Nur einmal Glück von Izuna12 (Zwei Schicksale) ================================================================================ Kapitel 7: Alles verloren ------------------------- Selbst nach dem Unterricht regte Nicki sich noch auf. Langsam aber sicher ging es ihr auf die Nerven wie ihre Freundin sie zu nölte. „Kannst du nicht einmal Luft holen? Nicki es ist nichts passiert und außerdem was regt dich so auf. Du warst es doch nicht“; schnaufte Chrissy. Nicki stoppte nicht weil sie atmen musste, sondern ihr stockte der Atem. Behauptete sie gerade, weil sie es nicht war, sollte sie das kalt lassen? Nickis Kopf wurde hoch rot vor Wut und sie ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen als würde dieser Tonnen wiege. Erst dann fand sie die kraft einige verwirrte jedoch wütende Worte an ihre Freundin zu richten: „Sag mal weißt du eigentlich was du da sagst? Wir kennen uns jetzt so lange und nun kommst du mit so etwas? Was ist los mit dir?“ Beide waren auf dem Weg zum Mathematikraum als dieses Gespräch stattfand und sie blieben in einem leeren und relativ schlecht beleuchteten Gang stehen. Chrissy ließen diese Fragen kalt, zu genervt war sie von dem vorhergegangenen Monolog. Sie erwiderte nichts und wollte einfach weiter gehen. Unfähig sich zu bewegen starrte Nicki ihr nach. Erst als Chrissy um die Ecke gebogen war hörte sie, wie ihre Freundin in die andere Richtung lief. Die Schritte schallten schnell und laut durch den Gang und entfernten sich immer mehr von ihr. Auch drang einen leises Schniefen durch zu ihr. Nicki war verletzt, nur tat es ihr nicht leid. Vielleicht war es genau das was sie brauchte. Ruhe. Die beiden würden sich schon wieder vertragen. Geistesabwesend lief sie durch die Gänge und missachtete die Personen vor ihr. Erst kurz vor der Treppe, die sie hinauf musste um zum Unterrichtsraum zu kommen, bemerkte sie das jemand in ihrem Weg stand. Er war groß und sehr stark gebaut. Sie erinnerte sich ihn schon einmal gesehen zu haben, bei der Besprechung damals. Und dann wurde ihr klar, dass er auch aus ihrer Klasse war. Immer hatte sie ihn missachtet und heute war er, zumindest bis jetzt, nicht im Unterricht gewesen. Er war nicht alleine, vier weitere Typen standen bei ihm und alle sahen sehr grimmig und finster aus. Dann jedoch stieg ihr ein Geruch in die Nase der dazu führte das ihre Augen sich ängstlich weiteten. Dieses Aftershave, dieses aufdringliche, sie kannte es aus der letzten Nacht und nun versuchte sie langsam wieder rückwärts zu gehen. Der große Typ vor ihr warf den Kopf leicht nach vorn. Er deutete seinen Leuten an sie zu schnappen. So schnell wie ihre Beine sie trugen rannte sie wieder in den Gang aus dem sie gekommen war. Sie fühlte sich wie in dem Augenblick, als sie in der dunklen Straße vor ihnen wegrannte und hoffte inständig das Bryan ihr wieder helfen würde. Doch er war nicht da. Wäre doch Nicki nur da. Sie hatte den Gang durchquert und lief zum Hof, dort sollten einige Personen sein, da wäre sie sicher. Doch sie wurde von vier starken Armen geschnappt und an die Wand gedrückt. Da kam er, langsam, arrogant und siegessicher auf sie zu. Der Geruch brannte ihr in der Nase und die Bilder der letzten Nacht überschwemmten sie. „Na? Du erinnerst dich also“, knurrte Leon. Sie drehte den Kopf weg und versuchte sich zu befreien. Leon jedoch packte sie am Kinn und drehte ihr Gesicht zu ihr. Dann grinste er und erklärte sein Vorhaben: „Keine Angst, ich tu dir hier nichts. Wir haben eine ganz andere Überraschung für dich. Die Anzeige trag ich dir nach. Ich weiß das du mit dem komischen Typ bei den Bullen warst. Weißt dir anders wohl nicht zu helfen. Aber wie auch, ohne Mami und Papi bist du ja nichts wert!“ Es war wie ein Messer das sie durchbohrte. Woher wusste er das? Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände und nun lachte die Gruppe lautstark. „Ja ich weiß das deine Eltern zu blöd zum Fahren waren und dabei verreckt sind. Du arme kleine Schlampe. Aber glaub mir, dein Alptraum ist noch nicht vorbei. Ich mach dir dein Leben zur Hölle“, sprach er, drückte ihren Kopf nach rechts und dann wurde sie losgelassen. Sie sackte zusammen und wurde alleine gelassen. Woher wusste er davon? Woher konnte er das wissen, sie hatte niemanden außer Nicki etwas davon erzählt und in der Zeitung wurden die Namen verändert. Der Unfall war schrecklich gewesen. Ihre Eltern wollten sich mit Freunden treffen und ein schwarzer BMW hatte sie von der Straße gedrängt. Es waren wohl Jugendliche gewesen die zu viel getrunken hatten. Der Wagen war gestohlen und die Schuldigen waren nicht mehr da als die Polizei eintraf. Bis heute wurden sie nicht gefunden. Sie befand sich im hinteren Teil des Schulgebäudes und Mathe war ihr letztes Fach gewesen. Doch sie ging nicht hin. Sie blieb dort sitzen und weinte. Angst, Verzweiflung, es waren zu viele Gefühle die auf sie einbrachen. Nach dem Unterricht sollte sie eigentlich auf ihn warten. Gut, jetzt wartete er auf sie. „Komisch, sie hätte doch vor mir draußen sein müssen. Na ja vielleicht ist sie noch auf Klo oder hat sich mit ihrer Freundin verquatscht“, dachte sich Bryan der noch immer seinen Anzug trug und vor der Schule auf sie wartete. Er hatte keine Zeit mehr gehabt sich um zu ziehen, da er mit ihr ja vorher noch etwas essen war. Jedoch schien das niemanden aufgefallen zu sein, was er als ganz angenehm empfand. Die Minuten verstrichen und er begann auf und ab zu laufen. Langsam wurde er nervös. Die letzten Schüler verließen das Schulgebäude, sie waren aus ihrer Klasse, dass wusste er. Doch von ihr und ihrer Freundin war weit und breit keine Spur. „ Was mit der wohl wieder los war? Ich meine die scheinen sich zu kennen. Darum ist die eine in Physik so ausgetickt. Aber das die andere jetzt heult. Na ja Weiber halt“, meinte ein Schüler der an Bryan vorbei ging. Er war nicht alleine der Kerl neben ihm nickte grinsend und meinte lachend: „Pass auf die sitzt morgen noch da, wenn wir wieder kommen!“ Bryan hatte den Verdacht zu wissen von wem sie sprachen und ging wieder ins Gebäude. Alles war ruhig und er durchsuchte alle Gänge. In der Caféteria war sie nicht, der Musikraum war auch leer und dann hörte er ein Wimmern. Es kam aus dem Gang, der in den Anbau führte. Der Gang war dunkel, doch er orientierte sich an dem Geräusch, es wurden alle Lichter der Schule gelöscht, weil sie geschlossen werden sollte. Der Hausmeister würde gleich seinen letzten Rundgang machen. Da saß sie. Zusammengekauert mit dem Rucksack auf dem Rücken. Langsam kam er zu ihr und kniete sich neben sie. Sie musste ihn gehört haben, seine Schuhe waren nicht die leisesten. Doch als er ihr die Hand auf die Schulter legte, zuckte sie schreckhaft zusammen, jedoch hob sie den Kopf nicht. Er spürte das sie zitterte und versuchte nun mir ihr zu reden: „He Chrissy, alles ok? Was ist passiert? Hast du dich mit deiner Freundin gestritten?“ Bryan bekam keine Reaktion. Er wollte sie leicht hochziehen, doch sie entriss sich seinem Griff wieder. Sie wollte nicht weg, oder sich einfach nur nicht bewegen. Er hatte sie schon einmal so gesehen, nach dem Überfall letzte Nacht. Langsam erlosch ihre Stimme und sie versuchte zu reden: „Leon…“ Dieser Name ließ Bryan innerlich aufkochen. „Was hat er Mistkerl gemacht und wo hatte er dich gefunden? Ist er noch in der Nähe?“ Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu erklären: „Nein, er ist weg, aber er ist in meiner Klasse. Er will mir das Leben zur Hölle machen und … und weiß vom Tod meiner Eltern. Bryan ich hab Angst.“ Mit ihren letzten Worten begann sie wieder zu weinen und fiel ihm in den Arm. Sie klammerte sich an ihn und er schloss seine Arme um sie. Sein Herz raste bei dieser Nähe, aber jetzt musste er sich auf etwas anderes konzentrieren. Er stand langsam mit ihr auf und führte sie aus dem Gebäude. Draußen angekommen schaffte sie es sich etwas zu beruhigen. Er brachte sie nach Hause, sie war nicht in der Lage alleine zu gehen und er hatte dies ja schon vorher versprochen. Sie dachte über Leons Worte nach. Was genau er gemeint haben könnte, doch sie kam nicht darauf. Ein Feuerwehrwagen fuhr an den beiden vorbei und bog in die Straße ein in der Chrissy wohnte. Drei weitere folgten kurze Zweit später. Sie verfolgte den Weg der Einsatzwägen mit den Augen und ein finsteres Licht ging ihr auf. Sie riss sich von Bryan los und rannte den Fahrzeugen hinterher. Erst als sie das Inferno sah, blieb sie wie versteinert stehen. In ihren großen entsetzten Augen spiegelten sich die Flammen die aus ihrer Wohnung schlugen. Bryan kam ihr hinter her gelaufen und erstarrte ebenfalls. Doch wusste er nicht, dass es ihre Wohnung war. Ihre Sachen, Möbel, Dokumente…alles starb einen feurigen Tod. Augenblicklich verschwamm alles vor ihren Augen und sie hörte nur noch wie Bryan sie rief als ihr Bewusstsein schwand und der Boden immer näher kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)