In Perpetuum von JO89 (Fas est et ab hoste doceri.) ================================================================================ Prolog: There was once... ------------------------- Die Sonne brannte heiß auf Hogwarts Länderein, die Vögel zwitscherten alte Lieder der Liebe und neben dem entspannten Dösen in der Sonne, spürten die Schüler den Prüfungsstress im Hochsommer. Für einige, die Ersten, bedeutete es das siebte, und letzte Jahr, das Ende der Kindheit und der Neubeginn des Lebens. Und obwohl es grundsätzlich friedlich in Hogwarts zuging, ach seht doch einfach selbst. „Ich hasse dich!“, tobte eine junge Frau mit wilden schwarzen Locken in einem bodenlangen Kleid mit Rüschen in Empire. Angemessen konnte man ihr Benehmen nicht nennen. „Ich hasse dich!“, wiederholte sie abermals und teilte eine Backpfeife aus. Ihr Gegenüber blickte sie nur irritiert an, mit geweiteten Augen und offenem Mund. Eigentlich wollte er ihr nur ihre Tasche abnehmen. Sie zitterte vor Wut und er besaß schließlich auch noch die Frechheit sie charmant anzulächeln. „Ach, gib’s doch zu, im Grunde stehst du auf mich, Abelone.“, stellte er amüsiert fest und zuckte mit den Schultern wie sie keine Reaktion zeigte, als sei es ihm egal. Wild riss sie ihm die Tasche aus den Händen. „Was bildest du dir ein? Es ist wohl eher umgekehrt! Als würde ich einem schlammblütigen Trottel wie dir nachlaufen!“ Geschockt sog er die Luft ein und blickte ihr nach, als Abelone davonrauschte, gelehmt mit stechendem Schmerz im Herzen. „Frauen sind Biester, aber das wolltest du mir nie glauben, Vikenti.“, seufzte eine wohlbekannte Männerstimme im Bariton und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. „Sind sie nicht.“, erwiderte dieser leise und zermürbt und fuhr sich durch sein braunes Haar. Dann wandte er sich ab und ging in seinen Turm. „Mit deinem Haus hast du die Dummheit gepachtet!“, schrie ihm sein bester Freund nach und just in diesem Moment hätte er ihn am liebsten niedergerungen und geschlagen, und das immer wieder, weil er spottete, seit Wochen, seit Monaten und nur wegen Abelone, da Vikenti ihr schon einige Zeit seine Aufmerksamkeit schenkte. Aber was sollte er denn tun? Wenn er sie nicht vergessen konnte. Tag und Nacht dachte er an sie, und auch in seinen Träumen suchte ihn dieses Mädchen heim. Seine kleine Schwester hatte ihm einmal schallend lachend versichert: „Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Als er seiner Herzensdame eine Strauß Blumen überreichen wollte, als keine Aufmerksamkeit, mit der Frage, ob sie sich einmal mit ihm treffen würde, mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und zittriger Stimme, starrte Abelone ihn an jenem Tag an, als stehe sie einem Monster gegenüber, und noch bevor er ihr die Blumen in die Hände drücken konnte, hatte sie diese in Brand gesteckt und gezischt: „Ich bin nicht deine Kragenweite, Bürschchen.“ Im Grunde konnte er es ihr nicht einmal verübeln, ihre abweisende Art, denn in den Jahren zuvor hatte er mit seinen Freunden allerhand Streiche gespielt. Sei es, dass die Kleidung der Mädchen platzte und diese am Ende nur noch in Unterwäsche dastanden, oder dass sie einen Trank unter das Essen mischten, damit die Damen die nächsten sechs Wochen mit Glatze rumliefen – sein liebstes Opfer hieß natürlich Abelone, warum wusste er bis heute nicht. Einmal hatte sie ihm mit Tränen in den Augen eine gescheuert, weil er sie ein hühnerbrüstiges Mannsweib bezeichnet hatte, ein andermal schimpfte er sie Trampel im selben Atemzug als er ihr offenbarte, sie bräuchte einen Mann und das jede Nacht, damit sie wieder zu Verstand kam, denn ihre Hormone und ihre Triebe waren nie für’s Gedenken geschaffen worden. Das hatte er ihr nur gesagt, weil sie ihn vor seinen Freunden bloßgestellt hatte, als kleine Rache für die Spinnen im Bett und die blaue Farbe, die er ihr auf die Haut gehext hatte, und die über Monate hielt. Aber das waren alte Lamellen, nach denen kein Hahn mehr krähte. Zermürbt trat er in sein Zimmer und erblickte eine kleine Eule mit einer Nachricht. „Es war einmal…“, las er und erkannte bitter seufzend die Handschrift seiner Schwester. Nichts war einmal, auch wenn es sie noch so sehr amüssierte, sein Leben war kein Märchen und würde nie wie eines enden. Das stand fest. So vergingen einige Tage, mehr oder weniger friedlich, jedenfalls bis zum nächsten Gefühlsausbruch. „Du widerlicher Spinner!“, tobte Abelone wieder einmal und lief über den Rasen, raffte immer wieder ihr Kleid und versuchte allen Ernstes Vikenti zu entrinnen. „Jetzt hör mal zu, ich habe dir keine Krähenfußnägel ins Getränk gekippt!“, protestierte der junge Zauberer hitzig und eilte ihr nach, weil er es satt hatte. Alles – vor allem ihre Schuldzuweisungen. Während die Schwarzhaarige weiterkreischte, holte er sie irgendwann ein und packte sie am Handgelenk. Wütend und ruckartig wandte sie sich ihm zu und zischte los: „Spuck Sch-“ Weiter kam sie nicht, denn als er entgegen schrie, sie solle endlich einmal den Rand halten, blieb ihr die Luft weg. „Ich war das nicht.“, begann er etwas verzweifelt erneut, doch die Schülerin ihm gegenüber schnaubte nur verächtlich. „Dafür mag ich dich viel zu sehr.“, redete er weiter und sie riss sich von ihm los. „Erzähl das jemandem, den das interessiert!“ Und in ihrer Wut steuerte sie auf den Verbotenen Wald zu. Obwohl in den sieben Jahren, in denen es Hogwarts gab, noch niemand herausgefunden hatte, warum dieser diesen Namen trug, geschweige denn, ob zu Recht. „Ach komm, als ob ich so bescheuert wäre und dir sowas noch antun würde, gerade weil ich eine Verabredung mit dir will!“, schrie er ihr nach und streckte die Hände von sich. Doch Abelone hielt nicht an und frustriert und etwas wütend trottete er ihr nach, leise böse Flüche murmelnd. Die Schatten warfen Muster auf ihre Haut, und obgleich sie immer wieder ihr Kleid raffte und bei jedem zweiten Schritt aus den Schuhen rutsche oder über Wurzeln fiel, suchte Abelone so schnell wie möglich die Flucht vor Vikenti, welcher sich leicht tat, mit ihr Schritt zu halten und sein Herzblatt irgendwann einholte. Gerade als er wieder einmal nach ihrer zierlichen Hand greifen wollte, drehte sie sich ruckartig um und spie: „Lass mich endlich in Frieden! Ich kann solche großspurigen, selbstgefälligen Idioten wie dich nicht leiden!“ Furchtbar damenhaft, was wirklich nur zu einer Furie passen konnte, stampfte sie auf und kämpfte mit den Tränen, ihre Nerven und ihre Geduld waren am Ende und sie hatte nicht vor noch so kurz vor Schulschluss das Handtuch zu werfen, nur wegen ihm und seinem Gehabe. Doch ihr Gegenüber seufzte nur schwer und war gerade im Begriff ihre Hände zu nehmen. Dann, gab der Boden unter ihren Füßen nach und laut schreiend und kreischend und mit den Armen fucheltend, in der Hoffnung irgendetwas zu greifen, fielen sie ins tiefe Schwarz des Untergrundes. „Au“, jammerte die helle Stimme der Schülerin und ihr Begleiter flüsterte aufgeregt: „Lumus Maxima.“ Beißendes Licht folgte und Vikenti schluckte hart während er den Arm hinter sich streckte um Abelone aufzuhelfen. Sie klopfte sich den Staub von der Robe und murmelte spöttisch: „Und wo ist jetzt dein Mut, Gryffindor?“ Dann zückte auch sie ihren Zauberstab und trat neben ihn. „Sehr witzig. Wo sind deine Bücher, Miss Ravenclaw!“, schnauzte er zurück, diese Frau konnte ihn in den Wahnsinn treiben. Vor ihnen eine Meute Schlangen, hungriger Biester, züngelnd und giftig, über ihnen ein Drecksloch und hinter ihnen das Unbekannte. Einem Verteidigungszauber folgte der Nächste, bis sie ins Unbekannte liefen, wahrscheinlich als Kurzschluss reaktion anstatt sich in die Höhe scheben zu lassen. Das Glück lag nicht auf ihrer Seite und so, wie sollte es auch anders sein, landeten die Beiden in einer Sackgasse und während der Junge sich umdrehte, die Schultern streckte, im selben Atemzug den Zauberstabarm streckte und mutig Stupor in die Finsternis rief, suchte Abelone die Steinwände ab, griff ins Moos und auf ein paar glitschige Stellen. „Was jetzt?“, quiekte sie und fuhr sich zerstreut in ihre Haarpracht, wollte mehr von sich eine Antwort hören als von ihrem Schulkollegen. Vikenti stolperte ein paar Schritte rücklinks und griff nach ihrer Hand. So hatte er sich ihre ersten Stunden nicht vorgestellt, und vor Allem etwas romantischer. Die Schülerin blickte ihn missbilligend an und ließ ihren Blick noch einmal über die Steinmauer wandern. Das Zischeln wurde wieder lauter. „Ich habe Angst.“, gestand Abelone und drückte seine Hand unbewusst etwas fester. „Ich beschütze dich.“, gab er mutig von sich und atmete tief ein. Doch sie belächelte ihn lediglich. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Gestein und in jenem Moment starb in ihr die Hoffnung. „Wir kommen hier nicht raus.“, murmelte sie trocken. Ihre Sicht verschwamm. Ihr Mund wurde trocken. „Jetzt hör auf!“, herrschte Vikenti sie an, sowie er sich wütend zu ihr umdrehte, dann blickte er erstaunt an die Wand. Da tat sich was. Wieder ein Blick zu den Schlangen und wieder schrie er Stupor. Abelone wischte sich die Tränen weg und begann zu lesen, diese neue Schrift an der Mauer, in Latein: „Der Ausweg ist nah.“ Ihr Begleiter suchte wieder ihren Blick und seltsamerweise sprachen sie die nächsten zwei Wörter gemeinsam. Vielleicht war genau das ihre Rettung, vielleicht hieß dies ihren Untergang, besiegelt unter der Erdoberfläche. Eine Schlange schnellte auf sie zu. Gleißendes Licht schoss aus dem Boden und bildete einen Kreis um die beiden in einem Umkreis von gut zwei Metern. Dieses Leuchten glich einem Protego. Die Steinwand rückte nach hinten, Stück für Stück, es bildeten sich Stufen und oben tat sich der Boden auf. Jubelnd zog der Junge die Schulkollegin hinter sich her und oben angekommen warf er sich in ihre Arme und ließ sie nicht mehr los. Abelone hatte weiche Knie und ein kalkweißes Gesicht. Es war nur natürlich dass sie gemeinsam zurück nach Hogwarts schlenderten. Vor dem Eingang angekommen bemerkte die junge Schülerin entsetzt: „Mein Finger ist da ganz schwarz!“ Sie rieb sich den feinen Strich am Ringfinger, doch er verschwand nicht. „Der geht schon runter, außerdem tut er deiner Schönheit keinen Abbruch.“, versuchte Vikenti sie zwinkernd aufzubauen, doch Abelone stapfte nur eingeschnappt davon. Während er ihr nachsah und sich fragte, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Der Strich schwand nicht, kein Bisschen und Tage später suchte die Schülerin samt Vikenti im Schlepptau die Gründer auf, die sie in den sieben Jahren so viel gelehrt hatten. Rowena Ravenclaw lächelte milde, als sie ihre Schülerin ansah und die Verzweiflung spürte, die in den Augen der jungen Frau leuchtete. „Sie haben auch so einen Strich am Finger, Mister….“, säuselte Salazar Slytherin süßlich, etwas gehässig und beäugte den braunhaarigen Schüler, dessen Nachnamen er nicht nennen konnte, er interessierte sich schlichtweg zu wenig für die Schüler anderer Häuser. „Achja?“, murmelte Vikenti ungläubig und starrte auf seine Hand. Das war ihm bis dato nicht aufgefallen. Und dann irgendwann schilderten sie alles, was sie an diesem Tag erlebt hatten. Während Godric Gryffindor mutig sagte, dieser Ort gehöre magisch versiegelt, dass nie wieder jemand dorthin gelangte und einem solchen Fluch zum Opfer fiel, Rowena Ravenclaw bestätigend nickte und Helge Hufflepuff die beiden Schüler mitleidig beäugte – „Ich möchte ja wirklich nicht unhöflich sein, aber, was ist eigentlich los? Und was hat das für uns zu bedeuten?“, wollte das Mädchen panisch wissen und Salazar schenkte ihr seine Aufmerksamkeit. Gehässig klärte er sie auf: „Ihr beide müsst euch in Zukunft arrangieren, ihr habt euer Schicksal mit diesem Fluch aneinander gebunden. Wie kann man nur so schwachsinnig sein, und ‚auf ewig‘ sagen, ohne die Konsequenzen zu bedenken?“ Vikenti sog die Luft ein und Abelone stierte eben diesen wild an. Und auch wenn dieser Ort mit magischer Hilfe versiegelt wurde und wohl niemals wieder irgendjemand Zutritt finden würde, half es den beiden nichts. Nur mit der Zeit lernten sie mit ihrem Schicksal umzugehen. Vikenti nahm es leichter, denn er mochte Abelone ohnehin. Auch wenn das schwarzhaarige Mädchen irgendwann soetwas wie Zuneigung für ihn empfand und das den Schock linderte, der sie seit dem Tag befallen hatte, nannte es sich noch lange nicht Liebe. Und auch wenn sie den ewigen Bund am Altare schlossen, weil sie wussten, dass es nie irgendeinen anderen mehr in ihrem Leben geben würde, ob sie wollten oder nicht, für die beiden war es zu spät, auch wenn sie mit der Zeit glücklich wurden, weil sie akzeptierten und wertschätzten, was sie hatten. Es war zu spät um heraus zu finden, ob sie jemals aus freien Stücken geheiratet hätten. Für die beiden war alles zu spät. Und ihr Leben glich wirklich keinem Märchen und endete auch nicht wie eines. Aber es schrieb Geschichte, zumindest für die nächsten Jahrhunterte – bis sie vergessen wurde, zum Bedauern Aller, die dieses Schicksal miterlebt hatten. Denn irgendwann konnte sich kein Mensch mehr daran erinnern, ob es der Realität entsprach, oder der Fantasie entsprungen war um kleine Kinder davor zu bewahren Blödsinn zu treiben. Aber es schrieb Geschichte, für gewisse Zeit. Kapitel 1: It had started this way, with a simple bet ----------------------------------------------------- Die Sonne schien durch die etwas verstaubten Fenster und ließ den Boden und die Abteilwände golden glänzen. Er wusste, dieses Gefühl von Unsicherheit, gemischt mit dieser unsagbaren Aufregung, würde er nie vergessen, als er nach der Hand seiner Cousine Rose griff und mit ihr auf wackeligen Beinen durch den Zug stolperte auf der Suche nach einem freien Platz, und den Koffern, die beide hinter sich herzogen. Die Gänge schienen endlos und irgendwann blieb der Junge stehen, blickte durch eines der vielen, kleinen Fenster in die Abteile, die allesamt gut gefüllt waren, und seufzte zufrieden. Der Tag war gekommen, dieser 1.September 2017, den er schon so lange herbeigesehnt hatte. Endlich würde er Hogwarts besuchen, diese Feststellung trieb ihm ein Lächeln auf die Lippen. „Albus, hast du da drinnen jemanden entdeckt, den du kennst?“, riss ihn das Mädchen hinter ihm aus seinen Gedanken und verwundert wandte er sich ihm zu. „Bitte?“, gab er irritiert zur Antwort. Rose musterte ihn aufmerksam. „Können wir weiter? Ich habe nicht vor die gesamte Fahrt über auf dem Gang zu stehen.“, erklärte die Weasley und Albus bestätigte: „Das war auch nicht in meinem Sinn.“ Der junge Potter blickte wieder nach vorne und die beiden wankten weiter. Die Verbindungstür zweier Waggons wurde quietschend aufgeschoben, begleitet von einer weinerlichen Mädchenstimme, die verzweifelt schrie: „Gebt mir das wieder! Das gehört mir!“ Verdutzt war er stehen geblieben und hatte das Mädchen betrachtet, das vor zwei älteren Burschen stand und immer wieder in die Luft sprang um ein Buch zu erwischen, welches einer der beiden Schüler lachend in die Luft hielt. Er hatte nie geglaubt oder gar erwartet, dass das Leben eines Erstklässlers in Hogwarts leicht werden würde, allerdings hatte er gehofft, nicht mit derartigen Problemen just am Primären konfrontiert zu werden. Albus Severus Potter schluckte hart und spürte, wie seine Cousine Rose mit beiden Händen nach seinem Arm griff, die Finger, die sich ängstlich an ihn klammerten. Er hörte, wie das Mädchen hinter ihm hörbar die trockene Luft inhalierte. Grundsätzlich war der junge Potter neugierig, schon immer gewesen, wirklich ängstlich hingegen nie, und diese Furcht, die er kannte, niemals lähmender Natur. Er spürte das starke Klopfen seines Herzens und hörte die leise Stimme seines Gewissens, die ihm mitteilte, dass er eingreifen sollte. Er hatte seinem Vater versprochen vorsichtig zu sein, sich in keine Kämpfe einzulassen, bis er sich zu wehren wusste, und nun trat das alles in den Hintergrund. Albus Severus wusste, mit diesem Augenblick, er würde es brechen. Und so holte er noch einmal tief Luft, streckte die Brust raus und löste sich von dem Platz, an dem er gestanden war, in Sicherheit, bei seiner Cousine Rose, mit der er sich so gut verstand. „Habt ihr nicht gehört, was das Mädchen gesagt hat? Was habt ihr beigebracht bekommen? Was ist in eurer Erziehung falsch gelaufen? Ist es schön kleine, hilflose Mädchen zu ärgern? Und von Typen wie euch erwartet man Verantwortung!“ Der Elfjährige war zu ihnen geprescht, wütend und laut, hatte sich zwischen den beiden Schülern und dem kleinen blondhaarigen Mädchen geschoben. Natürlich stichelte Albus weiter: „Wo sind eure Windeln? Und was ist mit euren Babysittern? Seit wann ist in der Krabbelstube Ausgang?“ Scheinbar mühelos fielen die Worte und automatisch hatte er, während er sprach, zurück zu Rose geblickt, die ihn überrascht anstarrte, nervös und leicht zitternd. Sein Kopf schnellte nach vorne, als er etwas nach hinten kippte, weil ihn einer der beiden Schüler grob an der Schulter gepackt hatte und zischte: „Was hast du gesagt?“ Doch Al blickte ihn nur mit großen Augen an, der anfängliche Mut war schnell gewichen, sein Herz klopfte so wild, dass er es in seinen Ohren hören konnte und jeden einzelnen Schlag spürte als bäbe sein Körper davon jedes Mal und… „Lasst sofort meinen kleinen Bruder in Ruhe!“, ertönte die wütende, etwas tiefere männliche Stimme, zeitgleich zum Quitschen und dem Donnern der gerade anschlagenden Schiebetür eines Abteiles. James Sirius Potter hatte sicherlich nicht mit der Absicht sein Kupee verlassen, um den Retter in glänzender Rüstung zu spielen, allerdings verabscheute er es, wenn Jugendliche seines Alters kleine Kinder wie seinen Bruder Albus ärgerten, außerdem wollte James im Speziellen, eigennützig wie er war, das Privileg den jüngeren Potterknaben zu triezen ganz alleine für sich beanspruchen, denn bei der Herfahrt hatte es ja recht gut geklappt, das Schikanieren. „Diese Kröte hat…“, fing der Erste an, welcher auch das Buch in die Höhe gehoben hatte, und es automatisch sinken ließ, sowie er den älteren der beiden Potter erblickte. „Das interessiert mich nicht, Nott, du als Vertrauensschüler solltest zumindest so viel Grips in der Birne haben um die Vorbildsfunktion, die du inne hast, glaubhaft darzustellen und Hogwarts ehrenvoll vertreten.“ Der angesprochene Junge aus dem Hause Slytherin holte tief Luft. James Sirius Potter fuhr durch seine roten Haare und spürte wie der Hass in den Augen des jungen Notts, welcher, einfallslos wie die Eltern waren, ebenfalls Theodore hieß, stetig anstieg. In der Luft herrschte vorwiegend dieses Knistern, die Anspannung war zum Greifen nah und Al registrierte, wie das blondhaarige Mädchen hinter ihm einen Schritt zurück wich, deswegen und nur deswegen pumpte er erneut Luft in seine Lungen und blickte grimmig zu seinem Gegenüber, der ihn leicht zwei Köpfe überragte - und wollte sofort wieder weichen, als sich besagter Schüler mit schwarzen Haaren und beinahe ebenso dunklen Augen zu ihm drehte und gefährlich süßlich zischte: „Du bist also Jamies kleiner Bruder.“ Kaum zu glauben aber wahr, dieser gehässige Blick bescherrte dem jungen Albus Muffensausen ohne Ende, und so gab er mehr vorlaut als mutig zur Antwort: „Ist das so schwer zu erkennen? Ja, bin ich.“ Theodore nickte langsam und streckte ihm ohne ein weiteres Wort den Band hin und der Elfjährige nahm es dankend an. „Aber Theodore, das kannst du doch nicht-“ „Halt dich da raus!“, herrschte Nott seinen Hauskollegen an, nicht einen Gedanken daran verschwendend ihn ausreden zu lassen. „Wir gehen.“, und dann wandte sich der Schwarzhaarige ab. Es folgte keine Reaktion. Nott merkte wie James ihn gespannt beobachtete, der kleine Potter sich nur schwer ein freches Grinsen verkneifen konnte und die beiden Mädchen die zwei Slytherin mit geweiteten Augen anstarrten. Da sein Kollege keine Anstalten machte mitzukommen, ließ Nott seinen Gefühlen freien Lauf, packte ihn ebenso grob an der Schulter und schliff ihn mit sich. Und dabei hatte er sich einen weitaus eleganteren Abgang gewünscht als diesen, eben, seinem Haus würdig - nur war dies unter jeder Kritik für eine waschechte Schlange. Heimgesucht vom einer seltsamen, wundersamen Regung, so schleichend und angenehm wie eine kühle Brise an heißen Hochsommertagen, als sich die Schiebetüren zum angrenzenden Waggon langsam schlossen und sich Nott und dieser andere Junge auf der anderen Seite einen Sitzplatz suchten, kostete Albus den ersten Erfolg. Es schmeckte definitiv nach Sieg, auch wenn es nicht sein alleiniger Verdienst war, genoss der Elfjährige den Moment des Triumphes. Für den Hauch eines Augenblickes, so kam es Albus jedenfalls vor, schloss er die Augen, lauschte dem Rattern des Zuges und ihm wurde bewusst, dass er ein neues Leben führen würde, völlig anders fernab von seiner Familie, um genau zu sein, von seinen Eltern und seiner kleinen Schwester. Das leise Rattern des Zuges erfüllte den Raum, zumindest solange bis sich das Mädchen räusperte und den Jungen unverfroren anblickte. „Ich will ja nicht unhöflich sein, oder so. Aber könnte ich jetzt bitte mein Buch wiederhaben?“, bat die Blondhaarige recht trocken mit noch immer geröteten, glänzenden Augen und den Tränenspuren, die sich über die Wangen zogen. Mit gerunzelter Stirm begegnete Albus ihrem Blick - sah in die verweinten, aber definitiv blauen Augen , die der Sonne wegen gräulich schimmerten - ein weiterer auf seine Hände mit dem Band und er begriff, langsam. Dann streckte der Potterspross der Schülerin das Werk entgegen, mit einem breiten, fröhlichen Grinsen und entschuldigte sich: „Oh, tut mir Leid, hier.“ Und dann lächelte der Elfjährige zu seiner Cousine Rose, die gerade neben ihm stehen blieb. Just fühlte sich der Ravenclaw an sein erstes Schuljahr in Hogwarts erinnert als er die drei so betrachtete, dennoch kam er nicht umhin in schallendes Gelächter auszubrechen. James wusste ganz genau wie es war, neu in diese Ländereien zu kommen - natürlich hatte er schnell Freunde gefunden, freilich das Leben in Hogwarts genossen und er war durch Alles, was er hier erlebt hatte, gewachsen, zumindest in den meisten Fällen, denn… Wütend drehte sich Albus, sein kleiner Bruder, um mit einer gewissen Vorahnung, oder wenn man es anders formulieren wollte – die beiden kannten sich gut genug um zu wissen, was der andere bereits ausheckte. James begegnete dem Elfjährigen mit einem wirklich spitzbübischen Grinsen, gerade so, als wäre er eben nicht gute drei Jahre älter und reifer. Noch ein Blick zu Rose, die sanft lächelte und ihre Aufmerksamkeit den beiden Jungen schenkte. „Und du kommst doch nach Slytherin.“, machte sich James einen Spaß daraus, ehe er sich lachend umdrehte und den Gang entlang schlenderte. Albus sog empört die Luft ein. „Komme ich nicht!“ schrie der Elfjährige hinterher, wild wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch, und der jüngere Potterspross begann wie das Rumpelstilzchen zu springen, eine Figur aus dem Muggelmärchenbuch, das Harry immer gerne zur Hand genommen hatte um den Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, und eilte James nach - ohne irgendwem anderen weiters Beachtung zu schenken. Kurz blickte das Mädchen mit den roten Haaren ihren beiden Cousins noch schmunzelnd nach, ehe es sich wieder dem blonden Mädchen widmete. „Und ist alles in Ordnung?“, fragte die Weasley höflich und mit einem zarten Lächeln. Das angesprochene Mädchen stutze etwas, weil es genau wie Rose den beiden Potterburschen nachgestarrt hatte, denn etwas Ähnliches hatte die Schülerin bis dato nie erlebt, ehe die junge Hexe langsam nickte, die kleine freundschaftliche Geste zaghaft erwiderte und sich vorstellte: „Ich bin Anne.“ Es folgte das Angebot eines Händedrucks, den Rose freudig begrüßte. „Ich wette mit dir drei Galleonen, dass ich nach Gryffindor komme, sei dir dessen bewusst!“, wetterte Albus durch den Waggon, so laut, dass der Satz den Rose gemurmelt hatte um ihren Namen bekannt zu geben völlig unterging. Dennoch konnten die beiden Mädchen über das Verhalten von Albus und James Potter nur herzhaft lachen. „Anne.“, ein simples Wort, das die Mädchen verstummen ließ. Mit großen Augen sah die blondhaarige Hexe in die Richtung, und ein schmallippiges, aber aufrichtiges Lächeln zierte das Gesicht ebenso schnell, wie die Überraschung gewichen war, nur nicht bei Rose, welche sich mit den Worten ihres Vaters beschäftigte, die beim Abschied gefallen waren. Sie solle sich bloß nicht allzusehr mit einem Malfoy anfreunden. Und da stand er, dieser platinblonde Junge, der Draco bis aufs Haar glich. Die Stimmung hatte sich mit einem Mal gewandelt. „Weasley, Rose.“, stellte Scorpius Hyperion Malfoy zufrieden, selbstbewusst, fast überheblich fest. Die Blicke der beiden trafen sich - die Art und Weise ließ die junge Hexe sofort wissen, dass er von ihr allein schon ihres Namens wegen nicht viel halten konnte. Leider bescherte diese Begegnung der jungen Weasley heftiges Herzklopfen, wie die Rothaarige es noch nicht kannte. Das wohl Schlimmste an dem ganzen war ja, Rose wusste nicht, ob sich diese Regung als gut oder schlecht beschreiben ließ. Deswegen, und wahrlich bloß deshalb, atmete die Elfjährige tief ein und grinste das Mädchen vor sich breit an, im selben Moment, als sie ihre und Albus Sachen zusammenraffte und mehr oder weniger galant an dem Malfoyspross vorbeistolperte, auf der Suche nach einem heißgeliebten Sitzplatz und etwas Ruhe, in erster Linie. Albus würde sie sicherlich etwas später wieder aufgabeln. Nach ein paar Metern blickte sie in ein Abteil und entdeckte ihre Verwandten. Etwas müde schob die Rothaarige die Tür auf und lächelte zu Dominique, die nun den dritten Jahrgang besuchen würde. „Hallo Rosie.“, trällerte die Ältere lächelnd und blickte von ihren Spielkarten auf. Ihr Gegenüber, Fred, hingegen starrte völlig vertieft in seine Karten und brummte lediglich. Er schien völlig weggetreten. Victoire und Molly hatten die jüngste Wealsey noch gar nicht bemerkt. Während die blonde Veela hingebungsvoll aus dem Fenster starrte und immer mal wieder zufrieden seufzte, eine Eigenart, welche sie entwickelt hatte, sobald die Hexe an Ted dachte - konnte sich Molly von ihrem Buch nicht losreißen. Und dann saß da noch Nathalie Wood, eine Schülerin, die mit Molly in derselben Klasse und im selben Haus verweilte. Bis dato hatte Rose nicht verstanden, warum sich ihre Cousine so gut mit Wood verstand, waren die beiden doch grundverschieden. Molly war nie ein Mensch gewesen, der viele Worte brauchte um bemerkt oder gehört zu werden, sie war ruhig. Doch Nathalie quasselte ohne Pause, auch jetzt, mit dem Bewusstsein, dass ihr wohl wirklich keiner zuhörte, weil sie sich darüber ärgerte, dass irgendein Muggel ein rosa-pink-purpur-gestreiftes Halstuch gekauft hatte, und es störte sie nicht im Geringsten. „Wo liegt das Problem?“, fragte Rose nach, ein Fehler, wenn man diese Hexe nicht wirklich gut kannte. „Das fragst du noch? Die Farben sind schrecklich! Wusstest du nicht, dass heuer mintgrün IN ist?“ Die Elfjährige schob lediglich eine Augenbraue in die Höhe, also schnaubte Nathalie entnervt und strafte Molly mit einem bösen Blick, die davon allerdings keine Notiz nahm. Okay, die Option war gefallen hier zu fragen, ob noch ein kleines Plätzchen frei wäre. Allein schon deswegen, weil sich Rose äußerst unwohl fühlte, war der Rotschopf nicht erpicht darauf länger als nötig zu bleiben. „Wir sehen uns.“, waren Rose‘s leise Worte, und behutsam schob die junge Hexe die Tür wieder zu. Rose atmete tief aus und schloss die Augen. Nun hatte sie einen weiteren Waggon durchquert und nirgends auch nur annähernd einen Platz gefunden, an den sie sich setzen konnte, ohne Angst vor den anderen Schülern haben zu müssen. Sie fand diese erste Zugfahrt beschissen, wirklich wahr. Das Gepäck fiel zu Boden und Rose setzte sich auf ihren Koffer. „Ich geb’s auf…“, murmelte die Elfjährige mürrisch und richtete ihre Aufmerksamkeit den vielen Abteilen, die sie eventuell noch vor sich hatte. Na bravo. Doch das alles half nichts, wenn sie eines weniger mochte, als ewig nach etwas zu suchen, war es das erst gar nicht zu finden. Und in ihrem Fall würde wahrscheinlich die Zugfahrt schneller enden als ihr lieb war und sie hätte alles sinnloserweise von A nach B getragen. Und dann ging die Abteiltür auf. Ein freudiges Lächeln schmückte ihre Lippen, als Alice Longbottom ihre beste Freundin erkannte, sowie sie den Kopf in den Gang streckte und sich umsah. „Rosie!“, quiekte Alice und sprang ihr in die Arme. „Warte, ich helfe dir mit deinem Gepäck.“, bot Nevilles Tochter an und überblickte kurz die Koffer und Taschen. „Mensch, Rose, das ist aber ganz schön viel….“ Die Retourkutsche folgte auf dem Fuße. „Bedanke dich bei Albus.“ Alice' Augen wurden ausdruckslos und das braunhaarige Mädchen schürzte die Lippen. Rose wusste was ihre beste Freundin in diesem Moment dachte, dafür kannten sie sich lange genug. Und wie es der Zufall wollte, schoben sich die Türen auf der anderen Seite des Waggons langsam auf und James samt Anhängsel „kleiner Bruder“ trabten wieder an. Während der Ältere desinteressiert gerade aus blickte, gestikulierte Albus wild. Zumindest solange, bis er auch den Blick nach vorne richtete und alles um sich herum vergaß. Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinen Zügen ab und er rannte den beiden entgegen. „Alice!“ schrie er schon von Weitem. Besagtes Mädchen drehte sich um und schubste ihn in dem Moment weg, als er vor ihr stehen blieb, um sie zu umarmen. „Was fällt dir ein, Albus Severus Potter?!“, blaffte die braunhaarige Hexe los und schimpfte weiter: „Ist das etwa die feine Art? Wirklich kein schöner Zug von dir Rose alles alleine schleppen zu lassen! Schäm dich!“ Doch dass die Longbottom so zetterte, das störte den jungen Potter nicht, nein – er zog sie lediglich in die Arme und murmelte glücklich, was mit einem Seufzen endete: „Alice… meine beste Freundin….“ Und das Mädchen verstummte. Hinter ihnen ertönte Gelächter. „Ui, da kommen die Glücksgefühle hoch!“, war die erste Meldung und es folgte vom Selben, der seine Hände gemütlich in die Hosentaschen schob. „Verliebt! Verlobt! Ver-!“ - „Halt die Klappe, James!“, schrie Albus retour, zeitgleich als er sich von dem Mädchen losgerissen und sich springend umgedreht hatte. Der Elfjährige schnaubte verächtlich, was James nur schallend weiterlachen ließ, bis ihm die Tränen kamen. Diese Geste brachte Albus dazu die Luft einzusaugen und mürrisch zu zischen: „Kommt, suchen wir uns ein Abteil.“ Dabei schnappte er seine Koffer und bemerkte nicht die wissenden, etwas verschmitzten Blicke, die die Mädchen tauschten, da er sich voll und ganz auf seinen Bruder konzentrierte. Wie dem auch sei, Rose und Alice schoben ihn ohnehin ohne Vorwarnung durch die Tür, aus der die Longbottom zuvor noch getreten war. Es dauerte nicht lange, da hatte sich Albus in den Sitz beim Fenster geschwungen, Rose ihm gegenüber und zwischen ihr und ihrer Tasche hatte ihr werter Cousin die Beine ausgestreckt. Alice, die von ihrem ursprünglichen Platz durch den jungen Potter vertrieben wurde, hatte es sich neben ihm bequem gemacht. Das Gepäck hing über ihren Köpfen und die drei genossen die Ruhe. Albus linste immer mal wieder aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft, die sich allmächlich rötlich kleidete. „Wie glaubt ihr wird Hogwarts sein?“, wollte Alice aufgeregt wissen während sie ihre Finger in den Polsterstoff krallte und blickte zuerst zu Albus, der allmählich die Augen schloss, dann zu Rose, die in ihrer Tasche nach einem Buch kramte. „Neu.“, erwiderte die Rothaarige lächelnd und fuhr fort: „Lehrreich und bestimmt auch lustig.“ Das war so typisch Rose Weasley. Die kennt doch sicher jeder, diese Tage, die nie richtig glatt laufen, an denen immer alles anders kommt, als man denkt – die war Rose Weasley gewohnt, denn ihre besten Freunde hießen Albus und Alice. Aber warum um alles in der Welt überraschte es sie dann? Als die rothaarige Schülerin nur einen kurzen Blick in die Richtung des Abteilfensters erhaschte und dort Anne erkannte, die etwas unsicher und unentschlossen um sich blickte und anscheinend nicht mehr weiterwusste. Rose lächelte, denn der jungen Weasley war es bis sie auf Alice getroffen war ähnlich ergangen und dann schob das blondhaarige Mädchen die Tür auf und fragte leise: „Ist es möglich, dass… ich meine, stört es euch, wenn…“ Ihr Stottern wurde durch Albus unterbrochen, der mit halb geschlossenen Augen weiterhin aus dem Fenster starrte: „Setz dich ruhig zu uns.“ Anne blickte nocheinmal über ihre Schulter und setzte nocheinmal an: „Mein Cousin und ein Freund….“ - „Drei Leute brauchen keine sechs Plätze.“, kam Albus wieder zuvor und blickte zu dem Mädchen, das schließlich dankend lächelte. Auch Rose freute sich, dass sich das Mädchen zu ihnen gesellte. Immerhin hatten sie nun die besten Voraussetzungen um sich kennen zu lernen und eventuell Freunde zu werden. Und ja, dann fror Rose Weasley das Gesicht ein – es war ja doch alles nicht ganz so einfach. Als Scorpius Hyperion Malfoy nach Anne das Abteil betrat und sich neben die Weasley setzte. Und Rose hatte nicht vor allzu viel Zeit mit diesem Jungen zu verbringen, schließlich hatte sie es ihrem Vater versprochen, und deswegen steckte sie ihre Nase wieder tief in ihr Buch und versuchte den Malfoy zu ignorieren. „Alice, können wir tauschen, mir wird schlecht.“, jammerte Albus, als er wieder aus dem Fenster schaute und ergänzte: „Mir wird immer schlecht, wenn ich in Fahrtrichtung beim Fenster sitze….“ „Da kommst du aber früh drauf.“, meinte Alcie bissig, weil die Longbottom eben solche Aktionen von dem Potter nicht mochte. „Was erwartest du, wir reden hier von meinem Cousin Al.“, murmelte die Weasley ohne auch nur von ihrem Buch aufzusehen und hörte die beiden weiter zetern. „Merlin, Albus, lass deine Finger wo sie hingehören! Greif mich nicht an!“ „Jetzt tu nicht so mädchenhaft, Alice…“, brummte Albus, während er Alice auf seinen Schoss zog und es sich dann auf ihren vorherigen Platz gemütlich machte und die Longbottom schließlich beim Fenster lümmelte und ihre Beine über die von Albus hingen. „Du bist unmöglich, Potter!“, schimpfte die Professorentochter mit verschränkten Armen und blickte stur aus dem Fenster. „Ist das was Neues?“, erwiderte Albus müde und legte seinen Kopf unbewusst auf Alice‘ Schulter. „Sind die beiden immer so?“, wurde Rose von einem Jungen gefragt, den sie zuvor noch gar nicht bemerkt hatte. Er saß neben Malfoy und schien recht sympathisch. Langsam nickte die Weasley und begann sogar zu lächeln. Mit einem Donnern schlug die Tür gegen den Rahmen und Malfoy sah generft zu dem Übeltäter, konnte sich jedoch nicht einmal leise verkneifen: „Hat man hier denn gar keine Ruhe?“ Und leider, wollte die junge Weasley etwas Ähnliches sagen, deswegen blickte Rose Scorpius nur überrascht an. Irgendwie war er ja wie ein ganz normaler Junge. Also weshalb hatte ihr Vater davon abgeraten mit ihm Freundschaft zu schließen? „Albus, wenn du deine Drei Galleonen möchtest, dann hast du jetzt die Chance dazu.“, und der Angesprochene öffnete die Augen. „Ich habe recht. Ich werde nach Gryffindor kommen, du wirst schon sehen. Das ist so wahr, wie die Tatsache, dass Rose nach Ravenclaw kommt.“ Die Rothaarige machte große Augen und wusste nicht, ob sie darüber erfreut sein sollte, denn immerhin hatte die Weasley vor Jahren mit ihm gerätselt, in welches Haus sein Bruder James kommen würde. Rose hatte auf das Haus der Löwen getippt, und musste Albus neidlos gratulieren, als er erraten hatte, dass eben Ravenclaw das Haus geworden war, in welches James gekommen. „Bin ich froh, dass ich nach Slytherin komme.“, murmelte Anne und blickte ihren Gegenüber an, der etwas schmunzelte. Die Blondhaarige war froh, dass es in ihrem Umfeld, Familie und Freunde, nie so einen Wirbel um die Häuserzuteilung gegeben hatte. Das einzige, das ihre Mutter zu ihr mit einem Lächeln gesagt hatte: „Hogwarts wird schön.“ Und ihr Vater hatte seiner Frau nur beigepflichtet und in alten Erinnerungen geschwelgt. „Du kommst doch gar nicht nach Slytherin.“, meinte der elfjährige Junge mit den schwarzen Haaren und sah sie an, als sei das das Amen in der Kirche, das Schlusswort, welches kein wenn und aber zuließ. „Bitte?“, spie Anne und fand diesen Jungen Albus, oder wie auch immer er hieß, gar nicht mehr so nett wie zu Anfang, als er ihr geholfen hatte. „Na das nenn ich doch eine Wette. Für jede Person, die du richtig errätst, eine Galleone. Und wo soll die kleine Göre hinkommen?“, amüsierte sich James mit einem spitzbübischem Grinsen auf den Lippen. „Nenn mich nicht kleine Göre!“, keifte das Mädchen zurück und starrte Albus geschockt an, als dieser so gelassen daherplapperte: „Na, Gryffindor. Wohin denn sonst?“ Ihm war wohl nicht bewusst, wie schnell er mit derartigen Aussagen kleine Mädchenträume platzen ließ. Selbst Scorpius Hyperion Malfoy starrte den jungen Potter geschockt an. „Also dann gilt’s.“, meinte James lachend und streckte ihm die Hand entgegen. „Ich habe zumindest alles aufgeschrieben.“, mischte sich nun noch Dominique ein, die die ganze Zeit hinter James gestanden war. „Wozu brauchst du das?“, wollte der rothaarige Potter wissen und bekam als Antwort: „Hey, in dieser Wette geht es um einiges. Zumindest für Al. Und das will ich schriftlich.“ Dominique zwinkerte Albus zu und dieser rollte genervt mit den Augen. „Wie dem auch sei…“, murmelte James und unterschrieb schließlich den Zettel, nachdem die Veela ihn so hartneckig damit traktiert hatte. „Ach ja. Albus. Du bist erbärmlich. Wenn du zwei Mädchen als deine beiden besten Freunde bezeichnest.“ Noch bevor der Elfjährige auf die Beleidigung seines Bruders reagieren konnte, mischte sich Rose ein: „Wenigstens gibt es Mädchen, die gerne Al’s Anwesenheit genießen. Bei dir nehmen sie doch alle Reißaus.“ James atmete tief durch und starrte seine kleine Cousine überfordert an. Rose wusste genau, wie sehr sie James damit traf, gerade weil er sich neuerdings für Mädchen interessierte. „1:0 für Rose. Jamie, ich muss schon sagen. Es ist wirklich armselig, wenn du dich nicht mal gegen eine angehende Erstklässlerin verbal wehren kannst.“, lachte Albus als er zusah, wie James Sirius Potter sauer davonrauschte. Selbst Dominique blickte ihrem älteren Cousin schmunzelnd hinterher und wandte sich dann an Albus. „Hier, du musst auch noch unterschreiben.“ Und dann drückte sie ihm zuckersüß lächelnd den Zettel in die Hand. „Was steht da überhaupt drauf? Ist das denn korrekt?“, protestierte Albus und besah sich die Zeilen, während er murmelte: „Bei dir weiß man ja nie.“ Der Junge neben Scorpius blickte James noch nach und fragte etwas unsicher: „Wer war das?“ „Mein Bruder.“, antwortete der junge Potter murmelnd und regte sich im nächsten Moment auf: „Das ist nicht abgemacht! Das sind ja fünf Galleonen pro Person!“ „Wenn James es sich nicht durchliest, was er unterschreibt, ist es sein Problem.“, murmelte die Veela und konnte ein fieses Grinsen nicht verbergen. „Ich wusste, warum ich dir prophezeit habe, dass du zu den Schlangen kommst.“, murmelte Albus, unterzeichnete und faltete das Pergament. „Und du hast recht behalten, kleiner Cousin.“, lächelte Dominique und steckte das Papier wieder ein. Alles schien geklärt, doch die Veela ging nicht. „Gibt es noch etwas?“, wollte der Junge neben Malfoy überrascht wissen. „Zabini richtig?“, erwiderte die Älteste im Raum, und der Junge nickte. Als der Potter wieder die Augen schloss und seinen Kopf auf Alice‘ Schulter legte, rutschte es der Drittklässlerin wieder raus: „Na, wie putzig.“ „Kann ich dir noch irgendwie helfen?“, murmelte der müde Junge und machte es sich noch etwas bequemer. „Nun ja, irgendwie schon. Immerhin durchsuchen sie nicht eure Koffer. Meine schon, seit dem Vorfall in der Ersten.“ Ein Ereignis, über welches in der Familie geschwiegen wurde. Eines, das Dominique drei Wochen Nachsitzen eingebracht hatte. Eines, wovon keiner außer Dominique wusste, was wirklich passiert war. Und sie redete nicht darüber. „Und weiter?“, murmelte Albus gähnend. „Eigentlich wäre es nett, wenn du dich die ersten Tage um mein Haustier kümmern könntest. Denn ich befürchte, dass die Schulleitung es ansonsten wieder nachhause schickt.“, stellte Dominique lächelnd fest und faltete die Hände hinter dem Rücken. „Na wenn es weiter nichts ist. Solltest du meinen Koffer, von oben runter ziehen, dein Haustier einpacken, und den Koffer wieder dort plazieren, wo er hingehört, dann pass ich auf Libby auf.“ Es wäre doch gelacht, wenn er, Albus Severus Potter, nicht mit Dominique’s Haustier fertig werden würde. „Gut“, freute sich die Veela und der Koffer fiel polternd zu ihren Füßen. Dann öffnete die Veela den Reißverschluss ihrer Jacke und zog ihr Haustier raus. „Du braves Mädchen wirst ein paar Tage bei meinem Cousin verbringen“, tätschelte die Hexe das Tier. Und Malfoy drückte sich zeitgleich, als er ein Winseln von sich hören ließ, in den Sitz. „Das - das - das …“, stotterte der platinblonde Junge und schluckte hart. Er mochte diese Tiere nicht, nicht wirklich, zumindest nicht in derartiger Nähe. „Das, mein Lieber, ist eine Ringelnatter.“, stellte die Veela zufrieden fest, und die Art und Weise, wie tückisch sie ihn angrinste, gefiel Scorpius nicht. „Sei brav, mein Engelchen“, murmelte Dominique, wieder an die Schlange gerichtet und verstaute sie behutsam in Albus‘ Gepäck. „Da ja jetzt wieder alles an Ort und Stelle ist, wünsche ich eine angenehme und ruhige Fahrt“, winkte Dominique, bevor sie leise die Tür schloss und verschwand. Und die restliche Fahrt endete ohne weitere Turbulenzen. Erst als Albus vor diesen vielen neuen Leuten stand, seinen Namen hörte und er spürte, wie mit einem Mal beinahe alle Glieder taub wurden, zweifelte er an sich. Hätte er bloß sein Maul nicht so weit aufgerissen, denn nun wurde es ernst, wirklich ernst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)