Ikiteru ★ Escape von Black_Melody (Flucht) ================================================================================ Kapitel 2: Dhá -------------- Ich dachte mir, es wäre mal wieder Zeit für ein neues Kapitel. Und meine Deutschlehrerin wollte etwas lesen, was Mizuki oder ich geschrieben haben. Nur sind meine handschriftlichen Originale nicht das Beste, und ich habe keine Lust, alles nochmal durchzugehen. Besonders, da ich zwei auf gar keinen Fall rausrücken werde, da die nur mit adults getränkt sind. *hust* Nun gut.. Ganz liebe Grüße an Frau Hanisch, und äh, ja, wenn es interessiert, kann ich gern ENS verteilen, wenn es weitergeht. ;D Und jetzt viel Spaß mit dem zweiten Kapitel. (btw, 'dhá' ist das irische Wort für zwei. ;D) _________________________________________________________________________________ "Vor gut vier Wochen war ich mit ein paar Kumpels unterwegs auf Sauftour. Wir wollten einfach mal wieder Spaß haben, aber irgendwie war mir nicht nach Alkohol, also war ich relativ nüchtern. In unserer Lieblingsbar wurde ich von diesen... widerlichen Typen angegraben. Vielleicht eine halbe Stunde später bin ich mit meinem besten Freund gegangen, allerdings mussten wir bald in unterschiedliche Richtungen. Er hatte mir noch angeboten, mich nach Hause zu bringen, aber er sollte sich lieber ausruhen und deshalb bin ich allein weitergegangen. Vielleicht zwei Straßen weiter habe ich nur noch einen Schlag gespürt, danach ist erstmal alles weg. Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist diese Waldhütte. Diese Typen aus der Bar waren da und berieten sich, was sie mit mir machen sollten. Ich zerrte an den Seilen, mit denen sie mich an die Heizung gekettet hatten. Sie sahen mich an und fingen einfach nur an, zu lachen. Der eine kam auf mich zu und sah mich nur an. Ich weiß nicht, was ich gefühlt habe, aber er verpasste mir eine Ohrfeige. Irgendwie reichte ihm das nicht, er ließ sich einen Gürtel geben und schlug damit auf mich ein. Je mehr ich kämpfte, desto mehr Spaß machte es ihm offenbar. Nach Minuten gab ich auf, meine Handgelenke waren blutig und ich bekam kaum noch Luft. Der Typ hatte aber Spaß daran, mich zu quälen. Er schob einfach mein T-Shirt hoch und drückte meine Brust zusammen. Ich schnappte nach Luft, ich war total in Panik. Danach spürte ich nur seine Lippen auf meinem Bauch. Als ich begriff, was er vorhatte, kehrte mein Kampfgeist zurück und ich wehrte mich, so gut ich konnte, aber seine Kumpels halfen ihm, mich festzuhalten. Und dann..." Seine Stimme erstickte und Tränen liefen über seine Wangen. Beruhigend strich Kouki ihm über den Rücken. "Sie haben dich vergewaltigt. War das das einzige Mal?" Ayame schüttelte den Kopf. "Irgendwann hatte ich mich nur daran gewöhnt und ihnen nicht mehr den Gefallen getan, mich zu wehren." "Diese gottverdammten Arschlöcher", knurrte der Ältere leise. "Wie oft?" "Ich weiß es nicht. Manchmal drei oder vier Mal am Tag, manchmal noch öfter. Vielleicht insgesamt um die 100 mal." Kouki atmete zischend aus. So oft in so kurzer Zeit. "Heute hatte ich dann eine Chance, abzuhauen, weil sie nur kurz Feuerholz suchen wollten und vergessen hatten, mich anzubinden." "Und sie verfolgten dich. Deshalb warst du so panisch." Der Kleinere nickte. Kouki zog ihn näher an sich und hielt den zierlichen Körper einfach nur fest. Er schäumte vor Wut, wollte es dem anderen aber auf keinen Fall zeigen. Welche Menschen konnten einen anderen, noch dazu Wehrlosen, so quälen? Wie schlecht konnten Menschen denn bitte sein? Aber was sollte er jetzt tun? Was konnte er tun? Zur Polizei gehen kam nicht in Frage. Erstens wusste Ayame scheinbar nichts über seine Peiniger und zweitens müsste er alles haarklein nocheinmal erzählen. Wer könnte denn helfen? In Gedanken suchte der Größere nach Personen, die ihn unterstützen könnten. "Was kann ich tun?", fragte er den Jüngeren nach einer Weile flüsternd. "Nicht viel. Würdest du mich nur einfach noch länger so halten?" "Ja." 'Liebend gern', fügte er noch in Gedanken hinzu. Ayame fühlte die Wärme durch seinen Körper fluten. Es tat gut, dem anderen so nahe zu sein. Dessen ruhiger Herzschlag war einfach nur die Bestätigung dieses Gefühls der Sicherheit. Langsam wurde er ruhiger und döste vor sich hin. Wie war es möglich, einem Menschen schon nach so kurzer Zeit so sehr zu vertrauen? Und es war nicht nur Vertrauen, er empfand auch ehrliche Zuneigung für den Älteren. Das könnte unter Umständen kein gutes Ende nehmen. Schon scheiße, wenn man auf Männer stand und die Gefühle nach Wochen der Qualen verrückt spielten. Aber er mochte den anderen wirklich sehr. Erstmal abwarten. Langsam glitt er mit diesem Gedanken in einen ruhigen Schlaf. Kouki bemerkte, wie der Kleinere langsam einschlief und legte sich vorsichtig mit ihm im Arm hin. Er sah aus wie ein Engel, wenn er so friedlich schlief. Wieder rief er sich selbst zur Ordnung. Er durfte sich einfach nicht in das engelsgleiche Wesen in seinen Armen verlieben. Trotzdem war der Gedanke, ihn zu verlieren, jetzt schon unerträglich. Das würde eine verdammt lange Nacht werden. Nachdenklich betrachtete er den Schlafenden. Warum durfte er sich denn nicht einfach in ihn verlieben? Sie waren beide erwachsen, dass sie beide Männer waren, würde niemanden weiter stören, immerhin war allgemein bekannt, dass Frauen ihn nicht interessierten. Das größte Problem war wohl, dass er nicht wusste, wie es mit Ayame aussah. Aber wenn er auch nur ein kleines bisschen auf Männer stand, wäre es sicherlich möglich, ihn zu erobern. Von sich selbst genervt sah Kouki zur Decke. Seit dem Treffen an diesem Nachmittag beherrschte der Kleinere seine Gedanken. Und auch, wenn es ihm nicht passte, er war dabei, sich in ihn zu verlieben. Zärtlich strich er dem Jüngeren durch die Haare. Warum versuchte er eigentlich, die aufkeimende Gefühle von Anfang an zu ersticken? Konnte er es nicht einfach genießen, mal wieder verliebt zu sein? Schon viel zu lange hatten keine Gefühle für irgendjemanden entstehen wollen, zumindest keine Liebe oder Verliebtheit. Zeitweise hatte er sich deshalb schon fast tot gefühlt. Aber was, wenn er den Kleineren nicht für sich gewinnen könnte? Liebe hatte immer zwei Seiten, aber auch Liebeskummer könnte helfen, sich wieder lebendig zu fühlen. Der Morgen kam viel zu früh. Wie erwartet hatte Kouki nicht schlafen können. Seine Gefühle beschäftigten ihn einfach zu sehr. Warum konnte so etwas nie einfach sein? Er war zu keinem wirklichen Entschluss gekommen. Er würde einfach alles auf sich zukommen lassen. Ayame bewegte sich leicht in seinen Armen. "Guten Morgen", flüsterte Kouki ihm zu. "Morgen", nuschelte er im Halbschlaf zurück. "Ayame, was hältst du von aufstehen?" "Gar nichts." "Morgenmuffel!", lachte der Ältere. "Ich weiß." Verschlafen kuschelte er sich an sein Kopfkissen. Er war immer noch erschöpft. In den letzten Wochen hatte er nie einfach entspannt schlafen können, er hatte immer auf sich selbst aufpassen müssen, aber jetzt, wo er völlig sicher war, konnte er einfach nur richtig ausschlafen. "Komm, Kleiner, aufstehen. Heute Abend kannst du weiter schlafen." Grummelnd richtete er sich auf und ließ Kouki aufstehen. Verschlafen wollte er aus dem Bett klettern, schrie aber erschrocken auf, als er wegknickte und Kouki ihn wieder auffing. "Ich glaube, du lässt dich lieber die nächsten Tage noch von mir durch die Gegend tragen", hörte er die leise Stimme des anderen an seinem Ohr. Ein warmer Schauer lief über seinen Rücken. Benommen nahm er wahr, dass er hochgehoben und ins Wohnzimmer getragen wurde. Nachdem sie gemeinsam gefrühstückt hatten, schaltete Kouki den Fernseher ein und setzte sich zu Ayame. Dieser lehnte sich schüchtern an den Älteren. Beruhigend, dass er nicht abgewiesen wurde. Im Gegensatz zum Erwarteten legte Kouki sogar seine Arme um ihn. "Kouki?", fragte er in die zwischen ihnen herrschende Stille. "Was ist los?" "Kann ich dir vertrauen?", rückte er mit der momentan wichtigsten Frage heraus. "Was sagt dir dein Herz dazu? Was sagt dein Instinkt?", bekam er ruhig zurück. "Mein Herz hat nichts zu sagen. Und mein Instinkt rät mir, allen Menschen zu misstrauen." "Wieso hat dein Herz nichts zu sagen?" "Meine Gefühle haben mir zu oft Falsches gesagt." Er seufzte, als er sich schmerzhaft an seine letzte Beziehung erinnerte. Dieses verdammte... Er hatte auf sein Herz gehört, hatte blind vertraut und war schrecklich ausgenutzt worden. "Deine Ex", schlussfolgerte Kouki. Ayame musste lachen. "Nicht ganz", gluckste er. "Das heißt?" "Ich mag Frauen, aber ich kann nur bei Männern mehr als Freundschaft fühlen. Im Klartext: Ich bin schwul." Abwartend legte Kouki den Kopf schief und betrachtete das Gesicht des Jüngeren. Er war zwar immer noch amüsiert, aber er scherzte anscheinend nicht. "Oh." Intelligente Bemerkung, Kouki. Toll. "Überrascht?", fragte Ayame frech grinsend. "Ja. Oder nein? Keine Ahnung." Noch mehr intelligente Aussagen. Das wurde ja immer besser. "Wenn das ein Problem sein sollte,..." "Ayame, bleib ruhig. Das ist kein Problem, ich stehe ja selbst auf Männer. Und eigentlich würde ich gern etwas ausprobieren." Sanft strich er dem Jüngeren über die Wange und legte seine Hand in dessen Nacken. Langsam zog er dessen Gesicht zu seinem. Ayame war mit der Situation ein wenig überfordert. Erstens lebte er seit gestern bei seinem Retter. Zweitens sah dieser gut aus und machte einen vertrauenswürdigen Eindruck. Und drittens war dieser auch schwul und würde ihn gleich küssen. Erwartungsvoll schloss er die Augen. Ein Schauer lief durch seinen Körper, als er die fremden Lippen auf seinen spürte. Ein leises Seufzen entkam ihm. Leicht zog er Kouki näher zu sich und schob dessen Shirt ein Stück nach oben. Seine Haut war so warm und seidig... Kouki rutschte mit Ayame auf dem Schoß ein Stück vor, legte sich dann hin und zog den Kleineren mit sich. Schweratmend löste Ayame den Kuss, entfernte sich aber nicht weit von ihm. Er schmeckte den Atem des anderen auf seinen Lippen. "Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, weiter zu gehen", flüsterte Kouki sanft. "Noch nicht." "Wahrscheinlich hast du Recht", murmelte Ayame zurück und bettete seinen Kopf auf Koukis Brust. "Und selbst wenn nicht, ich habe es nicht eilig. Wir haben Zeit." Sanft streichelte er den Kleineren. Stumm lagen sie einfach nur da und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Das Telefon riss Kouki aus seinen Gedanken. Entnervt griff er nach dem lauten Ding. "Moshi moshi?" "Hikaru desu. Hast du Zeit?" Verwundert zog er eine Augenbraue hoch. Hikaru klang verheult. Hikaru klang verheult?! "Habe ich Zeit?", fragte er scheinbar sich selbst. Zart schüttelte Ayame den Kopf. "Eigentlich nicht", antwortete er dem Gitarristen am anderen Ende der Leitung. Schnell stellte er das Telefon auf laut und kraulte Ayames Nacken. "Kouki, bitte. Es ist wichtig!" Mit fragendem Blick sah er zu dem kleinen Blonden, der nur leicht mit den Schultern zuckte. "Worum geht's denn?" "Minase. Ich mache mir Sorgen. Wir haben uns gestritten und er hat mir eine gescheuert. Bist du zuhause?" "Nein, ich laufe mit dem Haustelefon durch die Stadt. Natürlich bin ich zuhause! Aber ich kann gerade nicht vom Sofa aufstehen." "Kouki! Würdest du deinen Arsch bitte zur Tür schwingen? Ich stehe nämlich davor." Seufzend unterbrach Kouki die Verbindung. Murrend setzte Ayame sich wieder richtig hin. Der Ältere stand auf und ging zur Tür. Ein ziemlich verzweifelt aussehender Hikaru stand ihm gegenüber. "Komm rein. Ich hab Besuch, aber das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Willst du was trinken?" Kouki war zwar irgendwie genervt, dass der niedliche Gitarrist ausgerechnet heute stören musste, aber er war wirklich verzweifelt. Da konnte man ihm doch gar nicht böse sein. "Kaffee bitte. Ins Wohnzimmer?" "Hm. Ich komm gleich nach." Als er ins Wohnzimmer kam, saßen Ayame und Hikaru sich schweigend gegenüber und musterten den jeweils anderen unauffällig. Oder versuchten es zumindest. "Seid nicht so misstrauisch, ihr seid euch gar nicht so unähnlich. Hikaru, Ayame und umgedreht. Also, Hikaru-chan, was ist passiert?" Ruhig setzte er sich neben Ayame und legte ihm einen Arm um die Schultern. Zufrieden kuschelte dieser sich an ihn. "Ich war bei Minase und er war betrunken. Ich habe ihn gebeten, sich helfen zu lassen, ich habe ihm gesagt, dass ich glaube, dass er krank ist. Wir haben uns angeschrien, er hat mir eine gescheuert, dann haben wir uns weitergestritten und er hat mich gegen die Wand gestoßen. Danach bin ich einfach abgehauen. Warum versteht er nicht, dass ich ihm nur helfen will?" "Hast du ihm inzwischen gesagt, dass du ihn liebst?" "Nein, aber darum geht es doch auch gar nicht!" "Vielleicht würde er dir dann eher glauben, dass du es gut mit ihm meinst. Liebe ist die passende Begründung für Vieles." "Mag ja sein, aber er soll gefälligst nüchtern sein, wenn ich mit ihm über meine Gefühle rede." Kouki seufzte. Auch er machte sich Sorgen um ihren Drummer, aber sobald man das Thema Alkohol in seiner Gegenwart auch nur erwähnte, rastete er aus. "Ich weiß auch nicht, was wir tun sollen. Wie kommst du darauf, dass ich dir helfen kann?" Ayame räusperte sich. "Falls ich mal etwas dazu sagen dürfte, ich kenne diesen Minase zwar nicht, aber es muss irgendeinen Grund haben, dass er trinkt. Es heißt ja auch, dass Liebe alle Wunden heilt. Vielleicht solltest du ihn einfach mehr oder weniger überfallen." "Vielleicht. Aber jetzt seid ihr mal dran, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern." Hikaru hatte offenbar keine Lust mehr, weiter über sein Problem zu reden. "Was willst du wissen?", fragte Kouki ihn lächelnd. "Seid ihr zusammen?" Kouki sah Ayame einen Moment lang an. "Hai. So wie es jetzt aussieht." "Wie lange?" "Was 'Wie lange'?" "Wie lange kennt ihr euch? Woher kennt ihr euch? Wie lange seid ihr zusammen?" "Seit gestern, ich hätte ihn beinahe überfahren, weil er sich vor meinem Auto auf die Straße gesetzt hat, jetzt seit vielleicht zwei Stunden." "Oh." Hikaru räusperte sich. "Dann will ich nicht stören." Schnell trank er seinen Kaffee aus und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)