Grammar Technician von abgemeldet (Misha Collins / Jensen Ackles) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Jensen starrte auf seine rechte Hand. Starrte seine Finger an, als erwartete er, dass sie jeden Moment etwas taten. Irgendetwas taten. Ihn aus der Situation retteten, in der er sich befand. Doch es passierte nichts, so einfach war es nicht. Seufzend ließ er seine Hand sinken, um nun zu fixieren, was vorher durch sie verborgen wurde; Auf dem Tisch lagen zwei Ringe. Einer war silbern, dünn und schlicht gehalten, und der andere hätte hässlicher nicht sein können. Er war metallern, breit, verschnörkelt und sah aus, als hätte er ihn im Dreck gefunden, wohin ihn sein vorheriger Besitzer befördert hatte, nachdem er ihn aus einem Kaugummiautomaten gezogen hatte, weil er seinen Vierteldollar nicht wert gewesen war. Jensen besah die Ringe nicht einzeln, er erfasste sie als ein Ganzes, ein Bild. Er blinzelte hin und wieder und hoffte, dass einer der Ringe verschwunden war, wenn er wieder hinsah, doch nichts geschah. Kopfschüttelnd schloss er die Augen. Jensen sah Danneel an, sein Blick sagte nichts aus, doch er war verwirrt. Äußerst verwirrt. Seiner Ehefrau standen Tränen in den Augen. Wütend warf sie den Kopf zurück. „Seit ich mit dir zusammen bin, muss ich mich ständig gegen irgendjemanden durchsetzen!“, rief sie aus und griff sich fahrig ins Haar. Sie hatte aus dem Nichts einen Streit vom Zaun gebrochen. Jensen war gerade vom Supernatural-Set nach Hause gekommen, eine Stunde später als erwartet, und Danneel hatte ihn mit wutentbranntem Fluchen an der Tür empfangen. Zugegebenermaßen geschah das nicht zum ersten Mal, Danneel war oft wütend. Sie war ein sehr emotionaler Mensch und lud sich schnell an Kleinigkeiten auf. Meistens waren es aber andere, gegen die ihre Wut gerichtet war. Fans von Jensen, die ihren Twitter-Account mit Hasstiraden bombardierten, Schauspielerinnen, die ihr Rollen „wegnahmen“, Menschen, die gegen ihre Seriencharaktere oder sie selbst wetterten. Sie brauchte Jensen sonst lediglich, um sich wieder zu beruhigen, sich beschwichtigen zu lassen und zu hören, wie sehr er sie liebte. Doch heute blieben die Anderen unbehelligt, es ging ihr ausschließlich um Jensen. Beinahe ausschließlich. „Erst musste ich deinen blöden Fangören beweisen, dass ich überhaupt deine Freundin bin-“, sie fuchtelte mit den Armen, „dann muss ich damit leben, dass mein Freund mit seinem Kollegen zusammenwohnt und permanent homoerotische Fanfictions nach Hause geschickt bekommt.“ Jensen verzog das Gesicht. „Und jetzt,“, fuhr sie fort, „wo ihr endlich beide – JEWEILS – verheiratet seid, kommt dieser Idiot in dein Leben. In unser Leben!“ Ruckartig zog Danneel ihr Handy aus der Hosentasche, tippte hektisch auf ein paar Tasten herum und hielt es Jensen vor die Nase. „DAS hat mir Jessica heute geschickt.“ Jensen, der bis jetzt nicht zu Wort gekommen war, warf einen Blick auf das Display. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, worum es Danneel die ganze Zeit ging. „Das-“ Er sah vom Handy auf und ihr in die Augen. „Das ist ein Scherz. Richtig?“ Sein Telefon klingelte ununterbrochen. Jensen nahm es zwar wahr, doch er reagierte nicht darauf. Vermutlich war es seine Managerin, oder Sera, oder Jared. Vielleicht versuchte auch Danneel ihn zu erreichen, oder es war- Jensen öffnete die Augen und warf einen Blick zum Tresen, auf dem sein Telefon stand. Das Klingeln verstummte fast augenblicklich, das Display leuchtete noch einige wenige Sekunden, dann wurde es schwarz. Langsam wanderte Jensens Blick wieder zurück, den Tresen hinab über den Boden zum Tisch vor sich. Er widmete der Maserung des Holzes mehr Zeit als nötig. Dann schaute er wieder auf die beiden Ringe, die unverändert auf dem Tisch lagen. „Seit du ihn kennst, sehe ich dich fast gar nicht mehr!“, schrie Danneel viel zu laut und viel zu verzweifelt. Jensen ließ sich nur unwesentlich von ihrer Hysterie mitreißen. Er war ihr Ruhepol, hatte sie bei ihrer Hochzeit gesagt. „Ich bin Schauspieler“, meinte er verständnislos, „genau wie du. Wir sehen uns eben nicht oft. Das war auch schon so, als er noch nicht-“ „Das ist nicht wahr!“, fuhr sie ihm dazwischen. „Es war schon schwer genug, dich mit Jared zu teilen.“ „Dan-“ „Ja, ich weiß, wir haben darüber gesprochen. Und ich glaube dir, dass da nichts zwischen euch war.“ Jensen hörte deutlich, dass sie es nicht so sehr glaubte, wie sie behauptete. Das hatte sie noch nie. Doch jetzt war nicht die Zeit, darüber zu diskutieren. Es ging hier nicht um Jared. Er streckte eine Hand nach ihrem Arm aus, doch Danneel wandte sich ab und atmete tief durch, um sich selbst zu beruhigen. „Sag mir, Jensen“, kam es dann zittrig von ihr, „fühlst du dich, egal in welcher Weise, zu Misha hingezogen?“ Es klingelte erneut. Doch dieses Mal war es nicht das Telefon. „Jensen?“, drang es von draußen zu ihm. Er erkannte die Stimme sofort. Langsam erhob er sich und begab sich zur Tür. Auf dem Weg dorthin nahm er den Hörer von der Telefonstation. Ein kurzer Blick in die Aunrufliste verriet ihm, dass die Person, die ihn angerufen hatte, dieselbe war wie die vor seiner Tür. Er seufzte, warf einen kurzen Blick über seine Schulter zum Tisch, dann drückte er die Klinke runter. „Hey. Komm rein.“ Jensen hatte einen winzigen Moment gezögert. Einen klitzekleinen Moment. Einen verheerenden Moment. Er hatte den Mund geöffnet, doch zuerst nichts geantwortet. „N-Nein.“, kam es dann heraus. Danneel nickte verstehend. Unzählige Emotionen wurden auf ihrem Gesicht erkennbar. Jensen sah ein trauriges Lächeln, er sah Verzweiflung und schließlich war da wieder ihre Wut, die er gut kannte. Er sah sie oft wütend. Sehr oft. Verdammt oft. Zu oft. Ihre Emotionalität war einer der Gründe, weshalb er sich in sie verliebt hatte, doch Danneel war einfach viel zu häufig zu den unverständlichsten Launen fähig. Sie kam auf Jensen zu, griff hastig nach seinem Arm, seiner Hand. Ihre Finger tasteten nach seinem Ehering, den sie ihm fast schon gewaltvoll abzogen. Dasselbe tat sie mit dem Ring an seiner anderen Hand. „Dieses Ding“, schluchze sie, Tränen rannen ihr übers Gesicht. „Was soll es bedeuten? Wieso hat er auch so einen?“ Beide Ringe presste sie gegen seinen Brustkorb und er legte reflexartig seine Hand über ihre, um sie ihr abzunehmen. Er sah sie überfordert an, versuchte mit der freien Hand ein weiteres Mal, Danneel festzuhalten. Dieses Mal ließ sie es geschehen, sie schmiegte sich an ihn und weinte bitterlich. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, mit dir verheiratet zu sein“, schluchzte sie. Jensen legte den Kopf in den Nacken und unterdrückte Tränen, die sich nicht aufhalten lassen wollten. Er drückte Danneel an sich und strich ihr übers Haar, die andere Hand hielt er fest geschlossen. „Entscheide dich“, brachte sie kläglich hervor und drückte sich langsam von ihm, wischte sich übers Gesicht. „Du kannst nicht beide Ringe tragen.“ „Und dann ist sie gegangen?“ Misha stellte sein Bier auf dem Tisch ab und blickte zu Jensen, der zu Boden sah und nickte. „Sie hat mich vor die Wahl gestellt... Du oder sie.“ Misha biss sich auf die Unterlippe. „Hey, sie- Sie ist deine Frau. Diese Ringe waren nur- Ich bin ja nur- ich.“ Er fühlte sich sichtlich unwohl. Jensen nickte erneut. Es trat ein unangenehmes Schweigen ein. Misha faltete die Hände im Schoß und senkte seinen Blick ebenfalls. Er betrachtete seinen Ring missmutig. Die ganze Sache war damals nur als Gag gedacht, ein Fan hatte sie ihnen auf einer Convention geschenkt und sich gewünscht, dass sie ein Foto damit machten. Natürlich taten sie ihr den Gefallen, und als mit einem Mal immer mehr Fans auf sie zuströmten, vergaßen sie die Ringe und bemerkten sie erst wieder, als sie abends in einer Kneipe saßen und anstießen. Sie hatten darüber gelacht, sich dann vielleicht ein oder zwei Sekunden lang merkwürdig intensiv angeschaut, und seitdem hatten sie die Ringe nicht mehr abgenommen. Jensen und er waren sich nie näher gekommen, zumindest nicht so, wie Danneel und der Fan von damals es sich vorstellten. Sicher, hier und da hatte es ein paar Momente und Situationen gegeben, die ihre Beziehung zueinander infragestellten. Blicke, die Freunde sich nicht zuwarfen, Worte, die Freunde nicht benutzten, Fragen, die Freunde nicht stellten, Zögern- Verdutzt sah Misha auf. „Warum hast du gezögert?“ Jensen schien die Frage erwartet zu haben. Er presste die Lippen zusammen, wie er es auch bei Interviews tat, wenn ihm etwas unangenehm oder lästig wurde, er aber um eine Antwort nicht herumkam. Er nahm den großen Ring vom Tisch, hielt ihn in beiden Händen, rollte ihn zwischen den Fingern und hielt ihn Misha schließlich hin, barte ihn in seiner Handfläche auf. „Wenn ich dir jetzt erklären würde, dass ich dich nicht mehr treffen könnte, wir außerhalb der Arbeit nichts mehr miteinander zu tun haben würden und auch auf Arbeit weniger-“, Jensen rang nach Worten, „passieren dürfte als bisher. Was- Was würdest du sagen?“ Er kniff die Augen zusammen und sah Misha mit all der Persönlichkeit an, die er in diesem Moment aufbringen konnte. Doch der fixierte den Ring in Jensens Händen mit aller Macht. Misha lief etwas nervös auf der Bühne umher. Ein Fan hatte ihn ungeniert vor die Wahl gestellt, die Charaktere Castiel, Sam und Dean jeweils einer Kategorie zuzuordnen; Flachlegen, Heiraten und Töten. „Das ist echt schwer“, murmelte er, um seine lange Redepause zu unterbrechen. Es war eine Spaßfrage, er hatte auch schnell geantwortet, dass er sich natürlich schon immer mal selbst flachlegen wollte, aber die restliche Einordnung stand noch aus. „Jared und Jensen sind beide gut im Bett“, lachte er schließlich und das Publikum reagierte mit Pfiffen, „wenn man das aber auf die Geschehnisse in der Staffel bezieht, werde ich wohl Dean heiraten und Sam töten müssen.“ Die Fans tobten und applaudierten wild. Jensens Frage ließ Misha das Blut in den Ohren rauschen. Er überlegte angestrengt, wie seine Antwort aussehen sollte. Jensen hatte sich entschieden, und er musste es akzeptieren. Er musste das jetzt hinter sich lassen, ihn hinter sich lassen. Die Blicke, die Worte, die Fragen, das Zögern. Die Vielleichts. Er war ein erwachsener Mann, er sollte damit umgehen können. Vielmehr sollte er der Freundschaft hinterhertrauern, und nicht den Vielleichts. „Ich komm' nicht auf das Wort.“ Jared sah etwas hilflos umher, als er während eines Interviews den Faden verlor. Er sah zu Jensen, der wandte sich fragend zu Misha. „Füllphrasen?“, schlug dieser vor. Jensens Augen blitzten auf, Jareds Hand schnellte in die Luft, er schnipste. „Das ist es, Füllphrasen.“ Misha behielt Jensen im Blick, den seine Antwort aus irgendeinem Grund überrumpelt hatte, als hätte er seine Stimme gerade zum ersten Mal gehört. Er stolperte über ein paar Worte, grinste unbeholfen. „Wir können uns immer auf... verlassen. Er hat immer eine Antwort parat. Er-“ Er hatte tatsächlich seinen Namen vergessen. „Misha“, ergänzte Jared diesen. Misha spürte, dass Jensen nicht weiterkam. „Ich bin ihr Grammatikfachmann“, witzelte er und überspielte die Unbeholfenheit. Jensen lachte gekünstelt, lachte dankbar und versuchte das Thema zurück auf die Frage zu lenken. Jared und Misha tauschten einen kurzen, ratlosen Blick aus und ignorierten den Vorfall dann. Eigentlich sollte es ihm viel leichter fallen als Jensen. Misha war verblüfft, zurückblickend auf all die Momente, in denen irgendetwas zwischen ihnen war, irgendetwas anders, komisch war, wie einfach Jensen ihm diese Frage gestellt hatte. Er wagte einen kurzen Blick in Jensens Gesicht. Er war ruhig, fast gelassen. Misha stellte sich vor, wie er vor einer halben, einer Dreiviertelstunde noch mit Danneel gestritten hatte, ihr hatte klarmachen wollen, dass nichts zwischen Misha und ihm war, nichts sein würde, wie er sie gebeten hatte nicht zu gehen, wie er verzweifelt dagesessen und sich gewünscht hatte, dass dieser blöde hässliche Ring nie gewesen wäre. Misha sah Jensen weiter an und versuchte sich an Jensens Blicke und Gefühle zu erinnern, als er ihm das erzählt hatte, als dieser plötzlich anfing zu sprechen. „Als ich das Bild gesehen habe, weißt du, was ich da als erstes gedacht habe?“ Er lachte trocken auf. „Wie heiß wir nebeneinander aussehen.“ Misha zog die Augenbrauen hoch. Das war nichts, was Jensen sagen würde. Das passte eher zu Dean. Oder- „Und selbst, wenn Danneel heute nicht darauf zu sprechen gekommen wäre, irgendwann wäre zwischen uns etwas passiert, und dann hätte es ihr das Herz nur noch mehr gebrochen.“ Misha sah ihn angestrengt an. Was zog er hier ab? Da sprach definitiv nicht Jensen. So klang er nicht einmal, wenn sie auf der Bühne Scherze machten. So klang Misha vielleicht selbst, wenn er auf der Bühne Scherze machte, aber nicht Jensen. „Ich- Worauf willst du...“, waren die einzigen Worte, die Misha zustande brachte. Jensen stöhnte genervt auf. „Herrgott, Misha. Lass mich meine Entscheidung nicht bereuen. Bitte.“ Und dann, langsam, ganz, ganz langsam, machte es Klick. „Warum hast du gezögert?“ Jensen schien die Frage erwartet zu haben. Misha behielt Jensen im Blick, den seine Antwort aus irgendeinem Grund überrumpelt hatte, als hätte er seine Stimme gerade zum ersten Mal gehört. Er stolperte über ein paar Worte, grinste unbeholfen. „Wir können uns immer auf... verlassen. Er hat immer eine Antwort parat. Er-“ Misha war verblüfft, zurückblickend auf all die Momente, in denen irgendetwas zwischen ihnen war, irgendetwas anders, komisch war, wie einfach Jensen ihm diese Frage gestellt hatte. „Was würdest du antworten?“ Misha räusperte sich und grinste leicht. „Das hätte ich antworten sollen, hm? Wie heiß wir nebeneinander aussehen.“ Jensen ließ die Hand mit dem Ring sinken und atmete lang aus, erleichtert. Er nickte, nur um im nächsten Moment den Kopf zu schütteln. „Du hast doch immer eine Antwort parat, die die Situation rettet.“ „Jared und Jensen sind beide gut im Bett.“ „Ich bin ihr Grammatikfachmann.“ „Du rettest uns immer.“ Jensen streifte sich den klobigen Ring über, betrachtete ihn ausgiebig, dann sah er zum Tisch, auf dem sein Ehering noch immer lag. Jensen legte den Kopf in den Nacken und unterdrückte Tränen, die sich nicht aufhalten lassen wollten. Er drückte Danneel an sich und strich ihr übers Haar, die andere Hand hielt er fest geschlossen. „Entscheide dich“, brachte sie kläglich hervor und drückte sich langsam von ihm, wischte sich übers Gesicht. „Du kannst nicht beide Ringe tragen.“ Jensen sah in ihren Augen, dass er gar nicht antworten brauchte, dass er schon geantwortet hatte, sich schon entschieden hatte, und sie wusste es. „Ich- Es tut mir leid. Das war nicht, was ich für uns wollte.“ Sie nickte und lächelte bitter. „Das weiß ich. Aber jetzt ist es nun einmal passiert. Damit müssen wir beide leben, schätze ich.“ „Was ist mit Danneel?“, fragte Misha besorgt. Jensen zuckte die Schultern. „Wir werden sehen. Das Ganze muss erstmal... abkühlen. Vielleicht werden wir irgendwann Freunde.“ Er nickte. Ein seltsames Schweigen brach aus und nahm den Raum ein. Jensen sah Misha an, Misha sah Jensen an. Es war nun offiziell, dass etwas zwischen ihnen war. Die Blicke, die Worte, die Fragen, das Zögern. Ein Grund übereinander herzufallen, fand Misha, fand Jensen. Und doch saßen sie nur da und starrten sich an. Misha ging irgendwann wieder, ohne dass etwas passiert war. Sie hatten sich noch eine Weile angesehen, hatten ein wenig geredet, sich Fragen gestellt und gezögert. Aber es war nichts passiert. Nichts außer weiteren Vielleichts. Jensen hatte sich zwar gegen Danneel und für ihn entschieden, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich Misha so früh gegenübergestellt wiederfinden würde. Und deshalb waren sie zu nichts weiter fähig als zu Vielleichts. „Du rettest uns immer.“ Vielleicht würde irgendwann mehr daraus als ein Vielleicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)