Geliebter Pirat von xXSasukeUchihaXx (Jack x ?) ================================================================================ Kapitel 1: 'Wer bin ich?' ------------------------- Das Meer schlug hohe Wellen, ließ das Schiff unangenehm schaukeln und die wenigen Insassen aufschrecken, welche sich weder rühren, noch sehen konnten. Unter den zahlreichen Sklaven war eine noch sehr junge Frau, gerade mal das 26. Lebensjahr erreicht und versuchte sich zu erinnern, woher sie eigentlich kam. Schon seit Wochen saß sie hier in einen der Kerker gefangen, die Hände an die Wand gekettet und die Augen verbunden. Hin und wieder hörte sie das Knarren der Tür und schwere Schritte. Vermutlich ein stinkender Mann, der seinen Rundgang auf dem Schiff machte und nach seiner Ware sehen wollte. Verklebtes schwarzes Haar umrahmte ihr schmutziges Gesicht, während ihre sonst so blauen Augen, die dem Meer glichen, hinter einer schwarzen Augenbinde versteckt wurden. Eine schlanke Frau mit einer kleinen Oberweite, aber dennoch eine Augenweide für jeden einzelnen Mann, hatte sie von lüsternen Stimmen gehört. Die junge Frau war auf jede Situation gefasst, war sie doch ebenso bei Nacht aus ihrem Elternhaus enführt worden und hatte sich ihrem Schicksal fügen müssen. Sie konnte sich nicht mehr an ihren Namen erinnern, wusste ebenso wenig, wo ihre Heimat war, weil sie inzwischen all ihre Gedanken ausblendete, um diese Hölle bis zu ihrem Tod zu überstehen. "Wir legen in Tortuga an und verkaufen einige Frauen für einen hohen Preis" fielen ihr die Worte eines Mannes wieder ein, senkte ihren Kopf gen Boden und seufzte leise aus. Ihre Kehle war trocken und seit Tagen verspürte sie großen Hunger, welchen sie nicht zu stillen vermochte. Warum, dachte sie sich insgeheim. Was hatte die junge Frau nur angestellt, um derart gepeinigt zu werden? Sie wusste es nicht und sog den salzigen Geruch des Meeres in sich auf, versuchte erneut die qualvollen Gedanken zu vergessen und lauschte den wimmernden Stimmen um sich herum. Die meisten Sklaven, überwiegend hübsche Frauen, hatten schon vor Tagen die Hoffnung aufgegeben und erduldeten ihr Schicksal leise, meist weinend und mit den Nerven am Ende. Auch die junge Frau war kurz davor, ihre Hoffnungen aufgeben zu wollen, aber ihr blieb dieser eine Name im Sinn. Tortuga, dachte sie sich, war wahrscheinlich der Name eines Ortes. Welcher schmutzige Mann würde sie ersteigern, nur um seine Gelüste an ihr ausleben zu können? Sie wusste es nicht, aber vielleicht ergab sich schon bald die einmalige Chance zu fliehen. Nur eine Frage blieb ihr, bereitete ihr Bauchschmerzen. Wohin sollte sie fliehen, wenn sie nicht einmal mehr ihren eigenen Namen, noch ihre Herkunft wusste? Die Tür wurde knarrend geöffnet und nur einen Augenblick später wurden ihr die Handschellen abgenommen, weswegen die junge Frau kraftlos zu Boden sank, da ihre Beine ihr Gewicht unter der Müdigkeit nicht mehr tragen konnten. Grobe Hände rissen die junge Frau beim Haar auf die Beine, ehe sie den fauligen Atem neben ihrem linken Ohr spüren konnte. "Endstation, Lady. Du wirst uns besonders viel Geld einbringen" hauchte der Kerl, stieß sie einige Schritte vorwärts und ergriff schließlich ihre Hände, um sie aus dem Raum zu führen. Panik und auch Ekel erfassten ihren Körper, dennoch blieb sie ruhig, versuchte Ruhe zu bewahren, um auf den richtigen Augenblick zu warten. Der salzige Geruch des Meeres stieg ihr in die Nase und nur vage konnte sie sich vorstellen, dass sie nun das Deck des Schiffes betreten hatte. Die Augenbinde wurde ihr nicht abgenommen und da der Kerl sie über einen Steg führte, zumindest vermutete sie es, leistete die junge Frau noch immer keinen Widerstand. Einige Frauen hatten Fluchtversuche unternommen, waren gescheitert und waren mit schmerzvollen Schlägen bestraft worden. Noch erschien ihr ein Fluchtversuch unmöglich, gar zu gefährlich, weswegen sie sich auf nackten Sohlen führen ließ und schließlich laute Stimmen vernahm. Laute Stimmen von zahlreichen Kerlen, während ihr nun der Alkoholgeruch in die Nase stieg, ebenso der Qualm von Pfeifen und Zigaretten. Auch laute Musik drang an ihre Ohren, weswegen sie vermutete, dass sie sich in einem Pub befinden musste. Grob wurde ihr die Augenbinde entfernt und im ersten Moment erschien ihr das plötzliche Licht wie Stiche in ihren Augen. Einige Male blinzelte die junge Frau, gewöhnte sich an das spärliche Licht der Kerzen und der Lampen, welche an der Decke hingen. An den zahlreichen Tischen saßen schmutzige Männer, welche lachten und sich ihre Zeit mit Alkohol und einem Kartenspiel vertrieben. Andere Männer vergnügten sich mit Frauen, fuhren mit ihren schmutzigen Händen in deren Ausschnitt und liebkosten diese willigen Damen. Erneut stieg Ekel in ihr auf, doch weitere Gedanken konnte sie sich nicht machen, da sich ihr ein bärtiger Mann näherte, ebeso eine rothaarige Frau, welche die junge Dame sofort in Augenschein nahm. "Neue Ware?" fragte der Bärtige und umrundete das noch sehr junge Ding, zwickte ihr in den Po und ergriff nach weiteren Sekunden ihr Kinn, um ihr Gesicht zu betrachten. Blaue Augen strahlten ihm entgegen und er konnte den Trotz und den Ekel in ihnen erkennen, weswegen er ihr Handgelenk umfasste und die junge Frau zu der Rothaarigen zerrte. "Scarlett... Du wirst sie waschen, ihr neue Kleidung besorgen und ihr etwas Essbares geben". Scarlett, wie der Bärtige die rothaarige Frau eben genannt hatte, nickte ihrem Boss zu und führte die Frau zur Treppe, um zu den obrigen Zimmern zu gelangen. "Wie heißt du?" wollte Scarlett in Erfahrung bringen und führte die stumme Frau in ein unbenutztes Zimmer, begann die Schwarzhaarige zu entkleiden und lief ins angrenzende Bad, um eine Schale warmes Wasser und einen Lappen zu holen. Die junge Frau wusste keine Erwiderung, sah sich in dem spärlich ausgestatteten Zimmer um und schüttelte schließlich ihren Kopf. Das konnte nur ein qualvoller Albtraum sein, oder? Ihre Vermutung durfte sich nicht bestätigen, denn sie wollte keineswegs ein Lustobjekt zahlreicher Männer werden. Würde hier in Tortuga erst die wahre Hölle beginnen? Nein, sie würde sich wehren, würde um ihren Körper kämpfen und sich nicht freiwillig beugen. Scarlett kehrte zurück, stellte die Schale auf den Nachttisch ab und tunkte den Lappen ins warme Nass. Vorsichtig reinigte sie das Gesicht der schweigsamen Frau, blickte ihr immer wieder in die Augen und bewunderte dieses Blau. "Ich nenne dich Ocean, einverstanden? Du musst dich nicht fürchten. Tortuga ist eigentlich ein schöner Ort, wenn du dich an die Lebensumstände gewöhnt hast" erzählte Scarlett und lächelte die nun ernannte Ocean an. Die Schwarzhaarige blickte weiterhin ausdruckslos in ihren Schoß, blendete erneut all ihre Gedanken aus und ließ die Säuberung auch weiterhin stumm über sich ergehen. "So, meine liebe Ocean. Dein Haar solltest du dir selbst waschen. Ich werde dir ein schönes Kleid bringen und dir saftiges Fleisch zubereiten. Du hast sicher seit Tagen nichts mehr gegessen" lächelte die Rothaarige, erhob sich und lief zur Zimmertür. "Bleib im Zimmer, sonst wird dich unser Boss foltern". Es war lediglich ein gut gemeinter Rat, den Scarlett der jungen Frau gab, denn ihr Boss war bei seinen Mädchen nicht gerade liebevoll. Selbst sie hatte zu Anfang rebelliert, bis sie schließlich unzählige Male geschlagen und gedemütigt worden war. Seufzend verließ Scarlett das Zimmer, um nun ein Kleid und etwas Essbares für Ocean zu kochen. Hoffentlich blieb Ocean nicht so schweigsam, sonst würde sie bald ihre erste Strafe von ihren Boss erhalten. Schweigend blieb die Schwarzhaarige auf dem Bett sitzen, zog die Bettdecke um ihren Körper und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihr weiteres Dasein sollte bedeuten, unzählige Männer, welche schmutzig und nach Alkohol stanken, zu beglücken? Nein, dass konnte nicht ihr Schicksal sein, oder etwa doch? Ocean konnte nun nicht mehr ihre Tränen unterdrücken, die sie seit Wochen unter ihrer Augenbinde verborgen hatte, stand nun auf und eilte ins Bad. Den Duschkopf an sich nehmend, stellte sie das Wasser auf eine angenehme Temperatur ein, begann nun ihr verklebtes, bis zum Kinn reichendes, Haar zu waschen und versuchte ihr aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. Es musste einfach einen Ausweg geben. Erst nach zehn Minuten stellte Ocean das lauwarme Wasser ab, nahm ein Handtuch zur Hand und wickelte es sich um ihren Kopf. Nur einen kurzen Blick warf die junge Frau in den Spiegel, betrachtete ihr Erscheinungsbild und brach erneut in Tränen aus. Die Männer würden nicht einmal zögern, würden sie für einige Stunden buchen und ihren Körper schänden. Warum wurde Ocean, den einzigen Namen, welchen sie nun besaß, ausgerechnet an einen Ort wie diesen gebracht? Die Tür öffnete sich und aus Angst, es könnte ein Mann sein, griff sie zu einer Rasierklinge, die sie auf der Ablage entdeckt hatte. Sich neben der Tür an die Wand pressend, hielt sie den Atem an, ehe eine vertraute Stimme ihren neuen Namen rief. Erleichtert rutschte Ocean zu Boden, umklammerte ihre Beine mit ihren Armen und vergrub ihr Gesicht auf ihren Knien. Die Tür zum Bad wurde geöffnet und eine rothaarige Frau trat ein, sah sich wachsam um, ehe sie die zusammen gekauerte Person neben der Tür entdeckte. "Du solltest dich anziehen und dein Mahl zu dir nehmen. Der Boss sagte, dass du in einer Stunde den ersten Mann zur Verfügung gestellt wirst" erläuterte Scarlett und ging in die Hocke, während sie der jungen Frau beruhigend über die Schulter streichelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür ihres Zimmers und noch immer wirkten die sonst so klaren blauen Augen leer. Scarlett hatte ihr beim Anziehen eines blauen Kleides geholfen und erst als die Rothaarige ihr Zimmer verlassen hatte, hatte Ocean etwas von dem Schweinefleisch gegessen, um wieder zu Kräften zu kommen. Nun hatte jedoch die Stunde der Wahrheit geschlagen und der erste Mann betrat ihr Zimmer. Er roch bestialisch nach Alkohol, war total verdreckt und war einfach eine Schande in ihren Augen. Ebenso blaue Augen musterten die junge Frau, welche sich nicht rührte und auch keine Anstalten machte, sich zu erheben, um ihn gebührend zu empfangen. "Dein Boss hat ein gutes Auge, schönes Kind. Er sagte mir auch, dass du vermutlich kein Wort sagen wirst, aber ich werde dir schon noch lustvolle Schreie entlocken" säuselte der Kerl, drückte die junge Frau ohne jegliche Vorwarnung in die Matratze zurück und ließ seine Finger über ihr Kleid wandern. Ocean unterdrückte einen Laut der Angst, ließ ihre Augenlider sinken und ließ die Küsse auf ihrer Haut über sich ergehen. Sie würde keinen Ton von sich geben, auch wenn sie vermutlich bestraft werden würde. Nein, diese Genugtuung gönnte sie weder ihrem Boss, noch diesem stinkenden Kerl, welcher nun ihr Kleid öffnete und sich an ihrem Körper verging. All die lustvollen Geräusche, die der Kerl von sich gab, blendete Ocean aus, dachte an etwas Schönes und somit ertrug sie die Stunden qualvoller Schmerzen, die ihr bei jedem Stoß zugefügt wurden. Entkräftet lag Ocean nach dieser Hölle in ihrem Bett, starrte aus leeren Augen an die hölzerne Zimmerdecke und versuchte den stechenden Schmerz in ihrem Unterleib zu ignorieren. Vor wenigen Minuten war Scarlett bei ihr gewesen, hatte ihren Intimbereich vom Blut gereinigt und ihr eine heilende Creme auf den Nachttisch gelegt. "Ocean... Ich weiß, wie schwer dir die ersten Tage erscheinen werden, aber du solltest dich beugen. Der Boss wird dich schlagen, dich über Stunden vergewaltigen und noch schlimmere Dinge mit dir tun. Glaub mir, diese Erfahrung möchtest du nicht machen" kamen ihr die sorgenvollen Worte der Rothaarigen in den Sinn, ließen Ocean nachdenken, doch trotz dieser eindeutigen Warnung wollte sich Ocean nicht ergeben. Erst der Tod würde ihr Erlösung bringen, also müsse sie warten, um dieser Hölle zu entkommen. Die Tür wurde mit einem lauten Krachen geöffnet, doch Ocean zuckte nicht einmal zusammen. Schnelle Schritte ertönten auf dem Holzboden, ehe zwei kräftige Hände ihren Hals umschlossen und ihr die Luftzufuhr nahmen. "Du dreckige Hure..." knurrte der Bärtige, ihr Boss, welcher seine rechte Hand von ihrem Hals löste und seine Faust in ihr Gesicht sausen ließ. Seine Faust traf ihr rechtes Auge und augenblicklich färbte sich die getroffene Stelle leicht bläulich. Jedoch zeigte Ocean noch immer keine Regung, blieb unter ihm liegen und starrte ihren Peiniger einfach nur an. "Ich werde deinen verdammten Stolz brechen" knurrte er ihr entgegen und erneut spürte sie die geballte Faust, doch dieses Mal in ihrer Magengrube. Durch diesen Schmerz keuchte Ocean, krümmte sich etwas zusammen und wollte sich von ihm abwenden. Diesen Wunsch gewährte er ihr jedoch nicht, riss die Zudecke zur Seite und öffnete nun seine Hose. "Ich bringe dir Manieren bei und erst, wenn du gewillt bist, die Männer zu beglücken, werde ich dir Freigang gewähren" fügte er wütend hinzu und ließ der Schwarzhaarigen keine Zeit, um über seine Worte nachdenken zu können, sondern verging sich an ihr. Weinend lag die junge Frau nach einer ganzen Stunde unendlicher Qual im Bett, konnte sich nicht bewegen und blickte aus das verdreckte Fenster. Das Licht hatte ihr Boss nach seiner Tat gelöscht und ebenso die Tür hinter sich verschlossen. Nur der volle Mond spendete ihr nun etwas Trost, während sie die neuen Ereignisse zu verdrängen versuchte. Ja, er hatte ihren Stolz und somit auch ihren Körper gebrochen und nun lag sie einfach nur in den vom Blut verschmierten Laken und betete zu einem Gott, den es wohlmöglich nicht einmal gab. "Muss ich wirklich bis an mein Lebensende mit dreckigen und stinkenden Kerlen ins Bett gehen? Warum? Wer bin ich und wo liegt meine Heimat?" fragte sie sich gedanklich, denn gesprochen hatte Ocean seit ihrer Entführung nicht mehr. Tortuga, die Hölle auf Erden und eine Flucht erschien ihr gar unmöglich. Gab es denn keine einzige Person auf dieser Welt, welche ihr helfen könnte? Waren die Männer wohlmöglich alle gleich und dachten nur an ihr eigenes Vergnügen? Die letzte Hoffnung erstarb und mit diesem grausamen Gedanken schlief Ocean letzten Endes unter Tränen ein. Kapitel 2: Retter in der Not ---------------------------- Drei lange Tage waren seit ihrer Ankunft in Tortuga vergangen und Ocean wusste schon gar nicht mehr, wie viele Männer ihr Zimmer aufgesucht hatten, nur um sich an ihrem fast schon leblosen Körper zu vergehen. Seit zwei Tagen verweigerte sie die Mahlzeiten, die Scarlett ihr immer wieder brachte und auch wenn die Rothaarige mitfühlende Worte verwendete, die Schwarzhaarige hatte ihr Leben bereits aufgegeben und wartete sehnsüchtig auf ihren Tod, welcher sie aus diesen höllischen Fängen befreien würde. Es gab einfach keinen Lichtblick mehr und so lag Ocean auch den heutigen Tag in ihrem Bett und starrte aus leeren blauen Augen an die Zimmerdecke. Das zaghafte Klopfen an der Zimmertür blieb überhört, denn auch nach diesen drei Tagen hatte Ocean nicht ein Wort gesagt. Nein, warum hätte sie sich mit ihrem Boss unterhalten sollen, welcher sie bisher immer nur verprügelt und gedemütigt hatte? Nur mit Scarlett unterhielt sie sich, wenn man das Aufschreiben von vereinzelten Worten eine Unterhaltung nennen konnte. Die rothaarige Frau bemühte sich um sie, wollte ihr irgendwie helfen, doch im gleichen Moment machte Scarlett ihre Überlegungen zunichte. Tortuga war eine Insel und ohne ein Schiff würde sie nicht fliehen können. Ebenso zaghaft wurde die Tür geöffnet und ihre einzige Bezugsperson betrat ihr Zimmer. "Ich habe einen alten Freund um Hilfe gebeten, weil er mir noch einen Gefallen und Geld schuldet, Ocean" murmelte Scarlett und blieb im Türrahmen stehen, während sie die Schwarzhaarige nochmals in Augenschein nahm. Ihr Freund hatte eigentlich nur seine Vorräte aufstocken wollen, aber durch eine List hatte sie ihn doch überreden können, ihr wenigstens ein wenig zu helfen. Scarlett erließ ihm seine Schulden und dafür sollte er mit der jungen Dame reden. Er war zumindest ein Gentleman und keineswegs wie die anderen Männer, die bereits in dem Bett der jungen Frau gewesen waren. "Du hast eine Stunde" fügte Scarlett leise hinzu und trat wieder auf den Flur, um ihren Gast eintreten zu lassen. Hinter ihm schloss sie die Tür, lehnte sich seufzend an das dünne und auch sehr brüchige Holz und senkte ihren Blick gen Boden. Hoffentlich brachte er Ocean zur Vernunft, denn sonst würde die junge Dame in absehbarer Zeit das Zeitliche segnen. Ihr Boss wurde mit jeden weiteren Tag wütender, hatte ihr heute Morgen sogar die Nase blutig geschlagen und Ocean nochmals auf die brutalste Art und Weise vergewaltigt. Lange würde es die Schwarzhaarige nicht mehr durchstehen und nur deswegen setzte sie nun all ihre Hoffnungen auf diesen einen Mann. Ocean drehte nun doch ihren Kopf, um den alten Freund von Scarlett in Augenschein zu nehmen. Ein Mann, dachte sie sich insgeheim und ließ ihre Augen neugierig über sein Erscheinungsbild schweifen. Er wirkte wesentlich gepflegter als die sonst so stinkenden und schmutzigen Männer, welche ihr Zimmer bisher betreten hatten. Er trug einen alten, dreieckig aussehenden Hut, darunter scheinbar ein ziemlich altes Kopftuch, welches wahrscheinlich einmal einen richtigen Rotton besessen hatte. Sein dunkelbraunes Haar wirkte sehr verfilzt und Ocean fragte sich, wann er sich wohl das letzte Mal die Haare gewaschen hatte, während sie nun neugierig die Perlen in vereinzelten Haarsträhnen betrachtete. Vorsichtig setzte sich Ocean auf, keuchte jedoch ungewollt und kniff ihre Augen zusammen, weil die Unterleibschmerzen weitaus schlimmer waren, wenn sie sitzen musste. Schwere Schritte ließen die junge Dame aufschrecken, ehe sie sich dicht an die Wand setzte und ihre Beine mit ihren Armen umklammerte. Jedoch schien er nichts Böses mit ihr tun zu wollen, setzte sich vorsichtig zu ihr aufs Bett und blickte ihr nun neugierig in die Augen. Er besaß dunkelbraune Augen, wirkten wahrlich neugierig und fragend zugleich, während er nun ein sanftes Lächeln aufsetzte, um ihr Gemüt zu beruhigen. Wollte er denn nicht mit ihr schlafen? Wieso konnte sie seinen Blick nicht deuten und warum schenkte er ihr ein sanftes Lächeln? "Deine Augen spiegeln das weite Meer wieder, Ocean" durchbrach er nach wenigen Sekunden die Stille, nahm nun seinen Hut ab und legte ihn auf die Bettdecke neben sich. Ocean wusste keine Erwiderung, musterte ihn nochmals und ließ nun ihre Augen über seine Kleidung wandern. Er trug braune Stiefel, hatte sie zumindest zuvor sehen können, eine sehr abgetragene gräuliche Hose, die ebenfalls gewaschen oder noch besser verbrannt werden sollte. Ein langer dunkler Mantel bedeckte ein vergilbtes Hemd, welches zu früheren Zeiten vermutlich einmal weiß gewesen war. Er war wirklich schmutzig und er roch auch nach Alkohol, aber trotz dieser Faktoren wirkte er irgendwie freundlich und schien keine bösen Absichten zu hegen. "Es ist eine Schande, ein schönes Gesicht wie deines zu entstellen, Kleines. Dein Boss sollte an seinen Manieren im Umgang mit Frauen arbeiten". Ocean beobachtete jede seiner Mimik und auch seine Gesten ließen darauf schließen, dass er seine Worte ernst meinte. Er war nicht wie die anderen Männer, aber durfte sie ihm vertrauen, obwohl sie in den vergangenen Wochen soviel hatte durchstehen müssen? Vielleicht versuchte er auch nur ihr Vertrauen zu erschleichen, um ihr zu einem späteren Zeitpunkt erheblich größeren Schaden zufügen zu können. "Dürfte ich mich zu dir setzen?" wollte der noch immer Unbekannte wissen und deutete auf den freien Platz neben ihr. Doch statt ihm eine Antwort zu geben, krabbelte sie zu ihrem Nachttisch, um sich ein Blatt Papier und einen Füller zu nehmen. Rasch schrieb sie einige Worte auf, ehe sie ihm das Papier reichte und sich wieder auf ihren Platz setzte, während sie die Zudecke über ihre Beine zog. Nur ein weißes Nachthemd trug sie und vermutlich würde sie diesen dünnen Stoff noch einige Monate tragen müssen, bis sie den nötigen Gehorsam gelernt hatte, jedenfalls waren das die Worte ihres Bosses gewesen. "Wie heißt du und was willst du von mir?" las der Mann vor ihr die Worte auf dem Papier vor, rutschte nun zu ihr, ohne ihre Erlaubnis bekommen zu haben und legte dabei seine Schwertscheide mit einem wirklich alt aussehendem Schwert ab. Ein Revolver folgte ebenfalls und allmählich stieg Panik in Ocean auf, rutschte ein ganzes Stück von dem Fremden weg und faltete ihre Hände ineinander. Vielleicht saß neben ihr ein Sadist, welcher auf solche Spielchen stand. Nein, vielleicht wollte er ihr noch ihre letzte Würde nehmen, aber er sah eigentlich nicht wie ein Berserker aus, oder trügte wohlmöglich nur der Schein? "Hey... Ich werde dir nichts tun. Ich schwöre es dir, so wahr ich Captain Jack Sparrow bin. Ich mag zwar ein Pirat sein, aber es entspricht nicht meiner Natur, unschuldige Frauen zu quälen" stellte er sich vor, versuchte ihre Angst zu vertreiben und rutschte nochmals ein Stück zu ihr, hob ihr Kinn mit seiner rechten Hand an und besah sich ihre Verletzungen. Ihre Nase war ein wenig geschwollen, also schien ihr Boss wirklich kein Benehmen zu besitzen. "Scarlett hat mir von dir erzählt und sie macht sich unheimliche Sorgen um dich, Kleines. Würdest du mir verraten, woher du stammst und warum du hier in Tortuga verkauft wurdest?" wollte Jack wissen, betastete nun ihr rechtes Auge und zog seine Hand zurück, als sie ihren Kopf auf ihre Knie sinken ließ. Gut, sie sprach wirklich nicht mit ihm, aber die Kleine könnte ihm die Antworten aufschreiben. Er wollte verstehen, warum eine junge Frau auf den Tod wartete, denn nur aus diesem Grund hatte er dieser sehr einfältigen Unterhaltung zugestimmt. Jack reichte ihr das Blatt, hielt sie doch noch immer den Füller in ihrer Hand und lächelte die Kleine aufmunternd an. "Du musst dich nicht vor mir fürchten, Ocean. Ich werde dir helfen, sofern es in meiner Macht steht" fügte er beruhigend hinzu und rutschte noch ein Stück zu ihr. Sicher, er war ein Schurke, ein Pirat, aber er würde der Kleinen kein Haar krümmen. Ocean hob ihren Kopf, sah ihn noch einige Sekunden in die Augen, nahm schließlich das Papier entgegen und betrachtete nun sein Kinnbärtchen und die Perlen, die in das Haar eingeflochten worden waren. Auch einen Schnurbart konnte sie durch das spärliche Kerzenlicht erkennen und eigentlich wirkte er wirklich vertrauenswürdig, aber im Hinterkopf dachte sie noch immer, dass er wohlmöglich ein falsches Spiel mit ihr spielen wollte. Ja, er hatte doch zuvor noch zugegeben, dass er ein Pirat war. Einige Worte auf das Papier schreibend, ließ sie ihm schließlich einen Blick riskieren, während sie ihren Kopf erneut senkte. "Ob du mir vertrauen kannst? Diese Entscheidung überlasse ich ganz und gar dir" entgegnete er ihr und mit einem zaghaften Nicken deutete sie an, dass sie ihn verstanden hatte. Nach längerer Überlegung schrieb sie ihre letzten Erinnerungen und Erlebnisse auf, wobei ihr vereinzelte Tränen über ihre Wangen liefen und ihr die Sicht nahmen. Der Captain erhob seine Hand, strich ihr eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn, ehe ihm das Blatt gereicht wurde. Seine braunen Augen huschten über den langen und auch ausführlichen Text und nun wurde ihm bewusst, warum die Kleine solche Angst vor ihm zu haben schien. "Ah... Du wurdest entführt und über Wochen wie Vieh eingesperrt. Bei solchen Ereignissen würde ich wahrscheinlich auch meinen Namen und meine Herkunft vergessen" erwiderte er auf ihren Text hin und las sich anschließend noch die letzten Zeilen noch einmal durch. Ihre Entführer, vermutlich waren es Schmuggler gewesen, hatten die Kleine für das passende Geld hier in Tortuga verkauft. Nun schien sie erst die wahre Hölle zu erleben, denn Ocean schlief nicht aus freien Stücken mit den Halunken, welche ihr Zimmer stündlich betraten. Durch ihr Schweigen, denn offensichtlich konnte Ocean sprechen, hatte sie jedoch den Zorn ihres brutalen Bosses auf sich gelenkt und nun wurde sie auch noch täglich geschlagen und gedemütigt. Ja, er konnte ihre Verschwiegenheit nachvollziehen. Stille breitete sich in dem Zimmer aus und Jack überlegte, wie er nun eigentlich helfen konnte. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, um ihr aus dieser aussichtslosen Situation zu helfen und da er seine Schuld bei Scarlett begleichen musste, rutschte er zum Rand des Bettes und legte seine Waffen an. Ocean betrachtete den Mann, während sie sich die Tränen von den Wangen wischte und krabbelte nun ebenfalls zur Bettkante. Ihre Hände in seinen Mantel verkrallend, sah sie ihm in die Augen, als er einen Blick über seine Schulter warf. Wenn er nun ging und Ocean alleine ließ, würde der nächste Mann schon sehr bald kommen und sich an ihren Körper vergehen. "Wünscht du dir deine Freiheit zurück, Kleines?" fragte er lächelnd, bemerkte ihr aufrichtiges Nicken und entfernte sanft ihre Hand aus seinen Mantel. "Wenn du bereit bist, unter meinen Kommando mit mir zu segeln, nehme ich dich mit. Kleide dich ein und warte auf mich, klar soweit? Ach... Falls doch ein Schurke durch diese Tür kommen sollte...". Er gab ihr sein Schwert, um sich wenigstens im Notfall verteidigen zu können. "Kämpfe um dein Leben und habe kein Mitleid" beendete er seinen Satz, erhob sich und lief zur Tür. Er warf ihr nochmals einen Schulterblick zu, schmunzelte bei ihren Anblick, wie sie sein Schwert musterte und es unsicher in der Hand hielt. Immer noch schmunzelnd verließ er ihr Zimmer, lief den Flur entlang, die Stufen hinab und sah durch den wahrlich überfüllten Raum, ehe er Scarlett an der Bar erblickte. Eigentlich wäre er nie auf ihren Vorschlag eingegangen, aber Scarlett hatte ihn so sehr angefleht, eigentlich untypisch für sie, weswegen er doch sehr neugierig geworden war. Mit langsamen Schritten ging er auf die rothaarige Frau zu, erklärte ihr in wenigen Worten, wie er der Kleinen helfen würde und bat Scarlett um ihre Mithilfe. Er brauchte noch Proviant und genügend Rum für seine Reise, weswegen er sie um die Besorgungen bat. Anschließend sollte sie seinen Proviant zu seinem Segelboot bringen und seine baldige Abreise vorbereiten. "Jack, dir bleibt nicht viel Zeit, also beeil dich. Versprich mir, dass du auf Ocean achten wirst". Jack nickte der Rothaarigen seufzend zu, wendete sich um und suchte nach den Räumlichkeiten des Bosses. Sicherlich könne er Hinweise auf die Identität der Kleinen finden, denn er wollte wissen, wie Ocean eigentlich hieß und aus welcher Stadt sie stammte. Vielleicht, wenn er ihren richtigen Namen in Erfahrungen bringen konnte, könne sich Ocean an ihr früheres Leben und ihre Familie erinnern. Wie alt war die Kleine eigentlich? Ocean sah noch sehr jung aus, vielleicht gerade ihr 20. Lebensjahr erreicht. Ein so junges Ding verdiente ein weitaus besseres Leben, jedenfalls seiner Meinung nach. Ocean hatte sich bereits eines der Kleider angezogen, konnte jedoch die Schnüre an ihren Rücken nicht zubinden, weswegen sie ihr Kleid festhalten musste und nun wartend auf dem Bett saß. Wohin wohl dieser Jack gegangen war? Würde er sein Wort halten und sie mitnehmen? Ocean wusste es nicht, hielt unsicher das Schwert in ihrer rechten Hand und blickte zur Tür, welche sich jeden Augenblick öffnen könnte. Hoffentlich musste sie dieses Schwert nicht benutzen, hatte sie doch keinerlei Erfahrung im Umgang einer Waffe, jedoch würde sie im Falle des Falles kein Mitleid empfinden, denn mit ihr hatte auch kein Kerl Mitleid gehabt. Unerwartet öffnete sich die Tür und ihr Boss betrat das Zimmer. In einer raschen Bewegung hatte Ocean das Schwert hinter ihren Rücken versteckt, blickte ihrem schlimmsten Albtraum verächtlich in die Augen und wartete auf den richtigen Augenblick. Der bärtige, nach Alkohol und Qualm stinkende, Kerl trat näher, wollte gerade seine Hände grob um ihren Hals legen, um ihr die nächste Lektion zu erteilen, als Ocean das Schwert vorschnellen ließ und es ihm an die Kehle hielt. Tausend Tode waren noch ungenügend in ihren Augen, denn er hatte ihr ihre Würde genommen, hatte sie täglich verprügelt und ihren Körper beschmutzt. Jeden einzelnen Knochen wollte sie ihm am liebsten brechen, doch im nächsten Moment umfasste er das Schwert mit seiner bloßen Hand und entriss es ihr. "Netter Versuch" grinste er, drückte Ocean gewaltsam in die Matratze zurück und setzte sich auf ihr Becken. Seine schmierigen Hände legten sich um ihren Hals, begannen die junge Frau zu würgen, während er sich mit einem hinterhältigen Lächeln zu ihr hinab beugte. "Du dreckiges Miststück... Du wirst dir wünschen zu sterben, wenn ich mit dir fertig bin" hauchte er ihr zu, wollte grob ihre Lippen in Besitz nehmen und die Kleine erneut demütigen, als ihn ein verdächtiges Klicken von seinem Vorhaben abhielt und er im nächsten Moment etwas an seiner Schläfe spürte. "Ich, an deiner Stelle, würde den Mund nicht zu voll nehmen und nun nimm deine Griffel von ihr". Ocean öffnete ihre blauen Augen, die sie zuvor aus Angst geschlossen hatte und erblickte Jack, welcher seinen Revolver an die Schläfe ihres Bosses hielt. Warum betätigte er nicht den Abzug? Hatte er nicht selbst behauptet, Mitleid dürfe sie nicht empfinden? Ocean keuchte, hustete einige Male, als der Mann von ihr runter stieg, krabbelte vom Bett und ergriff das Schwert, welches der Kerl zu Boden geworfen hatte. Unsicher blickte sie immer wieder auf das Schwert in ihrer Hand, dann wieder zum Bärtigen und wieder zurück. Jack bemerkte sehr wohl ihre Unsicherheit, legte seine Hand auf die ihre und blickte ihr flüchtig in die Augen. "Überlass ihn mir, Ocean. Dreh dich um und halte dir die Ohren zu" murmelte er, nahm ihr nun vorsichtig das Schwert aus der Hand und richtete die Klinge auf den Kerl, welcher bereits um sein Leben jammerte. Die Schwarzhaarige drehte sich um, erhob ihre Hände und hielt sich die Ohren zu. Wollte der Captain ihr etwa derartige Anblicke ersparen, obwohl sie schon einige Menschen hatte sterben sehen? "Noch einen letzten Wunsch, guter Mann?" wollte Jack in Erfahrung bringen, richtete sein Schwert auf das Herz des Mannes und sah überheblich zu ihm hinab. Für diese Taten gab es keine Vergebung und auch wenn Jack wusste, dass viele Piraten unzählige Frauen gewaltsam unterwarfen, war er selbst dennoch ein Gentleman unter ihnen. Er wollte dieses Vergehen nicht verstehen, würde dieses Vergehen niemals akzeptieren und blieb seinem eigenen Image treu. Genau, dachte er sich amüsiert grinsend, war er zwar ein Schurke und nahm sich, was er kriegen konnte, aber niemals den Körper einer unschuldigen Frau. "Bitte, verschone mich... Ich...". "Abgelehnt" zischte Jack ungehalten, rammte ihm das Schwert in die Brust und hörte den gequälten Lauten zu, die er noch einige Sekunden von sich gab, ehe er leblos zur Seite kippte und leblos auf dem Bett liegen blieb. Angewidert zog er sein Schwert aus dessen Brust, wischte es mit dem Betttuch ab und steckte es in die Scheide zurück. Erst jetzt wendete er sich Ocean zu, welche sich brav ihre Ohren zuhielt und dabei den hölzernen Boden unter ihren Füßen musterte. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter, bemerkte nun auch, dass ihr Kleid offen war und schnürte ihr die Schnüre zu. Blaue Augen sahen zu ihm auf, während zierliche Hände von ihren Ohren genommen wurden und Ocean nun doch einen Blick über ihre Schulter riskierte, jedoch im nächsten Moment erschrak und wieder zu Jack aufsah. Ohne Skrupel hatte er den Mann umgebracht, der ihr drei lange Tage endloses Leid zugefügt hatte. Warum? "Willst du immer noch mit mir kommen?" fragte er leise, spürte plötzlich ihren Kopf auf seiner linken Schulter und bemerkte ihr aufrichtiges Nicken. Vorsichtig ergriff sie seine linke Hand, zeichnete mit ihrem Zeigefinger einige Buchstaben auf seine Handinnenfläche und legte ein minimales Lächeln auf. "Tortuga ist und wird für immer die Hölle für mich sein. Nimm mich mit, Jack" murmelte er leise für sich, schenkte ihr nun ebenfalls ein sanftes Lächeln und strich ihr leicht über die Schulter. Gut, würde er eben in nächster Zeit ein wenig Gesellschaft genießen und vielleicht, wenn Ocean ihm mehr vertraute, würde er ihre Stimme hören dürfen. "Na dann, Kleines... Folge mir und begleite mich über das weite Meer" lächelte er, verbeugte sich vor ihr und hörte im nächsten Moment, wie sie leise kicherte. Eigentlich hätte er noch etwas gesagt, aber immerhin konnte die Kleine lächeln und verspürte wohl auch keine Angst mehr vor ihm. Noch immer lächelnd und dabei seine Goldzähne präsentierend, setzte er sich seinen Hut auf, welchen er zuvor bei ihr hatte liegen lassen und lief gemächlich, jedoch leicht schwankend, zur Zimmertür. Ocean stellte sich schon sein Schiff vor, denn er war Captain, hatte er jedenfalls behauptet und besaß sicherlich auch sehr viele Gefolgsleute. Ob seine Crew nett war? Die Schwarzhaarige wusste es nicht und würde sich wohl in wenigen Minuten ihr eigenes Bild machen dürfen. Noch immer lächelnd folgte sie ihm aus dem Zimmer, den Flur entlang und stieg die Stufen hinab. Bald würde Ocean diese grausame Insel hinter sich lassen können und obwohl sie nicht wusste, wohin er mit ihr segeln würde, würde sie ihm ihr Vertrauen schenken, denn jeder Ort war wohl weitaus schöner, oder etwa nicht? Nach weiteren Schritten verließ Ocean mit Jack den Pub und liefen zusammen zum Hafen, welcher nicht weit entfernt zu sein schien. "Scarlett..." rief Jack plötzlich und beschleunigte seine Schritte, um die Besorgungen in Augenschein zu nehmen. Ocean war nun doch ein wenig irritiert, nahm das Segelboot in Augenschein und sah sich suchend um. War Jack etwa mit dem kleinen Boot unterwegs? Wo war denn seine Crew, welche ein Captain haben sollte? "Ocean, ich habe dir Kleider, Schuhe und andere nützliche Dinge in den Koffer gelegt. Sei vorsichtig und nimm dich vor Jack in Acht. Er ist ein Pirat, ein Taugenichts und besitzt nicht den nötigen Anstand" erklärte die Rothaarige und deutete auf den Koffer, welchen sie ihr nun reichte. Jack murmelte derzeit etwas Unverständliches vor sich her, stieg ins Boot und hielt der Kleinen seine Hand hin, um ihr ins Segelboot zu helfen. Ocean nickte Scarlett grinsend zu, ließ sich von Jack ins Segelboot helfen und verstaute den Koffer neben den Proviant. Jack öffnete derweil den Knoten des Seiles, setzte die Segel und blickte rasch auf seinen Kompass, um den Kurs zu ermitteln. "Scarlett, ich ernenne dich feierlich zum neuen Boss. Ich überlasse dir die Geschäfte, also mach das Beste draus, klar soweit?" grinste er die Rothaarige an, steckte seinen Kompass wieder ein und stieß mit seinen rechten Fuß gegen den Steg, um sein Segelboot in Bewegung zu setzen. Die Augen von Scarlett weiteten sich, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und wütend in die Nacht hinein fluchte. Ocean winkte der Rothaarigen noch zu, wünschte ihr insgeheim viel Glück und Erfolg, ehe sie sich wieder Jack zuwendete, welcher sich neben ihr auf den freien Platz setzte und zu den Sternen aufsah. "Auf in die Freiheit, Kleines" lächelte er, erwiderte nun ihren sehr neugierigen Blick und spürte, wie sie erneut einige Buchstaben auf seine Handinnenfläche zeichnete. "Ich danke dir, Jack" dachte er sich insgeheim ihre Worte, schüttelte seinen Kopf und blickte erneut zu den Sternen auf. "Eine Hand wäscht die andere, Kleines. Ich schuldete Scarlett noch einen Gefallen, mehr aber auch nicht" erwiderte er ihr, bemerkte nicht ihren traurigen Ausdruck in ihren Augen und richtete sein Augenmerk gen Horizont. Ja, er wusste noch keinen Kurs, weil er nicht wusste, wohin er sollte. Nun, es eilte nicht, also würde er sich alle Zeit der Welt nehmen und sich vorerst um die junge Frau neben sich kümmern. Kapitel 3: Ein ungewöhnlicher Pirat ----------------------------------- Seit ungefähr zwei Stunden lag eine unangenehme Kälte in der Luft und Jack war der Meinung, dass es nicht nur an den frischen Wind lag, welcher meist in den Nächten wehte. Nein, seine letzten Worte hätte er wohl nicht aussprechen sollen, denn nun zeigte die Kleine ihm die kalte Schulter, betrachtete überwiegend die Sterne am Himmel und rieb sich hin und wieder über ihre nackten Arme, um sich vor der Kälte zu schützen. "Toller Anfang" dachte er sich ironisch und er sah natürlich seinen Fehler auch ein, aber erwartete die junge Frau nun etwa eine Entschuldigung von ihm? Er seufzte, griff neben sich zu seiner Rumflasche, die er vor einer halben Stunde geöffnet hatte und führte die Öffnung an seine Lippen, um einen kräftigen Schluck zu sich zu nehmen. Ocean hörte sehr wohl die gierigen Schlucklaute neben sich, schüttelte angewidert ihren Kopf und erschrak, als er ihr plötzlich die Flasche unter die Nase hielt. Nun sah sie ihn doch an, studierte seine Mimik und nahm die Flasche zögerlich entgegen. Wie wohl dieses Getränk schmeckte? Prüfend rümpfte Ocean ihre Nase, kniff sofort ihre Augen zusammen und schüttelte sich. Wie konnte er dieses Gesöff nur trinken, wobei ihr nun auffiel, dass sie nicht einmal wusste, wie dieses Getränk hieß. Ihre rechte Hand ausstreckend, schrieb sie ihm die Frage auf seine Handinnenfläche und sah ihn nun ebenso fragend in die Augen. "Dieses Gesöff, wie du meinst, heißt Rum und ist unter uns Piraten wie ein Nationalgetränk" erwiderte Jack ihr nun doch wieder schmunzelnd, weil er ihre Mimiken einfach belustigend fand. Ocean nickte verstehend, wendete sich nun wieder der Flasche zu und führte die Öffnung an ihre Lippen. Hoffentlich schmeckte der Rum wenigstens, denn der Geruch war in ihren Augen einfach widerwärtig. Erst nippte sie vorsichtig, nahm dann aber mutig einen richtigen Schluck zu sich und schüttelte sich erneut angewidert. Im nächsten Moment hustete die Kleine, reichte die Flasche an Jack zurück und beugte sich leicht vor. Dieses Getränk war das Nationalgetränk unter den Piraten? Wie abartig, dachte sich Ocean insgeheim. "Nicht dein Fall? Du wirst dich wohl oder übel dran gewöhnen müssen, Kleines" grinste Jack amüsiert, denn er hatte keine anderen Getränke am Bord. Ocean nickte ihm nun geknickt zu, schlang ihre Arme um ihren Oberkörper und versuchte sich irgendwie zu wärmen. Nach nur wenigen Minuten knurrte auch noch ihr Magen, weswegen sie peinlich berührt ihren Kopf senkte und ihre Schuhe musterte. "Wann hast du denn das letzte Mal gegessen und warum sagst du denn nichts?" wurde Jack nun ernst, holte Brot neben sich aus einem Beutel hervor und riss ihr ein großes Stück ab. Eigentlich könnte er sich ebenso gut mit den Sternen unterhalten, denn von ihnen würde er auch keine Antwort erhalten. Dankend nahm die junge Frau das Stück Brot entgegen, biss hinein und kaute auf das trockene Etwas herum. Fleisch wäre ihr natürlich lieber gewesen, aber sie konnte wohl kaum Ansprüche stellen, oder? Nach weiteren schweigsamen Minuten spürte sie warmen Stoff um ihre Schultern, sah nun wieder zu ihrem Nebenan auf und lächelte ihn schüchtern an. Jack ließ sich von seinen Platz gleiten, lehnte sich gegen die Sitzfläche und winkelte seine Beine etwas an. "Ich beiße nicht, also komm her und lass dich von mir wärmen" murmelte er, trank erneut einen Schluck von seinen Rum und wartete, denn er würde sie sicherlich nicht noch einmal auffordern. Er wollte lediglich nett sein und seine Worte irgendwie mit Taten und Gesten bereinigen. Ocean glitt mit den Mantel, den er ihr zuvor um die Schultern gelegt hatte, zu ihm hinab, sah ihn noch einige Sekunden an und versuchte etwas Bestimmtes aus seinen Augen zu lesen. Er würde ihr doch nicht gewaltsam an die Wäsche gehen, oder? Hier auf dem weiten Meer wäre sie ihm hilflos ausgeliefert und selbst wenn Land in Sicht kommen würde, würde sie ihm nicht entkommen können, weil sie nicht schwimmen konnte. Unruhig schweiften ihre Augen umher, versuchte diese grausamen Gedanken zu verdrängen, ehe Ocean seinen leisen Seufzer sehr wohl hörte. "Ich bin nicht wie dieser Kerl, Ocean. Ich habe noch nie eine Frau berührt, ohne ihr Einverständnis bekommen zu haben. Ich... Wie kann ich dir meine Worte beweisen?". Jack brodelte innerlich, gestikulierte wild mit seinen Händen und verschränkte schließlich seine Arme vor der Brust, weil er auf diese Nummer keine Lust mehr hatte. Warum hatte er ihr überhaupt seine Hilfe angeboten? Weil die Kleine in seinen Augen sehr zerbrechlich wirkte? Ja, dachte er sich, denn Ocean hatte in den letzten Tagen so viele grausame Erfahrungen machen müssen und nur deswegen verlangte sein Beschützerinstinkt, sich um die junge Frau zu kümmern und ihr ein wenig Halt zu geben. Ocean krabbelte nun zwischen seine Beine, lehnte ihren Rücken an seinen Oberkörper und ließ sich von ihm in die Arme schließen. Sie öffnete ihren Mund, wollte sich bei ihm für ihr Verhalten entschuldigen, doch kein einziges Wort kam über ihre Lippen. Suchend blickte sie zur Seite, erblickte die Rumflasche und nahm sie an sich. Fragend blickte sie über ihre Schulter zu ihm auf, fragte stumm um Erlaubnis und sah sein Nicken. Vermutlich mochte er nun auch nicht mehr mit ihr reden, weil sie ihn indirekt mit diesen Kerlen verglichen hatte. Einen Schluck zu sich nehmend, schüttelte sie sich ein weiteres Mal, öffnete erneut ihren Mund und hauchte zumindest ein leises, dennoch verständliches Wort. "Verzeihung". Jack glaubte seinen Ohren nicht, beugte sich ein wenig vor und stützte sein Kinn auf ihrer linken Schulter ab. "Habe ich etwas an meinen Ohren? Hast du gerade wirklich gesprochen, oder..." murmelte er fragend und blickte zur Flasche, welche sie noch immer in den Händen hielt. "Muss wohl der Rum sein" fügte er leise hinzu, denn vielleicht hatte er sich diese leise Stimme auch nur eingebildet. "Jack, ich... Ich...". "Also habe ich doch nichts an meinen Ohren. Meine Güte, deine Stimme hört sich schrecklich an, Kleines. Du solltest unbedingt noch mehr Rum trinken" unterbrach er sie grinsend, freute er sich doch, dass ihre Schweigsamkeit endlich ein Ende fand, aber ihre Stimme hörte sich wahrlich krächzend an. Wie lange Ocean wohl nicht mehr ihre Stimme verwendet hatte? Einige Wochen, sofern er ihren langen Text richtig gelesen hatte. Ocean trank noch einige Schlücke, stellte anschließend die Flasche ab und drehte sich in seinen Armen. Traurige Augen sahen zu ihm auf, ehe er ihre zittrigen Finger in seinem Hemd spürte und Jack nun fragend seinen Kopf leicht zur Seite neigte. "Ich... Du..." murmelte Ocean und lehnte ihre Stirn an seine Brust. Ihr lag soviel auf der Seele und doch traute sie sich nicht, ihm die vergangenen Tage zu schildern. Jack wusste von ihrem Pein, wusste vermutlich ebenso, dass sie sich beschmutzt fühlte und er schien ihr nun irgendwie helfen zu wollen, obwohl sie so tief in seiner Schuld stand. Ihre Schultern bebten, während ihr vereinzelte Tränen von den Wangen liefen und lautlos von ihrem Kinn tropften. "Ich..." begann sie erneut, spürte jedoch plötzlich eine Hand unter ihrem Kinn und blickte ihm in die Augen, während er ihr vereinzelte Tränen von den Wangen strich. Der Captain blieb stumm, sah ihr einfach nur in die Augen und fuhr mit seinen Fingerkuppen über ihre rechte Wange. Jack wusste mit dieser Situation nicht umzugehen, denn er hielt nicht jeden Tag eine weinende Frau in seinen Armen, welche ausgerechnet bei ihm Halt suchte. Natürlich konnte er die Kleine nun nicht abweisen, handelte demnach, wie es ihm gerade in den Sinn kam und versuchte Ocean auf seine Art und Weise zu beruhigen. Beruhigende Worte würden der jungen Frau nicht helfen und sie schien seine Geste auch zu verstehen, weswegen er mit seiner anderen Hand vorsichtig über ihren Rücken glitt. "Jack... Ich habe Geschichten über Piraten gehört und... Ich... Du widersprichst diesen Geschichten" erwähnte Ocean nach einer Weile der Stille, in der sie sich hatte beruhigen können. Er war weder ungehobelt zu ihr, noch sonst verhielt er sich im Moment wie ein Pirat, welcher nur Reichtümer und Alkohol im Sinn hatte. Jack lächelte amüsiert, denn er musste ihr insgeheim zustimmen. Seine rechte Hand glitt nochmals über ihre Wange, anschließend zu ihrer Schulter und zog sie mit sanfter Gewalt an seinen Oberkörper zurück. "Ich begehre Gold und viele andere Schätze, aber ich hege nicht die Absicht, eine junge Frau gewaltsam zu unterwerfen. Wenn du aber Lust auf ein sündhaftes Abenteuer mit mir hast, lass es mich wissen, Kleines". Jack konnte sich seinen letzten Satz einfach nicht verkneifen, grinste die Kleine amüsiert an und griff nun zu seiner Rumflasche. Hemmungen hegte er schon seit Jahren nicht mehr und er würde sie auch nicht von sich stoßen, wenn Ocean auf seine Worte einging, denn er war letzten Endes auch nur ein Mann, welcher seine Sehnsüchte stillen wollte. Schließlich saß zwischen seinen Beinen eine attraktive Frau, die er nicht vom Bett stoßen würde. Unglauben spiegelten die blauen Augen wieder, denn diese Dreistigkeit, ihr solch ein Angebot zu unterbreiten, hätte sie ihm nun nicht zugetraut. Auf sein Angebot natürlich nicht eingehend, betrachtete Ocean nun seine rechte Hand, in der er die Rumflasche hielt. Er trug goldene Ringe, die nun ihre Aufmerksamkeit verlangten, streckte ihre Hand nach seinem Handgelenk aus und besah sich mit wachsender Neugierde die Schmuckstücke. Jack schmunzelte amüsiert, betrachtete jede ihrer Handlungen und ließ die nun leere Flasche aus seinen Fingern gleiten. Er streckte ihr seine Hand entgegen, spürte im nächsten Moment ihre zierlichen Finger über seine Haut gleiten und erwiderte ihre zaghaften Berührungen. "Jack, du sagtest, dass du ein Captain bist, aber...". Ocean unterbrach sich, sah sich um und nahm nochmals das kleine Segelboot in Augenschein. "Du besitzt kein Schiff und von einer Crew sehe ich auch nichts". Allmählich taute die Kleine auf, denn auch wenn er ihr ein eindeutiges Angebot gemacht hatte, rührte er sie nicht unsittlich an. Nein, im Gegenteil. Jack wirkte vorsichtig und behutsam, obwohl diese Eigenschaften dem Bild eines Piraten nicht wirklich entsprachen. Ein leiser Seufzer entfuhr seinen Lippen, ehe er nach einer neuen Rumflasche griff und mit seinen Zähnen den Korken aus der Öffnung zog. "Vor sechs Jahren wurde eine Meuterei gegen mich angezettelt. Mein Schiff und mein Reichtum wurde mir auf die fieseste Art und Weise gestohlen, aber glaube mir, Kleines, ich hole mir meinen Besitz zurück" erklärte er ihr, nahm einen kräftigen Schluck Rum zu sich und hielt der Kleinen anschließend die Flasche hin. Ocean nahm die Flasche zögerlich entgegen, ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken und betrachtete seine Mimik. Hatte sie etwa einen wunden Punkt mit ihrer Frage getroffen? Vermutlich und nur deswegen murmelte Ocean eine leise Entschuldigung vor sich her. "Ich war unvorsichtig, Schätzchen. Vertrauen unter Piraten ist eine Seltenheit und ich war eben naiv und habe meiner Crew vertraut" entgegnete er ihr, nahm seinen Hut ab und legte ihn neben sich auf den feuchten Untergrund. Anschließend ließ er seinen Kopf auf ihren Haarschopf sinken, schloss seine Augen und stieß einen leisen Seufzer aus. Ocean lächelte leicht, blickte noch immer zu ihm auf und erhob ihre rechte Hand, um sein Haar zu befühlen. Es fühlte sich wie Stroh an, aber es passte irgendwie zu seinem Erscheinungsbild. Eigentlich hatte die Kleine immer geglaubt, Piraten seien dreckige und wirklich unattraktive Männer, aber diese Vorstellung traf nicht auf Jack zu. Nein, er roch zwar ein wenig muffig und er trank wohl überwiegend Alkohol, aber er war in ihren Augen dennoch irgendwie akzeptabel. "Willst du deine Identität zurück und die Wahrheit über dich erfahren?" durchbrach Jack die Stille, hob seinen Kopf etwas und sah ihr nun wieder in die Augen. Er hatte ihren Namen in Erfahrung bringen können, hatte auch gelesen, wer ihre Eltern waren, aber ihre Herkunft war ihm nach wie vor ein Geheimnis geblieben. Nur eine Vermutung hegte er, aber Ocean konnte doch unmöglich aus diesem fernen Land kommen. Die Kleine schluckte, senkte ihren Kopf und wusste nicht so genau, ob sie wirklich ihren Namen erfahren wollte. Vielleicht tauchten schmerzhafte Erinnerungen auf, wenn sie ihren Namen erfuhr. Woher wusste er ihren Namen? Hatte er sie deswegen allein in ihrem Zimmer gelassen, um die Wahrheit über sie zu erfahren? "Lass es mich wissen, wenn du deinen Namen erfahren willst. Ich schätze, dass du noch Zeit brauchst und da ich ein Gentleman bin, werde ich dir diese Zeit geben" fuhr er fort, strich ihr eine schwarze Haarsträhne aus ihrem Gesicht und ließ seine Finger über ihre weiche Wange gleiten, während er leicht lächeln musste. "Es erschreckt mich wirklich, dass ich nicht sehr viel älter bin als du. Du siehst für dein Alter noch sehr jung aus und wärst du nicht in Tortuga gewesen, hätte ich behauptet, du wärst noch eine zarte Jungfrau" grinste er die Kleine an, bevor er erneut einen Schluck von seiner Rumflasche zu sich nahm. "Es ist wohl eher erschreckend, dass du mein Alter weißt. Woher...". "Ich musste wissen, welcher Frau ich zur Freiheit verhelfe, Kleines. Stell dir nur einmal vor, du wärst die Tochter eines Mannes, der bei der Marine tätig ist. Du hättest meine Geisel werden können und ein äußerst effektives Druckmittel noch dazu" unterbrach er Ocean, stellte seine Rumflasche neben sich ab und ergriff ihre Handgelenke, um sie zu beruhigen. "Sei nicht sauer auf mich, Ocean. Du vergisst, wer ich eigentlich bin und wenn dir die blanke Wahrheit nicht passt, dann...". Nun, was dann? Er war wenigstens ehrlich zu ihr, denn er hätte auch schweigen können. Ocean riss sich wütend los, trommelte mit ihren Fäusten auf seiner Brust herum und gab immer wieder wütende Laute von sich. Erst nach wenigen Minuten wurden ihre Hiebe schwächer, ehe Jack erneut einen Versuch wagte und ihre zierlichen Handgelenke umfasste. "Hast du dich beruhigt?" wollte er immer noch lächelnd wissen, blickte ihr in die Augen und schreckte zurück, als sie erneut ihre Hand erhob und zu einer Ohrfeige ausholte. Jack wartete schon auf den ziehenden Schmerz, doch Ocean verkrampfte sich plötzlich und keuchte erschrocken, während sie ihre Hand über ihren Bauch gleiten ließ. Augenblicklich ließ Jack ihre Handgelenke los, betrachtete ihre gequälte Moene und beugte sich etwas zu ihr vor. Natürlich konnte er sich denken, weswegen Ocean furchtbare Schmerzen verspürte, denn in den letzten Tagen mussten grausame Dinge mit ihr angestellt worden sein. "Du musst meinen Rat nicht befolgen, aber du solltest deinen Körper schonen, Kleines. Lehn dich zurück und komm zur Ruhe" murmelte Jack und drehte ihren Körper etwas, bis er ihren Rücken an seiner Brust spüren konnte. Der Mantel war von ihren Schultern gerutscht, weswegen er den Stoff über ihren Körper ausbreitete und schließlich seine Arme um den sehr verkrampften Körper vor sich legte. Ocean keuchte schmerzvoll, streckte ihre Beine aus und ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken. Auch wenn Jack eben noch herzlose Worte ausgesprochen hatte, musste sie ihm insgeheim zustimmen und versuchte nun ihren Körper weitgehend zu entspannen. Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen, als seine Hände vorsichtig über den Stoff glitten und sie nun bemerkte, wie sehr er sich eigentlich um sie bemühte. Warum war Jack nur so ungewöhnlich? Piraten waren doch hinterhältige Diebe, welche sich alles nahmen und dem Gesetz trotzten, oder? Warum wirkte er dann so nett, beinahe schon liebevoll einer fremden Frau gegenüber? Ocean wusste es nicht, neigte ihren Kopf leicht zur Seite und sah zu ihm auf. Er trug ein Lächeln auf den Lippen, erwiderte nun ihren Blick und deutete mit seinen Händen an, fragte stumm die Erlaubnis, ob er ihren Bauch etwas massieren durfte. "Warum? Wieso kann ich deine Handlungen nicht durchschauen? Erst sagst du solche grausamen Sachen und im nächsten Moment kümmerst du dich um mich" murmelte Ocean, hob den Mantel etwas an und ließ ihm gewähren. Jack grinste amüsiert, bettete seinen Kopf auf ihrer Schulter und begann ihren Bauch zu massieren. "Diese Worte höre ich oft, Schätzchen. Ich bin auch nur ein Mensch und wenn eine schöne Frau in Not ist, erwacht mein Beschützerinstinkt. Ich würde lügen, wenn ich dir sage, dass ich Frauen noch nie als Druckmittel verwendet habe, um aus aussichtslosen Situationen fliehen zu können, aber ich sage die Wahrheit, wenn ich dir sage, dass ich noch nie eine Frau umgebracht habe" wisperte er, ließ seine Augenlider sinken und konzentrierte sich auf seine vorsichtige Behandlung. Nun war es die Schwarzhaarige, welche ein amüsiertes Grinsen auflegte, während ihr ein wohliger Laut über die Lippen kam. Seine vorsichtigen Berührungen linderten ihren Schmerz und allmählich machte sich ihre eigentliche Müdigkeit bemerkbar, die sie schon seit Tagen, eigentlich schon seit Wochen vermisste. Stumm ergriff Ocean seine linke Hand, legte ihre zierliche Hand in seine und schloss müde ihre Augen. Jack ließ seinen Daumen über ihren Handrücken gleiten, bemerkte ihre zunehmend ruhiger werdende Atmung und stellte seine minimalen Kraulbewegungen ein. "Jack... Bitte... Noch ein bisschen" wisperte Ocean, legte sich auf die Seite und bettete ihren Kopf an seine Brust. Deutlich konnte sie seinen Herzschlag hören, kuschelte sich noch ein wenig mehr an ihn, um noch mehr Wärme zu bekommen und legte ein zufriedenes Lächeln auf, als seine Hand erneut vorsichtig über ihren Bauch glitt. Der Captain betrachtete ihr entspanntes Gesicht, schmunzelte über ihre leise Bitte und sah nun zu den Sternen auf. Noch nie war ihm eine Frau begegnet, welche ihn, ausgerechnet einen Piraten, so dringend brauchte, aber er wäre ein verdammter Lügner, wenn er behaupten würde, dass er ihre Nähe nicht genoss. Wieder zu ihr hinab blickend, betrachtete er nochmals eingehend ihr Gesicht. Wunderschöne blauen Augen waren hinter den Lidern verschwunden, wobei er nun wieder ihr blaues Veilchen und ihre geschwollene Nase in Augenschein nahm. Soviel Leid hatte diese junge Frau erfahren müssen und dennoch brachte sie unglaubliches Vertrauen auf und blieb bei ihm sitzen. Jede andere Frau hätte sich bei der Bezeichnung 'Pirat' wohl ans andere Bootende gesetzt, aber Ocean suchte stattdessen seine Nähe, würde diese Nacht in seinen Armen einschlafen können und allein seinen Worten vertrauen. "Gute Nacht, Kleines" wisperte er ihr zu, löste vorsichtig seine Hand und griff zur Rumflasche. Einen kräftigen Schluck nehmend, sah er nun wieder zum klaren Nachthimmel auf und ließ sich den heutigen Abend nochmals durch den Kopf gehen. Leise lachend, denn er glaubte immer noch nicht, dass er einer fremden Frau das Leben gerettet hatte, stellte er die Flasche neben sich ab, legte wieder seine Arme um Ocean und ließ seinen Kopf auf ihren schwarzen Haarschopf sinken. Auch er war müde, brauchte ein wenig Schlaf und schloss genießerisch seine Augen. Ja, sein verdammter Beschützerinstinkt hatte ihn dazu gebracht, der Kleinen zu helfen. Eine Frau war gefährlich, hatte er von unzähligen Piraten gehört, aber er wollte diese Gefahr selbst erkennen und würde Ocean auch weiterhin in seiner Nähe dulden. Kapitel 4: Land in Sicht ------------------------ "Nein, lasst mich los" rief die junge Frau, riss sich gewaltsam aus den Fängen des Mannes und stieg die Stufen hinab, ehe sie über einen leblosen Körper stolperte und die letzten Stufen keuchend fiel. Am Fuße der Treppe stemmte sie sich keuchend auf ihre Arme, blickte über ihre Schulter und erschrak bei dem Anblick, welcher sich ihr bot. "Vater..." hauchte die Schwarzhaarige, doch Zeit für die angemessene Trauer blieb ihr nicht da ein von Schmerz erfüllter Schrei zu ihrer linken Seite ertönte. Aus geweiteten Augen musste die junge Dame mit ansehen, wie ihre Mutter mit einem Schwert durchbohrt wurde und schließlich keuchend zu Boden ging. Ein letztes Lächeln wurde ihr geschenkt, ehe ein harter Schlag in ihrem Nacken ihr Bewusstsein auslöschte. Schreiend erwachte Ocean aus ihrem Traum, atmete überhastet durch und wischte sich mit ihrer zittrigen Hand den Schweiß von der Stirn. Das war kein gewöhnlicher Albtraum gewesen, sondern eine längst verdrängte Erinnerung. Ja, allmählich kamen ihre Erinnerungen zurück, ließen ihr die Tränen in die Augen steigen, während ihr Körper unaufhaltsam zu zittern begann. Eine kaum merkliche Bewegung hinter ihr erschreckte Ocean beinahe zu Tode, ehe sich zwei Arme um ihren Körper schlangen und der leise, nach Rum riechende, Atem neben ihrem Ohr erfolgte. "Jack?" fragte die Schwarzhaarige leise und unsicher, spürte plötzlich seine Hand an ihrem Kinn, ehe ihr Kopf in seine Richtung gedreht wurde. Einige Minuten sah sie ihm in die Augen, versuchte ihr Gemüt zu beruhigen, doch diese Erinnerung fraß sich tief in ihre Seele, ließ erneute Tränen in ihr aufsteigen, welche nach einem kurzen Augenblick über ihre Wangen rollten. Ihr Vater und auch ihre Mutter waren in dieser schrecklichen Nacht von ihren Entführern ermordet worden. Sie erinnerte sich sehr wohl, wie diese Männer ihren Familienschatz an sich genommen hatten und letzten Endes hatten diese Kerle entschieden, Ocean für einen angemessenen Preis zu verkaufen. Ja, aus diesem Grund war sie über Wochen in einem Kerker eingesperrt gewesen. "Du hast mich mit deinem Geschrei vielleicht erschreckt. Ich dachte schon, wir werden angegriffen oder verfolgt" gestand der Captain und strich ihr vereinzelte Tränen von den Wangen. Ihren Tränen nach zu urteilen, schien die junge Frau einen schlechten Traum erlebt zu haben. Ob sie sich vielleicht erinnerte? Er wusste es nicht und bevor er sich weitere Gedanken zu ihrem momentanen Gemütszustand machen konnte, verkrallten sich Finger in seinem Hemd, während Ocean ihren Kopf auf seine Schulter bettete. Eine leise Entschuldigung murmelte sie ihm zu, ließ Jack leicht schmunzeln, ehe er seine Hände über ihren Rücken gleiten ließ, um die Kleine zu beruhigen. "Meine Eltern... Ich lebte bei einer reichen Familie, aber ich war nicht ihr leibliches Kind. Meine Mutter erzählte mir vor einigen Jahren, dass ich ein Findelkind war und... Trotzdem haben mich meine Eltern wie ihr eigenes Kind geliebt und mir ein Zuhause gegeben" erklärte Ocean, sah der Sonne dabei zu, wie sie langsam empor stieg und den Morgen ankündigte. Die Nacht war vorbei und nun folgte ein neuer Tag, doch diesen neuen Tag konnte sie als freie Person erleben. Der Captain lauschte ihren Worten, war nun doch etwas überrascht, denn darüber hatte er in den Notizen nichts gelesen. Dennoch wurde ihm nun klar, dass sich Ocean an ihr früheres Leben erinnern konnte. Vermutlich hatte sie von der Nacht geträumt, in der sie entführt worden war, oder? "Mein Name... Sag ihn mir, Jack" fügte sie leise hinzu und schlang nun ihre Arme gänzlich um seinen Oberkörper. "Jessica de Mestirius... Wer gab dir deinen Vornamen? Stammst du etwa aus dem heiligen römischen Reich deutscher Nation?" erwiderte Jack ebenso leise, denn ihr Vorname hatte ihn schon gestern Abend ins Grübeln gebracht. Vielleicht war ihre leibliche Mutter auf der Flucht gewesen und hatte ihr, bevor die Kleine ausgesetzt worden war, diesen Namen gegeben. Jack war zunehmend überfragt und konnte sich auch keine weiteren Fragen stellen, weil sich die junge Frau verspannte und erneut in Tränen ausbrach. Beruhigend fuhren seine Hände über ihren Rücken, seufzte angestrengt und blickte zum immer heller werdenden Himmel auf. Noch nie hatte er sich so intensiv um eine Frau kümmern müssen, aber er wäre ein Lügner, würde er nun behaupten, die Schwarzhaarige sei ihm lästig. Nein, er half ihr gern, auch wenn er sich in solchen Momenten wahrlich hilflos fühlte. Ihr Familienname war ihm unbekannt und bis zum heiligen römischen Reich deutscher Nation würde er mit seinem Segelboot wahrscheinlich eine ganze Woche benötigen. Die nächste Frage, die er sich gedanklich stellte, war, ob sie überhaupt dort gelebt hatte, denn Ocean sprach hervorragend die englische Sprache. "Ich... Würdest du mich weiterhin Ocean nennen? Ich will nicht an meine Eltern denken müssen und... Ich möchte nicht zurück, weil ich... Meine Strafe steht noch aus" schluchzte Ocean, hob nun ihren Kopf und sah ihn flehend an. "Bitte... Ich will nicht bestraft werden, nur weil ich das Gesetz missachtet habe" fügte die junge Frau hinzu, wendete ihren verklärten Blick nicht von ihm ab und ließ ihre Augenlider erst sinken, als er erneut ihre Tränen von ihren Wangen strich. "Ich hätte dich sowieso weiterhin Ocean genannt, aber... Was hat eine junge Frau wie du angestellt, dass dich eine Strafe erwartet?" erwiderte Jack, zog den Mantel ein wenig höher und bedeckte somit ihre Schultern. Nach einigen Minuten der Stille bildete sich ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen, ehe Ocean verlegen ihren Kopf senkte. "Ich... Ich hatte unehelichen Sex mit meinem Verlobten, also... Ich sollte ihn heiraten, weil... Weißt du, ich habe ihn in einer Scheune verführt, weil ich wissen wollte, ob er wirklich der Mann meines Lebens ist, aber ich habe mich geirrt. Er ist nicht der Mann, den ich heiraten will. Du denkst nun sicher, dass eine vornehme Dame, die aus reichem Hause kommt, in Wirklichkeit ein egozentrisches Miststück ist, oder?". Ocean erschrak, als er plötzlich lachte und sie belustigt musterte. Warum? Es war eine Schande unendlichen Sex zu haben, oder etwa nicht? "Ich soll dich für ein Miststück halten? Wo denkst du hin? Du hast deine Entscheidung getroffen und nur weil das Gesetz verlangt, keinen Sex vor der Ehe zu haben, musst du dir keine Vorwürfe machen, klar soweit?" grinste er die junge Frau an und seufzte gelassen aus. "Hast du den Kerl geliebt? Eine erzwungene Vermählung taugt in meinen Augen nichts, weil in einer Ehe, denke ich zumindest, die Chemie zwischen Mann und Frau stimmen muss" schmunzelte Jack noch immer belustigt und er musste zugeben, dass ihm ihre Einstellung gefiel. Ocean hatte dem Gesetz getrotzt und sich für einen anderen Weg entschieden. Warum sollte er sie also ein Miststück schimpfen, wenn er doch schon weitaus schlimmere Verbrechen begannen hatte? "Nein... Von Liebe war nie die Rede, jedenfalls nicht von meiner Seite her. Seine Familie war von meinen Eltern ausgesucht worden und obwohl meine Mutter nur das Beste für mich wollte, konnte ich ihm nicht mein Herz schenken. Ich dachte, die Liebe würde vielleicht einschlagen, wenn ich mit ihm schlafe, aber... Er hat weitgehend an sein eigenes Vergnügen gedacht" erklärte die Schwarzhaarige und sah nun wieder zu Jack auf. Er schmunzelte immer noch, strich ihr nun mit seinem Daumen über ihre Wange und beugte sich zu ihr vor. Lange sah er in ihre blauen Augen, lächelte amüsiert und teilte ihr nun seine ehrliche Meinung mit. "Eine wunderschöne Frau sollte einen Mann an ihrer Seite wissen, der ihr jeden Wunsch erfüllen kann, denkst du nicht auch?" hauchte er, ließ seine Hand in ihren Nacken gleiten und zog ihr Gesicht noch ein wenig näher. "Vielleicht sehnt sich dein Herz nach weitaus mehr, Kleines. Erweitere deinen Horizont und ich zeige dir eine Welt, die dir gefallen wird" fügte er lächelnd hinzu, neigte seinen Kopf leicht zur Seite und ließ seine Augenlider sinken. Bevor er die letzte Distanz zwischen ihnen hätte überwinden können, schreckte Ocean zurück, erhob sich überhastet und wollte gerade ihr Wort erheben, doch ihre Beine waren einfach zu weich, weswegen sie mit einem erschrockenen Laut über Bord ging. Jack krabbelte sofort ans andere Endes des Bootes, warf einen verwunderten Blick ins Wasser und wartete auf ihr Auftauchen. Nach wenigen Sekunden wurde ihm allerdings klar, dass die Kleine wohl nicht auftauchen würde und auch die wenigen Sauerstoffblasen, die an die Wasseroberfläche kamen, bereiteten ihm erhebliche Sorgen. Jack dachte nicht länger nach, warf seine Waffen neben sich hin und stieg aus seinen Stiefeln. Mit einem Hechtsprung tauchte er ins kühle Nass, versuchte etwas zu erkennen und erblickte schließlich eine Hand unter sich. Die zierliche Hand ergreifend, zog er ihren Körper an sich, sah nur flüchtig in ihr Gesicht, ehe er an die Wasseroberfläche schwomm. Hustend hielt sich Ocean an Jack fest, versuchte ihre Lungen mit dem nötigen Sauerstoff zu füllen, während der Pirat seufzend zu seinem Segelboot schwomm und die Kleine beim Einstieg half. Konnte Ocean etwa nicht schwimmen? Jack wusste es nicht, kletterte nun selbst ins Boot und lehnte sich seufzend gegen das feuchte Holz. Frauen machten weitgehend Ärger, dachte er sich, aber er trug ebenso Schuld, weil er Ocean mit seinem Verhalten erschreckt hatte. "Danke... Ich dachte, ich würde ertrinken. Ich kann nämlich nicht schwimmen, solltest du wissen" keuchte die Schwarzhaarige außer Atem, legte ihre Arme um ihren Oberkörper, um sich zu wärmen und um das minimale Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte solche Angst bekommen, vor lauter Panik ihren Mund geöffnet und versucht zu schreien. Ein Wunder, dass sie nicht sofort erstickt war, aber Jack hatte im rechten Moment reagiert und sie an die Wasseroberfläche gebracht. Er hatte ihr zum zweiten Male das Leben gerettet. Nochmals hustete Ocean, ehe ihr der trockene Mantel um ihren Körper gelegt wurde und Jack zu seiner Rumflasche griff. Warum sagte er denn kein Wort? "Jack, ich...". "Warte, Kleines. Ich sehe Land" erwiderte er, stellte seine Rumflasche ab und hielt seine rechte Hand über seine Stirn, da das Sonnenlicht doch etwas blendete. Ocean krabbelte zu ihm rüber und sah nun ebenfalls das kleine fleckchen Land am Horizont. Welcher Ort wohl dort zu finden war? Ocean wusste es nicht, sah nun zu Jack auf, welcher seine Hand sinken ließ und ihren Blick erwiderte. Vereinzelte Tropfen hatten sich in seinem Haar verfangen und er schien ein wenig zu frösteln, weil er ebenso im kühlen Meer gewesen war. Sie streifte sich den Mantel ab, legte den nun etwas feuchten Stoff um seine Schultern und lächelte ihn schüchtern an, ehe sie zum Koffer krabbelte. Er besaß wohl keine Wechselkleidung, aber Scarlett hatte ihr, war Ocean doch eine Frau, einige Kleider, Schuhe und andere nützliche Dinge mit auf die Reise gegeben. Den Koffer öffnend, entdeckte die Schwarzhaarige einige Unterhöschen und eine spezielle Creme, welche einige Erinnerungen in ihr erweckten. "Würdest du dich bitte umdrehen, Jack?" murmelte Ocean, zog sich bereits ihre nassen Schuhe aus und öffnete die Schnüre, welche das Kleid festigten. Jack wendete sich von ihr ab, trank einen ordentlichen Schluck Rum und warf trotz ihrer Bitte einen prüfenden Blick über seine Schulter zu ihr. Erst bewunderte er ihre zierlichen Beine, glitt mit seinen Augen über ihren knackig aussehenden Po und betrachtete nun ihren entzückenden Rücken. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch erneut auf ihr weißes Höschen gelenkt, beugte sich lautlos vor und konnte deutlich Blut erkennen. Jack schluckte hörbar, krabbelte auf Ocean zu und erschreckte die junge Frau ein weiteres Mal. "Ganz ruhig und setz dich, Kleines" sprach er auf die Schwarzhaarige ein, welche sich mit ihren Armen ihre Oberweite bedeckte und ihn noch immer erschrocken musterte. Seiner Aufforderung nachkommend, setzte sie sich vor ihm auf den feuchten Untergrund, doch mit sanfter Gewalt wurde sie bei den Schultern auf den Boden gedrückt, ehe er ebenso sanft ihre Beine spreizte. "Jack...". "Entspann dich und erinnere dich an meine Worte" unterbrach der Captain die junge Frau und entfernte das störende Höschen. Ocean errötete, wollte erneut protestieren, doch sein linker Zeigefinger auf ihre Lippen ließ sie nicht zu Wort kommen. "Vertrau mir, Schätzchen. Ich will mir nur deine Verletzungen ansehen" fügte Jack beruhigend hinzu, lächelte Ocean sanft an, ehe er ihren Intimbereich in Augenschein nahm. Solche Verletzungen hatte er bisher nie gesehen, streckte angewidert seine Zunge heraus und schüttelte sich anschließend. Als er mit seinen Händen ihr Becken etwas anhob, weiteten sich seine Augen, da auch ihr Po nicht verschont geblieben war. Ocean musste wirklich unsagbare Schmerzen haben und Jack fragte sich nun ernsthaft, wie sie diese grausamen Tage nur durchstehen hatte können. Scarlett hatte zwar erzählt, dass Ocean in den letzten Tagen nichts mehr gegessen hatte und vermutlich wäre sie auch in absehbarer Zeit gestorben, aber warum hatte die Kleine auf den Tod gewartet, anstatt eigenhändig einen Schlussstrich zu ziehen? "Bitte... Wende deine Augen von mir ab. Ich... Ich schäme mich so sehr" stammelte Ocean, ehe sich der Pirat über sie beugte und seinen Kopf verneinend schüttelte. "Lege dein Schamgefühl ab, damit ich deine Wunden behandeln kann. Gib mir deine Erlaubnis, Kleines". Die braunen Augen sahen ernst zu ihr hinab, während er ein Stück ihres nassen Kleides abtrennte und ins Salzwasser tunkte. Die Wunden mussten zumindest gereinigt werden, damit sie sich nicht entzündeten. Natürlich könnte sich Ocean auch selbst behandeln, aber Jack hatte sich nun einen Überblick verschafft und wusste, dass er sehr vorsichtig sein musste. "Ich... Jack, du..." murmelte Ocean und eine unangenehme Röte schlich sich auf ihre Wangen. "Warum?" fragte die Schwarzhaarige schließlich und sah ihm wieder in die Augen. Warum wollte er denn nur ihre Verletzungen behandeln? Was ging nur in seinen Kopf vor? Jack schien auch keine lüsternen Gedanken zu hegen, aber dennoch blieben diese Fragen. Sollte Ocean ihm wirklich ihre Erlaubnis geben? Sie wusste es nicht, zögerte noch immer und atmete einige Male durch. "Ich verliere meine Geduld, Ocean. Entweder, du lässt dir von mir helfen oder... Ich rede den Rest des Tages kein Wort mehr mit dir, klar soweit?". Jack wusste, er erpresste die junge Frau nun, drängte sie zu einer Entscheidung, aber auch seine Geduld hatte irgendwann ein Ende. Er behielt seinen ernsten Blick aufrecht, sah ihr weiterhin in die Augen und wartete auf ihre Entscheidung. "Wirst du vorsichtig sein?" murmelte Ocean schließlich, bemerkte nun sein sanftes Lächeln, ehe er ihr zunickte. "Ich bin ein Gentleman, Kleines. Bei mir bist du in guten Händen" grinste er amüsiert, winkelte ihre Beine etwas an und fuhr vorsichtig mit dem feuchten Stoff über ihre Verletzungen. Ocean biss ihre Zähne aufeinander, kniff ihre Augen zusammen und versuchte einen gequälten Laut zu unterdrücken. Das Meerwasser brannte wie loderndes Feuer und auch wenn Jack wirklich vorsichtig mit ihr umging, ließen sich diese Schmerzen nicht verdenken. Jack blickte immer wieder zu ihr auf, hob nun ihr Becken erneut an und wendete sich der nächsten Verletzung zu. Natürlich schämte sich Ocean vor ihm, aber er hatte schon zahlreiche Frauenkörper betrachten dürfen, also war ihr Anblick nichts Neues für ihn. Seufzend entfernte er die letzten Blutflecken auf ihrer zarten Haut, ehe er sich aufrichtete und den von Blut beschmutzten Stofffetzen zur Seite legte. "Du hast es überstanden, aber deine Verletzungen sehen wirklich fies aus. Eigentlich bräuchtest du eine heilende Creme, sonst wirst du noch einige Wochen von furchtbaren Schmerzen geplagt werden" erläuterte er seine Meinung, verfolgte ihren ausgestreckten Finger, welcher zum Koffer deutete und entdeckte eine kleine Tube. Er lehnte sich weiter vor, ergriff die Tube und begann zu lächeln. "Fein... Bleib liegen, mein Schatz. Ich wasche mir die Hände" grinste er, ließ seine Finger ins Meerwasser gleiten, um den Schmutz zu beseitigen. Ob sie sich auch von ihm eincremen ließ? Nun, er würde es vermutlich in einigen Sekunden erfahren. Seine Fingernägel betrachtend, denn sie waren immer noch ein wenig schmutzig, zuckte er schließlich mit seinen Schultern und beugte sich wieder zu ihr hinab. Die Tube öffnend, verteilte er genug von der Creme auf seiner rechten Hand, wartete auf ihren Einwand, doch kein einziges Wort verließ ihre Lippen. Mit der linken Hand spreizte er ihre Beine noch ein wenig mehr, beugte sich nun gänzlich zu ihr hinab und stützte sich mit seinen linken Arm neben ihrem Kopf ab, während er ihr lächelnd in die Augen sah. "Entspann dich und keine Sorge, Ocean. Ich bin ein feiner Kerl" hauchte er ihr zu und plötzlich spürte er zwei zierliche Arme um seinen Oberkörper, während sie ihren Kopf in seiner Halsbeuge vergrub. "Sei sanft, Jack. Tu mir nicht weh" entgegnete sie ihm, spürte im nächsten Moment seine Finger an ihrer empfindlichsten Stelle und biss erneut ihre Zähne aufeinander. Der Pirat über ihr schmunzelte, als sich ihre Finger in seinem Hemd verkrallten und brachte seinen Mund nahe an ihrem Ohr. "Die Königin wurde vom König entführt..." sang er leise, versuchte Ocean auf andere Gedanken zu bringen, während er weiterhin die Creme zwischen ihren Beinen verteilte. Augenblicklich sah Ocean zu ihm auf, wollte gerade etwas sagen, doch Jack fuhr mit seinem Gesang fort. "Am Ende siegte er..." sang der Pirat über ihr lächelnd und glitt mit seinem Zeigefinger vorsichtig in ihr hinein, um auch dort die Creme zu verteilen. Ocean keuchte erschrocken, errötete erneut und blickte weiterhin zu ihm auf. "Es ist vollbracht, er hat die Macht" sang Jack unbeirrt weiter, strich ihr mit seiner linken Hand durchs schwarze Haar und ließ seinen Zeigefinger wieder aus ihr hinaus gleiten. "Uns gehört das Meer" fügte er singend hinzu und wendete sich nun ihrem Po zu. "Was bedeuten diese Worte, Jack?" fragte die Schwarzhaarige und ließ ihre Finger zu seinen Schultern gleiten. "Ein uraltes Piratenlied. Du wirst die Worte verstehen, wenn ich das Lied vervollständige, Kleines" erwiderte Jack, lehnte seine Stirn nun gegen die ihre und ließ seine Augenlider sinken. "Yo ho, zugleich. Hisst die Flagge, zeigt sie" fuhr er singend fort, lächelte leicht bei ihren zaghaften Berührungen auf seinen Schultern und fuhr mit seiner vorsichtigen Behandlung fort. Ocean spürte seine Finger nur zu deutlich, schloss nun ebenfalls ihre Augen und legte ebenso ein zaghaftes Lächeln auf, während sie seinen nächsten Worten lauschte. "Soll'n sie uns verdammen, doch wir sterben nie" sang der Pirat leise weiter, verteilte die Creme auf ihrer Haut und öffnete seine Augen einen Spalt breit. Kein Protest, dachte er sich, während sich ihre Nasenspitzen berührten und er ihren Geruch wahrnehmen konnte. Für einen kurzen Augenblick wanderten seine Augen zu ihren Lippen und die Versuchung war natürlich vorhanden, aber er hatte Ocean um ihr Vertrauen gebeten, weswegen er sich am Riemen riss und seine Hand zwischen ihren Beinen entfernte, um sich nun vollständig abstützen zu können. "Yo ho, steht zusammen. Hisst die Flagge, zeigt sie" fuhr er leise singend fort, blickte ihr nun wieder in die Augen und lächelte amüsiert. Ocean ließ ihre Hände durch sein verfilztes und noch feuchtes Haar gleiten, betrachtete erneut die Perlen, ehe ihre rechte Hand zu seinem Kinnbärtchen glitt. Spielerisch, denn Angst vor ihm hatte sie nun wirklich nicht mehr, trotz der Tatsache, dass er nun mal ein Pirat war, spielte sie mit ihrem Zeigefinger an seinem geflochtenen Haar, während sich ihr Lächeln zu einem amüsierten Grinsen verwandelte. "Soll'n sie uns verdammen, doch wir sterben nie" sang er den letzten Part, den er kannte und fuhr mit seiner linken Hand erneut durch ihr schwarzes Haar. Einige Minuten herrschte Stille und nur das Kreischen vereinzelter Möwen war zu hören, da sie sich einer Insel näherten. Jack bewunderte ihr Vertrauen, glitt mit seinem Daumen über ihre Wange und versuchte aus ihren blauen Augen zu lesen. Faszination und Neugierde konnte er sehr wohl erkennen, schmunzelte wegen ihrer Offenheit und hob ihr Kinn ein wenig an, ehe er ihr nun ebenso mit wachsender Neugierde in die Augen sah. "Ich... Ich verstehe, glaube ich zumindest" stammelte Ocean, fühlte sich in ihrer Faszination ihm gegenüber ertappt und errötete, als er ein wissendes Grinsen auflegte. "Lady Ocean... Ihr solltet Euch einkleiden und mir nicht länger Euren wunderschönen Körper zur Schau stellen. Haben Eure Eltern Euch keinen Anstand beigebracht?" grinste er hinterhältig, stieg von ihr runter und ließ seine Augen ein letztes Mal über ihren entblößten Körper schweifen. Äußerst schade, musste er zugeben, denn dieser Anblick gefiel ihm wirklich sehr. Die Schwarzhaarige war im ersten Moment über seine plötzliche Höflichkeit erstaunt, doch seine Worte zeigten Wirkung und überhastet bedeckte sie ihre Oberweite, während sie ihre Beine schleunigst zusammen presste. Mit hochrotem Kopf setzte sie sich auf, nahm ein neues Höschen und ein weinrotes Kleid aus dem Koffer, ehe sie einen Schulterblick zu ihm warf. Probeweise, denn er starrte noch immer auf ihren entblößten Körper und schien seine Augen überhaupt nicht von ihr abwenden zu wollen. "Captain Sparrow, würdet Ihr die Güte besitzen und Eure Augen von mir abwenden?" frage sie ebenso höflich, bemerkte sehr wohl sein amüsiertes Grinsen, ehe er seinen Kopf zur Seite neigte und sich nun seine Waffen anlegte, in seine Stiefel schlüpfte und sich seinen Mantel über die Schultern legte. "Ich glaube, dass das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist, denkt Ihr nicht auch, junge Dame?" neckte er sie, erhob sich und lehnte sich an den Mast. Ocean lächelte leicht, schlüpfte in ebenso rote Schuhe und gesellte sich schließlich zu ihm, deutete auf ihren Rücken und spürte im nächsten Moment seine Hände, welche die Schnüre zusammen banden. "Wie heißt diese Insel, Jack?" fragte sie, konnte bereits den Hafen deutlich erkennen und blickte über ihre Schulter zu ihm auf. "Ihr seid unhöflich, wenn mir diese Anmerkung erlaubt ist" erwiderte Jack ihr, legte seinen Arm um ihre Schulter und deutete mit seiner freien Hand auf die Insel. "Vor uns liegt Singapur. Ein alter... Bekannter von mir lebt dort und ich möchte in Erfahrung bringen, ob er möglicherweise die Black Pearl gesehen hat" erklärte der Captain der jungen Dame und rückte seinen Hut zurecht, den er sich vor wenigen Minuten aufgesetzt hatte. "Die Black Pearl? Moment, du meinst doch nicht das legendäre Piratenschiff mit den schwarzen Segeln? Es soll das schnellste Schiff der Welt sein, jedenfalls besagen das die Gerüchte" erwiderte Ocean erschrocken und sah ihn nun fragend an. Ein amüsiertes Lächeln erschien auf seinen Lippen, beugte sich noch etwas mehr zu ihr hinab, bis er ihr Ohr erreichte und hauchte ihr leise Worte zu. "Die Black Pearl gehört mir, Kleines. Ich jage seit sechs Jahren meinen eigenem Schiff hinterher, aber der Tag wird kommen, an dem meine geliebte Black Pearl wieder ganz und gar mir gehören wird". Ocean sah mit wachsender Bewunderung zu ihm auf, brachte kein einziges Wort über ihre Lippen, ehe er sich von ihr abwendete und zwei Rumflaschen aus dem Beutel holte. Er gab ihr eine der beiden Flaschen, entfernte den lästigen Korken und nahm einen ordentlichen Schluck. "Jack, du bist...". "Ich weiß, Kleines. Ich bin der Traum deiner schlaflosen Nächte" unterbrach er Ocean schmunzelnd und kletterte auf den Mast. Oben auf den Balken stehend, an dem das Segel befestigt war, verschaffte er sich einen genauen Überblick, denn ungefährlich war Singapur nun wirklich nicht. Das er mit seinem Bekannten, wie er ihn genannt hatte, nicht wirklich den Rum teilen würde, verschwieg er ihr lieber. Er konnte nur hoffen, dass er vielleicht in Singapur ein etwas größeres Schiff kapern konnte, auch wenn er sich dadurch nur wieder neue Feinde machen würde. Um seinen ersten Maat die Black Pearl wieder abjagen zu können, brauchte er nun mal ein sehr viel schnelleres Schiff. Ocean nahm nun selbst einen kräftigen Schluck Rum zu sich, konnte über seine Worte nur lächelnd den Kopf schütteln und lehnte sich an den Mast. Irgendwie hatte sie ein seltsames Gefühl und blickte nochmals zu Jack hoch, ehe sie wieder den Hafen vor sich musterte. Singapur, eine Insel im asiatischen Reich, dachte sie sich insgeheim. Ocean durfte bloß nicht die Tatsache vergessen, dass Jack ein Pirat war und würde sich in Acht nehmen. Ob er wohl irgendeine Dummheit begehen würde? Ja, irgendwie sagte ihr Bauchgefühl, dass der Aufenhalt in Singapur nicht ungefährlich werden würde. Kapitel 5: Verfolgungsjagd in Singapur -------------------------------------- Das Segelboot mit einem Seil am Pier befestigt und den Proviant, gar den ganzen Rum in den weißen Beutel verstaut, machte sich der Captain mit seiner Begleitung auf dem Weg zum Marktplatz im Zentrum von Singapur. Ocean hatte zwar zuvor gefragt, warum er den Proviant unbedingt mitnehmen wollte, doch bisher hatte Jack ihr keine Antwort gegeben. Seine Worte, die er vor wenigen Minuten gesagt hatte, beunruhigten die junge Frau jedoch und ließ sie nachdenklich werden. "Sollte nach mir gefragt werden, wirst du sagen, dass du mich nicht kennst, klar soweit?" hatte er mit einem geheimnisvollen Lächeln gesagt und nochmals rief sich Ocean in Erinnerung, dass neben ihr ein Pirat lief. Stumm musterte sie seine lustig aussehende Gangart, denn er torkelte hin und wieder und machte auf Ocean den Eindruck, als würde er im nächsten Moment über seine eigenen Füße stolpern, aber er schien einen guten Gleichgewichtssinn zu besitzen. Wieder auf den schmalen Weg der Holzbrücke achtend, blickte sich die Schwarzhaarige neugierig um. Dieser Ort wirkte düster und auch die Gestalten, die ihren Weg kreuzten, jagten ihr einige Schauer über ihren Rücken. Ihre Meinung zu Singapur verfestigte sich mit jeden weiteren Schritt. Diese Insel war ihr unheimlich und auch wenn sie einen bewaffneten Piraten an ihrer Seite wusste, war Ocean immer noch, wenn sie ihre Hilflosigkeit bedachte, eine junge und wehrlose Frau. Die hölzerne Brücke hinter sich lassend, erblickte Ocean zahlreiche Stände, an denen vielerlei verschiedene Ware verkauft wurden. Was suchte Jack denn nur? Vor einem Stand blieb er stehen, betrachtete die verschiedenen Schwertarten und ließ es sich nicht nehmen, einen Sabel aus der dazu gehörigen Scheide zu ziehen, um die Klinge zu betrachten. Ocean trat näher, besah sich nun auch das Schwert und lächelte den schmutzig aussehenden Mann hinter dem Stand schüchtern an. Er erwiderte ihr Lächeln, entblößte seine verfaulten Zähne und ließ Ekel in der Schwarzhaarigen aufsteigen. Warum waren die meisten Männer nur so ungepflegt? Es war doch wohl nicht schwer, sich zu waschen und sich mindesten einmal am Tag die Zähne zu putzen, oder? Jack sah seine Chance, steckte den Sabel samt Schwertscheide ein, bedeckte seine Beute mit seinen Mantel und sah sich noch einige Sekunden um. Nach weiteren schweigsamen Minuten ging er weiter, lächelte amüsiert und blickte nun zu Ocean hinab, welche seinen Blick zwar erwiderte, jedoch nichts mit seinem Lächeln anfangen konnte. Er zog seinen Mantel zur Seite, deutete mit seiner linken Hand auf den Sabel und entlockte ihr einen erschrockenen Laut. "Jack, du hast einfach so..." wendete sie ein, doch der Pirat unterbrach sie schmunzelnd. "Nimm, was du kriegen kannst und gib nichts zurück. Merke dir diesen Satz, Kleines". Ocean hätte zwar noch etwas sagen können, aber im Prinzip hatte Jack wohl oder übel recht. Er nahm sich nun mal das, was er brauchte und besitzen wollte. Beim weiteren Stand gab es Früchte und auch hier sah sich Jack um. Ocean besah sich die roten Äpfel, leckte sich hungrig über ihre Lippen und blickte zum Captain auf. Besaß er denn kein Geld, um auf die ehrliche Art und Weise verschiedene Ware zu ersteigern? Nein, vermutlich nicht, also warum machte sie sich Hoffnungen auf einen köstlichen Apfel? "Ah... Was ist denn das an der Wand?" wollte Jack in Erfahrung bringen, ließ seinen großen Beutel vor dem Stand sinken und wartete auf den rechten Augenblick. Die Verkäuferin wendete sich um, betrachtete die Wand hinter sich und auch Ocean legte ihren Kopf leicht fragend schief, weil sie nichts Verdächtiges an der Wand erkennen konnte. Ihre Augen konnten auch nach weiteren Sekunden nichts Ungewöhnliches erkennen, weswegen sie sich wieder Jack zuwendete, welcher sich gerade einige Äpfel in den Beutel legte. Schon wieder, dachte sich die Schwarzhaarige und wendete sich nun der Verkäuferin zu. Bemerkte die Frau denn nicht, dass er gerade ihre kostbare Ware stahl? Jack schulterte sich den Beutel wieder und just in diesen Moment drehte sich die Verkäuferin zu ihnen um, nur um den Captain fragend zu mustern. "Mein Fehler, Miss. Könnte ich einen roten Apfel bekommen?" lächelte Jack, holte ein kleines Säckchen hervor und legte ein wenig Geld auf die Theke. Ocean war nun zunehmend erstaunt, doch Worte konnte sie nicht aussprechen, da ihr ein roter Apfel in die Hand gedrückt wurde. "Danke..." murmelte die Schwarzhaarige schließlich und ging mit ihm weiter, nicht ohne einige Male kräftig in den Apfel zu beißen. Ihr lagen so viele Fragen auf der Zunge, wollte Antworten von ihm haben, aber er wiederholte seinen Beutezug unbeirrt bei weiteren Ständen, erleichterte die Menschen um ihre Ware und ging mit einem zufriedenen Lächeln davon. In einer düsteren Gasse einlenkend, ließ er seinen Beutel von seiner Schulter gleiten und lehnte sich an die Wand, während er den Blick der jungen Frau studierte. Kein einziges Mal hatte sie ihn verraten, obwohl er mit ihrer ehrlichen Seite sehr wohl gerechnet hätte. Warum? Ihre Augen sagten ihm deutlich, dass sie mit seinem Beutezug nicht einverstanden war, aber warum hatte die Kleine dennoch geschwiegen? Ocean lehnte sich neben ihm an die Wand, seufzte leise aus und ließ ihre Augenlider für einige Sekunden sinken. Im nächsten Moment öffnete sie ihre Augen jedoch wieder, sah ihm dabei zu, wie er erneut die Klinge des Schwertes musterte und ihr schließlich den Sabel reichte. "Du musst unbedingt lernen, so lange du mit mir reist, dich selbst zu verteidigen, Ocean. Ich werde dir zeigen, wie du ein Schwert führen musst" erklärte er ihr und zog nun sein eigenes Schwert. "Ich... Ich soll die Schwertkunst erlernen?" fragte Ocean erstaunt, blickte auf das Schwert in ihrer rechten Hand und schließlich wieder zu Jack auf. "Aye... Komm her, dann zeige ich dir, wie ein Pirat mit dem Schwert umgeht" erwiderte er amüsiert lächelnd. Allein die Tatsache, dass er sie quasi ausbilden durfte, erfüllte Jack mit Stolz, aber zuerst musste er in Erfahrung bringen, ob die Kleine überhaupt mit dem Sabel umgehen konnte. Ein Sabel war leichter im Umgang und für eine junge Frau wie Ocean optimal. Hoffentlich nahm sie seine Ratschläge ernst genug, denn im Notfall konnte er ihr auch nicht immer helfen. "Du bist zu verkrampft und hältst das Schwert zu unsicher" seufzte der Captain nach einer gefühlten halben Stunde, steckte sein Schwert in die Scheide zurück und stellte sich dicht an ihren Rücken. Mit seiner rechten Hand umfasste er die ihre, während er seine linke Hand um ihre Taille legte. "Entspann dich, Kleines. Du musst das Schwert wie ein Teil von dir behandeln. Jeder Schritt und jeder Stoß muss mit Bedacht ausgeführt werden, sonst wirst du in einem Kampf auf Leben und Tod verlieren" erklärte Jack neben ihrem Ohr. Ocean errötete bei diesen seltsamen Satz, verkrampfte sich nur noch mehr und drehte ihren Kopf in seine Richtung. Jack erwiderte ihren Blick, betrachtete ihre Röte auf ihren Wangen und schmunzelte leicht über sich selbst. In der Tat hätte er diesen speziellen Satz auch anders formulieren können, aber in solchen Momenten dachte er nicht an sündhafte Berührungen. Ocean scheinbar schon, weswegen er sein Kinn auf ihre Schulter bettete und nun mehr als amüsiert grinste. "Wer hätte denn ahnen können, dass eine Frau aus reichem Hause gleich an ein kuscheliges Bett denkt?" fragte er tadelnd, denn die Kleine war in seinen Augen wirklich ungezogen. Nicht nur, dass sie selbst auch Gesetze missachtete. Nein, Ocean ersehnte sich weitaus mehr und nur zu gern würde er ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. "Captain Sparrow, ich habe gewiss nicht an ein kuscheliges Bett gedacht, obwohl ich diesen Komfort vermisse" erwiderte Ocean gespielt freundlich, um ihre eigentliche Unsicherheit zu verbergen. Natürlich hatte die Schwarzhaarige bei seinen seltsam klingenden Satz an unsittliche Dinge denken müssen, aber es passte ihr ganz einfach nicht, dass ihr verräterischer Körper andeutete, wohin ihre Gedanken verschwunden waren. "Warum gebt Ihr mir so viele Kosenamen? Was habt Ihr eigentlich mit mir vor?" fügte Ocean fragend hinzu, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und blickte ihn weiterhin fragend an. "Verzeiht, Lady Ocean, wenn ich Euch zu nahe getreten bin. Ich denke nicht, dass Ihr meine Interessen wissen wollt, denn ich bin nur ein Pirat und habe nicht bedacht, wie Ihr meine Worte auffassen könntet" erwiderte er ihr schmunzelnd, denn nun war es Ocean, welche dieses entzückende Spielchen mit ihm spielte. "Ich gebe Euch Kosenamen, weil Ihr wahrlich eine Augenweide seid und ich bis jetzt noch kein Wort gefunden habe, um Eure Schönheit zu umschreiben" fügte Jack leise hinzu, strich mit seiner Nase neckend über ihre Wange und glitt mit seiner linken Hand zärtlich über ihre Seite. "Ihr seid verrückt, Jack. Ihr wollt doch sicherlich nur meinen Körper, nicht wahr? Sagt mir ruhig die Wahrheit, sonst verletzt Ihr mich nur unnötig" murmelte Ocean und senkte ihren Kopf gen Boden. Er war eben auch nur ein Mann, welcher ihren Körper begehrte und mit ihr schlafen wollte. Nur aus diesem Grund duldete er sie noch in seiner Nähe, denn eigentlich könnte der Captain die junge Frau auch hier in Singapur lassen, oder? Warum spielte sie eigentlich noch dieses Spiel? Ocean wusste es nicht, spürte plötzlich seine Finger unter ihrem Kinn, ehe dunkelbraune Augen in traurig aussehende blaue Tiefen sahen. "Aye, ich begehre Euren Körper und ich weiß, dass Ihr auch eine Schwäche für mich hegt, wenn auch nur ein wenig. Ihr fragt Euch, ob ich der richtige Mann für Euch wäre und Ihr möchtet es herausfinden, ist dem so?" lächelte Jack amüsiert, betrachtete ihre ansteigende Röte auf ihren Wangen und glitt mit seinen Fingerkuppen über ihre zarte Haut. "Ihr möchtet wissen, wie ich schmecke und wie es sich anfühlt, von einem Piraten in die Arme geschlossen zu werden. Belügt mich nicht, denn Eure Augen sagen mir die Wahrheit" wisperte Jack und legte im nächsten Moment seine Lippen auf ihre rechte Wange. Nur für einen kurzen Moment und dennoch bewunderte er diese zarte Haut, die er nun mit seinen Lippen erfühlen hatte können. Ocean konnte sich weder rühren, noch ihm widersprechen. Natürlich waren ihr solche Gedanken in den Sinn gekommen, aber durch Verkettung unglücklicher Umstände, nämlich in das Meer zu fallen, hatte sie ihre Gedanken verscheucht. Unter normalen Umständen wäre sie vermutlich auf seinen Annäherungsversuch eingegangen, aber in ihrem Inneren herrschte noch immer ein einziges Chaos. Er würde sie nicht anrühren, auch wenn er sie noch so sehr begehrte, aber dennoch verspürte Ocean eine gewisse Angst. Könne sie sich je wieder einem Mann öffnen, nach all den schrecklichen Erfahrungen, die sie in den vergangenen Wochen hatte erleben müssen? "Hast du Angst?" hörte Ocean seine Stimme nahe an ihrem rechten Ohr, nickte kaum merklich, ehe der Pirat hinter ihr nun auch seinen rechten Arm um ihre Taille legte. "Verzeih... Ich wollte dir keine Angst machen. Ich vergaß für wenige Minuten, dass du schreckliche Dinge erfahren musstest und...". "Ich weiß... Ich weiß, dass du nichts Böses im Schilde führst. Wenn dem so wäre, hättest du heute Morgen die perfekte Gelegenheit zu solchen Taten gehabt. Du bist jedoch anständig geblieben und hast dich um mein Wohlergehen gesorgt" unterbrach Ocean den Piraten lächelnd, hob nun das Schwert in ihrer rechten Hand und vollführte einen Hieb. "Aye, das Training... Folgendes solltest du dir merken, Ocean" lächelte nun auch Jack, umfasste mit seiner rechten Hand die ihre und zeigte ihr in einem langsamen Ablauf einige effektive Techniken. Nebenbei erklärte er ihr die Abwehrposition, gab ihr den wichtigen Ratschlag, den Gegner nie aus den Augen zu lassen und dessen Schwertfertigkeiten zu beobachten, um den toten Winkel in Erfahrung zu bringen. "Klar soweit?" fragte er, nahm nun einen kräftigen Schluck Rum zu sich und reichte der Kleinen schließlich die Flasche. "Ich denke schon. Ich... Wie lange darf ich dich eigentlich begleiten?" erwiderte Ocean, nahm nun auch einen Schluck zu sich und gab ihm die Flasche zurück. Mittlerweile hatte sie sich an den fürchterlichen Geschmack gewöhnt, auch wenn sich ihre Schlücke in Grenzen hielten. Immerhin war Rum ein Alkoholgetränk und Ocean wollte ungern einem Zustand verfallen, wo sie all ihre Hemmungen vergaß und nicht mehr genau wusste, was sie eigentlich tat. Jack schmunzelte bei ihrer Frage, stellte die Rumflasche neben seinen gefüllten Beutel ab und ging wieder hinter ihr in Position. "So lange es dir beliebt, Ocean. Dir ist klar, dass du Gefahren ausgesetzt wirst?" erwiderte er ihr, ergriff erneut ihre rechte Hand und führte einen flinken Stoßstich aus. Ocean lernte schnell, musste sich der Captain eingestehen, aber er hatte ihr die Schwertkunst auch in einfachen Worten erklärt. Selbst ein Betrunkener hätte verstanden, was er die ganze Zeit über erklärt hatte. "Ich weiß, aber es klingt wahnsinnig aufregend. Ich bleibe also noch eine Weile bei dir, Captain" grinste Ocean und konzentrierte sich nun wieder auf seine Erklärungen. Sicherlich wollte er ihr noch etwas zeigen, sonst hätte er nicht ihre Hand ergriffen. "Sehr gern. Ich genieße deine Gesellschaft und... Nun hör gut zu...". Wieder erklärte er viele Schritte, führte ihre Hand und vollführte langsam einen horizontalen Stoß aus. "Du bist dran" grinste Jack auffordernd, trat einige Schritte zurück und behielt ihre Bewegungen im Auge. Ocean nickte ihm zu, vollführte den horizontalen Stoß und zuckte zusammen, blickte über sich und verfolgte das Seil, welches sie aus Versehen durchtrennt hatte. Es krachte außerhalb der Gasse und nun war es Jack, welcher neugierig geworden war, ging die wenigen Schritte und sah sich auf dem Marktplatz um. "Hoppla" entwich es ihm, wendete sich überhastet um und ging eiligen Schrittes auf seinen Beutel zu und reichte Ocean die Beute. "Was..." wollte Ocean einwenden, denn scheinbar hatte das Seil eine wertvolle Fracht getragen und war nun auf dem Marktplatz zu Bruch gegangen. "Geh diese Gasse hinunter und lauf zum Hafen. Wir treffen uns dort" befahl er ihr, denn Zeit blieb ihm nicht. Er war entdeckt worden, war die Kiste, die an dem Seil befestigt gewesen war, auf einige Gefolgsleute seines Bekannten gefallen. Natürlich wurde nun er verdächtigt, aber diese Tatsache spielte im Moment keine Rolle, denn nun musste er ein Ablenkungsmanöver starten, wenn er Ocean beschützen wollte. "Aber...". "Ich bitte dich, Ocean. Geh und warte auf mich" unterbrach der Captain die Kleine, schob sie in die Richtung, in die sie laufen sollte und wendete sich um, um die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Ich... Pass auf dich auf, Jack. Versprich mir, dass du mich nicht zu lange warten lässt" murmelte Ocean, denn scheinbar hatte sie etwas Dummes angestellt. "Entschuldige..." fügte sie leise hinzu, wendete sich von ihm ab und lief eiligen Schrittes die düstere Gasse hinunter. Jack schmunzelte bei ihren Worten, denn scheinbar machte sie sich Vorwürfe und zugleich auch unglaubliche Sorgen um ihn. Seufzend trat er ins Freie, legte sein typisches Lächeln auf und zog sein Schwert, als die ersten Männer auf ihn zugestürmt kamen. Er musste Ocean nur etwas Zeit verschaffen, bis sie den Hafen erreicht hatte und dann könne auch er die Flucht ergreifen. Die erste Klinge wehrte Jack erfolgreich mit seinem Schwert ab, machte eine halbe Drehung und stieß den Kerl mit seinen Fuß zur Seite. Der nächste Kerl näherte sich ihm mit äußerster Vorsicht und achtete auf seine Bewegungen, ehe sich ihre Klingen kreuzten. "Jack Sparrow... Ihr habt den Tod drei unserer Männer zu verantworten, die von der Fracht erschlagen worden sind" zischte der Kerl und das Metall traf einige Male abtauschend aufeinander, ehe dem Mann das Schwert aus der Hand geschlagen wurde und es in einiger Entfernung in dem hölzernen Boden stecken blieb. "Captain Jack Sparrow, wenn Ihr so freundlich wärt. Möglich, dass ich Eure Männer auf dem Gewissen habe, aber würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sage, dass die Fracht aus einem dummen Zufall heraus auf Eure Männer gefallen ist?". Jack grinste ungehalten, hielt dem Kerl sein Schwert an die Kehle und verhinderte somit, dass sich ihm weitere Männer näherten. Nun hatte er ein brauchbares Druckmittel, dachte er sich jedenfalls insgeheim, bis er einen Schuss hörte und der Mann vor ihm zu Boden ging. Neugierig drehte er seinen Kopf, schreckte sofort einige Schritte zurück und sah sich suchend nach einer Fluchtmöglichkeit um. "Ihr habt Mut, Jack. Darf ich die Gründe erfahren, was Euch nach Singapur verschlägt?" erklärte eine vertraute Stimme, ehe die Männer, sich verneigend, zur Seite gingen und ein ebenso vertrautes Gesicht zum Vorschein kam. "Sao Feng, mein guter Freund" rief der Pirat lächelnd und ging noch einige Schritte zurück, bis er gegen die Hauswand stieß. "Ich wollte Euch besuchen und da dachte ich mir 'Jack, dein alter Freund wird sich sicherlich freuen'. Ähm... Ich wollte deinen Leuten kein Haar krümmen. Ein unglücklicher Zufall, nichts weiter" grinste Jack und tastete die Wand hinter sich ab. Nun war wirklich der Moment gekommen, um die Flucht zu ergreifen, denn er allein gegen fast fünfzig Mann wäre reiner Selbstmord. "Ihr habt meine Ehre in den Schmutz gezogen. Reißt ihn in Stücke" rief der asiatische Piratenfürst und streckte seine rechte Hand aus, um seinem Befehl genügend Ausdruck zu verleihen. Seine Männer stürmten mit Gebrüll auf Jack zu, welcher mit seinem Schwert ein Seil durchtrennte, ergriff im selben Moment das Seilende und wurde durch das Gewicht der Fracht in die Höhe gezogen. Es krachte erneut und nun verteilte sich roher Fisch auf dem Marktplatz, während Jack auf das nächste Dach kletterte und sich seufzend umsah. Gut, die Dächer waren bis zum Hafen miteinander verbunden, also war er im Vorteil, denn Sao Feng und seine Männer würden für ihren Weg deutlich länger brauchen. Zur gleichen Zeit lief Ocean, war sie vor wenigen Minuten beim Hafen angekommen, auf und ab und wartete auf Jack, welcher sich ihrer Meinung nach zuviel Zeit ließ. Klar, er hatte gesagt, sie würden sich beim Hafen treffen, aber diese Warterei machte Ocean zunehmend nervös. Ob er vielleicht in Schwierigkeiten steckte? Nein, er wusste sich zu helfen, konnte hervorragend mit dem Schwert umgehen und besaß außerdem einen Revolver. Wieso ließ er sich nur soviel Zeit? An dem Seil, welches sie aus Versehen durchtrennt hatte, musste etwas Schweres befestigt gewesen sein, aber die junge Frau hatte erst gar nicht einen Blick riskieren können, sondern war mit dem Beutel zum Hafen geschickt worden. Nach einigen Minuten entschied sich Ocean, zurück zur Gasse zu gehen, auch wenn sie nicht so genau wusste, was sie dort erwarten würde. Nach wenigen Schritten hörte sie ein lautes 'Ey' über sich, ehe Jack wie aus dem Nichts vom Himmel fiel und ihre freie Hand ergriff. "Lauf so schnell du kannst" rief er außer Atem und zerrte Ocean hinter sich her. Ocean verstand noch immer nicht, warum sie sich beeilen mussten, wollte den Weg zum Segelboot einschlagen, aber der Captain schien andere Pläne zu haben und lief mit ihr auf ein Frachtschiff zu. "Jack, was...". "Setz die Segel und stell keine weiteren Fragen" unterbrach er die Kleine, machte die Leinen los und warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter. Die Meute näherte sich mit lautem Gebrüll, also blieben ihnen nur noch einige Minuten. Seufzend kletterte er schließlich an einem Netz hoch, stieg über die Reling und betrachtete Ocean, welche scheinbar nicht wusste, welches Seil sie öffnen musste. "Weg da" rief er, schob sie zur Seite und durchtrennte die Seile, die das Segel zusammen hielten. Der weiße Stoff fiel, wurde sofort vom Wind erfasst und brachte das Schiff in Bewegung. Jedoch blieb dem Pirat keine Zeit, um eine kurze Pause zu machen, lief die Stufen zum Steuer hinauf und blickte erneut zum Hafen, während er das Steuerrad zur rechten Seite drehte. "Schießt und lasst ihn nicht entkommen" brüllte Sao Feng, denn dieses Frachtschiff besaß wertvolle Güter. Diese wertvolle Fracht wollte er keineswegs an einem jämmerlichen Piraten verlieren, welcher alle Situationen ins Lächerliche zog. Schüsse ertönten, weswegen Ocean über das Deck krabbelte und schließlich beim Mast auf dem dunklen Holz sitzen blieb. Dieser asiatische Kerl mit der unheimlichen Narbe auf der linken Gesichtshälfte schien der Anführer zu sein. War er wohlmöglich der Bekannte, von dem Jack gesprochen hatte? Ocean wusste es nicht und blickte zu Jack auf, welcher sich nun grinsend über die Reling lehnte und dabei seinen Hut überschwänglich durch die Luft wedelte. "Vielen Dank für dieses schnuckelige Schiff" grinste der Pirat überheblich, hielt sich seinen Hut nun an die Brust und fügte noch einen weiteren Satz hinzu. "Ihr werdet den Tag nie vergessen, an dem ihr Captain Jack Sparrow beinahe geschnappt hättet". Deutlich konnte Jack sehen, wie sich sein Bekannter über seine Dreistigkeit ärgerte und schmunzelte nur noch mehr über dessen Gesten. Er verneigte sich lächelnd, setzte sich seinen Hut wieder auf und kehrte zum Steuer zurück. Bei all der Aufregung hatte er nun nicht nach der Black Pearl fragen können, aber er besaß immer noch seinen Kompass, welcher ihn zu seiner geliebten Pearl führen würde. "Jack... Du wurdest meinetwegen verfolgt, nicht wahr? Ich wollte das nicht, glaub mir" erklang plötzlich eine unsichere Stimme neben ihm, weswegen er seine Aufmerksamkeit auf die junge Frau lenkte. "Aye... Du musst dir aber keine Gedanken darüber machen, Ocean. Ich habe bekommen, was ich wollte und nun sollten wir ein letztes Mal nach Tortuga aufbrechen" erklärte er schmunzelnd und drehte das Steuerrad, um den Kurs zu folgen. Er wusste, Ocean wollte nicht zurück in die Hölle, aber er brauchte einen vertrauenswürdigen Mann, den er sicherlich dort antreffen würde. "Tortuga? Nein... Ich..." wendete Ocean ein, ließ den Beutel aus ihren Händen gleiten und wich einige Schritte zurück. Jedoch ergriff Jack ihre zittrige Hand, zog sie mit sanfter Gewalt zu sich und legte seinen linken Arm um ihre Taille. "Ein guter Freund wird uns auf unserer Reise begleiten. Glaube mir, wir bleiben nicht lange in Tortuga und außerdem musst du dich nicht fürchten, klar soweit?" grinste der Captain die Kleine an, wollte er ihr doch ihre Ängste nehmen, auch wenn die blauen Augen ihn immer noch erschrocken musterten. "Ein guter Freund?" erwiderte Ocean, löste sich von ihm und hob den Beutel auf. Eine frische Brise umspielte ihr kurzes Haar, ehe sie wieder zu Jack aufblickte. "Joshamee Gibbs... Du wirst ihn mögen, Kleines, auch wenn er der Meinung ist, dass Frauen nichts am Bord zu suchen haben. Er ist sehr abergläubig, weißt du?" entgegnete er ihr, sah ihr dabei zu, wie sie sich eine Rumflasche aus dem Beutel nahm und ihm dem Rücken kehrte. Okay, sie schien nun erstmal ihre Ruhe haben zu wollen und er würde sie nun auch nicht bedrängen, weil er ihre Haltung, was Tortuga anging, verstehen konnte. Hoffentlich schwieg sie ihn nun nicht den ganzen Weg über an, denn er wollte doch viel lieber mehr über die feine Frau aus reichem Hause erfahren. Kapitel 6: Ein Halunke bleibt ein Halunke ----------------------------------------- Seit einer gefühlten Stunde, Jack kam es beinahe wie eine Ewigkeit vor, beobachtete er nun schon die junge Frau, welche über die Reling lehnte und dabei immer wieder kräftige Schlücke aus der Rumflasche zu sich nahm. Natürlich wusste der Captain genau, warum Ocean seit einer Stunde kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte und ihm nun die kalte Schulter zeigte. Ja, er wusste es ganz genau und dennoch hielt er seinen Kurs aufrecht, weil er allein unmöglich ein Frachtschiff dieser Größe steuern konnte. Er brauchte männliche Unterstützung, würde seinen alten Kumpel sicherlich in Tortuga finden und könne sich bei Nacht wenigstens in seine Kajüte verziehen, um zu entspannen und um sich um die Kleine zu kümmern. Ein leiser Seufzer entwich ihm, ehe er zu seiner Linken lief und sich mit dem Rücken gegen die Reling lehnte. "Wie lange gedenkst du mich noch mit deinem Schweigen zu beehren?" fragte er, lehnte seine Ellenbogen auf das Holz und sah ihr in die Augen. Statt eine Antwort zu geben, trank die Kleine die Rumflasche aus, stellte das leere Behältnis neben sich ab und griff in den Beutel. Eine neue Rumflasche öffnend und seinen Blick und auch seine Frage weiterhin ignorierend, setzte sie die Öffnung der Flasche an ihre Lippen und trank einen weiteren Schluck. Ocean wollte doch einzig und allein dieses ungute Gefühl in ihrer Magengegend ersäufen. "Ocean, gib mir die Rumflasche" murmelte Jack, streckte seine linke Hand aus und wartete auf ihre Reaktion. Die Flasche schien sie nicht aushändigen zu wollen, also musste er wohl ein wenig Gewalt anwenden. Grob, dennoch vorsichtig genug, wollte er der jungen Frau natürlich nicht weh tun, nahm er ihr die Flasche aus der Hand und endlich wurde ihm die gewünschte Aufmerksamkeit geschenkt. Ocean versuchte ihm die Flasche zu entreißen, doch ihr Gleichgesichtssinn war schon derart getrübt, dass sie ihm in die Arme fiel und sich bei ihm festhalten musste, um überhaupt auf den Beinen zu bleiben. "Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten. Es reicht, findest du nicht auch?" belehrte Jack die Kleine, denn im Moment wirkte sie nicht sehr vornehm, sondern wie eine frustrierte Frau, welche durch den Rum vergessen wollte. Ocean sah aus verklärten Augen zu ihm auf, hob schließlich ihre zierlichen Hände und umfasste sein Gesicht. "Schwöre mir, dass ich... Du wirst mich nicht in Tortuga lassen, oder?" stammelte sie, kam seinem Gesicht unglaublich nahe, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. "Es war so schrecklich, Jack. Jede Stunde kam ein schmutziger Kerl in mein Zimmer und... Diese Schmerzen vermag ich nicht in Worte zu fassen und ich wünsche keiner Frau der Welt dieses Leid. Ich... Ich fühle mich beschmutzt und... Ich weiß nicht mal, ob ich je wieder solche Berührungen zulassen kann, weil ich mich fürchte und mich meist erinnern muss" fügte Ocean leise hinzu und spürte nun seine Arme um ihre Taille, während er seine Stirn gegen die ihre lehnte. "Schätzchen..." murmelte Jack, strich ihr beruhigend durchs Haar und neigte seinen Kopf etwas, um ihr Ohr erreichen zu können. "Ihr solltet wissen, dass ich Euch nicht in Tortuga lassen werde, denn ich habe Euch die Erlaubnis gegeben, mich auf meiner Reise zu begleiten, so lange wie es Euch beliebt. Ich muss gestehen, ich kann Eure Schmerzen nicht nachempfinden, aber sprecht mit mir, wann auch immer Ihr möchtet" wisperte er ihr zu, nahm ihren betörenden Geruch deutlich wahr und ließ seine Hände spielerisch über ihre Seiten wandern. "Ihr mögt meine Nähe, ist dem so? Jedenfalls seid Ihr sehr anschmiegsam und auch ein wenig anhänglich" fragte er schmunzelnd, denn bisher hatte sie sich von ihm immer in die Arme schließen, sich kraulen und sich sogar von ihm behandeln lassen. "Mein Verlobter sollte sich eine Scheibe von Euch abschneiden, denn er ist... Ein Mistkerl" gestand Ocean und schmiegte sich nun an seine Brust. Warum nahm er ihr sämtliche Ängste? Er war ein Pirat und dennoch war er etwas ganz Besonderes in ihren Augen. Sie vertraute ihm bereits sogar mehr, als es Ocean eigentlich lieb war, aber bisher hatte er ihr auch keinen Anlass dazu gegeben, ihm zu misstrauen. "Darf ich Eure Worte als ein Kompliment auffassen?" wollte der Pirat leise wissen, sah ihr nun wieder in ihre blauen Tiefen und verlor sich beinahe in diesem tiefen Blau. Ihre Augen waren wahrlich wie das weite Meer, in welches er mit jeder weiteren Sekunde zu versinken drohte. "Ja, ich meine... Aye" lächelte Ocean, ließ ihre Augenlider sinken und genoss seine Fingerkuppen auf ihrer rechten Wange. "Lasst Euch genügend Zeit. Niemand vermag Euch sofort Eure Ängste nehmen, also geht es Stück für Stück an und wenn Ihr es mir erlaubt, helfe ich Euch" erwiderte Jack nach langer Überlegung und war sich sicher, die richtigen Worte ausgesprochen zu haben. Diese junge Frau verdrehte ihm noch den Kopf mit ihrer unschuldigen Ausstrahlung, aber war es nicht genau diese Ausstrahlung, die ihm so sehr gefiel? Ja, die Kleine machte ihn mit jeder weiteren Berührung und ihrer Nähe verrückt und Jack wollte sogar verrückt gemacht werden, auch wenn ihm der Grund noch unklar erschien. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf den Wangen der Schwarzhaarigen, ließ ihre Finger zu seinen Schultern wandern und verkrallte sich in den Stoff des Mantels. "Warum? Sagt mir, warum Ihr mir helfen wollt?" murmelte Ocean fragend, lehnte ihren Kopf nun an seine Schulter und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper. Jack seufzte leise aus, fuhr mit seiner Hand ihren Rücken hinauf und erwiderte ihre Umarmung. Vielleicht wolte er auch aus diesen Gründen Mr. Gibbs zu sich aufs Schiff holen, damit er sich in aller Ruhe um die Kleine kümmern konnte. Natürlich würde sein guter Freund vor Begeisterung toben, dachte sich Jack schmunzelnd, aber er war der Captain und er traf die Entscheidungen, ob eine junge Frau auf sein Schiff durfte oder nicht. "Weil mein männlicher Instinkt mir sagt, dass ich im Moment der einzige Mann bin, den Ihr in Eure Nähe lasst. Ich durfte Euch heute Morgen behandeln und auch jetzt lasst Ihr Euch von mir in die Arme schließen" entgegnete er ihr nach kurzer Überlegung und auch wenn seine Worte überheblich und eingebildet klingen mussten, so sprach er dennoch die Wahrheit aus. Im nächsten Moment wurde die Kleine in seinen Armen noch anschmiegsamer, kuschelte sich ohne Bedenken an seine Brust und stieß einen wohligen Laut aus, als er seine Finger in ihren Nacken gleiten ließ und die junge Frau kraulte. "Ihr seid sehr nett, Jack. Ihr..." murmelte Ocean, brach jedoch ihren Satz ab und keuchte ungewollt. Die Finger in ihrem Nacken stoppten in der Bewegung, ehe der Pirat schmunzelnd ihr Kinn anhob und in ihre blauen Tiefen blickte. "Setzt Euch in meine Kajüte und ruht Euch aus, Mylady" sprach er auf sie ein, ließ seine Arme sinken und deutete zur Treppe. Noch eine Minute länger und er würde seine Prinzipien vergessen und die Kleine in eine Situation zwingen, in der sie ihm nicht mehr widerstehen konnte. Der Rum hatte Ocean schon zum Teil gefügig gemacht, aber schmerzlich musste er sich in Erinnerung rufen, dass die Kleine furchtbare Verletzungen hatte und er wäre ein Unmensch, würde er ihr nun ihres Kleides entledigen und wie ein ausgehungertes Tier über ihren wunderschönen Körper herfallen. "Was... Warum? Ich...". "Ihr werdet meinen Befehl befolgen, klar soweit?" unterbrach er die junge Frau und deutete nochmals zur Treppe. Ocean konnte seinen Befehl nicht verstehen, nahm ihm die Rumflasche aus der Hand und sah nochmals fragend zu ihm auf. Jack schien seine Entscheidung nicht mehr ändern zu wollen, weswegen sich die Schwarzhaarige umwendete und schwankend zur Treppe lief. Sich beim Geländer festhaltend, lief sie die wenigen Stufen hinab, schwenkte schließlich in die rechte Richtung und öffnete die Tür. Durch ihren verklärten Blick erkannte Ocean nur die Umrisse der Möbel, lief auf das Bett zu und ließ sich rücklings in die Matratze sinken. Oh ja, diesen Komfort hatte sie vermisst. Der Captain seufzte gequält, fuhr sich mit dem Handrücken durch sein Gesicht und lief zum Steuer zurück. "Eine Frau verändert das Wesen eines jeden Mannes" kam ihm ein warnender Satz in den Sinn und allmählich begriff Jack, warum eine Frau gefährlich werden konnte. Ohne, dass es Ocean vielleicht wollte, brachte sie ihn in Situationen, in denen er aufrichtig und liebevoll zu ihr war. Gut, er war schon immer ein völlig anderer Mensch gewesen, aber seit die Kleine bei ihm war, sorgte er sich um ihr Wohlergehen. Warum? Weil sie eine begehrenswerte Frau war, die ihn einfach so um den Finger wickeln konnte? Ja, Ocean machte ihn verrückt, so verrückt, dass er sie in die Kajüte hatte schicken müssen. Nach drei Stunden konnte er endlich Tortuga sehen, denn mit dem Frachtschiff war er weitaus schneller gewesen, als mit seinem kleinen Segelboot. Seufzend ließ er den Anker fallen, denn in Tortuga anlegen wollte er nicht unbedingt. Nein, er ließ das Beiboot zu Wasser, riskierte einen flüchtigen Blick in seine Kajüte und schmunzelte über diesen niedlichen Anblick. Gut, sollte Ocean ihren Rausch ausschlafen und am Bord bleiben. Auf dem Schiff würde ihr nichts geschehen und somit musste sie sich nicht erneut an diese grausamen Tage erinnern. Jack stieg ins Beiboot, nachdem er sich nochmals vergewissert hatte, dass der Kleinen in seiner Abwesenheit nichts geschehen würde und ruderte zum Pier. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er aus dem Beiboot steigen konnte und zielstrebig durch die Gassen lief, um zum Pub zu gelangen. Auf halbem Wege kam ihm eine blonde Frau entgegen, welche sofort seinen rechten Arm ergriff und ihn vielversprechend anlächelte. "Du hast mich gestern Abend gar nicht begrüßt, Jack. Hattest du etwa keine Lust auf mich oder... Du hast doch nicht etwa eine andere Frau?" wollte die liebliche Stimme in Erfahrung bringen, wobei sie beim letzten Satz einen wütenden Eindruck auf Jack machte. "Giselle, mein Täubchen. Nein, du bist die einzige Frau in meinen Leben" lächelte der Pirat und legte versichernd seinen linken Arm um die Blonde. Kichernd ging sie mit ihm einige Schritte, ehe er sich wünschte, Tortuga nicht betreten zu haben. "Was ist denn los, Jack?" wollte Giselle noch immer kichernd wissen und blickte nun wie Jack zum Eingang des Pubs, erblickte eine rothaarige Frau, welche einen wütenden Gesichtsausdruck aufgelegt hatte und ihre Arme vor der Brust verschränkt hielt. "Du mieser Halunke..." fauchte Scarlett, lief auf Jack zu und erhob ihre rechte Hand, mit der sie ihm eine saftige Ohrfeige verpasste. Giselle trat zur Seite, wurde nun ebenso wütend wie die rothaarige Frau und erhob ebenfalls ihre rechte Hand. "Scarlett, ich..." wollte Jack gerade erklären, jedoch wurde er durch die weitere Ohrfeige zum Schweigen gebracht, ehe sich die Blonde erhobenen Hauptes von ihm abwendete und ihm die kalte Schulter zeigte. Bevor er seine Lage erklären hätte können, wurde er wütend beim Ohrläppchen ergriffen und sah sich gezwungen, der rothaarigen Frau unter jammernden Lauten zu folgen. Weiber, dachte er sich insgeheim, bevor er wütend gegen die Hauswand gepresst wurde. "Wo ist Ocean? Ich habe dich darum gebeten, auf sie zu achten und was machst du? Du hättest den Galgen verdient?" zischte Scarlett und trat ihm wütend zwischen die Beine, woraufhin der Captain keuchend und unter höllischen Schmerzen zu Boden ging. Okay, Ohrfeigen ließ er sich gefallen, aber keine Frau besaß das Recht, ihm zwischen die Beine zu treten, weswegen er sich nach einigen Minuten erhob, ihre Handgelenke ergriff und nun Scarlett gegen die Hauswand presste. "Hättest du nun die Güte und würdest mich erklären lassen? Ocean ist in Sicherheit und es geht ihr gut. Nein, ich habe sie nicht angefasst, werde ihr auch kein Leid zufügen und... Sie schläft momentan in meiner Kajüte" zischte er ihr wütend entgegen, ließ ihre Handgelenke vorsichtig los und hielt sich erneut seine Weichteile. Bis dato hatte ihm noch nie eine Frau in den Schritt getreten und er wünschte keinem Mann der Welt solche Schmerzen, obwohl ihm da doch so einige Kerle in den Sinn kämen, welche seiner Meinung nach ihren Stolz verlieren sollten. Nochmals keuchte er, lief einige Schritte und bewegte seine Beine. Konnte der Schmerz nicht langsam verschwinden? Scarlett hatte sich im ersten Moment wahrlich erschrocken, aber seine momentane Wut konnte sie sehr wohl nachvollziehen. "Warum bist du zurück gekommen, Jack? Du solltest Ocean weit weg von Tortuga bringen, denn du hast keine Ahnung, wie sehr sie gelitten hat" erwiderte die rothaarige Frau und blickte nun wütend zur Seite. Wenn er nun auf eine Entschuldigung wartete, machte er sich falsche Hoffnungen. Scarlett würde sich nicht bei ihm entschuldigen, denn er war ein Halunke und würde es auch für immer bleiben. "Ist Mr. Gibbs hier? Ich habe ein Schiff gekapert und...". "Du setzt Ocean solchen Gefahren aus? Bist du noch ganz bei Trost?" wetterte Scarlett und erneut kassierte der Captain eine schmerzvolle Ohrfeige. Seufzend wendete er sich ihr zu, ergriff ihre Handgelenke und begann nochmals von vorn. "Pirat..." erklärte er ihr, denn Scarlett schien zu vergessen, dass sie einen Piraten um einen derartigen Gefallen gebeten hatte. "Du wolltest, dass ich ihr helfe, also hör auf, dich zu beschweren" fügte er murrend hinzu, entließ ihre Handgelenke aus seinem Griff und wendete sich um. "Spricht Ocean inzwischen? Hat sie wenigstens etwas gegessen, Jack?" hielt Scarlett den Piraten nochmals auf, ergriff seinen Mantel und erwartete eine positive Antwort. "Aye, sie spricht und ob du es glaubst oder nicht, sie vertraut mir. Ocean... Die vornehme Dame wird noch einige Tage benötigen, vielleicht sogar Wochen, um die Erlebnisse zu verarbeiten, aber den Umständen entsprechend geht es ihr wirklich weitaus besser" erläuterte er, lief die wenigen Schritte zur offenen Tür des Pubs und blickte nochmals zu Scarlett. "Mr. Gibbs sitzt bei der Bar und betrinkt sich. Ich weiß zwar nicht, was in deinem Kopf vor sich geht, aber ich vertraue dir auch weiterhin Ocean an" murmelte die rothaarige Frau schließlich und lehnte sich an die Hauswand zurück. Er würde sicherlich auf die Schwarzhaarige aufpassen, auch wenn sein Weg über den weiten Ozean viele Gefahren mit sich brachte. Da Ocean scheinbar mit ihm sprach, ihm sogar vertraute, hegte Scarlett keine Bedenken mehr, wie noch gestern Abend. Nur eine Kleinigkeit bereitete ihr Kopfzerbrechen, denn Jack benutzte meist liebe Worte, setzte seinen Charme ein, um den Frauen den Kopf zu verdrehen, damit er das bekam, was er sich wünschte. Hoffentlich blieb Ocean vorsichtig und ließ sich nicht von ihm um den Finger wickeln. Jack legte ein Lächeln auf, betrat nun den Pub und lief zur Bar. "Mr. Gibbs?" fragte er, tippte dem Mann auf die Schulter, da er seinen Kopf auf die Arme gebettet hatte und offensichtlich eingeschlafen war. "Ey... Gib mir ein Glas Wasser" rief er dem Mann hinter der Theke zu, bekam das gewünschte Glas und entleerte es über den Kopf des Mannes, welcher aus seinen Schlaf schreckte. "Verflucht seist du... Jack, was macht Ihr in Tortuga?". Am Anfang schien der ältere Mann noch wütend über die Weckmethode gewesen zu sein, doch als seine Augen den Captain erblickt hatten, wirkte er verwundert. "Sie gaben mir vor etwa einem Jahr ein Versprechen, Mr. Gibbs. Werden Sie mich auf meiner Reise begleiten?" grinste Jack amüsiert und setzte sich nun ebenfalls an die Bar. Gibbs schien noch immer nicht ganz wach zu sein, blickte Jack noch immer fragend an, bis ihn die Worte endlich erreichten. "Ihr wollt doch nicht etwa... Jack, Ihr macht einen Fehler. Habt Ihr denn nicht die Gerüchte gehört?" wendete der Ältere ein und schüttelte schließlich seinen Kopf. Ein leiser Seufzer entwich den Lippen des Captain, während er einen Schluck Rum zu sich nahm und Gibbs erneut musterte. "Captain Barbossa und seine verfluchte Crew. Ich weiß, ich habe diese Gerüchte gehört und auch selbst verbreitet, aber müssen Gerüchte immer der Wahrheit entsprechen? Ich habe ein tüchtiges Schiff gekapert und brauche männliche Unterstützung" erwiderte Jack und wartete auf eine positive Antwort. Sein Nebenan wusste sehr wohl, dass die Black Pearl einst sein Schiff gewesen war und er es allmählich in seinen Besitz zurück bringen wollte. Gibbs musste ihn begleiten, sonst könne er keine Nachforschungen anstellen, allein weil er Ocean in Gefahr bringen würde. "Ihr seid verrückt und wagemutig. Na schön, ich begleite Euch. Ich werde tüchtige Seemänner versammeln, die unser Vorhaben...". "Nein, nicht nötig. Ich will kein Aufsehen erregen und... Folgen Sie mir bitte und stellen Sie keine Fragen" unterbrach Jack seinen Nebenan, denn mit einer Crew konnte er nun nichts anfangen. Ocean würde sich vermutlich unter so vielen Männern bedrängt fühlen und er wollte ihr lüsterne Blicke ersparen. Seufzend glitt er vom Hocker, denn er hätte gern eine neue Crew befehligt, aber noch war es zu früh. Noch musste er Rücksicht auf die Kleine nehmen, aber der Tag würde kommen, an welchen sie ihre Ängste ablegen und auch mit anderen Männern auskommen konnte. "Aber Captain, ich kann Euch...". "Ich sagte, stellen Sie keine Fragen, Mr. Gibbs. Sie werden die Gründe erfahren, wenn wir am Bord sind" unterbrach Jack den Älteren erneut, konnte dessen Verwirrtheit sogar nachvollziehen, denn welcher Captain würde freiwillig auf eine Crew verzichten? Nur er war so dumm, nahm Rücksicht auf eine vornehme Dame, welche soviel Leid in den letzten Wochen hatte ertragen müssen und erlaubte ihr sogar auch weiterhin bei ihm zu bleiben. Gibbs schwieg, auch wenn er Jack nicht verstehen konnte und folgte ihm aus dem Pub. Nach nur wenigen Minuten erreichten sie ein Beiboot und der Ältere sah sich suchend um, ehe er ein großes Frachtschiff in einiger Entfernung auf dem Meer erblickte. Gut, der Captain besaß tatsächlich ein Schiff und wollte mit ihm Nachforschungen anstellen. Zur gleichen Zeit öffnete Ocean ihre blauen Augen, sah sich irritiert in der Kajüte um und setzte sich langsam im Bett auf. War sie etwa eingeschlafen? Möglich, dachte sie sich insgeheim und nun bemerkte sie erst, wie sehr ihr Kopf eigentlich schmerzte. Keuchend hielt sie sich ihren schmerzenden Kopf, blickte sich erneut in der Kajüte um und schwang ihre Beine aus dem Bett. Zu ihrer Rechten stand ein großer Tisch, auf dem sie einige Seekarten, eine Öllampe und Papier mit einer Feder und Tinte erkennen konnte. Einige Auszeichnungen eines ihr unbekannten Seemannes hingen an den Wänden und Ocean vermutete, dass ihm wohl dieses Schiff gehört haben musste. Sicherlich suchte er bereits sein Schiff und wusste nun nicht, wie er diesen Verlust seiner Familie, wenn er denn eine Familie hatte, erklären sollte. Zu ihrer linken Seite standen Schränke für Kleidung und andere Habseligkeiten. Vor diesen Schränken stand ein weiterer Tisch, ein Esstisch, dachte sich Ocean und besah sich sechs alt aussehende Stühle, die um den Tisch herum standen. Seufzend erhob sich die junge Frau, wollte gerade zur Rumflasche auf den kleinen Abstelltisch neben dem Bett greifen, doch mit einem hartnäckigen Kopfschütteln entschied sie sich gegen dieses Gesöff. Nur zu deutlich konnte sich die Schwarzhaarige an ihr eigenes Verhalten erinnern, denn sie hatte sich Jack schon beinahe bereitwillig an den Hals geworfen. Ein widerliches Getränk, dachte sich Ocean missmutig und betrat nach einiger Überlegung das Deck. Ein frischer Wind umspielte ihr kurzes Haar und für einen kurzen Moment fröstelte die junge Frau, ehe sie die frische Luft in sich aufnahm und genießerisch ihre Augenlider sinken ließ. Erst nach einigen Minuten bemerkte Ocean, wie still es eigentlich war, lief zum Mast und sah zum Steuerrad hinauf. "Jack?" rief sie, doch eine Antwort blieb ihr verwehrt, weswegen sie die wenigen Stufen zum Steuerrad hinauf trampelte und sich suchend umblickte. "Jack, sag etwas und lass solche Spielchen" rief sie den Piraten erneut, doch es blieb still und nur das Rauschen der Wellen ertönte stetig. Ein seltsames Geräusch brachte ihr Blut in Wallung, ließ Panik in der jungen Frau aufsteigen, ehe eine ihr fremde Stimme erklang. Aus der Angst heraus zog sie ihr Schwert, lief leise die Stufen hinab und schluckte, als diese Stimme mit jeder weiteren Sekunde lauter wurde. Hinter dem breiten Mast versteckte sich Ocean und plötzlich ertönten Schritte auf dem Deck. "Ein tolles Schiff. Damit werden wir gute Fahrt machen" ertönte die fremde Männerstimme und Ocean hielt ihren Atem an, da wohl noch eine Person bei diesem Kerl zu sein schien, jedenfalls hörte sie nun weitere Schritte. "Nun sagt mir die Gründe und...". Der Mann wich gerade noch der Klinge aus, welche ihm beinahe den Kopf gekostet hätte und sah nun in das verängstigte Gesicht einer schwarzhaarigen Frau, welche zitternd ein Schwert in der rechten Hand hielt. Blaue Augen sahen ihn ebenso verängstigt an, ehe er einige Schritte zurück wich, um den nächsten Hieb ausweichen zu können. Was machte diese Frau am Bord? Gibbs konnte sich diese Frage einfach nicht erklären, wich nochmals zurück und stieß schließlich gegen die Reling. Bevor Ocean dem Fremden mit dem Schwert durchbohren hätte können, wurde ihr rechtes Handgelenk ergriffen und mit sanfter Gewalt zur Ruhe gezwungen. Blaue Augen sahen erst verängstigt auf, doch die Erleichterung folgte, ehe Ocean das Schwert aus ihrer Hand gleiten ließ und lautstark ihre Stimme erhob. "Verdammter Pirat... Ich dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Wie kannst du mich nur so erschrecken?" fluchte die junge Frau und beachtete den Fremden nicht länger. Jack lächelte amüsiert, entließ ihr Handgelenk aus seiner Hand und beugte sich zu ihr vor. "Ich wollte dich nicht erschrecken und dachte, du würdest noch eine Weile schlafen. Verzeih, Kleines" lächelte er die Kleine an, auf deren Wangen nun ein leichter Rotschimmer erschien, ehe sie ihren Kopf zur Seite drehte. "Captain, wer ist diese Frau und was hat sich am Bord zu suchen? Ihr wisst doch, dass eine Frau am Bord Unglück bringt" wendete nun Gibbs ein und beobachtete die Schwarzhaarige, wie sie sich hinter Jack versteckte und ihn argwöhnisch musterte. "Wenn ich vorstellen darf..." begann Jack und ignorierte dieses dämliche Gerede, ehe er einen Schritt zur Seite trat und die Kleine vor seine Brust zog. Beruhigend legte er seine Hände auf ihre Schultern, denn Gibbs würde ihr kein Haar krümmen, also musste sie keine Angst haben. "Die junge Dame heißt Ocean und hat in den letzten Tagen in Tortuga die Hölle durchlebt. Deswegen bin ich vorerst gegen eine Crew, weil sie sich noch ein wenig erholen soll" erklärte Jack, denn die genaueren Gründe wollte er nun nicht nennen. Ocean sollte selbst entscheiden, ob sie sich Gibbs anvertraute oder nicht. "Der nette Herr vor dir ist Joshamee Gibbs. Ihn habe ich gesucht und er wird dir nichts tun, nicht wahr, Mr. Gibbs?" sprach der Captain unbeirrt weiter, wobei er beim letzten Satz einen warnenden Blick auflegte. Gibbs schluckte bei diesen warnenden Blick, brachte nur ein Nicken zustande und trat nun einen Schritt vor, ehe er der jungen Dame seine rechte Hand hinhielt. Zögerlich ergriff Ocean die dargebotene Hand, blickte zum weitaus älteren Mann mit dem grauen Bart auf und legte ein unsicheres Lächeln auf. "Mr. Gibbs, lichten Sie den Anker und übernehmen Sie das Steuer..." gab Jack seine Befehle, ehe er sich kurz zu Ocean hinab beugte. "Schätzchen, gewähre mir für einige Stunden ein bisschen Ruhe, klar soweit?" wisperte er ihr zu und lief schließlich zielstrebig auf seine Kajüte zu. Er brauchte nur ein bisschen Ruhe, vielleicht eine Rumflasche, um sein Gemüt zu beruhigen und vielleicht auch etwas Essbares, denn ihm plagte seit geraumer Zeit der Hunger. "Aye, Captain" erwiderte Gibbs und holte den Anker ein, ehe er sich umgehend ans Steuer begab, ohne die junge Frau noch länger zu beachten. Jack wollte nach Isla de Muerta, obwohl der Ältere natürlich Bedenken hegte. Nur ein falscher Schritt und es hatte einmal ein Frachtschiff gegeben. Abgesehen davon schien der Kompass von Jack zwar den Kurs angezeigt zu haben, aber woher wusste Gibbs, dass es sich um den richtigen Kurs handelte? Er wusste es wirklich nicht und würde vorerst seinen Mund halten. Jack wusste sicherlich, wie weit er gehen durfte, auch wenn Gibbs der Meinung war, dass sie allesamt in ihr Verderben segelten. Kapitel 7: Stürmischer Abend ---------------------------- Ocean hatte sich auf die Stufen gesetzt, hörte dem Rauschen der Wellen zu und trank hin und wieder etwas Trinkwasser, denn vom Rum hatte sie die Nase gestrichen voll. Im Gegensatz zu dem Herren am Steuer, welcher immer wieder gierige Schlücke aus seinem Trinkbeutel zu sich nahm. Der Rumgeruch wurde durch den Wind zu ihr herüber getragen und wenn Mr. Gibbs nicht trank, sang er leise irgendwelche Piratenlieder vor sich her. Noch hatte sie sich nicht für ihren Angriff bei ihm entschuldigt, denn Ocean konnte nicht einfach zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Der Ältere schien zwar eine nette Person zu sein, aber ihr fehlte einfach das nötige Vertrauen. "Miss..." begann Gibbs und überlegte schnell, ehe ihm ihr Name wieder einfiel. "Miss Ocean, wenn mir die Frage gestattet ist... Unser Captain vertraut Euch und er gewährt Euch Zuflucht, aber... Mögt Ihr mir nicht erzählen, was genau in Tortuga vorgefallen ist?" wollte Mr. Gibbs in Erfahrung bringen, denn Jack half nicht ohne Grund einer fremden Frau. Selbst wenn er ihr aus einer Laune heraus geholfen hatte, hätte er sie auf einer bewohnten Insel oder beim Festland absetzen können, aber Jack schien die junge Frau auch weiterhin unter seinen Schutz zu nehmen, also musste Ocean wirklich etwas Schreckliches erlebt zu haben. Ocean blickte über ihre Schulter zu ihm, denn nun hatte er das Eis zwischen ihnen gebrochen, weswegen sie ihm eine ehrliche Antwort schuldete. Nach langer Überlegung, während Ocean mit sich selbst kämpfte, erhob sie ihre Stimme und begann leise zu erzählen, auch wenn ihre Erinnerungen fürchterlich schmerzten. "Vor einigen Wochen war ich noch eine vornehme Dame aus einem reichen Elternhaus. Eines nachts wurde meine Familie überfallen und... Ich weiß auch nicht, warum meine Eltern sterben mussten und ich selbst verschleppt wurde. Über Wochen war ich eine Gefangene auf einem Schiff, aber ich war nicht die einzige Sklavin. Wir sollten allesamt verkauft werden, habe ich zumindest gehört". Gibbs lauschte ihrer Erzählung und nun wurde ihm klar, warum Jack der jungen Frau geholfen hatte. Der Ältere hatte damals, vor noch nicht langer Zeit, Gerüchte über einen eigenwilligen Händler gehört, welcher im Auftrag der East India Trading Company unzählige Sklaven hätte verschiffen sollen. Gibbs selbst war damals noch bei der Royal Navy tätig gewesen und hatte von Captain Norrington einige Dinge über einen Händler erfahren, der durch sein Handeln zum Piraten erklärt worden war. Der neue Name des damaligen Händlers hätte er niemals vergessen können. Jack Sparrow, welcher durch seine Handlung sein altes Leben hatte aufgeben müssen, nur weil er mit den Gesetzen nicht einverstanden war. "Ich wurde in Tortuga verkauft und musste drei lange Tage unendliches Leid ertragen. Unzählige Männer vergingen sich an mir und ich hatte die Hoffnungen schon längst aufgegeben, bis plötzlich Jack in mein Leben trat. Er war von Anfang an freundlich zu mir, reichte mir seine Hand und eröffnete mir den ersehnten Weg zur Freiheit. Ich bin ihm so unendlich dankbar und..." erzählte die Schwarzhaarige und versuchte ihr derzeitiges Befinden in Worte zu fassen. "Ich... Jack erzählte mir, dass die Black Pearl ursprünglich sein Schiff war und... Wenn ich ihm helfen kann, werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu unterstützen" fügte die Kleine leise hinzu, ehe sie erneut einen Schluck Wasser zu sich nahm. "Nun wird mir einiges klar, Miss Ocean. Jack ist und bleibt ein weichherziger Mensch. Wo auch immer sein Name fällt, denken die Piraten sofort an den Gentleman unter den Piraten. Er mag zwar schon viele Verbrechen begannen und unzählige Männer auf dem Gewissen haben, aber Frauen gegenüber war er immer ein hilfsbereiter und charmanter Mann". Gibbs schenkte Ocean ein aufmunterndes Lächeln, während Ocean sein Lächeln zaghaft erwiderte. Ja, der Captain war ein charmanter Kerl, fürsorglich und auf seine Art und Weise liebevoll, auch wenn er manchmal unsittliche Angebote machte. "Charmant ist er, wohl wahr. Wo haben Sie eigentlich Jack kennen gelernt, Mr. Gibbs?" wollte nun die Schwarzhaarige in Erfahrung bringen, denn der Ältere sah nicht wie ein Pirat aus. Allerdings wusste Ocean sehr wohl, dass sie nicht nach dem äußeren Schein gehen durfte, denn in jeden Menschen lauerte ein böser Kern, jedenfalls hatte sie einst in einem Buch darüber gelesen. Gibbs schmunzelte bei ihrer Frage, trank einen ordentlichen Schluck Rum und versuchte sich an die ungewöhnliche Begegnung vor einigen Jahren zu erinnern. "Eine sehr lustige Begegnung, Miss Ocean. Ich lernte Jack in Tortuga kennen, kurz nachdem ich meinen Job bei der Royal Navy aufgegeben habe. Das war nämlich so... Jack betrat den Pub und augenblicklich verstummte die Musik. Ich kann mich erinnern, wie betrunken er war und... Er pöbelte erstmal einige Gäste an, setzte sich anschließend an die Bar, ausgerechnet genau neben mir und bestellte sich Rum" begann Gibbs zu erzählen und bekam die volle Aufmerksamkeit von Ocean, welche sich die Szene vorzustellen versuchte. Jack musste wirklich schlechte Laune gehabt haben, wenn er sogar fremde Menschen belästigt hatte. "Jack redete wirres Zeug vor sich her, bis er mir erzählte, dass sein erster Maat eine Meuterei gegen ihn angezettelt hatte. Ich war neugierig und wollte mehr erfahren, versteht Ihr? Nach diesem Gespräch ist er wieder verschwunden und ich erfuhr erst einige Tage später, mit wem ich gesprochen habe. Captain Jack Sparrow, dem einst die Black Pearl gehörte" fuhr der Ältere grinsend fort, während Ocean ihren Kopf auf ihre Knie bettete. Der Captain hatte sich also einem Fremden anvertraut, um sich seinen Kummer von der Seele zu reden. Ja, jeder Mensch brauchte eine Bezugsperson, einen Gesprächspartner, wenn etwas Schreckliches geschehen war. Jack war hintergangen und betrogen worden, von seiner Crew, seinen Gefolgsleuten, denen er vertraut hatte. "Erst ein halbes Jahr später tauchte er wieder in Tortuga auf und erneut kamen wir ins Gespräch. Ich versprach ihm, wenn er meine Hilfe braucht, er mich erneut aufsuchen soll. Ich würde Jack niemals hintergehen und er weiß, dass er mir vertrauen kann" lächelte Gibbs und blickte zum Abendhimmel auf. Der Wind hatte sich gedreht und düsterte Wolken zogen auf. Ein Sturm kam auf sie zu, Gibbs spürte bereits den bedrohlichen Wind, welcher die Segel mit sich zu reißen versuchte. "Ich würde Jack auch niemals verraten. Sie waren also bei der Royal Navy tätig? Wie sind Sie ein Pirat geworden, Mr. Gibbs und...". Ocean verstummte, als ein frischer Wind aufkam und ihr Kleid ein wenig anhob. Sofort hielt sie den Stoff mit ihren Händen fest, blickte nun ebenfalls zum Himmel auf und konnte die feuchte Luft wahrnehmen. "Es wird bald regnen. Dieser Geruch kündigt den baldigen Regen an" murmelte Ocean, erhob sich von der Stufe und betrachtete die Wolken. Ein Sturm würde unweigerlich auf sie zukommen, weswegen es die junge Frau mit der Angst zutun bekam. Ein Sturm auf hoher See war gefährlich. "Miss Ocean, holt den Captain. Eure Fragen werde ich Euch später beantworten, sofern wir den Sturm überstehen" erwiderte Gibbs, denn nun brauchte er neue und vor allem klare Befehle. Die junge Frau schluckte bei seinen letzten Worten, trampelte die Stufen hinunter und riss die Tür zur Kajüte auf. "Jack, wir... Was ist mit dir?". Jack lag auf dem Bett, die Arme hinter seinen Kopf verschränkt und wirkte auf Ocean irgendwie unzufrieden. Er drehte jedoch seinen Kopf in ihre Richtung, setzte sich auf und ließ einen leisen Seufzer verlauten. "Nichts von Bedeutung, Kleines... Ist etwas?" entgegnete er ihr, erhob sich vom Bett und hängte sich seinen Kompass an seinen Stoffgürtel. Klar, er hatte schlechte Laune, weil der Kurs nicht stimmte, wie ihm vor etwa einer Stunde aufgefallen war, aber er konnte nun unmöglich seine Laune an die Schwarzhaarige auslassen. "Ähm... Mr. Gibbs will dich sprechen. Ein Sturm zieht auf und...". "Was?" rief er und stürmte an ihr vorbei, um sich selbst zu überzeugen. Nicht gut, dachte er sich insgeheim und hastete die Stufen zum Steuer hinauf. "Wir müssen die Segel einholen, Mr. Gibbs. Ich übernehme das Steuer" befahl er und scheuchte Gibbs mit seinen Händen zur Seite. Der Wind wurde mit jeder weiteren Sekunde stärker und Jack konnte nur hoffen, dass dieses Unwetter schnell vorüber zog und nicht ernsthaften Schaden anrichtete. Am Rande nahm er die überhasteten Schritte von Gibbs wahr, welcher die Segel nach und nach mit all seiner Kraft einholte. Noch war der Wind nicht sehr stark und Gibbs würde diese Aufgabe alleine bewältigen können, aber hätte der Sturm schon begonnen, wären sie dem Tode geweiht. Zwei Männer und eine noch sehr junge Frau hätten niemals die Segel einholen können, um dem starken Wind zu entkommen. Ocean hielt sich an der Tür fest und sah dem Älteren dabei zu, wie er die Segel einholte. Im nächsten Moment bemerkte sie die ersten Regentropfen, die auf das Deck fielen, ehe die Wolkendecke brach und beinahe schon ein Wasserfall vor ihren Augen erschien. Mr. Gibbs fluchte vor sich her, holte jedoch auch das letzte Segel ein und lief wieder die Stufen hinauf, um das Steuer zu übernehmen. "Mr. Gibbs...". "Geht schon, Captain. Ihr habt es vielleicht noch nicht bemerkt, aber Miss Ocean scheint panische Angst zu haben" erklärte der Ältere und scheuchte nun seinen Captain zur Seite. "Danke..." hauchte Jack, denn natürlich war er in seinen Gedanken bei den Ängsten der Kleinen gewesen, weswegen er nun die Stufen hinunter stieg und direkt zu seiner Kajüte lief, an dessen Tür Ocean stand und am ganzen Leibe zitterte. "Nun geh schon rein in die gute Stube" lächelte Jack aufmunternd die junge Dame an, wollte ihr ihre Ängste nehmen und ihr irgendwie verständlich machen, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Noch immer am ganzen Leibe zitternd, lief Ocean aufs Bett zu, während der Captain sicher die Türen verschloss, sich schließlich seines nassen Mantels entledigte und über einen der Stühle hängte. Unwetter waren immer eine gefährliche Angegenheit, aber gegen die hohen Wellen würde das Frachtschiff ankommen. Er vertraute auf Mr. Gibbs und dessen Erfahrungen als Seemann, weswegen sich Jack zu Ocean aufs Bett gesellte und einen flüchtigen Blick aus dem Fenster warf. "Wir werden sinken und...". "Mit deiner negativen Einstellung bestimmt, Kleines. Jetzt vergiss den Sturm und unterhalte dich mit mir" unterbrach er Ocean, entledigte sich seiner Schuhe und setzte sich im Schneidersitz auf die Matratze. Seine Schwertscheide und seinen Revolver legte er auf die Ablage, ebenso seinen Kompass, den er im Moment sowieso nicht verwenden konnte. Noch immer verspürte er deswegen schlechte Laune, aber er konnte den Kurs nun auch nicht mehr ändern, welcher gewiss nicht nach Isla de Muerta führte. "Warum hast du eigentlich kurzes Haar? Eine Frau aus reichem Hause sollte schönes, langes, seidiges und duftendes Haar besitzen, jedenfalls meiner Meinung nach" durchbrach Jack nach einigen Minuten die Stille, denn er hatte sehr viele Fragen, die Ocean ihm noch beantworten könnte. Die Kleine krabbelte weiter aufs Bett, streckte ihre nackten Füße von sich und lehnte sich an das massive Holz. "Nach meinem Vergehen habe ich mir mein Haar abgeschnitten. Weißt du, ich wollte alles tun, um die vereinbarte Hochzeit so schrecklich wie nur möglich zu machen" erwiderte Ocean leise, hätte sie zwar eine Strafe für ihr Vergehen erhalten, aber die Hochzeit wäre nicht abgesagt worden. Leider, denn ihr war klar geworden, dass sie ihren Verlobten unter keinen Umständen heiraten wollte. "Ah... Warum hast du nicht einfach gesagt, dass du den Kerl nicht heiraten willst?" murmelte Jack und ließ seinen Stoffgürtel einige Male durch seine Finger gleiten. Es gab im Leben immer eine Wahl und auch wenn ihre Eltern diesen reichen Mann ausgesucht hatten, hätte sie eine Wahl gehabt. "So einfach ist das nicht, Jack. Mit der Heirat wäre das Ansehen meiner Familie gestiegen und ein Bündnis wäre ebenso zustande gekommen. Die Eltern von André legen außerdem sehr viel Wert auf Tradition und sind sehr religiös veranlagt. Meine Strafe steht zwar noch aus, aber ich kann mir vorstellen, dass es Peitschenhiebe gewesen wären" erklärte die junge Dame ihre Sicht, seufzte leise aus und blickte Jack nun in die Augen. Er könne sich sicherlich nicht vorstellen, in welche inneren Konflikte sie sich befunden hatte, denn Ocean hatte stets nach den Wünschen ihrer Eltern und ihrer Mitmenschen handeln müssen. "André? Und er lebt dort, wo du aufgewachsen bist?" entgegnete der Captain fragend, rutschte ein Stück näher zu ihr rüber und beugte sich leicht zu ihr hinab, um ihr besser in die Augen sehen zu können. Das Schaukeln des Schiffes wurde gar nicht mehr beachtet, weil sie sich mit ihm unterhielt. "Er lebt in England und auch ich bin dort aufgewachsen, aber... Du wirst mich doch nicht nach England zurück bringen, oder?" erwiderte die Kleine, während Panik in ihr aufstieg und sie verzweifelt mit dem Saum ihres Kleides spielte. Lächelnd schüttelte er seinen Kopf, ergriff ihre zierliche Hand und versuchte ihr aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. "Nur wenn du es dir wünschst, Kleines. Trotzdem bleibt eine Frage offen, denn dein Vorname lässt mich wirklich vermuten, dass du im heiligen römischen Reich deutscher Nation geboren wurdest. Willst du deine Heimat sehen? Willst du herausfinden, warum du nach England gebracht wurdest?". Er würde ihr helfen, würde es zumindest versuchen, denn Jack selbst war auch sehr neugierig auf ihre Heimat. "Nein... Ich möchte mit meiner Vergangenheit abschließen, Jack. Ich weiß, du versuchst mir zu helfen, aber... Ich habe nun ein neues Leben begonnen. Ohne Zwänge und auch ohne André. Er wird sich wohl eine neue Gemahlin suchen müssen" grinste Ocean zum Schluss, lehnte ihren Kopf an das massive Holz und betrachtete die Flamme in der Öllampe, welche die Kajüte in ein spärliches Licht tauchte. Ein neues Leben, dachte sie sich. Gut, ihr neues Leben war gefährlich, aber dennoch sehr aufregend in ihren Augen. Mit Jack würde sie neue Orte bereisen, würde ihre Allgemeinbildung erweitern und ihm bei seinem eigentlichen Vorhaben unterstützen. "Aye, ich respektiere deine Wünsche, obwohl meine Neugier ungestillt bleibt. Sag, hast du Lust auf ein Würfelspiel?" grinste Jack, sah die junge Frau weiterhin an und bemerkte ihr zaghaftes Nicken. Erfreut über ihre schweigsame Antwort, stieg er aus dem Bett, durchsuchte seinen Beutel und holte zwei Becher mit jeweils fünf Würfeln hervor. "Wenn ich bitten darf?" lächelte er Ocean an und zog einen der Stühle zurück, damit sie sich an den Esstisch setzen konnte. Ebenso lächelnd erhob sich die junge Frau, setzte sich an den Tisch, ehe ihr eine Rumflasche neben den Becher gestellt wurde. Warum? Hatte dieses Spiel etwa mit Alkohol zutun? Jack setzte sich zwei Stühle von ihr entfernt hin, hatte die Öllampe in die Mitte des Tisches gestellt und versuchte nun eine passende Erklärung für das Würfelspiel zu formulieren. "Bei diesem Spiel geht es um Lug und Trug. Wir würfeln gemeinsam und versuchen dann zu schätzen, wie viele Zweien, Dreien und so weiter unter unserer beider Becher sind, Einsen sind übrigens Joker. Es zählen alle Würfel und das höchste Gebot wird akzeptiert. Solltest du oder auch ich gelogen haben, gilt die Strafe, einen ordentlichen Schluck Rum zu trinken. Ebenso trifft die Strafe ein, wenn du mich oder ich dich zu Unrecht einer Lüge beschuldige, klar soweit?". Ocean sah ihn noch einige Sekunden an, blickte in dem Becher und war sich nicht sicher. "Können wir eine Proberunde spielen?" fragte sie schließlich, denn vielleicht würde sie dieses Würfelspiel und vor allem die Regeln verstehen, wenn sie es erstmal einmal gesehen und gespielt hatte. "Klar... Nimm deinen Becher und würfel. Unsere Becher müssen gleichzeitig fallen und dann darfst du schauen, wie viel du bieten magst" grinste Jack, nahm nun ebenfalls den Becher zur Hand und begann zu würfeln. Er hätte natürlich mit verschärften Regeln spielen können, aber er wollte die Kleine nicht verschrecken. Rum würde genauso viel Spaß beim Würfelspiel bringen und außerdem wusste er, dass Ocean nicht viel vertrug. Oh ja, dieser Abend würde äußerst interessant werden. Die Würfel waren gefallen und nun riskierte Ocean einen Blick unter ihren Becher. "Zwei Fünfen, eine Drei und zwei Sechsen" dachte sie sich und blickte prüfend zu Jack rüber, welcher auf ihr erstes Gebot wartete. "Drei Dreien" murmelte sie unsicher, denn erhöhen konnte sie immer noch, hatte er zumindest so erklärt. "Vier Vieren" erwiderte er ihr grinsend, fügte jedoch noch einen Hinweis hinzu, um ihr das Spiel verständlicher zu machen. "Nenn mich einen Lügner oder biete mehr". Ocean nickte ihm zu und musste begreifen, dass sie ihm bei diesem Spiel nicht vertrauen durfte. Überlegend blickte sie nochmals unter ihren Becher, sah erneut zu ihm hinüber und dachte über sein Gebot nach. Nahm Jack etwa an, dass sie unter ihrem Becher eine Vier hatte, die er mit zu seinen Vieren rechnete? Demnach würde er lügen, aber er konnte auch vier Vieren unter seinen Becher haben, oder? "Ein Glücksspiel" dachte sich die Kleine und überlegte, wie sie sich nun entscheiden sollte. "Lügner" murmelte sie schließlich, denn er konnte unmöglich vier Vieren unter seinem Becher haben. Jack hob den Becher und schmunzelte amüsiert, als sich Ocean über den Tisch beugte und seine Würfel betrachtete. "Da du mich für einen Lügner hältst, ich aber die Wahrheit gesagt habe, darf ich dich nun höflichst bitten, Rum zu trinken" grinste der Captain und noch immer betrachtete Ocean seine vier Vieren, die er gewürfelt hatte. Murrend ließ sich die junge Frau zurück auf ihren Stuhl sinken, nahm die Rumflasche in die Hand und führte die Öffnung an ihre Lippen. Dieses Würfelspiel war nicht mit Logik zu durchschauen, denn er konnte etwas behaupten, ohne als Lügner entlarvt zu werden. Nach einer halben Stunde konnte Ocean die Würfelaugen nur noch bedingt erkennen, weil sie bereits die zweite Rumflasche hatte leeren müssen. "Ähm... Drei Zweien, glaube ich" grinste sie angeheitert und blinzelte einige Male, ehe sie zu Jack aufblickte, welcher sich vor wenigen Minuten die vierte Rumflasche auf dem Tisch gestellt hatte. Auch er schien die Würfelaugen schon längst nicht mehr erkennen zu können, blinzelte einige Male und kicherte, als er seinen Becher wieder sinken ließ. "Lügnerin" grinste er und lehnte sich über den Tisch, um ihren Becher mit seiner Hand anheben zu können. Nur bedingt konnte er tatsächlich drei Zweien erkennen, ließ ihren Becher fallen und lehnte sich zurück, um sich seine geliebte Strafe zuführen zu können. "Du lernst schnell, Schätzchen" nuschelte er vor sich her und wollte seine Würfel in den Becher werfen, wobei ihm jedoch zwei der Würfel auf den Boden fielen. "Ey..." murrte er und erhob sich vom Stuhl, schwankte erst gefährlich, ehe er in die Hocke ging und unter den Tisch krabbelte. Nun war es Ocean, welche kicherte, beugte sich hinab und beobachtete Jack der nach seinen Würfeln Ausschau hielt. Eine hohe Welle erfasste das Schiff, denn der Sturm war noch nicht vorbei, weswegen die Kleine vom Stuhl fiel, war ihr Gleichgewichtssinn einfach zu getrübt und blieb lachend auf dem Boden liegen. Im Moment verspürte sie weder Angst, noch besaß Ocean irgendwelche Hemmungen. "Hoppla... Schätzchen, sei vorsichtig" grinste Jack, krabbelte unter dem Tisch hervor und stützte sich mit seinen Händen neben ihrem Kopf ab, während er zu ihr hinab blickte. Ocean kicherte noch immer über ihr Missgeschick, erhob ihre Hände und umrahmte sein Gesicht. "An diesen Kosenamen könnte ich mich gewöhnen, Jack" kicherte die Schwarzhaarige, ließ ihre Daumen über seine Wangen gleiten und erfühlte seinen Bart. "Aye, dann bist du vom heutigen Tage an mein süßes Schätzchen" nuschelte der Captain und beugte sich noch etwas zu ihr hinab, während er seine Arme auf den Boden abstützte, um nicht vollends den nötigen Halt zu verlieren. "Du machst mich verrückt, Schätzchen. Würdest du mir einen Wunsch gewähren?" fragte Jack und liebkoste ihre Nase mit seiner Nasenspitze. Wie unschuldig Ocean nun unter ihm lag, ihre Hände nun in seinen Nacken legte und noch immer kicherte, machte ihn wahnsinnig verrückt. Eigentlich hätte er sich schon längst einen unschuldigen Kuss geraubt, aber er behielt auch in seinem jetzigen Zustand im Hinterkopf, dass die Kleine schlimme Erfahrungen hatte machen müssen und außerdem entsprach es nicht seiner sonstigen Art. "Aye, du darfst dir etwas wünschen" grinste Ocean und erfühlte sein langes Haar auf seinen Rücken, welches er zu einem Zopf geflochten hatte. Im Moment würde sie ihm jeden Wunsch erfüllen, weil sie dem Piraten über sich vertraute. Er würde ihr niemals weh tun, dessen war sich die Schwarzhaarige einfach sicher. Jack schmunzelte zufrieden, beugte sich zu ihrem Ohr vor und wisperte ihr seinen momentan sehnlichsten Wunsch zu. "Dürfte ich dich küssen, Schätzchen?" hörte die junge Frau leise seine Worte, ehe sein Gesicht wieder vor ihren Augen erschien und Jack die junge Frau aus verklärten Augen abwartend musterte. Eine leichte Röte erschien auf ihren Wangen, jedoch lächelte sie den Piraten vielsagend an und ließ ihre Augenlider sinken. "Darfst du... Küss mich, Jack" nuschelte sie, hörte durchaus seinen erleichterten Seufzer, ehe sie seinen warmen Atem auf ihren Lippen wahrnehmen konnte. "Du wirst diesen Kuss niemals vergessen, denn ich bin Captain Jack Sparrow und bin unvergesslich" hauchte er ihr zu, bevor er seine Lippen auf ihren leicht geöffneten Mund legte und sich nun endlich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllte. Natürlich wollte er weitaus mehr von ihr, begehrte er doch ihren wunderschönen Körper, aber er wollte Ocean nicht verletzen und musste sich demnach in Geduld üben. Vorerst musste ein Kuss genügen, um sein Verlangen zu stillen. Kapitel 8: Notwendiger Verrat ----------------------------- Vorsichtig erwiderte Ocean den noch sehr zaghaften und neugierigen Kuss, schlang nun vollends ihre Arme um seinen Nacken und gab einen wohligen Laut von sich. Jack schmunzelte leicht gegen ihre Lippen, neigte im nächsten Moment seinen Kopf noch etwas mehr und vertiefte somit ihren Kuss. Er wollte noch mehr, wollte ihre Mundhöhle berauben, war sich jedoch zu unsicher, ob er diesen Schritt machen durfte. Ebenso vorsichtig öffnete er seinen Mund einen Spalt breit, fuhr mit seine Zunge über ihre Unterlippe und testete aus, ob sie sich auf sein Spiel einlassen würde. Nur für einen kurzen Moment trennten sich ihre Lippen voneinander, weil Ocean nicht genau wusste, was er mit seiner Zunge zu bezwecken versuchte. Fragend sah sie ihm in die Augen, denn derartige Küsse waren ihr fremd, hatte André ihr doch nur normale Küsse zukommen lassen und nie etwas mit seiner Zunge versucht. "Möchtest du einen richtigen Kuss erleben, Schätzchen?" wollte Jack in Erfahrung bringen, denn offensichtlich war ihr Verlobter in vielerlei Hinsicht unbefriedigend gewesen. Was für ein Jüngling, dachte er sich innerlich grinsend und legte seine Lippen auf ihre rechte Wange, verteilte hauchzarte Küsse auf ihrer zarten Haut und gab einen wohligen Laut von sich, als ihre Hände über seinen Rücken wanderten. "Ich... Ich habe diesbezüglich keine Erfahrungen gesammelt und ich weiß nicht, wie ich mich nun verhalten soll und..." stammelte Ocean verunsichert, versuchte ihre Lage zu erklären, bis sie seinen Zeigefinger auf ihre Lippen spürte und verstummte. Jack sah ihr nun wieder in die Augen, legte ein aufmunterndes Lächeln auf und lehnte seine Stirn gegen die ihre. "Du musst dich nicht fürchten, Ocean. Du wirst es ebenso wollen, wenn du auf den Geschmack gekommen bist" versuchte er ihr Gemüt zu beruhigen, ersetzte seinen Zeigefinger nun durch seine Lippen und küsste die junge Frau unter sich erneut neugierig. Jack war schon längst auf den Geschmack gekommen und wollte seinen Hunger stillen, der in ihm erwacht war. Nun war auch die Neugierde der Schwarzhaarigen durch seine Worte erweckt worden, seufzte wohlig in ihren Kuss hinein und spürte erneut seine Zunge, welche über ihre Unterlippe fuhr. Unsicher öffnete Ocean ihren Mund, gewährte ihm somit Einlass und seufzte erneut, als er spielerisch in ihre Mundhöhle eindrang. Mit seiner Zungenspitze erforschte er ihren Gaumen, gab einen aufgeregten Seufzer von sich und beraubte ihre Mundhöhle, während er neckisch ihre noch sehr schüchterne Zunge umschmeichelte, um mit ihr zu spielen. "Jack..." nuschelte die junge Frau, verkrallte ihre Finger in seinem Haar und erwiderte die noch vorsichtigen Berührungen seiner Zunge. Eine völlig neue Welt wurde ihr eröffnet, aber sie musste ihm zustimmen, denn ihr gefiel dieses sündhafte Spiel. Dieser Kuss war so prickelnd und aufregend zugleich, dass Ocean um keinen Preis wollte, dass der Pirat über ihr nun aufhörte. Jack schmunzelte erneut, als er seinen genuschelten Namen hörte, umspielte ihre Zunge und animierte die Kleine dazu, den nötigen Mut aufzubringen, um sein Spielchen ebenso hingebungsvoll zu erwidern. Erneut seufzte Ocean wohlig in ihren Kuss hinein, ließ ihre Hände nun um seine Wangen gleiten und kam ihm hungrig entgegen. Warum vermochte er Gefühle in ihr zu erwecken, welche bislang geschlafen hatten? Nicht nur, dass er sie in seinen Bann zog. Nein, ein bislang unbekanntes Gefühl erwachte in ihr, welches nur noch mehr ihre Sinne betäubte. Nicht einmal André hatte dieses hungrige Gefühl in ihr erwecken können und vielleicht war diese eine Nacht mit ihm in dieser verlassenen Scheune deswegen unbefriedigend in ihren Augen gewesen. "Ocean... Du... Ich begehre mehr..." nuschelte Jack, löste nun ihren Kuss und atmete einige Male tief durch. Seine Sinne waren benebelt durch diese Sinnlichkeit und so sehr er auch mehr wollte, er musste aufhören. Unter anderen Umständen hätte er die Kleine nun zum Bett getragen, ihr Kleid geöffnet und ihren wunderschönen Körper mit seinen Händen, seinen Lippen und mit seiner Zunge erkundet, aber er musste leider Gottes warten, bis ihre Verletzungen verheilt waren. Er wäre ein verdammter Schuft, wenn er keine Rücksicht auf ihren körperlichen Zustand nehmen würde. Ocean atmete ebenso überhastet durch, hatte sie doch bei ihren Kuss aufgehört zu atmen und hatte sich vollends auf ihre Empfindungen konzentriert. Seine Worte hatten ihr Gefühl nur noch mehr verstärkt und wahrscheinlich wäre die junge Frau auch auf diesen Wunsch eingegangen, hätte er ihren Kuss nicht im nächsten Moment unterbrochen. Ein zaghaftes Lächeln auflegend, sah sie ihm in die Augen, betrachtete seine gesamte Haltung und zog sein Gesicht erneut zu sich hinab. "Ich auch, Jack... Bitte... Nicht aufhören" hauchte Ocean gegen seine Lippen und nun war sie mutig genug, um einen neuen Kuss zu beginnen. Der Captain war zwar erfreut über ihre ergriffene Initiative, aber er konnte es nicht, wollte diese Verantwortung nicht auf seinen Schultern tragen, wenn er ihr vielleicht Schmerzen zufügte und ihren körperlichen Zustand nur noch mehr verschlechterte. Nein, er hatte seine Bestätigung, wusste nun mit Gewissheit, dass die Kleine ihn auf einer gewissen Art und Weise begehrte und dieses Wissen musste vorerst ausreichen. Erneut unterbrach er ihren Kuss, strich mit seiner rechten Hand über ihre Wange und legte ein trauriges Lächeln auf. "Schätzchen, ich würde dich auf der Stelle vernaschen, wenn du keine Verletzungen hättest" erklärte er ihr, stemmte sich mit seinen Armen hoch und stand schließlich auf. Einige Sekunden schwankte er, bis er sein Gleichgewicht gefunden hatte und streckte ihr nun seine Hand entgegen, um ihr auf die Beine zu helfen. Ach ja, dachte sich Ocean insgeheim, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Beine helfen. Ihre Verletzungen hatte sie bei den neuen Gefühlen und diesen neuen Kuss völlig vergessen und es wäre ihr vermutlich erst dann aufgefallen, wenn die Schmerzen durch fremde Einwirkungen zurück gekehrt wären. Auf wackeligen Beinen stand sie vor Jack, ließ seine Hand nicht los, weil sie befürchtete, erneut ihr Gleichgewicht zu verlieren und blickte zu ihm auf. Vorsichtig führte er die Kleine zum Bett, deutete ihr an, sich zu setzen, ehe er einen flüchtigen Blick aus dem Fenster warf. Der Sturm tobte nicht mehr und einzig und allein der Regen fiel noch vom Himmel. Gut, sie hatten den Sturm überstanden und Ocean könne diesbezüglich in dieser Nacht beruhigt schlafen. Jedoch fiel ihm nun auch ein, dass er noch gar nicht wusste, wo Ocean schlafen sollte. Unter Deck bei Gibbs in einer Koje? Nein, sehr wahrscheinlich nicht, also musste er ihr wohl das Bett überlassen und vorlieb mit einen der Stühle nehmen. Ocean ließ sich rücklings auf die Matratze sinken, schloss für einige Sekunden ihre Augen und seufzte leise aus. Ihren Kopf zur Seite drehend, öffnete sie ihre Augen wieder und erblickte den Kompass auf der Ablage. Neugierig, denn sie wollte wissen, in welche Richtung das Schiff fuhr, ergriff sie den Kompass und öffnete ihn. "Seltsam..." murmelte sie und drehte den Kompass einige Male. Wieso zeigte der Kompass denn nicht nach Norden? Jack hätte sich in Singapur einen neuen Kompass einstecken sollen, denn mit diesem kaputten Ding könne er wohl nichts mehr anfangen. Der Captain ließ sich seufzend neben der Kleinen auf die Matratze fallen und beobachtete sie nun schmunzelnd, ehe sich fragend blaue Augen auf ihn richteten. "Ähm... Dein Kompass zeigt nicht nach Norden, Jack. Bist du dir sicher, dass du mit diesem kaputten Ding die Black Pearl finden wirst?" sprach Ocean ihre Frage aus, denn es würde wohl nichts bringen, wenn sie ohne einen festen Kurs übers Meer segelten. Jack drehte sich auf die Seite, konnte nun sein amüsiertes Grinsen nicht länger verbergen und stützte seinen Kopf auf seine linke Handfläche ab. Gut, er müsse ihr wohl auch dieses Geheimnis verraten, auch wenn er dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit sein eigentliches Problem schildern müsse. "Völlig richtig, der Kompass zeigt nicht nach Norden, aber wir versuchen doch auch nicht den Norden zu finden, oder?" erwiderte er ihr und bemerkte sehr wohl ihren verwunderten Gesichtsausdruck. Für einige Minuten herrschte Stille, in welche Ocean erneut den Kompass in Augenschein nahm und über seine Worte grübelte. Ein Kompass zeigte immer in die nördliche Richtung, also wie durfte die Schwarzhaarige seine Worte verstehen? Wohin zeigte dieser Kompass, wenn nicht nach Norden? Jack nahm ihr den Kompass aus der Hand, warf einen Blick auf den roten Pfeil und seufzte bedrückt. Dieses dämliche Problem hätte erst gar nicht entstehen dürfen und nun, da er von ihren Lippen gekostet hatte, wollte er Ocean nur noch mehr. Kein Wunder, dachte er sich insgeheim, dass sein Kompass auf die Kleine deutete, denn im Moment wollte er sie sogar weitaus mehr als seine geliebte Pearl. Obgleich nur körperlich oder auf einer anderen Art und Weise. Jack wollte die junge Frau neben sich, auch wenn ihm die Gründe noch sehr unklar erschienen. Seufzend überlegte er, wie er ihr verständlich machen konnte, wie dieser Kompass funktionierte. "Mein Kompass zeigt auf die Dinge, die wir am meisten wollen" erklärte er ihr schließlich leise und besah sich noch immer die Anzeige. Er wollte seine geliebte Pearl finden, wollte nach Isla de Muerta segeln, aber Ocean machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und hatte seinen Willen verunsichert. Bislang war ihm solch eine Situation erspart geblieben, aber scheinbar beherrschte die Kleine schon längst seine Sinne, ohne es vielleicht zu beabsichtigen. "Was? Nein, so etwas gibt es nicht. Woher sollte ein Kompass wissen, was ich will?" entgegnete Ocean ihm und natürlich glaubte sie Jack kein einziges Wort. Es gab wahrlich Unerklärliches auf der Welt, wohl wahr, aber an Magie und derartige Künste glaubte die junge Frau nicht. Nein, er erlaubte sich sicherlich nur einen Scherz, oder? Weitere Gedanken konnte sich Ocean allerdings nicht machen, da er sich aufsetzte und sie stumm aufforderte, sich ebenfalls zu setzen. "Ich beweise es dir, Schätzchen. Vertrau mir und strecke deine Hände aus" lächelte Jack und legte ihr den Kompass in ihre Handflächen. "Was ist es, dass du am meisten willst?" fragte er leise, ließ ihre zierlichen Hände los und blickte ihr nun abwartend in die Augen. Ocean glaubte ihm immer noch kein Wort, belächelte den Piraten und ließ ihre Augenlider schmunzelnd sinken, um an das zu denken, dass sie im Moment am meisten wollte. Eine leichte Röte erschien auf ihren Wangen, ehe sie ihren Kopf schüttelte und einen prüfenden Blick auf die Anzeige warf. Augenblicklich erstarb ihr Lächeln, ließ den Kompass aus ihren Händen gleiten, rutschte zum Ende des Bettes und schluckte schwer. Der rote Pfeil konnte sich vor wenigen Sekunden nicht bewegt haben, oder? Nein, wahrscheinlich hatte sie sich diese Bewegung nur eingebildet. Genau, Ocean hatte soviel Rum getrunken, dass ihre Augen ihr bereits Streiche spielten. "Ah... Darf ich dem Pfeil meinen Glauben schenken, Schätzchen? Wir haben offensichtlich sehr viele Gemeinsamkeiten" schmunzelte Jack, denn die Tatsache, dass der rote Pfeil geradewegs auf ihn deutete, erfreute ihn doch sehr. Die Kleine wollte ihn wirklich, auch wenn sie es abstreiten würde. "Die Anzeige entspricht nicht der Wahrheit, Jack. Ich...". "Doch, ob du es einsehen wirst oder nicht" unterbrach er sie grinsend, klappte den Kompass zu und legte ihn auf die Ablage zurück. Vorsichtig rutschte er näher, ergriff ihre zierliche Hand und hauchte einen Handkuss auf ihren Handrücken. Als er sich an ihren Arm hinauf küssen wollte, ertönte plötzlich eine störende Stimme, die ihm einen enttäuschten Seufzer abverlangte. Gibbs, dachte er sich murrend und entließ ihre Hand aus die seine, ehe er aus dem Bett stieg. "Entschuldige mich, Schätzchen" grinste Jack und lief zur Tür, öffnete sie und verließ seine Kajüte, ehe er das Deck betrat. Gibbs rief ihn nicht ohne Grund und nun bemerkte er auch, dass ihr Schiff mehr oder weniger vor sich her trieb. Die Segel mussten gesetzt werden, obwohl Jack noch immer keinen klaren Kurs wusste. "Captain, wir haben keinen Kurs, oder? Ihr könnt Euch Barbossa noch nicht stellen, oder etwa doch?" rief der Ältere und hörte die Schritte von Jack, welcher zu ihm ans Steuer trat und nochmals das weite Meer betrachtete. "Jack..." ertönte die Stimme von Gibbs eindringlich, denn ohne einen klaren Kurs würde er das Schiff nirgendwo hin segeln können. Der Captain konnte ihm nicht länger etwas vorspielen, denn dessen Gesichtsausdruck war bei der Suche nach dem richtigen Kurs eindeutig gewesen. Der Kompass, der rote Pfeil, hatte auf das Schiff gedeutet und nicht den richtigen Weg nach Isla de Muerta angezeigt. "Was soll ich lügen, Master Gibbs? Du weißt es doch ganz genau" erwiderte Jack, entfernte sich von dem Älteren und lehnte sich schließlich über die Reling. Wie sollte er denn nun die Black Pearl in seinen Besitz zurück bringen? Wieso musste sein Interesse, sein Wille, nun einer jungen Frau gelten, obwohl er für so einen Quatsch keine Zeit hatte? "Miss Ocean bringt Unglück, wie schon erwähnt. Wollt Ihr sie nicht auf einer bewohnten Insel absetzen? Glaubt mir, Jack, Miss Ocean wäre in Sicherheit und Ihr könntet wieder der Pirat werden, der Ihr zuvor gewesen seid. Berüchtigt, ohne Rücksicht auf Verluste und mit einer tüchtigen Crew an Eurer Seite" machte Gibbs die Situation deutlich, denn sie würden die Black Pearl niemals in ihren Besitz bringen können, wenn der Captain nicht wirklich bei der Sache war. Jack durfte seine Augen nicht vor der Wahrheit verschließen und sollte endlich eine vernünftige Entscheidung treffen. "Alles eine Frage des Willens. Kann ich Ocean wirklich auf eine bewohnte Insel absetzen? Ich kenne die Kleine erst seit einen verfluchten Tag, aber... Ich mag sie und genau dieses Mögen ist mir nun zum Verhängnis geworden" erwiderte Jack schmunzelnd, wendete seine Augen nicht von dem weiten Meer ab und versuchte eine brauchbare Lösung für sein Problem zu finden. Gibbs seufzte leise, konnte nun den Standpunkt des Captain nachvollziehen und dachte ebenfalls über eine Lösung nach. Jack wollte die junge Frau nicht irgendwo absetzen, denn er würde wohl trotzdem an sie denken müssen. Welche Möglichkeiten gäbe es in seinem Fall? "Ich würde mir niemals die Dreistigkeit erlauben, Eure Gefühle, wie auch immer Eure Gefühle aussehen mögen, in Frage zu stellen, Jack, aber wenn Ihr diese Frau mögt, läge es denn dann nicht in Eurem Interesse, Miss Ocean in Sicherheit zu wissen? Auf hoher See wird sie vielen Gefahren ausgesetzt, schlimmstenfalls stößt ihr sogar etwas zu und ich glaube nicht, dass Ihr das wollt". Jack nickte diesen Worten zu, denn der Ältere hatte vollkommen recht. Er wollte Ocean in Sicherheit wissen, aber die Kleine hatte sich bereits entschieden. Ja, Ocean hatte sich für sein interessantes und auch aufregendes Leben entschieden und wollte überhaupt nicht mehr von seiner Seite weichen. "Mr. Gibbs... Nehmen Sie Kurs auf Port Royal. Ocean ist in England aufgewachsen und auch wenn sie den Wunsch geäußert hat, nie wieder nach England zurück zu wollen, werde ich sie zurück bringen" murmelte Jack und es fiel ihm wahrlich nicht leicht, die Kleine nun zu verraten. Nein, er verspürte ein ungutes Gefühl bei seiner Entscheidung, weil sein Herz gegen seinen gesunden Menschenverstand zu protestieren versuchte. Sie war ihm so verdammt ähnlich, in vielerlei Hinsicht, teilte sogar seine Bedürfnisse und dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Ja, er musste Ocean verraten, auch wenn er die junge Frau mit seiner Handlung verletzen würde. "Aye, Captain" erwiderte Gibbs und konzentrierte sich auf den neuen Kurs. Er bemerkte jedoch sehr wohl, wie Jack die Stufen hinab stieg, dass Hauptsegel setzte und anschließend zum Bug des Schiffes lief, um für einige Minuten seine Ruhe zu genießen. Diese Entscheidung musste ihm sehr schwer gefallen sein, aber der Ältere war sich sicher, dass Jack die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ja, wenn die junge Frau erstmal das Schiff verlassen hatte, würde endlich wieder ein frischer Wind wehen, sie nach Tortuga zurück führen, um eine neue Crew aus verrückten Seemännern zusammen zu stellen, ehe sie Kurs auf Isla de Muerta nehmen würden. Während sich Jack gedanklich für seine neue Schwäche verfluchte und sein Versprechen brechen musste, saß Ocean mit dem Kompass in den Händen auf dem Bett und beobachtete die Anzeige. Dieser Kompass schien ein Eigenleben zu führen und nun überdachte die Schwarzhaarige ihre Meinung, was Magie betraf. Abenteuer und ein aufregendes Leben konnte Jack ihr bieten und diese Wünsche waren nur ein kleiner Teil von ihr gewesen. Insgeheim begehrte Ocean sehr viel mehr, denn dieser Kuss war ihr erneut in den Sinn gekommen. Nie zuvor hatte es ein Mann geschafft, derartige Gefühle in ihr zu erwecken und sie würde ihr Herz belügen, wenn sie behaupten würde, dass sie nicht weitaus mehr von ihm wollte. Ja, sie ersehnte sich einen weiteren Kuss, wünschte sich seine Hände auf ihren Körper spüren zu dürfen, während sie vor lauter Anspannung und Neugierde in seinen Händen zu Wachs wurde. Überhastet schüttelte Ocean ihren Kopf, um diese wilden Gedanken zu verscheuchen. Warum fühlte sie sich so sehr nach diesen Mann hingezogen? Jack war ein Pirat, ein sehr ungewöhnlicher und attraktiver Pirat, welcher den Gesetzen trotzte und sich das nahm, was auch immer er begehrte. Gestern Abend war er unerwartet in ihr Leben getreten, war freundlich zu ihr gewesen und hatte ihr geholfen, dieser schrecklichen Hölle zu entkommen. In dieser wahrlich kurzen Zeit hatte sie ein unglaubliches Vertrauen zu ihm aufbauen können, dass Ocean an ihrem gesunden Menschenverstand zweifelte. Warum? Was besaß Jack nur, was sie bei André immer vermisst hatte? War es diese ungewöhnliche Art oder doch eher diese charmanten Worte? Ocean wusste es nicht, schmunzelte nun über sich selbst und legte den Kompass zurück auf die Ablage. Seufzend erhob sich die junge Frau vom Bett, setzte sich jedoch sofort wieder, da sich ihre Umgebung drehte und ihr nun wieder in den Sinn kam, dass sie unglaublich viel Rum getrunken hatte. Dieses dämliche Gesöff, dachte sie sich und erhob sich erneut, dieses Mal jedoch vorsichtig und schlüpfte in ihre Schuhe. Vielleicht sollte Ocean nun das Schiff unter die Lupe nehmen und vielleicht, aber auch nur vielleicht, würde sie den Captain und auch Mr. Gibbs bekochen, wenn sie überhaupt so etwas wie eine Küche auf diesem Schiff vorfinden würde. Kapitel 9: Nur noch eine einzige Nacht -------------------------------------- Jack lehnte sich über die Reling und betrachtete das Meer, verfolgte mit seinen Augen die Wellen, ehe er zum Himmel empor blickte und die Sterne in Augenschein nahm. Der Regen hatte vor wenigen Minuten aufgehört und auch die düsteren Wolken hatten sich verzogen, um den klaren Nachthimmel das Feld zu überlassen, während der Sichel ähnliche Mond genügend Licht spendete. Er konnte sich nicht helfen, konnte sich nicht über sein gekapertes Schiff und die dazu gehörige Fracht freuen, denn in seinen Gedanken war er schon beim morgigen Tag. Mit ihrer jetzigen Geschwindigkeit würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit morgen Abend, vielleicht auch morgen Nacht, Port Royal erreichen, die Hafenstadt von England. Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, wendete sich um und setzte sich schließlich auf den noch feuchten Boden. Rücklings ließ er sich fallen, streckte seine Beine und Arme von sich und dachte erneut an den gestrigen Abend und den heutigen Tag. In so kurzer Zeit hatte er die Kleine in sein Herz geschlossen, würde sogar, wenn er ernsthaft darüber nachdachte, seine Hand für Ocean ins Feuer legen und sie mit seinem Leben beschützen. Warum? Warum würde er sein Leben für eine reiche Adelstochter lassen, obwohl er sie erst einen verfluchten Tag kannte? Jack wusste es nicht und dieses erdrückende Gefühl in seiner Brust verstärkte sich zunehmend, wenn er an den baldigen Abschied dachte. Leise und vorsichtige Schritte ertönten, ehe die Person neben ihm auf die Knie sank und ihre Hand sanft auf seine Schulter legte. "Jack, ich habe für uns gekocht, also... Was ist mit dir? Du wirkst irgendwie bedrückt" ertönte die Stimme, die Jack erwartet hatte und nun erst drehte er seinen Kopf zur Seite, blickte in wunderschön funkelnde blaue Augen, welche ihn besorgt musterten und eine Antwort von ihm erwarteten. Die Wahrheit könne er der jungen Frau wohl nicht sagen, weswegen er überlegte, welche Ausrede er ihr glaubhaft machen könnte. Jedoch fiel ihm nichts Vernünftiges ein, weswegen er sie auch in den nächsten Minuten schweigend betrachtete und schließlich seine Hand auf ihren Handrücken legte. Ocean legte ein aufmunterndes Lächeln auf, legte nun ihre freie Hand auf seine Wange und ließ ihre Finger über die Haut gleiten, ehe sie seinen Schnurbart nachzeichnete. Beim Küssen hatten sein Schnurbart und auch sein Kinnbärtchen ein wenig gekitzelt, aber auch ihr Verlobter besaß einen Schnurbart, weswegen ihr dieses Gefühl vertraut war. Ihre blauen Augen glitten über sein Hemd, über seine schwarze Weste, bishin zu seinen verschmutzten Stoffgürtel. Ocean wusste nicht, warum sie den Piraten so intensiv musterte und er schien es ihr auch nicht übel zu nehmen, denn nun legte Jack ein belustigtes Lächeln auf, setzte sich auf und erhob seine rechte Hand, mit der er über ihre zarte Wange strich. Eine zarte Röte erschien auf den Wangen der Schwarzhaarigen, ehe ihre blauen Augen erneut über sein Hemd wanderten und etwas, kaum sichtbar, durch den tiefen Ausschnitt erkennen konnten. Vorsichtig glitt ihre Hand zum hauchdünnen Stoff, ehe sie zwei bereits verheilte Wunden erspähen konnte. Erschrocken weiteten sich ihre blauen Augen, ehe sie den Blickkontakt zu ihm wieder herstellte. Woher hatte er diese Schusswunden oberhalb seiner rechten Brust? Wer hatte ihm diese Wunden zugefügt und warum belächelte er sie nun, obwohl Ocean doch so erschrocken über diese Entdeckung war? "Die East India Trading Company ist für diese Verletzungen verantwortlich. Ich bin damals knapp dem Galgen entkommen, weißt du? Diese Narben...". Jack lächelte noch immer, während er nun seinen linken Ärmel etwas höher zog und auf einige, wirklich schlimm aussehende, Narben deutete, welche ihm auch vor einigen Jahren zugefügt worden sein mussten. "Ich habe dir doch erzählt, dass gegen mich gemeutert wurde, richtig? Mein erster Maat, Hector Barbossa, ist für diese Narben verantwortlich. In einem unachtsamen Moment hat er mich eiskalt erwischt" fügte er leise hinzu, ließ seinen Ärmel wieder sinken und strich ihr erneut über ihre Wange. "Warum? Ich verstehe einfach nicht, warum dich deine Crew verraten hat. Ich meine... Ich finde, du bist ein toller Captain und... Du hast das einfach nicht verdient" erwiderte Ocean und ließ ihre Finger vorsichtig über die verheilten Schusswunden gleiten. Jack verfolgte ihre Finger, stieß einen wohligen Seufzer aus und sah erneut in ihr Gesicht. Er war in ihren Augen also ein toller Captain? Würde Ocean diese Meinung immer noch vertreten, wenn er sie in Port Royal absetzte? Vermutlich nicht, weswegen sein Gewissen ihn plagte. Er wollte Ocean nicht in Port Royal zurück lassen, aber welche Wahl blieb ihm denn schon? "Schätzchen... Habgier treibt Piraten zu Verrat und... Du schmeichelst mir mit deinen Worten, aber...". Jack verstummte, ließ seine Hand sinken und wendete seine Augen von ihr ab. Er musste ihr wohl die Wahrheit sagen, sonst missbrauchte er ihre Güte und ihr Vertrauen zu ihm. "Ich... Du kannst nicht bei mir bleiben, Ocean. Du magst mein Leben aufregend finden, aber jeder neue Tag bringt neue Gefahren mit sich. Ich werde dich nach Port Royal bringen, damit du dein altes Leben fortführen kannst" murmelte Jack, wurde im nächsten Moment zu Boden gedrückt, während Ocean über ihn beugte und aus traurigen Augen zu ihm hinab blickte. "Nein, du hast mir versprochen... Du hast mir erlaubt, dass ich dich auf deiner Reise begleiten darf. Ich will nicht zurück nach England und... Warum der plötzliche Sinneswandel?" murmelte die Schwarzhaarige, verkrallte ihre Finger in seiner schwarzen Weste und schüttelte ihren Kopf. "Wenn du mich nach Port Royal bringst, muss ich André heiraten und... Du kannst mich nicht zwingen, Jack und außerdem... Ich stehe noch immer in deiner Schuld. Ich will dir bei der Suche nach der Black Pearl helfen" fügte Ocean verzweifelt hinzu, ehe ihr die ersten Tränen über ihre Wangen liefen. Jack seufzte leise aus, war überrascht über ihre Reaktion und legte seine Hände um ihr Gesicht. Vorsichtig beseitigte er die Tränen mit seinen Daumen, legte ein aufmunterndes Lächeln auf und suchte nach den passenden Worten, um die Kleine zu beruhigen. "Irgendwann, Schätzchen... Irgendwann darfst du deine Schuld bei mir begleichen. Scarlett hat mich darum gebeten, dich an einen sicheren Ort zu bringen und ich werde mein Wort halten. André, dein feiner Verlobter, kann dich vor Gefahren schützen" erklärte er ihr verständlich, setzte sich nun erneut auf und legte seine Arme um ihren bebenden Körper. Erst nach einigen Minuten blickte Ocean aus verweinten blauen Augen zu ihm auf und Jack zweifelte für einen kurzen Moment an seine Entscheidung. Er wollte die Kleine doch eigentlich nicht nach England bringen, aber noch immer wurde er vor die Wahl gestellt. Im Moment konnte er seinen Kompass nicht verwenden, weil er diese wunderschöne Frau in sein Herz hatte schließen müssen und weil er sie so sehr begehrte. Dieses Begehren würde noch eine Weile anhalten, aber vielleicht, wenn Ocean nicht mehr in seiner Nähe wäre, würde er sich wieder auf sein eigentliches Ziel konzentrieren können. "Du hast gekocht?" wechselte Jack schließlich das Thema, erhob sich vom Boden und half auch der jungen Dame auf die Beine. Ocean nickte ihm zaghaft zu, doch war ihr der Hunger nach seiner Entscheidung wahrlich vergangen. Auf der einen Seite konnte sie den Piraten verstehen, aber auf der anderen Seite war die Enttäuschung weitaus größer, denn sie wollte ihn begleiten und nicht in ihre Heimat zurück. Würde Jack seine Entscheidung vielleicht noch einmal ändern? Ocean wusste es nicht, aber sie würde alles tun, um ihn zu überzeugen. "Hey... Nun zieh nicht länger diese Trauermiene, Schätzchen" murmelte er ihr zu, ergriff ihre Hand und lief mit ihr die Stufen zum Deck hinab. Nur kurz warf er einen Blick zu Gibbs hinauf, welcher einen Teller mit Fleisch und anderen Köstlichkeiten in der Hand hielt. Selbst an Gibbs hatte die Kleine gedacht und die Mahlzeit schien ihm zu munden, da der Ältere beinahe schon das Fleisch verschlang. Lächelnd betrat Jack seine Kajüte, trat an den gedeckten Tisch heran und traute seinen Augen kaum. Gebratener Fisch, Kartoffeln mit einer lecker aussehenden Sauce, eine Schale mit Obst und genügend Fleisch für eine vollständige Crew. Ocean hatte sich wohl sehr viel Mühe gegeben. "Eine Frau am Bord zu haben hat auch seine Vorteile. Ist es üblich, dass eine vornehme Frau aus reichem Hause kochen kann?" lächelte Jack und setzte sich an den Tisch. Nochmals überblickte er die Köstlichkeiten, betrachtete nun eine Flasche Rotwein und entfernte den Korken, um sich einen Schluck zu genehmigen. Ocean belächelte ihn, denn Manieren hatte er nicht, aber was hätte sie auch von einem Pirat erwarten sollen? Seufzend setzte sie sich aufs Bett, schlüpfte aus ihre Schuhe und legte sich seitlich in die Kissen, während sie ihr Augenmerk auf Jack gerichtet hielt. "Ich habe mich schon immer für den Haushalt interessiert. Natürlich hatten wir Dienstmädchen und Butler, aber ich wollte nicht ständig von anderen Personen abhängig sein. Ich... Ich träume von einem normalen Leben, Jack. Ein Leben ohne Zwang und Verpflichtung" erklärte die junge Frau leise und sah ihm dabei zu, wie er ohne Skrupel mit den Fingern aß und dabei immer wieder schmatzende Geräusche von sich gab. "Solche Menschen verdienen meine Bewunderung. Wie schon gesagt, du musst deinen Verlobten nicht heiraten, wenn du nicht willst. Sei ehrlich und vertrete deinen Standpunkt, Ocean" erwiderte Jack zwischen seinen Bissen, ehe er erneut einen Schluck von dem köstlichen Rotwein zu sich nahm. Ocean erwiderte auf seine Worte hin nichts, denn Jack wusste einfach nicht, wie ihr Leben nach ihrer Rückkehr in England aussehen würde. Klar, er behielt Recht, denn nun lebten ihre Eltern nicht mehr, aber André würde sie dennoch zum Altar zerren, allein des Bündnis wegen. Seine Eltern waren außerdem sehr streng und besaßen genügend Macht, weswegen sich die junge Frau ihrem Schicksal wohl oder übel fügen musste. Ein trauriger Seufzer entwich ihren Lippen und plötzlich kam in ihr der Wunsch auf, doch in Tortuga gestorben zu sein. Ja, sie hätte ihrem Schicksal entfliehen können, aber der Pirat, welcher nun ihren traurigen Blick erwiderte, hatte ihr das Leben retten müssen. Der Captain erhob sich vom Stuhl, wischte sich seine fettigen Finger an seiner Hose ab und setzte sich schließlich, nachdem er die Weinflasche zur Hand genommen hatte, zu ihr aufs Bett. "Verzeih meine Entscheidung, Ocean. Du bist eine wunderschöne und sehr kluge Frau und ich wäre ein verdammter Schurke, wenn ich dich... Meine Reise ist gefährlich und deswegen möchte ich dich in Port Royal absetzen. Wer weiß, Schätzchen, vielleicht kreuzen sich unsere Wege eines Tages wieder" lächelte Jack und stützte sich mit seiner linken Hand neben ihrem Kopf ab. Ihm war selbst nicht nach lächeln zumute, aber er musste nun seine wahren Gefühle verbergen. Der Abschied würde so unendlich schrecklich werden, weil die Kleine eigentlich bei ihm bleiben wollte und ihn so sehr mochte. "Jack, ich..." wisperte Ocean, erhob ihre Hände und umrahmte sein Gesicht. Seine Augenlider ließ er sinken, als ihre Distanz zueinander überwunden wurde und er ihren warmen Atem auf seinen Lippen spüren konnte. "Hilf mir... Ich will André nicht heiraten, aber er wird mich zwingen. Ich... Befreie mich aus diesem goldenen Käfig" hauchte die junge Frau mit belegter Stimme, ehe sie ihre Arme um seinen Oberkörper legte und ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. "Okay, ich werde mir etwas einfallen lassen, Schätzchen" erwiderte er ihr ebenso leise, stellte die Weinflasche auf die Ablage ab, legte nun ebenfalls seine Arme um ihren zierlichen Körper und seufzte leise aus. Schon wieder, dachte er sich schmunzelnd. Ein weiteres Mal konnte er ihr nicht widerstehen, denn erneut wurde sein Beschützerinstinkt erweckt, weswegen er ihr wieder helfen würde. Wie er diese Hochzeit verhindern sollte, wusste er zwar noch nicht, aber es gab immer eine Möglichkeit. "Nur noch eine einzige Nacht?" fragte Ocean nuschelnd nach einigen Minuten und sah ihm nun wieder in die Augen, während ihre Hände ohne ein festes Ziel über seinen Rücken wanderten. "Ja, in dieser Nacht werde ich noch bei dir sein" grinste der Captain, erhob sich von ihren Körper und legte sich seitlich auf die Matratze, während er seine Arme erneut um ihren Körper legte. Ocean lächelte milde, kuschelte sich an seine Brust und schloss genießerisch ihre blauen Augen. Ja, eine einzige Nacht blieb ihr noch, auch wenn sie mit ihren Gedanken bereits beim morgigen Tag war. Er würde aus ihrem Leben verschwinden, würde seine Reise ohne sie fortsetzen und er würde sie vermutlich nach einigen Tagen vergessen. Warum schmerzte dieser Gedanke nur so sehr? "Jack, du... Du wirst doch an mich denken, oder?" murmelte die Schwarzhaarige, seufzte jedoch im nächsten Moment wohlig aus, als seine rechte Hand durch ihr Haar fuhr und sie schließlich seinen warmen Atem neben ihrem Ohr spüren konnte. "Klar... Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich noch sehr lange an dich denken werde?" erwiderte er ihr leise fragend, ließ nun seine Hand unter ihr Kinn gleiten und hob ihr Gesicht etwas an. Er würde wahrlich noch eine ganze Weile an die unschuldige Frau denken müssen, aber er musste die Kleine zwanghaft aus seinen Leben schieben. Irgendwie, damit er Kurs auf Isla de Muerta nehmen konnte. "Ich weiß nicht... Du bringst mich gegen meinen Willen nach England zurück. Wie kann ich dir noch vertrauen, Jack?". Gutes Argument, dachte sich der Captain schmunzelnd und fuhr mit seiner Hand über ihre zarte Wange. "Wohl wahr... Ich habe mein Wort gebrochen, weil ich ein mieser Schuft bin und an deine Sicherheit denke" entgegnete er ihr grinsend und lehnte nun seine Stirn an die ihre. "Trotzdem vertraust du mir, sonst würdest du mich nicht um Hilfe bitten und... Du würdest nicht zulassen, dass ich dich..." schmunzelte Jack, neigte seinen Kopf ein wenig und schloss seine braunen Augen. "Noch einmal küsse" fügte er leise hinzu, ehe er ihren Mund mit seinen Lippen einfing, um sich erneut seinen inneren Wunsch zu erfüllen. "Jack..." nuschelte Ocean in ihren Kuss hinein, schlang automatisch ihre Arme um seinen Nacken und kam seiner gierigen Zunge entgegen, welche beinahe schon um Einlass bettelte. Ocean konnte und wollte nicht abstreiten, dass sie sich einen weiteren Kuss gewünscht hatte und ihm schien es ähnlich zu ergehen. Jack schenkte ihr wunderbare Gefühle, die sie vermissen würde, aber noch blieb ihr diese Nacht und vielleicht auch der morgige Tag. Ja, immer wieder wollte sie von ihm kosten, so lange es ihr noch möglich war und bevor Ocean in ihr altes Leben als vornehme und anständige Dame zurückkehrte. Erneut erwachte dieses sehnsüchtige Gefühl und Jack musste stark an sich halten, um seine Hände unter Kontrolle zu halten. Am liebsten würde er ihr Kleid öffnen, es ihr sanft vom Körper streifen, nur um die Haut darunter mit seinen Händen und seinen Lippen zu erkunden. Seine Zurückhaltung verschwand jedoch, als ihre zierliche Hand sein Handgelenk umfasste und ihn zu ihrer Brust führte. "Ocean..." keuchte er, erfühlte nun ihre rechte Brust und begann sie vorsichtig zu massieren. Okay, die Kleine wollte ein wenig mehr und er würde nun auch nicht länger anständig bleiben, denn sein eigener Körper ersehnte sich auch weitaus mehr. "Mein Kleid... Du darfst... Du darfst es öffnen" nuschelte Ocean gegen seine Lippen, biss neckisch in seine Unterlippe und entlockte nun ihm einen erregten Laut. Ihre Münder trennten sich voneinander und Jack sah ihr nun in die Augen, suchte Ängste, gar Zweifel, aber er sah nur ihre Begierde. Begierde auf weitere Berührungen. Lächelnd kam er ihren Worten nach, öffnete die Schnüre des Kleides und streifte ihr den seidigen Stoff von den Schultern. Mehr dieser zarten Haut, war sein einziger Gedanke, ehe das rote Kleid auf dem Boden landete und er sie nun eingehend betrachten durfte. "Jack, ich...". "Sei unbesorgt, Schätzchen. Ich bewundere nur deinen wunderschönen Körper und deine zarte Haut. Wenn du etwas nicht willst, sag es mir einfach, klar soweit?" unterbrach er die Kleine, denn nun konnte er sehr wohl ihre Ängste erkennen. Jack wusste nicht, wie seine Augen gerade auf sie wirken mussten, aber er wusste sehr wohl, dass er mit Ocean sprechen musste. "Ich behalte meine Klamotten an, okay? Du musst dich nicht fürchten" murmelte er lächelnd, spreizte vorsichtig ihre Beine auseinander und legte sich abstützend auf ihren zierlichen Körper, während er sich einen neuen Kuss raubte, um ihre Ängste etwas zu dämmen. Der Kuss währte jedoch nicht lange, denn der Captain wollte die ihm noch verbleibende Zeit nutzen, um ihr zu beweisen, dass er ihr nicht weh tun würde. Schmunzelnd küsste er sich an ihre rechte Wange entlang, bis er ihr Ohr erreichte und zärtlich in ihr Ohrläppchen biss. Jack wusste sehr wohl, wie er eine Frau verwöhnen musste, hatte er auch schon einige Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht und demnach lauschte er ihren wohligen Lauten, welche über ihre Lippen kamen. Ja, Ocean brauchte nur genügend Vertrauen zu ihm und in dieser Hinsicht würde er sie nicht enttäuschen. Zittrige Hände wanderten zuerst über seinen Rücken, ehe er ihre Finger in seinem Haar spürte und ihren warmen Atem neben seinem Ohr wahrnehmen konnte. Lächelnd wendete er sich nun ihrem Hals zu, biss zärtlich in die zarte Haut und verteilte vorsichtige Küsse, bis er das Schlüsselbein erreichte. "Jack, du..." murmelte Ocean, brach ihren Satz jedoch ab, als seine linke Hand vorsichtig über ihren Bauch glitt, ehe er ihre rechte Brust erreichte und ebenso vorsichtig seine Finger über ihre Brustwarze gleiten ließ. "Schätzchen, entspann dich und genieße" erwiderte Jack und rutschte nun ein kleines Stück tiefer. Vernaschen würde er sie nicht, aber er würde ihr nun diese Ängste vor solchen Berührungen nehmen. Noch konnte er ihr helfen, konnte ihr nahe sein, doch ab den morgigen Tag würde er wieder alleine sein. Allein in seiner Kajüte und allein in diesem Bett. Nur die Erinnerungen würden ihre Spuren bei ihm und auch bei ihr hinterlassen. Ocean seufzte leise aus, konnte ihre aufkommende Röte auf ihren Wangen nicht verbergen und ließ ihre Augenlider sinken. Entspannen, dachte sie sich insgeheim. Jack sagte ihr das so leicht, aber ihr Körper verkrampfte sich von allein, weil einige Erinnerungen in ihr aufstiegen und die Schwarzhaarige, trotz seiner Vorsicht, furchtbare Angst verspürte. Auf der einen Seite vertraute sie ihm, fühlte sich bei ihm wohl und ließ sich von ihm in den Bann ziehen, doch auf der anderen Seite tauchten grauenhafte Bilder vor ihrem inneren Auge auf, welche Angstschweiß auf ihrer Stirn verursachten. Im nächsten Moment war ihre Angst vergessen, während Ocean erregt seinen Namen keuchte und warf ihren Kopf in den Nacken. Unbändige Lust stieg in ihr auf, ehe sie einen vorsichtigen Blick zu Jack riskierte und nur noch mehr errötete. Der Pirat schmunzelte wegen ihrer Reaktion, ließ seine Zunge erneut über ihre bereits erhärtete Brustwarze gleiten und blickte entzückt zu ihr auf. Die Angst war besiegt und nun beherrschten unzählige Gefühle ihre Sinne. Zufrieden, denn mit ihrer erregten Reaktion hatte er nicht so schnell gerechnet, wendete er sich der anderen Brustwarze zu und ließ ihr die gleiche Behandlung zukommen. "Jack... Ich will..." keuchte Ocean aufgeregt, umrahmte sein Gesicht mit ihren Händen und zog Jack zu sich hinauf. Ihre Lippen vereinten sich zu einem nun feurigen Zungenkuss und nun war es der Captain, welcher einen erregten Laut nicht länger unterdrücken konnte. Die Kleine entpuppte sich als ein süßer Wildfang und genau diese Tatsache ließ sein Blut so sehr in Wallung geraten. "Ocean..." wisperte er gegen ihre Lippen, sah ihr nun direkt in die Augen und atmete einige Male durch. Erneut hegte er Zweifel, denn eine so liebreizende Frau zu verlieren wäre wahrlich schade. "Bitte... Ich möchte bei dir bleiben, Jack. Wie kann ich dich nur überzeugen?" nuschelte die Schwarzhaarige und legte ihre Lippen auf seine linke Wange. Jack seufzte wohlig, während er nun seine Arme um ihren nackten Oberkörper legte und ihren nächsten Worten lauschte. "Ich will dir helfen. Bitte... Ich werde dir auch nicht im Weg herum stehen und dir all deine Wünsche erfüllen" fügte Ocean leise hinzu und schlang nun ihre Arme um seinen Oberkörper. Sogar ihren Körper würde sie ihm geben, wenn er ihr doch nur erlauben würde, bei ihm zu bleiben. "Dein Angebot klingt verlockend und ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen, aber... Auf dieses Angebot werde ich nicht eingehen, Schätzchen" entgegnete er ihr, schluckte seinen Ärger hinunter und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Natürlich wäre er nur zu gern auf ihr Angebot eingegangen, aber er hatte seine Entscheidung getroffen und er würde Ocean morgen Abend in Port Royal absetzen. "Verzeih..." fügte er wesentlich leiser hinzu und ließ seine Hände über ihre Seiten wandern. Ocean lächelte traurig, lehnte ihre Wange an seine Stirn und seufzte ein weiteres Mal. Es hätte funktionieren können, doch Jack ließ sich nicht auf ihren Vorschlag ein, auch wenn sein Körper natürlich eine völlig andere Sprache sprach. "Bleib wenigstens noch eine Weile bei mir liegen, Jack, zumindest bis ich eingeschlafen bin und vielleicht noch ein bisschen länger" nuschelte die Kleine leise, ließ nun ihre Augenlider sinken und ergriff seine Hand. Jack lächelte amüsiert über ihre Bitte, nickte zaghaft und schloss nun ebenfalls seine braunen Augen. "Sehr gern, Schätzchen" nuschelte er ebenso gegen ihren Hals, kuschelte sich noch ein wenig näher an ihren Körper und ließ seine freie Hand immer wieder über ihre Haut gleiten. Die letzte Nacht, dachte er sich und erneut keimten Zweifel in ihm auf. Schlug er den richtigen Weg ein oder war er dabei, etwas wirklich Kostbares zu verlieren? Kapitel 10: Abschied unter Tränen --------------------------------- "Captain, Ihr solltet Miss Ocean mit dem Beiboot zum Pier bringen, denkt Ihr nicht auch?" erwähnte Gibbs und ließ den Anker ins Wasser fallen, um das Schiff hinter der Bucht versteckt halten zu können. Die Nacht war schon seit einiger Zeit angebrochen und nur ungern erinnerte sich der Ältere an den heutigen Tag zurück. Seit den frühen Morgenstunden stand Jack beim Steuer, hielt seine Augen auf den Horizont gerichtet und hatte seither kein einziges Wort über die Lippen gebracht. Nein, stattdessen hatte er immer wieder zu seiner Rumflasche gegriffen und sich den Rum die Kehle hinab laufen lassen. Jack nickte diesen weisen Worten zu, machte eine wirsche Handbewegung und deutete an, dass Gibbs das Beiboot zu Wasser lassen könne. Nun war der Augenblick gekommen, dachte er sich insgeheim und genehmigte sich erneut einen kräftigen Schluck aus seiner Rumflasche. In der Nacht hatte er Ocean beobachtet, hatte sich ihr Gesicht und ihren süßlichen Geruch eingeprägt und war ihr keine einzige Sekunde von der Seite gewichen. Eigentlich war er total müde, ersehnte sich ein wenig Schlaf, aber Mr. Gibbs hatte schon die gestrige Nacht das Steuer übernommen, weswegen er heute Morgen vorsichtig aufgestanden, die junge Frau mit der Bettdecke zugedeckt hatte und anschließend mit einigen Rumflaschen aufs Deck gegangen war. "Jack, ich... Vergesst meine Worte über Frauen am Bord" stammelte Gibbs und ließ das Beiboot zu Wasser. Vielleicht hätte er seine Meinung für sich behalten sollen, oder? Woher hätte er denn bloß wissen sollen, dass Jack mit dieser Entscheidung, eigentlich seinen Vorschlag, nicht umgehen konnte? Jack hatte noch nie eine ernste Bindung zu einer Frau gepflegt, jedenfalls war Gibbs nichts in dieser Richtung bekannt. Eigentlich war der meist trottelige und vor allem witzige Pirat der Typ Mann, welcher mit charmanten Worten jede Frau dazu brachte, mit ihm ins Bett zu steigen. Er erzählte ihnen von der großen Liebe, machte die Frauen dementsprechend zu Wachs in seinen Händen und nahm sich schließlich das, worauf er eigentlich aus war. Letzten Endes brach er viele Herzen, aber dessen war sich sein Captain durchaus bewusst. Schritte rissen den Älteren aus seine Gedanken, ehe er dem Captain hinterher sah und seufzte schließlich leise aus. Gefühle, dachte er sich insgeheim. Aus diesem einfachen Grund waren Frauen am Bord unerwünscht und nun bekam der Captain zu spüren, wie sich solche Gefühle auf einem Mann auswirkten. Jack öffnete derweil die Tür zu seiner Kajüte, legte ein zaghaftes Lächeln auf und beobachtete Ocean, welche auf einem Stuhl saß und nun erschrocken zu ihm aufblickte. Noch kein einziges Wort hatte er am heutigen Tag mit ihr gewechselt, war ihr weitgehend aus dem Weg gegangen und hatte die Kleine ihrem Schicksal und ihrer Trauer überlassen. "Nimm deine Habseligkeiten, Ocean. Ich bringe dich zum Pier" murmelte er, wendete sich um und lief zurück zu Gibbs. Die junge Frau erhob sich, senkte ihren Kopf jedoch gen Boden und ergriff ihren Koffer mit den wenigen Kleidern. Den ganzen Tag über war er ihr aus dem Weg gegangen, hatte nun das erste Mal seit unendlich vielen Stunden etwas zu ihr gesagt und war sofort wieder verschwunden. Nun war der Augenblick gekommen, vor welchen sie sich gefürchtet hatte. Nur noch der Weg zum Pier und er würde endgültig aus ihrem Leben verschwinden. Unsicher betrat Ocean das Deck und erblickte Jack mit Mr. Gibbs bei einer Hängeleiter, die zum Beiboot hinunter führte. Schluckend trat sie an die beiden Männer heran, umklammerte ihren Koffer nur noch mehr mit ihren zierlichen Händen und versuchte ihre aufkommenden Tränen zu verbergen. "Miss Ocean, es hat mich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen" lächelte Gibbs schließlich, um diese erdrückende Stille zu brechen. Er konnte sehr wohl sehen, dass die junge Frau um ihre Fassung kämpfte und wie schwer ihr der Abschied eigentlich fiel. "Es hat mich auch gefreut und... Entschuldigung wegen meinen Angriff gestern Nachmittag, ich... Ihre Geschichten waren sehr interessant und... Sie sind ein netter Mensch, Mr. Gibbs" stammelte Ocean vor sich her, erhob ihre rechte Hand und wischte sich vereinzelte Tränen aus dem Gesicht. "Nicht der Rede wert, Miss Ocean. Ich wünsche Euch alles Gute" erwiderte Gibbs und nun erst trat er an die aufgelöste Frau heran und legte seine Hand auf ihre rechte Schulter. Er war kein Unmensch und wollte ihr wenigstens ein wenig Trost spenden. "Vielen Dank" murmelte die junge Frau und trat nun an Jack heran, welcher ihr den Koffer aus der Hand nahm und mit dem leichten Gepäckstück die Hängeleiter hinunter kletterte. Ocean folgte nur wenige Sekunden später, ließ sich von ihm ins Beiboot helfen und setzte sich schweigend, während Jack die Ruder in die Hände nahm. Auf halbem Wege hörte Jack auf zu rudern, blickte ihr nun in die Augen und betrachtete nochmals ihr hübsches Gesicht. "Du hast mich um Hilfe gebeten, also gib mir deine rechte Hand und schließe deine Augen" sprach er leise, wartete noch einen kurzen Moment und lächelte zaghaft, als sich ihre Augen schlossen und sie ihm ihre Hand reichte. Seine linke Hand hebend, nahm er einen wertvollen Ring von seinem Zeigefinger ab und steckte ihn ihr über ihren zierlichen Mittelfinger. "Du darfst deine Augen wieder öffnen, Ocean" murmelte er, hielt ihre Hand jedoch noch immer fest, während er ihre Reaktion abwartete. "Jack... Ist der Ring etwa gestohlen und wie soll mir ein Ring aus meiner Lage helfen?" entgegnete die junge Frau ihm und nahm den goldenen Ring in Augenschein. Ein großer Stein, in blauer Farbe, funkelte im Mondlicht. Keinen Zweifel, der Ring musste ein Vermögen wert sein, denn der Stein war sicherlich sehr selten. Der Captain belächelte ihre Reaktion, rutschte nun zu ihr rüber und ergriff auch ihre andere Hand, um ihr ein letztes Mal nahe sein zu können. "Dieser Ring gehörte einst meiner Mutter und ist mein Andenken an sie. Du...". "Ein Erbstück, ich.... Ich kann diesen Ring nicht annehmen, Jack, weil... Es stände mir nicht zu" unterbrach Ocean ihn, schüttelte ihren Kopf und wollte erneut das Wort ergreifen, aber Jack kam ihr zuvor. "Doch, du kannst ihn annehmen, weil meine wenigen Erinnerungen dennoch bestehen bleiben, Schätzchen. Hör zu, mit diesen Ring wirst du deinem Verlobten gegenüber treten und ihm sagen, dass du vermählt wurdest. Ich bin Captain eines Schiffes und habe somit das Recht, Menschen zu verheiraten, klar soweit?" erklärte er ihr geduldig und lächelte amüsiert über ihren verwunderten Gesichtsausdruck. Eine bessere Idee war ihm nun mal nicht eingefallen, um ihre Vermählung verhindern zu können. Sanft fuhren seine Daumen über ihre Haut, während er ihr weiterhin in die blauen Augen sah. Dieses reine und ehrliche Blau, welches ihn an das weite Meer erinnerte, würde er vermissen, ebenso ihre Nähe und ihre weichen Lippen, die er noch ein letztes Mal küssen wollte. Ocean sah ihn noch einige Sekunden in die Augen, legte nun ebenfalls ein sanftes Lächeln auf und nickte seinen Worten zu. Jack hatte sich tatsächlich Gedanken um ihre Lage gemacht und auch wenn ihre Behauptung einer Lüge entsprechen würde, würde die Vermählung mit André vorerst nicht stattfinden. "Vielen Dank, Jack. Ich verspreche dir, dass ich dir den Ring irgendwann zurück geben werde, denn behalten kann ich ihn wirklich nicht. Er gehört dir" murmelte die junge Frau und rutschte nun ihrerseits näher an den Pirat heran, welcher seine rechte Hand über ihre Wange gleiten ließ und schließlch die restliche Distanz zwischen ihnen zunichte machte. Ein letztes Mal, dachte sich Ocean, ließ ihre Augenlider sinken und seufzte wohlig aus. Hungrig verschaffte sich Jack ohne Umschweife Einlass in ihre Mundhöhle, kostete diesen Moment in vollen Zügen aus und legte seine Arme nun gänzlich um die Kleine, welche ihn ebenso hungrig küsste. Warum zweifelte er nur in diesen Momenten an seiner Entscheidung? Er würde Ocean, ihre Nähe und ihre sinnlichen Lippen, unsagbar vermissen, also warum setzte er sie in Port Royal ab? Aus Furcht? Nein, weil er in seiner Situation einfach keinen anderen Ausweg sah, um seinen Kompass zu benutzen. Diesen Grund hatte er ihr nicht sagen können, denn dieser schlichte Grund wäre in ihren Augen wohlmöglich nicht ausreichend genug gewesen. "Ich werde dich vermissen, Jack. Irgendwann werde ich meine Schuld bei dir begleichen" nuschelte Ocean gegen seine Lippen, biss ihm neckisch in die Unterlippe und entlockte ihm einen wohligen Laut des Wohlgefallens. Der Captain schmunzelte leicht, löste sich nun jedoch von ihr und strich mit seiner Hand durch ihr schwarzes Haar. "Irgendwann... Wenn ich die Black Pearl zurück in meinen Besitz gebracht habe, werde ich dich besuchen kommen. Dann segeln wir zu deiner ursprünglichen Heimat, klar soweit?" erwiderte der Pirat und begann erneut zu rudern. Ocean lächelte ihn aufrichtig an, nestelte unauffällig an ihren Schnüren von ihrem Kleid herum, ehe sie ihm zunickte. Nach nur wenigen Minuten legte Jack beim Pier an, erhob sich und half der jungen Frau aus dem Boot zu steigen. Die sanfte und dennoch kühle Brise umspielte ihr Haar, während der Captain ihre rechte Hand noch immer umschlossen hielt und in ihre blauen Augen blickte. "Also..." begann er lächelnd und ließ ihre Hand los, weswegen er einen traurigen Laut von ihr erntete. "Es war mir eine Ehre, Schätzchen" fügte er leise hinzu, wollte sich schon setzen, doch warme Hände umrahmten sein Gesicht, während sich Ocean vorsichtig zu ihm vorbeugte. "Jack... Ich... Nein, warte noch..." stammelte die Schwarzhaarige, um ihn vielleicht doch noch umstimmen zu können, aber ihr fiel einfach kein Grund ein, weswegen ihr erneut unendlich viele Tränen über die Wangen liefen. Warum fiel ihr bloß der Abschied so verdammt schwer? "Schätzchen, du machst mir den Abschied nicht leicht, weißt du das? Glaube nicht, dass es mir leicht fällt, dich einfach deinem Schicksal zu überlassen, aber..." murmelte Jack und strich ihr die Tränen von ihren Wangen. Ihr momentaner Anblick schmerzte, auch wenn er ihr seine Gefühle nicht wirklich zeigen konnte. Was wäre er denn auch für ein Pirat, wenn er nun vor einer wunderschönen Frau in Tränen ausbrechen würde? Seine Kollegen würden ihn wohlmöglich 'Jack, die Heulsuse' nennen und auf einen derart beschämenden Titel konnte er wahrlich verzichten. "Aber?" fragte Ocean weinerlich und lehnte ihre Stirn an die seine, während sie ihre Augenlider sinken ließ. "Deine Sicherheit, Schätzchen. Ich kann dir keine Sicherheit bieten. Halte deinen Blick auf den Horizont gerichtet und warte auf den Tag, an dem ich mit der Black Pearl zu dir komme" erklärte er ihr ruhig und raubte sich nochmals einen Kuss, welcher nun ein wenig länger andauerte, da die Kleine ihn überhaupt nicht mehr aus ihrer Umklammerung lassen wollte. Schmunzelnd und mit etwas Gewalt löste er sich von ihr, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und setzte sich zurück ins Boot. Einen letzten Blick riskierte Jack, ehe er zu rudern begann, um nun zurück zu seinem Schiff zu gelangen. "Jack..." hauchte Ocean und blickte nun zu ihren Füßen. Eine Flasche mit Rum hatte er ihr hinterlassen und bevor er hinter der Bucht verschwinden konnte, rief sie erneut seinen Namen. Der Pirat hielt in seiner Bewegung inne, lächelte milde und erhob sich. Er nahm seinen Hut ab, hielt ihn sich an die Brust und deutete eine tiefe Verbeugung an. "Seid stark, Lady Jessica. Ihr werdet Euer Leben fortführen können, ebenso wie ich. Ich werde Euch niemals vergessen" murmelte er leise für sich, ehe er sich wieder aufrichtete und mit seiner Hand eine verabschiedende Geste machte, bevor er sich wieder setzte. "Jack, ich will..." rief Ocean, doch im nächsten Moment verstummte sie, da schnelle Schritte hinter ihr ertönten, ehe ein vertrautes Gesicht vor ihren Augen erschien. "Captain Norrington... Was macht Ihr hier?" fragte die junge Frau, hob die Rumflasche und ihren Koffer auf und beseitigte ihre Tränen, welche noch immer ihre Wangen benetzten. "Miss Jessica, Ihr seid unversehrt. Euer Verlobter wird sich über Eure eigenmächtige Rückkehr freuen" entgegnete James und nahm die Vermisste, die er über Wochen mit seiner Mannschaft gesucht hatte, in Augenschein. Ihre Augen waren gerötet und auch ihre Haltung machte ihm verständlich, dass die Lady im Moment von tiefer Trauer erfüllt war. Nun, er würde dafür Sorge tragen, dass sie mit einer Kutsche zu ihrem Anwesen gebracht werden würde, denn mehr konnte er im Augenblick auch nicht für sie tun. "Ihr irrt Euch, James. Ich lebe nur noch, weil ich gerettet wurde. Wie ist es André in meiner Abwesenheit ergangen?" erwiderte die vornehme Dame nach einigen Minuten der Stille und sah zum Captain auf, welcher mit seiner Hand nun auf die Kutschen deutete. Nochmals sahen die blauen Augen zur Bucht, ehe Ocean gen Himmel aufblickte und für einige Sekunden ihre Augen schloss. "Entschuldige, Jack... Ich wusste keine andere Möglichkeit. Ich hoffe, dass du mich wenigstens ein bisschen verstehen wirst" dachte sich die Schwarzhaarige insgeheim und nun erst erschien ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen. Mit neuer Hoffnung folgte sie dem Captain zu den Kutschen, nestelte dabei an den Schnüren des Kleides herum und zog den Kompass hervor, dem sie Jack bei dem Kuss im Beiboot abgenommen hatte. "Bringt Miss Jessica zum Mestirius-Anwesen" befahl Norrington und half der jungen Dame beim Einstieg in die Kutsche. "Sir André hat die Karibik nach Euch absuchen lassen. Sprecht mit ihm, denn er hat seit Wochen nicht mehr geschlafen" berichtete James und schloss die Tür, ehe er durch das geöffnete Fenster zu ihr blickte. "Übermittelt ihm meine Grüße und... Mein herzliches Beileid, Miss Jessica. Eure Eltern haben Euch bis zum bitteren Ende beschützt" fügte James hinzu, ehe er das Zeichen gab, dass die Kutsche abfahren könne. Die Schwarzhaarige hatte noch etwas erwidern wollen, doch die Kutsche hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, weswegen sie aus dem Fenster blickte und James einen erstaunten Blick zuwarf. André hatte seit ihrem Verschwinden keine ruhige Nacht mehr gehabt? Hatte er sich etwa solche Sorgen um sie gemacht? Ocean seufzte bekümmert, denn in den letzten Wochen und auch in den zwei Tagen bei Jack hatte sie sich kaum Gedanken gemacht, wie es wohl André ging. Nein, eigentlich hatte sie nur an sich und ihre drastischen und grausamen Erlebnisse gedacht, während sich Jack um sie gekümmert hatte. Bedrückt setzte sich die junge Frau auf die gepolsterte Bank zurück, nahm die Rumflasche zur Hand und zog den Korken mit ihren Fingern heraus. Sich einen kräftigen Schluck nehmend, öffnete sie im selben Moment den Kompass und warf einen prüfenden Blick auf den roten Pfeil, welcher zum Meer deutete. "London... Ich kenne André sehr gut und er wird versuchen, die gelogene Vermählung rückgängig zu machen. Sollte er mich wirklich zur Heirat zwingen, werde ich England endgültig verlassen und stattdessen Antworten auf meine Fragen suchen" dachte sich Ocean insgeheim und setzte die Öffnung der Flasche erneut an ihre Lippen. Eine halbe Stunde dauerte die Fahrt an und endlich erstreckten sich prunkvolle Häuser in der Umgebung, die das Adelsviertel ankündigten. Eine leise Stimme flüsterte ihr immer wieder zu, zum Hafen zurück zu fahren, aber Ocean wollte wenigstens ein einziges Mal ihren Verlobten sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihm weitgehend gut ging. Die Kutsche hielt für wenige Sekunden und nach einen kurzen Blick aus dem Fenster erkannte Ocean die prunkvolle Villa, in der sie vor einigen Wochen noch gelebt hatte. Ja, diese Villa war einst ihr Zuhause gewesen, doch nun erschien ihr dieses Anwesen so fremd und auch irgendwie düster. Die Kutsche fuhr weiter, da das weiße Tor geöffnet worden war und nochmals, bevor sie aussteigen musste, nahm sie einen kräftigen Schluck aus der Rumflasche und befestigte den Kompass an ihrem Gurt, welches die Schwertscheide mit dem Sabel an ihrer linken Hüfte hielt. Die Tür wurde von einem Butler geöffnet, welcher ihren Koffer verbeugend entgegen nahm und ihr anschließend beim Ausstieg half. Die vornehme junge Frau hatte nicht einmal die Zeit, um die Villa nochmals in Augenschein zu nehmen, denn im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme um ihren zierlichen Körper, während Ocean nach Luft rang und ihre Hände gegen die Brust des Mannes stemmte. "Jessica... Gott sei Dank, es geht dir gut. Wo warst du und was ist geschehen? Die Royal Navy berichtete mir, dass deine Eltern... Ich dachte, ich würde dich nie wieder zu Gesicht bekommen" ertönte eine vertraute Männerstimme, ehe die junge Frau erneut an die Brust des Mannes gedrückt wurde. "André" hauchte die Schwarzhaarige und nun würde sie wieder Jessica de Mestirius sein. Ja, ihr ursprünglicher Name, den sie nicht mehr hatte hören wollen. Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite, um André in Augenschein zu nehmen. André hatte sich nicht sehr viel in den letzten Wochen verändert, besaß noch immer sein braunes Haar, welches seine Ohren bedeckte und ebenso seinen gekräuselten Schnurbart. Seine grünen Augen wanderten über ihre Kleidung und Jessica wusste, dass er wissen wollte, warum sie solch ein freizügiges Keid trug. Im Moment trug er nur einen weißen Bademantel, da er anscheinend nicht mehr mit Besuch gerechnet hatte. "Trete ein, Jessica. Erzähl mir in aller Ruhe, wie es dir in den letzten Wochen ergangen ist" lächelte André schließlich und deutete mit seiner Hand zur Engangstür. Jessica nickte ihm zaghaft zu und auch wenn sie sich vor dem kommenden Gespräch unsagbar fürchtete, verdiente André die Wahrheit. Zur gleichen Zeit saß Jack in seiner Kajüte und hielt eine schwarze Haarsträhne in seiner linken Hand, die er schon seit seiner Rückkehr betrachtete. Wieso verspürte er diese Sehnsucht? Erst vor einer knappen halben Stunde hatte er sich von Ocean verabschiedet, aber er vermisste ihr Lächeln, ihre lieben Worte, einfach ihre Nähe jetzt schon. Was war nur mit ihm geschehen? "Habt Ihr Euch etwa in die Kleine verliebt, Jack?" kam ihm die Frage von Gibbs in den Sinn, die der Ältere vorhin hatte stellen müssen. Verliebt, dachte sich Jack schmunzelnd und ließ sich rücklings in die Matratze sinken. "Gute Frage, Master Gibbs. Ich weiß es nicht und ich will mir auch keine Gedanken über sinnlose und störende Gefühle machen" murmelte er vor sich her und ließ seine Augenlider sinken, während er seine linke Hand mit der Haarsträhne auf seine Brust legte. Nun brauchte er erstmal ein wenig Schlaf und sehr viel Ruhe. Gibbs steuerte Tortuga an, denn nun könnte er eine tüchtige Crew aus verrückten Seemännern zusammen stellen, um ihr eigentliches Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Seine Frage war in seinen Augen berechtigt gewesen, denn noch nie hatte er Jack mit einer Trauermiene gesehen. Oft redete der Pirat wirres Zeug vor sich her, machte sich über sämtliche Situationen lustig, aber traurig war er noch nie gewesen. Liebe auf den ersten Blick? Gibbs schüttelte grinsend seinen Kopf bei diesen Gedanken und konzentrierte sich nun wieder auf seine zugeteilte Aufgabe. Nun, der morgige Tag würde zeigen, ob dieser absurde Gedanke stimmte. Kapitel 11: Sehnsucht --------------------- Wütend schlug Jessica die Tür ihres Schlafgemaches hinter sich zu, legte die Schwertscheide und den Kompass auf ihrem Bett ab und begann sich zu entkleiden. Ein heißes Bad würde ihr aufgewühltes Gemüt sicherlich beruhigen, aber was hatte sie überhaupt von André erwartet? Von wegen Sorgen gemacht, dachte sie sich wütend und lief zum angrenzenden Bad, ließ sich in das eingelassene Badewasser gleiten und keuchte vor Schmerz. Ihre Verletzungen brannten wie Feuer, aber wenigstens begannen sie zu heilen und es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis Jessica die schrecklichen Ereignisse in Tortuga vollständig verarbeiten konnte. "Diese Vermählung mit deinem Retter werde ich auflösen lassen. Mir allein steht das Erbe deiner Familie zu, damit wir uns verstanden haben" kamen ihr die Worte von André erneut in den Sinn, weswegen die junge Frau einen wütenden Laut von sich gab und sich am Wannenrand abstützte. Hatte ihr feiner Verlobter überhaupt zugehört? Erst waren ihre Eltern vor ihren Augen ermordet worden, dann war sie über Wochen eingesperrt gewesen und letzten Endes die Demütigungen in Tortuga. Wieso war er nicht auf sie eingegangen? Nicht einmal in die Arme hatte er sie genommen, als sie stockend von ihrem damaligen Boss erzählt hatte. "Nur mein Erbe? Meine Gefühle sind dir also vollkommen gleichgültig, weil du nur deinen Status und mein Geld im Kopf hast. Jack mag zwar ein Pirat sein, aber besitzt weitaus aus mehr Ehre. Er war wenigstens für mich da und du... Du verdammter Mistkerl" hauchte die Schwarzhaarige und am liebsten hätte sie ihrem Verlobten genau diese Worte ins Gesicht gespuckt, aber sie wollte ihren angeblichen Gemahl nicht verraten. Nicht Jack hätte den Galgen verdient, sondern ihr feiner Verlobter, welcher nicht einmal Rücksicht auf ihre Gefühle nahm und nur an seine eigenen Interessen dachte. "Jack... Ich vermisse dich. Ich... Dein Vorschlag war ein Versuch wert, aber... Was würdest du an meiner Stelle nun tun?" murmelte Jessica und tauchte für einige Sekunden mit ihrem Kopf unter Wasser, um auch ihre Haare zu befeuchten. "Kein Mitleid" kamen ihr zwei entscheidene Worte in den Sinn, ehe sie wieder auftauchte und sich an die Situation erinnerte. Ja, an dem Abend, an dem er in ihr Leben getreten war, hatte er ihr sein Schwert überlassen, um sich vor diesen fiesen Kerlen verteidigen zu können. "Kein Mitleid... In anderen Worten, wenn André mich zum Altar zwingt, soll ich ihm die Kehle durchschneiden? Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Menschen umbringen kann" dachte sich die Schwarzhaarige insgeheim und versuchte eine andere Lösung für ihr momentanes Problem zu finden. Eigentlich ließ ihr André nur eine einziges Wahl, nämlich England erneut zu verlassen. Ja, sie würde ihr Erbe an sich nehmen und wie schon zuvor überlegt nach Antworten suchen. Viele unbeantwortete Fragen waren offen geblieben und morgen Abend, wohl eher in der Nacht, würde sie ein kleines Segelboot betreten und erneut dieses eingesperrte Leben hinter sich lassen. "Was ist es, dass du am meisten willst?" wiederholte Jessica leise lächelnd und begann sich ihr kurzes Haar zu waschen. "Ich will mehr über dich wissen, Jack. Vielleicht finde ich sogar einen Weg, um dein Schiff in meinen Besitz zu bringen" fügte die junge Frau grinsend hinzu, ehe sie den Duschkopf zur Hand nahm, um sich ihr Haar auswaschen zu können. Nur einige Minuten später stand die junge Frau bereits in einem weißen Nachthemd gekleidet vor dem großen Spiegel und kämmte sich ihr noch feuchtes Haar. "Eine wunderschöne Frau sollte einen Mann an ihrer Seite wissen, der ihr jeden Wunsch erfüllen kann, denkst du nicht auch?". Jessica stoppte in ihrer Tätigkeit und ließ die Bürste sinken, um sich nun eingehend im Spiegel betrachten zu können. Jack hatte wahrlich keine Gelegenheit ausgelassen, um ihr den Hof zu machen, dabei waren ihr doch solche Mühe so derart fremd. André hatte derartige Worte nie verwendet, um sein Gefallen ihr gegenüber auszudrücken. Erfüllte er denn nur den Wunsch seiner Eltern? Vermutlich und genau diese Tatsache stimmte die Schwarzhaarige äußerst traurig. Durfte sie etwa nicht von der großen Liebe träumen? Wünschte sich nicht jede Frau insgeheim, ihre große Liebe zu finden? "Ihr fragt Euch, ob ich der richtige Mann für Euch wäre und Ihr möchtet es herausfinden, ist dem so?". Hastig schüttelte Jessica ihren Kopf, um derartige Erinnerungen zu verdrängen. Wieso kamen ihr nun so viele Momente in den Sinn? Vermisste die junge Frau den immer Rum trinkenden Piraten denn so sehr? Ja, bei ihm hatte sie sich frei und ungezwungen gefühlt, hatte mit ihm lachen können, während er ihr in traurigen Momenten nicht von der Seite gewichen war. Trost hatte er ihr zukommen lassen, was sie bei André so sehr vermisste. Diese Wärme und die ersehnte Freiheit konnte André ihr nicht geben und allein aus diesem Grund würde Jessica die Vermählung mit ihm verhindern. Bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, klopfte es an ihrer Schlafzimmertür, ehe eine freundliche Frauenstimme erklang. "Miss Jessica, ich bringe Euch den gewünschten Abendtee". Jessica lächelte leicht, legte die Bürste nun zur Seite und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel. Melissa, dachte sie sich, ihre nun einzige Vertrauens und Bezugsperson, mit welcher sie sich schon immer verstanden hatte. Vielleicht würde Melissa einige Vorbereitungen und Besorgungen für die vornehme Dame erledigen können, denn André würde sie nun nicht mehr aus den Augen lassen. "Trete ein" rief Jessica und betrat im selben Moment ihr Schlafgemach, legte die Schwertscheide und auch den Kompass unter ihr Bett und setzte sich schließlich auf ihr kuscheliges Bett. Die Tür öffnete sich und eine blondhaarige Frau betrat ihr Gemach, verneigte sich in gewohnter Manier vor ihr und stellte ein silbernes Tablett mit einer Kanne und einer Teetasse auf dem Nachttisch ab. "Euer Verlobter, wenn mir meine Worte erlaubt sind, behandelt Euch sehr ungerecht. Ich war der Annahme, er würde Euch trösten, aber er scheint nur an Euer Erbe interessiert zu sein" sprach Melissa vorsichtig ihre Gedanken aus und goss Tee in die Tasse, welche sie ihrer Herrin schließlich reichte. "Wohl wahr..." erwiderte die vornehme Dame und nippte vorsichtig an der Teetasse, da der Tee noch zu heiß war, ehe sie zu der Blonden aufblickte. Wie immer trug Melissa ihr Outfit. Ein blaues langes Kleid, mit der dazu gehörigen Schürze, während ihr blondes Haar von einem weißen Tuch mit vielerlei Stickereien bedeckt wurde. Drei Jahre war Melissa nun schon bei ihr und in dieser einen Nacht war sie auch nur knapp dem Tod entkommen. Jede andere Frau wäre vermutlich nie mehr zurück gekehrt, aber die Blonde stand vor ihr und schenkte ihr nun ein aufmunterndes Lächeln. "Melissa... Würdest du dich mit einem Mann vermählen, der eigentlich nur an seine eigenen Interessen denkt? Sollte eine Heirat nicht aus Liebe vollzogen werden?" fragte die Schwarzhaarige schließlich, ehe ihr erneut Worte in den Sinn kamen. "Eine erzwungene Vermählung taugt in meinen Augen nichts, weil in einer Ehe, denke ich zumindest, die Chemie zwischen Mann und Frau stimmen muss". Ja, Jack hatte ihr diese Worte ohne Bedenken gesagt und Jessica musste ihm beipflichten. Durch diese Vermählung würde sie nicht glücklich werden, also musste sie England verlassen, um dem goldenen Käfig zu entkommen, in den sie drohte, gesperrt zu werden. "Ich mag mir Eure Lage kaum vorstellen können, weil ich nur ein einfaches Dienstmädchen bin, aber... Nein, ich würde Euren Verlobten nicht heiraten. Wenn mich meine Ohren vorhin nicht getäuscht haben, ist eine Heirat im Moment nicht möglich, oder doch? Ihr habt Euch mit einem anderen Mann vermählt" erläuterte die Blonde ihre Meinung und glättete ein wenig die Bettdecke. Jessica bot ihr schließlich nach langer Überlegung den Stuhl neben dem Bett an, da sie nun nicht alleine sein wollte und an Schlaf war im Moment sowieso nicht zu denken. "Diese Geschichte entspricht einer reinen Notlüge. Mein Retter gab mir diesen Ring...". Jessica streckte der Blonden ihre Hand entgegen und zeigte ihr den wertvollen Ring, ehe sie ihre Hand wieder um die Tasse schloss. "Er weiß von meiner Situation und obwohl er wusste, dass ich nicht zurück nach England wollte, brachte er mich nach Port Royal. Ihm scheint meine Sicherheit wohl sehr wichtig zu sein, aber... Ich glaube, dass er mir nur die halbe Wahrheit erzählt hat" murmelte Jessica und umklammerte die Tasse nun mit beiden Händen, während sie sich erneut an vereinzelte Momente mit Jack erinnerte. Melissa betrachtete das traurige Gesicht ihrer Herrin und beugte sich nun ein wenig vor, um besser in die blauen Augen sehen zu können. "Der edle Mann hatte sicher seine Gründe, Miss Jessica. Wenn ich Euren Worten meinen Glauben schenken darf, wolltet Ihr bei ihm bleiben, nicht wahr?". Jessica nickte den Worten von Melissa zu, hob nun ihren Kopf und legte ein mildes Lächeln auf. "Ja, ich wollte bei ihm bleiben. Sein Leben ist aufregend und vielleicht auch ein wenig gefährlich, aber... Bei ihm fühlte ich mich frei und ungezwungen. Er gab mir all das, was ich bei André so sehr vermisse" schwärmte die junge Frau beinahe schon und nippte nun erneut an ihrer Teetasse. Melissa lächelte leicht und betrachtete das minimale Glänzen in den blauen Augen. "Wenn mir diese Bemerkung gestattet ist... Der edle Mann scheint Euch den Kopf verdreht zu haben". Im nächsten Moment erschien eine leichte Röte auf den Wangen ihrer Herrin und selbst wenn Miss Jessica nun ihre vage Behauptung abstreiten würde, glauben könnte sie ihr nicht. "Wie bitte? Ich lasse mir doch nicht von einem Halunken, einem Rum saufenden Piraten, den Kopf verdrehen. Allein der Gedanke klingt absurd. Er mag charmant sein und er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, aber... Ich bitte dich" murrte die vornehme Dame, nahm nun einen kräftigen Schluck aus ihrer Teetasse und versuchte ihr erhitztes Gemüt zu beruhigen. "Verzeiht mir, Miss Jessica" erwiderte Melissa und erhob sich vom Stuhl. "Eure Augen glänzen, wenn Ihr von ihm sprecht, aber ich hatte natürlich keine Ahnung, dass es sich um einen Piraten handelt" fügte sie schnell hinzu und lief zum Fenster, um die Vorhänge zu schließen. Diese Tatsache änderte natürlich ihre Meinung, aber dennoch schien ihre Herrin ein wenig Interesse an ihm zu haben. Auch Melissa kannte zahlreiche Geschichten über Piraten, waren es doch ungepflegte und ungehobelte Männer, welche dem Gesetz trotzden und sich alles nahmen, wonach sie gierten. "Nein, ich... In gewisser Hinsicht ist er ein Gentleman und... Ich weiß auch nicht, wie ich meine derzeitigen Gefühle beschreiben soll... Er gab mir Sicherheit, Geborgenheit und er erweckte Gefühle in mir, die André nie erwecken könnte" murmelte Jessica vor sich her, verspürte sie doch seit ihrer Rückkehr diese Sehnsucht, auch wenn sie sich ihre Gefühle selbst nicht erklären konnte. In nur zwei Tagen hatte er ihr Vertrauen für sich gewonnen, hatte sich Küsse von ihr gestohlen und wären ihre Verletzungen nicht gewesen, wäre Jack auch weitere Schritte gegangen, sofern sie ihm die Erlaubnis gegeben hätte. Der Pirat hatte jedoch Rücksicht genommen, was sie von André nicht wirklich behaupten konnte, denn er hatte sie nicht einmal tröstend in die Arme geschlossen. Melissa trat wieder an das Bett ihrer Herrin heran, schmunzelte leicht über diese Worte und hatte natürlich die Unsicherheit in ihrer Stimme bemerkt. "Ich verstehe... Kann ich noch etwas für Euch tun, Miss?" wollte das Dienstmädchen in Erfahrung bringen und betrachtete ihre Herrin, welche nun die Schublade des Nachttisches öffnete und einen kleinen Schlüssel zum Vorschein holte. "Ich brauche deine Hilfe, Melissa. André wird mich nun nicht mehr aus den Augen lassen, weil er Angst um sein Erbe hat" erklärte die Schwarzhaarige und überreichte den Schlüssel an ihrer Vertrauten. Der Schlüssel zum Tresor. Lange betrachtete Melissa den Schlüssel in ihrer Hand, blickte nun wieder zu ihrer Herrin und nickte ihr hilfsbereit zu. "Besorge mir schlichte Männerkleidung in meiner Größe und bereite ein Segelboot für die morgige Nacht vor. Ich brauche außerdem Proviant für meine Reise und genügend Geld. Kannst du diese Aufgaben morgen Früh erledigen?" schilderte Jessica ihr Anliegen und schrieb auf einem Blatt Papier die genaue Geldsumme auf, die sie in einem kleinen Geldbeutel mit sich nehmen würde. "Ihr wollt England verlassen? Euer Verlobter würde Euch verfolgen und... Ich hörte vorhin, wie er sagte, dass er einen dubiosen Pfarrer beauftragt hat, Eure gelogene Vermählung morgen Mittag zu annulieren" erwiderte die Blonde zweifelnd und sah ihre junge Herrin besorgt an. "Ist es dieser Mann wirklich wert? Wenn Sir André erfährt, dass Ihr einem Piraten hinterher segeln wollt, würde der Galgen auf Euren Retter warten" fügte Melissa hinzu, denn ihr Vorhaben würde mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. "In der morgigen Nacht werde ich in Port Royal ablegen, Melissa. Um Jack mache ich mir im Moment keine Sorgen, denn mein Kurs wird mich zu anderen Orten führen und somit besteht keine Gefahr. Verstehst du nicht, dass ich meinem Schicksal entfliehen will? Ich bitte dich, hilf mir bei meinem Vorhaben" erwiderte Jessica, denn sie würde sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen. Um Jack musste sie sich wirklich keine Sorgen machen, denn bis zum jetzigen Zeitpunkt schien er das Fehlen seines Kompasses noch nicht bemerkt zu haben und bis er in Port Royal eintreffen würde, würde sie bereits England verlassen haben. Jessica konnte nur hoffen, dass er sich vor der Royal Navy in Acht nahm, war er doch ein Pirat und für seinen Tod wollte sie nicht verantwortlich gemacht werden. Sicherlich würde Gibbs den Captain schon irgendwie im Auge behalten, oder? "Wie Ihr wünscht, Miss Jessica" erwiderte die Blonde, verneigte sich ein letztes Mal vor ihrer Herrin, ehe sie das Schlafgemach verließ. Morgen Früh würde sie die Aufgaben erledigen, auch wenn Melissa der Ansicht war, dass die junge Frau einen großen Fehler beging. Seufzend stieg sie die Stufen hinab, um noch ein wenig Ordnung in der Küche zu schaffen, bemerkte auf ihrem Weg jedoch nicht die grünen Augen, welche aus einer düsteren Ecke bedrohlich hervor blitzten. "Geliebte Jessica... Glaubst du wirklich, dass du mir so einfach entkommen wirst?" ertönten leise Worte, ehe die Person ins Licht trat und noch einmal einen Blick zum Schlafgemach seiner Verlobten riskierte. André würde seine Geliebte nicht gehen lassen und wenn er sie persönlich in ihrem Zimmer einsperren musste. Jessica verfolgte den roten Pfeil, seufzte frustriert über die eindeutige Anzeige und stieg aus dem Bett. Ebenso frustriert zog sie den roten Vorhang zur Seite und betrachtete die funkelnden Sterne, während der Mond das Adelsviertel in ein angenehmes Licht tauchte. "Den Kopf verdreht... Kann ich mir nur so meine Sehnsucht erklären? Ich kenne dich doch eigentlich kaum und trotzdem..." murmelte die junge Frau und warf erneut einen prüfenden Blick auf den Kompass. "Trotzdem fühle ich mich dir so unglaublich nahe, Jack" fügte Jessica leise hinzu, ehe sie wieder zum Himmel aufblickte. Ihre Wege würden sich wieder kreuzen und bis dahin würde sie über ihre unerklärlichen Gefühle nachdenken, denn unter keinen Umständen wollte Jessica erneut von ihm in England abgesetzt werden. Kapitel 12: Qualvolle Schmerzen ------------------------------- "Ocean... Ihr wollt... Oh ja, Ihr wisst wohl genau, wie Ihr mich glücklich machen könnt" murmelte Jack vor sich her und leckte sich über seine trocken gewordenen Lippen, während er sich auf die andere Seite wälzte, um den störenden Sonnenstrahlen zu entkommen, welche seine Nase kitzelten. Noch wollte er nicht erwachen, denn sein Traum wurde doch gerade erst so richtig interessant. "Ob mir Eure Streicheleinheiten gefallen? Ich würde lügen, wenn ich... Ihr geht sehr forsch ran, aber mir gefällt Eure unbeholfene Art, Schätzchen" kicherte der Captain und erneut wälzte er sich herum, machte jedoch im nächsten Moment eine unliebsame Bekanntschaft mit dem harten Holzboden und schreckte somit aus seinem erotischen Traum. Jack stöhnte genervt, blinzelte einige Male und fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Decke. "Warum musste der Traum ausgerechnet jetzt enden?" jammerte er und warf einen prüfenden Blick an sich hinunter. Super, dachte er sich und auch wenn seine Erregung nichts Neues für ihn war, war er dennoch ein wenig enttäuscht. Ocean war nicht mehr bei ihm und ob er es wollte oder auch nicht, die Kleine fehlte ihm wirklich sehr. Er wollte erneut ihren Körper erkunden, wollte erneut ihre Zunge umspielen und noch weitaus mehr. Ja, wie in seinem erotischen Traum, im welchen es beinahe zur Sache gegangen wäre, wäre er nicht aus dem Bett gefallen. Traurig seufzend setzte sich Jack auf, hob seine linke Hand und betrachtete die schwarze Haarsträhnen, die er ihr in der Nacht zuvor gestohlen hatte. "Warum beherrscht du immer noch meine Gedanken, Schätzchen? Warum sehe ich immer dein hübsches Gesicht, wenn ich nur für einen kurzen Moment die Augen schließe? Ergeht es dir vielleicht auch so? Sehnst du dich auch nach mir?". All diese Fragen kamen ihm nun in den Sinn und er ersehnte sich Antworten, aber die junge Frau, welche ihm die Antworten hätte geben können, saß sicherlich im Moment mit ihrem Verlobten beim Frühstückstisch und versuchte sich an ihr eigentlich gewohntes Leben zu gewöhnen. Schließlich erhob er sich vom Boden, legte die Haarsträhne auf die Ablage und legte seine Waffen an. Den Gurt, welcher seine Schwertscheide hielt, schließend, betrachtete er verwundert und den Kopf leicht geneigt seinen Stoffgürtel. Wieder zur Ablage schauend, dass gesuchte Objekt aber nicht findend, blickte er erneut zu seinen Stoffgürtel. "Mein Kompass... Er ist weg" murmelte Jack und betastete seinen Körper, aber auch nach weiteren Minuten blieb sein Kompass verschwunden, weswegen er seinen Mantel durchsuchte, aber auch dort konnte er seinen momentan wertvollsten Gegenstand nicht finden. Sich seinen Hut aufsetzend und in den Mantel schlüpfend, verließ er seine Kajüte und ließ seine Augen über das Deck schweifen. Vielleicht hatte er den Kompass im Beiboot liegen gelassen, obwohl er das schwarze Lederband eigentlich immer fest um seinen Stoffgürtel band. An einem Sicherheitsnetz auf der rechten Seite des Schiffes kletterte er schließlich hoch, dabei den fragenden Blick seines ersten Maat ignorierend und sah ins Beiboot. Außer einer angebrochenen Rumflasche entdeckte er nichts, weswegen er sich doch so langsam seine Gedanken machte. "Jack, was bedrückt Euch? Miss Ocean habt Ihr in Port Royal abgesetzt, falls Ihr den gestrigen Abend vergessen habt" wollte Gibbs in Erfahrung bringen, weswegen Jack einen leisen Seufzer ausstieß und vom Netz sprang, nur um die Stufen hinauf zu Gibbs zu gehen. "Master Gibbs, fällt dir nicht eine Kleinigkeit an mir auf?" entgegnete Jack und nahm einen kräftigen Schluck Rum zu sich, um seinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Er war sich eigentlich sicher, dass er nur seine Waffen auf die Ablage gelegt hatte, aber wieso verspürte er dennoch ein ungutes Gefühl in der Magengegend? Der Ältere wirkte erst verwirrt, doch nach wenigen Sekunden musterte er Jack eingehend von Kopf bis Fuß. "Euer Mantel ist offen" erklärte Gibbs schließlich lächelnd, denn etwas Ungewöhnliches war ihm nun nicht auf die Schnelle aufgefallen. "Was du nicht sagst..." erwiderte der Captain unzufrieden, legte nun seine linke Hand an den Stoffgürtel und deutete auf die freie Stelle. "Oh... Euch fehlt ein Ring. Habt Ihr etwa Miss Ocean...". "Mein Kompass ist weg" unterbrach Jack den Älteren murrend, denn er war dieses dämliche Ratespiel allmählich leid. Das Gesicht von Gibbs erhellte sich, aber er schien den Ernst der Lage noch nicht wirklich erkannt zu haben, obwohl er sehr wohl wusste, wie kostbar der Kompass eigentlich war. "Euer Kompass ist weg" wiederholte Gibbs und nun erst schien er die Lage erkannt zu haben, ehe er wieder zu Jack aufblickte, welcher die Rumflasche leerte, um sein Gemüt ein wenig zu beruhigen. "Überlegt in Ruhe. Gestern Abend wart Ihr durch den Wind und vielleicht habt Ihr den Kompass in Eurer Kajüte verlegt" versuchte der Ältere den Captain zu beruhigen, doch nach wenigen Sekunden wurde ihm bewusst, dass Jack den wertvollen Kompass niemals aus den Augen ließ. Den gestrigen Tag über hatte Jack den Kompass mehrmals in der Hand gehalten und immer wieder die Anzeige überprüft, also wo könnte der Kompass sein, wenn nicht am Stoffgürtel befestigt? "Hätte Miss Ocean die Möglichkeit gehabt, Euch den Kompass zu stehlen?" fragte Gibbs schließlich, denn eine andere Erklärung fiel ihm nun auch nicht mehr ein. Derweil lief Jack tief in Gedanken versunken einige Male auf und ab, versuchte sich erneut zu erinnern und wurde sich zunehmend sicherer, dass er nach dem kurzen Gespräch mit Gibbs in seiner Kajüte verschwunden war. Warum hatte er sich nicht vergewissert, dass er all sein Hab und Gut noch bei sich trug? Wegen Ocean? Ja, er war in seinen Gedanken nur bei ihr gewesen, bis er schließlich müde eingeschlafen war. "Jack...". "Ich fühle mich irgendwie ungut, Master Gibbs. Ocean hätte die Möglichkeit gehabt, aber... Ich vertraue ihr und trotzdem... Welchen Grund hätte sie? Wenn sie wirklich den Kompass an sich genommen hat und sie weiß, wie sie ihn benutzen muss, dann...". Mitten im Satz blieb er stehen, während sich seine Augen ungläubig, beinahe schon fassungslos, weiteten. "Was ist, Jack?" wollte Gibbs in Erfahrung bringen und ließ den Captain keine einzige Sekunde aus den Augen. Dessen Gesichtsausdruck beunruhigte ihn zunehmend und als sich Jack aus seiner Starre löste, schluckte der Ältere lautlos. "Master Gibbs... Wann werden wir Tortuga erreichen?" fragte der Captain und scheuchte den Älteren vom Steuerrad weg. "In absehbarer Zeit, aber...". "Trommel eine tüchtige Crew zusammen" unterbrach Jack den noch immer verwunderten Gibbs, welcher den Worten des Captain nicht wirklich folgen konnte. War Jack etwa in Eile? Er wirkte ein wenig nervös und auch verunsichert, weswegen sich Gibbs dieses ungewöhnliche Verhalten nicht erklären konnte. Was auch immer Jack im Moment denken mochte, die momentane Lage schien ernst zu sein und aus diesem Grund schwieg Gibbs. Stattdessen lief er die Stufen hinab, verschwand unter Deck, um ein wenig zu schlafen, damit er gegen Nachmittag ausgeruht war. Jack wusste im Moment nicht, wie er sich eigentlich fühlen sollte, denn er hätte niemals Ocean für das Verschwinden seines Kompasses in Erwägung gezogen. Hatte er der unschuldig aussehenden Frau zu sehr vertraut? Ja, doch nun war sein Vertrauen ein weiteres Mal missbraucht worden, aber aus einem unerklärlichen Grund konnte er es ihr nicht einmal übel nehmen. "Irgendwann werde ich meine Schuld bei dir begleichen" kamen ihm ihre Worte in den Sinn und genau diese Worte bereiteten Jack furchtbare Magenkrämpfe. Wenn Ocean wirklich seine Vermutung in die Tat umsetzen und nach Isla de Muerta segeln wollte, würde er sie nie wieder lebend zu Gesicht bekommen. "Es sind zwar schon sechs Jahre vergangen, aber ich werde wohl noch einmal deine Hilfe in Anspruch nehmen müssen, Tia Dalma" dachte er sich insgeheim und seufzte leise aus. Noch deutlich konnte er sich an ihre erste Begegnung erinnern und wie er von ihr den wertvollen Kompass bekommen hatte, welcher ihm zu den Schätzen führte, die er am meisten begehrte. Damals war er noch der Captain der Black Pearl gewesen und obwohl Tia Dalma ihn gewarnt hatte, hatte er nicht auf die Schwarzhäutige hören wollen und war in sein Verderben gesegelt. Heute würde er ihr jedes Wort glauben und vielleicht konnte sie ihm helfen, auch wenn er sich noch überlegen musste, wie er ihre Hilfe bezahlen könnte. Liebesdienste? Wahrscheinlich, dachte er sich schmunzelnd und ließ sich von längst vergessenen Erinnerungen verführen. Einige Stunden später, der Nachmittag war gerade angebrochen, saß Jessica in ihrem Schlafgemach und begutachtete die Bekleidung, welche Melissa in einem Geschäft gekauft hatte. Ein weißes Hemd, eine braune, sehr eng aussehende Hose mit einem schlichten, dennoch sehr Edel aussehenden roten Stoffgürtel nahm sie im Moment in Augenschein. Seufzend nahm sie den ebenso braunen Mantel ins Visier, belächelte jedoch nach einigen Sekunden den schwarzen Hut, welcher natürlich zu ihrem Outfit gehörte. Braune Stiefel standen vor ihrem Bett bereit und nun musste sie nur noch bis zur Nacht warten, denn Melissa hatte ihr mitgeteilt, dass ein Segelboot bereit für ihre Abreise beim Pier vorbereitet worden war. Ja, in dieser Nacht würde sie England für immer verlassen. Als es an der Tür klopfte und nur wenige Sekunden später die Stimme ihres Verlobten erklang, räumte Jessica ihre neue Bekleidung unter dem Bett, ebenso den Kompass und ihr Schwert. "Einen Moment" rief die vornehme Dame und ließ ein wichtiges Dokument in der Schublade des Nachttisches verschwinden, während sie ihren Beutel mit dem Geld ins Badezimmer brachte und dort in einem Schrank versteckte. Zum Glück hatte Melissa ihren Proviant bereits auf dem Segelboot verladen lassen, denn wenn André doch Verdacht schöpfen sollte, wäre eine Flucht mit all ihrem Hab und Gut unmöglich. "Du kannst eintreten, André" rief Jessica nach weiteren Sekunden und lief auf ein Bücherregal zu, welches neben ihrem Bett stand. Sich einfach irgendein Buch nehmend, setzte sie sich auf einen sehr Edel aussehenden Sessel und lauschte der Tür, welche leise geöffnet wurde. "Du warst heute Mittag sehr unhöflich, Jessica. Darf ich annehmen, dass du die Vermählung mit deinem geheimnisvollen Retter nicht auflösen wolltest?" wollte André lächelnd wissend, lief gemächlich auf seine Verlobte zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Vielleicht?" erwiderte die Schwarzhaarige ebenso lächelnd, blickte nun über ihre Schulter und zu ihm auf. Ihr Verlobter lächelte, wohl wahr, aber seine Augen strahlten deutlich Wut und Missfallen aus. "Deine und auch meine Eltern haben sich immer ein Bündnis gewünscht. Willst du etwa dem Wunsch deiner Eltern widersprechen?". Jessica wendete ihre Augen von ihm ab, blickte nun in das aufgeschlagene Buch und erinnerte sich an die glücklichen Gesichter ihrer Eltern. Ja, ihre Eltern hatten sich gefreut, als sie der Vermählung zugestimmt hatte. Nun lebten ihre Eltern seit einigen Wochen nicht mehr, also warum sollte sie sich dennoch in einem goldenen Käfig sperren lassen? Nur wegen ihrem Erbe und dem Status seiner Familie? Die Hände auf ihren Schultern übten plötzlich mehr Druck aus und ehe sie sich versah, wurde ihr weinrotes Kleid mit grober Gewalt aufgerissen. "André, was...". "Schweig" brüllte ihr Verlobter außer sich vor Wut, stieß die junge Frau ebenso grob vom Sessel und beugte sich schließlich über ihren Rücken. Da Jessica auf den Bauch gelandet und im Moment nicht begreifen konnte, was in André gefahren war, bemerkte sie zu spät ihre Lage. Plötzlich verspürte sie einen ziehenden Schmerz und bevor sie hätte schreien können, legte sich eine Hand auf ihren Mund. "Hast du etwa deine Strafe vergessen, Liebste? Du wirst mit mir zum Altar schreiten und keinem widerwärtigen Piraten hinterher segeln. Ist es nicht eher so, dass du deine erzählte Geschichte von der angeblichen Entführung erfunden hast? Vielleicht hast du auch selbst deine Eltern ermordet, um deinem Schicksal zu entfliehen? Vielleicht hast du mich sogar die ganze Zeit mit diesem schmutzigen Piraten betrogen" hauchte André ihr gefährlich drohend ins Ohr, bemerkte zwar ihre Tränen, welche ihr an den Wangen hinab liefen, doch er wollte ihr die Augen öffnen. Die junge Frau würde ihr Zimmer in naher Zukunft nur noch verlassen, wenn er es ihr erlaubte. "Ich..." keuchte Jessica in seine Handfläche, kniff ihre Augen vor Schmerz zusammen und endlich gewährte er ihr zu sprechen. "Ich wünschte... Ich hätte mit ihm schlafen sollen, denn er...". Diesmal konnte sich Jessica ihren Schmerz von der Seele schreien, konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Verlobter zu solchen Mitteln fähig war und ließ ihre Stirn auf den Boden sinken. "Er besitzt sehr viel mehr Ehre als du, André" keuchte Jessica und erneut spürte sie die Peitsche, welche ihre Haut aufriss und ihren Rücken entstellte. "Er mag ein Pirat sein, aber...". "Sei endlich still" unterbrach André seine Verlobte, ehe der nächste Peitschenhieb folgte. Ein erstickter Schrei entwich ihrer Kehle und obwohl sie höllische Schmerzen erfuhr, setzte Jessica ein zaghaftes Lächeln auf. "Er würde mir niemals weh tun. Er war für mich da, schenkte meinen Worten seinen Glauben, obwohl er mich nicht kannte. Er... Nein... Jack wäre ein weitaus besserer Ehemann und ich vertraue ihm". Der letzte Peitschenhieb nahm ihr die Sicht und eine wohlige Schwärze ergriff von ihr Besitz. Ein einziger Name kam ihr noch in den Sinn, ehe ihr Kopf zur Seite fiel und sie sich der Bewusstlosigkeit ergab, während sich André noch immer wütend erhob und auf seine Verlobte hinab schaute. "Wer auch immer dieser Kerl sein mag, Liebste. Du wirst ihm nie wieder begegnen, also erfülle deine Pflichten als meine zukünftige Gemahlin" knurrte André und besah sich ihre blutigen Striemen, die er ihr mit der Peitsche zugefügt hatte. Jessica war nun hoffentlich zur Vernunft gekommen und mit diesem Gedanken verließ er ihr Gemach. Auf dem Weg zur Treppe kam ihm Melissa entgegen, welche ein Tablett in ihren Händen hielt und seinem wütenden Blick nicht standhalten konnte. Zufrieden lief er an sie vorbei, war er sich doch keiner Schuld bewusst und stieg die Stufen hinab. Im selben Moment, einige Seemeilen von Port Royal entfernt, ließ Gibbs den Anker fallen, wendete sich nun dem Beiboot zu und warf einen flüchtigen Blick zu Tortuga rüber. Gerade ergriff er das Seil, als plötzlich ein klirrendes Geräusch hinter ihm erklang und der Captain einen undefinierbaren Laut von sich gab. Der Ältere drehte sich um, versuchte aus den braunen Augen eine Emotion zu erkennen, ehe er zu der zerbrochenen Rumflasche blickte, dessen Inhalt sich zu einer Fütze auf dem Deck gebildet hatte. "Jack?" fragte Gibbs zögerlich und endlich erwachte der Captain aus seiner Starre, ließ seine Augen nun gen Boden schweifen und betrachtete die Fütze. "Ist alles in Ordnung? Ihr seht...". "Ich weiß es nicht, Mr. Gibbs. Ich hatte eben ein ungutes Gefühl. Es fühlte sich an als... Als hätte man mir einen Dolch in die Brust gerammt" erklärte Jack leise und blickte nun über seine Schulter. Dieses Gefühl hatte ihn so sehr eingenommen, dass er die Flasche hatte fallen lassen. Warum? Was wollte ihm sein Gefühl nur sagen? "Euch scheint der Rum und die Sonne nicht zu bekommen" belächelte der Ältere die eben entstandene Situation, doch sein Lächeln erstarb, als Jack ihn nun abfällig musterte. "Zweifelst du etwa meinen männlichen Instinkt an?". Leise und bedrohlich sprach Jack diese Worte aus, weswegen Gibbs rasch seinen Kopf schüttelte und diese Frage verneinte. Überhastet ließ er das Beiboot zu Wasser, um zum Pier zu rudern. Nun endlich würde er in Tortuga eine tüchtige Crew zusammen stellen können und auch wenn der Kompass fehlte, Jack schien einen anderen Plan zu verfolgen, dessen war sich Gibbs sicher. Im Beiboot setzte sich Jack am Bug hin und überließ Gibbs das Ruder. Dieses seltsame Gefühl in seiner Brust bereitete ihm Kopfzerbrechen und ob er wollte oder nicht, er machte sich Sorgen um Ocean. War ihr vielleicht etwas zugestoßen? Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, ehe er in seine Manteltasche griff und die schwarze Haarsträhne zum Vorschein holte. An dessen Ende hatte er eine rote Perle befestigt, um das wenige Haar zusammen zu halten. "Was ist nur mit mir los? Warum mache ich mir solche Sorgen um dich?" fragte er sich insgeheim und bemerkte in seinen Gedanken nicht einmal, wie Gibbs aus dem Boot stieg und ihn aus besorgten Augen musterte. "Euch hat es wirklich schlimm erwischt, wenn mir diese dreiste Bemerkung erlaubt ist, Captain" holte ihn Gibbs schließlich aus seine Gedanken, nahm die dargebotene Hand dankend an und ließ sich aus dem Boot helfen. Bevor er eine Antwort hätte geben können, spürte er eine zierliche Hand, welche starken Druck auf seiner Schulter ausübte. Seine Augen erblickten eine rothaarige Frau, die ein wenig irritiert wirkte und Antworten von ihm forderte. "Scarlett, ich...". "Wo ist Ocean? Nein... Folge mir lieber in mein Zimmer" unterbrach sie ihn und schob den noch immer sehr bedrückt wirkenden Captain in die Richtung des Pubs. "Master Gibbs, nimm was du kriegen kannst...". "Und gib nichts wieder zurück. Aye, ich werde tüchtige Seemänner zusammen rufen. Ihr solltet für einige Stunden entspannen, denkt Ihr nicht auch?" erwiderte Gibbs sofort und nickte der rothaarigen Frau zu, welche natürlich begriffen hatte, was der Ältere mit 'Entspannung' meinte. "Na komm, Jack. Ich denke, ich schulde dir einen kleinen Gefallen" säuselte Scarlett anzüglich und zwinkerte ihm vielsagend zu. Gibbs seufzte bekümmert und beobachtete Jack, welcher sich ohne Widerstand von Scarlett zum Pub führen ließ. "Ihr bereitet mir Kummer, Jack" seufzte der Ältere und lief nun ebenfalls in die Richtung des Pubs. Hoffentlich beruhigte sich das Gemüt seines Captain bald wieder, sonst würde ihn die baldige Crew nicht akzeptieren. Gibbs konnte nur zu Gott beten und hoffen, dass Jack durch Scarlett und ihre Verführerungskünste wieder zur Vernunft kam und endlich die Kleine vergaß, welche ihm wohl wahrlich den Kopf verdreht haben musste. Kapitel 13: Drei merkwürdige Seemänner -------------------------------------- "Miss Jessica, habt Ihr starke Schmerzen?" wollte Melissa in Erfahrung bringen und betrachtete den leeren Blick ihrer Herrin. Erst vor wenigen Minuten war sie erwacht, hatte noch kein klagendes Wort über die Lippen gebracht und ihre Augen gen Zimmerdecke gerichtet. Das Dienstmädchen hatte vor Schreck, als sie das Zimmer betreten hatte, dass Tablett fallen lassen und war sofort zu Jessica geeilt, deren Rücken mit blutigen Striemen übersäht war. Nur vage konnte sich Melissa vorstellen, wer für diese Verletzungen verantwortlich war und allmählich war auch die Blonde der Ansicht, dass ihre Herrin bei diesem Jack weitaus besser aufgehoben war. "Ich habe vor einer Stunde mit Captain Norrington gesprochen, Miss. Er wartet in einer Kutsche, einige Meter vom Anwesen entfernt. Keine Sorge, ich habe ihm eine glaubwürdige Geschichte erzählt und nichts über Euren Retter gesagt" lächelte Melissa und betrachtete den Verband, den sie ihrer Herrin notdürftig angelegt hatte. Ob Miss Jessica mit diesen schweren Verletzungen überhaupt eine Reise bewältigen konnte? Sicher war sich die Blonde nicht, aber sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um der jungen Dame zu helfen, welche sich nun keuchend erhob und die Schublade des Nachttisches öffnete. "André wird wissen, dass du mir geholfen hast. Er wusste von meinen Plänen und... Nimm dieses Dokument an dich. Mein Siegel und meine Unterschrift befinden sich darauf" erklärte Jessica und überreichte den Umschlag, ehe sie unter höllischen Schmerzen aus dem Bett stieg und mit langsamen Schritten zum Bad lief, um ihren Geldbeutel zu holen. Melissa sah der jungen Dame noch hinterher, wendete sich jedoch nun neugierig dem Briefumschlag zu und zog den Brief heraus. Ihre Augen weiteten sich, ehe sie nochmals Zeile für Zeile las und schließlich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Jessica lenkte, welche aus dem Bad kam und zurück zum Bett lief. "Miss Jessica... Ich...". "Ich vermache dir mein Erbe, Melissa. Du warst in den letzten Jahren immer für mich da gewesen und deswegen steht dir mein Vermögen zu. Mein feiner Verlobter wird keine einzige Münze bekommen, weil...". Jessica verstummte, keuchte vor Schmerz und stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Es war wohl keine gute Idee gewesen in die Hocke zu gehen, um ihre Habseligkeiten unter dem Bett hervor zu holen. "Setzt Euch, Miss. Ich erweise Euch dankbar meinen letzten Dienst" lächelte Melissa und ließ den Umschlag in ihrer Schürze verschwinden, bevor sie die Bekleidung unter dem Bett hervor holte und damit begann, ihre Herrin einzukleiden. Zur gleichen Zeit lag Jack weniger bekleidet in einem kuscheligen Bett, den linken Arm um Scarlett gelegt und die Zimmerdecke musternd. Unter anderen Umständen hätte er sich über einen kostenlosen Liebesdienst gefreut, hätte ihr gemeinsames Schäferstündchen vermutlich sogar mehr als genossen, aber mit seinen Gedanken war er erneut bei Ocean. Dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend beunruhigte ihn und er glaubte, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Wieso fiel ihm nicht der Grund ein? Er hatte die Kleine abgesichert, zumindest für die erste Zeit in England, aber wie hatte bloß ihr Verlobter auf die gelogene Vermählung reagiert? "Du hast also Ocean nach England gebracht, Jack?" murmelte Scarlett und blickte zu ihm auf. Er war seltsam still, schien mit seinen Gedanken nicht bei ihr zu sein und hatte wohlmöglich nicht einmal ihre Frage registriert. "Jack, wieso beehrst du mich nicht mit deinen Sprüchen? Du sagst doch sonst immer 'Ich bin der beste Liebhaber, den du unter den Piraten finden kannst', oder nicht?" fügte Scarlett schmunzelnd hinzu und endlich erhaschte sie seine Aufmerksamkeit. Ein wissendes Grinsen erschien auf seinen Lippen, ehe er ihr in die Augen blickte und zur Antwort ansetzte. "Aye, ich bin der beste Liebhaber, Liebes. Stellst du etwa meine Fähigkeiten in Frage?". Jack war von sich selbst überzeugt und auch wenn Scarlett nur ihre Pflichten erfüllte, hatte sie jede Nacht mit ihm genossen. "Nun ja... Du warst nicht ganz bei der Sache, mein Lieber" erwiderte die rothaarige Frau und setzte sich auf, während sie die Bettdecke um ihren entblößten Körper legte. Der Captain seufzte, verschränkte nun seine Arme hinter seinen Kopf und ließ seine Augenlider für einige Sekunden sinken. Wohl wahr, stimmte er ihr insgeheim zu. Bei der Sache war er wirklich nicht gewesen und zudem hatten sich ihre zierlichen Hände auf seinem Körper so seltsam falsch angefühlt. Jack hatte sich sogar dabei ertappt, wie er sich Ocean für einen kurzen Moment vorgestellt hatte und genau diese Tatsache war eigentlich nicht seine Art. Er war sonst immer bei der Frau, die er sich für eine einmalige Nacht ausgesucht hatte. "Dein Verhalten macht mir Angst. Was bedrückt dich?" murmelte Scarlett schließlich, denn sie konnte diese Verschwiegenheit und auch diese Stille nicht länger ertragen. Ihr machte die momentane Situation wirklich ein wenig Angst, weil sich Jack so merkwürdig verhielt und nicht wie sonst irgendwelche Sprüche von sich gab. "Du wirst mich ohrfeigen, wenn ich dir die Wahrheit erzähle" erwiderte der Captain und setzte sich nun ebenfalls auf, schwang seine Beine aus dem Bett und begann sich anzuziehen. "Vielen Dank für deine Mühe, aber... Die wenigen Stunden haben mir gezeigt, dass ich mir etwas Bestimmtes ersehne" fügte er erheblich leiser hinzu, schlüpfte nun in seine Stiefel und legte seine Waffen an. "Es geht um Ocean, oder?" wollte Scarlett in Erfahrung bringen und nur für einen kurzen Moment stoppte er in seiner Tätigkeit, aber seine Reaktion war Antwort genug für die Rothaarige. Jack setzte sich seinen Hut auf, drehte sich nun wieder zu Scarlett um und beugte sich zu ihr hinab. "Verzeih mir, Liebes. Ich weiß, dass ich deine Gefühle für mich verletze, aber..." wisperte er ihr zu, fuhr mit seiner linken Hand über ihre Wange und legte seine Lippen auf die ihre. "Vergiss mich, Scarlett" endete Jack, richtete sich wieder auf und verließ ohne ein weiteres Wort des Abschiedes ihr Zimmer. Im Moment war er einfach nur verwirrt über sich selbst, aber sein Herz wollte diesen Weg gehen und er vertraute auf sein momentanes Gefühl. Kaum hatte er die Treppe überwunden, kam ihm Gibbs entgegen und berichtete ihm, dass er drei freiwillige Seemänner hatte finden können, die ihr Vorhaben unterstützen würden. Drei verrückte Seemänner, dachte sich Jack. Nun, besser als nichts, auch wenn er mit mindestens sechs Männer gerechnet, zumindest gehofft, hatte. "Und wo sind diese Seemänner, Master Gibbs?" fragte Jack, denn der Ältere stand allein vor ihm und genehmigte sich ein Glas Rum. Ohne um Erlaubnis zu bitten, er musste auch nicht fragen, nahm er Gibbs das Glas aus der Hand und leerte es. "Beim Pier, Jack. Ich habe mein Möglichstes getan" erwiderte Gibbs nervös und deutete zur offen stehenden Tür. Gut, würde sich Jack nun sein eigenes Bild machen. Während sich der Captain und sein erster Maat auf dem Weg zum Pier machten, stand Jessica beim geöffneten Fenster und betrachtete ihre Fluchtmöglichkeit. Melissa hatte ihr vorhin erklärt, dass André die Eingangstür verriegelt hatte und den Schlüssel in seinem Zimmer aufbewahrte. "Wollt Ihr wirklich aus dem Fenster steigen, Miss Jessica? Denkt nur an Eure Verletzungen und die Belastbarkeit Eures Körpers" erklärte Melissa und betrachtete nun ebenfalls die Fluchtmöglichkeit. Ihre Herrin hatte einige hochwertige Laken aneinander gebunden und der Stoff würde halten, aber die vornehme Dame hatte noch immer furchtbare Schmerzen, obwohl die Blonde ihr ein Schmerz dämmendes Mittel verabreicht hatte. Diese Belastung würde ihr angeschlagener Körper nicht aushalten, dessen war sich Melissa sicher. "Ich muss es versuchen, Melissa. Du solltest dich auch in Sicherheit bringen, sonst wirst du auch noch von André bestraft" erwiderte Jessica, hängte den Geldbeutel an ihren Gurt und testete noch einmal die Festigkeit des Stoffes aus, bevor sie auf die Fensterbank kletterte und Melissa ein letztes Lächeln schenkte. "Seid vorsichtig auf Eurer Reise" rief die Blonde und sicherte das gebastelte Seil ein wenig mit ihren Händen. Unter Schmerzen seilte sich die Schwarzhaarige ab, biss ihre Zähne aufeinander und versuchte einen gequälten Laut zu unterdrücken. Nur noch einige Meter, dachte sie sich. Das letzte Stück, einen knappen Meter über den Rasen bedeckten Boden, hielt Jessica diese Schmerzen nicht mehr aus und ließ den Stoff los. Keuchend landete sie auf ihren Füßen, sackte jedoch auf ihre Knie und stöhnte vor Schmerz. "Miss Jessica" hörte sie die besorgte Stimme von Melissa, weswegen sie sich erhob und mit ihrer Hand andeutete, dass mit ihr alles in bester Ordnung war. "Das Tor ist verschlossen, Miss Jessica" erwähnte das Dienstmädchen erleichtert und deutete mit ihrer Hand zum Tor. Dessen war sich die vornehme Dame durchaus bewusst, aber auch dieses Hindernis ließ sich mit Leichtigkeit umgehen. "Bring dich endlich in Sicherheit, Melissa. Das ist mein letzter Befehl" ertönte die Stimme der jungen Frau, ehe sie auf die großen Hecken zulief und den versteckten Durchgang suchte, den sie in ihrer Kindheit oft genug benutzt hatte, um ihre Umgebung zu erkunden. Nach einigen Minuten erhellte sich ihr Gesicht und unter enormer Anstrengung zwängte sich Jessica durch den kleinen Spalt. Seufzend sah sich die Schwarzhaarige um, erblickte schließlich die immer noch wartende Kutsche und auch James, welcher ihr entgegen kam. "Miss Jessica, Melissa erzählte mir, dass Ihr Eure leiblichen Eltern suchen wollt. Ich werde Euch sicher zum Hafen begleiten" erklärte Norrington und besah sich ihr Gesicht. Ihr liefen einige Schweißperlen an den Schläfen hinab und auch eine ungewöhnliche Blässe machte sich bei ihr bemerkbar. Als ihre Beine plötzlich einknickten, ergriff er ihren rechten Arm und stützte die fast schon kraftlose junge Dame. "Vielen Dank, ich... André... Diese Peitschenhiebe... Ich muss England verlassen, James. Helft mir, bitte" keuchte Jessica und ließ sich von dem Captain stützen. Diese Geschichte hatte Melissa also erzählt und aus diesem Grund bot er seine Hilfe an, obwohl die Wahrheit ihn davon abhalten würde. Dennoch war sie ihm dankbar, denn ohne seine Hilfe würde sie es wohl kaum bis zum Hafen schaffen. James öffnete die Kutschentür, half der jungen Dame beim Einstieg und setzte sich ihr gegenüber, nachdem er dem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt gegeben hatte. "Melissa sagte, dass Euer Verlobter nur an Eurem Erbe interessiert wäre. In meinen Augen ist das ein Grund, um Eure Vermählung mit ihm zu verhindern. Geht es Euch gut? Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Miss Jessica?". Sorge schwang in seiner Stimme mit, denn ihr Gesicht glich bereits einer weißen Wand und die Schweißperlen liefen ihr im Strömen an ihren Wangen hinab, während die junge Frau immer wieder genügend Sauerstoff in ihre Lungen pumpte. "Es geht schon. Vielen Dank, James. Ich..." nuschelte Jessica und schüttelte leicht ihren Kopf, um das plötzlich aufgetauchte Schwindelgefühl zu vertreiben, doch ihre Sicht verschwamm nur noch mehr. Der Captain erhob sich von der gepolsterten Bank, setzte sich zu ihr und legte zögerlich seinen Arm um ihre Schultern. Unsicher sahen die blauen Augen auf, ehe sie ihre Stirn gegen seine Schulter lehnte und ihre Augenlider sinken ließ. Nur für einen kurzen Moment, um wieder zu Kräften zu kommen. "Jack..." hauchte Jessica und legte ein kaum merkliches Lächeln auf. Zur gleichen Zeit betrachtete Jack die drei Seemänner, welche ihn ebenso neugierig musterten und auf die ersten Fragen von ihm warteten. Argwohn und Skepsis spiegelten die dunkelbraunen Augen wieder, während Gibbs den Schritten seines Captain ununterbrochen folgte. Vor einem Jungen, vielleicht gerade einmal das 20. Lebensjahr erreicht, welcher ein Banjo auf dem Rücken trug, blieb er stehen und ließ seine Augen über dessen schmächtige Gestalt wandern. Der Junge hatte kurzes, braunes und zudem sehr fettiges Haar, aber Körperhygiene war bei Piraten ohnehin eine Seltenheit. Selbst er wusch sich selten und hielt nicht viel von Körperhygiene, aber seinen muffeligen Geruch schien der Kleinen nichts ausgemacht zu haben. Innerlich seufzend, denn er dachte schon wieder an die Adelstochter, nahm er die verschmutzte Kleidung des Jungen in Augenschein. Nun, wenigstens trug der Kleine ein Schwert an seiner Seite, also war er durchaus brauchbar. "Wie lautet dein Name, mein Sohn?" fragte er schließlich und brach somit die Stille. "Joe, Sir. Ich war Musiker auf einigen Handelsschiffen, aber... Die Musik scheint den meisten Seemännern unwichtig geworden zu sein. Ich bin in vielen Bereichen einsetzbar und ich werde mich Euren Befehlen beugen" sprach der Junge einfach drauf los. Jack grinste amüsiert, denn mit solch einem Redeschwall hatte er nun nicht gerechnet, aber die letzten Worte waren genau das, was er hatte hören wollen. Loyalität. "Du bist angeheuert, mein Freund. Bei Gelegenheit darfst du ein langsames Lied anstimmen, also halte dich bereit, klar soweit?" lächelte Jack und stellte sich eine romantische Szene mit Ocean vor. Vielleicht sah er nicht so aus, aber er besaß durchaus einen ausgeprägten Sinn für Romantik und es wäre ihm eine Ehre, die Kleine in einer klaren Sternennacht an Deck um einen Tanz zu bitten. Ja, erst ein Tanz, um die passende Stimmung zu erzeugen und schließlich würde er Ocean zu sich in die Kajüte führen, um ihr Verhältnis zueinander zu vertiefen. "Aye, Sir. Wann auch immer Ihr wollt" lächelte Joe und riss somit den Captain aus seinen Träumereien. Irritier blinzelte Jack, ehe seine Fassung zurückkehrte und er den nächsten Mann begutachtete. Der Kerl schien in seinem Alter zu sein, besaß ebenso braunes Haar wie Joe und lächelte ihn zaghaft an. Seine Kleidung war auch verschmutzt, aber Jack konnte bei seinem Gegenüber keine Waffe entdecken, weswegen er dem Mann nun wieder in die Augen blickte. "Wo ist deine Waffe?" wollte er in Erfahrung bringen und nun trat Gibbs heran, um dem Captain bei der Befragung zu unterstützen. "Mad, Captain. Er kann weder hören, noch sprechen, aber er scheint die Kunst des Lippenlesens zu beherrschen" erklärte der erste Maat, weswegen Jack nun doch etwas verblüfft war. Erst sah er Gibbs verwundert an, ehe er Mad erneut musterte. Im nächsten Moment ließ der Kerl vor ihm zwei Dolche aus seinen Ärmeln gleiten und präsentierte seine Schnelligkeit. "Ah... Guter Mann, aber die Verständigung stellt ein Problem dar. Welche Fähigkeiten besitzt er noch, Master Gibbs?". Jack war wirklich überrascht über die Schnelligkeit des Mannes, aber die Kunst des Kämpfens reichte in seinen Augen nicht aus. "Er kann kochen und kennt sich in den Gewässern aus. Über Jahre ist er von Insel zu Insel gesegelt und er scheint auch schon einiges gesehen zu haben" erklärte Gibbs und überlegte einen Moment. "Er kann Euch seine Antworten aufschreiben, wenn es ein Verständigungsproblem geben sollte" fügte er schließlich hinzu und bemerkte sehr wohl den abwesenden Blick von Jack. "Jack?" fragte Gibbs und holte den Captain aus seine Gedanken, welche sich erneut um Ocean gedreht hatten. Räuspernd nickte er den Worten zu, auch wenn er nicht wirklich zugehört hatte. "Du bist auch angeheuert, Mad. Du darfst die Crew bekochen und uns mit deiner Schweigsamkeit beehren" sprach er deutlich, damit Mad seine Worte von den Lippen ablesen konnte. Zaghaft nickte Mad, legte erneut ein kleines Lächeln auf und erhob seine rechte Hand, die er salutierend an seine Stirn hielt. Jack bemerkte zwar die Bewegung seines Gegenüber, aber erneut schweiften seine Gedanken zu einer wunderschönen Frau ab, welche ihn auch bekocht hatte. "Master Gibbs... Ocean war eine hervorragende Köchin, nicht? Sie wird bestimmt eine tolle Ehefrau und Mutter" murmelte Jack noch immer abwesend und erntete nun nicht nur einen verwunderten Blick von Gibbs, sondern auch von Mad, welcher die Worte hatte von den Lippen ablesen können. "Ihr bringt mich noch ins Seemannsgrab, Jack. Vergesst die Kleine endlich und kommt Eurer eigentlichen Aufgabe nach". So hart die Worte von Gibbs auch klingen mochten, Jack wusste sehr wohl, dass er sich nun am Riemen reißen musste. Seufzend ging er einen Schritt weiter und blieb vor einem blonden Mann stehen, dessen Ausstrahlung ihn irgendwie beunruhigte. Er war um einiges gepflegter und schien auch gar kein Seemann zu sein, da seine Kleidung zu sauber wirkte. "Dein Name?" sprach Jack und wich einen Schritt zurück, als ihm der Fremde die Hand entgegen streckte. "Nur nicht so schüchtern, verehrter Captain. Ich beiße auch nicht" ertönte eine ungewöhnlich klingende Stimme und nun war sich Jack sicher. Mit dem Kerl stimmte etwas nicht. Das sagte sein männlicher Instinkt. Aus reiner Höflichkeit ergriff er die Hand, behielt den Blonden jedoch auch weiterhin im Auge. "Ich heiße Roy und ich möchte mich Euch anschließen. Ich kann zwar nicht mit Erfahrung dienen, aber ich bin durchaus lernfähig und...". Dem Captain entwich ein leiser Laut der Erschrockenheit, als er näher an Roy gezogen wurde und er dessen warmen Atem nun in seinem Gesicht spüren konnte. "Solltet Ihr Wünsche haben, scheut nicht davor zurück, mich in Eure Kajüte zu bitten. Ich kann mir vorstellen, wie lange und unbefriedigend eine Reise auf hoher See sein kann" wisperte Roy verführerisch und legte seine Hand auf die Wange des Captain. Ohne ein Wort zu verlieren, denn ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, trat er einige Schritte zurück und ergriff den Kragen von Gibbs. Nach weiteren Schritten blieb er mit seinen ersten Maat stehen und warf einen prüfenden Blick über seine Schulter zu Roy. "Mr. Gibbs, hat mir der Junge wirklich ein unsittliches Angebot gemacht?" wollte Jack wissen und schüttelte sich kaum merklich. Er hatte nichts gegen Männer, welche dem anderen Ufer zugeneigt waren, aber er gehörte definitiv nicht dazu. Allein der Gedanke, Roy würde bei Nacht seine Kajüte betreten, ließ in ihm ein Gefühl von Ekel aufsteigen. "Ich denke schon, Jack. Als er sich freiwillig meldete, schwärmte er von Euch, aber ich dachte keine einzige Sekunde daran, dass sein Interesse an Euch so...". "Vielleicht ist er ein Eunuch? Hast du überprüft, ob er... Ob er noch all die Dinge besitzt, die ein Mann besitzen sollte?" unterbrach Jack den Älteren und im Moment war es ihm egal, ob diese Diskussion lächerlich war oder nicht. Der Blick seines ersten Maat war deutlich, weswegen Jack mit einem mulmigen Gefühl kehrte und auf Roy zulief. "Roy, du bist ebenso angeheuert, aber du wirst meine Kajüte niemals betreten, klar soweit? Du hältst einen Sicherheitsabstand von... Sagen wir... Fünf Meter ein, sonst...". Jack zog sein Schwert und betrachtete die Klinge lächelnd, ehe er wieder Roy anblickte. "Sonst nagel ich dich an den Mast und glaube mir, ich beliebe nicht zu Scherzen". Der Blonde schluckte trocken, nickte dem hübschen Captain aufrichtig zu und würde diese Regeln befolgen, auch wenn er doch ein wenig enttäuscht war. Er schob diese Abneigung auf diese Frau, von welcher eben noch die Rede gewesen war. Ocean, wenn er sich recht entsann. Vielleicht begegnete er ihr und konnte die Dame in Augenschein nehmen. Ja, Roy würde erstmal abwarten und diese Regeln befolgen, denn er hang an seinem Leben. "Besorgt einen ordentlichen Vorrat an Rum und Trinkwasser. Morgen Früh legen wir ab. Na los, ihr lahmen Hunde" rief Jack und endlich setzte sich die Meute in Bewegung. Neben sich hörte er Gibbs fragen, wohin ihre Reise führte, denn noch immer hatten sie keinen klaren Kurs. "Wir werden eine alte Freundin von mir besuchen, Master Gibbs" erwiderte Jack und lief zum Pub zurück. Morgen Früh würde er seine Reise mit der neuen und auch merkwürdigen Crew fortsetzen und er hoffte inständig, dass er Ocean von ihrem Vorhaben abhalten konnte, wenn auch mit etwas charmanter Überzeugungskraft. Im gleichen Moment hielt die Kutsche in Port Royal, doch James blieb weiterhin neben der jungen Adelstochter sitzen und betrachtete ihren entspannten Gesichtsausdruck. Auf dem Weg zum Hafen war sie tatsächlich an seiner Seite eingeschlafen und immer wieder hatte sie einen Namen vor sich her gemurmelt, jedoch so leise, dass es zu unverständlich für seine Ohren gewesen war, während sich ihre Finger in seinem Jackett verkrallt hatten. "Miss Jessica, ich wecke Euch ungern, aber wir haben den Hafen erreicht". Blinzelnd öffneten sich die blauen Augen, ehe die junge Frau ihren Kopf hob und ihm verstehend zunickte. "Ich bereite Euch Umstände. Verzeiht mir, James" nuschelte Jessica vor sich her und erhob sich, ließ sich von Norrington aus der Kutsche helfen und lief mit ihm zum Pier. Neugierig nahm die vornehme Frau das Segelboot in Augenschein, betrachtete den Beutel mit dem Proviant und lächelte leicht, als sie eine warme, aus einem braunen Fell gemachte, Decke entdecken konnte. "Ihr macht mir keine Umstände und...". James wurde unterbrochen, da er die Hufen von Pferden hören konnte, während auch das Geräusch von rollenden Rädern immer lauter wurde. "Steigt ins Segelboot und setzt die Segel. Ich werde Euren Verlobten so lange wie nur möglich aufhalten" erklärte der Captain und half der jungen Frau ins Boot. Rasch machte er das Seil los, stieß das Segelboot mit seinem Fuß an und brachte genügend Abstand zwischen ihnen. "Haltet sie auf, Captain Norrington" hörte er die erboste Stimme von André, doch James folgte dem Befehl nicht, sondern verneigte sich vor der Lady und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. "Was habt Ihr getan? Ihr unterstützt es, dass meine Verlobte ihrem Retter, einem Piraten, hinterher segelt?" knurrte André und ergriff mit seinen Händen den Kragen des Captain. James wirkte irritiert, blickte nun wieder zum Segelboot, welches sich immer mehr entfernte und riss sich los. "Miss Jessica, sagt Euer Verlobter die Wahrheit? Ihr wollt einen Piraten suchen?" rief er, konnte immer noch nicht glauben, dass ihm eine Lüge erzählt worden war und wartete auf ihre Antwort. "Verzeiht mir, James" hauchte Jessica und senkte ihren Kopf. Der Captain registrierte ihre Geste, konnte seine Dummheit immer noch nicht fassen und wendete sich nun André zu. "Verzeiht mein Handeln, Sir André. Ich war der Annahme, dass Miss Jessica ihre leiblichen Eltern suchen will. Ich veranlasse sofort ein Schiff bereit für die Verfolgung zu machen. Gebt mir Zeit bis morgen Früh" erklärte James sachlich und machte auf den Absatz kehrt. André erwiderte nichts, hielt seine Augen auf seine Verlobte gerichtet und erhob ein letztes Mal seine Stimme. "Ich werde diesen Bastard finden und ihn hängen lassen. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen, Jessica". Jessica zuckte bei seinen Worten zusammen, sackte auf ihre Knie und dachte über ihre jetzige Lage nach. Jack sofort zu suchen wäre sein sicherer Tod, aber es war auch nie ihr Vorhaben gewesen, ihn sofort zu verfolgen. Nein, sie wollte mehr über Jack erfahren, weswegen sie den Kompass in ihre Hand nahm und einen Blick auf die Anzeige warf. "In östlicher Richtung, wenn ich mich nicht irre. Dort werde ich Antworten finden" dachte sie sich insgeheim, kuschelte sich nun in die Decke und lächelte, als sie einen Rettungsring erblickte. Melissa hatte wirklich an all ihre Schwächen gedacht. Seufzend ließ Jessica ihre Augenlider sinken, versuchte sich zu entspannen und glitt erneut in einen erholsamen Schlaf. Ihr letzter Gedanke galt Jack, dessen Wärme die junge Frau nun am meisten vermisste. Kapitel 14: Das gleiche Ziel ---------------------------- Die Mittagssonne spendete eine angenehme Wärme, spiegelte sich auf dem weiten Ozean wieder, während eine angenehme frische Brise wehte und das kleine Segelboot voran trieb. Müde öffnete die Schwarzhaarige ihre Augen und setzte sich vorsichtig auf, nicht ohne dabei vor unbändigen Schmerzen zu keuchen. Nun war es nicht mehr nur ihr Rücken, welcher durch die Verletzungen schmerzte, sondern ihr ganzer Körper, während ihre Wangen leicht gerötet waren und Jessica glaubte, innerlich zu verbrennen. Tief atmete die vornehme Dame durch, ehe sie einen prüfenden Blick auf den Kompass warf und anschließend in die östliche Richtung schaute. Weit und breit keine Insel in Sicht, weswegen sich Jessica zurück auf die Decke sinken und wieder ihre Augenlider sinken ließ. Woher hatte Jack nur diesen mysteriösen Kompass? Diese Frage galt es zu beantworten und auch wenn sie sich schrecklich fühlte, erhoffte sich Jessica eine Person zu finden, welche ihr ein wenig mehr über Jack Sparrow erzählen könne. Im selben Moment stand der Captain am Steuer und behielt seine Crew im Auge. Heute Morgen hatten sie in Tortuga abgelegt und noch immer fragte er sich, warum er Roy mit auf sein Schiff gelassen hatte. Diese lüsternen Blicke, welche ihm seit den frühen Morgenstunden zugeworfen wurden, ließen kalte Schauer über seinen Rücken wandern und am liebsten hätte er sich in seiner Kajüte verkrochen, aber er war der Captain und er würde sich nicht von irgendeinem Eunuch vertreiben lassen. Mad war unter Deck verschwunden, doch was er dort unten zu finden erhoffte, wusste der stumme Kerl wahrscheinlich nur selbst. Joe hatte es sich beim Aussichtspunkt gemütlich gemacht und behielt das Meer nach fremden Schiffen im Auge. Wenigstens ein Mann tat etwas Nützliches, denn Roy schien an seiner Arbeit, die Jack ihm aufgetragen hatte, kein Interesse zu haben. "Master Gibbs..." rief Jack seinen ersten Maat, welcher neben ihm eine sehr alte Seekarte studierte. Der Ältere sah auf, warf erst einen prüfenden Blick zum Blonden, der bei der Reling lehnte und Löcher in den Himmel starrte, ehe er Jack fragend musterte. "Was geschieht mit Crewmitgliedern, die meine Befehle missachten?" grinste der Captain amüsiert fragend, redete auch extra laut, damit es Roy ebenso hören konnte und wartete auf die Antwort von Gibbs, auf dessen Lippen ein verstehendes Grinsen erschien. Der erste Maat überlegte nicht sehr lange, rollte die Seekarte zusammen und genehmigte sich einen Schluck Rum aus seinem Trinkelbeutel. "Die wohl mindeste Strafe wäre Hungern lassen, aber in diesem Fall würde ich die Planke bevorzugen, Captain". Nun war es Jack, dessen Grinsen verstehend wirkte, ehe er diabolisch lachte. "Tatsächlich? Was du nicht sagst..." erwiderte er unschuldig und plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel. Na also, dachte sich Jack schmunzelnd und beobachtete Roy, wie er nun endlich das Deck zu schrubben anfing. Solche Fälle erforderten harte Maßnahmen und der Blonde blieb gesund, so lange er die Befehle befolgte. Faule Hunde konnte er eben auf seinem Schiff nicht gebrauchen. "Jack, wollt Ihr wirklich Tia Dalma aufsuchen? Sie ist eine Hexe und... Was erhofft Ihr Euch?" wechselte Gibbs das Thema, denn er wollte ungern dieser Frau begegnen. Er hatte schon viele Geschichten über diese Frau gehört und wenn er den Gerüchten seinen Glauben schenken durfte, beherrschte diese Hexe sogar schwarze Magie. Jack ließ sich von seinen ersten Maat nicht beirren, hielt seine Augen auf den Horizont gerichtet und hoffte insgeheim, dass Tia Dalma ihm helfen konnte. Er wusste sich im Moment nicht zu helfen und dieser Umweg kostete auch wertvolle Zeit, aber es musste eine Möglichkeit geben, um Ocean zu finden und um sie von ihrem eigentlichen Vorhaben abbringen zu können. "Vor sechs Jahren erhielt ich meinen kostbaren Kompass von ihr, also ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie vielleicht eine Möglichkeit kennt, wie wir Isla de Muerta erreichen. Ich bin mir sicher, dass Ocean in ihr Verderben segelt und ich wäre doch ein schlechter Captain, wenn ich sie nicht aufhalten würde" erläuterte Jack seine Vermutung und erntete einen verwunderten Blick von Gibbs, welcher nun einige Schritte auf ihn zulief. Deutlich konnte der Captain Skepsis und unterdrückte Wut erkennen, aber diese Gefühlsregungen würden ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen. Nein, er musste Ocean einfach in Sicherheit wissen, völlig gleich, wie seine Crew und vor allem sein erster Maat darüber denken mochten. "Was sagt Ihr? Ich dachte...". "Gibt es irgendein Problem, Master Gibbs?" zischte Jack, denn nun war er es, welcher seinen Standpunkt deutlich machen musste. "Ich soll Ocean nach Isla de Muerta segeln lassen? Du hast keine Ahnung, zu was Barbossa fähig ist und weißt du, was er machen würde, wenn ihm Ocean in die Hände fällt? Erst würde er den Kompass an sich nehmen und diese Tatsache allein ist ein Grund zur Beunruhigung..." schilderte er seine düsteren Gedanken, welche sogar wahrscheinlich der Wahrheit entsprachen. "Jack, ich...". "Unterbrich mich nicht. Wenn Barbossa erstmal den Kompass besitzt, weiß er, dass ich noch lebe und Ocean wird entweder seiner verfluchten Crew aus Missgeburten vorgeworfen oder er setzt sie als Druckmittel gegen mich ein" fuhr Jack wütend fort, denn es war natürlich nicht nur die Sorge, die ihn dazu antrieb, die Kleine zu finden. Nein, in der gestrigen Nacht hatte er nochmals über die Konsequenzen nachgedacht und diese Faktoren waren dabei heraus gekommen. Ihm blieb keine Wahl, ihm wurde keine Wahl gelassen und deswegen musste er die junge Frau unbedingt finden. "Ich sage die Wahrheit, wenn ich dir sage, dass ich mir große Sorgen um ihr Wohl mache, aber...". "Ihr mögt dieses Frauenzimmer wirklich sehr" lächelte Gibbs sanft und machte auf Absatz kehrt, um die Stufen zum Deck zu überwinden. "Ihr seid der Captain und ich beuge mich Euren Befehlen" sprach er noch, bevor er unter Deck verschwand, um zu schauen, was Mad schon seit Stunden im Frachtraum machte. Jack seufzte leise aus, setzte die Öffnung der Rumflasche an seine Lippen, die er in seiner linken Hand hielt und genehmigte sich einen Schluck. Ja, er mochte dieses zarte Geschöpf wirklich sehr. Er wollte Ocean bei sich in Sicherheit wissen, auch wenn er immer noch das Gefühl hegte, als habe er etwas Wichtiges vergessen. Zur gleichen Zeit, einige Seemeilen von dem Frachtschiff entfernt, setzte sich Jessica erneut auf und atmete nochmals tief durch, ehe sie sich über den Rand des Bootes beugte und würgende Laute von sich gab. Mit jeder weiteren Minute stieg die Hitze in ihrem Körper an, während die Striemen auf ihrem Rücken wie Feuer brannten. Hoffentlich war ihr Ziel nicht mehr weit von ihr entfernt, denn sie wusste nicht, ob sich ihr Zustand noch zunehmend verschlechtern konnte. "Mistkerl" fluchte die junge Frau, ehe sie ihren Beutel mit dem Proviant öffnete und eine Flasche mit Wasser hervor holte. Die Sonne neigte sich allmählich gen Horizont und nur am Rande bemerkte Jessica, nachdem sie genügend Wasser getrunken hatte, wie viele Stunden nun schon vergangen sein mussten. "Die Königin wurde vom König entführt..." hauchte die vornehme Dame leise, wie in den vergangenen Stunden auch. Nur nicht einschlafen, dachte sie sich insgeheim und sang das Piratenlied leise für sich weiter, während ihre Augen müde den immer dunkler werdenden Himmel betrachteten. Das Kreischen der Möwen irritierte sie jedoch und nur mit genügend Kraft schaffte es die junge Frau, sich zu setzen und einen müden Blick zu riskieren. "Eine Insel..." murmelte Jessica, ehe sie einen Blick auf den Kompass warf. "Diese Insel... Bekomme ich dort meine Antworten?" fragte sich die Schwarzhaarige und betrachtete einen Fluss. Ob ihr Segelboot durch den schmalen Pfad segeln konnte? Durch den Dschungel wollte sie wirklich nicht laufen, also musste sie wenigstens einen vorsichtigen Versuch unternehmen. Schon nach einigen Minuten war Jessica von dichten Bäumen umgeben und betrachtete die Glühwürmchen, welche leuchtend um ihr Boot tanzten. Auf den ersten Blick wirkte dieser Ort verlassen und auch beängstigend, aber ihr Gefühl sagte ihr deutlich, dass diese Insel bewohnt sein musste. Immer wieder sahen sich die blauen Augen vorsichtig um, denn einige Laute von Tieren jagten ihr durchaus Angst ein. Nochmals blickte sie auf den roten Pfeil des Kompasses, doch die Anzeige hatte sich nicht verändert. Hier, an diesen ruhigen Ort, würde sie Klarheit finden. Nur einen Augenblick später konnte Jessica ein Haus erkennen und warf, zur Sicherheit, nochmals einen prüfenden Blick auf dem Kompass. "Welche Person lässt sich nur an solch einen Ort nieder?" fragte sich die Kleine insgeheim und befestigte das Seil beim Steg, ehe sie aus dem Segelboot stieg und ins Taumeln geriet. Keuchend sackte sie auf das brüchig aussehende Holz und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Diese verfluchten Schmerzen, dazu auch noch ihr fiebriges Gemüt und ihre Kraftlosigkeit. Sofern sie ihre Fragen beantwortet bekommen würde, würde sie wohl doch Jack aufsuchen müssen, denn noch weitere Tage länger allein auf hoher See wäre ihr sicherer Tod. Vorsichtig stieg sie, nachdem sie sich hatte aufrappeln können, die Stufen empor, atmete vor der offen stehenden Tür nochmals durch und klopfte schließlich an den Türrahmen. "Entschuldigung... Ich störe ungern, aber..." murmelte Jessica erschöpft und betrat die ungewöhnliche Behausung. Ihre Augen schweiften im Zimmer umher, entdeckten seltene Artefakte und andere wundersame Dinge. Wer wohl in diesem Haus wohnte? Da überall angezündete Kerzen standen und somit das Zimmer erhellt wurde, war es unwahrscheinlich, dass dieses Haus verlassen war. Noch immer vorsichtig und auch aus Angst, ging sie auf einen Tisch zu, besah sich Schmuck und darunter auch ein herzförmiges Medaillion. Wurde dieses Haus etwa von einer Frau bewohnt? Jessica wusste es nicht, nahm das Medaillion in die Hand und öffnete es. Eine wunderschöne Melodie erklang, welche jedoch auch tiefe Trauer in ihr auslöste. "Ich habe dich bereits erwartet, Jessica de Mestirius" erklang plötzlich eine weibliche Stimme und aus Schreck wich Jessica einige Schritte zurück, ehe sie ihr Augenmerk auf eine dunkelhäutige Frau lenkte. "Ich... Verzeiht mir, ich... Ich wollte nichts stehlen und...". "Beruhige dich, junges Fräulein. Setz dich" wurde Jessica von der noch fremden Frau unterbrochen und nur langsam kam sie der Aufforderung nach, setzte sich auf einem freien Stuhl beim Tisch und legte das Medaillion zurück. "Ihr kennt meinen Namen?" fragte Jessica zaghaft, während ihr eine Tasse mit einer seltsam aussehenden Substanz vor die Nase gestellt wurde. Die noch immer fremde Frau setzte sich zu ihr an den Tisch, lächelte leicht und stützte sich mit ihren Armen auf der Tischplatte ab. "Ich weiß eine Menge über dich und ich weiß auch den Grund, warum du mich aufsuchst. Der Kompass von Jack Sparrow hat dich hierher geführt, oder?" lächelte die Dunkelhäutige und betrachtete das überraschte Gesicht der jungen Frau, welche nun die Fremde in Augenschein nahm. Das braune, jedoch sehr lange, Haar, sah ungepflegt und strohig aus, während das lange Kleid, die Farbe konnte Jessica bei dieser geringen Beleuchtung nicht definieren, auch an einigen Stellen verschmutzt, gar gerissen, war. Woher wusste diese Frau ihren vollständigen Namen? War sie wirklich die ursprüngliche Besitzerin dieses wertvollen Kompasses? "Ich... Also eigentlich... Ihr wisst von dem Kompass. Seid Ihr etwa die ursprüngliche Besitzerin?" stammelte Jessica vor sich her und lehnte sich in den Stuhl zurück, ehe ihr ein schmerzhafter Laut entwich und ihr erneut bewusst wurde, wie es ihr im Moment eigentlich ging. "Ja, einst gehörte dieser Kompass mir, bis Jack meine Hilfe brauchte. Vor etwa sechs Jahren suchte er mich auf, um die Insel Isla de Muerta zu finden. Eine Insel mit Schätzen, die du dir nicht vorstellen kannst. Ich überließ ihm den Kompass, warnte ihn vor seiner damaligen Crew und dessen Habgier, aber er schenkte meinen Worten wohl nicht den nötigen Glauben" erwiderte die Dunkelhätige und schob der jungen Dame die Tasse mit der seltsam riechenden Substanz hin. "Du solltest die heilende Medizin trinken, bevor Jack eintrifft" fügte sie leise hinzu. "Wer seid Ihr? Sagt mir, woher Ihr meinen Namen kennt und... Ist Jack etwa hier? Ich wollte doch... Ich wollte doch die Black Pearl suchen und..." wollte Jessica in Erfahrung bringen, verstummte jedoch im nächsten Moment und umschloss vorsichtig mit ihren Händen die Tasse. Erneut nahm sie den ungewöhnlichen Geruch dieser Brühe wahr, ehe sie vorsichtig an der Tasse nippte und ihr Gesicht angewidert verzog. "Tia Dalma, auch bei den Seemännern als Hexe bekannt. Ich besitze die Gabe, in die Zukunft zu sehen und deswegen kenne ich auch deinen Namen und weiß, dass Jack bereits auf dem Weg hierher ist" erklärte Tia Dalma und belächelte die Reaktion ihres Gastes. "Ich verstehe, aber... Dieses Gesöff ist bitter und... Ihr wollt mich doch nicht etwa vergiften, weil ich den Kompass an mich genommen habe? Ich hatte keine Wahl und Jack, er... Er darf mir nicht begegnen. Ich will nicht, dass er wegen mir in Gefahr..." erklärte Jessica, verstummte erneut und atmete einige Male tief durch. Irgendwie fühlte sie sich seltsam und als sie einen Blick zu Tia Dalma warf, verschwamm beinahe ihre Sicht. Die Dunkelhäutige schüttelte ihren Kopf, erklärte ihrem Gast in kurzen Worten, dass es sich wirklich nur um Medizin handelte und das sich die Adelstochter keine Sorgen um Jack machen musste. Nur widerwillig trank Jessica die Tasse aus und die Medizin schien sofort ihre Wirkung zu zeigen, da ihre Schmerzen mit jeder weiteren Sekunde nachließen. Zudem fühlte sich die vornehme Dame auf einmal furchtbar müde und ehe sie verstehen konnte, was mit ihr geschah, sank ihr Kopf auf die Tischplatte. "Du wirst eine Weile schlafen, Jessica. Deine Wunden werden nicht sofort heilen, aber du wirst für einige Tage keine Schmerzen spüren" murmelte Tia Dalma und hievte die junge Frau auf ihren Rücken, um sie nach oben ins Schlafzimmer zu tragen. Der Morgen graute bereits, als Gibbs das Beiboot zu Wasser ließ und er Joe beauftragte, den Captain zu wecken. Endlich hatten sie die Insel erreicht, die Tia Dalma bewohnte und auch wenn ihm sein Gefühl sagte, sich vor dieser Insel fern zu halten, wusste der erste Maat sehr wohl, dass er Jack nicht umstimmen konnte. Auch er hatte sich die Argumente noch einmal durch den Kopf gehen lassen und er musste, ob er nun wollte oder nicht, Jack beipflichten. Ihr eigentlicher Plan war es, nach Isla de Muerta zu segeln, um mehr über Barbossa und dessen verdammte Crew in Erfahrung zu bringen. "Alle Mann ins Beiboot" befahl eine ihm vertraute Stimme, ehe Jack an ihm vorbei huschte und die Hängeleiter herunter kletterte. Er wirkte trotz der nächtlichen Ruhe ziemlich müde, also schien er in seiner Kajüte noch einige Stunden gegrübelt zu haben. "Master Gibbs, wenn Ihr die Güte hättet und ebenfalls ins Beiboot steigen würdet" rief Jack zum Älteren hinauf, welcher aus seinen Überlegungen gerissen wurde und schließlich den Befehl befolgte. Hoffentlich legte diese Hexe keinen Fluch auf Jack oder gar der ganzen Crew. Nach nur wenigen Minuten umgab der Dschungel bereits die kleine Mannschaft, während sich Joe und Roy interessiert umsahen und Mad das Ruder überließen. Gibbs blickte sich ebenso um, lauschte den Tierlauten und hielt seine Hand an seiner linken Seite bereit, um rechtzeitig sein Schwert ziehen zu können. "Eine alte Freundin, sagt Ihr? Wieso haust diese Frau an solch einen Ort, verehrter Captain?" durchbrach Roy die Stille und fixierte den Rücken von Jack, welcher beim Bug saß und die Umgebung im Auge behielt. "Diese Frage kannst du ihr selbst stellen, da ich die Antwort auf deine Frage nicht kenne" entgegnete Jack und endlich konnte er das alte Haus sehen, welches Tia Dalma bewohnte. "Wir sind da, Männer" fügte Jack hinzu, nahm nun aber das Segelboot in Augenschein, welches beim Steg befestigt worden war. Besaß die Dunkelhäutige etwa ein Segelboot, obwohl sie ihr Haus eigentlich nie verließ? Vielleicht hatte sie auch Besuch? Nein, dachte er sich schmunzelnd. Kein normaler Mensch würde Tia Dalma aufsuchen, jedenfalls nicht ohne Hilfe von ihr zu erbitten. Schließlich erreichte die kleine Mannschaft den Steg, während Jack einen Blick in das Segelboot warf und die wenigen Habseligkeiten neugierig betrachtete. Ein schwarzer Hut lag neben einen Rettungsring, welcher gegen einen großen Beutel lehnte. Seine Aufmerksamkeit glitt jedoch zu einem wesentlich kleineren Beutel, in welchen er eine ordentliche Summe Geld vermutete. Grinsend stieg er aus dem Beiboot, ging auf dem Steg in die Hocke und griff nach dem Beutel. Tatsächlich, dachte er erfreut und öffnete den Beutel. "Alles zu gleichen Teilen" schmunzelte er und wollte gerade in den Beutel greifen, als er das Räuspern einer Frau vernehmen konnte. Erschrocken über den Laut ließ er seine errungene Beute fallen und blickte zu der offen stehenden Tür hinauf. "Tia Dalma" grinste er unschuldig, hob den Beutel auf und stellte ihn zurück ins Segelboot. "Ich habe dich erwartet, Jack Sparrow. Ich möchte dir dein Eigentum zurück geben" lächelte die Dunkelhäutige zufrieden und warf dem Captain den vermissten Kompass zu. Gibbs blieb regungslos hinter der neuen Crew stehen, denn nur ein falsches Wort und er würde sicherlich von ihr verflucht werden. Jack betrachtete das gefangene Objekt einige Minuten, sah immer wieder zu Tia Dalma auf und versuchte zu begreifen, was er gerade in seinen Händen hielt. Noch einmal sah er zum Segelboot, hegte er zwar nun eine Ahnung, aber diese Ahnung war sicherlich nur ein Wunsch, oder? "Tretet ein" rief die dunkelhäutige Frau und endlich setzte sich die kleine Mannschaft in Bewegung und erklomm die wenigen Stufen. Nur Gibbs und Jack blieben auf dem schmalen Steg stehen. Der Captain, weil er sich die monentane Situation nicht erklären konnte und sein erster Maat aus Angst vor bösen Flüchen. "Jack, willst du deine kleine Freundin sehen?" erklang ihre Stimme erneut und endlich regte sich der noch immer verwirrte Captain und stieg überhastet die Stufen hinauf. "Ja... Ist Oc... Ist die Kleine wirklich hier? Wo?" wollte er auf der Stelle wissen und beinahe wäre ihm ihr falscher Name über die Lippen gekommen. "Sie liegt oben im Bett und schläft. Sei behutsam, wenn du sie berührst, Jack. Ihre Striemen sind noch nicht verheilt und es wird wohl auch noch einige Tage dauern" erklärte sie ihm mit Bedacht, konnte die aufkeimende Wut in seinen Augen erkennen, ehe er ebenso überhastet an seiner Crew vorbei hastete, welche sich an den Tisch gesetzt hatte und lief die Stufen hinauf. "Ich wusste es... Wie konnte ich nur ihre Strafe vergessen und wie konnte ihr Verlobter diese Strafe zulassen? Hat Ocean in den vergangenen Wochen nicht genug gelitten?" dachte er wütend auf sich selbst und vor allem wütend auf André. Außer Atem blieb er vor dem Bett stehen, in welches die Kleine lag und schlief. Ihr Oberkörper war mit einem Verband umwickelt worden und Jack wollte sich erst gar nicht ausmalen, durch welche Hölle sie erneut hatte gehen müssen. "Ocean... Ich wollte... Verdammt..." fluchte Jack und schlug mit seiner geballten Hand auf den Nachttisch ein. Deswegen hatte sie den Kompass an sich genommen, oder? Ja, ihre Angst hatte sie dazu verleitet und Jack musste sich eingestehen, dass er an diesem Desaster die meiste Schuld trug. Kapitel 15: Eine schwierige Entscheidung ---------------------------------------- Jack wusste nicht, wie lange er nun schon vor dem Bett stand, in welches die junge Frau schlief und sich seine schmerzende Hand rieb. Wütend über sich selbst, denn er konnte immer noch nicht glauben, dass Ocean ausgepeitscht worden war, trat er mit seinen Fuß gegen den Nachttisch, verfluchte sich im nächsten Moment jedoch für seine Handlung und ging in die Knie, um seinen nun auch schmerzenden Fuß zu entlasten. Zudem war auch noch ihre Schwertscheide vom Nachttisch gefallen und lag nun vor seinen Füßen. "Wir Piraten sind also grausam? Wir sollen für unsere Sünden gehängt werden? In welcher Welt leben wir eigentlich, in der unschuldige Frauen, die eine andere Meinung vertreten und dazu auch noch schlimme Erfahrungen machen mussten, wegen einer Nichtigkeit ausgepeitscht werden?" murrte Jack noch immer wütend und er schwor sich beim Henker, wenn er diesem Kerl irgendwann begegnete, würde er ihn für jeden einzelnen Peitschenhieb auf seine Art und Weise bestrafen. Erst nach einigen Minuten beruhigte sich sein Gemütszustand, ehe er sich vom Boden erhob und sich vorsichtig auf den Bettrand setzte. Nun fiel ihm das weiße Hemd und ein brauner Mantel auf, die über einen Stuhl gelegt worden waren und welche offensichtlich Ocean getragen haben musste. "Du solltest ein Kleid tragen, Schätzchen" hauchte er, doch ein amüsiertes Lächeln brachte er im Moment nicht zustande. Sollte er sich nun Vorwürfe machen? Trug er vielleicht sogar eine gewisse Schuld? Jack wusste es nicht, ergriff nach nur wenigen Sekunden ihre rechte Hand und übte leichten Druck aus. Ob die gelogene Vermählung der Auslöser für die Peitschenhiebe gewesen war? "Dein feiner Verlobter sollte sich von seinem Geld mehr Anstand kaufen, denkst du nicht auch? Weißt du, ich bin eigentlich der Typ Mann, der vor allen Problemen davon läuft, aber... Im Moment möchte ich ihm am liebsten jeden einzelnen Knochen für seine Taten brechen" murmelte Jack und betrachtete nun den Ring, den er ihr bei ihrem Abschied überlassen hatte. So viele Fragen beschäftigten ihn und doch musste er warten, bis sie ihre Augen öffnete. War Ocean auf der Suche nach ihm gewesen? Nein, der Kompass hätte sie direkt zu ihm geführt, also warum war sie hierher gesegelt? "Was wirst du nun tun, Jack Sparrow?" erklang eine ihm vertraute Stimme, ehe der Captain zum Treppenabsatz sah und Tia Dalma erblickte, welche nun an das Bett heran trat und ihre Hand auf die Stirn der jungen Frau legte. "Wirst du ihr zur Seite stehen, obwohl Jessica von der Royal Navy verfolgt wird? Du wirst dich in Gefahr begeben, sei dir also dessen bewusst" fügte die Schwarzhäutige hinzu und überprüfte nun den Puls der jungen Dame. Ihr Fieber war über Nacht verschwunden, aber selbst die beste Medizin besaß Grenzen. Ihre Verletzungen brauchten noch Zeit, um zu heilen, aber wenigstens hatte ihre Medizin die höllischen Schmerzen gelindert, damit Jessica schlafen konnte. "Warum ist Jessica... Ocean zu dir gesegelt? Du kennst die Antwort, oder?" erwiderte Jack und betrachtete nun wieder das Gesicht der Kleinen. Er brachte sich in Gefahr? Er war doch jeden Tag irgendwelchen Gefahren ausgesetzt, ob nun mit Ocean oder ohne sie, aber die Tatsache, dass die Dunkelhäutige die Royal Navy zur Sprache brachte, beunruhigt ihn doch sehr. "Ocean, wie du sie nennst, wollte mehr über ihren Retter erfahren" erklärte Tia Dalma und setzte sich auf einen Stuhl, welcher beim Bettende stand. Der Captain war nicht sonderlich gesprächig und die Wahrsagerin wusste sehr wohl, dass er im Moment einen inneren Kampf mit sich selbst austrug. Wie würde sich Jack letzten Endes entscheiden? Würde er die junge Frau erneut mit auf sein Schiff nehmen oder entschied er sich für den feigen Weg, um seine eigene Haut zu retten? "Jack?". Der Captain sah nun wieder zu Tia Dalma, auf deren Lippen ein sanftes Lächeln ruhte, ehe sie auch schon erneut das Wort ergriff. "Dein Herz wird dir die richtige Entscheidung sagen. Denke über meine Worte in Ruhe nach und wähle deinen Weg mit Bedacht. Noch bleibt dir Zeit, bevor die Royal Navy eintreffen wird, um Ocean zu holen. Ihr Verlobter wird dich über die sieben Weltmeere jagen, bis du letztlich am Galgen baumelst". Die Schwarzhäutige erhob sich, glättete ihr Kleid und lief schließlich zur Treppe. Einen letzten Blick warf sie über ihre Schulter zu Jack, ehe sie die Stufen hinab stieg, um die Meute im Auge zu behalten. Jack seufzte leise aus, wendete sich nun wieder Ocean zu und erhob seine freie Hand, die er auf ihre rechte Wange legte. "Mein Herz hat sich doch schon längst entschieden, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass ich das Weite suchen soll" murmelte er leise für sich und ließ seine Finger über ihre zarte Haut gleiten. Wenn er den eben gehörten Worten seinen Glauben schenken durfte, hatte dieser André seine Verlobte dieses Leid angetan, oder? Welcher Verlobte würde seine eigene Verlobte nur dermaßen zurichten? Warum konnte er diese Handlung nicht verstehen? Würde ihr noch weitaus Schlimmeres zustoßen, wenn er die Kleine erneut ihrem Schicksal überlassen würde? "Was soll ich denn nur tun?" murmelte Jack vor sich her und dachte erneut über seine momentane Lage nach. "Verschwinden hört sich gut an, aber...". Wieder betrachtete er ihr friedliches Gesicht, studierte ihre langsame Atmung und begutachtete das kaum merkliche Heben und Senken ihrer Brust. "Du wirst mich hassen, wenn ich gehe, oder? Dieser Gedanke ist weniger gut, weil ich... Ich will, dass du mich magst" fügte er leise hinzu und beugte sich zu ihr hinab. Ihr warmer Atem streifte sein Gesicht und ihre leicht geöffneten Lippen luden ihn geradezu ein, erneut von ihm in Besitz genommen zu werden. "Schätzchen, ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll?" hauchte er ihr zu, nahm ihren süßen Geruch wahr und erinnerte sich an den ersten Kuss mit ihr. Ocean war so unschuldig, besaß eine reine Seele und hätte einen liebevollen Mann an ihrer Seite verdient. Jack selbst war ein gesuchter Pirat, ging den meisten Problemen aus dem Weg und konnte ihr nicht die Sicherheit bieten, noch weniger konnte er ihr ein liebevoller Ehemann sein, oder Letzteres vielleicht doch, er wusste es nicht so genau. Fakt war, die Kleide würde jeden Tag mit Gefahren konfrontiert werden, obwohl sie allein durch ihr Verschwinden eine weitaus größere Gefahr ausgelöst hatte. Die Royal Navy war also bereits auf der Suche nach ihr und ihr Verlobter, wie Tia Dalma zuvor schon sagte, würde nicht eher ruhen, bis Jack das Zeitliche gesegnet hatte. Seufzend erhob er sich wieder, nahm seinen Kompass zur Hand und warf einen Blick auf die Anzeige. Ebenso seufzend, jedoch mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen, klappte er seinen Kompass wieder zu und erhob sich schließlich gänzlich vom Bett. "Du lässt mir doch gar keine Wahl" murmelte er vorwurfsvoll und ging leise zur Treppe, rief Mr. Gibbs zu sich hinauf und kehrte wieder zum Bett zurück. Nach nur wenigen Sekunden ertönten schwere Schritte hinter dem Captain, ehe ein überraschter Laut erklang und der Ältere noch einige Schritte näher trat. "Miss Ocean... Ein lustiger Zufall, findet Ihr nicht auch, Jack? Nun, da wir Euren Kompass zurück in unserem Besitz gebracht haben, sollten wir Kurs auf Isla de Muerta nehmen" erklärte Gibbs erfreut und wendete sich zum Gehen, doch die leise Stimme seines Captain ließ ihn aufhorchen, während dem Älteren die Gesichtszüge entgleisten. "Wir werden Ocean mitnehmen, Master Gibbs. Selbst wenn ich sie erneut zurück lasse, wird mir der Kompass nicht den Kurs anzeigen und außerdem...". Jack ballte seine Hände zu Fäusten, atmete einige Male tief durch und lief schließlich auf den Stuhl zu, um seinem ersten Maat die Kleidungsstücke der jungen Dame zu geben. "Ich werde Rache nehmen, wenn sich mir die Gelegenheit bietet. Dieser Kerl sollte mir aus dem Weg gehen, sonst kann er sein Testament machen" knurrte Jack und die erneut aufkeimende Wut ließ Gedanken in ihm aufkommen, die er nur zu gern in die Tat umsetzen würde. "Aber...". "Ich habe mich entschieden. Ich werde ihr zur Seite stehen und nicht wie ein Feiglung verschwinden. Nur einmal möchte ich auf mein Herz hören, verstehst du das?" unterbrach Jack seinen ersten Maat und wickelte die Schwarzhaarige nun in der warmen Decke ein, ehe er sie auf seine Arme hob. Nur für einen kurzen Moment verspannten sich ihre Gesichtszüge, zeigten deutlich Schmerz, ehe sich Ocean an seine Schulter kuschelte und einen leisen Namen wisperte. "Keine Sorge, ich bin ein Gentleman, schon vergessen?" grinste Jack, denn natürlich hatte er eben seinen Namen aus ihren Mund gehört, weswegen sich sein Entschluss nur noch mehr festigte. "Na schön... Ich respektiere Eure Entscheidung. Lasst Euch jedoch gesagt sein, dass wir einen Captain brauchen, der bei klarem Verstand sein muss" erwiderte Gibbs und lief die Stufen hinab, nachdem er die Schwertscheide der jungen Frau an sich genommen hatte. Jack grinste amüsiert über diese Worte, denn bei klarem Verstand war er wohl schon lange nicht mehr. Nein, er brachte sich freiwillig in Gefahr, nur weil er Ocean bei sich wissen wollte und weil er sich ein wenig Hilfe von ihr erhoffte. Noch einmal blickte er in ihr Gesicht, ehe auch er die Stufen hinab stieg und von seiner Crew verwunderte Blicke erntete. "Captain, wer ist denn diese Frau?" wollte Joe wissen, tippte Mad auf die Schulter, welcher einen Füller in der Hand hielt und immer wieder Worte auf ein Blatt Papier schrieb. Roy erhob sich, warf einen interessierten Blick auf die schlafende Frau, die in den Armen des Captain lag, ehe er die Schwarzhäutige neugierig und fragend musterte, auf deren Lippen nun ein zufriedenes Lächeln erschien. "Du hast dich also entschieden, Jack Sparrow. Seid vorsichtig und nehmt euch vor der Royal Navy in Acht". Jack nickte ihren Worten zu, ehe er sich an seine Crew wendete. "Na los, wir verschwinden. Master Gibbs, unsere Ocean scheint eine Menge Geld mit sich zu tragen. Stelle sicher, dass du all ihr Hab und Gut in unser Beiboot verlädst" rief Jack im ruppigen Ton, ehe sich die Meute erhob und das bescheidene Haus eiligst verließ. Bevor Jack ebenfalls die Behausung verlassen hätte können, stellte sich ihm die Wahrsagerin in den Weg und hielt eine kleine Tube und ein kleines Fläschen in ihrer rechten Hand. "Du musst ihre Wunden jeden Tag behandeln und sollte das junge Fräulein noch einmal Fieber bekommen...". Tia Dalma deutete auf die Flasche mit einer merkwürdig aussehenden Substanz, ehe sie mit ihren Worten fortfuhr. "Verabreiche ihr diese Medizin, Jack. Pass gut auf deine kleine Freundin auf, sie wird dir in naher Zukunft noch sehr hilfreich sein" endete ihr Satz und bevor der Captain eine Antwort hätte geben können, trat die Wahrsagerin näher und steckte ihm die Tube und die Medizin in die Manteltasche. "Vielen Dank für deine Hilfe. Ich schulde dir etwas" erwiderte Jack und blickte erneut in das Gesicht der schlafenden Maid in seinen Armen. "Bei Gelegenheit werde ich mich an deine Worte erinnern" lächelte Tia Dalma und warf einen letzten Blick auf die junge Frau, welche sich an die Schulter des Captain schmiegte und ihre Finger in dessen Weste vergrub. "Nun geh... Die Royal Navy darf euch nicht erwischen, sonst wirst nicht nur du hängen, Jack Sparrow" fügte die Dunkelhäutige hinzu und endlich setzte sich Jack in Bewegung, betrat den Steg und ließ seine Augen zum Segelboot schweifen. Gut, Master Gibbs hatte seinen Befehl ausgeführt und nun sollten sie endlich das Weite suchen, denn er wollte in seinen jungen Jahren noch nicht sterben. Nur wenige Augenblicke später saß Jack beim Bug des Beibootes und hielt seine Augen auf Ocean gerichtet, welche wie Espenlaub fror und sich Wärme suchend an seine Brust kuschelte. "Captain... Wollt Ihr uns nicht sagen, wer diese Frau ist?" ertönte die Stimme von Joe, denn seine Frage war noch immer nicht beantwortet worden und er sprach wohl auch für Roy und Mad, welche nun mit wachsendem Interesse auf den Rücken des Captain blickten, wobei der taube Mann kein Wort hören würde. Einige Minuten herrschte Stille und Mad hatte schon das Gefühl, als habe ihr Captain verraten, wer diese Frau war, doch Gibbs gab ihm deutlich zu verstehen, dass bis jetzt noch kein Wort gefallen war. Jack drehte endlich seinen Kopf, blickte die Meute mit Argwohn in den Augen an und seufzte schließlich aus. "Ocean... Master Gibbs und ich haben sie vor einigen Tagen in Port Royal abgesetzt, aber...". Jack unterbrach sich, denn erneut kämpfte er mit dem bedrückenden Gefühl in seiner Brust. Dieses Gefühl, welches ihm sagte, dass er sie nie hätte nach England zurück bringen sollen. "Mr. Gibbs, was meinst du? Ob sie wütend auf mich sein wird?" sprach der Captain schließlich die Frage aus, die ihm auf der Seele lag und drehte seinen Kopf wieder, blickte erneut in ihr Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. Allein der Gedanke stimmte ihn irgendwie traurig, obwohl er es doch eigentlich nur gut mit ihr gemeint hatte. Gibbs wollte gerade zur Antwort ansetzen, doch der Blonde hinter ihm war schneller, während ein wissendes Grinsen auf dessen Lippen erschienen war. "Aha... Das ist also Ocean. Die Frau, von der Ihr so sehr geschwärmt habt. Sonderlich hübsch ist sie nicht, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist". Joe setzte sich ein Stück von Roy weg, schüttelte im gleichen Moment seinen Kopf und auch Gibbs schien diese Frechheit nicht zu dulden, behielt Jack im Auge und zog den Mann neben sich etwas zur Seite, denn Mad hatte dem Gespräch nicht so schnell folgen können. "Was verstehst du schon von Schönheit, Roy? Ein Eunuch kann die Schönheit einer Frau doch gar nicht erkennen" knurrte Jack, denn solche Frechheiten musste er sich nun wirklich nicht bieten lassen. Gerade wollte der Blonde antworten, denn er war kein Eunuch, nur weil er eine andere Meinung vertrat, aber der Captain ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. "Wagt es einer von euch schleimigen Typen, Ocean auch nur zu nahe zu treten, den schicke ich sofort über die Planke". Gibbs zuckte bei den wütendem Tonfall zusammen, während Joe eifrig nickte und Roy eine gewisse Blässe im Gesicht aufwies. Einzig und allein Mad hatte keine Ahnung, was eben gesagt worden war, aber die Mimiken seiner Kameraden waren deutlich genug, um ihm verstehen zu lassen, dass die Lage ernst war. Im nächsten Moment spürte Jack die warme Sonne auf seiner Haut, schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen und atmete die salzige Luft ein. Endlich waren sie aus diesem Dschungel raus, aber die Freude hielt nicht lange an, da ihm auf die Schulter getippt wurde und Mad ihm das Fernrohr reichte. Mit der linken Hand nahm er das Fernrohr entgegen, suchte den Horizont ab und erblickte schließlich weiße Segel. "Alle Mann, hört mir zu..." rief er und deutete Mad an, ein wenig schneller zu rudern. "Die Royal Navy wird nicht eher ruhen, bis sie Ocean und mich in die Finger bekommen" berichtete er und endlich erreichten sie ihr Schiff. "Lichtet den Anker, setzt die Segel und Master Gibbs... Du übernimmst das Steuer" gab Jack die Befehle und versuchte nun mit Ocean die Hängeleiter hinauf zu klettern. Eine schwierige Angelegenheit, aber er wäre nicht Captain Jack Sparrow, wenn er nicht mit solchen Problemen fertig werden würde. Seufzend stand er schließlich mit seinen Kräften am Ende auf dem Deck und beobachtete seine Männer, welche eiligst seine Befehle ausführten. "Jack, wir brauchen einen Kurs" rief Gibbs zu ihm hinab, weswegen der Captain erneut seufzte und seinen linken Zeigefinger in den Mund nahm, ehe er ihn in die Luft hielt. "Richtung Süden, Master Gibbs. Der Wind ist auf unserer Seite" berichtete Jack und bevor sich sein erster Maat aufregen konnte, weil er keinen genauen Kurs folgen konnte, verschwand Jack mit der Kleinen in seiner Kajüte. Vorsichtig legte er die junge Frau auf dem Bett ab, griff im nächsten Moment in seine Manteltasche und begutachtete die Tube, in der sich offensichtlich eine Creme befand und die Medizin in der kleinen Flasche. "Unter anderen Umständen würde ich mich über deine Gesellschaft freuen, Schätzchen, aber zuerst müssen wir unsere Verfolger abhängen" murmelte Jack lächelnd, stellte die Creme und die Medizin auf die Ablage ab und betrachtete nun ihre wenigen Habseligkeiten, die Gibbs überhastet auf den Tisch gelegt haben musste. "Ruh dich aus, Ocean. Dein feiner Verlobter wird dich nicht bekommen. Ich schwöre es dir, sonst lege ich meinen Titel als Captain ab" fügte er leise hinzu, beugte sich zu Ocean hinab und küsste ihre Stirn. "Ich habe dich vermisst" hauchte er ihr zu, erhob sich wieder und fuhr mit seiner rechten Hand durch ihr schwarzes Haar. "Du mich auch, oder?" fragte er leise für sich, wendete sich nun um und verließ seine Kajüte, nachdem er nochmals über seine Schulter zu ihr geschaut hatte. So gern er auch bei ihr geblieben wäre, er war der Captain und musste die Situation im Auge behalten. Für ihre Sicherheit und für die Freiheit, die er um keinen Preis verlieren wollte. Kapitel 16: Unerwartetes Wiedersehen ------------------------------------ Allmählich nahm die vornehme Dame die Geräusche in ihrer Umgebung wahr, lauschte dem Rauschen der Wellen und dem Kreischen der Möwen, während hin und wieder Worte ertönten. Gähnend drehte sich Jessica auf die Seite, atmete angespannt durch und versuchte eine Liegeposition zu finden, in der ihr Rücken weniger schmerzte, ehe sie deutlich den Geruch von Rum wahrnehmen konnte. Blinzelnd öffnete die Schwarzhaarige ihre Augen, ließ ihre Augenlider jedoch sofort wieder sinken und verfluchte in Gedanken die starken Sonnenstrahlen, welche ihr ins Gesicht fielen. Irgendwie verspürte sie ein seltsames Gefühl, welches ihr sagte, dass sie nicht mehr bei Tia Dalma war, obwohl sich die junge Frau nicht daran erinnern konnte, was eigentlich mit ihr geschehen war. "Dieses Gebräu... Ich muss wohl eingeschlafen sein" dachte sie sich insgeheim, wagte einen erneuten Versuch und öffnete ihre Augen. Seufzend setzte sich die junge Dame vorsichtig auf, bemerkte nun den Verband um ihren Oberkörper und tastete sich ebenso vorsichtig ab. Die Schmerzen waren weitgehend verschwunden und wahrscheinlich reagierte sie nur empfindlich, wenn sie sich überhastet bewegte. War dieses Gebräu, welches sie bei der Dunkelhäutigen getrunken hatte, etwa eine wundersame Heilmedizin gewesen? Jessica wusste es nicht und befühlte nun ihre Stirn, aber auch das hohe Fieber schien verschwunden zu sein. Noch einmal gähnte die junge Frau, ehe sie ihre Augen durch den Raum schweifen ließ und die Einrichtung betrachtete. Lächelnd und ihren Kopf schüttelnd, denn dieses Zimmer sah so aus wie die Kajüte eines gewissen Captain, wendete sie sich nun erneut dem Tisch zu, auf dem sie ihr Hemd, ihren Mantel und all ihre Habseligkeiten hatte entdecken können. Moment, dachte sich Jessica und schwang ihre Beine aus dem Bett. In ihre Stiefel schlüpfend, behielt sie den Tisch ungläubig im Auge und erhob sich, nicht ohne dabei einen schmerzhaften Laut von sich zu geben. Wieso lag ihr Hut und ihr Geldbeutel auf dem Tisch? Was war nur in der Zeit geschehen, in der sie geschlafen hatte? Wie lange war sie nur im Land der Träume gewesen? Erneut schüttelte sie ihren Kopf, ehe sie in ihr Hemd schlüpfte und blickte sich erneut um. Verblüffend, musste sich Jessica eingestehen, denn dieses Zimmer ähnelte wahrlich der Kajüte von Jack, aber das konnte nur ein dummer Zufall sein. Nun ebenso in ihren Mantel schlüpfend, griff sie zu ihrem Hut und setzte sich ihn auf. Die Schwertscheide noch umbindend, fiel ihr jedoch auf, dass ein gewisses Objekt fehlte. Wo war der Kompass? Panisch durchwühlte sie den Geldbeutel und auch ihren Sack mit dem Proviant. "Jack wird mich hassen, wenn ich seinen Kompass verloren habe, aber... Verdammt, wo ist dieses verfluchte Ding?" fluchte die junge Dame verzweifelt, wendete sich nun der Ablage zu und neigte ihren Kopf fragend. Mit ihrer Hand hob sie das sonderbare Objekt auf, betrachtete es einige Minuten schweigend und glitt mit ihrem linken Zeigefinger über die rote Perle, welche das dünne Haarbündel zusammen hielt. "Eine Strähne von meinem Haar, aber... Ich verstehe allmählich überhaupt nichts mehr. Ist das etwa ein Ritus?" fragte sich Jessica leise und legte die Strähne zurück auf die Ablage. Tia Dalma schuldete ihr Antworten, doch bevor sie sich der Tür zuwenden konnte, erblickte Jessica ungewollt einen Hafen durchs Fenster. Näher zum Fenster gehend, schüttelte sie ein weiteres Mal ihren Kopf, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich nicht träumte. Was um alles in der Welt ging hier nur vor? Mit einer überhasteten Bewegung, weswegen die junge Dame keuchte, wendete sie sich erneut der Tür zu, blieb jedoch noch vor dem massiven Holz stehen und dachte über ihre momentane Lage nach. Die Royal Navy war auf der Suche nach ihr und offensichtlich befand sie sich auf einem Schiff. "André hat mich gefunden, aber... Ruhig bleiben, Jessica. Du hast immer noch deine Waffe, also kannst du um dein Recht kämpfen" versuchte sich die junge Frau zu beruhigen, zog ihr Schwert und legte ihre freie Hand auf die Klinke. Schluckend, denn nur Gott wusste, was sie in wenigen Minuten erwartete, betätigte Jessica die Klinke und wurde von der hellen Sonne geblendet. Einige Male blinzelte die junge Frau, ehe sich ihre Sicht schärfte und sie einen blonden Mann erkennen konnte, welcher offensichtlich das Deck schrubbte. Auf leisen Sohlen, sich jedoch immer wieder umsehend, schlich sich Jessica an den gepflegt aussehenden Kerl heran. Da er mit dem Rücken zu ihr stand und sie noch nicht bemerkt hatte, ergriff Jessica ihre Chance. In einer raschen Bewegung drückte sie den blonden Kerl an den Mast, hielt ihm das Schwert an die Kehle und studierte seine erschrockene Miene. "Keine linken Tricks, verstanden? Wer bist du und warum befinde ich mich auf diesem Schiff?" verlangte Jessica zu wissen, doch der Typ schien vor Angst kein einziges Wort über die Lippen bringen zu können. "Wo ist dein Captain? Antworte, bevor meine Hand zuckt" zischte sie ihm entgegen und endlich regte sich der Kerl. "Captain... Verehrter Captain... Ich... Helft mir" rief er, doch im nächsten Moment legte sie ihre freie Hand auf seinen Mund und nur das verängstigte Schlucken drang an ihre Ohren, ehe Schritte hinter ihr ertönten. In einer schnellen Bewegung wendete sich die junge Frau um, schwang dabei ihr Schwert und traf auf altes Metall. Ihr Schwerthieb war wohl offensichtlich gewesen, doch nur einen Augenblick später entgleisten der jungen Frau all ihre Gesichtszüge, ehe ihr das Schwert aus der Hand glitt und zu Boden fiel. Ein bezauberndes Lächeln wurde ihr geschenkt, während ihr Gegenüber sein Schwert zurück in die Scheide gleiten ließ und sogar in die Hocke ging, ehe ihr das zu Boden gefallene Schwert gereicht wurde. "Hast du noch starke Schmerzen, Darling? Ich habe zwar jeden Tag den Verband gewechselt und diese spezielle Creme benutzt, aber du bist einfach nicht wach geworden. Muss wohl an dieser übel riechenden Medizin gelegen haben". Ihr Gegenüber erhob sich wieder, winkte mit seiner Hand den Blonden zu und deutete ihm an, dass er zurück an seine Arbeit gehen sollte. Jessica brachte kein einziges Wort über ihre Lippen, steckte das Schwert zurück in die Schwertscheide und blickte erneut zu den Mann auf, welcher nicht vor ihr stehen dürfte und betrachtete sein Lächeln. "Ocean?" fragte ihr Gegenüber nun selbst verwirrt über ihre Verschwiegenheit, trat auf die Kleine zu und umfasste ihr hübsches Gesicht. Augenblicklich schlossen sich die blauen Augen, während sich die junge Dame an seine Hände schmiegte und nun endlich eine Regung zeigte. Ein kaum merkliches Lächeln erschien auf ihren Lippen, ehe sie ihre Arme nach seinen Körper ausstreckte und im nächsten Moment in eine befreiende Umarmung gezogen wurde. "Jack... Ich habe den Klang deiner Stimme vermisst. Sag noch einmal Ocean zu mir. Bitte..." murmelte sie gegen seine Brust, während ihr vereinzelte Tränen in die Augen stiegen, welche nur einen Wimpernschlag später über ihre Wangen liefen. "Ocean..." hauchte er ihr lächelnd ins Ohr, ehe er sich etwas von ihr löste und ihr die Tränen von den Wangen wischte. "Schätzchen, du hast mir gefehlt. Jede Nacht habe ich gewartet, dass du endlich wach wirst, aber... Sag mir, hast du meinen Kompass an dich genommen, um deiner Strafe zu entkommen? Wieso hast du kein Wort gesagt? Ich mache mir seit Wochen nur noch Vorwürfe, weil ich... Ich hätte dich doch niemals in Port Royal abgesetzt, wenn...". Jack verstummte augenblicklich, seufzte erleichtert aus und ließ seine Augenlider sinken, während er ihren Kuss hungrig erwiderte. Während des Kusses liefen ihr weitere Tränen aus den Augenwinkeln, denn er schien sich wirklich große Sorgen um sie gemacht zu haben, obwohl sie ihm den wertollen Kompass abgenommen hatte. "Verzeih mir, Jack... Ich... Ich wusste einfach keine andere Lösung. Ich wollte dich nie verraten und doch habe ich den Kompass...". "Beruhige dich, Ocean. Weitaus schlimmer war meine Vermutung, du würdest dich auf die Suche nach der Black Pearl machen" entgegnete er ihr unterbrechend und wanderte mit seinen Lippen über ihre Wange, ehe er ihr Ohr erreichte und nochmals erleichtert seufzte. "Komm mit in meine Kajüte. Ich fühle mich beobachtet und ich muss mit dir reden" murmelte er leise, löste sich nun gänzlich von ihr und räusperte sich. "Was glotzt du so? Zurück an die Arbeit" rief er Roy zu, welcher schluckend seine Arbeit wieder aufnahm und sich seinen Teil zu der eben erlebten Situation dachte. Ocean kicherte leise, folgte dem Pirat in dessen Kajüte und setzte sich aufs Bett. Auch die junge Dame hatte einige Fragen, denn offensichtlich hatte sie nicht nur einen Tag verschlafen. Zudem hatte sie zuvor nicht Gibbs beim Steuerrad sehen können, sondern einen fremden Mann, welcher wohl ebenso neugierig zu ihr hinab geschaut hatte. Warum segelte Jack nicht übers Meer? War die Fracht etwa verbraucht worden? Ocean wusste es nicht und blickte zu Jack auf, welcher seinen Hut auf die Ablage legte und sich nun zu ihr aufs Bett setzte, nicht ohne ihren Hut mit seiner Hand zu ergreifen, den er auf den Tisch warf. Ihm gefiel scheinbar nicht ihre momentane Bekleidung, jedenfalls strahlten seine Augen deutlich Missfallen aus. "Ohne dir zu nahe zu treten, aber ich muss dir einfach sagen, dass mir deine Bekleidung missfällt. Ein Kleid aus feinster Seide solltest du tragen" erklärte Jack und betrachtete erneut ihr Erscheinungsbild. Die junge Dame blinzelte einige Male, ehe ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen erschien. Ein Kleid? Bei ihren Verletzungen wäre ein Kleid unpraktisch gewesen, aber natürlich konnte sie seine Ansicht verstehen. "Weißt du, nackt gefällst du mir auch und...". "Schon gut, ich habe deinen Standpunkt verstanden, Jack. Wie lange habe ich geschlafen?" unterbrach sie ihn, blickte nun gen Boden und faltete ihre Hände ineinander. Er durfte gern später noch Späße mit ihr treiben, doch im Moment waren ihr einige Antworten wichtiger. Jack räusperte sich gekünstelt, rutschte zu ihr heran und legte seinen rechten Arm um ihre Taille. "Fast zwei Wochen. In dieser Zeit habe ich dir des Öfteren gekochte Suppen einflößen müssen und ich habe dich sogar zum stillen Örtchen getragen. Immer, wenn du unruhig geworden bist" beantwortete er ihre Frage und legte ein breites Grinsen auf, als sie zu ihm aufblickte und erwiderte ihren ungläubigen Blick. "Du steckst in Schwierigkeiten, Schätzchen. Es war nicht leicht der Royal Navy zu entkommen, aber der Sturm vor zwei Tagen dürfte uns einen großen Vorsprung verschafft haben" fügte der Captain hinzu, bemerkte jedoch im nächsten Moment ihren traurigen Gesichtsausdruck, ehe sie ihren Kopf erneut senkte. "Ich... Du solltest deine Suche ohne mich fortsetzen, Jack. André... Er hat... Er wird... Nur weil ich... Ich...". "Du wolltest die Pearl suchen, oder?" fragte er zaghaft, strich ihr beruhigend und vorsichtig über ihren Rücken, während er ihr Kinn anhob, um ihr wieder in die Augen zu sehen. "Wie viel weiß dein Verlobter über mich? Warum wurdest du trotz der schlimmen Ereignisse bestraft? Entschuldige, aber vielleicht habe ich eine andere Auffassungsgabe, aber hätte der Kerl nicht für dich da sein müssen? Ich meine, er muss sich doch Sorgen um sich gemacht haben, oder etwa nicht?". Jack konnte einfach nicht nachvollziehen, wie es zu ihrer Strafe hatte kommen können. Moment, dachte er sich insgeheim. Ocean hatte doch nicht etwa die Entführung und die Sache in Tortuga verschwiegen? "Sorgen... Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt Gefühle kennt" erwiderte Ocean, befreite sich aus seiner Umarmung und erhob sich. Langsam ging sie auf eines der Fenster zu, blickte aufs Meer hinaus und atmete tief durch. "Ich habe den Kompass an mich genommen, weil ich mich auf die Suche nach Antworten machen wollte. Ja, ich wollte sogar eine Möglichkeit suchen, um dir dein Schiff zurück zu bringen, aber... Wie auch immer... Ich erzählte meiner Vertrauten von dir, erzählte ihr von meinem Vorhaben und habe sie um die nötigen Vorbereitungen für die Abreise gebeten. André muss unser Gespräch belauscht haben und... Weißt du... Als ich ihm erzählte, was in Tortuga geschehen ist und das mich ein geheimnisvoller Mann gerettet hat, mit dem ich nun angeblich vermählt sein soll...". Jack erhob sich nun ebenfalls, trat zu ihr heran und legte seine Hände auf ihre Schultern. Bis jetzt konnte er sich nur vage vorstellen, was für ein Kerl ihr Verlobter eigentlich war, aber er würde ihr zuhören, um zu verstehen. "Jack, er dachte nur an mein Erbe und seinen Status. Er war nicht für mich da, verstehst du? Ist das Liebe?" fuhr sie fort und senkte ihren Kopf gen Boden. Wenn das Liebe sein sollte, würde sie auf dieses berauschende Gefühl verzichten. Liebe hieß in ihren Augen für die Person da zu sein, wenn es ihr schlecht ging, oder etwa nicht? "Am nächsten Tag kam ein Pfarrer gegen Mittag zu uns ins Haus und die gelogene Vermählung wurde annuliert. André wusste zu diesem Zeitpunkt schon längst, dass ich... Ich war mit der Auflösung der Vermählung nicht einverstanden und...". Eine kurze Pause trat ein, in der Jack seine Arme nun gänzlich um ihren Körper legte und sein Kinn auf ihrer linken Schulter bettete. "Gegen Nachmittag kam er erneut zu mir und ich dachte, ich habe es zumindest gehofft, dass ich mit ihm vernünftig reden könnte, aber... Mit Gewalt zeriss er mein Kleid und peitschte mich aus. Er unterstellte mir in seiner Wut, dass ich meine Eltern ermordet hätte, um meinem Schicksal zu entfliehen, obwohl er die Wahrheit kennen müsste. Sogar die Sache in Tortuga stellte er in Frage und... Obwohl ich fürchterliche Schmerzen erleiden musste, musste ich bei seiner letzten Unterstellung lächeln". Ein zaghaftes Lächeln erschien auch jetzt auf ihren Lippen, ehe sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte, um nun Jack in die Augen zu sehen. "Er unterstellte mir, ich hätte ihn mit dir betrogen" murmelte sie schließlich und lehnte ihre Stirn gegen seine Wange, während sie genießerisch ihre Augenlider sinken ließ. "Ich sagte ihm unter höllischen Schmerzen, dass ich mit dir schlafen hätte sollen. Ich sagte, dass du für mich da gewesen warst und mir deinen Glauben geschenkt hast, obwohl du mich überhaupt nicht kanntest und... Ich sagte ihm, dass du ein weitaus besserer Ehemann wärst. Meine Worte haben André rasend vor Wut gemacht, aber ich genoss die kurze Genugtuung. Am Abend bin ich mit etwas Hilfe geflohen, aber... Seine Drohung bereitet mir Sorgen, Jack" erklärte Ocean und blickte ihm nun wieder in die Augen. "Er wird nicht eher ruhen, bis er dich gefunden hat" endete ihre Erklärung und obwohl sie mit einer Reaktion von dem Piraten rechnete, wirkte sie nun doch sehr überrascht. "Schätzchen... Ich fühle mich geschmeichelt, aber du hättest diese Bürde nicht auf dich nehmen müssen. Jede Frau weiß, jedenfalls glaube ich das, dass ich ein Gentleman bin" hauchte er ihr zu und obwohl er innerlich vor Wut brodelte, rang er um seine Fassung. "Du bleibst bei mir und wenn André unseren Weg kreuzen sollte, wird er seine gerechte Strafe durch einen der berüchtigten Piratenfürsten erhalten" fügte er leise hinzu und ließ seine Hände über ihre Seiten wandern. Oh ja, ihre Worte hatten sein Herz erwärmt und nun würde er erst recht die Kleine in seinen Armen beschützen, auch wenn sein Verstand noch immer sagte, er solle endlich das Weite suchen und Ocean erneut irgendwo absetzen. "Du verstehst nicht, Jack. André wird dich hängen lassen, wenn ich bei dir bleibe. Du hast eben selbst gesagt, dass die Royal Navy bereits...". "Hey, du beleidigst meine Ehre, Schätzchen. Wer bin ich?" unterbrach er sie grinsend und trat einige Schritte zurück, während sich Ocean langsam zu ihm umwendete. Ein fragender Ausdruck konnte er deutlich in ihren blauen Seen erkennen, weswegen sein Grinsen noch eine Spur breiter wurde. "Ich bin Captain Jack Sparrow" rief er überzeugend, denn es gehörte ein wenig mehr dazu, um ihn zum Galgen zu führen. Natürlich brachte er sich nun in die Schusslinie und er konnte ihre Sorge um ihm auch nachvollziehen, aber noch einmal vermochte er Ocean nicht irgendwo absetzen, denn ihr Verlobter würde sie irgendwann finden und die Kleine schließlich zum Altar zerren. "Jack, ich..." wollte die Schwarzhaarige einwenden, doch laute Musik und ebenso laute Trommelschläge unterbrachen sie. Auch Jack wirkte irritiert, öffnete jedoch neugierig die Tür und lief aufs Deck. Ocean folgte ihm ebenso neugierig, erschrak sich jedoch beinahe zu Tode, als neben ihr ein Mann auftauchte. Ihre Augen blickten nur kurz zum Seil hinauf, an das sich der Kerl abgeseilt haben musste, ehe die junge Dame wieder die Person neben sich musterte. "Verzeihung..." rief der Kerl höflich und wendete sich nun dem Captain zu, welcher das rege Treiben im Dorf beobachtete. Vor allem die Frauen, die seiner Meinung nach unwiderstehlich in ihren Gewändern aussahen. "Captain, gefällt Euch Indien? Ich wurde in Indien geboren und wenn Ihr mögt, führe ich Euch rum. Das jährliche Holi-Fest, auch Fest der Farben genannt, solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen" erläuterte Joe lächelnd, während nun auch Roy näher trat, um der Unterhaltung beiwohnen zu können. Der Blonde behielt dabei die junge Dame im Auge, konnte immer noch nicht verstehen, warum sein verehrter Captain die Kleine in Schutz nahm und was er wohl an ihrer üppigen Figur so berauschend fand. Sie sah aus wie eine vornehme Dame, jedenfalls bewegte sie sich so und schien keine Ahnung von der Piraterie zu haben. Ocean bemerkte seinen intensiven Blick, fühlte sich plötzlich unwohl in ihrer Haut und trat neben Jack, welcher nun seine Hand erhob und Gibbs zu sich winkte. "Oh... Miss Ocean, Ihr seid endlich wach" rief der Ältere und lief die Planke zum Schiff hinauf, um dort die errungene Fracht dem Blonden zu überreichen. "Wie geht es Euch?" wollte Gibbs in Erfahrung bringen und studierte ihre Körperhaltung. "Ich habe nur noch Schmerzen, wenn ich mich zu hektisch bewege, aber ansonsten geht es mir besser. Allerdings könnte ich ein Bad gebrauchen" erwiderte sie und schnupperte an sich, während ihr sonst so seidiges Haar total fettig wirkte. Der Ältere wusste nun keine Erwiderung auf ihre Worte, blickte stattdessen seinen Captain fragend an und erhoffte sich von ihm die nötige Hilfe. "Joe, geh in den Frachtraum. Ocean möchte sich waschen, also benötigen wir Seife" befahl er und ohne ein Wort der Widerrede zu verlieren verschwand der Braunhaarige, welcher ein Banjo auf seinem Rücken trug, unter Deck. "Wer sind diese Männer, Jack?" murmelte Ocean fragend, während sie erneut den Blonden musterte. "Meine Crew... Der Kerl da...". Jack deutete nun mit dem Zeigefinger auf den Blonden, ehe er sich zu Ocean hinab beugte. "Er heißt Roy und... Halte dich von ihm fern. Er erscheint mir unheimlich und ich glaube, er... Er ist ein Eunuch" wisperte der Pirat und versteckte sich schon beinahe hinter der jungen Frau, welche nun ungläubig den blonden Mann musterte. Bevor Ocean eine Antwort hätte geben können, deutete Jack mit seiner rechten Hand zum Steuerrad hinauf. "Der Kerl heißt Mad. Er ist stumm und taub, aber ein guter Mann. Er bekocht uns seit Tagen und erstellt Listen von unserer Fracht" erklärte der Captain und winkte Mad zu sich hinunter. Der Mann kam die Stufen hinunter, legte einen fragenden Blick auf und lächelte die junge Dame neben dem Captain an. "Er beherrscht die Kunst des Lippenlesens, aber er muss uns seine Antworten meist aufschreiben, Ocean" fügte Jack noch hinzu, wobei er natürlich Bedenken hegte, denn ein tauber Mann hörte weder Befehle, noch Kanonenschüsse. "Kein Problem... Meine Großmutter konnte auch nicht sprechen und hören, deswegen hatte ich von Kindesbeinen an mit dieser Kunst zutun" erwiderte Ocean lächelnd und bemerkte, wie Mad ihr etwas mitteilte. Er freute sich, dass er endlich einer Person begegnete, die ihn verstehen konnte? "Ach... Ich werde helfen, in Ordnung? Wende dich einfach an mich, wenn du etwas mitteilen willst" lächelte die junge Dame und reichte Mad ihre Hand zur Begrüßung. Im gleichen Moment erschien Joe auf dem Deck und überreichte die Seife, die Jack zuvor verlangt hatte. "Ah... Der gute Mann heißt Joe. Er liebt Musik und ich dachte... Du kannst dich bei der Küste waschen, Ocean. Ich denke, wir können einige Tage bleiben und zum Fest gehen". Jack murmelte etwas Unverständliches in sich hinein, während er der Kleinen die Seife reichte und sich in Gedanken einen Narr schimpfte. Beinahe hätte er sein Vorhaben verraten, dabei wollte er doch noch auf den passenden Augenblick warten, denn ihre Verletzungen waren zwar zum größten Teil verheilt, aber sie musste sich noch ein wenig schonen. Dennoch würde er seine Gedanken schon sehr bald in die Tat umsetzen. "Sir, Ihr wollt einige Tage hier ankern? Ich halte das für keine gute Idee, da die Royal Navy uns nach wie vor im Nacken sitzt" erläuterte Gibbs und riss somit Jack aus seine Gedanken. "Ich weiß, Master Gibbs. Wir bleiben trotzdem einige Tage, weil...". "Es geht um Miss Ocean, oder? Wollt Ihr der Kleinen wirklich den Hof machen? Ich weiß genau, dass Ihr eine Schwäche für das junge Ding habt" unterbrach Gibbs den Captain leise, welcher sich nun gekünstelt räusperte und ein letztes Mal seinen Standpunkt schilderte. "Schwäche oder nicht. Wir bleiben einige Tage". Ocean neigte ihren Kopf leicht zur Seite, hatte sie leider die letzten Worte nicht gehört und auch nicht von den Lippen ablesen können. Was hatte Jack vor? Er wollte einige Tage hier bleiben, obwohl die Royal Navy auf der Suche nach ihm und auch ihr war? Bevor sich die Schwarzhaarige weitere Fragen stellen konnte, trat Jack auf sie zu und lächelte sie vielsagend an. "Ich begleite dich zur Küste, Schätzchen. Master Gibbs und Mad, ihr bewacht das Schiff. Joe, du wirst uns durchs Dorf führen und... Roy... Du darfst uns begleiten, aber behalte deine schmutzigen Finger bei dir". Beim letzten Satz verzog Jack sein Gesicht und brachte somit die Kleine zum Lachen, welche sich natürlich über etwas Gesellschaft freute. Doch nun wollte sie sich zuerst einmal ausgiebig waschen, bevor sie zusammen mit Jack und den beiden noch sehr fremden Typen zum Fest ging. Kapitel 17: Das Fest der Farben ------------------------------- "Jack, wie sieht mein Rücken aus? Werden sich Narben bilden?" wollte die junge Dame in Erfahrung bringen und rieb sich mit der Seife ein. Bis zur Hüfte stand sie im seichten Wasser, den Rücken zum Captain gewendet, welcher nun von dem Geldbeutel aufblickte und seine Aufmerksamkeit auf Ocean lenkte. Seine braunen Augen schweiften über ihre noch kaum merklich sichtbaren Wunden, begutachteten ihren entstellten Rücken und seufzte schließlich leise aus. "Deine Verletzungen sind fast verheilt, aber... Aye, wahrscheinlich werden vereinzelte Narben bleiben" erwiderte er ihr und sah prüfend über seine Schulter zu Joe und Roy, welche nach wie vor beim Hafen standen und warteten. Auch Ocean warf nun einen prüfenden Blick über ihre Schulter und betrachtete Jack, welcher auf einem Felsen saß und ihr Hab und Gut auf seinem Schoß gebettet hielt. Deutlich konnte sie sich an seine Annäherungsversuche erinnern, doch seither, eigentlich seit die junge Dame diese Verletzungen trug, hatte er kaum unsittlichen Worte geäußert. Störten ihn ihre vermutlich bleibenden Narben? Ocean wusste es nicht, blickte ihm nun in die Augen und ließ die Seife sinken. Ihr Verlobter hatte sie entstellt und nur deswegen machte der Pirat ihr keine schönen Augen mehr. "Soll ich dir den Rücken waschen?" durchbrach Jack die Stille, legte ihre Habseligkeiten neben sich ab und entledigte sich seiner Stiefel, ehe er ins kühle Nass stieg. Ocean erwiderte kein einziges Wort, wendete sich von ihm ab und blickte auf die Seife in ihrer linken Hand. Wie sollte sie sich nun fühlen? Erst betonte er beinahe jeden Tag, dass er mit ihr schlafen wollte, zumindest hatten sich vereinzelte Sätze so angehört und nun machte er ihr keine Angebote mehr. Ocean zuckte zusammen, als er seine Hände auf ihre Schultern legte, während sein warmer Atem ihr rechtes Ohr streifte. Warum fühlte sie sich plötzlich so unwohl in seiner Gegenwart, obwohl er ihr ein weiteres Mal half und sich sogar in Gefahr brachte? "Worüber zerbrichst du dir deinen Kopf? Machst du dir etwa immer noch Sorgen?" wollte Jack wissen und nahm ihr die Seife aus der Hand. Warum wirkte die Kleine im Moment verschwiegen und wieso hatte sie sich bei seiner Berührung erschrocken? Auch nach weiteren Sekunden erhielt er keine Antwort, weswegen er ihren Rücken einseifte, so behutsam, wie es ihm möglich war. Dennoch machte er sich nun auch seine Gedanken um ihr Befinden, denn Ocean war eine offenherzige und liebenswerte Frau, welche sich ihm meist anvertraut hatte. "André... Ich glaube, er hat sein Ziel erreicht" murmelte die Schwarzhaarige schließlich und drehte sich langsam in seine Richtung. Schon oft hatte der Pirat ihren Körper entblößt sehen dürfen, weswegen sie sich nun nicht vor ihm schämte, aber dieses ungute Gefühl in ihrer Magengegend konnte sie einfach nicht ignorieren. "Kein einziger Mann wird jetzt noch Gefallen an mir finden. Wer würde denn auch eine Frau begehrenswert finden, die so viele Narben trägt und...". "Ah... Jetzt verstehe ich dich" unterbrach er sie lächelnd und hob ihr Kinn etwas an, um in ihre Augen sehen zu können. "Schätzchen... Ich hege immer noch Gefallen an dir, auch wenn dein Körper nun nicht mehr makellos ist. Ich...". "Lügner" brüllte Ocean verzweifelt, ergriff seine Hand und brachte ihn auf Distanz. "Du lügst. Selbst ein Pirat hat gewisse Ansprüche und ich... Ich..." fügte die junge Dame weinerlich hinzu, ehe ihr vereinzelte Tränen an den Wangen hinab liefen. André hatte alles zerstört. Ihren Körper und auch ihre Hoffnungen, vielleicht mit einem anderen Mann glücklich zu werden. Ihre Träume, die jede junge Frau vermutlich hegte, zerplatzten wie Seifenblasen und die harte Wahrheit wurde ihr vor Augen geführt. "Vielen Dank, Lady Ocean, dass Ihr mich einen Lügner schimpft. Bitte, wie Ihr meint" erwiderte Jack zutiefst beleidigt und drückte ihr die Seife in die Hand. "Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet" meinte er noch gekränkt und stieg aus dem seichten Wasser, schlüpfte in seine Stiefel und lief zum Hafen zurück. Er war kein Lügner. Mochte sein, dass er zahlreichen Frauen etwas von der Liebe erzählte, aber doch nicht bei Ocean. Nein, bei ihr wollte er weitgehend ehrlich bleiben, weil er tatsächlich Gefallen an ihr fand und die Kleine nicht nur für eine einzige Nacht wollte, auch wenn er sich die Gründe immer noch nicht erklären konnte. Ocean blieb allein zurück, dachte nochmals über ihre vage Unterstellung nach und senkte schließlich ihren Kopf. Hatte sie ihm Unrecht getan? Er wirkte nun beleidigt und auch gekränkt, aber woher sollte die noch sehr junge Adelstochter wissen, wann etwas der Wahrheit entsprach? Nun ebenso, noch immer mit einem unguten Gefühl, aus dem Wasser steigend, legte sie sich ihre Kleidung an, befestigte ihr Schwert und ihren Geldbeutel an ihrer Seite, ehe sie langsam auf die drei Männer zulief, welche nur noch auf ihre Ankunft warteten. "Captain, soll ich Euch nun führen?" wollte Joe wissen, blickte zu der jungen Dame, deren Gesichtsausdruck sehr traurig wirkte, ehe er dem Captain erneut seine Aufmerksamkeit schenkte. Jack zuckte mit seinen Schultern, denn ihm persönlich war die Lust auf das Fest vergangen, aber er würde Ocean nicht alleine mit Roy und Joe gehen lassen. Nein, vor allem der Blonde schien die Kleine nicht sonderlich zu mögen, weswegen er ihn im Auge behalten musste. "Verzeiht mir die Frage, Sir, aber Ihr sehr verstimmt aus. Habt Ihr Euch mit Miss Ocean gestritten?" redete Joe unbeirrt weiter, wobei Roy sein hinterhältiges Grinsen nicht mehr verbergen konnte, da ihm diese Situation sehr gelegen kam. "Tja... Miss Ocean hat unseren verehrten Captain so sehr verärgert, dass er nicht einmal mehr mit seiner Crew sprechen möchte. Vielleicht hätte er Euch wirklich bei dieser Hexe lassen sollen" grinste Roy und sprach seine Meinung aus. Verletzt, denn offensichtlich missfiel dem Blonden ihre Anwesenheit, senkte Ocean erneut ihren Kopf. Vielleicht musste sie dem Kerl sogar zustimmen, aber seine Worte saßen dennoch tief, weswegen sie bereits einige Schritte ging, um dieser Situation zu entkommen. Durch ihr Entfernen bemerkte sie nicht, wie Jack dem Blonden erneut drohte und wie Joe versuchte, die angespannte Stimmung zu schlichten, auch wenn er nicht so genau wusste, was zwischen dem Captain und der jungen Dame vorgefallen war. Erst bei einem der zahlreichen Stände blieb Ocean stehen und besah sich Armreife in vielerlei Farben. Freundlich lächelte sie die dunkelhaarige Frau hinter dem Stand an, welche ihre Handflächen aneinander hielt und sich leicht vor ihr verneigte. "Namaste" grüßte die Frau und erklärte in ihrer Muttersprache ihre Ware, bot ihr sogar blaue Armreife an, doch Ocean lächelte nur zaghaft, da sie nicht ein einziges Wort verstanden hatte. "Die Verkäuferin sagte, dass Euch die blauen Armreife stehen würden, Miss Ocean. Außerdem bietet sie Euch den dunkelblauen Sari zur Anprobe an" ertönte schließlich die Stimme von Joe neben ihr, weswegen die junge Dame erleichtert durchatmete und nun einen prüfenden Blick zu Jack riskierte, welcher nach wie vor beleidigt zu sein schien. Seufzend wendete sie sich wieder der Ware zu und stülpte sich jeweils zehn Armreife über ihre Handgelenke, ehe sie den Schmuck eingehend betrachtete. Der blaue Sari, dessen Oberteil am Rücken nur mit einem hellblauen Tuch bestückt war, ließ Zweifel in ihr aufkommen, ehe sie erneut einen Blick zu Jack warf. Er knabberte unbeirrt an seinen Fingernägeln und schien die gesamte Situation ignorieren zu wollen, obwohl er doch bemerken müsste, dass sie sich in einem Zwiespalt befand. Im nächsten Moment verwendete die Verkäuferin erneut Worte, die Ocean nicht verstehen konnte, doch Joe übersetzte gern und ergriff schließlich ihre linke Hand. "Ihr solltet den Sari wirklich anprobieren. Ihr müsst ihn auch nicht kaufen, wenn Ihr nicht mögt. In meinem Land sind die meisten Menschen sehr freundlich, also habt keine Angst" erklärte der Braunhaarige und führte die verunsichert wirkende junge Dame hinter dem Stand. Die freundliche Verkäuferin nahm Ocean schließlich im Empfang und führte sie sofort zu einem kleinen Häuschen aus Holz, um ihr beim Anziehen zu helfen, während sie eines ihrer Kinder zum Stand schickte, um die Ware zu beaufsichtigen. "Sir, ich... Ihr solltet nicht länger den Beleidigten spielen, auch wenn ich nicht weiß, was zwischen Euch und Miss Ocean geschehen ist. Ihr habt ihre Blicke ignoriert und dabei war es doch offensichtlich, dass sie Eure Hilfe wollte" ertönte die Stimme von Joe, denn so langsam fand er das Verhalten seines Captain ziemlich kindisch. Er hatte schließlich Augen im Kopf und hatte bemerkt, dass Jack die junge Dame eigentlich sehr mochte, denn in den letzten Tagen war in jedem zweiten Satz ihr Name gefallen und auch Master Gibbs hatte angedeutet, dass ihr Captain wohlmöglich zum ersten Mal aufrichtige Gefühle gegenüber einer Frau hegte. "Meine Hilfe? Ah... Ich soll also noch einmal betonen, dass sie eine wunderschöne Frau ist, nur damit sie mich erneut anbrüllt und mich einen Lügner nennt? Danke, kein Bedarf. Die vornehme Lady wird nun ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen" erwiderte Jack unbekümmert und betrachtete goldene Fußkettchen. Auf einmal wollte Ocean seine Hilfe in Anspruch nehmen, wollte gar seine Meinung wissen? Nein, erst wollte er eine aufrichtige Entschuldigung hören, überzeugend und ehrlich, sonst konnte sie ihre Hilfe bei einem anderen Depp suchen. Roy blieb stumm und hörte der Unterhaltung lediglich zu. Ja, der Captain mochte diese Frau, aber scheinbar hatte sie etwas gesagt, dass Jack nun seine eigentliche Hilfsbereitschaft verweigerte. "Wenn Ihr mir erklären würdet, was zwischen Euch und der vornehmen Lady vorgefallen ist, könnte ich Euch meine Hilfe anbieten" murrte Joe und verschränkte seine Arme vor der Brust. Das Piratenleben hatte er sich etwas anders vorgestellt, aber vielleicht würden sie Abenteuer erleben und nach wertvollen Schätzen suchen, wenn der Captain wieder zur Vernunft käme. "Ihr Verlobter, eine verfluchte Missgeburt, wenn ich das anmerken darf, hat sie ausgepeitscht, wie euch sicherlich Master Gibbs erzählt hat. Die harten Peitschenhiebe werden Spuren auf ihrem Rücken hinterlassen und...". "Verstehe... Habt Ihr ihr gesagt, dass Euch die bleibenden Narben nicht stören? In ihrer Gesellschaft sind Narben abwertend und wirken abstoßend gegenüber den Heiratskandidaten. Auch wenn sie in einer angesehenen Familie hinein geboren wurde, machen äußerliche Makel eine Frau in den Augen der Männer wertlos. So ist das leider beim Adel" unterbrach Joe den nun verwundert wirkenden Captain, welcher die eben gehörten Worte erst einmal verarbeiten musste. Er wusste, dass die reichen Schnösel ein Fall für sich waren, aber eine Frau wertlos zu stufen, nur weil sie nicht perfekt ins Profil passte, schockierte ihn zunehmend. "Ich... Ich hatte keine Ahnung" murmelte Jack noch immer schockiert, doch dieses Mal meldete sich der Blonde zu Wort, welcher wohl ebenso etwas zu diesem Thema beitragen konnte. "Ich bin der Sohn von Herzog Erik Tokiani aus Spanien und stamme daher auch dem Adel ab. Einige Tage vor meiner Vermählung bin ich geflohen und schließlich in Tortuga gelandet. Wisst Ihr, Captain, mein Vater wollte nie einsehen, dass ich nun mal Gefallen an dem männlichen Geschlecht finde, aber... Wie dem auch sei, ich scheine wohl einige Gemeinsamkeiten mit Miss Ocean zu haben, aber ich habe mich nicht getraut, Euch die Wahrheit über meine Herkunft zu sagen. Wie auch immer... Ich muss Joe zustimmen. Ihr Körper wurde beschmutzt und missbraucht, versteht Ihr? Somit ist sie eine wertlose Frau für jeden Mann unseres Ranges und...". "Du bewegst dich immer näher auf die Planke zu, Junge. Sei vorsichtig mit deinen Worten, sonst...". Jack ließ sein Schwert sinken, welches er in seiner Wut gezogen hatte und betrachtete nun Ocean in dem dunkelblauen Gewand. Unsicher sahen die blauen Augen auf, während Ocean unruhig mit dem Tuch spielte, welches ihren Hals beschmückte. Die Blicke der Piraten ließen ein ungutes Gefühl in ihr aufkeimen, doch schließlich durchbrach Joe die unangenehme Stille und trat auf die junge Dame zu. "Ihr müsst Euch nicht schämen, Miss Ocean. Ihr seid eine wahre Augenweide" lächelte er die Schwarzhaarige an und umkreiste sie einmal. Interessant waren die Stickereien auf dem Sari und die zahlreichen hellblauen Perlen, die auf der Brust zu sehen waren, während der lange Rock bis zu ihren Füßen reichte. Diese Blautöne, dazu der lange Schleier, welcher beim Rock befestigt und über ihre Schulter gelegt worden war, unterstrich ihre Schönheit und Joe vermutete, dass er seine Worte wohlmöglich noch einmal wiederholen musste, um ihr glaubhaft zu machen, dass er nicht zu Scherzen beliebte. "Ich weiß nicht. Ich...". "Ganz im Vertrauen, Eure zugefügten Wunden spielen für uns Piraten keine Rolle. In Eurer Gesellschaft mag Euch nun kein einziger Mann mehr heiraten wollen, aber es gehört sehr viel mehr dazu, um eine junge Frau wie Euch zu verschmähen, nicht wahr, Captain?". Joe blickte nun zu Jack rüber, welcher natürlich den Worten des Braunhaarigen gelauscht hatte und er hätte vermutlich auch eine ehrliche Antwort gegeben, wenn die umliegende Musik nicht plötzlich verstummt wäre. Nur für einen kurzen Moment, ehe erneut Trommelschläge und Flötentöne ertönten, gemischt mit Gesang von vielen Menschen. "Oh... Es findet eine Vermählung statt. Es ist selten, dass sich Menschen beim Holi-Fest vermählen, also sollten wir hingehen, Captain. Glaubt mir, dieses Schauspiel wird Euch nur einmal im Leben geboten" erklärte Joe und nahm einen Beutel entgegen, indem er die Habseligkeiten der jungen Dame vermutete. Lächelnd, denn offensichtlich hatte sich Ocean für den Sari entschieden und auch bereits bezahlt, nickte er ihr zu, ehe er erneut die Führung durch das belebte Dorf übernahm. Roy folgte dem Braunhaarigen sofort, weswegen nur noch Jack bei der jungen Adelstochter stand und sie noch immer von Kopf bis Fuß musterte. Er musste Joe beipflichten, denn in dem Sari sah Ocean wirklich bezaubernd aus und auch wenn Narben auf ihrem Rücken bleiben würden, Jack war keineswegs so oberflächlich, hatte die Kleine doch ein gutes Herz und eine reine Seele, würde er sie trotzdem mögen. Jeder Mann wäre dumm, sie von sich zu weisen, nur weil sie einige Makel besaß. "Jack, ich... Ich war ungerecht zu dir und... Ich...". "Du solltest mir vertrauen, Schätzchen. Ich gehöre nicht dem Adel an und selbst wenn ich das täte, mir wären deine Makel vollkommen egal" unterbrach er sie und hob seine linke Hand. Auffordernd wartete er auf ihre Reaktion, ehe seine Hand ergriffen wurde und ein kaum merkliches Lächeln auf ihren Lippen erschien. Auch Jack legte nun ein Lächeln auf, setzte mit ihr den Weg fort und zusammen erreichten sie schließlich einen großen Platz, auf dem viele Menschen tanzten, sangen und der eben vollzogenen Vermählung beiwohnten. Es glich einem Volkstanz und Jack konnte diese Feier nur belächeln, während die Kleine neben ihm mit wachsender Begeisterung dem Gesang lauschte. "Würdest du mit mir tanzen, wenn ich dich bitte?" wollte Jack in Erfahrung bringen und grinste amüsiert, als er Joe und Roy in der Menge erkennen konnte, welche sich mit farbigen Pulver bewarfen, wobei der Blonde ein Gesicht zog, als gefiele ihm die Farbe auf seiner sauberen Kleidung nicht. Ocean blickte zum Captain auf, betrachtete erneut die tanzenden Menschen, ehe sie erneut zu ihm aufblickte. "Ich... Nein, es wäre mir peinlich, Jack. Ich müsste sehr viel Alkohol getrunken haben, um deiner Bitte nachkommen zu können" erwiderte Ocean schließlich, ehe ihr eine Flasche Rum in die Hand gedrückt wurde. "Wie viel Rum musst du trinken, um mir meine Bitte zu erfüllen?" fragte der Pirat grinsend und deutete ihr an, etwas zu trinken. Natürlich war ihm in Erinnerung geblieben, dass sie ihre Hemmungen fallen ließ, wenn sie erstmal genug Alkohol getrunken hatte und er könne sich noch gedulden, wenn er schließlich mit ihr tanzen durfte. "Du Halunke" murmelte Ocean nun ebenso grinsend und entfernte den Korken aus der Öffnung. Einen kräftigen Schluck trinkend, blickte sie erneut zu ihm auf, ehe er ihr auch noch zustimmte. "Aye, ich bin ein Halunke, aber auch ein charmanter Kerl, findet Ihr nicht auch, Mylady?". Ocean schüttelte lächelnd ihren Kopf über seine Worte, trank weitere Schlücke und beobachtete das rege Treiben. Die Vermählung schien noch vor ihrer Ankunkft auf dem Platz vollzogen worden zu sein und nun feierten die Verwandten und selbst fremde Dorfbewohner wegen des Festes. Ocean wusste noch nicht, ob sie seiner Bitte nachkommen könnte, aber noch war später Nachmittag und dieses Fest noch lange nicht vorbei. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, würde sie mit Jack tanzen, wenn der Abend angebrochen war, doch bis dahin müsste noch sehr viel mehr Rum ihrer Kehle hinab laufen, um ihre Hemmungen vollends zu ersäufen. Kapitel 18: Verführerischer Hüftschwung --------------------------------------- Der Abend war bereits angebrochen und die Schwarzhaarige wusste schon längst nicht mehr, wie viele Rumflaschen sie in den letzten Stunden geleert hatte. Ebenso Jack, welcher sich bereits im Takt der rhythmischen Musik bewegte und der munteren Feier ohne Bedenken beiwohnte. "Kommt schon, Schätzchen. Tanzt mit mir" rief er ihr zu, ehe er sich wieder einem kleinen Mädchen zuwendete, deren Hände er freudig ergriff. Ocean grinste amüsiert und beobachtete auch weiterhin Jack, welcher mit dem gerade mal sechs Jahre alten Mädchen tanzte und dabei wohl sichtlichen Spaß zu haben schien. Ob er Kinder wohl sehr gern hatte? Wünschte sich Jack irgendwann auch eigene Kinder? Erneut stellte sich Ocean so viele Fragen über den attraktiven Piraten, aber die Antworten blieben ihr verwehrt, weil sie nicht den Mut dazu aufbrachte, all ihre Fragen zu stellen. Jede Frage könnte von Jack falsch interpretiert werden, jedenfalls im Moment, weil er doch soviel Rum getrunken hatte. "Amüsiert Ihr Euch etwa nicht, Miss Ocean?" ertönte plötzlich die Stimme von Joe neben ihr, welcher wohl auch schon einige Gläser Rum getrunken haben musste. Er grinste dümmlich, schwankte auch schon ein wenig, aber diese Tatsache schien ihn nicht davon abhalten zu können, weitere Pulversäckchen nach Roy zu werfen. "Doch, ich... Könntest du mir diesen Brauch erklären? Warum bewerfen sich die Menschen mit dem farbigen Pulver?" erwiderte Ocean und betrachtete die kleinen Säckchen, die Joe auf seinem linken Arm hielt. "Äh... Ich... Wisst Ihr, ich habe... Also... Ich weiß nur, dass wir uns beim Holi-Fest mit dem farbigen Pulver bewerfen, aber den genauen Hintergrund kenne ich nicht, aber ich denke, dass es sonst auch nicht das Fest der Farben heißen würde. Ihr solltet wissen, dass ich in einem Waisenhaus aufgewachsen bin und... Meine Eltern waren einst auch Piraten, zumindest mein Vater, aber er wurde wegen seine Taten gehängt, ebenso meine Mutter. Ich bin an meinem 16. Geburtstag abgehauen, weil ich im Waisenhaus ein isoliertes Leben führen musste. Als Kind eines Piraten hat man es nicht leicht, aber wie Ihr seht, bin ich auch ein Taugenichts geworden und werde meinem Vater alle Ehre machen" erzählte Joe und blickte nun in die Richtung des Captain, welcher nun von einigen kleinen Mädchen umzingelt wurde, die wohl allesamt mit ihm tanzen wollten. "Entschuldige... Ich wusste nicht, dass du...". "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Miss Ocean. Jeder Mensch trägt eine Last auf seinen Schultern, sowie Ihr, vermutlich der Captain und auch ich. Ich meine, Euer Verlobter, wenn Ihr mir meine Bemerkung erlaubt, hätte tausend Tode verdient und dieser Ansicht ist auch unser Captain. Wollt Ihr wissen, wie er sich in den vergangenen Tagen verhalten hat?" unterbrach Joe die junge Dame abwinkend und wechselte das Thema. Ocean nickte ihm zu, führte die Öffnung der Rumflasche an ihre Lippen und lauschte seinen nächsten Worten, welche für großes Erstaunen sorgten. "Tagsüber verbarg er seine Sorgen, aber gegen Abend bemerkten wir deutlich, wie es ihm eigentlich ging. Er macht sich vermutlich immer noch Vorwürfe und er sprach auch oft von Rache. An einem Tag wollte er sogar umkehren, aber Master Gibbs brachte ihn noch rechtzeitig zur Vernunft. Glaubt mir, Ihr seid ihm sehr wichtig und ich glaube sogar, dass er seinen Kopf für Euch riskieren würde, wenn es hart auf hart käme". Die junge Dame erkannte nun erst, welchen Fehler sie am Nachmittag gemacht hatte, reichte dem Braunhaarigen die Rumflasche und ging ohne ein Wort zu verlieren auf Jack zu, welcher ihre Anwesenheit sofort bemerkte. "Jack, ich..." murmelte Ocean zu leise, senkte ihren Kopf gen Boden und biss sich auf ihre Unterlippe. Warum? Warum würde ein Pirat nur so etwas für sie tun? Gut, sie waren Freunde, zumindest glaubte Ocean, dass sie miteinander befreundet waren, aber er musste doch nicht seinen Kopf für sie riskieren, oder? Die junge Dame könne es sich niemals verzeihen, wenn er durch sie sterben müsste. "Was... Hey, bist du etwa eifersüchtig auf die süßen Mädchen?" grinste er, lief rasch auf die Kleine zu, hob ihr Gesicht mit seiner Hand an und entdeckte nun ihre Tränen, welche an ihren Wangen hinab liefen. Schlagartig verschwand der Spaß aus seinen Augen, ehe er ihre Tränen beseitigte und die Kleine an seine Brust zog. Warum wurde er nur immer so schwach, wenn sie weinte? Wieso hatte er meist das Gefühl, sie in solchen Momenten beschützen zu müssen? Jack wusste es nicht, strich ihr vorsichtig über den Rücken und versuchte die junge Dame zu beruhigen, auch wenn er sich natürlich fragte, warum sie nun so plötzlich in Tränen ausgebrochen war. "Würdest du mir erklären, warum du in Tränen ausbrichst?" fragte er nahe an ihrem linken Ohr und endlich sahen ihre verweinten Augen zu ihm auf, welche bereits durch den Alkohol total verklärt wirkten. Einige Sekunden blieb sie noch stumm, ehe Ocean die Stille brach und ihr momentanes Befinden und ihren Gefühlsausbruch erklärte. "Jack, ich will nicht, dass du dein Leben für mich riskierst. Ich habe bereits meine Eltern sterben sehen, aber wenn ich jetzt auch noch dabei zusehen müsste, wie du gehängt wirst... Ich... Nein, ich will nicht noch einmal sehen, wie eine mir nahe stehende Person stirbt". Der Captain war über das plötzliche Thema überrascht, ebenso über ihre Angst, hatte er doch geglaubt, dieses Thema wäre bereits geklärt, doch scheinbar dachte die junge Dame in seinen Armen noch immer an derartige Situationen, obwohl er seinen Standpunkt deutlich gemacht hatte. "Ich habe nicht vor den Löffel abzugeben, also mach dir keine Sorgen, Ocean. Du weißt doch noch, wer ich bin, oder?" erwiderte Jack schließlich lächelnd und wischte ihr ein weiteres Mal die Tränen von ihren Wangen. Ocean nickte ihm zwar zu, doch überzeugt schien sie nicht zu sein, jedenfalls verkrallten sich ihre Finger in seine Weste, während ihre blauen Augen traurig und matt wirkten. "Schätzchen, du musst mir schon in dieser Hinsicht ein bisschen mehr vertrauen, klar soweit? Weißt du, in den meisten Fällen laufe ich lieber davon, weil ich wirklich an meinem Leben hänge, aber... Nehmen wir an, dein feiner Verlobter bekommt dich oder mich in die Finger und beantragt einen Austausch. Wenn du in dieser Situation wärst, wie würdest du dich entscheiden?" wollte der Pirat in Erfahrung bringen und obwohl er schon weit über den Durst getrunken hatte, schaffte er es mit ihr zu reden, ohne dabei alberne Sprüche von sich zu geben. Er wusste schließlich, wie sehr die Kleine unter solchen Vorstellungen litt und deswegen musste er ein vernünftiges Gespräch mit ihr führen. Genau diese Situation fürchtete Ocean so sehr, aber der letzte Satz verunsicherte sie zutiefst. Sollte Jack in die Hände ihres Verlobten fallen und sollte solch ein Austausch beantragt werden, würde sie sich nur für einen Weg entscheiden. Ihr Leben für seines, denn erst durch sie wäre er überhaupt erst in diese gefährliche Situation geraten. "Ich...". "Du würdest ebenso dein Leben für mich riskieren, nicht wahr? Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dich in den Tod laufen ließe? Ich hätte mein restliches Leben lang ein schlechtes Gewissen. Aye, auch ich habe so etwas wie ein Gewissen, Schätzchen, also beten wir einfach, dass wir niemals in solche Situationen geraten werden, einverstanden?". Lächelnd strich er ihr über die Wange, denn auch wenn er sie eben unterbrochen hatte, wusste er sehr wohl, dass sie ähnlich dachte. Sie war ihm eben sehr ähnlich und genau diese Gemeinsamkeiten machten ihn in ihrer Gegenwart so äußerst schwach. Bevor Ocean eine Antwort hätte geben können, löste er sich von ihr, deutete eine leichte Verbeugung an und streckte seine rechte Hand nach ihr aus. "Ihr schuldet mir immer noch einen Tanz, Mylady" grinste er sie vielsagend an und obwohl er nicht dem Adel angehörte, wusste Jack, wie er sich gegenüber einer vornehmen Dame verhalten musste. Die Schwarzhaarige belächelte seine Aufforderung und besah sich nochmals die tanzenden Menschen um sie herum, ehe sie seine Hand ergriff und sofort an seine Brust gezogen wurde. Prüfend blickte sie ihm in die Augen, erntete jedoch nur ein amüsiertes Grinsen von ihm, ehe er auch schon seine Hüften im Takt der Musik bewegte und obwohl er keine Ahnung von solchen Volkstänzen zu haben schien, Ocean übrigens auch nicht, bewegte er sich nicht einmal schlecht, weswegen die junge Dame seinen Bewegungen folgte. "Ihr habt einen verführerischen Hüftschwung, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist" lächelte Jack, vollführte mit ihr eine Drehung und brachte Ocean dazu, ihren Rücken an seine Brust zu schmiegen. Seine Hände wanderten sofort zu ihrem Bauch, während er weiterhin dem Takt der Musik folgte. "Ihr auch, Captain Sparrow. Ich gestehe, dass ich noch nie so eng mit einem Mann getanzt habe. Wisst Ihr, in meiner Gesellschaft herrscht Zucht und Ordnung und... Ich denke, dieser Tanz würde wohl unter dem Verbrechen 'Sittenlosigkeit' fallen" erwiderte die junge Dame, neigte ihren Kopf leicht zur Seite und seufzte wohlig aus, als seine linke Hand hauchzart über ihren Hals glitt. "Aye, die sündhafte Sittenlosigkeit. Wollt Ihr nicht die wahre Sittenlosigkeit kennenlernen? Es wäre mir eine Ehre und ein noch größeres Vergnügen". Ocean drehte ihren Kopf zu ihm, sah Jack einige Sekunden in die Augen und dachte über seine Worte nach, sofern es ihr in ihrem alkoholisierten Zustand noch möglich war. Hatte er ihr nun wirklich ein unsittliches Angebot unterbreitet? Ja, deutlich konnte sie diesen Glanz in seinen Augen erkennen, während sich bei jeder weiteren Bewegung etwas Hartes gegen ihren Po presste. "Die wahre Sittenlosigkeit? Ich gebe zu, dass Ihr mir in einigen Punkten gefallt, aber... Nein, ich kann nicht mit Euch... Ich meine..." murmelte Ocean verlegen, brach ihren Satz ab und blickte gen Boden. Nein, sie konnte nicht, auch wenn sie seine Berührungen genoss und er so liebevoll mit ihr umging. "Obwohl Ihr genügend Rum getrunken habt, weist Ihr mich erneut zurück? Habt Ihr etwa immer noch Angst, obwohl ich mehrmals bewiesen habe, dass ich ein feiner Kerl bin?" wollte Jack in Erfahrung bringen, drehte die junge Dame zu sich herum und ließ seine Hände zu ihrem knackigen Po wandern. "Habt Ihr eine Ahnung, wie oft ich in den vergangenen Tagen schon von Euch träumte? Ich will... Verzeiht, was rede ich nur? Ihr benebelt mir mein letztes bisschen Verstand, Schätzchen". Schlagartig kehrte Jack in die Realität zurück und verfluchte nun sein loses Mundwerk, weil er ihr eben wirklich ein zu gewagtes Angebot unterbreitet hatte. Sich räuspernd und die Röte auf seinen Wangen kaum verbergen könnend, löste er sich von ihr und bemerkte nun erst ihren Rotschimmer auf ihren Wangen, während Ocean ihre Hände hob und sein Gesicht umrahmte. "Ihr träumt von mir, Jack?" entgegnete Ocean ihm fragend, schmiegte sich nun wieder an seine Brust und bewegte kaum merklich ihr Becken. Die Musik um sie herum wurde mit jeder weiteren Sekunde leiser, denn im Augenblick hatte Ocean nur Augen und Ohren für Jack, welcher seine Hände noch etwas tiefer gleiten ließ und der Versuchung unglaublich nahe war, die Kleine in eine ruhige und unbelebte Gasse zu ziehen, nur um seine weiter ansteigende Lust endlich zu stillen. Mit Mühe unterdrückte er einen Laut des Wohlgefallens, bettete nun sein Kinn auf ihre rechte Schulter und seufzte ungewollt erregt in ihr Ohr. "Oh ja, ich träume von Euch und jedes Mal, wenn es gerade interessant wird, werde ich geweckt, sei es durch meine eigene Dummheit oder durch meine Crew" gestand er ihr leise, ehe er seine Zungenspitze über ihre Ohrmuschel gleiten ließ und nun ihr einen Laut des Wohlgefallens entlockte. "Sagt Ihr solche Worte zu jeder Frau, die Euch gefällt?" erwiderte Ocean jedoch standhaft, obwohl ihr seine zärtlichen Berührungen mehr als gefielen und doch lagen ihr so viele Fragen auf der Seele und Jack schien zu bemerken, worum es ihr eigentlich ging. Seufzend blickte er ihr nun wieder in die Augen, denn wenn er das wollte, was er er im Moment am meisten begehrte, musste er ihr wohl die Wahrheit sagen. "Ihr seid die erste Frau, von der ich träume, aber... Ich muss Euch zustimmen, Schätzchen. Ich verwende oft süße Worte, um eine Frau ins Bett zu bewegen, aber...". Bevor sich Ocean aus seinen Armen hätte befreien können, sprach er weiter, denn er wollte die junge Dame keineswegs in einem unguten Zustand gehen lassen. "Ocean, du bist anders. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich möchte dich nicht hinters Licht führen. Du weißt schon sehr viele Kapitel aus meinem Leben und ich weiß, dass du noch mehr Fragen hast. Frag mich und ich werde dir ehrliche Antworten geben, nur... Glaube mir. Vertrau mir, Ocean" fügte er hinzu und bevor sie ihre erste Frage stellen konnte, stahl er sich einen forschen Kuss von ihr, wollte er ihr doch zeigen, dass er mit der jungen Dame nicht nur spielen wollte. Nein, irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm, dass Ocean etwas ganz Besonderes war. Wie ein wertvoller Schatz. Erst nach wenigen Minuten löste er ihren Kuss, blickte ihr erneut in die Augen und wartete auf ihre Reaktion. Die blauen Augen sahen noch immer verunsichert aus, doch im nächsten Moment schüttelte die Schwarzhaarige ihren Kopf und versuchte sich wieder auf das Fest zu konzentrieren. Doch bevor sie sich auf die Musik konzentrierte, fiel ihr Blick auf den Ring, welchen sie vor einigen Wochen von Jack erhalten hatte. Sich den Ring vom rechten Mittelfinger ziehend, hielt sie ihm das Andenken an seiner Mutter hin, denn nur er durfte der Besitzer dieses Ringes sein. "Behalte den Ring noch eine Weile. Ich weiß, dass du gut auf ihn achten wirst" lächelte Jack und steckte ihr den Ring wieder an. Ocean erwiderte kein einziges Wort, legte stattdessen ihre Hände auf seine Schultern und tanzte im Takt der Musik, während der Pirat seine Finger über ihren Rücken wandern ließ und ihren Schritten folgte. Er wusste, Ocean brauchte mehr Zeit und auch wenn er schon zu lange auf die Erfüllung seiner Träume wartete, wollte er sich ihr zuliebe in Geduld üben. "Jack, ich... Ich wünschte... Ich..." stammelte Ocean, drehte sich in seinen Armen und folgte seiner Hüftbewegung, während sie ihre Hände auf seine Handrücken legte und fragend über ihre Schulter zu ihm aufblickte. "Ich wünschte, du wärst mein Verlobter, Jack. Bei dir fühle ich mich sicher und... Du magst zwar ein Pirat sein, sogar ein Piratenfürst, wenn ich dich richtig verstanden habe, aber du bist ein anständiger Mann. Ich meine, du würdest doch niemals heiraten, nur weil es um eine ordentliche Summe geht, oder?" schaffte es die junge Dame ihre Gedanken in Worte zu fassen, spürte erneut seinen Kopf auf ihrer rechten Schulter und seinen warmen Atem, welcher ihren Hals streifte. "Nein, warum sollte ich? Geld existiert überall auf der Welt und wartet nur darauf, von mir geraubt zu werden. Ist das dein Ernst? Entspreche ich etwa deinem Idealbild oder sagst du das nur, weil dein eigentlicher Verlobter nicht nur eine Niete im Bett ist, sondern nur aus Ansehen und Geldgier deine Hand zum Bund der Ehe will?" erwiderte Jack ihr ebenso fragend, spürte plötzlich ihren Kopf auf seiner Schulter und bemerkte im Augenwinkel, wie die Kleine zu den Sternen aufblickte. "Ich weiß es nicht so genau. Ich weiß nur, dass du ein guter Mensch in meinen Augen bist und ich frage mich, wie ein guter Mensch ein Pirat werden konnte? Ich frage mich, ob dein Vater noch lebt und was er von deinem jetzigen Leben wohl hält? Diese Fragen beschäftigen mich und deswegen bin ich bei Tia Dalma gewesen, aber durch ihre widerliche Medizin bin ich wohl eingeschlafen" erklärte Ocean, ehe die Musik stoppte. Es wurden einige Worte gesprochen, die weder Jack, noch Ocean, verstehen konnten, ehe die Menge einen Kreis bildete und das frisch vermählte Ehepaar den Platz betrat. Wesentlich ruhigere Musik wurde nun gespielt und erneut fragte sich Ocean, wie es wohl wäre, aus tiefster Liebe zu heiraten. Auch Jack beobachtete das frisch vermählte Ehepaar, belächelte diese Glückseligkeit und wendete sich wieder Ocean zu, welche ihm zuvor einige Fragen offenbart hatte. Sollte er ihr nun wirklich die ersehnten Antworten geben, obwohl sie im Moment mit sehnsüchtigen Blick dem Tanz der Vermählten folgte? Doch nach weiteren Sekunden fiel ihm noch eine Frage ein, die Ocean vor einigen Stunden ausgesprochen hatte. "Ist das Liebe?" war ihre Frage gewesen, im Bezug auf ihren Verlobten, der nur an ihrem Geld und seinen eigenen Status interessiert war. "Das ist Liebe, um deine Frage zu beantworten. Sieh dir nur die Frau an und du siehst, wie glücklich sie ist. Diese Vermählung wurde nicht aus Zwang und Habgier vereinbart, sondern aus reiner Liebe zweier Menschen" murmelte er schließlich die Antwort, die er ihr schuldig geblieben war und spürte sofort ihre blauen Augen auf sich ruhen, ehe ein bezauberndes Lächeln auf ihren Lippen erschien. "Je länger ich in deiner Nähe bin, desto mehr Fragen stelle ich mir" erwidere Ocean und lehnte ihre Stirn an seine Wange, während ihre Finger leicht über seine Handrücken fuhren. "Solche Worte zu hören... Von dir... So unwirklich und doch bestätigst du mir, dass auch du nur ein Mensch bist". "Was dachtest du denn? Ich besitze auch Gefühle und natürlich bin ich gekränkt, verletzt oder was auch immer und... Wie schon gesagt, ich beantworte dir jede Frage, aber noch nicht jetzt. Genieße den Abend, Schätzchen" entgegnete er ihr, ehe die langsame Melodie endete und erneut eine rhythmische Musik mit Gesang angestimmt wurde. Die Menschen um dem Captain und der jungen Dame herum füllten erneut den Platz, lachten, tanzten im Takt der Musik und sangen unbekümmert. Jack löste sich von Ocean, ergriff ihre linke Hand und zog sie hinter sich her, ehe er mit ihr in der Menschenmenge verschwand. "Was hat unser verehrter Captain vor?" wollte Roy aufgebracht wissen, säuberte sich schon seit etlichen Minuten mit einem feuchten Lappen und versuchte Jack in der tanzenden Menschenmenge zu erkennen. "Keine Ahnung, aber er wird schon nichts Dummes tun. Ich werde zurück zum Schiff gehen und mich aufs Ohr hauen. Kommst du mit?" erwiderte Joe gähnend, da der geflossene Alkohol allmählich seinen Tribut einforderte. Zudem war er schon seit zwei Tagen durchgehend wach, weswegen er zumindest einige Stunden Schlaf gebrauchen könnte. "Was? Wir können unseren verehrten Captain doch nicht alleine lassen. Diese Frau...". "Gib endlich auf, Roy. Du hattest und wirst nie eine Chance bei Jack haben. Er hat nur Augen für Miss Ocean, also komm mit und lass sie in Ruhe" unterbrach der Braunhaarige den noch immer wütend wirkenden Roy, sei es durch seine beschmutzte Kleidung oder durch die Tatsache, dass der Captain nichts für ihn übrig hatte. "Ich gebe nicht auf, Joe. Du wirst noch sehen, irgendwann werde ich seine Kajüte betreten dürfen und dann gehört der Captain ganz und gar mir". Joe schüttelte verständnislos den Kopf, zuckte anschließend mit seinen Schultern und wendete sich zum Gehen. "Wie du meinst" murmelte er dem Blonden noch zu, ehe er sich auf dem Weg zum Hafen machte. "Jack, warte... Was hast du vor?" rief die Schwarzhaarige und endlich blieb der Pirat mitten in der Menge stehen, wendete sich zu ihr um und legte ein amüsiertes Grinsen auf. Ocean blickte ihn weiterhin fragend an, doch als er plötzlich seine Hüften im Rhythmus der Musik bewegte, sogar versuchte, die Tanzschritte zu vollführen und dabei beinahe über seine eigenen Füße stolperte, weil er nun mal soviel Rum getrunken hatte, kicherte die junge Dame und ließ sich auf sein Spiel ein. "Komm schon, schwinge deine Hüften. Solche Abende werden dir selten geboten, Ocean" forderte er sie grinsend auf, umkreiste sie tanzend und deutete mit seiner Hand an, dass sie sich endlich einen Ruck geben sollte. "Du bist verrückt, Jack. Du machst dich lächerlich und es scheint dich nicht zu stören" erwiderte die junge Dame, ehe ihre Hände ergriffen wurden und Jack sie dazu zwang, sich mit ihm im Kreis zu drehen. "Warum sollte es mich stören? Ich bin in einem fremden Land und morgen Früh wird sich sowieso kein Mensch an mich erinnern können". Wohl wahr, dachte sich Ocean, denn er war nicht ohne Grund mit ihr in der Menge verschwunden. Einzig seine Crew und sie selbst kannten ihn, aber vor der jungen Dame schien er sich gern zum Affen zu machen, weil er im Moment einfach nur Spaß verspürte. "Schätzchen, erweise mir die Ehre. Glaube mir, du wirst es nicht bereuen" fügte er schließlich noch hinzu und endlich schien er ihre letzten Hemmungen durchbrochen zu haben. Endlich bewegten sich ihre Hüften, verführerisch und wild und für einen kurzen Moment tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf, die er jedoch in die tiefste Ecke seiner Gedankenwelt zu verbannen versuchte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für erotische Phantasien, auch wenn er vereinzelte Träume nur zu gern ausleben wollte. Später, dachte er sich und ergriff erneut ihre Hände, drehte sich mit ihr im Kreis und lachte ausgelassen. Ocean hatte ihm erneut Unrecht getan, denn es machte wahrlich Spaß, sich im Takt der Musik zu bewegen, ohne darauf zu achten, ob irgendwelche Tanzschritte falsch gesetzt worden waren. In ihrer Gesellschaft gab es solche Tänze nicht und allmählich war es an der Zeit, ihre Heimat aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Nicht länger England, ihr Verlobter oder gar Regeln standen im Vordergrund, sondern die errungene Freiheit, ein großes Schiff mit einer halbwegs freundlichen Crew und Jack, welchem sie dieses Leben verdankte und mit welchem sie diesen Abend in vollen Zügen auskosten wollte. Kapitel 19: 'Sei Mein in der heutigen Nacht' -------------------------------------------- "Jack, ich kann nicht mehr... Ich... Meine Füße schmerzen und auch mein Rücken tut etwas weh" keuchte die Schwarzhaarige außer Atem und blieb in der tanzenden Menge stehen. Der Captain nickte ihr wissend zu, hatte er bereits bemerkt, dass die Kleine am Ende ihrer Kräfte war, ergriff ihre Hand und schwankte mit ihr vom Platz, damit sie wieder zu Atem kommen konnte. "Weißt du, Jack, wenn ich nicht am Ende meiner Kräfte wäre, würde ich noch bis zum Morgengrauen mit dir tanzen, aber... Verdammt, ich hätte es nicht übertreiben dürfen". Zum Ende hin fluchte Ocean, da ihre noch nicht verheilten Wunden furchtbar schmerzten, während sie sich nun nach einer Sitzmöglichkeit umsah. "Eine vornehme Dame sollte nicht fluchen, Schätzchen. Wie wäre es, wenn wir uns ein Zimmer in dem Gasthaus beim Hafen besorgen und uns dort miteinander beschäftigen würden?" erwiderte Jack grinsend, schlang seinen rechten Arm um ihren Rücken, während er mit seiner Linken zu ihren Kniekehlen wanderte. Mit einem Ruck hob er das vornehme Fräulein auf seine Arme, ehe er sich ebenso schwankend in Bewegung setzte und den Weg zum Hafen ansteuerte. "Jack, ich kann laufen, keine Sorge und außerdem...". Ein Aufschrei ihrerseits folgte, ehe sie sich mit ihren Händen neben seinen Kopf abstützte und nun doch schmunzelnd in seine verklärten Augen blickte. "Du hast eindeutig zuviel Rum getrunken, mein Lieber". "Oh, jetzt gibst du mir sogar schon Kosenamen und die Tatsache, dass du auf meinem Becken sitzt, finde ich ganz toll. Wenn du nun die Güte hättest und dich bewegen würdest, wäre ich der glücklichste Pirat, der dir je unter die Augen getreten ist" erwiderte der Pirat anzüglich, ließ seine Hände über ihre Seiten wandern und spielte schließlich neckisch mit dem Tuch, welches sie um den Hals trug. Ocean seufzte leise aus, blickte noch immer in seine dunkelbraunen Augen, welche deutlich ausstrahlten, was Jack gerade für schmutzige Gedanken hegte und das er sich nichts mehr erhoffte, als dass sie sich nun auf seinem Becken bewegte. "Warum denken Männer meistgehend an Sex?" fragte sie schließlich, spürte deutlich die leichte Regung in seiner Hose und beugte sich ein wenig zu ihm hinab. Ein amüsiertes Grinsen erschien auf seinen Lippen und er war der Versuchung nahe, die süße Dame unter sich zu befördern, nur um ihr langsam und mit wachsender Neugier den Sari vom Leib zu reißen. Selbst in seinem betrunkenen Zustand verspürte er deutlich Lust, würde diese Lust auch ausleben, wenn er durfte, doch noch immer klammerte er sich an das letzte bisschen Vernunft in seinem Kopf. "Willst du mir etwa damit sagen, dass ich überwiegend an Sex denke?" grinste er fragend, während seine Hände zu ihrem Gesicht huschten und er leicht mit seinen Fingerkuppen über ihre zart Haut fuhr. "Genau das will ich dir sagen, Jack. Ich denke nicht, dass du gerade an das weite Meer denkst und deshalb..." erwiderte Ocean lächelnd und bewegte nun doch ihr Becken, weswegen sie ihm einen erregten Laut entlockte. "Ah... Ich muss dich enttäuschen, mein Schatz. Ich denke überwiegend an Schätze, Rum und meine geliebte Pearl" entgegnete er ihr beleidigt, weil sie ihm einfach keine Freude bereiten wollte. "So? Du bist also erregt, weil du an deine geliebte Pearl denkst?". "Nein, du missverstehst mich. Ich meine... Ich bin verwirrt". Nun war Jack total überfordert und dachte noch einmal über die eben gefallenen Worte nach, ehe er seine Hände sinken ließ und sich seinen Kopf rieb. Im Moment hatte er keine Ahnung, worauf die Kleine anspielte und er würde wohl morgen Früh noch einmal fragen müssen, wenn er weniger betrunken war. "Jack?" fragte die junge Dame zaghaft, erlangte endlich seine Aufmerksamkeit und fuhr fort. "Warum willst du zum Gasthaus? Dein Schiff ist doch nicht sehr weit entfernt und...". "Aye... Das Gasthaus beim Hafen. Ich möchte nur eine einzige Nacht meine Ruhe haben. Du kannst außerdem ein richtiges Bad nehmen, wenn du magst und wenn du mich ganz lieb bittest, steige ich mit dir in die Wanne" erwiderte er ihr überhastet und unterbrechend, setzte sich nun auf und sah Richtung Hafen. Seine Orientierung war ihm wohl bei der letzten Rumflasche verloren gegangen und nur mit äußerster Anstrengung schaffte er es, seinen verklärten Blick zu schärfen. "Ein Bad hast du wirklich nötig. Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?" murmelte Ocean, stand auf und reichte ihm ihre Hand. Ohne Hilfe würde er wohl den Weg zum Gasthaus nicht bewältigen können, doch zum Glück hatte er eine reizende Frau bei sich, welche noch halbwegs auf den eigenen Beinen stehen konnte. Nach nur wenigen Sekunden wurde ihre Hand ergriffen und mit ihrer letzten Kraft schaffte es die Schwarzhaarige, den schwankenden Captain auf die Beine zu ziehen und dessen linken Arm um ihre Schulter zu legen. "Wie war deine Frage noch gleich?" murmelte Jack, setzte sich mit ihr in Bewegung und überließ seiner Begleitung die Führung. "Ich fragte, wann du dich das letzte Mal gewaschen hast? Nimm mir meine Bemerkung nicht übel, aber du müffelst" entgegnete sie ihm und betrat mit ihrer Last eine etwas ruhigere Gasse. "Keine Ahnung, Schätzchen. Ich mache mir nicht viel aus Körperhygiene und bis jetzt hat sich auch noch keine Frau bei mir beschwert". Oh je, dachte sich Ocean und konnte bereits den Hafen erkennen, ebenso das Gasthaus, in welches Jack ein Zimmer beziehen wollte. "Stört dich mein Geruch?" fragte er nach einigen schweigsamen Minuten, in denen er wohl nachgedacht haben musste und blickte nun ebenso fragend zu ihr auf. "Magst du mich etwa nicht so, wie ich nun mal bin?" fügte Jack ebenso fragend hinzu, weswegen Ocean in ihren Schritten stoppte und den Captain neben sich musterte. Warum machte er sich solche Gedanken und wieso wirkten seine Augen auf einmal so traurig? Wurde er etwa nun auch noch sentimental durch den Rum, wie Ocean vor einigen Stunden? "Doch, ich mag dich, aber ein bisschen Körperhygiene hat noch keinem Menschen geschadet. Was meinst du, warum meine Haut so weich ist? Wohl kaum, weil ich mich nicht regelmäßig pflege, oder?". Jack dachte einen kurzen Moment über ihr vorgebrachtes Argument nach, musste ihr sogar insgeheim zustimmen, aber er war ein Mann und war auf Körperpflege nicht angewiesen. Piraten verzichteten auf diesen Luxus und sehnten sich nach anderen Schätzen. "Na schön... Du darfst mit mir in die Wanne steigen, aber... Unter einer Bedingung" fügte Ocean seufzend hinzu, denn Jack würde seine Meinung gegenüber die Körperhygiene wohl nie ändern. Nein, er war ein Pirat und hatte seinen eigenen Kopf. Außerdem wollte Ocean auch gar nicht, dass er sich veränderte, denn sie mochte ihn wirklich so, wie er war, wie er redete und wie er sich bewegte. "Kommt ganz auf die Bedingung an, aber können wir uns zuerst ein Zimmer besorgen?" erwiderte der Captain lächelnd und deutete auf die Stufen, die zum Gasthaus hinauf führten. Es waren zwar nicht sehr viele Stufen, aber da er bereits auf die Hilfe der jungen Dame angewiesen war und allein unmöglich noch einen ordentlichen Schritt machen konnte, stellten die Stufen doch ein kleines Problem dar. Ocean schien einverstanden zu sein, setzte sich erneut in Bewegung und setzte ihren rechten Fuß auf die erste Stufe. "Jack, lass dich nicht so hängen. Ich möchte nicht noch einmal den Boden begrüßen" murmelte die Schwarzhaarige und hielt sich beim Geländer fest, da der Pirat dennoch gefährlich schwankte, ehe sie endlich vor der verschlossenen Tür stand und klopfen konnte. Nur einen kurzen Augenblick später öffnete sich ein Stück Holz und ein junger Mann blickte aus das quadratische Loch heraus. "Namaste" grüßte er freundlich und redete in seiner Muttersprache unbeirrt weiter. "Wieso spricht in diesem Land kein einziger Mensch die englische Sprache?" beschwerte sich Jack, wollte sich schon zum Schiff drehen, nahm seinen rechten Daumen und Mittelfinger in den Mund und hätte vermutlich auch gepfiffen, um wenigstens Joe auf sich aufmerksam zu machen, wenn der Bursche nicht plötzlich englische Worte verwendet hätte. "Verzeiht, mein Herr. Was kann ich für Euch und Eure Begleitung tun? Unsere Zimmer sind belegt, außer der teuren Luxussuite" erklärte er, wie zuvor auch in seiner Sprache und bedachte die junge Dame mit einem verwunderten Blick, da sie in die linke Hosentasche des Mannes griff und scheinbar etwas suchte. "Schätzchen, du bist sehr ungezogen, aber...". "Ich suche nur mein Geld, also hör auf mit dem Unsinn" unterbrach sie seine lüsternen Worte und endlich fand sie die Münzen, drückte dem Mann das Geld in die Hand und wartete darauf, dass er die Tür öffnete. "Oh... Tretet ein, Lady, verehrter Herr" grinste der junge Bursche und öffnete die Tür, deutete eine tiefe Verbeugung an und kehrte schließlich zur Rezeption zurück, um der Dame den Schlüssel für die Suite zu geben. "Im vierten Stock, den rechten Gang runter, die vergoldete Tür. Schafft Euer Begleiter die Stufen?" wollte der junge Mann in Erfahrung bringen und bedachte den sehr verdreckt aussehenden Kerl mit einem skeptischen Blick, welcher sich von der jungen Frau stützen ließ. "Ich hoffe es. Solltet Ihr dennoch merkwürdige Geräusche hören, bleibt einfach dort, wo Ihr Euch befindet" entgegnete Ocean und trat den Weg zur Treppe an. Der vierte Stock, dachte sie sich insgeheim und sah sich nur einmal kurz um. Hoffentlich war die Luxussuite ihr Geld wirklich wert gewesen, sonst würd sie ihr Geld zurück fordern und stattdessen die Kajüte des Captain eher vorziehen. Seufzend blieb Ocean im Flur des dritten Stockes stehen, atmete einige Male tief durch und wollte gerade die letzten Stufen überwinden, als ihr Begleiter zu einer sehr teuer aussehenden Vase blickte und schließlich seinen Arm von ihrer Schulter nahm. "Die Natur ruft. Warte einen kurzen Moment, mein Schatz" grinste er und legte bereits seine Hände an den Stoffgürtel, um ihn zu öffnen, doch Ocean zerrte Jack beim Arm von der Vase fort und erklomm die letzten Stufen, nicht ohne dabei etwas Unverständliches zu murmeln. Unfassbar, dachte sie sich insgeheim, schüttelte ihren Kopf über sein Benehmen und ignorierte seine lauten Einwände. "Ocean... Hey, ich muss mich erleichtern. Dringend" rief er ihr zu, wurde noch immer von ihr beim Arm hinter ihr her gezogen, ehe sie plötzlich vor einer vergoldeten Tür hielt und den bekommenen Schlüssel verwendete. "Ich mache mir gleich in die Hose und das wäre mir wirklich peinlich, also entschuldige mich und...". "Reduziere deine Lautstärke und trete ein. Du kannst dich im Bad erleichtern" unterbrach sie ihn noch immer den Kopf schüttelnd, ehe er ins Zimmer huschte und im nächsten Moment im Bad verschwand, nachdem er eine Tür vergebens geöffnet hatte. Die vornehme Dame trat nun ebenfalls ein, schloss die Türe hinter sich und blickte sich im Zimmer um. Vermutlich der Wohnbereich, da eine große Couch und zwei Sessel in der Mitte des Raumes standen, auf einem verschieden farbigen Teppich mit exotischer Musterung. Zu ihrer rechten Seite war ein großer Eichenschrank mit unzähligen Büchern, direkt daneben eine geöffnete Tür, auf welche sie langsam zulief. Das Schlafgemach, staunte Ocean und das Bett allein war ein Blickfang. Über dem Bett, in welches sicherlich sechs Personen schlafen könnten, hingen verschieden farbige Tücher und auch auf dem Bettbezug lagen einige Tücher, die das Gesamtbild verschönerten. "Exotisch..." murmelte die junge Dame, blickte nun zu einem Schrank und öffnete dessen rechte Tür. Feinste Kleidung im indischen Stil und auch Handtücher, Unterwäsche und andere wertvolle Dinge konnte die Kleine durch das angeschaltete Licht erkennen. Jedoch wurde sie in ihrer Erkundungstour gestört, als es im Wohnbereich klirrte und ein leises 'Hoppla' ertönte. Jack, dachte sie sich schmunzelnd, lief zum Wohnbereich zurück und blieb vor einem gewaltigen Scherbenhaufen stehen. "Das war ich nicht. Ich wasche meine Hände in Unschuld" grinste der Captain, schob die Scherben mit den rechten Fuß zur Seite und ging schließlich auf einen etwas kleineren Schrank zu, um die Schubladen zu öffnen. "Sicher... Die teure Vase ist von selbst zu Bruch gegangen" erwiderte Ocean grinsend, beobachtete Jack bei seiner Suche nach wertvollen Gegenständen und seufzte leise aus, setzte sich auf einen der zwei Sessel und schloss für einen kurzen Moment ihre Augen. Lange entspannen konnte sie jedoch nicht, da die aufkommende Stille erneut durchbrochen wurde. "Von welcher Art 'Bedingung' ist die Rede?" wollte Jack wissen, öffnete eine kleine Schatulle, die er in einem der Schubladen hatte finden können und grinste zufrieden, als er den goldenen Schmuck eingehend betrachtete. Gerade wollte er sich eine Kette, zwei Ringe und ein Fußkettchen in die Hosentasche stecken, als Ocean seinen Beutezug unterbrach und den Schmuck zurück in die Schatulle legte. "Du behältst deine Hände bei dir und du wirst nichts aus dieser Suite entwenden" erklärte die junge Dame, kehrte ihm den Rücken zu und wollte ins Bad gehen, um das Badewasser einzulassen, doch seine Stimme und sein nächster Satz verunsicherte die Schwarzhaarige. "Das waren zwei Bedingungen, Schätzchen" wies er sie darauf hin, trat auf Ocean zu und drehte sie zu sich herum. "Welche Bedingung soll ich befolgen? Ich könnte... Nein, ich würde zu gern deinen Körper erkunden, aber die Schätze reizen mich auch" fügte er schelmisch grinsend hinzu, beugte sich ein wenig zu ihr hinab und sah ihr in die Augen. "Sei Mein in der heutigen Nacht. Ich schwöre, du wirst es nicht bereuen und... Du wirst diese Nacht niemals vergessen, denn ich bin Captain Jack Sparrow und bin...". "Unvergesslich... Ich kenne deine Worte bereits" ertönte ihre Stimme und obwohl Ocean errötet vor ihm stand, sich seinen Augen kaum entziehen konnte, trat sie einen Schritt zurück und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen. Er war hartnäckig, würde wohl auch nicht aufgeben und die vornehme Dame wusste, er würde bekommen, wonach er sich sehnte. Ja, irgendwann, doch den Zeitpunkt wollte Ocean selbst bestimmen. "Wie auch immer... Ich würde dir nur zu gern meine Fähigkeiten demonstrieren, also warum lassen wir das Bad nicht einfach aus und..." lächelte Jack, überbrückte den Schritt, den sie zurück gewichen war und ergriff ihre kaum merklich zitternden Hände, ehe er sich ein weiteres Mal zu ihr vorbeugte. "Wir legen uns ins Bett, Schätzchen. Ich bin ein...". "Jack, du bedrängst mich. Ich... Bitte, lass den Unsinn, sonst kehre ich zum Schiff zurück und du kannst allein diese Suite bewohnen" wendete Ocean ein und nun erst bemerkte der Captain, was er im Moment eigentlich mit seinen Worten anrichtete. Auf der Stelle trat er zurück, hob seine Hände beschwichtigend und deutete ihr somit an, dass er ihr nun nicht mehr zu nahe treten würde. "Verzeihung... Ich wollte dich nicht bedrängen, Ocean. Ich meine, ich... Bereite das Bad vor und ich füge mich deinen Bedingungen" murmelte Jack, ließ seine Hände sinken und setzte sich auf die Couch. Was machte er denn nur? Die junge Dame benötigte Zeit und er schwafelte süße Worte, nur weil er sich einfach nicht mehr beherrschen konnte. Mit seinem jetzigen Verhalten verschreckte er sie doch nur und genau das wollte Jack eigentlich nicht. Ocean ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren ins Bad, bewunderte für einen kurzen Augenblick die große Wanne, ehe sie ihren Kopf seufzend schüttelte. Es war nicht so, dass sie Angst vor Jack verspürte, aber er hatte soviel Alkohol getrunken, Ocean selbst auch, weswegen die Schwarzhaarige bei jeder weiteren Handlung vorsichtig blieb. Ebenso wusste sie, dass er ihr nichts Böses wollte, doch noch immer huschten ihr vereinzelte Erinnerungen an Tortuga durch den Kopf und erfüllten ihren Körper mit einer unsagbar großen Angst. "Ich wünschte, ich könnte diese Zeit einfach vergessen, aber..." hauchte Ocean, drehte das Wasser auf und nahm eine Flasche mit rotem Badesalz in die Hand. Während die junge Dame die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen zu verarbeiten versuchte, legte Jack seine Schwertscheide, seinen Revolver und den Kompass auf dem weißen Marmortisch ab, ehe er sich seiner Stiefel entledigte und das große Zimmer nun in Augenschein nahm. So lebten also reiche Menschen? Ob Ocean den Luxus vermisste, gar ihr altes Leben? Vermutlich nicht, denn ihr Verlobter war nun auf der Suche nach ihr, machte sie sogar für den Tod ihrer Eltern verantwortlich und schien wirklich nur an seinen Wohlstand zu denken. Ein grausamer Mann in seinen Augen, denn Ocean hatte ihre nicht mal leiblichen Eltern sicherlich geliebt, auch wenn sie ihr einen Gatten ausgesucht hatten, ohne vorher in Erfahrung gebracht zu haben, ob die Kleine überhaupt einen fremden Mann heiraten wollte. Seufzend erhob er sich, ging zum Bad und blieb im Türrahmen stehen, während er die junge Frau eingehend musterte. Zum Glück hatte sich sein Gemüt einigermaßen beruhigt und auch sein Verstand funktionierte wieder, sonst würde er wohlmöglich erneut süße Worte verwenden, mit denen er die Kleine nur noch mehr vergraulte. "Ich... Ich wollte dir keine Angst machen, Ocean. Ich meine, ich wollte...". "Du bist mir keine Rechtfertigung schuldig. Ich weiß, dass du mir nichts Böses willst und trotzdem... Trotzdem zittert mein Körper, wenn du solche Worte verwendest. Also, ich meine... Als du mir dieses Angebot beim Fest machtest, dachte ich, du treibst Späße mit mir, aber mir wurde eben erst der Ernst der Lage bewusst und...". Augenblicklich verstummte Ocean, betrachtete die Hände, welche sich auf ihren Bauch gelegt hatten und spürte, wie sich sein Oberkörper an ihren Rücken schmiegte. "Ich werde dir kein Leid zufügen, Schätzchen. Ich..." erwiderte Jack, ließ seinen Kopf auf ihre linke Schulter sinken und versuchte das bedrückede Gefühl der Schuld zu verdrängen, aber gelingen wollte es ihm nicht. Vorhin hatte er keinen seiner Späße gemacht, wie sonst eigentlich und deswegen zitterte ihr Körper wie Espenlaub, obwohl er eben deutlich gesagt hatte, dass er ihr kein Leid zufügen würde. "Ocean, ich... Ich sagte einst, dass ich einer Frau niemals weh tun würde. Ich...". Erneut brach Jack seinen Satz ab, kam sich inzwischen auch schon jämmerlich vor, weil er die Kleine um Vergebung anflehte, aber auch er verspürte nun eine gewisse Angst. Mochte Ocean ihn etwa nicht mehr? Hatte er sich seine Chancen bei ihr nun endgültig verspielt? "Entschuldige... Wahrscheinlich reagiere ich nur so empfindlich, weil ich zuviel Rum getrunken habe. Ich weiß, dass du mir nichts tun wirst, Jack. Ich weiß es" murmelte Ocean, drehte sich in seinen Armen und blickte zu ihm auf. "Im Moment bin ich auch ein bisschen durcheinander und... Ich verstehe mich einfach nicht. Als du nicht da warst, Jack, habe ich mich so allein gelassen gefühlt und ich habe dich schrecklich vermisst. Ich dachte sogar nach meiner Flucht, dass ich dich nie wieder zu Gesicht bekommen würde, aber heute Nachmittag... Ich habe mich gefreut und doch... Wenn André...". Die junge Dame verstummte, ließ ihre Augenlider sinken und konzentrierte sich auf ihr Gefühl, welches durch seine Lippen auf ihren Mund in ihr ausgelöst wurde. "Du bringst mich auch durcheinander, Schätzchen" wisperte er gegen ihre Lippen und küsste sich seinen Weg über ihre linke Wange, bis er schließlich ihr Ohr erreichte. "Keine Frau hat mich bisher durcheinander gebracht" fügte er ebenso leise hinzu, ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten und suchte die Knöpfe, um ihr Oberteil zu öffnen. "Glaube mir, ich habe dich auch sehr vermisst und ich habe mir Sorgen gemacht. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder, aber das Schicksal führte mich erneut zu dir. Ich... Wo befinden sich denn nur die Knöpfe?". Zum Ende hin löste er sich von ihr, drehte sie ein wenig und betrachtete ihren Rücken, weil er einfach keine Knöpfe, Schnüre oder sonst etwas zum Öffnen finden konnte. "Unter dem Tuch" erwiderte Ocean und endlich hatte sich ihr Gemüt beruhigt und sich ihre Angst verflüchtigt. Seine Worte hatten ein unheimlich starkes Glücksgefühl in ihr erweckt und bevor dieses Gefühl schwinden konnte, legte sie ihre Hände um sein Gesicht, zog es zu sich hinunter und fing seine Lippen ein. "Ocean..." nuschelte er, huschte mit seiner rechten Hand unter das Tuch und endlich spürte er die Knöpfe, die er mit Leichtigkeit öffnete. Waren ihre Ängste verschwunden? Ja, er spürte, wie sich ihr Körper mehr und mehr entspannte, ehe er den letzten Knopf öffnete und ihr das Oberteil vorsichtig über ihre Arme streifte. "Warte... Ich erinnere mich an deine Bedingungen, also...". Ihm wurde nicht die nötige Zeit gegeben, um seinen Satz zu beenden, wurde in einen hungrigen Zungenkuss verwickelt, weswegen er seine Bedenken über Bord warf. Er wusste zwar nicht, wohin diese Sinnlichkeit führte, aber Jack besaß auch nicht mehr die Kraft, um ihr zu widerstehen. Im Gegenteil, er war ihr nun gänzlich verfallen, befreite sich nun selbst von der Weste und seinem Hemd, ehe er erneut ihre weichen Lippen aufsuchte. "Jack... Du..." nuschelte Ocean, hatte sie doch eben einen Blick auf seinen Oberkörper erhaschen und dabei sehr viele Tätowierungen entdecken können, aber nun war er es, welcher die Schwarzhaarige nicht zu Wort kommen ließ. Jack knabberte zärtlich an ihrer Unterlippe, entlockte der vornehmen Dame einen erregten Laut und ließ nun seine Hände zum Saum ihres Rockes gleiten. Dieses sinnliche Spiel durfte noch nicht enden, auch wenn eine leise Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte, dass er allmählich aufhören sollte. Ihr langer Rock fiel zu Boden und nun störte nur noch ein weißes Höschen, doch auch dieses lästige Stück Stoff würde in den nächsten Sekunden den Boden begrüßen, doch zuvor war wohl er dran. "Wie weit lässt du mich gehen, Schätzchen?" fragte er leise, lehnte seine Stirn gegen ihre Wange und lächelte zaghaft, als ihre Augen über seinen Oberkörper wanderten. Zum ersten Mal durfte sie seinen Oberkörper betrachten und es wunderte ihn nicht, dass sie ihre Finger über eine seiner zahlreichen Tätowierungen gleiten ließ. Doch lange währte ihre Bewunderung nicht, sah ihm nun wieder in die Augen und ließ ihre Hände zu seinem Stoffgürtel sinken. "Ich... Ich weiß es nicht, Jack. Was... Wieso fühle ich mich so seltsam?" entgegnete sie ihm, öffnete den Stoffgürtel, darunter auch den breiten Ledergürtel und legte ihre Hände an den Saum seiner Hose. "Die gleiche Frage könnte ich auch dir stellen, Schätzchen" grinste der Pirat schelmisch, denn auch er fühlte sich seltsam und dennoch wohl in ihrer Nähe. "Ich mache dir einen Vorschlag, wenn du mir erlaubst" fügte er leise hinzu, beugte sich etwas tiefer und legte seine Lippen auf ihr Schulterblatt, verteilte hauchzarte Küsse auf ihrer Haut und wartete sehnsüchtig darauf, dass seine Hose endlich zu Boden fiel. "Ich höre" murmelte Ocean, legte ihren Kopf in den Nacken und bot ihm somit mehr Spielraum. Zufrieden wanderten die Lippen des Captain über ihren Hals, zog eine feuchte Spur mit seiner Zungenspitze und erreichte schließlich erneut ihr Ohr. "Was hältst du davon, wenn wir zuerst in die Wanne steigen? Wie auch immer du dich schließlich entscheiden magst, ich werde deine Entscheidung akzeptieren". "Einverstanden" lautete ihre Antwort und endlich fiel die Hose zu Boden, ließ den Captain schmunzeln und entfernte nun auch ihr Höschen. "Du..." stammelte Ocean, errötete auf der Stelle und wendete ihre Augen von ihm ab. "Wieso trägst du nur eine Hose? Ich meine...". "Wozu? Eine Hose reicht völlig aus, oder etwa nicht?" unterbrach er die junge Dame fragend, legte seine Hand an ihr Kinn und brachte sie dazu, ihm erneut in die Augen zu sehen. Ihre Röte gefiel ihm, ebenso ihr schüchterner Blick, aber vor und wegen ihm musste sie sich nicht schämen. Er hatte in seinen Leben schon viele Frauenkörper gesehen, also sah er bei ihr nichts Neues. "Es ist wirklich schon eine Weile her, aber du hast mir dieses Angebot gemacht, also sollten wir langsam in die Wanne steigen, mein Schatz". Jack deutete auf die gefüllte Wanne hinter ihr, drehte sie mit sanfter Gewalt um und lief mit ihr zum Wannenrand. Ob Ocean errötet war, weil sie nun genau wusste, wie sehr er eigentlich erregt war? Er wusste es nicht und wollte sich auch keine weiteren Gedanken machen, sondern begutachtete lieber ihren deutlichen Rotschimmer auf ihren Wangen, während sie den Hahn zu drehte und vorsichtig ins warme Nass stieg. Jack wollte ihr folgen, doch ihr skeptischer Blick ließ ihn in seiner Bewegung stoppen, ehe er die Kleine fragend musterte. "Dein Kopftuch... Willst du es nicht abnehmen? Ich könnte dir die Haare waschen, also... Ich werde es zumindest versuchen" erklärte Ocean ihre Skepsis, aber der Pirat hörte nicht auf ihren Vorschlag, sondern stieg in die Wanne und lehnte sich seufzend zurück. Oh ja, er hatte fast vergessen, wie angenehm ein Bad eigentlich sein konnte und noch dazu mit dieser reizenden Gesellschaft. "Dieses Kopftuch, wie du es nennst, heißt Bandana. Ich trage es immer, also nichts für ungut. Ich weiß deine Hilfsbereitschaft wirklich zu schätzen, aber wir müssen es doch nicht gleich mit der Körperhygiene übertreiben" erwiderte er ihr, tauchte seine Hände durch den Schaum und legte ein zufriedenes Lächeln auf. Gut, nun saß er mit ihr in der Badewanne, entspannte sich und begutachtete die farbigen Tücher, die über der Wanne hingen. Die Nacht war noch jung und er hatte ihr die Entscheidung überlassen, also musste er sich in Geduld üben und auf das Beste hoffen. Kapitel 20: Die verzweifelte Tat eines Piraten ---------------------------------------------- "Master Gibbs, sagt doch auch etwas dazu. Findet Ihr nicht auch, dass Miss Ocean von unserem Schiff verschwinden sollte?" wollte der Blonde wissen, lehnte sich gegen die Reling und warf einen undeutsamen Blick zum Gasthaus, in welches die junge Dame und ihr Captain vor etwa zwanzig Minuten verschwunden war. Er war ihnen gefolgt, hatte sogar ihren Gesprächen lauschen können und gerade deswegen war er verstimmt, aber so lange Jack etwas für die Schwarzhaarige übrig hatte, waren ihm die Hände gebunden. Schließlich wollte er noch einige Jahre leben, denn er nahm die Drohungen seines Captain natürlich ernst. Mad, welcher immer noch wach war, folgte den Lippenbewegungen des Blonden, schüttelte seinen Kopf und blickte nun zum ersten Maat. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Frauen auf einem Schiff großes Unglück bringen, aber wir müssen die Entscheidung von Jack akzeptieren. Miss Ocean wird von ihrem Verlobten gesucht und somit auch unser Captain. Ich sage dir, uns besteht noch eine harte Zeit bevor. Die momentane Ruhe ist nur die Ruhe vor dem kommenden Sturm" erwiderte Gibbs leise, wusste er doch genau, dass in absehbarer Zeit einige Hindernisse ihren Weg versperren würden. Ob sich Jack der lauernden Gefahr wirklich bewusst war? "Wenn dieser Kerl Miss Ocean fordert, sollten wir sie ausliefern, meint Ihr nicht auch? In erster Linie sollten wir unsere eigene Haut retten, statt diese Frau zu schützen. Habt Ihr denn nicht bemerkt, wie sie unseren Captain um ihren kleinen Finger wickelt? Er wird uns allesamt ins Unglück stürzen" knurrte Roy, erschrak sich jedoch im nächsten Moment beinahe zu Tode und blickte auf die Hand, welche auf seine Schulter ruhte. Ein kleines Stück Papier wurde ihm schließlich gereicht, ehe er die wenigen Zeilen laut las, damit auch Gibbs die Nachricht von Mad hören konnte. "Unser Captain weiß sicherlich, wie er vorgehen muss. Er mag diese Lady und er wird für unsere Sicherheit sorgen, dessen bin ich mir sicher. Wir, seine Crew, dürfen seine Entscheidungen nicht anzweifeln und dieser Meinung ist auch Joe. Wir dürfen unsere eigentliche Aufgabe nicht aus den Augen verlieren, denn noch immer sind wir doch auf der Suche nach der Black Pearl". Master Gibbs seufzte, musste er dem stummen Mann beipflichten, denn nur Miss Ocean allein konnte den wertvollen Kompass im Augenblick benutzen, weil Jack nun mal seinen eigenen Willen nicht steuern konnte. Roy schien nicht dieser Meinung zu sein, zerriss sogar die Nachricht und lief wütend unter Deck. Einzig Mad und der Ältere blieben zurück, um die Nachtwache zu übernehmen. Eine schweigsame Nacht und nur die laute Musik des Festes wurde vom Wind zu ihnen getragen. Während sich die Crew ihre Gedanken über ihre bevorstehende Zukunft machte, entspannte sich Jack zunehmend und behielt die Kleine im Auge, welche damit begonnen hatte, ihren Oberkörper und ihre Arme einzuseifen. Bisher war noch kein einziges Wort gefallen und der Pirat wollte die angenehme Ruhe auch nicht zerstören, wartete stattdessen auf ihren nächsten Schritt und übte sich auch weiterhin in Geduld. Es missfiel ihm, dass Ocean am anderen Ende der Wanne saß, aber nochmals wollte er die reizende Dame nicht bedrängen, wie er es zuvor schon einmal gewagt hatte. "Jack, könntest du... Meinen Rücken, also..." murmelte Ocean unsicher, erhob sich in der Wanne und wollte sich mit dem Rücken zu ihm drehen, aber die Wanne war zu rutschig, weswegen sie ihren Halt verlor und ihm mit einem lauten Aufschrei regelrecht in die Arme fiel. "Ich... Entschuldige, Jack. Das war nicht meine Absicht, ich meine... Habe ich dich verletzt?" nuschelte die junge Dame gegen seine Brust, sah nun zu ihm auf und versuchte sein Befinden in Erfahrung zu bringen. "Schätzchen, du solltest ein wenig vorsichtiger sein. Du hättest dir das Genick brechen können, wenn ich nicht bei dir gewesen wäre und... Von welchen Verletzungen sprichst du?" entgegnete der Pirat lächelnd, spreizte seine Beine noch ein wenig mehr und legte seinen rechten Arm um ihre Schulter. "Ich... Ich weiß auch nicht" murmelte Ocean, schmiegte sich noch ein wenig näher an den Captain und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Ihr Fall war ihr peinlich, ebenso ihre eben gebrauchten Worte. "Dürfte ich der vornehmen Lady eine Frage stellen?" durchbrach er nach einigen schweigsamen Minuten die Stille, denn er bemerkte sehr wohl ihre Unruhe und das ihr etwas auf der Seele lag. Vielleicht hätte er seine Frage vorher stellen sollen, aber durch ihre ausgetauschten Küsse waren ihm all seine Fragen in diesem Moment entfallen. Ihr zaghaftes Nicken beantwortete seine eben gestellte Frage, ehe er seine noch freie Hand unter ihr Kinn legte, um ihr in die Augen sehen zu können. "Hast du je mit einem Mann gebadet?". Ihre unbeholfene und gleichzeitig schüchterne Art sagte ihm einfach, dass sie mit der nun neuen Situation überfordert zu sein schien, aber auch ihm war diese Situation sehr fremd, jedoch blieb er gelassen und versuchte die Ruhe selbst zu bleiben. "Nein, ich... Du müsstest doch wissen, dass ich... Vor einer Vermählung ist es mir nicht gestattet, einen Mann entblößt zu sehen". Der Pirat belächelte ihre Aussage, strich ihr behutsam über die Wange und lehnte seine Wange gegen ihre Stirn. "Entspann dich einfach, Ocean. Vergiss deine Gesellschaft und tu das, wonach du Lust hast" entgegnete er ihr leise, legte seine Lippen für einen kurzen Moment auf ihren leicht geöffneten Mund und ließ seine linke Hand über ihren Rücken gleiten. "Wenn André wüsste, dass ich mit dir bade und... Das du mich berührst. Er wird... Er wird...". "Ich glaube kaum, dass der feine Herr weiß, dass du mit mir badest und von mir erfährt er kein einziges Wort. Er kann mich foltern, mich hungern lassen, aber ich werde ihm weder sagen, wie du zu mir stehst, noch werde ich dich ihm überlassen. Du hast das Wort eines Piraten" unterbrach er die Kleine und versuchte ihre düsteren Gedanken zu vertreiben, bemerkte jedoch deutlich wegen ihrer Miene, dass seine Worte die junge Dame nur noch mehr beunruhigten. "Ich habe solche Angst, Jack. Wäre ich doch nur in Tortuga geblieben und...". Ein lauter Schluchzer erfüllte das Bad, ehe die Schwarzhaarige ihr Gesicht erneut in seiner Halsbeuge vergrub und verzweifelt nach Halt suchte. Jack traute seinen Ohren kaum und wollte auch schon seinen Einwand einwerfen, doch da sprach Ocean auch schon mit weinerlicher Stimme weiter. "Zumindest hätte ich bei André bleiben sollen, um dich zu schützen. Du hast nichts Unrechtes getan und... Wegen mir... Ich...". Erschrocken blickte sie zu ihm auf, als er seine Hände fest um ihre Oberarme legte und festen Druck ausübte. Ebenso erschrocken war sie über seinen wütenden Blick und über die Tatsache, dass er sie nun auf Distanz brachte und keinerlei Nähe mehr duldete. "Allmählich gehst du mir mit deinem Geschwafel auf die Nerven, Ocean. Ich hätte dich bei Tia Dalma lassen können, weil ich wusste, dass du von der Royal Navy gesucht wirst, aber ich habe mich entschieden, habe auf mein Gefühl und mein Herz gehört und dich mitgenommen. Einmal in meinem Leben wollte ich kein Feigling sein, weil mir Gott verdammt etwas an dir liegt und weil ich dich vor André mit meinem Leben beschützen will". Wütend schnaufte der Captain, ließ ihre Arme endlich los und wendete seine Augen von ihr ab. Er musste sich unbedingt beruhigen, bevor er noch etwas tat, dass er zu einem späteren Zeitpunkt bereuen würde. Die junge Dame senkte ihren Kopf, wollte Jack einfach nicht verstehen, warum sie sich solche Sorgen machte und warum sie erneut den Tränen nahe war. Ihr lag doch ebenso etwas an ihm und aus diesem einfachen Grund wollte sie Jack schützen, auch wenn er immer wieder zu versichern versuchte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. "Du verstehst mich nicht. Du willst mich einfach nicht verstehen und...". Abrupt verstummte die Schwarzhaarige, erhob ihre linke Hand und rieb sich über ihre nun schmerzende Wange. Erschrocken und auch erschüttert über seine Tat, sah sie in seine dunkelbraunen Augen, in denen sie ebenso Erschrockenheit und aufkeimende Reue erkennen konnte. Jack hatte tatsächlich seine Hand gegen sie erhoben, nur um sie zum Schweigen zu bringen. Der Captain ließ seine rechte Hand sinken, wendete erneut seine Augen von ihr ab und biss sich hart auf die Unterlippe. Noch nie war ihm in all den Jahren die Hand ausgerutscht und er verspürte bereits das beklemmende Gefühl der Reue, aber für eine Entschuldigung gab sie ihm nicht mal die nötige Zeit, da sie überhastet aus dem Badewasser stieg, sich ein Handtuch um ihren Körper legte und ohne ein weiteres Wort das Bad verließ. Jack lehnte sich zurück, verfluchte die Ohrfeige, die er ihr in seiner Wut verabreicht hatte und ergriff die Seife, welche er zwischen seinen Beinen erfühlen konnte. "Verdammt..." presste er wütend hervor, ehe er die Seife warf und den großen Spiegel zertrümmerte. Ja, seine Träume, sein Begehren und seine Gefühle gegenüber der jungen Dame zerbrachen wie dieser Spiegel in tausende Scherben, weil er für einen kurzen Moment die Beherrschung über sich selbst verloren hatte. Ocean lag bereits in einem luftigen, aus feinster Seide bestehenden, Nachthemd auf dem Bett und vergrub ihr Gesicht mehr und mehr in die Kissen, versuchte noch immer zu begreifen, was soeben im Bad vorgefallen war, doch ihre schmerzende Wange bestätigte ihr das eben Erlebte erneut. "Du verstehst mich wirklich nicht" murmelte Ocean mit belegter Stimme, kuschelte sich in die Bettdecke und fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand. So unbegreiflich die momentane Situation auch erschien, die junge Dame versuchte die Schuld bei sich zu suchen, auch wenn Jack nicht sofort seine Hand hätte erheben müssen. Es dauerte auch nur wenige Minuten, war sie doch so müde von dem Abend und auch mit ihren Nerven am Ende, da fielen ihr die Augen zu und begrüßte den unruhigen Schlaf, welcher auf sie gewartet hatte. Jack war in der Zwischenzeit aus der Wanne gestiegen, hatte sich mit einem Handtuch abgetrocknet und war in seine Klamotten geschlüpft. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Schlafzimmer, welches er zuvor noch nicht wirklich hatte betrachten können und warf einen Blick zum Bett. Leise lief er auf das Bett zu, betrachtete die Schwarzhaarige und streckte schließlich seine rechte Hand nach ihrer leicht geröteten Wange aus. "Ich... Ich wollte das nicht, Schätzchen" murmelte er, strich behutsam mit seinen Zeigefinger über ihre Wange und beobachtete ihre Gesichtszüge. "Ich kann diesen Ausrutscher nicht rückgängig machen, aber... Ich hoffe, dass du mir vergeben kannst. Irgendwann..." fügte er ebenso leise hinzu, ehe er das Schlafzimmer verließ und die Türe hinter sich ins Schloss zog. Diese Nacht würde er allein nächtigen müssen, denn er besaß nun nicht mehr das Recht von Einsamkeit zu sprechen, jedenfalls nicht nach seiner unüberlegten Handlung im Bad. Einige Stunden später, mitten in der Nacht, erwachte Ocean durch einen unschönen Traum, versuchte sich zu erinnern, wo sie sich eigentlich befand, ehe ihr der schöne Abend wieder in den Sinn kam. Jedoch, nach längerer Überlegung, fiel ihr auch die Ohrfeige im Bad ein und Jack, welcher offensichtlich nicht das Bett mit ihr teilte. Ob er wohlmöglich nicht einmal mehr im Gasthaus war? War er zurück zum Schiff gegangen? Nein, sicherlich war er im Wohnzimmer oder etwa doch nicht? Diese Zweifel ließen sich nicht abschütteln und obwohl sie nicht wusste, wie sie sich nun ihm gegenüber verhalten sollte, stieg sie aus dem Bett, um wenigstens zu überprüfen, ob er noch in ihrer Nähe war. Leise öfffnete sie die Tür und sah sich in dem dunklen Zimmer um und hörte leise Atemzüge einer Person, bei der es sich nur um Jack handeln konnte. Er war also nicht verschwunden, wie Ocean befürchtet hatte, trat an die Couch heran und bedachte den Piraten mit einem undeutsamen Blick. In seiner rechten Hand hielt er eine Flasche und vor der Couch lagen noch drei weitere, jedoch geleerte Flaschen. Ihre Augen glitten zu einem Schrank mit einer Glasscheibe, in das sich bei ihrer Ankunft einige Weinflaschen befunden hatten und tatsächlich, er schien sich noch mit Wein zugeschüttet zu haben, da einige Flaschen fehlten. "Hattest du immer noch nicht genug?" hauchte Ocean, nahm ihm vorsichtig die Weinflasche aus der Hand und stellte sie auf dem Tisch ab, ehe sie vor der Couch in die Knie ging und den Captain noch immer undeutsam betrachtete. Wie sollte sie sich nun fühlen? Vertrauen tat sie ihm immer noch, ebenso mochte sie ihn wie zuvor auch, aber wäre sie dazu in der Lage, wenn er sich bei ihr entschuldigen würde, ihm zu verzeihen? Die junge Dame wusste es nicht, strich ihm vorsichtig durchs Haar und berührte nach langer Überlegung seine Wange, während sie sich mit der freien Hand auf der Lehne abstützte, um in sein Gesicht sehen zu können. "Ich... Du verstehst meine Sorgen einfach nicht, Jack. Ich habe doch nur noch dich und wenn dir wegen mir etwas geschehen sollte, dann... Dann bin ich ganz allein auf der Welt. Du bist mir wichtig und... Ich will dich nicht auch noch verlieren" hauchte sie leise, legte ihre Lippen auf seine Wange und verweilte für einen Augenblick in dieser Position. Eine minimale Regung seines Körpers erschreckte die junge Dame und bevor sie aufstehen konnte, wurde ihr Handgelenk ergriffen, ehe sich die dunkelbraunen Augen müde und verklärt durch den Wein öffneten. "Ich verstehe dich, mein Schatz. Ich kenne deine Ängste, aber... Verzeih mir. Ich... Ich habe dich nicht verletzen wollen und doch..." erwiderte er ihr ebenso leise, fuhr mit seiner Hand durch sein Gesicht und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Ich war wütend über deine Worte und... Das ist keine Entschuldigung für die Ohrfeige, aber du hast mich zutiefst gekränkt und verletzt. Ich meine, ich erklärte dir, wie ich mich bei Tia Dalma entschieden habe und du weißt meine Entscheidung nicht zu würdigen. Du verletzt meine Ehre, immer wieder und obwohl du das immer wieder tust, bin ich bereit für dich zu kämpfen". "Entschuldige..." murmelte Ocean, senkte ihren Kopf auf seine Brust und wiederholte dieses einzige Wort noch einige Male. "Schätzchen, du bist mir auch sehr wichtig geworden und ich will dich auch nicht verlieren. Bitte, beruhige dich, sonst mache ich meinem Titel keine Ehre mehr" entgegnete Jack nach ihren zahlreichen Entschuldigungen, hörte auch sehr wohl, dass sie erneut weinte und strich mit seiner rechten Hand durch ihr Haar. Mittlerweile war er so betrunken, dass selbst er in Tränen ausbrechen könnte, nur weil er seinen Ausrutscher nie wieder bereinigen konnte. Nein, er hatte gegen seine Prinzipien verstoßen und er würde noch eine Weile daran denken müssen, auch wenn Ocean seine Entschuldigung akzeptieren sollte. "Darf ich mich zu dir legen, Jack? Ich möchte nicht alleine schlafen, ich meine... Ich fühle mich so einsam ohne dich und...". Ocean brach ihren Satz ab, als er näher zum Rand der Couch rutschte und mit seiner Hand neben sich deutete. Nur einen Augenblick später stieg die junge Dame über den Pirat rüber und schmiegte sich an seine Seite. "Ich... Ich verzeihe dir. Ich weiß, dass du mich nicht verletzen wolltest, Jack" nuschelte die Schwarzhaarige, legte ihre Arme um seinen Oberkörper und ließ ihre Augenlider beruhigt sinken. Er konnte sie also doch verstehen, aber er ging mit der gesamten Situation völlig anders um, versuchte gelassen zu bleiben und dennoch fühlte er ebenso wie Ocean. Jack erwiderte nichts, wusste keine Worte und drückte die junge Dame noch ein wenig enger an seine Seite. "Ocean..." hauchte er, drehte seinen Kopf in ihre Richtung und blinzelte einige Male, um seine Sicht zu schärfen. Ocean hatte seine stumme Bitte sehr wohl verstanden, beugte sich zu ihm vor und vereinte ihre Lippen zu einem unschuldigen und zaghaften Kuss. "Schätzchen..." wisperte er gegen ihre Lippen, drehte sich auf die Seite und schlang nun seinerseits seine Arme um ihren Körper. Er würde sie unter allen Umständen beschützen und würde für sie sterben, wenn es die Situation erforderte. Ja, er wollte diese Frau nicht verlieren, weil sein Puls durch sie raste, sein Herzschlag immer wieder um einige Takte schneller schlug und weil er nur noch an sie denken konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)