Der gefallene Erzengel von Yuciel (Auch Gottes heiliges Licht wird irgendwann erlöschen.) ================================================================================ Kapitel 1: Zorn --------------- Luciel saß auf einer Wolke weit oben und ihre Flügel begannen sich langsam dunkel zu verfärben. "Komm her, wenn du dich traust im Namen deines tollen Gottes mein Leben hier oben zu beenden!", hauchte sie einem Engel entgegen. Ein Gefühl tief in ihr drin, welches sie schon jahrelang in sich eingeschlossen hatte, wollte jetzt endlich nach draußen. Sie war es so Leid immer für Wesen eintreten zu müssen, die in ihren Augen bloß niedere Kreaturen waren. Selbst Dämonen waren in ihren Augen weitaus angenehmer, als Menschen. Eigentlich konnte Luciel das immer gut unterdrücken, sie war nun mal ein Erzengel und hatte ihre Bestimmung den Menschen zu helfen, aber mittlerweile hielt sie es einfach nicht mehr aus, mit diesen vielen hellen Geschöpfen im sogenannten Paradies zu sitzen und den ganzen Tag nur zu hören, sie müssten alle die Menschen beschützen. Ein weiterer Engel zu ihren Füßen zischte verwirrt: "Was ist nur in dich gefahren!?". Luciel lachte bloß diabolisch und sah weiterhin auf all die weißen Geschöpfe herunter. Von weiter hinten hörte man auf ein mal einen Engel rufen: „Luciel!“, er schwang sich in die Lüfte, „Was tust du hier?!“. Als Luciel die Stimme Aszhara' s erkannte legte sich ein breites Grinsen auf ihre Lippen. "Da ist ja auch schon unser süßes kleines Mädchen. Wie war denn dein Ausflug? Haben die jämmerlichen Menschen dir denn ebenfalls den Kopf verdreht, wie sie es allen hier im Reich tun?", ihr Ton war provozierend. Das schien sich der andere Engel nicht bieten zu lassen und knirschte mit den Zähnen. „Halte bloß deine bemitleidenswerte Klappe!“, knurrte Aszhara und riss Luciel herunter, bis beide auf einer Wolke zum Liegen kamen. „Was fällt dir Überhaupt ein so mit uns zu sprechen?!“, schrie sie dem Erzengel wieder entgegen, ehe sie jedoch abrupt verstummte und schnellstens von ihr abließ. Luciel, die sich wenige Sekunden zuvor noch prächtig amüsiert hatte, blieb liegen und starrte den Engel emotionslos an. Wenig später erhob sie sich aber und breitete ihre Flügel aus. Diese wurden pechschwarz. Sie flog los und packte Aszhara am Hals, schleuderte sie mit viel Kraft einfach weg, sodass diese eine weite Strecke zurücklegte, ehe sie auf eine Wolke prallte. Hier konnten auch Wolken manchmal schmerzen. "Was hast du gerade zu mir gesagt, du elendes Miststück!?", zischte Luciel und man sah ihr an, wie wütend sie wurde. Was bildete sich dieser Engel überhaupt ein, so mit ihr zu reden!? "Ihr seid alle verblendet!", kreische Luciel in die Runde, "VERBLENDET VON EUREM GOTT!". Sie war wütend, unglaublich wütend! Aszhara hingegen erhob sich wieder mühevoll und versuchte ebenfalls ihre Schwingen auszubreiten, doch schon nach kurzer Zeit wurde sichtbar, dass ihr linker Flügel gebrochen war. Luciel war so von ihrer Wut ergriffen, dass sie sich daran nicht ein Mal erfreuen konnte. Trotz des Bruches hatte der junge Engel aber weiterhin noch die Kraft und den Mut zu schreien, jemanden anzuschreien wie Luciel es war, beinahe dem Wahn verfallen und voller Hass. „Luciel!“, schrie Aszhara, „Verschwinde einfach du Verräterin! Du hast hier nichts mehr verloren also verschwinde!“. Schon sehr kurze Zeit später wandten sich auch die anderen Engel erneut gegen den Erzengel. "Was bildest du dir ein, du jämmerliches..", sie knurrte wütend auf, flog auf Aszhara zu und wurde dann bereits von den Engeln zurück gezwungen. Wie konnten sich diese verblendeten Kreaturen nur so aufspielen? Warum wagte sich dieser Engel so mit ihr zu sprechen? Luciel verstand nichts mehr, ihr Zorn wurde nur noch größer, sie hielt diesen ganzen Wahn des perfekten Lebens zusammen mit den Menschen nicht mehr aus. Sie hasste die Menschen, sie hasste deren Schwäche, deren Gefühle, deren Glauben. Sie hasste alles und nun hasste sie auch die Engel. Ihr Leben lang hatte sie sich zusammengerissen, hatte versucht sich einzureden, dass es das richtige war im Himmel zu sein, ihrem Gott zu dienen, doch seine Gedanken machten sie krank. Es hatte angefangen, als Gott seinen Sohn auf die Erde schickte. Die Menschen ermordeten ihn und als hätte das nicht das höchste Maß allen Hasses überstiegen, glaubte dieser gnädige allmächtige Herr weiterhin fest an die Unschuld der Menschen. Er hielt sie für sein perfektes Werk, den Engeln hingegen zeigte er keinen Dank. "Was bildest du dir ein mir so etwas zu sagen!?", aber tief in ihrem Kopf, indem letzten Stück Bewusstsein, dass gerade nicht von Wut zerfressen wurde, wusste der Erzengel, dass ihre Zeit den Himmel zu verlassen gekommen war und sie war wahnsinnig erfreut darüber. Selbstverständlich wollte gehen., aber etwas anderes wollte sie vorher noch; "Allmächtiger Herr,", rief sie zynisch, "Bedanke dich wenigsten ein einzige verdammtes Mal für meine Dienste, die ich dir seit Jahrtausenden erbringe!", sie bekam nichts und spürte nur einen Druck, der sie aus dem Himmel werfen würde. Dieser Druck zerrte sie nach unten, doch sie wollte nicht. Sie wollte ihre Antwort. Stemmte sich dem allen entgegen, schrie, brüllte und griff nach den anderen Engeln, doch irgendwann gab auch sie Ruhe und sagte nur noch: "Ich freue mich darauf euch alle im Krieg wiederzusehen und einen nach dem anderen auszulöschen.", dann flog sie freiwillig hinab und landete in der Hölle, direkt vor Luzifer. Dieser saß auf seinem Thron, auch wenn seine Haltung mehr auf liegen schließen ließ. „Du hast wohl mit aller Kraft am Himmel festgehalten, zumindest dauerte es lange, bis zu endlich hierher gekommen bist..“, murmelte er uninteressiert und musterte den Erzengel. Luciel legte ihre gewaltigen Schwingen an ihren Leib, „Ich hatte noch etwas mit Gott zu klären.“. „Sehr interessant.“, Luzifer seufzte gelangweilt und sah weg, „Du wirst dich hier sehr schnell zurechtfinden.“. Das hatte Luciel nun sicher nicht erwartet. Eigentlich hatte sie mit Fragen gerechnet, aber es kam einfach nichts. „Soll ich dann gehen?“ „Du könntest mir noch deinen Namen verraten, Erzengel.“, sprach der Dämonenkönig und sah noch ein letztes Mal in Luciel' s Augen. „Luciel.“, das was sich auf Luzifer' s Lippen legte, sah aus wie ein Lächeln und schon war der Engel nicht mehr bei ihm, sondern stand plötzlich in einem langen Gang. Rote Flammen tanzten über den Boden und Rauch hing an der Decke. Sie war also im Ring des Zorn' s. Alles sah so gleich aus, der Gang war langweilig und schenkte keine Abwechslung. Der Erzengel versuchte sich zu orientieren, hatte aber keine Chance. Sie wusste zwar genau, wie die Hölle aufgebaut war, die einzelnen Gänge und Facetten der Ringe kannte sie jedoch nicht. Für sie war die Hölle ein großer Raum, getrennt in 7 weite Ringe. Jeder beherrbergte die Seelen der Todsünden Zorn, Wollust, Völlerei, Neid, Faulheit, Geiz und Hochmut. Gerade sah Luciel es nicht wirklich ein, dass sie hier durch die Gänge irren musste. Sie war ein Erzengel! Und auch wenn sie eben gefallen war, so bestand sie weiterhin drauf, auch nicht behandelt zu werden, wie ein jämmerliches niederes Tier. »Deine Eitelkeit gefällt mir.«, hörte sie auf ein mal in ihrem Kopf. Es war die Stimme Luzifer's. »Ihr beobachtet mich also?« »Selbstverständlich, aber hier gehörst du nicht hin.«, plötzlich wurde alles unscharf und sie stand auf anderem Boden. Hier waren keine Gänge mehr. Um sie herum war eine enorm große Fläche und überall erstreckten sich verschiedene Gewächse, Bäume und andere, nicht wirklich Pflanzen ähnelnde, Gebilde über diese Ebene und jedes einzelne war wunderschön anzusehen. Das Licht schimmerte in den schönsten Farben und der Boden war ein riesiger Spiegel. »Hochmut. Hier gehörst du hin.«, Luzifer lachte. »Glaubt ihr ich sei eine Spielfigur, die man auf dem Feld schieben könne, wie es einem beliebt?«, selbst ihre Gedanken erzeugten einen sehr bissigen Ton. Eine Antwort bekam sie vorerst nicht. Das machte Luciel erneut wütend. Nie gab ihr jemand eine Antwort, lieber schoben sie sie umher und lachten darüber. Diese Götter, wie sie sie langsam verabscheute. Luzifer mischte sich erneut mit Lachen in ihre Gedanken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)