The one I love von -HyukJae- (YeMin) ================================================================================ Kapitel 3: se ------------- -1 Jahr später – Ich sitze im Zug während die Landschaft an mir vorbeifliegt. Schnell und ohne dass ich wirklich etwas erkennen kann. Ich sehe trotzdem aus dem Fenster. 1 Jahr ist es nun her seit ich auf dem gleichen Weg war, seit ich wie jetzt im Zug nach Anseong sitze. Ich weiß, dass ich damals unglücklich, verzweifelt und traurig war. Jetzt haben sich diese Gefühle etwas gelegt, Noch immer bin ich traurig, doch die Verzweiflung über den Tod meiner Großmutter ist nicht mehr so groß. Ich habe gelernt damit umzugehen, klar zu kommen. Und so sitze ich hier auf dem Weg in das Dorf um zum Todestag bei ihr zu sein. Ich höre Musik während ich meinen Gedanken nachhänge und bemerke nicht, dass sich jemand zu mir setzt. Gebannt sehe ich aus dem Fenster. Erst als der Schaffner erscheint und nach dem Fahrausweis verlangt, nehme ich die Person wahr. Ich sehe den Jungen an, der freundlich lächelnd zurück sieht. Ich nicke zur Begrüßung, er tut es mir gleich. Wieso nur kommt mir sein Gesicht so bekannt vor? Mir scheint als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Aber das ist unmöglich. Außer meinen Verwandten kenn ich in dieser Gegend niemanden. Vermutlich spielt mir mein Gedächtnis einen Streich. Ich sehe wieder aus dem Fenster. Höre weiter Musik. Aber es lässt mir keine Ruhe. Woher nur kenne ich diesen Jungen? Als ich Blicke auf mir spüre, wende ich mich erneut um. Er sieht mich an. Beobachtet mich. Ich runzle die Stirn, nehme die Ohrstöpsle aus den Ohren. „Was?“, frage ich forscher als beabsichtigt. „Nichts“, erwidert er und wendet den Blick ab. Verwirrt schaue ich ihn an. „Und warum starrst du mich die ganze Zeit an?“, hake ich nach. Er dreht sich zu mir um. „Weil ich nicht glauben kann, dass du es bist.“ Jetzt bin ich wirklich irritiert „Was?“ „Weil ich nicht glauben kann, dass du es bist.“ „Ja, ich habe dich verstanden, ich meine wieso?“ „Weißt du nicht mehr? Letztes Jahr? Genau in so einem Zug?“ Stirnrunzelnd betrachte ich den anderen. Letztes Jahr… im Zug nach Anseong… war ich wirklich so neben mir, dass ich mich nicht mehr daran erinnere? „Ich bin Sungmin. Damals habe ich mich dir vorgestellt, doch du hast mir deinen Namen nicht gesagt. Du hast geweint, doch ich weiß nicht warum und schließlich hast du mir an den Kopf geworfen ich sei aufdringlich bevor du davon gelaufen bist. Wobei, gerannt trifft es besser.“, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu. Plötzlich weiß ich wieder. Erstaunt reiße ich meine Augen auf. Sungmin. Der Junge, der sich in Osan zu mir gesetzt hatte. Der mich dauernd nach allem Möglichen gefragt hat obwohl mir nicht nach reden zu Mute war. Der mich im Arm gehalten hatte, als mich meine Gefühle überrannt haben. Den ich dachte, nie wieder zu sehen. „Du bist das.“, stelle ich unnötiger Weise fest. „Wie hast du mich erkannt?“, möchte ich wissen. Er lacht. „So schnell vergisst man dich nicht. Vor allem nicht wenn du so freundlich zu deinen Mitmenschen bist. Darf ich denn jetzt wissen wie du heißt?“ Er lässt wohl nie locker. „Yesung. Ich bin Yesung.“ Lächelnd nickt mein Gegenüber. „Was machst du hier?“, will er wissen. „Neugierig bist du immer noch.“ „Und wenn schon?!“ Ich sehe aus dem Fenster. Soll ich dem Fremden wirklich von meinem Vorhaben erzählen? Ich schaue ihn wieder an. „Was machst du hier?“, frage ich statt einer Antwort. „Meine Tante in Anseong besuchen.“, sagt er knapp, sein Blick auffordernd. „Mmhh…“, erneut blicke ich aus dem Fenster. Als ich nichts weiter sage, seufzt Sungmin laut. „Du redest nicht gerne, bist wohl einer von der stillen Sorte, was?“ „Nein, ich rede nur JETZT nicht gerne.“ „Ach, und was war das vor einem Jahr?“, seine Augenbraue wandert in die Höhe. „Da hab ich auch nur DORT nicht gerne geredet.“ „Klar. Natürlich. Das erscheint mir logisch“, seine Stimme trotzt nur so vor Sarkasmus. Jetzt bin ich es, der seufzt. „Wir sind da“, stelle ich erleichtert fest, als ich das Schild sehe. Ich beginne meine Sachen zusammen zu packen während Sungmin mich ansieht. Ich versuche ihn zu ignorieren. Als der Zug vollständig zum Stillstand gekommen ist, eile ich von ihm gefolgt zur Tür und verlasse den Wagon. „Sieht man sich?“, fragt der andere. Überrascht drehe ich mich um. „Warum sollten wir?“ Schulterzuckend meint der andere, „vielleicht redest du dann lieber. Ich würde dich gerne kennen lernen.“ Dieser Kerl kann einem echt auf den Keks gehen, denke ich während ich meine Sachen nehme und wortlos davon gehe. ____ Am nächsten Morgen besuche ich Großmutters Grab. Ich stehe davor und versuche die Tränen zu unterdrücken, die meine Augen zu füllen drohen. Erst jetzt wird mir bewusst wie sehr ich sie doch vermisse. Wie tief die Trauer über den Verlust doch noch ist. Wie blind ich meinen eigenen Gefühlen gegenüber bin. Ich habe gedacht darüber hinweg zu sein. Nein. Das bin ich nicht. Noch immer sehe ich sie vor meinen Augen. Noch immer kann ich den sanften Klang ihre Stimme hören, wenn ich die Augen schließe und sie mir versuche vor zu stellen. Noch immer kann ich ihre Wärme spüren. Gedankenverloren und den Tränen nahe stehe ich da als mir jemand auf die Schulter tippt. Schnell wische ich mir mit dem Ärmel meines Pullis über die Augen und drehe mich langsam um. Doch was ich sehe, verschlägt mir fast die Sprache. Sungmin. Was macht er hier? „Hallo“, sagt er knapp. „Hallo“, erwidere ich leise mit gesenktem Kopf. Schweigen. Die Stille wird unerträglich, aber ich weiß nicht was ich sagen soll. Also tue ich das, was ich am besten kann, weglaufen. Ich dränge mich an ihm vorbei als er mich am Handgelenk fest hält. „Das ist der Grund, nicht wahr?“ Dann höre ich wie er sich auf dem Kiesweg umdreht und plötzlich finde ich mich in seinen Armen wieder. Fest umschließt er mich, bettet seinen Kopf auf meine Schulter während sich meine Tränen ihren Weg bahnen. Sein Hemd durchnässen. Zuflucht suchend verberge ich mein Gesicht an seiner Brust. Er sagt nicht, schweigt. Wie vor einem Jahr hält er mich während ich in seinen Armen weine. Wie sehr ich mir wünschte, dass für immer jemand bei mir wäre, der mich einfach nur hält. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)