Mission: Bonds von Yuukou (Dritter Teil der Partner-FFs von FrecheGurke und Nebelland) ================================================================================ Kapitel 19: Lange Nacht und langer Morgen ----------------------------------------- Also, ganz ehrlich, das ist mal das unbequemste Bett, auf dem ich seit langem gelegen habe. Nicht nur, dass sich die Matratze sehr hart und plastikhaft anfühlt, nein, zu allem Überfluss scheint die Bettdecke auch noch winzig und nass zu sein. Fühlt sich fast an, wie ein Handtuch, das ich mir… … Sekunde. Handtuch? - Schwimmbad! - Sasuke!! „OH, MEIN GOTT!!!“ Als ich viel zu spät merkte, dass ich tatsächlich auf der Bank am Rand des Beckens eingeschlafen sein musste, bekam ich gleichzeitig einen Riesenschreck und ein furchtbar schlechtes Gewissen. Ich riss erschrocken die Augen auf und blinzelte ins helle Licht der Neonröhre über mir, ehe ich noch in derselben Bewegung aufspringen wollte, mich aber irgendwie verhedderte und flach, Bauch voran auf den Boden klatschte. Aua. Ich rieb mir erstmal den Kopf, obwohl der eigentlich gar nicht abbekommen hatte und direkt über dem klaren Wasser des Beckens schwebte und murrte ein wenig, ehe ich mich ruckartig aufsetzte und das Wasser nach Sasuke absuchte. Mir war beinahe sofort klar, dass er nicht da war, aber ich war zu erschrocken, um zu verstehen, was das bedeutete. Scheiße. Ich hatte nicht schlafen wollen. Ich hatte die ganze Zeit über immer mindestens ein Auge offen gehalten, aus Sicherheitsgründen. Nicht, dass ich ihm nicht zutraute ein paar Bahnen zu schwimmen, aber ich konnte immerhin inzwischen behaupten Erfahrungen aus erster Hand zu haben und blind ins Wasser zu klatschen war alles andere als schön. Ich wusste, dass ich sehr wohl die Orientierung im großen Becken verloren hätte… „Sasuke?!“, rief ich und wollte aufstehen. Zu schnell. Mein Bauch und mein Schlüsselbein protestierten und als ich mich deutlich langsamer als gewollt aufrichtete, war auch sofort klar, wieso. Der immer etwas raue Plastikboden hatte die Haut um den Bauchnabel leicht aufgescheuert und der obere Teil meiner Brust war genau auf den Beckenrand geknallt. Nett… Aber da war jetzt erstmal unwichtig. Wo zum Geier war Sasuke? Ertrunken war er ja offenbar nicht, das Wasser schimmerte leicht im Kunstlicht und war absolut sauber und unberührt. Hätte eine Leiche darin geschwommen, hätte ich sie sehen müssen. Mein Blick huschte zur Tür, doch die war geschlossen und der Schlüssel lag nach wie vor neben meinem Schlafplatz auf der Bank, wie ich mich mit einer schnellen Kehrtwende versicherte. Es war zum Haare raufen. Wo zum Geier sollte er denn ohne etwas zu sehen hingegangen sein?! Und vor allem ohne den Raum…? Ich klatschte mir die Hand gegen das Gesicht. Ich war wirklich noch nicht ganz wach. Es gab nur zwei weitere Türen zu diesem Raum. Auf einer stand „Duschen“, auf der anderen „Toilette“. In einer von beiden musste Sasuke stecken und, wie mir reichlich verspätet auffiel, da sein Handtuch fehlte, war die Auswahl relativ eindeutig. Als ich den ersten Schreck überwunden hatte, hörte ich auch leise und gedämpft das typische Geräusch fließenden Wassers. Trotzdem beeilte ich mich ein wenig besorgt in Richtung der Duschen zu gehen. Mein Fehler. Ich rutschte auf dem nassen Boden etwa einen Meter vorm Ziel aus und schlitterte ein Stück weiter – genau in dem Moment, in dem Sasuke mit einem „Naruto?“ die Tür aufriss. In die ich natürlich volle Kanne reinklatschte. „Au!“, kommentierte ich schwach und rieb mir meine Nase, aus der ein paar Tropfen Blut rannen. Sasuke blinzelte verwirrt und wand sich in meine Richtung. „Was machst du denn?“, fragte er, sichtlich verwirrt. Okay, ich sollte ihm wohl zugestehen, dass es vermutlich alles andere als leicht war, die seltsamen Geräusche, die mein glorreiches Manöver verursacht hatte, einzuordnen, aber sein Gesichtsausdruck war herrlich und ich musste leicht schmunzeln. Dann schlug mein schlechtes Gewissen wieder zu. Ich sah betreten zu Boden. „Tut mir leid, Sasuke.“ Er wand noch verwirrter den Kopf nach unten, sodass er jetzt auf meine linke Schulter sah. „Sitzt du auf dem Boden?“, fragte er ungläubig, dann, plötzlich grinste er schief, „Du musst nicht vor mir niederknien, Volltrottel.“ Ich kniete nicht. Nicht mal ansatzweise, eigentlich war es eher ein halber Lotussitz, aber das wusste er nicht… und damit war es ein guter Konter. Ich grummelte undeutlich vor mich hin, tastete noch mal vorsichtig über meine Nase und stand auf. „Haha, wie witzig.“, bemerkte ich sarkastisch, wurde dann aber wieder ernst. „Es tut mir wirklich leid, dass ich eingeschlafen bin. Warum hast du mich nicht geweckt?“ Er runzelte die Stirn und antwortete in fast schon übertrieben sachlichem Ton: „Ich bin durchaus in der Lage alleine duschen zu gehen.“ Oh je, womit wir wieder bei dem Thema wären… Ich schüttelte stumm den Kopf und ließ es lieber dabei beruhen. „Dann mach mal Platz, ich muss auch.“, war alles, was ich tonlos sagte, dann schob ich mich an ihm vorbei – und fragte mich nicht zum ersten Mal, wie lange wir das eigentlich noch so weiter durchziehen wollten. Diese seltsame Mischung aus „Ist okay, wir können mit leben“ und „Wag es nicht ein falsches Wort zu sagen“… Ironisch lachte ich bei dem Gedanken auf, aber… ich vermisste Sasukes Augen. Ich vermisste den Blickkontakt… Es war etwa Viertel vor zehn, als wir ins Zimmer zurückkamen. Ich hatte weitestgehend geschwiegen und diesmal scheinbar das richtige Maß gefunden, wobei er Hilfe wollte und wobei nicht, denn wundersamer Weise hatte Sasuke seine gute Laune schnell wieder gefunden. Vielleicht hatte ihm das Schwimmen wirklich einfach gut getan? Ich fand es eher langweilig und ein halbes Desaster, aber wer wusste schon, wie es aus seiner Sicht aussah? Kaum, dass wir unser Zimmer betreten hatten und ich die Tür hinter uns zuzog und das Licht anschaltete, ließ Sasuke meinen Ellbogen los und lief geradeaus. Ich sah einen leicht konzentrierten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er acht Schritte geradeaus abzählte und dann zaghaft eine Hand ausstreckte, um sich zu vergewissern, dass er an der richtigen Stelle war. Ich sagte nichts und beobachtete stumm, wie er zufrieden schmunzelte und sich auf dem Stuhl niederließ. Ich musste zugeben, dass das Abzählen in Schritten eine gute Idee gewesen war, aber es ließ ihn auch deutlich sicherer erscheinen, als er sein konnte. Ich meine, ernsthaft, er konnte in einer guten Stunde doch kein so gutes Bild des Raumes bekommen haben, dass er sich wirklich sicher darin bewegen konnte, das war einfach unmöglich. Es waren wahrscheinlich wirklich nur die drei Wege Bett – Tisch, Tisch – Tür und Tür – Bad, wobei ich eingestehen musste, dass die in dem Raum durchaus reichten. Er würde nicht unbedingt den schnellsten Weg nehmen, aber er würde sicher ankommen und eigentlich sollte ich mich doch einfach darüber freuen, dass er so schnell einen Weg gefunden hatte, wenigstens damit klar zu kommen, auch wenn es mehr Schein als Sein war. Ich lächelte sacht und griff nach einer der Tüten. „Okay, was möchtest du essen?“ Er zuckte ruhig die Schultern und stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf. „Was haben wir?“ „Ich kann schnell runter zum Fest gehen und was holen, wenn du was Bestimmtes möchtest.“, erklärte ich, „Da haben wir nur eingepackte Fertigsandwichs und ein paar Äpfel, weil wir hier leider keinen Kühlschrank haben.“ „Was ist drauf?“, wollte er wissen, woraufhin ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, eins auspackte und ihm in die Hand drückte. „Wie ich heute Mittag schon sagte, sag du es mir.“ Er schnaubte, aber es war kein abwertendes Schnauben, sondern eher ein amüsiertes, wie ich an dem leichten Zucken seiner Mundwinkel feststellte. Er hob das belegte Brot ein Stück an die Nase und meinte dann: „Tomaten, Schinken…“ Er biss ein kleines Stück ab, überlegte einen Moment und folgerte dann: „Salatblatt und Mayo?“ „Mmhmm!“, stimmte ich mit vollem Mund zu, während ich es mir auf dem Stuhl ihm gegenüber gemütlich machte. Er nickte zufrieden und nahm diesmal einen größeren Bissen. Ich ebenfalls, während ich gerade entspannt abschaltete und meine Spiegelung in der dunklen Glasscheibe neben uns, die bei Licht das Fenster darstellte, betrachtete. Noch drei weitere Tage… Ein lautes Knallen riss mich abrupt aus meinen Gedanken und ließ mich halb vom Stuhl fallen. „Argh.“ Ich konnte mich grade noch an der Fensterbank rechts von mir festhalten, verlor aber einen Teil des Belags meines Sandwichs. Heute war echt nicht mein Tag. Grummelnd hob ich die heruntergefallenen Tomaten wieder auf und klatschte sie relativ achtlos wieder auf mein Brot. Konnte eh nicht schlimmer werden… „Scheinbar geht das Feuerwerk los.“, merkte Sasuke an und für einen Moment sah es aus, als würde er den Kopf drehen, um hinauszusehen, wo gerade rote und gelbe Sterne am Himmel explodierten. Ich biss mir auf die Lippe, unsicher, was ich dazu sagen sollte. Schließlich entschied ich, dass der Tag ohnehin schon zu lange andauerte und stopfte mir den Rest des Sandwichs in den Mund, ehe ich mir die Hände abklopfte und aufstand. „Ja.“, ich schluckte den Bissen unter und griff nach der Stange des Vorhangs, „Lass uns die Vorhänge schließen.“ Sasuke runzelte die Stirn. „Warum?“ Ich schnaubte. „Ich habe keine Lust es zu sehen.“ Das entsprach der Wahrheit. So gerne ich Feuerwerke mochte, es war nicht dasselbe, wenn ich dasaß und wusste, dass Sasuke neben mir nichts davon mitbekam. Dann lieber keiner von uns. Er schnaubte. „Und wer soll mir dann sagen, ob es sich lohnt?“ Okay, das war… unerwartet. Ich hob automatisch eine Augenbraue. „Du fängst nicht schon wieder mit dem Scheiß von vorhin an, oder? Komm, einmal am Tag ist echt genug.“ Doch zu meiner Verwunderung schüttelte Sasuke sacht den Kopf. „Schau einfach mal raus.“ Das tat ich. Allerdings waren meine Gedanken nach wie vor woanders. „Das wird jetzt aber kein hyperschnulziges ‚Sei meine Augen und sieh für mich’ - Gelaber, oder? Echt jetzt, ich fall da keine zweimal hintereinander drauf rein…“ Sasuke ignorierte mich und fragte erneut: „Wie ist es?“ Ich seufzte und zog den Vorhang nun doch zu. „Mittelmäßig. Nichts Überragendes, aber unter anderen Umständen würde es mir wohl gefallen.“ Sasuke nickte wissend. „Dachte ich mir.“ Was auch immer das jetzt heißen sollte. Es klang fast schon bedauernd… Zwei Stunden später lag ich noch immer wach im Bett. Das Feuerwerk war längst zu Ende und draußen war es ruhig geworden. Die Vorhänge dunkelten sehr schön ab, nur ganz schwach konnte ich die Konturen des Raumes noch ausmachen. Das Bett war bequem, die Decken für den Sommer nicht zu warm. Eigentlich ideale Schlafbedingungen und doch… ich konnte einfach nicht schlafen. Stattdessen wälzte ich mich seit wir ins Bett gegangen waren von einer Seite auf die andere. Sasuke war längst eingeschlafen und… „Mann, Dobe, meinst du nicht, dass es langsam reicht?“ Oder auch nicht… Ich drehte mich zu ihm um, konnte aber nur sehr vage ausmachen, wo sein Kopf lag, doch ich glaube, er war in meine Richtung gewand. „Könntest du mal aufhören ständig Erdbeben im Bett auszulösen und dich lieber endlich mal schlafen legen?“, grummelte er, aber es klang nicht wirklich sauer. „Hn.“, schnaubte ich und hoffte, dass er die Nachricht dahinter verstand: Ich mach das nicht absichtlich. Sasuke murmelte irgendwas vor sich hin, das dem Tonfall nach vermutlich ein Fluch war, dann seufzte er leise und kommentierte trocken: „Okay, wenn du dann endlich Ruhe gibst, spuck es aus!“ Ich blinzelte verwirrt. „Was soll ich ausspucken?“ Allein an seinem Tonfall war ich mir sehr sicher, dass er gerade die Augen verdrehte, als er antwortete: „Was dir durch den Kopf schießt. Und komm mir nicht mit ‚da ist nichts’. Du hast heute Mittag bewiesen, dass du in den dümmsten Situationen schlafen kannst, also hält dich irgendwas wach. Ich bin müde, also raus damit, ehe ich meine Geduld komplett verliere.“ Okay, das war eine definitiv unüblich lange Rede für ihn… und ich hatte nicht die geringste Lust ihm jetzt Recht zu geben, indem ich darauf ehrlich antwortete… aber vielleicht musste es wirklich sein. Ich verzog das Gesicht. „Das willst du nicht hören.“ Wieder nur ein Schnauben. „Spuck es endlich aus!“ Seufzend gab ich auf. „Was wäre, wenn wirklich einer von uns blind werden würde? Ich meine, dauerhaft?“ Natürlich ließ sich Sasuke nicht zu einem „Häh?“ herunter, aber allein sein Schweigen sagte mir, dass seine Gedanken sehr stark in die Richtung gehen mussten. Nach einem Moment Schweigen meinte er abwertend: „Trottel, es sind nur noch drei Tage.“ Ich schüttelte instinktiv den Kopf. „Das meine ich nicht. Es ist so schon… unangenehm für uns beide, aber wenn es wirklich auf Dauer wäre… ohne Augenkontakt… könnten wir jemals wieder so zusammenarbeiten, wie wir es tun?“ Sasuke zuckte die Schultern. „Wenn es dauerhaft wäre, wäre unsere Ninja-Karriere eh vorbei. Aber das wird schon nicht passieren und jetzt schlaf.“ Ich schmunzelte ironisch. „Weder du noch ich würden zulassen, dass uns so was aufhält.“, flüsterte ich leise, „Es würde ewig dauern, aber wir würden weitermachen… oder bei dem Versuch sterben…“ Sasuke antwortete nicht mehr und ich nahm das als Zeichen, dass es für ihn genug war. Also drehte ich mich wieder um und schloss erneut die Augen. Vielleicht war es Einbildung, doch ich meinte noch ein gehauchtes „Hn, ich weiß…“ zu hören. Letzten Endes beantwortete das aber nicht meine Frage. Wir hatten Jahre Zeit gehabt zu lernen, wie wir stumm kommunizieren konnten und ein Großteil unseres Teamworks hing auch daran. Wenn uns das alles so abrupt genommen werden konnte… würde unsere Freundschaft darunter leiden? Nicht, dass ich kein Vertrauen in sie hatte, aber… man wusste ja nie… Sasukes POV Ich krallte mich in das Bettlacken und kniff die Augen ganz fest zusammen. Seit Naruto mir seine Bedenken geäußert hat sind jetzt schätzungsweise dreißig Minuten vergangen und… und… ich konnte einfach nicht mehr schlafen! Wieso habe ich nach seinen Problemen gefragt? Ich wusste doch, dass ich ein Mensch bin, der viel nachdachte und den oft auch Narutos Bedenken beschäftigten. (Okay, außer es war so etwas Idiotisches, wie vor ein paar Wochen auf einer Mission, als er mich die ganze Nacht wach gehalten hatte, nur weil er über eine Ramenzutat nachdachte, die seiner Meinung nach die Welt seiner Lieblingsnudelsuppe revolutionieren könnte. Ich hätte ihn am liebsten erwürgt.) Dieser Usuratonkachi hat mich angesteckt, hat mir einen Floh ins Ohr gesetzt und was weiß ich nicht noch alles! Zuvor war ich wunderschön schläfrig, hab’ mir über nichts Gedanken gemacht und wäre ins Reich der Träume gewandert, wenn Naruto sich still verhalten hätte, doch nun? Nun war ich es selbst, der mich wach hielt. Ich wurde auf einer unserer Missionen schon zum zweiten Mal meines Augenlichts beraubt. Zwar hatte ich bisher immer Glück und es war nichts Dauerhaftes, aber mal ganz ehrlich, es war wirklich nur Glück. Nehmen wir die Flüssigkeit als Beispiel, wenn das nun kein Blendmittel sondern Säure gewesen wäre, hätte ich meine Augen vergessen können. Es ist schon zwei Mal passiert… wieso sollte es kein drittes Mal passieren und dann endgültig? Und wieso sollte es das nächste Mal nicht Naruto treffen? Im Moment war ich mir sogar unsicher, was schlimmer wäre… Naruto ging es auch nicht gut, selbst wenn er nicht derjenige war, der vorübergehend blind geworden war. Er hatte sich noch nicht einmal über das Feuerwerk gefreut, obwohl er sonst bei solchen Festen kaum seinen Mund vor Staunen zu bekam und es ihn wie ein kleines Kind vergnügte. Dadurch, dass ich gelegentlich immer noch durchgeschüttelt wurde, wusste ich, dass auch Naruto seinen Schlaf noch nicht gefunden hatte und seine Gedanken immer noch rauschten. Ich warf mich auf die andere Seite und versuchte Naruto zu fixieren. Den lächerlichen Versuch gab ich natürlich schnell wieder auf. Wenn ich wusste, dass es im Zimmer dunkel war, dann schien ich für wenige Momente zu vergessen, dass ich auch sonst nichts gesehen hätte. „Ich hasse dich!“, informierte ich meinen Bettpartner, der mich gerade um meinen wohl verdienten Schlaf brachte. „Wieso schläfst du nicht?“, zischte mir Naruto zu, ohne sich umzudrehen. „Wegen dir geht’s nicht mehr.“, murrte ich genervt und zog die Decke ein Stück höher. Die Matratze wackelte, ich hörte den Bettbezug über Narutos Haut reiben und wenig später spürte ich, wie Narutos Atem meine Haut streifte. „Das Schlimmste ist“, fuhr ich leise fort, „dass man diese Sache noch nicht einmal beeinflussen kann und es einfach nichts bringt sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Man tut es trotzdem…“ „Natürlich kann man sie beeinflussen. Es liegt schließlich nur an uns…“ Narutos Stimme hörte sich traurig an und sein leicht abwesender Ton machte noch einmal extra deutlich, dass uns nicht dieselbe Sache vom Schlafen abhielt. Ich zögerte kurz, ob ich seine Bedenken wirklich hören wollte, doch dann dachte ich, dass es ja eigentlich egal war, ob mich nun eine oder zwei Sachen verrückt machten. Vielleicht könnte dann wenigstens Naruto schlafen, er würde ja schließlich die Bücher durchblättern müssen. „Wir denken nicht an das Gleiche.“, stelle ich fest und hoffte, dass es sich genug nach einer Aufforderung klang und er mir sagte, was ihn weiterhin beschäftigte, ohne das ich deutlicher werden musste. Diesen Gefallen tat er mir leider nicht und nuschelte bloß: „Kann sein.“ „Dobe, raus mit der Sprache.“ Er blieb still, doch ich merkte, wie seine Hand unter der Decke wanderte. Vorsichtig tastete er an mir entlang bis er meine Hand fand und zog sie unter der Bettdecke hervor. Ich runzelte die Stirn und fragte mich, was er bezweckte. Nachdem er kurz über meine Finger gestrichen hat, legte er sie sich auf die Wange. Irritiert tastete ich über sein Gesicht und entdeckte endlich den Sinn hinter der Aktion. Ein trauriges Lächeln hat sich auf seine Züge gelegt. „Es ist nichts, was man laut ausspricht.“, nun legte er seine Hand unsicher gegen eine meiner Schläfen und strich mir demonstrativ mit dem Daumen leicht über das geschlossene Auge. Ich seufzte leise, nahm seine Hand von meinem Gesicht und ließ unsere Arme wieder unter die Decke gleiten. „Naruto… ich glaube, wir müssen in der nächsten Zeit öfter laut aussprechen, was wir…“, ich zögerte kurz, „was wir uns sonst wenn überhaupt über die Augen mitgeteilt hätten. Wir haben ja schon gemerkt, dass es so mehr Missverstände geben kann und außerdem macht es die Situation vielleicht auch einfacher für uns, wenn wir unsere Gefühle nicht verschweigen.“ Ich konnte nicht glauben, dass ich das gerade gesagt hatte, doch es schien mir richtig. Als Naruto weiterhin schwieg, versuchte ich mit einem schwachen Scherz seine Mauer, die mir im Moment unglaublich dick schien, zu durchbrechen. „Natürlich will ich nicht, dass du mir alle halbe Stunde mitteilst, dass es dir schlecht geht, weil du Hunger hast oder dir die Füße vom Laufen wehtun.“ „Aber… aber es ist peinlich! Besonders wenn man es laut ausspricht!“, rückte Naruto endlich mit der Sprache raus. Ich verzog mein Gesicht. Wenn dann ist eh überhaupt das, was ich eben gesagt habe peinlich… Ich stieß ihn gegen die Schultern. „Peinlich? Du bist peinlich!“, lächelte ich schwach. „Ach, ja?“, lachte er auch noch etwas unsicher. Ich spürte, wie er sich leicht zurück lehnte: „Ich zeig dir gleich wer pei… AHH!“ Ein dumpfer Ton folgte, als Naruto vom Bett fiel. Ich hatte auch nicht gemerkt, dass wir so weit auf Narutos Seite lagen. „Sag mal, wieso falle ich heute von allem runter? Du bist doch der, der nichts sehen kann.“, hörte ich ihn von unten lauthals motzen. Ich kroch zu seiner Kante und tastete leicht nach seinem Körper. „Man kann ja schließlich keinen Blinden stürzen lassen. Das wäre ja witzlos.“ Es folgten ein paar Sekunden Stille, bevor Naruto laut losprustete. „Und wie das geht!“, kicherte er. Ich zog erschrocken die Luft ein, als er mich am Arm packte, der immer noch vom Bett baumelte, und mich zu ihm herunter zog. Ich landete allerdings weich auf ihm. Wir sind leider nicht auf der Seite, die viel Platz bis zur Wand bot, sondern auf der anderen raus gefallen. Ich tastete leicht vom Bettgestellt zur Wand. Ja, wir hatten vielleicht 60 bis 70cm, also fast überhaupt keinen Platz. Möglichst ohne eine Miene zu verziehen pustete ich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Das zählt nicht als Sturz.“, meinte ich so würdevoll wie es ging, wenn man gerade aus einem Bett „gefallen wurde“. Naruto lachte und ich spürte gleichzeitig wie es zwischen seinen Rippen vibrierte und sich sein Brustkorb schnell hob und senkte. Ich verzog leicht das Gesicht und wechselte schnell das Thema: „So, und jetzt erzählt mir endlich, was dich beschäftigt.“ Er strich meine Strähne aus dem Gesicht, die wieder vor meinen Augen gefallen ist, und meinte: „Meine Bedenken sind nicht nur peinlich, sondern auch noch völlig irrsinnig und blöd. Wenn dir die Frage, was es nun ist, den Schlaf rauben sollte, erzähl ich es dir vielleicht… aber auch echt nur dann.“ „Du denkst, wir können noch schlafen?“ „Naja, wir können es ja probieren. Ich schätze, es ist erst drei Uhr.“, murmelte er, während sich seine Haut an seinen Schlüsselbein und am Hals straffte, als er seinen Kopf in den Nacken legte. Wir waren in unsere eigenen Gedanken vertieft, als die Stille durch Narutos lautes Gähnen unterbrochen wurde. Ich schüttelte den Kopf: „Du scheinst ja wenigstens müde geworden zu sein, Usuratonkachi. Bevor du einschläfst sollten wir vielleicht noch einmal auf’s Bett, sonst könnte es…“ Ein lauter Schnarcher drang an mein Ohr und unterbrach mich. „Naruto, hör auf mit dem Mist. So schnell schläft keiner ein.“, knurrte ich. Das war ja wirklich unlustig. Das fand Naruto anscheinend nicht, denn er schnarchte vergnüglich weiter. Nachdem er nach ein paar Sekunden immer noch nicht lachen musste, tastete ich argwöhnisch nach seinem Puls und musste feststellen, dass er wirklich niedrig war. Naruto pennte echt! Wie konnte der Typ bitteschön in der Position schlafen? Ich war zwar nicht gerade unheimlich schwer, aber lag genau auf seinem Brustkorb und müsste ihn eigentlich beim Atmen behindern. Obwohl, er kann ja sogar auf einer rauen Plastikbank schlafen, während er eigentlich aufpassen sollte, dass sein blinder Kumpel nicht ertrinkt… Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte mein Gähnen. Anstatt umständlich aufzustehen und Naruto noch zu wecken (da ich wegen dem Platzmangel notgedrungen auf ihn drauf steigen müsste) griff ich nach der Bettdecke, die halb vom Bettgestell hing und zog sie zu uns herunter. Noch während ich darauf achtete, dass auch Naruto gut zugedeckt war - es war das letzte was wir brauchen könnten, wenn er auch noch krank werden sollte - fielen mir immer wieder die Augen zu. Unsicher warum ich vorher noch einmal nicht schlafen konnte machte ich es mir auf Naruto so bequem wie möglich. Seine ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge beruhigten mich und machten einen schläfrig. Ich war schon seit geraumer Zeit in einer Art angenehmen Dämmerschlaf, als sich Naruto regte. Sein Puls war schon vor einer Viertelstunde so hoch, dass er eigentlich nicht mehr hätte schlafen können, aber nun wollte er wohl endlich aufstehen. Naruto brachte sich, und dadurch automatisch auch mich, in eine aufrechtere Position. Ich spürte, wie er leicht den Arm hob. Haut glitt hörbar über Haut als er sich das Gesicht rieb. Er murmelte unverständlich und sehr leise etwa vor sich hin, als er vorsichtig aufstand und seine Arme unter meinen Körper schob. Behutsam hob er mich aufs Bett, wo ich sofort meine Beine anzog und mich ins Kissen kuschelte, um möglichst viel Wärme bei mir zu behalten. Meine Wärmequelle war nun ja nicht mehr da. Naruto zupfte mir noch einmal die Decke zurecht und ging ums Bett herum. Ich hörte wie er genüsslich seufzte und ein paar seiner Gelenke knackten. Er trottete Richtung Bad und drehte das Wasser auf. Das Wascherrauschen vermischte sich langsam mit meinen Gedanken, als ich noch einmal ins Traumland rüber glitt. Ich fuhr erschrocken auf, als ich einen lauten Knall hörte. Ich blickte verwirrt im Raum herum, als mich leichter Schwindel ergriff, ich meine Beine anzog, meinen Kopf drauf bettete und wartete bis das Schwindelgefühl verging. „Guten Morgen, Sasuke.“, hörte ich Naruto im Chor sagen. Ich hob fragend eine Augenbraue, was er natürlich nicht sehen konnte, als mir klar wurde, dass er einen Doppelgänger beschworen hatte. „Gomen nasai, Sasuke. Ich habe ein Fenster zum Lüften auf und gerade die Wohnungstür aufgemacht. Als ich mich noch einmal zu meinem Schattendoppelgänger umgedreht habe, ist mir die Tür zugeschlagen.“ Ich rieb mir die Augen, etwas erschlagen durch die ausführliche Erklärung und murmelte verschlafen: „Schon ok.“ Obwohl Naruto gestern… oder, sollte ich sagen, heute in der Früh, auf dem Boden sehr schnell eingepennt ist, konnte ich noch lange kein Schlaf finden. Mich hat zwar nichts mehr beschäftigt, aber mehr als ein Dämmerschlaf hat sich lange Zeit nicht eingestellt. „Ich geh dann mal.“, meinte Naruto etwas verspätet mit einem verpeiltem Ton in der Stimme. „Ja, mach das.“, antwortete sein Doppelgänger, die Wohnungstür wurde geschlossen, „Sasuke, möchtest du irgendetwas trinken?“ „Solange ich meinen Tee nicht erfühlen muss. Wo gehst du eigentlich hin?“, grummelte ich. Naruto lachte und meinte dann: „Nur zum Bäcker. Und, naja, mit „irgendwas“ meinte ich eigentlich, ob du einen Kakao möchtest. Wir haben keinen Wasserkocher.“, er stockte kurz und meinte dann mit einem Grinsen in der Stimme: „Obwohl, wie gut kannst du zielen?“ Ich runzelte fragend die Stirn, woraufhin Naruto anfing zu erklären: „Wir könnten die feuerfeste Teekanne nehmen und mit Wasser füllen und du könntest dein Katon-Jutsu drauf abfeuern. Dann müsste sich das Wasser erhitzen.“ Das… war eine extrem dumme Idee. Das Mobiliar und der Teppichboden könnten ohne Probleme Feuer fangen. So genau ist das Jutsu dann wiederrum auch nicht. Es fächert sich schließlich auf und ist kein Strahl. Man müsste es weiter oben… Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als mir einfiel, wie ich doch noch zu meinem Tee kam. „Sag mal, Dobe. Bist du der Echte oder ein Schattendoppelgänger?“, fragte ich möglichst beiläufig. „Ein Doppelgänger. Wieso?“, kam es trotz allem misstrauisch von ihm zurück. Ich zuckte die Schultern: „Nur so.“ Perfekt… „Ich mag die Idee übrigens. So komme ich wenigstens zu meinem Tee. Könntest du schon einmal Wasser in die Teekanne gießen? Oh, und wenn du mir noch sagst, wo unsere Taschen liegen, dann könnte ich die Teebeutel raussuchen.“ Ich rutsche rüber auf die andere Seite des Bettes, während ich Narutos Schritte hörte und fühlte, wie er mir die Tasche in die Hand gab. Danach habe ich eigentlich nicht gefragt… Ich verkniff mir ein Kommentar und suchte in einem Nebenfach der Tasche nach Teebeuteln, die ich eigentlich immer dabei hatte. „Hast du die Kanne?“, fragte ich in den Raum. Naruto Stimme war sehr nah, als er antwortete: „Jepp, und Wasser ist auch schon drin.“ Ich stand auf, tastete leicht nach ihm und packte ihn an den Schultern. Langsam manövrierte ich so in den Raum, dass wir eigentlich genau auf der Linie zwischen der Wohnungstür und dem Esstisch stehen müssten. Also würden keine Möbelstücke Gefahr laufen abgefackelt zu werden. Ich nahm Naruto die Teekanne ab und drückte sie ihm danach leicht gegen die Brust, so dass er sie erneut in die Hand nahm. „Bleib so, ganz genau so.“, meinte ich abwesend während ich drei Schritte rückwärts ging. „Teme, was hast du vor?“, maulte Naruto verwirrt, „Te… Sasuke, was tust du da?“, eine Stimme klang nun leicht panisch. Er hatte auch allen Grund dazu, denn ich hatte schon längst die richtigen Fingerzeichen geformt und murmelte: „Katon: Endan“, bevor ich das Feuerjutsu auf Narutos Schattendoppelgänger losließ. Nach wenigen Momenten löste sich Narutos Doppelgänger mit einem „Puff“ auf und die erhitze Teekanne fiel scheppernd zu Boden. Schelmisch lächelnd und mich auf meinen Tee freuend nahm ich an, dass er sich aufgelöst hatte bevor er verstehen konnte, was ich eigentlich getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)