Code of Sparks von -Hansen- ================================================================================ Kapitel 2: Code II ------------------ Dinobot (written by ) Er hatte es geschafft. Hatte sich voran gekämpft, bis hin zu Megatron. Seine Systeme schlugen immer noch Alarm. Warnhinweise und Fehlermeldungen belagerten ihn wie ein Kometenschauer und er musste sie erneut außer Kraft setzen, blockende Programme installieren, damit er nicht in Stasis verfiel. Primus, das hatte ihm gerade noch gefehlt, so kurz vor dem Ziel. Er hatte sich dem Befehl seines Commanders nicht widersetzt und sich dann durch etliche Feinde gekämpft, nur um dann vor dem schlimmsten aller Gegner plötzlich umzufallen, wie ein Narkoleptiker. Das war nun wirklich alles andere als ehrenhaft! „Sei ehrlich, Dinobot. Du bist Altmetall, überholt!“ hörte er die spottende Stimme der viel zu groß geratenen Eidechse über sich. Megatron machte ein abfälliges Geräusch, ehe er seinen Blaster lud und zum finalen Schlag ausholte. „Was könntest du schon tun?“ stichelte er ein vermeintlich letztes Mal. Dinobot straffte die Glieder und ignorierte die über seinen Körper zuckenden Energonblitze. „Improvisieren…“ keuchte er hervor und gab dem widerlichen Tyrannen auch gleich eine Kostprobe davon. Danach handelte er wie automatisch. Ohne auch nur einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen zu verschwenden, tat er einfach, was getan werden musste. Sein Ehrgefühl verbot ihm den Schwanz einzukneifen und wie ein Feigling das Schlachtfeld zu verlassen. Er hatte etwas wieder gutzumachen. Sich von seiner Schande rein zu waschen. Die Maximals hatten nach seinem kleinen Verrat keine Wiedergutmachung erwartet. So etwas lag weit außerhalb ihrer Prinzipien. Sie hatten ihn ohne viel zu murren wieder in ihrer Mitte aufgenommen. Und doch hatte ihn gerade das am meisten gestört. Umso besser war es beinahe, dass der unverschämte Nager es ausgesprochen hatte, als einziger seinem Missmut über die ganze Geschichte Luft gemacht hatte. Die mokierenden Worte waren schmerzhaft gewesen, aber ein beißender Gestank von Wahrheit war von ihnen ausgegangen. Er hatte es einfach nicht verdient. Er sollte nicht wieder bei ihnen aufgenommen werden, als hätte er nur mal eben selbstgebackene Kekse in der unbeliebten Nachbarschaft verteilt. Dinobot hatte auch rein gar nichts getan, um sich seinen alten Platz und das damit verbundene Vertrauen wieder zu verdienen. Dieses Gefühl, diese Schuld… sie nagten intensiv an ihm, bis in seinen Spark hinein konnte er die Schande spüren, die er über sich und alle anderen gebracht hatte. Nein, er musste sich ihnen irgendwie beweisen, zeigen, dass er es tatsächlich Wert war, einer von ihnen zu sein. Dass er nicht doch wieder bei der nächsten kleinen Gelegenheit abspringen und sich gegen sie wenden würde. Die Predacons hatten ein Zeichen seiner Loyalität verlangt, sie warfen ihr Vertrauen nicht freigiebig zum Fenster hinaus. Doch welchen Vertrauensbeweis hätte er seinen maximalschen Kameraden auch bieten können? Wie hätte er es ihnen auch erklären sollen? Dass er hatte wissen wollen, ob er sein Leben lang einem Trugbild zum Opfer gefallen war, ob seine ganzen bisherigen Taten vorherbestimmt und somit sinnlos gewesen waren? Ein stolzes Wesen wie er glaubte nicht an das Schicksal. Ihm missfiel der Gedanke, sein eigenes Leben nicht unter Kontrolle zu haben, zutiefst und er würde lieber sterben wollen, als in einer Welt zu leben, in der sein Pfad vorherbestimmt war. Aber was war das denn für eine Ausrede?! Durch seinen Verrat hatte er sich eine Antwort auf diese Frage gewünscht, die tief in ihm gelodert hatte und ihn schier aufzufressen drohte. Nun wusste er, dass die Zukunft nicht festgelegt war und er Herr seiner eigenen Entscheidungen war. Wie zutiefst ironisch, als er hatte feststellen müssen, dass ihm trotzdem keine andere Wahl geblieben war, als sich in den Kampf zu stürzen. Von Anfang an hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich den Maximals nicht angeschlossen hatte, weil er ihre Ideale vertrat, sondern vielmehr, weil er die Ansichten und Handlungen der Predacons und ihres größenwahnsinnigen Anführers nicht länger tolerieren konnte. Und doch hatte sich mit der Zeit so einiges in ihm verändert. Er hatte wirklich angefangen, seine neuen Kameraden als solche anzusehen und… zu mögen. Sogar den schäbigen Schädling, mit dem er mit fast schon perverser Genugtuung Beleidigungen und Beschimpfungen der übelsten Sorte austauschte. Doch das war wohl das Ventil, das er brauchte, um die Überreste seiner predaconschen Erbschaft auszuleben. Auch mit dem Rest der Crew fühlte er eine tiefe Verbundenheit, sogar mit der dummdreisten Katze, die öfters auf ihrem Kopf oder Hinterteil zu landen schien, als auf den Pfoten. Und dann war da noch ihr Commander… Optimus Primal hatte ihn herzlich willkommen geheißen, was Dinobots eh schon stark ausgeprägtes Misstrauen nur noch mehr geschürt hatte. Konnte das wirklich sein voller Ernst gewesen sein? Konnte er einen Predacon in ihre Mitte lassen, nur weil der behauptete, genug von seinen alten Verbündeten zu haben? Die Antwort war so simpel wie auch überraschend: ja, er konnte. Und das nicht nur, weil Dinobot ihm in ihrem ersten Aufeinandertreffen mit den Predacons den Pelz gerettet hatte. Das war eine Lebensschuld, die er begleichen musste und Optimus war Mech genug gewesen, um es auch als solche anzusehen. Doch Dinobots neuer Commander überraschte und verwirrte ihn immer wieder aufs Neue. Ziemlich bald fand er heraus, dass er wirklich an all die maximalschen Werte von Gerechtigkeit, Loyalität und Barmherzigkeit glaubte, nein, sogar einen Schritt weiter gegangen war und sie zu seinen persönlichen Prinzipien gemacht hatte. Dinobot konnte kaum glauben, dass irgendein Bot wahrlich so idealistisch sein konnte. Fast war er sich sicher gewesen, dass Optimus nur den guten, verständnisvollen Commander mimte, jedoch tief unter dieser Maske noch sein wahres Gesicht schlummerte. Wie bei Megatron. Dinobot war kein Dummkopf gewesen. Aber er hatte sich zu leicht von Megatrons Worten einlullen lassen. Sein ehemaliger Commander hatte ihn mit Versprechungen und Verheißungen einer neuen Weltordnung geködert, wie gebannt hatte er den Reden des charismatischen Anführers gelauscht und tatsächlich jedes einzelne Wort geglaubt. Nur um aufs tiefste enttäuscht zu werden. Nein, ihm sollte nicht erneut so Fehler passieren! Nie wieder wollte er sich kopflos einem Commander unterwerfen, bereitwillig, ohne seine Motive genauer zu hinterfragen. Verdammt, er hätte diesem rostigen Mech alles von sich preisgegeben, alles für ihn getan. Als sein untergebenen Second in Command und als sein Liebhaber. Oh ja, Megatron hatte auch Freundlichkeit und Verständnis vortäuschen können, doch Dinobot wusste, dass darunter nur eigennützige Ambitionen und eine fast schon an Sadismus grenzende Grausamkeit verborgen lagen. Allein der Gedanke daran ließ ihn innerlich erschaudern vor Ekel. Trotzdem hatte er sich Energon ums Maul schmieren lassen und brav seinem Befehlshaber gedient. Als er angefangen hatte, Zweifel ob der Richtigkeit ihrer Taten anzustellen, war es schon längst zu spät gewesen. Megatron hatte die richtigen Knöpfe bei gedrückt und ihm endlosen Ruhm versprochen, als sie die Goldene Scheibe gestohlen hatten. Doch dann waren sie nur auf diesem Dreckball von Planet gelandet und Dinobots ganzes Wesen hatte danach geschrieen, zu desertieren, dem idiotischen Eidechsenkopf zu zeigen, wie man die Predacons anzuführen hatte. Schändlich, dass er sich so hatte verführen lassen. Er hatte sich richtiggehend prostituiert und wofür? Nur um für die Pläne eines geisteskranken Größenwahnsinnigen den Laufburschen zu spielen. Deshalb musste er den Primal erst recht von allen Seiten traktieren, um diese womöglich nur verborgene dunkle Seite an ihm hervor zu locken. Doch so oft der junge Krieger ihn auch provoziert hatte, Primal war immer Herr der Lage gewesen, hatte mit Verständnis und einer unermüdlichen Ruhe versucht, die Wogen zu glätten und eine friedliche Lösung zu finden. Natürlich war er kein absoluter Pazifist, so wie ihr gestreifter Kamerad. Nichtsdestotrotz verabscheute Optimus den Weg der Gewalt zutiefst. Da war keine versteckte Taktik gewesen, um ihn zu täuschen, in eine willenlose Marionette zu verwandeln oder gar um Informationen über die Predacons aus ihm heraus zu locken. Optimus hatte ihn selten auf seine Tage als Predacon angesprochen oder ihn Dinge aus seiner Vergangenheit gefragt. Ihre Beziehung verlief erschreckend professionell und manchmal hatte Dinobot es sich schon fast gewünscht, dass sein neuer Commander ihn etwas mehr fragen würde. Ihm auch nur einen Grund gab, der sein Misstrauen bestätigte und den Gedanken bejahte, dass er hier nichts zu suchen hatte. Doch so etwas geschah nicht. Im Gegenteil, sie verbrachten sehr viel Zeit in Ruhe miteinander und anstatt ihn auszufragen hatte Primal eher von sich erzählt, von den Maximals, von ihren Idealen und seiner eigentlichen Aufgabe als Forscher. Zusammen waren sie durch die Ödnis dieses Planeten gelaufen und hatten die Flora und Fauna erkundet und auch wenn Dinobot sich immer maßlos über diese vermeintliche Zeitverschwendung echauffieren konnte, musste er voller Schrecken doch im Stillen erkennen, dass ihm diese Ausflüge irgendwie… Spaß machten. Optimus war so ganz anders, als sein früherer Commander. Dinobot fand einfach keinen Grund, um böse auf ihn zu sein – außer wenn ihre Ideale aneinander stießen, aber diese kleineren Auseinandersetzungen erschütterten nicht sein gesamtes Weltbild, so wie Megatrons Missbrauch seiner Loyalität und sein Totalversagen als glaubwürdiger Anführer. Es war so ein merkwürdiges Gefühl, das Optimus in ihm auslöste. Und es hatte eine unendlich beruhigende Wirkung auf sein hitziges Gemüt. Es ging sogar so weit, dass er seine Nähe genoss und ebenso die Gespräche, die sie führten. Optimus musste nicht ständig den Befehlshaber raushängen lassen, nein, er stand mit seinen Mechs auf einer Höhe und behandelte sie alle gleich, wenn sie nicht gerade in einer Krisensituation waren. Das war eine wundervolle Eigenschaft von ihm und Dinobot ehrte und bewunderte ihn zugleich. Zwischen ihnen war mit der Zeit etwas gewachsen, wie ein zartes, junges Pflänzchen. Eigentlich hätte er sich dafür selber den Gnadenstoß geben sollen, aber Dinobot fühlte sich wohl, geborgen und sicher aufgenommen. Da lag er nun, mit den Überbleibseln der Goldenen Scheibe um sich herum verstreut. Er hörte Megatron fassungslos stöhnen und erfreute sich voller böser Genugtuung daran. Hoffentlich hatte er schnell genug gehandelt und das Leben jener retten konnte, die in diesem Tal lebten – auf dass sie Zukunft eine Chance hatte, sich frei zu entfalten. Jetzt lohnte es sich kaum noch, in Stasis-Lock zu fallen. Megatron würde ihm jeden Augenblick den vernichtenden Schlag verpassen und dann wäre er eh nur noch Geschichte. Und er bereute nichts. Tief in sich konnte er fühlen, dass er das einzig richtige getan hatte. Vielleicht würden seine Kameraden ihm post mortem doch noch verzeihen. Sein Verrat konnte dadurch nicht wieder ungeschehen gemacht werden, das war ihm klar. Doch vielleicht konnte er gemildert werden. Mit flackernden Optics wartete er auf seine Auslöschung, ob jetzt durch Megatron oder durch den Verlust seines Sparkes. Sein Körper hielt sich nicht einmal mehr auf, ihm weiterhin Warnmeldungen zu senden. Anscheinend hatte das Blockierungsprogramm geholfen. Beinahe hätte er einen Systemcheck gemacht, um zu sehen, was wie beschädigt war, aber der vernünftige Teil seines Prozessors hielt ihn gerade noch davon ab. Er hatte einen Totalschaden und musste nicht auch noch einen Scann drüber laufen lassen, um die wenigen Bereiche ausfindig zu machen, die NICHT in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Merkwürdig. Sein Spark pulsierte weiterhin wie wild und dachte nicht daran, seinen Körper zu verlassen. Als würde er nur auf etwas warten. Aber worauf? Auf die Kameraden, die sich mehr als verspätet hatten und ihm eh nicht mehr helfen konnten? Oder war es etwas ganz anderes, wonach sein Spark sich sehnte? Dann spürte er die Erschütterung. Schüsse fielen, schlugen dicht bei neben ihm ein. Er hörte Megatrons wütendes Fauchen, spürte seine Präsenz schwinden. Mühevoll schickte er seine Optics wieder online und sah zuerst einmal nur den dunklen Himmel über sich. Dann spürte er eine weitere, eher zaghafte Erschütterung, als etwas neben ihm landete. Und noch bevor er die Stimme des Mechs vernehmen konnte, wusste er, um wen es sich handelte. Dinobot lächelte leise. Sein Commander war hier. Nun wusste er, dass alles gut werden würde. Das Tal war nun mit hundertprozentiger Sicherheit gerettet und somit auch die Vorfahren der Menschen. „Optimus…“ zischte er leise und drehte den Kopf langsam zu ihm hin. Kein Zweifel, es war tatsächlich sein geliebter Commander, der sich nun über ihn beugte und das Sternenzelt verdeckte, seine optischen Sensoren voll und ganz ausfüllte. Fast schon fürchtete er eine Standpauke ob seines Ungehorsams. Mahnende Worte, Vorwürfe, dass er sich in einen ausweglosen Kampf gestürzt hatte und lieber auf ihre Ankunft hätte warten sollen. Doch nichts dergleichen kam. Eine Weile lang sagte keiner von beiden etwas. Optimus sah wahnsinnig müde und tief besorgt aus. Beinahe traurig. Doch Dinobot war sich sicher, dass er seine Beweggründe verstand. Das bedeutete nicht, dass er sie guthieß. Aber das war das wundervolle an seinem Commander: er verurteilte sie nicht oder missachtete die Eigenheiten und Macken seiner Kameraden, sondern tat lediglich fürs Protokoll seinen Unmut über bestimmte Entscheidungen kund. Doch im Großen und Ganzen ließ er sie sich frei entfalten und gewähren, wie sie wollten, solange sie niemanden gefährdeten. Das war es auch, was all seine Gefährten so an ihm schätzten. Optimus ließ sich neben dem geschwächten Krieger nieder und umfasste zärtlich, wenn auch etwas zögerlich seine Krallen. Es war wie ein Stromschlag, der seinen ganzen Körper durchflutete. Dinobot erwiderte den Druck des Servos mit seinen Krallen, hielt sich regelrecht an seinem Commander fest und fixierte ihn mit seinen Optics. Dieser Blick, dieser unendlich traurige Blick… den konnte er einfach nicht ertragen. Sein Spark schien vor Trauer über diesen Blick, den er noch nie auf dem Gesicht seines Commanders gesehen hatte, beinahe zu bersten. Er öffnete den Vocalizer und wollte etwas sagen, doch er wusste nicht genau, was. Es lag nicht an ihm, tröstende Worte zu sprechen, hatte er sich doch wohl wissend in diese selbstmörderische Aktion geflüchtet. Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht ganz sein Stil war und es sicher einem Griff in den Recycler gleichkommen würde. Trotzdem hätte er gerne etwas gesagt, ihn irgendwie aufgeheitert. Er wollte nicht aus dieser Welt gehen, mit diesem Bild als letzte Erinnerung an dem Mech, der ihm mit der Zeit mehr bedeutet hatte, als er es sich hatte eingestehen wollen. Funken sprühten aus einigen Wunden und diverse Körperteile zuckten ohne sein Zutun. Und doch gab sein Spark sich einfach nicht geschlagen. Jetzt erst recht nicht. Er wollte einfach nicht erlöschen. Wie wild kreiste er in seiner Kammer umher, die schlimm angeschlagen, aber noch lange nicht bereit war, ihr kostbares Gut aufzugeben. Eine noch nie zuvor da gewesene Wärme breitete sich in seinem Brustkorb aus und Dinobot konnte spüren, wie seine Lebensgeister wieder erstarkten. Wie sein Spark reine Energiewellen durch den kaputten Körper katapultierte und Rettungssysteme sich aktivierten, die längst offline hätten sein sollen. Das… war nicht richtig. Dinobot war ein Mech, der von Ehrgefühl beherrscht wurde und der für einen glorreichen Tod im Kampf lebte. Für ihn gab es nichts Höheres. Wieso klammerte sich sein Spark nun so sehr daran, ihn am Leben zu erhalten? Wieso hatte der Anblick seines Commanders ihn nur so einen Stich versetzt, dass er gar nicht mehr gewillt war, offline zu gehen? Primus verdammt, er wollte ihn tatsächlich nicht alleine lassen! Optimus’ gezwungen aufmunterndes Lächeln versetzte ihm nur einen neuerlichen Schlag, aber er konnte auf die folgenden Worte nur leise nicken. Wenn Optimus Primal sagte, dass es wieder gut werden würde, dann wollte er ihm glauben. Mittlerweile waren auch alle anderen eingetroffen, aber seine Optics ruhten immer noch nur auf den einen Mech. Dinobot musste sich sein Lächeln nicht auf die Lippen zwingen, es kam von ganz alleine. Sie waren für ihn gekommen, alle waren sie da. Und sein Commander war ihm am nächsten. Versuchte sogar, ihn aufzumuntern, obwohl er nicht gerade der beste darin war. Wer konnte da nicht sein letztes bisschen Lebenswillen zusammenkratzen? Tatsächlich hatten seine inneren Reparaturen schon begonnen und er fühlte es in sich arbeiten. Vorsichtig rief er einen knappen Statusbericht auf und stellte erleichtert fest, dass sich sein Zustand wie durch ein Wunder einigermaßen stabilisiert hatte. Zumindest konnte er nun in Stasis fallen, ohne Angst zu haben, nicht wieder aufzuwachen. Die Chance zu überleben lag nun 39% zu 61%, Tendenz steigend, wenn er sich in den nächsten Klicks in Stasis begab. Besser als zuvor, als der Wert noch nahe an der Null gewesen war. Sein Spark arbeitete noch immer wie verrückt und verteidigte seinen Platz, wie ein in die Ecke gedrängtes Motherboard ihren Sparkling. Gut so. Nun konnte er sich fallen lassen und die wohlverdiente Ruhe genießen. Wie auf Kommando sprangen seine Notfallsysteme wieder an und versetzten ihn endlich in die wohlverdiente Stasis. Kein Austausch mit seinen Kameraden, kein kurzer Briefing, ob er die Aufgabe, die er sich selber auferlegt hatte, auch tatsächlich zu vollster Zufriedenheit hatte ausführen können. Nur noch wohlige Dunkelheit und die Gewissheit, dass sein Commander sich schon um ihn kümmern würde. Primus, es war Ewigkeiten her, dass er sich das letzte Mal so zutraulich gezeigt hatte. Wann hatte er seine Prinzipien nur so einfach über Bord geworfen? Es musste irgendwo zwischen Patrouille, Monitordienst und einem ihrer vielen, langen und intimen Gespräche gewesen sein. Zur Hölle damit, was geschehen war, war geschehen. Wann, wo und wie genau war in ungefähr so wichtig wie das letzte Mittagessen des Schädlings. Jetzt zählte nur noch, dass es so blieb. Denn es tat so unendlich gut. Dieses Gefühl beflügelte seinen Spark geradezu. Was für ein lieblicher Gedanke, der ihn da in den Stasis-Lock begleitete… Er erwachte in der lauschig-heimischen Behaglichkeit der CR-Chamber und stellte befriedigt fest, dass er noch am Leben und vollkommen funktionstüchtig war. Von einigen kleiner, inneren Blessuren abgesehen. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Sein Kernbewusstsein musste einen gehörigen Schlag abbekommen haben, da selbst das sich außerstande sah, ihm eine Antwort darauf zu geben. Schnell ließ er einen internen Scann über seine Systeme laufen und checkte alle Programme durch. Alles funktionierte wieder, wenn auch noch etwas träge. Äußerlich war er aber wieder einwandfrei, alle Dellen waren wieder ausgebeult, die Kratzer überlackiert und abgetrennte Verkabelungen erneuert worden. Vor der CR-Chamber konnte er niemanden sehen. Gut so. Er hielt nicht so viel von Mahnwachen, zumindest nicht, wenn es um seine Person ging. Mit einem kratzigen Knurren in der Stimme befahl er dem Computer, ihn aus der CR-Chamber zu lassen. Das bisschen, was noch zu beheben war, konnten auch sein internes Reparatursystem erledigen. Keuchend und mit leicht quietschenden Gelenken trat er aus der Kammer und blickte in drei überraschte Optic-Paare. Da waren einmal Rhinox, der gerade um die Ecke gebogen kam und sich wohl einen Snack geholt hatte und dann noch der Jugendliche und der Schädling, die an den Armaturen saßen und wohl Monitordienst hatten. Sehr gut, alle schienen den ihnen zugeteilten Aufgaben nachzukommen. Doch wo war ihr Commander? Besorgt fasste sich Dinobot an die Brust, als sein Spark sich vor Sorge zu regen begann und leise vibrierte. Er musste ihn sehen, brauchte ein Briefing. Sofort. „Wo ist… Optimus?“ fragte er knirschend in die Runde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)