Mission: Bonds von Yuukou (Dritter Teil der Partner-FFs von FrecheGurke und Nebelland) ================================================================================ Kapitel 30: Miyu Tamashii und Yori Kizuna ----------------------------------------- Narutos POV Ich hatte das Schmunzeln nicht wirklich aus meinem Gesicht kriegen können, seit Sasuke sich doch allen ernstes bei mir bedankt hatte. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und es hatte mich in eine seltsame Hochstimmung versetzt, die auch die etwas verfrühte Ankunft der beiden jungen Frauen nicht hatte mindern können. Die nächsten zwei Stunden hatten wir mit einem langsamen Marsch durch die Wälder verbracht, während dem Sasuke weitestgehend geschwiegen und ich versucht hatte, den beiden mehr über ihre Art der Verbindung zu entlocken, doch alles, was sie mir geantwortet hatten, war, dass ich warten sollte, bis ich ihren Vater traf und dass Sasukes und meine Verbindung deutlich stärker sein musste, als ihre. Danach hatten sie immer wieder vom Thema abgelenkt, bis ich es schließlich mehr oder weniger aufgegeben hatte und ungeduldig wartete. Wir waren so unendlich langsam… Unter anderen Umständen, wäre es eine herrliche Route gewesen. Wir folgten einem breiten, lange flach getretenen Waldweg, zu dessen beiden Seiten sich hohe, sicherlich alte Laubbäume erhoben und die Sonne, die sich bereits langsam wieder dem Westen zuneigen musste, nur in einer Art und Weise durchscheinen ließen, die helle Streifen Lichts auf den Weg malte und sonst eine angenehm schattige Atmosphäre verbreitete. Die Bäume selbst waren in allen möglichen Grüntönen gefärbt und wirkten gesund und lebendig. Wie gesagt, normalerweise ein herrlicher Anblick, aber ich war und blieb nun mal leider die Ungeduld in Person und ich war neugierig auf diesen Typen, der angeblich wie wir sein sollte. Nachdem wir den Wald verlassen hatten und uns an den Aufstieg eines gewundenen Bergpfads machten, hielt ich es nicht länger aus und nach einem kurzen, stummen Gespräch mit Sasuke nahmen wir Haruko und Akiko auf den Rücken und kürzten direkt nach oben ab. Dadurch sparten wir wohl etwa eine Stunde ein und die beiden schienen auch noch ihren Spaß zu haben. Zumindest klang es fast schon enttäuscht, als wir vor einer kleinen, fast schon niedlich wirkenden Berghütte anhielten und sie herunterkletterten. Während Haruko zur Tür lief, um anzuklopfen, sah ich mich um. Wir befanden uns ziemlich weit oben, am Rand einer saftig grünen, von Wildblumen übersäten Bergwiese, von der man einen herrlichen Ausblick hatte. Mir war es vorher gar nicht wirklich aufgefallen, aber Takigakure selbst lag verglichen mit der Umgebung echt in einem Tal. Dahinter lag die Sonne schon sehr dicht am Horizont und machte mir erst bewusst, wie lange wir doch unterwegs gewesen sein mussten. Es war keineswegs kurz davor dunkel zu werden, aber es musste schon deutlich nach fünf sein… Ich drehte mich wieder um und schmunzelte unwillkürlich auch beim zweiten Anblick der Hütte. Ein anderes Wort als „niedlich“ fiel mir echt nicht ein. Sie musste relativ groß für ihre Verhältnisse sein, wirkte aber von außen eher klein. Direkt daneben war ein sorgsam gepflegtes Gemüsebeet angelegt, dass mich allerdings eher kurz die Stirn runzeln ließ. Okay, hier draußen musste man wohl für sich selbst sorgen… aber der Mann tat mir echt leid. Zu viel Rohkost… Ich streifte Sasukes Blick und zwinkerte ihm kurz zu. Schön hier. Er verdrehte nur die Augen – und das bedeutete genau das, was es für alle anderen auch bedeutet hätte. Du hast Probleme… In dem Moment hörte ich alte, ungeölte Scharniere quietschen und wand mich wieder der Tür zu, die gerade geöffnet wurde und aus der ein alter, ein wenig mürrisch dreinblickender Mann trat, dessen Miene sich aber merklich aufhellte, als er die beiden Frauen vor sich sah. „Haruko, Akiko.“, meinte er lächelnd und nahm beide erst einmal in eine feste Umarmung. Ich lächelte wieder unbewusst und wollte einen Blick mit Sasuke tauschen, doch der hatte sich abgewandt, fast, als wäre es ihm unangenehm auch nur bei so etwas zuzusehen. Ich ignorierte diese Tatsache und wurde stattdessen neugierig. Das also war der Vater der beiden. Er wirkte alt. Viel älter, als er hätte sein sollen mit längst weiß gewordenen, kurzen Haaren und einem etwa handbreiten Bart in der gleichen Farbe. Seine Haut wirkte blass, nicht direkt krank, aber… alt. Und er hatte ziemlich viele Falten im Gesicht, was mich ein wenig nachdenklich stimmte. Er wirkte irgendwie… müde. Ein besseres Wort viel mir nicht ein. Und obwohl er sich merklich freute seine Töchter zu sehen, irgendetwas störte mich an seinem Lächeln, es wirkte fast traurig. Er blickte nun auf und seine Augen trafen meine. Er hatte dunkle Augen, ein leicht rötliches, warmes Braun, das mich vermuten ließ, dass auch seine Haare und Haut einmal deutlich dunkler gewesen waren. Sie wirkten wacher und jünger als der Rest von ihm, aber auch in ihnen lag etwas, das mich störte, ohne, dass ich genau erklären konnte was. „Ihr habt Besuch mitgebracht?“, fragte er verwundert, als er seine Kinder nun doch losließ und Akiko nickte und deutete in unsere Richtung. „Oh ja, und ich bin sicher, ihr habt euch einiges zu erzählen. Darf ich vorstellen?“, wand sie sich nun mit einem Grinsen an uns, „Unser Vater, Yori Kizuna.“ Und Haruko fügte hinzu: „Vater, das sind Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha, sie kommen aus dem Feuerreich und sie sind Seelenpartner.“ Auf diese Aussage hin war es erst einmal still. Ich war ein wenig verdutzt angesichts des seltsamen Ausdrucks, den Haruko gerade benutzt hatte. Seelenpartner? Das klang irgendwie seltsam… Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sasuke skeptisch eine Augenbraue hob und davon auch alles andere als begeistert schien. Die beiden Schwestern lächelten angesichts der Reaktion, die sie gerade hervorgerufen hatten, während Yori selbst überrascht schien. Seine Augen weiteten sich ein Stück und sein Blick huschte kurz zwischen mir und Sasuke hin und her, ehe er leise und kaum hörbar flüsterte: „Die beiden? Seid ihr sicher?“ Kurze Zeit später saßen wir in einem lockeren Kreis auf dem warmen, grasbewachsenen Boden. Yori hatte erstmal einen Kaffee gebraucht, während seine Töchter und Sasuke einen Tee vorgezogen hatten und ich verzichtete. Danach hatte er uns nach draußen gebeten, wo es seiner Meinung „bequemer“ war als in der doch ein wenig engen Hütte. „Ihr beiden seid also wirklich Seelenpartner?“, fragte er noch ein wenig argwöhnisch und beäugte uns mehr als kritisch, als zweifelte er deutlich an dieser Aussage. „Äh… was sind denn Seelenpartner?“, fragte ich ein wenig unsicher. Sasuke nahm einen Schluck Tee… aber das war klar, dass es wieder an mir hängen bleiben würde das Gespräch anzufangen. Immer das gleiche… Yori blinzelte kurz, ehe er seinen Töchtern einen fast schon leicht verärgerten Blick zuwarf, woraufhin Akiko nur die Schultern zuckte, während Haruko ruhig und sachlich erklärte: „Der Ausdruck steht für zwei Menschen, die eine bestimmte Art von Verbindung zueinander haben. In Ermangelung eines besseren Namens, benutzen wir diesen. Ihr beiden seid doch in der Lage euch nur über Blickkontakt zu unterhalten, oder?“ Ich nickte langsam und legte den Kopf leicht schief. „Ja, sind wir… heißt das, das können viele Menschen?“ Yori schnaubte, aber es klang mehr amüsiert. Dann trank er einen Schluck aus seiner Tasse, ehe er bedächtig antwortete: „Junger Mann, ‚viele’ ist ganz eindeutig übertrieben. Die Menschen, die ich bisher getroffen habe und die dazu fähig waren, kann ich an zwei Händen abzählen, aber – und ich nehme mal an, darauf zielte deine Frage eigentlich ab – ja, es gibt andere, die das auch können.“ Ein leichtes, kaum merkliches Lächeln spielte um seine Lippen, als er das sagte, und er warf seinen Töchtern einen weiteren Blick zu. „Haruko und Akiko gehören auch dazu, allerdings…“ Er brach ab, doch Akiko vollendete den Satz für ihn: „Allerdings haben wir es nie sehr weit entwickeln können.“ Jetzt schien sie offenbar keine Schwierigkeiten mehr zu haben, das auch auszusprechen. Ich ließ das aber lieber erstmal unkommentiert und zu meiner Überraschung meldete sich nun auch Sasuke zu Wort: „Entwickeln können?“, hakte er nach. Yori trank wieder von seinem Kaffee, ehe er nickte. „Es gibt sozusagen unterschiedliche Stufen und da ihr das offenbar nicht wisst, bringt es mir wohl auch nichts, zu fragen, welche ihr erreicht habt. Haruko und Akiko sind in der Lage zu erahnen, was die andere ihr sagen will, wenn sie Blickkontakt haben und sich darauf konzentrieren. Ihr seid offenbar weiter, ich nehme mal an, für euch sind es Worte, oder?“ Einen Moment lang war ich zu baff, um darauf mit mehr als einem Nicken zu antworten. Ich hatte es bis eben nicht glauben wollen, ich meine, okay, ich hatte vielleicht noch geglaubt, dass mal jemand davon gehört hatte, aber… das klang so vertraut, dass es seltsam war. „Ja…“, antwortete ich also zögerlich, „Wir können uns mit Worten unterhalten, aber am Anfang…“ „Am Anfang waren es auch mehr Ahnungen?“, fragte Yori und nun war sein Lächeln eindeutig sichtbar. „So fängt es eigentlich immer an, aber die meisten bleiben wohl dabei…“ Plötzlich blickte er fast schon ruckartig auf und sah uns genauer an. „Könnt ihr noch mehr?“ Ich sah, wie Sasuke sich leicht verkrampfte. Es war nichts, worüber er gerne sprach, aber langsam musste ihm doch auch klar werden, dass dieser Mann wirklich mehr zu wissen schien und nicht einfach nur neugierig war. Soll ich es ihm sagen? Sasuke wich meinem Blick nicht aus, aber er schwankte eine Weile, ehe er kurz erwiderte. Ja. Selbst in dieser Art der Kommunikation spürte ich seinen Unmut dabei und automatisch verdüsterte sich auch meine Miene ein wenig. „Wir spüren es, wenn der andere verletzt wird.“ Yori blinzelte sichtlich überrascht und auch die beiden Frauen wirkten leicht verblüfft. „Wenn ihr verletzt werdet?“, wiederholte Akiko langsam, „So richtig die Schmerzen?“ Ich nickte kurz. „Mmh, das ist mal interessant.“, meinte Yori und in seinen Augen erschien ein Funkeln, das ich schon einmal bei Tsunade gesehen hatte… als sie ein neues Forschungsobjekt gefunden hatte… „Das hab ich bisher auch noch nicht gehört… wisst ihr, bei meiner Frau und mir war es so, dass wir die Gefühle des anderen spüren konnten, allerdings nicht auf einer körperlichen Ebene.“ Er legte den Kopf ganz leicht schief, als würde er dabei nachdenken. „Und dann war da dieses eine Ehepaar das in der Lage war zu sagen, ob dem anderen warm oder kalt war, aber… Schmerzen. Das stell ich mir unangenehm vor.“, gab er ganz offen zu, was mich fast mehr verblüffte, als die Aussage selbst. „Wir finden das auch nicht grade toll.“, merkte Sasuke nun trocken an, „Können Sie uns sagen, wie wir das wieder abtrainieren?“ Ich funkelte ihn an. Mach doch mal langsam. Er grummelte. Lass mich! Yoris Schmunzeln wurde ironisch. „Abtrainieren?“ Er schüttelte gedankenversunken den Kopf und starrte in den Himmel. „Das kann man nicht ab- oder antrainieren. Es entwickelt sich von selbst… ihr könnt die Verbindung vermutlich trennen, wenn ihr das wirklich wolltet, aber ich bezweifle, dass ihr das wollt… keiner wollte das bisher und warum auch?“ Er zuckte kurz die Schultern. „Diese Gabe kommt als ganzes oder gar nicht.“, meinte er dann und sah Sasuke fast schon auffordernd an. Letzterer hielt den Blick, entspannte sich aber nach ein paar Sekunden wieder. „Man kann sich nicht einfach nur die Teile herauspicken, die man haben will.“ Er schwieg einen Augenblick, während er immer noch Sasukes Gesicht fixierte. Dann wanderte sein Blick langsam in meine Richtung. „Es wundert mich ohnehin, dass ihr sie schon so stark habt.“, merkte er dann an, „Ihr seid so jung. Alle anderen, die ich bisher getroffen habe, waren längst erwachsen oder als Geschwister quasi damit geboren. Eure Beziehung muss unüblich schnell stark geworden sein.“ „Äh…“, war alles, was ich dazu rausbrachte. Okay, positiv, er hat uns nicht für Geschwister gehalten (wäre auch seltsam gewesen), negativ, er denkt schon wieder, wie alle anderen, dass wir ein Paar waren. „Wir haben keine Beziehung.“, meinte Sasuke kühl, „Nicht in dem Sinn, wie Sie gerade andeuten. Wir sind nur… befreundet. Mehr nicht.“ Nun war es an Yori verblüfft dreinzublicken. Er starrte Sasuke geradezu ungläubig an, ehe er sich dessen offenbar bewusst wurde, sich räusperte und einen Schluck Tee trank, um darüber nachzudenken. „Ihr seid wirklich nicht…?“, fragte er irgendwann nach, woraufhin wir beide vehement den Kopf schüttelten. „Nie gewesen und auch kein Interesse dran.“, meinte ich im halben Versuch eines Scherzes. Offenbar erreichte ich damit, was ich wollte, denn die Mundwinkel des alten Mannes zuckten kurz nach oben. „Das macht es nur noch interessanter. Wie lange habt ihr das schon?“ „Öhm…“ Ich sah Sasuke Hilfe suchend an, der wohl offenbar langsam ein wenig mehr zuzulassen bereit war, denn anstatt meinen Blick zu erwidern antwortete er: „Seit fast fünf Jahren.“ Wieder sah Yori – und diesmal auch seine Töchter – verdammt verdutzt aus. Bestimmt eine halbe Minute starrte er Löcher in die Luft, ehe er kurz und leise auflachte. „Ihr seid mir ja ein Phänomen…“ Er schüttelte den Kopf. „Ihr bringt alle Theorien durcheinander, die ich in den Jahren entwickelt habe.“, fügte er hinzu, aber es klang weniger verärgert, als vielmehr neugierig. „Ist das denn so… seltsam?“, fragte ich nach, woraufhin er wieder lachte. „Seltsam?“ Wieder lachte er auf. „Es ist mehr als seltsam, Junge, es ist faszinierend. Was mich zu der Frage bringt, warum ihr eigentlich hier seid.“, fügte er hinzu, als wäre ihm das gerade erst eingefallen. „Ihr habt doch sicher einen bestimmten Grund mich zu suchen?“ Er runzelte die Stirn. Ich wollte ihm antworten. Ich wollte ihm von dem Buch und unserer Suche erzählen und ihm dann eine wichtige Frage stellen, doch Sasuke kam mir tatsächlich zuvor. „Wird diese Verbindung noch stärker werden?“ Sasukes POV „Wird die Verbindung noch stärker werden?“ Auf meine Frage hin wanderte Yoris intensiver Blick wieder zu mir. Seine Augen hatten einen Braunton, der seltsam fehl an Platz wirkte. Wenn es nicht völlig absurd wäre, würde ich sagen, sie wirkten stumpf. Sein Blick huschte noch kurz zwischen mir und Naruto hin und her, bevor er überlegt antwortete: „Das kann man schwer sagen. Eure Verbindung ist schon in jungen Jahren sehr weit entwickelt, dass heißt, dass sie eigentlich ohne Probleme weiter wachsen könnte, doch es scheint mir, als ob ihr kein Interesse daran habt.?“ Seine Augenbrauen hoben sie leicht und die Aussage klang viel eher nach einer Frage. Mein Blick suchte nur für einen Augenblick Narutos bevor ich wieder in sein faltiges Gesicht schaute. Die Falten hatten mich schon von Anfang an gewundert. Seine Körperhaltung war gebeugt und er wirkte kraftlos, doch man konnte Muskeln unter seiner Haut sehen, die sich klar abzeichneten und wohl durch die tägliche Arbeit entstanden sind. „Im Prinzip wollen wir nicht, dass es stärker wird.“, fing Naruto langsam an und brach dann mit einem Blick zu mir, ab. Was meinst du mit „im Prinzip“? Naja, ein paar Sachen sind schon sehr nützlich, oder nicht? Außerdem wäre es teilweise echt praktisch mal zu wissen, was du eigentlich fühlst. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute mich fast schon erwartungsvoll an. Ich habe aber nun wirklich keine Lust alle Gefühle von dir zu teilen. Gab ich störrisch zurück. Sowohl der beiden Schwestern, als auch Yoris Blick ruhte auf uns. Narutos Augen weiteten sich ein bisschen und er rief erschrocken: „Ich auch nicht!!“ Bevor ich etwas erwidern konnte hob Yori eine Hand: „Ich muss keine Verbindung zu euch haben, um zu ahnen, was gerade besprochen wurde und so kann ich euch sagen: Die Verbindung wird unwahrscheinlich stärker, wenn ihr euch dagegen sträubt. Bloß leider, oder solle man, zum Glück sagen, hat die Natur einen eigenen Kopf, weshalb ich es nicht ausschließen kann. Besonders, falls doch noch… ähm, andere Verlangen auftauchen sollten.“ Meine Miene verdunkelte sich: „Es werden keine anderen Verlangen auftauchen.“ „Genau, wieso reitet jeder drauf rum? Können nicht zwei Jungs mal enger befreundet sein ohne mit Vorurteilen konfrontiert zu werden? Wir sind nicht verliebt.“, stimmte mir Naruto zu. Ich schauderte kurz bei dem Gedanken und ließ meinen Blick desinteressiert über den kleinen Garten schweifen. Ich blieb an dem kleinen Gemüsebeet, das sich Yori angelegt hat. Er pflegte es sehr gut, dass sah man, doch obwohl ein paar Früchte in voller Reife und andere schon am Vergehen waren schien er nicht viele zu ernten oder zu essen. Natürlich brauchte ein alter Mann nicht viel zum Leben, aber es war schade um die Früchte und sogar etwas zu sorglos. Er musste sie schließlich konservieren, wenn er damit durch den Winter kommen wollte. Ich runzelte leicht die Stirn. Wahrscheinlich brachte ihm dann seine Töchter etwas, doch irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass er das Beet betreute, um eine reiche Ernte zu bekommen… sondern viel mehr des Pflegens wegen. „Ihr seid nicht „enger befreundet“.“, mischte sich Akiko nach Narutos Worte plötzlich ein und meine Gedanken folgten wieder dem Laufe des Gesprächs „Ihr seid Seelenpartner, das ist ein Unterschied.“ Haruko übernahm ohne zu zögern: „Außerdem wollte mein Vater nichts andeuten, sondern damit nur sagen, dass sich die Wahrscheinlichkeit des Wachstums eurer Verbindung drastisch steigt, wenn ihr sexuelle Gefühle für einander entwickeln würdet, was bei Seelenpartner ansonsten wohl üblich wäre. Aber ihr seid eben eine Ausnahme.“ Sie zuckte mit den Schultern und schien wenig beeindruckt über unsere leichte Empörung. „Und was für eine Ausnahme wir sind!“, grummelte Naruto. Ich hörte unseren Gastgeber leise lachen: „Ich glaube euch gerne, aber, wie gesagt, ihr werft mir meine ganzen Theorien um! Es macht euch doch sicher nichts aus, wenn ich euch ebenfalls ein paar Sachen frage?“ „Nein, überhaupt nicht“, grinste Naruto, „aber warum ist es verwunderlich, dass wir ohne Partnerschaft so eine Verbindung haben? Es gibt doch bestimmt viele gute Freude.“ „Das ohne Zweifel. Ich habe bisher bloß noch niemand in der Art mit so einer Verbindung getroffen. Außerdem waren wir über euer Alter erstaunt. Ich bin bisher, eigentlich zu Recht, davon ausgegangen, dass man eine gewisse Reife haben muss, die so junge Kinder kaum haben können. Wie alt wart ihr? 14?“ „13.“, antworteten wir, wie aus einem Mund. Fast augenblicklich jedoch runzelte ich leicht die Stirn und Naruto meinte zweifelnd: „Obwohl, Teme…“ „Stimmt, ich glaube auch, dass du da noch zwölf warst.“, stimmte ich mit einem leichten Nicken zu. Ein leiser überraschter Aufschrei kam von den Schwestern, während Yoris Augen sich weiteten: „Seid ihr sicher?“ Ich wollte Blickkontakt zu Naruto aufnehmen, der sich allerdings leicht nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen hat. Sein Gesicht nahm einen leicht verkniffen Ausdruck an, bevor sich ein leises Schmunzeln auf seine Lippen schlich. „Doch, ich bin mir sicher, dass ich die Verbindung in der Situation gespürt habe.“, versicherte Naruto, das feine Strahlen um seine Mundwinkel und der unerschütterliche Glaube in seinen Augen ließen eigentlich keine Fragen offen. Auch Yori schien es Antwort genug zu sein. Der aufkommende Wind zerrte etwas an unseren Haarsträhnen und der Geruch von reifem Gemüse streifte unsere Nasen. „Man muss aber auch dazu sagen, dass wir durch… Umstände in unserer frühen Kindheit geistig älter waren, als es normalerweise Zwölf- und 13-jährige wären.“, gab ich zu bedenken, während ich mich der Situation leicht entzog und meine Aufmerksamkeit kurz auf den vorbeiziehenden Wolken lag. „Darf ich erfahren, in welche Richtung diese „Umstände“ gingen?“, fragte der Alte vorsichtig. „Verlust und Einsamkeit.“, antwortete Naruto bedächtig und mied meinen Blick. „Interessant!“, stieß er aus und schien als würde er sich das Gespräch gerade in seine Gedanken brennen. Ich rümpfte darauf hin aber nur leicht die Nase: „Es ist allgemein bekannt, dass schlimme Erfahrungen einem die Kindheit rauben können.“ „Schon, aber es ist trotzdem interessant, wie sich das auf die gesamte Psyche auswirkt. Und euer Verständnis. Sagt, wie lange kanntet ihr euch, bevor ihr das erstem Mal gespürt habt, dass dort etwas zwischen euch ist?“ „So, dass wir mit einander gesprochen haben ungefähr ein Jahr. Davor haben wir uns gemieden.“ „Erstaunlich, erstaunlich, sagt einmal…“ „Vater.“, unterbrach Haruko Yuri mit tadelndem Tonfall, „Ich glaube sie sind auch hier, um ein paar Informationen zu bekommen und sich nicht nur sich löchern zu lassen.“ Naruto war ihr ein dankbares Lächeln zu, während ich mich an ihrem Vater wandte. „Wie lange, meinen Sie, gibt es diese Art der Beziehung schon in der Geschichte der Menschen?“ Yoris Antwort kam schnell: „Wie wohl alle Gefühle, nehme ich an, dass es sie von Anbeginn der Menschheit schon gab.“ Ich zog leicht eine Augenbraue hoch: „Wieso ist es dann so unbekannt? Auch in Bücher kann man nichts finden, das ist doch seltsam.“ Ein eisernes Lachen schlich sich aus seiner Kehle: „Ach, Jungchen, du warst einfach noch nicht lang genug auf der Welt. Ich glaube, dass man schon relativ oft davon gelesen hat, doch jeder Autor es anders ausgedrückt hat. Anscheinend ist das Ausmaß dieser Verbindung auch immer unterschiedlich stark und deshalb auch schwer zu zuordnen.“, er richtete seinen Blick zum Himmel und sein breites Lachen schien ihn um etliche Jahre jünger wirken zu lassen, „ Zum Beispiel, das bekannte Werk „Romeo und Julia“. Wer sagt, dass es sich in Wahrheit nicht um Seelenpartner gehandelt hat? Die Eine, die große, wahre Liebe könnte so eine Verbindung ausdrücken. Oder Blutsbrüder, die für einander sterben würden. Wer weiß schon, wie die Benennung ist und ob man sie überhaupt in Worte fassen könnte. Gefühle sind etwas Mächtiges und lassen sich nicht in Schubladen stecken.“ Unwillkürlich huschte mein Blick zu Naruto rüber, der mich auch schon breit angrinset. Siehst du? Gefühle rules. Ich schnaubte. Ach, lass mich doch mit dem Schrott in Ruhe. Gespielt empört schnappte er nach Luft und boxte mich in die Schulter: „Unsensibler Bastard!“ „Tse“, ich schloss die Augen, während meine Mundwinkel leicht nach oben zuckten. „Keine Sorge.“, hörte ich Naruto sagen und schaute wieder auf, in die etwas pikierten Gesichter unserer Gastfamilie, „Wir gehen immer so mit einander um.“ Yoris Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben, doch er schien sich seinen Kommentar zu verkneifen. Bevor sich der Alte wieder fassen konnte, um uns weiter Fragen zu stellen, beschloss ich die Stille zu nutzen: „Sie haben mehrmals von Ihren Theorien gesprochen. Könnten Sie uns sie erläutern?“ Er legte leicht seinen Kopf schief. Sein schütteres Haar fiel auf eine Seite und bedenke leicht sein rechts Auge. Es breitete sich ein gedehntes Schweigen aus, bis sich seine Lippen zu einem kleinen, aber harten Lächeln verzogen. „Die erste, die einem auch von alleine kommt, wäre die, dass man dem anderen direkt in die Seele schaut. Die Augen werden auch Seeelenspiegel genannt, vielleicht wurde dieser Begriff nicht umsonst gewählt. Wieso doch nur bestimmte Menschen darin lesen können, erklären wir dadurch, dass man seinen Partner so gut kennt, dass er Blicke entschlüsseln kann. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass ihr euch innerhalb eines Jahres so gut kennen gelernt habt, wofür andere Leute Jahrzehnte brauchen.“, er senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf. „Die nächste Möglichkeit, die wir für relativ realistisch gehalten haben ist die eines Paktes.“ „Eines Paktes?“, wiederholte Naruto ungläubig. Er zuckte mit den Schultern: „Ja, ein Pakt der unbewusst im Laufe der Bekanntschaft geschlossen hat. Ich bezweifle, dass man „für den anderen“ geboren wurde, sonst würde es wohl mehr solcher Beziehungen geben. Der Pakt würde etwas Unwiderrufliches sein, der in der Seele und in eurem Fall im Blut niedergeschrieben wurde.“ Ich runzelte leicht die Stirn. Das würde auf jeden Fall erklären, warum diese Verbindung bei uns in so verschiedene Richtungen gehen… „Äh, und wie hätte man den Pakt geschlossen?“, fragte Naruto, „Ich kann mich nicht erinnern irgendetwas unterschrieben zu haben und wir haben auch kein komisches, pseudo-voodoo- Ritual durchgeführt.“ Yori schnaubte belustigt: „Nein, wir sind verschiedene Möglichkeiten durchgegangen, die zwar alle Möglich sein könnte, aber sich nicht beweisen lassen, da die einzige Vorraussetzung die sein musste, dass es alle Seelenpartner schon getan haben, die wir getroffen haben. Die Romantische war bisher die Vorstellung eines Kusses, der im richtigen Moment der Vertrautheit gegen wurde, doch wenn ihr nur Freunde seid, kann man diese Theorie wohl vergessen.“, er seufzte und ich versuchte möglichst keine Miene zu verziehen. Naruto, sag jetzt nichts! Bei uns war es in dem Sinne ja kein Kuss… und einen Moment der Vertrautheit kann man das auch nicht wirklich nennen. „Eine andere, die bei euch wahrscheinlicher wäre ist die, dass man in dem Moment sehr starke emotionale Gefühle hatte und zudem in einer Stresssituation war, in der man sich auf einander verlassen musste.“ Ich nickte leicht. Das war etwas, was wirklich möglich schien. Als Ninja hatten wir schon öfter solche Situationen erlebt, obwohl man sie in dem Fall einschränken musste. Der „Pakt“ musste ja vor dem ersten Auftreten der Verbindung entstanden sein… „Ihr müsst verstehen, dass wir…“, fing Yori wieder an, wurde dieses Mal allerdings von Naruto unterbrochen. „Äh, Entschuldigung, aber du sprichst immer in der Mehrzahl. Wer ist „wir“?“, er kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf, doch noch während er die Worte aussprach veränderte sich die Atmosphäre des kleinen Kreises. Niemand zeigte eine direkte Reaktion, doch es schien, als würde ein kalter Luftzug über unsere Haut streifen und frösteln lassen. Ich ließ es mir nicht anmerken und schaute doch interessiert zu der kleinen Familie, die uns gegenüber saß. „Miyu Tamashii, meine Frau.“, meinte Yori leise. „Oh, ja, tut mir leid. Das hätte ich mir denken müssen.“, meinte Naruto schnell entschuldigend und hob abwehrend die Hände. Ich merkte, dass mir Naruto von der Seite einen etwas verlegenden Blick zuwarf, doch mich irritierte gerade etwas anders. Ich runzelte leicht die Stirn. Miyu… Yori.. „Ich bin aber echt ein schlechter Gastgeber.“, hörte ich Yori sagen, „Ich werde euch mal etwas zu essen und zu trinken holen.“ Das Gras raschelte als er aufstand. Ich verschränkte die Hände und dachte noch mal angestrengt über meine Irritation nach, bis es mir plötzlich, wie Schuppen von den Augen fiel. „Haruko, dein Vater hieß Kizuna mit Nachnamen, nicht?“ „Kizuna, ja…“, kam ihre leicht abwesende Antwort, doch ich kümmerte mich nicht groß drum. Ich musste fast auflachen. Das war einfach zu verrückt. Ich schaute auf, um Naruto meine „Entdeckung“ mit zuteilen, als ich den betroffenen Ausdruck in seinen Augen sah. Ich folgte seinem Blick und sah zu den Schwestern, die etwas zusammengerutscht waren und gar nicht mehr so glücklich wirkten, wie noch vor ein paar Minuten. „Er… er ist noch nicht drüber hinweg, oder?“, fragte Naruto vorsichtig, worauf ich leicht verwundert die Augenbrauen hob. „Vater hat sich… gut gehalten.“, meinte Akiko und schmunzelte, doch selbst ich konnte sagen, dass es falsch war und sie selbst mit dem falschen Lächeln unendlich traurig aussah. Narutos POV Der Schmerz, den es ihr bereitete allein diese Worte auszusprechen, ließ mich innerlich zusammenzucken. Irgendwie war die ganze Atmosphäre in den letzten Augenblicken schlagartig abgekühlt und mir war auf einmal kalt. Etwas tippte mich leicht an der Schulter und als ich mich umwand, traf mich Sasukes fragender Blick. Ich hob leicht entschuldigend die Schultern. Es muss schwer für ihn sein, oder? Sein Blick wurde nicht weniger fragend und ich seufzte innerlich, ehe ich ein wenig zaghaft nachfragte. Ich stelle es mir schon schwer genug vor, wenn einer von uns sterben würde, aber wenn es der eine Mensch wäre, den man auch noch über alles liebt…? Sasukes Augen weiteten sich ein Stück, ehe er den Blickkontakt schlagartig abbrach. Offenbar hatten die beiden Schwestern unseren kurzen Austausch verfolgt, denn Haruko deutete ein leicht gequältes Lächeln an und erklärte ungefragt: „Es ist schon über zehn Jahre her. Es war ein Unfall. Ein dummer, verhinderbarer Unfall. Aber er ist leider geschehen…“ Akiko nickte langsam und erzählte schon fast flüsternd: „Es ist immer schwer, wenn dem Seelenpartner etwas passiert, aber der Tod… Vater hat es einmal so beschrieben, dass es sich anfühlt, als würde einem die Seele selbst in Stücke gerissen. Als würde einem ein wichtiger Teil brutal und rücksichtslos genommen…“ Ich schluckte schwer und sah sie ein wenig erschrocken an. Was ich Sasuke gesagt hatte, war nicht mehr als ein Erklärungsversuch gewesen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen würde, wenn er starb. Ich kannte die Schmerzen nur zu genau, die unweigerlich kamen, wenn er verletzt wurde. Ich kannte das unangenehme, alles andere verdrängende Gefühl, wenn wir uns stritten. Ich kannte aber auch das seltsame, inzwischen natürlich gewordene Gefühl, wenn wir uns stumm verstanden. Teilweise auch wirklich wortlos. Wenn wir uns nach einem Streit versöhnten und die Welt auf einmal wieder hell und leuchtend erschien. Wenn Sasuke sterben würde… ich wollte es nicht, aber meine Fantasie malte mir die schrecklichsten Bilder. Schmerzen, Folgen eines gewaltsamen Todes, denn Sasuke war nicht der Typ, der friedlich im Schlaf starb. Schmerzen, Schreie in meinem Kopf, vermischt mit meinen eigenen. Und dann… nichts mehr, Kälte, Eiseskälte. Das Wissen, dass ich nie mehr diese Verbindung würde spüren können, eine Einsamkeit und Verlassenheit, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich schauderte und wusste doch, dass egal, was meine Fantasie mir auch erzählen mochte, die Wahrheit, wenn es jemals soweit kommen sollte, noch tausend mal schlimmer sein würde. Und ich wusste mit einem mal auch, dass es fast unmöglich war, jemals auch nur ansatzweise darüber hinweg zu kommen… Mir wurde kalt und als ich zu Sasuke hinüberblickte, wusste ich, dass es ihm nicht wirklich anders erging. Sein Gesicht war ausdruckslos, wie immer, wenn er versuchte zu verbergen, was er wirklich dachte und fehlte, doch ich las selbst von der Seite und ohne direkten Kontakt das Entsetzen in seinen Augen. Haruko nickte traurig. „Er war seit dem nie wieder derselbe. Er hat es erst später zugegeben, aber eigentlich wollte er in der ersten Zeit nach Mutters Tod nur noch sterben. Er wollte die Einsamkeit und Leere loswerden und wieder bei ihr sein…“ Sie sah langsam zu ihrer Schwester, die seufzte und fortfuhr: „Wir allein haben ihn wohl davon abgehalten. Wir waren noch Teenager, er wollte und konnte uns nicht alleine lassen und… vielleicht hat er in uns auch Mutter gesehen, das weiß ich nicht, wir haben ihn nie wirklich danach gefragt. Er reagiert noch heute ein wenig… empfindlich auf das Thema…“, gab sie leise zu und schoss uns gleichzeitig einen warnenden Blick zu, ja nichts falsches oder wohl eher ja nichts ihm gegenüber zu sagen. Ich nickte stumm. „Wir hatten lange Angst ihn allein zu lassen.“, meinte Akiko, „Aber heute wissen wir, dass er uns das nicht antun würde. Trotzdem ist er hierher gezogen, kaum, dass wir aus dem Haus waren. Soweit wir wissen, hat er kaum noch Kontakt zu irgendwem. Er ist freundlich zu jedem, der sich hierher verirrt, aber er versucht nicht mal mehr Freundschaften aufzubauen oder zu erhalten… er lebt nur noch des Lebens Willen…“, die letzten Worte sagte sie so leise, dass ich sie kaum noch verstand, dann zog sie die Beine an den Körper und legte den Kopf darauf. Haruko strich ihrer Schwester sacht über den Rücken. „Wenn wir da sind, ist er fast wie früher, er lacht sogar hin und wieder, aber… eigentlich wissen wir alle, dass es niemals mehr wie früher sein wird.“ Sie lächelte traurig und mir wurde nur noch kälter. Eine Fassade. Aufrecht erhalten, um die Menschen zu täuschen, die sie am ehesten durchschauen würden und konnten, aber schwiegen, um die dünne Schutzmauer darunter nicht anzutasten. Es war eine traurige, schrecklich ungerechte Geschichte. Und sie taten mir wirklich aus tiefstem Herzen leid. Es war nicht das erste Mal, dass ich eine Familie traf, die einen Elternteil verloren hatte, es war auch nicht das erste Mal, dass ich einem Menschen begegnete, der keinen Sinn mehr im Leben sah, aber es traf mich trotzdem. Wir hatten auf Missionen schon Familien getroffen, deren Leben alles andere als leicht oder glücklich war, und doch hatte ich mich für sie freuen können, weil sie zusammenhielten und glücklich waren. Ich war mir sicher, dass Yori seine Töchter aufrichtig und von Herzen liebte und sie diese Liebe auch erwiderten, aber in diesem Fall machte es all das nur noch schlimmer. Schweigen, um den anderen nicht zu verletzen… Ich warf Sasuke einen kurzen Blick zu und wie auf ein Kommando hin, wand auch er sich genau in dem Moment zu mir um. Und ganz kurz, nur einen Herzschlag lang, las ich auch in seinen Augen Mitleid, dann allerdings schloss er sie länger als es zum einfachen Blinzeln nötig gewesen wäre und als er sie wieder öffnete war der Ausdruck verschwunden. Verdrängt dorthin, wo ihn niemand finden konnte. Es sollte nicht so sein. Auch wenn die stummen Worte keine Lautstärke und keinen wirklichen Tonfall kannten, ich hatte dennoch das Gefühl, er würde flüstern. Hätte ich meine Antwort laut ausgesprochen, hätte ich es auch getan. Nein, sollte es nicht. Genau diesen Moment suchte der alte Mann sich aus, um tatsächlich mit tatsächlich mit einem Tablett in den Händen zurück zu kommen. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich hielt es für einen Vorwand allein sein zu können, aber nun brachte er uns Gläser mit Fruchtsaft und ein paar kleine Naschereien heraus und setzte sich mit einem schwachen Lächeln wieder zu uns. „Entschuldigt, ich glaube, ich schaffe mir gerade erstklassig einen Ruf als Verrückter.“, versuchte er zu scherzen und ich lächelte, obwohl ich hörte, wie gequält er die Worte sagte und dass er nur sicher sein wollte, das Thema zu wechseln, ehe wir es wieder anschneiden konnten. Also schüttelte ich den Kopf und setzte dazu an, ebenfalls ein anderen Thema anzufangen, als er unvermittelt wieder sprach: „Wie habt ihr eigentlich den Weg hierher gefunden?“ „Bitte was?“, war alles, was mir dazu einfiel. Zum einen war das sicher nicht unbedingt eine der Fragen, die ich in dieser Situation noch erwartet hätte, zum anderen verstand ich sie nicht. Er hatte doch gesehen, dass wir mit seinen Töchtern gekommen waren, oder? Die beiden sahen ihren Vater ebenfalls ein wenig irritiert an, während Sasuke neben mir skeptisch eine Augenbraue hochzog und wie üblich schwieg. „Nun, ich meine, ihr seid offenbar nicht aus dem Land der Wasserfälle und Konohagakure liegt nicht unbedingt um die Ecke. Wie kamt ihr auf die Idee hier zu suchen? Und woher wusstet ihr eigentlich…?“ Auf einmal schien er wie ausgewechselt und wieder ganz in seinem Element. Irgendwie beschlich mich langsam das Gefühl, dass es ihm fast Spaß machte, Fragen zu stellen. Ein alter Forschergeist, jemand, der alles ergründen, alles wissen wollte. Normalerweise wurden solche Menschen einmal berühmte Erfinder, Ärzte, Architekten… oder aber für verrückt erklärt… Ich zuckte leicht entschuldigend die Schultern. „Wir haben eine… lange Suche hinter uns. Eigentlich sollten wir ein Buch mit dem Titel… uff!“ Sasuke rammte mir an dieser Stelle wenig rücksichtsvoll den Ellbogen in die Seite und als ich ihn sauer anfunkelte, meinte er nur: Sag ihn nicht. Sag um Himmels Willen nicht den Titel!! Ich runzelte nur die Stirn, schnaubte unhörbar und deutete ein Nicken an, ehe ich mich wieder zu Yori umdrehte und erklärte: „Ähm, ja, mit einem nur bruchstückhaft erhaltenen Titel, den uns eine… betrunkene Frau…“ Tsunade würde mich umbringen, wenn sie das jemals erfahren sollte… „gesagt hat. Es war nur ein sehr vager Hinweis, der uns über den halben Kontinent geschickt hat, aber es war der einzige, den wir hatten.“ Ich zuckte erneut die Schultern. „Da fällt mir ein, Vater, hast du eigentlich das Buch wieder gefunden, das du letztens gesucht hast?“, platzte Akiko plötzlich dazwischen und Haruko warf auch gleich ein: „Genau, ich hab noch mal nachgesehen, aber bei mir liegt es nicht und…“ Die drei waren schnell in einer dieser kurzen, seltsamen Unterhaltungen vertieft, die nur Angehörige der Familie selbst verstanden und die für Außenstehende aussagelos und schnell vorbei waren. Immerhin gab mir das die Chance, Sasuke noch mal sauer anzufunkeln. Was sollte das? Er schnaubte. Denk mal nach, Spatzenhirn. Die beiden hießen Miyu Tamashii und Yori Kizuna! Wie wäre das denn gekommen, wenn wir mit dem Titel angefangen hätten, grade, wenn er sich beruhigt hat?! Ich blinzelte. Ich kann dir nicht folgen. Sasuke verdrehte genervt die Augen. Miyu Tamashii. Schöne Seele. Yori Kizuna. Vertrauensband. Übersetz die Namen wörtlich… Ich spürte, wie meine Augen sich weiteten, als ich endlich, endlich verstand, was er mir damit sagen wollte. Du meinst… Sasuke nickte kurz. Ja, Vollidiot, wir haben nie ein Buch gesucht, sondern Yori und seine Frau… Nachdem das kurze Zwischengespräch, das ich nicht weiter verfolgt hatte, beendet war, fing Yori wieder an zu fragen. Immer wieder fragte er begierig nach, wollte noch detaillierter als Tsunade damals wissen, was wir wie wann und auf welche Entfernung noch verstehen konnten. Immer wieder verglich er uns – sehr zum Leidwesen seiner Töchter, die irgendwann nur noch schmunzelnd den Kopf schüttelten – mit Akiko und Haruko und immer wieder wollte er wissen, warum gerade wir so etwas entwickelt hatten. Warum wir die eine Ausnahme waren, die er sich nicht erklären konnte. Und immer wieder versicherten wir, dass wir es auch nicht wussten. Denn das taten wir wirklich nicht. Mit zunehmender Zeit wurde Sasuke immer stiller und hörte meistens nur noch zu, während Yori langsam redseliger wurde und anfing seine Theorien und wie sie entstanden waren nochmals genauer zu beleuchten, ohne uns dabei irgendetwas wirklich Wichtiges oder Neues zu verraten. Aber er schien regelrecht aufzublühen und da das die beiden jungen Frauen sichtlich freute, wollte ich es nicht stören. Und auch Sasuke wundersamerweise nicht. Als es dunkel wurde, bat uns Yori über Nacht zu bleiben. Oder besser, er bot uns an, wir könnten bleiben, aber die Bitte schwang mit und so blieben wir. In dieser Nacht lag ich noch eine Weile wach und starrte an die Decke der kleinen Hütte, die im durch die Vorhänge scheinenden Mondlicht gerade noch sichtbar war. Morgen müsste ich wohl Sakura eine Nachricht schicken, um ihr zu sagen, dass sich unsere Rückreise noch um ein paar Tage verschieben würde. Oder, nein, sollte das diesmal lieber Sasuke machen, mir reichte ein Antwortbrief dieser Sorte vollkommen aus. Wir hatten tatsächlich unsere Mission beendet, wir hatten gefunden, was uns aufgetragen worden war, aber es war weder, was wir alle erwartet hatten, noch, was wir erhofft hatten. Wir hatten Ahnungen bekommen, Theorien, Erfahrungen, aber wirkliche Antworten auf unsere Fragen konnte uns auch Yori bisher nicht geben und ich fing allmählich an, mich zu fragen, ob die überhaupt jemand geben konnte. Über der Frage, wie seine Frau, Miyu, wohl gewesen war, wenn sie seine Seelenpartnerin war, schlief ich schließlich irgendwann doch ein und hatte einen wirren Traum über zwei Menschen, die starben und sich in Bücher verwandelten… und selbst im Traum spürte ich ihren Schmerz und wünschte, ich könnte ihnen irgendwie helfen, während ich doch wusste, wie sinnlos es war. Die Verbindung war wertvoll, aber sie konnte auch schlimmere Schmerzen bringen, als alles andere. Auf einmal verstand ich, warum Sasuke manchmal so skeptisch war… und vielleicht hatte er damit sogar irgendwie Recht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)