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Indian Summer

von

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Begegnung

Man sagt den Jungen immer...Haltet euch von den Dash`kar fern, sonst kommen sie euch holen. Die großen Krieger meines Stammes sehen in den Dash`kar ebenbürtige Gegner... Sie sagen, sie sind gefährlich, tödlich... Ich sage... es sind Trottel... sie sind blind, verlassen sich nur auf ihr Gehör... und sind strunzdämlich...
 

Wütendes Stampfen eines schweren Körpers hallte über die weite Grassteppe. Ein Dash`kar, etwas größer als ein Büffel, aber weitaus schwerer, jagt schnaufend etwas viel flinkerem hinterher. Ein junger Puma! Er ist Angehöriger des starken Puma-Stammes, aber normalerweise sind sie nie allein unterwegs. Der junge Puma jedoch war sich seiner Sache recht sicher, als er den Dash`kar herausforderte... und dann plötzlich, das große, schwere Ungetüm blieb stehen, sichtlich verwirrt. Dash`kar sind blind und haben keinen besonders guten Geruchssinn. Sie verlassen sich nur auf ihr Gehör. Aber wie soll man etwas jagen, was man nicht hören kann...? Sichtlich frustriert wendete sich der Dash`kar schnaubend ab und verschwand über die Steppe.

Dies war das Zeichen für den jungen Puma. Er streckte den Kopf aus dem hohen Gras, grinste. „Ich sag doch...Trottel...“ meinte er nur, zuckte amüsiert mit der schwarzen Spitze seines langen Tails. Dann stand er ganz auf, klopfte sich den Staub aus seinem Fell. „Kôda!!“ Der Ruf ließ den jungen Puma zusammen zucken. Er seufzte: „Was denn...?“ Und drehte sich in die Richtung aus der der Ruf kam. Nicht wirklich erfreut sah er dort seinen älteren Bruder, Tolak, stehn, zusammen mit einem weiteren Krieger. Tolak hatte die Aufnahme in die Kriegerreihen schon hinter sich, schon lange. Und das war etwas, was Kôda ärgerte. Er wurde nie zur Aufnahme zugelassen, dabei wagte er Dinge, die sich selbst die Krieger nicht trauten, jagte alleine, obwohl alle seines Stammes immer in einer Gruppe jagten. Manchmal hatte der junge Kôda das Gefühl, nicht dazu zu gehören.
 

„Du weißt, dass es verboten ist, in das Gebiet der Dash`kar zu gehen, wenn man noch kein Krieger ist? Noch dazu allein? Was denkst du dir dabei, Kôda...? Sollen wir dich einmal von den Hufen eines Dash`kar kratzen...?!“ Tolak seufzte. Der andere Krieger neben ihm hielt sich raus. Das war nicht seine Sache, und auch nicht die seines Stammes. Wenn sich der Einzelgänger umbringen wollte, nur zu. Aber Tolak sah das ganze anders. „komm mit!“ meinte der ältere der beiden Brüder und sah Kôda befehlend an. Dieser wendete den Blick ab, sein Fell kribbelte jedesmal wenn ihn jemand so herausfordernd ansah. Er konnte das nicht leiden, verspürte den Drang seinem Gegenüber dieses herausfordernde aus dem Gesicht zu kratzen. Grade als Kôda sich zu Tolak drehte und ihm folgen wollte hallte ein gänzlich neues Geräusch für Kôda über die Steppe.

Unwillkürlich sah er nach oben, da es sich nach Donner anhörte. „Was war das...?“ fragte der junge Puma und sah seinen älteren Bruder an. Dieser schien beunruhigt, atmete tief durch. „Donnerstäbe...der Falkenstamm schickte uns eine Warnung, dass diese Donner- ah! Kôda, bleib stehen!! Das ist gefährlich!!“ Der wütende Ruf des älteren Bruders wurde gekonnt ignoriert. Ebenso das laute Fauchen was danach folgte. Kôda wusste aber, das laute Geräusch dieser Donnerstäbe, wie sein Bruder sie nannte, wird die Dash`kar anlocken... und wer auch immer hinter der Ursache steckt...wird ein Problem haben. Kôda rannte, so schnell seine Pfoten ihn tragen konnten in die Richtung, aus der der Hall kam... er hoffte, dass die Dash`kar noch kein Opfer gefunden haben...
 

Tolak sah seinem jüngeren Bruder ungläubig hinterher. Er konnte nicht fassen, wieso der junge Puma sich immer wieder so in Gefahr begab. Seufzend wandte er sich ab, der zweite Krieger folgte ihm, leicht erbost über das verhalten des jüngeren mit dem Tail zuckend.

Nicht weit entfernt in einer Schlucht war ein erbitterter Kampf. Eine Gruppe Fremder, für dieses Land untypische Rassen und ein viel zu auffälliges Aussehen, waren auf einen Dash`kar getroffen. Ihre Waffen brachten nicht viel, sorgten mit dem lauten Hall in der Schlucht nur für noch mehr Ärger des etwa büffelgroßen Dash`kar. Befehle schallten zwischen den Felswänden hin und her, schürten die Wut in dem Ungetüm der Steppe. Eine weiße Tigerin, scheinbar die Anführerin der Fremden, hielt ihre Waffe, ein Gewehr fest in den Händen, zielte auf den Dash'kar. Doch der Schuss, die Verletzung schien das Ungetüm der Steppe nicht zu interessieren. Nein, vielmehr noch schien es die Wut immer mehr an zu heizen! Jetzt sah sich die Tigerin in die Ecke gedrängt, Am Rücken der scharfe Fels, vor sich der stinkende Atem des Dash'kar. Sie fauchte, stieß ein Brüllen aus, doch ihre Gruppe war vom Anblick des Dash'kars wie gelähmt...traten sogar den Rückzug an. Mit zittrigen Pfoten versuchte die Tigerin das Gewehr nachzuladen, jedoch rutschten ihr die Patronen durch das Fell. Ein Gedanke hatte sich schon in ihren Kopf eingebrannt... Jetzt ist es aus...niemand wird mir hier helfen...
 

Doch dann bemerkte sie einen sandfarbenen Schatten...Durch den Staub den die Hufe des büffelähnlichen Tieres hochwirbelten konnte sie es nicht genau erkennen...

Kôda hatte die Szene zuerst von weiter oben beobachtet, zuckte zusammen als die Donnerstäbe erneut losgingen. Doch dann bemerkte er die Feigheit der Fremden, dass sie eine Kameradin einfach so zurück ließen. Kannten sie denn nicht die Gesetze des großen Geistes? Langsam schlich er sich hinunter, versucht den Dash'kar nicht vorzeitig auf sich aufmerksam zu machen. Eine der Lanzen, die von den Fremden fallen gelassen wurden, hob er auf, schlich sich von hinten weiter an den Dash'kar. Das schwarze Tailende vor Aufregung hin und her peitschend. Kôda wusste, er hatte nur einen einzigen Versuch die verwundbare Stelle zu treffen. Tief atmete der junge Puma ein.

Eine einzige Chance, den Dash'kar zu erlegen und sich und die Tigerin zu retten. Das war nicht besonders viel, das wusste er... aber er musste es versuchen. Jetzt oder nie... dachte sich Kôda und fasste die Lanze fester. Dann ließ er sein pumatypisches Fauchen los und rannte auf das Ungetüm der Steppe zu. Dieses drehte sich um, von Kôda abgelenkt, jedoch... zu spät bemerkte der junge Puma, dass er die Entfernung falsch abschätzte! Mit einem überraschten Fauchen warf er sich zur Seite, grade noch rechtzeitig um den großen Hauern auszuweichen. Zufrieden bemerkte Kôda, dass sich die Tigerin ruhig verhielt, und dort stehn blieb wo sie war. Jetzt galt es nur noch, sich aus der Schusslinie zu bringen. Der junge Puma schlich hin und her, blieb leise. Er testete aus, wie weit der Dash'kar noch wusste, dass er da war. Mit einem mal schoss der Dash'kar vor, so schnell konnte der junge Puma nicht reagieren!

Grade noch konnte er seinen Körper aus der Schusslinie drehen, jedoch streiften die Hauer an seinem Rücken entlang, rissen einen blutigen Streifen in sein Fell...vom restlichen Körper wurde er zu Boden geworfen. Kôda wusste...wenn jetzt kein Wunder geschieht wird der Dash'kar ihn zermalmen wie Felsen das Gras.
 

Die Tigerin sah fassungslos zu. Der Puma war noch nicht einmal wirklich erwachsen und er stellte sich diesem...Vieh? Zu geschockt von der ganzen Situation realisierte sie erst nachdem der junge Puma verletzt worden war, dass auch sie was tun kann. Sie hatte bemerkt dass der Dash'kar verwirrt war, als der Schuss los ging und der Widerhall von den Wänden kam. Vielleicht mag das Gehör überaus gut sein...aber das könnte man doch auch als Waffe verwenden...? Wütend ging sie einen Schritt auf den Dash'kar zu, sah wie der junge Puma nach der Lanze griff um einen verzweifelten versuch zu starten, dieses Ungetüm von sich fern zu halten. Dann ließ sie ihr stärkstes Brüllen los, welches von den Wänden zurückgeworfen wurde.

Der Dash'kar hielt inne, unsicher von wo das Geräusch nun kam, denn es prasselte scheinbar von allen Seiten auf ihn ein!

Kôda rutschte weiter weg von dem Dash'kar... sah verwirrt zu wie das ohrenbetäubende Echo das Ungetüm der Steppe in die irre führte. Dann begriff auch er, und stieg mit ein. Sein lautes Gemisch aus Fauchen und Brüllen verband sich mit dem Gebrüll der Tigerin, hämmerte mehrfach zurückgeworfen auf den Dash'kar ein. Er jedoch musste liegen bleiben, während die Tigerin mit festen Schritt den Dash'kar zurückdrängte, immer wieder brüllend. Erst als der Dash'kar sich umdrehte und so schnell es ging aus der ohrenbetäubenden Schlucht flüchtete, wandelte sich ihr erst starkes Brüllen in ein leises Fauchen. Dann schluckte sie einmal schwer, sah zu dem jungen Puma, dessen Griff immer noch fest die Lanze hielt. Sie wusste nicht...war er ein Feind...? Würde er sie angreifen...?

Auch Kôda war ratlos. Sein Rücken brannte, seine Muskeln schmerzten noch vor Anspannung. Und doch hielt er die Lanze weiter fest umklammert. Sie hatte ihn davor bewahrt zermalmt zu werden wie ein Insekt...und er hatte sie davor bewahrt. Waren sie nun Feinde...? Oder gar Freunde...? Oder tat sie es nur, weil sie keine andere Chance sah, um sich selbst zu retten...? Kôda fauchte leise als sie etwas näher kam. Sie war eine Fremde, das sah er an ihrem Fell. Weiß, gestreift...so würde sie in der Steppe auffallen wie ein weißes Kaninchen in einem Schlangenbau. Der junge Puma rutschte noch ein Stück zurück, merkte dann aber etwas nasses und warmes an seiner Hand. Verwirrt sah er hinab...und bemerkte dass es sein eigenes Blut war, was sein Fell langsam verklebte. War er doch schwerer verletzt worden...? Noch dazu an einer Stelle an die er selber nicht rankam. Es war ärgerlich für den jungen Puma, aber so wie es momentan aussah, schien er auf die Tigerin angewiesen zu sein...
 

Auch sie hatte das langsam begriffen. Der junge Puma kennt sich hier aus, schien hier zuhause. Jetzt da ihre restliche Gruppe verschwand, war er ihre einzige Chance heil aus der Steppe zu kommen. Sie ging auf ihn zu, was er mit einem Fauchen quittierte. Jedoch bemerkte sie das Blut, was sich unter dem jungen Puma sammelte...Es war viel...beunruhigend viel. Auch wenn sie wohl die Sprache in diesem Land nicht beherrscht...er war eine Katze...und sie auch. Da muss es etwas geben, was beide verstehen. Und so fing sie an leise zu Schnurren. Immer beim Ausatmen, mit einem Geräusch was sich wie ein leises Chuff anhörte. Es war die Begrüßung unter Tigern, aber eindeutlich eine freundliche Geste. Sie hoffte, der Puma vor ihr würde das verstehen.

Und Kôda verstand. Erst fragte er sich zwar, was das soll, aber er hörte eindeutig das Schnurren heraus. Seine nervös zuckende Tailspitze beruhigte sich, er selbst entspannte sich. Sein kurzes Fell was sich beim Kampf gegen den Dash'kar unwillkürlich aufgestellt hatte, legte sich wieder. Der junge Puma fasste die Lanze fester, zog die Beine an. Dann stützte er sich mithilfe der Lanze ab und stemmte sich hoch. Der Schmerz in seinem Rücken war unerträglich, der Sand brannte in der Wunde. Es zwang ihn schneller zu atmen, weswegen er sein Maul leicht öffnete um die Luft besser ein atmen zu können.

Die Tigerin sah beunruhigt zu. Dass er aufstand wollte sie nicht erreichen. Als Kôda sich jedoch weiter schleppte, folgte sie ihm. Vielleicht wusste er von einem Ort, der besser geeignet war um Wunden zu versorgen. Die Tigerin folgte ihm unsicher, sah wie der junge Puma stellenweise Strauchelte. Aber jedesmal fing er sich wieder und ging weiter. Dann zuckte die Tigerin mit den Ohren. Sie hörte ein Plätschern! Wasser! Der junge Puma sah über die Schulter hin zu ihr zurück, gab ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass vor ihnen eine Wasserstelle lag. Dann wollte er weiter gehen...jedoch...
 

Die Gestreifte sah zur Wasserstelle, dann zu Kôda, dessen Blutverschmierten Rücken sie im Blickfeld hatte. Grade noch rechtzeitig bemerkte sie, wie der Körper des jungen Pumakaters erschlaffte und er zu Boden fiel. Kurz bevor er auf den Boden aufschlug, fing die Tigerin ihn auf, bemerkte unter seinem Fell das Zittern vor Erschöpfung. Sie zog ihn in den Schatten der Bäume die um den kleinen Bachlauf standen, dann nahm sie ihr Halstuch ab, wusch es im Wasser vom Sand aus und ging zurück zu Kôda. Behutsam legte sie das nasse Halstuch ausgebreitet auf die Wunde an Kôdas Rücken, befreite die Stelle von Sand und Schmutz. Das würde den Schmerz wenigstens etwas lindern...

Aufbruch

Etwas drückte auf Kôdas Brustkorb... erschwerte ihm das Atmen. Er wurde langsam wach...bemerkte, dass er auf dem Bauch lag, und er deswegen so schlecht atmen konnte. Leicht verwirrt sah Kôda hoch, konnte jedoch niemand genaueres erkennen. Er zog seine Arme unter seinem Körper hervor und stemmte sich hoch. Da bemerkte er, dass etwas um seinen Körper spannte, über sein glattes Fell rieb. Irritiert fasste der junge Puma danach und merkte, dass es Stoff war. Mit Wasser durchtränkter Stoff, der außergewöhnlich beruhigend auf seine Wunde wirkte, da es die Verletzung kühlte und gleichzeitig reinigte. Kôda setzte sich hin, rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. Hatte er einen Blackout...? Er wusste noch wie er mit der Gestreiften – moment!

Mit einem Mal war Kôda hellwach! Die Gestreifte! Wo ist sie hin...?
 

Die Tigerin war etwas Flußabwärts gegangen, zu einer Stelle wo der Bach in einen kleinen See mündete. Dort waren auch Fische, wenn sie ihrer Nase glauben schenken konnte. Durch die Wunde an Kôdas Rücken hatte die Tigerin ihr Oberteil zweckentfremdet und zum Teil als verband gebraucht. Auch die lange Hose die sie trug war einer kurzen Hose gewichen, da die Lange nur hinderlich gewesen war. Konzentriert stand die Tigerin im Wasser, den Blick fest auf die Fische gerichtet. Sie wusste nicht, in wie weit Pumas ins Wasser gehen, aber sie als Tigerin war nicht wasserscheu. Mit einem Mal schnellte ihre krallenbewehrte Hand vor, packte einen ahnungslosen Fisch. Der Instinkt brachte sie dazu, den Fisch zwischen ihre Kiefer zu nehmen und schnell zu töten.

Als sie ein Geräusch hinter sich hörte, zuckten ihre Ohren irritiert zurück, sie nahm den Fisch aus ihren Kiefern, drehte den Kopf zurück. Am Ufer stand der junge Puma, scheinbar amüsiert mit der schwarzen spitze seines Tails zuckend. Kôda hatte bis jetzt noch keine Katze gesehen die Freiwillig so weit ins Wasser ging. Der junge Puma versuchte den Schein zu wahren, dass er wieder vollkommen genesen sei, aber die Tigerin wusste anhand des Geruchs, dass der junge Puma vor ihr noch mit den Nachwirkungen der Verletzung zu kämpfen hat.

Der junge Pumakater stand am Ufer, beobachtete die Tigerin. Unbewusst folgte er dem Streifenmuster auf ihrem Freien Rücken, bis sie sich umdrehte. Kôda bemerkte dass ihr Oberteil grade so das nötigste noch verdeckte...und dass die Streifen ihrem Körper gut standen. Der junge Puma schüttelte nur den Kopf, wandte den Blick ab und ging zurück zum kleinen Lager. Was er nicht bemerkte war das leichte Lächeln, was der Tigerin im Gesicht stand. Sie folgte mit ihrer kleinen Ausbeute an Fischen dem jungen Pumakater zurück, legte dann ein paar Holzscheite zusammen. Jedoch wischte plötzlich ein sandfarbener Tail die Holzscheite wieder auseinander.

„Ah, was soll das?!“ rief die Tigerin leicht erbost.
 

Kôda jedoch war überrascht. Er dachte die Fremden würden ihre Sprache nicht beherrschen... dabei hatte er ganz genau verstanden was sie sagte. Mit einem leisen Fauchen quittierte er ihren Ausruf. Dann sagte er leise: „...kein Feuer...“ was die Tigerin aufhorchen ließ. Der Pumakater bemerkte mit gewisser Zufriedenheit, dass die Tigerin scheinbar genauso erstaunt ist, wie er. „...Du verstehst mich...? Und...ich verstehe dich...“ meinte sie, sichtlich verwirrt. Kôda seufzte. „Yeah...so wie es scheint, sprechen wir beide dieselbe Sprache...“ „Dann...danke...“ hörte Kôda die Tigerin murmeln, ihr Blick war nach unten gesenkt. Seine Ohren zuckten aufmerksam. „Danke...? Wofür...? und wäre es nicht höflicher...sich vorzustellen...?“ meinte er, beobachtete die Tigerin, welche ihn mit leicht grimmigen Augen anfunkelte. „Achja...? Das könnte ich dir genau so sagen!“ sprach sie, gefolgt von einem leisen Fauchen. Dann wieder seufzte die Gestreifte. „Mein Name ist Mila...“ „...Kôda...“
 

Die Gestreifte sah zum Pumakater, der sorgfältig den langen sandfarbenen Tail um seine Pfoten legte. „Und warum kein Feuer...?“ fragte sie, verwirrt darüber, dass sie kein Feuer machen durfte. Kôda seufzte nur. „Das lockt gefährlichere Tiere an als den Dash'kar... und wozu brauchst du Feuer...? Katzen sehen in der Dunkelheit extrem gut... und gegen die Kälte hast du doch auch ein Fell...wobei es hier in der Steppe nie wirklich kalt wird...“ erklärte der junge Puma. Mila dagegen war recht erstaunt. Der junge Puma war also doch ziemlich gesprächig...? Vielleicht wird die ganze Sache ja doch angenehmer als gedacht. Und so ganz gefährlich schien er nicht zu sein. Dann waren die Geschichten über die Bewohner dieses Landes vielleicht nur Lügen...? „Schon...aber...willst du die Fische roh essen...?“ fragte Mila, sah dabei zu den Fischen die neben ihr lagen. Sie hatte nicht unbedingt Lust auf rohen und kalten Fisch. Als sie wieder zu Kôda sah, merkte sie, dass er den Tail enger um seine Pfoten gelegt hatte, und zur Seite sah. Und sie verstand... er wollte nichts essen...

Allein der Gedanke an Essen ließ in Kôda die Übelkeit aufkommen. War das durch die Verletzung an seinem Rücken, dass er keinen Hunger verspürte? Der junge Pumakater seufzte. Dass er keinerlei Hunger verspürte war nicht sonderlich hilfreich für die nächsten Tage. Er sah zur Gestreiften, merkte dass auch sie die Fische nun nicht anrührte. Nahm sie Rücksicht auf ihn...? Was für eine Verschwendung an Beute. Die Gestreifte merkte, dass Kôda sie beobachtete, sie nahm sich einen Stock, dann begang sie etwas in den Sand zu zeichnen. Kôdas Ohren zuckten aufmerksam nach vorn, er besah sich die Zeichnung und merkte dass es einer Zeichnung in der Höhle der alten Pumakätzin aus seinem Stamm glich. Mila riss ihn aus seinen Gedanken. „Das ist der Umriss dieses Landes... weißt du...und hier...“ Sie machte ein Kreuz an eine Stelle. „...sind so ungefähr wir...und ich muss dort hin.“ sagte sie, während sie einen Pfeil und ein weiteres Kreuz anfertigte. Der Pumakater vor ihr besah sich die Zeichnung, die Kreuze, und verglich es mit den Ländermarkierungen seines Stammes. Er wusste wie weit das Territorium des starken Puma-Stammes ging, wo es aufhörte, und an welchen Grenzen es entlang führte.

„Das bedeutet...wir müssten durch das Land der Falken...“ erklärte Kôda während er mit seinen Krallen weitere Linien einzeichnete. „...und dann hier durch...das Land des Sandstammes... der Falkenstamm ist mit dem Stamm der Puma befreundet, davon geht keine große Gefahr aus... aber der Sandstamm...“ Kôda seufzte. „Jeder der dorthin ging, kam nie zurück....“ Er sah zur Gestreiften, deren erst zuversichtlicher Blick nun hoffnungsloser wird. Was hatte sie erwartet? Das es ein Spaziergang wird...? Und auch ist ja noch nicht sicher ob er ihr überhaupt den Weg zeigen wird. Sie hingen jetzt erstmal hier fest... aber das heißt ja noch lange nicht, dass er jetzt ihr Fährtenleser wird.

Mit seinen bernsteinfarbenen Augen fixierte er die Gestreifte, welche seufzte. „Hilfst du mir, den Weg dorthin zu finden...?“fragte sie, was Kôda jedoch dazu brachte den Kopf auf seine Knie fallen zu lassen und er ein missmutiges Fauchen von sich gab. „Nein“ sprach er dann... „Ich muss zurück nach Hause...ich hätte dir eigentlich gar nicht helfen dürfen... Ihr seid Fremde, gehört nicht hier her...“
 

„Achja...?! Dann hätte ich mich ja nicht einmischen dürfen...Ich hab dir das Leben gerettet, du...!“ entgegnete Mila, das Fell gesträubt, der schwarz-gestreifte Tail hin und her zuckend. Kôda, etwas eingeschüchtert von ihrer plötzlichen Aggressivität, fauchte zurück. „ja und? Ich dir auch, somit sind wir quitt! Und ich will zurück nach Hause... da werde ich jetzt keine Weltreise mit dir unternehmen...“ meinte Kôda, drehte den Kopf weg, sichtlich beleidigt. Milas anfängliche Wut wich nun etwas gänzlich anderem. „...ich will auch nur nach Hause, Kôda...und alleine schaffe ich es nicht....du kennst dich hier besser aus als jeder andere meiner Leute, die geflohen sind wie feige Hühner... Ich brauche deine Hilfe, Kôda....“ flehte sie, die Ohren leicht nach hinten gedreht, der Blick leicht gesenkt. Der junge Pumakater seufzte. Die Gestreifte wirkte wie ein Häufchen Elend vor ihm. Nichts war von der selbstbewussten Tigerin zu sehen die er in der Schlucht im Kampf gegen den Dash'kar noch in ihr gesehen hatte. Aber diese ständigen Stimmungswechsel... das wusste er, würden noch verdammt stressig werden.
 

Etwas rang Kôda mit sich selbst...sollte er helfen oder nicht...? Aber die Nähe dieser ungewöhnlichen Katze beruhigte ihn seltsamerweise. Und der Drang, Abenteuer zu erleben, auf Reisen zu gehen, ungewohntes zu entdecken...überkam ihn. „Guut...du hast gewonnen... Ich helfe dir nach Hause zu kommen...“ Hoffentlich geht das nicht schief...mein Stamm würde nicht gutheißen das ich ihn wegen einer Fremden verlasse... dachte Kôda sich nur, den Konsequenzen durchaus bewusst, die dieser Alleingang mit sich führen würde. Die Gestreifte war wegen dieser Nachricht richtig froh. Sie würde nach Hause kommen! Und die Anwesenheit dieses jungen Katers war doch nicht so schlecht wie sie anfangs dachte. „Und wann brechen wir auf...?“ fragte sie, unter ihrem Fell kribbelte es vor Aufregung. „Morgen früh...“ antwortete der junge Puma, lehnte sich an den Baum hinter sich an. Er war müde, und heute würde er keinen Schritt mehr gehen. Er hoffte nur, dass die Gestreifte nicht doch noch auf die Idee kam, das Feuer an zu zünden. Mila besah sich erst noch einmal die Zeichnung, die sie und Kôda angefertigt hatten, dann bemerkte sie das gleichmäßige Geräusch von Kôdas Atmung, sah auf. Er ist eingeschlafen...? dachte sich Mila erstaunt, lächelte dann aber. Bis morgen früh... Kôda...
 

Als die Tigerin bei Morgendämmerung wieder wach wurde, sah sie sich suchend um. Jemand fehlte...der sandfarbene Kater fehlte! Jähe Panik überkam sie, ließ er sie nun alleine? Hatte er das gestern Abend nur gesagt, damit sie ruhig blieb, und meinte es gar nicht so...? Sie sprang auf die Beine, sah sich weiter suchend um. „Kôda...?!“ rief sie, lauschte, doch es kam keine Antwort. Plötzlich ein Rascheln! Das Fell der Tigerin sträubte sich augenblicklich, und mit einem erschreckten Laut sprang sie ein paar Schritte vor, sah dann erst zurück... und vor ihr stand Kôda, der sich verschlafen durchs Gesicht rieb. „Was machst du denn für einen Aufstand...kann man noch nichtmal in Ruhe sein Geschäft erledigen, ohne dass du gleich ne Panikattacke bekommst...?“ meinte Kôda, gähnte kurz. Er merkte, dass sich der Herzschlag der Tigerin noch nicht wirklich beruhigte...hatte er sie so sehr erschreckt...? Etwas verwirrt darüber nahm er die Lanze, die immer noch am Baum lehnte wieder an sich, dann seufzte er und bedeutete der Gestreiften, dass sie ihm folgen sollte. Mila schluckte einmal schwer, zu tief saß noch der Schreck den der junge Kater ihr eingejagt hatte. Dann folgte sie ihm, aber sie dachte nach... sie würde ihm das noch heimzahlen... dieser Schreck war nicht angenehm gewesen... und es wird eine Zeit brauchen, bis sich ihr gesamtes Fell wieder so gelegt hat, wie es vorher war. Sie hasste dieses Gefühl wenn ihr Fell nicht richtig lag....
 

Kôda ging vorweg, die Lanze locker mit einer Hand haltend. Ein Ohr war leicht nach hinten gerichtet, achtete auf die Gestreifte hinter ihm. Sein Rücken brannte noch leicht, aber es war erträglicher geworden. Nur nervig war der Stoff um seinen Brustkorb, es spannte jedesmal beim Atmen und rieb an seinem Fell. Doch grade dieser Stoff sorgte dafür dass die Wunde an seinem Rücken ihn nicht mehr so groß störte. Wieder in der Schlucht sah sich Kôda kurz um, lauschte, witterte ob ein Feind in der Nähe war. Dann ging er weiter, hielt auf die gegenüberliegende Felswand zu. Für die Tigerin war der schmale Steg an der Felswand kaum ersichtlich, Kôda jedoch wusste, dass man dort ganz gut hochklettern konnte. Und sie mussten aus dieser Schlucht heraus. An der Felswand angekommen sprang der junge Puma leichtfüßig auf den ersten kleinen Vorsprung, balancierte sich mit seinem langen Tail aus, dann visierte er den nächsten Vorsprung an und sprang auch auf diesen. Die Tigerin blieb erst unten, beobachtete die Sprünge des jungen Pumakaters, wie seine Muskeln unter dem Fell arbeiteten. Der lange Tail nach jedem Sprung seinen Körper ausbalancierte. Kurz schluckte die Tigerin, dann konzentrierte sie sich wieder aufs Wesentliche. Sie musste ihm folgen. Also visierte sie den ersten Vorsprung an, konzentrierte sich... dann sprang auch sie, doch war ihr Körper für solche Balanceakte nicht gut genug trainiert, kurz strauchelte sie, sprang vor Schreck auf den nächsten Vorsprung... und rutschte weg!

Die Reise - Part 1

Kôda hörte das abbröckeln des Steins, drehte sich alarmiert um. Blitzschnell reagierte er, rammte die Lanze in die Felswand, hielt sich daran fest und packte mit festem griff Milas Handgelenk. Der Ruck als er ihr Fallen stoppte, zog an seinem ganzen Körper, brachte seinen Rücken zum brennen. Der junge Puma kniff die Augen zusammen, fauchte. Dann zog er die Gestreifte langsam wieder hinauf. Mila war heilfroh als sie den Fels des Vorsprung unter ihren Pfoten fühlte und wieder sicher stand. Noch atmete sie schwer, dann merkte sie wie nah sie dem jungen Pumakater war. Sie senkte den Blick, spürte den warmen Atem Kôdas an ihren Schnurrhaaren vorbei ziehen. Wieso war das so ein seltsames Gefühl...? So...angenehm...? Mila verstand es nicht, und bevor sie zu Kôda hochsehn konnte, drehte er sich um, zog die Lanze aus dem Fels und sprang zum nächsten Vorsprung, den langen Tail zum ausbalancieren genutzt.

Mila atmete vom Schreck noch schwer... jedoch war sie froh, dass Kôda sie noch gepackt hatte. Auch wenn der Sturz, das musste sie zugeben, nicht besonders tief gewesen wäre. Mila atmete tief durch, dann sprang sie Kôda hinterher, versuchte seine Bewegungen nachzuahmen, wenn er landete. Wenn er sich mit dem Tail ausbalancierte, um nicht wegzurutschen, wie sie eben. Und sie merkte, wie schnell sich ihr Körper darauf einstellte...wie angenehm leicht ihr diese Sprünge dann gelangen. Sie war schon seit Ewigkeiten nicht mehr geklettert wie jetzt... ihr Körper hatte verlernt was man tun musste... und die Gestreifte empfand es jetzt umso befreiender, dass sie ihren Körper beherrschen konnte, dass sie auf so schmalen Felsvorsprüngen landen konnte. Klar, der Pumakater vor ihr beherrschte es noch besser als sie... aber sie war stolz darauf, wenigstens nicht mehr weg zu rutschen.
 

Kôda bemerkte mit Zufriedenheit, dass die Gestreifte lernte ihren Körper richtig zu nutzen. Die Sprünge wurden immer besser, sie strauchelte bei der Landung kaum noch. Lebte sie solange fest mit den Pfoten auf dem Boden, dass sie es verlernte, wie es war, zu klettern und zu springen...? Auf einem etwas breiterem Felsvorspung blieb er stehen, beobachtete die Tigerin weiter unten. Sie wurde sicherer, mit jedem Sprung bekam sie ihr Vertrauen in ihren Körper zurück. Tief atmete der junge Puma ein, sah über die Schlucht, der warme Wind zog an seinem Fell. Er schloss die Augen, genoss diesen Moment. Dann spürte er wie etwas seinen Tail streifte, und sah hinter sich, direkt in die Augen der Tigerin. Sie lächelte, und ohne darüber nachzudenken, erwiderte er es. „Es ist nicht mehr weit...noch ein Sprung und der Weg wird durchgehend sein...dann können wir nach oben laufen...“ meinte Kôda, und wendete sich dem nächsten Felsvorspung zu. Die Gestreifte hinter ihm lächelte leicht, nickte, dann beobachtete sie den Sprung des Pumakaters. Sie merkte, dass er gut trainiert war... auch wenn sie im ersten Moment wo sie ihn sah dachte, er wäre zu dünn gewesen. Aber unter seinem glatten Fell waren Muskeln, die doch eine ziemliche Kraft entwickelten, die scheinbar an das Leben hier in der Steppe perfekt angepasst waren.

Die Gestreifte seufzte leicht, als sie Kôda weiterhin beobachtete. Die Kerle aus ihrer Truppe waren allesamt so Muskelberge, hauptsache Kraft, aber kein Hirn. Dieser junge Kater vor ihr, war etwas ganz anderes... schlank, aber doch kräftig...und er nahm Rücksicht auf sie. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, einmal über Kôdas Fell zu streichen, seine Muskeln unter ihren Händen zu spüren. Schnell schüttelte sie den Kopf, konzentrierte sich auf den letzten Sprung. Ein Glück, dass man nicht sehen konnte wenn sie rot wurde... sie hoffte nur, er merkte die feinen Unterschiede nicht, wenn ihr solche Gedanken durch den Kopf gingen... Kôda schien ja ein außergewöhnlich gutes Empfinden zu haben... und sie wusste nicht, wie er darauf reagieren würde...
 

Der junge Puma bemerkte es durchaus... fragte sich, was das schnelle Herzklopfen verursacht hatte. Er war schon auf dem Breiteren Felsvorsprung der in einen Weg überging,sah zur Tigerin zurück, die scheinbar momentan eine kleine Konzentrationsschwäche hatte... Kôda seufzte, sein Tail zuckte hin und her. „Was ist nun...? ich dachte du willst hier raus...?“ meinte er nur, beide Hände an der Lanze, an der er sich abstützte. Die Tigerin fauchte nur als Antwort. Wenn er wüsste, woran sie grade dachte... sie konzentrierte sich, ihr gestreifter Tail zuckte leicht hin und her. Dann sprang sie, setzte zielsicher mit ihren Pfoten auf dem nächsten Felsvorsprung auf, schwang den Tail zum ausbalancieren. Dann sah sie den jungen Puma vor sich an. „natürlich will ich hier raus!“ fauchte sie nur, versuchte ihre Verlegenheit mit Aggression wett zu machen. Kôda schüttelte nur mit dem Kopf... schon wieder dasselbe...schon wieder war sie aus heiterem Himmel sauer. Er verstand es nicht...
 

Die Gestreifte ging an ihm vorbei, die Ohren angelegt, den Tail aggressiv hin und her schwingend. Kôda jedoch blieb stehen, stützte sich lässig mit der Lanze ab. „Du gehst in die falsche Richtung....“ meinte er nur, teils genervt, teils amüsiert. Die Gestreifte zu beobachten war amüsanter als die Dash'kar zu ärgern. „Ich weiß!!“ fauchte sie nur zurück, drehte sich zu Kôda um, stemmte die Arme an ihre Seiten. Der junge Puma erwiderte darauf nichts, seufzte genervt und ging dann weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Rand der Schlucht... und hoffentlich wäre dieses ganze Theater schnellstmöglich vorbei... diese Stimmungsschwankungen waren echt nicht zu ertragen. Mila folgte dem Pumakater, immer noch ziemlich sauer, was sie gelegentlich mit einem leichten Fauchen zum Ausdruck brachte. Als Kôda den Rand der Schlucht erreichte, blieb er erst vorsichtig, hielt sich im Gras der Steppe geduckt. Er prüfte die Luft, lauschte auf ungewohnte Geräusche, oder auf das Trampeln eines Dash'kar. Mila hielt sich noch hinter den Felsen. Dann schnippte Kôda mit seinem Tail, ein Zeichen dass alles in Ordnung war, und die Gestreifte folgte ihm auf die Steppe. Der Pumakater stand inzwischen wieder, das hohe Gras ging knapp zu seinen Knien. Und dann bemerkte Mila erst, wie gut sein sandfarbenes Fell mit der Umgebung, dem Gras der Steppe, verschmolz. Und sie erkannte, dass sie wohl ein leichtes Ziel darstellen würde, mit ihrem weißen Fell.

Von weitem erklang der Ruf einiger Pumas, und Kôda zuckte aufmerksam mit den Ohren. Dann seufzte er. „Was ist los...?“ fragte Mila, als sie an seine Seite trat. „...das war der Ruf zur Jagd....uninteressant, komm....“ antwortete Kôda, und ging los. Zielsicher setzte er eine Richtung fest. Die Gestreifte folgte ihm, was hätte sie auch anderes tun können. „Weißt du noch, wo wir lang müssen...?“ fragte sie den Kater vor sich, da sie die Orientierung schon längst verloren hatte. Kôda sah kurz über die Schulter zurück, schwang leicht den Tail, dann sah er wieder vor sich und hörte nur noch das leise Grummeln der Tigerin hinter sich.Sie fühlte sich irgendwie nutzlos. Erst war sie die Anführerin der Truppe gewesen, doch hatte sie ihre gesamte Ausrüstung verloren gehabt. Kompass, Karten... alles war weg. Und dieser Puma vor ihr schien so etwas nicht zu gebrauchen... es war ihr ein Rätsel...
 

Für Kôda dagegen war es ganz normal. Er hatte das Puma-Territorium im Kopf, und die Grenzen sind eh durch Duftmarken gesetzt. Die Karte, die Mila notdürftig in den Sand gemalt hatte, mit den Kreuzen wo sie hin müssen, verglich er mit der eigenen Karte im Kopf. Und so wusste er, in welche Richtung er zu gehen hat. Ein Plötzliches Knurren ließ Kôda inne halten. Hatte er das jetzt richtig gehört? Er sah zurück und sah, wie Mila sich verlegen die Hände auf den Bauch hielt und zu Boden sah. „...Ist jetzt nicht ernsthaft, oder...?“ meinte Kôda nur, fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und seufzte: „Du hättest die Fische essen sollen...“ Mila sah beleidigt auf. Sie hatte nur Rücksicht auf ihn genommen! War das jetzt wieder so falsch...? Aber sie kannte die Gesetze des Großen Geistes nicht... Wusste nicht, was Kôda zum Handeln bewegte, und überhaupt, wieso er wie handelt... Der Pumakater hatte ihr wieder den Rücken zugewand, und Mila warf den Kopf beleidigt zur Seite. „Hmpf!“ machte sie nur, was Kôda dazu bewegte sich nochmal zu ihr umzudrehen. Fragend schaute er sie an, sah ihren beleidigten Ausdruck. Durch das wuschige Fell der Tigerin sah das ganze aber ein klein wenig verunglückt aus, und Kôda musste leicht grinsen. Überhaupt... ihr Fell...es war viel dichter und dicker als seines. Sein Fell lag glatt an, war dünn. Er musste vorsichtig sein... es gab Tage in der Steppe, an denen es selbst ihm schon zu warm wurde... wie würde das erst bei der Gestreiften sein...? Aber andererseits... wenn sie erstmal in der Wüste sind, wird ihr Fell von Vorteil sein...in der Wüste sind die Stürme stark, und die Nächte kalt. Der Sand wird ohne Probleme durch sein dünnes Fell auf seine Haut kommen und ihm einige Stellen wund scheuern, was er lieber vermeiden würde. Der Sand würde bei der Tigerin jedoch in dem dichten Fell hängen bleiben. Das einzige was sie bräuchte um den Sand loszuwerden wäre dann ein Bad. Und er hätte wohl noch Tage danach was davon...
 

Kôda seufzte, schüttelte den Gedanken ab. „Wie lange meinst du, hält dein Magen das noch aus...?“ fragte er an die Tigerin gewandt. Sie sah auf, sah in Kôdas bernsteinfarbene Augen, ihr Blick zeigte eindeutig, dass sie leicht verwirrt über diese Frage war. Wieder seufzte der junge Puma, schloss die Augen. „Guut...dann jagen wir was... komm mit...“ sagte er, selbst darüber erstaunt wie sehr er bei ihr einlenkt. Er musste aufpassen, sonst wickelte sie ihn schneller im ihre Pfote als ihm lieb ist. Mila lächelte leicht. Nein, ein schlechter Kerl ist Kôda nicht. Sie nickte zu seinem Vorschlag etwas zu Jagen, dann folgte sie ihm als der junge Kater sich wieder zum Gehen wandte. Ihr Blick fiel dabei auf den notdürftigen Verband an Kôdas Rücken... und sie bemerkte etwas, was gar nicht gut war... „Kôda! Warte...deine Wunde blutet wieder!“ meinte sie, sprang an seine Seite als er stehen blieb. Fragend sah Kôda zu ihr. Seine Wunde blutete...? Er hatte nichts dergleichen bemerkt...oder war sein Rücken von der Verletzung schon fast taub...merkte er nicht was damit geschah...? Mila fasste nach dem Verband, doch als sie etwas daran zog, der Verband an Kôdas Rücken rieb, fauchte der junge Puma und wich zurück. Das brannte! Es fühlte sich ans als würde man seinen Rücken verbrennen! Und sofort begriff der Pumakater, wieso er es nicht sofort spürte... sein Rücken war vor Schmerzen schon taub, eine Entzündung der Wunde hatte sich ausgebreitet... Wieder wollte die Tigerin den Verband lösen, wieder wich Kôda zurück. „Mila, warte! Zu erst sollten wir nach den passenden Pflanzen suchen...“ „Pflanzen...? Willst du jetzt Grünfutter futtern...?“ fragte die Tigerin, recht verwirrt. „Heilpflanzen, du Nudel!“ entgegnete Kôda genervt... „Noch nie davon gehört...? komm mit... du kannst mir helfen, zu zweit ist das Suchgebiet größer...“ erklärte Kôda, beschrieb dann die gesuchten Pflanzen, auch deren Geruch. Dann machten sich beide an die Suche. Wenn wenigstens eine der Pflanzen gefunden wird, ist es schon einmal hilfreich. Dann müssten sie den Rest eben unterwegs suchen....

Mila suchte nach den beschriebenen Pflanzen. Aber hier in der Steppe... gab es da überhaupt so etwas wie Heilpflanzen...? Sie war etwas ratlos, und ihr knurrender Magen half ihr auch nicht sonderlich dabei. Dann aber bemerkte sie eine Pflanze die dem Bild in ihrem Kopf, was nach Kôdas Beschreibung entstand, doch recht ähnlich aussah. „Kôda! Schau mal, ist das diese hier...?“ fragte sie, sah zu dem jungen Puma. Die Gestreifte hockte vor der Pflanze, den Tail leicht angehoben, damit er nicht auf dem Boden lag. Kôda sah zu ihr zurück, erst für einen kleinen Moment sprachlos wegen ihrer Haltung, dann riss er sich zusammen. Er ging neben die Gestreifte in die Hocke, besah sich die Pflanze. „Yeah...das ist sie...das sollte die Entzündung erstmal stoppen...“ meinte der junge Puma, nahm die Pflanze und grub sie vorsichtig aus. Er brauchte die komplette Pflanze, samt Wurzeln. Dann sah er zu Mila. „Such zwei Steine...einer muss ganz flach sein....am besten noch mit einer leichten Kuhle...der andere etwas rundlicher, aber fest in der Hand liegend...“ Die Gestreifte schaute fragend, Kôda seufzte. „Normalerweise macht man das ganze anders, aber ich glaube kaum, dass du das machen willst...“ meinte er, woraufhin die Gestreifte leicht die Ohren anlegte. „Achja...? Und wie macht man es normalerweise...?“ fragte sie, sah den jungen Puma vor sich provozierend an. „Nun...ich glaube nicht, dass du diese Pflanze zerkauen willst und...nunja...du weißt schon...“ erklärte Kôda, wendete sich verlegen ab. Die alte Kätzin in seinem Stamm zerkaut die Heilpflanzen immer und leckt dann über die Wunde, den Brei auf die Wunde verteilend. Aber selbst bei der alten Kätzin ließ er es nie zu, obwohl sie die Heilerin ist, und das Vertrauen des gesamten Stammes genießt. Aber das war für ihn eine klare Sache... er ließ keine fremden Zungen durch sein Fell streifen.
 

Die Gestreifte verstand, was er ihr sagen wollte, und wandte sich, sichtlich verlegen, der Suche nach den Steinen zu. Nein... die Pflanze zerkauen wollte sie nicht...und durch sein Fell zu lecken schonmal gar nicht. Auch wenn sie sich der heilenden Wirkung einer Katzenzunge durchaus bewusst ist. Sie sah wieder zu dem Pumakater...seltsam...in unbeobachteten Momenten zeigte er durchaus seine Schwäche. Sie sah, wie er auf dem Boden hockte, den Tail um die Pfoten gewickelt, wie eine Barriere. Die Pflanze hielt er fest in einer Pfote, mit der anderen hielt er sich die Seite, dort wo der Verband entlang lief. Er hatte Schmerzen, das bemerkte sie an seine ruckweisen Atmung. Wieder knurrte ihr Magen, sie ignorierte es. Noch energischer suchte sie nach den passenden Steinen, schlich durch das hohe Gras der Steppe. Irgendwo muss es doch zwei Steine geben, die diesen Kriterien entsprachen!
 

Die Gestreifte merkte nicht, dass sie sich weiter von Kôda entfernte. Zu sehr war sie damit beschäftigt, nach den passenden Steinen zu suchen. Der junge Puma atmete einmal tief durch, sah dann hinter sich. Erschrocken zuckte er mit seinen Ohren. „Was...? Wo ist sie denn jetzt schon wieder hin...?“ Er stand auf, hoffte sie so zu entdecken. Aber ihr weißes Fell sah er nirgends. Leichte Panik kam in ihm hoch, die Gestreifte kannte sich hier doch nicht aus! Nervös zuckte seine schwarze Tailspitze. Es gab so viele Gefahren in der Steppe...was wenn die Tigerin einer begegnete...? Würde sie wissen, was zu tun sei...? Nein, sagte sich Kôda, das würde sie nicht wissen... Der Kater seufzte, atmete tief durch. Beruhig dich, Kôda...weit kann sie nicht gekommen sein... dachte er, sich selbst Mut zu sprechend. Nach ihr zu Rufen traute er sich nicht, zu groß ist die Gefahr dass man größeres Unheil anlockte, und damit meinte er nicht nur die Dash'kar. Er nahm die Lanze auf, ging ein paar Schritte in die eine, dann in die andere Richtung. Aber wo er auch hinsah, kein Fleck ihres gestreiften, weißen Pelzes war zu erkennen. Leise fauchte der junge Puma, das fand er nun so gar nicht mehr witzig! Immerhin könnte sie auch einer Puma-Streife über den Weg laufen... und er wusste nicht, wie die Krieger auf die Gestreifte reagieren... ein Rascheln hinter ihm ließ den jungen Kater zusammen zucken. Er drehte sich um, die Lanze mit beiden Händen fest gepackt. Dann aber atmete er erleichtert aus. Es war die Tigerin. Sie sah ihn leicht frech an. „Sah das grade so aus, als hättest du dir Sorgen gemacht...?“ meinte sie frech, seufzte dann aber. „Ich...habe keinen der Steine gefunden die du wolltest...genug runde ja...aber keine flachen...“ setzte sie noch hinterher, senkte den Blick.

Kôda, erleichtert und froh, dass sie wieder da ist, waren die Steine erst einmal egal. „Ist ok...“ meinte er nur leise, dann aber trug der Wind ihm eine Botschaft zu, die er unter anderen Umständen als nervig, aber nicht bedrohlich angesehen hätte. Jetzt aber, mit der Gestreiften an seiner Seite, wusste er nicht was passieren würde! Er nahm die Pflanze blitzschnell zwischen die Zähne, packte Milas Handgelenk. „Komm!!“ meinte er nur und rannte los, leicht geduckt im hohen Gras. Er wollte seinem Bruder nicht begegnen...nicht jetzt! Er hatte schon so seltsam reagiert als die Donnerstäbe über die Steppe hallten... Wie sein Bruder nun auf die Tigerin reagieren wird....nein, das wollte er lieber nicht austesten!
 

Die Gestreifte war verwirrt. Was war denn nun los...? Im ersten Moment stolperte sie noch hinterher, dann fand sie das Tempo, was Kôda vor gab, und lief beinahe gleich auf mit ihm. Sie bemerkte die unsichtbare Grenze des Pumaterritoriums nicht... Kannte sie doch auch den genauen Verlauf nicht. Erst als sie die Grenze weit hinter sich gelassen haben, hielt Kôda schwer atmend an, ließ Milas Handgelenk los. Er sah zurück, schluckte leicht. Er wusste, das kam einer Flucht gleich...Verrat... und das alles nur für die ungewöhnlich gestreifte Kätzin an seiner Seite, die sich schwer atmend auf den Boden gesetzt hatte. Er selber stützte sich mit beiden Händen an seinen Beinen ab, leicht nach vorn gebeugt, der Tail kraftlos herab hängend. Die Lanze lag neben ihm auf dem Boden. Die Pflanze hielt er noch mit den Zähnen fest, nahm sie erst jetzt in die Hand, während er sich auf den Boden setzte, seinen zitternden Muskeln etwas Ruhe gönnte. Weit öffnete er seine Kiefer um möglichst viel Luft auf einmal einatmen zu können. Die Augen hielt er geschlossen. So bemerkte er nicht, dass die Gestreifte ihn beobachtete. Auch sie hatte die Kiefer weit geöffnet, um ihre Lungen mit viel frischer Luft füllen zu können. Aber ihre Muskeln zitterten nicht...wie die von Kôda... Sie sah leicht besorgt zu ihm. Dann seufzte sie. „...Du...wegen der Heilpflanze...je länger wir warten desto schlimmer wird es....“ meinte Mila, kroch dabei etwas auf Kôda zu. Dieser öffnete die Augen, sah zu ihr. „...Was willst...du mir damit sagen...?“ meinte er, fauchte leicht. Wollte sie nun doch die andere Methode anwenden...? In der Grassteppe die richtigen Steine zu finden war schwer... und er wusste, sie hatte Recht. Je länger die Behandlung seiner Wunde hinausgezögert wird, desto schlimmer wird es... Kôda dachte nach...sah zur Gestreiften... Sie hatte schon seit einiger Zeit Hunger, lief aber mit ihm mit... er seufzte. „Erstmal hat etwas anderes Vorrang...“ meinte er leise, nahm die Pflanze und seine Waffe wieder hoch, stand auf. Wenn er sich nicht irrte müssten sie bald auf einen Fluss treffen... dort könnte man Fische jagen...und frisches Wasser wäre auch für seine Wunde nicht verkehrt. Und vielleicht fand er dort die Steine die er brauchte...er wollte nicht unbedingt, dass die Gestreifte über sein Fell leckte...auch wenn es zur Wundbehandlung sei... darauf würde er nur zu gern verzichten...
 

Der junge Pumakater ging vor, Mila folgte ihm. Sie machte sich Sorgen... sie merkte wie sehr die Wunde an Kôdas Kräften zehrte...und auch ihr eigener Hunger machte ihr selbst zu schaffen. Wieder knurrte ihr Magen, und sie sah, wie Kôdas Ohren nach hinten zuckten, sein Tail zuckte. Unwillkürlich sah sie verlegen nach unten. Er wusste, wie es um sie steht, das wurde ihr in dem Moment klar. Hatte er deswegen gesagt, etwas anderes hätte Vorrang...? Meinte er damit, dass die Jagd Vorrang hatte...? Aber was sollten sie jagen? Sie selbst hatte keinerlei Fährte eines Kaninchen oder ähnliches entdeckt... wonach also suchte Kôda...? Während sie ihm folgte, sah sie sich öfters um. In der Begleitung dieses stillen Pumakaters konnte sie sich auf die Umgebung konzentrieren... das langsame Reisetempo brachte ihr Zeit, sich die Landschaft einzuprägen. Diese weiten Grassteppen, dessen hohes Gras sich im Wind hin und her wiegte, der Ruf eines Adlers aus weiter Ferne... Mila bemerkte, wie schön dieses Land doch war. Sie sah wieder zu Kôda, der sich sicher durch das hohe Gras wand, einigen größeren Steinbrocken sicher auswich. Die Sonne wärmte ihr Fell, der warme Wind umspielte ihre Ohren... sie fühlte sich wohl und lächelte.
 

So langsam konnte sie den jungen Puma vor sich verstehen... wieso er so frei lebte... Es war schön, so ungezwungen zu sein... sich so frei zu fühlen... tief atmete sie durch, roch das Gras. Sie merkte die Wandlung, spürte den weichen Boden unter ihren Pfoten... all ihre Sinne stellten sich auf die Umgebung ein. Es war wirklich ein tolles Gefühl, und für einen Moment vergaß sie ihren Hunger, all den Kummer und die Sorgen die sie hatte, als sie noch mit der großen Trapper-Gruppe mit zog. Mehr und mehr verband sich ihr Geist mit der Welt um sie herum. Sie streckte die Hand aus, strich über das hohe Gras... wo sie zuerst dachte, diese Welt sei zu still, hörte sie nun die Geräusche, das Rauschen des Windes, die Laute der Vögel... Die Gestreifte sah zu dem jungen Puma, der stehen geblieben war und zu ihr schaute. Fast wäre sie in ihn hinein gelaufen. Sie sah das leichte Lächeln was in Kôdas Gesicht stand, konnte den Blick aber nicht wirklich deuten. Der Pumakater wandte den Blick ab, sah über die Steppe. „...diese Welt ist einzigartig...nicht wahr...?“ meinte er leise, woraufhin Mila ihm nur zustimmen konnte. Sie sah ebenfalls über die weite Graslandschaft. „Zuerst hatte ich Angst, weil alles so unbekannt war... aber...es ist wirklich schön hier...“ erklärte sie, die Augen geschlossen, ein Lächeln um ihre weiche Tigerschnauze. „Kôda...“ Die Gestreifte sah den Kater wieder an. „...bringst du mir einige Dinge bei...? Aus deinem Stamm...?“ fragte sie. „Ich würde gern mehr über eure Lebensweise erfahren...mehr über dieses Land...“ „Hm...? Ok...ich bin aber vielleicht nicht der beste Lehrer...auch ich kenne noch nicht alles...“ meinte Kôda, seufzte leicht, aber lächelte. „Aber nun komm... da vorne hinter dem Hügel ist eine Senke... ein Fluss fließt dort entlang...ein flacher und ruhiger Fluss...aber wir sollten die Möglichkeit haben ein paar Fische zu fangen...“ erklärte er, zeigte mit der Lanze in die Richtung, die er meinte, dann wandte er sich wieder zum Gehen. Mila zuckte mit den Ohren, und das Wort Fisch ließ ihren Hunger zurückkehren...sie folgte dem jungen Puma.
 

Kurze Zeit später hörte sie das leise Plätschern des Wassers. Die Gestreifte lief etwas vor, an Kôda vorbei, er hielt sie nicht auf, sondern lächelte nur. Die Tigerin blieb auf der Anhöhe stehen, tief berührt von dem Bild was sich gab. Die weite Steppe, durch die sich der Fluss wie eine blau-silberne Schlange schlängelte. Das Wasser war so ruhig, dass es den Himmel spiegelte, die Wolken... Man konnte so weit von der kleinen Anhöhe sehen... in der Ferne sah sie den Beginn eines Waldes, davor liefen vierbeinige Gestalten. Mehr konnte sie aus der Entfernung nicht wahrnehmen. Sie spürte wie Kôda an ihre Seite trat. „Mustangs...“ erklärte er. „Wir sollten versuchen einen oder zwei von ihnen zu fangen... dann sind wir schneller...“ Mila sah zu Kôda, dann wieder zu den Tieren. Und mit einem Mal wurde ihr klar, was das Auftauchen ihrer Truppe für diese Welt bedeuten könnte... Sie sind mit dem Ziel gekommen, neue Länder zur Besiedelung zu suchen... diese Auszukundschaften und dann zurück zu kehren und Bericht zu erstatten... sie war nicht dumm, und begriff, dass es das Aus für die Heimat des jungen Pumas sein könnte...das Aus für ihn und aller anderen die hier lebten! Die Gestreifte hatte Angst...Angst davor, dass Kôda die wahre Bedeutung ihrer Anwesenheit in diesem Land herausfindet...dass er denkt, sie habe ihn nur ausgenutzt... Sie wollte ihm gegenüber nicht als Verräterin dastehen, da er ihr vertraute...aber genau das würde sie tun...ihn verraten...

Mila sah zu dem jungen Puma, der bereits zum Fluss gegangen ist. Ihre Hände ballte sie zu Fäusten, ihr gestreifter Tail zuckte nervös. Sie schloss die Augen, versuchte sich zu beruhigen. Dann folgte sie dem Kater, der am Flussufer auf sie wartete. Hoffentlich merkte er nicht, was sie beschäftigte... sie lächelte dem jungen Puma zu...unsicher was sie jetzt tun sollte. Dann knurrte ihr Magen wieder, und sie war in einem froh darüber. Brachte sie das doch wieder auf andere Gedanken. Sie sah zu dem Puma, der Abstand zu dem ruhigen Wasser hielt. Scheinbar waren Pumas doch wasserscheu... „ähm...du sagtest, wir könnten hier Fische fangen...“ fing sie an, sah erst zu dem Puma, dann zum Fluss. „Yeah...können wir...“ meinte er leise, duckte sich leicht. Mila beobachtete verwirrt was er da tat...es sah aus als würde er sich zu einem Sprung konzentrieren... Die Gestreifte blickte zum Fluss...und sah den Fels, der doch recht weit vom Ufer entfernt lag. Zu weit, als dass sie sich trauen würde zu springen... Kôda sammelte seine Kraft, seine Muskeln angespannt... er fixierte den Fels im Wasser. Der Tail schwang hin und her, dann duckte sich der junge Puma noch etwas tiefer... und sprang!
 

Mila hielt den Atem an, als der junge Puma sprang. Diese Entfernung...das waren mindestens zehn Meter! Sie atmete erleichtert aus, als Kôda mit den Pfoten zielsicher auf dem Fels aufsetze, sein ganzer Körper ging tief in die Hocke, federte die Energie die beim Aufkommen entstand ab. Sein Tail schwang um das Gleichgewicht zu halten... Kôda atmete weit aus... so ein Sprung zehrte an der Kraft... dann jedoch packte er die Lanze fester, sah zum Ufer zurück wo Mila langsam ins Wasser ging, bis sie etwas zu den Knien im Wasser war. Dann blieb sie stehen, konzentrierte sich auf Die Fische die um sie herum schwammen. Auch tat der junge Puma dies nun... hielt die Lanze zum zuschlagen bereit. Dann schnellte die Speerspitze los, Wasser spritzte auf! Zielsicher traf Kôda den ersten Fisch. Ein Vorteil der Fischjagd mit der Lanze war, dass er nicht sofort zum Ufer zurückkehren musste... Er konnte den Fisch auf dem langen Holz des Speeres stecken lassen. Anders als Mila, die die Fische mit ihren Krallen fing und mit ihren Kiefern tötete. Sie musste zurück ans Ufer, den Fisch dort sicher ablegen. Als Kôda genug Fische hatte, sah er zum Ufer zurück, wo Mila neben ihrer Beute saß, ihr Fell von der Sonne trocknen ließ. Sie hatte die Augen geschlossen, das Wasser glitzerte in ihrem dichten Pelz. Kôda seufzte kurz...diese Tigerin würde wohl jedem Kerl den Kopf verdrehen... und so langsam merkte er...dass auch er dazu gehörte. Er sah kurz weg... sie war eine Fremde... er dürfte mit ihr nichts anfangen...er dürfte noch nicht einmal mit ihr unterwegs sein!

Nach kurzer Zeit stand der junge Puma wieder auf, machte sich zum Sprung zurück bereit. Das leichte Ziehen in seinem Rücken ignorierte er. Beim Rücksprung verschätzte er sich ein klein wenig, und kam mit den Pfoten im seichten Wasser auf. Er fauchte laut, sprang mit einem kurzen Satz aus dem Wasser, dann schüttelte er seine Pfoten. Er mochte so viel Wasser auf einmal nicht... gegen das Himmelswasser hatte er nichts einzuwenden, kam das doch nur gelegentlich. Und da musste er ja auch nicht schwimmen...denn das konnte er nicht... er hatte es nie gelernt.
 

Die Tigerin sah bei dem Platschen und dem Fauchen auf, sah noch wie Kôda seine Pfoten schüttelte, da diese scheinbar nass geworden sind. Sie musste lachen, was der Puma mit einem missmutigen Grummeln quittierte. Dann stand Mila auf, ging zu ihm hin. „Können wir denn jetzt ein Feuer anzünden...?“ fragte sie, nicht grade erpicht darauf rohen und kalten Fisch zu essen. Der junge Kater sah zu ihr, nickte. Sie hatten das Pumaterritorium verlassen, und das Gebiet des Falkenstammes fing erst jenseits der Wälder an. Von daher sah er keinerlei Gefahr.
 

Schnell machte sich die Gestreifte auf, nachdem sie Kôdas Nicken bemerkte. Sie sammelte etwas trockenes Gras, welches man prima als Zunder nehmen konnte. Auch einige Zweige eines verdörrten Busches kamen ihr gelegen. Nur dann überlegte sie...wie kann sie das Feuer entzünden...? Sie dachte noch darüber nach, als sie das trockene Gras und die Hölzer zum Flussufer zurück brachte, wo Kôda inzwischen die passenden Steine zum zermahlen der Heilpflanze gefunden hatte...und zwei weitere, seltsam aussehende Steine lagen neben ihm. Etwas ratlos ließ sie die trockenen Hölzer neben dem Puma liegen, der ihr Ankommen nur mit einem Ohrzucken quittierte. Er zermahlte grade die Heilpflanze zwischen den beiden größeren Steinen. Als er damit fertig war, sah er zu Mila, die die Hölzer zu einem Haufen geformt hatte, das trockene Gras in einer kleine Lücke zwischen den Hölzern legte, etwas allerdings aufbewahrte. Nur erschien sie ihm doch recht ratlos. Er musste leicht lächeln, sie wusste zwar wie man ein Lagerfeuer aufbaute...aber wie man es entzündete scheinbar nicht. Zumindest nicht, wenn man nur die Möglichkeiten hat, die die Natur einem bietet. Er nahm die zwei kleineren Steine neben sich, sah zu Mila, die etwas verwundert auf die doch recht seltsam aussehenden Steine sah. „Das hier...sind Feuersteine...“ erklärte Kôda. „Wenn man sie aneinander schlägt, ergibt es Funken...damit kann man das trockene Gras anzünden...“ Während er es noch erklärte, nahm er einen Teil des trockenen Grases, legte es zurecht, und schlug die Steine aneinander. Es gab Funken, das sah die Tigerin, aber bis die Funken auf das Gras übergingen und ein Feuer entzündeten brauchte es eine Weile. Trotzdem...sie merkte sich diese Steine... Nützlich sind sie allemal. Endlich brannte das kleine Stück Zunder, und Kôda schob es schnell zu dem Rest unter dem Holzhaufen. Nicht lange und das Feuer sollte sich durch den Holzhaufen gefressen haben... dann könnten sie die Fische braten...und hätten auch gleich eine Wärmequelle für die Nacht, welche an dem Fluss in der Senke doch recht kühl werden könnte, weht hier doch immer etwas Wind. Und wie er nach den Wolken zu urteilen wagte, scheint es in der Nacht Himmelswasser zu geben. Das könnte ungemütlich werden... zumal er nicht wusste, in wie weit es die Höhe des Flusses zu beeinflussen vermochte.
 

Nach einiger Zeit brannten auch die Zweige, die über dem trockenen Gras aufgebaut waren. In der Zeit hatte Kôda etwas Frischwasser mit einem ausgehöhlten Ast zu dem Stein mit der zermahlenen Pflanze gebracht, und vermengte es nun zu einem Brei. Wenn man die Pflanze zerkauen würde, würde dieser Schritt entfallen... aber es war wichtig, dass aus dem Pflanzenpulver eine zähe Paste wurde. Mila hatte unterdessen die Fische auf den Speer gespießt und diesen nahe dem Feuer in den weichen Sand des Flussufers gesteckt. So bekamen die Fische noch genug Hitze ab, aber nicht zu viel damit der Speer keinen Schaden nahm. Dann sah sie Kôda bei der Weiterverarbeitung der Pflanze zu, sichtlich interessiert.

„Du musst mir helfen...“ sprach der junge Puma, riss Mila dabei aus ihren Gedanken. Etwas verwirrt sah sie den jungen Puma an, begriff dann aber dass er diese Paste nicht allein auf seine Wunde auftragen konnte. Sie nickte, machte dann den notdürftigen Verband um seinen Körper los. Kôda fauchte leicht, brannte es doch als der Verband sich löste, angetrocknetes Blut sich löste. Sein Körper spannte sich an, er hielt den Kopf tief zwischen den Schultern gesenkt. Ein Zeichen, dass es ihn schmerzte. Mila seufzte leicht, sie würde ihm die schmerzen gerne nehmen, doch ließ sich das nicht vermeiden. Der Verband musste weg. Nachdem sie die Wunde freilegte, bemerkte sie, wie schlecht diese aussah. Es tat ihr Leid, dass der junge Kater nur wegen ihr so leiden musste... immerhin hatte er sich die Wunde wegen ihr zugezogen. Die Gestreifte nahm die Paste zu sich, schmierte etwas davon auf ihre Hände. Ihr Fell verklebte sich, aber das könnte sie später wieder abwaschen. Sie begann die Paste auf die Wunde zu verteilen, hörte das zischende Einatmen des jungen Pumas, merkte wie sehr er zusammen zuckte. Sie entschuldigte sich bei ihm, strich die Paste weiter auf die Wunde auf.

Kôdas Rücken schmerzte, aber er beschwerte sich nicht. Vielmehr kribbelte es unter seinem Fell, wenn er spürte wie nah ihr dichter Pelz an seinem glatten Fell kam. Zum Glück verhinderte der Schmerz den die Wunde verursachte eine größere Reaktion auf ihre Nähe, so dass sie nicht misstrauisch wurde, oder es gar ganz bemerkte. Als sie mit der Wunde fertig war, stand sie auf, Kôda sah zu ihr. Die Ohren hingen leicht zur Seite herunter, die Kiefer geöffnet... er atmete schnell, was vom Schmerz herrührte. Eine andere Ursache wollte er nicht in Betracht ziehen. Die Gestreifte nahm den Stofffetzen, der als Verband diente und ging zum Wasser, wusch ihr Fell von der Paste frei und den notdürftigen Verband aus. Er musste sauber sein, wollte sie diesen wieder um die Wunde binden.
 

Der Pumakater beobachtete, was sie tat. Leise seufzte er. Es war kein schönes Gefühl, ihre Nähe so zu genießen, aber gleichzeitig zu wissen dass er es nicht dürfte. Wenn das jemals raus kommt...wird er aus seinem Stamm verstoßen... Nicht nur, dass sie eine Fremde ist...sie ist ja nicht mal ein Puma... Kôda sah zu Boden, wieso musste es nur so kompliziert sein...? Wieso verdrehte diese Gestreifte ihm so den Kopf...? Er ließ den Kopf hängen, schloss die Augen, atmete tief durch. Leicht erschrocken fauchte er auf, als er etwas kühles auf seinem Rücken spürte! Er sah zur Seite und sah Mila neben sich hocken... Hatte er noch nicht einmal bemerkt, wie sie zurück kam...? War er so sehr in Gedanken versunken gewesen? Er sah wieder vor sich zu Boden, da Mila wegen dem Fauchen nichts weiter erwiderte. Sie hätte Grund gehabt, ihm zu antworten... aber die Gestreifte beließ es dabei. Vorsichtig umwickelte die Tigerin wieder Kôdas Oberkörper mit dem notdürftigen Verband. Es war seltsam, ihm so nah sein zu können... und er sagte nichts gegen die gelegentlichen Berührungen die beim Verbinden entstanden. Vielmehr sah er einfach nur...naja...resigniert zu Boden. Mila war etwas verwirrt...was hatte der junge Kater nur...? Sie verstand es nicht... sie bemerkte nicht, wie er krampfhaft versuchte seine Selbstbeherrschung aufrecht zu halten... verdammt, musste sie ihm nur so nahe kommen?! Als er merkte, dass sie mit dem verbinden fertig war, fauchte er sie nur an, ein sicheres Zeichen dass er sie von sich fernhalten wollte. Die Gestreifte verstand, und ging sofort auf Abstand. Dieser junge Puma verwirrte sie nur noch mehr... in einem Moment schien er zu genießen, was sie tat...im nächsten wollte er sie nicht bei sich haben... Vielleicht sollte sie versuchen mal mit ihm zu reden, denn so konnte das bestimmt nicht bis zum Schluss weitergehen.
 

Kôda war froh, als sie von ihm weg ging, sich den Fischen widmete, die in der Hitze des Feuers vor sich hin brutzelten. Er sah ihr noch nach, bemerkte den etwas angesäuerten Blick den sie ihm zuwarf... er konnte es ja einigermaßen verstehen, wenn sie sauer auf ihn sein sollte... er benahm sich unmöglich. Aber es ging schon zu weit... diese Tigerin hatte ihn schon fest um die Pfote gewickelt... und er war machtlos dagegen. Nun wollte er sich wenigstens so auf diese Weise schützen...indem er sie von sich fern hielt. Kôda stand auf, merkte wie der Verband um seinen Brustkorb spannte. Ein leises Fauchen entwich ihm, brannte es doch wieder auf der Wunde. Aber zu seiner Erleichterung bemerkte er, dass die Paste schon wirkte, das Brennen linderte und die Schmerzen schwanden. Er entfernte sich etwas von Mila und dem Lagerfeuer, setzte sich auf einem großen Fels, die Lanze bei sich haltend, an die Schulter angelehnt. Der Tail schwang knapp über den Boden hin und her. Tief atmete der junge Puma durch... er wird hier Wache halten.

Mila nahm sich derweil einen Fisch...sie hatte alle von der Lanze geholt und auf einem vom Staub und Sand befreiten Stein gelegt. Als sie anfing zu essen, sah sie zu dem jungen Puma hinüber... mit Sicherheit hatte auch er Hunger, aber er schien nichts essen zu wollen. Sie seufzte, wusste, er würde sie wieder anfauchen, aber sie nahm einen der Fische, ließ ihren eigenen zurück, und ging zu Kôda. „Du...hast doch sicher auch Hunger, oder...?“ fragte sie leise, als sie hinter ihm war. Er sah über die Schulter zu ihr zurück, der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen undurchschaubar. Dann senkte er den Blick, seufzte leicht. „Ist ok...“ meinte er leise, und Mila legte den Fisch neben Kôda auf einer kleinen Ausbuchtung des Felsens ab, blieb aber neben dem Puma stehen. Sie wollte mit ihm reden, aber wusste keinen Anfang... Zufrieden bemerkte sie dann, wie Kôda den Fisch nahm, mit einem Seitenblick auf die Gestreifte anfing zu essen. Schlecht war ihre Gesellschaft ja durchaus nicht...aber was sie mit seinem Herzen tat, fand er, war beängstigend. Innerhalb so kurzer Zeit... er wusste, wenn ihr etwas auf der Reise passieren würde, er würde sie rausholen...egal in welcher Schwierigkeit sie stecken würde. Er war kein Krieger, obwohl er die Kraft dafür besitzt...und er hoffte das würde einige dazu bringen, ihn zu unterschätzen... Kôda sah zum Himmel empor, der sich in der langsam einsetzenden Dämmerung verdunkelte... Bitte Großer Geist...lass das alles wieder gut werden... schickte Kôda eine Bitte zum Himmel empor. Damit meinte er nicht nur, dass die Reise gut verlaufen würde...sondern auch, dass er sein Herz aus den Pfoten dieser Fremden befreien kann...
 

Während er zum Himmel empor sah, bemerkte er die Wolken, die immer dichter wurden... es sah stark nach Himmelswasser aus, nach sehr viel sogar. Wenn sie Pech hatten, würde der Fluss in der Senke so stark anschwellen, dass sie noch in der Nacht eine andere Zuflucht suchen müssen... die Senke verlassen müssen... Und Kôda muss diese Entscheidung dann schnell fällen... Das Wasser in dem Fluss steigt nicht langsam... Da das Himmelswasser zuerst in den Bergen herunter kam, würde es in einem großen Schwall durch die Senke fegen... schneller als sie vielleicht zu fliehen vermögen... Besorgt sah er zur Tigerin, die wieder beim Lagerfeuer war. Sie ahnte nichts von der Gefahr, das wusste er... aber anders als sie, kann er nicht schwimmen... Auch wenn er einer größeren Gefahr ausgesetzt wäre, sollte der Fluss so ruckartig anschwellen, machte er sich mehr Sorgen um seine gestreifte Begleiterin...
 

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uff, diesmal eine ganze menge, aber ich wollte es nicht noch weiter aufsplitten... da alles i-wie zusammengehörte... das ist jetzt der momentane stand, der auch auf meinem pc zu finden ist, weiter geschrieben wird die nächsten tage, kleine Teile kommen in ein anderes Forum, sonst drehn mir die Leute da über skype den hals um, weil ich net schnell genug weiter schreib xD hab dort drei feste fans...
 

wenn ich wieder genug zusammen habe, wird es als "Die Reise - Part 2" hier veröffentlicht...
 

in dem sinne...viel spaß beim lesen ^^



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