama fahren. Stellen Sie bitte sicher, dass uns keiner der Sektentypen dort auflauert!“ „Natürlich, seien Sie unbesorgt.“ „Gut. Wie viel kriegen Sie dann von mir? Sind tausend angemessen?“ „Machen wir fünfhundert und regeln den Rest hinterher, wenn Sie wieder in der Stadt sind.“ Toshi traute seinen Ohren nicht und erst recht nicht seinen Augen, als Yoshiki in sein Blickfeld kam, da er zum Tresor ging, diesen öffnete und ein dickes Geldbündel hervorholte, welches er Kira gab. Das waren sicherlich 500 000 Yen! „Sollte stimmen.“ Sie deutete eine leichte Verbeugung an, zählte rasch die Scheine und packte das Geld dann kommentarlos in ihre Handtasche. „Es ist mir immer wieder eine Freude, Geschäfte mit Ihnen zu machen, Yoshiki“, äußerte sie und neigte leicht den Kopf nach unten. „Ganz meinerseits“, entgegnete der Musiker und erwiderte die Geste. Ohne weitere Worte verabschiedeten sie sich voneinander und Kira verließ das Büro, während der Drummer zum Fenster ging, die Arme verschränkte und lautstark seufzte, während er durch das Glas hindurch nach unten auf die Straße blickte. Gut, dass niemand etwas davon wusste, was er hier genau tat. Unterdessen rätselte Toshi, wie er mit dieser Information umgehen sollte. Dass sein bester Freund ganz offensichtlich die Yakuza engagiert hatte, um ihn zu beschützen, beruhigte ihn nicht unbedingt. Er hatte so schon genügend Probleme, da brauchte er nicht auch noch irgendwelche Triaden! Die Frage war nur, was sollte er tun? Wieder ins Penthouse gehen und packen, als wüsste er von nichts, oder Yoshiki damit konfrontieren – letzteres würde sicherlich in eine Diskussion ausarten. Auch wenn er eigentlich jemand war, der Streit lieber aus dem Weg ging, so entschied sich Toshi für Variante Nummer zwei und machte sich bemerkbar, indem er gegen den Holzrahmen der Tür klopfte. Erschrocken fuhr der Pianist herum und starrte den anderen an. Wie lang stand er schon dort? Rasch hatte er sich jedoch wieder gefangen und tat, als wäre alles in Ordnung. „Toshi, was tust du denn hier? Bist du schon fertig mit Packen?“ Während er zu ihm ging und eigentlich an ihm vorbei wollte, fuhr er sich kurz durchs Gesicht, um die aufkommende Müdigkeit zu vertreiben, doch kaum war er beim Sänger, hielt dieser ihn am Arm fest und sah ihn eindringlich an. Yoshiki kannte den Blick nur zu gut – Toshi wusste, was er hinter seinem Rücken tat und nichts was er jetzt noch sagen würde, konnte dies vertuschen. „Dann hast du jetzt ja deine Antwort, weshalb du keine Horde Bodyguards hast, die um dich herumwuseln“, äußerte er und zuckte nur mit den Schultern. Er war viel zu müde, um wirklich wütend zu sein. Wäre er nicht gejetlagged und völlig überarbeitet, würde er vielleicht anders reagieren, aber so wollte er eigentlich nur noch losfahren, um in Tateyama in sein Bett zu kommen. „Die Yakuza?!“ Es war nicht unbedingt so, dass ihn diese Erkenntnis schockte, denn wenn Yoshiki wollte, könnte er Einfluss auf alle bedeutenden Plattenlabel in Japan nehmen, sodass es nicht wirklich verwunderlich war, dass er auch Kontakte zur Mafia unterhielt. Toshi kannte die Geschäftswelt und ihre ungeschriebenen Gesetze. Er war sicherlich nicht der einzige, dem es aufgefallen war, dass es seit der Reunion zwar zahllose Artikel über X JAPAN gegeben hatte, nie aber irgendwelche vernichtenden Sachen über sie sie geschrieben wurden oder dunkle Geheimnisse an die Öffentlichkeit gezerrt wurden. Man brauchte keinen Harvardabschluss, um zu erahnen weshalb…! „Die Polizei würde dich nie in diesem Ausmaß schützen können – wenn sie überhaupt etwas machen würden…“, antwortete der Drummer und ging zurück zum Fenster, „es ist meine Schuld, dass es überhaupt so weit gekommen ist, Tosh… ich hätte schon viel früher…ich hätte schon nach hides Beerdigung… ein paar Tage danach habe ich mich mit Taiji getroffen…“ Überrascht lauschte der Sänger den Worten des anderen. Dass dieser sich mit ihrem ehemaligen Bassisten in einem Café verabredet gehabt hatte, wusste er, aber nicht, dass sich Yoshiki die Schuld an seiner jetzigen Lage gab… Sicherlich hatten sie während seiner Zeit in LA häufig über seine Zeit bei HOH und was alles passiert war, gesprochen, aber der andere hatte meist nur zugehört. Natürlich erinnerte er sich noch an die Worte des anderen, als er vor etlichen Wochen plötzlich aufgetaucht war, aber damals hatte er sie nicht unbedingt ernst genommen… „… und mir tut es leid, dass ich nicht da war… ich hätte bei dir sein müssen, anstatt in LA zu rotieren…“ „Ich hätte dich danach aufsuchen müssen… stattdessen… spätestens als ich gesehen habe, was für einen Scheiß du von dir gibst und mir meine Mutter erzählt hatte, was sie von deiner wusste… spätestens da hätte ich dich da rausholen und dir Vernunft einprügeln müssen… aber… ohne hide, der mir einen Tritt in den Arsch verpasst… konnte ich nicht über meinen eigenen Schatten springen…“ Toshi war hinter ihn getreten und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Ja, er war wütend auf ihn, weil er ihn hintergangen und ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte, doch etwas anderes in ihm, das er nicht erklären konnte, drängte diese Gefühle in den Hintergrund. Wie konnte er sauer sein, wenn sein bester Freund sich die Schuld gab, obwohl doch eigentlich er derjenige war, der gescheitert war. „… ich hab auf ganzer Linie versagt, Tosh… ich hab dich immer beschützt, nur als es wirklich darauf angekommen wäre… da war ich zu stolz… als Heath mir alles erzählt hat, ich hätte sie am liebsten auf der Stelle umgebracht – langsam und qualvoll, damit sie für all das büßen würden, was sie dir angetan haben…“ Seine Stimme zitterte und er hatte die Hände zu Fäusten geballt, als er sich zu Toshi umdrehte und diesen direkt anblickte. Er hatte erwartet Vorwürfe in seinen Augen zu sehen, weil er ihm die ganze Zeit verheimlicht hatte, dass die Yakuza ihn bewachte, doch davon konnte er nichts finden, nur Freundschaft und Zuneigung – und war das eine Spur Reue und Traurigkeit, die er da ausmachte? „Hast du ihnen…?“ „Zu Anfang wollte ich es, aber Heath hat mich wieder zur Vernunft gebracht…“ „Und was genau…?“ „Sie haben ihnen klar gemacht, dass es nicht unbedingt gesund für sie wäre, dich weiter zu belästigen. Kira hat erzählt, dass sie dir nach deiner Rückkehr erneut aufgelauert haben, aber nachdem sie realisierten, dass du unter ihrem Schutz stehst, haben sie ganz schnell wieder davon abgelassen…“ Für einen Moment senkte er den Blick, hob ihn aber gleich darauf wieder an, doch diesmal blickte er an Toshi vorbei und fokussierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand. „Zu viele sind schon gegangen, Tosh… ich kann dich nicht auch noch…“ Yoshiki brach ab, da die Richtung, in die die Unterhaltung ging, zu viele alte und unterdrückte Emotionen aufwühlte. Was wäre gewesen, wenn Heath auf den Sänger gehört und ihn nicht informiert hätte? Was wäre gewesen, wenn Heath ihn nicht zum Zuhören bewegt hätte? Was wäre gewesen, wenn er nicht dagewesen wäre? Was wäre gewesen, wenn sie weitergemacht hätten wie zuvor? Was wäre gewesen, wenn… Der Drummer biss sich auf die Unterlippe, um die Gefühle wieder dorthin zu verbannen, wo er sie normalerweise aufbewahrte und wollte an dem Kleineren vorbeigehen, doch dieser hielt ihn zurück. Er spürte, wie der andere seinen Blick suchte, doch er wich ihm aus, denn er brauchte nicht in die Augen des anderen zu sehen, um zu wissen, dass er letztendlich nicht anders gehandelt hatte, als HOH. Letzten Endes hatte er ihn schließlich auch verfolgen und überwachen lassen – egal welche Motive er gehabt hatte… er hatte ihn angelogen und hintergangen! Im Endeffekt überraschte es ihn nicht, dass Toshi ihm auf die Schliche gekommen war – der andere hatte schon immer eine Nase dafür gehabt, seine Heimlichtuereien aufzudecken. Vielleicht war es im Augenblick sogar ganz praktisch, dass er stumm war, denn so brauchte er sich wenigstens keine Vorwürfe anzuhören… Da Yoshiki seinem Blick auswich und auch keine Anstalten machte, dies zu ändern, hatte der Sänger schließlich die Nase voll davon, packte das Kinn des anderen und drehte seinen Kopf bestimmt, aber trotz allem auf den Nacken Rücksicht nehmend, so, dass er gezwungen war, ihn anzusehen. Es überraschte ihn, so viele Schuldgefühle und so viel Bedauern in den braunen Augen zu finden. Wegen ihm? Wegen seiner Situation? Dass er ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte? Sicherlich, ein Teil von ihm wollte ihm ins Gesicht schreien und fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Er war sich sicher, dass es andere Möglichkeiten als die Yakuza gegeben hätte! Doch der andere Teil, der zu seiner eigenen Überraschung dominierte, war glücklich darüber, dass sich manche Dinge wohl nie ändern würden. Vielleicht war aus einer simplen Schlägerei die japanische Mafia geworden, aber letzen Endes kam es aufs selbe hinaus: Yoshiki beschützte ihn noch immer - nach all den Jahren, nach all den unschönen Worten, die gefallen waren, nach all den Ereignissen… Der Drummer zuckte überrascht zusammen, als Toshi den erzwungen Blickkontakt abbrach und ihn dafür umarmte. Er hatte versucht, die Emotionen des anderen zu lesen, zu erfahren, was er dachte, doch leider war der Sänger genau wie er nach all den Jahren in der Öffentlichkeit ein Profi darin, seine wahren Gefühle zu verbergen, wenn er wollte. Umso mehr erstaunte es ihn, als sich plötzlich zwei Arme um ihn schlangen und er den Körper des anderen an dem seinen spürte. Für einen Moment versteifte er sich, doch dann entspannte er sich, erwiderte die Umarmung und verbarg sein Gesicht in der Nackenbeuge des anderen. „Ist es selbstsüchtig, wenn ich sage, dass ich alles täte, um dich von deiner Vergangenheit zu befreien, weil ich dich an meiner Seite brauche?“, fragte er flüsternd, wartete jedoch keine Antwort ab, „ich hasse dich dafür, dass du dich so sehr in meinem Leben breit gemacht hast und ich hasse mich selbst dafür, dass ich in LA sitze und deine Gesellschaft vermisse. Ich brauch dich, Tosh… mehr als alles andere… ich kann dich nicht verlieren…“ Er drückte ihn so fest wie er nur konnte an sich und war froh, als der Kleinere dies erwiderte. Leicht verwirrt hob er jedoch den Kopf an, als er einen Finger des anderen über seinen Rücken streichen spürte. Zuerst hielt er es nur für unregelmäßige Muster, doch relativ schnell erkannte er darin Kanjis, die der andere malte. Es dauerte ein wenig, doch dann hatte er alle sieben Schriftzeichen entziffert: 千代に八千代に – auf immer und ewig. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Fortsetzung folgt… So, ab dem nächsten Kapitel sind wir dann erst einmal in Tateyama, doch warum Yoshiki mit Toshi jetzt ausgerechnet in ihre Heimatstadt will, verrate ich natürlich noch nicht ;) Aber was denkt ihr denn, was die beiden dort machen werden?? Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen! :) Tateyama -------- @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Stimmt ja, Toshi hat bei Hamlet mitgespielt – daran hatte ich bei der Titelauswahl gar nicht gedacht - ich lieb einfach nur Shakespeare, von daher greif ich auch gerne mal auf ihn zurück^^; @ Terra-gamy: Keine Ahnung, ob das im Deutschen wirklich „Klavierstimmschule“ heißt^^; Ich weiß, was es auf Englisch und Japanisch bedeutet, aber ich hab keine entsprechende deutsche Übersetzung gefunden – also hab ich es einfach so genannt, was es eigentlich ist: eine Schule, an der Klavierstimmer ausgebildet werden ^.~ @ Asmodina: Wenn du wüsstest, wie lange ich überlegt hab, ob Toshi Yoshiki nun Vorwürfe machen soll oder nicht…^^; @ Lusica: Gerne doch^^ Kira wird in den kommenden Kapiteln noch öfters mal auftauchen! @ Kaoru: „es geht jemandem jemand ab“ = „jemand fehlt einem“ – nicht das, was du schon wieder denkst! Ich dachte du wärst kein großer YxT-Freund :P @ all: Ich gebe zu, ich habe lange überlegt, ob ich angesichts der aktuellen Umstände in Japan das Kapitel dieses Wochenende hochladen soll oder nicht. Letztendlich hab ich mich dann doch dazu entschieden, um uns alle wenigsten für ein paar Minuten in eine heile Welt zu entführen, wo man sich nicht über Atomreaktoren sorgen machen muss. Insofern hoffe ich, dass ich euch „entführen“ kann und wünsch euch viel Spaß bei diesem Kapitel!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war früher Abend, als Toshi Yoshikis Audi zielsicher durch Tateyamas Straßen lenkte. Eigentlich hatte der andere ja selbst fahren wollen, aber nachdem der Sänger zumindest schon einen Teil der Überraschung herausgefunden hatte und er immer mehr Schwierigkeiten hatte, seine Augen offenzuhalten, hatte er den Autoschlüssel ohne große Umschweife an den Älteren abgetreten. Dieser hatte das Parkhaus noch gar nicht richtig verlassen gehabt, da hatte er auch schon die ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge des Jüngeren wahrgenommen, die verrieten, dass er bereits im Land der Träume war. Nun, gut eineinhalb Stunden später, bog er in die Straße ab, in der Yoshikis Elternhaus stand. Wie der andere die Strecke zum Teil in einer knappen Stunden und das trotz des Berufsverkehres schaffte, war ihm ein Rätsel. Obwohl… nein, eigentlich nicht – er ahnte, wie das funktionieren konnte, schließlich kannte er den Fahrstil seines besten Freundes und seine Liebe für hohe Geschwindigkeiten. Er parkte das Auto am Gehsteigrand, schaltete den Motor ab und beugte sich rüber, um den anderen zu wecken, indem er ihn anstupste. „Geh weg“, brummte Yoshiki im Halbschlaf und schlug mit geschlossenen Augen unkoordiniert nach der Hand. Lautlos seufzend schüttelte Toshi ihn erneut an der Schulter. Es wäre so viel einfacher, wenn er sprechen könnte! „Casse-toi…“, murmelte der Drummer und drehte sich auf die Seite. (1) „Toll, jetzt fängt er wieder mit Französisch an!“ Genauso wie unzählige Staffmitarbeiter vor ihm, war auch der Sänger schon in den Genuss von Yoshikis Macke gekommen, im Halbschlaf gerne einmal Französisch zu reden. „Wenigstens redet er Englisch im Tiefschlaf, Französisch im Halbschlaf und Japanisch wenn er wach ist. Wenn er Französisch reden würde, wenn er auf wäre, dann gäbe das ein Problem!“ Erneut rüttelte Toshi ihn, doch einmal wieder ohne Erfolg. „Encore cinq minutes, maman.“ (2) Da er keine Lust hatte, noch eine Stunde lang etwas auf Französisch zu hören zu kriegen, griff er zu drastischeren Mitteln und piekte den Pianisten gnadenlos in die Seite, wo er wusste, dass der andere empfindlich reagierte. Augenblicklich quiekte dieser erschrocken auf und öffnete hellwach die Augen. „Tosh?“ Irritiert sah er sich um. Wo war er? Weshalb war er in einem Auto? Schnell kam ihm jedoch wieder in den Sinn, dass sie mit seinem Auto, das meistens in der Tiefgarage von Extasy Records stand, wenn er nicht da war, nach Tateyama gefahren waren. „Sind wir schon da?“ Als Antwort deutete Toshi aus dem Fenster hinaus auf das weißgestrichene Haus, in dem der andere aufgewachsen war. „Dann wollen wir mal“, meinte der Drummer, schnallte sich ab und stieg ächzend aus. Es gab eindeutig bequemere Orte als das Auto zum Schlafen. Sein Rücken fühlte sich geschätzte 100 Jahre alt an und er sich selbst auch. „Alles okay?“ „Nur den Rücken verspannt“, entgegnete Yoshiki und ging zur Haustür, wo er Sturm klingelte. Doch anstatt, dass die Tür geöffnet wurde und seine Mutter völlig überrascht dreinblickte, blieb sie verschlossen. Auch nach fünf Minuten und unzähligen, gescheiterten Versuchen starrte er noch immer das Holz an. „Gib mir mal den Schlüsselbund“, wandte er sich an Toshi, der ihm den Autoschlüssel samt allen anderen Schlüsseln reichte. „Hast du uns angekündigt?“ „Nee, nicht wirklich…“ Der Pianist ging einen Schlüssel nach dem anderen durch, doch den richtigen fand er einfach nicht. Schließlich schwante ihm, dass er womöglich in Los Angeles, in der Villa war. „Und?“ „Ich glaub, ich hab ihn in LA liegen gelassen…“ Wäre nicht das erste Mal, dass er wichtige Dinge im falschen Haus, am anderen Ende der Welt hatte. „Schussel!“ Yoshiki ignorierte den Kommentar und drehte sich wieder Richtung Tür, um mit der eingearbeiteten Metallschiene der Handgelenksmanschette, die er an der linken Hand trug, gegen das Holz zu hämmern. „Mama, mach auf, dein Lieblingssohn ist da!!!“ Leider brachte auch das keinen Erfolg. „Ist sie im Urlaub?“, fragte Toshi, nachdem er den anderen angetippt hatte, damit er ihn ansah. „Glaub nicht… sie war erst Anfang August für zwei Wochen in LA… hat drauf bestanden, sich um mich nach der OP zu kümmern, obwohl ich gesagt habe, dass ich gut allein zu Recht käme… Aber warte mal, der Ersatzschlüssel!“ Damit ging er zum nächstgelegenen Rosenbeet, dass mit weißen, kleinen Felsen eingefasst war, kniete sich davor hin und begann, jeden Stein einzeln hochzuheben. „Irgendeiner davon hat ein Loch, in dem der blöde Schlüssel ist“, erklärte Yoshiki, doch zehn Minuten später stellte sich die Idee als sinnlos heraus. Zwar hatte er den Stein gefunden, aber der Schlüssel war nicht in seinem Geheimfach. „Hast du noch eine Idee, Tosh?“, wandte er sich an seinen Freund, der jedoch nur mit den Schultern zuckte, da er genauso planlos war, wie der andere. Doch plötzlich rannte Yoshiki wie von der Tarantel gestochen in den Hintergarten, sodass der Sänger Mühe hatte, ihm zu folgen. Vor einem alten Apfelbaum blieb der Drummer stehen und blickte an den Ästen empor in Richtung eines kleinen Balkons. „Mama hat die Angewohnheit, die Balkontür zu ihrem Schlafzimmer immer gekippt zu lassen. Ich klettere einfach über den Baum nach oben, quetsch meine Hand in den Spalt, öffne die Tür und schon sind wir drinnen. Hat vor 30 Jahren immer funktioniert!!“, erklärte er und deutete auf den Balkon. „Die Betonung liegt auf ‚vor 30 Jahren‘!“ „Was soll schon passieren? Ich bin da schon so oft hoch“, entgegnete Yoshiki und umrundete einmal den Baumstamm auf der Suche nach einem guten Anfangspunkt. Schließlich hatte er eine etwas eingebeulte Stelle gefunden, in der sein Fuß Halt finden konnte und begann mit dem Aufstieg, während Toshi das Ganze mehr als skeptisch beobachtete, was nicht unbedingt nur daran lag, dass der Pianist tatsächlich im Armanianzug und mit italienischen Lederschuhen auf einen Baum klettern wollte. Wenn er runterfiel, würde das weder seinem Nacken noch seiner restlichen Wirbelsäule gut tun und an die möglichen Konsequenzen wollte er lieber erst gar nicht denken. Doch trotz aller Bedenken war der Schlagzeuger innerhalb kürzester Zeit auf gut drei Metern Höhe und versuchte nun zu dem Ast zu gelangen, der zum Balkon hinüberhing. „Siehst du, Tosh, alles kein Problem!“, rief er hinunter und setzte sich auf den dicken Zweig, der sein Gewicht wohl tragen sollte. Nichtsdestotrotz verfolgte der Sänger weiterhin jede einzelne Bewegung seines besten Freundes und würde wohl erst wieder beruhigt sein, wenn dieser heil angekommen wäre. „Yoshiki, Toshi, seid ihr das?!“, erklang plötzlich eine Stimme aus dem Nachbargarten und gleich darauf erschien eine ergraute Frau um die 80 am Zaun. „Frau Takahashi?“, fragte Yoshiki von seinem Platz im Baum aus und versuchte sich ein wenig in die entgegengesetzte Richtung zu drehen, um sie zu sehen. Wie er, so kannte auch Toshi Frau Takahashi schon aus Kindheitstagen, hatte sie doch oft genug auf die beiden Jungs aufgepasst. „Yoshiki, was machst du da oben?! Komm sofort da runter!!“, schrie sie erschrocken auf, als sie den anderen im Geäst ausmachen konnte. „Ich muss ins Haus! Und Mama ist nicht da, ich hab keinen Schlüssel dabei und der Ersatzschlüssel ist auch nicht da!“, entgegnete der Blonde. „Jetzt komm erst mal da runter – das ist ja lebensgefährlich! Nicht auszudenken, wenn du stürzt…!“ „Ich muss aber ins Haus, Frau Takahashi!!“ „Ich lass euch hinein, ich hab doch noch den Ersatzschlüssel, als deine Mutter in Los Angeles gewesen war.“ „Sie haben den?!“ „Jetzt komm von dem Baum herunter, Junge, bevor noch irgendwas passiert!“ „Ja, ja…“, entgegnete Yoshiki und überlegte, ob er einfach das letzte Stück bis zum Balkon auf dem Ast nach vorne rutschen sollte oder ob er wieder nach unten klettern sollte. „Ich hol derweil den Schlüssel und treff euch vorne!“ Damit war die rüstige Rentnerin auch schon wieder verschwunden, während Toshi froh war, dass der andere bald wieder unten sein würde. „Hey, Tosh… ! Weißt du noch, wie ich hoch gekommen bin?“ Der Sänger zuckte nur kurz mit den Schultern. Weshalb wollte er denn das jetzt wissen? „Gut, ich nämlich auch nicht… und ich hab keinen Plan, wie ich hier wieder herunterkomme…!“ Zwar hatte Yoshiki es geschafft, sich auf dem Ast umzudrehen und zurück zum Stamm zu kommen, aber da hörte sein Latein dann auf. Er blickte kurz nach unten und entdeckte Toshi, der sichtlich besorgt zu ihm hochblickte. „Tosh, geh‘ mal ein Stück zur Seite, ich spring einfach runter!“ „BITTE WAS?!?!“ Im nächsten Moment saß der andere auch schon nicht mehr rittlings auf dem dicken Zweig, an welchem er sich nun mit beiden Händen festhielt und sich dann nach unten gleiten ließ, sodass er am Ast baumelte. Kurz zögerte er, schätzte den Abstand zum Boden ab und ließ dann einfach los. Der freie Fall dauerte nicht lange, dann berührten seine Füße auch schon wieder die Erde. Um den Schwung abzufedern ging er in die Hocke, bekam dabei jedoch Übergewicht nach hinten, sodass er letztendlich im Gras zu liegen kam. Augenblicklich war Toshi bei ihm, doch er lachte nur. Das hatte wirklich Spaß gemacht und er fragte sich, warum er das schon so lange nicht mehr getan hatte. „Alles okay?“ „Ja, ja, mach dir keine Sorgen“, entgegnete Yoshiki und ließ sich vom anderen nach oben ziehen, der ihn mehr als besorgt musterte. Der Pianist ignorierte es und ging an ihm vorbei zurück zum Auto, sodass Toshi ihm schlussendlich einfach folgte, auch wenn er nicht umhin kam, den Kopf über so viel Leichtsinn zu schütteln. Sie hatten gerade ihr Gepäck aus dem Audi geladen, als Frau Takahashi mit dem Schlüssel kam und ihnen aufsperrte. „Wissen Sie zufällig, wo meine Mutter ist?“, wollte der Drummer wissen, nachdem sie eingetreten waren und die Schuhe ausgezogen hatten. „Oh, ich glaube, ihr habt sie nur um ein paar Minuten verpasst. Sie meinte vorhin noch, dass sie einkaufen wolle“, erklärte sie lächelnd und hängte den Schlüssel ans Schlüsselbrett, „wenn ihr euch eingerichtet habt, kommt doch zu mir rüber – ich habe gerade frischen Kuchen gebacken!“ Bei dem Wort „Kuchen“ leuchteten Yoshikis Augen augenblicklich auf und er drehte sich kurz zu Toshi, der nur zustimmend nickte, da er sehr gut wusste, dass es bei Süßem bei dem anderen kein Halten mehr gab. „Wir räumen nur schnell die Sachen weg, dann kommen wir!“ „Gut, kommt einfach durch den Garten rein, ich mach euch hinten auf“, wies sie die beiden an und verabschiedete sich dann, während die beiden Musiker ihre Taschen nach oben brachten, beziehungsweise, Yoshiki wollte es zumindest, denn kaum hatte er seine hochgehoben, spürte er auch schon einen Stich im Rücken, der ihm einen unterdrückten Schmerzenslaut entlockte. „Verdammte Bandscheiben“, fluchte er leise und stellte die Reisetasche wieder ab, um sich kurz über den Rücken zu streichen. Unterdessen schnappte sich Toshi einfach kommentarlos sein Gepäck und trug es zusammen mit seinem eigenen in Yoshikis altes Kinderzimmer hoch. „Hey, ich kann das selbst tragen!“, folgte der Pianist ihm etwas steif die Treppen hoch. „Sag mal, hast du Backsteine eingepackt?!“, wollte der Sänger wissen, nachdem er die Sachen abgestellt und sich zu ihm umgedreht hatte. „Nicht, dass ich wüsste… warum?“ „Deine Tasche wiegt gefühlte 50kg, kein Wunder, wenn da deine Bandscheiben streiken!“ „Ich war ziemlich in Eile und hab einfach alles, was mir über den Weg gelaufen ist, hineingeschmissen“, erklärte Yoshiki schulterzuckend und stieg die Treppen auch schon wieder hinab. In der Küche schrieb er seiner Mutter auf der Magnettafel noch eine kurze Nachricht und verschwand dann mit Toshi zur Nachbarin, die sie bereits erwartete. Tee und Kuchen in rauen Mengen warteten schon auf die beiden, genauso wie unzählige Fragen, die Yoshiki geduldig beantwortete, während sein bester Freund schweigend neben ihm saß und nur gelegentlich nickte. Bereitwilliger als bei so manchem Reporter gab er Auskunft, da er genau wusste, dass Frau Takahashi damit nicht zum nächsten Klatschblatt gehen würde, um sich ihre Rente aufzubessern. Sie hatte jahrelang auf ihn und oftmals auch auf Toshi aufgepasst, entsprechend kannte sie Unmengen an peinlichen Geschichten über sie, die es bisher noch alle nicht auf die Titelseite irgendeiner Klatschzeitschrift geschafft hatten. Das letzte Stück Kuchen war gerade auf den Teller seines besten Freundes gewandert, weil „der arme Junge ja so viel durchmachen musste“, obwohl eigentlich er damit geliebäugelt hatte, da er am Verhungern war, als es an der Terrassentür klopfte und er seine Mutter erkannte, nachdem er sich einmal kurz komplett umgedreht hatte. Frau Takahashi machte ihr auf und begrüßte sie lächelnd, während Yoshiki seine Aufmerksamkeit schon wieder dem Kuchen gewidmet hatte. Vielleicht würde der ja auf seinen Teller wandern, wenn er ihn lange genug anstarrte. „Du kannst es ruhig haben. Ich bin eigentlich satt“, äußerte der Sänger, der die gierigen Blicke natürlich mitbekommen hatte. Kaum, dass seine Lippen diese Worte geformt hatten, hatte der Pianist auch schon ihre Teller getauscht und machte sich über das letzte Stück her. „Yoshiki, futter Toshi nicht schon wieder alles weg!“, ertönte es hinter ihm von seiner Mutter, als er gerade den ersten Bissen im Mund hatte. „Ea willsch do nisch“, entgegnete der Drummer mit vollem Mund. „Außerdem wäre es doch Schade um das gute Essen!“, fügte er hinzu, als er heruntergeschluckt hatte. „Alter Nimmersatt“, erwiderte sie daraufhin und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung, ehe sie bei Toshi dasselbe tat und sich dann zu ihnen an den Tisch setzte, während ihr ihre Nachbarin auch sogleich eine Tasse Tee brachte und aus der geselligen Dreierrunde, eine muntere Viererrunde wurde. „Was macht ihr beide eigentlich hier? Damit hatte ich ja gar nicht gerechnet! Vor allem, dass du in Japan bist!“ „War eine spontane Entscheidung…“, beantwortete Yoshiki die Frage seiner Mutter schulterzuckend, „… außerdem stehen wegen X ein paar Sachen an.“ Sie unterhielten sich eine Weile, in der Toshi nur schweigend dasaß, ehe sich Yoshikis Mutter an diesen wandte und ein leicht besorgter Gesichtsausdruck ihr zierliches Gesicht zierte. „Ist mit dir alles in Ordnung, Toshimitsu? Du bist so still…“ Dieser nickte als Antwort nur und lächelte – was sollte er auch anderes tun. „Toshi gehört momentan der Goldfischfraktion an“, erklärte Yoshiki, schaffte damit aber nur noch mehr Verwirrung. „Der arme Junge hat eine schwere Zeit hinter sich und seine wunderschöne Stimme verloren“, erklärte Frau Takahashi und ihr Bedauern war deutlich herauszuhören. „Was ist passiert? Weiß deine Mutter überhaupt Bescheid?“ „Ich erklär dir später alles“, antwortete Yoshiki und legte unter dem Tisch seine Hand beruhigend auf Toshis, da dieser deutlich zusammen gezuckt war, als seine eigene Mutter ins Spiel gekommen war. Nachdem er HOH beigetreten war, hatte er im Grunde eigentlich mit seiner gesamten Familie gebrochen und war nicht einmal zur Beerdigung seines Vaters gekommen. Das erste Mal, dass er seine Mutter seit langem wiedergesehen hatte, war im Mai bei den Konzerten im Tokyo Dome gewesen. Sie hatten sich zwar unterhalten, aber es war äußerst seltsam gewesen. „Und nein, Okaa-san weiß nicht, dass wir hier sind – du wusstest es ja auch nicht.“ Nachdem er als Kind so viel Zeit bei Toshi verbracht hatte, hatte es sich irgendwann eingebürgert, dass er dessen Mutter immer „Okaa-san“ nannte, während der andere seine eigene genauso anredete. Sie blieben noch eine Weile bei Frau Takahashi, ehe sie sich verabschiedeten und nach Hause gingen. Da Yoshikis Rücken jedoch immer noch schmerzte, beschloss er, noch ein wenig zum Strand zu gehen und dort spazieren zu gehen, in der Hoffnung, dass die Bewegung seine Muskeln lockerte und sein Rücken so wieder erträglicher wurde. Da Toshi nicht alleine bei Yoshikis Mutter zurückbleiben wollte, entschied er, seinen besten Freund zu begleiten. Vielleicht half ihm die frische Luft auch seine eigenen Gedanken zu sortieren und einen Weg zu finden, wie er dem anderen am besten sagte, dass er sich auf die Suche nach einem Job gemacht hatte… •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ (1) Casse-toi = Hau ab (2) Encore cinq minutes, maman = Noch 5 Minuten, Mama Im nächsten Kapitel wird Toshi Yoshiki beichten, dass er sich nach einem Job umsieht, doch wie wird dieser darauf reagieren, dass Toshi X JAPAN schon wieder verlassen will? Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen!^^ Paths ----- @ Asmodina: *lach* Jaja, Yoshiki und der Kuchen. Ähnliche Szenen werden noch des Öfteren mal vorkommen^^ In wie weit dieses Kapitel gut ausgeht, musst du am Ende selbst entscheiden… @ Terra-gamy: Eine Naschkatze ist er eindeutig! Aber gut, sollte Toshi mal wieder der Ansicht sein, er selbst würde zu viel Essen, braucht er ja nur die Yoshiki-Diät zu machen ^.~ @ Yoshiki_Deyama: Gibt ja auch nicht umsonst den Ausspruch „das Kind im Manne“ – Yoshiki ist da sicherlich keine Ausnahme^^ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Ehrlich gesagt, ich find die Toshi-Hamlet-Version immer ein wenig zum Totlachen. Als Shakespeare-Liebhaberin bleib ich da doch lieber beim Original im wunderschönen Shakespeare Englisch^^ Wusstest du allerdings, dass Toshis Vorhaben, bei Hamlet mitzuspielen, für eine ziemliche Auseinandersetzung zwischen hide und Yoshiki geführt hat? @ Kaoru: Ach du, ich hab mich früher bei Lateinschulaufgaben auch immer von meiner Banknachbarin inspirieren lassen ^.~ Und nein, das Yoshiki im Halbschlaf auf Französisch labert, hab ich ihm nicht angedichtet. Sein Staff hat irgendwann mal auf YM geschrieben, dass der werte Chef, seit er angefangen hat Französisch zu lernen, die Angewohnheit hat, sie auf Französisch zur Sau zu machen, wenn sie ihn versuchen zu wecken^^; @ all: Nachdem das letzte Kapitel eher kurz war, will ich mal nicht so sein und euch allzu lange warten lassen. Viel Spaß damit!!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Weißt du noch, wie oft wir als Kinder hier waren?”, fragte Yoshiki leise und unterdrückte ein Gähnen. Er und Toshi waren eine knappe Stunde lang an der Brandung entlang auf und ab gelaufen, ehe sie sich einfach in den Sand gesetzt hatten und nun auf das Wasser starrten. Lächelnd nickte der Sänger und schlang die Arme um seinen Oberkörper, da es mit dem aufkommenden Wind doch recht frisch wurde und er keine Jacke dabei hatte. „Erinnerst du dich noch daran, als wir das eine Mal am Pier angeln waren und ich dich aus Versehen ins Wasser geschubst hab?“ „Wie könnte ich das vergessen“, entgegnete Toshi lächelnd und drehte sich so, dass der andere seine Lippen sehen konnte. Während bei ihm damals ein Fisch nach dem anderen angebissen hatte, hatte Yoshiki noch keinen einzigen aus dem Wasser gezogen gehabt, was den 12-Jährigen nach und nach immer mehr frustrierte, bis er irgendwann einfach seine Angel ins Meer geworfen hatte. Danach wollte er eigentlich gegen den Eimer treten, in dem sein bester Freunde die ganze Fische gesammelt hatte, kam aber aus dem Gleichgewicht und traf stattdessen Toshi, der Nahe am Rand gestanden und den dies völlig unvorbereitet getroffen hatte. Mit einem Schrei und einem Platsch war er die knappen zwei Meter nach unten gestürzt und hustend und fluchend wieder aufgetaucht. „Es tut gut, wieder hier zu sein“, seufzte der Pianist und streckte sich, wobei die Wirbel nur so knacksten. „Was macht dein Rücken?“ „Wieder besser. Ich denke, das Laufen hat ganz gut geholfen.“ „Was hast du eigentlich mit X vor, dass du deswegen extra eingeflogen bist?“ „Erfährst du, wenn wir die anderen in Tokyo treffen.“ „Geht es dir denn schon wieder so gut, dass das Drummen funktioniert?“ Das Schweigen, das er erhielt, war letztendlich auch eine Antwort. „Yosh?“ „Es braucht Zeit, Tosh… aber keine Sorge, sowas wie beim ersten Versuch ist nicht mehr passiert!“ „Wie viel Zeit?“ „Zu viel nach meinem Geschmack.“ „Aber du willst X trotz allem durchziehen?“ „X ist der einzige Grund, weshalb ich das Ganze überhaupt mache, Tosh. Ohne X wäre das doch alles sinnlos! Solange ich die Band habe, habe ich ein Ziel vor Augen…“ „Selbst wenn das Ziel in unerreichbarer Ferne ist?“ Der Sänger war oft genug bei Kontrolluntersuchungen dabei gewesen, um zu wissen, dass sein bester Freund nie mehr so würde drummen können wie früher. Wenn er auf etwa 70 bis 80 Prozent seiner alten Leistung kommen würde, würde er sich glücklich schätzen können, doch selbst dann musste er sich an bestimmte Regeln halten, um die Belastung für seine Wirbelsäule so gering wie möglich zu halten. „Solange ich den Weg sehen kann…“, entgegnete Yoshiki schulterzuckend, „Toshi… X und ich… wir werden eines Tages gemeinsam auf der Bühne sterben, aber noch bin ich nicht bereit dazu! Es gibt noch viel zu viel, was wir noch erreichen können und werden. Mir ist es egal, was ich tun muss, damit wir dorthin kommen, ich werde es tun. Der Einsatz und die Risiken sind völlig gleichgültig, das einzige, das zählt, ist das Ziel!“ Der Pianist lehnte sich gegen den anderen, ehe er lächelnd fortfuhr: „Und solange du an meiner Seite bist, ist der Pfad sowieso viel leichter zu überwinden, egal wie viele Felsbrocken mal wieder im Weg rumliegen…“ Lautlos seufzend legte Toshi einen Arm um den anderen. Egal wie schwer es auch war, damit herauszurücken, er musste ihm die Wahrheit sagen, oder? Er musste ihn darüber informieren, dass es keinen Sinn mehr für ihn machte, bei X JAPAN dabei zu sein, wenn er keine Stimme mehr hatte. Doch er hatte Angst vor Yoshikis Reaktion… das Letzte, was er wollte, war, mit ihm zu streiten und ihn zu verletzen. Sich gezofft hatten sie in der Vergangenheit genug… Auf seiner Wangeninnenseite herumkauend, angelte er sein Handy aus der Hosentasche, öffnete das E-Mailprogramm und begann zu tippen, während der andere überrascht auf das Display starrte. Es war nur noch selten, dass dieser ihm etwas über das Mobiltelefon mitteilte, da sie beide inzwischen den Dreh mit dem Lippenlesen und dem Verstehen der Mimik und Gestik ganz gut heraus hatten. „Und was ist, wenn ich den Weg nicht mit dir bis zum Ende gehen kann?“ „Was meinst du damit?“, wollte der Pianist wissen und richtete sich auf, um Toshi eindringlich anzusehen. Dieser wich seinem Blick jedoch aus, löschte das Geschriebene und begann erneut zu tippen: „Ein Sänger, der nicht singen kann… welchen Sinn macht das?!“ „Deine Stimme wird wiederkommen, Tosh, du musst einfach nur Geduld haben!“ „Ich bin seit Wochen, seit Monaten geduldig… aber nichts! Rein gar nichts!!“ „Und wenn wir schon bei Sinn sind… welchen Sinn macht ein Drummer, der nicht drummen kann?!“, überging Yoshiki den Einwand und verlor so langsam die Geduld, da sich sein bester Freund partout weigerte, ihn anzusehen. „Bei dir ist es körperlich, das geht einfacher weg als wenn es psychisch ist! Außerdem“ Weiter kam er nicht, da ihm der Schlagzeuger das Handy aus der Hand gerissen hatte und es in die Tasche seines Sakkos steckte. „Herrgott Toshi, hör auf die ganze Zeit auf dem Scheißteil herum zuschreiben! Schau mich gefälligst an und rede mit mir!“ Er hatte sich so gedreht, dass er die Lippen des anderen sehen konnte. „Reden ist gut, wenn man keine Stimme hat!“ , entgegnete der Ältere und in seinem Blick konnte man deutlich den Sarkasmus sehen, den man andernfalls hätte hören können. „Okay, ich versteh, du bist frustriert, weil es keine Fortschritte gibt – das kenn ich nur zu gut von mir selbst, aber…“ Diesmal war es Toshi, der ihn unterbrach, indem er einfach eine Hand auf seinen Mund legte. „Yoshiki… ich steig aus!“ Fast kam es ihm wie ein Déjà-vu vor, als er die Worte formte und die Lippen des anderen freigab. Doch anstatt wie vor 12 Jahren einfach nur sein Okay zu geben, starrte er ihn entsetzt an. „Du willst was?!“ „Ich steig aus…“ „Tosh, du musst morgen nicht im Studio stehen und singen. Von meiner Seite aus hast du alle Zeit der Welt!“ Yoshiki suchte den Blick des anderen, doch statt darin, wie erwartet, denselben Ausdruck wiederzufinden, den er dort vor über einem Jahrzehnt gesehen hatte, fand er nur Trauer und Schmerz vor. „Diese Zeit hast vielleicht du, aber nicht ich…“ „Redest du bitte Klartext?!“ Er hatte ihn einmal gehen gelassen, ohne es zu verstehen. Ein weiteres Mal würde er dies nicht tun. „… ich brauch Geld, Yosh… sehr viel… und dazu muss ich arbeiten!“ „Wie viel?“ „Nein!“ „Wie viel?“ „Ich will dein Geld nicht! Du lässt mich schon umsonst wohnen, zahlst die Anwälte und glaub nicht, mir wäre es nicht entgangen, dass ich zu Monatsbeginn eine zusätzliche Überweisung mit dem Namen ‚X JAPAN‘ auf meinem Konto hatte!“ „Oh das… ich glaub, da gab es vor einiger Zeit einen Fehler in der Buchhaltung, sodass du zu wenig Geld bekommen hast“, entgegnete Yoshiki schulterzuckend und kratzte sich am Kopf. „Würde das stimmen, wäre ein gewisser Hayashi Yoshiki nicht der Absender gewesen.“ „Einen Versuch war es wert“, äußerte der Drummer schief grinsend, der Ende November eine mehrstellige Summe auf das andere Konto geschoben hatte. „Hast du dir den Betrag mal angesehen?!“ „Nullen sind Platzhalter, die sind nicht wichtig!“ „Sag das einmal meinen Gläubigern… die werden dir was anderes erzählen…“ „Toshi…“ Yoshiki wusste nicht wirklich, was er sagen sollte, sodass er lediglich das Handy des anderen wieder herausrückte, welches dieser wegsteckte. „Seit ich wieder hier bin, bin ich mit den Anwälten das ganze Zeug durchgegangen… und anscheinend haben Masaya und Kaori auf meinen Namen Kredite aufgenommen…“ „Bitte was?“ So ein kleiner Mordauftrag an die Yakuza würde doch sicherlich nicht auffallen, oder? Außerdem nahm er dem Steuerzahler – ihn selbst und Toshi folglich mit eingeschlossen – somit ja auch eine Bürde ab, nicht? „Ich hatte keine Ahnung davon… und sie haben sie anscheinend nie zurückgezahlt…“ Was war wohl die langsamste und grausamste Art zu sterben? „Wie viel, Tosh?“ „… zu viel, als dass ich es zurückzahlen könnte…“ „Toshi, nenn‘ mir gefälligst einfach die Summe und ich zahl sie für dich!“ „Das kannst du nicht machen!“ „Kann ich wohl – mit Online Banking ist das super einfach!“ „Kannst du nicht!“ Er konnte doch nicht ständig auf Yoshikis Geld angewiesen sein. Außerdem war die Summe viel zu hoch, als dass er seinen besten Freund bitten könnte, diese für ihn zu begleichen. „Kann ich wohl!“ „Du bist kindisch!“ „Und du ein elendiger Sturkopf!“ „Das kommt davon, wenn man die ganze Zeit mit dir zusammen ist.“ „Toshi…!“ „Nein, Yosh… ich weiß es zu schätzen, dass du das für mich tun willst, aber das kann ich nicht annehmen. Die Suppe hab ich mir selbst eingebrockt, also werde ich sie auch alleine auslöffeln! Ich kann nicht erwarten, dass du jedes Mal in blauen Strumpfhosen und rotem Cape zu meiner Rettung herbeieilst.“ „Dann lass mich wenigstens mitlöffeln!“ „Nein, meine Suppe!“ „Und Mama nennt mich einen Vielfraß!“ „Yocchan…“ „Okay, ich hab’s geschnallt, aber trotzdem…! Ich meine, was hast du nun vor? Selbst auf Hiatus ist X immer noch eine gute Einnahmequelle…“ „So wie es aussieht, werde ich Privatinsolvenz anmelden müssen…“ „Privatinsolvenz?!“ Hatte er das da gerade richtig verstanden? „Verstehst du, da kann ich nicht in deinem Penthouse rumsitzen, Däumchen drehen und drauf hoffen, dass vielleicht irgendwann mal wieder meine Stimme auftaucht!“ „Irgendwo nachvollziehbar, aber… deswegen musst du doch nicht gleich aufhören! Du kannst doch jetzt ein wenig arbeiten und sobald du wieder mein Goldkehlchen bist, kannst du damit wieder aufhören!“ Er konnte es haargenau in Toshis Blick erkennen, dass der Ausstieg nicht wirklich das war, was er wollte, folglich würde er ihn nicht so einfach gehen und ins „Verderben“ rennen lassen. „Ich kann nicht in zwei Welten gleichzeitig leben, Yosh…“ „Und nun?“ „Ich hab Bewerbungen geschrieben, ich hab bei Freunden und Bekannten gefragt, ob sie was wissen…“ „Du hast mich nicht gefragt!“ „Yosh…!“ „Schon gut… und? Wo und wann wirst du anfangen?“ „… keine Ahnung… stummer, 44-jähriger Sänger mit Schulabschluss, ohne wirkliche Ausbildung oder Universitätsabschluss sind nicht unbedingt die besten Referenzen auf dem Arbeitsmarkt…“ „Ein Ton von dir genügt und du hast einen Job“, entgegnete Yoshiki. Wenn sein bester Freund das wirklich ernst meinte, dann würde er ihn dabei eben auch unterstützen und wenn er selbst für seinen kleinen Bruder einen Platz in seinem Unternehmen gefunden hatte, dann würde das bei Toshi auch funktionieren! Vielleicht sollte er ihn nur nicht zu Kouki ins Management stecken, ansonsten hätte er vor lauter Betütteln gar keine Ruhe mehr… „Ein Glück, dass ich stumm bin!“ „Was wäre so schlimm daran, für mich zu arbeiten?“ „Zu wissen, dass ich den Job nur bekommen hab, weil wir befreundet sind.“ „Schön, dann schreib mir eine Bewerbung mit dem ganzen Kram und dann kriegst du ein richtiges Vorstellungsgespräch!“ Als er als Antwort nur eine hochgezogene Augenbraue und einen sehr zweifelnden Blick erhielt, setzte er sich betont aufrecht hin, packte seinen besten „Geschäftsmann-Gesichtsausdruck“ aus und faltete die Hände im Schoß. „Also Herr Deyama, warum denken Sie, dass Sie am besten dafür geeignet sind, für Extasy Records, JMA und jegliche Tochtergesellschaften zu arbeiten?“ „Das denke nicht ich sondern du!“ „Wenn Sie immer so mit Ihren Vorgesetzten sprechen, können Sie sich das gleich abschminken, Herr Deyama!“ „Sehr schön!“ Wusste der Teufel, was Yoshiki geritten hatte, dass er jetzt „Vorstellungsgespräch“ spielen wollte. An den Schmerzmitteln konnte es nicht liegen – die waren schließlich auf ein Minimum reduziert, um die Möglichkeit einer weiteren allergischen Reaktion wie bei der OP im Juli zu vermeiden. Vielleicht war es einfach nur die Müdigkeit – immerhin gähnte der Jüngere immer wieder mehr als herzhaft… oder die letzte Sicherung war letztendlich doch noch durchgebrannt! „So wird das aber nie was mit einem Job, Toshi“, schmollte der Pianist und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will auch keinen Arbeitsplatz – weder bei dir noch sonst irgendwo in der Musikindustrie!“ „Wo willst du dann hin?“, fragte Yoshiki überrascht und war augenblicklich wieder ernst. „Keine Ahnung, aber auf jeden Fall nicht dahin… ich kann dort nicht arbeiten, wenn alles in mir eigentlich auf die Bühne will, verstehst du?! Das wäre, als würde sich Pata entscheiden, nicht mehr zu trinken und du hockst mit einer Flasche Schnaps vor ihm…“ „… Ja, tue ich“, antwortete er leise und schloss den Älteren in die Arme. Als er nach hides Tod beschlossen hatte, nie mehr auf die Bühne zurückzukehren sondern von nun an nur mehr im Hintergrund zu arbeiten, war dies zunächst gut gegangen. Doch als er dann für den Kaiser eine Ausnahme gemacht und wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuteten, gestanden hatte, wusste er, dass er nicht wieder denselben Schritt zurückmachen konnte. Die Bühne war seine Heimat, der Ort, an dem er zu Hause war. Ohne hide, Toshi und den anderen an seiner Seite war es zwar ein sehr einsamer Platz gewesen, aber es war seiner und den würde er nicht noch einmal aufgeben. „Ich werde dir auf jeden Fall die allerbesten Referenzen, die man haben kann, schreiben und jegliche Personalchefs davon überzeugen, dass du genau derjenige bist, den sie gesucht haben!“, entschied der Pianist und löste die Umarmung, um Toshi im Dämmerlicht der einbrechenden Nacht entschlossen anzusehen. „Hey, wenn du willst, könnte ich dir sogar nen Job beim Kaiser höchstpersönlich besorgen! … Würde zwar einiges an Vitamin B benötigen… aber das dürfte klappen!“ Gedanklich war Yoshiki schon dabei Toshis Einzug in der Kaiserpalast zu planen – Japans ehemaliger Ministerpräsident Junichiro Koizumi würde da sicherlich mithelfen…! „Yosh…“, formte der Sänger nur kopfschüttelnd. „Was?“ „… du hast ein echtes Helfersyndrom!“ „… und du ein Gluckensyndrom!“ „Kindskopf!“ „Spinner!“, erwiderte der Drummer grinsend und lehnte sich für einen Moment gegen den Kleineren, der seinen Kopf auf den des anderen legte. „Ne, Yocchan…“, fing Toshi an, als der andere wieder seine Lippen sehen konnte, auch wenn es in der Dunkelheit immer schwerer werden musste, sie zu erkennen. „Was?“ „… ich bin froh, dass die Dinge zwischen uns wieder so sind, wie sie jetzt sind…!“ „Ich auch… sehr sogar…“, entgegnete er lächelnd und blickte zum Himmel empor. Wenn hide sie so sehen könnte, wäre er glücklich und stolz auf sie? „Ne, Tosh… tust du mir bitte einen Gefallen?“ „Was?“ „Geh nicht vor Mitte Januar.“ „Warum?“ „Weil ich noch einen letzten Coup vorhabe… und vielleicht ist bis dahin deine Stimme auch wieder zurück!“ „100 Yen für deine Gedanken!“ „Behalt sie, du wirst es beim Bandmeeting erfahren, wenn wir wieder in Tokyo sind“, antwortete Yoshiki grinsend und stand auf. Schuhe und Socken hatte er wie Toshi schon beim Spaziergang am Strand ausgezogen, sodass er nun barfuß zum Meer lief und etwa knietief hinein watete. „Spinnst du, das Wasser ist eiskalt!“ , rief der andere ihm hinterher, doch natürlich verließ kein Ton seinen Mund. „Weißt du Toshi“, äußerte der Pianist und drehte sich zu ihm um, während er tiefer ins Wasser ging, dessen niedrige Temperatur er gar nicht wirklich wahrnahm, „ich habe jetzt gut einen Monat Zeit, dich wieder in mein Goldkehlchen zu verwandeln. Aber keine Sorge, dass kriege ich hin! Und dann werden wir X mit einem riesen Knall beenden.“ Mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen drehte er sich im Meerwasser. „Yoshiki, komm da raus!“ Toshi war ebenfalls aufgestanden, hatte sich die Hosenbeine hochgekrempelt und war bis zu den Knöcheln ins Wasser gegangen, wobei er keine Ahnung hatte, wie der andere bis zum Bauchnabel in das kalte Nass hatte gehen können. „Wir werden hides und unseren Traum erfüllen“, fügte Yoshiki hinzu und blickte plötzlich zum Nachthimmel empor. „Hörst du das hide, wir werden die Welt erobern!!“, schrie er in Richtung der Sterne, nur um sich im nächsten Augenblick lachend, rückwärts ins Wasser fallen zu lassen. Keine Sekunde später tauchte er zähneklappernd, aber strahlend auf und blickte zu Toshi, der am Ufer stand und ihn nur entsetzt anblickte. Er überbrückte die wenigen Meter zwischen ihnen und kam vor dem anderen zum Stehen. „Kannst du mir mal verraten, was der Scheiß sollte?“ „Mir war danach“, entgegnete Yoshiki grinsend und verpasste dem Älteren einen spielerisch Schubs, mit dem dieser nicht gerechnet hatte, sodass er das Gleichgewicht verlor und auf seinem Hosenboden landete. Einen Moment starrte er den anderen verdattert an und spürte, wie das kalte Wasser seine Hose durchdrang, doch dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf und er spritzte Yoshiki voll, ehe er aufsprang und sich auf eben jenen stürzte. Unter dem Halbmond entbrannte zwischen den beiden eine Wasserschlacht, die erst nach einer guten Viertelstunde ihr Ende fand, als alle zwei bis auf die Knochen durchnässt sowie zitternd und bibbernd aus dem Meer kamen. „Scheiße ist das kalt“, brachte der Drummer zwischen klappernden Zähnen hervor. Im Wasser selbst war es wesentlich angenehmer gewesen. „Wenn wir morgen mit Lungenentzündung flach liegen, ist das ganz alleine deine Schuld!“ Toshi klapperte im selben Takt wie Yoshiki mit den Zähnen. „Wenigstens hatten wir Spaß“, entgegnete er und sammelte ihre Schuhe und Socken ein, wobei er einmal kräftig nieste. „Was dich geritten hat, im Dezember in den Pazifik zu gehen, würde mich ja zu gerne mal interessieren!“ „Keine Ahnung…“, antwortete der Pianist grinsend und machte sich mit dem anderen auf den Nachhauseweg. War es idiotisch, dass er Toshis Aussage, aussteigen zu wollen, nicht ernst nahm? Vielleicht war es das und genauso hirnrissig war es wohl auch, ihre Weltherrschaft zu planen, wenn sie beide nicht fit waren, doch das war egal. Er würde wieder auf der Bühne stehen, dessen war er sich sicher. Und in den Augen seines besten Freundes hatte er es auch nur zu deutlich sehen können – das Feuer, vor Tausenden performen zu wollen, loderte in ihm genauso stark wie in ihm selbst. Toshis plötzliche Jobsuchwut war eine Kurzschlussreaktion – mehr nicht. Wenn seine Pläne so funktionierten, wie er sich das wünschte, dann hatte er etwas mehr als vier Wochen Zeit, um aus seinem Goldfischchen wieder ein Goldkehlchen zu machen. Aber er war davon überzeugt, dass er das hinbekommen würde. HOH mochte vielleicht dafür gesorgt haben, dass Toshi den Weg nicht mehr sah und nun verzweifelt nach Umleitungen und Abzweigungen suchte, doch er selbst sah ihn klar und deutlich vor sich. Er würde seinen besten Freund einfach an die Hand nehmen und ihn führen, bis sie schließlich an ihrem Endziel, das „Weltmarkt“ hieß, angekommen wären. „Wo müssen wir eigentlich lang? Ich hab grad irgendwie die Orientierung verloren…“ Es kostete Yoshiki Mühe, im schwachen Licht des Mondes die Worte auszumachen, doch nachdem Toshi den Satz noch einmal wiederholt hatte, hatte er sie verstanden. „Da lang!“, sagte er und deutete mit der einen Hand in die entsprechende Richtung, während er mit der anderen nach der seines besten Freundes griff. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen!^^ A rude awakening ---------------- @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Wenn es dich beruhigt, ich hab beim Schreiben des Kapitels auch das ein oder andere Mal gelacht, obwohl es ja an sich eigentlich doch eher ernst war. @ Terra-gamy: Den Spruch mit „Nullen sind Platzhalter“ hat irgendwann mal ein Mathelehrer von mir gebracht… leider sind Banken da anderer Meinung^^; @ Yoshiki_Deyama: Ehrlich gesagt, dass hab ich mich auch schon gefragt, aber so wie ich es letztendlich geschrieben habe, wurde es damals in den Medien dargestellt. Keine Ahnung, ob Toshi denen damals irgendeine Vollmacht oder sowas ausgestellt hat… Oo @ JaeKang: Das Yoshiki wahnsinnig ist, fällt dir erst jetzt auf? ^.~ @ Kaoru: Ich mag deinen teuflischen Plan! … allerdings hast du, glaube ich, meinen eigenen durchschaut, nämlich „Vor Kao kommentieren, damit sie in der Zwickmühle sitzt“^^; @ all: Viel Spaß beim Lesen! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Ach du heilige…“ Frau Hayashi traute ihren Augen nicht, als sie die Haustür öffnete, ihren Sohn sowie dessen besten Freund erblickte und die beide offensichtlich bis auf die Knochen durchnässt waren. „Hi Mama!“, begrüßte Yoshiki sie mit einem Grinsen, umarmte sie kurz, passte dabei aber auf, sie nicht nass zu machen und ging dann an ihr vorbei in den warmen Flur, wo er erst einmal die Schuhe mit den Socken zu Boden warf. Auf Grund der sandigen Füße waren er und Toshi nämlich barfuß zurückgelaufen. Der Sänger kam hinter ihm ins Haus und nickte seiner Mutter kurz zu. „Ihr seid ja beide klatschnass und völlig ausgekühlt!“ „Die Schuhe und Socken sind trocken!“, warf Yoshiki ein und schlang die Arme um sich, während er mit den Zähnen klapperte. „Was habt ihr nur gemacht?“, war ihre Stimme nur noch zu hören, als sie auch schon verschwunden war, um Handtücher zu holen. „Wasserschlacht im Meer.“ „Ja seid ihr noch ganz bei Sinnen?! Wir haben Dezember und nicht Juli!“, schallt sie die beiden, als sie zurückkam und ihnen Frotteetücher in die Hand drückte, wobei Toshi mit dem Finger auf ihren Sohn deutete. Sie ahnte schon, auf wessen Mist das ganze gewachsen war. „Oh, jetzt tu nicht so unschuldig, Tosh!“, verteidigte sich Yoshiki, „du hast mich genauso vollgespritzt und untergetaucht!“ „Wer ist denn ins Meer gegangen und hat sich ins Wasser fallen lassen?!“ „Na-na-na-na-naaaa!”, äffte der Drummer und schlang das Handtuch um seinen zitternden Körper. „Erinnere mich bitte noch einmal daran, wie alt du bist, Yoshiki“, seufzte seine Mutter kopfschüttelnd und blickte zwischen den beiden hin und her. Man konnte das Gefühl bekommen, zwei Vierjährige und nicht zwei 44-Jährige vor sich stehen zu haben. „Aber wenn es…“ Jegliche Widersprüche wurden ignoriert, da sie ihm direkt ins Wort fiel. „Wenn morgen auch nur einer von euch beiden krank ist…! Also gut, Yoshiki, du gehst hoch ins Badezimmer und nimmst ein heißes Bad um wieder aufzutauen. Toshimitsu, du kommst derweil aus den nassen Klamotten raus und rubbelst dich trocken. Sobald Yoshiki aus dem Bad ist, bist du an der Reihe. Ich koch derweil Tee und wärm euer Abendessen auf, das bereits vor einer Stunde fertig gewesen wäre, wenn zwei Schlauköpfe nicht gemeint hätten, sie müssten im Pazifik baden gehen!“ „Ich will aber heiße Schokolade…“, meldete sich der Pianist kleinlaut zu Wort. Selbst er wusste, dass es besser war zu kooperieren, wenn seine Mutter diesen Tonfall drauf hatte – da war mit ihr noch nie gut Kirschen essen gewesen. „Ins Bad jetzt! Abmarsch!“, kommandierte sie und deutete mit dem Finger auf die Treppe nach oben. Kommentarlos kam Yoshiki dem nach und auch Toshi hörte darauf. Während ersterer im Bad verschwand, ging letzterer ins Zimmer, das sie sich teilten, und begann die nassen Klamotten auszuziehen, die an seinem Körper klebten, und sich anschließend trocken zu rubbeln. Die Reibung hatte ihn schon bald wieder halbwegs aufgewärmt, sodass er in eine Trainingshose und ein Sweatshirt schlüpfte. Aus seinen feuchten Anziehsachen zog er sein Handy, das die Badeaktion offensichtlich unbeschadet überstanden hatte. Während er darauf wartete, dass der andere das Badezimmer freigeben würde, ging er hinunter in die Küche, setzte sich an den Tisch und leistete Okaa-san etwas Gesellschaft, die ihm auch augenblicklich vor die Wahl zwischen Tee und Kakao stellte, wobei er sich für ersteres entschied. „Ihr seid mir wirklich zwei Kindsköpfe“, seufzte sie und rührte in einem Topf herum. Toshi genoss ihre Gesellschaft eigentlich stets, war sie doch praktisch wie eine zweite Mutter für ihn – vor allem eine, mit der er kein zerrüttetes Verhältnis hatte. Sie war eine zierliche Frau in den 60ern, die etwas kleiner war als er selbst. Ihre schwarzen, schulterlangen Haare, in denen man vergeblich nach ersten grauen Strähnen suchte, waren zu einem Knoten gesteckt. Die Gesichtszüge spiegelten deutlich die enge Verwandtschaft zu ihren beiden Söhnen wieder und auch charakterlich entdeckte Toshi immer wieder Eigenschaften an ihr, die er auch von Yoshiki her nur zu gut kannte. Im Gegensatz zu seiner eigenen Mutter, die in erster Linie Ehefrau und Hausfrau und nur in zweiter Linie Klavierlehrerin gewesen war, war sie eine sehr resolute Persönlichkeit, der man so schnell nichts vormachen konnte und die wusste, was sie wollte. Er schätzte, wenn man verwitwet war und zwei Söhne groß zu ziehen hatte, wobei einer davon Yoshiki hieß, entwickelte man diese Eigenschaften irgendwie automatisch. „Deine Mutter ist am Montag übrigens von einem mehrtägigen Besuch bei deinen Brüdern zurückgekommen“, fing sie mit einer Unterhaltung an, die wohl sehr einseitig werden würde. „Ich bin mir sicher, sie würde sich freuen, dich auch zu sehen, Toshimitsu. Wann war das letzte Mal? Im Mai bei den X JAPAN Konzerten?“ Sie drehte sich zu ihm um und er nickte als Antwort nur leicht mit dem Kopf, ehe er es bevorzugte, seine Tasse anzustarren. „Toshi…“ Nachdem sie den Topf von der Platte gezogen und den Herd ausgeschalten hatte, setzte sie sich neben ihn an den Tisch und legte eine Hand auf die seinen. „Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht einfach sein muss, ihr unter die Augen zu treten… nach allem, was vorgefallen ist… aber glaub mir, als Mutter kann ich dir sagen, dass das zweitrangig ist. Geh zu ihr, sie vermisst dich!“ Als er nicht reagierte, strich sie ihm seufzend durch die schwarzen Haare. „Ich bin mir sicher, dass sie auch wissen möchte, was mit dir los ist und es ist sicherlich besser, wenn sie es von dir selbst hört, als dass sie es Monate später in der Presse liest. Wenn mit Yoshiki etwas wäre und ich davon erst durch die Nachrichten erfahren würde…“ Besagter Drummer war in einen Bademantel gewickelt soeben aus dem Bad gekommen und hatte am Treppenabsatz stehend der Unterhaltung gelauscht. „Sorry, Mama, aber es gibt schon zu viele Dinge, mit denen ich dich belaste, da musst du das nicht auch noch wissen!“ Er wandte sich ab und ging in sein altes Kinderzimmer, um sich anzuziehen. Aus dem Kleiderschrank fischte er eine schwarze Trainingshose und ein altes Toursweatshirt von X JAPAN, welches er rasch überzog. Anschließend ging er vor seiner Reisetasche in die Hocke, öffnete ein kleines Seitenfach und holte mehrere Pillendosen heraus. Die ersten beiden Tabletten, die er schluckte, waren wegen seines Nackens. Kurz zögerte er, entschied sich dann aber, noch eine zusätzliche zu nehmen. Ohne ärztliche Absprache hatte er vor ein paar Tagen die Dosis der Schmerztabletten sowieso schon erhöht, obwohl diese eigentlich auf einem Minimum gehalten wurden, um keine erneute allergische Reaktion wie im Krankenhaus hervorzurufen. Da sein Nacken aber wieder schlimmer geworden war und seine Lendenwirbel auch wieder Probleme machten – trotz Spaziergang und heißem Bad – musste es einfach gehen. Als nächstes folgte aus einer weiteren Dose eine vierte Tablette. Diese nahm er noch nicht allzu lange ein und es war die einzige, die mit ärztlichen Besuchen zusammenhing, zu denen er Toshi nie mitgenommen hatte. Außer ihm und seinen Ärzten wusste niemand davon und wenn es nach ihm ging, dann würde es auch noch lange Zeit so bleiben. Nachdem er alle Medikamente trocken geschluckt hatte, verstaute er sie wieder in der Tasche, schnappte sich noch die feuchten Klamotten seines besten Freundes, die er neben seinen eigenen im Bad über der Heizung aufhängte und ging dann hinunter in die Küche. „Badezimmer ist frei, Tosh!“, informierte Yoshiki seinen besten Freund, der auch sogleich aufstand und nach oben verschwand, während er selbst sich setzte und seinen Oberkörper auf den Tisch legte. Schlafen… das wäre jetzt schön! „Du siehst fertig aus…“, äußerte seine Mutter und stellte ihm eine Tasse Kakao hin. „Hab die letzten paar Tage durchgearbeitet, um die Zeit zu haben, herzukommen“, entgegnete er, richtete sich wieder auf und begann seine heiße Schokolade zu schlürfen. „Was genau ist jetzt eigentlich mit Toshimitsu los?“ „Lange Geschichte…“, seufzte der Pianist und berichtete die Kurzfassung. Nachdem er geendet hatte, setzte sich seine Mutter an den Tisch und fuhr sich durch die Haare. „Dass… mir… das kann man einfach nicht in Worte fassen…!“ „Ging mir ähnlich“, entgegnete Yoshiki schief grinsend, wandte sich dann aber gleich darauf ab, da es ihn in der Nase kitzelte und er niesen musste. „Ich werde schon nicht krank“, äußerte er, als er den besorgen Blick seiner Mutter bemerkte. „Und was hast du nun vor?“ „Irgendwie muss ich Toshi bis spätestens Mitte Januar wieder zum Singen kriegen oder wir stehen mal wieder ohne Frontmann da…“ „Das meinte ich nicht… du führst doch irgendwas im Schilde, ansonsten wärst du jetzt nicht mit ihm hier!“ „… ich will Tosh und Okaa-san wieder zusammen bringen, also richtig, nicht dieses seltsame Miteinander von den Maikonzerten.“ Kurz erzählte der Drummer von seinem Plan, wechselte aber rasch das Thema, als seine empfindlichen Ohren hörten, wie der andere im Obergeschoss das Badezimmer verließ und wenig später zu ihnen in die Küche kam. Im Folgenden vertilgten die beiden das aufgewärmte Abendessen, wobei Yoshikis Mutter bei ihnen am Tisch saß und ihnen Gesellschaft leistete, während sie mit ihrem Sohn über Belanglosigkeiten redete. Dabei kam sie auch einmal wieder auf ihr Lieblingsthema – so empfand es zumindest der Pianist -, das Heiraten zu sprechen. Immerhin waren er und seine Freundin schon seit etlichen Jahren ein Paar, da wurde es schließlich Zeit, dass er ihr einen Antrag machte. „Mama!“, jammerte Yoshiki herum, der diese Gespräche schon seit langem Leid war, da er sie von allen Seiten zu hören bekam. „Toshimitsu, hättest du nicht noch ein wenig länger verheiratet bleiben können?“, ignorierte ihn seine Mutter und wandte sich stattdessen seinem besten Freund zu, „jetzt hab ich außer seinem Bruder keine Beispielperson mehr, die ich ihm vor Augen halten kann, und auf Kouki hat er noch nie gehört!“ Toshi blickte nur entschuldigend drein und sah dann zu dem Jüngeren hinüber, der aussah, als wolle er am liebsten die Flucht ergreifen. Die Jahre hatten ihn glücklicherweise Taktiken entwickeln lassen, wie sie von den Themen „Heiraten“, „Schwiegertochter“ und „Enkelkinder“ relativ schnell und ohne großen Schäden an seinem Ego wieder weg kamen. Keine zwei Stunden später verkrümelten sich die beiden Musiker in Yoshikis altes Kinderzimmer, da es ihm immer mehr anzusehen gewesen war, wie viel Anstrengung es ihn kostete, nicht kopfüber in seine Reisschale zu fallen und dort friedlich vor sich hin zu schlummern. Zwar hatte ihnen Yoshikis Mutter einen Futon gegeben, doch da der Drummer nur ungern alleine schlief, wenn er seinen besten Freund schon da hatte, zwängten sich beide in das schmale Bett. Während Toshi am Bettrand lag, befand sich der andere Richtung Wand, hatte sich jedoch an ihn gekuschelt und war augenblicklich weggewesen, kaum dass er sich zugedeckt hatte. Da er die Zudecke so ziemlich für sich alleine beanspruchte, angelte sich der Sänger die Decke vom Futon, machte es sich so gemütlich wie es ging, wenn man so wenig Platz zur Verfügung hatte und gleichzeitig als lebendiges Plüschtier missbraucht wurde. Er hatte gerade eben die Augen geschlossen gehabt und war am Wegdämmern gewesen, als ihn ein unterdrücktes Husten seitens seines besten Freundes die Lider wieder öffnen ließ. Schon während des Abendessens hatte Yoshiki immer wieder geniest und leicht gehustet, wobei er das jedoch alles auf andere Dinge geschoben hatte. Toshi hingegen ahnte, dass es die ersten Vorboten dessen waren, was Okaa-san vermutet hatte, nachdem sie sie klatschnass gesehen hatte. „Idiot, was musstest du auch unbedingt in den Pazifik springen?!“ Nachdem der andere wieder still war, schloss auch er wieder seine Augen und schlief relativ schnell ein. Er hatte keine Ahnung, wie lange er im Land der Träume gewesen war, als er relativ unsanft durch trockenen Husten, Rütteln an seiner Schulter und Licht, das plötzlich eingeschaltet wurde, geweckt wurde. „Tosh, lass mich raus!“, presste Yoshiki zwischen zwei Hustenanfällen hervor und versuchte irgendwie halbwegs gleichmäßig zu atmen. Noch mehr schlafend als wach zog der Sänger die Beine an, sodass der andere aus dem Bett konnte, was er auch augenblicklich tat und zu seiner Reisetasche eilte. Er kniete sich vor ihr nieder, riss den Reißverschluss des Seitenfaches auf, in dem er sämtliche Medikamente hatte, und begann schon beinahe panisch darin herumzuwühlen. Unterdessen wurde Toshi wacher und begriff die Situation sofort. Die Hustenanfälle, die pfeifenden Atemgeräusche, die unkontrollierte Atmung – er kannte die Symptome nach 40 Jahren nur zu gut und wusste, was sie bedeuteten: Asthma – der Hauptgrund, weshalb Yoshiki Mutter in jeder noch so kleinen Erkältung eine potentielle Gefahr sah. „Scheiße, wo ist das Teil nur?!“ Nachdem er im Seitenfach nicht fündig geworden war, begann er den Inhalt des eigentlichen Hauptfaches auszuleeren und im Zimmer zu verteilen. Irgendwo musste das Dosier-Aerosol doch stecken. Er war sich sicher, dass er es eingepackt hatte! Immer wieder drehte er den Kopf zur Seite, um die Hustenanfälle an seiner Schulter geräuschtechnisch abzudämpfen, da er seine Mutter unter keinen Umständen alarmieren wollte. Wenn diese davon mitbekäme, würde er sich die restliche Nacht über Vorträge über verantwortungsvolles Handeln anhören dürfen und darauf hatte er beim besten Willen keine Lust. Leider war das Drehen des Kopfes in Richtung Schulter auch nicht das angenehmste, da es immer wieder unangenehm in seinem Nacken stach – von den Schmerzen in der Lendenwirbelsäule einmal ganz abgesehen, die es ihm eindeutig übel nahm, dass er vorhin so abrupt hochgerumpelt war. „Verdammt, wo ist das Ding?!“ Er sprang auf, ignorierte seinen Rücken, der heftigst dagegen protestierte, und eilte zur Kommode, deren Schubladen er aufriss und deren Inhalt er durchwühlte. Als er das letzte Mal daheim gewesen war, hatte er bei seiner Abreise den Inhalator liegen gelassen, was er natürlich erst in LA gemerkt hatte. Doch als er gerade bei dem zweiten Schubkasten war, kam ihm, dass seine Mutter ihm eben jenen mitgebracht hatte, als sie im August in Los Angeles gewesen war. „Fuck!“ Von einer weiteren Hustenattacke geplagt, sank er zu Boden und beugte sich vorne über, in der Hoffnung, so leichter Luft zu bekommen. Er würde wohl oder übel seine Mutter wecken und sie fragen müssen, ob sie noch ein Aerosol im Hause hatte. Gerade wollte er den Kopf wieder zur Seite drehen, um die Hustengeräusche abzudämpfen, als sein Oberkörper aufgerichtet wurde und Toshi ihm einen Inhalator vor die Lippen hielt. Ohne zu zögern griff er mit zittrigen Händen nach eben jenem und atmete das Medikamentengemisch ein, das in seinen Lungen augenblicklich seine Wirkung entfaltete. In seiner panischen Suche nach dem Dosier-Aerosol hatte er nicht mitbekommen, wie sein bester Freund leise das Zimmer verlassen hatte, ins Bad gegangen war und aus der Tasche seiner klammen Hose eben jenes geholt hatte. Es dauerte nicht lange und Yoshiki bekam wieder normal Luft, lediglich der trockene Husten erinnerte ihn noch daran, dass irgendetwas – mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl das abendliche Bad im Meer im Dezember – vermutlich einmal wieder auf seine Lungen geschlagen war. „Geht’s?“ , wollte Toshi wissen, als er aufstand und sich aufs Bett setzte. „Danke…“ äußerte Yoshiki leise und nickte als Antwort auf die Frage mit dem Kopf. Der andere tat es mit einem Schulterzucken ab und stellte den Inhalator auf den Nachttisch, nachdem der Jüngere ihn ihm wiedergegeben hatte. „Wo hast du das Aerosol her?“, wollte der Drummer wissen und kroch wieder unter die Decke, da ihm kalt war. „Hatte es einstecken“ , entgegnete der Sänger und hüllte sich in seine eigene Zudecke ein. „Aber du hast kein Asthma…“ „Alte Angewohnheiten wird man schwer wieder los…“ „Welche alten Angewohnheiten?“ „… Erinnerst du dich noch daran, als wir in der vierten Klasse diesen dreitägigen Ausflug gemacht haben?“ „Nicht mehr wirklich…“ „Okaa-san ist ein paar Tage vorher zu uns gekommen und hat mir ein Dosier-Aerosol gegeben. Sie bat mich, es stets bei mir zu tragen, falls etwas mit dir sein sollte und du dein eigenes in der Panik nicht finden würdest… seitdem habe ich es mir irgendwie angewöhnt, immer eines bei mir zu haben… selbst als wir nicht mehr miteinander geredet haben, hatte ich stets eines dabei und wenn es abgelaufen war, habe ich in der Apotheke ein neues gekauft“ , erklärte Toshi und zuckte mit den Schultern, so als wäre es nichts besonderes, während Yoshikis Augen scheinbar untertellergroß wurden. Er öffnete mehrmals den Mund, so als wolle er etwas sagen, doch kein Ton kam über seine Lippen. „Jetzt machst aber du einem Goldfisch Konkurrenz!“ , scherzte der Sänger und fand sich im nächsten Moment in einer Bärenumarmung wieder. „Danke, Tosh!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Was das nächste Kapitel anbelangt, so kann ich euch zumindest schon einmal verraten, dass es ein Wiedersehen mit unseren lieben Freunden von HOH gibt – wie ihr Auftritt aussehen wird, wird noch nicht verraten, aber ihr könnt natürlich gerne schon einmal überlegen, was sie machen könnten ^.~ Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen!^^ P.S.: Kapitelmäßig haben wir jetzt mehr oder weniger Halbzeit. Coming thick and fast --------------------- @ Yoshiki_Deyama: Ich bin, was das krank werden, anbelangt, genauso. Aus dem Grund renn ich selbst im Sommer noch mit Schal durch die Gegend – sicher ist sicher! ^.~ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Ja, bei der US-Tour hat er gesagt, dass er nichts gegen die Schilddrüsenüberproduktion schluckt, weil er mit den Tabletten wegen seinem Nacken, seiner Allergien, etc. schon genügend schluckt. Aber Rainy Days spielt ja davor und wer weiß, was ganz zu Beginn war? ^.~ @ Terra-gamy: Toshi im Gluckenmodus zu schreiben, macht aber auch so herrlich viel Spaß! @ Asmodina: Wie heißt es so schön? Einem alten Köter bringt man keine neuen Tricks mehr bei ^.~ @ Astrido: Herzlich willkommen in unserer kleinen Runde! Ich freu mich immer über Zuwachs^^ Das mit den Stichpunkten klingt eigentlich gar nicht mal so schlecht… ich denke, ich wird mich drauf einlassen. Das ich keinen Slash daraus mache, hat v.a. zwei Gründe: 1. Ich bräuchte eine neue Betaleserin. 2. Macht es viel mehr Spaß diese dünne Linie zwischen freundschaftlicher Liebe und körperlicher Liebe auszuloten und auszutesten, wie weit man gehen kann. @ Kaoru: Naja, einen Yoshiki-Fisch gibt es in meinem Weiher ja schon (der hat sogar ähnliche Verhaltensmuster!), vielleicht gibt es bei den nächsten Jungtieren ja auch einen Toshi/Heath/Taiji/hide/Sugizo-Fisch ^.~ @ all: Wow, wir sind bei der Hälfte der Story angekommen und schon 100 Kommentare! Hätte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht damit gerecht, aber ich freu mich natürlich wahnsinnig darüber^^ Vielen lieben Dank!!!! *eine Runde Sekt bzw. O-Saft für alle* •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Der nächste Morgen begann damit, dass Yoshiki mit einer ausgewachsenen Erkältung aufwachte, die er beim Frühstück seiner Mutter gegenüber noch herunterspielte. Heiserkeit? Das lag sicherlich nur daran, dass er in letzter Zeit so viel reden musste! Husten? Er hatte einen hartnäckigen Frosch im Hals! Niesen? Wahrscheinlich bahnte sich zu all seinen anderen Allergien nun auch noch eine gegen Hausstaubmilben an! Schnupfen? Daran waren sicherlich auch diese bösen Hausstaubmilben Schuld! Erst als er kurz nach dem Essen einen weiteren Asthmaanfall erlitt, gingen ihm die Ausreden aus. Kommentarlos wollte seine Mutter ihm das Dosier-Aerosol holen, das im Medizinschrank stand, als Toshi seines auch schon aus der Hosentasche zog und es ihm gab. Wie auch schon in der Nacht atmete er das Medikament in zerstäubter Form ein und war froh, als er wieder leichter Luft bekam. Zu seinem Missfallen wusste er nur zu gut, was nun folgen würde: ein ellenlanger Vortrag darüber, wie man verantwortungsbewusst mit seiner Gesundheit umzugehen hatte, wenn man sowieso schon nicht in bester körperliche Verfassung war. Es half ihm auch nicht wirklich weiter, als sie wissen wollte, ob er in der Nacht auch schon Anfälle gehabt hatte, was er rundherum verneinte. Man musste es ja nicht noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war. Leider war sein bester Freund noch nie gut im Lügen gewesen, sodass es seiner Mutter natürlich sofort auffiel, als dieser plötzlich großes Interesse an seinen Fingernägeln fand. „Toshimitsu, stimmt das, was Yoshiki sagt?!“ „Ja, tut es“, antwortete der Drummer für ihn, während der Sänger mehr oder weniger gleichzeitig den Kopf schüttelte. „Wie viele waren es in der Nacht?“ „Keine“, entgegnete Yoshiki hartnäckig, während Toshi einen Finger hochhielt. „Okay, ich habe genug gehört! Du gehörst erst einmal in die Hände eines Arztes“, entschied Frau Hayashi resolut und machte sich daran, das schnurlose Telefon zu holen, um bei ihrem Hausarzt anzurufen. „Ich will aber nicht zum Arzt! Mir geht es doch –“ Eigentlich wollte er noch ein „super“ dranhängen, doch das ging in einem Hustenanfall unter. „Du gehst ja auch nicht zum Arzt, sondern er kommt hierher. Im Wartezimmer würdest du doch nur für totales Chaos sorgen, weil halb Chiba plötzlich einfällt, dass sie alle krank sind!“, entgegnete seine Mutter trocken und wählte die Nummer, während Yoshiki sich geschlagen gab und dafür Toshi anfunkelte. „Alte Petze!“, knurrte er, was aber dank erneutem Husten nicht wirklich bedrohlich klang. „Okaa-san kennt mich zu gut!“ „Warum bist du eigentlich nicht krank?!“ „Besseres Immunsystem?“ So kam es, dass Yoshiki vorerst Bett- beziehungsweise Couchruhe verordnet wurde, ihm verschiedene Medikamente gegen die Erkältung und vor allem für seine angeschlagene Lunge verschrieben wurden und er von seiner Mutter Tee in rauen Mengen zu trinken bekam – heiße Schokolade schleimte zu sehr, deshalb bekam er die vorerst nicht mehr. Toshi leistete ihm im Wohnzimmer Gesellschaft, saß am Klavier und spielte zum Teil klassische Stücke, Teils Songs von X JAPAN und dann wiederum ein paar Kompositionen, die Yoshiki nicht zuordnen konnte. Wie sich herausstellte, hatte sein bester Freund in letzter Zeit etliche neue Lieder geschrieben, obwohl es ihn frustrierte, diese nicht singen zu können. Es war Nachmittag, als der Drummer Toshi fragte, ob er für ihn nicht schnell zum nächsten Supermarkt gehen und ihm Schokolade besorgen könne. Die, die nämlich noch im Hause gewesen war, hatte er im Laufe der letzten Stunden, in denen er untätig auf dem Sofa gelegen und dem Älteren gelauscht hatte, vertilgt. Der Sänger hatte nichts dagegen und machte sich sofort auf den Weg. Da der nächste Laden nicht allzu weit entfernt war, würde es wohl nicht recht lange dauern. In der Zwischenzeit stand Yoshiki auf, wickelte sich in seine Decke ein und setzte sich aufs Fensterbrett von jenem Fenster, von wo aus er die Straße im Blick hatte. Seufzend lehnte er seine heiße Stirn gegen die kühle Scheibe. Der Doktor hatte eine Temperatur von 38,3° festgestellt und dies natürlich auf die Erkältung geschoben, doch der Drummer vermutete, dass es nicht unbedingt daran liegen musste. Theoretisch konnte es auch einen anderen Grund geben, doch dann hätte er mit etwas herausrücken müssen, was er sich geschworen hatte vorerst geheim zu halten. Außerdem tat es gut, nicht mehr länger auf dem Sofa zu liegen, da dies nicht unbedingt von der rückenfreundlichsten Sorte war – zumindest seiner Meinung nach, aber im Obergeschoss in seinem Zimmer liegen, wollte er dann auch nicht! „Es fehlt nur noch, dass du das Fenster anfiepst und wie ein liebeskranker Welpe anfängst mit dem Schwanz zu wackeln, sobald Toshimitsu in Sicht kommt“, äußerte seine Mutter, die ins Wohnzimmer gekommen war, um nach ihrem Sohn zu sehen. Nach 44 Jahren wusste sie, dass dieser es mit ärztlichen Anordnungen meist nicht so genau nahm und lieber versuchte, seinen eigenen Kopf durchzusetzen. „Ich warte auf die Schokolade“, entgegnete der Pianist und genoss die Kälte der Glasscheibe. „Vitamine wären im Augenblick gesünder für dich…“, erwiderte sie und setzte sich zu ihm, wobei sie ihm über den Oberarm streichelte. „Ess ich halt noch ein paar Bananen dazu… es sind doch noch welche da, oder? Nicht so wie mit der Schokolade… oder Melone, darauf hätte ich auch Lust!“ „Bananen sind noch genügend da, Melone nicht. Ich frag mich immer wieder, wie du so dünn sein kannst, wo du doch so viel verdrückst…! Seit August hast du doch sicherlich schon wieder zwei oder drei Kilo verloren…“ „Ich hatte in letzter Zeit viel um die Ohren, kann sein, dass ich da die eine oder andere Mahlzeit vergessen habe…“ Dass es eher an etwas anderem lag, verschwieg er. Seufzend strich ihm seine Mutter einmal durch die gebleichten Haare, ehe sie von ihm abließ und aus dem Fenster deutete. „Ich glaub, deine Schokolade kommt!“ „Tosh?“ Augenblicklich löste Yoshiki seine Stirn von der Glasscheibe und suchte nach seinem besten Freund, den er gleich darauf entdeckte, wie er kurz nach links und rechts blickte und dann die Straße überquerte. Schmunzelnd schüttelte seine Mutter nur den Kopf und ging dann zurück in die Küche, eilte im nächsten Augenblick zurück ins Wohnzimmer, da ihr Sohn erschrocken aufgeschrien hatte. Sie sah nur noch, wie ein schwarzer Toyota auf Toshi zuraste, der wie versteinert in der Mitte der Straße stand, die Einkaufstüte im Arm hatte und das immer näher kommende Auto aus großen Augen ansah. „TOSHI!!“, schrie Yoshiki und schlug mit der Metallschiene der Handgelenkgsmanschette, die er links einmal wieder trug, gegen die Scheibe, in der Hoffnung seinen besten Freund so aus seiner Starre zu lösen. Warum bewegte er sich denn nicht?! Er würde es nie im Leben schaffen, rechtzeitig bei ihm zu sein und ihn zu retten. Der Wagen war schon fast bei ihm angelangt und machte auch keinerlei Anstalten auszuweichen, als plötzlich – scheinbar aus dem Nichts – eine in schwarz gekleidete, zierliche Person auftauchte, Toshi zur Seite und zu Boden riss. Beinahe zeitgleich erklangen drei, kaum hörbare Schüsse – lediglich für Yoshikis feine Ohren klang es so, als würden sie direkt neben ihm abgefeuert werden. Eine Kugel traf die Windschutzscheibe, die daraufhin zersplitterte, die beiden anderen zerfetzten zwei Reifen, sodass der Wagen ins Schlingern geriet. Was weiter geschah, wusste der Drummer nicht, da er aufgesprungen und zur Haustür gerannt war, um zu seinem besten Freund zu stürzen. „Toshi!!“ Im letzten Moment holte ihn seine Mutter ein und stellte sich zwischen ihnm und die Tür. „Nein, das ist zu gefährlich, Yoshiki!“ Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn und hielt seine Hände fest. Auch wenn es hier um Toshimitsu ging, der für sie fast so etwas wie ein dritter Sohn war, so zählte für sie im Augenblick in aller erster Linie die Sicherheit ihres Ältesten. Sie mochte zwar nicht seine empfindlichen Ohren haben, doch auch sie hatte die gedämpften Schüsse wahrgenommen. „Ich muss zu Toshi!!“ Der Pianist versuchte mit aller Kraft an ihr vorbeizukommen. Es war ihm egal, ob für ihn eine Gefahr bestand oder nicht, er musste zu seinem besten Freund. „Yoshiki!!“ Seine Mutter schüttelte ihn, in der Hoffnung, ihn so zur Vernunft zu bringen, denn sie hatte keine Ahnung, wie lange sie ihn noch würde festhalten können. Ihr einziger, momentaner Vorteil war, dass er durch die Erkältung geschwächt war, denn ansonsten hätte er sie sicherlich schon längst zur Seite geschoben und wäre nach draußen gestürzt. Etwa gleichzeitig klopfte es an der Tür, woraufhin sich Frau Hayashi zum Spion umdrehte, um zu sehen, wer davor stand, hielt ihren Sohn dabei aber am Arm fest. Als sie Toshi erblickte, machte sie sofort auf und augenblicklich wurde der Sänger von einer ihr unbekannten Frau hinein, direkt zu Yoshiki geschoben, der ihn sofort umarmte. „Bleiben Sie im Haus, bis alles geklärt ist!“, wies diese den Drummer an und verschwand dann auch schon wieder. Dieser bekam das gar nicht wirklich mit, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, seinen besten Freund festzuhalten und offensichtlich gar nicht mehr vorhatte, diesen loszulassen. Eine Tatsache, um die Toshi momentan sehr froh zu sein schien, da ihm der Schock nur zu tief in den Knochen saß und seinen ganzen Körper zittern ließ. Er konnte sich nicht erklären, was so eben passiert war… Im einen Moment war die Straße frei, sodass er sie hatte überqueren können und im nächsten war auf einmal dieses Auto auf ihn zugerasz. Alles in ihm hatte zur Seite stürzen wollen, doch seine Beine hatten ihm nicht mehr gehorcht. Er hatte einfach nur dagestanden und wie in Slow Motion gesehen, wie der Toyota immer näher kam und schließlich schon fast bei ihm gewesen war. Das Schlimmste war gewesen, dass er den Mann, der hinter dem Steuer gesessen hatte, erkannt hatte. Er hatte ihm direkt in die Augen geblickt und gewusst, er würde nicht bremsen und ausweichen. Und als er schon dachte, dass alles aus wäre, hatte ihn Kira – die Yakuza, die Yoshiki angeheuert hatte, um ihn zu beschützen – zur Seite gerissen. Durch die Wucht waren sie zu Boden gestürzt, doch nur zu deutlich hatte er die Schüsse gehört, die beinahe zeitgleich abgefeuert worden waren. Aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, wie der Wagen ins Schlingern gekommen war, danach war er aus seinem Blickfeld verschwunden gewesen. Er war sich sicher, dass jemand anders als Kira gefeuert haben musste, da er in ihrer Hand keine Waffe gesehen hatte… „Toshimitsu, bist du in Ordnung?“, fragte Yoshikis Mutter besorgt und dirigierte ihren Sohn sowie dessen Freund zurück ins Wohnzimmer und hob auf dem Rückweg noch die Decke auf, die zu Boden gefallen war, als der Jüngere aufgesprungen war. „Toshi?“, versuchte es der Blonde, nachdem sie sich hingesetzt hatten, wobei er ihn noch immer festhielt und sein Freund keinerlei Reaktion auf die Frage seiner Mutter gezeigt hatte. Der Angesprochene blickte für einen Moment auf, verkroch sich dann aber wieder in die Umarmung seines besten Freundes, denn dort war er sicher – an Yoshikis Seite zu sein, war schon immer der sicherste Platz auf der Welt gewesen. Er verkrallte seine Finger im Shirt des anderen, damit dieser ihn auch ja nicht alleine ließ. „Tosh?“, versuchte es der Pianist erneut und streichelte über die rechte Hand des anderen, bevor er sie vorsichtig löste und sie so drehte, dass seine Mutter sie sehen konnte. Nachdem der Sänger den Sturz mit seinen Händen abgefangen hatte, waren die Ballen vom Teer aufgeschürft und verschmutzt. Kommentarlos verschwand sie, nur um gleich darauf mit einer Schüssel warmen Wassers zum Säubern sowie Desinfektionsspray und Sprühpflaster wieder zu kommen. Unterdessen redete Yoshiki beruhigend auf Toshi ein und strich über seine Arme sowie durch seine Haare, wodurch das Zittern des anderen langsam nachließ und er auch nicht mehr ganz so angespannt war. „Alles ist in Ordnung, Tocchi“, flüsterte er und benutzte jenen Spitznamen, den er dem Älteren im Kindergarten gegeben hatte und vor allem in der Zeit auch ständig benutzt hatte. Er hatte ihn schon seit Jahren nicht mehr ausgesprochen – wenn, dann war es immer nur „Toshi“ oder „Tosh“. „Du bist hier sicher, das verspreche ich dir. Wenn irgendwer was von dir will, muss er erst an mir vorbei!“, flüsterte er entschlossen, wobei der letzte Teil in einem Hustenanfall unterging. Er konnte sich schon denken, wer dahinter steckte und wenn er auch nur irgendeinen von denen in die Finger bekam, dann konnten sie seinen Zorn und seine Rache erleben. Seine Mutter hatte gerade die Utensilien abgestellt, als es erneut an der Haustür klingelte und sie dorthin ging. Toshi war von dem Geräusch merklich zusammengezuckt, sodass Yoshiki augenblicklich aufgesprungen war und sich beschützend, in Kampfhaltung vor ihn gestellt hatte. Unzählige Schlägereien in seiner Jugend sowie jahrelanges Judo- und Karatetraining in der Schule sowie mit einem Lehrmeister in Los Angeles sorgten automatisch dafür, dass sein Körper angespannt war und sich seine Hände, zu Fäusten geballt, schlagbereit vor seinem Oberkörper befanden. Seine Mutter, die noch einmal einen Blick zurückgeworfen hatte, quittierte das Ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dass ihr Sohn kämpfen konnte, stand außer Zweifel, schließlich war sie deswegen oft genug zum Direktor zitiert worden, aber in seinem augenblicklichen Zustand war Yoshiki wohl kaum ein großer Gegner. Dieser entspannte sich sofort, als er die aufgeregte Stimme von Toshis Mutter wahrnahm und ließ sich zurück zu seinem besten Freund auf die Couch fallen, der erneut seine Nähe suchte. Er angelte nach seiner Decke, die seine Mutter auf die Lehne gelegt hatte, und breitete sie über sie beide aus, ehe er einen Arm um den anderen legte und diesen an sich drückte. Aus dem Eingangsbereich drang die Unterhaltung ins Wohnzimmer, doch er blendete sie aus und strich dafür immer wieder über den Oberarm des Älteren, dessen Zittern wieder stärker geworden war. Nachdem Toshis Elternhaus nicht weit entfernt war, vermutete er, dass sie mitbekommen hatte, was sich ereignet hatte. „Ssshhh… das ist doch nur Okaa-san. Ich bezweifle ganz stark, dass die irgendeine Gefahr darstellt“, flüsterte er. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man vor Frau Deyama Angst haben musste. Sie war etwa genauso groß wie Toshi, nicht ganz so zierlich wie seine eigene Mutter und an sich die Liebenswürdigkeit in Person, wenn auch sehr streng – zumindest im Vergleich zu der Erziehung, die er genossen hatte. Yoshiki redete weiter beruhigend auf seinen besten Freund ein, als ihre beiden Mütter den Raum betraten und Toshis augenblicklich zu ihrem Sohn eilte, jedoch erschrocken zu ihm sah, als jener merklich vor ihr zurückzuckte und scheinbar so tief wie möglich unter die Decke und in die Umarmung des Drummers kroch. „Toshimitsu…“ Auf die Anrede seiner Mutter reagierte dieser nicht, sodass es Yoshiki versuchte, aber viel mehr Glück hatte er auch nicht. Zumindest konnte er die aufgeschürften Hände des anderen zu Tage fördern, sodass ihre beiden Mütter damit begannen, diese zu säubern, was Toshi auch zuließ, wenn der andere ihm auch ansehen konnte, dass er am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Er hatte keine Ahnung, wie es in dem anderen aussah, was in ihm vorging, konnte nur Vermutungen anstellen und so gut es ging für ihn da sein. Während Yoshikis Mutter Toshis in alles einweihte, klopfte es an der Fensterscheibe. Als er dorthin blickte, erkannte er Kira, die ihm bedeutete, kurz zu kommen. Er wollte aufstehen, stand jedoch erst einmal vor dem Problem, dass das nicht ging, wenn man festgehalten wurde. Denn kaum, dass der Sänger die Bewegung gespürt hatte, hatte er seine Hände losgerissen und nach Yoshikis Arm gegriffen. „Ich bin gleich wieder da, versprochen“, erklärte dieser hustend, „Kira ist da, ich will nur kurz hören, was sie spricht.“ Zögernd wurde sein Arm freigegeben, sodass er rasch zur Haustür eilte und diese öffnete. „Kommen Sie rein.“ Damit hatte er Kira auch schon hereingezogen, die schnell aus ihren Schuhen schlüpfte und ihm zurück zu Toshi folgte. Auf dem Weg zu ihm drückte sie ihm noch die Einkaufstüte mit der Schokolade in die Hand, die Yoshiki jedoch einfach beiseitelegte und nicht mehr weiter beachtete. „Wie geht es Ihnen, Toshi?“, erkundigte sie sich besorgt und warf einen kurzen Blick über die Schultern der beiden Frauen, die vor ihm knieten und seine verletzten Hände versorgten. Zum ersten Mal schien der Sänger auf eine direkte Ansprache zu reagieren, da er zu ihr aufblickte und schließlich kurz nickte. „Tut mir leid, dass ich die Schrammen nicht verhindern konnte“, fügte sie hinzu und blickte kurz zwischen den beiden einzigen im Zimmer anwesenden Männern hinterher. „Die Hauptsache ist, dass Toshi lebt“, entgegnete Yoshiki und tauschte einen kurzen Blickkontakt mit seiner Mutter aus, die ihn fragend ansah, da sie keine Ahnung hatte, wer Kira war. Diese zog unterdessen einen Geldbeutel aus ihrer Jackentasche und holte Ausweispapiere daraus hervor, die sie den beiden Musikern zeigte. „Kennen sie den Mann?“ „Ist das der Fahrer?“, wollte Yoshiki wissen, der auf das Foto des ihm unbekannten Mannes starrte. Sein bester Freund hingegen hatte nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, ehe er die Augen schloss. „Tosh?“ Die einzige Reaktion war ein Nicken. „Sie wissen also, wer das ist?“, hakte Kira nach. „Er ist Masayas rechte Hand und kümmert sich für ihn um Toshi Office“, sprach Yoshiki jene Worte laut aus, die Toshis Lippen formten. „Lebt er noch?“, setzte er gleich noch hinterher und spürte, wie die Wut in ihm wieder zu kochen begann. Weil ihr billiges Werbemaskottchen nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzte, wollten sie es jetzt also los werden! „Nachdem Sie ausdrücklichst gewünscht hatten, dass es keine Toten gibt, waren die Schüsse entsprechend gesetzt gewesen.“ Yoshiki spürte, wie sich zwei Augenpaare in ihn bohrten und auf eine Erklärung seinerseits warteten, doch das konnte vorerst warten. Der Drummer biss sich auf die Unterlippe und massierte mit den Zeigefingern seine Schläfen, während er erst zu Toshi blickte, dessen Hände gerade desinfiziert wurden, und dann zu jener Straße, auf der jetzt sein toter Körper hätte liegen können. Er hatte versprochen, dass kein Blut fließen würde, aber das war gewesen, bevor jemand versucht hatte, ein Attentat auf seinen besten Freund zu verüben…. „Ich will ihn sehen!“ „Was?“ „Ich will das Schwein sehen, Kira!“, wiederholte er seine Forderung und blickte sie kühl an. Er war selbst von sich überrascht, wie schnell er doch vom besorgten Freund zum skrupellosen Geschäftsmann wechseln konnte. „Yoshiki…!“ mischte sich seine Mutter ein, doch er ignorierte sie. Stattdessen sah er nur zu Toshi, der die Augen inzwischen wieder geöffnet hatte und ihn mit einem Blick bedachte, den er selbst nicht verstand. Dafür wusste er, dass der andere in seinen Augen genau lesen konnte, was in ihm vorging, was er beabsichtigte zu tun. „Kommen Sie“, entgegnete Kira und legte eine Hand auf seine Schulter. „Tu es nicht!“ „Ich bin gleich wieder da, Tocchi.“ Damit folgte er ihr und überhörte den Ruf seiner Mutter, die ihn daran erinnerte, dass er eigentlich unter Bettruhe stand. Rasch hatte er aus dem Schuhschrank ein Paar Turnschuhe geholt, die er anzog und ging dann neben der anderen her, die ihn zielstrebig in eine kleine, verlassene Gasse führte, die nicht einsehbar war. Dort stand der Wagen, der vor kurzem noch auf Toshi zugerast war. Die Vorderreifen waren zerschossen und die Windschutzscheibe zersplittert. Daneben standen zwei Kerle, die man wohl nur als Schränke bezeichnen konnte, die einen kleinen, untersetzten Mann festhielten, an dessen linker Schulter ein Einschussloch, aus dem Blut austrat, zu sehen war. Seine Arme waren schmerzvoll nach hinten verdreht und er gab wimmernde Laute von sich. Für einen Moment blieb Yoshiki stehen und musterte den Mann, der ihn augenblicklich anwiderte. Er trat zu ihm und riss seinen Kopf nach oben, da er ihn nach unten gesenkt gehabt hatte, und starrte in seine angsterfüllten Augen. So vieles, was er ihm gerne an den Kopf werfen würde, lag ihm auf der Zunge, doch er schluckte es hinunter, ließ den anderen wieder los und strich sich angeekelt an seiner Hose die Hände ab, ehe er sich zu Kira wandte und das unverständliche Gemurmel des anderen ignorierte. Wenn er es richtig aufschnappte, dann sollte er Toshimitsus Verderben sein, die Verkörperung des Teufels. „Vergessen Sie, was ich über das Töten gesagt habe. Lassen Sie ihn Toshis psychische Qualen körperlich erleben – aber schön langsam – und bestellen Sie Masaya einen netten Gruß, dass genau dasselbe mit ihm und jedem anderen passieren wird, der versuchen sollte, Toshi auch nur ein Haar zu krümmen!“ Damit ließ er die Gasse hinter sich und hörte nur noch, wie der Mann um Gnade winselte. Er hatte keine Ahnung, was nun geschehen würde, aber er wollte es auch nicht wissen. Alles was zählte, war, dass er beseitigt und keine Spuren hinterlassen wurden, die letztendlich auf ihn deuteten. Da er die Haustür beim Verlassen nur angelehnt hatte, kam er mühelos hinein und ließ erst einmal den Hustenanfall zu, den er die ganzen letzten Minuten unterdrückt hatte, da er vor diesem Abschaum nicht hatte schwach erscheinen wollen. „Yoshiki?!“ Natürlich hörte ihn seine Mutter sofort, weshalb er rasch die Schuhe von den Füßen kickte und zurück ins Wohnzimmer ging. „Bin wieder da“, entgegnete er nur. „Kannst du mir erklären, was das gerade sollte?!“ „Nicht weiter wichtig“, tat er es ab und ließ sich neben seinen besten Freund auf die Couch fallen. Ein kurzer Blick auf dessen Hände zeigte ihm, dass ihre Mütter die Schürfwunden inzwischen verarztet hatten. Wie vorhin wollte er einen Arm um ihn legen und ihn an sich ziehen, doch der Sänger sprang mehr oder weniger im selben Moment auf, in dem er seine Schulter berührt hatte und stürmte hinaus und die Treppen hoch. „Toshi!“ Was war denn jetzt los? „Was genau hat es mit dieser Frau auf sich?“, hakte seine Mutter erneut nach. „Und was genau ist mit meinem Sohn und HOH?“ „Nicht jetzt!“, entgegnete Yoshiki angenervt, stand auf und folgte seinem besten Freund nach oben, um in Erfahrung zu bringen, was das ganze sollte. Im einen Moment stand er noch völlig unter Schock und im nächsten ließ er ihn plötzlich links liegen und behandelte ihn wie Luft! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Auf Anregung von zum Schluss eine kurze Zusammenfassung, was stimmt und was nicht. Zunächst einmal kann ich sagen, dass die Idee hinter diesem Kapitel fiktiv ist – zumindest ist mir nichts davon bekannt, dass HOH Toshi wirklich hat umbringen wollen. Was den Yakuza-Teil im Kapitel anbelangt: Seit Kira das 1. Mal aufgetaucht ist, habe ich ja schon mehrmals anklingen lassen, dass man über Beziehungen zur Yakuza nicht spricht. Einem (ich glaube inzwischen ehemaligen) Manager von X Japan wird es u.a. nachgesagt und auch was Yoshiki anbelangt, gibt es unter den japanischen Fans heiße Diskussionen. Was einfach extrem auffällig ist, ist, dass es seit der Reunionen keinen Artikel gegeben hat, der die Band oder Yoshiki angegriffen hat. Noch mehr sticht jedoch ins Auge, dass es seit Toshis Ausstieg von HOH keine Negativschlagzeilen mehr über ihn gegeben hat. Davor war er ja ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen und mit seinem öffentlichen Scheitern, hätte man eigentlich meinen sollen, dass sie sich auf ihn stürzt wie ein hungriger Löwe. Doch was war? Nichts dergleichen! Zahm wie ein Stubentiger! Stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum… P.S: Was das –chi in „Tocchi“ anbelangt, so ist das eine Verniedlichungsform der Verniedlichungsform –chan. Es wird v.a. von Mädchen benutzt ^.~ Okay, ich hoffe dieses doch etwas actionreicheres Kapitel hat euch gefallen und über eure Kommentare/Meinungen/Anregungen würde ich mich natürlich wie immer freuen!^^ Too much -------- @ Astrido: Beim echten bin ich ja der Meinung, dass man ihn am besten in Watte packen und anschließend noch schön dick mit Luftpolsterfolie umwickeln sollte. Dann sieht er zwar aus wie das Michelinmännchen, aber bis zur Tour sollte es ihm unmöglich sein, sich irgendwie zu verletzen ^.~ @ Yoshiki_Deyama: Ich kann’s mir denken, wie die Meerschweinchen heißen. Aber hey, ich hab auch einen Fisch nach Yoshiki benannt (farblich sieht er aus, wie sein menschliches Pendant, wenn es mal länger den Ansatz nicht nachgebleicht hat und charakterlich habe ich auch schon Gemeinsamkeiten entdeckt)^^; @ LunaLee: *lach* Das klingt nach Überraschungs-Ei!^^ Übrigens: Herzlich willkommen in der Runde!! @ Terra-gamy: Ich hatte überlegt, ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen, aber dann wär es ja langweilig geworden – außerdem macht Charas quälen Spaß!^^ @ JaeKang: Ein normal wütender Yoshiki ist doch nicht gefährlich – man lacht sich höchstens tot, aber mehr auch nicht^^ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Hm… demnächst kann dir dann Yoshiki leidtun und ein wenig später dann beide gemeinsam. Sie müssen nämlich noch ein wenig leiden ^.~ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Sag mal, kannst du mir gefälligst verraten –“ Yoshiki stürmte in sein altes Kinderzimmer hinein, unterbrach sich aber selbst, als er Toshi mit angezogenen Knien in der Mitte des Bettes sitzend vorfand. Das und der leere Blick, der ins Nichts zu gehen schien, riefen Erinnerungen an die Zeit vor einigen Wochen zurück. Sein bester Freund war gerade erst bei ihm in LA angekommen, doch anstatt Zeit mit ihm zu verbringen, war er sofort ins Studio geeilt um zu arbeiten. Erst ein Anruf von ihm, der sich als äußerst seltsam gestaltet hatte, da Toshi ja nicht reden konnte, hatte ihn dazu gebracht, alles andere hinten anzustellen und den Freund aus Kindheitstagen an erster Stelle zu setzen. „Tosh?“, fragte er leise und schluckte sein aufkommendes Temperament hinunter, während er zum Bett ging und sich vor ihm hinkniete. „Hey, was ist los?“ Seine Hand berührte die des anderen, was ihn scheinbar wieder zum Leben erweckte, da er sich losriss und aufsprang, um die wenigen Schritte zum Fenster zurückzulegen und dort mit verschränkten Armen stehenzubleiben. „Tosh?“ Wenn er nur wüsste, was los war! Wenn er nur wüsste, weshalb er plötzlich so reagierte! Er stand auf und folgte ihm, wobei er darauf achtete, einen gewissen Abstand zwischen ihnen zu halten, da er nicht wollte, dass der andere erneut vor ihm zurückwich. „Toshi, was ist los?“, wollte er erneut wissen, wobei seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern war. „Was los ist?!“ Der Kleiner war herumgewirbelt und wäre er nicht stumm, so vermutete Yoshiki, würde er ihn jetzt wohl anschreien, etwas, das er nur sehr selten tat. „Was los ist? Alles ist los!“ Er sprach so schnell, dass der Pianist Schwierigkeiten hatte, den Lippenbewegungen zu folgen. „Ich… ich hab keine Ahnung mehr, wo mir der Kopf steht! Alles ist im… im Chaos!! Alles… alles geht den Bach hinunter!!! Es ist egal, was ich tue, es ist nicht gut genug, es macht alles nur noch schlimmer!!“ „Tosh – “ „‘Tosh‘ mich nicht!“, Der Ältere hatte ihm eine Hand auf den Mund gedrückt, um ihm so ins Wort zu fallen. „Es ist einfach zu viel, verstehst du das nicht?! Erst Masaya und Kaori… jetzt du! Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr!!“ Tränen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche, wobei Yoshiki nicht sagen konnte, ob sie aus Zorn, aus Enttäuschung oder aus Traurigkeit kamen. „Was meinst du mit…?“ Nachdem der Drummer endlich wieder seinen Mund frei hatte, wollte er zu einer Frage ansetzen, nur um gleich wieder eine Hand drauf gedrückt zu bekommen. Lange blieb sie jedoch nicht, da Toshi wild herum gestikulierte. Inzwischen hatte aber auch Yoshiki verstanden, dass es vielleicht besser war, erst alles aus dem anderen herausbrechen zu lassen. „Alles war in Ordnung, bis Heath darauf bestanden hatte, mich ins Krankenhaus zu bringen! Danach ist alles…“ „Nichts war okay, Tosh!“ Soviel also dazu, zunächst einmal nichts mehr zu sagen. „Damals hat wenigstens alles noch einen Sinn gemacht! Jetzt… jetzt herrscht nur noch Chaos! Ich halt das nicht mehr aus! Nichts ist mehr so wie es war!!“ „Die haben dich halb zu Tode gearbeitet und in den finanziellen Ruin gestürzt! Heath und das Krankenhauspersonal haben das einzig richtige getan, indem sie dich aus ihrem Einflussbereich gezogen haben!“ Natürlich hatten sie in Los Angeles angefangen, über das unliebsame Thema HOH zu sprechen – die meiste Zeit unter der Betreuung des Psychologen, den Yoshiki angeheuert hatte – aber nie in dem Ausmaß wie gerade eben. Er vermutete, dass das Attentat der Auslöser dafür war, doch weshalb sein bester Freund plötzlich wieder umzuschwenken schien, verstand er beim besten Willen nicht. Gut, der Seelenklempner hatte ihm klar gemacht, dass es ein langer Weg für Toshi werden würde, mit den vergangenen Jahren abzuschließen und das Rückfälle durchaus zu erwarten waren, weil er solange unter dem Einfluss der Sekte gestanden hatte, aber nachdem bisher alles so gut gelaufen war, hatte Yoshiki das schon wieder fast verdrängt. Doch damit war er wohl der Einzige, denn Toshi schien für seine Argumentation gar nicht offen zu sein, da er sich einfach die Handflächen auf die Ohren presste. „Toshi!“ Er packte die Arme des anderen und zog sie vom Kopf weg, damit er gezwungen war ihm zuzuhören, doch der andere riss sich los, nur um im nächsten Augenblick in einem Weinkrampf zu Boden zu sinken. Augenblicklich war Yoshiki neben ihm und war froh, dass er diesmal nicht auswich, als er ihn in den Arm nahm. „Egal wie chaotisch es ist, gemeinsam werden wir da schon wieder Ordnung hineinbekommen, Tocchi“, murmelte er und drückte ihn dann ein wenig von sich weg, damit er mit dem Daumen die Tränen wegwischen konnte. „Ich weiß, es ist nicht einfach, aber irgendwie werden wir auch das überstehen!“ „Masaya… er war…“, fing Toshi erneut an, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, „er war immer so nett, so zuvorkommend… und jetzt…“ „Jetzt will er dich umbringen?“ „Ich… du…“ „Er wird dir kein Haar krümmen, dass versprech ich dir!“ „Indem du ihn auch umbringst?!“ Es war das erste Mal, seit Beginn ihrer „Unterhaltung“, dass Toshi Yoshiki direkt in die Augen blickte, und dieser wünschte sich, er hätte es nicht getan. Auch wenn er es im Wohnzimmer nicht laut ausgesprochen hatte, so kannte der andere ihn zu gut, um sehr wohl zu wissen, was er getan hatte. „Wenn du nur so sicher bist!“, verteidigte sich der Pianist. „Du bringst Menschen um, die für mich jahrelang wie eine Familie waren!“ „Wären sie Familie, würden sie dich jetzt nicht beiseiteschaffen wollen, nur weil du anders denkst als sie!“ Für einen Moment starrte Toshi ihm ausdruckslos in die Augen, ehe er aufstand und auf ihn hinabblickte, während er sich die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht wischte. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wo der große Unterschied zwischen dir und Masaya ist. Ihr tötet beide und könnt es beide nicht lassen, euch in mein Leben einzumischen!“ Vielleicht war der Vergleich etwas übertrieben, doch in jenem Augenblick gab es für den Sänger zwischen den beiden keine große Differenz mehr. Der Ausdruck, den er in den Augen seines besten Freundes gesehen hatte, bevor dieser Kira gefolgt war, hatte ihm eiskalte Schauer den Rücken hinunter gejagt. In jener Sekunde hatte ein Fremder vor ihm gestanden – jemand der von Hass getrieben wurde und der keine Gnade kannte. Kaum dass Toshi die Worte ausgesprochen hatte, riss Yoshiki ihn auch schon zu Boden, da sein Temperament wieder durchgekommen war und drückte mit dem Unterarm gegen die Kehle des anderen, damit dieser am Boden festgenagelt war. Würde er sich groß gegen ihn wehren, würde er sich nur selbst weh tun. „Vergleich mich nie wieder mit diesem Abschaum!“, zischte der Drummer wütend und ließ dann von dem Älteren ab, der sich aufsetzte und kurz über seinen Hals strich. „Deine Reaktion bestätigt es doch nur!“ Alles in Yoshiki wollte Vernunft in Toshis Dickschädel einprügeln, damit er begriff, dass er das Ganze nicht zum Spaß machte. Gut, ein Teil von ihm empfand eine gewisse Genugtuung dabei, aber der andere war sich mehr als bewusst, dass er hier mit dem Feuer spielte. Er hatte zwar zahlreiche sowie einflussreiche Beziehungen, aber die würden ihm auch nicht weiterhelfen, wenn irgendetwas schief gehen und herauskommen sollte, dass er dahinter steckte. Auf Mord stand Todesstrafe und im Gegensatz zu den USA verstand es sein Heimatland, daraus einen wahren Psychoterror zu veranstalten. Man hatte so gut wie keinen Kontakt mehr zur Außenwelt und bekam den Tag seiner Hinrichtung nicht mitgeteilt. Die, die Glück hatten, wurden relativ schnell erhängt, doch viele saßen Jahrzehnte im Todestrack und jeder Sonnenaufgang konnte vielleicht ihr letzter sein. Warum verstand Toshi das nicht?! Er wollte ihm die Einsicht so gerne mit Gewalt eintrichtern, da er es anders ja nicht zu kapieren schien, doch aus demselben Grund, aus dem er ihn beim Last Live nicht hatte grün und blau prügeln können, konnte er nun den Schlag, den er angefangen hatte, nicht komplett durchziehen. Seine Faust stoppte nur wenige Zentimeter vor dem Kiefer des anderen, der nicht einmal versucht hatte auszuweichen, und sank zu Boden. Er konnte ihn einfach nicht verletzen. Bei jedem anderen hätte er keine Skrupel gehabt, aber vor ihm saß sein bester Freund, jener Mensch, den er seit 40 Jahren kannte, derjenige, der mit ihm durch Dick und Dünn ging. Yoshiki senkte den Blick, stand auf und stellte sich an jenes Fenster, an dem vor kurzem noch Toshi gestanden hatte. „Tut mir Leid wegen vorhin…“, entgegnete er leise und schlang die Arme um sich. Er wartete auf eine Reaktion, doch die kam nicht. „Ich mach das nicht aus Spaß, Tosh, das musst du mir glauben! Wenn HOH nicht plötzlich auf die Idee gekommen wäre, dir nach dem Leben zu trachten, dann hätte ich das nie gemacht… aber so… es heißt zwar, alle guten Dinge wären drei, aber ich könnte es nicht ertragen… lieber wäre ich tot, als dich auch noch zu Grabe…!“ Schniefend hatte er sich zu ihm umgedreht und suchte seinen Blick, wobei Tränen in seine Augen schossen. Zu seinem Glück war Toshi aufgestanden und zu ihm zu kommen, doch anstatt ihn sofort in die Arme zu schließen, scheuerte er ihm zunächst eine, ehe er ihn kurz an sich drückte. „Mach das nie wieder, du bescheuerter Idiot!“ „Au, das hat weh getan“, schmollte der Drummer und rieb sich mit der einen Hand über die brennende Wange, während er sich mit der anderen über die Augen wischte. „Dein Unterarm vorhin auch!“ „Ich hab mich doch entschuldigt!“, verteidigte sich der Pianist und schob seine Unterlippe soweit es ging nach vorne. „Bring nie wieder jemanden um und wenn es nur ist, dass du Kira oder wem auch immer den Auftrag dazu gibst!“ „… versprochen!“, entgegnete er nach kurzem Zögern und umarmte den Kleineren, der die Geste erwiderte. „Sorry, wenn ich es irgendwann vielleicht brechen muss, Tocchi, aber du bist wichtiger als alles andere!“ Die beiden standen eine Weile Arm in Arm da, ehe sie sich voneinander lösten und der Sänger sich auf das Bett setzte, während Yoshiki zunächst zu seiner Reisetasche ging und mehrere Döschen daraus hervorholte. Aus ihnen schüttete er sich mehrere Tabletten auf die Hand, packte sie dann wieder weg und ließ sich neben seinem besten Freund nieder, der einen kurzen Blick auf die Pillen erhaschte, ehe der andere sie zusammen trocken schluckte. „Das waren in LA aber noch weniger…“ „Die Schmerzen sind momentan wieder schlimmer…“ „Ich dachte, du dürftest wegen deiner Allergie nicht mehr nehmen.“ „Darf ich eigentlich auch nicht.“ Nachdem er sie heute Früh geschluckt hatte, hatte er gemeint, zum ersten Mal seit langem leichte Symptome einer Unverträglichkeit zu spüren, aber nachdem es nicht weiter tragisch gewesen war, hatte er es abgehakt. Wenn es dabei blieb, konnte er damit leben. Herzklopfen, Schwindel und verengte Luftwege waren Dinge, die er kannte, außerdem mussten diese Symptome nicht unbedingt auf die Tablette zurückzuführen sein. Er konnte sie auch ohne Probleme anderweitig erklären! „Und die Ärzte haben deine Dosis trotzdem erhöht?“ „Haben sie nicht. Ich hab es selbst gemacht.“ „Ohne Absprache?!“ „Hatte keine Zeit…“ „Das ist gefährlich!“ „Mir geht es wunderbar, Toshi, und die Schmerzen sind wenigstens weg.“ „Trotzdem…!“ „Mir geht es klasse und damit ist das Thema beendet“, entschied Yoshiki und drehte sich kurz zur Seite, als er einmal wieder von einem besonders hartnäckigen Hustenanfall geplagt wurde. Am Blick des Sängers konnte man deutlich sehen, dass er da anderer Meinung war, aber er beließ es vorerst dabei. Dafür strich er dem anderen beruhigend über den Rücken, in der Hoffnung, dass er sich so schneller wieder beruhigen würde. „Wie geht es dir eigentlich, nachdem was vorhin passiert ist?“, wollte der Pianist wissen, sobald der Husten wieder abgeklungen war. Toshi kam jedoch nicht dazu zu antworten, da es an der Tür klopfte, die gleich darauf aufging und ihre Mütter die Köpfe hereinsteckten. Sie hatten im Erdgeschoss natürlich zum Teil den Tumult im Obergeschoss mitbekommen und nachdem es nun solange ruhig gewesen war, hatten sie entschieden nachzusehen, ob alles in Ordnung war. „Alles okay bei euch?“, fragte Frau Hayashi und blickte dabei vor allem ihren Sohn an. Natürlich hatte sie eine Ahnung von dem, was er getan hatte, sie war sich nur noch nicht ganz schlüssig, ob sie alle Details wissen wollte oder nicht. „Klar, warum sollte es das nicht sein?“, entgegnete Yoshiki und setzte den unschuldigsten Gesichtsausdruck auf, den er konnte. „Bei dem Krach, den ihr zum Teil veranstaltet habt, hätte man meinen können, ihr würdet euch gegenseitig an die Kehle gehen.“ Nur zu gut spürte der Pianist Toshis Blick auf sich, beschloss aber, diesen fürs erste zu ignorieren. „Wir hatten nur was zu klären, aber jetzt herrscht wieder Friede-Freude-Eierkuchen! Apropos Eierkuchen… wann gibt es eigentlich was zu essen??“ „… du denkst aber auch wirklich nur an das eine, Yoshiki!“, seufzte seine Mutter kopfschüttelnd und wandte sich ab, um wieder hinunterzugehen, während Toshis etwas unschlüssig unter dem Türrahmen stand und die ganze Zeit über zu ihrem Sohn geblickt hatte. „Toshimitsu… könnte ich vielleicht mit dir reden?“, fragte sie vorsichtig nach, da sie nicht vergessen hatte, wie er vorhin vor ihr zurückgeschreckt war. In der Zeit, in der die Jungs oben gewesen waren, war sie von ihrer langjährigen, besten Freundin – Yoshikis Mutter – auch in die letzten Details eingeweiht worden und alles in ihr drängte danach sich um ihren Sohn zu kümmern. Dieser zögerte kurz, nickte dann aber ohne sie anzusehen, rutschte jedoch zeitgleich näher zu seinem besten Freund. Seine Mutter setzte sich neben ihn auf das Bett, respektierte jedoch seinen Wunsch nach Abstand. Beide Deyamas saßen schweigend nebeneinander, falteten und entfalteten ihre Hände. „Ich werd mal nachsehen, ob ich Mama helfen kann“, entschloss sich Yoshiki, um den beiden etwas Zeit alleine zu gönnen. Vielleicht würden sie sich dann ja zusammenraufen. Rasch stand er auf, um das Zimmer zu verlassen und musste sich dabei wohl zu schnell erhoben haben, da ihm für einen Moment schwarz vor Augen wurde und er sich stark zusammenreißen musste, um nicht ins Taumeln zu geraten. Toshi war alles andere begeistert davon, dass der andere einfach abhaute, doch zurückrufen ging schlecht, wenn man stumm wie ein Fisch war. So blieb ihm nichts anderes übrig als sich seiner Mutter zu stellen, wobei er keine Ahnung hatte, was sie überhaupt noch von ihm wollte. Er hatte so viel angestellt, sie und die Familie mit seinen Entscheidungen so sehr verletzt… Was konnte sie noch von ihm wollen, außer ihm mitzuteilen, dass er enterbt werden würde und nicht mehr länger ihr Sohn wäre? Unterdessen stand Yoshiki am Treppenabsatz und hielt sich am Geländer fest. Eigentlich hatte er wirklich vorgehabt, zu seiner Mutter hinunterzugehen, doch seitdem er angefangen hatte von Eierkuchen zu reden, hatte sich sein Magen mehrmals überschlagen, sodass ihm furchtbar übel war. Hinzu kam, dass sich alles drehte und seine Beine sich so müde und schlapp anfühlten wie nach einem vierstündigen Konzert im Dome. So beschloss er einen Abstecher ins Bad zu machen, wo er die Tür hinter sich schloss, einen kurzen Blick in den Spiegel warf und erschrocken feststellte, wie blass seine Haut doch war. Im nächsten Augenblick kniete er dann auch schon vor der Kloschüssel und gab seinen Mageninhalt von sich. Nach einigen Minuten des Würgens hörte sein Bauch schließlich auf sich schmerzhaft zusammenzukrampfen, sodass er sich völlig erschöpft hochhievte und zum Waschbecken schleppte, wo er den Wasserhahn aufdrehte und sich den Mund ausspülte. Er hatte keine Ahnung, woher das nun plötzlich kam. Waren es die Tabletten? Die andere Sache, die er bisher vor allen anderen verschwiegen hatte? War es die Erkältung? Oder war es etwas völlig anderes? Nachdem er auf seiner Zunge endlich nicht mehr den ekelhaften Geschmack nach Erbrochenen hatte, spritze er sich noch etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um so den Schwindel und die Erschöpfung zu vertreiben, doch es brachte nichts mehr, denn im nächsten Moment spürte er auch schon, wie ihm alle Kontrolle über seinen Körper entglitt und es schwarz um ihn herum wurde. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Lasst mich mal überlegen, was an diesem Kapitel jetzt wahr ist und was nicht… eigentlich ist alles Fiktion bis auf drei Punkte: - die Todesstrafe: Japan wurde immer wieder dafür kritisiert, dass Verurteilte ihre Hinrichtung nur wenige Stunden vor der Exekution erfahren, Angehörige erst im Nachhinein über den Tod unterrichtet werden und Tonbänder bis heute das einzige Dokumentationsmaterial der Hinrichtung sind. Überdies wird vorgeworfen, dass das Erhängen nicht zu einem Genickbruch und dadurch einem schnellen Tod führt, sondern zu einem Erdrosseln, was ein langsames Ersticken zur Folge hat. - Toshi hauen: Nach der Trennung von X JAPAN erzählte Yoshiki in einem Interview, dass er Toshi beim Last Live eigentlich grün und blau prügeln wollte. Als er dann aber vor ihm stand, konnte er ihm einfach nicht weh tun, weil da schließlich der Mensch vor ihm gestanden hatte, mit dem er seit Kindheitstagen zusammen gewesen war. - Schmerztabletten: die ganze Geschichte habe ich mir ein wenig zurecht gebogen und basiert darauf, dass Yoshiki nach der Nacken-OP allergisch auf die Schmerzmittel reagierte und Atemprobleme bekam. Okay, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und über eure Kommentare/Meinungen/Anregungen würde ich mich natürlich wie immer freuen!^^ Shock ----- @ Astrido: Hm… deine Vermutung geht in die richtige Richtung! Ehrlich gesagt, hatte es nichts damit zu tun, dass der Gute mal Ruhe kriegt, dass es ihn so zusammenhaut… Mir war einfach mal wieder danach, macht doch so viel Spaß Charas zu quälen. Und da in letzter Zeit immer mehr Toshi dran glauben musste, war es Zeit für ausgleichende Gerechtigkeit ^.~ @ Terra-gamy: Ich dachte mir, dass es einfach mal Zeit wird, dass Toshi sich zu dem ganzen äußert^^ @ Asmodina: Hm… Toshi wollte ja nicht, dass Yoshiki ihm hilft, die Suppe, die er sich eingebrockt hatte, auszulöffeln. Aber vielleicht darf er ihm ja einen Bulldozer kaufen, um die Trümmer wegzufahren? ^.~ @ LunaLee: Du meinst, es hilft nichts, wenn Yoshiki mit Kanonen auf Spatzen schießt? ^.~*grins* Und du glaubst zu wissen, womit das Unwohlsein zusammenhängt?? Womit denn??? @ all: Das Kapitel ist mal wieder etwas kürzer geraten… mal schaun, wenn ich eine liebe Autorin bin, gibt es nächste Woche schon das nächste und nicht erst in zwei Wochen!^^ Okay, dann halt ich jetzt die Klappe und wünsch euch viel Spaß beim Lesen!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Toshimitsu…“ Doch dessen Aufmerksamkeit wurde jäh von seiner Mutter gerissen, als er plötzlich ein Poltern hörte, das sich anhörte, als käme es aus dem angrenzenden Badezimmer. „Yoshiki!“ Etwas sagte ihm, dass es sich dabei nur um seinen besten Freund handeln konnte. Augenblicklich war er aufgesprungen und rannte ins Bad, wobei seine Mutter ihm dicht auf den Fersen war. Nachdem er die Tür aufgerissen hatte, verharrte er geschockt für eine Sekunde unter dem Türrahmen, ehe er zu seinem besten Freund stürzte, der bewusstlos am Boden lag und dessen Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, während er unregelmäßig nach Luft schnappte. Vorsichtig hob Toshi dessen Oberkörper hoch und drückte ihn an sich. Natürlich hatte er sofort den Geruch nach Erbrochenem wahrgenommen und augenblicklich war seine größte Sorge, dass der andere erneut Mageninhalt nach oben würgte und daran in seinem momentanen Zustand ersticken könnte. Er versuchte den Kopf so gut es ging zur Seite zu drehen, doch die Halskrause verhinderte dies, sodass er jene öffnete und abnahm. Nur am Rande bekam er mit, wie seine Mutter zur Treppe lief und hinunter rief: „Chieko, ruf einen Notarzt! Yoshiki hat sich übergeben, ist ohne Bewusstsein und krampft!!“ Toshis Finger wanderten am Hals des Jüngeren auf der Suche nach einem Puls entlang. Als er ihn schließlich ertastete, gefiel es ihm gar nicht, was er da spürte: das Herz des anderen raste. „Komm schon, Yosh!“ Er strich mehrere gebleichte Haarsträhnen aus dessen Gesicht und merkte dabei, wie dieser in kalten Schweiß ausbrach. Auch wenn kein Ton aus seinem Mund kam, so redete er auf seinen besten Freund ein und war froh, als dieser schließlich aufhörte zu krampfen. „Tomoko, was ist passiert?!“ Noch mit dem tragbaren Telefon in der Hand kam Yoshikis Mutter ins Bad gestürzt und blickte erschrocken auf ihren Sohn herab, der kalkweiß und leblos in Toshis Armen lag und immer wieder unkontrolliert nach Luft schnappte. „Ich weiß es nicht. Es gab einen dumpfen Schlag und als wir hier waren, lag er krampfend am Boden. Zuvor muss er sich noch übergeben haben…“, antwortete Toshis Mutter, die in der Zwischenzeit gespült und das Fenster aufgerissen hatte, damit sich der säuerliche Geruch nach Erbrochenem verflüchtigen konnte. „Bleib du hier, ich geh runter und warte auf den Notarzt“, wies sie ihre beste Freundin an, die nur abwesend nickte und sich neben dem besten Freund ihres Sohnes niederließ und über Yoshikis Wange strich. Er war inzwischen klatschnass geschwitzt und zitterte leicht. „Decken…“, murmelte sie und war dann auch schon aufgestanden und aus dem Raum geeilt, nur um gleich darauf mit einer weißen Fleecedecke zurückzukommen, die sie über ihn ausbreitete. „Toshimitsu, ihr wart doch die ganze Zeit zusammen. Weißt du, was vorgefallen ist?“, wandte sie sich an ihn, nachdem sie wieder neben ihm Platz genommen hatte. „Er hat die Tablettendosis eigenmächtig erhöht. Ich denke, eine Zeit lang konnte sein Körper die Allergene ertragen, aber jetzt war es einfach zu viel!“, erklärte er, doch natürlich konnte sie nicht wie Yoshiki seine Lippenbewegungen verstehen. Hinzu kam, dass er sich mit dem Handy augenblicklich nicht verständigen konnte, da dieses ihm vorhin durch einen Piepston mitgeteilt hatte, dass der Akku leer war. „Toshimitsu…“ „Er hat eine Anaphylaxie!“ Zumindest vermutete er das, denn anders konnte er sich den Zustand des anderen nicht erklären. „Toshi, ich kann dich nicht…“ „ANAPHYLAXIE!!“ Am liebsten hätte er das Wort herausgeschrien, damit sie es verstand, doch das einzige was passierte, war, dass undefinierbare Kehllaute seinen Mund verließen. Dies realisierte er jedoch gar nicht, sondern wiederholte immer wieder nur dieses eine Wort, in der Hoffnung, dass sie es schließlich doch verstehen würde. Im Gegensatz zu dem Sänger hatte Yoshikis Mutter durchaus die plötzlichen Laute wahrgenommen, doch sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da ihr Sohn plötzlich die Augen aufriss. „Yoshiki!“ „Yosh!“ Seine Pupillen waren ziellos umher gewandert, so als wüsste er gar nicht, was los war, doch als er plötzlich einen gutturalen Laut hörte, fixierte sich sein Blick kurzfristig auf Toshi. Gleich darauf löste er ihn jedoch wieder, da er sich in den Armen des anderen krümmte und anfing zu würgen. Augenblicklich riss seine Mutter die Decke von ihm und half dem anderen, ihn den knappen Meter zur Toilettenschüssel zu bugsieren. Gerade noch rechtzeitig schafften sie es seinen Mund darüber zu bringen, da gab er auch schon die letzten Reste seines Mageninhaltes von sich. Während Toshi seinen Oberkörper festhielt und über seinen Rücken strich, hatte seine Mutter die gebleichten Haare zusammengefasst, damit sie nicht im Weg waren. Auch wenn nichts mehr kam, so hörte Yoshiki nicht mit dem Würgen auf und der ältere der beiden drehte leicht den Kopf beiseite, da er merkte wie sein eigener Magen anfing sich zusammenzuziehen. Was das anbelangte, so war er schon immer empfindlich gewesen und eigentlich würde er liebend gerne den Raum verlassen, um nicht demnächst selbst über der Schüssel zu hängen, aber da er seinen besten Freund nicht alleine lassen wollte, riss er sich zusammen. Dieser sackte schließlich völlig erschöpft und ohnmächtig in seinen Armen zusammen. Behutsam reichte er den leblosen Körper, der nach Luft röchelte, an Yoshikis Mutter weiter, die ihn wieder zudeckte, während Toshi aufstand, um einen feuchten Waschlappen zu holen. Am Waschbecken entdeckte er einen rötlichen Lippenstift, den er in die Hand nahm und dessen Kappe er entfernte. Damit begann er an die weißen Fliesen zunächst die Kanjis für „Tablettenüberdosis“ zu schreiben und fügte dann – in Katakana – noch „Anaphylaxie“ hinzu. „Anaphylaxie“, wiederholte er, was er geschrieben hatte und endlich verstand Frau Hayashi, was er ihr die ganze Zeit zu erklären versucht hatte. Kaum hatte Toshi den Waschlappen, konnte man auch schon hören, wie mehrere Menschen die Treppe hochgeeilt und gleich darauf ins Badezimmer kamen. Mit zwei Sanitätern, einem Notarzt, einer Trage, der kompletten Ausrüstung sowie seiner eigenen Mutter, wurde es ziemlich eng in dem kleinen Raum. So gerne er auch weiterhin an Yoshikis Seite geblieben wäre, mussten er und Frau Hayashi zur Seite treten, um Platz zu machen. Diese erklärte dem Arzt rasch, was sich in etwa zugetragen hatte und Toshi eilte schnell in das alte Kinderzimmer seines Freundes, um die Pillendosen für diesen zu holen, damit er genau wusste, was er genommen hatte. Aus der Tasche beförderte er die Behälter hervor und bis auf einen kamen sie ihm auch alle von seiner Zeit in Los Angeles her bekannt vor. Lediglich den letzten konnte er nicht zuordnen. Da stand irgendetwas auf Englisch auf dem Etikett und das Wort „hyperthyroidism“ hatte er auch noch nie gehört oder gelesen. „Er wird auf die Schmerzmittel reagiert haben“, äußerte der Notarzt, nachdem er die Döschen entgegengenommen und sich kurz angesehen hatte. „Das hier“, damit hielt er die Verpackung hoch, die Toshi nichts gesagt hatte, „ist ein Standartpräparat zur Hemmung der Schilddrüsenfunktion. Es ist das mit am häufigsten eingesetzte Medikament bei einer Schilddrüsenüberfunktion.“ „Schilddrüsenüberfunktion?“, wiederholte Frau Hayashi das letzte Wort ungläubig und blickte kurz zu Toshi, der jedoch auch nur mit den Schultern zuckte. Das war ihm ebenfalls völlig neu! Rasch tastete der Arzt den Hals des Bewusstlosen ab und fand dort auch, was er erwartet hatte. „Man sieht es zwar mit dem bloßen Auge nicht, aber die Schilddrüse ihres Sohnes ist eindeutig vergrößert, was auf eine Überfunktion hindeutet.“ Wenig später war Yoshiki medizinisch versorgt und auf die Trage gehoben worden, sodass die Sanitäter ihn die Treppe hinunter tragen und in den Krankenwagen bringen konnten. Es verstand sich von selbst, dass dessen Mutter ihn begleitete und so stand Toshi auf dem Gehsteig und sah der Ambulanz hinterher, als diese mit Blaulicht davonfuhr, während seine eigene Mutter bereits wieder im Haus war und aufräumte. „Soll ich Sie fahren?“, erklang hinter ihm plötzlich eine Stimme, die ihn zusammenzucken ließ. Als er sich umdrehte, erblickte er Kira, die ihn abwartend ansah. Er nickte kurz und folgte ihr dann zu einem silbernen Mercedes, in den sie beide einstiegen. Es dauerte nicht lange und sie waren am Krankenhaus von Tateyama angekommen, wo Kira den Wagen abstellte und Toshi schon aussteigen wollte, als sie ihn festhielt. „Warten Sie!“ Damit ließ sie ihn los, öffnete das Handschuhfach und holte daraus eine schwarze Cappi sowie eine Sonnenbrille daraus hervor. „Setzen Sie das auf!“ Was genau er damit sollte, wusste er zwar nicht, schließlich war die Sonne bereits untergegangen, aber letztendlich tat er es. Sie würde schon ihre Gründe haben… Beide stiegen aus und gingen in das Hauptgebäude, wo Kira direkt auf die Information zusteuerte und nach Yoshiki fragte. „Sind Sie Familienangehörige?“, fragte die Krankenschwester, da es die Anweisung gegeben hatte, nur Verwandten Auskunft über den berühmten Patienten zu geben. „Mein Mann ist sein Bruder und ich bin seine Schwägerin“, log sie ohne mit der Wimper zu zucken und war froh, dass sich Toshi ein wenig im Hintergrund hielt, der jetzt auch verstand, warum sie auf die „Verkleidung“ bestanden hatte. Etwas skeptisch musterte die Schwester die beiden, rückte dann aber seufzend mit der gewünschten Information heraus. „Er befindet sich noch in Behandlung. Gehen Sie bitte in Wartebereich A3, der Arzt wird dort zu Ihnen stoßen. Den Gang gerade aus hinter und dann links.“ „Vielen Dank!“, bedankte sich Kira, verbeugte sich rasch und ging dann mit Toshi in die gewünschte Richtung. Dieser nahm die Sonnenbrille und die Mütze ab, als sie außer Sichtweite waren, und blickte belustigt zu der anderen. „Was?“, entgegnete diese unschuldig grinsend, „es war die einfachste Möglichkeit an die Informationen zu kommen! Oder wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte der armen Frau ein Messer an die Kehle gehalten.“ Nachdem Yoshiki ihr vor wenigen Tagen eine E-Mail geschickt und ihr mitgeteilt hatte, dass Toshi wusste, wer sie wirklich war, sah sie keinen Sinn mehr darin, ihm ihre Herkunft zu verheimlichen. Erschrocken blickte er sie an, verstand jedoch gleich darauf, dass sie nur scherzte und versuchte, ihn von seinen Sorgen um den anderen abzulenken. Relativ schnell erreichten sie den ausgeschriebenen Wartebereich, in dem der Sänger auch sofort die Mutter seines besten Freundes erkannte und auf diese zusteuerte. „Toshimitsu!“ Augenblicklich schloss sie ihn für einen Moment in die Arme und drückte ihn an sich. Als sie ihn losließ, fiel ihr Blick auf jene Frau, die sie erst vor ein paar Stunden zum ersten Mal gesehen hatte. Sie ahnte wer, beziehungsweise was sie war, und nickte ihr dementsprechend reserviert zu, da sie sich nicht sicher war, wie sie damit umgehen sollte. „Guten Abend, Frau Hayashi“, erwiderte Kira die Geste und machte eine tiefere Verbeugung, ehe sie sich etwas abseits der beiden anderen hinsetzte, ihr Handy hervorholte und mehrere Telefonate erledigte. Aus den Wortfetzen, die zu hören waren, konnte man daraus schließen, dass sie sich darum kümmerte, dass die Ereignisse des heutigen Tages nicht an die Öffentlichkeit drangen. „Von Yoshiki gibt es leider noch nichts Neues, Toshimitsu“, wandte sich Frau Hayashi an ihn. Eine gute Stunde mussten sie warten, ehe schließlich ein Arzt zu ihnen kam, um ihnen mitzuteilen, dass der Zustand des Patienten stabil war und sie zu ihm konnten. Nachdem er noch kurz erklärt hatte, was sie mit ihm gemacht hatten, standen Toshi und Yoshikis Mutter auf und folgten dem Mediziner, doch der Sänger blieb bei Kira stehen und sah sie fragend an. „Gehen Sie, ich warte hier“, erklärte sie lächelnd und nickte ihm aufmunternd zu. Zum Krankenzimmer war es nicht weit und nach kurzem Anklopfen traten die beiden ein. Der Drummer lag mit geschlossenen Augen im Bett, öffnete sie jedoch erschöpft, als er Schritte hörte. An seiner Nase war eine Sauerstoffnasenbrille angebracht, aus welcher kontinuierlich Sauerstoff strömte, den er direkt einatmete. Der Stifnek, den Toshi entfernt hatte, war auch wieder um seine Hals und auf seiner nackten Brust waren Elektroden angebracht worden, die mit einem EKG-Monitor verbunden waren, der seinen Herzschlag überwachte. An seiner linken Hand war ein Zugang gelegt worden, an dem eine Flasche mit klarer Flüssigkeit angehangen worden war, die nun langsam in seinen Blutkreislauf floss. „Yoshiki, wie geht es dir?“, wollte seine Mutter besorgt wissen und zog sich einen Stuhl heran, während sich Toshi damit begnügte, sich auf die Bettkante zu setzen. „Die wollen mir keine Schmerzmittel geben“, beklagte er sich, da er seinen Rücken nur zu gut spürte, „fiebersenkendes Zeugs krieg ich in rauen Mengen, aber das was ich wirklich bräuchte…“ „Hättest du dich an die Anweisungen deiner Ärzte gehalten, hättest du jetzt das Problem nicht“, entgegnete seine Mutter und fühlte kurz seine Stirn, war aber froh, dass sie deutlich kühler war als noch am Morgen. „Es hat über eine Woche ohne große Nebenwirkungen funktioniert“, widersprach Yoshiki, wobei der letzte Teil in einem Hustenanfall unterging. „Sag mal, Junge, klingelt bei dem Wort ‚Schilddrüsenüberfunktion‘ eigentlich was bei dir?“ „Nö“, antwortete er kurz angebunden, da er erneut husten musste und war froh, als Toshi ihm half sich aufzurichten, weil es dadurch endlich besser wurde. „Warum hast du dann ein Medikament bei dir, das die Schilddrüsenproduktion hemmt und weshalb steht das in deinen medizinischen Unterlagen?“ „Welche medizinischen Unterlagen?“ „Die, die deine Ärzte aus LA hergefaxt haben, nachdem ich kurz dort angerufen hatte, damit die Ärzte hier entsprechend wissen, was genau Sache ist!“ „…“ „Yoshiki… warum hast du die ganze Zeit über nichts gesagt? Ich meine, wie lange geht das überhaupt schon?!“ „Es wurde bei den Voruntersuchungen für die Nackenoperation entdeckt… und gesagt hab ich deswegen nichts, weil ich dir nicht noch mehr Sorgen bereiten wollte, als ich es eh schon tue!“ „Ach Yoshiki…“, seufzte seine Mutter und strich ihm erst zärtlich durch die gebleichten Haare und anschließen über die Wange, wo ihre Hand verweilte, „das gehört zum Muttersein dazu und damit wird man auch nie aufhören – egal ob das Kind jetzt vier oder 44 ist! Dasselbe gilt übrigens auch für dich, Toshimitsu!“ Letzterer starrte daraufhin nur angestrengt auf die Bettdecke, während der Pianist auch ein wenig betreten dreinblickte. „Ihr seid mir beide schon so zwei…“, äußerte sie kopfschüttelnd, doch zum Glück zierte ein sanftes Lächeln ihr Gesicht, sodass Yoshiki wusste, dass er aus dem Schneider war. „Ne… Tosh?“ Dieser sah ihn fragend an, als er angesprochen wurde. „Kann es sein, dass du vorhin irgendwelche Laute von dir gegeben hast? Ich kann mich zwar nicht mehr wirklich an das erinnern, was passiert ist, als ich dich und Okaa-san alleine gelassen habe, aber ich bilde mir ein, ich hätte was gehört…“ „Hast du auch, ich hab es nämlich auch wahrgenommen“, bestätigte seine Mutter, während Toshi beide nur ungläubig anstarrte und den Kopf schüttelte. „Es hat geklungen wie eine Mischung aus Wildschwein und brunftigen Elch!“ „Als du verzweifelt versucht hast, mir mitzuteilen, was mit Yoshiki ist, ich dich aber nicht verstanden habe und später als er wieder zu Bewusstsein gekommen ist.“ „Sag mal was!“, forderte der Drummer, in der Hoffnung, es noch einmal hören zu können. „Was?“ „Stumm wie ein Goldfisch“, stellte er enttäuscht fest. „Ich kann mich wirklich nicht entsinnen, irgendwelche Geräusche von mir gegeben zu haben…“ „Toshimitsu stand unter extremen Stress, vielleicht war das ein Auslöser…!“ „Vielleicht sind das die ersten Anzeichen dafür, dass deine Stimme wiederkommt“, freute sich Yoshiki und lächelte müde. „Wo ist eigentlich deine Mutter, Toshimitsu?“ „Ich glaube, noch bei euch…“ „Dann werde ich sie kurz anrufen, ihr Bescheid geben, wie es um Yoshiki steht und dass du hier bist“, entschied Frau Hayashi, nachdem ihr Sohn in Worte gefasst hatte, was Toshi gesagt hatte. „Wie fühlst du dich?“, wollte der Ältere wissen, als sie alleine waren. „… völlig gerädert… …. Ne, Tosh… bitte sag niemanden etwas davon!“ „Wovon?“ „Die Schilddrüsensache…“ „Meinst du wirklich, dass das die beste Idee ist?“ „Ich will niemanden belasten und bisher hat es auch immer geklappt, ohne dass jemand Bescheid wusste.“ „Wie wirkt sich die ganze Geschichte auf deine Gesundheit aus?“, fragte der Ältere, erhielt aber nur einen fragenden Blick, weshalb er das denn jetzt wissen wollte, „wenn sonst schon niemand weiß, was mit dir los ist, dann will ich es wenigstens tun, um entsprechend handeln zu können, wenn mit dir etwas sein sollte!“ Schließlich willigte Yoshiki ein, aber nur unter der Bedingung, dass Toshi mit ihm kuschelte, damit er sich nicht so alleine in dem kalten Krankenhauszimmer fühlte. „Alter Schmusekater“, entgegnete der nur, legte sich dann aber zu seinem besten Freund, der ein wenig Platz für ihn gemacht hatte und sich nun an ihn schmiegte, während er einen Arm um ihn legte. Der Pianist schloss kurz die Augen und genoss die Wärme, ehe er schließlich leise anfing zu erzählen: „Die Symptome, die bislang bei mir aufgetreten sind, sind unter anderem ein erhöhter Puls, innere Unruhe, Nervosität, erhöhte Temperatur, Bewusstseinsstörungen, Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken in denen ich wirklich alles essen könnte, Gewichtsverlust obwohl ich futter wie ein Scheunendrescher… was die Ärzte als großes Risiko ansehen, ist, dass meine Leistungsfähigkeit deutlich vermindert ist. Selbst wenn ich voll im Training stehe, halten sie es für unmöglich, dass ich ein volles Konzert spielen kann… aber ich werde denen zeigen, dass es durchaus möglich ist! Sobald wir die perfekte Medikamentation für mich ausgetüftelt haben und meine Schilddrüse nicht mehr der Ansicht ist, für drei produzieren zu müssen, gehen die Symptome auch wieder zurück…“ Wenn Toshi so zurückdachte, dann gab es einige dieser Anzeichen schon länger als seit Juli. „Weiß man, wie lange du damit schon gelebt hast, ohne es zu wissen?“ „Nein…“ „Und bei den Vorsorgeuntersuchungen für die OP ist es herausgekommen?“ „Ja… zuerst dachten sie…“ Yoshiki brach ab, da er sich nicht sicher war, ob er mit dieser Information auch herausrücken sollte. „Zuerst dachten sie was?“ „… der Verdacht lag zunächst auf Schilddrüsenkrebs…“ „Krebs?!“ „Es hat sich nicht bestätigt… sie haben alle möglichen Tests gemacht, aber die sind alle negativ zurückgekommen… aber die Wartezeit… das war grauenhaft… wenn es diese eine bestimmte Art gewesen wäre, dann hätte ich nur noch ein knappes Jahr gehabt…“ „Und du hast niemandem etwas gesagt?“ „Tocchi… ich selbst hatte schon panische Angst… ich wollte nicht, dass die Leute um mich herum das auch durchmachen müssen!“ „Ein Anruf hätte genügt und ich wäre sofort bei dir gewesen!“ „Warum hast du dann nicht dasselbe getan, als es dir so scheiße ging?“, konterte Yoshiki. „Keine Geheimnisse von jetzt an mehr, ok?!“ „Keine Geheimnisse mehr“, stimmte er zu und schloss müde die Augen. Die beiden hatten nicht mitbekommen, dass Frau Hayashi den letzten Teil ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. Erst jetzt machte sie sich bemerkbar, trat vollends ins Zimmer und ging zum Bett, wobei ihr Sohn nur schwerfällig die Lider hob. „Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt gehen, damit du dich ausruhen kann“, entschied sie und strich durch seine Haare. Toshi stimmte dem zu, doch als er sich von Yoshiki lösen wollte, hielt dieser ihn fest. „Bitte bleib… ich will nicht wieder alleine im Krankenhaus sein…“ „Okay“, stimmte er zu und streichelte über den Rücken des Jüngeren, der schon wieder die Augen geschlossen hatte. „Schlaft gut, ihr beiden“, verabschiedete sich Frau Hayashi und schloss leise die Tür hinter sich. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Real an diesem Kapitel ist, dass Yoshiki seine Schilddrüsenerkrankung lange Zeit für sich behalten hat, nachdem bei den Voruntersuchungen zu seiner Nacken-OP bei ihm eine vergrößerte Schilddrüse festgestellt worden war und der erste Verdacht bei Schilddrüsenkrebs gelegen hatte. Bekannt wurde es erst, als er bei der US-Tour in seinem Hotelzimmer zusammenbrach und die Security die Zimmertür gewaltsam öffnen musste. Was die Namen ihrer Mütter anbelangt, so bin ich einfach die Danksagungsliste einer DVD durchgegangen und hab einfach die weiblichen Namen bei Hayashi und Deyama genommen ^.~ Okay, dann hoffe ich mal, dass euch das Kapitel gefallen und freue mich darauf, eure Meinungen/Kommentare/Gedanken etc. zu lesen!^^ P.S.: Für das nächste Kapitel am besten schon einmal Zahnpaste und Zahnbürste bereithalten, denn da wird es zuckersüß. Tiger plushy ------------ @ Astrido: Bis zum Meeting musst du dich noch ein paar Kapitel gedulden, aber Kapitel 24 widmet sich ausschließlich dem Treffen der Band^^ @ Terra-gamy: Lange musst du nicht drauf warten, was Toshi jedoch dann zu seiner „neuen“ Stimme sagen wird, ist eine ganz andere Geschichte ^.~ @ Asmodina: Wie es mit X weitergehen wird? Im Verlauf der nächsten Kapitel ist die Band erst mal in Gefahr und wie es weitergeht……. das verrate ich noch nicht ^.~ @ LunaLee: Schwanger würdest du sagen? Nun, ihm ist schlecht, er frisst wie ein Scheunendrescher, Stimmungsschwankungen etc. Man könnte es glatt meinen – wäre er eine sie ^.~ @ all: Et voilà, das nächste Kapitel – viel Spaß dabei!!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Am nächsten Morgen standen Yoshiki und Toshi vor dem Krankenhaus, da ersterer entschieden hatte, sich selbst zu entlassen. Er war zwar weit davon entfernt, sich völlig fit zu fühlen, aber es ging ihm auch zu gut, um auch nur einen Tag länger in der Klinik zu bleiben. „Und wie kommen wir jetzt nach Hause?“, fragte der Sänger, der sich suchend umblickte. „Hattest du nicht gesagt, Kira wäre auch hier?“ „Gestern Abend war sie es… wir können ja einfach deine Mutter anrufen!“ „Damit ich schneller wieder im Krankenhausbett liege, als ich ‚We are X‘ sagen kann? Vergiss es!“ „Ich sehe aber auch nirgendwo ein Taxi herumstehen…“ „Brauchen Sie zufälligerweise eine Mitfahrgelegenheit?“, erklang hinter den beiden eine vertraut klingende Stimme. „Kira! Wo haben Sie gesteckt?“ „Kaffee holen, nachdem Sie beide mir ja keine ruhige Nacht gönnen“, entgegnete sie, deutete auf den Coffee to go in ihrer Hand und ging dann in Richtung Parkplatz. „Wo wollen Sie hin?“ „Zum Auto? Und wenn Sie mit wollen, dann sollten Sie besser kommen!“, erwiderte sie, woraufhin sich die beiden Musiker auch sofort in Bewegung setzten. Relativ schnell erreichten sie den Wagen, der noch genau da stand, wo sie ihn am Abend zuvor abgestellt hatte und nachdem sich Yoshiki und Toshi schließlich geeinigt hatten, wer wo saßen, konnte es auch endlich losgehen. „Was ist eigentlich aus… Sie wissen schon wem… geworden?“, hakte der Pianist nach, nachdem sie sich auf der Hauptstraße befanden. „Je weniger Sie wissen, desto besser“, war die einsilbige Antwort, die er erhielt und er kannte Kira lange genug, um zu wissen, dass er mehr auch nicht in Erfahrung bringen würde. Aber vielleicht war es auch ganz gut so – solange Masaya die Message bekam, interessierten ihn die Details nicht wirklich. Eine halbe Stunde später waren die beiden bei Yoshikis Elternhaus abgesetzt worden und da natürlich keiner einen Schlüssel dabei hatte, blieb nur Klingeln übrig. Nach dem dritten Schellen wurde die Tür auch schon aufgerissen und Frau Hayashi starrte ihren Sohn nur erschrocken an, der sich an ihr vorbei ins Haus schob. „Yoshiki, was tust du hier?!“ „Schuhe ausziehen“, erklärte der Angesprochene, der gerade die Sneaker, die seine Mutter am Abend zuvor noch mitgenommen hatte, von den Füßen kickte. „Solltest du nicht im Krankenhaus sein?“, wollte sie besorgt wissen und schloss die Tür hinter Toshi, nachdem der ebenfalls den Flur betreten hatte. „Theoretisch ja, praktisch fühl ich mich zu gut dafür und kann auch daheim im Bett herumliegen“, entgegnete Yoshiki und lief auch schnurstraks die Treppe nach oben, wobei ihm sein bester Freund folgte, nachdem sich dieser ebenfalls seiner Schuhe entledigt hatte. Oben angekommen schälte sich der Drummer aus den Klamotten, die er trug und krabbelte nur mit schwarzen Briefs bekleidet unter die warme Bettdecke. Zwar spürte er von der Anaphylaxie keine Nachwirkungen mehr und was immer man ihm im Krankenhaus gegen die Erkältung gegeben hatte, schien auch Wunder bewirkt zu haben, da das Fieber weg war und er allgemein die Symptome weniger stark wahrnahm, doch das änderte nichts daran, dass sein Körper äußerst geschwächt war und nach Ruhe verlangte. Er hatte sich noch gar nicht richtig in die Decke eingemummelt, da war er auch schon eingeschlafen, was Toshi nur den Kopf schütteln ließ. Der Jüngere musste schon wirklich äußert groggy sein, wenn er sich so schnell und vor allem freiwillig hinlegte, um sich auszuruhen. Er zupfte die Decke zurecht, schnappte sich aus dem Bücherregal einen alten Manga und setzte sich neben den Blonden aufs Bett, wobei dieser sich im Schlaf automatisch zu ihm drehte und seine Nähe suchte. „Alter Schmusekater…“, dachte der Sänger nur lächelnd und strich einmal sanft durch die gebleichten Haare, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Comic in seiner Hand zuwandte. Es dauerte jedoch nicht lange und die Tür öffnete sich. Yoshikis Mutter steckte den Kopf herein und wollte eigentlich etwas sagen, entschied sich aber, ruhig zu sein, als sie sah, dass ihr Sohn tief und fest schlief. „Er ist so ein unverbesserlicher, sturer Esel“, seufzte sie leise, nachdem sie hereingekommen war und sich ans Bettende gesetzt hatte. Toshi nickte nur zustimmend, da es eigentlich den Nagel auf den Kopf traf. „Weißt du… ich habe gestern Abend zufällig mitbekommen, wie er dir alles über die Schilddrüsengeschichte erzählt hat…“ Der Sänger blickte auf und sah sie abwartend an. „Zu wissen, dass er das alles alleine durchgestanden hat… dass er sich niemanden anvertraut hat… all die Zeit in Angst und Sorge, all die Ungewissheit… und mir ist nicht einmal aufgefallen, dass etwas nicht mit ihm gestimmt hat, als ich im August bei ihm gewesen war…“ An ihrer Stimme war deutlich herauszuhören, dass ihr die Angelegenheit nahe ging, sodass Toshi letztendlich auch zu ihr rutschte und sie einfach in den Arm nahm, wofür sie ihn dankbar drückte. „Ich bin froh, dass er sich jetzt wenigstens dir geöffnet hat, wenn er schon keine Anstalten macht, mit mir darüber zu sprechen…“ Seufzend löste sie sich von ihm und strich zärtlich über die Decke, unter der man schwach die Umrisse von Yoshikis Beinen ausmachen konnte. „Versprich mir, dass du gut auf ihn aufpasst, Toshimitsu.“ Dieser nickte nur und lächelte sie an, woraufhin sie wieder aufstand und das Zimmer verließ, während sich der Sänger erneut seinem Manga widmete. Nach einiger Zeit wurde es ihm jedoch auf dem Bett zu unbequem, was zum Teil daran lag, dass sich der andere extrem ausgebreitet hatte. So wanderte er zum Schreibtischstuhl aus, doch es dauerte nicht lange und der Pianist fing an, im Schlaf unruhig zu werden und sich hin und her zu wälzen. Ein paar Minuten beobachtete Toshi es, doch als es nicht aufhörte und er im Traum immer wieder den Namen seines Vaters aussprach, ging er wieder zu ihm und setzte sich aufs Bett. Beruhigend strich er über Yoshikis Kopf, der daraufhin wieder ruhiger wurde und sich wie vorhin instinktiv in seine Richtung drehte. Der Ältere legte sich zu ihm und hielt ihn im Arm, bis er erneut friedlich schlief und lediglich ab und an leise schmatzte. Nachdem der offensichtlich schlechte Traum vorbei war, löste sich Toshi vorsichtig von ihm und kehrte zum Schreibtisch zurück, um weiter zu lesen. Doch er hatte das nächste Kapitel noch gar nicht abgeschlossen, da ging das Ganze von vorne los – diesmal jedoch mit hide. Und wie beim letzten Mal wurde es augenblicklich besser, sobald er die Nähe von jemandem spürte und sich an jemanden kuscheln konnte. „Verdammst du mich jetzt dazu, die ganze Zeit hier zu liegen, nur damit du nicht von Alpträumen geplagt wirst?“ Lautlos seufzend ergab sich der Sänger vorerst seinem Schicksal, ein lebendiges Plüschtier zu mimen, überlegte aber, ob es nicht noch andere Alternativen gab. Denn theoretisch könnte er die Zeit, in der Yoshiki schlief, produktiv nutzen und an den Songs, die er im Kopf hatte, feilen, aber das ging nicht wirklich, wenn man eine 50 bis 60 Kilogramm schwere Klette an sich zu kleben hatte, die einen praktisch bewegungsunfähig machte. Nachdem er ein paar Minuten dagelegen und nachgedacht hatte, hatte er die perfekte Lösung gefunden, sodass er sich ganz vorsichtig von seinem besten Freund löste, damit dieser nicht aufwachte. Zur Umsetzung seines Planes würde er allerdings für eine Stunde oder so weg müssen, doch da musste der andere nun durch. Rasch schrieb er eine kurze Nachricht, die er auf den Nachttisch legte, schnappte sich seinen Geldbeutel und ging nach unten. Aus der Küche konnte er neben der Stimme von Yoshikis Mutter auch die seiner eigenen hören und er fragte sich, wann sie wohl gekommen war – er hatte schließlich nichts mitbekommen – und was sie wollte. Obwohl… eigentlich konnte er sich denken, warum sie hier war: sie wollte mit ihm sprechen, nachdem der Versuch gestern dank eines gewissen Drummers nicht so recht geklappt hatte. Im Moment hatte Toshi jedoch andere Dinge im Kopf, als sich mit seiner leiblichen Familie auseinanderzusetzen. Die letzten Wochen hatten viel mehr das bestätigt, was er früher, vor vielen, vielen Jahren immer gefühlt hatte: Yoshiki war seine Familie! So leise wie möglich schlüpfte er in seine Schuhe und seine Jacke, steckte noch rasch den Schlüssel ein, nur um gleich darauf aus dem Haus zu schleichen. Am Bordsteinrand blieb er zögernd stehen und blickte vorsichtig nach links und nach rechts. Gestern hatte er das auch getan und gedacht, alles wäre in Ordnung, nur um wenige Sekunden später fast als Kühlerfigur zu enden. „Taxi gefällig?“ Überraschte drehte sich Toshi zur Seite und strahlte dann Kira an. Auch wenn sie eine Yakuza war, irgendwie hatte er sie lieb gewonnen, auch wenn es ihm schwerfiel, über die Tatsache hinweg zu blicken, dass sie auf Kommando jederzeit töten würde. Er nickte und so bedeutete sie ihm, ihr zum Auto zu folgen, das in einer schmalen Nebenstraße stand. „Wo soll es hingehen?“ Toshi wollte aus der Hosentasche sein Handy angeln, als ihm einfiel, dass das bei Yoshiki lag und der Akku immer noch leer war. Kommentarlos reichte Kira ihm ihres und hatte dabei schon das E-Mailprogramm geöffnet. „LOC City, bitte.“ Dies war ein großes Einkaufscenter, in dem er hoffentlich finden würde, was er suchte. Nachdem Kira gelesen hatte, wohin er wollte, startete sie den Wagen und fuhr los. „Wie geht es eigentlich Yoshiki?“, wollte sie wissen und blickte kurz zu Toshi, der ihr per Zeichensprache zu verstehen gab, dass er schlief. „Er sah vorhin recht KO aus“, sagte sie mehr zu sich als zu ihm, „kommt davon, wenn er nie hören kann und partout fünf gerade sein lassen will!“ Angesichts dieser Aussage kam der Sänger nicht umhin sich zu wundern, wie weit die „Beziehung“ zwischen den beiden zurückging. „Woher kennt Yoshiki Sie eigentlich?“ Als sie an einer Ampel standen, hielt er ihr das Handy hin, damit sie lesen konnte, was er getippt hatte, während ihre Aufmerksamkeit dem Straßenverkehr gegolten hatte. „Yoshiki und ich? Das ist eine lange Geschichte… und nicht unbedingt gut für sein Ego“, lachte sie und fuhr an, als es auf grün schaltete. „Dass wir uns das erste Mal getroffen haben, war in den 80ern gewesen, als es schon die ‚YOSHIKI-Verbotsschilder‘ an den Bars gegeben hat. Eine davon stand unter dem Schutz meines Clans und mein Vater und mein Bruder hatten mich mitgenommen, damit ich lernte, wie das Geschäft lief. Ich war damals vielleicht 17 oder so… Yoshiki war schon ziemlich angetrunken gewesen, als er in unsere Bar wollte und an mir hängen blieb. Er hat zunächst gar nicht geschnallt, dass er sich da mit einer Frau anlegte und eine Schlägerei anzettelte.“ Toshi verdrehte nur die Augen, als er daran zurückdachte, wie oft sie das Temperament des Jüngeren damals in Schwierigkeiten gebracht hatte. Er war wie ein Vulkan gewesen, der jederzeit hatte ausbrechen können. Wenn er so darüber nachdachte… eigentlich war er es immer noch! „Um sein Ego nicht allzu sehr anzukratzen, sagen wir einfach, dass er letztendlich verloren hat und es ihn ziemlich gewurmt hat, vor allem, als er am Ende hatte feststellen müssen, dass es eine Frau gewesen war, die ihn zu Boden hat gehen lassen“, erzählte Kira und grinste kurz zu Toshi, der sich nur zu gut vorstellen konnte, welchen Kratzer das bei seinem besten Freund hatte hinterlassen müssen. „Danach habe ich ihn lange nicht mehr gesehen… ein Jahr später oder so sind wir uns erneut in einer Bar über den Weg gelaufen – diesmal ohne Schlägerei. Er hat mich wiedererkannt, sich entschuldigt, dass er sich damals mit mir geprügelt hat und irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen. In darauffolgender Zeit sind wir uns immer wieder mal begegnet, haben zusammen getrunken, gequatscht und irgendwie wurde Freundschaft daraus… und irgendwann wurde daraus mehr…“ Den letzten Teil hatte sie ziemlich leise ausgesprochen, doch Toshi hatte ihn trotz allem gehört und ließ ihn mehr als überrascht zu ihr blicken, doch Kira ignorierte dies und blickte stattdessen auf die Fahrbahn vor sich. „Zu dem Zeitpunkt hatte er Extasy schon, aber er kannte sich in der ganzen Materie nicht wirklich aus. Geschäfte führen und all das waren Dinge, die ihm fremd waren. Er hat mir des Öfteren von den Problemen erzählt und da ich in der Zwischenzeit schon etliche Dinge über solche Angelegenheiten von den anderen Clanmitgliedern gelernt hatte, habe ich ihm ab und an Ratschläge gegeben… zu dem Zeitpunkt wusste er aber nicht, wer ich wirklich war und ich hatte auch nie vor es ihm zu sagen, doch irgendwann muss er es von selbst herausgefunden haben. Ende der 80er, als es mit X steil bergauf ging, hat er mich eines Tages plötzlich angerufen und gefragt, ob ich zu ihm kommen könnte. Wir haben uns getroffen und er wollte wissen, ob es stimmte, dass ich eine Yakuza sei… ich schätze, nach all den Jahren hat er nur noch eins und eins zusammen zählen müssen. Mit dem steigenden Erfolg von X hatten die Reporter angefangen, alle möglichen Stories auszukramen - etwas das er verhindern wollte. Er fragte, ob ich das tun könne und wie viel es ihn kosten würde. Ich antwortete, dass ich es an meinen Vater weitergeben würde und dass es ihn dieses eine Mal nichts weiter als unsere Beziehung kosten würde, da ich mir grundsätzlich nicht mit meinen Geschäftspartnern das Bett teile… seitdem ist die einzige Beziehung, die wir haben, eine geschäftliche und nichts weiter“, endete Kira, als sie auf den Parkplatz von LOC City fuhr und den Wagen abstellte. Kommentarlos nahm sie von Toshi ihr Handy wieder entgegen und stieg aus, während der Sänger ihr nach kurzem Zögern folgte, da er gedanklich das soeben erfahrene verarbeitete. Er konnte sich nicht entsinnen, dass Yoshiki zu jener Zeit eine feste Freundin gehabt hatte… zumindest hatte er nie etwas in der Richtung verlauten lassen… Wenig später stand X JAPANs Sänger in einem riesengroßen Laden, der nur eine einzige Produktkategorie anbot: Kinderspielzeug! Nachdem er sich orientiert hatte, steuerte er zielstrebig zu den Kuscheltieren und suchte dann nach etwas, das in etwa seinen Vorstellungen nahe kam. Kira entschied lieber gar nicht erst nachzufragen, was sie in der Plüschtierabteilung machten, und beschränkte sich darauf, ihre Umgebung im Auge zu haben. Nach einigem hin und her hatte Toshi schließlich etwas gefunden: es war circa 180cm groß, kuschelweich, weiß mit schwarzen Streifen, hatte eine rosa Stupsnase und babyblaue Kulleraugen. Er trug nichts anderes als einen großen Plüschtiger zur Kasse! Eine gute Stunde später schlich der Sänger wieder ins Elternhaus seines besten Freundes und schaffte es, ohne entdeckt zu werden, nach oben in dessen altes Kinderzimmer. Zwar schlief Yoshiki noch, doch war es ein ziemlich unruhiger Schlaf, da die Decke auf dem Boden lag. Den Kopf schüttelnd entfernte Toshi rasch das Preisschild von dem Tiger und legte ihn dann neben den anderen aufs Bett. Vorsichtig nahm er eine Hand von ihm und legte sie auf das Kuscheltier, was letztendlich dazu führte, dass der Jüngere sich daran schmiegte und augenblicklich ruhiger wurde. „Süß!“ Grinsend schnappte sich der Ältere Yoshiki iPhone, das auf dem Nachttisch lag und machte davon ein Bild, welches er anschließend auf sein Handy schickte. Man wusste ja nie, wozu man solch ein Material noch mal gebrauchen konnte! Nachdem er es zurückgelegt hatte, hob er die Bettdecke auf und breitete sie über seinen schlafenden Freund aus. Da dieser noch immer keine Anstalten machte, aufzuwachen, wandte sich Toshi wieder dem angefangenen Manga zu, suchte zuvor aber noch das Ladekabel für sein Mobiltelefon, um den Akku wieder aufzuladen. Yoshiki hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte – alles was er wusste, war, dass er wie üblich die seltsamsten Sachen geträumt hatte – als er schließlich schlaftrunken die Lider einen kleinen Spalt öffnete und sich wohlig seufzend näher an seine Wärmequelle kuschelte, die so schön weich und pelzig war. Er würde Toshi definitiv einen Personal Trainer besorgen müssen – so weich wie der war, hatte der ja keinen einzigen, trainierten Muskel mehr! Und in einen Beauty Salon musste er auch – so haarig konnte er ihn schlecht auf die Bühne schicken! Aber das hatte noch Zeit… im Augenblick genoss er vielmehr die Nähe des anderen. Er schlang beide Arme um den Oberkörper des anderen, damit der auch ja da blieb, wo er war, quiekte aber im nächsten Moment erschrocken auf, als er beim Zudrücken auf keinerlei Widerstand von Knochen gestoßen war. Seit wann war Toshi knochenlos?! Alarmiert riss er die Augen ganz auf und starrte auf einen großen, weißen Plüschtiger. „Wie ist aus dir denn ein Kuscheltier geworden, Tocchi??“ Keine Sekunde später hatte er aber auch schon die Erklärung dafür gefunden. „Wahrscheinlich bin ich noch gar nicht wach und das ist nur ein ähnlich verrückter Traum, wie der mit dem Reismonster, nur dass du jetzt ein Plüschtier bist…“, überlegte Yoshiki und kuschelte sich wieder an den Tiger. „Soll mir auch recht sein… bist ja wenigstens schön weich!“ Er hatte erneut die Augen geschlossen, als ihn zielsicher ein Manga am Kopf traf. „Au, was soll das?!“, zeterte der Pianist, öffnete die Lider, während er sich ächzend aufsetzte und erblickte seinen besten Freund. „Tosh? Warum gibt’s dich jetzt zweimal?“, wollte er verwirrt wissen und drückte das Kuscheltier an sich. Bevor der Sänger antworten konnte, fuhr der andere aber auch schon fort, „ich hab‘s: eine böse Hexe hat dich geteilt – der gute Teil von dir wurde in einen Plüschtiger verwandelt und der böse Teil von dir bewirft mich jetzt mit Büchern. Hab ich Recht? Nur damit du es weißt… ich hab echt keinen Bock auf so einen Quatsch, also hau ab, ist ja schließlich mein Traum!“ „Du bist hellwach!“ „Nein, ich schlafe!“ Im nächsten Augenblick zwickte Toshi ihn einfach kurz in die Wange. „Au, wofür war das?!“ „Damit du kapierst, dass du wach bist.“ „Ich bin wach?“ „Ja, schon seit ein paar Minuten.“ „Du bist nicht zu einem Plüschtiger geworden?“ „Nein…“ „Aber wenn ich wach bin, warum ist er dann noch immer hier?“ „Weil er echt ist?“ „Echt?“ „Echt wie in: Toshi ist zu LOC in die Spielzeugabteilung gegangen und hat das Viech gekauft, damit du ruhig schläfst!“ „Du hast Tocchan gekauft?“ „Wer ist Tocchan?“ „Na der Tiger! Tora kann ich ihn schließlich nicht nennen, weil so schon der Tiger heißt, den mir Papa als Kind gekauft hat. Und mit Tocchan weiß ich immer, dass er von dir ist – Tocchan von Tocchi!“ „…“ Es gab Momente, da war es besser, gar nicht erst zu versuchen, Sinn in dem zu finden, was Yoshiki von sich gab. Keine Minute später hatte der Sänger ihn auch schon an sich kleben, wobei er Arme und Beine um ihn geschlungen hatte. Zeitgleich mit dem Dankeschön des Pianisten klopfte es an der Tür und Frau Hayashi steckte den Kopf herein. „Yoshiki, zieh dir gefälligst etwas drüber, ansonsten holst du dir gleich die nächste Erkältung!“ „Toshi ist doch warm…“, entgegnete der Drummer, rutschte aber dennoch von dem Sänger, krabbelte wieder unter die Decke und zog Tocchan zu sich. Unterdessen wanderte der Blick seiner Mutter von ihm zu dem Tiger, anschließend zu Toshi und dann wieder zurück zu ihm. „Hatte ich vorhin doch richtig gehört, dass du dich aus dem Haus geschlichen hast, Toshimitsu.“ Überrascht sah er sie an. Hatte sie ihn etwa doch gehört, obwohl er so leise gewesen war? „Jetzt schau nicht so! Was glaubst du, woher mein Sohn seine Ohren hat?“ „Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig es war, sich als Teenager nachts außer Haus zu schleichen, ohne, dass sie was mitbekommen hat!“, pflichtete Yoshiki dem bei. „Ich werde euch dann mal das Mittagessen hochbringen“, beendete Frau Hayashi die Unterhaltung und verschwand nach unten, nur um Minuten später mit zwei dampfenden Schüsseln, voll mit Yoshikis Lieblingsramen, zurückzukommen. Während und auch nach dem Essen redeten die beiden über Gott und die Welt, alberten herum und genossen die Zeit, in der sie sich keine Sorgen um Presse und dergleichen hatten machen müssen. In gewisser Weise war Tateyama ihr Zufluchtsort, wo sie noch immer die beiden Jungen waren, die schon als Kinder nichts anderes hatten werden wollen als Rockstars. „Ne Toshi, kannst du nochmal versuchen, die Laute von dir zu geben, so wie gestern Abend?“, bat Yoshiki irgendwann schließlich. „Da war nichts!“ „Mama hat es aber auch gehört!“ „Hast du seitdem noch mal irgendwelche Töne wahrgenommen?“ „Nein, aber vielleicht musst du mehr machen, als einfach nur deine Lippen bewegen…!“ „Inwiefern?“ „Schreien, zum Beispiel!“ „Schreien?“ „Ja, richtig laut, sodass man es bis Tokyo hört“, entgegnete Yoshiki und machte es im nächsten Moment einfach selbst vor, nachdem Toshi ihn mehr als skeptisch angesehen hatte. Dies sorgte jedoch nur dafür, dass wenige Sekunden später ihre beiden Mütter ins Zimmer kamen und wissen wollten, ob alles in Ordnung ist. „Kann man nicht einmal in Ruhe schreien?“, konterte der Drummer schulterzuckend und blickte dann zu Toshi, damit der dies nun tat. „Schön, ich mach es, aber nur um dir zu beweisen, dass da nichts ist!“ Er holte tief Luft und begann zu schreien – am Anfang war nichts zu hören, aber plötzlich kamen aus seinem Mund dieselben Kehllaute, die Yoshiki am Abend zuvor schon gehört hatte. Als Toshi sie jedoch wahrnahm, hörte er augenblicklich auf, da sie seiner Meinung nach grauenhaft klangen – das war nichts im Vergleich zu seiner sonst so kristallklaren Stimme. Wenn er von nun an so klingen würde, dann war er lieber für immer stumm! „Hey, warum hast du aufgehört, das hat doch gutgeklungen?!“ „Gutgeklungen?! Bist du taub?!“ „Okay, ich gebe zu, für Balladen ist das nicht sonderlich gut geeignet, aber für wirkliches heavy Heavy Metal wäre das schon einmal ein Anfang.“ „Vergiss es!!“ „Ach komm schon, Tosh – du gibst zumindest endlich wieder Töne von dir! Wir sind zwar noch weit vom Goldkehlchen entfernt, aber zumindest scheinen wir aus der Goldfischfraktion herauszukommen. Und wenn wir einen Umweg über die Goldschweinchenfraktion machen müssen, dann nehmen wir den eben mit!“ „Goldschweinchenfraktion?“ „Wildschwein-meets-brunftigen-Elch-Fraktion klingt irgendwie doof…!“ Yoshiki wollte noch etwas dazu sagen, wurde jedoch von seinem Handy unterbrochen, das angefangen hatte zu klingeln. So angelte er danach, betätige dabei jedoch gleichzeitig die Tasten „Abnehmen“ als auch „Lautsprecher“, sodass alle im Zimmer Anwesenden die Stimme seines Managers hören konnten: „Yoshiki, können Sie mir verdammt noch mal erklären, weshalb mir hier ein Schreiben von HOH vorliegt, in dem gedroht wird, dass gegen Sie eine Anzeige wegen Mordes vorliegen wird, wenn Toshi nicht innerhalb von 24 Stunden zu ihnen nach Nasu zurückkehrt?!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Tja, wieso liegt dem Manager da wohl so ein Schreiben vor? Hat Kira vielleicht nicht aufgepasst oder am Ende Yoshiki sogar verraten? Was glaubt ihr?! Und last but not least eine kurze Zusammenfassung der realen Fakten: - Die „Yoshiki-Verbotsschilder“ gab es Mitte der 80er wirklich an diversen Bars, da Yoshiki schnell mal die Einrichtung zerlegt hat oder sich geschlägert hat. -Der Reismonstertraum ist ebenfalls real. Wenn ihr auf Yoshikis Myspace durch seine Blogeinträge scrollt werdet ihre eine recht anschauliche Beschreibung finden. - Der Plüschtiger, den klein Yoshiki von seinem Vater bekommen hat, ist auch real. In seiner Autobiographie gibt es sogar ein Bild von ihm. Allerdings ist nicht bekannt, ob der Tiger heute noch existiert, bzw. ob er einen Namen hat. I'll protect you... ------------------- @ Asmodina: *lach* Wär doch langweilig, wenn HOH so schnell Ruhe geben würden und ich jetzt nur noch ca. 10 zuckersüße Kapitel im Angebot hätte ^.~ @ Astrido: Das Management Committee, das sie zu Beginn der Reunion hatten, war eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Idee dahinter war zwar gut, aber wie heißt es so schön? Viele Köche verderben den Brei! Jetzt, wo sie bei WME unter Vertrag sind, läuft es eigentlich richtig gut – für X JAPAN Verhältnisse ^.~ Man muss sich nur mal WMEs Tourplanung ansehen und dann an die des Committees zurückdenken… @ Kaoru: *lach* Ja, ich erinnere mich an die Unmengen von Links, die ich dir geschickt hab, weil ich eigentlich alle Plüschtiger süß fand. KaoKao, krieg ich auch so nen großen Plüschtiger??? Bittebittebitte!!!! Ich nenn ihn dann auch Nacchan – angelehnt an deinen richtigen Namen ^.^ @ Terra-gamy: Ich glaub, den Tiger gab es (zumindest letztes Jahr, als ich gesucht hab), bei Amazon.com. @ Yoshiki_Deyama: Tocchan ist aber auch zu niedlich! Hast du dir einen gekauft?? @ all: Okay, ursprünglich war dieses Kapitel bedeutend länger, nachdem ich es dann allerdings geteilt hatte, ist es auf diese Länge geschrumpft – heißt, dieses und das nächste Kapitel gehören eigentlich zusammen, was man auch am Titel merkt. Da ich die Woche unters Messer komm, weiß ich nicht, ob es den zweiten Teil bereits nächste Woche oder aber erst in 14 Tagen gibt… Wie auch immer: ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!^^ PS: Hier ist Tocchan in echt: http://bit.ly/kStI8p •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Wortlos starrte Yoshiki auf das Display seines iPhones, nachdem sein Manager aufgelegt hatte, während seine und Toshis Mutter sprachlos zwischen ihm und seinem besten Freund hin und her blickten. Underdessen suchte der Sänger seinen Blickkontakt, doch er hatte nicht wirklich Erfolg, da er den Kopf gesenkt hielt. Wie hatte das passieren können? Er war sich sicher, dass Kira keine Spuren hinterlassen hatte, die zu ihm führten. Masaya hatte keine Beweise, dass er es war, der dessen rechte Hand hatte umbringen lassen. Oder etwa doch? War das nur ein Bluff oder entsprach es der Wahrheit? „Toshimitsu, wo willst du hin?“ Er blickte auf, als er die Stimme von Okaa-san hörte und sah nur noch, wie der Ältere aus dem Zimmer eilte. „Toshi!“ Augenblicklich war er aufgesprungen und rannte ihm hinterher, während seine Mutter ihm hinterher rief, er solle sich etwas anziehen, schließlich lief er nur in Briefs herum. Im Eingangsbereich holte er ihn ein, da dieser sich Schuhe anziehen musste. „Wo willst du hin?“, wollte er wissen und baute sich vor ihm auf. „Nach Nasu!“ „Spinnst du? Das ist doch genau das, was die wollen!“ „Ich lasse nicht zu, dass dir meinetwegen etwas passiert“, antwortete Toshi und wollte an ihm vorbei, doch Yoshiki hielt ihn fest. „Was soll mir schon passieren?“ „Sie werden dich wegen Mordes hinrichten, das kann ich nicht zulassen!!“, entgegnete er und wehrte sich gegen den Griff des anderen. Zu seiner Überraschung kam er sogar los – Yoshiki musste wirklich noch geschwächt sein, ansonsten wäre das nicht so leicht gewesen. Aber im Augenblick war das nicht wichtig. Er musste zurück zu HOH, aber nicht unbedingt weil er es wollte, sondern um seinem besten Freund zu helfen, der ihm in der Vergangenheit schon so oft aus der Patsche geholfen hatte und der nur wegen ihm nun in dieser Situation war. „Toshi!“ Er packte erneut die Hand des anderen, nachdem dieser sich losgerissen hatte, und hielt sie mit aller Kraft fest. Nur über seine Leiche würde er ihn gehen lassen! „Lass mich los, Yoshiki!“ „Nein, ich lass dich nicht zurückgehen!!“ „Ich kann nicht zulassen, dass sie dich meinetwegen umbringen! Du bist wichtiger als ich!!“, schrie er ihm ohne Stimme entgegen, dafür waren aber wieder die verhassten Gutturallaute zu hören. „Rede keinen Schwachsinn!“ Er wollte die Arme um ihn schlingen, um ihn bei sich zu behalten, doch Toshi wehrte sich dagegen. „Lass mich gehen, Yoshiki!!“ „Nein!!!“ „Yoshiki!!!“ „Nein!!!“ „Tut mir Leid…“ Damit riss sich Toshi los und verpasste seinem besten Freund einen Kinnhaken, sodass dieser nach hinten, von ihm weg taumelte. „Toshimitsu!“ „Yoshiki!“ Nur im Hintergrund nahm der Pianist die entsetzten Aufschreie ihrer Mütter wahr, da der Schlag des anderen ihn viel zu sehr überrascht hatte. Für einen Moment lehnte er gegen die Wand und berührte mit seinen Fingern seinen pochenden Unterkiefer, doch dann hatte er sich wieder gefangen und stürzte sich auf Toshi, der gerade die Haustür öffnen wollte. Er riss ihn mit sich zu Boden, wo sie um die Oberhand rangen. Sein ganzer Körper schrie danach, damit aufzuhören, weil er nicht in der Verfassung dazu war, aber das musste warten. „Lass mich gehen, Yoshiki!!“ „Nein!!!“ Es fiel ihm schwer, den anderen unter Kontrolle zu halten, sodass er schließlich schweren Herzens mit beiden Handballen und mit voller Kraft auf das Brustbein des Älteren schlug. Diesem blieb dadurch für ein paar Sekunden die Luft zum Atmen weg, was Yoshiki ausnutzte, indem er aufsprang, Toshi hochzog und ihn, mit dem Unterarm gegen dessen Kehle gedrückt, gegen die nächste Wand pinnte. „Ich lass dich nicht gehen – nicht noch einmal!“, schrie er ihn an und verfluchte seine Stimme dafür, dass sie plötzlich so tränenbelegt klang. „Yoshiki…“ „Ich lass nicht zu, dass du mich auch noch verlässt!!“ „Ich kann nicht zulassen, dass sie dich hinrichten!!“, entgegnete Toshi und versuchte den Jüngeren wegzuschubsen, doch da er sich selbst die Luft abschneiden würde, wenn er sich zu sehr wehrte, waren seine Möglichkeiten limitiert. „Und ich kann nicht zulassen, dass sie dich zugrunde richten!!“ „Lass mich gehen!!“ „Nein!!!“ „Ich muss dich beschützen!!“ Endlich schaffte er es, von Yoshiki loszukommen, doch gleich darauf hielt dieser ihn am Handgelenk fest – und das mit einer Kraft, dass er spürte, wie die kurzgeschnittenen Fingernägel des Pianisten sich in seine Haut bohrten. „Ich kann auf mich selbst aufpassen!!“, entgegnete der Drummer und spürte, wie sein Körper nach all der Anstrengung der letzten Minuten in einen Streik trat und alles um ihn herum schwarz wurde. Bevor Dunkelheit ihn einlullte, nahm er seine letzte Kraft zusammen und hielt weiterhin an Toshis Hand fest, während sein Körper zu Boden sank. „Yoshiki!!“ Der Sänger fing ihn auf und ging in die Knie, um ihn hinzulegen, was aber gar nicht so einfach war, da der andere sein Handgelenk einfach nicht freigeben wollte. Ihre Mütter waren auch sofort zur Stelle und versuchten unter anderem, ihn von dem Klammergriff freizubekommen, doch egal wie sehr sie an Yoshikis Finger auch zogen, selbst ohnmächtig war er nicht gewillt, seinen besten Freund gehen zu lassen. „Idiot, was musstest du dich auch so verausgaben? Du bist doch noch immer von gestern geschwächt und die Schilddrüsengeschichte macht dich nicht stärker. Warum hast du mich nicht einfach gehen lassen?!“ Er hatte über die Wange des Jüngeren mit seiner freien Hand gestrichen, während er lautlos auf ihn eingeredet hatte. „Weil du zu wichtig bist, Tocchi“, antwortete Yoshiki leise auf die letzte Frage, die er gesehen hatte, da er relativ schnell wieder zu sich gekommen war und schwerfällig die Augen geöffnet hatte. „Yoshiki, wie fühlst du dich?!“, nahm er die Stimme seiner Mutter wahr, doch er ignorierte sie. Stattdessen ließ er Toshis Hand los, drehte sich aber gleichzeitig so, dass er beide Arme um dessen Hüfte schlingen konnte. „Jetzt kannst du mich nicht mehr alleine lassen!!“ „Yocchan…“ „Und wenn du mich beschützen willst, dann musst du bei mir bleiben, weil du ja gerade gesehen hast, dass ich das alleine nicht kann und…“ Er unterbrach sich selbst, als der andere scheinbar mühelos seine Hände von sich löste und ein wenig von ihm wegrutschte. „Geh nicht, Tocchi!“, flehte er. Ein weiteres Mal konnte er seinen besten Freund nicht verlieren - er brauchte ihn doch wie die Luft zum Atmen. Wer sollte sonst dafür sorgen, dass er nicht den Boden unter den Füßen verlor? Wer sonst sollte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen holen, wenn er einmal wieder in anderen Sphären schwebte? Welch andere Person verstand ihn so gut wie Toshi? Welch andere Person akzeptierte ihn mit all seinen Macken so anstandslos wie Toshi? „Komm wieder runter“, entgegnete dieser, lächelte ihn sanft an und legte einen Arm um seinen Rücken und den anderen unter seine Knie, um dann gemeinsam mit ihm aufzustehen und ihn die Treppen hochzutragen. „Du gehst nicht?“, fragte Yoshiki leise und legte einen Arm um Toshis Hals, während er seinen Kopf gegen dessen Schulter lehnte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er spürte, wie der andere verneinend den Kopf schüttelte. Oben im alten Kinderzimmer angekommen, wurde er auf dem Bett abgesetzt und Toshi zog die Decke unter ihm hervor, um sie über ihm auszubreiten. Zwar hieß er die Wärme willkommen, weil es mit der Zeit doch etwas kalt geworden war, aber er ließ seinen besten Freund dabei nicht aus den Augen. Nur am Rande bekam er mit, wie ihre Mütter ihnen besorgt gefolgt waren und seine eigene wissen wollte, wie es ihm ginge. Soviel also dazu, ihr keine weiteren Sorgen mehr zu bereiten! Unterdessen hatte sich Toshi schnell Yoshikis Handy geschnappt, tippte darauf, dass ihre Mütter doch bitte irgendetwas Zuckerhaltiges bringen sollten und zeigte ihnen das Display. Wie erwartet wuselten sie auch sofort los und er setzte sich zu seinem besten Freund, der augenblicklich zu ihm rutschte und sich an ihn lehnte. Lautlos seufzend drückte er ihn an sich und strich über den nackten Rücken. Wenn er die Dinge, die ihm Yoshiki über die Schilddrüsenüberfunktion erklärt hatte, richtig verstanden hatte, dann hatte sich sein Stoffwechsel deutlich erhöht, was nichts Anderes bedeutete, als dass er deutlich mehr Energie verbrannte. Zog man dann in Betracht, dass der Blonde das Frühstück im Krankenhaus ausgelassen hatte, um schneller herauszukönnen, und das Mittagessen somit die erste kohlenhydrathaltige Mahlzeit gewesen war, die er zu sich genommen hatte, war es nicht verwunderlich, dass sein Körper vorhin dann einfach abgeschaltet hatten. Somit konnte Zucker in rauen Mengen sicherlich nicht schaden! „Bitte geh nicht, Tocchi…“, flüsterte der Pianist und schloss erschöpft die Augen für einen Augenblick. Als Antwort legte dieser einfach nur sein Kinn auf den Kopf des anderen. Wie konnte er jetzt noch gehen? „Und nun?“, fragte er, als er schließlich wieder die Lider öffnete und ihn ansah. „Ich werde mit Kira sprechen. Sie wird das regeln! Aber du darfst auf keinen Fall zu denen zurück, Toshi, das ist nur Teil ihres Psychoterrors. Erst haben sie dich verfolgt, sind in deine Wohnung eingedrungen, dann haben sie versucht dich umzubringen und als sie gemerkt haben, dass das nichts bringt, haben sie eben beschlossen, mich zu bedrohen, um dich zum Zurückgehen zu bewegen.“ „Ich will nicht, dass sie dir irgendetwas antun…!“ „Solange wir zusammenhalten, sind wir stärker als sie!“ Nachdem Yoshiki wenig später sicherlich eine ganze Flasche an Traubensaft getrunken hatte und sich durch die Obstvorräte gefuttert hatte – alles schnelle Kohlenhydrate, die sein Körper innerhalb kürzester Zeit in wertvolle Energie umwandeln konnte – telefonierte er mit Kira, die von den jüngsten Entwicklungen nicht minder überrascht war, jedoch sofort versprach, dafür zu sorgen, dass Yoshiki mit dem Kopf im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus der Schlinge kommen würde. Überdies gab sie ihm die Nummer eines Anwaltes, den er kontaktieren und der ihn beraten sollte. Zu seiner Überraschung kannte er diesen bereits und nachdem er mit dessen Arbeit bisher immer zufrieden war, zögerte er auch keine Sekunde, bei diesem anzurufen. Diesem erklärte er kurz, was sich zugetragen hatte und beriet sich mit ihm, wie man weiter vorgehen sollte. „Und was hat er gesagt?“, wollte Toshi ungeduldig wissen, nachdem Yoshiki aufgelegt hatte. „Wir werden nichts tun.“ „Was?“ „HOH wird aller Wahrscheinlichkeit nach nur bluffen, schließlich haben sie keine Beweise, wer dahinter steckt. Sie werden es ahnen – klar - aber das ist vor Gericht kein Beweismittel.“ „Und wenn sie nicht bluffen?“ „Dann gibt es zwei Möglichkeiten…“ „Die wären?“ „Wenn es ein Richter ist, den Kira, beziehungsweise ihr Vater kennt, werde ich mich freikaufen können…“ „Und die andere?“ „Es auf eine Verhandlung ankommen lassen und mit so viel belastendem Material wie möglich gegen HOH und Masaya kommen, dass sie selbst so tief in der Tinte sitzen werden, dass sie die Klage lieber zurückziehen, um ihren eigenen Arsch zu retten.“ „Mir gefällt keine der Möglichkeiten“, meldete sich Yoshikis Mutter, die bisher schweigend dabei gesessen hatte, zu Wort. „Das klingt alles gefährlich“, fügte Toshis hinzu. „Wenn ich zurückginge…“ „Nein!“, schnitt Yoshiki seinem besten Freund das Wort ab und schlang die Arme um ihn. Den restlichen Tag verbrachten die beiden zusammen und wichen einander nicht von der Seite. Wer wusste, wie lange sie einander noch hatten. Toshis Mutter hatte eigentlich das Gespräch vom Vortag mit ihm fortsetzen wollen, doch sie erkannte, dass ihr Sohn im Augenblick nur eine Familie im Kopf hatte und das war Yoshiki. So verabschiedete sie sich am Abend und bat ihre beste Freundin, sie auf dem Laufenden zu halten und sich bei ihr zu melden sollte etwas sein. Beide Musiker gingen relativ früh ins Bett, da der Tag und der zuvor seine Spuren bei ihnen hinterlassen hatte, doch während der Sänger sehr schnell eingeschlafen war, konnte Yoshiki nicht zur Ruhe kommen. Zum Teil lag es daran, dass er seine Bandscheiben nur überdeutlich spürte, weil er seit dem gestrigen Abend keine Schmerzmittel mehr genommen hatte, und ihm das Atmen noch etwas schwer fiel, da durch die Erkältung, die glücklicherweise wieder am Abklingen war, seine Atemwege noch etwas verengt waren, doch hauptsächlich lag es daran, dass seine Gedanken um das kreisten, was geschehen würde. Er hatte es weder Toshi noch seiner Mutter gezeigt, doch er hatte panische Angst vor dem, was passieren würde, wenn Kira die Angelegenheit nicht innerhalb von 24 Stunden würde regeln können. Irgendwann nach Mitternacht hatte er genug davon, im Bett zu liegen und nicht schlafen zu können, sodass er vorsichtig über Toshi hinweg kletterte, sich leise anzog und aus dem Zimmer schlich – nicht jedoch, ohne diesem eine kurze Nachricht zu schreiben. Zum Glück wusste er, welche Treppenstufen knarrten, sodass er diese mied, um seine Mutter nicht aus ihrem leichten Schlaf zu reißen. Schließlich hatte er es außer Haus geschafft, schlug die Kapuze der Sweatjacke, die er trug, hoch, um sich gegen die kühle Nachtluft zu schützen und schlug dann den Weg zum Strand ein. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Hm… in dem Kapitel gibt es eigentlich kaum Fakten, die ich nicht schon in einem der früheren genannt hätte. Lediglich zwei Kleinigkeiten: - HOHs Hauptsitz war/ist in Nasu - Der Trick mit den Handballen aufs Brustbein zu schlagen funktioniert wirklich und ist für den, der den Schlag abbekommt erst einmal ziemlich unangenehm, weil man plötzlich nicht mehr richtig atmen kann. Ansonsten war alles Fiktion und ich bin schon auf eure Meinungen/Kommentare gespannt! ^.^ ... No matter what! ------------------- @ Asmodina: Ich hoffe doch nicht, ansonsten muss ich ja schließlich alles löschen ^.~ @ Astrido: Für Toshi hat seine Logik sicherlich Sinn gemacht!^^ @ Kaoru: OK, machen wir^^ Naja, es kann ja nicht immer nur gefährlich sein, also muss ein wenig Kitsch mit rein, um es aufzulocker! @ Lusica: Vielen Dank!! Geht mir aber ehrlich gesagt bei guten FFs auch immer so, dass ich alles auf einmal lesen und nicht abwarten will, bis der Autor das nächste Kapitel hochgeladen hat^^; @ LunaLee: Kannst du bitte ne Chibiversion davon zeichnen, wie du an Yoshikis Sweatjacke zerrst und er dich mitschleift??? @ Yoshiki_Deyama: Yoshiki und Vernunft schließt sich von vornherein, denke ich, aus. Außerdem, wie heißt es so schön? Einem alten Köter bringt man keine neuen Tricks mehr bei ^.~ @ all: So, während ich hier vor mich hin leide und am Verhungern bin, gibt es für euch das nächste Kapitel. Viel Spaß damit!^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war nicht einmal fünf Uhr morgens, als Toshi nach einer unruhigen Nacht aufwachte und erschrocken feststellte, dass Yoshiki nicht da war. Als er einen Blick auf den Wecker warf, fand er eine Nachricht vor: „Bin nachdenken – Yoshiki“ „Nachdenken“ konnte nur bedeuten, dass er entweder am Strand war oder aber auf dem Friedhof am Grab seines Vaters. Die Frage war, ob er ihm folgen sollte oder nicht. Es war verständlich, dass der Jüngere seine Gedanken sortieren musste, aber nach allem, was passiert war, wollte er ihn lieber in seiner Nähe wissen, sodass Toshi entschied, aufzustehen und ihn zu suchen. Sollte sich die Welt gegen sie verschworen haben, dann blieben ihnen noch neun Stunden und keine davon wollte er verschenken. Lautlos schlich sich der Sänger aus dem Haus, nachdem er sich angezogen hatte, und ging in Richtung Meer, um dort nach seinem besten Freund zu suchen. Er lief sicherlich eine Stunde lang den Strand auf und ab, fand aber keine Spur von ihm, sodass er den Weg zum Friedhof einschlug, während die Sonne bereits aufgegangen und die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet worden war. Am Ziel angekommen, ging er die kleinen, verschlungenen Pfade ab, als er schließlich Yoshikis Stimme hörte. „… ziemliche Scheiße, Papa, nicht?“ Toshi ging hinter einem Grabstein in die Hocke und lugte mit dem Kopf ums Eck. Vor dem Grab seines Vaters kniete Yoshiki, der mehrere Räucherstäbchen angezündet hatte. „Weißt du noch, als du mit mir nach Tokyo in diesen einen Erlebnispark gefahren bist, als ich sieben oder so war? Ich wollte unbedingt mal Achterbahn fahren, aber als wir dann davor standen und ich all die Loopings sah, hatte ich panische Angst… doch anstatt meine Furcht zuzugeben, habe ich versucht sie zu ignorieren und bin dann während der Fahrt ohnmächtig geworden…“ Yoshiki lachte leise auf und wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Nur zu gerne wäre Toshi aufgestanden, zu ihm gegangen und hätte ihn umarmt, doch etwas hielt ihn zurück und ließ ihn weiterhin hinter dem Grabstein kauern. „… so in etwa fühle ich mich gerade, Papa… ich hab… ich kann Tocchi und Mama nicht sagen, dass ich… Mama weiß ja nicht mal wirklich alle Einzelheiten, weil ich ihr nicht noch mehr Sorgen bereiten will… ich hab Angst, Papa… panische… ich hab Angst vor dem, was in ein paar Stunden sein wird… ich… ich weiß nicht, was ich tun soll… ich weiß, dass ich stark sein muss, aber…“ „Es ist meine Schuld! Es ist einzig und alleine meine Schuld, dass er in dieser Lage ist…“ Dem Sänger brach es das Herz, wie verloren und hilflos Yoshiki klang – es machte es auch nicht besser, dass dessen Stimme immer mehr danach klang, als würde er weinen. „… ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann… ich war so viele Wochen Tocchis Stärke, habe ihn vor allem beschützt… vor HOH, vor der Presse… ich hab immer auf ihn aufgepasst… ich kann ihn nicht auch noch verlieren, Papa… nicht nachdem du und hide schon…“ Ein Schluchzen drang an Toshis Ohren und er biss sich auf die Unterlippe, ehe er einen Entschluss fasste: die Wochen, die er mit seinem besten Freund hatte verbringen können, in denen es noch einmal so gewesen war wie früher, in denen nach und nach „Yoshiki“ und „Toshi“ „Yocchan“ und „Tocchi“ gewichen waren, waren zu schön gewesen, um wahr zu sein. Es war Zeit, dass er alle Verbindungen durchtrennte und zurückkehrte. Nicht weil er es wirklich wollte – je länger er aus dem Einflussbereich von HOH gewesen war, desto klarer hatte er ihre Machenschaften erkennen können, auch wenn sich ein Teil von ihm, aus Gründen, die er selbst nicht wirklich erklären konnte, immer noch zu ihnen hingezogen fühlte – sondern weil es die einzige Möglichkeit war, um ihn zu schützen, auch wenn es zu Beginn bedeutete, ihn zu verletzen. Dass sein bester Freund von Verlustängsten geplagt wurde, war nach 40 Jahren nichts Neues für ihn, aber nur so würde er sein Versprechen gegenüber Frau Hayashi halten können. Er konnte nicht noch länger auf Yoshikis Hilfe vertrauen, nicht wenn es ihn kaputtmachte. „… bitte fang mich auf…!“ Masaya hatte schon einmal von ihm verlangt, mit seiner Familie zu brechen und er hatte es getan. Er würde es erneut tun, nur dass es diesmal bedeutete, alle Verbindungen zu seinem Kindheitsfreund zu durchtrennen. Nach allem was er getan hatte, würde er ihm anders nicht mehr vertrauen und Yoshiki in Ruhe lassen. Lautlos stand der Sänger auf, warf einen letzten Blick auf den Jüngeren, der die Arme um sich geschlungen und den Kopf gesenkt hatte. Selbst aus der Entfernung konnte er sehen, wie dessen Schultern bebten. „Leb wohl, Yocchan!“ Er drehte sich um und lief zum Bahnhof, um von dort den erstmöglichen Bus zurück nach Tokyo zu nehmen und von dort aus dann den Zug nach Nasu. Je weiter er sich von seinem besten Freund entfernte, desto schwieriger wurde es, die Tränen zurückzuhalten, bis er sie letztendlich einfach zuließ. Während er seinem Ziel Schritt für Schritt näher kam, zog er sein aufgeladenes Handy aus der Jackentasche und schickte eine E-Mail an Heath. „Pack bitte ein paar meiner Sachen zusammen und triff mich dann am Bahnhof von Shinjuku. Genaue Uhrzeit sage ich dir noch. Toshi“ Überrascht blickte der Bassist auf, als er sein Mobiltelefon in der Hosentasche vibrieren spürte. Er und Pata hatten die ganze Nacht über an zwei Songs getüftelt und dabei völlig die Zeit vergessen. Nachdem er sein Handy aufgeklappt und die Nachricht gelesen hatte, blickte er verwirrt auf das Display. „Was ist, Kleiner?“, wollte Pata wissen, dem der Gesichtsausdruck des Jüngeren nicht entgangen war. „Toshi will, dass ich ihm ein paar Sachen zusammenpacke und ihn dann in Shinjuku treffe“, antwortete der Bassist abwesend, da er bereits eine Antwort tippte. „Ist er nicht mit Yoshiki unterwegs?“ „Keine Ahnung, was da schon wieder los ist – theoretisch sollten sie beide in Tateyama sein …!“ „Warum? Was ist los? Bist du nicht mit Yoshiki unterwegs?“ „Ich kann nicht mehr. Ich werde nach Nasu zurückkehren.“ „Nasu… Nasu… da klingelt was!“, überlegte Heath laut, nachdem er die Antwort gelesen hatte. „Ist da nicht der Hauptsitz von HOH?“, grübelte Pata. „Stimmt…! Irgendetwas läuft hier gerade gewaltig schief!“ Unterdessen war Toshi nach guten 20 Minuten am Bahnhof angekommen, musste jedoch feststellen, dass der erste Bus erst in einer Stunde fahren würde. Der nächste Zug ging dafür in einer guten Viertelstunde! Entschlossen wischte er die Tränen aus seinem Gesicht und ging dann zum Automaten, um sich ein Ticket zu kaufen. Mit der JR würde er letztendlich zwar länger unterwegs sein, aber Hauptsache, er war aus Tateyama weg, denn je länger er blieb, desto wahrscheinlicher war es, dass Yoshiki ihn finden und aufhalten würde und das konnte er nicht zulassen. „Toshi, was ist passiert? Wieso willst du zurück zu HOH?!“ Vielleicht war es falsch gewesen, Heath diese Information zu geben… „Weil Yoshiki sonst in Gefahr ist und er ist wichtiger als ich. Mein Zug fährt in 17min und ich bin in ca. 2h in Shinjuku. Sei bitte da!“ „Wieso sollte Prinzesschen in Gefahr sein?“, fragte Pata, der über Heaths Schulter gebeugt mitgelesen hatte. „Ich hab da so eine Ahnung… aber ich hoffe, dass es das nicht ist“, äußerte der Bassist leise und starrte auf die E-Mail. „Hör mal, Pata, ruf bitte Yoshiki an, sag ihm, dass Toshi am Bahnhof ist und in einer Viertelstunde einen Zug zurück nach Tokyo nehmen wird. Er muss ihn aufhalten! Ich versuch unterdessen mit Toshi zu reden!“ Der Gitarrist nickte nur, holte sein Handy und rief ihren Bandleader an, während der Bassist die Nummer ihres Sängers wählte. Pata hatte Glück und der Drummer nahm den Anruf nach ein paar Mal Anklingeln entgegen, auch wenn er irgendwie den Eindruck hatte, dass dessen Stimme verheult klang. „Hör zu, Yoshiki, Toshi will nach Nasu zu HOH zurück. Er ist in Tateyama am Bahnhof und der Zug nach Tokyo fährt in 15 Minuten.“ „Was?!“ „Er hat Heath geschrieben, dass er ihn in Shinjuku am Bahnhof treffen und ihm ein paar seiner Sachen mitbringen soll.“ „Scheiße…!“ Im nächsten Augenblick verkündete gleichmäßiges Tuten, dass Patas Gesprächspartner aufgelegt hatte. „Toshi, kannst du mir mal verraten, was der Mist soll?“ Heath war froh, dass der Ältere abgenommen hatte, auch wenn es etwas schwierig werden würde, mit ihm zu telefonieren, da er schließlich nicht reden konnte. „Egal was vorgefallen ist, ich bin mir sicher, dass es andere Möglichkeiten gibt, als die, die du jetzt wählen willst. Zu HOH zurück, das ist wie –“ Eigentlich wollte der Bassist noch mehr sagen, doch die Verbindung war plötzlich unterbrochen worden. Irritiert starrte Heath auf sein Mobiltelefon und murmelte etwas von „Yoshiki hat einen schlechten Einfluss auf ihn!“ Jener Pianist konnte nicht glauben, was Pata ihm da gesagt hatte. Toshi war am Bahnhof und wollte einfach klammheimlich abhauen, zurück zu HOH gehen, ohne ihm ein Sterbenswörtchen darüber zu sagen?! Der Gitarrist hatte etwas von einer Viertelstunde gesagt… in der Zeit schaffte er es nie im Leben nach Hause zu laufen und das Auto zu holen. Und zu Fuß waren es sicherlich auch 20 bis 25 Minuten. Wenn er rannte, dann könnte er es vielleicht schaffen, aber sein Körper war in keiner Verfassung, ihm jetzt volle Leistung zu geben… „Ach Scheiß drauf!“ Ohne weiter über die möglichen Folgen nachzudenken, rannte er los und betete gedanklich zu allen ihm bekannten Göttern, dass er seinen Freund noch aufhalten konnte. Was hatte ihn nur dazu bewegt, nun doch zu gehen? Gestern hatte er doch… und nun…! Und dann ging er einfach so sang- und klanglos! Es war gegen sieben Uhr morgens und Tateyama erwachte zum Leben. Die Leute, die auf der Straße unterwegs waren, drehten sich überrascht um, als jemand an ihnen vorbeiwetzte und mehr als einmal jemanden anrempelte. Im Lauf zog Yoshiki sein Handy aus der Tasche und warf einen kurzen Blick darauf: sieben Minuten blieben ihm noch, doch er spürte, wie er immer mehr nach Luft schnappte, anstatt gleichmäßig zu atmen. Seine Lungen brannten und sein Körper ließ nach. So sehr er sich auch dagegen wehrte, letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig als anzuhalten. Er hielt sich an einer Straßenlampe fest und rutschte daran nach unten. Keuchend saß er da und nahm so viel Sauerstoff wie irgend möglich auf, während er eine Hand gegen seine Brust presste. „Wir beide zusammen - gemeinsam sind wir unschlagbar!“ „Und was ist, wenn ich den Weg nicht mit dir bis zum Ende gehen kann?“ „Keine Geheimnisse von jetzt an mehr, ok?!“ „Ich kann nicht zulassen, dass sie dich meinetwegen umbringen! Du bist wichtiger als ich!! „Und du bist wichtiger als ich!“ , schoss es Yoshiki durch den Kopf, als er sich an der Straßenlaterne wieder nach oben zog. Er musste Toshi aufhalten, bevor dieser in den Zug gestiegen und weg war. Nach allem was gewesen war, konnte er ihn nicht gehen lassen. Es gab nur einen Platz für ihn und der war an seiner Seite! Jegliche Schwäche hinunterschluckend rannte er wieder los in Richtung Bahnhof. Es war egal, was aus ihm werden würde, solange er nur Toshi beschützen konnte. Dieser saß unterdessen auf einer Bank am Gleis, wo nicht einmal fünf Minuten später sein Zug abfahren sollte. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu den vergangenen Wochen zurück und endeten jedes Mal mit dem Bild seines besten Freundes, der zusammengekauert vor dem Grab seines Vaters saß, weinte und diesen bat, ihn zu schützen. Alles in ihm sträubte sich dagegen, nach Nasu zu fahren, denn auch wenn alles, was Masaya damals gesagt hatte, Sinn gemacht hatte, er hatte mehr und mehr angefangen die Verlogenheit hinter den Worten zu erkennen. Doch wann immer er auch die Augen schloss, sah er Yoshiki vor sich… Sein Sandkastenfreund, der bewusstlos vor Erschöpfung vom vielen Drummen am Boden lag und sich nicht regte. Sein bester Freund aus Kindheitstagen, der sich weinend an ihn klammerte und nicht gewillt war, ihn wie seinen Vater, hide und so viele andere ebenfalls gehen zu lassen. Yoshiki, der ihn wegen eines einfachen Plüschtigers wie ein kleines Kind mit strahlenden Augen anlächelte und ihm in die Arme sprang. „Und mit Tocchan weiß ich immer, dass er von dir ist – Tocchan von Tocchi!“ Auch wenn sie schon seit gut drei Jahren wieder miteinander sprachen, erst in den letzten Wochen hatte es sich wieder wie früher angefühlt – nicht wie in den 90ern sondern wie in den 70ern und 80ern. Doch egal wie viel ihm dies bedeutete, er musste es aufgeben, um Yoshiki zu beschützen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Fans und nicht zuletzt für Okaa-san. Sie hatte schon ihren Ehemann verloren und ihr Leben lang in Sorge um ihren Ältesten gelebt – er konnte ihn ihr nicht nehmen! Und die Fans… hide und Yoshiki waren schon immer ihre besonderen Lieblinge gewesen. Ersteren hatten sie schon zu Grabe getragen, er musste sicher gehen, dass sie wenigstens letzteren noch hatten! Eine Durchsage kündigte die Ankunft des Zuges an und Toshi holte rasch sein Handy aus der Tasche, klappte es auf und wählte jenes Bild aus, welches er erst am Vortag aus Spaß geschossen hatte und das einen friedlich schlafenden Yoshiki mit Tocchan im Arm zeigte. „Pass auf dich auf, denn von nun an kann ich das nicht mehr für dich tun…“ Er klappte das Mobiltelefon zu, steckte es weg und stand dann auf, um sich mit etlichen anderen Leuten an den vorgesehenen Markierungen aufzustellen. Verstohlen wischte er sich mit dem Unterarm über die Augen, um die aufkommenden Tränen zu vertreiben. Ohne auf andere Passanten zu achten, stürzte der Drummer ins Bahnhofsgebäude und in Richtung des Gleises, auf dem der Zug nach Tokyo abfahren sollte. Über die Schranke, die man normalerweise mit seinem Ticket öffnen musste, sprang er einfach drüber und ignorierte den Sicherheitsbeamten, der ihm etwas hinterherrief. Das Überwinden der Absperrung klappte leider nicht ganz so elegant wie gedacht, da sein Körper einfach nicht mehr die Kraft hatte, ihn über einen Meter nach oben zu katapultieren. Mit einem Fuß blieb er hängen, segelte zwar darüber, machte dann aber unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden. Doch die Schmerzen, die durch seine Hände und Knie schossen, ignorierte er, rappelte sich auf und rannte weiter. Er betrat den Bahnsteig in dem Moment, in dem der Zug einfuhr. Die Leute hatten sich schon alle ordentlich aufgestellt und als sich die Türen öffneten, stiegen zahllose weitere aus. Nach Luft schnappend blieb er stehen und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Er musste Toshi einfach finden! Ohne darauf zu achten, wohin genau er ging, eilte er durch die kleine Menge, bis er endlich den Menschen entdeckte, den er gesucht hatte. Etwas abseits stand er am Ende einer kleinen Schlange und wartete darauf, dass er einsteigen konnte. Ohne auf Verluste zu achten, rannte er zu ihm. Irritiert blickte der Sänger auf, als er immer wieder andere Anwesenden empört aufrufen hörte und sah nur noch, wie ein blonder Schopf rasend schnell auf ihn zukam, nicht einmal Anstalten machte abzubremsen und mit vollem Tempo in ihn rein stürmte, sodass sie beide von der Wucht des Aufpralls zu Boden gerissen wurden. Da das Bahnhofspersonal Yoshiki dicht auf den Fersen gewesen war, waren auch sofort mehrere Männer in Uniform da, die sich einerseits darum kümmerten, dass die Leute weiter zügig einstiegen, während ein anderer von Toshi wissen wollte, ob dieser in Ordnung war, woraufhin er nickte. Ihm tat zwar alles weh, aber er glaubte nicht, dass er sich verletzt hatte. Ein weiterer Beamte wollte unterdessen Yoshiki hochziehen und zur Verantwortung stellen, weil dieser schließlich unerlaubterweise die Schranke überwunden hatte. Der Pianist weigerte sich jedoch, auch nur einen Millimeter von Toshi wegzugehen und krallte sich mit aller Kraft an dem anderen fest, sodass dieser keine Chance hatte sich von ihm zu befreien und seinen Zug noch zu erwischen. „Lassen Sie mich verdammt noch mal los!“, fuhr er den Uniformierten schließlich an, als dieser partout nicht von ihm lassen wollte, und drehte sich zu ihm. Erst da erkannte das Bahnhofspersonal mit wem sie es zu tun hatten, und schlagartig änderte sich ihr Umgangston. Manchmal hatte es eben doch seine Vorteile, wenn wirklich jeder sein Gesicht kannte! Unterdessen waren alle anderen Menschen eingestiegen, die Türen hatten sich geschlossen und der Zug rollte aus dem Bahnhof. Erst jetzt rutschte Yoshiki von Toshi herunter und blieb schwer atmend am Boden liegen. „Yocchan?“ Besorgt beugte sich der Sänger über den anderen und lauschte den letzten Geräuschen des Zuges. Soviel also dazu, ihn zu beschützen! Woher hatte er überhaupt gewusst, wo er war und was er vorhatte? „Verdammter… Mistkerl! Elendiges… verfluchtes… Arschloch!“, fluchte der Angesprochene keuchend und rang nach Luft. Er war froh, dass sich das Bahnhofspersonal etwas zurückgezogen hatte und ihnen somit ein wenig Raum gab. Yoshiki setzte sich auf und beugte sich nach vorne, um besser atmen zu können, nur um keine Minute später ein Aerosol unter der Nase zu haben. „Brauch… ich nicht…“, entgegnete er und schob es weg, „renn du mal die Strecke… vom Friedhof… hierher… unter 15 Minuten…!“ Lautlos seufzend packte Toshi es wieder weg und strich ihm dafür beruhigend über den Rücken, wobei er spürte, dass der Jüngere klatschnass geschwitzt war. Dieser fragte nach ein paar Minuten des Schweigens schließlich kleinlaut, ob er den Inhalator nicht doch haben könnte, da er einfach keine Besserung verspürte. Kommentarlos reichte Toshi ihn ihm erneut und nahm ihn wieder an sich, nachdem der andere das Medikament eingeatmet hatte. „Lass uns uns auf die Bank setzen“, schlug er vor, da es auf dem Boden des Bahnsteigs langsam ungemütlich wurde. Ohne eine Antwort stand er auf und zog Yoshiki mit hoch, der sich automatisch an ihm festhielt und dann auf wackligen Beinen zur Holzbank wankte. Er hatte das Gefühl, gerade ein vierstündiges Konzert gespielt zu haben. Toshi warf einen kurzen Blick auf die Bahnhofsuhr, die ihm sagte, dass er zumindest den Bus nach Tokyo noch immer locker erwischen könnte. Das einzige Problem war nur, dass jemand anders bemerkt hatte, wohin er gesehen hatte und nun die Arme um ihn schlang, damit er sich auch ja keinen Millimeter bewegen konnte. „Vergiss es… ich lass dich nicht gehen!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Wird Toshi am Ende doch noch nach Nasu zurückkehren oder bekommt Yoshiki seinen Willen? So, real an diesem Kapitel waren eigentlich v.a. zwei Dinge: 1. In gewisser Weise hat Masaya für einen Bruch zwischen Toshi und seiner Familie gesorgt. Als Toshi ihn kennenlernte, war er noch dieser große, berühmte Rockstar und Masaya meinte, wäre er all dies nicht, könnten sie wahrscheinlich gute Freunde werden. Eine Aussage die Toshi irritiert hat, schließlich wollte damals jeder sein Freund sein. Letztendlich (ich überspring jetzt mal ein paar Details, ansonsten wird das noch ein Roman) ist Toshi dann bei X JAPAN ausgestiegen und hat sein Rockstarimage abgelegt. Das Vermögen, das er besaß, wollte er HOH zukommen lassen. Als seine Familie davon Wind bekam, wollte sie dies verhindern, sodass Toshi mit ihr brach. (<= wie gesagt, das ist die Ultrakurzfassung) 2. Das Toshi sich als die Nummer 3 ansieht entstammt einem alten Blogeintrag von ihm, in dem er erzählt, dass Yoshiki und hide immer die Lieblinge gewesen waren. „Ich konnte sie nicht schlagen. Auch wenn X JAPAN ganz oben war, so war ich immer der Verlierer in der Gruppe – und in Wahrheit war ich furchtbar eifersüchtig auf sie.“ Hinzu kommt, dass er auch in seiner Familie immer nur die Nummer 3 gewesen war. „Ich bin das dritte und jüngste Kind in meiner Familie. Meine Brüder schlugen und mobbten mich häufig. […] Meine Eltern sagten mir oft, ich wäre genauso viel wert wie ein Mädchen. Vielleicht hatten sie auch eigentlich ein Mädchen gewollt, doch stattdessen hatten sie mich, einen Sohn.“ Okay, dann hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und freu mich schon auf eure Meinungen!^^ To love means to not let go --------------------------- @ Yoshiki_Deyama: Stimmt schon, die beiden zu hüten ist schlimmer als ein Sack Flöhe, aber dafür beißen sie wenigstens nicht ^.~ @ Asmodina: Ohne zu viel verraten zu wollen, aber zumindest die Idee, Toshi zu fesseln, hat Yoshiki auch! @ LunaLee: Du zeichnest besser als ich, folglich bist du in meiner Welt eine weibliche Picasso!^^ @ Terra-gamy: Was mich ja mal interessieren würde, wäre, ob Toshi diese Denkweise inzwischen abgelegt hat oder insgeheim noch immer so denkt… @ Astrido: Da der Rest der Band demnächst sowieso wieder mitmischt, dachte ich mir, ich lass zumindest einen Teil schon mal wieder auftauchen. Nicht dass sie sich noch vernachlässigt fühlen, weil Yoshiki und Toshi so viel Platz für sich beanspruchen ^.~ @ Kaoru: Ist auch eine meiner Lieblingsstellen, weil mit nur wenigen Worten so viel ausgedrückt wird^^ @ all: Et voilà das nächste Kapitel und in gewissermaßen die Fortsetzung zum Vorherigen. Viel Spaß beim Lesen! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Toshi drehte sich zu ihm, als er die Worte hörte und schüttelte den Kopf. Hier würde also die Fortsetzung ihrer gestrigen Diskussion kommen… „Auch wenn es bedeuten würde, dass ich dir die Angst vor dem nehmen könnte, was passiert, wenn Kira versagt?“ „Woher…?!“ „Als du heute Morgen nicht da warst, als ich aufgewacht bin, bin ich los, um dich zu suchen und hab dabei zufällig mitgehört, was du am Grab deines Vaters gesagt hast…“ „Tosh…“ „Warum fällt es dir so verdammt schwer, die Klappe aufzumachen, wenn du Angst hast?! Erst die Krebssache, jetzt das…!“ Trotz der ernsten Unterhaltung konnte Yoshiki nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich, da sein Goldfisch wieder zu einem Goldschweinchen wurde. „Weil ich genau wusste, dass du schnurstracks zu HOH zurückrennen würdest, wenn du wüsstest, wie es mir wirklich geht!“ „Yoshiki… wenn ich dir auch nur irgendetwas bedeute, dann lass mich gehen“, bat Toshi und verfluchte gedanklich seine Stimmbänder, dass sie schon wieder diese seltsamen Kehllaute produzierten. „Du meinst zu lieben heißt loszulassen?“, entgegnete der Pianist und war froh, dass er endlich wieder normal atmen konnte. „Ja.“ „Tut mir leid, aber das kann ich nicht… nicht wenn ich weiß, dass du in dein Verderben rennst.“ „Yoshiki!“ „Nein!“ „Yocchan…“ „Nein!! Die werden dich doch nur wieder ausnutzen, ausbeuten und zu Grunde richten. Sie werden dich wieder einer Gehirnwäsche unterziehen und du wirst wieder zu ihrer Marionette werden. Das kann ich nicht zulassen und wenn ich dich an mir festketten muss, damit du nicht doch irgendwie zu denen zurückkehrst, dann werde ich auch das tun! Irgendwo habe ich garantiert noch Handschellen rumfliegen…“ „Aber du wärst sicher!“ „Glaubst du das wirklich? Wenn Masaya wirklich etwas gegen mich in der Hand hat, was ich immer noch bezweifle, dann kann er das immer noch nutzen, selbst wenn du schon lange wieder bei ihm bist. Und was dann, hm? Sollte man mich tatsächlich wegen Mordes hinrichten, dann ist das okay, weil ich weiß, dass du in Sicherheit bist. Aber welchen Sinn hat es zu sterben, wenn du trotz allem ihre Puppe bist?!“, äußerte Yoshiki und sprach leiser, damit niemand die Unterhaltung mit anhören konnte. „Ich würde einen Weg finden…“, widersprach der Sänger, doch insgeheim musste er seinem besten Freund recht geben. „Tocchi… … … ja, ich hab eine Heidenangst vor dem was sein könnte, aber es wäre in Ordnung für mich, für dich zu sterben, weil ich wüsste, ich wäre nicht wirklich tot, sondern würde in dir weiterleben, genauso wie hide in uns weitexistiert. Wenn du aber wieder zu einer willenlosen Marionette von denen wirst, sterben wir beide!“ „Yocchan…!“ „Verstehst du nicht… gemeinsam sind wir stärker! Sollte es zu einem Prozess kommen, dann bist du derjenige, der mich vor dem Galgen bewahren kann, weil du die größte Beweislast bist, die es gegen Masaya und HOH gibt!“ Irgendwo in Toshis Gehirn machte es Klick und er realisierte, dass es nichts bringen würde, zurückzukehren. Er war jahrelang in den innersten Kreisen von der Vereinigung gewesen und kannte genug Fakten, um Yoshikis Tat zumindest soweit zu rechtfertigen, dass man ihn vielleicht nicht hinrichten würde, würde Masaya seine Androhung wirklich wahr machen. Wäre er wieder bei HOH könnte er das nicht… „Wir beide zusammen - gemeinsam sind wir unschlagbar!“ Ein großes Lächeln breitete sich auf Yoshikis Lippen aus, als er jene Worte erkannte, die sein bester Freund vor so vielen Jahren gesagt hatte, um ihn davon zu überzeugen, die Uni Uni sein zu lassen und mit ihm und X nach Tokyo zu gehen. „Heißt das, ich brauch die Handschellen nicht zu suchen?“ „Lass mal…“, entgegnete Toshi grinsend und schlang seinerseits die Arme um den Jüngeren, der ihn die ganze Zeit festgehalten hatte. „Gut, ich wüsste nämlich auch gar nicht mehr, wo ich die hingelegt hab…“, antwortete Yoshiki und kuschelte sich an ihn. „Wir sollten nach Hause“, äußerte der Sänger und strich einmal durch die blonden Haare des Pianisten, der schon die ganze Zeit einen ziemlich fertigen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Was hatte er gesagt? Er war innerhalb von 15 Minuten vom Friedhof hierher gerannt? Kein Wunder, dass er völlig KO war – in seiner momentanen Verfassung musste er seinen Körper bis an dessen Grenzen getrieben haben. „Vorher müssen wir aber noch das Bahnhofspersonal loswerden“, entgegnete Yoshiki und deutete in Richtung der Beamten, die Abseits standen, „denen wird es nicht gefallen haben, dass ich einfach so über die Absperrung gesprungen bin…“ „Dann lass uns das regeln und dann gehen wir!“ Wenig später, nachdem es einmal eine Runde Autogramme für alle gegeben hatte – manchmal hatte es eben doch seine Vorteile, berühmt zu sein -, befanden sich die beiden auf dem Nachhauseweg, wobei Toshi Yoshiki Huckepack trug. Zunächst hatte er sich dagegen gewehrt, doch nachdem sich seine Beine wie Wackelpudding angefühlt hatten, hatte er letztendlich doch eingewilligt. „Wenn ich dir zu schwer werde, setz mich einfach ab, okay!“, äußerte der Pianist, der die Arme locker um Toshis Hals geschlungen und sich nach vorne gebeugt hatte, um halbwegs dessen Lippen ablesen zu können, während der Sänger den Kopf ein wenig in seine Richtung gedreht hatte. „Du bist federleicht!“ Als sie gleich darauf an einem Supermarkt vorbeikamen, machte Toshi einen kurzen Zwischenstopp dort und kaufte mehrere Packungen Traubenzucker, die er anschließend Yoshiki reichte. „Was soll ich damit? „Essen, damit dein Körper eine Energiezufuhr hat!“ Brav machte sich der Drummer daran ein Plättchen nach dem anderen zu futteren, während er es sich auf dem Rücken des anderen bequem machte. „Sag mal, Yocchan, wozu hast du eigentlich Handschellen?“ „Zum Sex, wozu sonst? Kann das Ganze sehr interessant gestalten!“, entgegnete der Pianist so als wäre es das normalste der Welt mitten auf der Straße über sein Sexleben zu reden und stopfte die Verpackungsfolien in die Brusttasche von Toshis Jacke. „Danke, so genau wollte ich es jetzt nicht wissen…“ „Wenn wir gerade schon mal beim Thema sind… Kaori scheint ja in all den Jahren mit Masaya fremdgevögelt zu haben… hast du dich wenigstens gleichermaßen revanchiert?“ Als Antwort erhielt er nur ein Kopfschütteln, was dazu führte, dass ihm die Kinnlade nach unten klappte. „Du meinst, du hast seit 10 Jahren keinen Sex mehr?!“ „Noch ein bisschen lauter?Ich glaube, in Timbuktu hat man dich noch nicht gehört!“ „Das ist… Okay, hier ist mein Plan: wenn wir wieder in Tokyo sind, machen wir uns erst einmal daran, dass du wieder Sex kriegst!“ „Danke, Yosh, aber darum kann ich mich selbst kümmern.“ Kaum dass seine Lippen die Worte geformt und Yoshiki sie gelesen hatte, fing er auch schon an zu lachen. „Ich meinte das nicht so, wie du das schon wieder verstanden hast…“ „Man könnte es aber so deuten“, kicherte der Pianist und schob sich einen weiteren Traubenzucker in den Mund. „Wenn du meinst…“ „Was hältst du eigentlich von Kira?“ „Bitte?“ „Ich meine, sie sieht nicht schlecht aus, sieht man mal von der Narbe ab und vorausgesetzt man steht auf tätowierte Frauen…!“ „Willst du mich mit deiner Ex verkuppeln?“ „Woher…?!“ „Ich hab sie gefragt, woher ihr euch kennt und da hat sie es mir erzählt…“ „… alles…?“, hakte Yoshiki vorsichtig nach. „Wenn du mit ‚alles‘meinst, dass du gegen eine Frau verloren hast, dann ja!“ , antwortete Toshi grinsend, woraufhin sein bester Freund erst einmal in Schweigen verfiel, was ihm auch Recht sein sollte. Langsam näherten sie sich Yoshikis Elternhaus, als der plötzlich anfing mit der linken Ferse in Toshis Oberschenkel zu drücken. „Kannst du mir mal sagen, was das soll?“ „Du sollst nach links gehen!“ „Bin ich ein Pferd, das auf Schenkeldruck reagiert?“ „Ja!“ „Zu dir geht es aber geradeaus.“ „Ich will aber nicht geradeaus, sondern links.“ „Warum?“ „Geh einfach oder ich mach weiter, bis du einen hübschen blauen Fleck hast!“ „Idiot!“ „Selber!“ Kopfschüttelnd bog Toshi also nach links ab und folgte dort dem Weg, als er plötzlich einen Traubenzucker vor dem Mund hatte. „Was soll ich damit?“ „Du bist doch mein Pferd und Pferde füttert man mit Zucker!“, erklärte Yoshiki die Logik hinter seinem Handeln und hielt ihm weiter den Zucker hin, den dieser schließlich in der Hoffnung aß, der Jüngere würde dann eine Ruhe geben. „Kindskopf!“ Wenig später hatte der Pianist ihn zum Friedhof dirigiert, sodass er vermutete, dass er noch einmal zum Grab seines Vaters wollte, weshalb er auch den Weg dorthin einschlug, von dem Blonden jedoch augenblicklich woanders hingelotst wurde. „Zu deinem Vater geht es aber da lang“ , äußerte er und deutete in die entsprechende Richtung. „Ich will aber nicht zu Papa, sondern woanders hin“, antwortete Yoshiki und gab die nächste Weganweisung. Er musste Toshi nicht sagen, wann er anhalten sollte, da er es von selbst tat, als er einen ihm bekannten Namen las – den seines eigenen Vaters. Der Jüngere rutschte von seinem Rücken herunter, fischte aus seiner Tasche ein Feuerzeug und zündete die Räucherstäbchen an, die auf dem Gedenkstein standen. „Warum…?“ „Du bist noch nie hier gewesen, richtig? Ich denke einfach, dass es an der Zeit ist, dass du herkommst…“, antwortete Yoshiki leise und blickte in die Richtung, in der sich das Grab seines eigenen Vaters befand. „Ihr hattet eure Auseinandersetzungen, aber meinst du nicht, dass es, nach allem was passiert ist, an der Zeit ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen?“ „Er ist tot, da ist das doch egal… außerdem würde er mich sicherlich sowieso nicht hier haben wollen. Seine letzten Worte an mich waren gewesen, dass ich eine Schande für die Familie sei.“ „Menschen sagen viel im Affekt…“ „Ich war doch nie gut genug und werde es auch nie sein…“ Im Grunde war er schließlich immer nur dritte Wahl gewesen. Egal wie gut er in der Schule auch gewesen war, er war trotzdem immer nur an dritter Stelle gekommen. Wäre es nach seinen Eltern gegangen, wäre er Arzt gewesen, doch er hatte erkannt, dass das auch nichts ändern würde. Deshalb hatte er beschlossen, aufzuhören alles zu tun, um seinen Eltern zu gefallen und stattdessen seinen besten Freund überredet, mit ihm und ihrer Band nach Tokyo zu gehen. Sein Auszug von daheim war einer Nacht und Nebel Aktion gleichgekommen, da er anfangs verschwiegen hatte, was er sich zum Ziel gesetzt hatte. „Tocchi…“ Seufzend ging Yoshiki zu ihm und umarmte ihn von der Seite her. „Mach die Augen auf und du wirst sehen, dass das nicht stimmt. Seit wir hier sind, hat Okaa-san doch immer wieder versucht mit dir zu sprechen und weißt du, Mama erzählt mir oft, dass sie sie fragt, ob ich nicht irgendetwas über dich erzählt hätte… ich denke, wenn du es nur zulässt, dann kannst du mit ihr ins Reine kommen – genauso gut mit deinen Brüdern und deinem Vater. Wir haben schließlich nur eine Familie und auch wenn sie nicht immer unseren Vorstellungen entspricht, sie ist die einzige, die wir haben…“ „Ich hab dich und X… das reicht als Familie…!“ „Rede mit ihm, sprecht euch aus – ich bin derweil bei Papa“, ignorierte Yoshiki den Einspruch und ging zum Grab seines eigenen Vaters. Es dauerte nicht lange und er nahm aus der Ferne, die inzwischen schon halbwegs vertrauten Kehllaute von Toshi war. Allem Anschein nach schrie er ihn wohl gerade an, denn wenn er in normaler Tonlage sprach, waren die Geräusche nie zu hören, doch nach kurzer Zeit waren sie verstummt. Nach über einer halben Stunde kehrte er zu seinem besten Freund zurück, der lautlos weinend vor dem Grab stand und die Arme um sich geschlungen hatte. Wortlos ging er zu ihm und nahm ihn in den Arm, woraufhin er sich an ihn drückte und sein Gesicht in seiner Halsbeuge verbarg. Yoshiki fragte nicht, worüber er mitseinem Vater gesprochen hatte, aber auf ihn machte es zumindest den Anschein, als hätte der Ältere von seinem Hass losgelassen und endlich Platz für die Trauer gemacht. Mehr hatte er auch nicht gewollt… Es war ein erster Schritt in Richtung Widervereinigung der Familie Deyama. „Lass uns nach Hause gehen…“ flüsterte er schließlich, nachdem sich Toshi wieder gefangen hatte. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ So, die Uhr läuft für Yoshiki und Toshi… tick-tack tick-tack… Was denkt ihr? Wird HOH ihre Drohung wahr machen oder kann Kira noch etwas ausrichten? Die einzig wahre Tatsache in diesem Kapitel (die ich, glaube ich, noch nicht erklärt habe), ist, dass Toshis Vater gestorben ist, als sie keinen Kontakt hatten und Toshi auch nicht zur Beerdigung gekommen ist. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und freu mich schon auf eure Meinungen!^^ The clouds tear open -------------------- @ Asmodina: Hm… sind 2 Wochen zu lange? @ JaeKang: Naja, manche Sachen sind ja ein wenig an Kao und mir angelehnt, vielleicht wirkt es deshalb auch so realistisch… Apropos, wieso nennt mich Kao seit kurzem eigentlich hime? @ Yoshiki_Deyama: Theoretisch kann er die Handschellen auch einfach nur verschlampt haben^^; Der echte kriegt es ja schließlich auch hin, die Noten von Kurenai nicht mehr zu finden… @ Astrido: Wie es weitergeht? Nun, der Tateyama-Part kommt heute zu einem Abschluss und dann geht es wieder in Tokyo weiter. @ Terra-gamy: Meinst du? ^.~ @ Kaoru: Irgendwie ist das hier gerade sehr keksig… Plüschkeks, Kuschelkeks… Was kommt als nächstes? @ all: Nach einer X-lastigen Wochen, gibt es nun das nächste Kapitel. Wenn ich es recht im Kopf habe, gibt es noch 10 Kapitel + einen Epilog auf die ihr euch freuen könnt^^ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Die 24 Stunden waren schließlich verstrichen und nichts schien zu passieren. Yoshiki und Toshi saßen bereits seit einiger Zeit zusammen am Klavier im Wohnzimmer, spielten Vierhändig und waren einmal wieder unzertrennlich, da sie sich bewusst waren, dass jede Minute vielleicht ihre letzte gemeinsame war, ehe die Polizei kam, um den Drummer zu verhaften. Jedes Telefonklingeln ließ sie erschreckt zusammenzucken und innehalten, aber jedes Mal stellte es sich als völlig harmlos heraus. Mal war es die Nachbarin Frau Takahashi, dann Frau Deyama. Auf Yoshikis Handy hatte sich Heath gemeldet, der wissen wollte, ob er Toshi hatte aufhalten können. Kaum dass er dieses Gespräch beendet hatte, hatte seine Freundin angerufen und wenig später noch einer seiner Techniker aus dem Studio in LA. Frau Hayashi hielt sich im Hintergrund und beschäftigte sich mit scheinbar belanglosen Dingen wie Backen und Bügeln. Als sie jedoch eine von Yoshikis Jeans bereits zum dritten Mal auf dem Brett zu liegen hatte, wusste auch dieser, dass sie genauso angespannt war, wie er selbst. Er schätzte es jedoch, dass sie ihn nicht mit Fragen löcherte. Wenig später klingelte es an der Haustür, sodass der Pianist vor Schreck fast von der Klavierbank gefallen wäre, hätte Toshi ihn nicht noch am Arm zu packen bekommen und zurückgezogen. Frau Hayashi öffnete die Tür und führte den Gast herein – jemand, mit dem keiner der beiden Musiker unbedingt gerechnet hatte. „Kira?!“ „Tut mir leid, wenn ich störe“, entschuldigte sie sich und deutete eine leichte Verbeugung an, während Yoshiki und Toshi sich aufs Sofa setzten, um sich auf der Bank nicht halb zu verrenken. „Was gibt es?“, wollte der Drummer leise wissen und griff instinktiv nach der Hand seines besten Freundes. „Ich habe Neuigkeiten“, erklärte die Angesprochene und lehnte sich gegen das Fensterbrett, während Frau Hayashi unauffällig im Durchgang zur Küche stand und ebenfalls lauschte. „Gute oder schlechte?“ „Gute, würde ich sagen.“ „Wie das? Toshi ist doch nicht…“ „Sagen wir es so… ich hatte eine kleine, nette Unterhaltung mit diesem Masaya…“ „Du warst in Nasu?!“ Yoshiki registrierte gar nicht, dass ihm ein „du“ herausgerutscht war, Kira tat es dafür, war es doch damals schließlich er gewesen, der darauf bestanden hatte, dass sie sich Siezen würden, wenn sie nur noch geschäftlich miteinander verkehren würden. „Es wird zu keiner Anzeige kommen und der Psychoterror gegen Toshi hört auf – zur Sicherheit habe ich die Aussage schriftlich und auf Band.“ „Wie das? Ich meine… nicht, dass ich was dagegen hätte, aber Masaya…“ „Keine Sorge, er ist quicklebendig.“ Sie verstand die Andeutung und nur zu gerne hätte sie es auch getan, doch ihr war bewusst, dass der Musiker dadurch vielleicht nur noch mehr in Schwierigkeiten kommen könnte. Außerdem hatte sie so mehr Spaß gehabt! „Aber wie?“ „Ich hatte ein überzeugendes Argument…“ „‘Ein überzeugendes Argument‘?“ Yoshiki hatte sich zu Toshi gewandt, der bisher nur zugehört und sich nicht mit eingemischt hatte. „Brüste sind doch zwei überzeugende Argumente…“ Kira, die die Aussage natürlich gehört hatte, verdrehte nur die Augen. „Ein Messer am Schwanz hat eine deutlich bessere Wirkung!“ „Was?!“ Automatisch hatten die beiden Musiker schützend ihre Hände über ihren Schritt gelegt, was bei beiden anwesenden Frauen zum Schmunzeln brachte. „Sehen Sie, alleine die Aussage lässt Sie beide schon zusammenzucken. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie hätten da wirklich ein Messer, das mir vielleicht ab und an Mal ein wenig auskommt, sodass ich Sie ausversehen schneide… jeder Mann würde mir da alles geben, was ich wollte!“ „Um auf deine Frage von heute Früh zurückzukommen, ob ich an ihr interessiert wäre… nein, definitiv nicht! Viel zu gefährlich!“ „Ich krieg fast ein wenig Mitleid mit dem Typen…“, äußerte Yoshiki und quittierte Toshis Einwurf mit einem leisen Lachen. „Es wird also nichts passieren…?“ „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Er ist so ein Weichei, um seinen Schwanz zu retten würde er wohl auch vom Tokyo Tower springen, wenn ich es verlangen würde. Und unter uns, ich habe nichts gefunden, was man als eindeutigen Beweis hätte nehmen können, um Ihnen irgendetwas anzuhaben.“ „Sie haben Masayas Haus durchsucht?“ „Inklusive Büro und allem drum und dran – die Nacht ist schließlich lang!“ „Und sie werden tatsächlich aufhören, Toshi zu verfolgen?“ „Ich habe es schwarz auf weiß. Wenn HOH sich nicht daran hält, werden Masaya und ich uns wohl noch einmal genauer unterhalten müssen…!“ „Ich halte es dennoch für angebracht, wenn Sie zumindest die nächsten Tage noch damit fortfahren würden, ein Auge auf Toshi zu haben.“ „Halte ich auch für das Beste – sicher ist sicher!“ Sie unterhielten sich noch kurz, wobei sie absichtlich keine allzu großen Details über ihre nächtliche Aktion verriet – sicher war sicher -, ehe sich Kira verabschiedete, da sie nicht länger stören wollte und eigentlich nur die gute Nachricht hatte überbringen wollen. „Ich bringe Sie noch zur Tür“, bot Yoshiki an und war schon aufgestanden, als sein bester Freund ihn am Oberteil zog und ihn bat, sich für ihn bei ihr zu bedanken. „Ach ja, Toshi sagt danke!“ „Kein Problem“, erwiderte Kira mit einem leichten Lächeln, nickte Frau Hayashi noch kurz zu und ging dann in den Flur hinaus, während Yoshiki ihr folgte. Nachdem sie in ihre Stiefel geschlüpft war, legte sie die Hand auf die Klinke, um diese herunterzudrücken, als sich die Hand des anderen sich auf ihre legte und sie aufhielt. „Kira…“ „… ja?“ „Danke – für alles!“, antwortete er leise und umarmte sie kurz. „Ehrensache“, entgegnete sie und erwiderte die Geste lächelnd. „Pass auf dich auf“, fügte sie noch hinzu, nachdem sie sich gelöst hatten und öffnete dann die Tür, um zu gehen. Yoshiki blickte ihr noch hinterher, bis er sie nicht mehr sehen konnte, dann schloss er die Haustür wieder und ging zurück ins Wohnzimmer. „Ich schätze, wir haben was zu feiern, Tocchi!“ Die wenigen verbleibenden Tage bis zu ihrer Abreise ließen die beiden Musiker ruhig angehen. Bis zu einem gewissen Maße schaffte es der Sänger, seinen besten Freund zu einem Langschläfer zu machen. Er wachte zwar nichtsdestotrotz in aller Herrgottsfrüh auf, blieb jedoch liegen und döste noch ein wenig vor sich hin, solange er ihn als Kuscheltier missbrauchen konnte. Seit der allergischen Reaktion auf die Schmerzmittel, hatte Yoshiki keine mehr genommen, sodass er seine Bandscheiben deutlicher merkte, als sonst, und er nichts dagegen hatte, wenn er einfach nur faul auf der Seite liegen und Toshis Herzschlag lauschen konnte. Schlussendlich hatte es der Pianist auch geschafft, seinen besten Freund und dessen Mutter an einen Tisch zu setzen, damit sie sich aussprachen, wobei er für seinen besten Freund dolmetschte. Zu Beginn war es nur schleppend gegangen, was vor allem daran lag, dass der Ältere abgeblockt hatte. Nachdem Yoshiki das realisiert hatte, hatte er zur Gesprächsförderung Toshis Äußerungen etwas aufpoliert, was zwar Okaa-san nicht mitbekommen hatte, er dafür aber schon. Fünf äußerst schmerzhafte Tritte ins Schienbein später, hatte er damit aufgehört und nur das ausformuliert, was der andere gesagt hatte. Nach und nach war das Eis jedoch gebrochen und er hatte sich letztendlich in den Hintergrund zurückgezogen, um nicht das fünfte Rad am Wagen zu sein. „Du bist ein alter Softie, ich hoffe, du weißt das“, hatte seine Mutter zu ihm gesagt, die neben ihm gestanden und mit ihm beobachtet hatte, wie sich Mutter und Sohn das erste Mal seit langem wieder in die Arme geschlossen hatten. „Das Leben ist zu kurz, um es mit Streitereien vollzuladen…“ Doch auch wenn sich Toshi mit seiner Mutter ausgesöhnt hatte, änderte dies nichts daran, dass er auch weiterhin im Hause Hayashi blieb, denn für ihn war Yoshiki noch immer die Familie, die an erster Stelle kam. Auch wenn sie wieder im Reinen waren, ein Teil von ihm stand noch immer mit sich auf Kriegsfuß, dass er vor so vielen Jahren mit ihnen gebrochen und gegen sie gekämpft hatte. Sonntagabend verabschiedeten sich beide dann schweren Herzens von ihren Müttern – der eine mehr, der andere weniger - und von Tateyama, um zurück nach Tokyo zu fahren, da sie dort schließlich am Montag ein Meeting hatten. Nach einer knapp einstündigen Fahrt – Yoshiki war am Steuer gewesen, ansonsten hätte es sicher länger gedauert – kamen sie bei Extasy Records an, doch während der Sänger samt Gepäck nach oben ins Penthouse fuhr, stieg der Pianist im Geschoss der Plattenfirma aus, da er sich noch um die angefallene Arbeit kümmern wollte. Schließlich hatte er die Firma und alle damit verbundenen Pflichten vernachlässigt, seit er mit Toshi nach Hause gefahren war. Dieser machte sich derweil daran, seine Sachen auszupacken und wegzuräumen, ehe er sich etliche Notenblätter schnappte, die er in den letzten Tagen vollgeschrieben hatte und sich an den Flügel im Wohnbereich setzte. Lächelnd sortierte er seine Finger auf den weißen Tasten und begann die ersten Noten einer sanften Melodie zu spielen, während seine Gedanken die letzten Tage und Wochen Revue passieren ließen. So recht konnte er noch nicht glauben, dass das alles passiert war… Masaya hatte ihn umbringen lassen wollen, woraufhin Yoshiki ausgetickt war und den Fahrer hatte töten lassen, was wiederum zu der Drohung von HOH geführt hatte, diesen anzuzeigen, sollte er nicht zurückkommen. Und nun… nun war er praktisch frei! Gut, „frei“ war vielleicht nicht unbedingt der richtige Ausdruck, da es immer noch Verträge gab, die ihn an Masaya banden und aus denen er irgendwie herauskommen musste. Ganz zu schweigen von all den Schulden, die ihn wohl in die Privatinsolvenz zwingen würde, und der Tatsache, dass er noch immer keine Stimme hatte. Doch zumindest war sein bester Freund seinetwegen nicht mehr in Gefahr und wenigstens würden die Verfolgungen aufhören. Verglichen mit vor einigen Wochen fühlte er sich deutlich freier. Ein wenig haderte er noch immer damit, dass Yoshiki jemanden hatte umbringen lassen, um ihn zu schützen, doch er konnte mehr und mehr sehen, woher dies gekommen war. Aus denselben Beweggründen, aus denen er bereit gewesen war, zurück in die Hölle zu gehen – hätte ein gewisser jemand ihn nicht gestoppt – war er bereit gewesen, für ihn sein eigenes Todesurteil zu unterzeichnen. Noch vor wenigen Tagen hatten sie ein paar Stockwerke tiefer in Yoshikis Büro gestanden und der Pianist hatte gesagt, er hasse ihn dafür, dass er ihn so sehr brauche. Wenn dies der Fall war, dann konnte er dem nur zustimmen – er verabscheute es, wie sehr er auf den Jüngeren angewiesen war. Er brauchte sein Lächeln, denn es war wie ein Licht, dass die Dunkelheit erhellte. Er brauchte ihn, seinen besten Freund, denn er war für ihn das Allerwichtigste, das es gab – ohne ihn konnte er nicht existieren. Nach allem was gewesen war, war er froh, dass Yoshiki vor über drei Jahren seinen Anruf entgegengenommen und nicht abgewiesen hatte. Er war glücklich um die zweite Chance, die er erhalten hatte und er würde sie nie mehr leichtfertig wegwerfen. Dass sie nach all den gesagten und ungesagten Dingen noch einmal eine solch innige Freundschaft entwickelt hatten, wie sie sie als Kinder und junge Erwachsene gehabt hatten, war etwas, dass er sehr zu schätzen wusste. Auch wenn er vielleicht für immer stumm bleiben und seine Karriere als Sänger beendet sein würde, er würde für immer an der Seite seines besten Freundes bleiben. In gewisser Weise war er Masaya sogar dankbar, dass er ihn seiner Stimme beraubt hatte, denn erst dadurch waren er und Yoshiki sich wieder so nahe gekommen. „Ist das das, woran du die ganze Zeit geschrieben hast, als wir in Tateyama waren?“, erklang hinter ihm plötzlich eine Stimme, als er aufgehört hatte zu spielen. Es war unnötig sich umzudrehen, um zu sehen wer da war, er wusste es auch so, weshalb er nur kurz nickte. „Klingt wunderschön… irgendwie ein wenig traurig“, äußerte Yoshiki und lehnte sich gegen den Flügel. Er war schon vor ein paar Minuten ins Penthouse gekommen, hatte sich aber ruhig verhalten, da er Toshi in seinem Spiel nicht hatte stören wollen. „Ich arbeite noch an den Feinheiten…“ „Wenn ich dir irgendwie helfen kann…“ „Du könntest die Lyrics singen. Ich selbst kann es schließlich schlecht…“ „Sorry, Tocchi, das ist das Einzige, bei dem ich dir echt nicht behilflich sein kann“, lachte Yoshiki und wollte nach den Notenblättern greifen, doch bevor er sie hatte, hatte Toshi sie vom Notenständer gerissen und an sich gedrückt. „Du darfst es nicht sehen, bevor es fertig ist!“ „Kindskopf“, spaßte der Drummer, wuschelte ihm einmal grinsend durch die Haare und ging dann in die Küche, während der Sänger zwar ebenfalls aufstand, aber zur bodentiefen Fensterfront ging und auf das nächtlich erleuchtete Tokyo unter sich blickte. Es dauerte nicht lange und zwei Arme schlangen sich von hinten um ihn, während sich ein Kinn auf seinen Kopf legte. „Kommst du? Ich hab vorhin Ramen liefern lassen und wenn wir uns nicht beeilen, dann sind sie kalt.“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Na, was denkt ihr, an welchem Song ToshI hier gerade arbeitet? Okay, damit wäre Tateyama jetzt abgeschlossen, aber natürlich hat X JAPAN noch immer einen stummen Sänger, weshalb es im nächsten Kapitel jetzt erst einmal das langerwartete Bandmeeting gibt :) Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen! :) Big Plans --------- @ Asmodina: *kopfschüttel* Born to be free trägt vom Kompositionsstil her eindeutig Yoshikis Handschrift^^ @ Terra-gamy: Ganz zu Beginn, als Toshi noch Gitarrist war, hat Yoshiki gesungen (während Toshi sich halb schlapp gelacht hat). Ich würd ihn ja gerne mal singen hören, um zu sehen ob er wirklich so grausam klingt, wie er immer behauptet…^^; @ Astrido: Ja, ToshI hatte im Herbst 2009 seine Stimme verloren. Er hat deshalb auch einige Zeit im Krankenhaus verbracht und dabei erkannt, dass HOH ihn all die Jahre eigentlich nur ausgenutzt hat und sich deshalb schließlich von ihnen losgesagt. Im Grunde basiert „Rainy Days“ auf diesen Ereignissen – ich habe sie lediglich noch etwas ausgebaut und Fiktion mit Realität vermischt^^ @ JaeKang: *kopfschüttel* クリスタルピアノのキミ kommt zwar ganz am Ende der Story auch noch vor, aber augenblicklich arbeitet Toshi an einem anderen Song^^ @ LunaLee: *lach* Du meinst, ich bin eine kleine, fiese Autorin und lass den armen Toshi noch ein wenig länger leiden? @ Yoshiki_Deyama: *g* So Sachen wie Messer am Schwanz kommen bei raus, wenn eine gewisse Autorin gerade den kompletten männlichen Anteil der Menschheit auf den Mond schießen könnte^^; Aber schön, dass es dir gefallen hat! @ all: Okay, ich finds grad ein wenig amüsant, wie sich so viele von euch auf Crystal Piano no kimi eingeschossen haben. Ich sags mal so, der Song ist es im Augenblick nicht, aber er wird auch noch in der Story drin vorkommen – allerdings erst gegen Ende. So, da ich euch ja jetzt ziemlich lange in Tateyama gelassen hab und euch mit dem Bandmeeting-Kapitel hingehalten habe, gibt es das jetzt schon etwas früher (außerdem ist meine Betaleserin an der Ostsee und kann sich nicht beschweren, dass ich viel schneller update als sie mit korrigieren hinterher kommt) ^.~ In diesem Sinne wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Langsam mache ich mir Sorgen“, seufzte Heath und tigerte angespannt im Konferenzraum auf und ab, während Pata und Sugizo in zwei Bürostühlen herumlungerten und genüsslich jeweils einen Windbeutel aßen, die der Violinist mitgebracht hatte. „Eine Stunde Verspätung ist doch nach ‚Yoshiki-Zeit‘ grad mal eine Minuten“, entgegnete Pata. „Ich mach mir ja auch nicht wegen unserer Prinzessin Sorgen, sondern wegen Toshi – der ist schließlich die Pünktlichkeit in Person. Aber nach allem, was war…“ „Du hast doch mit Yoshiki telefoniert und der hat gesagt, dass alles in Ordnung ist.“ „Außerdem waren die beiden doch zusammen unterwegs, oder? Wahrscheinlich kommen sie dann auch zu zweit und wenn Yoshiki mal wieder herumgetrödelt hat, dann kann Toshi auch nicht pünktlich sein“, warf Sugizo mit ein. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, ging auch schon die Tür auf und die beiden Gesprächsthemen kamen in den Raum, wobei sie ihre Bandkollegen gar nicht zu bemerken schienen. „Jetzt guck nicht so, Tocchi! Du hattest schließlich auch nix dagegen, dass ich für ein paar Tage hergekommen bin, und ich war nun mal hundemüde und abgearbeitet, als ich in LA in den Flieger gestiegen bin. Ich hatte echt gedacht, ich hätte die Unterlagen dabei und das Zeugs auf den Laptop geladen.“ „Tocchi?“, fragte Heath leise und ließ sich neben Pata auf den Stuhl fallen, „das ist ja völlig neu!“ „Eher alt. Ist schon ewig her, dass ich gehört habe, dass er Toshi so genannt hat.“ „Klingt irgendwie knuffig!“ „Du warst doch eh schon wieder seit vier Uhr wach, da hättest du dich ja da drum kümmern können und nicht fünf Minuten bevor wir runter gehen wollten!“ „Das Bett war aber so schön warm und du und Tocchan waren so bequem!“ „Wie kann Yoshiki verstehen, was Toshi sagt, wenn der keinen Ton von sich gibt?“, grübelte Sugizo. „Keine Ahnung“, entgegnete Pata und genehmigte sich einen Schluck aus der Bierdose, die er bei sich hatte. „Wer ist eigentlich Tocchan?“ „Und dann hast du noch über eine Stunde im Bad gebraucht!“ „Was kann ich dafür, dass meine Haare so unzähmbar waren! Oh mein Gott, sind das Windbeutel??“ Yoshiki hatte eines seiner Lieblingsgebäckstücke entdeckt, sodass Toshi erst einmal abgemeldet war. „Ich bin so dermaßen am Verhungern! Die fünf Scheiben Toast heute Früh waren eindeutig zu wenig!“ Damit hatte er sich auch schon zwei Windbeutel mit Schoko-Sahne-Füllung geschnappt und von dem ersten abgebissen. „Guten Appetit, Vielfraß!“, begrüßte Sugizo den langjährigen Freund schließlich grinsend, der die anderen erst jetzt entdeckte und den Gruß mit Hamsterbacken erwiderte. „Yocchan, du hast Füllung auf der Nase!“ „Hab ich?“ Augenblicklich fasste er sich an die Nase und hatte prompt Schokolade an den Fingern. „Wenn du auch mit dem ganzen Gesicht in den Windbeutel eintauchst?!“ „Blöde Frage, aber wie unterhaltet ihr euch? Ich hör nur Yoshiki reden…“, mischte sich Heath mit ein und stand auf, um Toshi mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. „Ich les von seinen Lippen“, antwortete der Drummer. „Seit wann kannst du Lippenlesen?“, wollte Pata wissen. „Keine Ahnung… war eher zufällig, dass wir das herausgefunden haben… funktioniert aber nur bei Tocchi… Leider!“ „Unser Glück…“, brummte der Gitarrist. „Wie geht es dir eigentlich, Toshi?“, wollte Heath wissen und wartete darauf, dass der Sänger ihm die Antwort auf dem Handy schrieb, stattdessen sagte er sie jedoch Yoshiki, der sie für ihn laut formulierte: „Er sagt, dass es ihm gut geht und dass es ihm leid tut, dass er dir so einen Schrecken eingejagt hat.“ „Schon gut. Bin ja nur froh, dass Yoshiki dich noch hat aufhalten können…! Was ist eigentlich mit deinen Händen passiert?“, fragte er besorgt, nachdem ihm die Abschürfungen aufgefallen waren. „Hatte einen kleinen Unfall, ist aber nicht weiter schlimm.“ Erneut war der Pianist Toshis Stimme und gönnte sich nebenbei einen weiteren Windbeutel, da er die beiden anderen zwischenzeitlich verdrückt hatte. Er wollte sich einen mit Erdbeerfüllung angeln, als ihm Sugizo einen Klapps auf die Finger gab. „Ich hab für dich extra die mit Schokolade genommen, damit du auf die Erdbeeren nicht allergisch reagierst – außerdem futterst du uns so nicht alles weg!“ Irgendwie kam er sich gerade vor, als würde er seine Tochter zurechtweisen. „Ich will aber welche mit Erdbeeren! Und außerdem sind nur noch zwei mit Schokolade übrig………“, entgegnete der Pianist mit großer Schnute. „Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass du so extrem verfressen bist – für jeden sind vier veranschlagt.“ „Wenn du es unbedingt riskieren willst, dann nimm meine, ich bin nicht wirklich hungrig“, äußerte Toshi. „Danke!“ „Wofür?“, fragte Sugizo irritiert. „Nicht dir, sondern Tocchi – ich darf nämlich seine essen!“ Damit wurde dann auch schon der nächste Windbeutel vernichtet. „Kann es sein, dass er noch gefräßiger geworden ist?“, wollte Heath wissen und behielt seine restlichen beiden Gebäckstücke im Auge. Als Antwort nickte der Sänger nur. „Was genau ist eigentlich in Tateyama vorgefallen, dass du zurück zu HOH wolltest, Toshi? Heath und Pata haben da sowas erzählt…“, wandte sich Sugizo an den Kleinsten unter ihnen. „Komplizierte Geschichte“, antwortete Yoshiki an dessen Stelle, „die vereinfachte Version ist, dass es ein Missverständnis gab, was wir aber klären konnten, und jetzt ist alles in Butter.“ „Na zumindest scheint euch die gemeinsame Zeit in LA und in Tateyama ja gut getan zu haben, wenn es nach gut 20 Jahren wieder nur noch ‚Tocchi hier‘, ‚Tocchi da‘ geht“, entgegnete Pata gelassen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Was hat es eigentlich damit auf sich?“, wollte Sugizo wissen. „Keine Ahnung, aber zu Beginn von X hat Yoshiki Toshi öfter so genannt, doch mit der Zeit wurde es immer seltener, bis es irgendwann nur noch ‚Toshi‘ war – das war noch vor deiner Zeit, Heath“, erklärte der Gitarrist schulterzuckend, während ihr Bassist anfing, von einem Ohr zum anderen zu grinsen. „Pata, du bist ein altes Klatschweib!“, beschwerte sich der Drummer. „Ist das nicht eigentlich dein Job?“ „Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ „Denk dran, wessen Windbeutel du isst“, konterte Toshi grinsend, während die anderen nur erraten konnten, worüber sie sich genau unterhielten. „Schön… kann sein, dass irgendwer, der zufällig heute auch hier ist, recht damit hatte, dass Toshi und ich noch etliche Dinge zu klären hätten“, nuschelte Yoshiki, während Heath sich einfach einmal selbst lobend auf die eigene Schulter klopfte, „ aber deswegen sind wir ja heute nicht hier, sondern weil wir wichtige Dinge zu besprechen haben!“ „Ja, genau, rück mal heraus, warum wir hier eine Stunde auf dich gewartet haben!“, äußerte der Bassist und stützte sich auf dem Tisch ab. Kommentarlos angelte sich der Pianist seine Laptoptasche, die Toshi getragen hatte und holte aus dem Seitenfach fünf Hefter hervor, in denen sich sicherlich um die 20 Seiten befanden. Anschließend packte er sein Netbook aus und ließ es hochfahren, während er es an den Beamer anschloss und diesen ebenfalls startete. „Der Plan, vorausgesetzt ihr stimmt ihm zu, ist entweder der Auftakt zu einem X JAPAN, das die Welt beherrschen wird, oder aber es ist unser letzter, gemeinsamer Coup, bevor wir X JAPAN mit einem lauten Knall beenden“, erklärte Yoshiki und tippte sein Passwort ein, während die anderen schon interessiert in den schmalen Ordnern herumblätterten, darin aber nicht unbedingt eine klare Antwort auf die geheimnisvolle Aussage ihres Leaders fanden. „Heißt im Klartext?“, fragte Sugizo und legte seinen Hefter beiseite. „… X JAPAN kann nur mit Toshi als Sänger existieren, weil ich alle Stücke für seine Stimme geschrieben habe und für keine andere… wenn Toshi bis Mitte Januar noch immer stumm ist, dann war es das“, erklärte Yoshiki leise. „Was? Nur weil ich aufhöre, musst du doch nicht…!“, mischte sich der Sänger augenblicklich ein. „Ich habe lange nachgedacht, Tocchi und bin zu derselben Schlussfolgerung gekommen wie vor 12 Jahren – nämlich dass es für X immer nur einen Sänger geben wird und man den nicht ersetzen kann und das bist nun mal du!“ „Das kannst du nicht machen!“ „Du willst X also beenden?“, mischte sich Sugizo erneut ein. „Nein… das ist nur der Notfallplan, den ich nicht wirklich vorhabe einzusetzen…“ „Und der andere?“ „Du willst den amerikanischen Markt erobern, habe ich recht?“, wollte Heath wissen, bevor Yoshiki die Möglichkeit hatte, ihrem Violinisten zu antworten. Er hatte das große Ziel von damals nicht vergessen, genauso wenig wie Pata. Nur zu gut konnten sie sich noch daran erinnern, wie sehr es ihren Leader damals getroffen hatte, jenen Traum begraben zu müssen. „Wenn ihr mitzieht“, entgegnete der Schlagzeuger und blickte die anderen eindringlich an, „wir müssen alle an einem Strang ziehen oder wir können es gleich bleiben lassen!“ „Ich bin dabei“, antwortete Toshi ohne zu zögern, auch wenn er wusste, dass er wie bei ihrem letzten Versuch garantiert nicht um das verhasste Aussprachetraining herumkäme. Doch vor seinem inneren Auge sah er sich und Yoshiki zu Schulzeiten, als sie davon träumten, Rockstars zu werden und die Staaten zu erobern. Das letzte Mal war der Traum an ihm gescheitert, weil er den Anforderungen nicht gewachsen war, aber ein zweites Mal würde er das nicht zulassen! „Du kannst auf mich zählen“, gab auch Sugizo seine Zustimmung. „Heath? Pata?“ „… ich versteh zwar nicht recht, weshalb du dir den ganzen Stress noch einmal antun willst, von wegen Kritiker und so überzeugen, wenn wir hier in Japan eine ganz große Nummer sind… aber meinetwegen, ich bin dabei!“, willigte auch Pata ein. „Du weißt, dass es mir ziemlich egal ist, ob ich jetzt vor 50 Leuten spiele oder vor 50 000 – also warum nicht? Wird sicherlich witzig werden mit über 40 noch einmal ganz von vorne anzufangen… allerdings habe ich eine Bedingung!“ „Die da wäre?“, fragte Yoshiki und war erst einmal froh, dass alle mitzogen, auch wenn Pata und Heath etwas zurückhaltend gewesen waren. „Ich will einen Dolmetscher - und Pata garantiert auch!“ „Kriegt ihr“, antwortete der Pianist lachend, der die schlechten Englischkenntnisse seiner Kollegen kannte, „aber ich werde auch Englischlehrer engagieren – für uns alle!“ „Du willst, dass wir Englisch lernen?“, fragte Pata und genehmigte sich zunächst einmal einen Schluck Bier. „Ja!“ „Kann man seine Antwort noch mal ändern?“ „Nein, Heath!“ Sie diskutierten noch kurz über das bevorstehende Sprachtraining, ehe Yoshiki schließlich zum eigentlichen Plan kam. Ihm lag schon seit einiger Zeit von Sankyo ein Angebot vor, indem ihm und X JAPAN eine Zusammenarbeit vorgeschlagen wurde, unter der Bedingung, dass die Band dann bei den Pachinkoautomaten gefeatured werden würde. Mit dem Geld, das das Unternehmen ihnen bereit stellen würde, könnten sie im großen Maße seine Ideen verwirklichen. Sie würden problemlos mehrere Musikvideos am Kodak Theater drehen können und das Ganze gleichzeitig zu einem Promotiongig werden lassen, bei denen die Fans sie spielen sehen würden, ohne auch nur einen Cent für ein Ticket zahlen zu müssen. Er hatte außerdem schon herumtelefoniert und seine Kontakte in Los Angeles spielen lassen, sodass er unter anderem Regisseure wie Dean Karr, der auch schon mit hide zusammengearbeitet hatte, für sich gewinnen konnte. Erste Storyboardentwürfe lagen auch schon vor, genauso wie die gesamte Planung, was Locations anbelangte, schon angelaufen war. „Und wie machen wir das mit Toshi?“, fragte Heath, als Yoshiki seine Pläne schließlich ausführlich dargelegt hatte, „stumm kann er schließlich nicht singen…“ „Playback. Auch wenn ich hoffe, dass wir bis dahin unser Goldkehlchen wieder haben – ich meine, wir sind ja schließlich schon mal von der Goldfischfraktion zum Goldschweinchen gekommen…“ „Goldschweinchen?!“ „Halt die Klappe!“ „Wenn Tocchi mich oder sonst wen anschreien will, dann kommen neuerdings so seltsame Kehllaute aus seinem Mund. Klingt ziemlich komisch… wie eine Mischung aus Wildschwein und brunftigen Elch – nachdem das aber viel zu lang und umständlich ist und wir somit das Goldthema verlieren würden, habe ich daraus einfach Goldschweinchen gemacht.“ „Klingt niedlich“, fand Sugizo und angelte sich den letzten Windbeutel, woraufhin er von Yoshiki mit Blicken erdolcht wurde, weil er eigentlich damit geliebäugelt hatte, auch wenn er inzwischen schon acht Stück verdrückt hatte, aber irgendwie konnte er noch immer Essen… „Also kommt Toshis Stimme langsam wieder“, freute sich Heath und grinste, als Sugizo betont genüsslich in den Windbeutel biss, um ihren Leader zu ärgern. „Und was genau hast du dann mit den PVs vor?“, wechselte Pata das Thema. „Sie würden einerseits bei den Pachinkomaschinen zu sehen sein, aber sie würden auch in die Rotation gehen – sowohl in Japan als auch in den USA und wenn es dort gut läuft, dann auch in Europa. Außerdem könnten wir sie zusammen mit einem Making of als DVD oder so verkaufen oder sie als Extra-DVD dem Album beilegen. Apropos Album… für die PVs brauche ich dringend noch neue Gitarren- und Bassspuren von euch, aber ich denke das können wir machen, indem wir einfach das Studio in LA mit dem hier zusammenschließen…“ „Und wann genau willst du die PVs drehen?“, mischte sich Sugizo mit ein, der seinen vollen Terminplan noch voller werden sah. „Ich dachte an Anfang Januar… ich werde morgen nach LA zurückfliegen, dann müssen wir einen Aufnahmeplan für dich, Pata und Heath erstellen und nach Neujahr würde ich euch dann einfliegen lassen… je nachdem für wann genau die Dreharbeiten letztendlich anfallen.“ Stundenlang saßen die fünf zusammen und planten die Musikvideos sowie den Gig. Sie jonglierten mit Ideen und manchmal kamen die verrücktesten Vorschläge auf, doch Yoshiki gefiel es. Es war schön, dass alle an einem Strang zogen und sich mit einbrachten, obwohl Toshis Stummheit wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebte und die ersten Schritte in Richtung Weltherrschaft jederzeit zunichtemachen konnte. Erst am Nachmittag, als Yoshikis Magenknurren immer öfters zu hören war, entschieden sie sich, das Meeting mit einem gemeinsamen, späten Mittagessen ausklingen zu lassen, welches in den Konferenzraum geliefert wurde. „Ne Yocchan…“, sprach Toshi seinen besten Freund schließlich zwischen zwei Bissen Reis an. „Was ist?“ „Hättest du was dagegen, wenn ich mit dir zurück nach Los Angeles fliege?“ „Du willst mit nach LA kommen?“, wiederholte Yoshiki die Frage überrascht, während sich die drei anderen nur verschwörerisch anblickten. „Wenn es dir nichts ausmachen würde…“ An sich gab es nicht wirklich etwas, das Toshis Anwesenheit in Japan erforderte. Seine Anwälte hatten inzwischen sämtliche Unterlagen, die sie benötigten und alles Weitere konnte auch per E-Mail oder Telefon mit Yoshiki als seine Stimme erledigt werden. Nach möglichen Jobs konnte er auch von Amerika aus suchen und obwohl Kira gesagt hatte, der Psychoterror würde nun aufhören, so ganz sicher fühlte er sich trotz allem nicht. „Natürlich kannst du mitkommen, da musst du doch nicht erst fragen!“, antwortete der Drummer und strahlte ihn an. In den Wochen, die sie gemeinsam in seiner Wahlheimat verbracht hatten, hatte er sich so sehr daran gewöhnt, Toshi wie früher die ganze Zeit um sich zu haben, dass er das Gefühl gehabt hatte, nicht mehr ganz vollständig zu sein, nachdem dieser wieder abgereist war. Es würde schön sein, ihn wieder bei sich zu haben…! Außerdem konnte er dann weiter alles Mögliche versuchen, um die Stimme seines besten Freundes wieder zurückzukriegen, denn mit jedem Tag, der verstrich, ohne dass etwas passierte, rückte die gesetzte Deadline, das Ende von X JAPAN, näher und das wollte er unter allen Umständen verhindern. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ So, ab dem nächsten Kapitel sind wir dann wieder in Los Angeles und dann heißt es „Yoshiki und Toshi allein zu Haus“ – okay, mehr oder weniger… es gibt keine Einbrecher wie bei „Kevin allein zu Haus“, doch Weihnachten steht vor der Tür. Ob das allerdings so ganz traditionell ablaufen wird…………… Und nun noch kurz zu den wahren Punkten in diesem Kapitel: - Windbeutel: Yoshiki scheint die Dinger zu lieben. Zumindest hat er vor ein paar Jahren auf YM mal geschrieben, dass er einen kompletten Teller mit Windbeuteln innerhalb kürzester Zeit alleine verdrückt hat (der Gute hatte Kopfschmerzen und dachte, so würden sie weggehen… das Ende vom Lied war, dass er immer noch Kopfweh hatte und ihm zudem kotzübel war). - Toshi als Sänger: Nach Toshis Ausstieg aus der Band hatten hide und Yoshiki zunächst nach einem neuen Sänger gesucht. Neben einer perfekten englischen Aussprache (hinsichtlich des Amerikadebuts, das ja daran gescheitert war, dass kein Amerikaner Toshis englisches Gesinge verstanden hat), sollte er stimmlich gesehen Toshi ebenbürtig, besser noch überlegen sein, damit sie auch weiterhin ihre alten Songs performen können. Dass sie nicht fündig geworden sind, könnt ihr euch ja denken und mit hides Tod hatte sich das Ganze dann sowieso erledigt gehabt. Um 2005 herum wurde Yoshiki bei einem öffentlichen Auftritt gefragt, ob er X JAPAN jemals wiedervereinen würde. Seine Antwort darauf war, dass er es täte, käme Toshi als Sänger zurück. Okay, das wär‘s dann mal wieder für dieses Kapitel. Man sieht sich beim nächsten!^^ Und über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen! Time flies by ------------- @ Asmodina: Nee, eigentlich war das letzte Kapitel länger als die beiden vorhergehenden… aber das längste Kapitel der kompletten Story, hast du noch vor dir – nämlich der Epilog ^.~ @ LunaLee: Welcher Song es sonst sein könnte? Kleiner Tipp: Ist von ToshIs 武士JAPAN Album, schreit von den Lyrics her gerade zu „YOSHIKI“ und ist unter anderem eines meiner Lieblingslieder ^.~ @ JaeKang: Nee, 愛する人よ ist es auch nicht – der Song wurde von YOSHIKI bereits 2009 für den Film Tokyo Daikushu geschrieben und ursprünglich von dem Tenor Masafumi Akikawa eingesungen. ToshI hat den Song dann später (genauso wie etliche andere Sachen, die YOSHIKI ursprünglich für andere Projekte geschrieben hat) gecovert. @ Astrido: An sich bin ich kein großer Fan davon, zu viele Charaktere auf einem Haufen zu haben, weil irgendwer sich garantiert vernachlässigt fühlt, aber bei den fünf Chaoten ging es erstaunlicherweise recht gut^^; @ Terra-gamy: Kann man’s ihm verübeln? Ich mein, der Kerl kann naschen so viel er will ohne zu zunehmen… *neid* Wer wäre da keine Naschkatze?? ^.~ @ -Shin-: Herzlich willkommen in der Runde!^^ Airport ist es nicht, aber du bist sehr nah dran! Gibt noch einen anderen Song auf dem武士JAPAN Album, der von den Lyrics her ähnlich ist, jedoch ganz laut „YOSHIKI“ schreit ^.~ @ Kaoru: Bin ich so ein Vielfraß wie Yoshiki? Äh… tausch Windbeutel gegen Schwarzwälderkirschtorte aus und du hast deine Antwort. Allerdings ne richtige Schwarzwälder, die so richtig schön mit Rum durchtränkt wurde, nicht dieses Kastratenzeugs aus der Tiefkühlabteilung. Obwohl… wenn’s hart auf hart kommt, ess ich die auch! ^.~ @ all: Streut vielleicht ein bisschen Puderzucker um euren PC herum aus, damit es ein wenig weihnachtlicher im Juli aussieht, den X-mas steht mehr oder weniger vor der Tür! Wünsch euch viel Spaß beim Lesen!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Zurück in LA verfielen Yoshiki und Toshi mühelos wieder in jenen Rhythmus, den sie beim letzten Mal entwickelt hatten. Wenn der Drummer im Studio war, um zu arbeiten, begleitete der Sänger ihn meist und half ihm entweder oder kümmerte sich um eigene Sachen, da sein Freund ihm die gesamte Ausrüstung sowie alle Angestellten zur Verfügung stellte. War Yoshiki zu Kontrollterminen im Krankenhaus, so war Toshi selten weit und auch bei der Physiotherapie war er wieder mit von der Partie. Genauso begleitete der Jüngere ihn wann immer er konnte, zu eigenen Arzt- oder Psychologenterminen. Standen Geschäftstermine oder Meetings wegen der aufkommenden Aktivitäten von X JAPAN an, war er meist ebenfalls mit dabei und fungierte immer öfter als rechte Hand seines besten Freundes. Hinzu kamen noch die täglichen Übungen mit einem Logopäden und einem Vocal Coach, bei denen Yoshiki stets mit anwesend war, doch egal was sie auch taten, Toshis Stimme kam einfach nicht. Zumindest waren die Kehllaute inzwischen auch zu hören, wenn er ganz normal mit dem anderen „sprach“ – sehr zu seinem Missfallen, weil er sie einfach nicht ausstehen konnte. Es half auch nicht wirklich, dass sein bester Freund in einer schlaflosen Nacht durch gute 4 000 Fernsehkanäle gezappt war, dabei dann bei einer Dokumentation über Höhlenmenschen hängen geblieben war und seitdem der Meinung war, er würde doch mehr danach als nach Wildschwein und Elch klingen. Nach dieser Aussage hatte er dann den Entschluss gefasst, nie mehr den Mund aufzumachen und wie zu Beginn nur mit Handy zu kommunizieren. Doch nachdem Yoshiki ihm sein Mobiltelefon weggenommen und ihm seine Ärzte und Trainer ins Gewissen geredet hatten, dass seine Stimme eher zurückkäme, wenn er seine Stimmbänder trainierte – egal wie grauenhaft es im Moment klingen mochte – hatte er wieder zu „reden“ angefangen. Nervig war es geworden, als der Jüngere dann den Entschluss gefasst hatte, die Toshi-Sprache, beziehungsweise „To-go“ (1) wie er sie genannt hatte, zu analysieren und zu katalogisieren. Tagelang hatte er ihn mit einem Diktiergerät verfolgt und sich hinterher stundenlang die Laute angehört und auch wenn sie für ihn alle gleich schrecklich klangen, so hatten Yoshikis feinere Ohren angefangen kleine Nuancen darin zu erkennen, die ihm halfen, das, was er von seinen Lippen ablas, besser zu verstehen und dem ganzen eine bessere Gemütsstimmung zuordnen zu können, weil er neben Mimik und Gestik auch noch Töne hatte. Während sie beim Gesang irgendwie feststeckten, so gab es zumindest an der Schlagzeugfront Fortschritte. Toshi sah es zwar mit gemischten Gefühlen, dass sein bester Freund immer so schnell ermüdete, aber nachdem er sich angewöhnt hatte, mit mindestens fünf Packungen Traubenzucker sowie normaler Cola, die schließlich nichts anderes als Zuckerwasser war, bei den Proben anwesend zu sein und ihn damit zu versorgen, ging es besser. Wenn Yoshiki bei Konzerten nur genügend Energiezufuhr erhielt, so dachte sich Toshi, dann müsste das eigentlich ganz gut funktionieren. Was den Nacken anbelangte, so musste er weiterhin die Halskrause tragen und durfte sich nicht zu extrem bewegen. Zwar sagte der Jüngere nie etwas, aber der Sänger sah ihm an, dass er trotz der OP hinterher wieder Schmerzen hatte und die geringe Dosis an Schmerzmitteln, die er einnehmen durfte, kam da wohl eher einem Tropfen auf den heißen Stein gleich. Nichtsdestotrotz konnte niemand Yoshiki davon abhalten, tagtäglich sein Drumtraining zu absolvieren, um für den Gig, der inzwischen auch festgelegt war, halbwegs fit zu sein. Dass Toshis Anwesenheit ungewollten Einfluss auf den Pianisten ausübte, war zunächst nicht wirklich auffällig. Gut, wenn er eine Einladung zu einer Party erhielt und darauf stand „mit Begleitung“, war es eigentlich stets der Sänger, der mitgenommen wurde, und nicht seine feste Freundin. Registriert wurde dies jedoch nicht wirklich, weil er es das letzte Mal auch schon getan hatte, als Toshi in LA gewesen war und seine Freundin beruflich unterwegs gewesen war. Mehr zur Kenntnis genommen wurde es da schon, als sich Yoshiki aus ihren Weihnachts- und Silvesterplänen ausklinkte, da er bereits anderweitig etwas vorhatte. „Was denn?“, wollte Toshi wissen, der das Telefonat mitbekommen hatte, da sein bester Freund es beim gemeinsamen Abendessen geführt hatte. „Keine Ahnung…“, antwortete der Drummer schulterzuckend und breitete sich auf der Couch aus, da sie sich einen Spielfilm ansahen. „Aber hast du nicht…?“ „Dieser ganze Kitsch an Weihnachten ist nicht meins, Tocchi. Sicher, bei mir stapeln sich die Einladungen zu irgendwelchen Partys und wenn du irgendwo hin willst, kannst du das auch gerne tun, aber ich werde die Zeit nutzen und im Studio arbeiten.“ „Klingt sehr festlich...“ „Und was Silvester anbelangt… da hab ich auch unzählige Einladungen zu irgendwelchen Festen, aber nachdem Silvester für mich immer noch ein Familienfest ist und du die einzige Familie bist, die ich augenblicklich hier in LA habe, ist es selbstverständlich, dass ich da bei dir bin!“ „Wir beide?“ „Ja.“ „Irgendwelche konkreten Pläne?“ „Ich könnte das Boot von einem Bekannten kriegen. Mit dem könnten wir dann etwas rausfahren und uns von dort die Feuerwerke über Marina del Rey und Santa Monica anschauen. Davor wäre dann noch die Möglichkeit irgendwo was zu essen oder so…“ Welchen Einfluss Toshis Anwesenheit auf Yoshiki hatte, zeigte sich, als der Sänger mehrere Tage hintereinander nicht mit ins Studio und zu Meetings kam, sondern in der Villa blieb. Ohne es zu wollen, hatte er das geschafft, woran bisher noch jede Frau bei seinem besten Freund verzweifelt war: er kam jeden Abend zur selben Zeit nach Hause. Zunächst hatte es der Sänger für reinen Zufall gehalten, doch wenn es dreimal hintereinander vorkam und er nie ein Wort darüber verloren hatte, dass der andere um 21 Uhr da sein solle, dann konnte das nicht mehr unbeabsichtigt sein. Ab und an begleitete Toshi den Jüngeren, wenn dieser in Beverly Hills shoppen war, was meist so aussah, dass er praktisch den halben Laden mit einem einzigen Zücken der Kreditkarte kaufte und seine Assistentinnen im Anschluss kommen durften, um die ganzen Sachen irgendwie ins Auto zu kriegen und in die Villa zu bringen – nicht selten fuhren sie dieselbe Strecke zwei oder drei Mal. Nach nicht einmal zwei Wochen in LA hatte Toshi das Gefühl die gesamte Winterkollektion von Gucci, Prada, D&G, Ed Hardy und Armani zu besitzen, weil Yoshiki jedes Mal darauf bestand, ihm mindestens zehn neue Teile zu kaufen – egal ob er nun dabei war oder nicht und ob er sie überhaupt wollte oder nicht. War der Sänger mit ihm Studio, so hatte es sich eingebürgert, dass die beiden zum Mittagessen meist in ein kleines, japanisches Restaurant gingen, das nicht weit entfernt war. Dabei kamen sie stets an einem Juwelier vorbei und mittlerweile konnte Yoshiki die Uhr danach stellen, dass er seinen besten Freund jedes Mal dort verlor, weil sich dieser die Nase am Schaufenster plattdrückte. Er ging jedes Mal noch ein paar Schritte weiter, ehe er aufs Neue registrierte, dass sein bester Freund einmal wieder zurückgeblieben war. So ging er dann zu ihm zurück, stellte sich neben ihn und hoffte darauf, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis er sich von der Scheibe losreißen konnte. Wie sich herausgestellt hatte, hatte sich Toshi in eine kleine Brosche aus Weißgold verliebt, die einen Flügel darstellte, der zudem mit kleinen Diamanten besetzt war. „Weißt du Tocchi“, äußerte Yoshiki, als er einmal wieder neben ihm stand und darauf wartete, dass er sich endlich daran satt gesehen hatte, „wärst du eine Frau, würde ich sagen, dass das der inzwischen gefühlte 100. Wink mit dem Zaunpfahl ist, dass ich dir das Ding kaufen soll!“ „Sollst du nicht! Ich finde sie schön… das ist alles…“, entgegnete der Sänger und ging weiter, wobei er verschwieg, weshalb er sich vom ersten Augenblick an so sehr in die Brosche verliebt hatte. Es war nur noch wenige Tage bis Weihnachten, als Toshi sich einmal wieder entschied, nicht mit ins Studio und zu unzähligen Meetings zu kommen. Der Hauptgrund war Yoshiki, der in der Nacht einmal wieder nicht hatte schlafen können – leider bedeutete es, wenn der Drummer nicht einschlafen konnte, dann durfte es auch niemand sonst. Irgendwann gegen drei Uhr früh hatte er dann auch noch eine Heißhungerattacke gehabt, in der er praktisch sämtliche Vorräte vernichtet hatte. Wie man Fischstäbchen – Toshi hatte sie braten müssen – in Nutella eintunken und das dann essen konnte, war ihm ein Rätsel, aber er hatte drei Kreuze gemacht, als sich sein bester Freund gegen fünf Uhr entschlossen hatte, ins Studio zu fahren – so war der Sänger endlich zu seinem wohlverdienten Schlaf gekommen. Nachmittags, nachdem er sich ausgeschlafen hatte, fuhr er dann los zum Einkaufen, um den Kühlschrank und die Vorratskammer wieder aufzustocken, als er, wie auch schon die Male zuvor, an den ganzen Weihnachtssachen hängen blieb. Yoshiki mochte es vielleicht kitschig finden, aber in all den amerikanischen Filmen hatte ihn diese aufwendige Dekoration schon immer fasziniert. Überall wo er in den letzten Tagen hingekommen war, herrschte Weihnachtsstimmung – selbst bei Extasy Records, weil sich die Angestellten um eine entsprechende Dekoration gekümmert hatten -, lediglich Yoshikis Villa war kühl wie eh und je. Kein Wunder, wenn schwarz und weiß dominierten und es nichts gab, das auf Weihnachten hinwies! Letztendlich war es eine spontane Entscheidung gewesen, in der Toshi einen gut drei Meter großen Baum kaufte – zum Glück wurde der nach Hause geliefert – sowie Unmengen an Baumschmuck, Dekosachen, CDs und was er sonst noch alles in die Finger kriegen konnte. Als er alles bezahlte, hörte er sein Konto zwar ächzen, doch da er noch immer das Geld hatte, das Yoshiki ihm aus Jux und Tollerei überwiesen hatte, war es zu verkraften. Eben jener glaubte zunächst einmal vom Schlag getroffen zu werden, als er am Abend die Auffahrt hochfuhr und plötzlich alle Bäume, die dort standen, mit blinkenden Lichterketten überzogen waren. Es wurde auch nicht besser, dass an der Haustür ein weihnachtlicher Kranz hing und ihm lauthals Jingle Bells entgegenschallte, kaum dass er sie geöffnet hatte. Der Horrortrip ging weiter, als er ganz in sein Haus eingetreten war und er die Stechpalmen entdeckte, die um das Treppengeländer gewickelt worden waren. Aus dem Obergeschoss tanzte Toshi gerade die Treppe herunter, schien mitzusingen – zumindest bewegten sich seine Lippen und er konnte den Text von dem Weihnachtslied ausmachen – und hatte sein hide-Plüsch in der Hand. Die Frage war nur: seit wann hatte hide-Plüsch Flügel?? Sein bester Freund winkte ihm zur Begrüßung nur kurz zu, ehe er auch schon im Wohnbereich verschwunden war, wohin Yoshiki ihm folgte, nachdem er sich seiner Stiefel entledigt hatte. Dort angekommen traf ihm im wahrsten Sinne des Wortes der Schlag: ein über drei Meter großer Baum stand da, daneben eine Leiter und der Boden verschwand mehr oder weniger komplett unter unzähligen Kartons und Kisten. Yoshikis erste Tat war, dass er zur Anlage ging und diese ausschaltete, weil Toshi ihn anderweitig wohl gar nicht hören würde. „Was soll das?!“, verlangte er zu wissen, als endlich Ruhe herrschte. „Ich dekoriere“, war die einfache Antwort und der Sänger begann die Leiter samt hide-Plüsch und Schnur, die er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte, zu erklimmen. „Okay, vielleicht war die Frage falsch formuliert, aber… WAS SOLL DAS VERDAMMTE ZEUGS HIER UND WO HAST DU DAS ÜBERHAUPT HER?!?!“ „Aus der Mall“, war die lapidare Antwort, nachdem Toshi endlich oben angekommen war und sich kurz zu Yoshiki drehte, ehe er sich zur Baumspitze beugte und hide-Plüsch daran festband. Zuvor hatte er ihm noch kleine Flügelchen aus weißen Federn gebastelt und sie an seinem Rücken befestigt. „Und aus welchem Grund fesselst du jetzt hide an einen Baum und warum sieht er aus wie ein gerupftes Huhn?! Das ist mein hide-Plüsch!!“ Angepisst traf die Stimm- und Gemütslage des Pianisten wohl am besten, da er sich nach einer Nacht ohne Schlaf eigentlich auf einen ruhigen Abend gefreut hatte, wo er vielleicht noch ein wenig Toshi als Kuscheltier missbrauchen konnte, doch stattdessen wurde er von dem ganzen Firlefanz begrüßt, den er eigentlich gar nicht haben wollte. Und der Gipfel des Eisberges war natürlich die Misshandlung von hide! Sein bester Freund antwortete ihm nicht, kam jedoch ziemlich lautstark die Leiter nach unten gestürmt, nachdem die Nachbildung des verstorbenen Gitarristen endlich sicher an der Baumspitze befestigt worden war. „Weißt du was, mach deinen Scheiß doch allein!“, fuhr er ihn an und so extrem wie er nach wütendem Höhlenmenschen klang, musste Yoshiki ihn wirklich aufgebracht haben. Er rauschte an ihm vorbei und stampfte dann die Treppe hoch, wo gleich darauf die Tür knallte. „Ich hab ja nicht drum gebeten!!“, schrie der Drummer hinterher und ließ sich dann aufs Sofa fallen, wo er sich lautstark seufzend übers Gesicht fuhr. Das war das erste Mal seit langem gewesen, dass zwischen ihm und Toshi so richtig die Fetzen geflogen waren – sah man einmal von den Diskussionen über Masaya und HOH ab – aber vermutlich war es an der Zeit gewesen, dass sie aneinander gerieten, so wie sie in letzter Zeit aufeinander gehockt hatten. Yoshikis Blick fiel auf ein aufgeschlagenes Buch, das auf dem Tisch lag, und angelte es sich, um es sich anzusehen. Es zeigte Möglichkeiten, wie man einen Baum schmücken konnte. Was dem Pianisten auf dem Bild auffiel, war der Engel, der sich an der Spitze der Tanne befand. Als er sich umdrehte und seinen hide-Plüsch da oben genauer betrachtete, verstand er Toshis Logik dahinter, was nur dazu führte, dass er das Buch schloss und sich seufzend die Haare aus dem Gesicht strich, ehe er es weg legte, aufstand und in die Küche ging. Dort wurde er von diversen Tüten und einem Stapel an Backbüchern begrüßt. Er riskierte in beides einen Blick und allem Anschein nach, schien sich sein bester Freund vorgenommen zu haben, für halb Los Angeles Weihnachtsplätzchen zu backen. Unter allen möglichen Zutaten stieß er auch auf einen Stapel von Adventskalendern und garantiert 20 Schokoweihnachtsmännern. Toshi schien das Wort Großeinkauf wirklich neu definiert zu haben! Aus dem Kühlschrank holte er sich eine Flasche Wasser, aus der er ein paar Schlucke trank, ehe er sie zurückstellte und nach oben ging. Vor der Tür zu Toshis Schlafzimmer blieb er stehen, klopfte kurz und trat dann ein. „Darf ich hereinkommen?“, wollte er wissen und erblickte seinen besten Freund, der mit dem Rücken zu ihm stand, aus dem Fenster starrte und allem Anschein nach die Arme um sich geschlungen hatte. Als er keine Reaktion erhielt, nahm er das einfach einmal als ja an. „……………. Tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe“, nuschelte er leise, aber wohl doch laut genug für den anderen, da dieser sich zu ihm umdrehte und ihn abwartend anblickte. „Können wir das Ganze noch einmal auf Anfang stellen und ich frag dich erneut, was du da machst?“ „Und du glaubst, damit hätte es sich erledigt?“ Eigentlich war er ja gar nicht mehr wirklich sauer auf seinen besten Freund und wusste, dass ein Großteil dessen was er gesagt hatte, nur deshalb so herausgekommen war, weil er wahrscheinlich müde war, aber verletzend war es trotz allem gewesen und deswegen konnte er ruhig noch ein paar Minuten zappeln. „Tocchi…“ Yoshiki ging zu ihm und wollte ihm die Hände auf die Schultern legen, doch der wich aus, da er wusste, dass der Entzug von Nähe letztendlich schlimmer für ihn war, als jegliche Worte, die er hätte sagen können. Wie ein getretener Hund trollte sich der Drummer in Richtung Tür und murmelte etwas von „Gut, dann fahr ich jetzt in die Mall und kauf so viele bunte und blinkende Lichterketten wie möglich, um die ganze Villa damit einzuwickeln, damit du mir glaubst, dass es mir Leid tut und ich bereit bin, den Firlefanz mitzumachen, wenn es das ist, was du willst.“ „Yocchan…!“ Kaum hatte dieser den Kehllaut gehört, den er inzwischen als seinen Namen identifiziert hatte, drehte er sich auch schon um und ein erleichtertes Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als der andere die Arme ausbreitete. Er ließ es sich nicht zweimal sagen und umarmte seinen besten Freund. Das letzte, das er gewollt hätte, wäre gewesen, sich mit ihm wegen so einer Belanglosigkeit zu streiten und wenn es ihn glücklich machte, dann würden sie eben Weihnachten feiern. „Alles wieder in Butter?“ „Ja.“ „Gut… sorry, dass ich vorhin so herumgeschrien und so ein Theater gemacht hab…“ „Schwamm drüber“ , entgegnete Toshi lächelnd und wuschelte ihm durch die Haare. „Aber jetzt verrat mir mal, warum du unbedingt Weihnachten feiern willst, wo du doch genau weißt, dass ich nicht allzu große Lust darauf habe?“ „Keine Ahnung, mir war so danach“ , entgegnete der Sänger schulterzuckend, „als ich heute in der Mall war, das ganze Zeugs gesehen habe und wie glücklich die Menschen auf einmal schienen, welchen Frieden sie ausstrahlten…“ „Und deswegen hast du dich entschieden, die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln?“ „Wie du es schaffst, so gefühlvolle Balladen zu schreiben, während du in Wirklichkeit so romantisch wie ein Tisch bist, wird mir für immer ein Rätsel bleiben!“ „Haha!“ „Warum du kein Fan von Weihnachten bist, ist mir sowieso ein Rätsel – schließlich gibt es Schokolade und Süßigkeiten in rauen Mengen. Außerdem ist es ja praktisch unser Feiertag, immerhin heißt es ja auch ‚X-mas‘…“ „Weil es in den meisten Fällen so falsch und aufgesetzt ist und das mag ich einfach nicht daran. Es geht mehr darum, wer das teuerste Geschenk kauft, als um irgendetwas sonst…“ „Wir müssen ja keine kaufen, die gibt es für uns schließlich an Silvester. Aber einfach so ein bisschen Xmas… mit Plätzchen und Süßigkeiten… wir machen einfach unsere eigenen Regeln!“ „Hast du doch sowieso schon oder weshalb hat mein hide-Plüsch neuerdings Flügelchen und befindet sich statt einem Engel an der Baumspitze?“, entgegnete Yoshiki grinsend. „Du meinst das gerupfte Huhn?“ „Das meinte ich vorhin nicht so… er hat wirklich schöne Flügel! Auch wenn ich persönlich ihm eher Teufelshörner verpasst hätte.“ „Das passt aber nicht zu Weihnachten und anstatt jetzt hier noch ewig herumzustehen und zu diskutieren, kannst du mit runterkommen und mir helfen – immerhin haben wir noch einen ganzen Baum zu dekorieren!“ Es war nach Mitternacht, als Yoshiki und Toshi erschöpft auf der Couch saßen und ihr Prachtwerk betrachteten. Der riesige Weihnachtsbaum erstrahlte in vollem Glanze – an den Zweigspitzen schlängelten sich kleine Lichter, die wie Kerzen flackerten nach oben und in ihrem Schein funkelten silberne und lilafarbene Christbaumkugeln. Unmengen an Lametta, das seinen Weg zum Teil auch in die Haare der Musiker gefunden hatte, reflektierten den Schein der künstlichen Kerzen und über allem thronte hide-Plüsch mit seinen Engelsflügeln. Während des Schmückens hatte Yoshiki schließlich auch erfahren, was es mit den Unmengen an Adventskalendern auf sich hatte: da es bis Weihnachten nur noch wenige Tage waren, funktionierte die jeden-Tag-ein-Türchen-Geschichte nicht mehr, weshalb Toshi einfach für jeden verbleibenden Tag einen Kalender gekauft hatte – immerhin bestand der aus 24 Stunden, womit das mit den 24 Türchen wunderbar aufging! „Warum machst du das eigentlich?“ , wollte der Sänger müde wissen und kuschelte sich an seinen besten Freund. „Was?“ „Das hier… ich bezweifle, dass meine Argumentation vorhin so gut war, um dich Sturkopf zu überzeugen.“ „Ich hab es vorhin schon einmal gesagt… wenn es dich glücklich macht, dann ist es egal, was ich denke. Außerdem könnte mir deine Interpretation von Xmas sogar ganz gut gefallen“, antwortete Yoshiki und legte einen Arm um ihn, während er mit dem anderen nach seinem Adventskalender angelte und das erste Türchen öffnete, um die sich darin befindliche Schokolade zu vernichten. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ (1) „To-go“ hat nichts mit „Coffee to go“ oder dem Land Togo zu tun, sondern ist eine kleine Wortspielerei, wenn man so will. Das „to“ ist die erste Silbe aus Toshis Namen und „go“ (eigentlich 語 geschrieben) ist Japanisch und bedeutet Sprache. Um im Japanischen den Namen einer Sprache zu bilden, nimmt man einfach den Ländernamen und setzt ein „go“ dahinter – Nihon-go=Japanisch; Doitsu-go=Deutsch. Okay, von der Storyline ist eigentlich so ziemlich alles Fiktion, außgenommen… - Yoshikis feine Ohren: In der Fachsprache nennt man das „absolutes Gehör“ und kommt nur sehr selten vor, sehr oft jedoch bei großen Musikern und Komponisten (Bach, Mozart, Beethoven etc. – ihnen allen wird ein absolutes Gehör nachgesagt). In Yoshikis Fall haben sich seine Techniker in LA einmal einen Spaß daraus gemacht und ihn getestet, indem sie Stifte auf den Boden haben fallen lassen. Yoshiki hat danach jedes Mal den Ton, den der Stift beim Aufprall auf dem Boden erzeugt hat, perfekt auf dem Klavier nachgeahmt. In einem Interview meinten seine Techniker, dass sie jemanden, mit einem solch absoluten Gehör in den USA noch nicht gesehen hätten. - Weihnachten: Es hat zwei Gründe weshalb ich aus Yoshiki einen kleinen Weihnachtsmuffel gemacht habe: 1. Das Verständnis von Weihnachten und Silvester ist in der japanischen Kultur (im Vergleich zur westlichen) genau andersherum. Weihnachten verbringt man eher mit der Freundin/dem Freund anstatt mit den Eltern, geht aus, etc. Silvester und Neujahr hingegen sind der Familie vorbehalten und für die Kinder gibt es Geldgeschenke. 2. Yoshiki schreibt so ziemlich jedes Jahr über Twitter/Yoshiki Mobile/Myspace, dass er den 25. (also der Tag, an dem die Amerikaner Weihnachten feiern) im Studio verbringt und arbeitet. Bis zum nächsten Kapitel!^^ Und über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen! Xmas ---- @ -Shin-: Schockzustände? Ich war bei dem Kapitel doch ganz lieb und brav – keiner ist im Krankenhaus gelandet und es leben noch alle^^ Der Puderzucker als Schneeersatz war auch nur deshalb, weil es den wohl in jeder Küche gibt; du kannst aber natürlich gerne zu Obi fahren und dir einen Eimer weißen Sand holen, um ein authentisches Malibu-Beach-Feeling zu erhalten ^.~ @ Asmodina: Um was wettest du?? ^.~ @ JaeKang: Nachdem das Rätsel inzwischen zwei gelöst haben, verrat ich dir den Song: Amaoto ^.^ @ Terra-gamy: *lach* Und der arme Toshi kratzt sich nur hilflos in den Haaren, weil er selber nicht weiß, wie er das angestellt hat^^; @ LunaLee: Wie du dieses Bild wieder los wirst? Probier es mal mit Pata und/oder Toshi in Strapsen – das dürfte sicherlich für Abhilfe schaffen^^ @ Astrido: Das Yoshiki so unerwartet in die Luft geht, liegt einfach an der Kombi Übermüdung+Schilddrüsenüberproduktion. Letztere hat zur Folge, dass die Betroffenen wegen der kleinsten Kleinigkeiten plötzlich grundlos ausrasten. Und keine Sorge, Yoshikis Freundin wird auch noch in Persona einen Miniauftritt haben, aber da die Hauptpersonen einfach Yoshiki und Toshi sind, liegt der Hauptfokus auf den beiden, weshalb Interaktionen mit Randfiguren, die nicht dafür sorgen, dass die Story vorankommt, auf ein Minimum reduziert sind. Würde ich all diese Interaktionen und die Gefühlswelt der Randfiguren auch noch mit reinpacken, wären wir sicherlich nicht bei einer Seitenzahl von 153S in Word, sondern wahrscheinlich irgendwo beim doppelten^^; Was den Schnee anbelangt… so war der Puderzucker nur deshalb, weil es den in jeder Küche gibt, während nicht jeder gerade mal eben einen Eimer weißen Sandes bei sich daheim hat. Aber du kannst natürlich gerne bei Obi einen besorgen, um ein authentisches Malibu-Beach-Feeling zu haben ^.~ @ Kaoru: Was hüstelst du hier so gekünstelt?? Ô.o @ all: Okay, wir haben den 5. August und ich präsentiere euch jetzt das Weihnachtskapitel – irgendwie wollte sich der Kalender nicht an meinen Updaterhythmus anpassen >_< Wie auch immer: Meri kuri (Frohe Weihnachten auf Japanisch) und viel Spaß beim Lesen!! P.S.: -Shin- und LunaLee haben herausgefunden, um welchen Song es sich handelt, an dem Toshi da herumkomponiert und den Yoshiki nicht sehen darf: es ist „Amaoto“. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ „Finger aus der Rührschüssel!“ mahnte Toshi bereits zum gefühlten 100. Mal und gab seinem besten Freund einen Klaps auf die Hand, der sie daraufhin zurückzog. Es war der Abend des 24. Dezembers und die beiden waren dabei Plätzchen zu backen, was so aussah, dass der Sänger die ganze Arbeit machte, während Yoshiki daneben stand, Teig naschte, wann immer der andere nicht aufpasste, und den Älteren gelegentlich mit Mehl einstaubte. Dank dem glich die Küche auch stark einem Schlachtfeld, aber sie hatten beide ihren Spaß dabei, auch wenn Toshi ab und an kurz davor war, dem Jüngeren eine mit dem Nudelholz überzuziehen. Makronen, Rumkugeln und Butterplätzchen waren schon gemacht, wobei vor allem letztere äußerst nervenaufreibend gewesen waren. Das lag nicht unbedingt daran, dass sie so extrem kompliziert waren, sondern mehr an der Tatsache, dass Toshi die Plätzchen ausgestochen hatte und Yoshiki die Aufgabe gehabt hatte, die Teigreste wieder zusammen zu kneten. Auf wundersame Weise ist dabei etwa die Hälfte der rohen Masse in den Mund des Drummers gewandert. Nun waren sie gerade dabei, Vanillekipferl zu machen, wobei der Sänger wahre Multitaskfähigkeiten an den Tag legte, da er einerseits die Halbmonde formte, andererseits ein Auge auf den Backofen hatte, in dem sich schon ein Blech befand und gleichzeitig darauf aufpasste, dass Yoshiki sich nicht zu oft an der Teigschüssel bediente. „Warum machst du eigentlich lauter tsu-Zeichen?“ „Hä?“ „Deine Plätzchen sehen aus wie das Hiraganazeichen für tsu“, erklärte der Pianist und schnappte sich ebenfalls einen Teigklumpen. Diesmal jedoch nicht um zu essen, sondern um selbst produktiv zu werden. Vorhin hatte er aus den letzten Resten des Butterplätzchenteigs schließlich auch schon lauter kleine X gemacht. Nun rollte er wie der andere ein bisschen was von der Rohmasse zu einem kleinen Schwanz und klebte diesen anschließend an eines von Toshis tsu-Plätzchen. „Was machst du da?“ „Wenn du es jetzt umdrehst, dann hast du ein to wie in Toshi“, erklärte Yoshiki und fuhr damit fort aus den tsus tos zu machen. Seufzend ließ der andere ihn gewähren – so war wenigstens der Teig in Sicherheit. Es dauerte jedoch keine fünf Minuten und er hatte die Lust daran verloren, weshalb er anfing yos zu machen. „Lass mich raten, die yos stehen für Yoshiki?“ „Mhm“, brummte der Pianist geistesabwesend, da er damit beschäftigt war, sein Hiraganzeichen perfekt zu gestalten. Seitdem Toshi wusste, dass sein Freund unter einer Schilddrüsenüberproduktion litt, und er die Symptome kannte, fielen sie ihm immer öfter auf – vor allem die Heißhungerattacken und das Yoshiki trotz allem um jedes Kilo kämpfen musste, um nicht noch mehr abzunehmen, aber auch die rapiden Stimmungsschwankungen, sowie die Nervosität und Unruhe. Gut, hibbelig war er früher auch schon gewesen, aber nicht in diesem Ausmaße. Jetzt fing er zahllose Sachen gleichzeitig an, verlor jedoch innerhalb von Minuten wieder das Interesse daran und machte irgendetwas anderes. Wer nicht wusste, was Sache war, konnte auch einfach nur meinen, dass sich seine bereits vorhandenen Macken einfach nur verschlimmert hatten, aber irgendwie fragte sich Toshi trotz allem, ob Heath, Pata und Sugizo nicht doch dahinter kämen, dass etwas im Busch war, wenn sie in ein paar Tagen für den Videodreh ankämen. Es war bereits nach 22 Uhr, als endlich alle Plätzchen fertig gebacken aus dem Ofen waren, die Küche wieder in einem ordentlichen Zustand war und sich die beiden daran machten, die Butterplätzchen zu verzieren. Toshi hatte keine Ahnung, weshalb er gedacht hatte, das würde weniger nervenaufreibend als die Backaktion werden. Vielleicht weil er gehofft hatte, dass Yoshik inzwischen ausgepowert wäre oder die Lust daran verloren hätte und stattdessen etwas anderes täte, als geschlagene vier Stunden an seiner Seite zu kleben? Stattdessen schien es sich der Jüngere zum Ziel gemacht zu haben, seine X-Plätzchen erst in Schokolade und anschließend in Zuckersträuseln ertränken zu wollen. Man brauchte wohl nicht zu erwähnen, dass er immer wieder seine Finger in die Glasur eintauchte und diese dann abschleckte. „Mit jeder Minute steigt mein Respekt für Okaa-san…!“, äußerte Toshi schließlich. „Warum?“, wollte Yoshiki wissen und lutschte die letzten Schokoladenreste von seinem Zeigefinger ab. „Nur so…“, entgegnete der Ältere und wandte sich wieder seinen Plätzchen zu. Es war nach Mitternacht, als beide erschöpft ins Bett fielen – genauer gesagt in das des Pianisten, da dieser nicht unbedingt alleine schlafen wollte, wenn sein bester Freund schon einmal da war – und innerhalb von wenigen Minuten eingeschlafen waren. Keine fünf Stunden später war Yoshiki jedoch wieder wach und krabbelte unter der warmen Decke hervor, statt noch ein wenig die Nähe des Älteren zu genießen, da er noch etwas zu erledigen hatte. Leise schlich er aus dem Schlafzimmer und ging ins Arbeitszimmer, wo er den Tresor unter dem Schreibtisch öffnete. Daraus holte er einen Karton, den er auf den Tisch stellte und anschließend dessen Inhalt auspackte. Neben einem Weihnachtsstrumpf in rot mit weißem Fellbesatz, in dem sich schon einiges an Nüssen, Süßigkeiten sowie eine Überraschung befanden, holte er eine kleine, reich verzierte Plätzchendose hervor. Mit beidem ging er hinunter in die Küche und packte die to- und yo-Vanillekipferl sowie die X-Butterplätzchen in die Dose um, ehe er sie ebenfalls in den Strumpf tat und diesen an den Kamin hängte. Toshi wollte Weihnachten, dann würde er das auch bekommen! Er entfachte ein Feuer und schaltete die Beleuchtung vom Weihnachtsbaum ein. Danach verschwand er wieder in der Küche, um eine große Kanne Kakao zu machen – eines der wenigen Dinge, die er selbst blind kochen könnte. Eigentlich gehörte ja Weihnachtspunsch dazu, aber da er wegen all der Medikamente, die er schluckte, weitestgehend auf Alkohol verzichten sollte, hatte Toshi von vornherein keinen Punsch gekauft. Während der Pott mit der heißen Schokolade auf einer Warmhalteplatte stand, deckte er den Tisch festlich ein und schob die Teigrohlinge von Semmeln und Croissants, die er im Tiefkühlschrank hatte, in den Backofen. Die Plätzchendose sowie Schokolade in rauen Mengen fanden ihren Weg ins Wohnzimmer auf den Tisch und nachdem endlich alles zu seiner Zufriedenheit war, machte er es sich mit einer Tasse Kakao und in eine Decke gewickelt auf dem Sofa bequem und wartete darauf, dass sein bester Freund endlich wach werden würde. Er könnte ihn natürlich wecken, was er vermutlich normalerweise auch tun würde, aber da heute der 25. Dezember und somit der Weihnachtsmorgen war, sah er davon ab und beschränkte sich auf Kakao trinken und naschen. Nach sieben hörte er dann endlich auch Schritte, die die Treppe herunterkamen, jedoch am Treppenabsatz innehalten mussten, da er sie nicht mehr wahrnahm. „Yocchan?!“ Dafür hörte er jedoch den entsprechenden Kehllaut für seinen Namen. „Im Wohnzimmer!“ „Was… soll das?“, fragte Toshi völlig überrumpelt und starrte auf das, was sich ihm da bot, als er beim Sofa angekommen war, auf dem sein bester Freund saß. „Du wolltest Weihnachten, also kriegst du es – inklusive dem Geschenkeauspacken am Weihnachtsmorgen!“ „Geschenke? Aber ich hab doch gesagt…“ „Ich weiß, was du gesagt hast, aber ich wollte dir eine kleine Freude machen.“ Yoshiki stand auf, ging zu ihm und drückte ihn an sich. „Merry Xmas, Tocchi!“ „Merry Xmas, Yocchan…“ Der Sänger wirkte noch immer etwas überfahren, weshalb der Drummer ihn in Richtung Kamin bugsierte. „Los, mach dein Geschenk auf – ich will doch wissen, ob ich ins Schwarze getroffen habe!“ „Jetzt habe ich gar nichts für dich…“, äußerte der Ältere und wirkte irgendwie niedergeschlagen, als er den prall gefüllten Weihnachtsstrumpf nahm und sich damit auf die Couch setzte. „Brauchst du auch nicht“, entgegnete Yoshiki lächelnd und kuschelte sich an ihn, „ich hab dich, mehr will ich gar nicht!“ Toshi sah ihn zweifelnd an, doch da er es wirklich ernst zu meinen schien, schob er den Gedanken beiseite und begann den Strumpf auszupacken. Als erstes förderte er die Plätzchendose zu Tage, die er neugierig öffnete und dann nicht anders konnte, als zu lachen, als er darin sämtliche Kekse fand, die sein bester Freund am Tag zuvor gemacht hatte. „Und ich dachte, die hättest du inzwischen schon alle aufgegessen!“ „Von denen habe ich keinen Einzigen angerührt“, äußerte Yoshiki ganz stolz, „nur die anderen und die Süßigkeiten…“ „Vielfraß…“, kommentierte Toshi lediglich grinsend und zog als nächsten Zuckerstangen, Schokoweihnachtsmänner und andere Süßigkeiten hervor. Als er schließlich bei den Wal- und Erdnüssen angelangt war, erspürte er dazwischen ein kleines Päckchen, welches er zu Tage förderte. Es war mit Weihnachtsgeschenkpapier eingewickelt, welches er vorsichtig entfernte. Zum Vorschein kam eine kleine, blaue samtige Schmuckschatulle, die ihn etwas ahnen ließ. „Du hast nicht…“ „Mach schon auf“, forderte Yoshiki und rutschte neben ihm unruhig auf und ab, während er eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger zwirbelte. Zögernd kam Toshi der Aufforderung nach und hob ganz langsam den Deckel. Zum Vorschein kam eine Brosche aus Weißgold, die einen mit Diamanten besetzten Flügel darstellte – es war eben jene, die er beim Juwelier entdeckt hatte, als er und der andere zum Mittagessen zum Japaner in der Nähe von Extasy Records gegangen waren. Seine Augen weiteten sich immer mehr, als er das Schmuckstück sah und schließlich vorsichtig mit den Fingern darüber strich, so als wolle er sicher gehen, dass es auch real war. Im nächsten Augenblick fiel er Yoshiki um den Hals, der damit nicht gerechnet hatte und mit ihm nach hinten umkippte, sodass sie der Länge nach, aufeinander auf dem Sofa lagen. „Ich vermute, das heißt, dir gefällt das Geschenk“, fragte der Pianist und legte die Arme um ihn, wobei er über seinen Rücken strich und lächelte. Er hatte zwar keine Ahnung, weshalb sich Toshi so sehr in diese Brosche verliebt hatte, aber wenn es ihn glücklich machte, dann war er zufrieden. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde größer, als er spürte, wie der andere nickte, doch Falten bildeten sich auf seiner Stirn, als er fühlte, wie etwas Feuchtes seine nackte Brust benetzte, da er einmal wieder nur in Briefs geschlafen hatte. „Tocchi… weinst du?“ Kopfschütteln. „Warum wird meine Brust dann nass?“ Toshi richtete sich etwas auf und blickte den anderen aus verheulten, aber strahlenden Augen an. „Danke, Yocchan… Danke!“ Damit kuschelte er sich wieder an ihn und drückte ihn so fest er konnte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass dir die Brosche so viel bedeutet…“, murmelte Yoshiki schmunzelnd und fuhr durch die schwarzen Haare des anderen, während ab und an ein leises Schniefen zu hören war. Natürlich könnte Toshi dem Jüngeren den Grund verraten, weshalb er sich vom ersten Augenblick an in das Schmuckstück verliebt hatte, doch selbst für ihn klang dieser so kindisch, dass er ihn lieber für sich behielt – am Ende würde Yoshiki noch über ihn lachen und das wollte er nicht. Immerhin klang es nicht unbedingt sonderlich vernünftig zu sagen, dass er die Brosche nur deshalb so sehr gewollt hatte, weil sie ihn so sehr an den Kristallflügel des anderen erinnerte und dieser für ihn gleichbedeutend mit seinem besten Freund war. Wie oft hatte er auf der Bühne neben eben jenem Flügel gestanden, gesungen und dabei beobachtet wie sich Yoshikis Schultern, sein Körper im Spiel bewegt hatten? •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Falls ihr euch jetzt wundert, ob es die Brosche wirklich gibt… ja, tut sie: http://s154.photobucket.com/albums/s276/Tei_photo/?action=view¤t=topi.jpg Welche Geschichte hinter ihr steckt, bleibt allerdings der Fantasie eines jedem einzelnen überlassen ^.^ Okay, im nächsten Kapitel ist dann Neujahr und es gibt endlich Geschenke! Was sich Toshi und Yoshiki wohl schenken werden? In diesem Sinne, bis zum nächsten Kapitel! ^.^// New Year -------- @ Asmodina: Wär ja auch irgendwie gemein gewesen, wenn Toshi sie nicht doch noch bekommen hätte, wo er sich doch so in sie verliebt hatte! ^.~ @ -Shin-: *gg* Jaja, mir wird von meiner Betaleserin des Öfteren vorgeworfen, ich würde Karies verursachen^^; @ Astrido: *gg* Ja, manchmal hat der Gute schon recht kindliche Anwandlungen…^^ @ JaeKang: *lach* Und Toshi kommt dann in die Küche und findet einen schlafenden, zugekrümelten Yoshiki vor, der ne leere Plätzchendose umarmt ^.~ @ Terra-gamy: Wie man drauf kommt, dass Vanillekipferl aussehen wie das tsu? Drei Freistunden hintereinander, in denen ich Japanisch lerne und hinterher Vanillekipferl esse, sorgen für solche Ideen ^.~ @ Kaoru: Ob Yoshiki in Wirklichkeit was mit der Brosche zu tun hatte? Keine Ahnung, aber mir ist irgendwann mal die Brosche bei Toshi aufgefallen und irgendwie hatte sich das dann so ergeben^^; @ all: So, Weihnachten ist abgehandelt, jetzt gibt es Neujahr. Viel Spaß beim Lesen und … „akemashite!!!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Die Tage bis Silvester vergingen wie im Fluge und waren vollgestopft mit den Planungen für den aufkommenden Gig, die Shootings sowie den Aufnahmen im Studio. Manchmal war es etwas umständlich und nervenaufreibend, aber letztendlich hatte Yoshiki alles, was er für den Auftritt benötigte, sodass sie am Abend des 31. Dezembers schließlich die Türen von Extasy Records für dieses Jahr schließen und die verbleibenden Stunden von 2009 gemeinsam ausklingen lassen konnten. Nachdem sie sich daheim frisch gemacht hatten, ging es zum Fisherman’s Village in Marina del Rey, wo Yoshiki in einem der zahllosen Restaurants einen Tisch reserviert hatte. Man merkte, dass die Menschen in Feierlaune waren und auch wenn die beiden auf Alkohol verzichteten, ließen sie sich davon anstecken, ehe sie gegen elf Uhr bezahlten und zum Hafen hinuntergingen, wo das Boot, das der Pianist von einem Bekannten geliehen hatte, bereits auf sie wartete. Allerdings war „Boot“ wohl der falsche Begriff, denn statt einer kleinen Nussschale mit Außenbordmotor, war es ein schickes, knallrotes Speedboot das inklusive eines Kapitäns kam, der sie schon erwartete und an Bord begrüßte, wo es neben Häppchen auch Champagner und diverse andere Getränke gab. „Na wenigstens ist es keine 100 000 000 $ Yacht“, äußerte Toshi, nachdem er es sich an Deck bequem gemacht hatte und sie ausliefen. „Yacht hätte ich auch kriegen können, aber mir persönlich gefallen die Speedboote besser“, entgegnete Yoshiki schulterzuckend und setzte sich neben ihn. „Weil du süchtig nach Geschwindigkeit bist!“ Statt darauf zu antworten, grinste der Drummer nur und gönnte sich eines der Kaviarhäppchen. Nachdem sie das Hafenbecken verlassen hatten, nahm das Boot Geschwindigkeit auf und der Jüngere stand auf, um sich ganz vorne am Bug auf die gepolsterte Sitzbank zu knien und den Fahrtwind zu genießen. „Fehlt nur noch, dass du die Arme ausstreckst, dann kannst du Titanic nachspielen.“ „Was?“ fragte Yoshiki und drehte sich zu ihm, da er nur ein paar Kehllaute gehört hatte, die er nicht verstand, aber Toshis Lippen nicht gesehen hatte. So wiederholte dieser, was er gesagt hatte, woraufhin der Pianist nur lachte und dann die Hände von der Reeling löste, an welcher er sich abgestützt hatte, und die Arme ausbreitete. Kopfschüttelnd stand der Sänger auf, kniete sich neben seinen besten Freund und tat es ihm gleich, welcher ihn daraufhin nur breit angrinste und seinen rechten Arm mit dem linken des anderen verschränkte. „Du spinnst!“ „Ich weiß“, antwortete Yoshiki und stellte sich auf die Polsterung, wobei er Toshi mit hochzog. Kniend war es noch leicht gewesen, die Sprünge, die das Boot auf Grund der Geschwindigkeit und der Wellen machte, auszugleichen, doch so war das schon deutlich schwieriger und der Sänger sah sie schon über Bord gehen. „Hatte ich schon einmal erwähnt, dass du spinnst?“ Anstelle einer Antwort lachte der Schlagzeuger nur und genoss den Fahrtwind, der seine Haare nach hinten blies und auf den er seinen Oberkörper regelrecht legen konnte, ohne nach vorne zu kippen. Es dauerte jedoch nicht lange und das Boot wurde langsamer, drehte und stoppte schließlich. Von ihrem Platz aus hatten sie einen wunderbaren Blick auf die Küste von Los Angeles, wobei sie nicht die einzigen waren, die aufs Meer hinausgefahren waren, um sich von dort die Feuerwerke über der Stadt anzusehen. Zahlreiche Yachten und Speedboote hatten nur unweit von ihrem Platz ebenfalls geankert, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Man konnte die Partygeräusche von ihnen hören und theoretisch hätten sie auch auf einem dieser sein können, doch nach allem was passiert war, hatte Yoshiki den Jahreswechsel lieber alleine mit seinem besten Freund verbringen wollen, anstatt sich unter unzähligen Menschen zu befinden. Da es nur noch wenige Minuten bis Mitternacht waren, entkorkten sie die Champagnerflasche und füllten ihre Gläser – es war die Ausnahme von der kein-Alkohol-Regel. Mit den Sektflöten in der Hand setzten sie sich auf die Reeling, wo sie die letzte Minute abwarteten. Als die ersten Raketen über der Stadt der Engel in die Luft stiegen und farbenprächtig am sternenklaren Nachthimmel explodierten, wünschten sie sich ein frohes neues Jahr und prosteten sich zu. „Auf ein erfolgreiches Jahr, ohne die ganze Probleme vom alten!“ „Auf unsere Weltherrschaft!“ „Auf unsere Weltherrschaft!“ Yoshiki umarmte Toshi, der die Geste erwiderte und Arm in Arm saßen sie dann dort, um das Feuerwerk zu beobachten. „Ne, Yocchan…“ „Hm?“ „… Danke! Für alles…“ „Jederzeit, Tocchi… jederzeit!“, antwortete der Pianist leise und wuschelte ihm durch die Haare. Es war fast drei Uhr, als sie schließlich wieder in Yoshikis Villa ankamen, doch statt ins Bett zu gehen, holte jeder aus seinem Schlafzimmer das Geschenk für den anderen und sie trafen sich im Wohnzimmer vor dem Weihnachtsbaum, der noch stand. Während Toshi mit einer kleinen quadratischen Schachtel die Treppen herunterkam, schleppte Yoshiki schon fast einen Umzugskarton nach unten. „Oh mein Gott, was hast du da?“ „Na, dein Geschenk!“, antwortete der Drummer und stellte es dem anderen ächzend vor die Füße, während er sein eigenes entgegennahm. Mit der Schachtel in der Hand setzte er sich im Schneidersitz auf das Sofa, während Toshi vor dem Karton niederkniete, die Schleife sowie das Geschenkpapier entfernte und ihn dann öffnete. Begrüßt wurde er von Unmengen an zerknülltem Zeitungspapier. Während er dieses nach und nach herausnahm, öffnete Yoshiki derweil den Deckel seines eigenen Geschenkes und fand darin eine simple CD-Hülle sowie einen sauber gebundenen Notensatz vor. Er warf einen Blick auf die erste Seite und in seinem Kopf formten die Noten, die er da las, eben jene Melodie, die er seinen besten Freund die letzten Wochen über so oft hatte spielen hören. Als er weiterblätterte, standen unter den Notenzeilen Lyrics, die er aufmerksam durchlas und sich dabei auf die Lippe biss. Er registrierte nicht wirklich, wie Toshi ihn schon beinahe ängstlich beobachtete und in seiner Tätigkeit innegehalten hatte, als er aufstand und zur Anlage ging, um die CD abzuspielen. Als er die Hülle öffnete und die Disc herausholte, stockte er kurz, als er die Beschriftung las. Es wunderte ihn nicht wirklich, dort den Songnamen zu lesen, genauso wenig Toshis – was ihn innehalten ließ, war das „Für Yoshiki“ und vor allem, wie Yoshiki geschrieben war. Nicht wie sonst üblich bildeten Buchstaben seinen Namen, sondern jene beiden Kanjis die zusammengelesen seinen Namen ergaben. Er legte die CD ein, drückte Play und spielte kurz mit dem Lautstärkeregler herum, ehe auch schon ein sanftes Klavierintro ertönte, das ihn ein wenig an Regentropfen erinnerte, die sanft herab prasselten – ein Bild, das passend war, wenn er sich die Lyrics dazu durchlas. Die Melodie plätscherte langsam, beinahe schon vorsichtig vor sich hin, ehe sie schließlich kräftiger wurde. In Gedanken konnte Yoshiki hören, wie Toshi dazu sang und seine helle, klare Stimme mit dem Klavier verschmolz. Schließlich kam zum Klavierspiel noch eine Violine hinzu, die Sugizo gehörte, wenn er sich nicht ganz irrte. Sie dauerte jedoch nicht lange an und man konnte wieder nur die leise Melodie hören, die dahinschwebte und gelegentlich von der Geige komplementiert wurde. Nachdem Yoshiki den Klang des Klaviers, oder besser gesagt des Flügels, erkannt hatte, der ihm mehr als vertraut vorkam, hatte er so eine Ahnung, warum vor ein paar Tagen einer seiner Aufnahmeräume abgeschlossen gewesen und er beim besten Willen nicht hineingekommen war. „Wenn meine Stimme nicht weg wäre, hätte ich die Lyrics auch eingesungen“, äußerte Toshi, der zu ihm gekommen war und ihn abwartend anblickte. „Spielst du ihn mir vor?“, bat Yoshiki, den Einwurf übergehend, und sah den Älteren fragend an, der beim besten Willen nicht sagen konnte, ob dem anderen sein Geschenk gefiel oder nicht. So nickte er nur und setzte sich an den Flügel, der ihm Wohnbereich stand, sortierte seine Finger auf der Klaviatur und begann zu spielen. Ihm fiel nicht auf, wie der Pianist sich daneben stellte und den Notensatz auf der polierten Oberfläche ablegte. Erst als er leise und unsicher die ersten Zeilen der Lyrics hörte, die er selbst geschrieben hatte, blickte er überrascht auf und musste Yoshiki sicherlich mit offenem Mund anstarren, der sich daran versuchte, die Zeilen zu singen. „Ich lausche der Melodie des Regens, der leise herabtröpfelt - erst leise, dann deutlicher.“ Die Gesangskünste des Drummers konnten bei weitem nicht mit denen des Sängers mithalten. Obwohl er die hohen Töne in eine Lage herunter transponierte, in der er sich halbwegs wohl fühlte, kamen viele trotz allem nicht unbedingt gerade und sauber heraus. „Seit damals bin ich viele Jahre umhergereist, doch jetzt bin ich wieder zurück gekommen. Ich bitte dich, dir meine Wünsche anzuhören. Bitte schenke mir wahre Liebe. Bitte gib mir einen wahren Traum. Bitte schenke mir schöne Erinnerungen. Bitte gib mir einen wahren Sinn.“ Es hatte einen Grund, weshalb Toshi nach Kurachins Ausstieg damals Sänger geworden war und nicht er. Doch nachdem er ihn nach ihrer Rückkehr aus Tateyama schon einmal scherzhaft gebeten hatte, die Lyrics für ihn zu singen, würde er das eben für ihn tun. Wenigstens hörte sonst niemand seinen Katzengesang! „Ich lausche der Melodie des Regens, die leise herabtröpfelt. Endlich bin ich zurückgekehrt zu den verflossenen Tagen. Seit damals ist viel Zeit vergangen und ich habe alles verloren. Ich bitte dich, meine Gefühle zu verstehen.“ Von welchem Wunsch Toshi wohl sprach und welche Gefühle er meinte? Einen wahren Sinn? Hatte er den nicht, solange er an seiner Seite war? „Bitte hör nie auf zu strahlen. Bitte sei für immer an meiner Seite. Bitte hör nie auf mein Licht zu sein. Bitte sei für immer mein Ein und Alles. Bitte hör nie auf für mich zu lächeln. Bitte sei für immer mein Ein und Alles.“ (1) Er konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten und schließlich über seine Wangen rannen, als er Toshis Bitten eine Stimme gab – wenn auch eine eher krumme und schiefe. Natürlich würde er für immer an seiner Seite bleiben! Weshalb hätte er wohl sonst sogar jemanden umbringen lassen? Oder weshalb wäre er sonst einmal quer durch Tateyama wie ein Irrer gerannt, um zu verhindern, dass er zurück zu HOH gehen würde, um ihn zu beschützen? Schließlich spielte Toshi den letzten Schlussakkord und als er zu dem Jüngeren blickte, glitzerten auch seine Augen verräterisch. „Danke…!“ „Dafür dass ich so grauenhaft gesungen habe?“, entgegnete Yoshiki leise lachend, wischte sich über die Wangen und setzte sich neben seinen besten Freund, den er fest an sich drückte. Dieser wischte sich ebenfalls über die Augen – es war nicht in Worte zu fassen, wie viel es ihm bedeutete, dass der Jüngere seinen Song für ihn gesungen hatte, egal wie schief die Töne zum Teil gewesen waren. „Dafür dass du meine Stimme warst…“ „Ich verspreche dir, Tocchi, dass ich immer an deiner Seite sein werde… wenn nicht physisch, dann zumindest psychisch… du wirst mich nie mehr los werden, das versprech ich dir“, murmelte Yoshiki, während er seinen Kopf gegen den des anderen lehnte, „und was die anderen Wünsche anbelangt: sieh sie als notiert an!“ „Danke…!“ Toshi schlang die Arme seinerseits um ihn und hielt ihn fest. Dass Yoshiki sogar seiner Bitte nachgekommen war und sich durchgerungen hatte zu singen, obwohl er immer sagte, er würde es nie tun, weil er wisse, wie grauenhaft er war, musste wohl bedeuten, dass es ihm gefallen hatte. Was er nicht wusste, war, dass sich der Pianist kein schöneres Präsent hätte vorstellen können. Es war vielleicht nicht teuer gewesen, aber es kam aus tiefstem Herzen – das machte es unbezahlbar. „Was sagst du eigentlich zu deinem Geschenk?“ „Du meinst das Zeitungspapier?“ „Nein, das was darunter versteckt ist! ………….. Ich hab es doch reingetan, oder?“ Einen Moment lang überlegte Yoshiki und kam ins Grübeln… „Ich bin noch nicht ganz unten angekommen…“ „Und ich bin mir sicher, dass ich es reingelegt hab…“ Zumindest hoffte er das! „Dann such ich mal weiter!“ Damit stand Toshi auf und kniete sich erneut neben den Karton, während sich Yoshiki neben ihn setzte und über beide Ohren grinste, als der andere schließlich ein großes, schweres, ledergebundenes Buch herausholte. „Was ist das?“ „Mach es auf.“ Der Sänger schlug die erste Seite auf und das erste, was er entdeckte, war ein Babyfoto von sich selbst. „Oh mein Gott, wo hast du das her?“ „Von Okaa-san – zusammen mit etlichen anderen“, antwortete Yoshiki grinsend. Toshi blätterte weiter und aus den Babybildern wurden schließlich Fotos aus seiner Kindheit, wobei bei den meisten ab dem Kindergarten Yoshiki mit drauf war. Unter ihnen entdeckte er auch jenes, welches er schon so lange neben seinem Bett stehen hatte und welches sich auch auf Yoshikis Schreibtisch befand. Eines der nächsten zeigte wie Klein-Yoshiki versuchte an Klein-Toshis Eis zu kommen, das dieser sicher in seinem Mund verstaut hatte. „Oh mein Gott, davon gibt es ein Bild?!“ „Mama hat es gemacht – sie fand es niedlich…“ Je weiter Toshi blätterte, desto weiter schritt die Zeit auf den Bildern voran. Ab und an hatte sein bester Freund Kommentare darunter geschrieben oder hin und wieder befand sich anstelle eines Fotos eine DVD oder eine CD, auf der sich Film- oder Tonmaterial aus der entsprechenden Zeit befand, beziehungsweise ein Zeitungsartikel über X, ein altes Werbeplakat oder eine Werbeanzeige. Immer wieder mussten sie über die Fotos lachen oder erinnerten sich an Geschichten, die damit zusammen hingen, sodass sie gar nicht merkten, wie es langsam Morgen wurde. Als die Bilder bei 1997 ankamen hielt der Sänger inne und blickte zu Yoshiki. „Warum hast du das gemacht?“ „Du hast dich damals von allem getrennt, was mit X zu tun hatte, nicht? Und als ich mit Heath deine Tasche gepackt und deinen Reisepass gesucht habe, da habe ich auch keine Fotoalben und so was gefunden… das einzige war der Bilderrahmen, der jetzt oben auf dem Nachttisch steht“, erklärte der Pianist und starrte auf seine Finger, „… X ist nicht nur mein Leben, sondern deines auch und… ich denke, ich wollte es dir einfach wieder geben. Also habe Gott weiß wie viele Abzüge gemacht, Mama und Okaa-san gebeten, mir alle möglichen Fotos zu schicken, die Archive von Extasy durchwühlt, meine eigenen Fotoalben… letztendlich ist in dem Album unsere Geschichte und die von X festgehalten…“ Kommentarlos legte Toshi das Buch beiseite und umarmte seinen besten Freund der die Arme um ihn schlang und ihn an sich drückte. Relativ schnell lösten sie sich wieder voneinander und der Sänger wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Geschenk zu, doch irgendwie fürchtete er sich die Seite zu wenden und zu sehen, was nach 1997 kam. Doch als er umblätterte, stand auf der Rückseite nur ein Gedicht – zumindest dachte er das, denn als er es durchlas, erkannte er darin einen Teil der Lyrics von The Last Song; Yoshiki hatte sie lediglich auf Japanisch übersetzt: „In endlosem Regen wandle ich Wie ein Poet, der den Schmerz spürt, Der versucht die Antworten zu finden, Der versucht die Tränen zu verstecken, Doch es war einfach ein Kreis, Der nicht enden wollte. Wenn der Regen aufhört, wende ich die Seite – Die Seite des ersten Kapitels.“ (2) Auf der gegenüberliegenden befand sich eine weitere DVD auf der nur „Forever Love“ stand – es musste sich dabei um ihren allerletzten, gemeinsamen Auftritt bei hides Beerdigung handeln. So stand Toshi erneut vor der schwierigen Aufgabe umzublättern und zu sehen, was Yoshiki in dem Zeitraum eingeklebt hatte, in dem sie keinen Kontakt mehr gehabt hatten. „Wende die Seite Tocchi… ich denke, der Regen sollte jetzt aufgehört haben…“, nahm er leise die Stimme seines besten Freundes war – wobei ihm war, als würde er ein Lächeln heraushören, obwohl er gar nicht hinblickte - und so blätterte er letztendlich um. Jene Zeitungsartikel, die ehemals alle feinsäuberlich in einem Ordner in Yoshikis Schreibtisch gelegen hatten, befanden sich nun auf den nächsten Seiten. Doch dazwischen oder daneben klebten immer wieder kleine Notizzettel, auf die manchmal nur wenige Kanjis gekritzelt waren und dann wieder mehrere Sätze. „Als du den Ordner gefunden hast, hast du wohl die Dose übersehen, die in derselben Schublade war… Wann immer ich einen neuen Artikel eingeheftet habe, habe ich meine Gedanken dazu aufgeschrieben… oder wenn ich dir irgendetwas Wichtiges sagen wollte, aber mich nicht getraut habe, dich anzurufen… die ganzen Zettel habe ich gesammelt…“ „Warum hast du all die Artikel… meine ganzen Fehler…“ „Weil sie letztendlich ein Teil von dir sind – sie sind dein Beitrag zur Geschichte und meiner sind die Notizzettel…“ Toshi blätterte weiter und zwischen den ganzen Zeitungsausschnitten tauchte plötzlich eine Seite auf, die anscheinend aus dem Booklet von der Symphonic Concert DVD herausgerissen worden war – es war eben jene auf der stand: VERY SPECIAL THANKS TO: TOSHI, HIDE, TAIJI, PATA, HEATH. Wenig später unterbrachen Bilder von einer Beerdigung die Zeitungsartikel – es war die Beerdigung von Toshis Vater gewesen. „Du hast keine Ahnung, wie blöd manche Leute geschaut haben, als ich da auf einmal Fotos gemacht habe“, kicherte Yoshiki, als er die Bilder sah, welche Toshi nur anstarrte. Er legte eine Hand auf dessen Schulter und strich darüber. „Ich hasse mich dafür, dass ich nicht da war…“ „Es zählt nicht, wann du dich von ihm verabschiedet hast und deinen Frieden mit ihm geschlossen hast, wichtig ist, dass du es getan hast!“ „Du solltest aufhören, so viel Zeit bei Psychologen zu verbringe… du klingst schon selbst wie einer!“, entgegnete Toshi schwach lächelnd und lehnte sich gegen ihn, während er weiterblätterte und schließlich zur Reunion von X JAPAN und dem was danach kam gelangte. Ein Grinsen schlich sich auf die Lippen des Sängers, als er ziemlich zum Ende hin jenes Foto entdeckte, dass er mit Yoshikis iPhone gemacht hatte – sein bester Freund, der friedlich mit Tocchan im Arm schlief. Eigentlich hatte er gedacht, dass er das gelöscht gehabt hatte, aber allem Anschein nach, war das doch nicht der Fall gewesen. „Ich bin zufällig darauf gestoßen, als ich durch meine Bilder gegangen bin. Keine Ahnung, wie das da drauf gekommen ist“, äußerte Yoshiki grinsend. „Ich auch nicht… muss hide gemacht haben!“, entgegnete Toshi und blätterte weiter. Doch keine zwei Seiten später war er am Ende angekommen. Das Album hatte noch etliche freie und auf die erste hatte Yoshiki in Großbuchstaben und in Englisch geschrieben: THE 2ND CHAPTER. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ (1): ToshI – Amaoto: Die Übersetzung geht auf mein Konto. (2): X JAPAN – The Last Song: Die Übersetzung geht ebenfalls auf mein Konto. Und nun wieder die Frage, was real ist und was nicht: - Kurachin: Kurachin war zu Schulzeiten Sänger der Band. Als die Schule dann geteilt wurde und er auf eine andere Schule ging als Yoshiki und Toshi, brauchten sie einen neuen Sänger. Die Wahl fiel schließlich auf Toshi, der bis dato Gitarrist gewesen war. Zu einem Zeitpunkt war sogar Yoshiki einmal der Sänger, war aber anscheinend nicht sonderlich gut, da – laut Bio – Toshi sich in seinem Rücken an einem abgekichert hat. - X JAPAN: Kurz nach Bekanntgabe von X JAPANs Trennung meinte Toshi in seiner Radioshow: „[…] Aber ich habe mit YOSHIKI für 17 Jahre in X JAPAN gespielt. YOSHIKI sagte, es sei sein Leben gewesen. Es war auch mein Leben. Ich habe X JAPAN mein Leben gewidmet. X JAPAN wird immer ein Teil meines Lebens sein. X JAPAN hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“ Okay, damit wären wir jetzt im Jahre 2010 und der Videoshoot steht kurz bevor. Im nächsten Kapitel werden nicht nur wieder Heath, Pata und Sugizo mit von der Partie sein, sondern es wird auch etwas mit Toshis Stimme passieren. Ob diese plötzliche Änderung jedoch gut oder schlecht ist, wird natürlich noch nicht verraten ^.~ In diesem Sinne hoffe ich, euch auch beim nächsten Kapitel zu sehen und freue mich darauf, eure Kommentare/Meinungen/Gedanken zu lesen! The second chapter ------------------ @ -Shin-: *gg* Ich würde Yoshiki auch zu gerne mal singen hören, nur um zu wissen, ob er wirklich so grausig klingt, wie er immer behauptet. @ Terra-gamy: Wirbel bringen die drei garantiert in die Geschichte und für die verbleibenden Kapitel bleiben sie jetzt auch konstant vorhanden^^ @ Astrido: Freut mich, dass dir die Geschenke so gut gefallen – ich hab nämlich ewig überlegt, was sie sich schenken könnten (bin bei meinen Charakteren genauso einfallslos wie bei meinen Freunden im RL)^^; @ Kaoru: Du hast noch nie ein Babyfoto von Toshi gesehen? Warte, da kann ich nachhelfen: http://27.media.tumblr.com/tumblr_loxi6pH2OG1qab0buo1_500.jpg @ LunaLee: Die Story ist gespickt mit Vorverweisen und Andeutungen, die man, denke ich, am besten erkennt, wenn man die Geschichte wirklich an einem Stück liest, anstatt immer nur alle 1-2 Wochen ein neues Kapitel bekommt…^^; @ all: So, Weihnachten und Neujahr ist vorbei, wir befinden uns im Jahre 2010 und der Videoshoot steht kurz bevor. Doch bevor es vor die Kamera geht… ach, bevor ich euch alles im Vorwort erzähle, lest es selbt ^.~ Viel Spaß!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Wenige Tage später kam Toshi etwas früher als beabsichtigt im Tonstudio an. Yoshiki hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, da am folgenden Tag die Dreharbeiten für die Musikvideos anfangen sollten, und seinem besten Freund in den Morgenstunden nur kurz eine Nachricht geschickt, dass er um zehn Uhr ins Studio kommen solle, damit sie das Playback für den Gig üben konnten. Amy, die an der Rezeption gesessen hatte, hatte ihm mitgeteilt, als er sie mit einem Lächeln begrüßt hatte, dass Yoshiki im Studio C wäre und proben würde, er aber einfach zu ihm durchgehen solle. Er hatte vielleicht noch eine Viertelstunde Zeit, sodass er etwas trödelte und erst einen Abstecher in die Teeküche machte, wo er sich selbst eine Tasse Tee einschenkte und für seinen besten Freund heiße Schokolade mitnahm. Damit ging er schließlich ins entsprechende Studio und konnte durch die Glasscheibe er sehen, wie Yoshiki hinter dem Drumset saß und mit geschlossenen Augen spielte. Es war offensichtlich, dass er auf Sparflamme drummte und sich zusammenriss, um nicht ständig headzubangen. Toshi stellte seine Tasche ab und ging dann mit den Getränken in den Aufnahmeraum hinein, wobei der Schlagzeuger die Lider öffnete und lächelnd zu ihm blickte, als er das leise Klicken der Tür wahrnahm. „Sorry, dass ich etwas zu früh dran bin“, entschuldigte sich der Sänger und zu seiner eigenen Überraschung, die ihn praktisch einfrieren ließ, kamen nicht wie sonst die verhassten Kehllaute aus seinem Mund sondern seine Stimme – leise und rau, aber es war ganz eindeutig seine Stimme gewesen! Yoshiki musste es auch gehört haben, denn er ließ mitten im Spiel erschrocken die Drumsticks los, sodass einer scheppernd mit dem Becken kollidierte, während der andere nach hinten wegflog und Bekanntschaft mit der Wand schloss, ehe er zu Boden fiel. „Tocchi…?“ Aus großen Augen blickte der Drummer zu ihm. „Ich…“ Er stoppte, als er erneut seine Stimme hörte. Das konnte jetzt nicht sein, oder? Nach all den Wochen und Monaten war sie ganz plötzlich wieder da? Es war so ungewohnt, sie auf einmal wieder zu hören! „Du kannst wieder reden!“, quietschte Yoshiki vor Freude auf, war aufgestanden, zu ihm gekommen und ihm im wahrsten Sinne des Wortes in die Arme gesprungen, wobei Toshi auf Grund der Wucht die Tassen fallen ließ und diese am Boden zerschellend ihren Inhalt freigaben – doch dies schien in dem Moment keiner der beiden zu registrieren. „Yocchan…“ Dieser blickte strahlend zu ihm, als er das erste Mal seit langem wieder seinen Namen aus seinem Mund hörte, nur um gleich darauf seinen Kopf wieder in seiner Nackenbeuge zu vergraben. Jetzt war er sich ganz sicher, dass alles wieder gut werden würde! Was konnte schon noch schief gehen, wenn Toshi nach so langer Zeit endlich seine Stimme wieder hatte?! „Dann musst du ja gar nicht wirklich Playback singen, sondern kannst ganz normal performen…“ Der Sänger war viel zu baff, als dass er wirklich etwas hätte sagen können, weshalb er einfach nur nickte und Yoshiki festhielt, der noch immer Arme und Beine um ihn geschlungen hatte und an ihm hing. Er hatte so oft von diesem Tag geträumt, ihn herbeigesehnt, sich vorgestellt, wie es wäre, wieder richtige Worte artikulieren zu können, doch nun, da es soweit war, war er sprachlos. „Tocchi, sag was…“, bat der Pianist, als sich sein bester Freund in Schweigen hüllte, wo er doch jetzt eigentlich wieder nonstop reden konnte. „… Ich… ich weiß nicht was…“, gestand der Sänger und ließ ihn los, als Yoshiki seine Beine von dessen Hüften löste, damit er sich wieder hinstellen konnte. Mit seinen Schuhen landete er jedoch direkt in der Pfütze, die sich gebildet hatte, nachdem die Tassen zerbrochen waren. „Igitt, was ist das?“, fragte der Drummer und trat mit einem großen Schritt auf trockenen Holzboden. „Mein Tee und deine heiße Schokolade.“ Kommentarlos ging Yoshiki hinaus in den Mischraum und rief an der Rezeption an, dass er jemanden mit einem Mob brauchte. Toshi war ihm gefolgt und setzte sich in einen der Drehstühle, doch kaum dass der andere fertig telefoniert hatte, zog er ihn auch schon hoch und schleifte ihn hinter sich her ins andere Studio, wo er sich an den Flügel setzte, der dort stand. „Ich schlage vor, dass wir erst einmal mit ein paar Aufwärmübungen anfangen!“ „Für was?“, fragte Toshi überrumpelt und konnte es noch immer nicht so recht glauben, da gerade seine eigene Stimme gehört zu haben. „Na für deinen Gesang! Ich bin zwar kein Experte, aber nach der langen Pause, sollten wir nicht gleich mit den schwierigsten Stücken anfangen…“, erklärte Yoshiki und spielte kurz ein paar Tonleitern, um seine Finger zu lockern. Er brannte darauf, endlich wieder zusammen mit seinem besten Freund zu musizieren und zu hören, wie er seinen Lyrics eine Stimme verlieh. „Klingt logisch“, entgegnete Toshi und stellte sich neben den Flügel. Singen… er sollte wieder singen! „Die Schlossgespenstübung?“, fragte der Pianist. „Ja, fangen wir damit an“, stimmte der Ältere zu, lockerte seine Lippen und stellte sich aufrecht hin. Yoshiki nickte und schlug dann erst ein G1 an, welches er zu einem E1 hinunter verband. Eigentlich sah die Übung vor, dass Toshi das Glissando mit seiner Stimme nachahmte, was den Pianisten jedes Mal an einen Geist erinnerte, weshalb er die Übung so genannt hatte. Doch egal wie oft der Jüngere die Tonabfolge spielte, aus dem Mund des Sängers waren keine Töne zu hören. Seine Lippen bewegten sich, er hatte sich die Hand auf den Bauch gelegt, um die Arbeit des Zwerchfells besser spüren zu können, aber es kam einfach nichts. „Tocchi…?“ Yoshiki hatte aufgehört zu spielen und sah ihn an, doch dieser antwortete nicht, sondern stürmte einfach nur aus dem Aufnahmeraum heraus und knallte die Tür hinter sich zu. Als er durch die Glasscheibe in den Mischraum blickte, konnte er sehen, wie sein bester Freund mit den Rücken zu ihm stand und wenn er sich nicht täuschte, dann bebten seine Schultern. Seufzend stand der Drummer auf, fuhr sich kurz durch die Haare und ging dann langsam zu ihm. Alles in ihm hatte gehofft, dass mit der Rückkehr von Toshis Stimme auch seine Singstimme wieder zurückgekommen wäre und somit alles wieder in Butter war, doch dem war anscheinend nicht so. Die psychische Belastung, die ihn monatelang vom Sprechen abgehalten hatte, schien seinen Gesang noch immer zu blockieren und Yoshiki spürte, wie in ihm einmal wieder die Wut auf zwei bestimmte Menschen hochkochte. Am liebsten würde er ja Kira anrufen, damit sie einfach so noch einmal eine „nette Unterhaltung“ mit Masaya hatte und ihm – wenn ihr danach war – seinetwegen auch den Schwanz oder die Eier abschneiden konnte. Doch egal, wie sehr ihm die Vorstellung gefiel, es war besser, wenn er sein Temperament nicht durchgehen lassen würde. Toshi schien so schon aufgewühlt genug zu sein. Konnte er es ihm verübeln? Wenigstens er musste jetzt die Ruhe bewahren… „Tocchi…“ Er strich ihm über den Rücken, als der Ältere herumwirbelte und ihn aus verheulten Augen anstarrte. „Ich bin nutzlos! Selbst mit Stimme!“ Eben jene brach immer wieder weg, doch da Yoshiki es nach all den Wochen gewohnt war, immer auf die Lippen des anderen zu schauen, verstand er es auch so, selbst wenn er nur etwa die Hälfte akustisch wahrnahm. Er wollte ihn umarmen, ihm zeigen, dass er eben nicht ‚nutzlos‘ war, doch allem Anschein nach wollte er keine Nähe, da er vor ihm zurückwich. „Es war ein Schuss ins Blaue, um zu sehen, ob deine Singstimme auch wieder da ist, Tocchi“, sagte der Drummer leise und lehnte sich gegen das Mischpult, „die ganze Zeit über war es ein langsamer Prozess gewesen, die Blockade zu lösen, die dich davon abgehalten hat zu reden. Dass du nach all den Wochen endlich wieder sprichst, ist ein gewaltiger Fortschritt. Der Rest wird auch noch kommen!“ Erneut wagte er den Versuch, den anderen zu umarmen und diesmal wich er ihm nicht aus, sodass er ihn in den Arm nehmen konnte. „Aber wenn es dich glücklich macht, dann kann ich ja mal versuchen, ob ich dich beim Logopäden noch rein quetschen kann, damit der sich das auch noch einmal anschaut und wir eine fachliche Meinung zu den neusten Entwicklungen. Was meinst du?“ „Okay…“, stimmte Toshi zu lehnte seinen Kopf gegen die Schulter seines besten Freundes. Es war später Nachmittag, als die beiden schließlich wieder bei Extasy Records waren. In der Zwischenzeit waren auch Pata, Heath und Sugizo angekommen, die bereits vor zwei Stunden am LAX gelandet und von Yoshikis Staff abgeholt worden waren. Die drei hatten es sich im Aufenthaltsraum bequem gemacht, als ihr Sänger und ihr Leader hereinkamen und wortlos in zwei verschiedene Richtungen gingen. Toshi wählte den Weg ins Büro des Jüngeren, während sich eben jener für eines seiner Studios entschied. „Okay, kann mir jemand verraten, was jetzt los ist?“, meldete sich Heath zu Wort, nachdem sie weg waren. „Trouble in paradise“, tippte Sugizo und nippte an seinem Wasser. „Kannst du bitte Japanisch reden“, bat Pata und leerte die Bierflasche, die er in der Hand gehabt hatte. Heath unterdessen hatte seine Bandkollegen ignoriert und sich entschieden, dem Ganzen auf die Spur zu gehen. Vor kurzem schien schließlich noch alles in Ordnung gewesen zu sein und jetzt gingen sie kommentarlos in verschiedene Richtungen? Die Frage war nur, von wem würde er eher Antworten erhalten… Yoshiki – definitiv Yoshiki, der konnte nämlich sofort Rede und Antwort stehen und musste nicht erst alles ins Handy tippen! So klapperte er die Studios auf der Suche nach ihm ab, wobei ihm Pata und Sugizo folgten, da sie schließlich genauso neugierig waren wie er. Letztendlich fanden sie ihn vor, als er scheinbar besinnungslos auf seine Drums einschlug. „Yoshiki!“, rief der Bassist und versuchte, das Schlagzeug zu übertönen, erhielt aber keine Reaktion. Erst als Sugizo einmal laut durch die Finger pfiff, blickte der Drummer auf und hielt in seinem Spiel inne. „Was?“, fragte er müde. Nach den vergangenen Stunden wollte er einfach nur noch alles aus seinem Kopf kriegen. „Was ist los?“, fragte Heath, „Ich meine, mit dir und Toshi…“ Seufzend legte Yoshiki die Sticks weg, kam zu ihnen und bedeutete den drein, ihm hinaus in den Mischraum zu folgen wo er sich auf seinen Stuhl setzte, während sie es sich auf dem Sofa bequem machten. „Also?“, hakte Sugizo nach. „… ich hab einfach keine Ahnung, wie ich an ihn herankommen soll… ich meine, heute Früh war alles in Ordnung und eigentlich sollten wir eine Party schmeißen, weil Toshi wieder reden kann, aber ich musste ja die Schnapsidee haben, ihn gleich zum Singen zu bringen und da war er wieder Goldfischchen – nicht einmal Goldschweinchen sondern Goldfischchen! Und dann ist er eben Toshi-mäßig ausgerastet und hat gesagt wie nutzlos er doch selbst mit Stimme sei, was er natürlich nicht ist und eigentlich dachte ich, nachdem ich ihm etwas Vernunft eingetrichtert hätte, wäre alles wieder okay. Ich bin dann als Notfall mit ihm zum Logopäden, aber der konnte uns auch nicht weiterhelfen. Nur dass Toshis Gesangstimme jeden Tag wieder kommen könnte, sie aber genauso gut für immer weg sein könnte und seitdem hat er nichts mehr gesagt und egal was ich gesagt und getan habe und egal wie blond ich mich gestellt habe, er hat einfach nichts mehr gesagt und ich weiß ehrlich gesagt einfach nicht, was ich noch tun soll. Vorhin auf dem Parkplatz wollte ich ihn in den Arm nehmen, aber das wollte er auch nicht…“ Yoshiki redete mit einer solchen Geschwindigkeit und ohne Punkt und Komma, dass die anderen Mühe hatten, ihm zu folgen und das zu verstehen, was er von sich gab. „Toshi spricht?“ Pata war der erste, der etwas sagte. „… theoretisch…“ „Toshi spricht?“, wiederholte Heath mit großen Augen genau dieselbe Frage. „Sugizo, möchtest du dieselbe Frage auch noch stellen?“, fragte Yoshiki genervt und starrte den langjährigen Freund an. „Ich denke, wir haben es inzwischen alle kapiert, dass Toshi seine Stimme wiedergefunden hat.“ „Aber wie?“ „Keine Ahnung, Heath… er ist heute Früh einfach rein gekommen, wollte sich entschuldigen, dass er zu früh dran war, doch anstatt der üblichen Kehllaute, war seine Stimme wieder da…“ „Aber seine Singstimme ist noch immer weg?“, hakte Pata nach. „… ja… und das geht ihm, glaube ich, ziemlich an die Nieren… und egal, was ich tue, nichts muntert ihn auf und ich habe das Gefühl, dass er mich von sich schiebt…! Gut, ich hatte mich ja inzwischen daran gewöhnt, während Autofahrten nicht mit ihm quatschen zu können, weil es irgendwie schlecht ist, Lippen zu lesen und gleichzeitig auf die Fahrbahn zu achten, aber jetzt wo er eigentlich wieder sprechen könnte…“ Yoshiki fing erneut an, ohne Luft zu holen zu sprechen. „Was war deine Reaktion, als er plötzlich wieder gesprochen hat?“, fiel Heath ihm ins Wort. „… mir sind vor Schreck mitten im Spiel die Sticks aus den Händen gefallen“, antwortete der Drummer und überlegte, „dann bin ich ihm vor Freude in die Arme gesprungen… meinte wohl irgendwas, von wegen, dass wir jetzt kein Playback mehr benötigten und hab ihn dann praktisch hinter mir her zum Flügel gezogen, um seine Stimme gesangstechnisch zu trainieren…“ „Und wie hat Toshi reagiert?“ „… ziemlich überrumpelt… konnte es gar nicht wirklich fassen… irgendwann hat er seine Tasse Tee und meine Tasse Kakao fallen gelassen… ich glaub, als ich ihm in die Arme gesprungen bin…“, grübelte der Pianist. „Klingt wahrscheinlich blöd“, äußerte Sugizo und strich sich durch die Haare, „aber am Ende bist es vielleicht sogar du, der ihn jetzt blockiert…!“ „Bitte?! Ich hab ihn doch keiner Gehirnwäsche unterzogen, ihn finanziell zu Grunde gerichtet, ihn ausgebeutet, sein Leben zur Hölle gemacht“, brauste Yoshiki auf und setzte sich im Schneidersitz auf den Stuhl. „Nicht in dem Sinne“, antwortete der Violinist, „aber du übst unbeabsichtigt einen enormen Druck auf ihn aus!“ „Du hast doch gesagt, du würdest X beenden, wenn er seine Stimme nicht wieder hat. Ich denke, stumm zu akzeptieren, dass es letztendlich wegen ihm ist, dass die Band sich trennt, ist eine Sache, damit jedoch klar zu kommen, wenn er reden, aber nicht singen kann, ist eine andere“, schaltete sich Heath mit ein. „Deswegen wohl auch Toshis Aussage, wie nutzlos er selbst mit Stimme ist. Hinzu kommt dann deine Vorfreude, dass er endlich wieder singt, du X nicht beenden musst, ihr zu guter Letzt euren Kindheitstraum leben könnt und obendrein das, was der Logopäde noch gesagt hat.“ „Aber ich hab ihm doch gesagt, dass der Rest auch noch kommen wird…“, äußerte Yoshiki und blickte hilflos drein, „und ich wollte ihm doch keinen Druck machen! Ich hab mich doch nur so gefreut…“ Angesichts dessen, wie kläglich ihr Leader dreinblickte, stand Sugizo auf, ging zu ihm und umarmte ihn. „Daran zweifelt ja auch niemand – sicherlich nicht einmal Toshi, aber für ihn ist es trotzdem zusätzlicher Druck, egal was du auch sagst… und ich denke, damit es nicht so wehtut, wenn er dich enttäuschen sollte und nie mehr singen kann, auch wenn er spricht, geht er auf Distanz…“ „Ich muss zu ihm!“ Damit hatte sich Yoshiki von dem Violinisten gelöst, war aufgesprungen und aus dem Mischraum gestürmt, wobei er nicht mitbekam, dass ihm die anderen folgten. Doch da, wo er seinen besten Freund vermutet hatte, fand er ihn nicht. „Amy, have you seen Toshi?”, wandte er sich an seine PA, als ihm diese über den Weg lief. „He took your Ferrari like five minutes ago or so.” “My Ferrari?!” „Jetzt wird Toshi aber was zu hören kriegen”, schmunzelte Heath, der sich nur zu gut daran erinnern konnte, wie wenig es Yoshiki gefallen hatte, dass er den Ferrari hatte fahren dürfen, als sie Toshi aus Japan geschmuggelt hatten. „But he didn’t say where he’d go…” “Sure… thanks, Amy.” Der Pianist ging in sein Büro und ließ sich in den Chefsessel fallen. „Warum murmelt er nichts von ‚Wenn er auch nur einen Kratzer in den Lack macht, bringe ich ihn um!‘?“ „Weil es hier um ‚Tocchi‘ geht“, entgegnete Pata und benutzte absichtlich den Spitznamen, den Yoshiki wieder angefangen hatte, für seinen besten Freund zu nehmen. Dieser versuchte unterdessen Toshi auf dem Handy anzurufen, doch anscheinend war jenes ausgeschalten. „Er wird wahrscheinlich nur etwas in der Gegend herumkurven, um den Kopf frei zu kriegen“, spielte der Drummer es herab, als er sein eigenes Mobiltelefon wieder wegsteckte. „Okay, dann schlage ich vor, dass wir den Plan für die nächsten Tage durchgehen!“ Eigentlich hatte er das ja mit der ganzen Band machen wollen, aber an sich wusste Toshi schon, wann was gedreht wurde, da er bei der Erstellung mit dabei gewesen war. Genauso kannte er auch schon die Einzelheiten der verschiedenen Shoots und sie Heath, Pata und Sugizo mitzuteilen, würden ihn wenigstens davon abhalten, die ganze Zeit an seinen besten Freund zu denken. Hatte er ihm wirklich zusätzlichen Druck bereitet? Blockierte er ihn? War am Ende alles seine Schuld? Das hatte er doch nie im Leben gewollt!! Natürlich registrierten die drei anderen, dass ihr Bandleader nicht ganz bei der Sache war und immer wieder gedanklich abschweifte, aber sie hielten es für besser, für den Augenblick nichts weiter zu sagen, auch wenn es offensichtlich war, dass er mit jeder Stunde, die ohne Nachricht von Toshi verstrich, nervöser wurde. Draußen war es schon dunkel geworden, als sie schließlich mit den Besprechungen fertig waren, als Yoshikis Handy klingelte und dieser sofort auf „Annehmen“ gedrückt hatte, da er den Namen seines besten Freundes auf dem Display gelesen hatte. „Toshi, wo bist du? Ist mit dir alles in Ordnung?“ „Ich glaub, ich hab Scheiße gebaut, Yosh…“, antwortete er leise. „Was ist?“ Spielten ihm seine Ohren einen Streich oder lallte der Ältere leicht? „Kannst du mich von der Polizeistation in San Bernardino abholen?“ „Bitte was?!“ Was machte Toshi denn da? „Ich sitz da fest…“ „Wie das?“ Er verkniff sich die Frage, ob mit dem Auto alles okay war. „… zu schnelles Fahren und… … 0,9 Promille…“ „Bin schon unterwegs!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Okay, in diesem Kapitel gab es einen Fakt, der Rest ist alles Fiktion: Die Art und Weise wie ich beschrieben habe, dass Toshi seine Stimme wiedergefunden hat, basiert auf dem, was Toshi in einem Interview erzählt hat: er war etwas zu früh dran, ging zu Yoshiki ins Studio, der spielte, und wollte sich entschuldigen, als plötzlich seine Stimme erklang. So, Yoshikis Reaktion auf Toshis „Verbrechen“ verrate ich euch nicht, dazu müsst ihr euch bis zum nächsten Kapitel gedulden, aber ihr könnt ja mal raten ^.~ Über eure Kommentare, Meinungen und Gedanken würde ich mich natürlich freuen! And Action! ----------- @ Asmodina: Meinst du? *g* Naja, du wirst es ja jetzt sehen… @ Terra-gamy: Selbst wenn der liebe Ferrari vielleicht ein paar Schrammen im Lack hat? ^.~ @ -Shin-: Eine endlose FF? Da würde ich euch alle doch sicherlich mit der Zeit langweilen…^^; @ JaeKang: Toshi macht doch nur das nach, was Yoshiki ihm vormacht ^.~ @ Kaoru: Er hat ja schließlich im Laufe der letzten 30 Kapitel erkannt, dass manche Dinge vielleicht doch wichtiger sind als die Musik, die Arbeit und was er sonst noch so alles vorne angestellt hat ^.^ @ all: Ah~ kaum zu glauben, dass es nach diesem Kapitel hier nur noch drei weitere sein werden, ehe die FF beendet sein wird. Vorerst aber erst einmal viel Spaß mit diesem Kapitel hier!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war bereits nach Mitternacht, als Yoshiki völlig KO am sechsten Januar nach Hause kam. Er hatte bis vor kurzem noch das PV für Kurenai gedreht, während die anderen es mit Fittings und Proben hatten ruhig angehen lassen. Mit Toshi zu reden, hatte sich da noch nicht wirklich ergeben… Nachdem er ihn von der Polizeistation abgeholt und die Kaution bezahlt hatte, waren sie mit dem Ferrari – der zum Glück völlig in Ordnung gewesen war - zurückgefahren, während eine von Yoshikis PAs, die ihn gefahren hatte, das andere Auto zurückbrachte. Was er in Erfahrung gebracht hatte, war, dass Toshi es bei Extasy Records einfach nicht mehr ausgehalten und sich deshalb die Wagenschlüssel geschnappt hatte, die Yoshiki beim Hereinkommen auf die Theke an der Rezeption gelegt hatte. Der Sänger war zunächst ein wenig in LA herumgefahren, um den Kopf freizukriegen, bis er an einer Tankstelle Halt machte, um aufzutanken. Dabei hatte er noch eine Flasche Whiskey mitgenommen, die in dem Moment schlichtweg nach der besten Lösung ausgesehen hatte. Danach war er weitergefahren, ohne darauf zu achten, wohin und wie schnell überhaupt, während er sich immer wieder einen Schluck gönnte. „Im Kühlschrank ist noch Sushi für dich…“ Erschrocken zuckte Yoshiki zusammen, als plötzlich das Licht im Erdgeschoss anging und Toshi vor ihm stand – im Dunkeln hatte er ihn gar nicht gesehen. „Gott, erschreck mich doch nicht so! Ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen!“ „Sorry, ich wollte die anderen nicht stören, indem ich hier unten die ganze Zeit über das Licht brennen lasse…“ „Schon gut… du sagtest was von Sushi?!“ Auch wenn er im Stehen einschlafen konnte und sich nach Ende der Dreharbeiten garantiert schon an Muffins überfressen hatte, er war immer noch hungrig. „Kühlschrank“, antwortete Toshi und folgte ihm in die Küche, wo er aus eben jenem eine abgedeckte Platte mit verschiedenen Maki und Nigiri hervorholte und sie auf dem Tisch abstellte. Er holte sich noch rasch Sojasauce und ein kleines Schälchen dafür, ehe er es sich am Küchentisch bequem machte, während Toshi wie bestellt und nicht abgeholt an der Theke stand. Seit vorgestern war ihre Freundschaft von „unzertrennlich“ zu „merkwürdig“ übergegangen und es war einfach nur seltsam in der Nähe des Jüngeren zu sein – zum Teil, weil er es nicht unbedingt als Glanzleistung ansah, praktisch dessen Auto zu klauen, um dann betrunken von der Polizei wegen zu schnellem Fahren angehalten zu werden, nur um dann eben jenen Freund anzurufen und ihn zu bitten, ihn doch abzuholen. Es machte es auch nicht unbedingt besser, dass Sugizo, Heath und Pata ihm scheinbar stolz zu dieser Glanzleistung gratuliert hatten. Was war überhaupt in ihn gefahren, um so etwas Idiotisches zu tun? Es war Yoshikis Spezialität betrunken und wegen Rasens von der Polizei aufgegriffen und inhaftiert zu werden – nicht seine! Selbst die schleich-dich-nachts-aus-deinem-Elternhaus-und-zu-deinem-besten-Freund-und-überzeug-ihn-die-Uni-saußen-zu-lassen-und-stattdessen-mit-dir-nach-Tokyo-zu-gehen-um-Rockstars-zu-werden-Nummer hatte er ohne Alkohol durchgezogen. Aber gut, als Teenager dachte man nicht wirklich über die Konsequenzen seines Handelns nach. Als Erwachsener ging das einfacher, wenn man etwas Promille im Blut hatte. Zu der ganzen Autogeschichte kam dann natürlich noch die Sache mit seiner Stimme. Er war froh, dass er wieder richtig sprechen konnte und nicht mehr wie ein Höhlenmensch oder irgendwelches brunftiges Wild klang, aber es zehrte an ihm, dass er trotz allem nicht singen konnte. Schuld an X JAPANs Ende zu sein – zum zweiten Mal – würde nur halb so weh tun, wenn er nicht sprechen könnte. Doch so war es, als wäre er kurz vorm Ziel und plötzlich zog man ihm den Boden unter den Füßen weg. Außerdem hatte er doch ganz genau gesehen und gespürt, wie sehr sich Yoshiki darüber gefreut hatte, dass er endlich wieder sprach und somit wohl auch wieder singen konnte. Und er war natürlich einmal wieder die übliche Enttäuschung! Er hatte es früher schon nicht hinbekommen, den „bösen Rockstar“ glaubhaft rüberzubringen, Yoshikis Amerikapläne hatte er auch über den Haufen geworfen, weil er die Aussprache einfach nicht hinbekommen hatte, und nicht zu vergessen sein größtes Versagen: der Ausstieg und die Vernichtung von X JAPAN. Weshalb gab sich Yoshiki überhaupt mit ihm ab? Was wollte der Liebling der Nation mit dem größten Versager der Nation? Am Ende war es garantiert nur, um… „Setz dich, Tosh, oder willst du da Wurzeln schlagen!“ Unabsichtlich durchbrach der Pianist Toshis Gedankenkarussel, das mit jeder Runde selbstzerstörerischer geworden war. „Was?“ „Setz dich, außer du willst Wurzeln schlagen“, wiederholte Yoshiki die Aufforderung, der der Sänger schließlich nachkam und sich ihm gegenübersetzte, wobei er großes Interesse an seinen Fingern fand. „Wenn du Hunger hast, bedien dich“, äußerte der Pianist und schob die Platte in die Mitte. „Hab schon Zähne geputzt…“ „Ich verrate es Okaa-san schon nicht“, antwortete der Jüngere lachend und schob sich ein Nigiri in den Mund. „Wie waren die Dreharbeiten?“, wechselte Toshi das Thema, um möglichst neutral zu bleiben. „Anstrengend, aber wir haben alles im Kasten. Weshalb bist du eigentlich noch auf? Fangt ihr nicht um fünf Uhr oder so mit dem Shooten an?“ Das war eine Frage, die er sich auch schon gestellt und auf die er bisher keine Antwort gefunden hatte. Aus diesem Grund zuckte er auch nur einfach mit den Schultern. Nach all den Jahren im Showbiz sorgten anstehende Dreharbeiten bei ihm eigentlich nicht mehr für schlaflose Nächte. War er letztendlich nur noch deshalb wach, weil er sicher gehen wollte, dass Yoshiki in Ordnung war und noch das restliche Sushi aß? „Aufgeregt wegen morgen, beziehungsweise heute? Keine Sorge, du machst das schon! Ich hab da vollstes Vertrauen in dich.“ „Wird schon irgendwie schiefgehen…“ Die Beklemmung zwischen ihnen war praktisch greifbar, doch keiner wusste so recht, was er dagegen tun sollte. „Ne Toshi…“ Schlussendlich hielt Yoshiki es nicht mehr aus und reden mussten sie so oder so und wenn sie jetzt schon an einem Tisch saßen, konnte man das auch jetzt machen. „Hm?“ „… bin ich der Grund, dass du nicht singen kannst?“ „Was?... Wie…?“ „… übe ich unbewusst so viel Druck auf dich aus, dass ich dich blockiere?“ „Ich…“ Wie kam Yoshiki denn ausgerechnet darauf? „Wenn dem so ist, dann tut mir das wirklich leid – das ist das letzte, was ich will!“ Das letzte Sushi verschwand in seinem Mund während er Toshi abwartend anblickte, doch der starrte lieber in das Schälchen mit der Sojasauce. Konnte man darin vielleicht neuerdings die Zukunft lesen, so wie das manche mit Kaffeesatz machten? „Tocchi…“ „Tocchi mich verdammt noch mal nicht!“, blaffte der Sänger ihn plötzlich ohne Vorwarnung an und war aufgesprungen. „Was willst du hören, Yoshiki?! Ein ‚Sorry, dass ich dein Auto geklaut habe, dass du 60 Meilen nach San Bernardino fahren, mich von der Polizei abholen musstest und zu dem ganzen Geld, das du der Yakuza in den Rachen geschoben hast, jetzt auch noch die Strafe für zu schnelles Fahren und Trunkenheit am Steuer hinzugekommen ist!‘?“ Verwirrt blickte der Jüngere zu ihm auf und fragte sich, woher das denn jetzt kam. Doch in gewisser Weise hatte er gewusst, dass das kommen musste – Toshi ging nur selten in die Luft, aber wenn er es tat, dann war der Vesuvausbruch in Pompei nichts dagegen. Und das er mit dem Ferrari unter Alkoholeinfluss durch die Gegend gerast war, waren wohl die ersten Vorzeichen dafür gewesen, denn Toshi fuhr sonst nie mit dem Ferrari, weil er ihm viel zu viele PS hatte. Außerdem war der Sänger eigentlich jemand, der sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt und nur nüchtern fuhr. „Oder wie wäre es mit ‚Sorry, dass ich dich zwar anschreien aber nicht singen kann!‘? Oder gefällt deinem Ego ‚Sorry, dass ich der größte Versager der Nation bin!‘ besser?!“ „Toshi…!“ Er hatte sich ebenfalls erhoben und wollte eigentlich in einer beruhigenden Geste eine Hand auf die vor Aufregung bebenden Schultern seines besten Freundes legen, doch der schlug sie weg. „Was willst du überhaupt mit einer Enttäuschung wie mir? Alles, worin ich immer gut war, war dich und alle anderen zu enttäuschen! Warum willst du mich überhaupt noch an deiner Seite? Damit dein Ego noch größer erscheint und du besser dastehst?!“ Der letzte Satz war definitiv ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen, den Yoshiki nicht auf sich sitzen lassen wollte. Das Problem war, um dem anderen wörtlich und bildlich Vernunft einzuprügeln, damit er sah, welchen Schwachsinn er da von sich gab, war er viel zu müde. So nahm er einfach die Flasche mit der Sojasauce, machte die Kappe ab und kippte dem Kleineren den Inhalt ins Gesicht, womit dieser wohl nicht gerechnet hatte, da er ihn mit aufgerissenen Augen und offenem Mund anstarrte, während die braune Soße an seinem Kinn herabtropfte. „Jetzt hörst du mir mal zu, Tocchi!“, verlangte er mit leiser Stimme, während der andere ihn die ganze Zeit über angeschrien hatte, „ich will keine dämliche Entschuldigung von dir, weil es nichts zu entschuldigen gibt! Weder dass du mit dem Ferrari eine Spritztour gemacht hast, die bei der Polizei geendet hat, noch dass ich dich da abholen musste. Habe ich auch schon alles gemacht und am Ende musste mich mein Staff abholen und die Kaution bezahlen! Und ich will auch kein Sorry dafür hören, dass du nicht singen kannst, beziehungsweise, dass du glaubst, du würdest versagen!“ Toshi wollte etwas darauf erwidern, doch Yoshiki kam ihm zuvor. „Vergiss es, jetzt rede ich!! Wo zum Teufel hast du das her, dass du eine Enttäuschung seist? Gott verdammt, Tocchi, mach die Augen auf! Vielleicht bist du nicht der erfolgreiche Arzt, den deine Eltern gerne gesehen hätten, aber du hast das größte Herz, das ich kenne. Erinnerst du dich noch daran, wie du mir die Ohren abgekaut hast, damit wir den Act Against Aids unterstützen, weil dich das Schicksal von diesem Jungen so mitgenommen hat? Oder wie du jahrelang in Krankenhäusern und so gespielt hast, um alten und kranken Menschen eine kleine Freude zu bereiten? Gut, die Hintergrundgeschichte mit HOH ist nicht ganz so schön, aber das wusstest du zu dem Zeitpunkt ja nicht… Eine Enttäuschung wärst du, wenn du dich auf deinem Ruhm ausruhen würdest, aber solange ich mich erinnern kann, hast du deine Stellung immer genutzt, um anderen zu helfen, die es nicht so gut hatten!“ Yoshiki trat einen Schritt nach vorne und griff links und rechts in die Taschen von Toshis Morgenmantel, den dieser über einem Schlafshirt und einer Trainingshose trug. Als er seine Hände zurückzog, hielt er in der Linken Traubenzucker und in der Rechten das Dosieraerosol. „Siehst du das?“ Er hielt ihm die beiden Gegenstände unter die Nase. „Soll ich dir sagen, warum du nicht im Bett bist und schläfst, weil du früh raus musst, sondern dir die Nacht um die Ohren schlägst und auf mich wartest, obwohl du gar keine Ahnung hast, wann ich vom Dreh zurückkomme? Weil du erst sicher gehen wolltest, dass es mir gut geht! Und Herrgott, Tocchi! Schön, deine Stimme ist da, aber du kannst nicht singen… na und?! Deswegen bist du nicht nutzlos! Wer hat mir denn in letzter Zeit so viel von der Planung für die PVs und den Showcase abgenommen, damit ich im Studio arbeiten konnte? Wenn ich mich recht entsinne, warst du das gewesen!“ Toshi versuchte ihm immer wieder ins Wort zu fallen, doch der Drummer ließ dies nicht zu. „Und streich den Gedanken mal ganz schnell wieder aus deinem Kopf, dass ich dich nur deshalb in meiner Nähe dulde, damit ich besser dastehe! Verdammt noch mal, du bist nicht mein bester Freund, weil du so klasse singen kannst, sondern weil ich ich sein kann, wenn wir zusammen sind. Du warst, bist und wirst immer der Ruhepol in meinem Leben sein, der mich zurückholt, wenn ich mal wieder in anderen Sphären schwebe. Du bist nicht wie ein Bruder für mich, weil du über drei Oktaven singen kannst, sondern weil du einfach du bist – der nette, brave Junge von nebenan, der gelegentlich auch mal badass wird und sich nachts aus seinem Elternhaus schleicht oder meinen Ferrari klaut und angetrunken von der Polizei aufgegriffen wird.“ Toshi hatte die Arme verschränkt und ein leises Schnauben kam über seine Lippen, aber so wie er seinem Blick auswich, wusste Yoshiki, dass seine Worte nicht ganz ohne Wirkung gewesen waren. „Das alles ändert nichts daran, dass es trotz allem ich sein werde, der X zum zweiten Mal zerstört…!“ „Tocchi… du hast X beim ersten Mal nicht zerstört und du wirst es auch diesmal nicht tun. Wenn, dann liegt es an mir, aber nicht an dir.“ „Klar…“ Ein weiteres Schnauben. „Könnte ich für andere Stimmen als deine schreiben, dann hätte ich X damals nicht beendet und würde es auch diesmal nicht tun, solltest du nie mehr singen können.“ „Du hast doch für VIOLET UK geschrieben und einige andere Künstler auch.“ „Aber gedanklich war es jedes Mal auf deine Stimme ausgelegt. Ich meine, schau dir doch die ganzen VIOLET UK Sachen mal genauer an. Die könntest du alle vom Blatt weg singen, ohne dass ich erst irgendetwas herum transponieren müsste. Und weißt du, was das schlimmste ist? Wenn Sängerinnen in der Aufnahmekabine stehen und hohe Töne nicht hinbekommen, von denen ich weiß, dass du sie spielerisch treffen würdest!“ Das erste Mal seit Yoshiki zu sprechen angefangen hatte, suchte Toshi seinen Blickkontakt, so als wolle er sehen, ob das was er sagte wirklich stimmte. Gleichzeitig konnte der Drummer in den Augen des anderen die Unsicherheit und Angst sehen, die ihn so hatten handeln und die Worte von vorher hatten sagen lassen. Unsicherheit und Angst, die er, wie er fürchtete, mit seinem eigenen Verhalten nur geschürt hatte. Als der Sänger jedoch nichts weiter sagte, probierte Yoshiki noch einmal körperliche Nähe zwischen ihnen aufzubauen, indem er den Inhalator zurück in die Tasche von Toshis Morgenmantel steckte – den Traubenzucker behielt er, da er ihn noch essen wollte – und dann nicht zurücktrat, sondern seinen Kopf gegen die Schulter der Kleineren lehnte und die Arme locker um dessen Hüfte schlang. Toshi verkrampfte sich zwar, doch das ließ zu Yoshikis Glück relativ schnell nach und die Umarmung wurde erwidert. „Ich will nicht aufhören…“, flüsterte der Sänger leise und lehnte seinen Kopf gegen den des Jüngeren. „Dann tu es nicht… ein Wort von dir und ich setze die Band einfach auf Hiatus, bis du wieder singen kannst…“ „Was ist, wenn das nie mehr der Fall sein wird?“ „Sie wird wiederkommen“, entgegnete Yoshiki überzeugt und schloss die Augen, während er den vertrauten Geruch seines besten Freundes gemischt mit Sojasauce einatmete. „Was macht dich so zuversichtlich…?“ „Ich hab noch immer alles bekommen, was ich wollte!“ Toshi erwiderte nichts darauf, sondern verstärkte nur die Umarmung. Es würde nichts bringen zu sagen, dass Yoshiki ein einziges Mal nicht erhalten hatte, was er gewollt hatte und dass das wegen ihm gewesen war – nämlich das Amerikadebüt, dass sie 1995 geplant gehabt hatten. „Ne, Tocchi…“ „Was ist?“ „Trägst du mich zu meinem Bett?“, fragte Yoshiki und öffnete wieder die Augen, um Toshi bittend anzusehen, der ihn gleich darauf nur kommentarlos hochhob. „Erschöpft?“, fragte er, als er mit dem Ellenbogen den Lichtschalter betätigte, um die Beleuchtung in der Küche auszuschalten. „Mhm“, brummte der Pianist und kuschelte sich an ihn, während er mit halbgeschlossenen Augen anfing, den ersten Traubenzucker auszupacken und in seinen Mund zu schieben. „Schlaf beim Kauen nicht ein“, entgegnete Toshi und strich ihm über den Arm. Eigentlich wollte er die restlichen Lichter im Erdgeschoss noch ausschalten, aber eine Stimme von der Treppe her, hielt ihn davon ab. „Lass, ich mach schon. Bring ihn hoch“, äußerte Heath von seinem Platz auf einer der unteren Treppenstufe und stand auf, um Toshi einen Klaps auf die Schulter zu geben. Er war vorhin von der Auseinandersetzung der beiden aufgewacht, hatte es aber vorerst vorgezogen, sich im Hintergrund zu halten und sich nicht einzumischen. Yoshiki blickte müde zu ihm auf, sagte aber nichts, sondern kuschelte sich bei seinem besten Freund ein und lutschte auf dem Traubenzucker in seinem Mund herum. „Geh schon“, entgegnete der Bassist mit einem Lächeln, welches der Sänger dankbar erwiderte und die Treppe nach oben stieg. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ In dem Kapitel gab es ein paar wahre Fakten, unter anderem, dass Yoshiki in LA wegen zu schnellen Fahrens verhaftet wurde. Seine Freundin zu diesem Zeitpunkt, die mit ihm im Wagen gewesen war, musste seine Mitarbeiter anrufen, damit jemand vorbeikam, um die Kaution für ihn zu bezahlen. Ein weiterer Punkt ist der Act Against Aids, für den sich Toshi sehr stark eingesetzt hat. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch die bekannten „X Japan Kondome“. Der letzte Fakt, der mir gerade noch einfällt, ist das verpatzte Amerikadebüt 1995. Toshis Aussprache zu diesem Zeitpunkt war so furchtbar, dass kein Muttersprachler wirklich verstand, was er da eigentlich sang. Es folgte Aussprachetraining und Aufnahme und Aufnahme, doch seine Aussprache war noch immer nicht gut genug. Letztendlich blies Yoshiki dann die komplette Aktion ab, als er erkannte, dass Toshi am Ende war. Im nächsten Kapitel fangen dann die PV-Shoots mit der kompletten Band an und Heath erinnert sich an etwas, dass ihm hide vor langer, langer Zeit einmal über Yoshiki und Toshi erzählt hat. Was das ist, erfahrt ihr dann ^.~ Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanke etc. zu diesem Kapitel würde ich mich natürlich freuen! And action… for real this time! ------------------------------- @ -Shin-: *g* In den Filmen kippen sich die Leute immer nur Wasser, Bier oder Cola ins Gesicht. Keine Ahnung, inwiefern Sojasoße die Augen reizt, aber ich wollte sowas schon immer mal machen… jetzt musste eben Toshi dafür herhalten! ^.~ @ Astrido: Heaths Auftritt war nicht in meiner Planung vorgesehen, aber irgendwie war ich grad am Schreiben und plötzlich saß er da auf der Treppe. Also hat er eben seinen kleinen Auftritt bekommen! ^.^ @ Terra-gamy: Oder wie Currywurst ohne Curry… Oder Butterbrot ohne Butter… Oder Schwarzwälderkirschtorte ohne Kirschen und Rum… Ich krieg Hunger!! >_< @ LunaLee: *g* Yoshiki macht auf mich einfach den Eindruck, als wäre er jemand, der gerne mal mit dem Kopf voran durch die Wand rennt, auch wenn einen Meter daneben die weit geöffnete Tür steht ^.~ @ kyuri: Willkommen in unserer kleinen Runde und vielen Dank für das Lob!! ^.^ @ Kaoru: *g* Ja, schnauben darfst du, aber wenn du alle Fakten zusammen zählst, dann hat nicht Toshi X den Todesstoß verpasst, sondern hide. Toshis Ausstieg damals war letztendlich nur die logische Konsequenz aus den vergangenen Jahren. Bereits 95 hatte sich das herauskristallisiert… hide und Yoshiki hatten jedoch den festen Plan X JAPAN 2000 neu auferstehen zu lassen und die drei Jahre dafür zu nutzen, einen Sänger zu finden, der Toshi von der Stimmbreite ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist, damit sie weiterhin die alten Songs performen können, und der noch dazu eine saubere englische Aussprache hat, damit sie die USA erneut in Angriff nehmen können und nicht erneut dasselbe Problem hätte wie mit Toshi. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie diese Reunion auch durchgezogen hätten, hätte hide in jener Nacht nicht so eine innige Verbindung mit dem Handtuch und der Türklinge gepflegt. Sicher, ohne Toshi war X JAPAN ein verwundetes Tier, getötet (zumindest zum damaligen Zeitpunkt) hat es aber hides Tod. So, und jetzt können mich alle hide-Fanatiker lynchen ^.~ @ all: Wer von euch die Fever X JAPAN DVD und somit die Making ofs der PVs kennt, wird vermutlich merken, dass ich mich an den zeitlichen Ablauf gehalten und ein paar Details mit eingearbeitet habe. Der Rest ist wie üblich Fiktion. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Am sechsten und siebten Januar drehte X JAPAN im LA Center Studio das Musikvideo zu Rusty Nail. Auch wenn es bis spät Abends und in die frühen Morgenstunden ging, so hatten sie alle ihren Spaß und es tat gut, nach so langer Zeit endlich einmal wieder etwas gemeinsam als Band zu tun. Da Heath in einer Szene mit Toshi auf einem Motorrad fahren sollte, übte er in den Pausen auf dem Parkplatz vor dem Studio mit Sugizo und Pata, da der Sänger damit beschäftigt war, eigene Szenen zu drehen. Es war schon eine Weile her, dass der Bassist das letzte Mal eine Maschine gefahren hatte, aber zum Glück war das wie Fahrradfahren. Doch auch wenn er keinerlei Probleme damit hatte, das Motorrad unter Kontrolle zu halten, wenn jemand hinter ihm saß, kam Yoshiki trotz allem einmal kurz zu ihm und drohte ihm an, ihm alle Knochen zu brechen – vorausgesetzt sie waren es dann noch nicht – sollte er mit Toshi und dem Motorrad stürzen und der Sänger auch nur eine Schramme abkriegen. Heath hatte es lachend zur Kenntnis und nicht wirklich ernst genommen – es war schön zu wissen, dass zwischen den beiden wieder Friede-Freude-Eierkuchen herrschte. X JAPAN hatte schon immer am besten funktioniert, wenn seine beiden Gründer praktisch unzertrennlich waren. Ohne große Pause, um durchatmen zu können, fanden Tags darauf die Dreharbeiten zu JADE im Los Angeles Theater statt. Während Sugizo und Heath ihren Spaß dabei hatten, mit der Werwolfmaske ihren Leader zu erschrecken, der allgemein eine Abneigung gegen Gruselfilme hatte, weil die einfach so gruselig waren, wurde eben jener bei einer romantischen Szene in abgestandenem Wasser geduscht, weil mitten im Dreh ein Rohr an der Decke platzte, sodass bräunliches und muffelndes Wasser auf alle herabregnete. Erst mehrere ausgiebigen Duschen und sicherlich einer ganzen Packung parfümierten Duschgels später, konnte man an Yoshiki nicht mehr den Gestank wahrnehmen. Später am Tag hatte Toshi einen Shoot auf der Kuppel einer Loge, bei dem er von einem Seil abgesichert wurde, da es nicht gerade der sicherste Platz war. Der Sänger konnte sich definitiv angenehmere Orte vorstellen, um zu drehen, aber er versuchte sich seinen Respekt vor der Location nicht anmerken zu lassen. „Und denk dran, Tocchi, es ist nicht hoch und selbst wenn du fällst, du bist gesichert!“, rief Yoshiki seinem besten Freund durch das Megafon des Regisseurs zu. „Beweg dich also völlig normal und verschwende gar keinen Gedanken daran, dass du ausrutschen und fallen könntest!“ Es dauerte nicht lange und Sugizo pflückte ihm das Megafon aus der Hand. „Du weißt in jedem Fall, wie man Leute motiviert!“, äußerte Pata und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. „My bullhorn“, quengelte Yoshiki auf Englisch, der schon die ganzen letzten Tage über immer wieder die Sprachen durcheinander gebracht hatte, da er mit der Filmcrew Englisch und mit der Band Japanisch sprach. Spätestens, wenn ihn einmal wieder alle total verwirrt anblickten und keiner tat, was er sagte, wusste er, dass er erneut in der falschen Sprache gesprochen hatte. „Actually that’s mine!“, entgegnete der Regisseur und ließ sich von Sugizo sein Megafon geben, während der Drummer für einen Moment eine Schnute zog. „Okay guys, everyone ready? And… action!!” Am Mittag des folgenden Tages kamen die fünf am Kodak Theater an, wo bereits die Bühne aufgebaut war, deren durchsichtiger Boden mehrere Meter über der Erde schwebte. Bevor sie mit dem Soundcheck anfingen, machten sie sich alle mit der Bühne vertraut, wobei weder Heath, Pata, Sugizo noch Toshi große Probleme damit hatten, auf den Glasboden zu treten. Lediglich Yoshiki zog es vor, in der Nähe seines Drumsets und seines Flügels zu bleiben. „Was ist?“, fragte Sugizo, der lässig am Geländer lehnte und sich kurz umdrehte und herunter blickte, wo sich bereits ein paar Menschen versammelt hatten. „Nichts“, wiegelte der Schlagzeuger ab und tat so, als würde er an den Fellen seiner Drums herum schrauben. „Prinzesschen hat Angst“, neckte Heath und schnorrte sich von Pata eine Zigarette, der rauchend neben ihm stand. „Jetzt komm“, meinte Toshi und ging zu ihm. Er packte die Hand seines besten Freundes und zog diesen hinter sich her, „einfach nicht nach unten sehen!“ Nur widerwillig trat der Pianist auf den durchsichtigen Boden und sah es auch gar nicht ein, von dem Älteren fürs erste abzulassen. „Wessen Idee war es eigentlich, so einen durchsichtigen Boden zu nehmen?!“ „Deine“, antwortete Toshi, „ich war beim Meeting dabei, wo du darauf beharrt hast, weil uns so die Fans von unten her sehen können.“ „So schlimm ist der Boden doch nicht“, äußerte Heath und stapfte mehrmals kräftig darauf auf. „Denk einfach gar nicht daran, dass du praktisch in der Luft schwebst oder der Boden brechen und du nach unten fallen könntest“, fügte Toshi grinsend hinzu, wobei seine Worte die anderen zum Lachen brachten, ähnelten sie doch sehr dem, was Yoshiki ihm am Tag zuvor gesagt hatte, als er auf der Kuppel gestanden hatte. „Schon verstanden… wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“, murrte der Pianist, hatte sich aber nach einigen Minuten und etwas gutem Zureden seiner Bandkollegen sowie der Zusicherung der Roadies, dass der Boden wirklich sicher war, ebenfalls daran gewöhnt, dass er den Walk of Fame unter sich sehen konnte. Nachdem der Soundcheck danach reibungslos verlaufen war, zogen sie sich in ihre Umkleiden zurück, um sich fertig zu machen - wobei stets mindestens zwei Leute um sie herum wuselten -, noch eine Stärkung zu sich nahmen und am späten Nachmittag dann erneut die Bühne zu erklimmen, um mit den Dreharbeiten zu beginnen, während sich unter ihnen eine kleine Menge gebildet hatte, die immer wieder ekstatisch „We are X!“ brüllte und zahllose Schilder mit gebracht hatte. Den Flaggen nach zu urteilen, waren sogar Fans aus Brasilien und Italien anwesend. Nach all den Monaten der Pause tat es gut wieder auf der Bühne zu stehen und zu spielen, selbst wenn es nur Playback war. Als die Sonne unterging, blickte Yoshiki für einen Moment lächelnd in den Himmel, als er dort pinke Wolken entdeckte. Vielleicht war es kindisch, weil es nur Wolken waren, aber für ihn war es ein Zeichen, dass sie zu sechst und nicht zu fünft spielten. Während die anderen ihre Instrumente spielten und posten, wenn die Kamera auf sie gerichtet war, tat Toshi das, was seine Ärzte ihm geraten hatten: nicht krampfhaft zu singen versuchen, sondern einfach zu schreien. Er konnte nur hoffen, dass keiner der Techniker aus versehen sein Mikro zum falschen Augenblick anschaltete. Doch je öfters er die Lyrics in das Mikrofon schrie, desto mehr merkte er, wie etwas mit seiner Stimme passierte. Er konnte es nicht erklären, aber je länger er dort oben auf der Bühne stand, immer wieder auf Tuchfühlung mit den anderen ging und stets Yoshikis Blick in seinem Rücken spürte, während die Fans unter ihnen zu ihnen hochjubelten und die Lyrics mitsangen, desto mehr realisierte er, dass er wieder ein Gefühl für sie bekam, dass ihm schon seit langem abhanden gekommen war. „The next song’s gonna be Endless Rain!“, rief er dem Publikum entgegen, nachdem er vom Tontechniker das Zeichen bekommen hatte, das sein Mikro an war, und warf einen kurzen Blick in den Himmel, der von pinken Wolken geziert wurde. Nachdem Yoshiki vom Schlagzeug zum Flügel gewechselt war und das Startsignal gegeben hatte, erklang die vertraute die Musik. Toshis Mikrofon war wieder ausgeschalten, doch als sein Einsatz kam, entschied er sich nicht wie zuvor die Lyrics zu schreien, sondern es darauf ankommen zu lassen zu singen. Das schlimmste was passieren konnte, war, dass wie mit Yoshiki im Studio kein Ton kommen würde, richtig? Zunächst erklang auch kein einziger Ton aus seinem Mund, doch anstatt gleich wieder aufzugeben, versuchte er es weiter und als er beim Refrain angekommen war, drang plötzlich rau und brüchig seine Singstimme an seine Ohren. Ein ungläubiges Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als er sie nach so langer Zeit endlich wieder hörte. Gegen Ende des Songs ging er zu seinem besten Freund und setzte sich neben diesen auf die Klavierbank. Da Yoshiki die Ohrstöpsel nicht trug, lehnte sich Toshi dicht an dessen Ohr, damit er ihn auch ja wahrnehmen konnte. „Endless rain let me stay evermore in your heart. Let my heart take in your tears, take in your memories.” Er grinste seinen besten Freund breit an, der ihn völlig überrascht ansah und für einen Moment vergas zu spielen, was aber dank des Playbacks nicht weiter auffiel. Im nächsten Augenblick war Toshi auch schon wieder aufgesprungen und zurück zu den anderen auf den Glasboden gerannt. Da nach dem Song eine kurze Pause eingeräumt war, trafen sich alle backstage, um sich einerseits zu erfrischen, andererseits das Make up auszubessern und gegeben falls andere Klamotten anzuziehen, während ihnen der Regisseur ein paar Anweisungen gab. „Sind in deinem Wasser Drogen oder weshalb grinst du so dämlich, Toshi?“ fragte Heath, während eine Stylistin an seinen Haaren herum zupfte. „Nur so…“, antwortete der Sänger und gönnte sich einen Schluck aus der Flasche. „Tocchi!“ Yoshiki hatte sich zuerst Ausschnitte des bisher gefilmten Materials angeschaut, ehe er zu seiner Band stieß und ihm nur eine Frage auf den Lippen brannte: „Habe ich grad eben bei Endless Rain das gehört, was ich glaube gehört zu haben?“ „Was hast du gehört?!“, klinkten sich augenblich die drei anderen neugierig ein und blickten zwischen ihrem Leader und ihrem Sänger hin und her. Letzterer schloss die Augen und als er den Mund öffnete, erklang daraus der Refrain von Endless Rain – ganz ohne Playback! Sicher, man hörte seiner Stimme an, dass sie mehrere Monate ohne Training gewesen war, doch was zählte, war, dass sie wieder da war. „Oh mein Gott!!“ Unwissend von den Fans brach Backstage ein Jubelgeschrei aus und vier erwachsene Männer stürzten sich vor Freude gleichzeitig auf den Kleinsten von ihnen, den sie umarmten und durchknuddelten. „Wessen Tränen laufen mir eigentlich gerade den Nacken herab?“, fragte Toshi, der minutenlang von vorne, von hinten, von links und von rechts gedrückt wurde, während seine Stylistin immer finsterer drein blickte, da Heath, Pata, Sugizo und Yoshiki seine Frisur ziemlich durcheinander brachten. „Wir haben nur eine Heulsuse“, entgegnete der gelockte Gitarrist und ließ als erster von ihrem Sänger wieder ab, während Heath und Sugizo ihm gleich darauf folgten. Lediglich ihr Pianist war nicht gewillt loszulassen. „Lass mich halt“, schniefte eben jener in Toshis Nacken, wo er sein Gesicht verborgen hatte, „ich bin nur so glücklich, endlich mein Goldkehlchen wiederzuhaben!“ Sanft lächelnd drehte sich eben jener in der Umarmung um und erwiderte diese. „Ganzkörperumarmung?“ Kaum hatte er das ausgesprochen, war Yoshiki auch schon hochgesprungen und hatte die Beine um seine Hüften geschlungen. Angesichts des plötzlichen Zusatzgewichtes ächzte er kurz auf, legte dann aber seine Arme um den Jüngeren, um ihn festzuhalten, damit er nicht rutschte. „Dein Glück, dass du so leicht bist, Yocchan…“ In einer beruhigenden Geste drückte er immer wieder leicht die Seiten des anderen, der seinen Freudentränen freien Lauf ließ und damit weiterhin seinen Hals benetzte. „Jetzt wird alles wieder gut“, schniefte er und verkreuzte die Beine in Toshis Rücken, „egal, was mit meinem Nacken jetzt ist, wir werden erst den amerikanischen Markt erobern und dann die gesamte Welt!“ Wenig später, nachdem Yoshiki nicht mehr an ihrem Sänger hing und somit dessen Haare endlich gerichtet werden konnten, während das Make up des Drummers erneuert werden konnte, betraten sie wieder die Bühne, um noch einmal für etwa zwei Stunden zu spielen und weiteres Filmmaterial zu sammeln. Es war schon stockdunkel und die Stadt erstrahlte in buntem Neonlicht, als sie schließlich zum allerletzten Mal Endless Rain spielten und dann die Bühne endgültig verließen. Doch ihr Arbeitstag war noch nicht zu Ende, da sie sich nach einer kurzen Erfrischung noch oben auf dem Dach trafen, wo sie ein kurzes Interview für die geplante DVD gaben. Erst danach waren sie entlassen und konnten auf die After Show Party gehen, wobei sich alle erst einmal für eine erquickende Dusche und frische Klamotten entschieden. Während sich Heath, Pata, Sugizo und Toshi schon am Büffet mit Essen eindeckten, auf die nun gesicherte Zukunft der Band anstießen und sich mit den verschiedensten Leuten unterhielten, die ebenfalls auf der Party waren, befand sich Yoshiki noch in seiner Umkleide, wo er massiert wurde, da selbst das Drummen auf Sparflamme erneut auf seinen Nacken geschlagen und ihm zudem Kopfschmerzen beschert hatte. Mit einer Stunde Verspätung traf er schließlich auch auf der kleinen Feier ein, ging kurz zu seiner Freundin, um diese zu begrüßen, da er sie schon länger nicht mehr gesehen hatte, weils sie beide beschäftigt gewesen waren. Alschließend holte er sich etwas zu essen und zu trinken, ehe er sich zu seinem besten Freund setzte, der es sich in einer kleinen Sitzecke gemütlich gemacht hatte. Pata machte unterdessen die Bar unsicher, Heath flirtete mit ein paar Frauen herum und Sugizo war mit irgendwem in eine Diskussion über die Nutzung von Solarenergie in Kalifornien verwickelt. „Du hast es die ganze Zeit gewusst, oder?“, fragte Toshi und nippte an seiner Schorle. „Was?“, fragte Yoshiki mit vollem Mund, da er sich gerade eine kleine Frühlingsrolle auf einmal hineingeschoben hatte. „Dass meine Stimme wiederkommen würde, wenn ich wieder auf der Bühne stehe… deswegen wolltest du nicht, dass ich vor dem Shoot gehe…“ „Du sprichst mir hier hellseherische Kräfte zu, die ich zwar gerne hätte, aber leider nicht habe“, lachte der Pianist, nachdem er heruntergeschluckt hatte, „aber um darauf zurückzukommen… ich hatte gehofft, dass es vielleicht die letzte Blockade lösen würde, aber das war reines Glück…allerdings bin ich froh, dass mein Pokerspiel aufgegangen ist!“ „Wie geht es dir eigentlich?“, wechselte Toshi das Thema und beobachtete, wie der Jüngere gerade einmal wieder einem Scheunendrescher Konkurrenz machte. Er hatte in den letzten Tagen besorgt beobachtet, wie unter all dem Stress, unter dem Yoshiki gestanden hatte, die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion wieder deutlicher zu Tage getreten waren. Vor allem die Stimmungsschwankungen und die Heißhungerattacken waren nicht zu übersehen gewesen, was bei den anderen Bandmitgliedern aber nur zu dem Scherz geführt hatte, dass sich ihr Leader benahm als wäre er schwanger. „Geht schon…“, wich Yoshiki aus und stand auf, um sich einen Nachschlag zu holen. „Yocchan…!“ Eindringlich sah Toshi ihn an, als er sich wieder gesetzt hatte. „Lass mich mal überlegen… meine Knie fühlen sich wie Wackelpudding an, ich würde am liebsten drei Tage straight schlafen, ich bin am verhungern, mir ist von den ganzen Scheinwerfern und von dem Pyrozeugs noch immer total warm, meine Hände sind geschwollen und kribbeln irgendwie so seltsam, mein Nacken killt mich, mein Kopf hat da freudig mit eingestimmt und vor meinen Augen sehe ich immer wieder so weiße Flecken… aber mir geht es gut!“ „Ach Yocchan…“, seufzte der Sänger und wuschelte ihm durch die gebleichten Haare. „Oh, deine Hand ist so schön kühl“, stellte Yoshiki freudig fest, hielt sie fest und drückte sie gegen seine Stirn, „das ist schön angenehm!“ Die Nacht war schon vorangeschritten, als Heath gegen eine Wand gelehnt dastand, an seinem Bier nippte und das Treiben beobachtete, wobei sein Blick hauptsächlich auf zweien haftete, die am anderen Ende des Raumes waren und immer wieder wie zwei Schulmädchen tuschelten, nur um kurz darauf in Gelächter auszubrechen. „Was schaust du, Kleiner?“, fragte Pata, der mit Sugizo im Schlepptau kam und sich neben ihn lehnte. „Ich beobachte nur unsere beiden“, antwortete Heath und machte eine Kopfbewegung in Richtung ihres Sängers und ihres Leaders. „Worüber die wohl schon wieder kichern?“, grübelte der Violinist. „Was ich weitaus interessanter finde, ist, dass Yoshikis Freundin da drüben ist, von sicherlich drei Kerlen angegraben wird, Yoshiki aber auf der anderen Seite des Raumes ist, ihn das scheinbar nicht die Bohne interessiert und die ganze Zeit an Toshi klebt“, entgegnete Pata. „Toshi hat neulich in einer E-Mail geschrieben, dass Yoshiki kaum noch Zeit mit ihr verbringt, weil 10 000 andere Sachen wichtiger sind.“ „Ich gebe ihr nicht mehr allzu lange, ehe sie dasselbe Schicksal ereilt, wie die Frauen vor ihr“, äußerte Pata schulterzuckend, da er es schließlich oft genug gesehen hatte. „Eine Schnitte ist sie trotzdem…!“ „Kannst sie dir ja schnappen, sobald sie frei ist, Sugizo!“ „Lass mal, Heath, ich steh nicht so auf abgelegte Sachen.“ „Aber wäre das nicht Recycling?“ „Das ist doch gut für die Umwelt“, fügte Pata hinzu. „Idioten“, brummte der Jüngste von ihnen nur und streckte ihnen die Zunge heraus. „Wisst ihr…“, fing Heath an, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten, „… wenn ich Toshi und Yoshiki so sehe, muss ich an etwas denken, was mir hide vor langer Zeit einmal gesagt hat…“ „Was hat er gesagt?“, fragte Sugizo neugierig, während Pata ihn abwartend anblickte. „… Das war 1990, als ich die Band bei der Aftershowparty nach einem Konzert kennen lernte… hide hatte mich schon einmal durch die Menge geschleift und allen vorgestellt, als ich später etwas abseits stand und alle beobachtete…“ „Hey, was stehst du hier so rum?“, wollte hide wissen, der zu dem Jüngeren kam und ihm eine Dose Bier in die Hand drückte. Der Gitarrist selbst, schien auch schon nicht mehr ganz nüchtern zu sein, da er leicht lallte und sich an Heaths Schulter festhielt. „Ich beobachte nur die Leute“, antwortete er, öffnete die Dose und trank einen Schluck daraus, ehe sie ihm vom Älteren abgenommen wurde, er selbst daraus trank und sie ihm anschließend wieder zurück gab. „Hast du die beiden gesehen?“, fragte hide und deutete auf die andere Seite des Raumes, wo Toshi und Yoshiki standen, tuschelten und lachten. Heath hatte gehört gehabt, dass sie sich schon seit dem Kindergarten kannten und praktisch mit einander aufgewachsen waren – man konnte deutlich die Nähe zwischen den beiden spüren, wenn man sah, wie sie miteinander umgingen. „Was soll mit ihnen sein?“ „Ich verrat dir mal ein Geheimnis, Kleiner“, fing hide an und rückte näher an Heath, um nicht ganz so laut sprechen zu müssen, „weißt du, auch wenn Toshi es nie zugeben würde, dass er manchmal eifersüchtig auf mich ist, weil Prinzessin so oft zu mir rennt, im Grunde ist das völlig unbegründet, denn weißt du… für unsere Prinzessin gibt es nur einen Prinzen und der steht im Augenblick genau neben ihr. Und weißt du, auch wenn sie es abstreiten würden, X sind letztendlich die beiden. Solange die beiden zusammenhalten und an einem Strang ziehen, ist X unschlagbar – da sind wir anderen nur Statisten. Merk dir das, Kleiner! Die beiden als Herz von X und uns gehört die Welt!“ •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ So, ihr habt vielleicht schon gemerkt, dass ich diesmal den Fakten-Absatz an den Anfang gepackt habe und nicht wie üblich an den Schluss. Das liegt daran, dass ich kurz auf die Idee von einer Endlos-FF sowie die Frage ob ich noch weitere X JAPAN bezogene FFs schreiben werde, eingehen möchte… Also ersteres werde ich garantiert nicht machen, darauf könnt ihr Gift nehmen (oder besser nicht, weil dann hab ich keine Leser mehr ^.~). Ich bevorzuge abgeschlossene Storyrahmen sowie einen überschaubaren Spannungsbogen. Letzteres dafür garantiert, denn dazu schreib ich viel zu gerne über die Chaoten – und außerdem hab ich schon ein paare weitere Stories in Planung und in Arbeit. Als nächstes kommt erst einmal eine kleine Oneshot, die nicht ganz so klein ist (knapp 30 Seiten in Word) und sich momentan noch bei meiner Betaleserin befindet. Sobald sie damit fertig und Rainy Days abgeschlossen ist, werde ich sie hochladen. Dann gibt es noch zwei längere FFs die aufeinander aufbauen, wobei die erste in gewisser Weise an Rainy Days anknüpft. Erstere ist zu ca. 80% fertig, letztere zu ca. 80% fertig geplant. Erstere ist wie Rainy Days eine Mischung aus realen Ereignissen und Fiktion, der zweite Teil ist komplett meiner Phantasie entsprungen (ein Hoch auf schlaflose Nächte!). Dann wäre da noch eine weitere FF, die zu ca. 75% abgeschlossen und ebenfalls komplett Fiktion ist. Eine andere Story ist zu ca. 50% abgeschlossen und hat einen gewissen Hang zu Mystik und Fantasy. Und last but not least, wäre da dann noch mein Monsterding, das AU ist und sich schreibtechnisch noch komplett in den Anfängen befindet. Theoretisch gäbe es dann auch noch kleinere Oneshots zu Rainy Days, die ursprünglich mit in die Story sollten, von mir dann aber gestrichen wurden, weil ich sonst zu sehr vom eigentlichen Thema abgekommen wäre. Wie ihr seht, wird das Lesefutter so schnell nicht zu Ende sein, es kommt lediglich darauf an, wie schnell ich im Abschließen bin (kann sich nur um Wochen/Monate/Jahre handeln) und meine Betaleserin im Korrigieren ^.~ The place where dreams and life become one ------------------------------------------ Inoffiziell gibt es hiermit das letzte Kapitel von Rainy Days (offiziell gibt es noch einen Epilog, der irgendwie das längste Kapitel der ganzen Story geworden ist^^;). Viel Spaß damit und danke, dass ihr solange durchgehalten habt!! •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Durch den Partyraum drang das Klirren von Glas, so als würde jemand mit Metall dagegen schlagen, und als sich die Gäste auf der Suche nach der Quelle umsahen, erblickten sie Yoshiki, der auf einem Tisch stand und mit einem Löffel gegen sein Trinkglas schlug, während Toshi schräg hinter ihm stand und immer wieder zwischen ihm und dem Tisch hin und her blickte, so als würde er diesem nicht ganz trauen, dass er den Jüngeren auch trug. Heath, Pata und Sugizo standen neben ihm und warteten darauf, dass es ruhiger wurde. „May I have your attention please?!“ Nachdem die meisten Anwesenden Englisch als Muttersprache sprachen, hatte sich Yoshiki dafür entschieden. „I promise, it won’t take long and then you can continue partying, hitting on someone or whatever you were just doing!“ Die Geräuschkulisse nahm ab, der DJ hatte die Musik herunter gedreht und alle Aufmerksamkeit ruhte auf dem Leader von X JAPAN, der seinen Blick durch die Runde schweifen ließ und lächelte, als er bekannte Gesichter erblickte. „Okay…, so I’m not standing on that table because I’m gonna do some table dance for you, but because I wanna thank you for all your support and your hard work. Without you we wouldn’t have been able to shoot four music videos, including a small gig for our fans, in such a short time. We worked crazy hours and lots of unplanned stuff happened, but in the end we managed to finish everything. To cut a long story short: Thank you, guys! Thanks a lot – also on behalf of Toshi, Pata, Heath and Sugizo! I’ll promise you, this won’t be last time that we’ve played on US soil! THANK YOU!!” Er verbeugte sich, während die Leute um ihn herum klatschten und sprang dann vom Tisch, um sich noch einmal mit seiner Band unter die Menge zu mischen, um hier ein paar Hände zu schütteln und dort ein wenig Smalltalk zu betreiben. Nachdem Toshi die Runde gemacht hatte, hielt er die Augen nach seinem besten Freund auf, konnte ihn jedoch nicht entdecken, sodass er sich zu seinen Bandkollegen an der Bar gesellte. „Hat einer von euch Yoshiki gesehen?“ „Seine Freundin ist noch hier, also wird er nicht für einen Quicki in der Besenkammer verschwunden sein“, antwortete Sugizo, der sich kurz nach dem Blonden umgesehen hatte. „Es gibt noch genügend andere Frauen hier, die in sein Beuteschema passen“, entgegnete Heath nur schulterzuckend und schob Toshi ein Glas Whiskey zu, um mit ihm auf die wiedergefundene Stimme anzustoßen, doch der hatte gerade andere Dinge im Kopf, weshalb sich Pata des Drinks annahm, bevor er noch schlecht würde. „Ich such ihn schon seit einiger Zeit…“ „Warum?“, wollte Sugizo wissen. „Es geht ihm nicht sonderlich und ich wollte eigentlich zusehen, dass er sich langsam verabschiedet, damit wir nach Hause fahren können und er ins Bett kommt!“, seufzte Toshi und fuhr mit seiner Suche fort. Nach einiger Zeit fand er Yoshiki schließlich dort, wo sie vor ein paar Stunden noch das Interview gedreht hatten. Er lehnte gegen die Brüstung, starrte auf die erhellte Straße unter sich und spielte mit einer halbvollen Wasserflasche in seinen Händen. „Hier steckst du!“ Toshi trat neben ihn und legte ihm einen Arm um die schmalen Schultern. „Drinnen war es so laut und stickig… da ist mein Kopf nur noch schlimmer geworden“, erklärte Yoshiki und beobachtete weiterhin den Verkehr. „Sollen wir nach Hause fahren? Dann kannst du dich hinlegen…“ „Die frische Luft ist angenehm“, entgegnete der Jüngere und lehnte sich gegen ihn, „außerdem ist es eine so schöne Nacht.“ Das bedeutete wohl, dass sie vorerst noch auf dem Dach blieben. Toshi strich über den Oberarm des anderen und drückte ihn an sich, wobei ihm nur zu deutlich der Geruch von Rosen in die Nase stieg – seitdem beim JADE Shoot die Wasserleitung geplatzt war und Yoshiki praktisch in parfümierten Duschgel gebadet hatte, um den Geruch von altem, abgestandenen Wasser loszuwerden, verströmte er den Duft eines ganzen Rosenbeetes, das in voller Blüte stand. „Hast du die Wolken am Abend gesehen?“, durchbrach der Drummer nach etlichen Minuten des einvernehmlichen Schweigens die Stille. „Du meinst die pinken?“ „hide war da… meinst du nicht?“ „Er war da und hat mit uns gespielt…“ „Ich hoffe, er denkt nicht, dass wir Scheiße gebaut haben…“ „Ich denke, er wäre stolz, dass wir endlich unseren Traum verwirklichen…“ Statt etwas darauf zu erwidern, drehte sich Yoshiki so, dass er beide Arme um seinen besten Freund schlingen und seinen Kopf gegen dessen Schulter legen konnte. Er schloss die Augen und atmete so ruhig und gleichmäßig, dass man schon fast meinen konnte, er würde schlafen. „Alles okay…?“, fragte Toshi leise, drückte ihn an sich und fuhr durch die gebleichten Haare, die durch das viele Haarspray ganz strohig waren. „Halt mich einfach nur und lass mir fünf Minuten… die letzten sechs Monate waren einfach sowas von anstrengend…“, nuschelte er erschöpft und genoss den vertrauten Geruch, die Nähe und die Wärme – mit der Zeit war es doch etwas frisch geworden und Toshi war gerade eine äußerst gute Heizung. „So lange du willst“, entgegnete der Sänger lächelnd und verstärkte die Umarmung, während sie schweigend dastanden. „Ne, Yocchan… danke für alles“, flüsterte der Ältere nach einigen Minuten und lehnte seinen Kopf gegen den des anderen, der es jedoch mit einem Schütteln seines eigenen abtat. „Wir beide zusammen, Tocchi…“ „… gemeinsam wird uns die Welt gehören!“, vollendete der Sänger lächelnd den Satz. „… Wird seltsam sein, wenn hide nicht dabei ist“, wisperte der Pianist und merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Er wird dabei sein, Yocchan… in uns und in den Fans…“ „Red weiter so und ich flenn dir gleich das Shirt voll“, drohte Yoshiki schniefend und hob den Kopf, um ihn anzusehen, während die erste Träne über seine Wange rann. „Tust du doch eh schon“, entgegnete Toshi nur schmunzelnd und drückte ihn an sich. „Gemein“, brummte der Jüngere, hatte aber nichts dagegen einzuwenden, sich wieder an den anderen zu kuscheln. „Wäre ich das, hätte ich keine Taschentücher einstecken“, konterte der Sänger und zog aus seiner Hosentasche eine Packung, die er Yoshiki reichte, der sich eines daraus nahm, um die Tränen abzutupfen und sich zu schnäuzen. Beides packte er anschließend in seine eigene Tasche. „Wieso hast du die jetzt dabei?“ „So schnell wie du in den letzten Tagen von Rumpelstilzchen zu Heulsuse geschwenkt bist und dann wieder zurück…“, antwortete Toshi nur schulterzuckend, „wenn man dann noch bedenkt, dass du Pommes in Nutella statt Ketchup getunkt hast, dann ist es kein Wunder, wenn Heath, Pata und Sugizo herum spaßen, du könntest schwanger sein, wärst du eine Frau!“ „Macht euch halt alle auf meine Kosten lustig“, schmollte der Größere schniefend, „außerdem hat das in dem Augenblick echt lecker geschmeckt!!“ Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er solch seltsame Kombination überhaupt herunterbekam, aber wenn eine der Heißhungerattacken zuschlug, dann gelüstete es ihn nach den seltsamsten Dingen – in den meisten Fällen war Schokolade in irgendeiner Form involviert. „Das Einzige, mit dem du schwanger bist, sind zu viele Schilddrüsenhormone.“ „Kannst gerne welche abhaben…“ „Nee, behalt mal“, lachte Toshi und wuschelte ihm durch die Haare. Daraufhin verfielen sie wieder in ihr Schweigen und mehr als einmal glaubte der Sänger, dass sein bester Freund im Stehen eingeschlafen wäre, doch jedes Mal, wenn er den Kopf entsprechend zu ihm drehte, schlug dieser kurz die Augen auf und sah ihn an, nur um sie gleich darauf wieder zu schließen. „Tocchi?“, sprach Yoshiki ihn schließlich leise an. „Hm?“ „Ich bin froh, dass du wieder da bist…!“ „Ich bin doch schon seit über drei Jahren wieder da…“ „Aber da war immer noch… noch so eine Art Mauer zwischen uns – wie in Deutschland damals, verstehst du? Erst seitdem Heath dich gewissermaßen zu mir nach LA verfrachtet hatte, fühlt es sich an, als wäre sie endlich komplett weg… und zwischen uns wäre wieder alles wie früher, als X noch nicht berühmt war…“ „… fühlt sich für mich genauso an…!“ „Gut…“, seufzte Yoshiki, „Ne, wenn wir zuhause sind… spielst du mir noch einmal Amaoto vor, nur dass diesmal du singst? „Wenn du danach ins Bett gehst, damit du dich endlich ausruhen kannst und dein Körper wieder zu Kräften kommt.“ „Du klingst wie meine Mutter…“ „Irgendwer muss ja auf dich aufpassen, wenn du nicht unter ihrem Pantoffel stehst!“ „Ich kann mich auch auf die Couch legen und du spielst und singst solange bis ich eingeschlafen bin und wenn ich es dann bin, kannst du mich hochtragen.“ Das klang eigentlich wie der perfekte Ausklang für den Tag – den Kamin dann noch anschüren, eine heiße Tasse Kakao dazu… „Eigentlich wollte ich auch ins Bett und nicht bis in die Morgenstunden deinen Alleinunterhalter spielen…“ „Ich konnte aber monatelang deine Stimme nicht mehr hören“, konterte Yoshiki und zog einmal wieder seine patentierte Schnute. „CD? DVD? Video?“ „Das ist nicht dasselbe!“ „Spätestens wenn ich dir die Lyrics fürs Album einsinge, wirst du wieder genug davon haben, dass du sie gar nicht mehr hören kannst.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass Yoshiki, nachdem er über 100 Stunden lang seiner Stimme während der Nachbearbeitung ausgesetzt gewesen war, wochenlang kein Wort mehr von ihm hören wollte, weil er sich zu lange und zu oft seine Stimme hatte anhören müssen. „Nie mehr!“, entgegnete der Pianist und schüttelte den Kopf, „ich werde deine Stimme nie mehr als selbstverständlich ansehen oder irgendwann die Nase voll davon haben. Nicht nachdem ich sie beinahe nie mehr hätte hören können!!“ „Ach Yocchan…“, seufzte Toshi lächelnd und verstärkte die Umarmung, während er selbst auch die Augen schloss. Es war schön zu wissen, dass er trotz allem was passiert war und wem er sich noch gegenüber sehen würde, bis er wirklich vollkommen frei wäre, das Wichtigste in seinem Leben wieder gefunden hatte. Egal ob jetzt Gott, Allah, Buddha oder wie sie alle hießen, irgendjemand musste ihm gnädig gesonnen gewesen sein, um ihm diese zweite Chance zu geben. Ein Räuspern hinter ihnen ließ die beiden aufschrecken und der Sänger drehte kurz den Kopf und entdeckte ihre Bandkollegen. „Dachten schon, ihr hättet euch in der Zwischenzeit davongeschlichen“, erklärte Sugizo ihre Anwesenheit und kam mit Pata und Heath zur Brüstung. „Dann hätte ich euch schon Bescheid gegeben, damit ihr euch keine Sorgen macht“, entgegnete Toshi und löste die Umarmung, da Yoshiki sich hatte umdrehen wollen. Es war eine Sache, vor seinem besten Freund, der ihn seit 40 Jahren kannte, sämtliche Stärke fallen zu lassen, doch es war eine andere, dies vor den drei anderen zu. Er wusste, dass es im Endeffekt kindisch war, aber vor ihnen wollte er keine allzu große Schwäche zeigen, da sie in ihm den starken Anführer sehen sollten, der ihnen den Weg wies. „Mir war es drinnen einfach zu laut und so“, äußerte der Drummer und lehnte sich wie vorhin wieder an das Geländer und spielte erneut mit seiner Wasserflasche. „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte Pata, „Toshi meinte vorhin, du wärst etwas angeschlagen.“ „Tratschtante“, sagte der Pianist in Richtung seines besten Freundes, ehe er die Frage beantwortete, „geht schon… Nacken und so, das übliche eben. Aber macht euch keine Sorgen!“ Es war besser, wenn die anderen nicht alle Details wussten und sich nur unnötige Sorgen machen würden. „Und du bist dir sicher, dass du trotz allem die Welteroberung durchziehen willst?“, klinkte sich Heath mit ein. Klar, Yoshiki hatte ihnen allen lang und breit seine Pläne dargelegt, aber wenn ihn so ein kleiner Shoot, kombiniert mit einem Auftritt schon wieder so mitnahm, wie würde das dann erst aussehen, wenn sie tourten, ständig irgendwo irgendwelche Auftritte und der gleichen hätten? „Immerhin bedeutet das Touren, mit etlichen Konzerten, die kurz aufeinander folgen, kaum Zeit zum Ausruhen, Stress etc.“, fügte Sugizo hinzu und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Er könnte es völlig verstehen, wenn der langjährige Freund sich zu Gunsten seiner Gesundheit doch noch einmal umentscheiden sollte, obwohl er schon so viel Arbeit in die Planung gesteckt hatte. „Wir werden den amerikanischen Markt erobern und dann den europäischen“, entgegnete Yoshiki fest entschlossen, „wir haben Toshi wieder, jetzt kann uns nichts mehr aufhalten!“ „Außer deine Bandscheiben“, warf Pata ein. „Ich werde spielen und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“, verkündete der Drummer. „Wir sind das letzte Mal gescheitert, weil wir da schon als Band nicht mehr funktioniert haben, aber das wird diesmal nicht passieren! Wenn wir zusammenhalten, dann können wir alles schaffen!“ „Solange uns deine Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht“, äußerte Toshi und blickte ihn besorgt an. Alles in ihm wollte Yoshiki von dem Pfad, den er einschlug, abbringen, doch er wusste, dass dies sinnlos wäre. „Ich weiß, was ich riskiere, Tocchi, aber das ist es wert!“ Ja, er hatte Angst davor, gelähmt im Rollstuhl zu landen, doch wenn es bedeutete, seinen Traum leben zu können, dann war er bereit es einzugehen. „Hört mal, ich habe vor, das durchzuziehen und nichts – aber auch wirklich rein gar nichts - wird mich aufhalten können. Selbst wenn es mich umbringen sollte, würde ich es machen, denn dann wüsste ich wenigstens, dass ich mein Leben gelebt habe, anstatt mich Tag ein Tag aus zu fragen, was wohl gewesen wäre, wenn…“ Eindringlich blickte Yoshiki sie an. „Wenn ihr denselben Weg nicht beschreiten könnt oder wollt, dann ist das eure Sache und ich werde euch deswegen nicht weniger Wert schätzen, aber dann ist es an der Zeit, dass sich unsere Wege trennen!“ Er konnte nur hoffen, dass wirklich alle an ein und demselben Strang zogen, da er keine Ahnung hatte, was er tun sollte, wenn sich doch noch jemand umentscheiden sollte – vor allem Heath und Pata sah er da als Wackelkandidaten. Ein Lächeln schlich sich für einen Moment auf seine Lippen, als er Toshis Hand auf seiner Schulter spürte, die eben jene drückte. Er würde ihn begleiten, soviel stand fest. Egal wohin der Weg sie auch führen würde, sie würden gemeinsam bis an dessen Ende gehen, denn wenn der Sänger ihn nicht davon abbringen konnte, dann würde er eben neben ihm hergehen. „We are X“, entgegnete der Bassist nur schulterzuckend und grinste, „das sollte doch alles sagen, oder?“ „In Richtung Zerstörung!“, zitierte Sugizo nur schmunzelnd jenen Titel, den sie schon so oft für Konzerte benutzt hatten. „Solange er mit dem Navi in seinem Kopf wenigstens klar kommt und es nicht so läuft wie mit denen in seinen Autos und wir sonst wo rauskommen, nur nicht da, wo wir eigentlich hinwollten…“, entgegnete Pata trocken auf Sugizos Kommentar. „Keine Sorge, das in meinem Kopf ist Yoshiki-bedienfreundlich“, entgegnete der Pianist. „So verrückt, hirnrissig und verantwortungslos es auch ist, für mich klingt das, als würdest du uns so schnell nicht los werden“, äußerte der Violinist grinsend. Dass sie von Toshi keine Antwort zu erwarten brauchten, war klar wie Kloßbrühe. So eng wie die Freundschaft zwischen den beiden wieder war, war das praktisch selbstverständlich, denn egal wie hart es vielleicht geklungen haben mag, was hide Heath vor so vielen Jahren erzählt hatte, im Grunde hatte der verstorbene Gitarrist damit Recht und das konnte selbst Sugizo sehen, der noch nicht so lange bei der Band war – X funktionierte einfach am besten, wenn der Kern – seine Gründer – unerschütterlich war. „Gut, so schnell will ich nämlich auch gar nicht meine Ruhe vor euch“, konterte Yoshiki und die Vorfreude war nur zu deutlich in seinen Augen zu sehen, die sich erneut mit Tränen füllten. „Jetzt geht die Heulerei wieder los“, seufzte Pata. So nah am Wasser gebaut hatte er ihren Leader schon lange nicht mehr erlebt. „Lass mich doch“, schniefte der Pianist und wischte sich über die Augen, während ihm Toshi über den Rücken strich. „Brauchst du ein Taschentuch?“, fragte Sugizo und kramte schon in seinen Hosentaschen. „Hab noch was von Tocchi“, entgegnete Yoshiki und zog das vorhin schon einmal benutzte Tempo aus seiner Tasche, um sich erneut die Tränen abzutupfen und sich zu schnäuzen. „Weshalb flennst du jetzt eigentlich schon wieder?“, wollte Heath wissen, „Geht es dir so nahe, dass wir bei deinem Selbstzertörungstrip, beziehungsweise bei deiner Welteroberung mitmachen, obwohl wir schon vor ein paar Wochen gesagt haben, dass du auf uns zählen kannst?“ „Ich hatte halt befürchtet, dass jemand von euch doch noch einen Rückzieher machen könnte…“ „Dussel!“ Damit nahm der Bassist ihn kurz in den Arm und verwuschelte einmal gründlich die Frisur des Älteren, der daraufhin versuchte, sie wieder halbwegs zu Recht zu zupfen. „Außerdem habe ich einmal den Fehler gemacht, euch alle als selbstverständlich anzusehen und das ist gründlich in die Hose gegangen…“ „Was meinst du?“, fragte Toshi, der genauso wenig wie die anderen verstand, wovon Yoshiki sprach. „Damals… um Dahlia herum“, antwortete der Pianist leise, „ich konnte die Band nicht zusammenhalten, weil ich so dumm gewesen war, davon auszugehen, dass ihr immer an meiner Seite sein würdet… ich hatte vergessen, dass ihr für mich spielt, weil ihr das wolltet und nicht weil ihr das musstet… mit Toshis Stimmverlust ist mir klar geworden, dass ich es immer als selbstverständlich angesehen habe, dass er für mich singt… genauso, dass ihr für mich spielt… Aber die Wahrheit ist doch die, dass es genau das nicht ist! Ihr könntet jederzeit gehen und ich könnte nichts dagegen tun, aber stattdessen…“ Er brach kurz ab, da seine tränenbelegte Stimme brach. „… stattdessen seid ihr an meiner Seite…!“ „Dafür sind Freunde da“, entgegnete der Sänger und umarmte ihn, wobei Heath, Pata und Sugizo dasselbe taten, sodass es in eine Gruppenumarmung ausartete, in deren Mitte ihr schniefender Leader stand, der es irgendwie noch nicht so recht glauben konnte, dass all das passierte. X JAPAN hatte sich getrennt und er sich mit seinem besten Freund zerstritten. hide war gestorben und mit ihm hatte er damals jede Hoffnung auf ein neues X begraben. Doch Jahre später hatte ihn Toshi plötzlich aus dem Nichts angerufen und sie hatten sich wieder angenähert, was letztendlich zur Reunion und zu Familienzuwachs – nämlich Sugizo - geführt hatte. Sie hatten Pläne für ihr Baby gehabt, doch mit der drastischen Verschlechterung seines Gesundheitszustandes hatten sie vorerst auf Eis gelegt werden müssen. Toshis plötzlicher Stimmverlust hatte fast das Ende bedeutet und war letztendlich doch auch ein Segen gewesen, da er die Mauer, die zwischen ihnen bestanden hatte, beseitigt hatte, was zugleich zu einem Zusammenwachsen der Band geführt hatte, weil er sich als Leader einiger Dinge bewusst geworden war. X JAPAN würde einen steinigen Weg vor sich haben – das wusste er -, doch zusammen konnten sie die Hindernisse meistern. Sie hatten der Musikwelt schon einmal gezeigt, wozu sie fähig waren, sie würden es auch ein zweites Mal schaffen, denn schließlich war X JAPAN jener Ort an dem Traum und Realität eins wurden. •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Wie üblich waren mal wieder ein paar Fakten mit untergemischt, die da unter anderem wären: - Die pinken Wolken - Yoshikis Ultimatum an die Band, das Ganze durchzuziehen sowie die Tatsache, dass es einige Bandmitglieder gab, die von der Idee der Welteroberung nicht so begeistert waren, wie ihr Leader - Das Auseinanderbrechen der Band bereits um Dahlia herum: in seiner Bio lässt Yoshiki verlauten, dass einer der Gründe war, weshalb er so auf dieses Amerikadebüt gedrängt hat, der war, dass er die Band wieder zusammen bringen wollte, weil jeder seinen Soloprojekten mehr Aufmerksamkeit schenkte als X. Letztendlich ging der Versuch nach hinten los und die Kommunikation innerhalb der Band, v.a. zwischen Yoshiki und Toshi wurde nur noch schlechter. So, damit wäre das offiziell letzte Kapitel von Rainy Days beendet, demnächst gibt es dann noch den Epilog. Über eure Meinungen, Kommentare, Gedanken etc. würde ich mich natürlich wie immer sehr freuen ^.^ PS: In diesem Kapitel ist eine Zeile versteckt, wenn ihr diese findet, wisst ihr, welcher Solosong von Toshi im Epilog noch vorkommen wird ^.~ Epilog: Epilog -------------- @ all: Lang, lang ist’s her – ich weiß – aber ich wollte das letzte Kapitel an dem Tag hochladen, an dem ich die FF vor einen Jahr abgeschlossen hatte. Insofern ist hier nun offiziell das allerletzte Kapitel von „Rainy Days“. Vielen Dank, dass ihr diesem „Monstrum“ solange die Treue gehalten habt!! Ein letztes Mal wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und vielleicht liest man sich ja mal wieder bei einer anderen FF :) •★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★•★★ Es war der 28. Mai, als Heath und Pata, die die letzten Wochen über schon in Los Angeles gewesen waren, sowie Sugizo, der sieben Tage zuvor eingeflogen war, eine Sitzreihe vor einem Operationsaals des Cedars-Sinai Medical Centers in Beschlag nahmen. Theoretisch sollte Toshi auch bei ihnen sein, doch diesem war kurz nach ihrer Ankunft eingefallen, dass er etwas vergessen hatte und seitdem ward er nicht mehr gesehen gewesen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Dreharbeiten Anfang Januar, hatte sich die Band in die Aufnahmen für das neue Album gestürzt und gleichzeitig an ihrem Amerikadebüt gefeilt, was zunächst einmal Englischunterricht für alle bedeutete. Toshi hatte sich zudem entschieden, mit seiner Trennung von HOH und Kaori an die Öffentlichkeit zu gehen, um einerseits denen zu helfen, die auch Opfer der Sekte geworden waren und durch sie alles verloren hatten, andererseits, hoffte er somit, die Menschen vor Masaya zu warnen. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich die Presse, wie in den Jahren zuvor auch, auf ihn stürzen und zerfleischen würde, doch stattdessen war sie ihm äußerst milde gesonnen. Ein Teil von ihm vermutete, dass dahinter Yoshiki und Kira steckten – letztere hatte er seit Tateyama nicht mehr gesehen und die Handynummer, die er von ihr hatte, funktionierte auch nicht mehr. Als er seinen besten Freund darauf angesprochen hatte, hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, er wüsste von nichts. Der öffentliche Prozess verlangte es immer wieder, dass Toshi nach Japan kam, doch wann immer er konnte, flog er zurück nach Los Angeles. In den vergangenen Monaten waren die Arbeiten am Album gut vorangekommen, was zum Teil daran lag, dass seine Stimme, seit er sie wieder hatte, in einem so guten Zustand war wie schon lange nicht mehr. Sie würden außerdem auf einem der größten Rockfestivals in den USA das erste Mal vor amerikanischem Publikum spielen und das sogar auf der Hauptbühne. Ihrem Debüt in den Staaten stand somit nichts mehr im Wege! Zudem liefen die Planungen für einen Nordamerikatour im Herbst auf Hochtouren und außerdem würden er und Yoshiki Anfang Juli in Paris auf der Japan Expo spielen, um bei ihren Fans in Europa zumindest ein bisschen wieder etwas dafür gut zu machen, dass sie das Pariskonzert schon dreimal hatten absagen müssen. Man könnte sagen, alles lief wie geschmiert… wären da nicht die Bandscheiben ihres Drummers, der in der linken Hand noch immer in mehreren Fingern ein Taubheitsgefühl hatte und weiterhin nicht schmerzfrei war. Auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen, so verlangte jede Schlagzeugaufnahme ihm einiges ab – und das Problem mit seiner Schilddrüse, von dem er immer noch niemandem etwas gesagt hatte, trug nicht unbedingt dazu bei, dass das Drummen ihn nicht an seine Grenzen brachte. Aus diesem Grund hatte er sich letztendlich auch zu einer linksseitigen transforaminalen epiduralen Injektion entschieden, die unter Vollnarkose durchgeführt werden würde. Doch wie schon bei der Nackenoperation im Sommer 2009 wollte er niemanden bei sich haben. Da er geahnt hatte, dass seine Bandkollegen ihm beistehen wollten und alles, was er sagen konnte, garantiert auf taube Ohren stieß, hatte er sie einfach mit so viel Arbeit – egal wie sinnvoll oder sinnlos – eingedeckt, dass sie mindestens vier Tage damit beschäftigt wären und dann wäre er schon längst wieder auf den Beinen und im Studio. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sie seinen Plan durchschauen und ins Cedars-Sinai nachkommen würden. „Wo steckt eigentlich Toshi? Der ist schon seit über einer Stunde weg…“, seufzte Heath und starrte auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wandseite hing. „Wenn man den Esel nennt“, äußerte Pata nur und deutete auf ihren Sänger, der mit einem vollgepackten Rucksack sowie einem riesigen, weißen Plüschtiger zu ihnen geeilt kam. „Gibt es schon etwas Neues?“ Nachdem es bei der letzten Operation zu einem anaphylaktischen Schock gekommen war, fürchtete er, dass so etwas oder etwas ähnliches erneut eintreten könnte und aus einem Routineeingriff eine lebensgefährliche Angelegenheit machen könnte. „Noch nichts“, informierte Sugizo ihn. „Was ist denn das für ein Riesenviech?“, fragte Heath und zog am Schwanz des Plüschtieres. „Gehört Yoshiki“, antwortete Toshi kurz angebunden, da er gedanklich ganz woanders war und stellte nur die Tasche ab, da diese mit der Zeit schwer wurde, und tigerte dann vor dem OP-Saal auf und ab, während er Tocchan an sich drückte. Immer wieder trat er dabei fast auf den Schwanz des Tigers und stolperte über seine eigenen Füße. Seufzend stand der Bassist auf, ging zu dem Sänger und dirigierte ihn zu den Stühlen, wo er ihn auf einen niederdrückte. „Setz dich und hör auf, dir gedanklich irgendwelche Horrorszenarien auszumalen! Yoshiki geht es sicherlich gut und in ein paar Tagen ist er wieder im Studio, geht uns auf den Wecker und drangsaliert Pata und mich mit Englisch lernen.“ In einer beruhigenden Geste drückte Heath Toshis Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. „Aber was, wenn…“ „Nichts ‚aber was, wenn‘! Die OP wird sicherlich bald zu Ende sein und dann werden irgendwelche Ärzte herauskommen und uns sagen, dass alles in bester Ordnung ist!“ Toshi nickte zwar einvernehmlich, aber so wie er die Uhr hypnotisierte, war klar, dass er das erst glauben würde, wenn er bei seinem besten Freund war. Heath versuchte, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln und auch Pata und Sugizo klinkten sich mit ein, aber die Anspannung ihres Sängers war nur zu deutlich. Zum Glück mussten sie nicht mehr lange warten und die gläsernen Türen schwangen auf. Ein Arzt in grünen OP-Klamotten blieb überrascht stehen, als er die vier erblickte. “Dr. Rosner, how’s Yoshiki?“ Toshi ließ dem Arzt gar keine Zeit zur Begrüßung, sondern stürzte sich im wahrsten Sinne des Wortes direkt auf ihn – mit Plüschtiger im Arm. “Toshi, what a surprise! I don’t think Yoshiki mentioned that you’d be waiting for him…“ “He didn’t. We decided that on the spur of the moment. So, how’s he, Doctor? Is he okay?” “Don’t worry, he’s doing just fine! The surgery ran smoothly and we had absolutely no complications. Yoshiki’s already woken up from anesthesia but right now he’s sleeping off the aftermaths”, antwortete der Arzt geduldig lächelnd. Er kannte den Sänger bereits von zahllosen Voruntersuchungen und hatte dort schon mit seiner überfürsorglichen Natur gegenüber seinem Patienten Bekanntschaft gemacht. “Can we see him?” “Sure, just be quiet so you won’t wake him up – sleeping is the best he can do right now.” “Of course!” Toshi würde da der letzte sein, der Yoshiki aufwecken würde, vor allem, da er die letzten Wochen über mal wieder so gut wie überhaupt nicht geschlafen hatten. “Please follow me.“ Sugizo scheuchte Pata und Heath auf, schnappte sich noch den Rucksack von Toshi, in dem sich gefühlsmäßig Backsteine befinden mussten, weil dieser jenen völlig vergessen hatte und schon Dr. Rosner folgte. Sie fuhren zwei Stockwerke nach oben und der Arzt brachte sie in Yoshikis Einzelzimmer, wo dieser im Bett lag und sich im Schlaf unruhig hin und her bewegte, weshalb wohl auch die Seitengitter oben waren. Unter seiner Nase befand sich eine Sauerstoffnasenbrille, durch welche das Gas sachte ausströmte und direkt eingeatmet werden konnte. An seinem linken Arm war ein Zugang gelegt worden, durch welchen eine klare Flüssigkeit in seine Blutbahn lief. Um seinen Hals befand sich wieder die weiße Halskrause und sein Herzschlag wurde von einem EKG-Monitor überwacht. “I thought you said he was doing just fine?!” Unter “ihm geht es gut” stellte sich Toshi definitiv etwas anderes vor – zum Beispiel kein EKG oder keine Unterstützung bei der Atmung. “Under the given circumstances Yoshiki’s alright, don’t worry. Due to his previous medical history we’ll have him monitored for the next 24 hours, just to be on the safe side. If he doesn’t show any abnormalities, the ECG and the additional oxygen supply are coming off. As it’s likely that he might sleep through til tomorrow morning and not take in any carbohydrates, which isn’t the wisest thing to do, given his condition, we’ve hooked him up to an IV supplying his body with all the nutrients needed. “ “And what about this?!”, wollte Toshi wissen und deutete auf die Bettgitter, während es sich die anderen auf einer Couch, die mit im Zimmer stand, gemütlich machten. Fehlte ja nur noch, dass sie seinen besten Freund festketteten. “As you can see, Yoshiki’s pretty restless in his sleep and to avoid him falling out of the bed, likely resulting in him getting hurt, we attached the rails. Should it get considerably worse, please call one of the nurses, so that he can be fixated.” “Fixate him?!” “It’s better for his backbone if he lies still”, erklärte der Arzt, als sein Pager anfing zu piepen und er sich entschuldigte. „Yoshiki fixieren“, zischte Toshi leise ungläubig, als der Mediziner das Zimmer verlassen hatte und die Tür zu war. „Es ist zu seinem eigenen Schutz und nicht, um ihn zu quälen“, entgegnete Sugizo, der die Unterhaltung verfolgt hatte. „Was genau hat der jetzt eigentlich gesagt?“, fragte Heath, da er und Pata nur Bruchstücke verstanden hatten. Rasch fasste der Violinist die Aussagen zusammen, während Toshi unterdessen bei Yoshiki am Bett stand, ihn sicherlich eine Minute lang erst einmal nur musterte, wobei er das Kuscheltier noch immer festhielt, und dann sanft durch seine Haare strich. Im Schlaf musste der Pianist dies unterbewusst wahrnehmen, da er ruhiger wurde und sich in Richtung der Berührung drehte. Als er relativ still auf der Seite dalag, hob Toshi vorsichtig Yoshikis Arm, der oben war, an, legte den riesigen Tiger zu ihm und bettete den Arm dann auf den plüschigen Rücken. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als sich sein bester Freund an das Plüschtier kuschelte und plötzlich ganz friedlich schlief. „So ein Saftladen“, schnaubte Toshi leise und machte sich daran die Seitengitter zu entfernen, „Bettgitter, Fixierbänder… das ich nicht lache!“ „Toshi ist mal wieder total im Gluckenmodus“, seufzte Heath leise und beobachtete den Freund. „Mich amüsiert es gerade mehr, dass ein überdimensionaler Plüschtiger ausreicht, um Yoshiki ruhig zu stellen“, entgegnete Pata, „ob das auch funktioniert, wenn er im Studio mal wieder einen Anfall kriegt?“ „Allein sein Gesichtsausdruck wäre es eindeutig wert, es auszuprobieren“, äußerte Heath grinsend und stellte sich gedanklich ihren Leader vor, der Rumpelstilzchen Konkurrenz machte und sanft wie ein Baby wurde, als sie ihm den Tiger in den Arm legten. „Toshi ist schon seit etlicher Zeit so extrem überfürsorglich, wenn es um Yoshiki geht“, grübelte Sugizo und beobachtete kopfschüttelnd, wie ihr Sänger zuerst an dessen Bettdecke herum zupfte und dann anfing den Rucksack auszuräumen. Was genau er mit eine Flasche Traubensaft, Apfelsaft in Tetrapacks, einer kompletten Wassermelone, Bananen und Traubenzucker anfangen wollte, wusste keiner der anderen. „Hier, ich hab eure Englischsachen mit eingepackt, damit ihr eure Hausaufgaben machen könnt!“ Damit reichte Toshi Pata und Heath ihre Übungsbücher, sowie jeweils einen Kuli. „Ihr meintet doch heute Früh, dass ihr noch irgendwelche Aufgaben für die morgige Stunde vorbereiten müsst.“ Er wartete gar nicht erst ihre Antwort ab, sondern wuselte wieder im Zimmer herum. „Fängt er jetzt etwa auch noch an, uns zu betütteln?“, fragte der Bassist und starrte mit Unlust auf das Englischbuch. Auch wenn er wusste, dass es notwendig war, er hatte nicht die geringste Lust dazu – zum Glück ging es Pata da nicht anders! „Ich hoffe nicht“, äußerte der Gitarrist, „am Ende nimmt er mir mein Bier und meinen Whiskey weg, weil das gesundheitsschädigend ist…“ „Yoshiki muss ganz schnell wieder aufwachen oder wir sind echt dran!“ „Wie hält er das eigentlich die ganze Zeit aus?!“ „Untersteht euch, Yoshiki aufzuwecken“, warnte Sugizo, „und jetzt mal im Ernst: der liebt es doch, wenn er die ganze Zeit bei Toshi im Mittelpunkt steht, egal wie sehr er sich aufregt, dass er schlimmer ist, als seine eigene Mutter.“ Kopfschüttelnd blickte der Violinist zu ihrem Sänger, der sich gerade streckte und versuchte an die Flasche zu kommen, die oben am Tropfständer hing. „Toshi, was soll das?“, fragte er leise, um ihren Drummer nicht aufzuwecken, der friedlich dalag und nur hin und wieder leise schmatzte. „Der Schlauch ist verdreht, ich will den entwirren - am Ende knickt der noch…!“ „Toshi… du kommst jetzt augenblicklich hierher und setzt dich hin! Mit deinem ganzen Gewusel weckst du Yoshiki nur noch auf!“, zischte Sugizo leise. „Aber…“ „Kein ‚aber‘! Hinsetzen und Ruhe geben! Der Arzt hat schließlich gesagt, dass schlafen im Augenblick das Beste ist, was er tun kann – und du willst ihm doch nicht absichtlich einen Schaden zufügen?!“ Gut, es war vielleicht ein wenig übertrieben, aber es hatte den gewünschten Effekt. Toshi hörte mit seinen Verrenkungen auf und ließ sich stattdessen mit verschränkten Armen neben ihn aufs Sofa fallen, während sein Blick auf Yoshiki geheftet war. „Was genau ist eigentlich mit ihm los?“ „Du hast doch gehört, was der Arzt gesagt hat, Sugizo…“, wich Toshi aus, da er bei dieser direkten Frage ein ungutes Gefühl hatte. „Was er damit wohl sagen will ist: Was für ein weiteres Problem ist aufgetreten, dass Yoshiki sich schon seit einiger Zeit seltsamer als normal verhält und du ihm gegenüber noch mehr gluckst als sonst“, elaborierte Heath. „Ich glucke nicht! Ich passe nur auf ihn auf, wenn er es mal wieder vergisst…“ „Du gluckst – und wie!“, entgegnete Pata und hielt zum Beweis sein Übungsbuch hoch. „Was ist? Der Arzt hat vorhin schließlich auch sowas angedeutet…“, fragte Sugizo erneut, während Toshi unruhig hin- und herrutschte und seine Finger knetete. Waren ihnen die Veränderungen an seinem besten Freund doch so deutlich aufgefallen? „Nichts… was sollte schon sein?“, wich er aus. Er hasste es, für Yoshiki seine Freunde anlügen zu müssen, aber nachdem er versprochen hatte, Stillschweigen darüber zu bewahren, was sollte er tun? „Toshi“, klinkte sich Heath mit ein und zog absichtlich die letzte Silbe des Namens in die Länge. „… ich… ich musste Yoshiki versprechen, nichts zu sagen… tut mir leid!“ „Also gibt es neue Probleme?“, hakte Pata nach. „…“ „Toshi?“, fragte Sugizo. „Sorry, aber ich kann wirklich nichts dazu sagen. Und es war nicht so, dass er es mir mal eben so erzählt hat – seine Mutter und ich haben es auch nur durch Zufall herausgefunden, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, es für sich alleine zu behalten, um niemanden Sorgen zu bereiten!“ „Aber du weißt, was mit ihm los ist?“, wollte Heath wissen und erhielt ein Nicken, wobei Toshi es vorzog auf seine Hände zu starren. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei, den Dreien etwas zu verheimlichen. „Dann ist gut“, entgegnete Sugizo lächelnd und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Wie?“ Toshi verstand gerade die Welt nicht mehr. Warum sollte alles in Ordnung sein, wenn er ihnen wegen Yoshikis Dickschädel etwas vorenthielt. „Solange er dir gegenüber wenigstens offen ist, ist das okay“, erklärte der Violinist. „Auf dich hört er wenigstens“, fügte Heath grinsend hinzu, woraufhin Pata bestätigend nickte. „Ihr… ihr seid nicht wütend, dass ich…“ „Vergiss es, Toshi“, wiegelte der Bassist ab. „Wir haben doch schon seit Monaten gemerkt, dass etwas im Busch ist, aber die Klappe gehalten, weil es offensichtlich war, dass Yoshiki dich eingeweiht hatte und du ihn entsprechend begluckt hast“, äußerte Pata schulterzuckend. Der Sänger war froh, dass sie ihm die Heimlichtuerei nicht krumm nahmen, Yoshiki würde deswegen aber trotzdem noch sein Fett wegbekommen. Wie wusste er noch nicht, aber bis er wieder daheim wäre, würde ihm schon etwas einfallen. Er könnte zum Beispiel sämtliche Schokolade außer Hause schaffen oder Tocchan, Tora und hide-Plüsch wegsperren und selbst nicht mehr zum Kuscheln zur Verfügung stehen… aber das erschien ihm fast schon wieder zu gemein! Ihm würde schon noch etwas kommen… Die nächsten Stunden verbrachten die vier damit, über den Schlaf ihres Leaders zu wachen, wobei Toshi in einem Stuhl neben dem Bett saß und nebenbei versuchte, sich die neuen englischen Lyrics für ihre alten japanischen Songs einzuprägen, was aber gar nicht so einfach war, da er sie solange in seiner Muttersprache gesungen hatte. Sugizo war damit beschäftigt, seine Termine für die verschiedenen Projekte, in die er involviert war, irgendwie zu koordinieren, aber irgendwie schien das wohl auch nicht ganz so zu klappen, weil er immer wieder leise vor sich hinfluchte und sein iPhone böse anstarrte. Pata und Heath brüteten derweil über ihren Englischhausaufgaben, wobei sie nicht wirklich weiter kamen, da immer wieder ein Wort oder die Grammatik fehlte. „Pata, was war ‚Rasen‘ noch einmal?“ „Keine Ahnung… ich hab ‚grass‘ geschrieben…“ „Gut, dann nehm ich das auch.“ „Lawn“, warf Toshi ein. „Was?“, fragte Heath verwirrt. „Rasen ist ‚lawn‘. ‚Grass‘ ist Gras“, erklärte Sugizo anstelle des Sängers. „Danke!“ „Hey, Kleiner, hast du die c bei Nummer sechs schon?“, wollte Pata von dem Bassisten wissen. „Du meinst ob da simple present oder present perfect reinkommt?“ „Genau.“ „Ich hab ‚I’m having a house‘“, antwortete Heath und sah die Aufgabe grübelnd an. Was musste die englische Sprache auch so viele Zeiten haben? Das Japanische kam schließlich auch mit deutlich weniger aus und sie verstanden einander trotzdem einwandfrei! „Aber ist das nicht eine Tatsache? Also eher Präsens?“ „Aber es ist doch ein momentaner Zustand…“ „Wenn du augenblicklich gerade ein Haus zur Welt bringst, dann stimmt die Argumentation“, entgegnete Sugizo abwesend, während Toshi vor sich hingrinste. Er konnte sich noch gut daran erinnern, welche Lachanfälle er bei Muttersprachlern verursacht hatte, wenn er die Zeiten durcheinander gebracht hatte. „Warum sollten wir ein Haus gebären?“, fragte Pata skeptisch. „Mir wurde es einmal so erklärt“, fing Toshi an und legte seine Zettel beiseite, „‘having‘ existiert nur in ‚I’m having a baby‘ und ansonsten nicht. Wie Sugizo schon sagte, es erweckt sonst die Vorstellung, dass du gerade in den Wehen liegen und Gott weiß was zur Welt bringen würdest.“ „Das ist doch Schwachsinn.“ „Die verarschen uns garantiert, Pata!“ Nach einer weiteren Stunde voller Diskussionen in gedämpfter Tonlage über die Eigenheiten der englischen Sprache, gab ihr Leader Anzeichen von sich, dass er aus seinem Dornröschenschlaf erwachen würde, da er wieder etwas unruhiger wurde und leise anfing zu reden, wobei das meiste nur wirres Zeugs war oder auf Französisch, was für die anderen keinen Sinn machte. „Yocchan“, sprach Toshi ihn leise an und strich über seine Wange, was gar nicht so einfach war, da er sein Gesicht praktisch zwischen den Pranken und unter dem Kopf des Plüschtigers versteckt hatte. „Tocchi“, brummelte dieser nur und kuschelte sich noch mehr an das Kuscheltier. „Wir hätten einfach die Becken von seinem Schlagzeug mitnehmen sollen…“, äußerte Pata, während Heath grübelte, ob Yoshiki den Tiger mit ihrem Sänger assoziierte. „Yocchan…“, versuchte es Toshi erneut und diesmal schlug der Drummer auch für einen Moment die Augen für einen Spalt auf, doch alles was er sah, waren nur die Pfoten des Plüschtieres, wobei er sich überhaupt nicht wunderte, was dieses bei ihm machte, wo er es immerhin absichtlich zuhause gelassen hatte, weil es doch ein bisschen peinlich wäre, mit 44 Jahren mit einem riesigen Kuscheltier aufzukreuzen. „Tocchan… ta voix ressemble à laquelle de Tocchi…“, murmelte er und ließ seine Lider wieder nach unten fallen. War viel zu anstrengend, die offen zu halten und grell war es ohnehin! Und offensichtlich träumte er sowieso oder weshalb sollte Tocchan, der ja zuhause war, plötzlich bei ihm sein und wie sein bester Freund klingen. „Jetzt fängt wieder das Französischgequassel an“, stöhnte Heath auf. „Yocchan“, versuchte Toshi es erneut und drückte diesmal die Hand des anderen. Dieser erwiderte zwar leicht den Druck und murmelte erneut etwas auf Französisch, während er die Augen einen Spalt breit öffnete und den Kopf etwas drehte. „Tocchi…“ Die Nachwirkungen der Narkose vernebelten seinen Verstand noch viel zu sehr, als dass er sich fragte, was sein bester Freund und Tocchan hier machten. „Hey, wie geht es dir?“, fragte der Sänger leise und schob das Plüschtier ein wenig nach unten, um besser Yoshikis Gesicht sehen zu können, aus welchem er eine Haarsträhne strich. „… kuscheln…“, murmelte er unverständlich und versuchte an Toshis Hand zu ziehen, die die seine noch immer festhielt, doch da sich sein gesamter Körper vor Müdigkeit wie Blei anfühlte, war das nicht wirklich spürbar. „Du hast doch Tocchan“, entgegnete der Ältere leise. „… kuscheln…“ „Dann rutsch rüber“, gab sich Toshi geschlagen, schlüpfte rasch aus seinen Schuhen und legte sich zu seinem besten Freund, nachdem dieser etwas Platz gemacht und er das Kuscheltier ans Fußende verfrachtet hatte. Augenblicklich schmiegte der Jüngere sich an ihn und es dauerte keine Minute, da schlief er auch schon wieder tief und fest, während der Sänger ihn einfach im Arm hielt und davon ausging, die nächsten Stunden wohl nicht mehr wegzukommen. „Ich würde sagen, du sitzt fest“, äußerte Heath schmunzelnd. „Genau aus dem Grund hatte ich ihm eigentlich Tocchan gekauft…“, seufzte Toshi, hatte aber eigentlich nichts dagegen, Plüschtier für seinen besten Freund zu spielen. „Du hast ihm das Viech besorgt?“, fragte Pata und blickte auf. „Ja… nachdem ich festgestellt hatte, dass er am besten schläft, wenn er sich an mich kuscheln kann, was bei seinen Schlafgewohnheiten aber ab und an unpraktisch sein kann… also habe ich irgendetwas gesucht, was größentechnisch in etwa an mich herankam…“ „Mit dem Unterschied, dass dein Schwanz wohl kaum über einen halben Meter lang ist“, entgegnete der Bassist grinsend, woraufhin Toshi nur die Augen rollte, was lediglich dazu führte, dass sich Heaths Grinsen einmal um dessen Kopf zu wickeln schien. Die Stunden vergingen und draußen war es bereits dunkel geworden. Ab und an schaute eine Krankenschwester nach dem Patienten und war ganz überrascht, dass dieser nun so ruhig schlief. Pata, Sugizo und Heath verschwanden am Abend kurz, um für sie alle etwas zu essen zu besorgen, während Toshi bei Yoshiki liegen blieb, ihn im Arm hielt und in der anderen Hand seine Zettel mit den englischen Lyrics hatte. Die Pizzen, die die drei geholt hatten, waren schon längst vertilgt, als ihr Leader wiederum Anstalten machte, aufzuwachen. Er fing erneut an, irgendwelche Sachen auf Französisch zu sagen, die die anderen natürlich nicht verstanden, und zudem wurde er unruhiger, was vor allem der Sänger nur zu deutlich zu spüren bekam, weil er immer wieder in die Beine gekickt wurde. „Au!“ „Was?“, wollte Sugizo wissen. „Ich werde nur zum gefühlten 100. Mal gegen dieselbe Stelle am Schienbein getreten.“ „Dann weck ihn auf, er scheint sowieso nicht mehr sonderlich tief zu schlafen“, entgegnete Heath. „So schlimm ist es nicht“, tat Toshi es ab, da er Yoshiki nicht unbedingt wecken wollte, wenn dieser endlich einmal wieder Ruhe hatte. „Dann beklag dich nicht“, äußerte Pata schulterzuckend, „du bist freiwillig zu ihm ins Bett geklettert.“ „Und genau da geh ich jetzt freiwillig auch raus“, konterte Toshi, „hab ja schließlich noch Tocchan.“ Vorsichtig machte er sich daran, seinen besten Freund von sich zu lösen, als dieser plötzlich die Augen aufschlug und sich erst etwas orientierungslos umblickte. Wo war er? Was war geschehen? Langsam kamen die Erinnerungen daran zurück, dass er am Abend zuvor in die Klinik gefahren war, um am nächsten Tag unter Vollnarkose eine transforaminale epidurale Injektion zu erhalten. Da er nicht wollte, dass seine Bandkollegen ihn in dieser Situation sahen, hatte er ihnen alle möglichen Aufgaben aufgetragen, um sie von ihm fernzuhalten. Eigentlich war das genau das Gegenteil von dem, was er wollte, doch sein Stolz stand ihm da einmal wieder im Weg – dementsprechend war es wohl vorhin auch nur ein schöner Traum gewesen, dass Tocchan und Toshi bei ihm waren und sich letzterer dann zu ihm gelegt hatte, um ihm Nähe und Geborgenheit zu bieten. Er hasste es, dass er in solchen Situationen immer so emotional war. Als er als kleines Kind so häufig im Krankenhaus gewesen war, war das immer einfacher gewesen – da war es selbstverständlich gewesen, dass seine Eltern bei ihm gewesen waren und sein Vater ihm stets ein Geschenk mitgebracht hatte, aber nun war er über 40 Jahre alt… da sollte man solche Situationen alleine überstehen können. Seufzend kuschelte er sich an sein Kissen, das irgendwie ziemlich hart war und aus irgendwelchen Gründen wie Toshi roch. Doch anstatt beruhigend zu wirken, trug es nur dazu bei, dass er sich noch kleiner und verlorener fühlte. Vielleicht hätte er zumindest bei seinem besten Freund seinen Stolz hinunter schlucken und ihn fragen sollen, ob er bei ihm sein könne, wenn er aufwachte. Ein Wort hätte sicherlich genügt… schließlich hatte er es ihm an der Nasenspitze ablesen können, dass es ihm gar nicht gefiel, dass er ihn fernhalten wollte. Er merkte wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, als er trotz der Nachwirkungen der Narkose realisierte, dass er sich nur einmal wieder ins eigene Fleisch schnitt, weil er es vorzog, die Klappe zu halten, anstatt auch nur einen Piep zu sagen. „Yocchan, was ist los?“ Alarmiert sah Toshi Yoshiki an, als er sah, wie über dessen Wangen vereinzelt Tränen rannen. Nachdem der Jüngere aufgewacht war, hatte er sich – aber auch Heath, Pata und Sugizo - zunächst ruhig verhalten, um ihm die Möglichkeit zu geben, ganz wach zu werden. Doch als er zu weinen angefangen hatte… Tat ihm etwa etwas weh? Hatte er Schmerzen? „… Tocchi?“ Die Stimme des Pianisten klang rau, da sein Mund ganz trocken war. Völlig überrascht hob er den Kopf etwas an und realisierte, dass das „harte Kissen“ sein bester Freund gewesen war. Was tat er hier? „Was ist los? Weshalb weinst du? Hast du Schmerzen?“ Hatte sich der Sänger vor nicht einmal fünf Minuten mühsam von Yoshiki gelöst, so drückte er ihn nun wieder eng an sich und machte sich nur noch mehr Sorgen, als er plötzlich zu Schluchzen anfing. „Yocchan?!“ „Was ist los, Heulsuse?“ Schniefend blickte der Drummer auf, als er eine weitere Stimme hörte, die eindeutig nicht Toshis war, und erblickte am Bettende Sugizo, Heath und Pata, wobei ihn letzterer abwartend anblickte. „Du…“ Yoshiki drehte den Kopf so gut wie möglich in Richtung seines besten Freundes und dann wieder zu seinen drei Chaoten. „Ihr… ihr seid hier…“ Wieso waren sie hier bei ihm, wenn er ihnen doch…? „Hast du wirklich geglaubt, deine idiotischen Arbeitsaufträge könnten uns davon abhalten, bei dir zu sein?“, äußerte Sugizo. „Ich lass dich doch in einer solchen Situation nicht alleine!“, entgegnete Toshi bestimmt und strich ihm beruhigend über den Rücken, während der Jüngere nicht ganz fassen konnte, dass wirklich alle vier bei ihm waren, obwohl er etwas ganz anderes gesagt hatten. „Wir sind schließlich eine Familie und als solche geht man gemeinsam durch dick und dünn“, fügte Heath hinzu. „Außerdem… erinnerst du dich an das, was du beim PV Shoot im Januar gesagt hast? Wir sind an deiner Seite, weil wir dort sein wollen und nicht weil wir es müssen.“ „Du bist ja richtig gefühlsduselig, Pata“, äußerte der Bassist gespielt überrascht, „das ist man von dir so gar nicht gewohnt!“ „Mir fehlen meine Kippen und mein Bier, weil wir die ganze Zeit im Krankenhaus rumhocken – deswegen“, konterte der Gitarrist nur und strich sich eine gelockte Strähne aus dem Gesicht. Heath wollte etwas darauf erwidern, doch ein geschnieftes „Gruppenkuscheln“ aus dem Krankenbett hielt ihn davon ab. Stattdessen krabbelte er auf das Bett und legte sich der Länge nach über Yoshiki und Toshi, um diese zu drücken, während sich Pata und Sugizo links und rechts auf den Bettrand setzten und der Aufforderung nachkamen. „Heath, wenn meine Beine demnächst absterben, ist das deine Schuld“, warnte der Sänger, da der Bassist trotz seiner zierlichen Statur nach einigen Minuten schwer und unbequem wurde. „Spürst du die überhaupt noch, nachdem Yoshiki die schon die ganze Zeit gekickt hat?“ „Was hab ich?“ Seine Tränen waren langsam wieder am Versiegen und er genoss einfach nur die Nähe seines Chaotentrupps – vielleicht war es ganz gut, dass sie selten genau das taten, was er sagte. „Du hast mir im Halbschlaf die ganze Zeit gegen das Schienbein getreten…“ „… sorry…“ „Vergiss es“, tat Toshi es ab und umarmte ihn nur fest, wogegen Yoshiki absolut nichts einzuwenden hat. Inmitten seiner Freunde und seiner Familie fühlte er sich gar nicht mehr klein und verloren, sondern sicher und geborgen, auch wenn es bedeutete, ihnen gegenüber Schwäche zu zeigen – etwas, was er eigentlich auf ein Minimum reduzieren wollte. „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte Sugizo, nachdem sie die Gruppenumarmung schließlich gelöst hatten und er nun rechts auf der Bettkante saß und Pata auf der linken, während Heath es sich am Fußende bequem gemacht hatte und Tocchan im Schoß liegen hatte. „Müde… KO… erschöpft… groggy…“, zählte Yoshiki leise auf, während er sich an die Brust seines besten Freundes kuschelte und die Augen nur halb geöffnet hatte. Wenn er dessem Herzschlag noch länger lauschte, dann würde er glatt das nervige Piepen des EKGs vergessen und direkt wieder einschlafen. „Möchtest du eigentlich etwas trinken oder essen?“, fragte Toshi und streichelte immer wieder durch die gebleichten Haare. „Trinken… mein Mund ist wie Sandpapier…“ „Dann musst du mich mal kurz aus dem Bett lassen…“ Nur widerwillig rückte der Pianist von ihm ab, doch letztendlich tat er es, sodass der Sänger aufstehen konnte. „Willst du etwas von dem Wasser, was noch da ist, oder Saft? Ich hab Traubensaft und Apfelsaft mitgebracht…“ „Du könntest auch Melone oder sonst was essen – Toshi hat einen halben Supermarkt mitgebracht“, äußerte Heath. „… Apfelsaft…“ Der Sänger kam mit einem der Tetrapacks zurück, packte den Strohhalm aus und stach ihn durch die Verpackung durch. Unterdessen wollte sich Yoshiki aufsetzen, um besser trinken zu können, doch sein Körper war von den Strapazen so erschöpft, dass seine Arme sich weigerten, sein Gewicht zu tragen. Kommentarlos half Toshi ihm, sich aufzurichten und setzte sich dann so, dass der Drummer sich an ihn lehnen konnte, während er ferner noch einen Arm um ihn schlang, um ihn zu stützen. Die drei anderen beobachteten das Ganze stillschweigend und tauschten einen kurzen Blick aus. Jeder von ihnen wusste, dass es nicht normal war, nach einem an sich so kleinen Eingriff, wie er bei Yoshiki vorgenommen worden war, so schwach zu sein. Sie ahnten, dass es mit der neuen Erkrankung zu tun hatte, dass ihr Leader so erschöpft war, doch zumindest schien er damit einverstanden zu sein, dass Toshi ihm half, weshalb sie nichts sagten und so taten als wäre es völlig normal, dass der Sänger für ihn den Tetrapack hielt und leicht zusammendrückte, damit ein größerer Unterdruck entstand und er eigentlich gar nicht mehr saugen musste, um an den Saft zu gelangen, sondern ihn praktisch nur noch herunterschlucken musste. Als die Packung bis auf den letzten Tropfen leer war und Yoshiki auch keine weitere mehr wollte, half der Sänger ihm, sich wieder hinzulegen und wollte dann aufstehen, um die leere Saftverpackung wegzuwerfen, als Pata ihm jene wortlos abnahm und in den Mülleimer schmiss. So konnte sich Toshi wieder zu ihm legen und kaum, dass er es sich bequem gemacht hatte, hatte sich auch schon wieder der Jüngere an ihn gekuschelt. „… tut mir leid, Tocchi…“, flüsterte Yoshiki leise und verbarg sein Gesicht an der Schulter des Kleineren. „… Was tut dir leid?“, hakte Toshi mehr als verwirrt nach, da er den Zusammenhang gerade nicht verstand – Heath, Pata und Sugizo ging es da nicht wirklich besser. „… dass ich so schwach bin…“ Als er diese Worte hörte, verblasste um den Sänger herum seine Umwelt und er schien sich in einem Krankenzimmer im Hospital von Tateyama Anfang der 70er wiederzufinden. Es war Toshimitsus siebter Geburtstag und eigentlich hatte er ihn mit all seinen Freunden zuhause feiern wollen, doch in der Früh hatte ihm seine Mutter gesagt, dass sein bester Freund, der schon immer sehr schwächlich gewesen war, in der Nacht einen schweren Asthmaanfall gehabt hatte. Deshalb war er nun im Krankenhaus und würde nicht kommen können. Toshimitsu hatte seine Eltern daraufhin gebeten, die Feier zu verschieben und ihn stattdessen zu Yoshiki in die Klinik zu fahren. Dieser war völlig überrascht gewesen, als er plötzlich seinen besten Freund erblickt hatte. „Tut mir leid, dass ich deinen Geburtstag ruiniert habe, Tocchi“, entschuldigte sich Klein-Yoshiki leise und blickte ganz traurig drein. „Hast du nicht! Es war meine Entscheidung, meinen Geburtstag mit dir hier zu verbringen!“ „… tut mir leid, dass ich so schwach bin, Tocchi…“, flüsterte Yoshiki kaum hörbar und starrte auf die Bettdecke, während ihn das Geburtstagskind für einen Augenblick völlig überrascht anblickte, dann zu ihm aufs Bett kletterte, ihn umarmte und ihm einen freundschaftlichen Kuss auf den Haaransatz hauchte. „Für mich bist du trotz allem der stärkste Mensch, den ich kenne, Yocchan!“ Toshi drückte seinen besten Freund an sich und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn. „Für mich bist du trotz allem der stärkste Mensch, den ich kenne, Yocchan!“ So wie damals hielt er ihn einfach fest und strich über den schmalen Rücken des Jüngeren, der seine Finger in seinem Oberteil verkrallt hatte. „Ne, Tocchi…“, fragte er schließlich leise. „Ja?“ „Singst du mir etwas vor?“ Die Frage kam zwar etwas überraschend, aber der Sänger nickte. Seit er wieder singen konnte, kam der Blonde gelegentlich mit jener Bitte zu ihm, wenn sie nicht gerade an irgendwelchen Aufnahmen arbeiteten. „Was willst du hören?“ „Kannst du mir noch einmal ‚Crystal Piano‘ vorsingen?“ „Ist das ein neuer X Song?“, fragte Sugizo interessiert, da er den Titel noch nicht kannte, doch Yoshiki schüttelte verneinend leicht den Kopf. „Ist ein Song, den Toshi mir letzte Woche zum ersten Mal vorgespielt hat…“ „Willst du wirklich den hören…?“, hakte der Sänger nach, da es ein sehr persönliches Lied war, das er eigentlich nur für seinen besten Freund geschrieben hatte. „Ja…!“ Sich auf die Unterlippe beißend, setzte sich Toshi auf, um ein besseres Stimmvolumen zu haben, während Yoshiki seinen Kopf in seinem Schoß bettete und er eine Hand auf dessen Schulter legte. Er schloss die Augen, holte tief Luft und bekam so nicht mit, dass der Pianist auch seine Lider geschlossen hatte und sie gedanklich beide gemeinsam auf der Klavierbank von Yoshikis Kristallflügel saßen, während die ersten Zeilen des Songs kristallklar aus Toshis Mund ertönten und in ihrer beider Köpfe die Klaviermelodie vom Flügel ertönte über dessen Tasten die Finger des Pianisten huschten. „Ich stand stets unauffällig in deiner Nähe, wenn ich sang und beobachtete deine Schultern, wie sie vor und zurück schwangen, wenn du am Flügel spieltest. Da ich weiß, dass heute der letzte Tag ist, an dem ich so neben dir stehe, kann ich nicht anders als hemmungslos zu schluchzen. Mehr als irgendwer sonst habe ich der Liebesmelodie gelauscht, die du spieltest. Mir zerreißt es das Herz, denn ich weiß, dass dies der letzte Augenblick ist, in dem ich dich höre. Und doch gibt es einen Gott. Es gibt ihn wahrlich. Wir haben uns wieder gesehen und noch einmal von Neuem begonnen, den Spotlight meines Lebens. Wir stehen auf derselben Bühne, auf der wir immer standen. Du spielst denselben Kristallflügel, den du immer gespielt hast. Die Art und Weise, wie du früher immer gelächelt hast, Die Songs, die wir früher immer gesungen haben... ... nichts hat sich verändert. Egal was als nächstes passiert, ich werde dich nie mehr verlassen. Denn egal was auch passieren mag, ich habe keine Angst mehr. "Ich möchte es heute ein für alle Mal beenden." Ich erinnere mich daran, wie du den Kopf senktest, als du meine Abschiedsworte hörtest. Seit jenem Tag sind über 10 Jahre vergangen... Seit damals habe ich alleine in Reue gelebt. Und doch, es gibt einen Gott. Er steht direkt vor mir. Mein Herz schlägt nun vor Freude. Es ist ein Neuanfang. Wir sagen dieselben Phrasen wie damals und ich singe dieselbe schöne Melodie. Dein Haar weht genauso wie früher und dieselbe Sonnenbrille von damals reflektiert die Welt um uns herum. Nichts hat sich verändert. Alles ist im Begriff anzufangen. Alles wird nun nach deinem Willen gehen. Nichts hat sich verändert. Alles ist im Begriff zu erstrahlen. Alles wird so bleiben und niemand wird uns mehr aufhalten können...“ •★★•★★•★★•ENDE•★★•★★•★★• ~ Gewidmet all jenen, die uns auf unserem Weg begleiten – nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)