Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 172: Fische streicheln ------------------------------ 172) Fische streicheln Als er m nächsten Morgen erwachte, sah er sich den grünen Augen seines Bruders gegenüber, die ihn interessiert beobachteten. „Hey“, sagte er verschlafen und stemmte sich auf einen Ellenbogen. „Gut geschlafen?“ Dean nickte. „Und Caro auch?“ Wieder nickte der Blonde. „Hast du Hunger?“ Noch ein Nicken. „Hast du deine Zunge verschluckt?“, wollte der Jüngere wissen und blickte ihn besorgt an. Diesmal war die Antwort ein Schulterzucken und ein leichtes Grinsen. Sofort drehte sich Sam noch etwas weiter zu seinem Bruder, schlug die Decke zurück und begann ihn zu kitzeln. „Dann muss ich das wohl ganz genau kontrollieren!“ Dean wand sich und strampelte. Kichernd japste er immer heftiger nach Luft und versuchte den Langen irgendwie abzuwehren. „Nich“, keuchte er. „Doch nicht verschluckt“, stellte Sam zufrieden fest. „Also wie sieht es aus. Wollen wir frühstücken? Worauf hast du Hunger?“ Dean schwieg und blickt ihn mit großen Augen an. „Ich kann auch beim Sprechen helfen“, sagte er ernst und legte ihm die Hand auf die Rippen. „Nich wieder kitzeln!“, forderte Dean schon wieder kichernd. „Wenn du mir sagst, was du essen möchtest.“ „Weiß ich nich!“ „Was hältst du davon, wenn wir endlich aufstehen, unsere Zelte hier abbrechen und in einem Diner frühstücken bevor wir weiterfahren?“ „Zelte?“ Sam holte tief Luft und überlegte, bevor er sagte: „Das ist eine Redewendung und meint, dass wir den Ort hier verlassen.“ Dean nickte und rutschte aus dem Bett. „Wann sind wir da?“, wollte der Blonde wissen und rutschte unruhig auf der Rückbank hin und her. „Im nächsten Ort halten wir an“, versprach Sam. „Hab Hunger!“ „Da gibt es bestimmt auch ein Diner, in dem wir essen können.“ „Caro hat auch Hunger“, quengelte der Blonde weiter. „Dean, bitte. Ich verspreche dir, dass wir im nächsten Ort anhalten.“ Sam war kurz davor seinem nervenden Bruder zu packen und zu schütteln und danach würde er sich eine reinhauen. Hatte ihm der gestrige Wutanfall nicht gereicht? Sein Bruder hatte auch nach diesem Anfall kaum Bewegung gehabt und dabei hatte er sich doch vorgenommen, ihn endlich mal richtig auszupowern. Dean hatte zwar als Kind viel in Motelzimmern hocken müssen, weil er auf ihn aufpassen musste. Doch da konnte er sich wenigstens in der Schule bewegen. Jetzt saß er schon seit Tagen nur auf seinem Hintern. Das konnte ja nicht gut gehen und der nächste Ausbruch würde folgen, wenn er nicht endlich was dagegen unternahm. Er hatte schon vor einer halben Stunde anhalten wollen, doch der Ort durch den sie gefahren waren hatte ihm aus irgendeinem Grund nicht gefallen. Warum auch immer. Jetzt hatte er das Problem, dass Dean quengelte. 'Wirklich toll gemacht, Sam!' lobte er sich in Gedanken. Erleichtert atmete er auf, als er das Ortseingangsschild sah. Sofort suchte er nach einem Hinweisschild für ein Motel und was noch viel wichtiger war, einem Diner. Dean hatte sich heute morgen beim Frühstück so mustergültig benommen, dass er beschlossen hatte, dass es besser für ihre Ernährung war, wenn er nicht mehr kochen und sie stattdessen essen gehen würden. Zwei Straßen weiter gab es die beste aller Varianten. Ein Motel mit angeschlossenem Diner und einen Supermarkt gab es auch gleich einen Block weiter. „Na komm. Gehen wir zuerst einmal essen“, sagte er und stieg aus. Dean griff nach seinem Plüschtier und wollte es mitnehmen. „Schau mal, er ist doch ganz müde“, begann Sam, und deutete auf den Esel, der auf der Seite lag. „Willst du ihn nicht hier lassen?“ „Aber er hat Hunger!“ „Wir holen ihm nachher etwas Gras. Das mag er bestimmt lieber, als das was es in dem Diner gibt.“ „Aber...“ „Guck mal. Er schläft doch schon!“ Widerstrebend ließ Dean sein Kuscheltier los und folgte seinem Bruder in das Diner. Sam bestellte, kaum, dass sie saßen und dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis sie ihr Essen auf dem Tisch hatten. Pommes und Chickenwings mit viel Ketchup waren für den Blonden auch nicht das Problem. Nur die Erbsen schob er angewidert von einem Rand des Tellers zum andern. „Die solltest du aber auch essen!“, erklärte Sam, „Die sind gesund.“ „Mag nicht!“ „Es gibt da ein Spiel“, begann Sam eine ganze Weile später, als sie schon fast mit essen fertig waren. „Spiel?“ Dean wurde hellhörig. „Ja, Spiel.“ „Und welches?“ „Erbsen fangen.“ Sam musste sich das Lachen verkneifen. So sehr wie er sich alles aus der Nase ziehen ließ, schien sein Bruder wirklich neugierig zu werden. „Aber das willst du bestimmt nicht spielen.“ „Warum?“ „Weil man die gefangenen Erbsen dann auch essen muss!“ Eine Weile starrte der Blonde auf seinen Teller, ohne ein Wort zu sagen. „Und wie geht das?“ „Du nimmst deine Gabel, so, und versuchst die Erbsen zu fangen.“ Sam hielt seine Gabel senkrecht über Deans Teller und versuchte die grünen Kugeln aufzuspießen. Der Blonde schaute ihm zu und kämpfte mit sich. Das sah lustig aus, aber Erbsen essen? Sam machte unbeirrt weiter und das Gemüse wurde zusehends weniger. Zögernd nahm er seine Gabel in die Hand und begann nun seinerseits auf die Erbsen einzustechen. Diese Aktion sah weder so elegant aus wie bei Sam, noch hatte sie annähernd den gleichen Erfolg, aber er hatte Spaß. Der jüngere Winchester nahm seine Gabel zurück. Selbst wenn Dean nur ein paar Erbsen wirklich aß, hatte er erreicht, was er wollte. Er versuchte ernst zu bleiben. Doch bei dem Anblick des vom Teller hüpfenden, und über den Tisch rollenden Gemüses, war das ziemlich schwer, aber die giftig starrende Bedienung stellte seine Beherrschung noch zusätzlich auf eine harte Probe. So langsam sollte er sich wirklich mal eine Erklärung für Deans Verhalten überlegen. 'Eine Hexe hat ihn vermutlich verzaubert', zog da ja wohl höchstens bei einem Psychologen, um sie als besonders interessant einzustufen. Endlich war die letzte Erbse unter dem Tisch verschwunden und Dean legte seine Gabel mit deutlichem Bedauern im Gesicht weg. Beim Bezahlen legte Sam ein ordentliches Trinkgeld auf den Tisch und hoffte so die Bedienung gnädig zu stimmen. Immerhin würden sie hier wohl noch mindestens einmal essen wollen. Mit dem Zimmer hatten sie richtiges Glück. Es war gemütlich eingerichtet, hatte eine eigene Kochecke und das Fenster lag außerdem zur ruhigeren Seite. Er gab dem Blonden als Erstes die Kiste mit dem Spielzeug und Dean holte sich auch sofort den Feuerwehrtruck heraus, doch er spielte ziemlich lustlos damit. 'Wir müssen unbedingt mal raus!', überlegte er. Er fasste Dean am Arm. „Na komm, wir machen einen Spaziergang“, sagte er und schaute seinem Bruder in die Augen. Sofort verspannte sich der Blonde. Mit Sam einkaufen fahren war ja noch okay, und essen gehen auch, aber spazieren gehen? „Ich bin bei dir Dean und ich verspreche dir, immer in Hörweite zu bleiben. Außerdem sind wie hier weit genug weg von den bösen Menschen. Dir wird niemand etwas tun!“ Der Ältere schüttelte stur den Kopf. „Komm schon. Ich sehe doch wie gerne du raus willst. Du zappelst schon die ganze Zeit herum. Immer nur im Zimmer ist doch öde! Wir machen einen kleinen Spaziergang und wenn du wieder rein willst, sagst du einfach Bescheid. Okay?“ Ergeben nickte der Blonde. Der Lulatsch gab ja eh keine Ruhe. Seine Angst wurde dadurch allerdings auch nicht gemildert. Schnell half Sam seinem Bruder die Jacke anzuziehen, bevor er es sich doch wieder anders überlegte, nahm seine vom Haken und sie gingen nach draußen. Sie liefen ein paar Straßen entlang. Dean hielt sich immer dicht bei seinem Bruder und Caro dicht an sich gepresst. Seine Lust auf diesen Spaziergang wollte sich nicht steigern. Dann bog Sam in einen Park ab und nahm den Weg, der laut Wegweiser zu einem Teich führte. Der Blonde schob sich noch dichter an seinen Bruder heran. Sam beschloss dieses Verhalten zu ignorieren. Wenn er jetzt mit ihm zurück ins Zimmer ginge, würde er ihn nie wieder vor die Tür bekommen und wenn in dem Körper auch nur ein Bisschen Dean steckte, dann wäre er vor unterdrücktem Bewegungsdrang nicht mehr zu bändigen. Unauffällig schaute er sich um. Hier waren kaum Menschen und er hoffte, dass das auch seinem Bruder auffallen würde. Am Teich angekommen setzte er sich auf eine Bank und hielt sein Gesicht in die Sonne. Es war wunderbar ruhig hier und er genoss die würzige Luft und die wärmenden Strahlen. Dean tat es ihm gleich. Doch lange hielt es ihn nicht auf der Bank. Er stand auf und untersuchte die nähere Umgebung. Sam öffnete blinzelnd ein Auge und lächelte. Er hatte recht gehabt. Deans Neugier war größer als seine Angst. Er schloss sein Auge wieder und genoss weiterhin die Sonne. Dean entfernte sich immer weiter. Er fand die ersten Blumen und entdeckte darauf einen Schmetterling, den er verfolgte, als der weiter zog. Langsam näherte er sich dem Teich. Sam warf einen weiteren Blick auf seinen Bruder. Der schien vollkommen versunken darin, etwas zu beobachten. Er lächelte und schloss seine Augen wieder. In Gedanken wälzte er ihr Problem von einer Seite auf die andere. Irgendwo musste er doch mehr als einen Ansatz finden können! Dean verfolgte den Schmetterling immer weiter. Wenn der sich setzte, hockte auch er sich hin und wartete. Ein paar Mal hatte er versucht, das zarte Gebilde zu berühren, doch sobald er ihm mit seinen Fingern zu nah gekommen war, hatte der sich wieder in die Luft erhoben und war zur nächsten Blüte geflogen. Jetzt machte er sich wieder auf den Weg und landete auf dem feuchten, leicht schlammigen Ufer des Teiches, wo er einen Augenblick verweilte und dann über den Teich davonflog. Dean lief auf die Holzbrücke, die den Teich bogenförmig überspannte. Sein Blick glitt suchend über das Ufer und blieb an zwei großen, silbrig glänzenden Fischrücken hängen. Der Schmetterling war vergessen. Im Teich schwammen noch kleinere rote Fische umher. Sie flitzten durcheinander. Doch die beiden Großen standen still. Das silberne Glänzen schlug den Winchester in seinen Bann. Er ging von der Brücke und suchte sich einen Weg über nasse Steine. Immer näher kam er dem Objekt seiner Begierde. Doch dann trat er auf einen wackligen Stein. Mit den Armen rudernd versuchte er das Gleichgewicht zu halten. Es hatte keinen Sinn. Er gab ein erschrockenes Keuchen von sich und plumpste ins Wasser. Sam schrak hoch. Noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, war er schon auf dem Weg zum Teich. Dean lag strampelnd und um sich schlagend im Wasser. ‚Wenigstens ist er auf dem Rücken gelandet’, ging es Sam durch den Kopf. „Halt still, Dean!“, rief er und suchte nach einem halbwegs trockenen Weg um seinen Bruder zu retten. Es gab keinen. „Dean, bitte. Hör auf so rumzuspritzen!“, forderte er ruhig. So schnell er konnte watete er in den Teich. Zum Glück war sein Bruder dicht am Ufer in den Teich gefallen, so dass er nur bis etwas über die Knöchel in das doch noch empfindlich kalte Wasser gehen musste. Er packte seinen Bruder am Arm und zog ihn zu sich heran, fasste ihn unter den Armen, zog ihn hoch und auf die Knie und schaffte es dann ihn ganz aus dem Wasser zu bekommen und auf der angrenzenden Wiese auf die Beine zu stellen. Zitternd stand der Ältere da und rührte sich nicht. Jetzt endlich wich seine Angst der Wut über den Blödsinn, den sein Bruder da angestellt hatte. „Verdammt noch mal, kann mal dich keine Minute aus den Augen lassen?“, platzte er wütend hervor. Der Blonde starrte auf seine Füße. „Was sollte das denn werden, Dean?“ „Wollte die streicheln“, nuschelte der Blonde leise. „Was wolltest du streicheln?“ „Da waren so große silberne…“, erklärte der Blonde stockend. Seine Zähne schlugen immer lauter aufeinander. „Du wolltest Fische streicheln?“ Dean nickte schniefend und Sam wusste nicht, ob er lachen, oder entsetzt sein sollte, wegen dieser Idee. Hatte Dean das wirklich ernsthaft gewollt? Er musterte seinen Bruder. Und jetzt endlich ging ihm auf, dass der am ganzen Körper durchnässt war und das Wetter nun wirklich nicht zu Baden einlud. Hecktisch versuchte er den Blonden aus seiner Jacke zu schälen. Dean versteifte sich immer mehr. „Komm schon. Wir müssen dich aus deinen nassen Sachen bekommen“, versuchte Sam ihm gut zuzureden. „Du willst doch nicht krank werden!“ Der Blonde reagierte kaum. Er starrte noch immer auf den Boden. Mit zitternden Fingern befreite Sam ihn langsam aus Jacke, Hemd und Shirt und zog dann seine Jacke und das Hemd aus. Schnell schob er Deans Arme in die Ärmellöcher des Hemdes, knöpfte es mit fliegenden Fingern zu und zog ihn die Jacke an. Er schloss den Reißverschluss und versuchte den Blonden ein wenig warm zu rubbeln. Die nassen Sachen hob er auf, fasste Dean bei der Hand und machte sich schleunigst auf den Weg zurück zu ihrem Motel. Dean musste fast rennen um mit den langen Schritten des Dunkelhaarigen mithalten zu können. Und zum ersten Mal seit er nicht mehr er selbst war, sah er auch äußerlich aus wie ein Kind. Sams Jacke war ihm zu groß und Caros Hinterbeine schlugen gegen seine Wade. Die Menschen, die ihnen entgegen kamen starrten ihnen nach, erklärten sie innerlich für verrückt und gingen weiter ihrer Wege. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)