GallowbirdS -white- von Kookoo (Niya x Sakito ... Rega x Haru ... Shizuku x Yuno) ================================================================================ Prolog: Urteil -------------- GallowbirdS -white- Folge 1 der GallowbirdS-Serie Prolog: -Urteil- ~ “Der Mensch ist ein Wesen, das Struktur und Gleichmäßigkeiten braucht. Er hat Angst vor Ausnahmen, obwohl er selbst für die Natur am meisten von allen Wesen aus der Reihe tanzt. Als Mensch hatte ich damals wenig Angst vor Ausnahmen, ich war selbst eine; eine Ausnahme, die einst gegen die Struktur agierte, und deshalb am Galgen ihr Leben ließ. Was führt die Gedanken des Menschen zu solchen Entschlüssen? Was sorgte für das Urteil, das Betreten des Schafotts, das große Finale? Diese Fragen dürfen einen Toten nicht quälen, sonst kommt er wieder zurück und sucht eine Antwort. Zu meiner Schande tu ich dies schon seit Jahrhunderten, ich muss gestehen, einer Antwort bin ich nicht fündig geworden... Wäre ich die alles entscheidende Falltüre, hätte ich einen lieblich-tödlichen Strick, gäbe es ein unterstützendes Plateau, würde ich vielleicht die Antwort erhalten, die Antwort in einer kleinen Revue, ein Marionettentheater, basierend auf den Schandflecken der Menschheit. Ich lade dich als Zuschauer ein, genieße oder hasse, aber sei mit allen Sinnen dabei, wenn der Vorhang aufgeht...“ ~ „Irgendwelche Wachbullen?“ „Im Korridor C ist einer, die Wärmebildkamera hat ihn erfasst, Contract D4 ist das Ziel, ich empfehle dir den Weg über Korridor A und dem Nebengang B8, um dahin zu kommen; da hat die Security schlichtweg geschlafen, als es um Aufnahmen ohne toten Winkel ging.“ „Lasermesser?“ „Sind inaktiv. An den Kameras lotse ich dich vorbei – eine Deaktivierung dieser hätte einen stillen Alarm ausgelöst.“ „Hervorragende Arbeit soweit, mein Lieber.“ „Für irgendwas muss ich mich doch revangieren, wenn du mir auf der Hinfahrt deinen Mund für andere Diversitäten zur Verfügung gelassen hast.“ „Tat ich gern... Dem Aperitif konnte ich nicht widerstehen.“ Ein vielsagendes Schmunzeln verbarg sich hinter dem schmalen Mikro, welches mit dem Headset verbunden war – die Szenerie spielte sich in einem Museum, beziehungsweise in einem weißen Audi Q7 in einer Seitenstraße, ab, ein typischer Einsatzfall der beiden Agierenden, ein wundervoller Abend konnte es werden. Im Museum war es dunkel, zu den Fenstern drang spärlich das Mondlicht, Vitrinen und Boden erwiderten jene Liebkosungen im silbernen Glanz. Ein Schatten schmiegte sich an die kalte Wand, bewegte sich geschmeidig und langsam zum nächsten Korridor, kniete sich in einer fließenden Bewegung auf den Boden, ehe er sich elegant und katzenartig weiter fortbewegte. „Sehr gut, Sakito. Drei Kacheln weiter gehst du zur anderen Wand. Bleib gebückt, so sieht sie dich nicht.“, drang es über die Kopfhörer an das Ohr der grazilen Gestalt, die der Forderung nach Plan Folge leistete. Zufrieden schnurrend lehnte sich die Person in ihrem Autositz zurück, stolz auf ihre hübsche Marionette im Museum, die sie über drei Monitore, welche im Wagencockpit montiert waren, beobachtete und dirigierte. Die schlanken Finger schoben ein paar hellblonde Strähnen unter dem Kopfhörer hervor, verschafften dem Mann etwas mehr Komfort, ehe er sich genüsslich eine Zigarette anzündete; es lief alles perfekt, nichts schien scheitern zu wollen, nichts schien schief gehen zu können, es war das Maximum ihrer bisherigen Diebstähle, wahre Kunst unter den teuren Objekten, an denen sich sein Partner vorbeischlich. „Sind wir in der Zeit, Niya?“, drang schließlich die leise Stimme des anderen durch das Headset an sein Ohr, sodass der Angesprochene langsam den blauen Dunst durch die vollen Lippen entließ. „Optimal. - Wäre dem nicht so, hätte ich mich schon gemeldet.“ „Charmant.“ „Ich weiß.“ Ein beinahe frivoles Smirken zierte die Lippen, ehe sie den Filter des Glimmstängels empfingen, derweil Niyas Blick kontrollierend über die Monitore huschte. Einer dieser switchte von der Wärmebildansicht in eine Kartenübersicht, die die Räume des Museums anzeigte, während einer ganz außen im Nachtmodus Sakitos Perspektive wiedergab. „Richtig, dieser Raum: Contract D4. Der Princess Kiss befindet sich genau in der Mitte davon. Jetzt geht es gleich auf Zeit, ich zähle herunter, dann knacke ich das interne Netz und die Kameras gehen aus. Vier Minuten und neununddreißig Sekunden, dann stehen die Bullen direkt neben dir, wenn du nicht schnell genug bist.“ „Um diese Uhrzeit schleichen die Deppen doch nur.“, flüsterte der Brünette ins Mikro, während seine dunklen Augen hochmütig aufblitzten, den Contract D4 anvisierten, der sich um der Ecke befand. „Vor dem Fall, mein Hübscher, vor dem Fall.“, belehrte Niya den Kleineren säuselnd ein Sprichwort andeutend. „Nimm dich in Acht, Sakito.“ Eleganter konnte der Angesprochene in diesem Moment nicht mit den Augen rollen, ehe er sich wieder gerade stehend an die kühle Wand presste und in den letzten toten Winkelabschnitt schritt. Niyas Ankündigungen waren eindeutig, er spürte das Adrenalin ansteigen und durch die Adern rauschen. Dem Anblick des in einem silbernen Kettenanhänger gebetteten Diamanten in den nächsten paar Sekunden stand nichts mehr im Wege – königlich-bissiger hätte kein materieller Kuss sein können... „Sieg oder Niederlage, Niya. Man sieht sich im nächsten Leben.“ Mit den Worten glitt der schmale Körper absolut lautlos um die Ecke, noch immer ungesehen von den Kameras, und wissend, dass gleich der alles entscheidende Countdown von der anzüglichen Stimme seines Partners über die Kopfhörer zu vernehmen sein würde. Die nächsten Minuten spielten sich irreal sowie surreal ab... „Was ist das?“, murmelte Niya irritiert, tippte derweil auf dem Laptop auf dem Beifahrersitz herum, so eben im Hackvorgang gefangen. „Die internen Kameras senden weder Bild noch den stillen Alarm.“ Starr stand Sakito im Übergang von B8 zu D4, fixierte schier überrumpelt das Bild vor sich, nur stumm Niyas Worte registrierend, die nichts Besseres zu verkünden hatten, als er es hätte tun können. Das war nicht Teil des Planes, nicht inbegriffen, nicht beabsichtigt und verdammt noch mal nicht verhindert worden. Niya hatte alles genau beobachtet – die beide machten in diesem Milieu nie Fehler; es war nur eine weitere Person im Museum und diese war, nach den Modulen, die ihnen zur Verfügung standen, weit entfernt von dem Ort, an dem sich Sakito befand. Welche Person drehte ihm dann gerade inmitten des Raumes den Rücken zu? Dem Hellblonden war das Bild nicht entgangen – er wusste seinen Liebsten zurzeit in Sicherheit, da die örtliche Polizei nichts mitbekommen konnte. Aber wen zeigte die Personal-Angle-Kamera, wen sah Sakito da an? Niya drückte am Wagencockpit zwei Schalter und erhaschte die Wärmebildansicht, schnalzte mit der Zunge. „Lass es eine Puppe sein, das Ding ist kalt wie eine Leiche.“, meinte er schließlich entnervt-beschwichtigend. Er ahnte nicht, dass es dem anderen eiskalt den Rücken hinablaufen ließ, als dieser den Atem anhielt und dennoch das charakteristische Geräusch einer typischen Atmung keine zehn Schritte vor sich vernahm. Handeln oder nicht handeln – man sah sich im nächsten Leben... Ohne jeglichen Geräusche nahm der Brünette den dumpfen, harten Gegenstand aus der Montur an seiner Hüfte, der für den totalen Notfall gedacht war – dem Selbsterhaltungstrieb und der Gier nach dem heißgeliebten Gegenstand hinter jenem 'Ding' erlegen, nannte es Sakitos Moralzentrum einen 'totalen Notfall'. Nicht einmal ein Atemzug, bis auf die des angepirschten Objektes, schnitt die Stille im Raum, sachte holte die rechte Hand aus, balancierte die Waffe knapp über Sakitos linken Schulter, ehe sich dessen Muskeln zu einem finalen Schlag anspannen wollten, da bohrte sich eine tiefe, ruhige Stimme in sein Gehör, dass er in jeder Bewegungsmöglichkeit einfror. „Macht dich der Princess Kiss so labil, dass du dafür töten würdest?“ Der Brünette entließ rasselnd die Luft aus seinen vor Schrecken schmerzenden Lungen, riss die Augen auf, ließ die Gestalt, die sich nach den gesprochenen Worten langsam zu ihm umdrehte, nicht aus den Augen. Die Asche fiel achtlos auf das Leder des Autositzes, während Niyas Blick gebannt auf einen Monitor gerichtet war, dem Gespräch gefesselt lauschend – noch nie war derartiges geschehen, noch nie... Es ging nicht mit greifbaren Dingen zu... „Wer...?“, kam es leise über Sakitos Lippen, allmählich die Anspannung im gesamten Leib wahrnehmend und zu lockern versuchend, jedoch bislang vergebens. „Euer Urteil wäre eine Antwort auf zwölf bereits gelungene Einbrüche, sehr kunstvoll und mit viel Feingefühl – eine führende Hand und eine Marionette, kreativ und talentiert, und das alle beide. Ein Entschluss und ihr kommt hier nicht mehr raus, ich entreiße euch jegliche Beherrschung des Theaters und verleihe mir die Macht über euren Sieg oder eure Niederlage zu bestimmen.“ Still stand jene Marionette vor der kleineren Person mit eindringlich kalten Augen, senkte den ungebrauchten Mordgegenstand, horchte den Worten. „Darf ich euch zu einem Spiel einladen? Mich sanft um eure Kehle legen und abwarten, was passiert?“ Verwundert blinzelte Niya, als er die Worte mitgehört hatte, und biss sich mit einem Anflug von Nervosität auf die Unterlippe, ehe er eingriff: „Geh, Sakito. Die Aktion endet hier und jetzt, der Typ hat sie doch nicht mehr alle.“ Darauf hatte jede Faser im Körper des Brünetten gewartet, stumm ließ er den Gegenstand wieder in der Montur an der Hüfte einrasten, drehte sich ein Stück von der unheimlichen Figur weg. Die Angst presste sich energisch und unnachgiebig gegen die Innenwände seiner Kehle, im Pulstakt des überforderten Muskels in seiner Brust, doch trotz alledem sprach er gelassen: „Hör zu, machen wir einfach Feierabend und alles bleibt, wie es ist.“ „Du distanzierst dich auch nur einen Schritt und ihr landet beide im Gefängnis.“ Stille trat ein, mit ihr kam die harte Gewissheit, diese wurde vom kalten Zwang und Furcht begleitet – alles legte sich in schwerfällig dicklicher Substanz über sie, drückte Sakitos Schultern fast über das Mentale hinaus herab, aber er hielt stand. Das Gefühl beschrieb nur eine einzige Tatsache: Das Pärchen hatte keine andere Wahl. Von dem Kleineren ging eine düstere Aura aus, mit einem wissenden, bösen Lächeln auf den hübschen Lippen. „Und langsam schlang sich der Strick um den Hals...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)