Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 29: Die zweite Prüfung ------------------------------ Hallo, meine lieben Leser! Ich hoffe, dass wir die letzte Durststrecke noch gemeinsam überwinden können, ehe das eigentliche Ziel erreicht ist. Nur noch ein wenig Geduld, bitte ;-) lg, __________________________________________________________________________ Die nächste Woche verging deutlich schneller, als wir zunächst gedacht hatten. Es war einfach noch zu viel zu tun. Jeden Tag trainierten wir mehrere Stunden und guter Dinge ging ich nebenbei auch weiterhin zu Ankos Tanzunterricht - das letzte Mal in meinem Leben. Ich würde nach diesem einen, dem heutigen Tag, nie wieder dort aufkreuzen. Das stand schon mal fest. Denn jetzt gingen die Scheinwerfer an und ich trat mit kurzen Schritten auf die Bühne. Gekleidet war ich in eine schwarze Trainingshose, ebenso schwarze Schuhe und ein weinrotes Oberteil. Meine Laune war, als ich in das Publikum sah - dabei Kakashi betrachtete, der gerade an alle Umsitzenden Fähnchen mit unseren Namen verteilte, außerdem Sakura sah, die mir aufgeregt zuwinkte und Kussmünde zuhauchte - durch ein paar wenige Drinks auf dem Hochpunkt. Alle waren da. Die ganze Klasse, Itachi und auch mein elender Vater. Doch nun galt es zunächst Ruhe zu bewahren und absolut überzeugend zu klingen. "Nabend", rief ich ins Mikrophon, woraufhin die Menge lauter wurde und mich Jiraiya nur völlig verdutzt musterte. "Wo ist denn dein Freund? Das Blondchen da. Naruto", hakte er nach und auch die beiden anderen Juroren bedachten mich mit überraschten Blicken. Keiner ahnte, was geschehen würde. "Naruto ist leider heute nicht anwesend. Ihm ist was dazwischen gekommen. Es ist wichtig", erwiderte ich nur nüchtern und verschränkte die Arme vor der Brust. Daraufhin zog Jiraiya jedoch verstimmt die Augenbrauen hoch und räusperte sich einmal. "Das will ich auch hoffen, dass es wichtig ist. Schließlich geht's hier nicht um 'ne Packung Kaugummi. Sondern um eure Zukunft, Junge." Zustimmend nickte ich. Dessen war ich mir durchaus bewusst. Hier ging es um alles. Dieser Wettbewerb war weit mehr wert, als so manch einer glaubte. Zumindest für mich. Er konnte schließlich als Sprungbrett nach ganz oben dienen. Wenn wir gewannen. Und wir würden gewinnen. Wir mussten gewinnen. "Tanzte jetzte alene?", fragte nun Mr. Might Guy nach und tippte mit den Fingern unruhig auf seinem Glas Wasser herum. Genauso wie Tsunade. Den beiden schien diese Vorstellung absolut nicht zu gefallen. "Ja, tut mir leid", sprach ich daraufhin klar und deutlich, worauf ich nur ein leichtes Nicken erntete, das als Startschuss für meinen Auftritt diente. Auch ich nickte noch einmal, dann drehte ich mich um und ging in Position. Es dauerte nicht lange und die Bühne verdunkelte sich. Ein Scheinwerfer fiel nun genau auf mich, als die Musik leise zu spielen begann. Ein klassisches Lied, zu dem ich mit ruhigen Bewegungen tanzte. Zunächst im Sitzen und natürlich im altbewährten Modern Dance, genauso wie mein Vater es erwartete. Ich zeigte die Choreographie, die mich Anko für eben jenen Auftritt gelehrt hatte. Als schließlich die Unruhe und das Gemurmel innerhalb des Publikums größer wurde, umspielte ein leichtes Grinsen meine Lippen, während meine Bewegungen ungehindert fortliefen. Soeben musste Naruto die Bühne betreten haben. Wie geplant war er, auch wenn ich es in jenem Moment nicht sehen konnte, mit einem Radschlag auf die Bühne gekommen und befand sich nun direkt hinter mir. Die Musik wurde allmählich schneller und aggressiver, als Naruto von hinten die Arme um meinen Körper legte und mich im Takt der Musik hin und her bewegte. Dann setzte die Musik urplötzlich aus. Die Bühne verfinsterte sich. Es lief alles nach Plan. Dann setzte das Lied ein, welches Naruto für mich rausgesucht hatte, während auch das Licht zurückkehrte. Gitarrensound ertönte. Dann kam das Schlagzeug hinzu. Die erste Strophe des Liedes sang der Originalinterpret, während wir dazu ein paar akrobatische Elemente vorführten: Flickflack in entgegengesetzte Richtungen, eine Drehung, dann sprintete ich auch schon auf das Mikrophon zu und griff danach, führte es in die Nähe meiner Lippen und sang das, was ich schon lange hatte aussprechen wollen, um meinen Aggressionen Platz zu machen: I know my mother loves me But does my father even care If I'm sad or angry You were never ever there When I needed you I hope you regret what you did I think I know the truth Your father did the same to you Did the same to you I'm crying day and night now What is wrong with me I cannot fight now I feel like a weak link Crying day and night now What is wrong with me I cannot fight now I feel like a weak link[1] Bei meinem Gesang grölte uns das Publikum entgegen. Nicht, weil ich so herausragend gut sang. Ich hatte unheimlich viel üben müssen, um überhaupt auf ein akzeptables Niveau zu gelangen, aber ich transportierte mit dem, was ich tat, etwas. Und das schien den Rest direkt anzusprechen. Vielleicht konnten sie sich selbst darin wiederfinden. Aber egal, was es war, es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl so gefeiert zu werden. Zu dieser Strophe hatte Naruto sich außerdem die bereitstehende Gitarre geschnappt und spielte nun die wenigen Töne, die er in der kurzen Zeit gelernt hatte, während er sich mit dem Rücken an meine Schulter lehnte und einen auf obercool machte, was mich sogar beinah zum Grinsen brachte, obwohl ich eigentlich völlig vertieft in den Text war und dieser auch eine ernste Miene forderte, um überzeugend zu wirken. Aber Naruto war in nahezu jeder Situation in der Lage mich aus dem Konzept zu bringen. Das war seine große Kunst, die mich am meisten an ihm faszinierte. Er übte eine unglaubliche Kontrolle auf mich aus, ohne es wirklich zu wollen. Doch nun endete dieses ausdrucksstarke Lied und im direkten Kontrast dazu, setzte nur wenige Sekunden später die Partymusik ein. Simple Töne waren zu hören und Naruto und ich gingen erneut in Position. Kurz führten wir einige unpassende Breakdance-Moves vor, um nicht völlig von dem abzukommen, was wir eigentlich verkörpern wollten, um uns dann ebenfalls dieser simplen Musik anzupassen. Heute lag unser Schwerpunkt nicht auf dem, wofür wir normalerweise unser letztes Hemd geben würden. Und das war Breakdance. Kein anderer Tanz. Doch für unser heutiges Ziel war das absolut irrelevant. Das einzig Wichtige war, dass sich mein Vater blamiert vorkäme. Also folgte nun die Tanzeinlage mit den Tänzerinnen, die nach Narutos Wünschen allesamt leicht bekleidet waren und um uns umhertanzten. Die Bühne wurde währenddessen in ein buntes, tanzendes Licht gehüllt, während die elektronische Musik in voller Lautstärke ertönte. Zunächst dienten die Tänzerinnen nur als Begleitung, dann tanzten wir mit ihnen und schließlich dominierten sie über uns, drückten uns zu Boden, setzten sich auf uns, während unsere Bewegungen weiterhin zuckend im Takt verliefen. Das volle Programm. Die ganze Aktion war unheimlich peinlich. Aber es war mir egal. Hauptsache es erzielte den gewünschten Effekt. Schließlich verstummte die Musik und Naruto und ich klatschten einmal unsere Hände ab, als wir uns grinsend zur absolut sprachlosen Jury wandten. Wir traten näher auf diese zu, mein blonder Freund legte mir lachend einen Arm um die Schulter und als ich das ratlose Publikum sah, wenn man einmal von den bereits Eingeweihten absah, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. "Ich kann nicht mehr", prustete ich los, krümmte mich beinah vor Lachen und Naruto tätschelte beruhigend meinen Rücken, während ich kaum mehr Luft bekam. "Ja, das sieht man", entgegnete Jiraiya nur leise und als ich daraufhin wieder aufsah, erkannte ich, dass er in Denkerpose auf seinem Stuhl saß, wohingegen mich Tsunade nur weiterhin überrascht anblinzelte. Sie konnte es anscheinend nicht ganz glauben, was soeben geschehen war. "Das war wirklich mal was anderes", fuhr er ruhig und bedächtig fort, wobei er seinen Blick kurzzeitig nachdenklich Richtung Decke richtete. "Der Kontrast war ziemlich hart. Ich meine, das passte eigentlich überhaupt nicht richtig zusammen. Erst dieses Ernste, dann plötzlich diese Partymusik. Ich weiß nicht, ob es dadurch nun dramatischer oder einfach nur lächerlich wurde." "Tja, wir nennen uns ja nicht umsonst 'Black & White'", wandt Naruto frech ein und rieb sich schief grinsend über den Hinterkopf. "Das stimmt wohl", grinste Jiraiya zurück. "Na ja, also der Gesang war nicht perfekt, das weißt du sicher selbst. Aber ich finde, dass du damit etwas transportieren konntest. Ihr habt das sicherlich nicht aus Spaß eingebaut, oder?", wandt sich Jiraiya nun explizit an mich und durchbohrte mich mit fragenden Blicken. "Nein und an dieser Stelle würde ich gerne noch ein paar Worte an meinen Vater richten. Ich wollte nur sagen: Ich zieh aus", sprach ich nun laut und deutlich ins Mikrophon, lächelte dabei zufrieden und triumphierend, während meine Augen das Publikum überflogen, das plötzlich wie verstummt war. Doch genauso plötzlich, wie sie verstummten, ertönte auch der darauffolgende Applaus und ließ mich erleichtert aufatmen. Mir schien die ganze Last der letzten Jahre abrupt von den Schultern zu fallen. Narutos Idee war wirklich Gold wert. Und anscheinend hatten wir uns so auch die Sympathie der Zuschauer erkämpfen können - zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nur leider konnte ich in jenem Moment in dem ganzen Getümmel nicht erkennen, ob mein Vater noch anwesend war und ob er meine tragschweren Worte überhaupt mitbekommen hatte. Aber auch das war egal. Hauptsache ich hatte es gesagt. Endlich gesagt. Endlich ausgesprochen. Mich selbst befreit. "Das ist dann wohl eindeutig. Aber was mich wirklich überrascht hat: Du hast gelacht, Sasuke. Und gegrinst. Beim letzten Auftritt musste ich dich noch als Eisklotz beschreiben, jetzt scheinst du mir fast wie ausgewechselt. Die Bühne tut dir gut. Das freut mich. Naruto scheint hier dagegen ja eh schon Zuhause zu sein. Ich hatte erst schon befürchtet, dass du wirklich nicht aufkreuzen würdest. Dabei mag ich dich doch jetzt schon. Erinnerst mich immer an mich selbst als junger Kerl", grinste Jiraiya nun in Narutos Richtung und hob einmal anerkennend den Daumen in die Höh'. "Yo, danke, alter Mann!", erwiderte Naruto lachend darauf und ich musste schmunzeln. Naruto nahm das Ganze total gelassen. Seine lockere Art war beneidenswert. "Also ich fand euch auch großartig, Jungs. Und ich fand auch diese Kombination super. Auch die Fotos, die im Hintergrund von euch beiden und euren Freunden gezeigt wurden, waren sehr authentisch. Ihr habt euch bei der ganzen Aktion sicherlich was gedacht, aber worauf ich eigentlich hinauswollte: Die Tänzerinnen waren ziemlich hübsch. Seid ihr eigentlich vergeben oder wie sieht das bei euch aus?", fiel Tsunade direkt mit der Tür ins Haus und lächelte uns schelmisch entgegen. "Nee, sind wir nicht", erklärte Naruto und verstärkte seinen Griff merklich um meine Schulter. Ich hoffte bloß, dass er nichts Unüberlegtes tun würde. "Also dürfen die Mädels noch hoffen?", lachte Tsunade und tippte mit ihren Fingern auf der Tischplatte herum. Es war nicht zu übersehen, dass sie eigentlich kein persönliches Interesse an diesem Thema hatte. Sie fragte nur im Sinne der Einschaltquoten. Das war schließlich ihr Job. "Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt", murmelte ich nun ins Mikrophon und meinte es genauso, wie ich es sagte. "Dat seh ick och so, aba Jungs: Das wa so Drama, Baby. Hätt weinen können. Meha möcht ick nich dazu sagen", ergriff nun Mr.Might Guy das Wort und rieb sich über die Augen, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. "Drama, Baby!", lachte Naruto daraufhin und löste endlich seinen Arm von meiner Schulter. "Obwohl ich ja nochmal anmerken muss", begann Jiraiya mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. "Übertreibt es nicht mit solchen Tänzereien. Das war ja schon relativ offenherzig und dein Hüftschwung war auch ganz großes Kino, Naruto, aber sonst bekommt ihr bald Post von den ganzen Männern, die sich angesprochen und animiert fühlen euch zu schreiben." Daraufhin erfüllte ein schadenfrohes Lachen den Raum, das sowohl von Jiraiya als auch dem Publikum ausging, und Naruto betrachtete den Juror zunächst etwas stutzig, dann grinste er ebenfalls nicht minder schadenfroh. Die beiden waren sich in gewisser Hinsicht ziemlich ähnlich. In diesem Moment legte sich auf meine Wangen jedoch eine unangenehme Röte, die hoffentlich niemand bemerkte. Weil ich mir nur durch diesen Kommentar ertappt vorkam. Ich wollte darauf nichts sagen. Aber ich musste locker bleiben. Ansonsten verriet ich mich selbst mit meinem merkwürdigen Verhalten. "Wenn dann kriegt sowieso nur Mr. Pretty-Face hier neben mir die ganze Post. Ich brauch da keine Angst zu haben", lachte mein blonder Freund und ich verpasste ihm daraufhin ein leichten Stoß gegen die Schulter, woraufhin er mir entschuldigend in die Augen sah. Mit diesem Hieb versuchte ich mein Unwohlsein gekonnt zu überspielen und mich völlig normal zu verhalten. "Na, wenn du dich da mal nicht verschätzt. Aber die Fanpost wird ja demnächst bei euch eintrudeln, dann seht ihr das Ergebnis eures Werks ja", schmunzelte Jiraiya für einen kurzen Moment. "Jedenfalls hoffe ich, dass die Leute für euch anrufen. Ihr gefallt mir. Ihr habt Persönlichkeit." Damit war das Gespräch eindeutig abgeschlossen, weshalb Naruto und ich unter riesigem Applaus die Bühne verließen und wie von der Show vorgesehen, in der ersten Reihe Platz nahmen, um auch die restlichen Auftritte in Augenschein nehmen zu können. So konnten wir uns einen guten Überblick über unsere Konkurrenz verschaffen. Und die war zugegeben ziemlich groß. Es gab einige Akrobaten, Tänzer, Sänger, Komödianten - das volle Programm nunmal. Es war wirklich von allem etwas vertreten. Bis zu dem Augenblick, als zwei große schlanke Frauen die Bühne betraten, blieben Naruto und ich noch relativ gelassen, doch dann konnten wir beide unseren Augen nicht mehr recht trauen. "Das ist unmöglich...", murmelte Naruto schockiert, als sich die beiden Frauen vorne noch einmal vorstellten und von Jiraiya sowohl begeisterte, als auch lüsterne Blicke ernteten. Die zwei Tänzerinnen stellten sich als Naruko und Sasuko vor und im ersten Moment glaubte ich, dass das ein ziemlich schlechter Scherz sei. Das konnte einfach nicht sein. So einen Zufall konnte es doch gar nicht geben. Die beiden waren uns erschreckend ähnlich, das Einzige, was sie von uns unterschied war ihr Geschlecht. Ansonsten sahen sie uns zum verwechseln ähnlich und mir klappte bei dem Anblick wahrlich die Kinnlade herunter, wohingegen Naruto nun amüsiert zu kichern begann. "So seh ich also als Frau aus. Ganz schön heiß, oder Sasuke?", grinste er mir nun entgegen und stieß mir seinen Ellenbogen in die Seite. Doch ich starrte nur weiterhin fanatisch auf die Bühne, die sich nun genau wie bei uns zuvor, zu verdunkeln begann. Dann ertönte Musik und die beiden legten einen ziemlich heißen, erotischen Tanz aufs Parkett, von dem das ganze Publikum hörbar begeistert war. Auch die Jury lobte die beiden jungen Frauen in höchsten Tönen und drückte ihnen ebenfalls die Daumen, dass das Publikum für sie anrufen würde. Es musste ein Zufall sein. Aber daran hatte ich eigentlich noch nie wirklich geglaubt. Für mich gab es keine Zufälle im Leben. Irgendetwas musste das hier zu bedeuten haben. Und wenn es auch noch so banal sein mochte, das konnte nicht das Ende dieser Begegnung sein. Als sie nach dem Urteil die Bühne wieder verließen, betrachtete mich diese Sasuko für einen kurzen Augenblick. Ein Blick, den ich nicht deuten konnte. Ein Blick, der mich erahnen ließ, dass sie bereits etwas wusste, was ich noch nicht erkannt hatte. Aber das war lächerlich. Totaler Schwachsinn. Dennoch ängstigte mich dieser Anblick. Weil es war, als würde ich direkt in den Spiegel sehen. Trotzdem war sie vollkommen anders, als ich es war. Sie war anders und gleichzeitig völlig identisch. Diesen Augenblick würde ich mein Lebtag nicht vergessen, dessen war ich mir sicher. Schon zu diesem Zeitpunkt. Stunden vergingen und als die Entscheidung schließlich vom Publikum getroffen war, wer ins Finale kommen würde, da wurde Naruto mit einem Mal ganz unruhig neben mir auf seinem Stuhl. "Was hast du?", fragte ich vorsichtig nach und glaubte im ersten Moment, er sei genauso aufgeregt wie ich. Dass er ebenfalls Angst habe, zu versagen. Doch das passte nicht zu Naruto. Und als er daraufhin breit grinste, wusste ich, dass meine ersten Bedenken nicht zutrafen. "Ich muss mal", murmelte er und ich bemerkte, dass sich seine Wangen vor Scham leicht rot färbten. Einen Augenblick benötigte ich, um das zu verarbeiten, was er gesagt hatte, dann entfuhr meinen Lippen ein entnervtes Seufzen. "Nicht dein Ernst", sagte ich nur, während ich die Augen verdrehte und meinen Blick wieder starr auf die Bühne richtete. "Ich beeil mich auch", erwiderte er daraufhin und noch ehe ich ihn aufhalten konnte, war er auch schon mit berauschender Geschwindigkeit an mir vorbei gestürmt, auf der Suche nach der nächsten Toilette. Der Kerl war die Ruhe in Person. Nerven aus Stahl. "Du Usuratonkachi", flüsterte ich nur gedankenversunken, als mein Blick seiner kontinuierlich unschärfer werdenden Silhouette folgte. Als der Moderator nun begann, die Ergebnisse vorzulesen und ein absolutes Geheimnis mit ellenlangen Pausen darum zu veranstalten, schweiften meine Gedanken wieder zu diesen beiden Frauen ab, die ich vor einiger Zeit auf der Bühne gesehen hatte. Obwohl ich mich mehrmals umsah, konnte ich sie nirgends in der ersten Reihe ausmachen. Die ganze Situation war komisch. Aber ich übertrieb. Es gab kein Geheimnis um diese beiden. Das einzige Geheimnis war, warum sie uns nahezu identisch sahen und auch noch ähnliche Namen trugen. Ich schüttelte die Gedanken schließlich ab. Das war doch kindisch. "Black & White bitte auf die Bühne", rief der Moderator erneut und ich schreckte nun durch seine laute Stimme auf, erhob mich schnell von meinem Platz und ging über wenige Stufen hinweg, direkt wieder die Bühne, auf der Naruto und ich zuvor getanzt hatten. "Heute Abend werden insgesamt vier Teams bzw. Kandidaten in die Endrunde kommen. Und diese wurden von ihnen, liebe Zuschauer, bestimmt. Doch wer wird schlussendlich das Rennen machen? Wir haben die Ergebnisse", erklärte der brillentragende Moderator nun in die Kamera und ich sah mich in der Zeit um. Wie zu erwarten, standen auch die beiden Frauen hier. Sie waren hübsch. Und talentiert. Und das Publikum, sowie die Jury waren hin und weg gewesen. Sie trauten sich vor allem mehr, als wir. Stellten ihre Körper zur Schau. Die beiden wussten, was sie taten. Sie waren professionell. Dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Neid. Ich war neidisch. Zumindest kam es mir so vor. Weil sie uns so ähnlich waren, aber gleichzeitig mehr überzeugten. Das störte mich. Jetzt durchschaute ich endlich meine anfänglichen Gedanken und kam mir bloß noch lächerlicher vor. "Außerdem weiter sind: Unsere heißen Jungs von Black & White!", rief der Moderator nun und entriss mich abermals meinen Überlegungen. Zunächst konnte ich es nicht fassen. Dass er tatsächlich unseren Namen ausgesprochen hatte, konnte ich nicht glauben. Ich starrte einfach nur sprachlos drein, dann umspielte urplötzlich ein siegreiches Grinsen meine Lippen und kurz darauf entfuhr meinem Mund ein kurzes Jubeln. Der anerkennende Applaus der Zuschauer folgte und ließ mein Herz nur immer wilder schlagen. Das war einer der besten Momente meines bisherigen Lebens. Definitiv. Dann wurden die letzten beiden Teams bekannt gegeben, die ebenfalls ins Finale kamen. Und während der Moderator davon sprach, versank ich tief in meinen Träumereien. Für einige Momente schwebte ich geradewegs auf Wolke Sieben. Als hätte ich es bereits geschafft. Dabei hatten wir noch überhaupt nichts geschafft. Als meine Augen über das jubelnde und applaudierende Publikum schweiften, machte ich schließlich auch Naruto aus, der sich durch die Masse durchquetschte und den Weg zur Bühne suchte. Als er diese kurze Zeit später auch betrat, sah er mich fragend an. Doch als ich daraufhin den Daumen hob und ihm ein Grinsen zukommen ließ, das wahrlich bis über beide Ohren reichte, da lachte auch er herzlich auf. Anschließend ging er in Position und nahm Anlauf, um mich nur wenige Sekunden später krachend zu Boden zu reißen und nun gänzlich auf mir zu liegen. Dass die Kameras in jenem Moment alle auf uns beide gerichtet waren, war mir bewusst. Und auch Naruto schien es zu wissen. Denn nachdem er sich sichtlich gefreut hatte und schließlich bemerkte, in was für einer Situation wir uns befanden, sah er zur Seite, geradewegs in eine Kamera hinein, lachte und rutschte mit den Worten: "Uh, Baby, Baby", über meinen Körper hinweg, als sei er ein schlechter Rodeo-Reiter, wodurch er jedoch den Text eines unserer Lieder wieder aufgriff. Daraufhin lachte der Saal laut auf und ich drückte diese Klette ebenfalls lachend von mir herunter. In jenem Moment war es mir egal, was die Leute nun dachten oder nicht dachten. Weil ich schlichtweg zu glücklich war, dass wir tatsächlich mit unserem Rumgehampel ins Finale gehampelt waren, um mir ernsthafte Gedanken über die Folgen zu machen. Dieses Gefühl war einfach atemberaubend. Als hätte man soeben etwas wirklich Gigantisches auf die Beine gestellt. Oder etwas mit eigenen Händen und Schweiß erbaut. So ein Gefühl hatte ich innewohnend. "Liebe Finalisten", erhob nun Jiraiya lauthals das Wort und lenkte damit augenblicklich die gesamte Aufmerksamkeit auf seine Person. "Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von 'Das Hammertalent', haben wir uns für euch etwas ganz Besonderes überlegt", verkündete er stolz und erhob sich mit diesen Worten von seinem bequemen Stuhl, den er während der gesamten Show nicht ein einziges Mal verlassen hatte. "Dieses Finale wird nämlich anders verlaufen, als alle bisherigen. Und um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, sag ich gerade heraus: Es werden Teams gebildet." Daraufhin war der gesamte Saal still. Keiner wusste so recht, was Jiraiya damit meinte. Schließlich waren Naruto und ich bereits ein Team. "Und wir haben beschlossen, da es die Entscheidung des Publikums anbietet, eine Jungen- und eine Mädchengruppe zu bilden. Wir haben nämlich zwei männliche und zwei weibliche Tänzer, sowie einen männlichen und einen weiblichen Sänger. Es wäre eine Schande, diesen Zufall nicht auszunutzen", fuhr er fort und rieb sich grinsend mit dem Daumen über die Nasenspitze. Wieder dieses Wort: Zufall. "Wir wollen hierbei ein für alle Mal die Frage klären, welches der beiden Geschlechter heißer bzw. attraktiver ist. Wer das Publikum mehr verzaubern kann. Demnach befinden sich nun 'Black & White' gemeinsam mit dem Sänger Dustin in einer Gruppe, wohingegen 'Sweet Surrender' zusammen mit der Sängerin Lilly ein Team bilden. Per Zufallsprinzip wird den beiden Gruppen nun ein Lied zugewiesen, zudem ihr eine Choreo gestalten müsst. Aber vorweg: Ihr bekommt keine Hilfsmittel. Weder weibliche, noch männliche Tänzer stehen euch dabei zur Verfügung. Das wäre schlichtweg zu einfach. Schließlich geht es hierbei um eure eigene Leistung", erklärte Jiraiya ausführlich und wies anschließend auf die riesige Leinwand hinter uns, auf der auch die Fotos, während unseres Auftritts zu sehen gewesen waren. "Zunächst wählen wir den Song für das Mädchenteam aus - Ladies first." Meine Augen verfolgten, wie unendlich viele Lieder hintereinander aufgereiht wurden und der Auswahlgenerator abrupt inne hielt: Lady Gaga - Love Games stand dort in dicken, fetten Buchstaben geschrieben und die Menge jubelte auf. "Das wird nun euer Lied in der nächsten Woche sein. Kommen wir zu unseren Jungs", murmelte Jiraiya und wieder richteten sich meine Augen starr auf den Bildschirm. Nun war ich aufgeregt. Hoffentlich bekamen wir etwas, das nicht allzu peinlich war. Und dann das, das mich beinah aus den Latschen kippen ließ: Rihanna - S & M. "Das ist ja wohl ein Scherz", murrte ich direkt vor mich hin, ohne es wirklich zu bemerken. Doch unser Juror bemerkte meine Abneigung augenblicklich. "Möchtest du vielleicht mit den Mädels tauschen, Sasuke?", fragte er sarkastisch und in meinem Kopf lief dieses Lied von Lady Gaga ab, was mich dazu bewegte, verneinend mit dem Kopf zu schütteln. "Aber, das ist doch absolutes Mobbing, dass wir zu so etwas tanzen müssen", fuhr ich entnervt fort und war mir selbst gar nicht im Klaren darüber, wie schwachsinnig ich mich gerade anhören musste. "Krieg dich wieder ein", warf nun dieses Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren, die den Namen Sasuko trug, ein und funkelte mich wütend aus ihren pechschwarzen Augen an. Diesen Blick erwiderte ich direkt. "Nah, das wird doch lustig", wandt Naruto nun grinsend ein, um die Stimmung aufzulockern und legte um die Schultern dieses sechszehnjährigen Dustin und meine eigenen, einen Arm. "Holt die Peitschen raus, Jungs", lachte er vor sich hin und Jiraiya stimmte in sein Gelächter ein. "Dann könnt ihr uns ja noch ein wenig mehr von der Einlage eben zeigen", witzelte er und spielte ganz eindeutig auf Narutos Aktion vor wenigen Minuten an. "Klar, da stehen wir drauf", grinste mein blonder Freund weiter und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, obwohl das Publikum alles, was er sagte, als eine Art Gag aufzufassen schien. "Ich hab' jetzt schon keinen Bock mehr", meldete sich nun auch Dustin mürrisch zu Wort und entpuppte sich in meinen Augen bereits als pubertierende Diva. Auch wenn mein Verhalten nicht unbedingt besser war. "Nehmt euch die Aufgabe lieber zu Herzen. Schließlich wird euer erster Auftritt darüber entscheiden, ob ihr euren zweiten Soloauftritt überhaupt noch zeigen dürft. Ihr müsst die erste Runde nämlich als Team gewinnen. Das heißt, dass das Team mit den meisten Anrufen gewinnt und dann nach dem Teamplay wieder gegeneinander in der Entscheidungsrunde antritt. Also lernt miteinander auszukommen", riet uns Jiraiya zum Abschluss und damit war die Show fürs Erste zu Ende. Seit einigen Stunden befanden wir uns nun schon auf dieser After-Show-Party. Sasuke und ich hatten uns zur Feier des Tages so richtig einen gebechert und waren inzwischen ziemlich betrunken, passten also demnach recht gut zum Rest der Gäste. Auf jeden Fall war es insgesamt ein lustiger Abend. Mein Freund wurde wie immer mit jedem Glas hemmungsloser, beteiligte sich aus diesem Grund an sonst für ihn belanglosen Gesprächen, während ich mich mehr im Hintergrund aufhielt und die Ruhe, sowie unseren Erfolg genoss. Ich saß einfach nur auf dieser Couch, hielt mein Bier in den Händen und betrachtete das tanzende Licht an der Decke. Vielleicht hatten wir tatsächlich eine realistische Chance auf den Sieg. Es wäre zu schön. Aber selbst wenn nicht, so hatten wir trotzdem einiges gelernt. Wir gingen also nicht leer aus. In keinem Fall. Außerdem machte es unheimlich Spaß zusammen mit Sasuke und unseren Freunden, die uns allesamt tatkräftig zur Seite standen, die Choreographien einzustudieren. Nun kam mein betrunkener Freund auch schon lächelnd auf mich zugetorkelt und ließ sich krachend neben mir auf die Couch plumpsen. "Wir sinn sowas vo die Geilstän", lallte Sasuke erheitert vor sich hin und ich grinste ihm daraufhin ebenfalls zufrieden entgegen. Dann sah ich, wie ihm ein lautes Gähnen entfuhr und er sich langsam zurücklehnte. "Isch kann nemma", murmelte er und hielt sich die Hand vor die Stirn. Er sah wirklich ziemlich geschafft aus. Und ich war mindestens genauso müde wie er. Außerdem hatten wir morgen einen ohnehin anstrengenden Tag vor uns, schließlich müssten wir Sasukes Habseligkeiten bei seinen Eltern abholen und vor allem am Montag das Ummelden auf einen neuen Wohnsitz in die Wege leiten, was ziemlich viel Papierkram versprach. Trotzdem war ich glücklich, dass es soweit kam. Wir würden endlich zusammen sein. Endlich. Während ich über die nahe Zukunft sinnierte, war Sasukes Kopf inzwischen schwerfällig auf meine Schulter gefallen. Sein Körper war insgesamt nah an mich geschmiegt und auch mir fielen allmählich die Augen zu, obwohl ich wusste, dass es nicht gut war in dieser Position und vor allem an diesem Ort so nah beieinander einzuschlafen. Schließlich wimmelte es hier von Paparazzi, die raffgierig auf den nächsten Klatsch und Tratsch warteten. __________________________________________________________________________ [1] Papa Roach - Broken Home (=> http://www.youtube.com/watch?v=mwx0ug_sdxo) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)