Esralon - Die Kindheit der Königskinder von xXKikiXx (Weihnachtsgeschenk an meine fleißigen Mitplayer^^) ================================================================================ Kapitel 6: Dunkle Wolken ------------------------ Der kleine Prinz war ein fröhliches und strahlendes Kind. Schon als Säugling. Er war neugierig und versuchte mit seinen strahlenden Augen alles aufzunehmen was er nur erspähen konnte. Seine Eltern und auch die beiden Schwestern liebten ihn, und ließen ihn das auch spüren. Der Kronprinz gab sich –wenn er denn im Palast war- höflich und nicht abfällig dem Kind gegenüber. Weshalb auch? Der Säugling konnte nichts dafür dass das Leben seines Bruders anders verlaufen war als sein eigenes es wohl werden würde. Wenn Emraen jemanden die Schuld geben wollte, dann tat er dies bei seinen Eltern, jedoch nie öffentlich, sondern nur in den Tiefen seiner selbst, wo niemand sich daran stören konnte, oder er jemanden damit belästigte. Chandari blühte mit ihrem neuen Kind erneut auf. Es war als hätte jedes einzelne ihrer Kinder ihr noch mehr Gründe zum Strahlen gegeben, und sie dankte den Göttern jeden Tag dafür. Inzwischen gab es auch –zumindest für die Königin- keinen Zweifel mehr, wer der Vater des kleinen Prinzen war. Spätestens als sie ihn das erste Mal mit zu einem ihrer Mondspaziergänge nahm, wobei sie beinahe immer alleine und ungestört war, entdeckte sie sein Mondelfenblut. Emdoa schimmerte und strahlte wie sie es selbst tat. Wie sie es tat und wie es Tendaí tat. Zumindest ihr fiel dies auf. Wenn sie einmal einer Palastwache begegnete, oder auch eine ihrer Töchter sie begleitete, oder eine Hofdame bei ihr war, dann sprach sie sich selbst und auch die anderen auf ihr eigenes hohes Erbe am Blut der Mondelfen aus, so das kein Verdacht geschöpft wurde. Immerhin war auch Enmouen eine Tochter von Endriel und Chandari, wobei sie sehr wenig des Mondelfenleuchtens besaß, ebenso Emraen. Es war nur dezent. Sichtbar ja, aber im Vergleich zu ihrer Mutter unscheinbar. Eflusa strahlte mehr und so war es auch nicht verwunderlich für das Volk und den König, das der kleine Prinz Emdoa nun eben mehr das Blut seiner Mutter in sich trug, wo seine nächstälteste Schwester doch so viel von ihrem Vater geerbt hatte, und da schon Emraen blond war, war auch die Haarfarbe des Kindes kein Grund für Spekulationen. Es war fast so als ob die Götter ihr diesen Fehler verziehen hätten. Denn es war Unrecht als verheiratete Frau und als Königin die Liebe zu einem anderen Mann zu leben, egal ob es nur eine Nacht war oder ob es hunderte gewesen wären. Die Schuld lastete dennoch auf den schmalen Schultern der Königin, den ihr Herz bereute es nicht. Ihr verstand tat dies dauernd, aber ihr Herz bewahrte diese Erinnerung auf wie einen kostbaren Schatz, und ihr Herz bereute es nicht einen Moment lang, das sie sich ihrer wahren Liebe hingegeben hatte. Was natürlich in ihr zu ziemlichen Streitigkeiten führte, welche sie versuchte zu umgehen, indem sie sich weiterhin um ihren jüngsten Sohn kümmerte. Eflusa war wie gewohnt an der Seite ihrer Mutter. Wie auch schon bei Enmouen half sie der Königin dabei mit dem Kleinkind zu spielen, es anzukleiden, zu baden. Es machte ihr Freude und es festigte das Band zwischen den Geschwistern, wie es auch bei Enmouen und Eflusa der Fall gewesen war. Auch Endriel nahm sich die Zeit mit seinem Sohn zu spielen wenn es seine Berater zuließen. Dies hatte er auch mit Emraen getan als er noch klein war, und die Ausbildung zu seinem Nachfolger hatte dies ja unterbrochen. Doch Prinz Emdoa brauchte solche Behandlung nicht zu fürchten. Natürlich, wenn er alt genug war, würde auch er lernen zu reiten, zu kämpfen und ein wahrer Waldelfenkrieger zu sein. Doch nicht so wie es bei Emraen der Fall gewesen war. Chandari hatte das Versprechen des Königs, und er hielt sich eisern daran. Keines ihrer Kinder durfte ihr weggenommen werden. Emraen brachte das Opfer sozusagen für seine Geschwister, auch wenn er es nicht so sah, und wohl auch nie so sehen würde. Wann immer es die Zeit zuließ, traf sich die Königsfamilie in den Gärten und verbrachte Zeit zusammen. Endriel focht dann Schaukämpfe mit Enmouen aus um den kleinen Prinzen zu zeigen wie er eines Tages kämpfen würde, der interessiert auf dem Schoss seiner Mutter saß und die beiden herumalbernden Erwachsenen –sofern man Enmouen so nennen wollte- beobachtete, dann aber schnell das Interesse an deren Fechtkunst verlor und lieber die Schmetterlinge betrachtete die um die bunten Blüten flatterten, oder Eflusa dabei zusah wie sie aus einigen Blumen einen Kranz flocht um dann zu ihr zu krabbeln, so dass sie ihm das Blumengebinde um den kleinen Hals legen konnte, was natürlich viel zu groß war, die Augen des kleinen Jungen aber dennoch zum Strahlen brachten. „Also ich weiß nicht Mutter“, meinte Eflusa und hob den Kleinen zu sich auf den schoss wo er völlig fasziniert den Blumenschmuck betrachtete. „Wenn ich mir Emdoa und Enmouen so ansehe, dann scheint mir dass die Götter wohl einen kleinen Irrtum zugeben müssen.“ Chandari lächelte milde und streichelte durch das weiche blonde Haar des Kleinkindes und strich es hinter die spitz zulaufenden kleinen Ohren. „Willst du damit etwa sagen das Enmouen mehr Prinz als Prinzessin ist? Da magst du Recht haben. Aber um zu sagen das Emdoa mehr eine Prinzessin wäre, fehlen uns noch viele Jahre an Zeit. Emraen war auch so wie er als er klein war. Neugierig, interessiert. Aber ihr alle seit so wie ihr sein sollt und nicht anders, und ich bin sehr froh darüber und würde es nicht anders haben wollen mein Kind.“ Ihre Unterhaltung wurde kurz unterbrochen da Enmouen es nun geschafft hatte den König zu entwaffnen und mit einem „Hahaa“, sich auf ihn stürzte, so dass beide in einem der Blumenbeete landeten und rings um sie Blütenblätter aufwirbelten, die sich dann in ihren Haaren verfingen. Chandari und Eflusa starrten etwas ungläubig und besorgt auf die beiden auf dem Boden liegenden, die nun lauthals zu lachen begannen, was den beiden Frauen ein Lächeln entlockte. „Nicht mehr Prinz als Prinzessin. Eher mehr Hofnarr als Prinzessin Mutter.“ Eflusa hatte Mühe nicht ebenfalsl laut über ihren Vater und ihre Schwester zu lachen, die sich nun wieder aufrappelten und versuchten die Blüten von sich zu klopfen. Der kleine Prinz war jedenfalls völlig hingerissen von dieser Vorstellung, die er auch zuerst mit großen Augen verfolgt hatte, um nun zu lachen, zu klatschen und seine kleinen Ärmchen nach dem Vater auszustrecken, der mit einem zufriedenen Lächeln auf ihn zukam. Endriel nahm seinen jüngsten Sohn auf den Arm und warf ihn in die Luft, worauf er noch mehr lachte, strahlte und gluckste. Eflusa besah sich dieses schöne Bild und sah dann zu ihrer Mutter hinüber, die zufrieden, aber auch ein wenig wehmütig aussah. Sie kannte es wenn Zweifel sich in die strahlenden Augen ihrer Mutter schlichen. Sie waren dann wie kleine Schatten die durch die funkelnden Iriden huschten. „Bedrückt dich etwas Mutter?“, fragte sie vorsichtig und legte ihre Hand auf die blassen Hände der Königin, um sie dann aufmerksam anzusehen. Aber die Königin nahm sich schnell zusammen, setzet ein Lächeln auf, das zwar ehrlich war, aber nicht ganz verbergen konnte das sie ein wenig traurig war. „Es ist nichts. Nur der Gedanke an früher.“ Eflusa bezog diese Worte auf Emraen. Nicht wissend das ihre Mutter etwas anderes meinte. Nämlich das es nicht gerecht war das Tendaí nicht die Möglichkeit hatte so mit seinem Sohn umzugehen. Nein! Es war falsch Emdoa als seinen Sohn zu bezeichnen. Er war der Sohn Endriels, denn dieser war ihm ein Vater. Wer sein „Erzeuger“ war, durfte in seinem Leben keine Rolle spielen. Endriel liebte den kleinen Prinzen, und dieser liebte ihn. Er konnte zwar noch nicht sprechen, aber man sah es ihm an. In dieser Hinsicht war er nun eben Endriels Sohn, und nichts weiter. Tendaí würde schon noch Gelegenheit bekommen sich als Vater zu beweisen. Chandari sah ihre Tochter an, die nun aufgestanden war und sich zu ihrer Schwester, dem Vater und dem kleinen Prinzen begeben hatte, an und seufzte stumm und schwer. Eflusa wurde von Tag zu Tag schöner, und sie würde eine wundervolle Braut sein wenn die Zeit gekommen war, doch war es Chandari so schwer daran zu denken das ausgerechnet ihre geliebte Tochter eines Tages haben würde, was sie sich ersehnte. Alles was ihr blieb waren Erinnerungen an vergangene Tage und die Hoffnung dass die Zukunft für ihren Geliebten und ihre Tochter rosiger sein würde, als für sie selbst. Obwohl sei so nicht denken durfte. Sie lebte zwar nicht mit dem Mann zusammen den sie wirklich liebte, aber sie hatte eine Familie die sie ehrlich und aufrichtig liebte, und ebenso ein Volk für das sei eine Königin war. Es war also falsch zu denken dass es ihr schlecht ging. Es ging ihr nicht schlecht! Sie lebte ihr Leben nur anders als es anfangs geplant war, aber sie würde –allein um ihrer Kinder Willen- immer wieder alles genauso machen, denn ohne Endriel würde es ihre Kinder nicht geben, und diese würde sie nicht für alles Glück und Liebe dieser Welt hergeben wollen, und genau das bestätigte sich gerade wenn sei ihre Familie so ansah. Emraen fehlte in diesem glücklichen Bild, wie leider immer, aber es würde die Zeit kommen wo er versteht dass er Teil dieser Familie ist und als solcher auch geliebt wurde. Die Jahre vergingen, die Jahreszeiten wechselten sich ab in ihrem unendlichen Reigen der Zeit und hielten unaufhaltsam Einzug im Königreich der Waldelfen. Inzwischen war Prinz Emdoa schon fünf Jahre alt geworden, und immer noch ein wachsamer, aufmerksamer Begleiter seiner Mutter und seiner Schwestern. Er war kein großer Freund von Kämpfen und Wettstreitigkeiten. Er war auch noch ziemlich jung für so etwas, auch wenn König Endriel es ihm spielerisch beibringen wollte, wenn er dazu Zeit fand. Doch die meiste Zeit verbrachte der König damit neue Heere gegen die Schattenelfen aufzustellen, die nun wieder vermehrt an den nordöstlichen Grenzen des Landes einfielen. Diese Gegenden wurden also nun eher von den Waldelfen gemieden. Man konzentrierte sich – wenn man nicht am Krieg verdienen konnte- auf den Handel mit den Mondelfen und den Dämonen. Den deren Reich lag auch an den Grenzen des Waldelfenvolkes und zwischen König Endriel und Fürst Myrion gab es ja ein Handelsabkommen, welches dazu beitrug das die Völker sich austauschten und beiderseitig verdienen konnten. Chandari hatte es sich in den Jahrzehnten, nein, Jahrhunderten, zur Gewohnheit gemacht einige Male im Jahr, wenn die großen Händlerkarawanen durch die Lande zogen, die nächstliegende Stadt der Waldelfen aufzusuchen und sich anzusehen was die Händler zu bieten hatten. Ihre Kinder hatten sei dabei immer wieder begleitet, war es für die Mädchen immer aufregend gewesen die Schmuckstücke des Dämonenvolkes zu bewundern und hier und da, auch welche geschenkt zu bekommen. Chandari hatte, wie eigentlich alle Elfen Esralons zu dieser Zeit, nichts direkt gegen die Dämonen. Sie waren einfach anders als die Elfen, aber auch nicht sehr anders. Es war diese Verschiedenheit der Rassen die ihre Welt schön machte, wie sie es empfand und dementsprechend offen ging sie auch mit Fremden, aber auch ihrem eigenen Volk um, welches seine Königin liebte und verehrte. Mochte sie zwar eine Mondelfe sein, aber Chandari hatte sich angepasst und glänzte durch ihre einfache Natürlichkeit und offene Art mehr als jeder Schmuck an ihr den ihr, ihr Gemahl schenkte und womit sie beinahe überhäuft war, jedoch ohne wahrlich überlastet zu sein. Sie verstand es einfach sie selbst zu sein, auch wenn sei mit Hofdamen und Dienern reiste die ihre Einkäufe tragen mussten, doch was wohl jeder gerne in ihrer Gegenwart zu tun schien. Emraen war vor zwei Tagen wieder von seinem Heer zurückgekommen, in welchem er nun schon als Hauptmann diente und geschätzt wurde. Auch aufgrund seiner herausragenden Leistungen auf dem Schlachtfeld. Er kam immer wieder in den Palast zurück wenn eine Schlacht erfolgreich geschlagen worden war um sich auszuruhen und neue Instruktionen von seinem Vater zu erhalten. Wenn Emraen im Palast war, bemühte sich Enmouen es nicht zu sein. Chandari wusste dass die beiden sich nicht sonderlich grün waren, schob dies aber auf ihr unterschiedliches Alter. Von dem verheerenden Streit zwischen den beiden wussten sie und auch der König nichts. Dennoch ergab es sich nun, da der Thronerbe im Palast war, das Enmouen ihre Mutter und ihren kleinen Bruder begleitete bei ihrem Ausflug in die Stadt. So nah am Palast war es sicher. Kein Schattenelf konnte sich soweit in das Landesinnere vorpirschen ohne aufzufallen. Natürlich begleiteten zwei bewaffnete Soldaten die Königin und ihre Kinder, doch bisher hatte es noch nie Schwierigkeiten gegeben. Es war immer alles ruhig und erfreulich verlaufen, und die Königin genoss diese Ausflüge um sich ihr Königreich immer wieder bewundernd anzusehen. Enmouen saß dieses Mal mit in der Kutsche. Sie kannte den Weg in die Stadt, ritt sie öfter mit ihren Gesellschaftern dorthin, doch wenn sie mit ihrer Mutter reiste, musste sie deren Tochter sein und da war ihr Platz nun Mal in der Kutsche und nicht auf dem Rücken eines Pferdes. Der Tag verging wie im Fluge. Die Königin fand viele Dinge für den Palast und für ihre Kinder. Auch für den König entdeckte sie einige schöne Stücke, unterhielt sich mit den Händlern, scherzte, amüsierte sich ohne dabei ihre Haltung zu verlieren. Enmouen versuchte dem Vorbild nachzueifern, doch sie war zu sehr sie selbst als das sie überzeigend eine fromme, brave Prinzessin spielen konnte. Dennoch hielt ihr das niemand vor oder machte ihr gar einen Vorwurf daraus. Viel mehr war sie jedoch damit beschäftigt auf ihren kleinen Bruder achtzugeben, der alles und jeden sehen wollte und mit seinen kurzen Beinen, unglaublich flink war. Schließlich, es war Abend geworden, machte sich die königliche Kutsche auf den Weg zurück zum Palast. Emdoa schlief tief und fest an seine Mutter gekuschelt und brabbelte im Schlaf so manches Wort das er heute neu gelernt hatte. Meist waren es Dinge und Gegenstände dir er noch nicht gekannt hatte, die sein Interesse nun auch im Schlaf noch weckten. Auch Enmouen gähnte verhalten und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter. Sie hatte Mühe die Augen noch aufzuhalten, denn waren sie doch sehr viel herumgelaufen –sie ohnehin weil sie Emdoa verfolgt hatte- und nun ließ die Anspannung des Tages nach und sie gab sich dem sanften Schaukeln der Kutsche hin, welche offen war, so das Chandari nun zum Himmel hochsah und den Sonnenuntergang betrachtete. Es war ein friedlicher, perfekter Tag gewesen. Die Silhouette des Mondes war auch schon ein wenig zu sehen. Ja, heute Nacht würde sie wieder einen Spaziergang im Mondlicht machen. Es wüprde der perfekte Abschluss eines perfekten Tages sein. Doch dazu sollte es nicht kommen… Es war auf dem halben Weg zwischen der Stadt und dem Palast als in einiger Entfernung vor ihnen ein Wagen auf der Straße zu sehen war, der wohl eine Panne hatte, den um ihn herum standen wohl die Fahrer des selbigen und versuchten das Unglück ungeschehen zu machen. Es war ein großer Wagen eines dämonischen Händlers. Ein Rad war gebrochen und das ganze Ding hatte sich geneigt so das auch eine Achse gebrochen war, und die Händler nun gerade dabei waren den Wagen abzuladen, um die gebrochene Achse reparieren zu können. Es gab zumindest keinen Weg an dem Wagen vorbei, den beidseitlich der befestigten Straße befanden sich hohe Bäume und Wurzelwerk, die das fahren unmöglich machten. Die Händler entschuldigten sich aufs untertänigste bei der Königin und den Soldaten. Sie würden so schnell sie konnten arbeiten, aber es ginge bestimmt schneller wenn noch mehr Hände anpacken würden, so sagten sie. Da dies logisch klang, weiß Chandari den Soldaten an zu helfen, welche nun von ihren Pferden abstiegen und sich dem Wagen näherten um zu helfen. Auch der Kutscher stieg ab und begab sich zu den Händlern. „Was ist los?“ Enmouen war wieder aufgewacht und blinzelte verschlafen zu den vielen Männern, den es waren ausschließlich Männer die hier umherwuselten. „Die Händler hatten ein Unglück. Die Soldaten helfen damit es schneller weitergeht. Du kannst ruhig noch schlafen Kind“, meinte die Königin und streichelte mit der freien Hand über das schwarze Haar ihrer Tochter, welche etwas skeptisch die vielen Männer betrachtete. Dann ging alles unheimlich schnell! Enmouen sah etwas aufblitzen im Dämmerlicht und kurz darauf ging einer der beiden Soldaten keuchend zu Boden. Aus seinem Rücken stand eine Schwertspitze hervor, von der sein Blut tropfte. Noch ehe eine der beiden Elfenfrauen vor Schreck aufschreien konnte, hatten die Händler auch den zweiten Soldaten und den Kutscher getötet und sahen nun mit gierigen Augen in die Kutsche, wobei einer der Männer bereits die Zügel der Pferde festhielt. „Keine Angst Hoheiten. Wir sorgen nur dafür das unsere Reisekasse etwas besser gefüllt wird“, sagte einer der Männer mit einem widerlichen Grinsen im Gesicht und die anderen fingen an zu lachen. Enmouen hatte sich beinahe schützend vor ihre Mutter und ihren kleinen Bruder gestellt und Chandari hielt den Kleinen fester an sich gedrückt, da er inzwischen aufgewacht war und weinte weil er die Aufregung und die Angst spüren konnte die von seiner Mutter ausging, die sonst eher ein Ruhepol in seiner kleinen Welt war. „Was wollt ihr von uns?“ Es war Enmouen die zuerst die Sprache wiedergefunden hatte. „Wie gesagt Prinzesschen. Ihr und Eure Mutter, sowie der kleine Prinz werdet mit uns kommen. Ein Bote wird eine Nachricht an den König bringen und darin wird dann stehen was er zu bezahlen hat wenn er Euch drei wiederbekommen möchte“, antwortete der Kerl von eben. „Der König wird sich nicht erpressen lassen“, flüsterte Chandari aufgebracht und wiegte ihren Sohn ein wenig um ihn zu beruhigen. „Ihr denkt doch nicht wirklich dass der König der Waldelfen sich von einer Gruppe Banditen erpressen lässt?“ Wieder lachten alle und einer der Männer trat gegen den toten Körper des Kutschers, was die Königin die Augen schmerzvoll schließen ließ. Wie hatte es nur soweit kommen können? Was brachte diese Männer dazu so etwas zu tun? So leichtfertig zu töten? „Ach wir denken dass dem guten Endriel seine Frau und seine Kinder schon einiges wert sein werden. Allerdings, vielleicht hat er auch genug mit seiner Frau und dem Sohn? Dann könnte die hübsche Prinzessin bei uns bleiben und uns Gesellschaft leisten.“ Einer der Männer packte Enmouens Arm und versuchte sie aus der Kutsche zu ziehen. Chandaris Augen weiteten sich für einen Moment und ihr wurde heiß und kalt zugleich. Sie fühlte eine Art Wut, nein Zorn, oder Furcht in sich aufsteigen und im nächsten Moment schleuderte es die Männer alle ein wenig von der Kutsche weg, so dass sie bemüht gefasst erstmals versuchen mussten wieder aufzustehen. „Warst du das etwa? Wie hast du…“ Enmouen starrte ihre Mutter ungläubig an, welche aber nun damit beschäftigt war sie aus der Kutsche zu ziehen und vor zu den beiden Pferden zu eilen. Mit der Kutsche kamen sie hier nicht weiter und die Zeit drängte. Die Männer waren bereits wieder auf den Beinen und versuchten sie aufzuhalten. „Steig auf das Pferd“, befahl Chandari ihrer Tochter und Enmouen war zu überrumpelt um zu wiedersprechen, so dass sie sich an dem Kutschengeschirr des linken Pferdes hochzog und auf dessen Rücken zum sitzen kam. Kaum oben angekommen reichte ihr ihre Mutter den weinenden Emdoa hinauf, den sie an sich drückte. „Was hast du vor?“, fragte sie und sah die Männer hinter ihrer Mutter bereits auftauchen, welche sich zu einem der toten Soldaten gebückt hatte um dessen Dolch an sich zu nehmen und damit nun die Lederriemen des Pferdes zu zerschneiden, so dass es frei beweglich war. „Reite! Reite so schnell wie du kannst Enmouen! Bring deinen Bruder in Sicherheit und schlag Alarm. Du kennst dich hier aus. Du bist diesen Weg schon hunderte Male geritten“, befahl sie ihrer Tochter nun, die damit zu kämpfen hatte das unruhige Pferd zu zügeln. „Aber was ist mit dir Mutter? Ich kann dich doch nicht hierlassen?“ Doch Chandari schüttelte den Kopf und schlug fest mit der flachen Hand auf die Flanke des Pferdes, welches daraufhin lossprang und rief ihr hinterher: „Reite! Reite um dein Leben und um das deines Bruders Enmouen! Halt nicht an und blick nicht zurück!“ Das Pferd preschte davon, das zweite riss sich los und folgte ihm. Chandari sah noch die fliegenden Mähnen der Tiere bevor sie harte, raue Hände packten und ihr den Dolch aus der Hand rissen, welchen sie nicht fest genug gehalten hatte. „Nette Vorstellung Hoheit! Aber meine Männer schnappen die Kleine schon noch“, knurrte der Dämon hinter ihr, der sie festhielt, und Chandari sah zwei Reiter nun los jagen, doch sie vertraute ihrer Tochter und deren Wissen um diese Gegend. „Ihr täuscht euch“, sagte sie mit fester Stimme und sah den Mann hinter sich über ihre Schulter an, und zwar mit festem Blick. „Meine Tochter werdet ihr nicht bekommen. Sie wird viel eher dafür sorgen das man euch erwischt und hinrichtet für das Verbrechen das ihr getan habt.“ Der Dämon hinter ihr legte seine Hand um den Hals der Königin und drückte fest genug zu um ihr damit das Atmen schwer zu machen. „Wir werden sehen“, war alles was Chandari noch hören konnte, dann stülpte man ihr einen Sack über den Kopf und trug sie fort. Enmouen sah nicht zurück, wie es ihr gesagt worden war. Sie klammerte das weinende Kind an sich und trieb mit festem Schenkeldruck das Pferd unter sich immer wieder an. Das sie verfolgt werden würde, war ihr bewusst gewesen, deswegen schlug sie den Weg durch den Wald ein. Einen Weg den sie schon oft geritten war und der einige schwere Hindernisse beinhaltete, über die sie das Kutschpferd trieb und hoffte dass die Pferde ihrer Verfolger es nicht schafften. Zumal sei immer wieder schnell die Richtung wechselte um die Verfolger zu verwirren. An das was mit ihrer Mutter passieren könnte, dachte sie nicht. Noch nicht! Sie musste erstmals in Sicherheit gelangen, und sie musste schnell sein. Immer wieder trieb sie dem Pferd die Fersen in die Seiten, forderte es auch stimmlich auf weiterzulaufen. Ihre ganze Umgebung war nur noch ein einziges Rauschen, das sie wahrnehmen konnte. Das Geräusch das ihr Blut machte wie es durch den Körper jagte. Es war das einzige was sie noch hören konnte, aber ihre braunen Augen waren auf den Weg zurück in den Palast gerichtet. Späher des Palastes sahen den einzelnen Reiter schließlich und schlugen Alarm so dass sich der König, der Kronprinz und einige hohe Generäle, die mit ihnen beisammen beraten hatten, sogleich auf den Weg nach unten zum Haupttor des Palastes machten. Eflusa wartete auf die Rückkehr ihrer Mutter, der Schwester und des kleinen Brüderchens ebenfalls hier unten. Die warnenden Signalhörner wiesen ihr eigentlich an sofort in den sicheren Palast zurückzukehren, und sie wollte dies auch tun, doch da drang plötzlich von weit oben die Stimme eines Spähers zu ihr herab. „Es ist Prinzessin Enmouen! Der Reiter der auf den Palast zukommt ist Prinzessin Enmouen!“ Eflusa hielt augenblicklich inne und starrte zu dem Tor das nun geöffnet wurde. Zeitgleich erschien ihr Bruder als erstes hier unten bei den Wurzeln des Palastbaumes der Waldelfen. Die beiden sahen sich einen Moment lang an und es war deutliche Sorge im Gesicht des Prinzen zu sehen, doch Hufgetrappel ließ ihre Aufmerksamkeit nun wieder zu dem Tor weichen, durch das nun ein schnaubendes, verschwitztes Pferd stürmte, auf dessen Rücken tatsächlich Enmouen saß, und in ihren Armen hielt sie den weinenden Emdoa. Stallburschen halfen der Prinzessin vom Rücken des Pferdes wo sei sogleich samt dem Kind in Eflusas Armen landete, da diese schon zu ihnen geeilt war, aber es war Emraens Stimme die als erstes erklang. „Was ist geschehen? Wo ist die Königin?“ Seine Stimme klang besorgt, beinahe ängstlich. Eine Tonlage die den Prinzessinnen fremd war bei ihrem Bruder. „Banditen! Als Händler getarnte Verbrecher aus dem Reich von Fürst Myrion stellten uns eine Falle. Die Soldaten und der Kutscher sind tot.“ Enmouen weinte mehr als das sie sprach. Eflusa stützte sie so gut es ging und hielt ihre zitternde Schwester fest, welche nun weitersprach: „Mutter hat mir geholfen zu fliehen. Ich konnte sie nicht mitnehmen! Sie haben sie! Oh Eflusa…Sie haben sie in ihrer Gewalt!“ Stimmen wurden um sie herum laut. Die Umstehenden sprachen aufgeregt durcheinander, doch es war die Stimme eines Stallburschen die, die Prinzessinnen aufsehen ließ. „Hoheit! Ihr könnt doch nicht alleine reiten!“ Sie sahen zu der Stimme und im nächsten Moment sahen sie nur noch die wehende Mähne eines dunklen Pferdes und den blonden Haarschopf ihres Bruders die das Tor passierten und im nächsten Moment verschwunden waren. Einen Wimpernschlag später erschien der König mit seinen Generälen, lauschte der grausigen Nachricht und vergewisserte sich das es seinen Kindern gut ging und wies Eflusa an sich um ihre jüngeren Geschwister zu kümmern, ehe er Befehle brüllte die beinhalteten das sogleich jeder verfügbare Mann, einschließlich ihm selbst, dem Prinzen hinterherreiten sollte, da die Königin aus den Klauen ihrer Entführer befreit werden musste. Doch es war bereits dunkel geworden und Emraen hatte einen Vorsprung, und doch wusste er genau wohin er ritt, hatte er doch die Route der Kutsche im Kopf und eine schreckliche Vorahnung wo sich Verbrecher verbergen wollten wenn sie solch eine Tat planten. Ihn holte niemand mehr ein, denn die Sorge um seine Mutter trieben den Prinzen schneller voran als jeder seiner Männer würde reiten können. Mochten die Götter gnädig sein mit den Seelen der Banditen. Emraen würde es nicht sein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)