Schmetterling – La Farfalla von Lalla (Glück entwickelt sich aus den unscheinbaren Dingen im Leben) ================================================================================ Kapitel 1: One and only ----------------------- Hallo! Hier meine erste Reborn Fanfic, ich hoffe sie gefällt :) Über Kommentare, Verbesserungsvorschläge ect. würde ich mich sehr freuen. LG und viel Spaß! _________________ Sie lagen zusammen auf einer Wiese. Es war ein warmer Sommertag, an dem eine leichte Briese des Windes die Blumen sanft zum schaukeln brachte. Am Himmel zogen die weißen Wolken vorüber, hinter ihnen der hellblaue Himmel. „Tsuna kommt wohl nicht mehr.“ Der Baseball-Freak setzte sich auf und wandte seinen Blick vom Himmel ab, um zu ihm zu sehen. Er lag, die Arme verschränkt hinter dem Kopf, noch immer im Gras und hielt die Augen geschlossen. Wollte...nein...konnte nicht in das Gesicht des Anderen schauen. Diese Zweisamkeit war ungewohnt...aber nicht unangenehm, wie er leider feststellen musste. „Ich rufe ihn am besten mal an.“ hörte er wieder Yamamoto sprechen und brummte daraufhin als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. Für ihn war Yamamoto schon seit ihrem Kennenlernen ein Rivale um die Position der rechten Hand von Tsuna, deshalb zeigte er ihm auch offen seine Missachtung. Und dennoch... wusste er, dass da mehr war. Oft spürte er den Neid, wenn Yamamoto Tsuna näher war als er selbst, weil sie eine engere Beziehung zu haben schienen. Und dennoch...verbrachte er viel Zeit mit Yamamoto, weil sie trotz seines Verhaltens enge Freunde waren. Vorwiegend war es auch der Baseball Idiot, der ihn zurückhielt, wenn er einen seiner Wutanfälle hatte, überreagierte und sein Temperament drohte aus dem Ruder zu laufen. Er würde es niemals zugeben doch Yamamoto war neben der Nummer 10 sein engster Freund und im Notfall würde er ihm sogar Tsunas Leben anvertrauen. Die Sonnenstrahlen auf seiner Haut wärmten ihn, machten ihn schläfrig, so dass er dem Telefongespräch kein Gehör schenkte. Nummer 10 würde schon noch kommen, etwas wichtiges würde ihn aufgehalten haben, weswegen er es nicht geschafft hatte seinen beiden Ringwächtern und besten Freunden Bescheid zu sagen. Er vertraute der Nummer 10 und machte sich noch keine Sorgen, so groß war die Verspätung noch nicht... Sicherlich hatte Reborn ihn zum Training überredet und er würde gleich mit Reborn vorbei kommen, damit sie zusammen trainierten, statt faul auf der Haut zu liegen. „Tsuna sagt, das Kind würde ihn zwingen zu trainieren und darum kommt er etwas später.“ informierte Yamamoto ihn dann auch. Hatte er also recht gehabt. „Dann warten wir eben bis er kommt.“ brummte er als Antwort. Er sah den Baseball-Freak zwar immer noch als Konkurrent um die Position als rechte Hand der Nummer 10, aber eigentlich war ihm bewusst, dass er den anderen als Freund und auch als Mafioso schätzte. Schon öfter hatte er über den Braunhaarigen nachgedacht, war aber nie zu einem schlüssigen und vor allem logischen Ergebnis gekommen. Dies hatte ihn oft so aufgeregt, dass er am liebsten etwas in die Luft gesprengt hätte. Er hasste es, wenn man Dinge nicht logisch lösen konnte. Wieso konnte manchmal nicht alles so einfach wie Mathe sein? Und wieso verspürte er immer dieses Gefühl wenn er mit Yamamoto alleine war? Er fühlte sich sicher und geborgen, hatte ein warmes Gefühl in sich und war irgendwie...glücklich. Gleichzeitig konnte er sich jedoch auch so über Yamamoto aufregen, dass er nicht verstand wie er ihn...mögen...konnte. Diese ambivalenten Gefühle waren sicherlich nicht gut für ihn. „Gokudera?“ Yamamoto holte ihn aus seinen Gedanken. Schon wieder. Er konnte sein doofes Grinsen aus der Stimme des Anderen heraushören. „Was denn?!“ fragte er nun schon etwas genervter. „Oh ich wollte nur wissen ob du schläfst.“ Er öffnete ein Augenlid und konnte tatsächlich das Yamamoto typische Grinsen entdecken. „Wie du siehst bin ich wach.“ Seine Worte veranlassten den weitaus Größeren dazu, zu lachen. „Ja! Heute ist aber auch ein wunderschöner Tag! Ich bin richtig froh, dass wir heute frei haben und uns ausruhen können! Diese Wiese ist voller Blumen-“ Er unterbrach den Anderen. „Baseball-Freak, du redest mal wieder zu viel.“ grummelte er, schloss seine Augen wieder, um sich auf alles andere und nur nicht auf Yamamoto zu konzentrieren. Dieses warme, wohlige Gefühl, das er verspürt hatte, als er Yamamotos Lächeln gesehen hatte, war definitiv nicht richtig. Es war längere Zeit still. War Yamamoto nun vielleicht eingeschlafen? Er konnte nicht glauben, dass der Baseball-Freak es schaffte so lange ohne ein Wort zu sein und dabei still zu halten und nicht in Bewegung zu sein. Er öffnete die Augen und konnte erkennen, dass sein Freund sich wieder hingelegt hatte. Gut so, dachte er bei sich und schloss seine Augen wieder. Dennoch pochte sein Herz gegen seine Brust. Es war einfach ungewohnt mit Yamamoto allein zu sein, einen stillen Moment mit ihm zu verbringen. Es war einfach zu selten. Die Sonne wärmte ihn, Grashalme und Blumen strichen über die nackte Haut an seinen Armen und durch sein Gesicht. Der Wind, der durch das Gras strich, rauschte leise. Von irgendwo konnte er fremde Stimmen hören, die sich langsam immer weiter entfernten. Eingelullt von all diesen Eindrücken döste er langsam ein... Ein Kitzeln an seiner Nase veranlasste ihn zu niesen. Was war geschehen? „Oh, Gokudera, jetzt hast du den Schmetterling aufgeschreckt.“ drang die Stimme des Baseball-Freaks an seine Ohren. Er öffnete die Augen. „Beweg dich nicht, er hat sich auf dein Shirt gesetzt.“ Verwirrt sah er zu Yamamoto rüber. Dieser lag auf der Seite zu ihm gedreht und stützte seinen Kopf auf den Arm, sah ihn warm lächelnd an. Sofort überkamen ihn wieder die vielen verschiedenen Gefühle, die nur aufkamen, wenn es mit Yamamoto zu tun hatte. „Was?“ fragte er verwirrt. Der Braunhaarige grinste. „Ein Schmetterling saß die ganze Zeit auf deiner Nase.“ Ein Schmetterling auf seiner Nase? Moment...die ganze Zeit? Hatte Yamamoto ihm beim Schlafen zugesehen? Er spürte, wie die Hitze in seine Ohren stieg und wie er rot wurde. Peinlich berührt sah er weg. Dabei erblickte er den Schmetterling, der die ganze Zeit auf seinem Bauch saß und die Flügel öffnete und wieder schloss. Er musste sanft lächeln. Das kleine Insekt hatte viele bunte Farben auf den Flügeln und wirkte sehr anmutig. „Ich finde Schmetterlinge wunderschön.“ Nun sah er wieder von dem kleinen Tierchen zu Yamamoto herüber. Dieser jedoch blickte jetzt den Schmetterling auf seinem Bauch an und redete einfach weiter. War er eigentlich jemals ruhig?? „Er ist so anmutig, zierlich und gleichzeitig doch so zerbrechlich und fragil. Wusstest du, dass der Schmetterling Unbeschwertheit und Freiheit symbolisiert? Gleichzeitig steht er aber auch für Freude und Glück, die sich aus zunächst unscheinbaren Dingen entwickeln können. Es gibt noch viel mehr Bedeutungen und Assoziationen für den Schmetterling.“ Seit wann wusste der Baseball Idiot so viel? Er konnte sich nicht entsinnen, dass Yamamoto so viel Wissen über ein anderes Thema außer Baseball hatte. Natürlich, wenn der Andere sich richtig konzentrierte, dann war er gar nicht so dumm, wie er immer gedacht hatte, dann konnte er sogar Mathe...aber trotzdem war es ungewohnt Yamamoto über anderes außer Baseball sprechen zu hören. „Viele verbinden Schönheit und Veränderung mit ihm, weil Schmetterlinge die Meister der Transformation sind. Sie beginnen ihr Leben als Raupen, ernähren sich von Pflanzen, bis sie einen Kokon spinnen können und dann verwandeln sie sich nach einer Phase des Schlafens in Schmetterlinge. Weil sie sich von Blumen ernähren, helfen sie diesen bei der Vermehrung, weil sie die Pollen verbreiten. So bringen sie dem Rest der Welt die Gabe der Schönheit.“ Wurde Yamamoto nun sogar schon poetisch? Vielleicht war ihm auch gar nicht bewusst, dass er so viel redete. Dennoch erstaunte ihn das Wissen über dieses eine kleine Tier sehr, es faszinierte ihn, dass Yamamoto so viel wusste. Er musste auch zugeben, dass er der Stimme des Anderen gerne zuhörte, das war aber auch der einzige Grund, warum er den Dunkelhaarigen nicht unterbrach. „Bestimmte Schmetterlingsarten wurden verehrt, weil man in ihnen die Seele der Verstorbenen sah und somit galten sie auch als Zeichen der Auferstehungshoffnung. Das finde ich aber etwas übertrieben, soweit in der Deutung eines einzigen Wesens zu gehen!“ Yamamoto lachte. „Schmetterlinge werden oft mit dem Element Luft verbunden, weil dieses Element allmähliche oder plötzliche Veränderung bringt. Der Schmetterling deutet also auf das Verständnis für die Veränderung. Man könnte ihm die Frage stellen ‚In was möchte ich mich verwandeln?’“ Er sah auf. Yamamoto hatte plötzlich aufgehört zu sprechen und sah den kleinen Falter nachdenklich an. Dachte er nach? Vielleicht sollte er selbst nun etwas zu den Worten sagen? Aber er wollte die angenehme Stille gar nicht brechen. Es war schön mit einem seiner besten Freunde einfach nur zu schweigen. „Gokudera!“ Er zuckte leicht zusammen. Der Schmetterling schien diese kleine Bewegung bemerkt zu haben. Er stieß sich von seinem Bauch ab, schlug mit den Flügeln und flog dem blauen Himmel entgegen. Sein Blick folgte dem kleinen Tier, das sich wie ein bunter Leuchtpunkt mit seinen Farben vom Himmel abhob. „Ich finde du bist auch ein Schmetterling!“ Hatte er vorher einiges zu Yamamoto sagen können, auf seine Worte erwidern können, fehlten ihm nun die Worte. „Wieso? Wie kommst du darauf, Baseball Idiot?“ Yamamoto lachte, auch sein Blick folgte dem Schmetterling, schien ihm alles Gute auf seiner Reise zu wünschen. „Du und Tsuna, ihr habt auch Veränderung in mein Leben gebracht.“ Ach, darauf spielte Yamamoto an. Ihr Mafia-Leben. „Du bist auch anmutig, zierlich und gleichzeitig wirkst du zerbrechlich und fragil. So bekomme ich das Gefühl, dass ich für immer auf dich aufpassen will. Ich werde dich immer beschützen!“ Wie? Was...? „Wenn ich an dich denke, dann muss ich auch immer an Freiheit denken. Und immer, wenn ich mit dir zusammen bin, entwickeln sich Freude und Glück aus zunächst ganz unscheinbaren Dingen. Meistens einfach nur daraus, dass du bei mir bist.“ Yamamotos und sein Blick trafen sich, als Yamamoto seinen Kopf zu ihm drehte und vom Himmel wegsah. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er den Anderen angesehen hatte. Sofort stieg die Röte in sein Gesicht. „Mir fallen noch viel mehr Vergleiche für dich ein!“ grinste Yamamoto. „Aber die erzähle ich dir nächstes Mal, wenn wir zu zweit sind!“ Noch mehr Vergleiche? Was hatte das zu bedeuten? Hatte er so viel über den Schmetterling gewusst, weil er diesen schon öfter mit ihm verglichen hatte? War das etwa eine Liebes- „YAMAMOTO! GOKUDERA!“ Tsuna kam außer Atem angerannt, weswegen Yamamoto den Blick abwandte und sich aufsetzte. Er hatte noch immer ein Grinsten auf den Lippen. Er selbst blieb verwirrt, aber mit einem glücklichen Lächeln, liegen. ‚Ich werde auch für immer auf dich aufpassen’ dachte er still, bei sich, ohne es jemandem zu verraten. Ja, er würde gut auf diesen optimistischen Idioten Acht geben, das schwor er sich. Schreie. Explosionen. Schüsse. Das erste was er wahrnahm war der harte, kalte Boden unter ihm. Ein stechender Schmerz. Sein gesamter Körper glühte, fühlte sich schwer wie Blei an. Was war passiert? Wo war die weiche Wiese? Wo war der Wind, der die Blumen sanft schaukelte, so dass sie seine Haut kitzelten? Wieso wärmte die Sonne ihn nicht mehr? Langsam, angestrengt öffnete er seine Augen. Über ihm war kein blauer Himmel. Er war verdeckt von dunklem, grauem Rauch, der von Flammen aufstieg. Seine Sicht war verschwommen. Er konnte nichts erkennen. Yamamoto. Wo war der Baseball Idiot? Er hatte doch eben noch neben ihm im Gras gelegen und so viel geredet. Er versuchte zu sprechen, doch es gelang nicht. Panik breitete sich in seiner Brust aus, schien sein Herz zu umfassen und gefangen zu halten. Sie schnürte ihn ein, er konnte kaum atmen. „Gokudera!“ Diese Stimme. Das war Yamamoto. Er war da. Langsam konnte er den braunen Haarschopf in seinem Blickfeld ausmachen. War er schon die ganze Zeit dort gewesen? Er musste lächeln. Yamamoto war da, das beruhigte ihn, denn es hieß, dass alles in Ordnung war. Er sah in die hellbraunen, fast bernsteinfarbenen Augen und spürte wie die Panik in ihm abklang. Kurz klärte sich sein Blick, das einzige was er wahrnahm waren Yamamotos Augen, sogar die Schmerzen verschwanden für einen Augenblick. Er wurde ruhiger und er musste daran denken, dass er sich die Schreie, Explosionen und Schüsse nur eingebildet hatte. Sie lagen sicherlich noch immer auf der Wiese. „Bitte! Du musst durchhalten!“ Durchhalten? Er war müde und ihm war kalt. Was war denn nur passiert? Er konnte eine warme Hand spüren, wie sie seine drückte und ihm etwas Wärme schenkte. Die zweite Hand lag auf seiner Wange, um auch diese zu wärmen. Hauchzarte Berührungen, leichtes auf und ab streichen mit dem Daumen. Seine Haut meldete dies an sein Gehirn, doch um zu verstehen, was geschah, brauchte es länger. Er war nicht mehr auf der Wiese. Es war nur eine Erinnerung gewesen. Erst jetzt wurde seinem Bewusstsein klar, wie kalt ihm doch war. Mit dieser Empfindung wurde ihm auch wieder der unfassbare Schmerz bewusst. Er zuckte zusammen, röchelte Blut. Sein Rücken brannte wie Feuer, auch seine Lunge, vor allem, wenn er versuchte genügend Luft in sie hineinzupumpen. Sein Kopf schien zu zerbersten, während seine Hände Schmerzsignale an sein Gehirn sendeten. Ebenso sein restlicher Körper. Er fand nicht die Kraft sich zu bewegen. Er fand nicht die Kraft zu sprechen, um zu fragen, was los war. „Idiot, wieso hast du das getan?“ Etwas kitzelte auf seiner Nase und auf seiner Wange. Er öffnete die Augen wieder. Wann hatte er sie überhaupt wieder geschlossen? Es war ihm nicht aufgefallen. Der Schmerz schien verschwunden. Wieder musste er lächeln, denn auf seiner Nase war ein Schmetterling gelandet, der seine Flügel sanft auf und zu klappte. „Gokudera!“ Yamamotos verzweifelte Stimme. Wieso klang er so verzweifelt, wenn der Schmetterling doch so schön war? Er ähnelte sehr dem Schmetterling von jenem Tag auf der Wiese. Seine Sicht verschwamm wieder. Als Yamamoto aus seinem Blickfeld verschwand, spürte er die Angst wieder aufsteigen. Dann wurde alles schwarz und sein Körper wurde taub. ~ Gokudera und er waren zusammen auf einer Mission. Sie sollten einen Vertrag mit einer anderen Famiglia abschließen, um die Allianz der Vongola zu stärken und um interne Spannungen zu reduzieren. Dabei waren sie in ein schweres Feuergefecht geraten. Die Famiglia, die sich mit ihnen verbünden wollte, hatte sich mit einer anderen zusammen geschlossen und sie hintergangen. Es kam zu einer heftigen Schießerei, die in eine Schlacht ausartete. Gokudera hatte mit seinen Bomben kräftig mitgemischt, aber auch er hatte sich mit seinem Schwert gut verteidigen können. Ohne dabei jemanden zu töten. Allerdings wurde ihm dies zum Verhängnis. Als er hörte wie Gokudera seinen Namen rief, kämpfte er gerade mit vier der Leibwächter des Bosses der gegnerischen Famiglia, musste dabei jedoch seine eigene Deckung vernachlässigen, um gegen die Leibwächter anzukommen. Es verlief alles wie in Zeitlupe. Zwei Schüsse, drei Explosionen. Er drehte sich gerade um, als Gokudera schon dazwischen gegangen war und die Schüsse, die für ihn bestimmt gewesen waren, abfing. Auch vor dem Großteil der Explosion bewahrte der Silberhaarige ihn, indem er, nachdem er zwei Bomben auf die Schützen gefeuert hatte, auf ihn sprang und ihn mit seinem Körper schützte. Die erste Bombe explodierte als Gokudera sich im selben Moment umdrehte, auf Yamamoto zu eilen wollte und bemerkte, dass nicht mehr genügend Zeit war, um ihn zu erreichen. Diese erste Explosion bekam der Grünäugige noch im Stehen ab. Gokudera sprang, wohl in der Hoffnung ihn so noch zu erreichen. Durch die Druckwelle der Explosion wurde der Silberhaarige davon geschleudert, ebenso er selbst. Trotzdem schaffte der Bombenleger es noch irgendwie ihn zu erreichen, ihn an sich zu ziehen und auf den Boden zu drücken, um nicht von den nächsten Druckwellen erfasst zu werden. Während Gokudera handelte konnte er nicht anderes, als bewegungslos dazustehen. Viel zu geschockt war er von den plötzlichen Ereignissen, die über ihn hereinbrachen. Während er gekämpft hatte und immer weiter von Gokudera fortgedrängt worden war, mussten die zwei übrigen Leibwächter Bomben um ihn herum aufgebaut haben. Diese Bomben explodierten nun und Gokudera lag über ihm. Schützte ihn. Die zweite Bombe explodierte. Dann die dritte. Gokuderas Körper drückte seinen nach unten auf die Erde und verdeckte ihn fast vollkommen, weswegen er den größten Schaden auf sich nahm. „Gokudera!“ Er schrie. Die Explosionen waren so laut. Schutt und Steine flogen durch die Luft, schienen Gokudera am Rücken zu verletzen. Es schien dem sonst so rebellischen Jungen schwer zu fallen sich auf ihm zu halten, denn die Explosionen waren kraftvoll, die Druckwellen rissen stark an ihren Körpern, aber Gokudera hielt sich eisern über ihm. Es war ihm schleierhaft wie dieser zierliche Körper so stark sein konnte und sich trotz der Gewalt halten konnte. In einem kurzen Augenblick schaffte er es in dem Chaos, das um ihn herum herrschte, an sich herab zu sehen. Er musste herausfinden, was sich so warm und nass an seinem Bauch anfühlte. Durch den kurzen Blick wurde ihm alles klar. Gokuderas Oberkörper lag auf seinem und der Stoff seines Shirts sog das Blut aus den Schusswunden des Anderen auf. Sein eigenes Shirt sowie das von Gokudera waren schon durchnässt und tief rot gefärbt. „Idiot! Bleib in Deckung!“ rief Gokudera gegen den Lärm an, drückte ihn weiter runter und versuchte so viel von ihm abzudecken wie er nur konnte. Natürlich, Gokudera kannte sich mit Bomben aus, immerhin war dies seine Waffe, mit der er ihre Kämpfe austrug. Er wusste wie man den Schaden am besten verringern und abfangen konnte, schon allein durch sein jahrelanges Training, wenn er unvorsichtig war und etwas explodierte. Er hatte Erfahrung mit Explosionen...doch trotzdem...es war falsch. Er hatte Hayato doch versprochen ihn zu beschützen und jetzt... Jetzt wurde er wegen ihm verletzt. Er versuchte Gokudera von sich zu schieben, damit er ihn vor den Explosionen schützen und seine Worte von jenem Sommertag einlösen konnte. Doch blieb der Andere standhaft. Er schien sich irgendwo festzuhalten, was er nicht erkennen konnte, da Gokudera vollkommen auf ihm lag, seinen Kopf mit seinem eigenen und vor allem seinen Haaren verdeckte. Obwohl der Silberhaarige ihm körperlich unterlegen und er schwächer war, schien er nun allein durch seinen Willen sowie seine Entschlusskraft stärker zu sein. Er schaffte es nicht ihn von sich zu drücken, was wahrscheinlich auch an seiner Position lag. Der Bombenexperte schien seine verzweifelten Versuche genau zu spüren, denn er drehte leicht seinen Kopf, den er die ganze Zeit leicht abgewandt hielt und sah ihm direkt in die Augen. „Was soll das, Baseball Idiot? Halt still!“ zischte er und sein Blick sprach Bände. Ihre Blicke trafen sich und dann schien die Zeit vollkommen still zu stehen. Er sah Gokuderas Entschlossenheit, aber auch ein sanftes Lächeln und seine Widerwehr erstarb. Dieser Moment hatte trotz aller Absurdität etwas magisches. Ihm war bewusst, dass Hayato Schmerzen haben musste, doch er schien diese gut zu verstecken, denn sein entschlossener Wille, ihn nicht loszulassen, war das einzige was er in den Augen des Anderen erkennen konnte. Das war es schon immer gewesen, was er so sehr an ihm bewundert hatte. Gokuderas Entschlossenheit, die durch nichts erschüttert und zu fall gebracht wurde. Niemand, außer Tsuna, konnte sich dem rasendem Sturm widersetzen, wenn er sich zu etwas entschlossen hatte. Langsam verklangen die Explosionen. Hatten sich die Ereignisse zunächst so schnell zugezogen, so waren ihm die Schüsse, die Gokudera trafen und die Explosionen wie Stunden vorgekommen. Sein Zeitgefühl spielte ihm Streiche. Wieder versuchte er Gokudera von sich zu drücken, um ihre Positionen zu wechseln, damit er ihn schützen konnte und sein Versprechen von dem Tag einlösen konnte. Dies Mal schien der Widerstand, die Entschlossenheit ihn zu schützen mit dem Einhalten der Explosionen verschwunden. Er schaffte es Gokuderas nun schlaffen Körper leicht anzuheben und ihn vorsichtig neben sich auf den Boden zu legen. Erst jetzt sah er das volle Ausmaß von seinen Verletzungen. Zwei Einschüsse. Ein Durchschuss in der Magengegend und ein Einschussloch im Brustbereich. Er fand nur eine Austrittswunde, was bedeutete, dass die Kugel in seinem Brustbereich noch in ihm war. Gokuderas Rücken war verbrannt, Splitter steckten in ihm und er war voll Schmutz. Sein Gesicht, das voller Kratzer und Schürfwunden war, war schmerzverzerrt. Er atmete nur stoßweise ein und aus, röchelte dabei immer wieder. An seiner Schläfe lief Blut über Hayatos Gesicht, er musste also eine Kopfverletzung haben. „Verdammt...“ murmelte er zu sich selbst. Wieso hatte er es nicht geschafft ihn zu schützen? Er hätte ihn nicht in solch eine Gefahr bringen dürfen, er hätte stärker sein müssen und vor allem hätte er niemals seine Deckung vernachlässigen dürfen, denn dann wäre all das nicht passiert. Dann hätte Gokudera nicht versucht ihn zu beschützen und er wäre nicht verletzt worden. Vorsichtig drehte er Hayato auf den Rücken, um diesem nicht noch weiter zu schaden. Nun musste er versuchen ihm so gut er konnte zu helfen, damit er überlebte bis Hilfe eintraf. Gokudera sah überhaupt nicht gut aus, er wurde blass, noch mehr als er ohnehin schon war. Er musste die Blutung irgendwie stoppen, sonst würde er noch mehr Blut verlieren und sterben. Er zog seinen Pullover aus, drückte ihn auf die stark blutende Bauchwunde und übte mit beiden Händen Druck aus, um das Blut irgendwie zum stoppen zu bewegen. „Bitte, stirb mir jetzt nicht weg!“ rief er verzweifelt als Gokudera zu zittern begann und immer mehr Blut röchelte. Er tat alles, was in seiner Macht stand, um die Blutung zu stillen, doch der starke Blutverlust wurde immer deutlicher spürbar für ihn. Gokuderas Kleidung war zerrissen und blutig, sein Körper zitterte doch trotzdem bildete sich Schweiß auf seiner Stirn. Er verringerte den Druck auf die Bauchwunde, als er bemerkte, dass Gokudera sich unter seinen Händen leicht bewegte. „Gokudera!“ rief er und klang dabei erleichtert. Der Andere war wach, bei Bewusstsein. „Wie geht’s dir?“ Er beugte sich über Gokudera, schaute ihn besorgt an. Doch dieser schien ihn gar nicht zu verstehen, ihn gar nicht richtig wahrzunehmen, weswegen seine Sorge noch anstieg. Gokudera schien Schwierigkeiten zu haben, ihn zu erkennen, doch dann lächelte er plötzlich. „Bitte! Du musst durchhalten!“ Er machte sich sorgen um den Bombenleger. Wieso lächelte dieser nun? Dachte er etwa er würde sterben und wollte sich von ihm verabschieden? Das konnte er nicht tun! Er würde Gokudera nicht einfach so davon kommen lassen. Er musste etwas tun, doch sein Kopf war wie leer gefegt. Vor ihm lag einer seiner besten Freunde, schwer verwundet mit großen Schmerzen und er konnte einfach nichts tun, um ihm zu helfen. Diese Hilflosigkeit, wie sehr er sie doch hasste... Mit der einen Hand ergriff er die von Gokudera, die andere legte er an dessen Wange. Vielleicht konnte er ihn so im Leben halten, indem er ihm zeigte, dass er nicht alleine war, indem er ihm Wärme spendete und indem er seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er drückte Gokuderas Hand sacht, wollte einerseits nicht, dass er noch mehr Schmerzen litt, andererseits jedoch, dass er wenigstens spürte, dass er da war, wenn er es schon nicht wirklich wahrzunehmen schien. Die Hand war eiskalt in seiner, die Finger bewegten sich leicht, griffen um seine und hielten sich schwach fest. Es war eine kleine, schwache Geste in der kaum noch Kraft steckte, doch er wusste, dass Gokudera leben wollte. Immerhin hatte Tsuna ihm bei seinem Ringkampf erklärt, dass es sich lohnte zu leben und damals hatte es so ausgesehen als hätte er es verstanden. Er lächelte leicht, versuchte viel Gefühl in sein Lächeln und in seine Augen zu legen, so wie es bei Gokudera war, als er ihn geschützt hatte. Er hoffte, dass der Andere die Kraft sah, die er ihm schenken wollte und dass er die stille Bitte durchzuhalten sah. Der Daumen seiner anderen Hand strich immer wieder leicht über Gokuderas ebenfalls kühle Wange, bewegte sich sacht auf und ab. Vielleicht schaffte er es ihn von den Schmerzen abzulenken und sich dann um die Wunden zu kümmern. Plötzlich zuckte Gokudera zusammen, kniff seine Augen vor Schmerz zusammen und röchelte Blut. Kurzzeitig stieg Panik in ihm auf, Panik, dass es nun vorbei war... Behutsam drehte er den Silberhaarigen etwas zur Seite, dass ihm das Atmen leichter viel und das Blut nicht seine Atemwege versperrte. Als Gokudera wieder einigermaßen atmete und vor allem kein Blut mehr hustete, drehte er ihn wieder zurück und drückte seine Hand, um Kraft zu spenden. Es stand schlecht um Gokudera. Er hatte kaum noch Puls. „Idiot, wieso hast du das getan?“ Tränen liefen seine Wangen hinunter, er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie begonnen hatten über sein Gesicht zu fließen. Einige seiner Tränen tropften auf Gokuderas Gesicht, trafen seine Nase und seine Wange. Der Silberhaarige öffnete seine Augen wieder leicht, schien ihn überhaupt nicht fixieren zu können und lächelte. „Gokudera!“ rief er verzweifelt. Er hatte Angst. Angst, dass Gokudera es nicht schaffte, dass er alleine nach Hause zurückkehren musste. Angst vor einem Leben ohne seinen besten Freund. Gokudera schloss seine Augen wieder und sein Kopf kippte leicht zur Seite. „Nein! Hayato!“ Er drückte die andere Hand etwas fester, legte seinen Arm unter die Schultern und zog den Körper hoch, hielt ihn an sich gedrückt. „Bitte...mach die Augen wieder auf!“ Die Tränen flossen unaufhaltbar über seine Wangen auf das Gesicht des Anderen. „Hayato...“ Er weinte, weinte um seinen Freund, den er verloren glaubte. „Da sind sie!“ hörte er eine Stimme rufen, doch es interessierte ihn nicht. Dann schoben sich Gestalten in sein Blickfeld, Hände griffen nach Gokudera, doch er wollte nicht loslassen. Er würde ihn verteidigen und nach Hause bringen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Yamamoto! Lass los, sonst können die Ärzte ihm nicht helfen.“ Das war Ryoheis Stimme. Ihm helfen? Er sah auf und konnte das Rettungsteam der Vongola vor sich erkennen. Ryohei hatte sie begleitet und sah ihn nun ernst an. „J-Ja.“ stotterte er und ließ locker. Sofort kümmerten die Ärzte sich um Gokudera, brachten ihn weg, nachdem er einigermaßen stabil war. Er war voll mit Blut. Gokuderas Blut. Er stand auf, doch augenblicklich gaben seine Beine nach. Er brauchte eine Pause. Der Kampf war anstrengend gewesen und die Sorge um Hayato hatte seine restlichen Kraftreserven aufgebraucht. Er kippte zur Seite und wurde von Ryohei aufgefangen. ~ Sie hatten ihn ins Krankenhaus gebracht, wo man sich um seine Wunden gekümmert hatte und dort in ein Bett gelegt. Er hatte nur leichte Kratzer und eine etwas schlimmere Armverletzung, die ihm einer der Leibwächter zugefügt hatte. Er sollte das Bett hüten und sich ausruhen, doch seit er wieder zu sich gekommen war hatte er nur einen Gedanken: Gokudera. Deshalb war er aufgestanden, hatte sich auf die Suche gemacht und war relativ schnell fündig geworden. Tsuna, Chrome und Ryohei saßen vor einem Zimmer und wirkten bedrückt. Sie hatten ihm gesagt, dass er mehrere Stunden am Stück geschlafen hatte, dass ihr Kampf nun schon fast zwei Tage zurück lag. Er hatte es zunächst nicht geglaubt, doch dann hatte er sich besonnen und nach dem eigentlichen Grund gefragt, weshalb er aufgestanden war. „Wie geht es Gokudera?“ fragte er mit ernster Stimme. Die besorgten Gesichter seiner Freunde schienen sich noch weiter zu verfinstern, insofern dies noch möglich war. Er bekam zunächst keine Antwort, als er gerade nochmals fragen wollte, besann Tsuna sich. „Es sieht nicht gut aus..“ flüsterte er, senkte den Blick und starrte den Boden an. Er schien mit den Tränen zu kämpfen. „Er hat schon zwei Operationen hinter sich. Die erste hat er gut überstanden, aber bei der zweiten...Es war eine mehrstündige OP... Eine Kugel steckte in seiner Lunge und mehrere Glas- und Metallsplitter steckten teilweise sehr tief in seinem Rücken. Es war eine schwierige Operation...Er hat dabei noch mehr Blut verloren...“ Tsuna konnte nicht weiter sprechen, er kämpfte mit den Tränen. „Ist...ist er..?“ fragte er nach, er schluckte die Tränen hinunter. Gokudera würde nicht einfach so sterben, er war doch der Sturmwächter und Tsunas selbsternannte rechte Hand... „Nein...aber er ist seitdem noch nicht wieder aufgewacht. Er hat auch eine schwere Kopfverletzung erlitten, ein Splitter war in seinem Hinterkopf und er muss irgendwo hart mit der Schläfe dran gestoßen sein. Die Ärzte haben Angst, dass es vielleicht seine Sehfähigkeit beschädigt hat.“ Er konnte nicht glauben, was er da hörte. „Seine Sehfähigkeit?“ Ryohei mischte sich in das Gespräch ein, er sah Tsuna wohl an, dass es ihm schwer viel über Gokuderas Zustand zu reden. „Es ist nur eine Vermutung, genaueres können die Ärzte erst sagen, wenn er wieder aufwacht.“ Ryohei sah ihn an. An seiner Körperhaltung konnte er sehen, wie sehr es ihm zusetzte, immerhin gab er sich die Schuld, dass es Gokudera nun so schlecht ging. Er ballte seine Hände zu Fäusten, biss sich auf die Lippe. „Kann ich zu ihm?“ fragte er leise. „Nun...bis vorhin wurde er noch operiert.“ Ryohei sah Tsuna unsicher an. Dieser sollte entscheiden, ob jemand zu Gokudera durfte. „Ist schon in Ordnung.“ Tsuna blickte wieder vom Boden, den er angestarrt hatte, auf. „Geh zu ihm, Yamamoto.“ Er lächelte leicht. „Danke..“ Das Lächeln wurde schwach erwidert. Er legte seine Hand auf die Türklinke, atmete einmal tief ein und betrat dann den Raum. Gokudera lag in dem Krankenhausbett, war fast bis obenhin zu gedeckt. Neben dem Bett stand ein Stuhl und viele Geräte, manche gaben piepende Geräusche von sich, andere blinkten und wieder andere zeigten sich stetig ändernde Kurven. Er schloss leise die Tür hinter sich, lehnte sich dann kurz an diese und schloss seine Augen. Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Dann trat er auf Gokudera zu, lies seinen Blick von oben bis unten über ihn wandern. Er hatte einen dicken verband um seinen Kopf gebunden, an seiner Wange klebte ein großes Pflaster und über seinem Mund war eine Maske, über die er beatmet wurde und die ihm helfen sollte. Bis zu seinem Hals war sein Oberkörper verbunden. Er nahm an, dass unter der Decke noch mehr Verbände waren. Er hing an vielen Schläuchen, einer brachte Blut von einer Blutkonserve in seinen Körper, um den Blutverlust auszugleichen. Neben der Blutkonserve hing eine Infusionslösung, die ihm intravenös verabreicht wurde. Er musste schlucken. Gokudera sah müde und schwach aus. Man sah ihm an, dass er abgekämpft und erschöpft war. Sein Gesicht war noch immer blass. Er hatte mehrere Stunden am Stück um sein Leben gekämpft und war nun dementsprechend schlapp und ausgelaugt, da war es kein Wunder, dass man ihm dies ansehen konnte. Leise, um die Ruhe die in dem Raum herrschte nicht zu unterbrechen, setzte er sich auf den Stuhl. Vorsichtig nahm er Gokuderas Hand in seine und sah ihn an. Er hoffte, dass der Andere bald wieder aufwachen würde und dass dann alles in Ordnung mit ihm war. Es musste einfach so sein. Er hing seinen Gedanken nach. Viele sagten, dass einem erst bewusst wurde, was man an einem Menschen hat, wenn er nicht mehr da ist...doch er wusste schon immer, wie wichtig Gokudera für ihn war, dazu musste er nicht erst verschwinden. Immer wenn er mit ihm alleine war, fühlte er, wie er sich entspannen konnte und ihm wurde immer ganz warm ums Herz. Er hatte es dem Anderen auch einmal indirekt gesagt, an einem Sommertag, als sie auf einer Wiese lagen und auf Tsuna gewartet hatten. Aber er hatte nie eine wirkliche Antwort erhalten, er hatte nie verstanden, ob Gokudera ähnlich wie er fühlte...bis zu ihrem Kampf. Gokudera hatte ihn beschützt, das musste etwas bedeuten. Jetzt, wo er endlich verstanden hatte, konnte der Bombenexperte ihn doch nicht einfach so zurücklassen... Die Zeit verging und nichts geschah. Der Silberhaarige bewegte sich nicht, nur das leichte Heben und Senken verriet, dass er noch am Leben war. Er hatte sein Zeitgefühl vollkommen verloren, aber er war sich sicher, dass er nun schon seit einigen Stunden bei Gokudera im Raum war. Er hatte bisher noch nicht gesprochen, hatte sich nicht getraut, denn die Stille war zu bedrückend. Das einzig hörbare Geräusch war das Piepen der Maschinen und das leise Rauschen, wenn das Beatmungsgerät Sauerstoff pumpte. Er musste diesem Geräusch lauschen, denn es war momentan für ihn der einzige Beweis, dass Gokudera noch lebte. Keine Körperregung, noch nicht einmal sein Gesichtsausdruck verrieten ihm, dass der Andere am leben war. Er klammerte sich verzweifelt an dem Geräusch des Beatmungsgerätes fest, sprach nicht, damit er kein einziges Geräusch verpasste. Mittlerweile hatte er Gokuderas Hand losgelassen und seine Hände ineinander gefaltet. Er stützte seine Ellenbogen auf seine Knie, hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und die Augen vor Sorge geschlossen. Es war alles nur seine Schuld, dass Gokudera hier lag. So verbrachte er schweigend und voller Sorge die Zeit in dem Krankenhauszimmer. ~ Das erste, was er wahrnahm, als er langsam zu sich kam, waren merkwürdige Geräusche. Ein Piepen...und...ein Rauschen? Er war sich nicht sicher. Langsam, unter großer Anstrengung, öffnete er seine Augen. Alles was er sehen konnte war weiß. War er im Himmel? Ausdruckslos starrte er nach oben. Er wusste nicht wie lange, doch er spürte einfach noch nicht die Kraft in sich, sich weiter umzusehen. Er brauchte noch einige Momente und ein paar Anläufe, bis er es schaffte seinen Kopf langsam zur Seite zu drehen. Im gleichen Moment bereute er dies jedoch wieder. Unnatürlich starke Schmerzen stiegen in sein Bewusstsein, er atmete etwas stärker ein, kniff die Augen zu und kämpfte mit dem Schwindel. Wieder verstrich etwas Zeit, bis er das Gefühl hatte, der Schmerz würde ihm nicht gleich wieder das Bewusstsein rauben. Schwerfällig öffnete er seine Augen erneut, blieb still liegen und bewegte seinen leicht zur Seite gedrehten Kopf diesmal nicht. Er hatte dazu gelernt und blieb ruhig, weswegen er den Schmerz ertragen konnte. So nahm er auch langsam die Beatmungsmaske in seinem Gesicht wahr, die Schläuche die aus seiner Armbeuge und seinem Handrücken aufsteigen und die Geräte, die mit ihm verbunden waren. Er erkannte die vielen Verbände, die um seinen Körper gewickelt waren und dann erkannte er die Person, die neben ihm, gebeugt, auf einem Stuhl saß. Yamamoto hatte die Hände gefaltet und auf seinen Beinen abgestützt, sein Gesicht ruhte auf seinen Händen und die Augen hatte er geschlossen. Er sah traurig und besorgt aus. Fast so, als würde er sich Vorwürfe machen. Was hatte er denn nur? „Ya...mamoto.“ Er sprach leise, das reden viel ihm schwer, was ihn überraschte. Müde, obwohl er gerade erst aufgewacht war, sah er seinen Freund an. Der Braunhaarige, hob seinen Kopf und schien seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte er wirklich Gokuderas Stimme gehört? Er drehte seinen Kopf und blickte zum Bett. Tatsächlich. Gokudera war wach und sah ihn an, erwiderte seinen Blick. „Hayato!“ rief er erleichtert aus, ergriff sofort die andere Hand und drückte sie leicht. Seine freie Hand legte er vorsichtig zu Gokuderas Kopf, strich sacht durch sein Haar. In seinen Augen konnte er sehen, dass der Andere noch sehr müde und schwach war. „Wie geht’s dir?“ Er lächelte und vor Erleichterung rollten ihm zwei Tränen über die Wangen. „Seit...wann nennst...du mich beim Vornamen?“ Die Atemmaske beschlug, wenn Gokudera sprach und ausatmete. Er flüsterte nur und man musste sich anstrengen ihn zu verstehen, aber das interessierte Yamamoto nicht. Hayato war wach, das war das wichtigste. Er lächelte sanft, als er antwortete. „Seit du mir so einen großen Schreck eingejagt hast.“ Gokudera schien nicht ganz zu verstehen, worauf er anspielte, vielleicht erinnerte er sich noch nicht an alles. „Hast du starke Schmerzen? Kannst du alles sehen?“ fragte er besorgt. Der Bombenleger dachte nach. Hatte er Schmerzen? Konnte er alles sehen? Wieso interessierte Yamamoto überhaupt, ob er sehen konnte? Natürlich konnte er, was für eine dämliche Frage. Solch dämliche Fragen stellte auch nur der Baseball Idiot. „Sie sind zu ertragen...“ Er machte eine kurze Pause, um zu atmen ehe er weiter sprach. „Ja, natürlich...kann ich sehen,...Idiot.“ Irgendwas schien an seinen Worten lustig gewesen zu sein, denn der Baseballspieler fing an zu lachen. Irgendwie wirkte er sehr erleichtert auf ihn. „Ich hatte schon solche Angst.“ Er drückte Gokuderas Hand. Ein Glück schien mit seinen Augen alles in Ordnung zu sein und durch die Schmerzmittel, die er bekam schien der Andere auch nicht allzu große Schmerzen zu haben. Er war ja so erleichtert. „Angst?“ Gokudera mochte die Wärme, die von Yamamotos Hand ausging und seinen Körper wärmte. Es war schön, dass er hier war und seine Wärme mit ihm teilte. „Angst, dass du die Augen nicht mehr aufmachst.“ Yamamoto strich ihm weiter durch die Haare, es beruhigte ihn und die Kopfschmerzen, die ihn seit dem Aufwachen quälten, nahmen ab. „Angst, um dein Leben. Wieso hast du das auch getan? Wieso hast du dich vor mich gestellt?“ Er drückte die Hand in seiner etwas fester. Allmählich erinnerte Gokudera sich an die vergangenen Ereignisse. Der Kampf. Die Schlacht. Yamamoto, der im Kampf seine Deckung vernachlässigte, um mit all seinen Gegnern fertig zu werden. Yamamoto, der die zwei Schützen hinter ihm nicht bemerkte und der nicht aufgefallen war, dass man um ihn herum Bomben platziert hatte. Seine Angst, dass der Baseballspieler nicht überleben würde, dass er von zwei Kugeln getroffen werden würde und danach die drei Bomben in die Luft gingen. Er war dazwischen gegangen, damit Yamamoto nichts passierte, denn das hätte er sich niemals verziehen. Immerhin hatte er sich geschworen auf ihn Acht zu geben und er hatte nicht vor seinen Schwur jemals zu brechen. „Hayato? Alles in Ordnung?“ Er öffnete die Augen wieder. Yamamotos Hand lag auf seiner Wange, er schaute wieder besorgt. Seine Stirn lag in Falten. Er war wohl mit seinen Gedanken abgedriftet, dabei hatte er seine Augen geschlossen. „Ja..“ murmelte er. Yamamoto lächelte wieder, strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht und war dabei so vorsichtig, als hätte er Angst, dass Gokudera unter seiner Berührung zerbrechen könnte. „Mir ist...bewusst geworden, wie wichtig...auch du mir bist.“ flüsterte er. Ja, nicht nur Tsuna war ihm wichtig, auch Yamamoto war einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. „Was?“ Yamamoto schaute erstaunt, schien wohl den Zusammenhang nicht zu verstehen. „Na, du wolltest doch...wissen, wieso ich das...gemacht hab. Ich bereue nichts.“ Der grünäugige Teenager atmete abgehakt ein. Nun schien Yamamoto zu verstehen, er lächelte wieder. „Du bist mir auch wichtig, Hayato.“ Er schwieg einen kurzen Moment. „Du bist wirklich wie ein Schmetterling!“ Er grinste sein typisches Grinsen. Gokudera hatte es schon vermisst. „Ruh dich jetzt aus, du musst doch schnell gesund werden. Ich hab noch viel mit dir vor.“ Ja, er musste gesund werden, damit Yamamoto ihm von den anderen Vergleichen erzählen konnte, die er noch für ihn hatte. Gokudera lächelte matt und schloss die Augen, hielt Yamamotos Hand aber weiter fest. Er wollte die anderen Vergleiche hören, aber tief in sich drin wusste er, dass keiner der Vergleiche so schön sein würde und so viel Bedeutung tragen würde, wie der des Schmetterlings. Der Schmetterling stand für viele Dinge, hatte viele Bedeutungen. Für manche stand er für Unbeschwertheit und Freiheit. Für andere symbolisierte er Freude und Glück, er symbolisierte für sie etwas, dass sich aus zunächst unscheinbaren Dingen entwickelte. Wieder andere verbanden Schönheit und Veränderung mit dem kleinen Tier. Andere sagten, Schmetterlinge bringen dem Rest der Welt die Gabe der Schönheit. Manch einer verehrte den Schmetterling sogar, weil sie in ihm die Seele der Verstorbenen sahen und glaubten er würde die Auferstehungshoffnung symbolisieren. Für wieder andere bedeutete der Schmetterling das Verständnis für die Veränderung. Für sie jedoch war der Schmetterling ein Symbol für den Anfang, denn aus einem zunächst unscheinbaren Ereignis würde sich etwas ganz großes entwickeln. Da waren sich beide im stillen sicher. Sie ließen es jedoch unausgesprochen, denn sie verstanden sich auch ohne Worte. _______________ The End. Wie gesagt, gegen Kommis hab ich nichts einzuwenden :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)