Wie die Wunderkerzen von Jefferson (Shirohige Kaizokudan) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Jahr geht zuende ------------------------------- Vorwort: Ich wollte eine Fanfiction zu einem Wettbewerb schreiben - ich hatte ihn scon so lange unter Beobachtung und doch mochte mir nichts einfallen zu einem der Schlagwörter. Und dann war da hier einfach da, da war diese Szene in meinem Kopf, all die vielen Gedanken dazu, die ich nieder schreiben musste. Und das hier ist daraus geworden. Eigentlich... bin ich im Großen und Ganzen zufrieden damit, auch wenn ich mit Marco noch nicht gänzlich zufrieden bin. :/ In jedem Fall hat sich die Fanfiction im Laufe des Schreibens verselbstständigt. Das Ende war so nicht geplant, gefällt mir aber gut. :) ~ ~ ~ ~ ~ ~ Fast ein ganzes Jahr lang war Portgas D. Ace nun schon Mitglied der Whitebeard-Piratenbande. Hinter im lag ein Jahr voller Schmerz, Verzweiflung, aber auch eines der Freude und ein Jahr voller Glück. Niemals zuvor hatte er sich einer Gruppe von Menschen zugehörig gefühlt. Als Gol D. Ace war er ein Ausgestoßener gewesen, verurteilt für die Taten seines Vaters. Nicht akzeptiert in der Gesellschaft, wünschte sich der Großteil, er wäre nie geboren worden. Und so dachte auch der junge Mann sehr lange. Lohnte sich das Leben für ihn? Hätte er geboren werden sollen? Wäre es nicht besser gewesen, die Marine hätte ihn und seine schwangere Mutter gefunden und die Blutlinie des Piratenkönigs schon damals endgültig ausgemerzt? Vielleicht lag es an seinem Blut oder an seinem unglaublichen Freiheitsdrang. Vielleicht auch an beidem. In jedem Fall setzte der junge Ace mit 17 Jahren vom East Blue aus die Segel, um den jungen Ruffy zu verlassen, den er endlich, nach vielen Jahren, als seinen Bruder anerkannt hatte. Mit nichts als einem Seesack und seinem Namen hatte er sich auf gemacht, um ein berühmter Pirat zu werden. Um der Welt zu beweisen, dass er etwas wert war! Hatte er sich anfangs noch als Gol D. Ace bezeichnet, wechselte er den Namen einen Jahr nach Beginn seines Abenteuers zu Portgas D. Ace. Denn er hatte seiner Mutter sehr viel mehr zu verdanken als seinem Vater, befand er. Seine Mutter hatte ihn geschützt und ihr Leben für ihn gegeben. Seinem Vater verdankte er absolut gar nichts. Er war sein Erzeuger, nicht mehr. Als er dann vor zwei Jahren erst den Posten eins Samurais der Meere ausgeschlagen hatte, war sein Name in aller Munde. Nur kurz darauf traf er auf Jimbei, den Fischmenschen, hatte sich daraufhin einen langen Kampf mit dem Samurai und Ritter der Meere geliefert. Schon damals hatte er den stärksten Mann der Welt, Whitebeard, erledigen wollen. Ruhm und Ehre hätte es ihm gebracht und er zweifelte nicht an seinem Sieg! Die Kräfte des Feuers, die er zu dieser Zeit schon sein Eigen nannte, sollten ihn unterstützen. Wie wenig daraus wurde, war ihm sehr schnell klar geworden. Seine Kräfte waren nicht mehr als ein warme Feuerchen im Vergleich zur Kraft des weißbärtigen Piraten-Kaisers. Die Spade-Piraten wurden vernichtend geschlagen und ein Teil von Whitebeards Crew. Nur einer weigerte sich standhaft. Der Kapitän. Ace. Einhundert Mal versuchte er Whitebeard zu töten. Ein jedes Mal wurde er abgeschmettert, was unendlich an seinem Stolz nagte. Schon nach einem Dutzend Mal befand er sich in einer verzwickten Lage, das sah er selbst. Nach alledem konnte er nie ein Teil der Crew werden. Ein Teil jener Crew zu der seine ehemalige Bande längst schon gehörte. Während diese feierten und mit all den anderen Piraten lachten, saß er stets abseits, ganz für sich allein. Nie konnte er dazu gehören! So, wie er eben nie irgendwo dazu gehört hatte. Auch, wenn sich Ace nie explizit dafür bedankt hatte, gab es einen Mann in der Crew, dem er zu großem Dank verpflichtet war. Ohne ein Wort des Dankes zu verlangen, hatte er sich stets um Ace gekümmert. War er wieder einmal leicht verletzt worden, war es der blonde Kommandant gewesen, der ihm in dessen Einzelkajüte ein wenig Verbandszeug hinterlegt hatte. War es an der Zeit zu essen, brachte Marco ihm wortlos etwas und ging ebenso wortlos wieder. Er respektiere es, dass Ace nicht reden wollte. Weder mit Marco, noch mit einem anderen Mitglied der Crew. Und dennoch kümmerte er sich um Ace. Zu Anfang redete sich Ace ein, dass dem so war, weil Marco ausschließlich für die Crew lebte. Er hatte ihn beobachtet. Fast rund um die Uhr opferte er sich für die Mannschaft auf. Marco schien ein Allround-Talent zu sein. Oder zumindest… musste er das. Auf der Moby Dick wurde stets gearbeitet, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Es war Marco, der die Männer in ihre Schichten einteilte. Wurde Fracht verladen, kontrollierte Marco diese. Ob etwas fehlte, ob alles da war. Er kontrollierte, ob die Männer ihre Arbeiten taten, oder ob sie faul herum saßen. Wenn es Streit gab, vermittelte er häufig zwischen den Männern – ebenso wie er für Fehltritte innerhalb der Mannschaft vor Whitebeard gerade stand. Ganz gleich, wer etwas verbockt hatte. Es war stets Marco, der Rechenschaft ablegte. Aber nur vor dem Kapitän. Kurzum, er kümmerte sich darum, dass auf der Moby Dick alles rund lief. Und ganz nebenbei schaffte er es auch noch, sich um Ace zu kümmern. Der junge, ungestüme Sohn des Piratenkönigs konnte nicht anders, als den ersten Maat dafür zu bewundern. Das alles schien ihm nichts auszumachen, er schien kein Problem damit zu haben, sich aufzuopfern. Aber Ace wusste nicht, wie er sich je dafür bedanken könnte, oder was er überhaupt tun konnte. Bis zu dem Tag, als er endlich die Frage über die Lippen brachte, die ihm schon so lange auf der Zunge gelegen hatte. Warum es in dieser Crew üblich war, dass alle den Kapitän ‚Paps’ nannten. Als Marco es ihm erstaunlicherweise auch noch so einfach erklärte, konnte Ace nicht anders, als den Tränen freien Lauf zu lassen. Diese wenigen Worte über tiefes Vertrauen, Zusammenhalt und Familie lösten so viel in ihm aus. So viel, dass er sich entschied – und kurz darauf ein vollwertiges Mitglied der Crew wurde. Es dauerte auch nicht lange, bis er zum weiten Maat ernannt wurde. Etwas, das seiner Meinung nach fast schon zu viel des Guten war. Warum nur setzten diese Menschen so viel Vertrauen in ihn und liebten ihn…? Nie hatte es jemand laut ausgesprochen. Aber Ace wusste, dass zumindest die anderen Kommandanten der Crew wussten, wer er war. Inklusive Whitebeard selbst, dem er es erzählt hatte. Aber niemand, wirklich niemand, verurteilte ihn dafür! Für Ace war das ein ganz neues Gefühl. Aber er hatte gelernt, es zu akzeptieren. Zu versuchen, endlich ein Leben zu führen, wie er es wollte: im Kreise seiner Familie, geliebt und akzeptiert. Im Laufe der Zeit hatte er sich mit fast allen angefreundet, sie hatten ihn immerhin mit offenen Armen empfangen. Denn nach außen hin war Ace ein lebhafter, oft auch höflicher, lebensfroher, junger Mann, der des feierns nie überdrüssig wurde. Sie alle kannten seine unglaubliche Schwäche für gutes Essen und seine scheinbar angeborene Narkolepsie, gegen die kein Kraut gewachsen war. Auch, wenn der ein oder andere Nakama schon vermutet hatte, dass sich Ace das auch hin und wieder zunutze mache, wenn er etwas nicht hören wollte. Andererseits passierte es in fast allen Fällen beim Essen. Teach hatte schon einmal gescherzt, dass für Ace eine Schale Suppe, in der er ertrinken könnte, gefährlicher war als jeder Gegner der Welt. Mit der Zeit aber hatte es Ace geschafft, besonders zu einem Menschen durchzudringen: Marco. Dieser hatte sich in kurzer Zeit zu einem seiner besten Freunde gemausert. Hin und wieder zeigte Marco auch, dass ihm viel an Ace lag. Spätestens dann, wenn wieder einmal einer seiner fast schon gluckenhaften Züge heraus kam. Wenn Ace es beispielsweise wieder irgendwo in einem Kampf übertrieben hatte, wenn er an einen Haki-Nutzer geraten war, wenn er verletzt war. Dann kam es schon mal vor, dass er sich von Marco eine saftige Standpauke anhören musste – die zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder hinaus ging. Ace ahnte, dass Marco das wusste. In jedem Fall aber war seine neue Familie etwas ganz besonderes. Sie waren nicht einfach nur typische Piraten. Sie mordeten nicht sinnlos, im Gegenteil. Über viele Dutzend Inseln hielt Whitebeard seine schützende Hand. Wie beispielsweise die Fischmenscheninsel, die seit er es zu seinem Territorium ernannt hatte, endlich in Frieden leben konnte. Das war genau die Art von Piratenleben, die Ace sich immer vorgestellt hatte. Und natürlich der beste Aspekt von allen: die unendlich vielen Feiern. Es gab immer etwas zu feiern, die Jungs fanden immer einen Grund. Sei es der Geburtstag eines Crewmitgliedes (und bei 1600 Mann fand sich immer jemand!), ein neues Crewmitglied oder etwas Anderes, völlig banales. Und immer floss Alkohol in rauen Mengen. Mit Alkohol wurde in dieser Bande wahrlich nicht gegeizt. Sie hatten einen eigenen Laderaum für Alkohol-Fässer! Auch heute floss Sake in großen Mengen. Für Ace war es ein besonderer Anlass. Die Jahreswende stand in dieser Nacht an. Ausgelassen feierten die Piraten. Schon lange waren sie alle nicht mehr ganz nüchtern. Dennoch hatte es der schwarzhaarige, junge Pirat irgendwann geschafft, Marco dazu zu überreden, mit ihnen Poker zu spielen. Die kleine Runde bestand nun aus sechs Mitgliedern: Marco, Ace, Jozu, Thatch, dessen guter Freund Teach und Vista. Ace amüsierte sich in jedem Fall königlich darüber, was nicht nur am Alkohol lag. Vista war ein recht guter Spieler – Thatch, der neben im saß, dagegen war nicht sonderlich gut. Vor allem, weil man ihm immer sofort ansah, welches Blatt er auf der Hand hatte. Außerdem schummelte er gern. Genauso, wie Teach, der ihm gegenüber saß. Die beiden sahen sich permanent sehr genau auf die Finger. Oder aber, wenn sie mal nebeneinander saßen, dann machten sie gemeinsame Sache, um am Ende den Gewinn unter sich aufzuteilen. Jozu war ein mittelmäßiger Spieler. Mal gewann er, mal verlor er. Nur Marco – der war nicht sonderlich gut. Zwar war sein Pokerface absolut unschlagbar, aber sein Glück war begrenzt. Fast immer setzte er auf Bluff, was ihm schon bald niemand mehr abkaufte und was bald dafür sorgte, dass er keine gehobene Lust mehr hatte, mit den Jungs zu spielen. Meist nutzte er die Ausrede, er habe keine Zeit. Was zwar fast immer stimmte, aber Ace ließ nicht zu, dass Marco einen solchen Tag nicht feierte. Dennoch löste die Runde sich schon vor Mitternacht auf. Mit einem Teach, der den gesamten Gewinn eingestrichen hatte, einem alles andere als begeistertem Thatch, einem Jozu, der das Ganze eben nur, wie Vista, als das ansah, was es war: ein Spiel. Nur Marco war etwas eingeschnappt gewesen und hatte sich relativ schnell verzogen. Eine Weile hatte ihm Ace nur nachgesehen, ehe er schon wieder zurück geholt wurde in die Realität. Ein weiterer Bierkrug war ihm zugeschoben worden und schon bald feierte die Meute lautstark weiter. Zumindest bis Mitternacht. Eine Weile war Ace verwundert, wer angefangen hatte. Es musste jemand gewesen sein, der noch einigermaßen nüchtern war. Immerhin musste derjenige die Uhrzeit noch bemerkt haben. Relativ schnell breitete sich auf dem Deck ein wahres Lichtermeer aus. Wunderkerzen wurden herum gereicht, genau wie Feuerzeuge und die meisten Piraten lagen sich in den Armen. Wie Brüder eben. Wie eine Familie, dachte Ace mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Auch er war an ein paar Wunderkerzen heran gekommen. Auch, wenn das nicht ganz leicht gewesen war. Aber er wusste zumindest, was er damit machen wollte. Schon hatte er sich raschen Schrittes von der Crew entfernt, zu seinem auserkorenen Ziel hinüber. Schweigend stand dort der blonde Kommandant, hatte die Unterarme auf die Reling gelegt und blickte aufs Meer hinaus. Scheinbar war er in Gedanken versunken, überlegte Ace. Andernfalls wäre ihm sicher das Licht oder das Knistern der Wunderkerzen aufgefallen. Kurz nachdem Ace Marco erreicht hatte, waren diese aber herunter gebrannt, was ihm ein kurzes Lächeln entlockte. So schön und doch nur von kurzer Dauer. So wollte er sein Leben auch leben. Ohne Reue, in vollen Zügen, so, dass alle auf ihn sahen und ihn bemerkten, ehe sein Leben verlosch. Er warf die Reste ins Wasser, immerhin musste jemand morgen das Deck sauber machen – und noch in derselben, flüssigen Bewegung legte er einen Arm um Marcos Schultern, trat grinsend neben ihn. „Ein frohes, neues Jahr, Marco.“ Verwundert hatte dieser den Kopf herum gedreht, hatte scheinbar mit niemandem gerechnet. Scheinbar war er erstaunt, dass Ace zwar angetrunken, aber sonst noch einigermaßen bei Verstand war, trotz des vielen Alkoholkonsums. „Jetzt sieh mich nicht so an!“, gluckste der jüngere Pirat, ehe er von Marco abließ. Nur aber, um ihn grinsend etwas nach vorn zu schubsen, gegen den Schutz der hölzernen Wand, dort, wo keiner sie sehen konnte. Scheinbar schien Marcos Verstand noch nicht ganz zu begreifen, was Ace vorhatte. Doch scheinbar spürte er in der nächsten Sekunde sehr wohl die warmen Lippen seines Gegenübers, die sich auf die seinen gelegt hatten. Ace konnte spüren, wie sein Gegenüber sich anspannte, wie seine Augen sich weiteten. Doch er tat nichts, um ihn von sich zu stoßen. Vielleicht war es nicht abstoßend genug, vielleicht aber war er nur zu geschockt. „Man sollte nie etwas bereuen, nicht wahr?“, gab Ace glucksend von sich, als er sich löste und den noch immer etwas geschockt aussehenden Marco betrachtete. Nein, Ace wollte nicht bereuen. Schon gar nicht das hier. Denn im Laufe der Zeit war ihm Marco wichtig geworden. Sehr wichtig. Vielleicht sogar noch ein wenig wichtiger als alle anderen hier. Etwas, das über Freundschaft hinaus ging…? Ace würde nicht bereuen, nicht zögern. Er ahnte nicht, dass Marco nur der Mut fehlte, auf Ace zuzugehen. Dass er es nicht wagte, öffentlich zu machen, was die Feuerfaust ihm bedeutete. Immerhin war er fast doppelt so alt wie Ace! Und sie waren doch irgendwie wie Brüder. Und Männer. So viele moralische Dinge standen ihnen im Weg. Vielleicht konnte er sich eines Tages dazu überwinden. Vielleicht. Doch keiner von ihnen ahnte, dass es ihr letztes, gemeinsames Jahr werden würde. Marco ahnte nichts von dem Tag, als Ace wutentbrannt aufbrechen würde, um Teach zu suchen. Er ahnte noch nicht, wie schmerzhaft das Stechen in seiner Brust sein würde, als er verzweifelt versuchen würde Ace zu packen, ihn aufzuhalten. Doch nichts tun konnte, als ihm nachzusehen und ihn ziehen zu lassen. Er ahnte nicht, dass dies Ace’ Schicksal endgültig besiegeln würde. Dass sein Leben schon bald beendet sein würde. Dass sein Tod unglaublich spektakulär enden würde. Sein Leben würde in den Augen vieler Menschen so sein, wie das der vielen Wunderkerzen die noch immer die Nacht erhellten: Hell und strahlend, nach außen hin bewunderns- und erstrebenswert. Und war die Wunderkerze dann am Ende herunter gebrannt, blieb nichts als Dunkelheit zurück und der schmerzhafte Wunsch, das helle, schöne Leuchten zurück zu bekommen. Wenigstens ein allerletztes Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)