The second soul von LittleLuna ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Die Luft flackert in der heißen Mittagssonne, die gnadenlos auf die trockene steinige Landschaft scheint, und der staubige Pfad, der sich durch das Ödland zieht, wird nur von einer schemenhaften Gestalt begangen. Die Shilouette des Mannes ist leicht verschwommen durch die Hitze und den aufwirbelnden Staub, wie bei einer Fatamorgana. Doch der Schwertgriff, der hinter seinem Rücken hervorlugt glänzt hell in der prallen Sonne. Der Blick des Mannes ist gesenkt auf seine Füße, jeden Schritt beobachtend. Jeder Tritt wirbelt etwas Staub auf, der sich auf die auch so schon dreckigen Lederstiefel legt. Auch der Wind weht immer wieder etwas Sand in den blonden Schopf, der dadurch noch mehr zerzaust wird. Kaum etwas regt sich in der Umgebung. Nur vereinzelte verdorrte Büsche rascheln leise in den warmen Böhen und ein paar Aasgeier ziehen ihre Kreise am Himmel. Diese scheint der Wanderer wohl zu bemerken und sieht nach oben: „Ihr Viecher könnt noch lange warten, bis ich umfalle. Zieht ruhig eure Kreise, bis ihr schwarz werdet, gierige Vögel!“ Er bleibt stehen und greift nach der Feldflasche, die von seinem breiten Nietengürtel herunterhängt. Doch mehr als einen kleinen Schluck Wasser bekommt er nicht heraus, als er daraus trinken will: „Herrlich, ich hätte mir im letzten Dorf wohl etwas mehr mitnehmen sollen:“ Er verzieht das Gesicht, bis sein Blick wieder auf die Geier fällt. „Na los, verzieht euch, Geierpack!“ Angeekelt wirft der Blonde die Flasche nach den Tieren, trifft jedoch keinen. Stattdessen lassen einige Geier nur ein schräges Krächzen vernehmen und schwirren weiter über dem Mann herum. Seufzend dreht dieser sich um und geht weiter den endlos scheinenden Weg entlang. „Was rede ich überhaupt mit Vögeln.“ Stunden vergehen, in denen der Schwertkämpfer ohne ein Zeichen von Müdigkeit den schnurgeraden Weg entlanggeht. Die Sonne geht bereits unter, da sieht er in der Ferne im Licht der Abenddämmerung ein kleines Dorf... Prolog Ende Kapitel 1: Das Sommerfest ------------------------- Die Umgebung ist inzwischen schon etwas grüner geworden. Langsam verlässt der Wanderer die Felswüste und kommt in eine schöne, mit vielen Büschen übersähte Wiesenlandschaft. Auch das Dorf wird mittlerweile immer deutlicher erkennbar, so gut es eben geht, schließlich ist es ja bereits dunkel. Die Luft ist jetzt angenehm mild und ein Duft von gegrilltem Fleisch weht dem jungen Schwertkämpfer vom Dorf her in die Nase. Sein Magen gibt als Antwort daraufhin ein lautes Knurren von sich. „Mensch, wie lange habe ich eigentlich nichts ordentliches mehr gegessen?“ Er beschleunigt seine Schritte, immer geradewegs in die Richtung, aus der der Geruch kommt. Schon bald kann er auch Stimmen und Gelächter hören, die vom Dorf herschallen. Es ist wirklich kein großes Dorf. Hauptsächlich besteht es aus kleineren Häusern, manche mit Schuppen oder Ställen daneben, einigen kleineren Feldern am Rand des Dorfes und in der Mitte einem größeren freien Platz, an den ein paar kleine Geschäfte grenzen. Im Zentrum des Platzes befindet sich ein großes Lagerfeuer, welches von mehreren Tischen mit Bänken umringt ist. Alle Dorfbewohner scheinen sich hier versammelt zu haben und ein Fest zu feiern. Die Häuser ringsherum sind mit Blumengirlanden geschmückt, ebenso die Tische, auf denen alle möglichen Gerichte und Getränke stehen, wurden mit Kerzen und Blumen verziert. Jeder unterhält sich ausgelassen, isst oder tanzt zu der Musik, die ein kleine Gruppe neben dem Feuer anstimmt. „Ob ich jetzt einfach so da rein platzen sollte?“, unsicher steht der junge Mann noch im Schatten eines Hauses direkt am Festplatz. Doch auf ein weiteres empörtes Knurren seines Magens hin entscheidet er sich schließlich doch sich mit den Leuten bekannt zu machen. Vorsichtig tritt er in den Schein des Feuers und geht auf einen der Tische zu. „Pass auf!“ Ehe er sich versieht liegt er auch schon auf dem Boden. Als er sich aufrichtet sitzt vor ihm ein Mädchen, gerade mal halb so groß wie er, und reibt sich den Kopf. Neben ihr hockt sich jetzt ein Junge hin, wahrscheinlich genauso alt wie sie. „Entschuldigen sie, Mister, das war keine Absicht.“, sie steht auf und verbeugt sich entschuldigend. Von einem der Tische kommt jetzt eine Frau auf sie zu gerannt: „Valerie, was ist passiert?“ „Ich hab nicht aufgepasst und bin gegen diesen Mister gestoßen.“ Der „Mister“ steht nun endlich auch wieder auf und klopft sich den Staub von den Klamotten, ebenso wie der Junge, der neben dem Mädchen gehockt hat. „Oh, das tut mir Leid mein Herr, ich hoffe, sie haben sich nichts getan.“, entschuldigt sich Valeries Mutter. Doch ihr Gegenüber tut dies mit einer Handbewegung ab: „Ach, ist doch nichts passiert, machen sie sich keine Sorgen.“ Die Frau lächelt erleichtert und bietet ihm an, sich zu ihnen zu gesellen: „Sie haben uns noch gar nicht ihren Namen gesagt. Ich bin Kim, das hier“, sie deutet auf das Mädchen neben ihr „ist meine Tochter Valerie und dieser Junge ist mein Neffe Sam.“ „Freut mich sie kennen zu lernen, mein Name ist Ryan.“, gibt er zurück und setzt sich zusammen mit Sam, Valerie und ihrer Mutter an einen der Tische. „Mister Ryan, sie haben ja ein Schwert. Sind sie ein Schwertkämpfer?“, fragt Valerie, als sie den Griff hinter Ryans Rücken sieht. „Ja, das bin ich.“, antwortet dieser ihr und schnallt das Schwert, welches er mit einer Schnalle am Gürtel befestigt hat, ab um es den Kindern zu zeigen. „Ich hab noch nie einen Schwertkämpfer getroffen, wo kommen sie denn her?“, Sam, der sich gerade noch das Schwert besehen hat, schaut den Größeren jetzt fragend an. „Ich komme auch aus einem Dorf, das ist aber viel weiter im Westen.“ „War es da nicht schön? Warum sind sie denn gegangen Mister Ryan?“ „Valerie, Sam! Jetzt fragt ihm keine Löcher in den Bauch. Holt ihr beiden lieber etwas zu Essen und Trinken, er hat bestimmt lange nichts richtiges bekommen nach der langen Reise durch die Felswüste.“, fordert Kim die Kinder auf, welche daraufhin auch sofort loseilen. „Vielen Dank.“, wieder meldet sich lautstark, wie auf Bestellung, sein Magen. Um die Verlegenheit zu verdecken fragt er Kim, was das für ein Fest sei. „Das ist unser Sommerfest. Wir machen es jedes Jahr an diesem Tag. Es hat keinen tiefen traditionellen Sinn, aber es stärkt den Zusammenhalt, da jeder sich tüchtig engagiert, bevor wir alle zusammen den Sommer feiern. Da fällt mir gerade ein, das ich sie ja noch beim Buergermeister bekanntmachen sollte. Schließlich wollen wir ihm unseren Gast ja nicht vorenthalten. Wartet bitte einen Augenblick, ich bin gleich wieder da.“, mit diesen Worten steht sie auf und entfernt sich. Ryan schaut sich um. Er war lange nicht mehr auf einem Fest gewesen. In diesen schwierigen Zeiten haben die Leute wohl auch nicht allzu viele Gründe zum feiern. Doch hier scheint wirklich jeder sorglos zu sein. Von den Ereignissen der vergangenen Monate haben die Leute hier wohl noch nichts abbekommen. „Mister Ryan!“ Ryan schaut auf und sieht zwei riesige Essensberge mit Beinen auf sich zu kommen. Bei genauerem hinsehen entdeckt er dann jedoch, dass es sich eigentlich um die Kinder handelt, die voll beladen Richtung Tisch wanken. „Wir haben ganz viel mitgebracht, weil sie doch so Hunger haben“, keck grinst Sam ihn an, nachdem er die Fracht auf dem Tisch abgeladen hat. „Hoffentlich schmeckt es Ihnen. Die meisten Sachen stellen wir nämlich selber hier im Dorf her.“, mit diesen Worten und einem süßen Lachen setzt sich Valerie gegenüber von Ryan auf die Bank. Verdattert bläst dieser die Wangen auf. „Joah... öhmm...“ Doch weiter kommt er nicht, da gerade Kim wieder kommt, in Begleitung eines Mannes, kaum älter als er selbst. „So, da bin ich wieder. Darf ich vorstellen, das ist unser Bürgermeister“, sie weist auf den Mann hinter ihr hin, „und dies ist unser Gast, Ryan.“, stellt die Frau vor. „Das ist der Bürgermeister?! Der ist doch gerade mal vielleicht 2-3 Jahre älter als ich! Da rechnet man so mit einem etwas älteren, rundlicherem Mann, eventuell noch ein Schnauzer, und dann kommt da so einer!“, denkt sich Ryan verblüfft und mustert seinen Gegenüber. Der Mann vor ihm sieht wirklich nicht nach einer wichtigen Person aus. Er trägt ein schlichtes grünes Hemd und eine schwarze Jeans. Die glänzenden, ebenso schwarzen, glatten Haare fallen ihm leicht in die kühlen, stahlgrauen Augen. Augen, die einen mit einem Blick so stechend durchdringen können, dass man meint, sie würden einem direkt in die Seele schauen. „Mein Name ist Dragon. Freut mich sie hier willkommen zu heißen, Herr Ryan. Fühlen sie sich wie zu Hause.“ Nach einem Blick auf den Tisch fängt er an zu Lachen „Aber wie ich sehe, tun sie das ja bereits.“ Halb empört, halb Hilfe suchend blickt der Schwertkämpfer in die Runde. „Ja, aber... ich hab doch gar nicht...“ Ein amüsiertes Lächeln bildet sich auf Dragons Lippen. „Ist schon gut. Genießen sie die Feier. Falls sie schlafen gehen möchten, melden sie sich bei mir, ich kann ihnen ein Zimmer arrangieren.“ „...Ja,... danke.“, gibt Ryan nur noch als schlichte Antwort, woraufhin Dragon sich wieder verabschiedet und geht. „Er scheint ja ein freundlicher Typ zu sein, aber irgendwie ist er mir trotzdem unheimlich.“, denkt sich Ryan, während er sich an den Tisch setzt und sich ein Stück Hühnchen vom Teller greift. „Liegt wohl an den Augen.“, er erschaudert. Beim Essen beobachtet Ryan ein wenig die Leute. Sie haben ihn wirklich noch gar nicht bemerkt, was ihm eigentlich auch ganz recht ist. So steht er wenigstens nicht allzu sehr im Mittelpunkt und kann in Ruhe das Essen und die fröhliche Atmosphäre genießen. Wirklich beteiligen tut sich der junge Schwertkämpfer an dem Sommerfest aber nicht. Hauptsächlich sitzt er an dem Tisch und unterhält sich mit Kim oder schaut den Leuten zu. Später in der Nacht lässt er sich dann von Dragon ein Zimmer in einer kleinen Gaststätte geben. Zwar ist das Fest noch lange nicht zu Ende für die Bewohner, doch er selbst hat nicht vor die ganze Nacht durch zu machen. Schließlich will er morgen früh direkt wieder aufbrechen, ohne groß Aufsehen zu erregen. „Hmm...“, Ryan liegt im Bett und dreht sich von der einen auf die andere Seite. Er hat einen harten Tag gehabt, trotzdem ist er jetzt hellwach. So sehr er es auch versucht, er kann einfach nicht einschlafen. Es ist so, als hätte er etwas sehr wichtiges vergessen. Auf dem Rücken liegend schaut er jetzt aus dem Dachfenster über ihm in den wolkenlosen Nachthimmel. „Warum beschleicht mich gerade so ein seltsames Gefühl...“, murmelt er leise in sich hinein und schaut sich im Zimmer um. An der gegenüberliegenden Wand steht ein Tisch, wo ein Glas und eine Kanne Wasser für die Nacht stehen. Über dem Stuhl hängen sein Hemd, das Kettenhemd und der Gürtel. Seine Stiefel stehen neben der Tür. Viel gibt es eigentlich nicht, was er vergessen haben könnte. Die Feldflasche ist es nicht, die hat er unterwegs weggeworfen... „Verdammt, warum bin ich nicht gleich drauf gekommen!“, flucht er und springt aus dem Bett. Schnell wirft er sich das Hemd über und rennt aus dem Zimmer. „Wie konnte ich nur mein Schwert liegen lassen!“ Im Gasthaus ist es dunkel, daher muss er langsam die Treppe herunter gehen, um nicht zu fallen. Zudem will er mögliche andere Gäste nicht aufwecken, wobei ihm die knarzenden Stufen auch keine große Hilfe sind. Unten an der Rezeption ist mittlerweile auch niemand mehr. Die Uhr über der Tür zeigt 2:54 Uhr an, was wohl heißt, dass auch auf dem Festplatz jetzt keiner mehr ist. Behutsam öffnet Ryan die Tür und lugt nach draußen. Alles still, wie in einer Geisterstadt. „Wo ging es denn noch mal lang?“ Hinter ihm fällt die Tür ins Schloss, während er sich umsieht. „ Ich glaube diese Richtung.“, denkt er still bei sich und wendet sich nach links. Zögerlich geht er durch die Strassen, bis ihm ein leichter Lichtschein von rechts ins Auge fällt. Als er um die Ecke schaut, sieht er tatsächlich den Festplatz. Das Feuer ist noch nicht komplett aus, nur die Kohle glüht noch etwas, was den Lichtschein erklärt. Es scheint, als ob sich noch niemand die Mühe zum Aufräumen gemacht hat. Überall hängen noch die Girlanden und auf den Tischen steht noch Unmengen an Geschirr und Essensresten rum. Plötzlich hört Ryan ein Rascheln, woraufhin er leicht zusammenzuckt. Langsam dreht er sich um und sieht, dass sich in dem Busch, der dort steht, etwas bewegt. Er geht vorsichtig zwei Schritte zurück, den Busch nicht aus den Augen lassend. Etwas tritt aus dem Gezweig heraus... etwas kleines. „Waff!“ Ein Hund. Erleichtert atmet Ryan auf und beugt sich zu ihm hin. „Meine Güte, ich dachte schon ich muss Angst haben.“, lacht er und streichelt dem Tier sanft über den Kopf. In diesem Moment fällt ihm jedoch wieder ein, warum er sich hier überhaupt rum treibt bei Nacht. Er steht auf und geht zu einem der Tische rüber. Reihum schaut er bei jedem Tisch nach seinem Schwert, wobei ihm der kleine Hund immer schwanzwedelnd hinterher lauft. Und wie es so ist, wenn man etwas sucht, ist das gesuchte Objekt da, wo man als letztes nachsieht. In diesem Fall unter dem letzten, noch nicht abgesuchten Tisch. Wahrscheinlich hat es irgendjemand dort hingelegt, da auf dem Tisch kein Platz mehr war. Ohne weitere Überlegungen schnappt sich Ryan sein Hab und Gut und macht sich wieder Richtung Gaststätte auf, immer dicht gefolgt von dem Streuner. „Du bist ja richtig anhänglich.“, bemerkt Ryan und bleibt kurz stehen, um den Hund vorsichtig hochzuheben. Dieser macht keine Anstalten und lässt sich von dem Blonden knuddeln und bis vor die Gaststätte tragen. „Tut mir Leid, Kleiner. Hier ist Endstation.“, behutsam setzt der Schwertkämpfer das Tier ab. Plötzlich hallt eine laute Explosion vom anderen Ende des Dorfes herüber. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- „Was war das?!“, ruckartig dreht sich Ryan um. Vom der anderen Seite des Dorfes steigt Rauch auf. Man hört entfernte Schreie und das Knacken der Flammen, die nun emporschießen. Überall um den Blonden herum gehen jetzt die Lichter in den Häusern an. Vereinzelt rennen die Leute aus den Häusern und starren entsetzt auf die Flammen. „EIN ANGRIFF!“, hört Ryan jemanden in der Nähe rufen, woraufhin die Bewohner panisch aus ihren Häusern flüchten. Von allen Seiten wird er jetzt von der hektischen Masse angerempelt, die aus dem Dorf flieht. Er selbst bleibt wie in Trance starr stehen:“ Das sind keine gewöhnlichen Räuber... das sind Magier, und zwar jede Menge...“ „Mister!“ Aus der Starre gerissen blickt sich der Kämpfer um. Vor ihm steht Valerie, mit verweinten, vor Angst geweiteten Augen:“ Wo ist Mama?“ Ohne groß nachzudenken packt Ryan die Kleine an der Hand und zieht sie mit. „Wo ist Mama?!“, fragt sie etwas panischer, während sie dem Großen hinterer stolpert. „Ihr geht es bestimmt gut! Wir müssen jetzt aber hier weg!“, ein wenig zweifelt er selber an seinen Worten, aber das kann er der Kleinen ja nicht so sagen. In den Straßen herrscht helle Aufruhr. Kinder rufen verängstigt nach ihren Eltern und jeder versucht so schnell wie möglich aus dem Dorf zu fliehen, welches nun fast vollständig in Flammen steht. In dem Durcheinander weiß Ryan gar nicht, wo er überhaupt hin muss. Er dreht sich zu Valerie um, welche keuchend, mit den Händen auf den Knien gestützt nach Luft ringt. Kurzerhand nimmt er sie dann auf seinen Rücken und bahnt sich seinen Weg durch die hysterische Menschenmenge. Endlich findet er dann einen Weg, der zu den Feldern am Rand des Dorfes führt. Gerade noch rechtzeitig schlägt er diesen ein, denn hinter ihm krachen bereits die ersten brennenden Balken zu Boden. An seinem Ohr kann er Valeries erschrockenes Japsen hören. „Mach dir keine Sorgen, wir sind bald in Sicherheit.“, versucht Ryan das Kind zu beruhigen, während er den Feldweg entlang hastet. „Aber... w-was ist mit M-mama? Wenn sie noch... da d-drin ist?“, Valerie vergräbt ihr Gesicht in seinem Hemd. „Sie hat es bestimmt geschafft zu entkommen, das hab’ ich im Gefühl.“, will er sie erneut beschwichtigen, doch innerlich hasst er sich dafür sie anzulügen. Als sie weit genug vom Dorf entfernt sind, bleibt Ryan stehen und dreht sich zum brennenden Dorf um. Noch immer kann man vereinzelt Menschen aus ihm heraus rennen sehen. Immer wieder stürzen Balken und Wände ein, und die panischen Rufe schallen noch bis zu den beiden hin. Behutsam setzt der Schwertkämpfer das Mädchen ab:“ Versteck dich im hohen Gras und warte hier. Ich werde noch mal zurück gehen und deine Mutter suchen, ok?“ Valerie wischt sich die Tränen aus den Augen und bringt schluchzend ein „Ja“ heraus. Daraufhin spurtet der Blonde wieder zurück. Der Überfall war wohl schnell zu Ende gewesen, denn das Dorf ist nur noch eine einzige Ruine. Jeder ist bereits geflohen, die Häuser sind allesamt zertrümmert und an einigen Stellen fackelt noch ein wenig übrig gebliebenes Holz. Die Angreifer scheinen sich auch bereits verdrückt zu haben, trotzdem fühlt sich der Kämpfer irgendwie beobachtet. Langsam schleicht er durch die Trümmern. Der gesamte Boden ist mit Asche bedeckt, die bei jedem Schritt leicht aufwirbelt. Der Staub, der wie ein Nebelschleier, in der Luft hängt macht es dem Blonden schwer zu atmen und verdeckt dessen Sicht. Erst jetzt bemerkt er, dass er ja überhaupt keine Schuhe an hat, denn er fühlt, wie vereinzelt Nägel und Splitter ihn pieksen. Er hat es wohl durch den Adrenalinschub zuerst nicht gespürt. Doch der Gedanke ist schnell wieder verflogen, als er einen Blick im Nacken spürt. Ryan dreht sich ruckartig um. Doch ehe er sich versieht kommt ihm auch schon Flammen entgegen geschossen. Gerade noch schafft er es zur Seite zu springen und blickt seinem Feind nun über eine Feuerwand hinweg in die Augen. „WAS SOLL DAS!“, faucht Ryan, „Was haben diese Menschen denn getan?!“ Der junge Mann scheint seine Frage nicht zu realisieren und antwortet monoton: „Ich habe den Befehl, alle Bewohner abzuführen.“ Bevor der Blonde reagieren kann schießt auch schon ein Feuerball auf ihn zu und trifft ihn mitten auf der Brust. „Ah! Verdammt!“, hastig zieht er das brennende Hemd aus und hebt kampfbereit sein Schwert. Ohne Zögern stürmt er jetzt durch die Feuerfront und attackiert den Magier. Dieser weicht jedoch noch in letzter Sekunde mit einem Sprung nach hinten aus und setzt nun seinen Körper in Flammen. Das Feuer scheint ihm nichts auszumachen, denn er steht sehr ruhig in abwartender Haltung da. „Was will er denn damit erreichen?“, denkt sich Ryan und schaut seinen Gegenüber finster an. „Wenn du mich einschüchtern willst, hast du dich gewaltig geschnitten, vor ein bisschen Feuer hab ich keine Angst!“ Erneut startet er einen Angriff. Diesmal macht sein Gegner keine Anstalten auszuweichen. Das hätte sich Ryan vorher überlegen müssen, denn schon lässt er das Schwert mit einem schmerzerfüllten Aufschrei fallen. Auf seiner Hand bilden sich große Brandblasen. Das Feuer hat das Schwert erhitzt und ihm die Handfläche verbrannt. Doch lange verzieht er nicht das Gesicht, sondern versetzt dem Gegner einen unerwarteten, harten Kick gegen den Bauch. Von der Wucht zurückgeschlagen fällt dieser rückwärts zu Boden. Ohne zögern greift sich Ryan wieder sein Schwert und hält es dem am Boden liegenden Gegner nun an die Kehle. Der leere Blick, der sich zuvor in den Augen des Fremden befand, verschwindet und er schaut den Blonden nun direkt an. Zunächst schaut er sehr verwirrt, bis er das Schwert an seinem Hals bemerkt. Ohne Ryan Zeit zum reagieren zu geben, springt er auf und zieht diesem dabei die Beine weg. Nun ist es der Schwertkämpfer, der am Boden liegt und blöd aus der Wäsche schaut. Doch anstatt einen weiteren Angriff zu starten, zieht der Magier eine Feuerwand zwischen ihnen und verschwindet in den zerstörten Gassen des Dorfes. Verwundert richtet sich Ryan wider auf. „Hat der mich jetzt echt hier sitzen lassen?“ Da er jetzt nicht mehr mit einem weiteren Angriff rechnet, steckt er sein Schwert zurück in die Scheide und schaut sich um. Was wollte er denn überhaupt noch mal hier? Nachdenklich geht er durch die Straßen des verbrannten Dorfes. Behutsam setzt er die Füße auf, um nicht in Nägel oder ähnliches zu treten. Er kam ihm eigentlich gar nicht so böse vor. Ob er vielleicht nur kontrolliert wurde? Die Vermutung liegt irgendwie nahe. Als Ryan stehen bleibt und sich umschaut, befindet er sich auf dem Hauptplatz des ehemaligen Dorfes. Doch der Platz ist nicht mehr so schön, wie vor ein paar Stunden noch. Jetzt ist er mit Trümmern und Asche bedeckt und ein leichter Nebel hängt über dem Boden. Nicht hier erinnert mehr an das schöne Sommerfest. „Schon wieder...“ Niedergeschlagen sieht er zu Boden, wo ein paar Tränen vor seinen Füßen in die Asche fallen. „Wieder konnte ich nichts tun...“ „...Mutter...“ Erschrocken schaut der Blonde auf: „Valeries Mutter! Ich wollte sie doch suchen! Sicher macht die Kleine sich schon Sorgen.“ Hastig wischt er sich die Tränen weg und geht mit schnellen Schritten aus den Ruinen zu Valerie zurück. Diese sitzt noch immer am selben Platz, wo Ryan sie zurückgelassen hat und hat auf ihn gewartet. Erwartungsvoll schaut sie ihn an: „Wo ist Mama?“ Bei diesen Worten bilden sich bereits Tränen in ihren Augen. „Es war niemand mehr da. Sie ist wahrscheinlich geflohen.“ Dicke Tränen rollen ihr jetzt über die Wangen und sie vergräbt schluchzend ihr Gesicht in den Händen. Ryan legt vorsichtig den Arm um ihre Schulter. „Ich werde dir suchen helfen, okay? Es gibt keinen Grund zu weinen, wir werden sie schon finden.“ Energisch wischt sich Valerie die Tränen aus den Augen und schaut den Größeren an. „Versprichst du es mir?“ Zunächst zögert der Blonde noch, er ist sich nicht ganz sicher was er sagen soll, entscheidet sich dann aber doch zu einem etwas unsicheren „Ja“. „Ich bin müde.“ „Egal“ „Ich will nicht mehr weiter laufen.“ „Du musst aber!“ „Dann musst du mich aber tragen.“ „Aber das kann ich doch nicht machen.“ „Warum?“ Genervt dreht sich das blonde Mädchen zu dem ihr hinterher schlurfenden Mann um: „Ich bin viel zu klein und schwach, und dich zu tragen! Jetzt beeil dich, du hast mir doch versprochen meine Mama zu finden, Herr Schwertkämpfer!“ Ein erschöpfter Seufzer entfährt diesem und er lässt sich auf den weichen Waldboden fallen. „Lass uns doch lieber die paar Stunden, die von der Nacht noch übrig sind schlafen und morgen weiter gehen.“ Klar, dass er müde ist. Wenn man noch kein Auge zu gemacht hat in der Nacht, vor einem ganzen Dorfbrand fliehen muss und dann noch kämpfen. Das Gemaule des Mädchens hört er sich schon gar nicht mehr an, sondern macht es sich einfach an Ort und Stelle bequem um zu Schlafen. „Hey! Nicht einschlafen. Dann bin ich ja ganz allein in diesem dunklen Wald, das kannst du nicht machen.“, jammert die Kleine jetzt genau in sein Ohr. „Dann schlaf doch einfach auch. Es dauert sowieso nicht mehr lange bis es hell wird.“ „Nein, es ist zu gruselig hier... außerdem hab ich gerade was gehört.“ „Ja, kann sein, dass hier schon mal ein paar Tiere rum laufen... Hasen und Rehe und so... vielleicht mal ein Bär...“, nuschelt Ryan in seinen Ärmel, in den er sein Gesicht vergraben hat. „Whaaaah! Ich hab Aaangst!!“, heulend rüttelt Valerie ihn an der Schulter. Sowas war wohl der Grund gewesen, warum er sich vorgenommen hatte niemals Kinder zu bekommen. „Jaaaa! Dann guck halt was du machst, mir doch egal, dann bleib halt wach, aber hör auf rum zu heulen. Ich will jetzt schlafen.“ Todesbeleidigt und noch mit Tränen in den Augen kauert sie sich neben den Großen ins Moos, schafft es aber nicht die Augen zu schließen. Es vergingen keine 5 Minuten, als Ryan, der fast schon eingeschlafen war, von einem schrillen Schrei aus dem Halbschlaf gerissen wird. „Ich hab ein komisches weißes Licht gesehen.“ Aus dem Augenwinkel kann er eine Gestalt sehen, die kerzengerade und stocksteif neben ihm sitzt. „Na und?“, genervt setzt sich der Schwertkämpfer auf und schaut Valerie, die zuvor noch gegen seinen Rücken gepresst lag, an. „Herr Schwertkämpfer, was ist, wenn das ein Geist war und er uns angreifen will? Du musst uns dann doch verteidigen.“, wimmert sie. „Also erstmal musst du mich nicht immer »Herr Schwertkämpfer« nennen, du kannst auch ruhig Ryan zu mir sagen. Und außerdem, selbst wenn das ein Geist gewesen wäre, was ich in diesem Wald sogar eigentlich für gut möglich halte, könnte ich sowieso nichts gegen ihn tun.“, versucht er sie zu beruhigen. „Dann gibt es hier wirklich Geister, die uns weh tun wollen?“ „So wie ich das gehört hab, soll es hier haufenweise Rudel von Geisterwölfen geben. Aber die sollen für gewöhnlich niemanden angreifen, es sei denn sie fühlen sich bedroht.“ Es kann doch nicht so schwer sein ein kleines Mädchen zu beruhigen. Jetzt fängt sie gleich schon wieder an zu weinen, das kann er auch in dieser Dunkelheit noch erkennen. „G-glaubst du... sie mögen uns nicht?“, die Kleine griff nach seinem Hemd. „Warum sollten sie? Wir belästigen sie ja nicht, wir schlafen nur... ich jedenfalls.“ „Bist du sicher?“ „Nein, eigentlich nicht. Um ehrlich zu sein hab ich noch GAR NICHT geschlafen.“, scherzt Ryan. „Ich meinte, ob sie uns böse sind?!“, mault Valerie ungeduldig. „Nein, sie sind uns nicht böse. Außer du bist weiterhin so laut, dann vielleicht schon.“ Schon hat er sie wieder zum weinen gebracht. Ist er wirklich so miserabel im Umgang mit Kindern? Kann doch nicht sein, dass er sie schon ca 4 mal zum Heulen gebracht hat. Als ob er das mit Absicht macht. „Hör zu... es tut mir Leid, wenn ich was Falsches gesagt hab. Ich will dir doch keine Angst machen, aber ich kann dich doch auch schlecht anlügen, oder? Glaub mir einfach, dass uns hier nichts passiert und schlaf, okay?“ Als Antwort bekommt er nur einen heftigen Schluchzer. Natürlich hat er es vermasselt. Was hätte er auch anderes von sich erwarten können. Wahrscheinlich wird sie nie mehr aufhören. Tröstend streichelt er ihr über den Kopf, in der Hoffnung es würde irgendwie auf wundersame Weise helfen. Unglaublich aber wahr. Das Schluchzen wird immer weniger und auch die Tränen, die auf ihren Wangen glitzerten, scheinen langsam zu trocknen. Unsicher spricht er sie an: „Alles wieder gut?“ „...“ „Valerie?“ Sie scheint eingeschlafen zu sein. War wohl am Ende doch alles etwas zu anstrengend gewesen. Behutsam legt er das Mädchen im Moos ab und macht es sich ebenfalls wieder gemütlich. -Die ist ja wirklich schnell eingeschlafen- Kapitel 2 Ende So, kann sein, dass sich der Schreibstil von jetzt auf gleich ziemlich geändert hat. Falls das irgendwie stören sollte tut es mir echt Leid. Aber ich hab lange nicht mehr dran weiter geschrieben und da kann das halt mal passieren. Also, ich hoffe aber das dieses Kappi etwas besser ist als das Erste, vielleicht ein bisschen spannender. Aber das könnt ihr mir dann ja auch in den Kommis schreiben. Und haltet euch bitte nicht zurück mit knallharter Kritik, ich will mich doch schließlich verbessern. Auch wenn es nur Kleinigkeiten oder dumme Satzbaufehler oder so was sind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)