Ich liebte einen Vampir... von abgemeldet (und lebte mit ihm in Ewigkeit zusammen) ================================================================================ Kapitel 1: Die Geburt eines Vampirs ----------------------------------- Kapitel 1: Die Geburt eines Vampirs Unsere Geschichte beginnt um das Jahr 1300. Der Winter stand bevor und in den Gassen der Stadt fegte ein eisiger Wind. Damals wurde ein kleiner Junge namens Lewis von 12 Jahren von seinem zu Hause vertrieben, mit nichts weiter als seinen Sachen die er am Körper trug. Es war eine große Familie in der er lebte mit 7 Geschwistern und das nächste war schon unterwegs. Da er der Älteste der Geschwister war musste er gehen um seinen Brüdern und Schwestern Platz zu machen und arbeiten gehen. Jedoch sollte er seinen gesamten Lohn einmal in der Woche bei seinen Eltern übergeben, da sie auch sehr arm waren. Nun war er Einsam und allein und zog durch die kalten und verdreckten Straßen einer ihm fremden Stadt. Er bettelte um einen Brotkanten bei den Leuten, doch wollten sie ihm nichts geben. An jeder Tür an die er anklopfte stieß er auf wütende, geizige Aussagen der Bewohner. Auch Arbeit wollte ihm keiner geben. Schmächtig und schwach wie er war, konnte er in keinem Bergbau arbeiten, was das meiste Geld in dieser Zeit einnahm. Niedergeschlagen ging er weiter, auf der Suche nach etwas zu essen und einer Unterkunft für die Nacht. In einer dunklen Gasse zwischen zwei Häusern fand er einen mehr oder weniger gemütlichen Platz zum schlafen. Zitternd vor Kälte legte er sich auf den Boden und versuchte zu schlafen. Er kauerte sich zusammen um die Wärme seines Körpers bei sich zu behalten. Der Schnee unter ihm war eisig und die letzten vereinzelten Schneeflocken, die sich in seiner Kleidung zu Tropfen bildeten, durchnässten ihn von allen Seiten. Seine Zehen fühlte er nicht mehr. Er hegte den Gedanken zu sterben, dann bräuchte er nicht so zu leiden. Sein Magen rebellierte vor Hunger. Der kleine Junge versuchte das Geräusch zu ignorieren, was ihm nicht gelang. In diesem Moment ging es ihm richtig scheußlich. Niemandem, nicht einmal den garstigen Hausbesitzern wünschte er dieses Schicksal. Seine tiefgläubige Familie hatte es ihn so zu sagen mit dem Rohrstock eingeprügelt. Hilfe suchend umklammerte er seinen einzigen Besitz, sein kleines silbernes Kettchen mit Kruzifixanhänger. Den hatte er einst vom Pastor seines kleinen Dorfes zum Geburtstag bekommen. Seine Mutter hatte vor es zu verkaufen, aber Lewis versteckte es in einem Kästchen unter seinem Bett. Da seine Mutter wieder hochschwanger gewesen war, war sie nicht in der Lage gewesen überall zu suchen. Plötzlich wurde er von einem merkwürdigen Kratzen wach, wacher als er es vorher gewesen war. Seine Augen suchten den Eingang der Gasse ab und da zeichnete sich ein riesiger Schatten ab. Eine junge Frau schrie, was der Junge nicht sofort verstand. “Hilfe!! Ein Vamp- !!!!” Doch dann hörte er nur noch einen unterdrückten Hilfeschrei, ein tiefes Knurren und dann ein unheimliches saugen. Vor Angst versteinert blieb Lewis auf seinem Platz sitzen. Nach fast einer Minute ließ die Gestalt von seinem Opfer ab und ging weiter. Die Frau fiel wie ein Sack Kohle auf den Boden, sie regte sich nicht mehr. Das Herz des Kleinen schlug immer schneller, er hoffte nur nicht entdeckt zu werden. Noch immer umklammerte er das Kreuz um seinen Hals. Der Schatten kam der Gasse, in der sich der Junge befand immer näher, dann hielt er inne, schaute in die Gasse, schnüffelte und sah den kleinen Jungen dort in der Ecke sitzen. Im fahlen Mondlicht der kalten Nacht konnte der Junge sehen, wie eine rote Flüssigkeit von den Händen des Mannes hinab tropfte. Auf dem Schnee der bis jetzt gefallen war sah man es noch deutlicher: es war Blut. Der Mann drehte sich in die Gasse und ging langsam auf den Jungen zu. Eine Fluchtmöglichkeit gab es nicht. Er konnte sich nur an die Wand pressen in der Hoffnung das der Mann sich auch nur schlafen legen wollte. Doch das würde er wohl eher nicht tun. Der Mann würde entweder das gleiche mit ihm wie mit der Frau machen oder ihn einfach umbringen. Für diesen Hünen würde es ein leichtes sein den dünnen Hals des Jungen zu brechen. Eine Kinderleiche mehr oder weniger in den Gassen fiel keinem auf. Immer näher kam die Gestalt auf ihn zu. An seinem Mundwinkeln klebte noch immer das Blut der Frau die er eben ausgesaugt hatte. Dann geschah alles Sekundenschnell. Der Mann packte ihn an den Schultern, riss das Kettchen fort, zog ihn zu sich, leckte mit der Zunge an seiner Halsschlagader entlang und öffnete langsam seinen Mund. Ungewöhnlich lange Eckzähne blitzten im Mondlicht bevor sie sich in den feinen Hals des Jungen bohrten. Lewis verfiel in eine Starre und starrte seelenlos in den Vollmond, der sich nun zeigte, während der Vampir ihm seinen Lebenssaft raubte. Nach endlosen Sekunden ließ er von ihm ab. Kraftlos sackte der Junge in den Schnee, der sich inzwischen rot von seinem Blut gefärbt hatte. Der Junge starrte mit leeren Augen zum Himmel auf, es war ihm unmöglich auch nur einen Finger zu rühren. Der Vampir drehte sich um, sah noch einmal auf den Jungen, fasste einen Entschluss und nahm ihn auf seinem Rücken Huckepack. Lewis träumte bizarre Träume. Ein Meer aus Farben und Wirbeln. Nichts Klares, nur verwirrende Bilder… und ein verzehrender Schmerz, der sich von seiner Kehle aus über seinen gesamten Körper verbreitete. Wie Feuer brannte sein Körper. Sein Herz raste wie wild, dass es bald bersten müsste… und dann… Nichts mehr. Er fühlte weder das Feuer, noch irgendetwas anderes. Sein Körper war aus Stein und die Träume verschwanden. Nach zwei Tagen und Nächten wachte der Junge in einem warmen Bett auf. Benommen sah sich der kleine um. Ein grünes Licht. Wie seltsam. Langsam richtete er sich auf. Die Sonne neigte sich schon dem Horizont und färbte den Himmel rot. Und doch brannte sie unangenehm auf seiner Haut. Jemand in seiner Nähe zog die Vorhänge zu und tauchte das Zimmer in ein grünliches Licht. Von dort kam das Licht. Jetzt sah der Junge besser. Er lag in einem wunderschönen Himmelbett mit roten Vorhängen. Das Zimmer war sehr vornehm eingerichtet, die Möbel bestanden aus bestem Teakholz und mit vielen Verzierungen geschmückt. Ein Feuer brannte im Kamin und knisterte lustig vor sich hin. Lewis sah sich weiter um. An der rechten Wand, bei den Fenstern saß ein vornehmer Herr. Seine grauen Haare glänzten in dem grünlichen Licht das von der untergehenden Sonne hindurch schien. Er lächelte. “Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?” fragte er den Jungen freundlich. *Guten Morgen?* fragte sich der Junge. *Die Sonne geht doch schon unter.* “Ja. Danke, Herr. Aber wo bin ich hier?” “Du bist in meinem Schloss. Jemand hatte dich zu mir gebracht und bat mich, mich um dich zu kümmern. Aber sag mir, wie heißt du?” “Lewis heiße ich, Herr. War der Mann ein Vampir gewesen?” Der Mann nickte. “Ja und du bist auch einer geworden. Er hatte wohl Reue, was er dir angetan hatte und brachte dich zu mir. Ich gab dir mein Blut und machte dich zu einem Vampir. Ansonsten wärst du jetzt tot.” er trat näher, zog etwas den Pyjama des Jungen zur Seite und berührte sachte die Bisswunden am Hals. Als er die Hand wegnahm berührte auch Lewis die beiden Löcher. Wieder stieg Panik in ihm hoch. “Keine Sorge. Ich werde dir helfen damit klar zu kommen. Mein Name ist Xavier…” Damit begann das neue Leben für Lewis… Zehn Jahre später… Aus dem kleinen unerfahrenen Vampir war ein stattlicher gut aussehender junger Mann geworden. Ab jetzt würde er nicht mehr altern können. Doch etwas in ihm gab ihm keine Ruhe. Er konnte es nicht beschreiben, doch wollte er die Welt sehen. Xavier sagte es läge in der Natur der Vampire sich nie auf einen Ort der Welt zu beschränken. Nachdem er alles gelernt hatte wie man seinen Blutdurst zähmen und kontrollieren konnte, wie er Zauber wirken ließ, wollte er hinaus in die Welt. Natürlich ließ sein Meister ihn ziehen. Sein Lehrmeister befürchtete nur dass er vielleicht gefangen und getötet werden würde. Doch verstand er den Jungen auch. Auch Xavier war so gewesen, als er noch jünger gewesen war. Aber auch jetzt noch reiste er viel umher, hatte viele Frauen, die sich ihm an den Hals warfen. Der Nosferatu war ein Lebemann in Vampirgestalt. Meist zu Scherzen aufgelegt und ein guter Lehrmeister für Lewis. Glücklich verließ Lewis das Schloss und flog in die Welt hinaus. Kapitel 2: Danica ----------------- Kapitel 2: Danica 200 Jahre später… Ein lauer Sommertag neigte sich dem Ende zu. Die vereinzelten Wolken, die über den Himmel zogen, wurden erst golden, später rot und dann zog die Dunkelheit über die Welt. In dem Schloss des Herzogs McNair, unweit der kleinen Stadt wo Lewis in einen Vampir vor über zweihundert Jahren verwandelt worden war lag die junge Frau des Herzogs in den Wehen. Es war ihr erstes Kind. Der werdende Vater wartete schon den ganzen Tag auf eine Nachricht. Nichts ungewöhnliches, dass sich eine Geburt so lange hinzog, jedoch wurde der Herzog mit jeder verstreichenden Minute immer nervöser. Für ihn war es schon das dritte Kind, doch seine neue Frau war erst 19 Jahre alt, zierlich und zerbrechlich wie Porzellan und unerfahren, er selbst war schon über 40 Jahre alt, ein stattliches Alter für ihn. Er hoffte nur dass er endlich einen Sohn bekommen würde. Seine früheren Frauen hatten ihm nur Mädchen geschenkt. Jeweils zwei Mädchen, liebreizend anzusehen, doch waren es Mädchen, die in dieser Zeit nicht viel zu sagen hatten. Beide Frauen waren dann früh verstorben. Und auch der Herzog fürchtete um sein Leben. Zu sehr schmerzte ihn sein Herz. Daher hoffte er dass er endlich einen Sohn bekommen würde um seine Macht weiterzureichen. Plötzlich erklang das Schreien des Babys. Ein klägliches Wimmern. Zart, und etwas zaghaft drang es aus dem Geburtszimmer. Der Herzog sah auf und lief zur Tür. Gerade hörte er wie die Hebamme seine Frau tröstete, die wimmernd dalag. „Hier, seht es My Lady.“ Sagte sie und Alina, seine Frau, seufzte voller Glück. „Zeigt es dem Vater.“ Bat sie. Dann hörte der frischgebackene vater Schritte zur Tür und wich schnell ein paar Schritte zurück um nicht den Anschein zu erwecken, er würde lauschen. Die Hebamme kam gerade mit einem kleinen Stoffbündel heraus. “Ihr habt eine wunderschöne, gesunde Tochter bekommen, Herr.” sagte sie und zeigte sie ihm. Das Herz des Herzogs, das eben noch vor Aufregung beinahe zersprungen wäre sackte wieder enttäuscht zusammen. Wieder keinen Sohn. Und doch regte sich etwas in dem frischgebackenen Vater als er dieses zarte Mädchen ansah. Sie ähnelte sehr ihrer Mutter, einer Schönheit von Frau. Vorsichtig legte die Hebamme ihm seine Tochter in den Arm. Zerbrechlich, als wäre sie aus Glas beschützte er sie in seinen starken Armen. Man konnte sie kaum darin sehen, so klein war das kleine Kind. So etwas hatte er noch nie für eines seiner anderen Töchter gefühlt. Das Kind schrie nicht, wie seine anderen Kinder bei der Geburt, es suchte mit seinen kleinen Augen ihr Blickfeld ab, bis es an dem Gesicht seines Vaters stehen blieb. Lange sah es seinen Vater an. Kleine, blass violett farbende Augen sahen aus dem weißen Stoff, ein Haarschopf, er könnte blond oder auch grau- weißlich sein, luge ebenfalls hervor. Und da berührte er das kleine Händchen, was aus dem Tuch heraus lugte. Das Mädchen umfasste den Finger und schloss wieder die Augen, wie als wollte sie schlafen. Glücklich sah er zur Hebamme, die ihm dieses Geschenk überbracht hatte. “Ihr dürft nun zu eurer Frau, Herr.” sagte die Hebamme und verschwand wieder im Geburtsraum. Langsam ging er ihr nach. Völlig erschöpft lag seine Frau im Bett. Überall war Blut das die Hebamme gerade mit den Lacken wegwischte. Alina sah ihn mit verweinten und geschwollenen Augen an. “Sie ist wunderschön, nicht wahr My Lord?” fragte sie ihn. Er konnte nur nicken. „Ja, das ist sie, meine Liebe.“ Antwortete er. Langsam legte sich Alina wieder zurück ins Kissen und schlief ein. Sie verfiel in einen leichten Schlaf und atmete langsam ein und aus. Lächelnd ging er wieder nach draußen, mit seiner Tochter im Arm. Seine anderen Töchter warteten schon auf ihn. Freudig sahen sie sich ihre kleine Schwester an. Keine von ihnen hegte Groll auf das Kind, sie alle waren froh so eine hübsche Schwester bekommen zu haben. Nach einer Woche wurde die neue Herzogstocher auf den Namen Danica Lisa Katarina McNair getauft. Alle Anwesenden hatten noch nie ein schöneres Kind gesehen. Kein Wunder bei einer solch schönen Frau, antwortete der Herzog darauf nur wenn er darauf angesprochen wurde. Selbst der König mit seinem fünfjährigen Sohn Prinz Joffrey war anwesend. Er sollte irgendwann Kronprinz werden und das Reich erben. Und noch am gleichen Abend wurden Danica und Joffrey einander versprochen. Die Hochzeit sollte stattfinden wenn Danica 18 Jahre alt war. Der Verlobte Danicas sah auf das kleine Mädchen und verzog die Mundwinkel. Das kleine Ding solle einmal seine Braut sein? Unmöglich. Hoffentlich würde sein Vater eines Tages einsichtig werden und ihm eine annehmbare Braut geben. Der Herzog sah besorgt zu seiner jüngsten Tochter. Ihr solle niemals ein Leid zugefügt werden. Und er würde sie beschützen, das schwor er sich. Kapitel 3: Lügen und Ausreden - nur um sich nicht zu treffen ------------------------------------------------------------ Kapitel 3: Lügen und Ausreden - nur um sich nicht zu treffen Sechs Jahre waren verstrichen und Danica war zu einem vornehmen jungen Mädchen heran gewachsen. Immer darauf bedacht das richtige zu sagen, zu tun und immer Haltung zu bewahren. So, wie es von ihr erwartet wurde. Ihre vier älteren Schwestern waren ihr dabei eine große Hilfe. Inzwischen hatte sie einen kleinen Bruder bekommen. Ihre Mutter hatte endlich nach einer langen Zeit ihrem Mann einen Sohn schenken können. Leopold war freundlich, gut zu jedem und hatte eine besondere Gabe andere zu dem zu überzeugen was er wollte. Ein begabter Junge von gerade einmal drei Jahren. Auch er hatte wie seine ältere Schwester silbrig- weißes Haar und lavendel- farbende Augen. Jeder, der ihn ansah, konnte nicht anders als ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Und auch Danica war stolz auf ihren kleinen Bruder. “Liebling, bist du soweit?” tönte es vom Vorzimmer her. “Gleich, Vater.” rief Danica von ihrem Platz aus. Sie saß an einem Schminktisch und ihre Amme flocht ihre Haare zu einem schönen Zopf zusammen. Heute sollte sie Prinz Joffrey, ihren zukünftigen Ehemann kennen lernen. Bisher hatte sie nur Gutes von ihm gehört. Er sei ein guter Fechter, ausgezeichnet im Gesellschaftstanz und ein wahrer Gentleman. Doch das sollte sich bald als falsch herausstellen… Als ihre Amme fertig war kam ihre andere, zehn Jahre ältere Zofe herein um sie passend anzuziehen. Sie suchte ihr ein Perlenbesticktes himmelblaues Kleid heraus, das perfekt zu ihren Augen und ihren Haaren passte. Dazu bekam sie noch ein silbernes Diadem mit Jadesteinen ins Haar gesteckt. So sah sie aus wie eine Prinzessin, eines künftigen Königs und Ehemanns würdig. Zufrieden betrachtete sich Danica im Spiegel. Obwohl sie erst sechs Jahre alt war, hätten Außenstehende sie für mindestens zehn geschätzt. Gut erzogen, beste Manieren und eine gute Unterhalterin. Doch fehlten ihr noch die weiblichen Rundungen. Aber die waren selbst bei zehnjährigen Mädchen noch nicht ausgebildet. Sie gefiel sich sehr, darauf legte sie auch sehr großen Wert. Danach ging sie nach draußen ins Vorzimmer wo ihr Vater auf sie wartete. Er fühlte sich Stolz eine solche wunderschöne Tochter zu haben. Gemeinsam gingen sie in die bereits wartende Kutsche, die sie zum Schloss des Königs bringen sollte. “Denk dran Danica. Du darfst nicht unhöflich gegenüber dem Prinzen sein. Sein Vater erwartet dass du wohlerzogen und eine gute Frau für seinen Sohn abgeben wirst.” sagte ihr Vater nun schon zum dritten Mal zu ihr. Danica nickte lächelnd und sah hinaus auf das Feld das am Fenster vorbei flog. *Wie wohl der Prinz sein mag?* fragte sie sich immer wieder. Sie war sehr aufgeregt, doch verbarg sie es sehr geschickt hinter einem scheuen lächeln. Nach einer halben Tagesreise kamen sie im Schloss an. Es war fast um das dreifache größer als das was sie von zuhause gewöhnt war. Die Kutsche hielt an und Danica und ihr Vater stiegen aus. Vor dem Schlosstor erwarteten sie schon der König mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Unter ihnen war auch Prinz Joffrey. Er hatte braune Haare, leicht an den Spitzen gelockt, die ihm bis zu den Schläfen gingen. Er trug einen feinen Anzug aus bestem rötlichem Stoff, wahrscheinlich aus dem Fell eines Rehs. Langsam traten die beiden auf sie zu. “Eure Hoheit. Darf ich Euch meine jüngste Tochter Danica vorstellen?” sagte ihr Vater und verneigte sich tief vor dem König. Danica tat es ihm gleich. Als Danica aufsah, sah sie zum Prinzen und erblickte sie die kalten, hochmütigen, eisblauen Augen ihres Verlobten. Er sah so… unnahbar aus. Schon mit elf Jahren so eine hochmütige Miene hervorzubringen… Er verzog keine Mine als sich Danica auch vor ihm verneigte. “Eure Hoheit.” flüsterte sie ihm zu. Verächtlich schnaubte der Prinz zur Begrüßung. So, als wäre es nicht seinem Stand ermessen so eine Begrüßung hinzunehmen. Für ihn sah Danica wie eine Bäuerin aus, die sich vor einem Kaiser verbeugte. Sein Vater sah ihn aber scharf an, räusperte sich vernehmlich, erst da änderte Joffrey seine Meinung und machte eine eher genervte, steife Verbeugung. “Es freut mich sehr euch kennen zu lernen Fräulein McNair.” Danica sah nun Hilfe suchend ihren Vater an. Doch der schwieg. Es war besser jetzt nichts zu sagen um beim König nicht in Ungnade zu fallen. Nach dieser recht kühlen Begrüßung wurde Danica auf ihr Zimmer gebracht. Es war am anderen Ende des Schlosses, weit weg von dem ihres Vaters, in der Nähe des Prinzen. Eine Zofe nahm sich ihrer an und richtete sie für das Bankett hübsch her. Es dauerte fast eine Stunde sie fertig zu machen doch das Ergebnis ließ sich sehen. Die Zofe bezeugte sie hätte noch nie so ein wunderschönes Mädchen gesehen. Der Prinz sollte sich glücklich schätzen so eine schöne Verlobte zu haben, meinte sie. Danica wurde etwas rot und ging dann aus dem Zimmer. Ein Diener wartete auf sie um sie in den Festsaal zu begleiten. Vielleicht war der Prinz nur etwas schlecht gelaunt, Danica würde wissen wie sie ihn erheitern könnte. Es war ein schöner Abend, zumindest in den Augen der beiden Väter. Für die beiden Kinder war er der reinste Alptraum. Der Prinz schien nie gelernt zu haben wie man tanzte. Schon eine Lüge. Das wurde Danica fast zum Verhängnis. Nicht einmal einen Walzer konnte er richtig tanzen. Sie versuchte den Fehltritten zu entwischen, doch trat der Prinz ab und zu doch noch auf die Füße. Sie wollte schon los schreien war für ein Einfallspinsel er doch sei, doch sie durfte ihre gute Erziehung nicht vergessen, außerdem spürte sie den strengen Blick ihres Vaters in ihrem Nacken. Erschöpft und mit Blasen an den Füßen, verbeugte sie sich vor ihm und ging sie zurück in ihr Zimmer schloss sich ein und schlief fast augenblicklich ein. “Das kann ja heiter werden…” murmelte sie niedergeschlagen, bevor sie die Augen zumachte. Es schien, dass diese Verbindung kein glückliches Ende nehmen würde. Die Jahre vergingen und Danica wuchs zu einer wunderschönen jungen Frau heran. Nun war sie schon vierzehn Jahre alt. In den letzten acht Jahren hatte sich ihre Abneigung zum Prinzen nicht gerade gebessert. Ein guter Fechter war er, keine Zweifel, doch auch der Edelmann schien erstunken und erlogen. Sie versuchte immer wieder Ausreden zu erfinden um ihn nicht treffen zu müssen. Es widerte sie förmlich an ihn treffen zu müssen. Eines Tages klagte sie an starken Bauchschmerzen. Ihr Vater ließ sie mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und einigen Dienern in ihrem Anwesen zurück. Der König hatte eine Treibjagd angekündigt an der auch sein Sohn teilnehmen sollte- um seine Jagdfähigkeit zu unterstreichen. Aber das junge Fräulein wusste es besser, für Joffrey waren die Tiere, die an den Wänden aushangen, die Tiere, die er je anfasste. Noch nie hatte er ein Tier erlegt, zumindest nicht durch einen Pfeil oder einer Lanze. Danica hatte sich schon immer gegen eine Jagd ausgesprochen, doch blieb ihr manchmal keine andere Wahl als mitzukommen. Und dann sah sie immer wie ihr Verlobter sich blamierte. Entweder er fiel vom Pferd oder er verfehlte das Tier um Meter. Dann immer gab er seinem Pferd die Schuld, es sei erschrocken oder hätte sich aufgebäumt, immer fand er Ausreden für seine Misserfolge. Diesmal hatte Danica Glück gehabt und schlich jetzt durch die verlassenen Korridore des Schlosses. Einer der Wachtürme war vor vielen Jahren abgebrannt, nur noch eine Ruine war davon übrig geblieben, die niemand betreten sollte. Schon immer hatte dieser Ort Danica angezogen. Und jetzt, da sie so zusagen allein war, wollte sie endlich den Aufstieg wagen. Sie kletterte die hölzerne Leiter hinauf bis sie fast in der Mitte des Turmes war. Dort gab es kein Licht und die Dämmerung setzte schon ein. Mit etwas Furcht im Herzen ging sie über die knarrenden Planken in eine bessere Überdachung. Hier war es trockener und auch etwas wärmer. Plötzlich hörte sie ein merkwürdiges Geräusch. Ein knarren der Holzplanken war es nicht. Auch keine verirrte Katze. Nein. Es hörte sich an als ob sich ein Mensch auf dem Boden robbend und schleifend in Sicherheit begab um nicht gesehen zu werden. Danica konnte gerade noch einen Fuß sehen der sich hinter einer Steinsäule versteckte. Mit immer schneller pochenden Herzen kam sie der Säule näher. Sie hätte fliehen sollen, doch hatte ihre Neugier die Oberhand gewonnen. Da packte sie jemand von hinten an den Schultern. Danica versuchte zu schreien, doch der Angreifer hielt ihr den Mund zu. Er war ziemlich stark, wie ein Schraubstock hatte er das verängstigte Mädchen im Griff. Der Unbekannte murmelte etwas in ihr Ohr, doch Danica verstand nicht was er sagte, sie hatte schreckliche Angst. Er leckte an ihrem Hals entlang hinunter bis zur Halsbeuge. Danica wimmerte bis sie schlussendlich in Ohnmacht fiel. Das letzte woran sie dachte, war warum sie die Torheit besessen hatte auf den Turm zu steigen. Kapitel 4: Ein neuer Freund --------------------------- Kapitel 4: Ein neuer Freund Danica stand wie geschockt mit dem Rücken zu dem Mann, der sie noch immer festhielt. Er leckte mit seiner Zunge ihren Hals. Seinen Atem konnte sie auf ihrer Haut spüren und sie bekam eine Gänsehaut. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Augen weiteten sich. Ihr Herz hämmerte ihr in den Ohren. Dann fiel sie in tiefe Ohnmacht… Als Danica wieder wach wurde lag sie auf dem Boden der Ruine des Wachturmes. Es war inzwischen dämmrig. Neben ihr kniete ein junger Mann. Seine Miene war besorgt. Langsam öffnete sie die Augen und sah in diese blutroten Augen des jungen Mannes. Er war geschätzt um die 20 Jahre alt. Hatte er sie vor dieser bedrohlichen Situation gerettet? Das Mädchen wusste es nicht. Als er sah dass Danica wach war fing er an zu lächeln. Vorsichtig hob er ihren Oberkörper an. “Endlich bist du wach. Geht es dir gut?” fragte er sie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Schlagartig zuckte Danica zusammen. Das war zu viel des guten. Retten war in Ordnung, gar eine edle Tat, doch dass ein Wildfremder eine Herzogstochter zu berühren wagte, war unverzeihlich. Danica stand zu schnell auf dass sie sofort das Gleichgewicht verlor und direkt in die Arme des Fremden fiel. “Vorsicht. Ihr müsst aufpassen.” sagte er und half ihr sich wieder richtig hinzustellen. “Was ist denn passiert?” fragte Danica noch ganz schwindlig. “Ihr wärt beinahe einem Vampir zum Opfer gefallen-” sagte er. Danica erschrak und fasste sich an den Hals. “Keine Sorge, er hat euch nicht gebissen. Er floh als er merkte dass ihr nicht allein wart.” Das junge Mädchen sah ihm in die Augen. In die Augen ihres Retters. Diese wunderschönen blutroten Augen… war er ein normaler Mensch der vor ihr stand? “Wie heißt ihr?” wollte sie wissen. “Mein Name ist Lewis. Und eurer?” “Mein Name ist Danica Lisa Katarina McNair. Ich bin die Tochter des Herzogs. Seid ihr eine der Wachen der Leibgarde des Königs? Ich habe euch hier noch nie gesehen.” Er sah Danica fragend an. Dann begriff er. “Oh…, ja natürlich. Ich gehöre der Leibgarde an.” sagte er etwas stockend. „Aber warum seid ihr hier in dieser Ruine?“ hackte sie nach. „Nun… ich… gehöre einer besonderen Einheit an.“ Sagte er schnell. Für Danica war es nicht sehr überzeugend, doch hatte sie auch keine Beweise dagegen. Doch dann griff sich Lewis an die Seite und sackte etwas zu Boden. Erschrocken stürzte das Mädchen zu ihm. “Was- was ist denn?” sie fing ihn auf und er lehnte sich an ihrem Oberkörper. “Meine alte Wunde… sie schmerzt.” stöhnte Lewis auf. “Darf ich mal sehen?” fragte sie vorsichtig und schob seinen Mantel etwas zur Seite ohne auf die Antwort zu warten. Doch dann nickte Lewis unmerklich und nahm die Hand weg. Vorsichtig öffnete Danica das Hemd das er anhatte. *Schon merkwürdig, in der Leibgarde des Königs sein und doch kein Kettenhemd tragen…* dachte sich Danica. Sie wusste nicht ob es die Wahrheit war, was er gesagt hatte, doch vielleicht war er so eine Art… Spion für den König. Ja, das musste es sein. Als Danica die Wunde sah, hielt sie geschockt den Atem an. Das war keine gewöhnliche Wunde. Sie hatte eine eklige violette Färbung und zog sich über die rechte Seite seines Rückens bis zum Bauchnabel hin. Danica kniff die Augen zusammen, riss ein Teil ihres Kleides ab und deckte die Wunde damit ab. Lewis konnte sich nur über dieses Mädchen wundern. So ein zartes Ding, obendrein noch eine Herzogstochter, verfällt nicht in einen Schreikrampf, oder gar in Ohnmacht, wenn es die Wunde eines Werwolfes sieht. Sie wusste nicht dass die Wunde von einer vergifteten Klinge stammte, die ihm ein Ritter des Königs zugetan hatte, doch das musste sie nicht wissen. Die Wunde würde in einer Nacht verheilt sein. Auch nicht was vorhin passiert war. Nicht Lewis hatte den Vampir in die Flucht geschlagen, er selbst war es gewesen, er sie hatte töten wollen. Doch dann hatte sein Verstand über seine innere Bestie gesiegt und er hatte von ihr abgelassen. Lewis war nicht dazu fähig, er konnte es nicht, so ein junges Mädchen zu töten. Danica erhob sich und lief zur Treppe von der sie gekommen war. “Wo wollt ihr hin?” rief er ihr nach. Danica drehte sich noch einmal zu ihm um und sagte: “Ich hole heilende Kräuter.” Antwortete sie und lief weiter. “Woher hast du diese Wunde?” fragte Danica als sie wieder bei ihm war. “Ich war auf Erkundungsmission für meinen König als ich von Barbaren angegriffen wurde. Ich konnte alle töten, doch verletzte mich einer dieser Barbaren mich mit einer vergifteten Klinge. Das war vor einem halben Jahr. Kein Arzt konnte mir helfen, und nun trage ich diese Wunde schon so lange mit mir herum.” er wandte das Gesicht von ihr ab und sah gen Himmel. Das war natürlich gelogen, doch wollte er das Mitleid dieses Mädchens austesten. Danica sah traurig zu Boden, wo die Mullverbände und heilenden Kräuter lagen die sie von einem ihrer Ärzte bekommen hatte. Sie hatte sie von einem Arzt erhalten indem sie gesagt hatte, dass sie etwas Schmerzen habe und eine kleine Wunde am Knöchel die sie selbst behandeln würde. Sie verbot ihrem Arzt auch nicht davon ihrem Vater zu sagen. Und doch… dieser Mann würde wahrscheinlich daran sterben, wenn sie nichts dagegen tun würde. Langsam legte Danica einen Arm um ihn um ihn zu trösten. Etwas überrascht sah er zu dem Mädchen. Verständnisvoll schloss er die Augen und lehnte sich etwas gegen sie. Die Scheu und sie Abneigung, die Danica im ersten Moment aufgelegt hatte waren verschwunden. Jetzt war es, als kenne sie Lewis schon seit Ewigkeiten. Kapitel 5: Jemand, der mich versteht ------------------------------------ Kapitel 5: Jemand, der mich versteht Nach einer Weile öffnete Danica wieder die Augen und sah sich um. Sie erschrak. “Oh mein Gott es ist schon fast Abend. Ich muss mich noch für das Abendessen fertig machen. Vater ist vielleicht auch schon von der Jagd zurück.” sagte sie und stand auf. Lewis sah ihr nach wie sie die Treppe hinuntereilte. “Danica!” Das Mädchen drehte sich um. Lewis stand auf und wank ihr zum Abschied. “Danke dass du dich um mich gekümmert hast!” Danica lächelte, wank ihm zum Abschied und verschwand dann in der Burg. Sie konnte gerade noch vor ihrem Vater in ihrem Zimmer ankommen. Schnell zog sie sich mit Hilfe ihrer Zofe um und verließ dann mit ihrem Vater ihr Zimmer. Im Speisesaal warteten schon der König, Prinz Joffrey, ihre Mutter und der halbe Hofstaat auf die beiden. Sofort erhob sich der Kronprinz um seine Zukünftige auf ihren Platz zu geleiten. Danica dankte ihm und sah sich reih um. Die meisten Anwesenden kannte sie nicht, doch würde Danica sie alle spätestens in vier Jahren kennen lernen wenn die Hochzeit bevorstand. Ihr Vater und der König unterhielten sich angeregt miteinander, doch niemand sprach mit dem Mädchen. Trotzdem verzog Danica keine Miene. Sie wusste dass man als Frau den Mund zu halten hatte wenn man nicht gefragt wurde. Nach dem Essen geleitete Prinz Joffrey sie zurück auf ihr Zimmer. Er war schon leicht angetrunken von dem besten Wein den Danicas Vater kelterte. Als sie vor ihrer Tür ankamen drehte sich die Herzogstochter noch mal um. “Ich danke euch, Eure Hoheit, dass Ihr mich zu meinem Zimmer gebrach habt. Und Eure Konversation war wirklich bereichernd.” sagte sie freundlich. Das mit dem Gespräch war gelogen, er hatte sie die ganze Zeit über ignoriert. Der Angesprochene lächelte sie zufrieden an und beugte sich vor um sie zu küssen. Doch Danica drehte sich geschwind um und wollte schon die Tür öffnen als sie die Stimme des Prinzen hinter sich flüstern hörte. “Eigentlich könnte man uns schon jetzt vermählen. Ich nehme an dass du deine monatliche Blutung schon längst hast. Du könntest mir auch jetzt schon einen Sohn schenken.” sagte er und griff ihr in den Schritt. Danica bekam eine Gänsehaut und hatte die Türklinke schon gepackt um sie hinter sich zuzuschmeißen, doch Joffrey packte sie an den Oberarmen. In dem Moment drückte Danica die Klinge nach unten und die Tür öffnete sich. Der Prinz grinste, für ihn war das praktisch wie eine Einladung und er drückte sie mit Gewalt in ihr Zimmer. Dort schmiss er sie aufs Bett. Reglos blieb Danica auf der Decke liegen. Dann beugte er sich über sie und zog sie unter sich. “Du bist so ein wunderschönes Ding. Vielleicht ändere ich meine Meinung über dich noch einmal.” flüsterte er und fasste ihre Brüste an. “Bitte Eure Hoheit. Lasst mich los.” flehte die verängstigte Danica, doch er hörte nicht auf sie. Jetzt schob er ihren Rock höher und löste die Schnalle seiner Hose. Sofort schnellte Danicas Hand runter zu ihrem Rock um ihn wieder zu richten. Das machte Joffrey nur noch wütend und zerriss ihr Oberteil. “Es wird zwar einen Komplott geben, doch wer wird dir schon glauben? Niemand. Ich werde sagen dass du mich verführt hast und du mich mit deinen weiblichen Reizen verhext hast. So etwas kannst du doch sehr gut, nicht wahr, kleine Hexe?” Er drückte ihr grob einen Kuss auf den Mund. Danica schloss die Augen und hoffte nur dass sie von irgendwem befreit werden würde, irgendwer… egal wer… Plötzlich hörten sie Schritte auf dem Flur. Schnell sprang Prinz Joffrey auf und zog sich die Hose wieder zu Recht. Kaum hatte er seine Hose geschlossen, schlug schon die Tür auf. Verschreckt sah Danica in die Augen ihres Vaters. Verwirrt sah sich der Herzog im Zimmer um. “Was ist denn hier los?” fragte er als er das zerrissene Kleid ihrer Tochter sah. “Oh, Herzog McNair!” begann Joffrey. “Eure Tochter hatte meine Trunkenheit ausgenutzt um mich zu verführen.” sagte er zu ihm. “Was? Ist das wahr?” er richtete seinen Blick auf seine Tochter. So hatte er sie noch nie angesehen. Danica schüttelte nur mit dem Kopf und sagte unter Tränen. “Nein, es ist nicht wahr. Bitte glaubt mir Vater.” Daraufhin herrschte lange Schweigen. “Wir werden morgen darüber reden.” schloss er und gemeinsam mit Joffrey verließ er das Zimmer. Sein letzter Blick auf Danica war voller Hochmut. Verzweifelt schlang Danica ihre Arme um ihre Beine. Das Mädchen fühlte sich wie schon so oft in ihrem Leben so hilflos. Sie sah aus dem Fenster. Es hatte begonnen zu regnen und sie sah zu wie die Topfen sachte gegen das Fenster schlug. Ihr Gesicht wechselte schlagartig von Trauer in Wut. Sie schnappte sich einen langen Reisemantel und lief in Richtung des verlassenen Wachturmes. “Lewis? Lewis! Bist du da?” “Oh hallo, meine kleine Retterin. Du bist ja wieder da.” Die Stimme des jungen Mannes erklang hinter ihr. Sie drehte sich schlagartig um und wäre beinahe in seine Arme gefallen. “Oh, Vorsicht.” er lächelte. Als er ihr Gesicht sah änderte sich seine Miene. Besorgt hob er ihr Kinn hoch. “Was ist denn?” “Prinz Joffrey wollte mich gerade vergewaltigen und mein Vater platzte kurz danach ins Zimmer, doch glaubte er mehr den Worten des Prinzen als mir, seiner eigenen Tochter. Er tischte ihm eine glatte Lüge auf.” sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Auch Lewis wurde nun wütend. „Das kann doch nicht sein. Ich kenne meinen jungen Herren nicht so.” murmelte er. Er wählte mit Absicht die Worte, damit seine Maske des Spiones noch aufrecht hielt. „Aber ich glaube dir Danica.“ Erwiderte er trotzdem. Er schlang ihre Arme um sie. Es war merkwürdig… Er gab ihr das Gefühl verstanden zu werden, auch das Gefühl der Geborgenheit machte sich in ihr breit. Es war als ob die bloße Anwesenheit von ihm alle Probleme in ihr vergessen ließ. Langsam hob sie ihren Kopf zu ihm hoch und sah in seine Augen. “Danke…” flüsterte sie und klammerte sich in sein Hemd. Mehr sagte sie nicht, doch verstand Lewis wofür sie sich bedankte. “Nicht der Rede wert.” entgegnete er lächelnd. Er konnte hören wie sie leise seufzte. Kapitel 6: Ich sehe dich, so wie du bist ---------------------------------------- 6.Kapitel: Ich sehe dich, so wie du bist Sie blieben noch lange so stehen. Doch dann löste sich Lewis aus der Umarmung. “Es ist besser wenn du jetzt zurück in dein Zimmer gehst. Es ist nicht gut, wenn dich deine Zofe nicht in deinem Zimmer weiß.” sagte er. Danica sah ihn an und nickte. “Ich danke dir.” sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Etwas überrascht sah der junge Mann sie an. Ihr schoss die Röte ins Gesicht und Danica drehte sich von ihm weg um die Blöße nicht zu verlieren. Doch Lewis nahm sanft ihr Gesicht in seine Hände und hob es hoch. Dann beugte er sich über sie und gab ihr den Kuss zurück, nur küsste er sie auf den Mund. Diesmal war Danica überrascht, doch schloss sie nach wenigen Augenblicken ihre Augen und genoss mit jeder Faser den Kuss nach dem sie sich so lange gesehnt hatte. Dieser Kuss hatte nicht mit dem gemein, den sie von Joffrey erhalten hatte. Dieser… war leidenschaftlich… lieblich… und doch… voller Bitterkeit. Doch Danica schob ihn von sich weg und sah ihn nicht mehr an. “Was mache ich hier überhaupt?” schrie sie auf und lief fort von ihm. Ihr Stand kam ihr in den Sinn. Was für eine Schande sich so in einen einfachen Spion anzuvertrauen. Lewis blieb zurück, den süßen Geschmack ihrer Lippen auf den seinen. Wie weich sie sich angefühlt hatten. Er wollte sich nicht eingestehen, doch… hatte er sich in das Mädchen, das er noch vor kurzem als eine Mahlzeit gesehen hatte, verliebt. Tränen schossen in Danicas Augen während sie zu ihrem Zimmer lief, doch wischte sie die Tränen sofort wieder weg. Sie wollte keine Schwäche zeigen, obwohl sie niemandem auf dem Weg begegnete. Vergessen war der Fluchtversuch, wofür sie den Reisemantel eigentlich gebraucht hatte. Schnell schloss sie die Tür hinter sich zu und schmiss sich aufs Bett. Bittere Tränen rannen über ihr Gesicht. “Was habe ich nur getan? Ich bin verlobt… verfluchter Joffrey…” schluchzte sie und klammerte sich verzweifelt in ihr Lacken. Bis sie endlich einschlief. Am nächsten Morgen wachte sie mit verquollenen, roten Augen auf. Schnell schlich sie sich ins Bad und wusch sich selbst. Doch selbst wenn ihre Zofe sie gesehen hätte, sie hätte angenommen dass es vom Vortag mit dem Prinzen Joffrey zu tun gehabt haben musste. Als sie fertig gewaschen war hatte sie einen Entschluss gefasst. Ihre Zofe hatte derweil ihre Sachen aus dem Schrank geholt und sie angekleidet. Dann ging sie zum Frühstück. Ihre Mutter saß mit ihren Stiefkindern und ihrem kleinen Bruder am Tisch und aßen Frühstück. “Guten Morgen Danica. Komm setz dich zu uns.” sagte ihre Mutter und bot ihr einen Platz neben sich an. Das Mädchen setzte sich und schon brachte eine Magd ihr etwas zu essen. Doch sie hatte nicht so Recht Hunger. Abwesend kaute sie an ihrem Brot herum. Ihre Geschwister beobachteten sie besorgt, als dann ihr Vater den Raum betrat sahen sie alle betreten zu Boden. Ihr Vater räusperte sich und sah seine jüngste Tochter eindringlich an. “Danica. Ich möchte mit dir unter vier Augen reden.” Danica seufzte leise und erhob sich. “Entschuldigt mich.” sagte sie, verbeugte sich vor ihren Geschwistern und folgte ihrem Vater. Danica und er gingen in das Vorzimmer seines Arbeitszimmers. “Ich möchte wissen ob es wahr ist dass du deinen Verlobten verführt haben sollst.” begann er nach dem der die Tür geschlossen hatte. “Vater… das ist nicht wahr. Bitte glaubt mir. Er hatte versucht mich zu vergewaltigen. Er war betrunken.” Ihr Vater schwieg lange. Dass Joffrey zu viel Wein getrunken hatte, hatte selbst er bemerkt. „Ich will die Worte nicht in den Mund nehmen die er gebrauchte, doch wollte er mich entjungfern und noch weitere grausame Taten begehen.“ Sprach das Mädchen weiter. “Ich weiß nicht wem ich glauben soll.” sagte er dann leise. Damit war das Thema für beide beendet. Er sagte er wolle mit dem König reden und auch mit Joffrey. Doch Danica glaubte nicht im Ernst daran dass ihre Version durchkommen würde. Und sie sollte doch Recht behalten: Der König glaubte der Version von Danica, doch da Joffrey bei seiner Version blieb, herrschte Stillstand in diesem Thema. Der Kronprinz beachtete sie keine weitere Sekunde. Immer wenn sie einander besuchten würdigte er sie keinen Blickes oder wenn Danica in einem Raum erschien, wo auch Joffrey war, entschuldigte er sich und verließ das Zimmer. Nach ein paar Monaten hatten alle außer Danica und Joffrey das Thema vergessen. Zu diesem Zeitpunkt plante Danicas Vater etwas. Er wollte die Burg umgestalten. Dafür sollte die Turmruine in der Lewis hauste abgerissen werden. Danica hatte mittlerweile herausgefunden dass er nicht in der Leibgarde des Königs war, da er auch immer in der Ruine hauste, wenn der König abgereist war. Er hatte zugegeben dass er ein Landstreicher war und eine Unterkunft gesucht hatte. Doch dass er ein Vampir war, verschwieg er weiterhin. Er fürchtete vor der Reaktion Danicas. Aber sie verstand es, denn sie hatte sich in ihn verliebt und er in sie. Als sie davon erfuhr, dass der Turm zerstört werden sollte war sie zu ihm geeilt und es ihm erzählt. “Du musst so schnell wie möglich von hier fliehen. Wenn mein Vater erfährt dass hier ein Landstreicher lebt wird er dich töten lassen.” Schmerzlich sah Lewis sie an. “Du hast Recht. Ich werde heute Nacht gehen.” “Warte auf mich wenn du gehst, ich will dir noch etwas mit geben.” sie küsste ihn und lief wieder zurück. Der Tag neigte sich dem Ende und Danica schlich sich wieder zur Ruine. Lewis war schon fertig und wartete auf seine Liebste. Sie umarmte ihn, dann gab sie ihm ein kleines Päckchen. “Was ist das?” er sah sie fragend an. “Etwas zu essen und ein kleines Andenken von mir, damit du mich nicht vergisst.” Er besah sich den Proviant und auch das kleine Geschenk. Es war eine Kostbare Kette aus purem Gold, die Danica einst zu ihrem Geburtstag erhalten hatte. “Ich danke dir mein Schatz. Ich werde dich nie vergessen. Doch jetzt muss ich gehen. Ich werde immer an dich denken. Und dies-” er hielt die Kette hoch. “Werde ich dir zurückgeben wenn wir heiraten.” Gerührt von den Worten kamen dem Mädchen die Tränen. Sie wusste dass dieser Tag nie kommen würde, doch die Vorstellung an diesen Tag war zu schön um sie zu vergessen. “Kommst du mich besuchen?” “Natürlich. Ohne dich könnte ich nicht mehr leben. Ach und…” er drehte sich noch einmal um und holte eine kleine Kette aus Silber unter seinem Mantel hervor. Sie hang um seinen Hals. An ihr hang ein kleiner Anhänger in Form einer Muschel. “Dies soll dich beschützen vor allem bösen.” vorsichtig legte er ihr die Kette an. Danica sah sich die Kette an und kämpfte mit den Tränen. Er küsste sie sanft auf die Stirn und eilte dann die Treppe hinab. Danica sah ihm traurig nach. Wie lange würde es dauern bis sie ihn wieder sehen würde. Zwei Schmetterlinge flogen an ihr vorbei, umschwirrten einander und es war, als liebkosten sie sich. Danica drehte sich gen Sonnenuntergang und lächelte… *Ende* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)