Der Durchstarter von Legion ================================================================================ Kapitel 2: No! Ma'am! --------------------- Stellte sich bloß die Frage, wie sie an den Amazonen vorbei kamen. „Pops wird sich nicht für einen Umweg breitschlagen lassen.“ Zwar konnten seiner Meinung nach Frauen nicht kämpfen, aber das war eben der kürzeste Weg. Der nächste Morgen kam auf jeden Fall viel zu früh und viel zu nass. „Was soll der Scheiß?“, fluchte ‚Mikan‘. Sie hatte glücklicherweise die ganze Nacht als Mädchen verbracht, alleine um sich dran zu gewöhnen. Genma-Panda derweil tapste zu dem nahegelegenen Bach und füllte seinen Metalleimer um in zwei der drei weiteren Zelte zu verschwinden. Es tat richtig gut zu sehen, wie der Panda einen schlechten Eindruck bei einem Baum hinterließ. „Mir kam grade eine Idee.“, meinte Ranko, ihr Hemd auswindend. „Können wir den Penner nicht einfach bei den Amazonen lassen?“ „Den Panda? Näh. Der würde bloß abhauen, dann hätten wir wieder Stress.“ Aber vielleicht konnten sie ihn verheiraten. „Wahrscheinlich besser, wenn wir‘s versuchen, ohne Kampf und Kuss des Todes auszukommen.“ Mikan hatte inzwischen heißes Wasser über P-Chan gekippt. „Was meinst du damit?“, wollte Ryoga wissen. „Nun, wir müssen an einem Amazonendorf vorbei. Die haben ein paar echt stressige Regeln. Wenn sich ein weiblicher Außenseiter und eine Amazone kloppen und das Außenseitermädchen gewinnt, muss die Amazone das Mädchen töten. Ist der Außenseiter ein Mann, muss sie ihn heiraten.“ Also: keine Mädchen da schlagen. „Wenn’s Stress gibt, probier‘ ich’s auszubügeln.“ Stress? Und ob. „Ich bring‘ ihn um.“, knurrte Ranma, als sie an Joketsuzoku vorbei kamen. Das Turnier schien vorbei und die zwei Amazonen am Dorftor unterhielten sich. Schade, dass Ryoga abhandengekommen war, aber der konnte auf sich aufpassen. „Ich brech‘ zusammen.“, knurrte Mikan. „Was is‘?“, flüsterte Ranma. „Der Typ hat den ganzen Preis alleine gefressen.“ Als Panda scheinbar. Mikan face-palmte und seufzte. „Sorry, aber is‘ hier zufällig ein Panda vorbei gekommen?“ Sofort hatten die beiden Mädels ihre Waffen, Speer und Schwert, auf Mikan und Ranma gerichtet. „Mitkommen!“ Joketsuzoku war erstaunlich gut hergerichtet. Wenn es auch weder Strom noch echtes fließendes Wasser zu geben schien, die Häuser und Wege waren wenigstens recht ordentlich. Beide Amazonen, die Ranma und Mikan eskortierten, waren ziemlich angepisst und die anderen leute hier tuschelten aufgeregt als man das Quartett sah. Also vor ein gutes Haus gebracht. Da hing ein Käfig vor und drin saß Genma-Panda. Shampoo wetzte grade ein Schwert und sah echt mal wütend aus. „Diese Frau behauptet der Panda gehört ihr.“, wurde ihr von der ersten Wache mitgeteilt, in ziemlich verächtlichen Tonfall. Fast sofort waren Ranma und Mikan umzingelt, damit sie nicht abhauen konnten. Wenn Blicke töten könnten. Mikan schnippte mit den Fingern und Ranma nahm Mikans Thermos und schmiss den Inhalt zum Panda. „Zu meiner ewigen Schande muss ich eingestehen, dass dieser Mann mein Vater ist.“ Mikan als auch Ranma verbeugten sich tief. Shampoo hatte plötzlich wie aus dem nichts zwei Chui (manchmal als Bonbori verwechselt), Eisenkugeln am Stil, in den Händen. „Er ist in Jusenkyo in die Shonmaoniichuan gefallen.“ Mikan zuckte mit den Schultern. „Dein Vater hat mir eine schwere Schmach zugefügt.“ Shampoo wollte also einen Kampf. Mikan nickte leicht, höflich. „In der Tat“ Selbstverständlich würde sie der ehrwürdigen Kriegerin für einen Kampf zur Verfügung stehen, allerdings musste Mikan sie darauf hinweisen, dass sie keine Kämpferin war. Ihr kleiner Bruder hier stand leider auch nicht für einen Kampf zur Verfügung, da er seinem Schicksal in Japan folgen musste. „Daher kann ihm nicht der Kuss der Heirat gegeben werden, sollte er- wenn es auch äußerst unwahrscheinlich ist- dich besiegen, große Kriegerin.“ Und der Vater? Mikan schnaubte verächtlich als sie ihn erwähnte. „Dieser Abschaum unter Abschaum ist es nicht einmal würdig, von dir zertreten zu werden, große Kriegerin.“ Er wäre nur eine Schande als Mitglied des Stammes und würde sie ihn ernsthaft- im unwahrscheinlichen Fall- als Mann nehmen wollen? „Dieser Mann hat weder einen Funken von Ehre noch den geringsten Respekt vor Frauen. Wahrscheinlich ist er die größte Schande, die Japan jemals hervorgebracht hat.“ Ganz ehrlich? Es tat so richtig gut, sich über Genma auszulassen. Da Genma lautstark protestierte, bekam er etwas mit einer Keule und kaltem Wasser über. „Da seine unehrenhafte Präsenz an diesem ehrwürdigen Ort und die dir, große Kriegerin, zugefügte Schmach meine alleinige Schande sind, kann ich nur…“ Mikan kniete nieder und verbeugte sich bis zur Stirn auf den Boden. Danach richtete sie ihren Oberkörper auf und öffnete ihr Hemd teilweise. „… mein Leben und meine Ehre in deine Hand legen.“ Aber bitte, sie möge den kleinen Bruder und den Abschaum von Vater ziehen lassen. Shampoo war drauf und dran, ihr Schwert in Mikans Brust zu rammen. „Es reicht!“, rief eine Stimme. Da kam eine alte Mumie von einer Frau an, die für einen Augenblick an Cologne erinnern mochte, Shampoos Urgroßmutter. Die hier sah aber um einiges älter aus. „Ich bin Mas-kala, oberste Matriarchin von Joketsuzoku.“, stellte sie sich Mikan vor. Ranma und Genma interessierten nicht. „Xian-Pu hier hat den Sieg unseres ehrwürdigsten Turniers errungen.“ Dann hatte Mikans Vater den Preis, ein fürstliches Mahl, verschlungen. Bis jetzt hatte Ranma sich zusammenreißen können. „Mikan!“, rief er jetzt. „Still, Bruder.“, fuhr Mikan ihn an. „Was der alte Sack angestellt hat ist unverzeihlich. Also muss jemand mit eigener Ehre die Familienehre wahren. Wenn mein Leben der Preis ist, dann bitte. Dann kann Mutter diesen Abschaum von Erzeuger zuhause hinrichten.“ Verächtlicher Seitenblick auf Genma. Mikan wandte sich Ranma zu. „Aber du bist mein Bruder. Ich kann und werde dich nicht…“ Sie zuckte mit den Schultern. Etwas war ihr aufgefallen. Oder war das Einbildung gewesen? Sie meinte, dass Shampoo von selbst aufgehört hatte, einen Sekundenbruchteil bevor die Älteste ihren Befehl erteilt hatte. „Sie kann die Schuld abarbeiten.“ Eine andere Mumie, eindeutig Cologne, erschien im Eingang der Hütte. „Ein Kampf würde keine Ehre bringen. Du weißt das selbst, Xian-Pu.“ Das schien also wirklich die einzige Möglichkeit. Den Abschaum musste man so schnell wie möglich aus dem Dorf schaffen. „Einen Mondzyklus?“, meinte die ältere Mumie, Mas-kala. Cologne nickte. „So soll es sein.“ „Ranma, es ist nur einen Monat. Du kannst dir also Zeit lassen, nach Japan zu kommen. Wir sollten uns dann in fünf Wochen bei Tendo treffen.“ „Aber…“ Ranma bekam Mas-kalas Stab auf den Kopf geknallt. „Fünf Wochen, Bruderherz. Sieh zu, dass der alte Sack keinen Stress macht. Du weißt, was ich meine.“ Ranma und Genma wurden praktisch bis zum Eingang des Dorfs geschleift und regelrecht rausgeworfen. Mikan wandte sich an die beiden anwesenden Ältesten. „Ich bin bereit.“ Mas-kala bezweifelte das. Jetzt wurde die Außenseiterin aber erst einmal in die Ratskammer gebracht. Für ein Hinterwäldler-Dorf wie Joketsuzoku war das Ratszimmer recht eindrucksvoll. Auf einer Erhöhung im hinteren Teil des Raumes saßen drei sehr alte, sehr kleine und sehr hässliche Trolle. Ich meine die drei Ältesten der Amazonen. Mikan stand in der Mitte des Zimmers, hinter ihr waren eine Handvoll andere Kriegerinnen sowie Shampoo. Der mittlere Troll, Mascara, klopfte mit ihrem Stab auf den Boden. Sofort war alles ruhig. Der Troll zu ihrer linken erhob sich. „Mein Name ist Khom-Bu, dritte Matriarchin von Joketsuzoku.“ Noch mal kurz eine öffentliche Erklärung, klar. Mikan nickte höflich zur Antwort. „In der Tat.“ Shampoo, Xian-Pu, wurde gefragt, ob sie es annehme. Zwar bloß pro forma, musste aber sein. Aber Xian-Pu verlangte danach einen Kampf ohne Bedingungen. Keine Blutrache, aber Kampf? „Ich werde die Schuld meines Vaters abarbeiten, doch ich kann dem Kampf nicht zustimmen. Zwar bin ich keine Kämpferin, aber wenn das Karma es bestimmt, könnte es dennoch sein, dass der Kampf zu meinen Gunsten beendet wird, auf welche Art auch immer. Da ich eine Außenseiterin bin müsste Xian-Pu mir den Kuss des Todes geben und meiner bescheidenen Meinung nach wäre es für sie als große Kriegerin eine Schande mich töten zu müssen.“ Die versammelten Amazonen bekamen fast ihre Münder nicht mehr zu und ein Raunen ging durch den Raum. Cologne gluckste amüsiert und die drei Mumien auf ihren Stöcken berieten sich kurz. „Es wird keinen Kuss des Todes geben.“, verkündete Khu-Lon, Cologne, dann. „Dann kann ich dem Kampf guten Gewissens zustimmen.“, erwiderte Mikan. Comb, Khom-Bu, verkündete also das Urteil. „Die hier anwesende Mikan wird in folgender Weise für die Sünden ihres Vaters büßen: Sie wird dem Dorf für einen Mondzyklus ihre Hilfe anbieten, in jeder Art und Weise wie es ihr möglich ist und wie wir es für richtig halten. Während dieser Zeit wird sie den Status eines Mannes haben und wie ein solcher behandelt werden.“ Als Mann? Was für eine Schande. Sie musste im Gebiet der unverheirateten Männer leben und praktisch jedem weiblichen Wesen im Dorf aufs Wort gehorchen. Bis auf die drei Ältesten verschwanden jetzt aber alle Amazonen. „Ich hoffe, du hast eine Ahnung, auf was du dich einlässt.“, seufzte Mas-kala. Mikan lächelte. „Vor der Erleuchtung hackt man Holz und trägt Wasser; nach der Erleuchtung hackt man Holz und trägt Wasser.“ Kannte Mikan außer dem Kuss des Todes noch andere Gesetze? Nur den Kuss der Heirat. Tja, dann musste sie wohl lernen. Na, wenigstens würde sie als Freundin des Dorfes gekennzeichnet werden. Wie? Mit einem verschnörkelten Brandmal auf dem Oberarm. Damit konnte sie auch nicht gegen ihren Willen nicht mit einem Amazonen-Typen verheiratet werden. Mikan war noch bis spät in die Nacht wach, hatte sich in einer bequemen Position vor ihrem Zelt postiert und guckte den Mond an, der da oben klar und deutlich hing. Scheiße, die Arbeit würde sie echt sowas von umbringen. Irgendwie musste sie sich doch damit helfen können. Ranma hatte ihr ein paar lokale Dinge über Ki verklickert und selber hatte sie auch genügend theoretische Kenntnisse. Wurde wohl Zeit rauszufinden, was wirklich ging. Klar, Ki-Blasts und Shit wie ein Rasengan oder Kamehameha würde sie nie und nimmer in einem Monat oder so hinkriegen. Wäre ein Wunder, wenn überhaupt. Sie flüsterte sich selber zu. Das war Ungeduld. Ungeduld führte zur Dunklen Seite. Was ihr gut tun würde, war eine Technik, die ihr Ki zur körperlichen Unterstützung und Heilung anregen würde. In Star Wars hatten die Jedi etwas, das man Sphäre des Einflusses nannte. In einer bestimmten Distanz um sie herum konnten sie andere fühlen und ihre Sinne gestärkt einsetzen. Ganz sicher würde das aber noch um einiges schwerer sein. „Nichts, was wert ist getan zu werden, ist einfach.“, flüsterte sie sich selbst zu. Ranma mochte Ki-Blasts mit Stolz machen, Ryoga mit Schmach oder ähnlichem. Aber das barg die Gefahr, der Dunklen Seite zu verfallen. Furcht, Aggression, das war auch nicht gut. Mikan kannte so viel an Zen-Sprüchen und Theorie. Es wurde Zeit, das richtig anzugehen. Die wahre Stärke der Menschen kam vom Licht, vom Grund wieso Jor-El ihnen seinen Sohn geschickt hatte. Trotz Kriegen, Hass, Leid hatte die Menschheit so lange überlebt. Wieso? Weil die Basis ihre Stärke Gutes war. Hoffnung, Fürsorge, Liebe, Freundschaft… Daraus gewann man wahre Kraft. „Steh auf! Du bist zur Feldarbeit eingeteilt worden. Komm mit!“ Mikan schrak ziemlich auf und fiel rückwärts. Einen Sekundenbruchteil später krähte irgendwo ein Hahn. Shit, war es Morgen!? Auf jeden Fall folgte Mikan Shampoo aus dem Dorf hinaus zu einem Feld, wo ein schwarzhaariger junger Mann in langen chinesischen Roben mit einer Kuh redete. Genauer erklärte er ihr die ewige Liebe. So wie Shampoo das Gesicht verzog, musste das Mousse sein. „Das ist Mu-Tsu. Sag ihm wer du bist und er wird dir deine Arbeit zeigen. Und er soll gefälligst auch mit seiner Arbeit anfangen.“ Mit einem verächtlichen Schnauben ging Shampoo, schnell. Gott, das war peinlich, wie der Typ abging. „Sorry, bist du Mu-Tsu?“ Keine Sekunde später bekam Mikan kaum Luft, so wie der Kerl sie umarmte. Berüchtigte Spezial-Attacke der Amazonen-Umarmung. Nur durch Zufall fiel Mousse die Brille von der Stirn auf die Nase. Er blinzelte und ließ Mikan los. „Du bist nicht Xian-Pu.“ „Echt jetzt?“, keuchte Mikan. Wurden Fremde immer so begrüßt? Mousse hatte auch den Move drauf, Zeugs aus dem Nichts zu holen. Besondere Technik, offensichtlich. Hielt ihn aber auch nicht davon ab, bereits am zweiten Tag von Mikan in die Heilerhütte, eines der größeren Gebäude, geschleift zu werden. „Jemand da?“, rief Mikan. Ausgerechnet Cologne. „Ich glaube, er hat versucht sich an Shampoo zu vergreifen.“ Sah die Mumie genauso, seufzend und mit einem leichten Kopfschütteln. Ein paar Shiatsu-Punkte später sah er wieder ganz annehmbar aus, vor allen nicht wie zerkaut und wieder ausgespukt. Mann, das musste oft passieren. „Darf ich etwas fragen?“, platzte es aus Mikan heraus. „Hast du bereits.“, erwiderte Cologne mit einem gewissen Lächeln. „Aber frag‘ ruhig weiter.“ „Das war Shiatsu, oder? Richtig krass.“ Ja, es war Shiatsu. Damit ging Cologne wieder. Dagegen keimte in Mikan eine Idee. Sie konnte die Tatsache, dass sie Mousse her geschleift hatte, nutzen um ihn dazu zu überreden, ihr seinen Trick beizubringen. Wenn sie ihre… Bildung richtig deutete, war das etwas, das man Subspace-Tasche nannte. Einen Sonderraum um Gefüge des Universums, in dem Zeit und Raum keine Rolle spielten. Technisch gesehen müsste man das auch als Versteck nutzen können, nicht bloß als Lagerraum für Krempel. Bingo. Nach knapp einer Woche hatte Mikan einen halbwegs festen Tagesrhythmus. Aufstehen, Feldarbeit, Subspace-Training mit Mousse und vielleicht noch ein bisschen eigenes Training frei Schnauze. Das Problem war, dass sie manchmal einfach total beschissene und geradezu höllische Alpträume hatte. Definitiv wegen ihrem Fluch. Also Seele aus Eis her, dalli! War auch nützlich, wenn man bedachte, dass sie praktisch jeden Morgen im nahen Fluss badete, mit den anderen Frauen zusammen. Haufenweise nackte Supermodels, großartig. Allerdings hatte sie nach einer Woche im Ratsraum anzutanzen. Die Mumien hatten hoffentlich nicht wirklich was bemerkt, sonst konnte das echt übel ausgehen. Als sie den Raum betrat wurde sie bereits von zwei Amazonen erwartet. Eine davon erkannte Mikan als die dritte Matriarchin, Comb. Sie balancierte auf ihrem Stab, was wohl so eine Art Hobby unter den Älteren war. Die andere Amazone war um die vierzig Jahre alt, in der traditionellen Amazonentracht gekleidet und hatte schulterlanges, dunkelgrünes Haar. „Ihr habt mich rufen lassen?“, fragte Mikan dann mit einem höflichen Tonfall. „In der Tat.“, begann Comb. „Uns ist aufgefallen, dass Mu-Tsu dich auf deinen Wunsch in der Subspace-Technik unterrichtet. Ebenfalls, dass du…“ Scheinbar doch niedrige Kampfkunst übte. Besonders zwei… Techniken, die ihnen sehr bekannt vorkamen. „Wissen aus einer einzigen Quelle ist wie ein Eimer Wasser; mit der Zeit wird es bracke und schal.“, erwiderte Mikan. „In der Tat.“ Also wurde Mikan jetzt Paru-Fum vorgestellt, jüngste Tochter von Comb, die jetzt Lehrerin werden wollte. „Es gibt nur wenige Berufungen, die ehrenvoller sind, als zu lehren.“, kommentierte Mikan mit einem höflichen Nicken. Allerdings musste Mikan bemerken, dass Comb mit gut 180 Jahren noch ein Kind bekommen haben musste. „Unter normalen Umständen würde man ein oder zwei junge Amazonen mir unterstellen.“, erklärte Parfüm. Um zu üben ein guter Sifu zu werden, zweifellos. „Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Meister.“, nickte Mikan. Also, würde sie das Versuchskaninchen darstellen um niemandem aus dem Dorf durch einen bescheidenen Lehrer zu schaden. Ab jetzt also nachmittags Training mit Parfüm, großartig. Das hakte Mikan als Homerun ab. „Ich hoffe, ihr habt euch das gut überlegt. Ich bin eine Außenseiterin und…“ Parfüm schnaubte kurz, leicht verächtlich. „Wir werden dir natürlich nicht die Geheimtechniken unseres Dorfes beibringen.“ Nicht, dass Mikan etwas davon hinbekommen würde. Mikan nickte. „In der Tat.“ Aber Mikan würde das auch so hinkriegen. Sie hatte das jetzt schon abgehakt und die Grundtheorie hinter ein paar Spezialtechniken war einfach. Leider, leider vermöbelte Parfüm sie schon gleich am Anfang mal richtig. Nur am Rande bekam Mikan das Lob und Kritik für sich und auch Parfüm mit bevor ihr Bewusstsein sich den Rest des Tages frei nahm. Nach ein paar weiteren Tagen hatte Mikan laut Parfüm soweit die Grundlagen schon ganz gut drauf, für eine Anfängerin. Also sollte sie sich langsam für eine Waffe entscheiden. Eine ziemliche Auswahl. Besonders fielen Mikan aber der Mondsichelstab und der Dreigeteilte Stab ins Auge. „Den Sanjiegun.“ Den Dreigeteilten Stab, auch bekannt in China als Pan Long Gun. „Da ich davon ausgehe, dass ich nicht wirklich in nächster Zeit Ki-Techniken anwenden kann.“ „Nicht wirklich.“ Also warf Parfüm Mikan ihre neue Waffe zu. Sie selber bevorzugte ja das Guan Dao. Praktisch ein Dosenöffner am Stiel. Wieso Mikan den Stab genommen hatte? Erstens konnte sie sich damit nix abschneiden, zweitens war das die coole Waffe, die der Hauptdarsteller in ‚36 Kammern der Shaolin‘ erfunden hatte. Comb zog ein Dadao aus ihrem Subspace. Ehrlich gesagt sah das Ding aus wie das Mittel von einem Sarazenensäbel zu einem Katana. Weitaus bedeutsamer war die Tatsache, dass das Teil größer war als Comb selbst. „Frage.“, hatte Mikan eine Idee. „Kann ich Ki auch defensiv/passiv nutzen? So, um Heilung zu unterstützen, den Körper zu stärken oder übers Wasser zu gehen. Ich will ja kein Kamehameha hinlegen oder fliegen…“ Sie hielt besser die Klappe, so wie Parfüm und Com die Gesichtszüge komplett entgleisten. Comb schwang sich erstaunlich elegant auf ihren Stock um Mikan direkt in die Augen blicken zu können. „Sieht so aus als hättest du einiges über Ki gehört.“ Und Mikan plapperte los. Mikans Trainung wurde intensiver, besonders weil jetzt noch Shiatsu dazu gekommen war. Da Mikan keine Ki-Attacken machen wollte, durfte sie defensives Ki lernen. Man musste sich ja zumindest verteidigen können. Schneller, stärker und besser im Einstecken. Aber das schlauchte sie noch. Und mit dem Subspace klappte es auch endlich. Sie schaffte es sogar, Mousse seinen Nachttopf aus dem Subspace zu klauen. Porzellannachttopf in Entenform. Mousse lachte einfach, rollte sich auf dem Boden. Drei der vier Wochen vergingen recht interessant. Und dann kam Ryoga. „Sifu, du musst sie aufhalten!“, flehte Mikan regelrecht. Als eine der anderen Amazonen das kurz erklärte, was das für ein Krach am Tor war. „Ich finde, er würde einen guten Ehemann abgeben.“, beurteilte Parfüm das Szenario aber. Ryoga gegen drei jüngere Amazonen und Ryoga schien zu gewinnen. „Schon, wenn du deine Familie verfluchen willst.“, kommentierte Mikan. „Fluch!?“ Sofort war Parfüm aufmerksam. „Yep. Absolut NULL Orientierung. Die Mitglieder seiner Familie haben schon Glück wenn sie in ihrem eigenen Haus den Weg vom Bett zur Tür finden.“ Mal von der Tatsache seines Jusenkyo-Fluchs abgesehen. Inzwischen hatte das auch Comb mitgekriegt. „Wer ist dieser Junge?“ „Mein alter Meister.“, gab Mikan zu. Nun, die junge Amazone mit Namen Lo-Xion wollte Ryoga wohl unbedingt haben. Hüftlanges, dunkelblaue Haare. Mehr aus Sorge um Ryoga als sonst was, lief Mikan los. Wenn sie die Regeln des Dorfes richtig in Erinnerung hatte, musste sie nur kurz Lotion ausknipsen um sich das Recht am Kampf mit Ryoga zu ergattern und ihn dann scheinbar besiegen. Dann war er nicht mehr interessant. Für Lotion gab’s einen Nackengriff a la Mr. Spock- Danke Parfüm dür das Shiatsu-Training- und Ryoga bekam eine kurze Erklärung bevor sie ihm die Familienjuwelen mißhandelte. Das gab noch Stress. Zuerst mal musste Mikan Comb und Parfüm Ryogas Probleme erklären, dann über das Training, das sie von ihm bekommen hatte. Dann stellte sich heraus, dass Ryoga ein bisschen Grundwissen über Ki hatte und zum Schluss musste er irgendwie vor Lotion beschützt werden. Was damit endete, dass sie einfach pro forma verlobt wurden. ‚Gesetz des Ersten‘, nannte sich das. Wer zu jung war um richtig zu heiraten konnte das als Vorrecht nutzen. Und die Verlobung ließ sich einfach wieder auflösen: Mann schlug Frau während sie nicht im Kampf waren. Kurz darauf saßen beide in Mikans Zelt und Mikan gab ihm ein Update, was abgegangen war. „Wenn du nach Japan zurück willst, musst du noch ein paar Tage aushalten.“, meinte Mikan. Ryoga hätte Genma am liebsten einmal quer durch die Erde gestampft, aber das musste warten. „Bitte denk‘ dran. Keine der Frauen hier besiegen, sonst musst du sie heiraten. Und dann laufen sie dir bis ans Ende der Welt nach. Einfach ausweichen und dich tot stellen.“ Mikan/Ichigo/Jack hatte kein problem damit, da sie/er mit Joketsuzoku verbündet war, laut Brandmal. Leider versuchte ein gutes Viertel von Joketsuzoku am nächsten Tag, sich mit Ryoga zu kloppen. Allen voran Lotion. Dann durfte sich Ryoga unter den Augen der drei Cheffes mit seiner ehemaligen Schülerin zum Sparring kloppen, damit sie ihren Horizont erweidern konnten. Tja, aber Mikan bekam ein echtes Problem, als Ryoga dann am darauffolgenden Tag baden war, geführt von Mousse. „Wenn du tot bist ist er wieder frei.“ Lotion hatte einen Morgenstern gezückt und wollte damit auf Mikan eindreschen. „Bin aber nicht gerne tot. Und wenn man pech hat, bleibt man’s.“ Mikan rannte einfach. Nur knapp schaffte sie es, den meisten Attacken auszuweichen. Es wurde schlimmer, als Lotion ihre purpurne Kampfaura raus holte und anfing, mit einem Ki-Blast um sich zu schmeißen. Mikan wurde davon gestreift und landete hart auf dem Boden. Lotion nahm eine große Keule aus ihrem Subspace und postierte sich über ihr um ihr den Kopf zu zermatschen. „Hien Ren Kyaku!“ Fast schon aus verzweifeltem Instinkt reagierte Mikans Körper und sie trat verdammt schnell auf einige von Lotions Shiatsu-Punkten. Das ließ die Vollzeitamazone mitten in der Attacke einfrieren und Mikan konnte sich zur Seite rollen bevor Lotion die Keule aus den Händen glitt. Lotion spuckte Blut und kippte bewusstlos weg. „Rechnung bitte.“, brachte Mikan noch hervor und verabschiedete sich ebenfalls. Spät am Abend befand sich Mikan noch in Combs Trainingshalle. Hier meinte sie, die Residualauren des alltäglichen Trainings vielleicht nutzen zu können. Was sie vorhatte war simpel: in einem Eimer Wasser Bewegung zu erzeugen ohne ihre Hand zu bewegen. Also hockte sie da, halb Knien und hatte einen Arm völlig ausgestreckt, auf ihr Ki zugreifend. Glücklicherweise hatte Cologne sie ganz schnell wieder hingekriegt, nach Lotions Angriff. Natürlich hatte es auch gleich die Frage gegeben, mit was für einer Technik sie besagte Nachwuchs-Amazone besiegt hatte. Mikan hatte dazu nur gemeint, dass sie von einigen Tagen fast eine Schale mit Essen hätte fallen lassen und ihr nur mit Reflexen und mächtig Glück das Zeug nicht über die Füße gegangen ist. Genauer gesagt, hatte sie mit Reflexen ein-, zweimal fasst die Schale gefasst, dann aber ist das Ding irgendwie auf ihrem Fuß gelandet, was wohl laut Ryoga ziemlich komisch ausgesehen haben musste. Mit der ganzen Sache war ihr aber auch eine Idee für ein, zwei Techniken gekommen. Eine Schale zu fangen, vielleicht eher mit Wasser gefüllt, war doch bestimmt ein gutes Reflextraining. Und wenn das mit den Händen ging, wieso dann nicht auch mit den Füßen? „Was is‘ denn jetzt kaputt?“, fragte Mikan dann am nächsten Tag erstaunt. Nun, die Amazonen hatten eigentlich ein Manöver geplant, das die meisten ‚hauptberuflichen‘ Krieger band. „Keine Sorge, sie werden bald genug zurück sein um dich zu verabschieden.“, meinte Parfüm. Von allen Leuten, die da geblieben waren... Parfüm, Shampoo, Mousse und leider auch Lotion. Das führte natürlich dazu, dass letztere wieder Mikan ans Leder wollte, gleich am Abend. Allerdings kam dem Mord an Mikan etwas dazwischen: ein Angriffsalarm. „Was zum...!?“ Teufel...!? Teufel war fast passend. Das Biest, das das Dorf angriff sah aus wie Fek’lhr, die Klingonische Version von Hades. Drei Meter groß, ziemlich ausgeprägte Stirnrippen und ein echtes Zahnproblem, dazu noch massig Fell. Mikan folgte ihrem Instinkt und rannte um ihr Leben. „Was tust du?“, hörte sie eine Stimme. Mehr in ihrem Kopf, klang aber um sie herum. „Wieso läufst du weg, Jack?“ Die Stimme kam ihr bekannt vor, sie konnte es aber nicht einordnen. „Sieh nach vorn, Jack.“ Sie begann zu stolpern, blind vor Tränen. „Du solltest es hören können, das Rufen tief in dir.“ Den Kopf schüttelnd lief sie weiter. Was machte sie hier? „Aber deine Ohren sind erfüllt von wertloser Furcht.“ Was zum Geier machte sie hier? „Was fürchtest du den Tod?“ Scheiße, das war doch… erbärmlich! Einfach nur kotz-erbärmlich! „Du wolltest sie doch beschützen.“ Genau, aber stattdessen lief sie jetzt. Sie wurde langsamer. „Lass deine Furcht verlöschen!“ Die Stimme wurde lauter, eindringlicher, tiefgreifender. „Sieh nach vorn!“ „Geh deinen Weg!“ „Steh’ niemals still!“ „Fliehe und sie vergehen!“ „Zögere und sie sterben!“ „Rufe deinen Namen!“ „Du bist…“ Bevor Mikan sich versah, stand sie zwischen dem Monster und einem kleinen Mädchen, einen Arm erhoben um einen direkten Faustschlag des Biests zu blocken, der dem Kind gegolten hatte. „Lauf.“, meinte sie zu dem weitaus jüngeren Mädchen. Scheiße, tat ihr Arm weh. Sämtliche Knochen mussten... Das Monster packte ihren Arm, schleuderte sie kurz in den Boden und dann durch eine Mauer. Fast hätten die Schmerzen sie in die Bewusstlosigkeit gezerrt, sie konnte den metallischen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge spüren, Teil ihrer sicht färbte sich rot. Um sie herum ging der Kampf in vollem Tempo und Brutalität weiter. Parfüm zog einen Krater als sie unsanft landete, mit dem Kopf noch den rest der Mauer um Mikan herum eindellend. Lotion ging’s auch nicht besser und selbst Shampoo war ausgezählt. Mousse versuchte, sie zu beschützen, bekam aber eine volle Breitseite mit der Faust ab. Scheiße, Scheiße, scheiße... Alle hier würden... Bitte, ein Wunder. „Ein Wunder hat nur einen Wert, wenn man es selbst bewirkt.“, hörte sie wieder diese Stimme. Nein, nein... Mikan zwang sich innerlich, sich zusammen zu reißen. Ihre Freunde brauchten sie. Trotz höllischer Schmerzen in einem fast tauben Körper fand sie irgendwie die Kraft, sich aufzurappeln. Das Monster lachte auf, eindeutig. „Sie sind meine Freunde.“, gab Mikan sicher, wenn auch mit gebrochener Stimme von sich, wankend einige Schritte unternehmend. Ihr rechter Arm baumelte herrscherlos an ihrer Seite, aufgerissen, blutend und geschunden. Der Rest ihres Körpers sah bestimmt nicht viel besser aus. Mit einiger Konzentration wechselte Mikan die Nutzung ihres Ki von Körperheilung und Unterstützung dazu, es in ihrer linken Hand zu sammeln. Was sie geübt hatte. Das war jetzt vielleicht noch nicht komplett, aber schon die erste Stufe würde ihr helfen... und hoffentlich auch reichen. Das Monster wollte sie mit der Faust plätten, sie warf die Hand vor. „Rasengan!“ Als sie wieder zu sich kam, fühlte sie sich erstaunlich gut. Sie lag eindeutig in Colognes Hütte. „Nicht zu schnell.“ Die Stimme der Alten. „Was ist passiert?“, hakte Mikan nach. Shampoos Urgroßmutter gluckste. „Du hast gestern einige Fortschritte gemacht.“ Lichtjahre untertrieben. Scheinbar waren die Ältesten grade noch rechtzeitig gekommen, um den Move zu sehen und dann das Monster zu plätten. „Der Dämon wollte dies hier.“ Dämon!? Comb kam auf ihrem Stab angehopst. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt sie etwas, das wie ein leuchtender Kristallsplitter aussah. Mikans Augen wuchsen auf die Größe von Untersetzern und sie keuchte vor Staunen. „Das is‘ doch jetzt nich‘ etwa ein Splitter vom...“ „Juwel der Vier Seelen, in der Tat.“ Cologne interessierte sich jetzt weniger für Mikans Wissen über das Juwel, als ihre Technik. „Was war das?“ hatte fast wie ein Wirbel von Ki in ihrer Hand ausgesehen. Mikan lachte auf. „Is‘ mir als Idee gekommen. Wenn ich keinen Ki-Blast aus mir quetschen kann, dann muss es doch andere Methoden geben.“ Außerdem hatte sie sich an Combs Lektionen von Ki-Manipulation erinnert und das mit Stories über Energie-Formung kombiniert, die sie irgendwann mal gehört hatte. Im Geist dankte sie dem Erfinder von Naruto. „Wenn ich’s nicht schaffe, die Natur meines Ki zu ändern um einen Blast hinzuferkeln, dann würd’s vielleicht gehen, wenn ich das Ki selber umforme.“ Nicht Naturmanipulation sondern Formmanipulation. „Das reine Sammeln von Ki stellt das kleinste Übel dabei dar.“ Aber was danach anfangen? Ihr war ein Strudel in den Sinn gekommen. Konnte was ziemlich übles werden. Und wenn sie daraus dann noch einen Ball von vielen Strudeln machte... Beide Matriarchinnen nickten zu Mikans Erklärung. „Rasengan.“, beendete die Teilzeit-Amazone dann das Thema. „Deine Technik.“, schloss Comb. Cologne nickte. „Was jetzt?“ Mikan war verständlicherweise überrascht von der Ruhe der beiden uralten Amazonen. Comb lächelte. „Es ist deine Technik. Vollende sie, lehre sie.“ Mikan kapierte es, mit offenem Mund. Jetzt war das Rasengan Mikans Technik. Amazonengesetze waren da etwas eigen. Niemand durfte ihr das Rasengan stehlen. Sie musste es anderen ’beibringen‘. Das war natürlich ein Unterschied zum Kopieren einer Generaltechnik wie einem Ki-Blast, was völlig okay war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)