Du könntest meine Schmerzen lindern von Phoenix_Michie (-KaZe-) ================================================================================ Kapitel 2: Unter Druck. ----------------------- 2. Kapitel – Unter Druck. ~*~Mut zur Veränderung. Wir ändern uns und ändern dich.~*~ „Was soll das denn?!“, ereiferte sich Karyu empört und sah Tsukasa an. „Zero darf endlich nach Hause und ihr lasst mich hier zurück?“ Er stemmte beleidigt die Hände in die Hüften, während Tsukasa seufzte. „Ja, du wartest hier zu Hause auf uns. Schau dich doch mal an, wenn er dich sieht, fällt er am Ende noch ins Koma“, meinte der Drummer streng und Hizumi nickte beipflichtend. „Genau, du solltest dir lieber was kochen und endlich mal was essen!“, schlug der Sänger vor. „Dich kann man schon fast nicht mehr sehen, so dünn wie du bist. Zero soll nicht noch einen Schrecken kriegen. Du bist immer noch so blass im Gesicht…“ Tsukasa warf seinem Gitarristen einen besorgten Blick zu. „Bitte, Karyu, bleib hier, ja? Wir sind mit Zero in spätestens zwei Stunden wieder hier.“ Murrend wandte Karyu sich ab. Er hatte keine Chance, das wusste er. Also musste er sich wohl in sein Schicksal fügen. Nachdem seine beiden Freunde die Wohnung verlassen hatten, ging Karyu tatsächlich in die Küche. Aber er versank in Gedanken. Dass er den Tränen nahe gewesen war, dass er vor den Anderen einen Nervenzusammenbruch hatte, dass ihn alles mehr mitnahm als Tsukasa und Hizumi, das schoben seine drei Freude sicherlich auf die Tatsache, dass er den Unfall mit ansehen hatte müssen. Aber ganz so war es nicht. Er hatte große Angst gehabt, Zero zu verlieren. Es hatte tief in seinem Herzen geschmerzt, der Gedanke. Und noch immer saß der Schock tief. Er liebte Zero, aber das sollte niemand wissen. Das durfte niemand wissen. Es würde nichts besser machen. Karyu würde voll dem Klischee entsprechen…oder auch nicht. Aber egal wie, es würde nicht gut enden, wenn die Anderen von seinen Gefühlen erfuhren. Also versteckte er sie gut. Seufzend machte er sich daran, etwas zu kochen, wie Hizumi es vorgeschlagen hatte. Er machte auch gleich noch etwas für seine Freunde. Wenn sie wieder kamen, dann konnten sie es sich ja aufwärmen… Als Karyu wenig später am Küchentisch saß und zu essen begann, da hatte er eigentlich schon keinen Hunger mehr. Der Gedanke an Zero ließ ihn nicht los. Dass der Bassist schon nach einer Woche wieder aus dem Krankenhaus konnte, war mit zwei Bedingungen gekoppelt. Zum Einen mussten sie sich um die Verletzungen ihres Bassisten kümmern, das wurde Hizumi und Tsukasa wahrscheinlich gerade genauer erklärt. Außerdem würde Zero, sobald es ihm wieder besser ging, zu einem Psychologen gehen müssen, der nachschaute, ob der Autounfall bleibende psychische Schäden hinterlassen hatte. Karyu ahnte, dass allein die bloße Anwesenheit Zeros irgendwas mit ihm anstellen würde. Sein Herz klopfte jetzt schon unangenehm schnell, wenn er daran dachte, dass sein verletzter Freund bald wieder hier sein würde. Tsukasa hatte ihm erzählt, dass er gleich am Tag nach dem Unfall beim Management angerufen hatte und mit Sugar-san, ihrem Manager gesprochen hatte. All ihre Aktivitäten waren erstmal auf Eis gelegt. Zero musste sich ausruhen und konnte keinen Stress gebrauchen, auch Karyu sollte seine Ruhe bekommen, denn es war seinen Freunden ja nicht entgangen, dass auch er sehr litt. Zur Beruhigung der Fans würden höchstens Tsukasa und Hizumi mal ein Interview geben oder ähnliches, aber was genau geplant war, wusste Karyu nicht. Nicht, dass es ihn nicht interessieren würde, aber die Anderen hatten ihm klar gemacht, dass sie weder ihm noch Zero irgendwas erzählen würden, was mit der Arbeit zusammen hing, sofern es nicht der Beruhigung diente. „Karyu? Was ist los mit dir, du bist so grün im Gesicht…musst du dich gleich übergeben?“ Das war Zeros Stimme. Sein Herz machte einen ungesunden Sprung und er sah auf. Im Türrahmen der Küche stand Zero, blass im Gesicht, mit einem Verband um die Stirn gewickelt. Besorgt neigte der Bassist leicht den Kopf. Karyu schluckte den Bissen, den er schon eine Weile im Mund hatte, langsam hinunter und erwiderte den Blick Zeros stumm. Jetzt merkte er, dass ihm tatsächlich schlecht war. „Hey, Zero…“, sagte er nur und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Er legte die Stäbchen auf den Teller und stand vorsichtig auf. „Ich geh mal ins Bad…“, murmelte er und schob sich an Zero vorbei, der ihm stirnrunzelnd hinterher sah. Irgendwas stimmte doch mit Karyu nicht! Auf dem Weg ins Bad begrüßte der Gitarrist noch Tsukasa und Hizumi, dann betrat er das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Er rutschte an der Tür hinab auf den Boden und schloss die Augen. Oh Gott, wurde ihm schlecht… +++ „Zero, jetzt mach dir keine Sorgen“, sagte Tsukasa und führte ihn zur Couch. „Achte du lieber auf dich, dir geht’s wirklich nicht gut, schließlich bist du immer noch schwer verletzt. Ich kümmer mich schon um Karyu.“ Hizumi nickte bekräftigend und setzte sich neben Zero, der nur brummte. „Ich schau mal nach ihm…“, sagte der Drummer leise und ging zum Bad. „Karyu? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Einige Sekunden verstrichen. „Hnn…“, erklang es dann recht nah bei der Tür. Tsukasa runzelte die Stirn. „Rede mit mir, Großer. Sonst trete ich die Tür ein, du weißt, dass ich das wirklich mache“, drohte er. Es blieb still im Badezimmer, doch wenig später öffnete sich langsam die Tür einen Spalt breit und Karyus Gesicht erschien dahinter; es hatte immer noch eine ungesunde Farbe. Tsukasa warf einen Blick hinter sich in Richtung Wohnzimmer, dann öffnete er kurzerhand die Tür etwas mehr und schlüpfte auch ins Bad, dann schloss er die Tür und sah Karyu ernst an. „Hör mal, so geht das nicht. Ich sehe ja, dass es dir nicht gut geht, aber du musst dich jetzt zusammenreißen, ja? Wir müssen uns jetzt alle gut um Zero kümmern, er braucht unsere Hilfe. Das verstehst du doch, oder?“ Karyu senkte den Blick und nickte nur. Leicht nickte Tsukasa und strich ihm über den Arm. „Du musst jetzt stark für ihn sein. Und…“, fügte er dann zögernd hinzu, „du weißt doch, dass er wieder wird. Und du weißt auch, dass du keine Schuld an seinem Unfall hast. Also verstehe ich gar nicht, warum du dich so schlecht behandelst. Und nun komm, wir essen gleich alle was zusammen. Du hast ja schließlich für uns alle gekocht. Und wenn du nur einen Bissen nimmst, du setzt dich zu uns, verstanden?“ Streng sah er seinen Gitarristen an, der sich zu einem leisen ‚Ja’ durchrang, woraufhin Tsukasa zufrieden nickte und ihm ein aufmunterndes Lächeln zuwarf. Er öffnete die Tür und zog Karyu an der Hand raus aus dem Bad, dann ließ er ihn wieder los und ging zu den Anderen ins Wohnzimmer, gefolgt von Karyu, der sich straffte und ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zauberte. +++ Tatsächlich legte Karyu wieder etwas bessere Laune an den Tag. Wann immer er mit seinen Freunden beisammen war, lächelte er zuversichtlich und hatte auch wieder ein paar Witze und Späße auf Lager. Aber er zog sich zurück, so dass die Anderen ihn nicht mehr so oft wie früher zu Gesicht bekamen. Das war schon in den ersten beiden Tagen seit Zeros Rückkehr so. Er hoffte, dass es seinen Freunden nicht auffiel. Zero sollte sich ja keine Sorgen machen. Karyu war viel unterwegs, tief in seinem Inneren wusste er, dass es im Grunde eine Flucht war. Was genau er zu Hause eigentlich so fürchtete, wusste er nicht. Nur, dass es etwas mit Zero zu tun haben musste. Doch am Abend des zweiten Tages, als er nach 21 Uhr in die Wohnung kam nach einem Ausflug, wurde seine Taktik schon über den Haufen geworfen. Der Bassist lag bereits im Bett, nur Tsukasa und Hizumi waren noch wach und begrüßten ihn ernst, als er sich zu ihnen setzte. „Karyu, du musst uns einen Gefallen tun“, begann Hizumi, weswegen er den Kopf schief legte und neugierig wissen wollte, was denn los sei. „Es wäre schön“, meinte da Tsukasa, „wenn du morgen mal hier bleiben könntest. Hizumi und ich haben einen Termin außerhalb der Stadt. Es betrifft unsere musikalischen Aktivitäten. Wir müssen morgen Vormittag von hier los und wissen nicht, wann wir wieder hier sein werden…“ Leicht nickte Hizumi. „Es wird wahrscheinlich spät werden. Und da wir den ganzen Tag über nicht da sind, müsstest du dich allein um Zero kümmern.“ Karyu lehnte sich zurück und nickte langsam. Einen kompletten Tag allein mit dem verletzten Bassisten!? „Okay.“ Ein wenig überrascht über das schnelle Einverständnis nickte nun auch Tsukasa. Karyu verhielt sich weiterhin merkwürdig, das war ihm nicht entgangen, und er konnte sich denken, dass es mit Zero zu tun hatte, weswegen er mit ein wenig Widerstand seitens des Gitarristen gerechnet hatte. „Gut, also wir müssen dir da noch schnell was erklären…im Kühlschrank liegen zwei verschiedene Salben, die wirst du brauchen. Abends, bevor Zero schlafen geht, musst ihn damit eincremen, ja? Er trägt noch einen Verband um die Brust, dort wo er sich die Rippen gebrochen hat, kommt die Salbe der roten Tube drauf, die andere Salbe kommt…na ja, im Grunde überall rauf. Du wirst schon sehen, wo die wichtigen Stellen sind. Und Zero ist ja auch noch da, der sagt es dir dann. Du musst dann auch den Verband austauschen. Das Material dazu liegt in seinem Zimmer. Falls er Schmerzmittel braucht, die stehen im Bad neben den Kopfschmerztabletten…“ Fragend sah Tsukasa zu Hizumi, ob diesem noch etwas einfiel, aber der Sänger schüttelte den Kopf und schaute zu Karyu. „Kannst du dir das merken?“ Langsam nickte der Gitarrist, er hatte aufmerksam zugehört, wiederholte noch mal rasch alles, woraufhin die Anderen zufrieden nickten. „Gut“, meinte Tsukasa, „dann können wir beide ja beruhigt die Reise antreten.“ Er lächelte leicht, als Karyu ihm einen kurzen Blick zuwarf. „Und ihr möchtet mir nicht erzählen, wohin ihr genau geht und was ihr da treibt?“ Seine beiden Freunde sahen sich kurz an und schüttelten dann den Kopf. „Nein, das musst du nicht wissen.“, sagte Hizumi nur und streckte sich. „Wollt ihr auch ein Bier?“ Während Tsukasa nickte, verneinte Karyu. „Nein danke“, murmelte er beleidigt und stand auf. „Ich geh meine Gitarre besuchen.“ Er lief in ihren Musikraum, bevor die Anderen noch etwas sagen konnten und ließ sich auf einem Hocker nieder, der genau vor seiner Akustikgitarre stand. Leise seufzte er und starrte sie an. Er hatte ein wenig Angst vor morgen. Vielleicht würden sie über Dinge reden, von denen er nichts hören wollte… Ob Zero ihm dann, wenn sie endlich alleine waren, Vorwürfe machen würde? Nach einer Weile dachte Karyu noch mal über das Gespräch eben mit Tsukasa und Hizumi nach. Warum musste er die Verletzungen von Zero eincremen? Konnte der Bassist das nicht selbst machen? Leicht runzelte Karyu die Stirn und dachte darüber nach, wie oft und in welchen Situationen er Zero in den letzten beiden Tagen gesehen hatte. Nur zwei oder drei Mal. Das erste Mal war gewesen, als Zero zurückgekommen war, gestern, da hatten sie zusammen gegessen, er hatte nur auf seinem Platz gesessen und nicht viel gesagt. Karyu war schnell in sein Zimmer gegangen. Erst am Abend hatte er das wieder verlassen, und da hatte er Tsukasa mit Zero in dessen Zimmer gesehen. Er hatte ihm geholfen, sich aufs Bett zu setzen, dann hatte er die Tür geschlossen. Und heute…morgens zum Frühstück hatte er ihn nicht gesehen, dann war er kurz draußen gewesen, und erst, als er am Mittag zurück war, hatte er den Bassisten gesehen. Zusammen mit Tsukasa hatte er vorm Bad gestanden, das Laufen schien ihm schwer zu fallen, zumindest hatte der Drummer ihn gestützt… Als Karyu am Nachmittag wieder rausgehen wollte, hatte er Zero getroffen, der an der Wohnungstür stand und sich mit Hizumi stritt. „Ich kann doch wohl mal rausgehen“, verlangte der Bassist, aber Hizumi schüttelte mit dem Kopf. „Vergiss es, du schaffst keine drei Meter. Und selbst wenn wir dir helfen wirst du viel zu schnell erledigt sein und auch nicht weit kommen. Warte doch noch ein paar Tage…“, bat der Vocal, während Karyu seinen Bassisten mitfühlend ansah. „Noch ist es zu früh, Zero“, stimmte er zu und lächelte dann aufmunternd. „Aber wer weiß, wie das übermorgen aussieht, hab noch ein wenig Geduld.“ Damit hatte er sich von den beiden verabschiedet und war gegangen. Er hatte noch mitbekommen, wie Zero sich beleidigt und unzufrieden umgedreht hatte um in sein Zimmer zu gehen. Er ahnte wohl, dass es noch länger als zwei Tage dauern würde, bis er wieder fit genug war um hinaus zu gehen. Während Karyu genauer darüber nachdachte, dann wurde ihm bewusst, dass Zero sich offensichtlich nur schlecht bewegen konnte. Vermutlich tat ihm der ganze Körper noch weh… Er würde ihm helfen, so gut er konnte. Das war das mindeste, was er tun konnte. Jetzt konnte er nicht mehr weglaufen. --- tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)