Uns Trennt Das Leben von Umi (Otogi/Seto) ================================================================================ Kapitel 1: Uns Trennt Das Leben ------------------------------- Und wie oft hast du schon die Nacht mit einem Helden verbracht und bist am nächsten Morgen neben dem Teufel erwacht? Eine seltsame Frage, oder? Und die Antwort? Die ist einfach. Lass mich nur schnell nachzählen. Rücksitz... Fahrstuhl... zwei Mal Bett... der Teppich davor... Fünf Mal. Niedlich. Für meine Verhältnisse eigentlich fast schon lächerlich. Mein Blick wandert von der Zimmerdecke zu deinem schlafenden Gesicht. Stirnrunzelnd murmelst du lautlos irgendetwas vor dich hin, versuchst scheinbar im Schlaf die Arbeit aufzuholen, die du durch mich versäumt hast. Zwecklos. Liebe ist zeitaufwendig und kostspielig. Glaub mir, ich spreche aus langjähriger Erfahrung. Wenn man sich einmal auf sie einlässt, dann kommt man nie wieder los. Man findet sie, genießt sie, verliert sie, läuft ihr hinterher und das Spiel beginnt von vorn. Und egal, wie brillant man sonst ist, bei diesem Spiel steht man irgendwann immer als Vollidiot da. Es sei denn, man bricht es ab und läuft voraus. Überholt die Liebe. Niemand schenkt einem LifePoints und es gibt auch keine Monster, die sie verteidigen könnten. Nein. Man läuft und läuft und sammelt dabei teils absichtlich, teils versehentlich zahllose gebrochene Herzen. Ziel des Spiels ist es, das eigene nicht zu verlieren. Fast wie bei Dungeon Dice Monsters, bloß hat man in der Realität nur ein Herz - und das heilt sehr langsam. Ein verschlafener Seufzen rutscht mir heraus, als ich mich erst hinsetze und dann aufstehe. Noch einmal zu dir zurückblicke. Der Anflug eines Lächelns huscht plötzlich über dein Gesicht... Meine Sammlung ist also angewachsen. Was würdest du dazu sagen, wenn du die Zahl deiner Vorgänger wüsstest? Einen Teil ihrer Namen? Wärst du angewidert? Immerhin war nicht nur Jounouchi darunter, sondern auch seine Schwester, Honda, Yugi, Bakura... die Liste zieht sich endlos hin. Du kannst dich nicht einmal damit trösten, dass es nur Affären waren. Ich hatte sie alle für einige Wochen, also länger als dich. Aber du... Dich würde ich am liebsten in die Arme schließen und am besten nie wieder loslassen, wenn du meine Küsse nervös und ungeschickt erwiderst. Ich könnte dich auffressen, wenn dir beim Sex Tränen in die Augen steigen. Im ersten Moment war ich natürlich überrascht. Seto Kaiba... noch Jungfrau... unberührt, unerfahren, ungeküsst. Daher kam also deine schnippige Reaktion am Anfang. Als ich dich nur kurz mit dem Fuß unter diesem protzigen Konferenztisch angetippt habe. Du warst kurz davor, mir an den Hals zu springen. Wahrscheinlich war es mein Glück, dass wir nicht allein waren. Inzwischen haben wir unsere "geschäftliche Beziehung" so weitgehend vertieft, dass ich unter dem Tisch noch ganz andere Sachen mit dir machen könnte, wenn ich wollte. Ich sollte Pegasus wohl einen Dankesbrief zukommen lassen... dafür, dass er euren Vertrag nicht verlängert hat und nun mit diesem komischen Siegfried kooperiert. Dafür, dass du dir wegen ihm einen neuen Partner für deine 3D-Technik suchen musstest. Und - anfangs widerwillig - mich genommen hast. Ich streife mir eine der schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und beginne, meine Sachen zusammenzusuchen. Leise. Schnell. Ich mag dich wirklich, Kaiba... Und das ist das Problem. Deshalb muss ich weg sein, bevor du aufwachst. Ich will nicht, dass wir im Streit auseinander gehen. Oder dass du so tust, als wäre es dir egal. Fast hätte ich dir gestern gesagt, dass mein Flieger heute geht. Dass ich Japan für unbestimmte Zeit verlassen werde. Geschäftlich gesehen bleiben wir auch weiterhin Partner. Nur berühren... berühren werden wir uns wohl nie wieder. Ich war die Zukunft für dich doch das ist jetzt Vergangenheit Und ich schätze ein "Es tut mir leid" tut's nicht mehr Du warst so voller Erwartung, ich war so leer... Du hast mich nie angelächelt. Du hast mir nie romantische Kacke ins Ohr gesäuselt. Wolltest nie Händchen haltend durch die Straßen ziehen. Allen von uns erzählen. Stumm und prüfend hast du mich gemustert. Geredet haben wir nie über mehr als das Nötigste. Zusammen waren wir nur, wenn wir allein waren. Es war perfekt. Zu perfekt. Ich wusste es schon, als ich dich das erste Mal küsste. Wir würden etwas miteinander anfangen. Beginnen uns zu mögen. Vielleicht sogar verlieben... Und ich würde dich verlassen. Wie die anderen auch. Die Liebe ist ein riskantes Glücksspiel. Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist. Sonst wird man zu gierig. Hast du je versucht, 3x hintereinander eine 6 zu würfeln? Es dauert, bis es dir das erste Mal gelingt. Mit viel Glück schaffst du es gleich wieder. Und plötzlich erscheint es dir ganz einfach. Wenn es zweimal geklappt hat, warum nicht auch ein drittes Mal? Was kann schon groß passieren, wenn man einfach alles genauso macht, wie beim zweiten Durchgang? Viel. Je mehr man darüber nachdenkt, umso mehr kann geschehen. Wir haben wahrscheinlich mehr gemeinsam, als mir lieb ist. Wir denken beide zuviel über diesen zwischenmenschlichen Krimskrams nach; handeln dadurch zwar überlegt aber zögerlich. Müssen alles mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben. Halten daher beide nichts von ewiger Liebe und all diesem Unsinn. Und vielleicht ist es ein Gesetz das es in deinem Leben gibt dass man für jeden Tag im Himmel einen in der Hölle kriegt Ich nehme dem uniformierten Mädchen am Terminal wieder mein Ticket ab, berühre ihre Hand dabei absichtlich eine Sekunde länger als üblich. Lächle und zwinkere ihr zu. Genieße ihr Erröten, auch wenn irgendetwas fehlt. Frischer Wind kriecht mir aus dem Gangway entgegen. Der Duft der Ferne. Er besänftigt diese Unruhe in meiner Brust, die es mir verbietet, längere Zeit am selben Ort zu bleiben. "Otogi-san!" Ich drehe mich um. Isono, dein Assistent, bedeutet mir mit hektischen Gesten, zu warten. Ein paar Verbeugungen und Höflichkeitsfloskeln in Richtung des noch immer leicht perplexen Mädchens, dann hat er mich eingeholt. "Seto-sama schickt mich. Er wünscht Sie zu sprechen. Jetzt." Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen. Ohne zu antworten wende ich mich wieder ab und lasse deinen Laufburschen zurück. Betrete das Flugzeug und lasse mich von einer der bezaubernden Stewardessen an meinen Platz führen. Flirte nebenbei ein wenig mit ihr. Wärst du selbst gekommen, hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt. Du hättest nur über deinen albernen Schatten springen müssen. Mich am Arm packen und zurückziehen müssen. Festhalten... für immer... Ich lasse mich in den weichen Sitz sinken und schnalle mich an. Werfe der Stewardess, die gerade mit den Sicherheitshinweisen beginnt, eines meiner anzüglichen Lächeln zu, auf das sie auch prompt hereinfällt. Langweilig. Mein Blick fällt aus dem Fenster. Geschäftiges Treiben. Fluglotsen, Gepäckträger... ein Tropfen. Dann noch einer. Schon regnet es in Strömen. Warum bist du nicht selbst gekommen? Warum hast du mich nicht einfach gepackt, gefesselt, geknebelt, über deine Schulter geworfen und mitgenommen? Ob du weinst, wenn du allein bist? Ob du mich vermisst? Langsam setzt das Flugzeug sich in Bewegung. Egal, was du tun wirst. Ob du fluchst, weinst oder in manisches Gelächter ausbrichst, sobald du begreifst, dass ich dich gerade verlassen habe... Es ist zu spät. Du wirst es nicht ändern können, genauso wenig wie die anderen vor dir. Vielleicht tröstet es dich, vielleicht auch nicht, aber... Ich werde keinen von euch je vergessen. Das hier geht an jeden, der mir zu nahe stand und von mir verletzt wurde durch das was uns verband Jetzt trennt uns das Leben, und doch Ich lieb dich immer noch... - ENDE - ___________________________________________ Songtext: Uns Trennt Das Leben by Thomas D. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)