Lieb mich, hass mich, küss mich... von LamiaDusk (In einer anderen Welt ist Liebe nicht dasselbe) ================================================================================ Kapitel 1: Das Abenteuer beginnt -------------------------------- Während Legolas mich durch den Wald trug, begegneten wir weiteren Menschen. Elben, korrigierte ich mich innerlich. Ich glaube, so wurden sie genannt. Ich hatte Herr der Ringe nie gesehen, deswegen konnte ich das nicht so genau sagen. Und das ich etwas über Legolas wusste und die Humanoide um uns herum als Elben erkannte, lag an meiner Herr der Ringe verrückten besten Freundin Giselle. Sie hatte mich von morgens bis abends damit zugetextet, wobei offenbar einiges hängen geblieben war, was mich im nachhinein überraschte, da ich jedes Mal wenn die Worte "Herr" und "Ringe" im Kontext fielen geistig abschaltete. Und ausgerechnet ich war nun hier gelandet! Und offenbar nicht willkommen, denn die anderen Elben wichen Legolas und mir aus als hätte ich die Pest und zogen ein Gesicht als hätten sie einen üblen Geruch in der Nase. Offenbar waren Menschen hier nicht gern gesehen. "Bist du sicher, dass du mich einfach so mitnehmen kannst, Legolas?", fragte ich verunsichert. Im Geiste sah ich mich schon am Galgen baumeln. Er nickte. "Mach dir keine Sorgen. Die meisten Elben hier mögen keine Menschen, aber mein Vater gehört nicht dazu. Und was er sagt, ist Gesetz." Ich atmete erleichtert aus. Wenn der Vater seinem Sohn ähnlich und zudem ein hohes Tier war, beruhigte mich das ungemein. Also konnte ich es endlich genießen, von diesem Bild von einem Mann durch die Gegend getragen zu werden. Obwohl er noch mein Gewicht mit tragen musste, waren seine Schritte federleicht. Unter die endlose Bewunderung dieses Mannes, der aus einem Märchenbuch hätte stammen können (was ja letztenendes auch so war...) mischte sich die Abneigung, die ich gegen Fantasy hegte. Ich war Analytikerin und Realistin, die mit Orks, Elfen/Elben und dergleichen nicht viel anfangen konnte. Außerdem träumte ich all das wahrscheinlich nur, also beschloss ich zu meinem eigenen Wohle keine emotionalen Bindungen einzugehen. Aber Legolas war so... so unglaublich gutaussehend... Ich biss mir auf die Unterlippe. Irgendwann kamen wir an einem großen Gebäude an, einem Palast nicht unähnlich und doch beinahe mit der Umgebung verschmelzend. "Ich bringe dich auf mein Zimmer. Dann schicke ich einige Heilerinnen zu dir, die sich deine Wunden ansehen sollen. Hab keine Angst. Niemand wird dir hier etwas tun, Lucienne." Ich lächelte. "Und ich schätze, dann wirst du deinen Vater informieren?" Legolas nickte. "Ja. Er wird sicher mit dir sprechen wollen. Aber erstmal solltest du dich erholen." Gesagt getan. Nun saß ich in einem großen Zimmer auf einem mit Samt und Seide bezogenen Himmelbett und sah durch eine große Glastür, die auf einen Balkon führte, in den Himmel. Bald darauf betragen zwei in lange Gewänder gekleidete Frauen den Raum. Sie schienen wenig älter als ich, hatten aber auch diesen Hauch von Ewigkeit, den alle Elben ausstrahlten. Die Jüngere der beiden war ziemlich quirlig. Sie kam beinahe hüpfend auf mich zu und flötete: "Ooooh, du bist also die Menschenfrau, die Prinz Legolas gefunden hat?" PRINZ?! Legolas hatte zwar gesagt, dass sein Vater eine Menge zu sagen hatte, aber mit keiner Silbe hatte er erwähnt, dass er der Sohn des Königs war! Die junge Elbin blinzelte mich verwundert an, als sie meinen überraschten, beinahe schon entsetzten Blick sah. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" "Nein, nein", beeilte ich mich zu versichern. "Es ist nur... ich wusste nicht, dass er euer Prinz ist. Da komme ich mir seltsam vor, wenn ich daran denke, dass er mich so weit hat tragen müssen." "Oh", sagte mein Gegenüber vergnügt und wandte sich an die etwas ältere, schweigsame Elbe. "Was meinst du, Linu?" Linu sah mich mit einem undeutbaren Blick an und nickte dann. "Sie lügt nicht, und offenbar ist sie nicht mit bösen Absichten gekommen. Wir können uns guten Gewissens um ihre Wunden kümmern, Aliel." Aliel klatschte in die Hände. "Schön!" Zuerst untersuchten die beiden meine Beine. "Man hat dich aber arg zugerichtet", sagte Aliel und das erste Mal fiel ein leichter Schatten über ihre fröhliche Stimme. Indessen hatte Linu ein paar Blätter einer mir unbekannten Pflanze aus einem Beutel an ihrer Hüfte gezogen und begann diese nun zu zerdrücken. "Das sind Athelas-Blätter", erklärte sie. "Es gibt nichts besseres gegen solche Wunden." Ich nahm dies schweigend zur Kenntnis, bis sie begann, den Saft der Blätter auf die Wunden zu tupfen. Ich stieß einen leisen Schrei aus. Es brannte füchterlich! Erneut wurden die Flügeltüren aufgestoßen und ein Elb betrat das Zimmer, groß und stark gebaut. Hinter ihm ging Legolas. "Habt ihr ihre Wunden versorgt?", erkundigte sich der König, woraufhin die beiden Elbinnen sich verneigten. "Wie geht es dir?", erkundigte sein Sohn sich freundlich. Ich lächelte, obwohl mir vor Schmerzen Tränen in die Augen schossen. Legolas lachte auf, als er die Reste des Athelas-Saftes auf meiner Haut erkannte, was er natürlich gleich mit meinem verkrampften Gesicht und meinen zu Fäusten geballten Händen in Verbindung brachte. "Das ist das erste Mal, dass man Wunden bei dir mit Athelas behandelt, nicht wahr?" Ich nickte. "Oh ja." Er drehte sich in einer beinahe schon feierlichen Geste zu seinem Vater um, der die ganze Szene mit gerunzelter Stirn betrachtet hatte. "Also, Vater... das ist Lucienne." Ich verbeugte mich leicht. "Es ist mir eine Ehre." Der König machte seinerseits eine leichte Verbeugung. "Willkommen in Düsterwald. Ich bin König Thranduil. Meinen Sohn Legolas kennst du ja bereits." Legolas sagte: "Sobald du dich erholt hast, werde ich dich ein wenig herumführen, Lucienne. Du bist sicher neugierig." "Ein wenig", gab ich zu. Es dauerte nur wenige Stunden, bis die Schürfwunden aufgehört hatten zu schmerzen und ich wieder aufstehen konnte. Legolas, der mir die ganze Zeit Gesellschaft geleistet hatte, ging mit mir in den Schlossgarten. Hier wuchsen viele verschiedene Blumen, ich konnte sie kaum alle zählen. Es sah prächtig aus. An einer Weide hing eine Schaukel, breit genug für zwei Personen. Legolas und ich setzten uns kurz. Eine ganze Weile verbrachten wir ins Schweigen, bis er leise fragte: "Gefällt es dir hier?" "Ich habe noch nie einen schöneren Ort gesehen", sagte ich, noch immer überwältigt von der mich umgebenden Pracht. Ich war zwar Realistin, doch auch eine Naturliebhaberin. Auf Blumenwiesen, an kleinen Seen, im Wald oder einfach nur da, wo keine Häuser und Straßen waren, in der wilden, freien Natur fühlte ich mich heimisch. Wenn ich im Gras lag und den strahlenden Himmel über mir hatte, konnte ich stundenlang meinen Träumen nachhängen. Die ganzen Blumen schufen eine fast schon romantische Atmosphäre, die natürlich prompt gestört wurde. Ein junger Elb, offenbar ein Page, rannte auf uns zu. "Prinz Legolas! Verzeiht, wenn ich euch störe, aber ihr wurdet zum Konzil nach Bruchtal gerufen..." "Ein Konzil in Bruchtal?", fragte Legolas, leicht verwundert, nickte dann aber. "Sattelt zwei Pferde und bereitet alles vor." "Z-zwei Pferde, Herr?" "Lucienne wird mich begleiten." Ich wollte protestieren, doch Legolas' Blick brachte mich zum Schweigen. Vorher hatte ich ihn als freundlichen jungen Mann kennengelernt, doch nun wirkte er schon eher wie ein Prinz. Dann musste ich ihn wohl begleiten... Wenig später saß ich auf einem weißen Pferd und krallte mich in dessen Mähne, bis meine Fingerknöchel hervortraten. Legolas begutachtete mich argwöhnisch. "Na, sonderlich elegant sieht das aber nicht aus." Ich schickte ihm einen düsteren Blick und versuchte, einen etwas 'eleganteren' Eindruck zu machen, doch dabei rutschte ich aus dem Sattel und landete auf dem weichen Waldboden. "Autsch!", beschwerte ich mich, während Legolas sich sichtlich beherrschen musste, nicht laut loszulachen. Ich schnaubte nur und kletterte wieder in den Sattel, sobald meine Kleidung von Blättern befreit war. "Du sitzt viel zu verkrampft", kommentierte der Elb. "Versuch dich ein wenig zu entspannen." Ich konnte nicht. Also zog Legolas mich mit einem resignierten Seufzen aus dem Sattel und meinte: "Du reitest am besten mit mir." Es war wesentlich schöner hinter Legolas auf einem Pferd zu sitzen, als eines für mich alleine zu haben. Ich war keine herausragende Reitern, genauer genommen hatte ich das letzte Mal als Siebenjährige auf einem Pferd gesessen. Reiten war wirklich absolut nicht mein Ding. Aber zusammen mit Legolas machte es sogar Spaß. Wir ritten ziemlich schnell, denn Bruchtal war ein ganzes Stück entfernt. Ich bekam kaum Gelegenheit, mir die Landschaft anzusehen. Als wir dann endlich mal eine Pause machten, war es bereits dunkel. Legolas hatte Feuerholz zusammengesucht und innerhalb kürzester Zeit brannte zwischen uns ein Lagerfeuer, dass sein fein geschnittenes Gesicht in einen roten Lichtschein tauchte. Ich zog die Knie an meinen Körper und starrte in die tanzenden Flammen. Bis auf das gelegentliche Knacken des Feuers war nichts zu hören. Die Stille machte mir ein wenig Angst. Irgendwann fragte ich: "Warum wolltest du eigentlich, dass ich dich begleite?" Er zuckte nur mit den Schultern. "Ein spontaner Einfall." Wieder schwiegen wir eine Weile, bis er die Stimme wieder hob: "Erzähl mir was von dir." "Eh?" Ich blinzelte ihn verwundert an. "V-von mir?" "Ja", erwiderte er ungeduldig. "Ich würde gerne etwas mehr über dich wissen." Ich legte den Kopf leicht schief. "Hmmm... da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ich bin die Tochter einer recht... normalen Familie. Es gibt weder Helden, noch Adelige oder sonst irgendwelche besonderen Menschen in meinem Stammbaum. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre irgendetwas Besonderes, aber ich habe keine speziellen Talente, sehe nicht überdurchschnittlich gut aus oder so etwas in der Art." "Hast du noch Geschwister?" Ein empfindlicher Punkt, den Legolas da getroffen hatte. Mein Herz krampfte sich zusammen, ich schluckte die Tränen runter und antwortete so ruhig wie möglich: "Ich... hatte einen älteren Bruder." "Wieso 'hattest'?" "Weil... er vor kurzem... gestorben ist. Bei einem Unfall." Ich sah zu Boden, weil ich wusste, wie Legolas' Blick gerade aussah. Mitleidig. Ich hasste es, bemitleidet zu werden. Nach einer Weile seufzte er: "Schlaf jetzt. Wir reiten bald weiter." Als ich aufwachte, fühlte ich Legolas' Hand auf meiner Schulter. "Bist du wach?" "Ja", sagte ich und richtete mich auf. Mein gesamter Körper war verspannt, doch ich beschwerte mich nicht. Der Ritt verlief an diesem Tag schweigend, wie schon am Tag zuvor. Als es Abend wurde, hatten wir Bruchtal endlich erreicht. Bruchtal war sogar bei Nacht wunderschön, doch ich hatte in diesem Moment wirklich keinen Sinn für sowas. Ich wollte nur schlafen. Einige Elben hießen uns schweigend willkommen. Völlig fertig ließ ich mir von Legolas aus dem Sattel helfen. Dieser Ort war das reinste Paradies, doch irgendetwas schien mir alle Energie zu nehmen. Es war wie eine böse Aura, die nicht hierher gehörte. Neben meinem Begleiter taumelte ich Richtung Unterkünfte. Ich schlief in dieser Nacht ziemlich unruhig. Albträume verfolgten mich, ich wälzte mich hin und her, ehe ich die Augen aufriss, bis es wehtat. Der Raum war etwas kleiner als Legolas' Zimmer in Düsterwald. Zwei große, gemütliche Himmelbetten standen darin, in einem lag ich und im anderen schlief Legolas. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch meine Arme gaben nach. Ich zitterte am ganzen Körper. Irgendetwas stimmte nicht. Als ich es endlich schaffte, mich hinzusetzen, warf ich einen Blick aus dem Fenster. Der Vollmond schien direkt über dem Fenster und tauchte alles in silbriges Licht. Mein Herz raste, als wollte es meine Brust sprengen. Ich atmete tief durch. Ein. Aus. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Messerstich in meine Lunge. Das Nachthemd, das man mir gegeben hatte, war schweißdurchnässt und klebte an meinem Körper. Der Geschmack von Blut füllte meinen Mund. Offenbar hatte ich mir im Schlaf auf die Innenseite der Wange gebissen, bis es blutete. Es herrschte absolute Stille. Ich lauschte angestrengt, doch kein einziges Geräusch drang an mein Ohr, bis auf meinen rasselnden Atem. Ich wischte mir über die Augen. Sobald ich mich wieder beruhigt hatte, stand ich auf und ging auf den Balkon. Der leichte Nachtwind ließ mich frieren, dabei war es nicht sonderlich kalt. Ich schloss die Augen und hielt mich krampfhaft am Geländer fest. "Was machst du hier draußen?" Der plötzliche Klang einer Stimme ließ mich zusammenfahren. "Ich dachte, du schläfst", sagte ich und versuchte, unbeteiligt zu klingen. "Ich habe auch geschlafen", antwortete Legolas. "Aber dann habe ich gehört wie du aufgestanden bist. Stimmt etwas nicht?" Ich schüttelte den Kopf. "Es geht mir gut. Ich hatte nur einen Albtraum." "Einen Albtraum? Du hast in Bruchtal einen Albtraum gehabt?" Er wirkte schockiert, sogar ein wenig besorgt. "Ja, wieso?" Legolas atmete tief durch. "Normalerweise liegt eine Aura über diesem Ort, die schlechte Träume verhindert..." "Bei mir funktioniert es nicht", gab ich nur leise zurück. Legolas hatte mich dazu überredet, noch ein wenig zu schlafen. Ich wollte nicht wieder diese schrecklichen Albträume haben, doch zu meiner großen Überraschung träumte ich den Rest der Nacht nichts. Als ich am Morgen wieder aufwachte, saß Legolas auf der Bettkante, genau dort, wo er sich am Abend zuvor hingesetzt hatte als er mich ins Bett brachte, als sei ich ein kleines Kind. Spontan hatte ich mich über diese Behandlung geärgert, hatte seine Anwesenheit aber im Endeffekt als äußerst beruhigend empfunden. Und nun saß er da, als habe er sich die ganze Nacht nicht vom Fleck bewegt. "Guten Morgen", sagte der Elb freundlich. "Und, wie war der Rest der Nacht?" "Diesmal hatte ich keine Albträume, solltest du das meinen", gab ich zurück. Er lächelte. "Das dachte ich mir schon. Du hast viel ruhiger geschlafen." Obwohl nur Legolas zu dem Konzil gerufen war, bestand er darauf, dass ich mit ihm zur Besprechung ging. "Ich weiß nicht, wieso", antwortete er, als ich ihn nach dem Grund fragte. "Aber ich habe das Gefühl, du wirst in der Angelegenheit eine entscheidende Rolle spielen." Ich fühlte mich wie eine Mary Sue. Ich und eine Heldin? Trotzdem ging ich mit. Auf meine "Rolle" war ich ziemlich gespannt. Na das konnte ja was werden! Menschen, Zwerge und Elben waren hier versammelt. Ich beobachtete sie alle und versuchte mir die Gesichter einzuprägen. Doch da war wieder diese Kraft, die mich meiner Energie beraubte. Ich fühlte mich matt und ausgelaugt, obwohl ich mich vor zwei Stunden noch erfrischt und gestärkt gefühlt hatte. Als ein kleiner Mann, den ich zuerst für ein Kind gehalten hatte, vortrat und etwas auf einen Steinsockel legte, verstärkte sich dieses Gefühl. Dann musste der Knirps mit den dunklen Locken wohl "Frodo" sein. Zumindest glaubte ich, mich an den Namen zu erinnern. Und auf dem Sockel lag ein Ring, klein, golden, perfekt rund. Von diesem unscheinbaren Schmuckstück ging eine Aura aus, die mein Herz beinahe verzagen ließ. Legolas schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Er berührte sachte meine Schulter. "Stimmt etwas nicht?" "Es geht mir gut", log ich mit einem matten Lächeln. Ein besonders wild aussehender Zwerg mit rötlich braunen Haaren trat vor und versuchte, den Ring mit seiner Axt zu zerschlagen. Die Waffe zerbrach, und einer der Metallsplitter wurde in meine Richtung geschleudert. Ich wich aus, doch das Stück der Schneide streifte meine Wange und hinterließ dort einen langen Schnitt. Blut sickerte daraus hervor. Legolas stand auf, sein sonst so entspanntes Gesicht rötete sich vor Zorn. "Könnt ihr nicht aufpassen?!" "Ihr vergesst eure Manieren, Legolas", mahnte Elrond scharf. Legolas wurde etwas ruhiger, doch sein Blick nicht minder wütend. "Verzeiht, Herr Elrond, doch er hat meine Begleiterin verletzt, wie ihr seht. Da kann ich unmöglich ruhig bleiben." Nun schien das Interesse des älteren Elben mir zu gelten. "Ah, eine Menschenfrau. Sie ist seltsam gekleidet. Woher kommt ihr?" Ich schluckte. Und es blieb mir nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. "Ich komme aus Deutschland, genauer gesagt aus Meppen, einer kleinen Stadt, kaum der Erwähnung wert." Elrond wirkte überrascht. "'Deutschland'? Davon habe ich noch nie gehört." "Herr", unterbrach Legolas ihn. "Ich habe sie im Wald, nicht weit vom Domizil meiner Familie gefunden." Nun schien der Dunkelhaarige zu verstehen. "Ihr kommt also aus einer anderen Welt... zumindest lässt euer plötzliches Auftauchen und eure merkwürdige Kleidung keinen anderen Schluss zu. Das ist interessant. Sehr sogar." Ich sah unruhig von Elrond zu Legolas und wieder zurück. Auch der Zwerg, dessen Axtbruchstück mich verletzt hatte, trat neugierig näher. "Eine Andersweltlerin, ja?" "A-andersweltlerin?", fragte ich verwirrt und sah auf den Zwerg hinab. Als er den Kopf hob, grinste er. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff dass er mir von seiner Position aus ohne Probleme unter den Rock schauen konnte. Ich trat einige Schritte zurück, möglichst weit weg von dem perversen Zwerg. Immernoch sickerte Blut aus dem Schnitt an meiner Wange und floss über mein Gesicht und den Hals, bis meine Kleidung die rote Flüssigkeit aufsaugte. Legolas wischte etwas davon mit dem Finger auf. "Um den Schnitt sollte sich eine Heilerin kümmern." Ich schüttelte bei der Erinnerung an den Saft der Athelas-Blätter den Kopf. "Nein, ist schon gut." Er zog eine Augenbraue hoch. "Sicher?" Ich nickte, ein wenig ungeduldig. "Mir geht es gut, Legolas." Damit gab er sich schließlich zufrieden. Offenbar war mein Schicksal wieder vergessen, denn schon hatte sich die Unterhaltung wieder auf den Ring gerichtet. Frodo meldete sich freiwillig, ihn zu tragen. Holla, so ein kleiner Mann und so viel Mut! Ich bewunderte ihn dafür. Und nun wurde die Gemeinschaft des Ringes gegründet. Elrond nannte alle beim Namen, wobei er mich zu übersehen schien. Damit bestanden die Gefährten aus Frodo, Aragorn, Legolas, Gimli, Merry, Pippin, Sam, Boromir und Gandalf. Der alte Zauberer war mir symphatisch. Obwohl er die meiste Zeit einen ernsten und nachdenklichen Eindruck machte, schien er ein ziemlich väterlicher, oder eher großväterlicher Mann zu sein. Aragorn war durchaus gutaussehend, hatte aber bei weitem nicht so feine Gesichtszüge wie Legolas. Er war der typische Held mit Dreitagebart. Frodo war leicht zu erkennen, doch die anderen drei Hobbits waren schwer auseinander zu halten. Außer, dass Sam ein wenig rundlich war. Sie hatten alle etwas Kindliches an sich. Boromir fiel nicht groß auf. Aber er schien gierig auf den Ring zu schielen. Der würde noch Ärger machen, soviel war klar. Gimli war der Zwerg, der bei seinem heroischen (hust) Versuch eben jenes Schmuckstück zu zerstören, seine Axt verloren hatte. Da wir nun so viele laufende Meter in der Gruppe hatten, beschloss ich mir bei der nächsten Gelegenheit eine Hose zu besorgen. Schließlich war das ein Abenteuer, keine Piepshow. Der Zwerg sah zu Legolas. "Was ist eigentlich mit eurer Begleiterin, Herr Elb? Wollt ihr sie alleine zurück nach Düsterwald schicken?" Legolas meinte nur: "Sie kommt natürlich mit." Zwar hatte ich mir sowas schon gedacht, trotzdem fragten Gimli und ich wie aus einem Munde: "Was?!" Der Elb wandte sich zuerst an mich. "Du wärest in Lebensgefahr, würde ich dich jetzt alleine zurückschicken. Ich denke, wenn du mich begleitest, wird es für dich am sichersten sein, Lucienne." "A-aber ich werde euch nur behindern! Ich kann nicht reiten oder kämpfen, oder.... oder...." Ich seufzte tief. "Ich bin nutzlos." "Trotzdem", sagte Legolas. "Es kann kein Zufall sein, dass du ausgerechnet so kurz bevor ich auf diese Reise gehe bei mir aufgetaucht bist. Das MUSS eine Bedeutung haben!" Ich beschloss, nicht weiter zu protestieren. Mochte es auch eine Unelbenhafte Eigenschaft sein, auf seine eigene Art und Weise war Legolas ziemlich stur. Wenig später waren wir mit Packen beschäftigt. Meine Schulsachen hatte ich Elrond zur Verwahrung gegeben. Also konnte ich meinen Rucksack mit Proviant und Decken für kalte Nächte füllen. Legolas verließ kurz den Raum und kam mit einem Bündel Kleidung zurück. "Hier. Für dich." Es war ähnliche Kleidung wie er selbst sie trug, eine Tunika, feste Stiefel und eine leichte Hose, die trotzdem warm aussah. Dazu ein Mantel aus festem Stoff, der überraschenderweise federleicht war, ein Kurzschwert und ein Bogen mit dazugehörigem Köcher und an die zwanzig Pfeile. "Mit dem Bogen umzugehen kann ich dir beibringen", sprach mein Begleiter mich an. "Wenn du Schwertkampfunterricht wünschst, musst du Aragorn oder Boromir fragen." Ich nickte. Dann musste ich wohl oder übel kämpfen lernen, wenn ich überleben wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)