Requiem von Cilzia (Night of the Hunter) ================================================================================ Lost in a Daydream ------------------ Meine Augenlieder flatterten. Im nächsten Augenblick wünschte ich mir meine Augen nie wieder öffnen zu müssen. Heftig durchzuckte mich gleißender Schmerz. Gleißend heiß. Allgegenwärtig. Der Schmerz war so intensiv, dass ich ihn nicht orten konnte. „Nimm schon, das wird es besser machen“ Ich hatte die Augen noch immer geschlossen, trotzdem kniff ich sie vor Schmerz zusammen, als ich etwas kaltes, feuchtes auf meinem Gesicht spürte. Jemand schien da zu sein, ja, da war doch eine Stimme, oder halluzinierte ich jetzt schon? Nein… irgendjemand war da, der sich um mich zu kümmern schien. Da war diese Kälte. Die Kälte durchdrang mich, nahm mich ein. Sie war allgegenwertig. Nur Kälte und Schmerz. Ich versuchte die Augen zu öffnen, meine Augenlieder gehorchten mir erst nach einem wiederholten Versuch, und sobald ich verschwommenes Licht wahrnahm bereute ich es. Das Licht schien den Schmerz nur noch schlimmer zu machen, wenn das überhaupt möglich war. Verschwommen nahm ich wahr, dass ich in einer Küche befinden musste. In diesem Augenblick überkam mich erneut eine Welle der Schmerzen und ich spürte wie sich mein Magen zusammenzog. Ich wusste nicht wie ich mich so schnell erhoben hatte, als ich einen Augenblick später würgend über der Waschwanne kniend wiederfand. Ich erbrach das Festmenü des Silvesterabends der mir schon so weit entfernt vorkam, und – zu meinem Erschrecken – einen Schwall roter Flüssigkeit, die unbestreitbar Blut war. Schwankend wischte ich mir mit meinem Ärmel über das Gesicht, ich wusste nicht wie ich den in mir aufkommenden Ekel anders loswerden sollte. Gerade ließ ich den Arm sinken, da bemerkte ich, dass auch der Ärmels meines Hemdes Blutverkrustet war, genauso wie ein Großteil meines Hemdes, das Jackett war verschwunden. Jemand hatte im Kamin ein Feuer gemacht. Ich spürte die Wärme die davon ausging, auch wenn sie kein bissen von der Kälte, die sich Tief in meinem inneren verwurzelt hatte, zu verdrängen mochte. Ich drehte mich langsam um. Vor dem Kamin saß die junge Frau mit dem weißen Haar, ihre roten Augen waren unentwegt auf mich gerichtet. Ihr schneeweißes Kleid war über und über mit Blut beschmiert, und auch die weiße Haut an ihrem Hals und Dekolleté war nicht mehr so unschuldig unbefleckt. Ich stolperte vorwärts. Alles in meinem Kopf schien sich zu drehen, nichts war mehr klar. Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung war sie aufgestanden, stützte mich und brachte mich wieder hinüber vor den Karmin, vor das wärmende Feuer. „Was hast du getan?“ Meine Stimme war brüchig. Jedes Wort, jeder Atemzug brannte in meinem Kehlkopf. Wo kam dieser unmenschliche Schmerz her? „All das was du verlangt hast. Du wirst verstehen wenn es Zeit dafür ist.“ Sagte sie beschwichtigend. Ich spürte ihre weiche Haut an meiner Wange entlang streichen, während sich ihr anderer Arm um meine Schultern legte. Sie war mir so nahe, dass ich deutlich ihr Parfüm wahrnehmen konnte, doch das war nicht alles. Da war auch ein süßlicher, verführerischer Duft der an ihr klebte, Er weckte irgendeine Erinnerung und als ich eine metallische Note vernahm realisierte ich, dass es der Geruch von Blut war. Ich zuckte zusammen. Sie hatte mich und meine Reaktionen beobachtet und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Es ist okay“ sagte sie, und ihre Augen schienen zu leuchten. Sie lächelte und von den strahlend weißen Zähnen stachen deutlich die kräftigen Eckzähne hervor. „Nimm dir so viel du willst, es wird den Schmerz erträglicher machen“ Ihre Hand strich von meiner Wange zu meinen Lippen, ihre Finger zeichneten meine Züge sanft nach. Mit jedem Atemzug den ich nahm und das Blut roch schien der Schmerz intensive rund unerträglicher zu werden. Müsste nicht bald die schützende Bewusstlosigkeit über mich hinein brechen und den Schmerz von mir nehmen? In meinem Kopf war alles so unklar. Ich wartete vergebens. Ihre Mundwinkel zuckten. In ihren Augen blitzen Unverständnis, Ungeduld und eine Kälte auf, die mich zusammenzucken ließen. „Schon gut“ sie wollte mich beschwichtigen. Als sie blinzelte war nur noch angespannte Aufmerksamkeit in ihren erschreckend roten Augen zu lesen. „…ist noch nicht so weit…“ murmelte sie leise und senkte den Blick, sie sprach mit sich selbst. „…noch nicht vorüber.“ Dann tat sie etwas unerwartetes, das mich wie einen Schlag traf. Innerhalb von einem Sekundenbruchteil hatte sie ihre Hand aus meinem Gesicht gezogen und ihre scharfen Reißzähne darin versenkt. Sie zuckte nicht einmal, selbst dann nicht als ich erschrocken aufschrie. Blut quoll aus ihrer Handfläche, sammelte sich darauf und begann langsam ihren Unterarm hinunter zu rinnen. Unerträglicher Schmerz tobte in meiner Kehle, der mit jedem verstreichendem Augenblick schlimmer werden zu schien. Etwas in mir regte sich, bäumte sich auf und machte ich willenlos. Mein Kopf schien zu zerspringen, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich konnte gar nicht mehr denken. Ich war wie blind als sich meine Lippen öffneten und kamen ihrer, sich mir nähernden Hand entgegen. Sie nahmen ihre Hand in Empfang, kaltes Blut lief über meine Lippen. Ekel kam in mir auf, Ekel gegen den ich mich nicht wehren konnte, weil ich nicht aufhören konnte. Mein Körper reagierte, er verlangte nach dem roten Lebenssaft, ohne dass ich ihn hätte kontrollieren können. Ich spürte das etwas in mir stärker war als mein Wille und ich wusste ich hatte verloren als das rote Rinnsal meine Kehle passierte und den Schmerz abklingen ließ. Ich ließ mich fallen. Ich wusste ich war nicht stark genug um gegen den Drang anzukommen, und alles in meinem Kopf verschwamm. Meine Zunge leckte gierig über die Wunden in ihrer Handfläche. Mein Körper verlangte mehr. Sie blutete so quälend langsam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)