Wärmezauber von JonahThera (oder "Was Gwendal im Winter drunter trägt") ================================================================================ Kapitel 1: ----------- *_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_* Er wusste es in dem Moment, als er die Augen aufschlug. Irgendwie war es wohl das Licht. Es erschien ihm gleich anders. Greller und kälter, nicht so diesig wie die letzten Tage. Die Sonne schien und zwar direkt in sein Fenster. Einzig der Baldachin mit den Vorhängen seines Bettes schützte ihn, durch die Helligkeit geweckt zu werden. Ganz im Gegenteil war es eher ein Geräusch gewesen. Eines, das nicht allzu häufig in seinen Räumen zu hören war. Schon gar nicht zu dieser Uhrzeit. Eigentlich kam es dazu eher in den Abendstunden. In einer der begrenzten halben Stunden, die der straff eingeteilte Zeitplan überhaupt mal zuließ. Und dieser Zeitplan war seit Erscheinen des Heika immer wieder stark ins Schwanken gekommen. Weshalb er froh war, überhaut ab und an mal in den Plan zu passen. Mit geringfügig eckiger Eleganz setzte er sich auf und ließ den Blick seiner dunkelblauen Augen durch seinen Raum wandern. Ein flüchtiges Erhaschen der Uhr bestätigte, trotz des grellen Lichtes, dass es nicht später als zur normalen Sonnenaufgangszeit war. Als nächstes landete sein Blick auf der Geräuschquelle und er zog in bester Manier eine Augenbraue in die Höhe. In dem gemütlichen, mit dunkelgrünem Samt überzogenen, gut gepolsterten Ohrensessel, der zu einer kleinen Sitzgruppe vor dem Kamin gehörte, saß tief versunken jene Person, welche nur noch selten diese halbe Stunde entbehren konnte – in den leicht geröteten Händen eine große, gläserne Tasse mit dampfender, roter Flüssigkeit, die einen verführerischen, fruchtig süßen Duft zu ihm wabern ließ, während im Kamin die ersten Holzscheite dieses Morgens leise vor sich hin knackten. Auf dem niedrigen Tisch aus dunklem, poliertem Holz stand ein silbernes Tablett mit stilisierten Griffen und darauf eine ebenso glänzende Kanne, aus dessen Schnabel es gleichsam dampfte wie aus einer zweiten Glastasse. Zudem fand sich ein Tiegelchen Zuckerwürfel in Kleeblattform und ein Sandweidenkörbchen mit Gepäck. Gemütlich schob er sich an den Rand des Bettes, ehe er die Beine vom Bett baumeln ließ und schließlich aufstand. Missmutig verzog er das Gesicht, als er die Kälte des Steinbodens an den Fußsohlen spürte und ein neuerlicher Blick zu Fenster und aus diesem hinaus, bestätigte ihm seine erste Intuition. Barfuß, wie er war, ging er die wenigen Schritte hinüber zu seiner Sitzgruppe, um sich alles andere als elegant in den zweiten Sessel fallen zu lassen und die Füße vom Boden auf das, durchs Feuer, angenehm angewärmte Polster zu ziehen. Sein Gegenüber, von dem bis dahin nur der wabernden Dampf über dessen Teetasse eine Regung von sich gab, beugte sich nach vorne und nahm das zweite Glas, um es ihm mit einem warmen Lächeln zu reichen. Wieder hob er eine Augenbraue, ob der Geste und der leicht verrutschende Decke über den Beinen seines Gastes, nahm das dargebotene Getränk aber gerne an und ließ augenblicklich drei der Kleeblattzuckerwürfel in die Tasse plumpsen. Die Person sank nur zurück und er konnte erkennen, wie sich die anfangs so geröteten Hände langsam wieder dem eigentlich blassen Ton der Haut annäherten. Es war natürlich selbstverständlich, dass es niemand anderes sein konnte, der in aller Herrgottsfrühe bereits so angefroren war, dass er selbst seinen liebsten Zeitplan über den Haufen schmiss. In diesem Moment konnte er sich dem einfach nicht erwehren – ein Schmunzeln spielte um seine schmalen Lippen, welches er jedoch gekonnt hinter dem Rand seines Glasbechers verbarg. Schweigend saßen sie so beieinander, so wie all die halben Stunden zur Abendzeit, blickten, in trägen Gedanken versunken, ins knacksende Feuer, nippten an ihrem Gebräu, knabberten dann und wann einen kleinen Keks und schließlich, als sich die halbe Stunde dem Ende näherte, die Kanne leer war und nur noch Krümelchen in dem Sandweidenkörbchen zu finden waren, erhob sich sein milder Wohltäter. Langsam hob er den Kopf und sah ihn Kopf neigend an. Noch immer lag das warme Lächeln auf dessen Lippen, als er das Tablett aufnahm und in ruhigen Schritten zur Tür ging. Dort verharrte er kurz, neigte seinerseits den Kopf, dass sein Blick über die Schulter ihn erfassen konnte und ein wissendes, schon fast spitzbübisches Schmunzeln umspielte die funkelnd violetten Augen und rosa Lippen. „Achja, ein Rat. Es ist draußen sehr weiß und sehr kalt. Lass wie immer den Schlafanzug drunter an!“, sprach’s und verschwand frohgemutes, während ihm selbst die Hitze in die Wangen stieg und sich seine Augen ungläubig weiteten. *_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_*_* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)