Sternschnuppen von Ur (Gazille x Levi) ================================================================================ Kapitel 1: Gewitter ------------------- Eigentlich mochte Gazille Gewitter. Früher, wenn es draußen gewittert hatte, waren er und Metalicana immer dort gewesen, wo man die Blitze am besten beobachten konnte. Diese Vorliebe für Blitze hatte allerdings ein wenig nachgelassen, nachdem diese unglückliche Geschichte mit Luxus geschehen war, bei der er einiges an Elektrizität hatte schlucken müssen. Ganz zu schweigen davon, dass dieser Armleuchter Levi hatte brutzeln wollen! Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann durfte er sich darüber nicht beklagen, immerhin hatte er selbst Levi auch schon verprügelt… aber diese Tatsache verdrängte er so gut es ging. Heute konnte er sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es sich anfühlen sollte, Levi nicht beschützen zu wollen. Sie war winzig. Zerbrechlich. Sollte er jemals dazu kommen, sie zu umarmen, dann würde sie garantiert zerbrechen wie ein Glaskörper. Nicht, dass er nicht ab und an darüber nachdachte, dass es… nett wäre, sie hier und dort zu umarmen. Aber die Befürchtung, er könnte ihr dabei wehtun, war doch zu groß. Er hatte ihr schließlich schon genug wehgetan. Peinlich genug, dass er sich überhaupt solche sentimentalen Gedanken über verweichlichte Dinge wie Umarmungen machte. Das musste niemand wissen. Er wollte es ja nicht einmal selbst wissen, dass er Levi gern… im Arm halten würde. Lag sicher alles nur an seinem übermäßig ausgeprägten Beschützerinstinkt ihr gegenüber. Es traf sich, dass Levi ihn an einem regnerischen Tag darum bat, in ihrem Zimmer beim Umräumen zu helfen, da sie selbst ihren riesigen Bücherschrank keinen Zentimeter von der Stelle bewegen konnte. »Ich würd Jet und Droy fragen, aber die sind grade auf einer Mission, auf die ich nicht mitgehen wollte… also… wenn es keine Umstände macht…« Sie sah ziemlich verlegen aus, während sie von unten zu ihm heraufschaute. Sie war so winzig, das gehörte verboten. Und ziemlich hübsch war sie auch… »Kein Problem«, unterbrach er ihr peinlich berührtes Gestammel. Im nächsten Moment fiel ihm auf, dass er ihr Zimmer sehen würde, wenn er ihr beim Umräumen half. Irgendwie stimmte ihn das ein wenig unbehaglich. Er hatte bisher noch kein Zimmer irgendeines Gildenmitgliedes gesehen. Nicht, dass er das wollen würde. Levi bildete die Ausnahme. Er hoffte stumm, dass er nichts kaputt machte. »Das ist wirklich nett«, sagte Levi erleichtert, als er ihr durch den Regen folgte. Sie hatte ihm angeboten, ihn mit unter ihren Schirm zu lassen, doch er hatte abgelehnt. Wenn sie ihren Arm ganz in die Höhe streckte, dann hätte er vielleicht mit unter den kunterbunten Schirm gepasst. Aber er war schließlich nicht aus Zucker. Levi hingegen schon eher. Levis Zimmer stellte sich als beinahe so winzig wie dessen Bewohnerin heraus. Den meisten Platz nahmen ein riesiger Bücherschrank und ein Schreibtisch ein. Das Bett sah nicht so aus, als würde einer der beiden Versagern jemals mit darin liegen. Diese Erkenntnis stimmte ihn ausgesprochen gut gelaunt. Wenn er Wind davon bekam, dass einer dieser Idioten ihr zu nahe rückte, dann würde er ihnen die Hälse brechen müssen. Während Levi einiges an Kleinkram aus ihren Schreibtischschubladen räumte, um einen großen Müllsack damit zu befüllen, schob Gazille den riesigen und gefühlt tonnenschweren Schrank von der Wand weg. »Der Tisch soll da rüber und das Bett wollte ich gern hier unters Fenster und dann den Schrank da drüben–« Levi brach ab und zuckte zusammen, als es draußen laut donnerte. Sie sah plötzlich aus wie ein verschrecktes Kaninchen. »Alles ok?«, fragte er verwirrt, beide Arme um den Bücherschrank gelegt. Es sah sicher so aus, als würde er ihn umarmen. Nun ja. Der Schrank zerbrach wenigstens nicht, wenn man ihn in den Arm nahm. »Äh… ja. Sicher. Ich… mag nur Gewitter nicht besonders«, gab Levi zu und blickte nervös zum Fenster hinüber. Gazille hob seine Augenbrauen, dann machte er sich wieder daran, den Schrank quer durch das kleine Zimmer zu ziehen. Levi ging hinüber zum Bett und bückte sich, um es an den gewünschten Platz zu rücken, doch beim nächsten Donnerschlag zuckte sie erneut zusammen, gab ein leises Wimmern von sich und setzte sich stattdessen auf das Bett, das sie eben noch hatte verschieben wollen. Der Blitz, der kurz auf den Donner folgte, brachte Levi dazu, die Augen zusammen zu kneifen. Gazille zögerte einen Augenblick und ließ den Schrank schließlich los. Er stapfte zu ihr hinüber, setzte sich neben ihr aufs Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. Was sagte man zu so einem winzigen Geschöpf, wenn es Angst vor etwas hatte? »Gewitter tun dir nichts«, meinte er schließlich. Er war eben noch nie besonders einfühlsam gewesen. Wozu auch? »Ich weiß«, kam es kläglich von Levi. Gazille wusste nicht, ob er es sich nicht vielleicht einbildete, aber es sah beinahe so aus, als würde sie zittern. Er räusperte sich. Vielleicht sollte er noch irgendetwas sagen? Etwas Beruhigendes am besten. Aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Worte wurden allerdings im nächsten Augenblick überflüssig, als es so laut donnerte, als wäre das Gewitter nun direkt über ihnen und ein Blitz durchs Zimmer zuckte, der alles für einen Sekundenbruchteil erhellte. Levi gab einen erstickten Schrei von sich und im nächsten Augenblick hing sie halb auf seinem Schoß, um sich an Gazille festzuklammern. Er starrte stur geradeaus, während ihr Fliegengewicht ihn erneut darauf aufmerksam machte, wie dünn Levi war. Es kostete ihn einiges an Überwindung, aber dann schaffte er es tatsächlich seine Arme zu heben und sie um Levis schmale Schultern zu legen. Bildete er sich das ein, oder schmiegte sie sich wirklich ein wenig an ihn? Sie war jedenfalls noch nicht zerbrochen, stellte er ein wenig nervös fest. Ihre Haare rochen nach Apfel. Es donnerte erneut. Gazille warf einen Blick zum Fenster und schaute dann hinunter auf Levis Gesicht, das sich an seiner Halsbeuge vergraben hatte. Vielleicht war Levi doch nicht so zerbrechlich. Ja, vielleicht war er doch nicht so mies im Umarmen, wie er gedacht hatte. Und vielleicht könnte er doch wieder anfangen, Gewitter zu mögen. Kapitel 2: Einladung -------------------- Dieser Oneshot hängt irgendwie an dem, den ich über Lucy und Leo geschrieben habe. Darin hab ich Gazille und Levi kurz erwähnt und als ich ihn letztens wieder gelesen habe, musste ich das kleine Szenario einfach aufschreiben :) Vielleicht schreib ich dazu noch mal eine kleine Fortsetzung. Viel Spaß beim Lesen! Liebe Grüße, ___________________________ Es gab Dinge, die waren vollkommen überflüssig. Dazu gehörten beispielsweise Frühlingsbälle in Magnolia. Allerdings schien niemand außer ihm dieser Meinung zu sein, denn alle anderen Mitglieder der Gilde waren völlig aus dem Häuschen. Lluvia hatte einen Ohnmachtsanfall bekommen und anschließend den ganzen Schankraum geflutet, als Gray sie gefragt hatte, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte. Gazille hatte keine Ahnung, wieso Lluvia so durchgedreht war. Dass sie auf den Exhibitionisten stand, war ihm ja schon aufgefallen, aber so ein Ball war doch albern. Während ihrer Zeit in Phantom Lord hatte es solche Dinge nie gegeben. Da würde nur getanzt werden. Tanz. Lächerlich. Wer wollte sich schon zu schwülstiger Musik im Kreis drehen? Das war absolut sinnlos und er hatte wirklich besseres zu tun, als sich in einen unbequemen Anzug zu quetschen und sich zum Affen zu machen. Mira ging mit ihrem Bruder hin, was beinahe bei allen männlichen Mitgliedern der Gilde für Tränen und Wutanfälle gesorgt hatte. Mira war vielleicht ganz nett und sie war sicherlich auch hübsch. Aber so tragisch wie der Rest der männlichen Besatzung von Fairy Tail fand Gazille diesen Umstand eindeutig nicht. Die Säuferin hatte ihren Mittrinker abgefüllt und ihn dann gefragt, ob er mit ihr zum Ball ging, als er schon beinahe komatös auf dem Tisch vor ihr gelegen hatte. Bevor Gazille auf diese Weise jemanden einlud, würde er sich lieber selbst einen ordentlichen Kinnhaken verpassen. Er hatte schließlich so etwas wie Würde. Und Stolz. Und den würde er wahren, indem er diesen Ball einfach boykottierte. Er konnte ohnehin nicht tanzen. Und jemanden, den er einladen würde, gab es auch nicht. Nun ja. Vielleicht würde er mit Levi gehen. Ganz eventuell hätte er dann sogar Freude an dieser ganzen Peinlichkeit. Rein hypothetisch. Aber sie war natürlich wie immer von ihren beiden Verfolgern umgeben und wahrscheinlich würde sie mit beiden zusammen zum Ball gehen. Einen an jedem Arm. Und dann konnten sich die Vollidioten darum prügeln, wer mit ihr tanzen durfte. Bei der Vorstellung, dass Levi mit einem von den beiden tanzte – oder gar mit jemand ganz anderem – wurde er ziemlich wütend und hatte eindeutig das Bedürfnis, einen Tisch durch den Schankraum zu werfen. Aber wie sollte er das erklären? Lieber nicht. »Gazille? Wenn du Jet und Droy weiterhin so finster anstarrst, könnte man auf den Gedanken kommen, dass du die beiden jeden Moment erwürgen könntest«, ertönte Miras Stimme von der Seite und Gazille wandte den Blick von Levi und ihren beiden Stalkern ab. »Hmpf«, war sein geistreicher Kommentar zu diesem Hinweis. Mira lächelte amüsiert. »Fragst du Levi nicht, ob sie mit dir zum Ball geht?«, erkundigte sich Mira beiläufig. Gazille starrte sie empört an. »Nein! Sie hat schon zwei Begleiter. Außerdem kann und will ich nicht tanzen«, erklärte er im Brustton der Überzeugung, was Mira aus unverständlichen Gründen zum Kichern brachte. »Was ist daran so lustig?«, grollte er ungehalten und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach na ja. Du starrst Levi schon tagelang so eindringlich an, als würdest du hoffen, sie könnte deine Gedanken lesen und würde dann mit dir zum Ball gehen«, informierte Mira ihn und lehnte sich an die Tischkante, auf der er saß. Er warf ihr einen wütenden Blick von der Seite zu. »Schwachsinn«, grummelte er. Mira schwieg eine Weile und widersprach ihm nicht. Dann griff sie nach dem Tablett, das sie neben sich auf den Tisch gelegt hatte und lächelte ihn mit funkelnden Augen an. »Ich bin sicher, dass sie dir das Tanzen beibringen würde«, sagte sie scheinheilig und bevor Gazille noch etwas Unwirsches erwidern konnte, hatte Mira sich schon in Richtung Theke verflüchtigt und er starrte ihr böse hinterher. Levi und ihm das Tanzen beibringen! Lächerlich. Er schnaubte empört und wollte seinen Blick wieder auf die beiden Versager in Levis Club richten, als er leicht zusammen zuckte, weil Levis Gesicht direkt vor ihm schwebte. Er registrierte auch ohne hinzusehen, dass die beiden Idioten wütend zu ihm herüberschauten. »Was gibt’s?«, fragte Gazille bemüht lässig und schob den Gedanken an Levi in einem Ballkleid beiseite. Levi war eindeutig rot im Gesicht. Doch sie holte tief Luft und strich sich einige Haarsträhnen hinters Ohr. »Würdest du mit mir zum Ball gehen?« Er starrte sie an. Dann öffnete er den Mund, um zu verneinen. Im nächsten Augenblick schloss er ihn wieder. Wenn er nicht mit ihr hinging, dann würden andere Kerle mit ihr tanzen. Und wenn sie ihn fragte, dann hieß das doch, dass sie wirklich mit ihm… dahin gehen wollte. Und nicht mit den beiden Trotteln. Und auch mit niemandem sonst. Er schluckte. »Ich kann nicht tanzen«, war seine geistreiche Antwort. Auf Levis Gesicht breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus und das Rot auf ihren Wangen wurde noch ein wenig dunkler, als sie einen Moment lang verlegen ihre Schuhspitzen betrachtete. »Ich würd es dir beibringen. Wenn du möchtest. Und wenn es dir keine Umstände macht. Ich weiß ja, dass du das alles albern findest und…« »Ok.« Sie blinzelte und sah auf. Gazille starrte zur Seite. Ihm war ziemlich warm. »Ok?«, wiederholte Levi ungläubig. »Ja. Ok. Bring’s mir bei. Aber sei nicht enttäuscht, wenn ich’s nicht gebacken krieg.« Als er ihr seinen Blick zuwandte, strahlte sie ihn dermaßen leuchtend an, dass sein Herz beinahe stehen blieb. »Toll! Ich freu mich. Wie wäre es mit morgen? Wir können irgendwo hingehen, wo uns keiner zuguckt.« Gazille betrachtete ihre leuchtenden Augen. Wenn er sie so begeistert sah, dann fand er diesen ganzen Rummel um den Ball nur noch halb so peinlich. »Von mir aus.« Er zögerte. »Dann bis morgen.« Sie nickte und wirbelte davon. Wer hätte gedacht, dass er sich auf die Aussicht, tanzen zu lernen, freuen könnte? Kapitel 3: Tanzen ----------------- Dieser kleine Oneshot gehört zu Einladung (dem Kapitel davor). Viel Spaß damit ;) Liebe Grüße, ______________________ Vielleicht war er ein wenig zu überzeugt von sich gewesen, als er diesem Wahnsinn zugestimmt hatte. Tanzen. Das war etwas für Idioten. Soviel stand fest. Allerdings war es nicht so einfach, wie es aussah. Zusätzlich erschwert wurde das ganze noch durch dieses feenartige Geschöpf in seinen Armen, das jeden Moment auseinander brechen konnte, wenn er aus Versehen zu fest zupackte. Oder ihr auf die Füße trat. Zum gefühlt hundertsten Mal. Sein Gesichtsausdruck musste jede Skala des Wortes ›grimmig‹ gesprengt haben, denn Levi musterte ihn ein wenig besorgt. Ihre zierlichen Finger lagen wie Federn auf seiner Schulter und ihre andere Hand ruhte in seiner. Dass seine Handinnenflächen gerade so trocken waren wie ein Wutausbruch von Lluvia schien sie nicht zu stören. Ihre Nähe trug nicht dazu bei, dass Gazille sich besser konzentrieren konnte, denn tatsächlich stand sie unheimlich dicht bei ihm. Es hätte vielleicht ein Stück Papier zwischen sie gepasst. Er konnte deutlich ihre Körperwärme spüren und die Umgebung schien vollkommen verschwommen zu sein. Er hörte weder das Zwitschern der Vögel noch das Rauschen der Bäume um sie herum. Die Sonne interessierte ihn nicht, genauso wenig wie das sich wellende Gras unter ihren Füßen. Wenigstens konnte sonst niemand sie sehen, da sie allein auf einer Lichtung im Wald standen. »Ok, es ist eigentlich wirklich sehr einfach. Du musst dir nur die Schrittfolge merken. Und führen müsstest du mich auch«, erklärte Levi geduldig und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Das kann ich«, gab er brummend zurück. Sie lachte ihr glockenhelles Lachen. Waldluft war ihm noch nie stickiger erschienen. Wenn er noch länger so dicht bei ihr stand, vergaß er sicherlich, wie Atmen funktionierte. »Siehst du. Stell dir einfach vor, du müsstest mich durch ein Minenfeld manövrieren«, schlug sie vor und blickte zu ihm auf. Augen waren nie interessanter gewesen. »Dann wäre es sehr viel leichter dich über die Schulter zu werfen«, gab er zurück. Levi biss sich amüsiert auf die Unterlippe, griff seine Hand ein wenig fester und blickte kurz hinunter auf ihre Füße. »Mit links zurück, nach rechts…« Woher hatte sie nur diese Engelsgeduld? Er wäre schon längst ausgerastet, wenn Levi nicht hier bei ihm wäre. Er starrte konzentriert auf seine Füße hinunter und bemühte sich, nicht schon wieder bei jedem zweiten Schritt auf ihre Zehen zu treten. Wenn er sich vorstellte, dass das hier ein Minenfeld wäre. Und Levi müsste an all den Minen vorbei. Und nur er wusste, wo es lang ging… »Du hättest einen besseren Partner finden können. Einen, der tanzen kann«, murrte er und zog sie mit sich, drehte sich einmal, starrte auf den Boden, als wäre es wirklich ein Minenfeld. »Aber ich wollte keinen anderen. Und keinen, der tanzen kann«, gab sie leise zurück und er blickte verwirrt auf. Ihre Augen musterten ihn amüsiert funkelnd, während er erneut mit links nach hinten trat, dann nach rechts… »Ich wusste doch, dass du nicht tanzen kannst. Und es macht mir nichts. Solang du mit mir hingehst«, erkläre sie und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er widerstand der Versuchung, sie noch näher zu ziehen. »Ok«, brummte er verlegen. Da fiel ihm auf, dass er gar nicht mehr auf seine Füße starrte. »Ich glaube, du kannst mich sicher durch ein Minenfeld tanzen«, meinte Levi schmunzelnd. Vor lauter Überraschung blieb er stehen und Levi stieß gegen ihn. Als sie strauchelte, hielt er sie eilends fest und seine Körpertemperatur erhöhte sich um gefühlte hundert Grad. Ihre Wangen leuchteten hellrot. »Wir könnten… trotzdem noch ein wenig üben«, meinte er und starrte hinüber zu einer Baumgruppe, die ihn kein Stück interessierte. »Gerne.« Kapitel 4: Ball --------------- Das ist die zweite kleine Fortsetzung zu Einladung und Tanzen :) Ich wünsch euch viel Freude damit! Fluff für alle O:) Liebe Grüße, ______________________ Förmliche Kleidung war nichts für ihn. Er starrte sein Spiegelbild an, das in einem schwarzen Anzug ganz und gar falsch und verkleidet aussah. Seine langen, unbezähmbaren Haare schauten aus wie immer, die Piercings in seinem Gesicht schimmerten leicht im Licht des Zimmers. Zugegeben, Levi hatte ihm mittlerweile so oft versichert, dass sie mit niemand anderem zu diesem Ball gehen wollen würde, dass er es beinahe glaubte, aber er war sich sicher, dass andere Kerle besser im Anzug aussahen, als er. Und das war neu. Denn eigentlich fand Gazille sich ziemlich gutaussehend. »Scheißdreck«, murmelte er und wandte sich von seinem Spiegelbild ab. Er stand mit diesem elenden Ball immer noch auf Kriegsfuß, auch wenn die Vorstellung von Levi, die den ganzen Abend auf der Tanzfläche an ihn gedrückt dahin schwebte, ziemlich verlockend war. Unweigerlich wurde ihm ein wenig warm und er richtete seine schief gebundene Krawatte. Wer sich diese Dinger ausgedacht hatte, gehörte verprügelt. Er verließ sein chaotisches Zimmer zehn Minuten zu spät, weil er zwischenzeitlich kurz davor gewesen war, sich die Krawatte vom Hals zu reißen und ohne das verfluchte Ding zu gehen. Seine Nervosität würde er mit ins Grab nehmen, dachte er sich, als er an Levis Tür klopfte und mit hämmerndem Herzen darauf wartete, dass sie die Tür öffnete. Womöglich war sie wütend auf ihn, weil er zu spät war, dann würde sie sagen, dass sie in diesem Aufzug nicht mit ihm gehen würde und dann– »Ich dachte schon, du kommst nicht, weil du doch keine Lust hast«, sagte Levi leicht außer Atem, noch während sie die Tür aufriss. Sie starrte ihn aus ihren großen, braunen Augen an. Gazille öffnete den Mund, um etwas Geistreiches darauf zu erwidern, aber sein Kehlkopf schien sich mitsamt der beschissenen Krawatte gegen ihn verschworen zu haben. Levi trug ein Kleid in knalligem Orange. Schulterfrei. Mit langen Handschuhen. Das verfluchte Ding reichte bis zum Boden und Levi sah so verteufelt gut darin aus, dass Gazille sich bei ihr darüber beschweren wollte, aber da seine Stimme ihm den Dienst verweigerte, schluckte er einfach nur und räusperte sich schließlich probehalber. Ihm fiel erst im nächsten Augenblick auf, dass er sie anstarrte wie eine Erscheinung und dass Levis Wangen einen dunklen Rotton angenommen hatten. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und sie strich unsicher über das lange Kleid. »Kann ich so gehen?«, fragte sie unsicher. Offensichtlich hatte sie sein Schweigen so interpretiert, dass er ihr Kleid schrecklich fand. »Nein«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Levi blinzelte perplex, dann fiel ihr Gesichtsausdruck in sich zusammen und sie starrte peinlich berührt zu Boden. »Oh…« »Hattest du kein scheußlicheres Kleid? Ist dir klar, dass ich den ganzen Abend damit verbringen werde, die Kerle zu bedrohen, die dich sabbernd… Was ist denn?« Die Stimmungsschwankungen von Frauen waren unheimlich. Gerade noch hatte sie ausgesehen, als würde sie sich gern im Hinterhof vergraben, jetzt strahlte sie ihn so leuchtend von unten herauf an, dass ihm ganz heiß wurde. Ihre Augen funkelten glücklich und der Schimmer auf ihren Wangen war noch dunkler geworden. »Danke, du siehst auch gut aus«, antwortete sie und kicherte bei seinem verwirrten Blinzeln. »Lass mich nur kurz…« Sie trat einen Schritt nach draußen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Gazille schluckte erneut, als Levis Hände sich dem schiefen Knoten seiner Krawatte widmeten und behutsam daran herumnestelten. Als sie fertig war, trat sie lächelnd zurück und nickte. »Jetzt sitzt sie«, verkündete sie. »Danke«, brummte er und ließ seine Arme ein wenig unschlüssig vor und zurück schwingen. Er hatte keine Ahnung von der Etikette bei so einem Anlass. Levi verschwand kurz hinter der Tür und kehrte mit einer kleinen, zum Kleid passenden Handtasche wieder, dann schloss sie ihre winzige Wohnung, zögerte kurz und sah ihn verlegen an. »Darf ich…?« Gazille hatte fünf Sekunden lang keine Ahnung, was sie meinte, da sie nur vage in Richtung seines Arms gedeutet hatte, aber dann wurde ihm klar, dass sie sich bei ihm unterhaken wollte. »Oh. Sicher«, sagte er stumpf und hielt ihr seinen Arm hin. Ihre zerbrechlichen Finger legten sich in seine Armbeuge und sie schien vor Zufriedenheit zu schimmern, während sie die kopfsteingepflasterte Straße hinunter schritten. Wahrscheinlich gaben sie ein höchst merkwürdiges Paar ab. Er war riesig und grobschlächtig und sah in seinem Anzug extrem beknackt aus. Levi war winzig und zierlich und sah aus, als wäre sie in ihrem Kleid geboren worden. Sie waren die Schöne und das Biest. Wie Gazille erwartet hatte, zogen Levi und ihr Kleid viele Blicke auf sich. Er kam kaum hinterher alle Leute bedrohlich anzusehen, die sie zu lange anstarrten. Da sie zu spät gekommen waren, waren viele Tische bereits besetzt. Er sah Mira und ihren großen Babybruder drüben an einem Tisch mit Lucy sitzen. Die blickte ausgesprochen miesepetrig drein und soweit Gazille sehen konnte, war sie ohne Begleitung. Neben ihr hockten die Alkoholikerin und ihr Angebeteter. Gazille entdeckte Lluvia auf der Tanzfläche und sie sah so glücklich aus, dass er unweigerlich ein wenig grinsen musste. Wenn das Eis am Stiel sie unglücklich machte, dann würde er ihn zu Hackfleisch verarbeiten. Levis nervtötende Schatten waren selbstredend auch da. Sie starrten finster zu ihm herüber und er verkniff es sich, triumphierend zurück zu blicken. Stattdessen ignorierte er sie. »Möchtest du was trinken?«, fragte er Levi, die zu ihm hinauf lächelte. Verfluchte Scheiße, was war es auch so heiß in diesem Ballsaal? »Gerne. Ich kann uns schon mal Sitzplätze suchen, wenn du willst«, bot sie an. Er nickte und stapfte hinüber zu ein paar länglichen Tischen, wo mehrere große Behältnisse mit bunten Flüssigkeiten standen. Er betrachtete die Auswahl und stellte fest, dass er keine Ahnung hatte, was Levi gern trank. Also füllte er zwei Gläser mit einer Flüssigkeit, die farblich zu Levis Kleid passte und suchte mit den Augen die Tische ab, um zu sehen, wo Levi saß. Zuerst sah er sie überhaupt nicht, was daran lag, dass ihm von drei unbekannten Kerlen die Sicht versperrt wurde. Ein wütendes Knurren verließ seine Kehle, was eine junge Frau neben ihm erschrocken zusammenfahren ließ und er rempelte auf dem Weg hinüber zu Levi einige Leute an und hätte beinahe die Getränke verschüttet. »Hey«, brummte er und stellte die Becher auf dem Tisch ab. Die Kerle wandten sich um und sahen zu ihm auf. Denn natürlich waren sie kleiner als er. Die meisten Männer waren kleiner als er – Miras Bruder einmal ausgenommen. »Was?«, wollte einer der Kerle wissen und kam sich mit seinen beiden Kumpels offenbar sehr mutig vor. »Sie gehört zu mir«, grollte Gazille und ließ seine Fingerknöchel knacken, was die drei Typen dazu brachte, sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Er blickte ihnen finster nach, dann wandte er sich Levi zu und stutzte, weil sie ihn schon wieder wie eine Explosion anstrahlte. »Ähm…«, machte er wenig geistreich und ließ sich neben ihr auf den Stuhl sinken. Verwirrt schob er ihr den Becher hin, den sie ergriff, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. »Du hast gesagt, dass ich zu dir gehöre«, sagte sie und ihre Stimme hatte diesen zärtlichen Unterton, der ihn reichlich nervös machte. Levi war seine Achillesferse. Es war unglaublich. Wann genau war das passiert? Allerdings konnte er diesen Umstand angesichts des warmen Kribbelns in seinem Innern nicht wirklich bereuen. Und schon gar nicht, wenn Levi so glücklich aussah. »Tust du das denn nicht?«, fragte er verwirrt. Levi räusperte sich und spielte verlegen an einer ihrer Locken herum. »Achso… du meinst nur… wegen des Balls…« Gazille blinzelte, sein Gehirn ratterte und… kam zu keinem Ergebnis. »Weswegen denn sonst?«, fragte er. Wieso musste er so schwer von Begriff sein, wenn es um Levi ging? Sie nahm einen Schluck von der orangefarbenen Brühe und betrachtete das Glas mit geröteten Wangen. »Ich hätte nichts dagegen auch sonst…« Hatte er sich schon ausreichend darüber beklagt, dass seine Krawatte zu eng war und ihm das Atmen erschwerte? Verfluchte Scheiße. Er trank sein Glas in einem Zug leer. Allerdings half das Gebräu nicht dabei, seinen Herzschlag irgendwie zu beruhigen. »Willst du tanzen?« Sie blickte auf und nickte kaum merklich lächelnd und stellte ihr Getränk ab. Gazille hielt ihr die Hand hin und ihre behandschuhten Finger fühlten sich in seiner Hand an wie Glas. Er konnte nur zu langsamen Liedern tanzen und das auch nur, wenn er sich dabei vorstellte, dass er Levi durch ein Minenfeld manövrierte. Aber was machte das schon. Sie stand so nah bei ihm und schaute aus ihren riesigen, braunen Rehaugen zu ihm auf und was brauchte er denn bittesehr sonst noch, um gute Laune zu haben? »Bist du sicher?«, brummte er schließlich und starrte mit hitzigen Wangen auf seine Schuhspitzen hinunter. Er spürte Levis fragenden Blick auf sich. »Wobei?«, wollte sie wissen. »Dass du zu mir gehören willst. Ich bin launisch und ich sehe scheiße im Anzug aus. Und ich hab keine Ahnung von Romantik und –« »Ganz sicher«, unterbrach sie seinen Sermon. Er schaute auf und sein Mund wurde ziemlich trocken, als sie ihn schon wieder so glücklich anlächelte. Ihr Kopf war genauso hochrot wie seiner. »Oh… ok…« Es war garantiert die dümmste ›Ich würde gern mit dir zusammen sein‹-Unterhaltung, die die Welt jemals gesehen hatte. Aber außer ihnen hatte es ja keiner gehört und Gazille scherte sich nicht wirklich darum, was andere von ihm dachten. Levi jedenfalls schien das alles nicht zu stören, denn sie schmiegte sich ganz eng an ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust und seufzte zufrieden. Irgendwo am Rand der Tanzfläche hörte er Glas brechen. Levis Stalker hatten synchron ihre Getränke fallen lassen. Gazille grinste breit und triumphierend und ein wenig übermütig über Levis Schulter hinweg, als er sie noch ein Stück näher zog. Meins. Kapitel 5: Der zweite erste Platz --------------------------------- Am Anfang hatte Gazille noch gedacht, dass es eine gute Idee war. Er konnte das Eis am Stiel locker unter den Tisch trinken und das wusste er auch. Aber dann hatte Lluvia beschlossen, in ihr Wetttrinken mit einzusteigen und Lluvia mochte schmächtig aussehen, aber seltsamerweise befähigten ihre magischen Talente sie dazu, riesige Unmengen an Alkohol zu trinken, ohne dabei großartig aus den Fugen zu geraten. Ohne Zweifel wollte sie ihren Angebeteten damit beeindrucken, aber Gazille fürchtete um seine Gesundheit und Gray hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam. Und zu allem Überfluss hatte Mira auch noch Levi gebeten, die Biere für ihren Tisch zu zapfen, da sie mit den anderen Tischen ausgelastet war und deswegen kein Wetttrinken mit Alkoholnachschub versorgen konnte. Gray schien verwirrt angesichts der Tatsache, dass Lluvia bei ihnen saß. Sie schaute mit leuchtenden Augen zu ihrem Schneemann hinüber und Gazille fragte sich in etwa zum hundertsten Mal, was sie nur an Gray fand. Wenn der elende Mistsack ihr das Herz brach, dann würde Gazille ihm eine Eisenfaust durchs Gesicht rammen und das versuchte er mit einem grimmigen Blick in Richtung Gray klarzumachen. Gray sah ihn finster an und nahm das erste Bier, das Levi ihm reichte. Levi sah so freundlich und gut gelaunt aus wie eh und je. Gazille umschloss den riesigen Krug mit seinen Pranken, von denen er sich nie so recht vorstellen konnte, dass sie Levi nicht kaputt machen würden, wenn er sie anfasste, und räusperte sich. Lluvia sah im Vergleich zu ihrem Krug winzig aus. »Ich wünsch euch viel Glück«, sagte Levi grinsend und hob ihre Hand, um das Startzeichen zu geben. Einige Leute, die nicht mit Prügeleien beschäftigt waren, hatten sich um ihren Tisch gescharrt und Gazille war froh, dass Cana gemeinsam mit ihrem Vater auf eine Mission gegangen war, denn gegen sie und Lluvia hätte Gazille wahrlich alt ausgesehen. Vielleicht sollte er einfach direkt aufgeben und einfach nur dabei zusehen, wie Gray sich zum Affen machte, wenn er kläglich gegen Lluvia verlor. Gazille war beinahe ein wenig stolz auf Lluvia. »Drei, zwei, eins, los!« Die meisten der umstehenden Leute feuerten Lluvia an, was sie sehr zu freuen und auch zu motivieren schien, denn sie trank den letzten Schluck aus ihrem Krug, als Gray und Gazille noch ein Drittel ihres Biers übrig hatte. Das Eis am Stiel schien vollkommen perplex und Gazille grinste zu Lluvia hinüber, die sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr und nervös zurücklächelte. »Was zum Teufel…?«, keuchte Gray, nachdem er seinen Krug abgesetzt hatte. Er sah Lluvia an, als hätte sie womöglich geschummelt und Gazille machte sich bereit, dem elenden Schneemann eins auf die Nase zu geben, wenn er grob wurde, aber Levi entschärfte die Situation sofort, indem sie Lluvia den Arm um die Schultern legte und strahlte. »Lluvia gewinnt die erste Runde!«, sagte sie bestens gelaunt und Lluvia lächelte Levi an. Gazille betrachtete die beiden. Wenn er es recht bedachte, war es komischer Anblick, die beiden Personen, die ihm am wichtigsten auf der Welt waren, so nah beieinander zu sehen. Er räusperte sich angesichts seines schmalzigen Gedankenganges und streckte die Hand nach dem nächsten Krug Bier aus. »Wo hast du denn gelernt, so zu saufen?«, fragte Gray Lluvia, die glücklich strahlend errötete und verlegen ihre nächste Ladung Bier entgegennahm. »Bei Phantom Lord hat Lluvia meistens gewonnen, wenn es um Wetttrinken ging«, sagte Lluvia und zog bescheiden die Schultern hoch. Gazille konnte sich an kein einziges Mal erinnern, bei dem Lluvia verloren hatte. Und trotzdem hatten sie beide nie wirklich dazu gehört. »Aber Lluvia ist froh, dass Cana-san nicht hier ist. Gegen sie würde Lluvia sicherlich nicht gewinnen«, meinte Lluvia und strich sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht. Gray starrte. Gazille grinste und Levi hob erneut die Hand. * »Gray, vielleicht solltest du aufgeben«, schlug Levi amüsiert vor, während Gazille schadenfroh beobachtete, wie der elende Exhibitionist auf seinem Stuhl schwankte. »E’n kannsch’noch…« »Gray-sama, Levi-san hat Recht. Lluvia bringt dich heim.« »Vrg… auf kei’n… ugh…« »Gib’s auf, Eis am Stiel«, meinte Gazille. Wie er sich gedacht hatte, gegen Gray hätte er locker gewonnen. Aber er spürte den Alkohol überall in seinem Körper, seine Zunge wog schwer in seinem Mund und Lluvia saß kerzengerade und unbeeindruckt vom Alkohol auf ihrem Platz und musterte ihren Angebeteten besorgt, der eindeutig etwas grün um die Nase war. »Glückwunsch«, sagte Gazille zu Lluvia. Er konnte sich vorstellen, dass sie sich all das anders vorgestellt hatte, aber Gray war nicht beeindruckt, sondern einfach nur hackedicht. »Bei dir alles ok?«, fragte Levi Gazille und blickte ihn aus großen Augen an. Gazille schluckte. Der Alkohol ließ seine Körpertemperatur in die Höhe schießen. »Sicher, alles ok«, lallte er, aber wenigstens verstand man seine Worte noch, ganz im Gegensatz zum Schneemann, der jetzt versuchte aufzustehen, aber stattdessen hinten überkippte und auf dem Dielenboden der Gilde landete. Gazille gluckste heiter, verstummte aber unter Levis strengem Blick. »Gray-sama! Ich sollte dich wirklich nach Hause bringen!« Gazille beobachtete, wie Lluvia Gray mit einiger Anstrengung auf die Beine half, doch sie gab es schließlich auf darauf zu warten, dass ihr Liebster sich selbst fortbewegte und nahm ihn schlichtweg huckepack. »Du bist zu nett zu ihm!«, rief Gazille ihr tadelnd nach und schüttelte den Kopf, ehe sein Blick erneut auf Levis Gesicht hängen blieb. Er wankte ein klein wenig auf der Stelle und räusperte sich nervös. »Was’n?«, wollte er wissen. Levi musterte ihn interessiert. Ihm wurde noch wärmer. »Du versuchst immer, Lluvia-chan zu beschützen, nicht?«, fragte sie. Gazille kratzte sich am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. »Sie is‘ meine beste Freundin. Irgendwie. Denk ich«, gab er zurück. Levi strahlte und Gazilles alkoholisierter Magen machte einen Hüpfer. »Ich bring dich noch auf dein Zimmer«, sagte Levi und dann hakte sie sich zu Gazilles Entsetzen bei ihm unter und er stolperte beinahe über seine eigenen Füße, als er versuchte, ihr zu folgen. Der plötzliche Körperkontakt brachte sein ohnehin schon schwammiges Gehirn dazu, sich noch mehr in Wohlgefallen aufzulösen und er war sehr bemüht, seine Motorik unter Kontrolle zu halten, während er neben Levi eine hölzerne Treppe zu seinem Zimmer hochstieg. »Ich bin wirklich froh, dass du dich so gut in die Gilde eingelebt hast«, sagte Levi, als sie vor seiner Zimmertür angekommen waren. Irgendwann würde er sich eindeutig eine eigene Wohnung zulegen, soviel stand fest. Er gab ein zustimmendes Brummen von sich und hoffte, dass sich die Hitze in seinem Kopf nicht auf seiner Haut abzeichnete. »Schlaf gut«, sagte Levi, zögerte einen Moment und stellte sich dann auf Zehenspitzen, bevor sie Gazille einen Kuss auf die Wange drückte und davon eilte. Gazille starrte ihr nach, griff ohne hinzusehen nach seiner Türklinke, verfehlte sie und krachte mit einem lauten Poltern auf den Holzboden. Er war sehr froh, dass Levi bereits gegangen war. Seine Wange brannte und er schaffte es mit Müh und Not in sein Bett. Vielleicht sollte er Gray beizeiten noch einmal zu einem Wetttrinken herausfordern, wenn dieses Szenario dazu führte, dass Levi ihn anschließend zu seinem Zimmer brachte. Wer konnte schon wissen, ob sie sich nicht irgendwann einmal dazu entscheiden würde, zu bleiben? Er fühlte sich jedenfalls wie jemand, der nicht den zweiten, sondern den ersten Platz gelandet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)