The Walking Dead von Yujo (Additional Character Sequence) ================================================================================ Kapitel 2: Some kind of Alienation..? ------------------------------------- Neben mir war es endlich still geworden, ich drehte mich etwas auf der unbequemen Pritsche zur Seite und sah, dass Andrea gleichmaessig atmete. Bis jetzt eben hatte sie noch leise geschluchzt, etwas hilflos hatte ich im Bett daneben gelegen und mich schlafend gestellt. Das schwache Licht, was aus dem Flur zu uns herueber drang beleuchtete ihr rot-fleckiges Gesicht. Sie hatte in den letzten Tagen viel durchmachen muessen. Ich wuenschte ihr, dass sie nun gut schlafen wuerde. Ich war jedoch nicht muede und fuhr mir mit der Hand uebers Gesicht. Vorhin hatten wir noch alle zusammen im grossen Aufenthaltsraum des CDC gesessen, der schrullige Doc sah vom Tischende aus zu, wie wir die Essensrationen verputzten und mehrere Flaschen Wein leerten. Ich sass neben Lori, Rick's Frau aber ich fand mit ihr keinen passenden Gespraechsstoff. Sie schien eine gute Mutter zu sein, doch ich konnte ihr distanziertes Verhalten ihrem eigenen Mann gegenueber einfach nicht deuten. Als Schriftstellerin hatte ich gelernt, die Leute genau zu beobachten und ihre Mimik und Gestik zu studieren. An diesem Abend schienen alle nur erleichtert und jeder von uns kehrte fuer nur ein paar Minuten in die Normalitaet zurueck. Es wurde ueber Essen und Trinken geredet, ueber Tischmanieren, das Wetter, Plaene fuer die Zukunft. Nur an diesem Abend, wo wir uns alle sicher und geborgen fuehlten, wollte keiner das Wort „Walker“ oder „Infektion“ erwaehnen. Es war uns allen klar, dass wir damit die gute Stimmung kippen wuerden. Deshalb wurde mehr getrunken als gegessen um nicht an die grauen letzten Tage zu denken. „Warum sind sie eigentlich nach Amerika zurueck gekommen, Celice? Wurden sie gar nicht in Deutschland gewarnt?“, fragte mich ploetzlich Glenn, der kleine Koreaner, der mir gleich gegenueber sass. „Genau so war es. Als ich im Flieger sass, hatte ich nicht mal die geringste Vorstellung davon, was hier vor sich ging. Bei meiner Ankunft habe ich die anfaenglichen Warnungen noch ignoriert und als uebliche Angst-Propaganda abgetan. Ich hatte eigentlich ein Interview mit einer amerikanischen Zeitschrift in Atlanta. Es ging um ein mehrwoechiges Projekt, aber ich wollte das sowieso nicht machen und bin jetzt ganz froh, dass mir das erspart geblieben ist...“, ich versuchte zu lachen, merkte aber, dass es mir schwer fiel. Jede Arbeit war angenehmer, als dieser taegliche Ueberlebenskampf. Die anderen nickten nur und Glenn schenkte mir ein Laecheln. Ich fuehlte mich als Aussenseiter in der Gruppe, nicht nur weil ich keine Amerikanerin war, sondern weil jeder in der Gruppe seine Aufgabe zu haben schien. Ich wusste nicht, warum man mir keinen speziellen Part zugewiesen hatte, entweder es lag daran, dass ich als Letzte zu der Gruppe gestossen war oder auch weil alle dachten, dass ich einen hoeheren Status inne haette. Als ich zum ersten Mal offenbarte, wer ich war, erhielt ich grosse Bewunderung und noch groesseres Schweigen. Alle kannten Celice, die Bestseller-Autorin, doch keiner schien bis jetzt geahnt zu haben, dass sie genau so ein Mensch war, wie jeder andere auch. Und das sie eines Tages auch mal in der Scheisse sitzen wuerde... Mein Blick wanderte jetzt rueber zu Daryl. Er sass etwas abseits von den anderen, mit einer Flasche Whiskey in der Hand die Beine gegen einen alten Hocker gestemmt. Als ich die Gruppe kennen lernte, war er der Einzige, der fragte, was ich den Besonderes getan haette. „Sie hat Buecher geschrieben, du Idiot.“, hatte Shane gesagt und liess es sich nicht nehmen hinzuzufuegen: „Aber das kannst du ja nicht wissen, wenn du noch nie ein Buch in der Hand hattest...“ Erneut trafen sich jetzt unsere Blicke, diesmal hielt er Stand, nahm noch einen Schluck aus der Flasche und neigte den Kopf dann leicht zur Seite. Mir wurde klar, dass ich doch nicht der einzige Aussenseiter war. Ich seufzte leise auf, ganz leise um Andrea nicht zu wecken. Obwohl ich mit Lori und Carol eine ganze Flasche Wein geleert hatte, war ich kein bisschen muede, mein Geist war hellwach und ich wuenschte mir fast schon mein Notizbuch zurueck, um die vergangen Tage in kurzen Stichpunkten festzuhalten. Wenn ich diese ganze Sache ueberleben sollte, dann wuerde ich das natuerlich auch niederschreiben, mir war das jetzt schon klar. Jedoch hatte ich meine Tasche auf dem Weg hierher verloren, vielleicht knabberte jetzt irgendein elender Walker an meinem verdammten Buch... Ich richtete mich leise auf und spaehte zur Tuer. Ich wusste nicht wie spaet es war, ich konnte nicht mal einschaetzen, ob es Tag oder Abend war. Als ich mich langsam erhob und bis zur Tuer vortastete, fuehlte ich mich wieder wie ein kleines Maedchen, dass nachts wach wurde, um sich ein Glas Wasser zu holen. Ich ergriff stattdessen die volle Flasche Tullamore Dew, die auf einer Kommode neben der Tuer stand. Der schrullige Doc hatte keine Medikamente da und auch kaum Essensvorraete. Aber er hatte eine richtige Ansammlung an Alkohol und ich fragte mich, was die Wissenschaftler schon vor dem Ausbruch der Seuche mit all dem Gesoeff vor hatten. Ich schlich mich nun aus dem Zimmer, hielt die Flasche fest in meiner schwitzigen Hand und lief den Gang hinunter. Daryl hatte ein Einzelzimmer bekommen, da ihn sonst niemand ertrug. Er war ein einfacher brutaler Mensch und er behandelte mich wie seinesgleichen. Vielleicht fuehlte ich mich deshalb zu ihm hingezogen. Waehrend ich mich noch fragte, ob er ueberhaupt noch wach war, stand ich schon ploetzlich vor seiner Tuer, unsicher ob ich klopfen sollte. Die Flasche in meiner Hand war angenehm kuehl, ich spuerte, dass ich leicht erhitzt war. Das Ende der Welt stand bevor, wir alle wussten nicht mehr, wie lange wir zu leben hatten. Warum zoegerte ich dann eigentlich noch? Ich hob die Hand und klopfte. Einmal, zweimal. Die Tuer wurde aufgerissen und Daryl Dixon sah mich ueberrascht an. „Ich dachte du kannst noch einen vertragen!“,sagte ich schnell und hielt ihm den irischen Whiskey unter die Nase. Er grinste: „Komm rein..!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)